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The other side of Life

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Ein folgenschwerer Diebstahl

So kinder XD es geht weiter noch mal schön jedes einzelne chap hochladen darum fehlt jetzt noch dazwischen was XD aber ich arbeite dran

bis bald Uri-chan
 


 

Man schrieb das Jahr 1800 als meine Eltern William und Silvia Wellesley vor der Küste von England ertranken und mich und meine beiden Brüder Cassie und Frederick zurück ließen. Um in der gnadenlosen Welt der Straßenkinder zu überleben waren wir gezwungen zu stehlen. Wir leben nun schon seit ganzen acht Jahren auf der Straße, obwohl es in zwischen selbstverständlich ist, fällt es mir manchmal immer noch schwer zu glauben, dass das Alles nicht nur ein böser Traum ist.

Wir wurden aus unserem sicheren und angenehmen Leben einer reichen Stadtfamilie in das harte und schwere Leben der Obdachlosen und Waisenkinder geschleudert. Von heute auf morgen hatte sich unser gesamtes Leben total geändert.

Während Straßenkinder in meinem Alter schon so abgebrüht wie Erwachsene sind, war ich damals mit meinen acht Jahren noch ein richtiges Kind für mich bestand die Welt nur aus der heilen glücklichen Familie. So etwas wie Hunger und Armut sah ich zwar jeden Tag auf der Straße, doch es passte nicht in mein heiles Weltbild und ich ignorierte es einfach ohne nach dem Warum und Wieso zu fragen.

Ich schrecke zusammen als eine Hand mich an der Schulter berührt. Es ist Cassie, mein ein Jahr älterer Bruder. "Wollen wir los? Zur Arbeit?" fragt er mit einem schrägen Lächeln. Diese "Arbeit" wie er es nennt ist schlicht und einfach Diebstahl. Wir haben uns auf Taschendiebstahl spezialisiert. Doch unser noch immer vorhandener Stolz verbietet es uns es beim Namen zu nennen.

Cassie sieht für seine siebzehn Jahre ziemlich erwachsen aus, doch in seinen Augen liegt noch immer der jugendliche Schalk. Er ist es der mich zum Lachen bringt, wenn ich traurig bin und nicht weiter weiß.

Ich richte mich auf und strecke meine schmerzenden Gliedmaßen.

Ich hülle mich in meinen kaputten und dreckigen Lumpen, der meine Statur verdecken und Leute davor abschrecken soll mich fest zu halten. Obwohl ich weiß, dass es nicht zu vermeiden ist, kostet es mich eine ordentlich Portion Überwindung den Lumpen über zu streifen. Schon bei dem Gedanken was für Getier in meiner Kleidung und meinen Haaren lebt, schaudert es mich. Ich schüttele den Gedanken ab und konzentriere mich auf unser Vorhaben.

Ich muss mich beeilen um mit Cassie Schritt zu halten, denn er legt ein ordentliches Tempo vor.

Kaum auf dem Covent Garden, einem großen Marktplatz, angekommen, schauen wir uns nach einem geeigneten Opfer um. Heute scheint nicht unser Tag zu sein, denn es dauert eine geschlagene Stunde bis eine Pferdedroschke im scharfen Trapp vorfährt und vor einem großen weißen Haus hält.

Kaum steigt der Mann aus der Droschke ist klar, dass er unser Abendessen finanzieren wird.

Jetzt müssen wir uns beeilen. Bevor der Mann die Türklopfer betätigt muss ich ihn angesprochen haben und in ein Gespräch verwickeln.

Ich laufe los und stoße auf meinem Weg durch die Schar aus Dienstmädchen die anderen Bettler, die auch den Mann entdeckt haben, um. Ich erreiche ihn grade als er seinen Fuß auf die erste Treppenstufe setzten will. "Sir, warten sie, Sir!" spreche ich ihn an.

Ich mustere ihn eine Sekunde lang. Er macht nicht den Eindruck von einem Mann der aus Mitleid ein paar Penny springen lässt. Also wäre es sinnlos ihn durch betteln abzulenken.

Ich würde höchstens einen Tritt kassieren.

Schweren Herzens sehe ich ein, dass ich wohl oder übel in die Rolle einer Dirne schlüpfen muss.

Also gebe ich meiner Stimme den einschmeichelnden Klang der für Leute der Branche so typisch ist. "Sir, sie sind doch sicher müde von der Reise, Sir. Wollen sie sich nicht ein wenig in unserem bescheidenen Haus entspannen? Es wird ihnen an nichts fehlen. Unsere beliebtesten Mädchen sind noch frei heute, sie haben die freie Auswahl, Sir." Rede ich auf ihn ein. Aus den Augenwinkeln sehe ich wie Cassie vorsichtig seine Hand nach der Manteltasche ausstreckt. Grade als der Mann sich wieder weg drehen will rede ich wieder los. Ich muss nur noch wenige Sekunden meine verhasste Rolle spielen. "Sir, sie bekommen auch einen Rabatt, weil sie es sind, Sir. Es wäre uns eine Ehr, Sir." Da! Endlich Cassie hat seine Börse gefunden und aus seiner Tasche gezogen. Und das keine Sekunde zu früh. "Verschwinde!" zischt der Mann und macht eine Handbewegung, als ob er eine lästige Fliege verscheuchen wollte.

Grade als ich mich umdrehe, um Cassie im Schatten der dunklen Gassen zu treffen, nehme ich eine Bewegung aus den Augenwinkeln war.

Ich schnelle herum und starre angestrengt auf eins der Fenster. Hat sich da nicht grade was bewegt? Mir war als hätte jemand die Vorhänge wieder zu gleiten lassen. Aber ich kann nichts entdecken. Meine Güte, meine Nerven sind auch nicht mehr das was sie mal waren.

Cassie wartet bereits auf mich. "Na, Schwesterherz. Das war ja mal wieder eine gelungene Vorstellung." Grinst er. "Sie bekommen auch einen Rabatt, Sir. Unsere besten Mädchen warten auf sie, Sir!" amt er meine Stimme nach. Ich muss unwillkürlich lachen. "Cassie ich finde das überhaupt nicht komisch. Es macht mich krank, wenn ich das tun muss." Schmunzele ich. Er wird sofort ernst. "Ich weiß. Es tut mir auch leid, dass es so kommen musste, aber wenn wir unser Schicksal schon nicht ändern können, dann sollten wir wenigstens darüber lachen. Findest du nicht?" Ich nicke nur und schmiege mich kurz an ihn und genieße die Sicherheit, die von meinem großen Bruder ausgeht.

Genau diese Art von Humor und Leichtigkeit ist es, die ich so an ihm liebe und die mir schon oft das Leben leichter gemacht hat. Er küsst mich auf die Stirn und gibt mir einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter und verschwindet, um mit dem geklauten Geld etwas Gemüse zu kaufen.

Gedankenverloren schlendere ich durch eine Gasse, als sich plötzlich eine Hand über meinen Mund legt und ich in eine dunkle Gasse gezerrt werde. Mein erster Gedanke ist, dass es sich um irgendwelche Betrunkene handeln muss. Doch es sind keine rauen Arbeiterhände, die mich packen, sondern sie sind frei von Schwielen und fühlen sich weich und zart an.

Im halbdunkeln der Gasse erkenne ich einen Jungen von ungefähr siebzehn Jahren. "Ich kann dich ins Gefängnis bringen, wenn du schreist. Also bist du ruhig, wenn ich dir den Mund frei gebe?" Ich kann nur nicken, da er seine Hand immer noch fest auf meinen Mund presst.

"Beantwortest du mir meine Fragen im Tausch gegen deine Freiheit?" Wieder nicke ich nur.

Endlich nimmt er vorsichtig seine Hand von meinem Mund. Ich gehe schnell einen Schritt von ihm weg. Als er meine Bewegung sieht muss er grinsen. Diese Geste schürt meinen Hass auf ihn ungemein. Ich fühle mich so hilflos und ausgeliefert und auf der Straße kann das tödlich sein.

"Wie heißt du?" mit dieser Frage reißt er mich aus meinen Gedanken. "Wie bitte?" frage ich ungläubig. "Ich hab dich gefragt wie du heißt." Ich habe das Gefühl bei diesem Kerl läuft ganz gehörig was schief. Erst schleppt er mich in eine dunkle Gasse und fordert Antworten gegen meine Freiheit und jetzt will er wissen wie ich heiße? Er wird ungeduldig. Ich sehe es ihm an, denn er wippt mit einem Fuß auf und ab und schaut mich fordernd an.

"Mein Name ist Marry-Lou Wellesley." Antworte ich stolz. Dieser Name ist das einzigste, was noch auf meine Abkunft hinweist. Es ist schon sehr lange her das ich diesen Namen gelesen, geschweige denn ausgesprochen habe. Jetzt nennen mich alle nur noch Lou. Von meinem für Arme untypischen Namen überrascht starrt der Junge mich an.

Das ist die Gelegenheit um von diesem Kerl weg zu kommen. Jetzt oder Nie! Also drehe ich mich ohne zu zögern um und laufe in die Dunkelheit. Er macht auch nicht die geringsten Anstallten mich an meiner Flucht zu hindern. Der Schreck sitzt mir noch in den Knochen, so dass ich noch immer zittere, als ich in unserem Versteck, das etwas zwei Kilometer vom Markt entfernt in Saffron Hill liegt, ankomme. Saffron Hill ist ein für die vielen Taschendiebe bekanntes Viertel. Cassie und Frederick sind noch nicht wieder zurück und so gehe ich allein schlafen. Kaum habe ich mich auf meinem harten Lager ausgestreckt überfällt mich eine bleierne Müdigkeit und ich schlafe sofort ein.
 

~********~

Liebes Tagebuch,

Ich habe heute wie so oft am Fenster gesessen und sie beobachtet. Obwohl sie nur ein einfaches Straßenmädchen ist, fesselt mich ihre Art zu gehen, ihre Art wie sie sich bewegt.

Leicht und geschmeidig wie ein Raubtier auf Beutezug. Während ich sie heute beobachtet habe, kam mir ein genialer Gedanke. Endlich habe ich einen Weg gefunden mit ihr zu reden ohne mir eine Blöße zu geben. Als sie den Marktplatz verlassen hat bin ich ihr ein Stück gefolgt und habe mich in einer Seitengasse versteckt, an der sie meiner Schätzung nach vorbeikommen müsste. Und tatsächlich ich habe keine zehn Minuten gewartet, als sie an der Gasse vorbei geschlendert kam. Sie war so in Gedanken versunken, dass es mir ein leichtes war ihr den Mund zu zuhalten und sie in die dunkle Gasse zu schleppen.

Dann habe ich einfach so getan, als wäre ich mir ganz und gar sicher, dass ich sie in der Hand habe und habe ihr einen Handel vorgeschlagen. Ihren Namen gegen ihre Freiheit.

Sie war so überrascht, dass sie eingewilligt hat.

Sie heißt Marry-Lou Wellesley!! Anscheinend stammt sie von einer einflussreichen Familie ab, wenigstens lässt das ihr Name vermuten.

Ihre eisblauen Augen stehen in einem wunderbaren Kontrast zu ihrem langen schwarzen Haar. Ich war von ihrem Anblick so gefesselt, dass ich noch Minuten lang, nachdem sie verschwunden ist, in die Dunkelheit gestarrt habe. Ich werde Marry-Lou wieder sehen und sie wird mein sein. Jetzt brauche ich nur noch eine gute Rechtfertigung, um mich mit einem Straßenmädchen abzugeben. Ich denke es wäre eine gute Idee ihr einen Diebstahl

anzuhängen.... oder nein vielleicht sollte ich doch lieber vor meinem Stand behaupten sie wäre von einem Bordell geschickt worden? Na ja, das werde ich mir noch heute Nacht überlegen.

Ich werde weiter von meinen Kontaktversuchen beim Objekt Marry-Lou berichten.
 

Jack Lodegrave
 

~********~

Eine Flucht oder eine Jagd

Gut das hier ist Chap 2 nicht wundern bitte... hab ein bisschen mist gebaut ;_; aber wie gesagt man arbeitet dran...
 

Kaum bin ich eingeschlafen, da plagen mich auch schon Alpträume.

In meinem Traum bin ich wieder sieben Jahre alt und vor dem Jungen, den ich heute getroffen habe, auf der Flucht. Ich renne so schnell ich kann, doch egal welchen Weg ich auch nehme, ich scheine immer im Kreis zu laufen. Auch der Abstand zu dem Jungen wird nicht größer, sondern scheint sich ehr zu verkleinern.

Ich schreie laut auf, als mich der Junge erreicht hat und an der Schulter packt.

Ich reiße die Augen auf und sehe direkt in Cassies Gesicht. Vor Erleichterung schießen mir die Tränen in die Augen. Also war es doch nur ein böser Traum. Ein Glück, dass Cassie da ist und auf mich aufpasst. Ohne zu zögern legt er seine Arme um mich und wiegt mich wie ein kleines Kind in den Schlaf. Schon nach zwei Minuten falle ich in einen tiefen und diesmal traumlosen Schlaf.

Als ich wieder aufwache, sind Cassie und Frederick schon wieder unterwegs. Ich gehe nicht immer zusammen mit meinem Bruder zur "Arbeit". Zwar ist es alleine gefährlicher, aber es bringt auch mehr Beute und erhöht somit die Chance mal mehr oder weniger satt zu werden.

Heute ist Sonntag und die Leute sind besonders spendabel, also richte ich meine Schritte in Richtung der St. Paul´s Kathedrale. Ich wandere durch Gassen in denen es nie heller wird als die Dämmerung und gehe dann über den großen Marktplatz um zur Paternoster Row zu gelangen.

Ich weiß das es eine Sünde ist zu stehlen und noch dazu in einem Haus Gottes, aber vom Glauben allein wird man auch nicht satt. Das habe ich in den letzten acht Jahren lernen müssen.

Ich bin in Gedanken immer noch bei unserer Mutter, wie sie uns abends aus der Bibel vorgelesen hat und wir zusammen Kirchenlieder gesungen haben, als ich eine bekannte Stimme meinen Namen rufen höre. Ich höre die Stimme noch mal rufen und drehe mich in die Richtung, aus der die Stimme kam, um. Was oder besser Wen ich erblicke lässt mir mein Blut in den Adern gefrieren. Ich sehe wie der Junge vom Vortag, von dem ich geträumt habe, aus dem großen Haus gelaufen kommt und direkt auf mich zu hält.

Ich bleibe vor Schreck noch ein paar wertvolle Sekunden stehen, dann drehe ich mich auf dem Absatz um und renne ohne zu überlegen los. Und wie in meinem Traum folgt der Typ mir. Es ist echt nicht zum aushalten, denn ich habe doch wirklich die Orientierung verloren. Und das passiert mir, einem Londoner Straßenkind, nur weil ein reicher Schnösel mir hinterher läuft? Meine Güte, das klingt ja als wäre ich stolz darauf ein Straßenkind zu sein.

Obwohl ich ja eigentlich einen Grund habe stolz zu sein. Immerhin haben wir es acht Jahre lang geschafft zu überleben und das, obwohl der Älteste von uns grade zwölf war. Ich biege grade um eine Ecke, da sehe ich ein altes verfallenes Haus. Jetzt weiß ich wo ich bin. Hier, in den Seven Dials, einer berüchtigten Gegend in der meistens arme irische Einwanderer leben, habe ich früher versucht mit meinen Brüdern zu überleben.

Ich drehe mich um und sehe das der Typ mich noch immer hartnäckig verfolgt. Wenn ich noch weiter laufe, kann ich ihn bald abhängen, denn lange hält er das Tempo nicht mehr durch. Die feinen Herrschaften haben ja was besseres zu tun als den ganzen Tag durch die Straßen zu hetzen, um vor den anderen an den Mülltonnen der guten Restaurants zu sein, damit man noch etwas von den Abfällen abbekommt. Ja, das Leben auf der Straße ist hart, vor allem im Winter, doch es öffnet einem auch die Augen für die kleinen Wunder des Lebens.

Denn man lernt für jeden Bissen den man zu essen bekommt dankbar zu sein und jede Stunde die man überlebt ist wie ein riesiges Geschenk.

Auf ein Mal renne ich gegen Jemanden. Ich war so in Gedanken, dass ich nicht bemerkt habe, dass dort jemand stand. Ich murmle eine Entschuldigung und will mich vorbei schieben, als ich zurück gestoßen werde. Ich sehe überrascht auf und sehe in das Gesicht von einem Anführer einer Bande, wegen der wir früher aus den Seven Dials fliehen mussten.. Jetzt heißt es entweder kämpfen oder laufen so schnell ich kann. Ich höre Schritte durch die Straße hallen und jetzt fällt es mir wieder ein:

Ich werde ja von diesem Schnösel verfolgt.

Ich könnte ihn ja her locken und so die Bande ablenken und mich von ihm befreien. Andererseits würden sie so von meiner Flucht profitieren und das gilt es zu vermeiden.

Also mache ich auf dem Absatz kehrt und laufe beinahe diesem unangenehmen Typen in die Arme. Ich weiche im letzten Moment aus und renne so schnell ich kann, nur damit der Abstand zwischen uns wieder größer wird. In meiner Hast biege ich eine Straße zu früh ab und stehe auf einmal vor einer Hauswand. So ein Mist! Das musste ja unbedingt jetzt passieren, dass ich in eine Sackgasse renne.

Ich will grade wieder aus der Sackgasse rennen, als der Junge vor mir steht und mit den Fluchtweg versperrt. "Keine Angst, sie verfolgen dich nicht." Bringt er zwischen zwei Atemzügen hervor. Für einen reichen Schnösel ist er ganz gut in Form.

" Ich laufe nicht vor der Bande Versagern, sondern vor dir weg!" fauche ich und weiche ein paar Schritte vor ihm zurück. Er folgt mir in die Sackgasse. " Ich will dir nichts tun. Übrigens heiße ich Jack." "Und darum verfolgst du mich? Nur um mir zu sagen, dass du Jack heißt?!" frage ich ungläubig. Das meint er doch nicht ernst. Er hetzt mich doch nicht durch halb London, nur um mir mitzuteilen wie er heißt. Fehlt nur noch, dass er mich für eine Einladung zum Tee vor Gericht schleift. Wo wir grade beim Thema sind, ich erinnere mich nicht mehr an den Geschmack von Tee. Seit Jahren ist Regenwasser aus den Pfützen alles was ich zu trinken bekomme. Plötzlich werde ich mir meiner misslichen Lage wieder bewusst. In die Ecke gedrängt von einem Typen, der mich Jagd wie eine Schwerverbrecherin nur um mir zu sagen wie er heißt. Wie heißt es so schön? Angriff ist die beste Verteidigung? Dann mal los.

Ich stoße ihn grob gegen die Wand und lasse ihn den Stahl meines Dolches, der das letzte Zeugnis unseres ehemaligen Reichtums ist, an seiner Kehle spüren. Trotz meiner aufgesetzten Kühle, habe ich noch immer Angst vor ihm. Ich würde nicht zögern ihm die Kehle durch zu schneiden, sollte er einen Fehler begehen und mich unterschätzen, denn schon für Diebstahl ist mir die Todesstrafe und die Hölle sicher. Was habe ich also zu verlieren? Nichts, außer einen äußerst nervigen Jungen, der mir auch noch gefährlich werden kann. Denn inzwischen bin ich mir fast sicher, dass er meinen und Cassies Diebstahl aus dem Fenster beobachtet hat. Das würde auf jeden Fall die Bewegung der Vorhänge erklären, die ich gesehen habe.

Mein Dolch an seiner Kehle tut anscheinend seine Wirkung, denn Jack versteift sich und lässt sich von mir an die Wand drücken. "Ich habe dir nichts getan, also lass mich in Ruhe."

"Aber du hast meinen Onkel bestohlen." Also doch! Er hat es gesehen. Aber warum hat er sie nicht gleich an die Polizei verpfiffen? "Und was willst du jetzt tun? Im Moment bist wohl nicht grade in der Lage mir zu drohen." "Ich? Was sollte ich schon tun? Ich werde nach Hause gehen und meinen Eltern irgendetwas vorlügen wo ich gewesen bin." "Du willst also nicht zur Polizei gehen?" frage ich vorsichtig. "Nein. Du warst ja so kooperativ mir deinen Namen zu nennen und mich dir vorstellen zu lassen. Also sind wir quitt." Antwortete er ganz ruhig. Schnell nehme ich den Dolch von seiner Kehle und verschwinde aus der Gasse. Ich nehme den größten Umweg zur Kirche den es gibt.

Immerhin kann ich ja nicht mit leeren Händen in unser Versteck zurückkehren.
 

~********~
 

Liebes Tagebuch,

als ich sie über den Platz vor unserem Haus gehen sah, bin ich sofort nach draußen gerannt um mit ihr zu reden. Allerdings ist sie vor mit weggelaufen und ich musste ihr durch die halbe Stadt folgen. Als ich sie endlich eingeholt hatte, hatte sie doch allen Ernstes Angst vor mir.

Doch dann hat sie mich angegriffen. Sie stieß mich gegen die Wand und bedrohte mich mit einem Messer oder etwas ähnlichem. Endlich konnte ich ihr meinen Namen nennen. Damit ist die erste Phase der Kontaktaufnahme mehr oder weniger erfolgreich abgeschlossen.

Doch leider musste ich meinen Trumpf auf Grund ihrer Aggressivität schon jetzt ausspielen.

Außerdem schien es sie nicht wirklich zu überraschen, ich denke sie hat den Ernst der Lage nicht begriffen. Ich versicherte ihr zwar nicht zur Polizei zu gehen, doch ich denke mein

Wissen um ihre Tat ist ein gutes Druckmittel.

Kaum war sie verschwunden, befand ich mich in der äußerst bescheidenen Lage nicht zu wissen, wo ich war. Ich gedachte erst zu diesem Straßenpack zurückzukehren und mich nachdem Weg zu erkundigen. Doch das schien mir dann doch meines Ranges unwürdig.

Also musste ich wohl oder übel selbst den Weg zurück finden. Es endete damit, dass ich

Zwei Stunden durch die Zwielichtesten Gegenden dieser Stadt irrte. Unter anderem wurde ich von freilaufenden Kötern gejagt. Doch der wohl widerlichste Anblick war, als ich beobachten musste, wie ein Haufen Penner eine Mülltonne plünderten und die Abfälle in sich reinstopften, als gäbe es nicht genug Essen auf dieser Welt.

Dieser Anblick wurde nur von einem Mädchen von etwa fünfzehn Jahren geschlagen, als sie ihr Niederkunft mitten auf der Straße im Dreck vollbrachte.

Nun bin ich froh gewaschen zu sein und mich wieder in der Zivilisation zu befinden.

Aber ich muss Schluss machen, das Abendessen ist angerichtet.
 

Jack Lodegrave
 

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Gefangen!

Tja Chap 3 hochgeladen XD wie gesagt langsam nährn wir uns dem aktuellen chap, dass ihr noch unter epilog findet... wir dsich aber auch ändern wenn ich das chaos hier beseitigt habe
 

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Ich bin diesem Jack entkommen. Ein Glück! Zur Entschädigung für diesen Stress war meine Beute in der Kirche dann auch entsprechend gut. Wir konnten uns sogar ein kleines Stück Schinken leisten. Und das soll was heißen, denn Fleisch ist das teuerste was es gibt und für Straßenkinder eigentlich nicht bezahlbar. "Das muss an unserem adligen Blut liegen." Hatte Cassie gescherzt. Sogar Frederick ist gut gelaunt und sitzt lachend mit uns am Feuer.

Normalerweise ist mein ältester Bruder Frederick sehr ernst und scheint immer zu unsere Finanzen zu überwachen. Obwohl er ein ungeheurer Schussel ist, sorgt er sich sehr um unser Wohl und arbeitet und klaut auf einmal um uns mehr schlecht als recht durch den Winter zu bringen.

Doch heute Abend ist sein Gesicht einmal entspannt und nur noch eine kleine Falte auf seiner Stirn zeugt von seinen Sorgen. Wir scherzen und lachen fast die halbe Nacht durch.

Am nächsten Morgen hat auch Frederick die Realität wieder eingeholt, denn er weckt mich und Cassie noch früher als gewöhnlich. "Wir müssen die Verschwendungen von gestern wieder rein bekommen." Sagt er streng, als Cassie sich unwillig brummend wieder umdreht und weiter schlafen will. "Schon gut! Schon gut! Ich steh ja schon auf, aber verschone mich mit deiner Wir-leben-in-Armut-und-müssen-jeden-Penny-zehnmal-umdrehen-Predigt, ok?!!" faucht Cassie. Genau wie ich ist er ein ausgesprochener Morgenmuffel, nur dass ich mich gegenüber Frederick im Griff habe.

Seit einigen Tagen habe ich Jack nicht mehr gesehen. Trotzdem versuche ich den Markt und die Umgebung zu meiden, denn ich könnte wetten, dass er den ganzen Tag aus dem Fenster starrt und nach mir Ausschau hält.

Doch heute nach gut zwei Wochen Ruhe muss ich mit meinen Brüdern auf den Markt, denn Frederick hat bei seiner Arbeit in den Docks erfahren, dass heute einer aus den reichen Familien, die in den Adelphi nahe dem Covert Garden leben, eine Gesellschaft gibt. Folglich wird dort heute viel zu holen sein.. Frederick bekommt bei seiner Arbeit nicht nur Geld, sondern auch wertvolle Informationen. Ich lenke das Opfer ab, Frederick steht bereit um Zeit zuschinden, falls es nötig wird und Cassie holt die Geldbörse aus der Tasche.

Doch auf einmal dreht sich der Mann um und packt Cassie und mich am Arm. Sein Griff ist fest und tut weh. Seine Finger bohren sich in meinen Arm. Auf einmal ist Frederick da und reißt mich aus seiner Umklammerung, doch darauf scheint der Mann nur gewartet zu haben.

"Hilfe! Ich habe hier Taschendiebe gefangen! So helfen sie mir doch! Ich zahle auch einen Schilling für jeden!" Auf einmal kommen von allen Seiten Leute, die uns packen und brutal festhalten. Innerhalb weniger Sekunden sind wir umzingelt. Ein Mann der mich gepackt hat läst seine dreckige Hand von meinem Oberarm über meine Brust gleiten.

Seine Berührungen rufen einen Brechreiz in mir hervor wie ich ihn selten erlebt habe. "Hilfe!" zische ich aus den Mundwinkeln, damit nur meine Brüder mich hören. Frederick und Cassie sehen gleichzeitig zu mir und ich sehe wie sich der sonst so sanfte Ausdruck auf Cassies Gesicht in blanken Hass wandelt. Bevor ich irgendetwas tun kann, hat er dem Mann, der mich festhält, schon seine Faust ins Gesicht gerammt. Der Mann lässt mich mit einem Schmerzensschrei los und aus seiner Nase fließt Blut.

Frederick nutz die Gunst der Stunde und packt mich an der Hüfte. Mit einem kräftigen Ruck wirft er mich einfach über die Menschenmenge hinweg. Da seine Muskeln von der harten Arbeit gestählt sind und ich durch den Hunger ein echtes Fliegengewicht bin, schleudert er mich sogar ein paar Meter weiter, als nötig gewesen wären.

Als ich auf das harte Kopfsteinpflaster aufpralle, sehe ich für einen Moment Sterne, doch ich rappele mich sofort auf und renne um mein Leben. Diesmal ist es wirklich ein Lauf um mein Leben, denn sollten sie mich fassen, werde ich wahrscheinlich gehängt. Denn ab sechzehn Jahren ist kann man zum Tode verurteilt werden und auf Taschendiebstahl steht der Tod durch Erhängen.

Ich renne so schnell ich kann durch die engsten und dunkelsten Gassen.

Am Echo das von den Häuserwänden wieder tönt höre ich das meine Verfolger langsamer werden. Wenn ich jetzt noch einen drauf setzte, kriegen sie mich nicht.

Also biege ich nach rechts ab und sprinte auf eine Hauswand zu. Ich nutze meinen Anlauf um ein Stück an der Wand hoch zu laufen und mich so auf eine Mauervorsprung zu ziehen.

Dann öffne ich eins der alten Fenster und springe hinein. Kaum habe ich das Fenster von innen verriegelt, höre ich draußen die Stimmen des auf gebrachten Mops. Ich rennen die Treppen hinauf. Oben steige ich durch ein Seitenfenster auf das Dach des Nebenhauses und laufe auf den Dächern weiter. Nach dem ich ungefähr zwei Stadtviertel auf diese Weise hinter mir gelassen habe, klettere ich vorsichtig eine Regenrinne herunter. Ich suche mir einen ruhigen Winkel und lehne mich mit zitternden Beinen an die Mauer.

Nach einer Weile habe ich mich so weit erholt, dass ich das Gefühl habe wieder gehen zu können. Ich muss raus aus der Stadt. Erst mal untertauchen.

Ich wähle den Weg durch die engsten und dunkelsten Gassen, bis ich an der Westminster Bridge lande. Ich folge der Straße solange, bis die Gegend weniger dicht besiedelt ist und die Stadt langsam in Dörfern ausläuft.

Mit letzter Kraft schleppe ich mich in einen alten, verlassenen Schuppen, wo ich auf der Stelle einschlafe.

Als ich mit schmerzenden Gliedern aufwache, bricht die grausame Realität über mich herein.

Bei dem Gedanken an meine Brüder krampft sich mein Herz zusammen und ich habe das Gefühl einfach jetzt zu sterben. Nun sind auch die letzten Menschen die mir wichtig waren fort. In mir wollen Tränen aufsteigen, doch ich kämpfe sie nieder. Wer weint ist schwach. Das ist eine der wichtigsten Regeln. Also werde ich nicht weinen. Doch es gibt keine Hoffnung auf Rettung für meine Geschwister. Sie sind auf frischer Tat ertappt worden und Geld für einen Anwalt haben wir auch nicht. Außerdem scheint der Staat interessiert daran zu sein die Zahl der Straßenkinder möglichst klein zu halten.

Ich sollte zusehen, dass ihr Opfer nicht umsonst war und meine Hunger bekämpfen.

Mit einem Seufzen erhebe ich mich und öffne vorsichtig die Schuppentür.

Überrascht bemerke ich das es Nacht ist. Wie lange ich wohl geschlafen habe? Es mag kaltblütig scheinen, dass ich einfach so weiter mache, als wäre nichts gewesen. Es ist nicht so, dass mir das Schicksal meiner Brüder nichts ausmachen würde. Im Gegenteil, ich fühle mich leer und ausgelaugt, aber es nützt nichts jetzt zu weinen. Es gibt wichtigeres zu tun.

Ich bemerke erfreut, dass meine Umgebung aus Rübenfeldern besteht und diese zum Glück auch reif sind. Mein Überleben sollte erst mal gesichert sein. Ich ziehe vier von den Rüben aus dem Feld und trage sie in die Holzhütte. In der Hütte riecht es modrig, doch in einer Ecke liegen ein paar alte Kartoffelsäcke. Ich bereite mir ein relativ komfortables Lager.

Nachdem ich die Rüben gegessen habe, sinke ich völlig erschöpft auf mein Lager.
 

Jetzt lebe ich schon eine Weile außerhalb der Stadt, doch ich werde morgen wieder in die Stadt zurückkehren, denn die Rübenfelder sind abgeerntet worden und ich finde nichts essbares.

Also werde ich zurückkehren und mich noch ein wenig bedeckt halten.

Am nächsten morgen breche ich auf, denn ich bin früh aufgewacht, da ich mal wieder von dem Mann geträumt habe, der mich begrabscht hat, als ich mit meinen Brüdern gefangen wurde. Meine Brüder! Bei dem Gedanken an sie zieht sich mein Herz krampfhaft zusammen.

Ich vermisse sie sehr. Vor allem Cassie, der mich immer getröstet hat und wohl auch bei der Sache mit dem Mann, die mich jetzt schon so lange quält, Abhilfe schaffen könnte.
 

~********~
 

Liebes Tagebuch,

dieses Mal kann ich nicht viel über mein Studienobjekt berichten. Obwohl das wenige sehr entscheidend ist. Als ich Marry-Lou wieder von meinem Fenster aus beobachtet habe, konnte ich ihr Vorgehen bei Taschendiebstählen genau analysieren. Erst lenkt sie die Opfer ab, während sich ein Junge, der der Ähnlichkeit nach ihr Bruder ist, von hinten nähert und den eigentlichen Diebstahl durchführt.

Während ich meine Beobachtungen durchführet, wurden sie überrascht und von der Menschenmenge umzingelt.

Die Familienbande von Menschen niederen Ranges müssen sehr ausgeprägt sein, denn ihre Brüder halfen ihr zu entkommen ohne auf ihr eigenes Wohl zu achten.

Doch sie lief einfach los ohne noch einen Blick auf ihre Brüder zu vergeuden.

Ohne Rücksicht auf deren Schicksal, das nicht grade rosig war, denn sie wurden zur Strafe zusammen geschlagen bis der eine zusammen brach.

Doch mein größeres Problem ist, dass mein Versuchsobjekt fort ist und bisher ( zehn Tage später) nicht wieder aufgetaucht ist. Ich glaube nicht, dass sie gefangen wurde, dazu scheint sie mir zu ausdauernd, wie ich schon am eigenen Leib erfahren habe. Außerdem hätten die Leute sie bestimmt zurück gebracht um sich an ihrer Beute zu ergötzen.

Ich werde dir bald wieder berichten. Bis dahin
 

Jack Lodegrave
 

~********~

Die Rückkehr

Ich bin grade in der Stadt angekommen. Doch ich muss feststellen, dass mein Plan erst in anderen Stadtteilen zu leben, wohl nur begrenzt umsetzbar ist. Da einige Gangs wieder Krieg führen, ist es für Außenstehende unheimlich gefährlich, zwischen die Fronten zu geraten.

Doch erst einmal lasse ich mich in einem verlassenem Lagerhaus nieder.

Das Überleben ist schwer geworden, denn ich muss aufpassen, dass ich nicht auffalle. Das bedeutet, dass ich weder betteln noch klauen kann und muss jetzt wohl oder übel von Abfällen leben und auch hier kann ich mich erst versorgen, wenn die anderen abgezogen sind.

Denn würden mich die anderen Armen bemerken, würde ich zwischen die Fronten ihres Streites geraten, was mit Sicherheit nur schwer zu überleben ist.

Mitten in der Nacht wache ich auf, denn ich fühle mich beobachtet. Als ich mich um blicke sehe ich ein paar abgetragene Stiefel neben mir stehen, als ich meinen Blick die Beine, die in den Stiefeln stecken, herauf wandern lasse, schaue ich einem jungen Mann von vielleicht 21 Jahren ins Gesicht. Er grinst schief.

"Wen haben wir denn hier?" fragte er mit leichtem Spott in der Stimme. "Hast du ernsthaft gedacht, wir würden es nicht merken wenn jemand fremdes in unserem Gebiet lebt?" Vor Schreck kriege ich kein Wort heraus. Nur ein heiseres Krächzen zeugt von meinen Bemühungen mich aus der Affäre zu ziehen.
 

Als er einen Schritt auf mich zu kommt löst sich die Anspannung von mir und ich habe das Gefühl Bleigewichte von meinen Schultern zu nehmen. Ich springe auf stoße ihn bei Seite und renne aus dem Lager.

Ohne mich umzudrehen renne ich solange bis ich wieder in der Gegend bin, in der ich jetzt schon acht Jahre lebe.

Völlig erschöpft flüchte ich mich in das Versteck von mir und meinen Brüdern.

Nachdem ich mich erholt habe, besorge ich mir etwas zu essen. Für die nächste Woche werde ich mich noch im Hintergrund halten, doch dann muss ich wieder Geld ranschaffen.

Heute werde ich es wagen! Ich werde wieder auf dem Marktplatz mein Geld beschaffen, denn dort gibt es Leute aller Schichten und im Gedränge fällt ein Rempeln nicht auf.

Ich gehe auf dem Marktplatz auf und ab und tue so als würde ich mich für die Stände interessieren. Zwischen durch lasse ich mal einen Apfel oder eine Kartoffel mitgehen und erbettele mir innerhalb einer halben Stunde sechs Pence.

Als sie grade ihre Hand, während eines Rempelns, in die Tasche eines Herr von mittlerem Stand gleiten ließ, wurde sie von den kräftigen Händen einer Marktschreierin gepackt.

Da ihr Hand sich in der Tasche verheddert hatte, konnte sie sie nicht zurückziehen und damit die Beweise vermindern.

"Seht her! Sie hat noch die Hand in der Tasche des werten Herren!" rief die Marktschreierin.

Ich zucke zusammen. Nein! Das darf doch nicht wahr sein! Jetzt erwischen sie mich?? Jetzt nach acht Jahren Erfahrung?! Was für eine Ironie des Schicksals.

"Das Gör kenne ich doch..." höre ich eine Stimme an meinem Ohr. Nein! Alles nur das nicht!

Bitte nicht! Cassie! Frederick! Lieber Gott im Himmel! Ich tue was du willst, aber tu mir das nicht an! Ich werde immer ehrlich sein ab jetzt und wenn ich des wegen im Winter verhungere. "Das ist die kleine Hure, die wir vor einem Monat schon mal am Wickel hatten!"

"Dein Bruder hat ja nen ordentlichen Schlag drauf." Grinst der Mann, von dem ich noch immer Alpträume habe, mich höhnisch an. Meine Augen weiten sich vor Schreck und mir wird schlagartig schlecht.

Seine Hände gleiten schon wieder über meinen Körper und diesmal sind meine Brüder nicht da, um mir zuhelfen.

Leute drängen sich herbei und kreisen mich ein. Inzwischen konnte ich meine Hand aus der Tasche ziehen. Auf einmal bahnt sich eine Schneise durch die Menschenmenge auf Marktleuten. Völlig überrascht starre ich in Jacks Gesicht. Er starrt zurück. Es ist ein stummer Kampf. Sein Blick aus seien grün-braunen Augen bohrt sich in meine eis-blauen Augen.

Für kurze Zeit scheint die Zeit still zustehen, doch dann sagt einer der Männer die mich festhalten: "Sir, wir haben hier eine Diebin gefangen, Sir!"

"Lass sie sofort los!" stößt Jack mit einer unglaublichen Kälte hervor und baut sich vor dem Mann, der noch immer meine Brust begrabscht, auf.

Der Mann zögert kurz, doch dann nimmt er wiederwillig seine Hände von mir. Ich fühle wie ich zittere und mit spei übel ist, denn jetzt ist mir erst bewusst geworden, wie nahe ich einer Vergewaltigung war.

Doch ich reiße mich zusammen und schaffe es irgendwie mein Zittern unter Kontrolle zu bringen.

"Lasst sie los. Ich kümmere mich darum." Sagte Jack ruhig. Als ich diese Worte höre macht meine Herz einen erleichterten Satz. Aber ich will mir nicht von einem Kerl helfen lassen, der mich durch die halbe Stadt jagt, von dem ich sogar in meinen Träumen verfolgt werde. Auch mein Stolz verbietet es mir, mir von Außenstehenden helfen zulassen.

Ich muss mir was einfallen lassen. Irgendetwas, damit er mir nicht hilf.

"Ihr wollt sie wohl selber!" mault der Mann der mich begrabscht hat. "Und wenn es so wäre?" fragt Jack kühl.

Meine Güte, wie kann er nur so kaltschnäuzig über mein Schicksal verhandeln. "Es wäre nicht standesgerecht! Außerdem habt ihr mir schon den Spaß verdorben und ich werde jetzt euch den Spaß verderben." Sagt der Mann mit einem triumphierenden Lächeln auf den Lippen. Mit diesen Worten zerrt er mich Richtung Gefängnis davon und die Menge folgt uns.
 

Ich lasse mich vorwärts schieben und prügeln, doch meine Augen werden weit vor Schreck, als ich vor den Eingangsportalen von New Gate stehe. Das ist wohl das berüchtigste Gefängnis von ganz England. Es heißt wer einmal da drin ist, kommt nie wieder raus. Auf einmal verfluche ich meinen Stolz hätte ich doch nur versucht Jacks Hilfe anzunehmen.
 

~********~
 

Liebes Tagebuch,

heute haben sich mal wieder die Ereignisse überstürzt. Wie immer wenn Marry-Lou auftaucht. Ja, sie war wieder da. Nach dem ich einen Monat nicht wusste ob sie überhaupt noch lebt, habe ich sie wieder gesehen. Sie sah recht müde aus und als ob sie Angst hätte.

Während sie weg war, habe ich viel über sie nachgedacht und über den Unterschied von arm und reich. Vielleicht haben es die Armen fast schon besser als die Reichen, denn wie schon erwähnt sind ihre Familienbande ausgeprägter. Würden meine Eltern sterben, würden meine Verwandten mir nicht helfen, sondern versuchen an mein Erbe zu kommen. Kaum ist das Familienmitglied im Sarg, streiten sich die Leute wie die Asgeier um das Erbe. Ich glaube in der Hinsicht haben die Armen uns vielleicht etwas voraus, was natürlich nichts an unserer previligierten Stellung ändert.

Aus irgend einem Grunde war ich unheimlich erleichtert, als ich Marry-Lou auf dem Markt sah. Ich habe sie beobachtet, wie immer war ich völlig gebannt von ihrem Anblick.

Wie sie sich geschmeidig zwischen den Leuten bewegt ohne aufzufallen. Wie sie die Leute wie zufällig an rempelt und ihre Geldbörsen mit gehen lässt.

Doch sie wurde gepackt, als sie nicht mehr rechtzeitig ihren Arm aus einer Tasche ziehen konnte. Somit wurde sie auf frischer Tat ertappt. Und aus irgendeinem mir nicht ganz logischen Grund war ich auf einmal sehr beunruhigt und machte mir fast Sorgen.

Doch als einer der Männer seine Hände nicht bei sich behalten konnte und vor all den Anderen aufdringlich wurde, sah ich rot. Ich war so sauer, dass ich diesen Mann auf der Stelle hätte umbringen können. Und ehe ich mich versah stand ich auch schon vor ihm und Marry-Lou. Dabei hatte ich gar keine Ahnung was ich sagen oder tun sollte. Ich war wie von selbst

Nach unten auf die Straße gerannt und nun stand ich da und starrte Marry-Lou an. Auch sie starrte mich an. Mein Blick wurde von dem ihren gefesselt und es schien mir als würde die Welt um mich herum versinken. In ihren Augen las ich Überraschung, Hoffnung und vor allem Angst. Plötzlich überrollte mich eine weiter Welle der Wut und des Hasses und so verlangte ich von dem Mann der sie festhielt, dass er sie los und mir überlassen solle.

Er ließ sie mit einigem Widerstand los, doch hergeben wollte er sie nicht und

Schleppte sie fort. Ich hoffe er tut ihr nichts an.

Als ich wieder oben in meinem Zimmer war, war ich so verwirrt über diese plötzlichen und heftigen Gefühle in mir, obwohl ich nämlich gar nicht emotional bin, dass ich dieses hier erst einmal aufschreiben musste. Doch nun werde ich mich zur Ruhe begeben und mir überlegen wie ich Marry-Lou da heraus bekommen und vor allem wie ich sie ausfindig machen kann.

Sobald sich etwas tut werde ich mich melden.

Bis dahin,
 

Jack Lodegrave
 

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Ein Mord und ein Plan

Wir nähern uns dem Damaligen Stand der Dinge langsam aber sicher XD

nya net chap.:
 

Ich werde durch das schwere Eisentor gestoßen und schlage hart auf den Boden auf.

Blut rinnt von meinem Knie über mein Bein auf den Boden runter. Schon werde ich wieder von Händen gepackt und grob auf die Beine gerissen und in das Wachgebäude geschleppt.

"So so. Diebstahl also. Ja, die Zeugen genügen um sie hier zu behalten und den Richtern vorzuführen." Sagt ein Wächter mit schmierigen Haaren und einem Gesicht wie ein hinterhältiges Wiesel. Kaum sind die Leute verschwunden dreht er sich zu mir um.

Er nimmt mir meinen dünnen Umhang ab und bringt ihn zur Verwahrung in ein neben Zimmer. Als er wieder kommt sagt er: "Ich werde sie dann mal "herum führen"." Sein Kamerad grinst auf eine Art und Weise die mir einen Schauer über den Rücken laufen lässt.

"Geht klar. Ich halte solange die Stellung." Sagt dieser.

Der andere packt mich am Arm und schleift mich auf den Gang und zerrt mich weiter ins Gebäude innere. Doch als er mich eine Treppe rauf anstatt runter schleppen will, geht mir ein Licht auf. Ich fange an zu Strampeln und zu Schreien. Ich versuche ihn zu treten und zu beißen. Als ich versuche meine Fingernägel in seine Augen zubohren, packt er mich in den Haaren und schleift mich so die Treppe rauf. Oben angekommen stößt er mich in eine kleine Kammer und sperrt die Tür hinter uns ab.

Als er sich zu mir umdreht, mustert er mich mit gierigen Augen. "Na du bist ja ein ganz besonderes Prachtexemplar." Sagt er mit einem anzüglichen Grinsen. In mir steigt der Ekel hoch. Doch ich bringe kein Wort über die Lippen. Keine Beleidigung oder spitzzüngige Bemerkung. Nichts. Mein Hals fühlt sich trocken an und ich habe das Gefühl unter seinen Blicken ganz klein zu werden.

Er kommt langsam auf mich zu. Als er eine Hand nach mir ausstreckt weiche ich zurück, doch er folgt mir solange bis ich auf das Lager stolpere. "Du hast den Weg ja schon gefunden." Säuselt er. Jetzt ist er über mir und drückt seine feuchten Lippen auf meine.

Ich habe das Gefühl zu sterben, wenn ich ihn nicht sofort los werde, doch mein Körper ist zu keiner Bewegung mehr fähig. Ich spüre seine Zunge in meinem Mund und seine Hände, die langsam über mein Deekolte gleiten und dann langsam meinen Rock hoch streifen.

Mir wird übel und ich habe das Gefühl gleich zu kotzen und zwar am liebsten in sein widerliches Gesicht. Er zerreißt mein Kleid und fängt an meine bleiche Haut zu liebkosen, doch meine Denkblockade legt sich langsam und meine kühle berechnende Art kommt wieder zum Vorschein.

Ich habe noch immer meinen Dolch! Und der steckt in meinen Stiefel, doch er darf ihn nicht vor mir finden, denn dann ist alles vorbei. Mir kommt ein waghalsiger Gedanke, doch es scheint die einzigste Möglichkeit zu sein. Ich hole noch einmal tief Luft.

Dann schlinge ich meine Arme um den Hals des Mannes, lächele ihn verführerisch an, als er mich leicht überrascht anschaut.

Ich ziehe ihn zu mir runter und küsse ihn voller Hingabe. Während meine eine Hand sein Hemd aufknöpft und über seinen Oberkörper streicht, taste ich mit der anderen nach dem Dolch in meinem Stiefel. Seine Hände werden gieriger und ich musste schon dazu über gehen an dem Verschluss seiner Hose zuwerkeln, als sich meine Hand endlich um den kühlen Griff meines Dolches schließt.

Mit einem Ruck reiße ich ihn aus dem Stiefel und ramme ihn dem Mann in den Rücken. Er hält in der Bewegung inne und starrt mich ungläubig an. Ich lächle ihn kalt an und ziehe meinen Dolch genüsslich aus seinem Rücken. Mit einer Bewegung springe ich vom Lager auf und halte ihm die Klinge an die Kehle.

Er schaut mich mit schreck geweiteten Augen an, doch er streckt seine Hand noch einmal nach meiner Brust aus und packt fest zu. Was fällt ihm eigentlich ein? Ich habe ihn in der Hand und er wagt es? In meinen Augen glüht kalte Wut, als ich ihm langsam mit einem Lächeln die Kehle aufschlitze. Sie werden mich sowieso hängen, also kann ich meinen Peiniger auch gleich beseitigen. Sein Blut spritz über meine Kleidung und in mein Gesicht, doch jegliche Empfindung hat er mit seinen Händen vernichtet.

Plötzlich geht die Tür auf und der andere Wächter starrt auf das Szenario, das sich ihm da bietet. Er schüttelt bloß den Kopf und nimmt mir den Dolch aus den Händen.

Ich komme noch nicht mal auf die Idee mich zu wehren, denn ich habe nicht die Absicht ihn zu töten. Ich bin mir sicher, dass er mich nicht anfassen wird, nicht nachdem er gesehen hat wo zu ich im Stande bin.

Er bedeutet mir vorauszugehen. Ich gehorche. Ich fühle mich so leer. In der Tür bleibe ich stehen und übergebe mich, denn auf einmal ist mir wieder fürchterlich schlecht.

Er bringt mich mehrere Treppen nach unten und stößt mich grob in eine Zelle.

Mit einem lauten Krachen schlägt er die Eisentür zu. Ich werde von mindestens zehn Paar Augen gemustert. Ich sehe mich in dem neun Quadratmeter großen Raum um. Die Wände sind feucht und aus grauem Stein. Der Boden ist mit fauligem Stroh bedeckt und in einer Ecke steht ein Eimer, in den alle ihr Notdurft verrichten. Und so riecht es auch. Nach Fäulnis, Kot und Krankheit.

Ob es meinen Geschwistern auch so geht? Ich wanke in eine Ecke und lasse mich dort an die Wand gelehnt nieder. Ich bemerke noch nicht einmal die Blicke die mich fragend mustern.

Mein Zustand schreit förmlich nach einer Erklärung, doch ich habe keine Lust. Sollen sie sich doch was aus denken, was mein zerrissenes und mit Blut beflecktes Kleid erklärt.

Doch am nächsten Morgen werde ich von einer jungen Frau geweckt. Sie hat große runde Augen und ist von einer schweren Krankheit gezeichnet. Ihr Gesicht ist knochig und bleich.

Sie schaut mich aus ihren großen rehbraunen Augen mitleidig an. Dann hält sie mir mit einem

Scheuen Lächeln ihre Überjacke hin. Völlig überrascht sehe ich sie an. "Ja aber... was- was wird dann aus dir?" frage ich. "Ich sterbe eh bald, aber du hast noch eine Chance, außerdem weiß ich was du durch gemacht hast." Sagt sie nüchtern mit einem Blick auf meine entblößte Brust. Ich sehe sie überrascht an, denn ich hätte sie für eine hoffnungslose Romantikerin gehalten, die nicht einsehen will wie es um sie bestellt ist. Doch das sie zu solchen Schlussfolgerungen fähig ist und auch noch Konsequenzen daraus zieht, beeindruckt mich sehr. Zögerlich nehme ich die Jacke an und ziehe sie mir über. Sie lächelt. Mich haben sie auch nicht gleich hier runter geworfen, sondern haben mich erst "herum geführt"." Stößt sie mit Ekel in der Stimme hervor. "Aber woher kommt das Blut auf deinem Kleid?"

Ich sehe sie an. Einen Moment überlege ich ob ich es ihr wirklich erzählen soll.

Aber sie hat mir ihre Jacke gegeben und mich so vor einer saftigen Lungenentzündung bewahrt. "Ich habe ihn getötet." Sage ich einfach. Meine Stimme klingt so emotionslos, wie ich mich fühle. "Ge-getötet?!" stottert sie und starrt mich fassungslos an. Doch dann tut sie etwas wo mit ich nie gerechnet hätte. Sie lacht laut und schallend los. Es ist ein Lachen, als hätte ich ihr grade gesagt, dass sie geheilt ist und morgen frei kommt. Es klingt erleichtert und befreit.

"Das ich das noch erleben darf!" lacht sie und Lachtränen rinnen ihr über die Wangen.

"Dann hat er dich am Ende gar nicht geschändet?" fragt sie mit einem Grinsen.

Ich schüttele nur den Kopf. Denn obwohl sein Werk nicht vollenden konnte fühle ich mich schmutzig und wertlos.

Sie hat wohl meinen Gesichtsausdruck verstanden, denn sie wird wieder ernst. "Ich weiß wie du dich fühlst." Murmelt sie. Wir unterhalten uns noch ein wenig und in ihrer Gesellschaft fühle ich mich wohler und es kehrt Leben in meinen Körper zurück.

Inzwischen sitze ich schon ganze zwei Monate in diesem Loch. Die Junge Frau, deren Name Laine war, ist vor fünf Wochen gestorben. Ich stinke noch mehr als ich jemals gestunken habe, als ich noch frei war. Und ich schleppe einen dauernden Schnupfen mit mir rum. Mir ist kalt und ich erinnere mich nicht mehr an den Geruch von frischer Luft.

Plötzlich wird der Schlüssel im Schloss umgedreht. Doch es ist noch lange nicht Zeit für unsere einzigste Mahlzeit am Tag.

Der Wärter steht da und lässt seinen Blick über die Anwesenden schweifen. Sein Blick bleibt auf mir hängen. "Du da! Komm her!" ruft er. Ich stehe auf und gehe zu ihm. Wenn man trödelt schlägt er einen. Sollte heute meine Gerichtsverhandlung sein? Endlich, nach zwei langen Monaten in diesem dunklen Loch? "Dein Aufenthalt in Newgate ist beendet." Sagt er nur. "Komme ich vor Gericht?" frage ich, da ich meine Neugierde nicht mehr beherrschen kann. "Nein, du wirst entlassen." Ich traue meinen Ohren nicht. Warum sollte man mich entlassen. Ich habe einen Mann getötet und gestohlen. Wenn sie Platz im Gefängnis brauchen, lassen sie ein paar hinrichten und das war´s. "Feine Leute wollen dich auf nehmen." Gibt der Wächter Auskunft. Mehr sagt er nicht. Aber wer sollte von mir wissen? In der Gesellschaft der Reichen und Mächtigen existiert die Familie Wellesley nicht mehr.
 

~********~
 

Liebes Tagebuch,

ich habe hin und her überlegt, wie ich Marry-Lou aus dieser misslichen Lage befeien kann.

Nach drei ruhelosen Tagen, in den mir auch klar wurde, dass ich es wohl nicht ertragen könnte, wenn ihr etwas passieren würde, kam mir ein Gedanke, der durch aus als genial bezeichnet werden kann.

Ich schrieb einen Brief an meine Cousin in Bournmouth und informierte ihn über mein Problem. Da ich ihm total vertraue, konnte ich ihm in aller Offenheit von Marry-Lou berichten und auch von meinen Gefühlen bezüglich ihr. Er antwortete, dass auch ihm der Ernst der Lage bewusst wäre und er nur eine Möglichkeit der Rettung sehe. Und zwar schlug er vor, dass er einen Freund von ihm mitteilen würde, dass er ein reizendes Mädchen kenne, dass durch eine aneinander Kettung ungünstiger Umstände im Gefängnis gelandet sei.

Da seine Frau keine Kinder bekommen kann, wird er wohl darauf anspringen, obwohl sie aus ärmlichen Verhältnissen stamme.

Er versprach seinen Freund sofort zu kontaktieren und vor zwei Tagen erhielt ich den Bescheid, dass sein Freund von der Idee äußerst angetan sei und seine Frau auch begeistert sei. Er schreib mir, dass sein Freund ca. eine Stunde außerhalb von London lebe und gleich am nächsten Tag die Gefängnisse von London nach Marry-Lou abklappern würde.

Ich hoffe, dass der Plan aufgeht und Marry-Lou nicht wieder irgendwie meinen Plan durchkreuzt.

Ich warte gespannt auf Nachricht von meinem Cousin, denn er wollte mir sofort berichten, wenn sich etwas getan hat.

Auf bald
 

Jack Lodegrave
 

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So ich habe mein Pflicht getan und fahre morgen erst mal zur animagic XD

nya oki Bis Denne

Eine ungewisse Zukunft

Immer noch grübelnd folge ich dem Wärter. Oben angekommen, will er mich eine Treppe rauf in eine Kammer führen, doch ich bleibe wie angewachsen am Treppenabsatz stehen.

Für wie blöd hält der mich denn? Denkt er ernsthaft ich würde noch einmal blindlinks in eine Falle rennen?

Doch der Wärter dreht sich um und bringt sogar ein Lächeln zu Stande. "Komm schon ich tu dir nichts." Sagt er. Als ich ihn nur misstrauisch anstarre, kommt er auf mich zu und packt mich grob am Oberarm. Da er viel stärker ist als ich fällt e ihm auch nicht sonderlich schwer mich die Treppe rauf in die Kammer zu zerren. Da ich noch immer verzweifelt versuche zu fliehen schiebt er kurzer Hand einen Riegel vor die Tür.

Von meiner Angst und Panik überwältigt sinke ich in mich zusammen und vergrabe mein Gesicht in meinen Armen.

"Schau mich an!" sagt er und ich höre Wasserplätschern. Als er gewaltsam meinen Kopf aus meinen Armen zerrt, wäscht er mir grob den größten Dreck aus dem Gesicht. Überrascht sehe ich ihn an. "Du willst doch nicht so schmutzig vor deinen Wohltätern stehen, oder?" fragt er mit einem Schmunzeln. "Hast du wirklich geglaubt ich würde es wagen dich anzufassen, nachdem was du mit meinem Kameraden gemacht hast?"

Ich sehe ihn nur mit großen Augen an und als er mir dann noch meine Sachen ein schließlich meines Dolches wiedergibt, steigen mir Tränen der Erleichterung in die Augen.

Kaum schiebe ich den Dolch wieder in meinen Stiefel und spüre seine vertraute Kühle an meinem, kehrt auch meine Zurechnungsfähigkeit wieder zurück. "Sei mir bloß nicht dankbar. Es wurde alles bezahlt.", knurrt er wirsch.

Nachdem er mein Gesicht und meine Arme von dem gröbsten Schmutz befreit hat, reibt er mich noch ein wenig mit Essig ein - gegen den Gestank sagt er.

Dann führt er mich in das Wachzimmer, in dem ich ihn zum ersten Mal gesehen habe.

Dort stehen zwei Personen. Einer im edlen Frack, der bestimmt sehr teuer war und neben

Ihm eine Frau, die ein Kleid trägt, das bestimmt nicht billiger war, als der Frack.

Ihr Kleid liegt eng an der Tailie an und ist oben bis zum Hals geschlossen. Ab der Hüfte bauscht sich das Kleid, denn sie trägt sicherlich einen Reifrock darunter.

Der Mann lächelt mich freundlich an. "Du musst Marry-Lou sein." sagt er freundlich. Seine

Stimme ist angenehm und tief. "J-Ja." Stammele ich. "Ein Freund meines Mannes meinte du seiest in einer misslichen Lage und da wir nicht mit Kindern gesegnet sind, schlug er uns vor,

dass wir uns einmal nach dir erkundigen sollten." Sagt nun die Frau.

"Und jetzt da wir dich gefunden haben, wollen wir dich fragen ob du nicht mit uns kommen

möchtest. Wir wohnen nicht allzu weit aus London weg. Natürlich kannst du auch vorher deiner Familie bescheid sagen."

Ich halte die Luft an. Was ist denn jetzt los? Ein reiches Ehepaar taucht hier auf und bittet mich zu ihnen zu ziehen. Es ist als würde mein Traum den ich gut acht Jahre lang geträumt habe wahr werden und jetzt habe ich Zweifel?! Marry-Lou Synder, jetzt stell dich nicht so an!

Das ist ja wohl deine einzigste Chance aus diesem Loch zu kommen und gleichzeitig entkommst du noch dem Straßenleben! Was willst du mehr?! Ich schimpfe mich absichtlich mit meinem alten Namen, den mein Vater immer benutzt hat um mit mir zu schimpfen.

"Sehr gern würde ich mit ihnen kommen... Aber..." ich zögere meine Frage aus zusprechen.

"Keine Angst, Mädchen! Wir finden deine Familie um dich abzumelden." Freut sich die Frau.

"Nein, das ist es nicht! Ich - Ich habe keine Familie." Bringe ich hervor.

"Was ist es dann?" fragt der Mann freundlich. "Dür - dürfte ich fragen wer ihr werter Freund ist, der mich empfohlen hat?" frage ich mit klopfenden Herzen. Mir ist nämlich grade ein haarsträubender Gedanke gekommen. Sollte vielleicht Jack hinter alledem stecken?

Nachdem sein Rettungsversuch gescheitert ist, habe ich nichts mehr von ihm gehört, doch sollte er das hier ausgeheckt haben werde ich meine Meinung über ihn noch einmal überdenken müssen.

"Mein Freund heißt Samuel Lodegrave." Antwortet der Mann überrascht von meinem Anliegen.

Also doch nicht Jack. Ich spüre wie Enttäuschung in mir aufsteigt. Aber was habe ich auch erwartet? Dass er mir hilft? Und mir sogar Leute nachschickt? Meine Güte, dass ich noch immer so naiv bin überrascht selbst mich. Trotzdem frage ich noch einmal nach.

"Kennen sie einen Jack?" "Jack? Nein, ich kenne niemanden, der Jack heißt."

Schade. Ich bin wirklich ernsthaft enttäuscht.

Oh Gott! Lou wie naiv bist du bitte!

"Na komm mein Kind lass uns gehen." Sagt die Frau und legt, trotz meiner vor Schmutz starrenden Kleider, einen Arm um meine Schulter.

So verlasse ich wieder die kalten und bedrohlichen Mauern von Newgate. Wir steigen zu dritt in eine Kutsche und fahren los.

Obwohl ich früher oft mit Kutschen gefahren bin, bin ich aufgeregt wie ein Kind und spähe durch die Vorhänge nach draußen.

Draußen ziehen die Häuserblocks vorbei und innerhalb einer halben Stunde sind wir aus der Stadt. Die Kutsche rumpelt über unbefestigte Straßen und ich versuche mir den Weg so gut wie möglich einzuprägen. Nicht das ich vor hätte alleine wieder zurück zu gehen, doch sicher ist sicher.

Endlich fährt die Kutsche eine Buchenallee hoch und vor uns taucht ein großes Haus auf.

Es wirkt sehr herrschaftlich und erinnert ein wenig an das Gehöft meiner Großtante, auf dem wir früher manchmal Urlaub gemacht haben.

Wir steigen aus und die Frau bringt mich so gleich ins Haus, wo sie zwei Mägde heran winkt.

Sie sollen mich waschen, mir neue Kleidung geben, mich frisieren und mir mein Zimmer zeigen. Dann soll ich zu Emmely, wie ich die Frau nennen darf, kommen und mir das Haus zeigen lassen.

Die Mägde knicksen und führen mich in ein großes Bad. Staunend sehe ich mich um. Im Bad riecht es nach teurer Seife und ein großer Bottich steht bereit. Eine andere Magd füllt noch den Bottich mit heißem Wasser, was recht lang dauert, da jeder Eimer heißen Wassers auf dem Ofen in der Küche erhitz werden muss und dann ins Bad gebracht wird.

Doch endlich ist der Bottich randvoll mit dampfenden Wasser. Unsicher schaue ich die Mägde an, doch da sie keine Anstallten machen zu gehen, krame ich noch einmal in meinem Gedächtnis, wie es bei meiner Großtante gewesen war.

Wenn ich mich recht erinnere, bleiben die Mägde um einem beim Baden zu helfen. Ja, so ist es, denn ich erinnere mich wieder, wie meine Mutter, die von so etwas nichts hielt mit den Mägden gestritten hat, ob sie nun blieben oder gingen. Also streife ich mein Kleid ab und steige in das heiße Wasser.

Das Wasser hüllt mich ein wie eine warme Decke. Es ist ein wundervolles Gefühl.

Ich kann mich nicht erinnern wann ich das letzte Mal heiß gebadet habe. Sonst habe ich immer nur Regenwasser zum Waschen gehabt, denn die Themse ist auch nicht grade sauber.

Die Mägde reichen mir Seife und fangen an den Dreck von mir zu schruppen.

Nach über einer Stunde kräftigen Scheuerns brennt meine Haut uns ist rot aber sauber.

Meine Haare sind gewaschen und das Wasser ist inzwischen eiskalt.

Man führt mich in einem weichen Bademantel gehüllt in mein Zimmer.

Das Zimmer ist groß und hell. In der Mitte steht ein großes Bett an der Wand. Auch ein riesiger Kleiderschrank, der voll mit Kleidern für mich ist, steht da.

Die Mägde führen mich zu einem Frisiertischchen mit Spiegel, an dem ich mich niederlasse.

Jetzt fangen sie an meine Haare zu kämmen und zu bürsten. Diese Prozedur ist äußerst schmerzhaft und treibt mir Tränen in die Augen. Doch nach dem sie mein Haar entfilzt entlaust und um gut fünf Zentimeter gestutzt haben, erklären sie mich als fertig.

Jetzt muss ich nur noch angekleidet werden.

Hinter einem Sichtschutz fängt die eine Magd an mir ein Korsett anzulegen.

Sie sieht es langsam fester, bis ich das Gefühl habe keine Luft mehr zu bekommen, dann

Ziehen sie mir ein wunderschönes Kleid an. Allerdings habe ich mich schlicht geweigert einen Reifrock zu tragen, so dass ich nun ein Kleid trage, dass ab den Hüften locker auf den Boden fällt.

Als ich Emmely vorgeführt werde, leuchten deren Augen wie ein ganzer Sternenhimmel und sie strahlt wie ein Honigkuchenpferd.

Nach dem gewaltigen und reichlichen Abendessen, gehe ich zum ersten Mal seit langem wieder satt und sauber schlafen.

Kaum liege ich auf dem ungewohnt weichen und sauberen Bett, fallen mir auch schon die Augen zu.
 

~********~
 

Liebes Tagebuch,

ich muss zu geben, dass ich Marry-Lou vermisse. Es ist nicht nur der Zeitvertreib sie zu beobachten, der mir fehlt, sondern ihr Bild ist in meinen Kopf eingebrannt und sobald ich die Augen schließe sehe ich sie vor mir.

Mein Cousin hat mir noch nicht Nachricht gegeben, obwohl er mir versprochen hat sie so bald wie möglich zu besuchen.

Ich denke jeden Tag an sie und jede Nacht stelle ich mir vor wie sie wohl tut und was sie denkt.

Doch es macht keinen Sinn hier zu sitzen und mich nach ihr zusehen.

Also beende ich diesen Eintrag lieber schnell um dann ein wenig zu lesen.

Als ob mich das ablenken könnte!

In Unruhe
 

Jack Lodegrave

Ein Entschluss und eine Begegnung

Jetzt lebe ich schon über zwei Wochen bei Richard und seiner Frau Emmely. Doch ich verlaufe mich noch immer fast täglich. Gestern wollt ich ins Bad und stand auf einmal mitten im Esszimmer, obwohl ich hätte schwören können, dass das letzte Mal dort das Bad war.

Auch an das Leben kann ich mich irgendwie nicht gewöhnen.

Ich habe jeden Tag Klavier- und Gesangsunterricht. Da ich das alles früher schon mal gelernt habe, fällt es mir nicht allzu schwer mein altes Können wieder auf zu frischen.

Emmely freut das sehr. Doch irgendwie fühlt sich mein Leben leer an. Obwohl ich mir immer gewünscht habe endlich wieder so zu leben, bin ich mir nicht mehr sicher, ob mir das reicht. Ich trage schöne Kleider, lerne Klavier und Gesang und muss mir um nichts sorgen machen, aber ich bin auch in meiner Freiheit sehr viel eingeschränkter. Ich darf nicht draußen herum tollen und auf den Markt gehen. Ich kann mich nicht mehr mit den Leuten auf der Straße unterhalten.

Als ich es das letzte Mal versucht habe waren sie alle sehr höflich und kein Stück offen mir gegenüber.

Auch bin ich gezwungen mich mit den Mädchen höheren Standes rumzuschlagen.

Manchmal habe ich das Gefühl, dass sie nichts anderes im Kopf haben als einen möglichst reichen Mann zu heiraten. Und sie scheinen nicht den Hauch einer Ahnung vom wirklichen Leben zu haben.

Neulich haben wir einen Mann mit Schwindsucht auf der Straße gesehen. Alles was ihnen einfiel war sich von dem armen Mann, der grade sein Leben in Form von Blut aushustete, angeekelt wegzudrehen. Als ich dem Mann dann helfen wollte, indem ich ihn in eine bessere Position rücken wollte und er mir dabei Blut über mein Kleid gehustet hat, hatten sie mit mir und dem Kleid mehr Mitleid als mit dem Mann. Ja sie haben ihn sogar beschimpft und dafür verantwortlich gemacht, dass mein Kleid ruiniert ist.

Ich scheine nicht mehr in diese Gesellschaft zu passen, denn inzwischen sehne ich mich nach dem Leben auf der Straße, wo ich tun und lassen konnte was ich wollte und nicht das Gefühl hatte in einer rosa-roten Scheinwelt zu leben.

Doch genug davon heute kommt der Freund von Richard zu besuch. Der, der mich an ihn empfohlen haben soll! Ich habe noch immer keine Ahnung wer er ist und woher er mich kannte, geschweige denn wissen konnte, dass ich im Gefängnis saß.

Die Mägde ordnen ein letztes Mal mein Haar und streichen, das blaue Samtkleid glatt.

Dann gehe ich nach unten in das Empfangszimmer. Als ich die Treppe, auf der ein dunkel roter Teppich liegt, herunter steige sehen mich Emmely, Richard und dessen Freund erwartungsvoll an. Richards Freund klappt der Mund auf als er mich sieht.

Ich weiß, dass das dunkel blaue Kleid meine eisblauen Augen wunderbar betont und mein schwarzes Haar seidig glänzt, trotzdem halte ich diese Reaktion eindeutig für übertrieben.

Richard lächelt als er den Blick seines Freundes, den ich nicht älter als zweiundzwanzig schätze, sieht. "Sie gefällt euch wohl?" fragt Richard. "Wie könnte sie nicht? Sie ist wirklich eine bezaubernde Erscheinung." "Nicht wahr."

"Sir..." sage ich und reiche ihm meine Hand, auf die er einen federleichten Kuss haucht. Augenblicklich habe ich das Bedürfnis meine Hand zurück zuziehen und weg zu rennen.

Die Ereignisse des Gefängnisses und bei meiner Gefangennahme habe ich noch immer nicht überwunden und zeitweise habe ich das Gefühl, das mir das auch nie gelingen wird.

Er scheint mein Erschrecken trotz meiner nahezu perfekten Maske bemerkt zu haben, denn er lässt meine Hand schneller als gewöhnlich los. Doch sein Blick lässt meine Augen nicht los.

Plötzlich fällt mir der Blickkontakt mit Jack wieder ein und ich spüre einen leichten Stich in meinem Herzen. Unwillig ignoriere ich das Gefühl und schiebe die Erinnerung beiseite.

Das Abendessen über unterhalten sich Mr. Lodegrave und Richard über ihre Geschäfte und anderen Kram der mich nicht interessiert.

Doch kaum sind wir mit dem Essen fertig fragt Mr. Lodegrave Richard ob er mich kurz entführen dürfe. Mit einem Augenzwinkern gibt Richard sein Einverständnis.

Mr. Lodegrave bietet mir seinen Arm an und ich nehme ihn mit einem leichten Kopfnicken an.

Er führt mich in den Garten und wir schlendern langsam durch die Rosengärten.

"Kennst du Jack?" fragt er mitten in die Stille hinein. Jack! Mein Herz macht einen kleinen Sprung. "J-Ja." Stammele ich. "Er lässt dich grüßen und dir ausrichten, dass er dich nicht erschrecken wollte. Anscheinend hat er dich ja ganz schön gejagt und terrorisiert." Lacht Mr. Lodegrave. Ich schweige, da ich meine Gefühle wieder in den Griff bekommen muss.

Seine Worte haben bei mir einen Wirbel aus Freude und Glück ausgelöst, den ich erst einmal beruhigen muss. Doch Mr. Lodegrave redet einfach weiter. "ich kann mir gut vorstellen wie er dich gejagt hat. Er war schon immer so. Stürmisch und zäh. Allerdings auch manchmal ein ziemliches Arsch, obwohl er im Grunde wirklich sehr nett ist. Aber sag ihm bloß nicht was ich hier für Reden schwinge, sonst habe ich echten Ärger mit ihm."

"Aber wer sind sie?" frage ich nun endlich. "Na, Mr. Lodegrave. Jacks Cousin! Hat er etwa nicht seinen Nachnamen genannt?" Ich schüttele nur überrascht den Kopf.

"Auf jeden Fall sollte ich nach dir schauen und sehen ob auch alles in Ordnung ist."

Grinst er. "Ich glaube wir sollten jetzt wieder rein gehen, sonst macht sich Richard noch Sorgen." Fügt er hinzu. Kurz bevor wir die Tür erreichen habe ich mich endlich zu einer Entscheidung durch gerungen. "Mr. Lodegrave?" frage ich vorsichtig. "Ja, Marry-Lou?"

"Würden sie Jack etwas ausrichten?" "Natürlich." "Sagen sie ihm bitte, dass ich ihm sehr dankbar bin für alles was er für mich getan hat." Mr. Lodegrave lächelt mich an es ist ein warmes freundliches Lächeln.

"Marry-Lou, es gibt da etwas was ich dir nicht sagen darf und kann, aber ich würde es dir gerne zeigen." "Was ist es denn?" frage ich neugierig.

Und schon hat er sich vorgebeugt und küsst mich. Ich spüre seine Lippen auf meinen und wieder steigt diese panische Angst in mir hoch. Sie lähmt mich und macht es mir unmöglich

Mich zu wehren. Doch zu meiner Überraschung lässt er auch sofort wieder von mir ab.

Keine Gewalt, kein Zwang, nichts der gleichen.

Ich sehe ihn überrascht an.

Er grinst ein wenig verlegen. "Ich denke das beschreibt die Botschaft die Jack mir unbewusst gab ganz gut." Lacht er. Ich sehe ihn nur überrascht an. "Es tut mir leid. Ich wollte euch weder verletzten noch aufdringlich sein." Fügt er hinzu. Ich nicke und empfinde keine Hass gegen ihn. Es hat mir nicht gefallen. Nein, aber er hat nicht mehr getan und mich im Grunde zu nichts gezwungen. Nach diesem Abend verabschiedet er sich. Am Abend liege ich noch lange wach und denke über diese seltsame Unterhaltung nach.

Wir fahren heute nach London! Doch anstatt mich zu freuen, setzte ich eine fröhliche Miene auf, doch mein Inneres sträubt sich nach London zu fahren.

Denn ich fürchte, dass meine Unzufriedenheit noch weiter wächst wenn ich sehe was mir fehlt und was ich zurück lasse. Doch vielleicht treffe ich Jack. Das ist der einzigste Grund warum ich überhaupt mitfahre.

Kaum bin ich aus der Kutsche gestiegen atme ich die dreckige, stinkende Stadtluft ein, doch für mich ist es in diesem Moment der schönste Geruch der Welt. Ich fühle mich wieder wie zu Hause. Doch kaum wandere ich allein durch die Straßen packt mich eine unglaubliche Traurigkeit und ergreift Besitz von meinem Herzen. Bald bin ich so in Melancholie verfallen, dass ich nichts mehr um mich rum mitbekomme.

Ich irre noch ein wenig durch die Straßen und muss mir die ein oder andere zweideutige Bemerkung anhören, bis ich endlich im Versteck meiner Brüder und mir ankomme.
 

Ich lasse mich auf ein altes Lager fallen und atme den Geruch meiner Brüder ein, der noch immer ganz leicht in dem Stoff hängt. Am Abend gehe ich früh zu Bett und schlafe schnell ein.

Doch ich habe einen Entschluss gefasst. Ich werde hier verschwinden, sobald es geht.

Ich halte das nicht aus! Ich habe zu viel erlebt um meine Gedanken nur noch um Kleider und Männer kreisen zulassen. Ich weiß nur noch nicht wie ich verschwinden soll.
 

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Liebes Tagebuch,

endlich habe ich Nachricht von meinem Cousin bekommen. Er schreibt sie sähe wunderschön aus, aber was habe ich von diesem Casanova auch erwartet. Es scheint ihr gut zugehen und er habe meine Nachricht überbracht und solle mir ausrichten, dass sie mir sehr dankbar sei.

Ich vermisse sie noch immer und ihr Bild ist auch sehr hartnäckig und weigert sich zu verschwinden.

Doch nun meine wichtigere Entdeckung! Ich habe sie gesehen! Endlich nach so langer Zeit!

Sie ist wie ein verirrtes Kind durch die Straßen gelaufen und als ich sie ansprach, sah sie mich nur mit trüben Augen an. Ich denke nicht, dass sie mich wahr genommen, geschweige denn erkannt hat. Ihr Augen waren so bar jeder Lebensfreude und sie schien all ihren Stolz irgendwo verloren zu haben. Doch von Außen sah sie sehr hübsch aus. Sie trug ein cremefarbenes Kleid mit schwarzblauer Borde und einer Rose der gleichen Farbe am Halsstück. Sie sah sehr elegant und edel aus.

Doch ich mache mir Sorgen, weil sie so unglücklich gewirkt hat.

Dieses Mädchen wird mich noch um den Verstand bringen.

Auf ein baldiges Wiedersehen
 

Jack Lodegrave
 

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Oki noch ein Chap XD ich mach mal ein bisschen Massen upload damit ich endlich witer machen kann und nicht das aktuelle chap im epilog stehen bleiben muss XD

Ich hätte gerne wieder kommis XD

Ein nächtlicher Besuch

Ein letztes Mal lasse ich meinen Blick durchs Zimmer schweifen. Mir tut das Herz weh bei dem Gedanken, dass alles zu verlassen und was ich Emmely und Richard damit antue.

Doch meine Seele verlangt nach Freiheit.

Ich kann diese Enge nicht mehr ertragen. Ich glaube wenn ich länger bleibe werde ich wahnsinnig. Ich lege meinen Abschiedsbrief auf mein Bett und sehe mich noch einmal um.

Ich habe mein Zimmer aufgeräumt und alles in seinen Originalzustand versetzt.

Nur der Brief auf dem Bett, indem ich mich bei Emmely und Richard bedanke und entschuldige, erinnert daran, dass hier ungefähr drei Monate ein Mensch gelebt hat.

Ich trage ein Kleid aus einfachem grauen Wollstoff, dass ich mir extra gekauft habe, außerdem habe ich ein Bündel mit einem warmen Mantel und Lebensmitteln dabei.

Mit einem wehmütigen Seufzen öffnet ich das Fenster und hangele mich geschickt an den Palisaden herunter.

Unten angekommen harre ich kurz aus und lausche auf die Geräusche meiner Umgebung.

Nichts rührt sich. Alles ist ruhig und friedlich. Ich husche durch den Garten, die Allee runter.

Erst als ich das Haus nicht mehr sehen kann, wage ich es aufrecht zu gehen.

Die Dunkelheit der Nacht hüllt mich ein wie ein warmer Mantel und ich fühle mich unglaublich befreit. Ein leises Lied pfeifend wandere ich los.

Beim morgen grauen krieche ich in die Böschung und schlafe sofort ein. Es ist für mich sicherer Nachts zu wandern, denn so werde ich nicht gesehen und man wird Emmely und Richard keine Hinweise geben können.

Pünktlich zur Dunkelheit wache ich auf und strecke meine schmerzenden Glieder.

Wie schön weich war doch mein Bett, obwohl ich seit langem nicht mehr so gut geschlafen habe wie diese Nacht unter freiem Himmel in den Büschen.

Da es Frühling ist gibt es noch keine Beeren und so grabe ich nach Wurzeln, um meine Vorräte zu schonen. In London werde ich sie brauchen, den ich habe nicht vor mich der Öffentlichkeit zu zeigen nachdem was alles passiert ist.

Umso weniger Menschen wissen, dass ich aus Newgate entkommen bin umso besser.

Je weniger Spuren Richard und Emmely finden umso höher ist die Chance, dass sie schnell aufgeben.

Wegen meiner beschwerlichen Nahrungssuche, komme ich nur langsam voran, doch nach vier Tagen nächtlichen Wanderns, bin ich endlich am Ziel. London!

Mir steigt der geliebte Gestank der Abwasserkanäle und der Themse entgegen und ich muss sagen ich war selten so froh wieder irgendwo angekommen zu sein.

Ich beeile mich damit ich vor Anbruch der Dämmerung in meinem Versteck ankomme.

Dort rolle ich mich zusammen und hole den Schlaf der letzten vier Tage nach.

Im Schutz der Dämmerung gehe ich ein wenig in den Mülltonnen kramen, doch die Ausbeute ist mehr als bescheiden. Und so muss ich meinen Vorrat anbrechen.

Nach drei Tagen muss ich dringen geschäftliches erledigen, doch wie? Ich muss die Gefahr, dass ich erkannt werde möglichst gering halten. Jetzt habe ich die Idee!

Das ist es! Auch wenn es meine Brüder in der Seele schmerzen würde. Sie sind ja nicht da um mich aufzuhalten. Entschlosse ziehe ich meine Dolch aus dem Stiefel setzte ihn an und schneide mit einem kräftigen Ruck das Bündel durch.

Fünfzig Zentimeter lange, schwarze Haarsträhnen fallen auf den Boden. Auf einmal ist mir ganz elend zu Mute. Ich habe wirklich an meine Haaren gehangen, doch an meinem Leben hänge ich noch mehr. Ich sammele meine langen Haarstränen auf und stopfe sie in einen kleine Leinensack.

Vorsichtig verlasse ich mein Versteck und blinzele in das helle, ungewohnte Sonnenlicht.

Als erstes gehe ich mit dem Beutel zu einem Haarhändler, der mir einen guten Preis bietet, da mein Haar lang ist und seidig glänzt.

Als ich mich nun auf den Weg zum Hafen mache, streiche ich mir durch die ungewohnt kurzen Haare. Ich bin nur meine hüftlangen schweren Haare gewöhnt, darum fühle ich mich mit meinen knapp schulterlangen Haaren ein wenig nackt, doch mich scheint wirklich niemand zu erkennen.

Mit dem Geld, dass ich noch von Emmely und Richard habe, kaufe ich mir eine Fahrkarte für ein Schiff nach Island. Nach dem Trubel, den ich hier veranstaltet habe, sollte ich besser untertauchen, bis Richard und Emmely aufgeben. Mein Restgeld bringe ich nun zur Bank.

Ich habe von meinem Vater gelernt, dass es wichtig ist Reserven zu haben, denn er hat all sein Geld in die Fracht gesetzt mit der er unterging.

Nun da ich das erledigt habe, kaufe ich noch einige Vorräte, die sich gut halten.

Wie von selbst führen meine Schritte mich auf den Armen Friedhof. Ein einfaches Holzkreuz und eine längst erloschene Kerze stehen da. Namenlos und ohne Schmuck, doch ich weiß wessen Grab das ist.

Ich gehe in die Knie und starre auf das Kreuz. Ich weiß, dass kein Körper darunter liegt, doch

Ich spüre die Nähe der Toten. "Hallo." Sage ich tonlos. "Wie geht es dir?" ich zögere.

"Geht es einem überhaupt noch wenn man tot ist? Ist ja auch egal. Ich wollte nur sagen, dass ich gehe... Aber das weißt du bestimmt, oder? Warum ich dann hier bin? Obwohl ich nie hier war? Ich weiß auch das ich Dad´s und Mum´s Grab nie besucht habe. Warum dann deines und so plötzlich? Vielleicht weil ich Angst habe."

Ich schweige. "Ich weiß das du mir nicht helfen kannst, aber ich wollte sehen, ob Cassie recht hat, dass man dich hier lachen hören kann. Ich höre dein Lachen und deine Stimme. Pass gut auf Cassie und Frederick auf...wenn du kannst..." auf einmal komme ich mir sehr dämlich vor. Ich hocke hier vor einem leeren Grab und rede mit jemandem der schon lange tot ist und an den ich noch nicht mal denken will.

Ich springe auf und renne in mein Versteck.

Jetzt bleibt mir nichts mehr übrig als zu warten bis es dunkel ist und ich mein letztes Vorhaben vor meiner Flucht, na nennen wir es besser ... Abreise, ausführen kann.

Pünktlich um halb zwei in der Nacht stehe ich vor dem großen Haus am Marktplatz.

Ganz langsam und stets darauf bedacht kein Geräusch zu verursachen klettere ich die Hauswand, die mit Monumenten verziert ist, hinauf. Oben öffne ich lautlos ein Fenster und steige hinein. Es ist das selbe Fenster bei dem ich vor so langer Zeit die Bewegung des Vorhanges gesehen habe. Als ich an das Bett herantrete sehe ich, dass es das richtige Zimmer war.

Denn da liegt er. Jack sieht aus wie ein Kind wenn er schläft gar nicht eitel und hochnäsig.

Eigentlich wollte ich ihn wecken, doch wo ich ihn so schlafen sehe, bringe ich es nicht übers Herz diesen Anblick zu zerstören. Ich sehe ihn noch eine Weile so an, dann drehe ich mich um und suche nach einem Blatt und einer Feder.

Beides finde ich auf dem Schreibtisch. Mit meiner ungeübten Kinderschrift schreibe ich ihm einen kurzen Brief und lege ihn ihm auf die Bett decke.

Mit einem Seufzen dreht er sich um. "Marry-Lou..." murmelt er nur und ein leichtes Lächeln stiehlt sich auf sein Gesicht.

Erstaunt starre ich ihn an. Was redet er da meine Namen vor sich her. Und noch dazu im Schlaf. Träumt er etwa wie er sie durch die Straßen von London hetzt? Bei dem Gedanken muss ich grinsen. Ich streiche ihm vorsichtig zum Abschied über die Wange und verschwinde dann so leise durchs Fenster wie ich gekommen bin.

Als ich im Hafen ankomme wartet das Beiboot schon.
 

~********~
 

Liebes Tagebuch, ich habe von meinem Cousin ein Brief bekommen, dass Marry-Lou verschwunden ist. Das ist mal wieder so typisch für sie! Ich hätte wissen müssen, dass sie es nicht lange aushält.

Doch das ist nebensächlich. Sie wurde nirgends gesehen und auch ich konnte sie nicht entdecken.

Doch sei war hier! Bei mir ! In meinem Zimmer! Ich habe sie nicht gehört, doch sie hat mir einen Brief hier gelassen.

Sie hat eine sehr kindliche Handschrift, was der wenigen Übung zu zuschreiben ist.

Es hat mich ja schon überrascht, dass sie überhaupt lesen und schreiben kann. Die meisten Straßenkinder können wenn es hoch kommt sehr stockend lesen.

Doch nun der Brief:

Lieber Jack,

Ich bin dir sehr dankbar für alles was du für mich getan hast. Es gibt Dinge vor denen du mich bewahrt hast, von denen ahnst du noch nicht einmal etwas.

Doch so dankbar ich dir und deinem Cousin bin, ich kann die Enge und die Scheinwelt der Reichen nicht ertragen. Ich sehne mich nach meiner Freiheit.

Doch genug dazu. Eigentlich wollte ich dich wecken, doch du hast geschlafen wie ein Stein.

Wie ich in dein Zimmer gekommen bin ist Berufsgeheimnis.

Doch was ich dir eigentlich mitteilen wollte ist, dass ich fortgehe.

Noch heute Nacht. Du brauchst mich nicht suchen. Ich gehe dort hin, wo mich niemand findet.

Doch ich werde wieder kommen. Du wirst merken wenn ich wieder im Lande bin.

In Dankbarkeit

Marry-Lou Synder
 

Wenn sie sagt es wäre sinnlos sie zu suchen, dann ist es das wohl auch.

Nicht dass ich es nicht versucht hätte, doch ohne Erfolg.

Bei Neuigkeiten melde ich mich
 

Jack Lodegrave
 

~********~

Auf See

Nya bald ist auch ein ganz neues chap fertig XD muss ja auch nur noch zwei alte chaps hoch laden XDDDDDD und dann gehts endlich wieder richtig weiter XD

bitte um kommis XD auch kritik ist erwünscht
 

Die zwei Männer, die im Boot sitzen helfen mir an Bord. Mit kräftigen Ruderschlägen rudern sie aus dem Hafen auf ein großes Schiff zu. Das Schiff hat einen schmalen Rumpf und zwei Masten. Als wir das Schiff erreichen, wird von oben eine Strickleiter herabgeworfen. Einer der Männer klettert vor und ich folge ihm.

Wir steigen an die fünfzehn Meter hoch, bis ich über die Reling klettere.

Ich bin äußerst froh wieder Boden unter den Füßen zu haben.

An Bord steht schon der Kapitän bereit um mich zu begrüßen und mir meine Kabine zu zeigen.

Es ist eine sehr billige Mitfahrgelegenheit, da ich mir nicht mehr leisten kann.

Auch bin ich der einzigste Passagier an Bord. Die Männertragen keine einheitliche Uniform, noch nicht einmal besonders einfache Kleidung wie es für Matrosen üblich ist.

Selbst der Kapitän legt einen freundlichen und humorvollen Umgang mit seinen Matrosen

an den Tag.

Doch ich fühle mich überraschend wohl bei der Mannschaft, obwohl die Blicke, die ich auf meinem Rücken spüre teilweise lüstern sind. Da ich aber weiß, dass sie es nicht wagen würden mir ein Haar zukrümmen, da ich Passagier bin und damit unter dem Schutz des Kapitän stehe.

Meine Kabine ist eng und als Lager dient eine einfache Hängematte, genau wie die, die in

Den Mannschaftsquartieren.

Im Laufe des nächsten Tages lerne ich den Rest der Mannschaft kennen. Kapitän Ayren, den Schiffskoch Mike, den Schiffsarzt Lukas, den erste Maat Jefferson und den Schiffsjungen Jeremy. Die restlichen Namen habe ich vergessen.

Mir fällt das Schlafen schwer, denn ich bin das Schaukeln des Schiffes und die Hängematte nicht gewohnt, außerdem ist mir übel und bei dem bloßen Gedanken an Essen dreht sich mir der Magen um. Ich will mich am liebsten nie mehr bewegen und liege nun schon seit Tagen

In meiner Hängematte.

Es klopft an der Tür und der Schiffskoch kommt herein. Er stellt mir eine Schale mit Suppe hin. "Bitte Miss. Sie müssen was essen. Sie haben schon seit drei Tagen keinen Bissen mehr gegessen." "Mike, nehmen sie bitte das Essen weg. Mir wird von dem bloßen Anblick schon schlecht." Stöhne ich. Er nimmt die Schale wieder mit und geht.

Schon nach fünf Minuten klopft es wieder. "Miss Wellesley? Darf ich rein kommen?" Es ist

Lukas der Schiffsarzt. "Man hat mir gesagt es ginge ihnen nicht gut, Miss." "Mir ist nur ein wenig übel." Sage ich und will mich aufsetzten, doch sofort überkommt mich eine Woge der Übelkeit und ich lasse mich schnell wieder in meine Hängematte zurücksinken.

"So so, ein bisschen übel, was?" fragt er belustigt. "Sie sind Seekrank und das nicht zu wenig.

Aber das ist ganz normal wenn man das erste Mal auf See ist. Sie hätten den Cäptain sehn sollen, wie der gekotzt hat bei seiner ersten Reise." Grinste Lukas. Ich sehe ihn ungläubig an.

"Mr. Ayren war Seekrank?" frage ich überrascht.

"Was plauderst du schon wieder aus dem Nähkästchen." Ertönt die Stimme des Cäptains von der Tür her. Er kommt herein und setzt sich auf eine Kiste, die in der Ecke steht.

"Tu nicht so Mika. Du hast gekotzt wie der Teufel persönlich." Lacht Lukas und geht zur Tür hinaus. "Guten Tag, Sir." Grüße ich Mr. Ayren höflich. "Lass dieses höfliche Geplänkel. Nenn mich Mika oder einfach Cäptain, wie alle hier." Lächelt er.

Wortlos stellt er einen Eimer neben meine Hängematte. Kaum ist mein Blick auf den Eimer gefallen, übergebe ich mich auch schon in den Eimer. "Ja so ist es gut. Lassen sie alles raus. Und danach essen sie eine schöne Kartoffelsuppe von Mike." Nachdem ich meine Magen vollkommen entleert habe, kommt Mike herein und stellt mir wieder die Schale mit der Suppe hin.

Auf dem Weg an Deck nimmt er den Eimer mit nach draußen. Auf Mikas Drängen löffele ich langsam die Suppe

Obwohl meine Übelkeit nicht mehr so schlimm wie vorher ist, kommt mir die Suppe mehr als einmal wieder hoch, doch ich schlucke sie mühsam wieder runter.

"Da sie ja nun gespeist haben können wir ja los." Sagt Mika mit einem Leuchten in den Augen. "Los? Wohin?" frage ich, denn der Gedanke mich zu bewegen gefällt mir noch immer nicht. "Auf Deck. Frische Luft wird ihnen gut tun."

Er hilft mir mich auf Deck zu schleppen, doch kaum streicht der sanfte Wind durch mein Haar fühle ich mich schon wohler und meine Übelkeit verfliegt langsam. "Was habe ich ihnen gesagt?" Sagt Mika, als er meinen entspannten Gesichtsausdruck sieht.

Wir unterhalten uns lange über Gott und die Welt. Im Laufe des Gespräches finde ich heraus, dass er, wie ich auf der Straße auf gewachsen ist. Er sagt er sei durch einen Unfall des alten Kapitäns auf dessen Posten aufgerückt, doch ich glaube da steckt mehr dahinter.

Auf einmal erschallt ein Ruf aus dem Ausguck: "Deutsches Handelsschiff fünfzig Grad Backbord voraus!" Sofort springt der Cäptain auf. "Sie sollten jetzt lieber wieder nach unten gehen und verriegeln sie die Tür zu ihrer Kabine!" "Ja aber..." will ich widersprechen.

"Kein Aber! Mach sie schon! Schnell!"

Ich wage es nicht noch einmal zu wiedersprechen und eile in meine Kabine. Dort schiebe ich gehorsam den Riegel vor. Angestrengt lausche ich auf die Rufe, die über Deck ertönen.

Was bitte schön rechtfertigt diese Aufregung wegen eines einfachen Handelsschiffes.

Doch auf einmal erzittert das Schiff unter dem Knall von Kanonenschüssen.

Ich traue meinen Ohren nicht! Wieso beschießen sich Handelsschiffe unter einander?

Es sei denn... Ja das ist die einzige logische Erklärung... Das andere Schiff muss ein Piratenschiff gewesen sein, dass sich als Handelsschiff tarnt um nicht aufzufallen.

Ich höre Kampfschreie, doch sie sind zu leise, als dass sie sich direkt über mir befinden könnten.

Als der Lärm verstummt gehe ich auf Deck und was ich da sehe lässt mir das Blut in den Adern gefrieren. Über all liegen teure Handelswaren, wie Gewürze und Seide.

Ich sehe wie ein mir fremder Mann am Boden kniet, die Hände gefesselt.

Hinter ihm steht Mika und hält ihm eine Pistole an den Hinterkopf. "Du willst dich uns nicht anschließen?" fragt Mika und in seiner Stimme weht ein eisiger Hauch mit, den ich ihm nie zu getraut hätte. Der Mann schweigt. "Also gut. Good bye." Mit diesen Worten drückt Mika ab und der Mann kippt nach vorn. "Wischt diese Sauerei hier weg und seht zu dass er verschwindet." Sagt Mika.

Was geht hier vor? Wieso töten Mika einfach einen wehrlosen Mann? Plötzlich erstarrt Mika in der Bewegung. Er hat mich bemerkt! Was soll ich jetzt machen? Am liebsten würde ich über Bord springen, doch das wäre mein Tod zu mal ich nicht schwimmen kann. Aber weglaufen bringt auch nichts, denn wo soll ich schon hin.

Ich weiche ein paar Schritte zurück und Mika folgt mir langsam, bis ich mit dem Rücken an einen Mast stoße. Ängstlich drücke ich mich an den Mast und hoffe, dass ich gleich aufwache und alles nur ein böser Traum ist. Warum muss ich ausgerechnet in diesem Moment an Jack denken? Das ist doch wirklich der unpassendste Moment den man sich vorstellen kann.

Wenn ich jetzt so zurückdenke, würde ich liebend gerne Jack gegen Mika tauschen, denn da ist ein reicher Schnösel, der einen verfolgt um sich vor zustellen, wirklich das kleinere Übel.

Aber leider ist es kein Traum und Mika verwandelt sich auch nicht in Jack, sondern kommt nur langsam näher und zieht seine Pistole.

Langsam hebt er sie und richtet sie auf mich. "Tut mir leid, Lou. Ich mag dich, aber du kennst unser Geheimnis. Also kann ich dich nicht leben lassen."
 

~********~
 

Liebes Tagebuch,

ich weiß nicht was ich tun soll. Es gibt nicht eine Spur von Marry-Lou und ich werde bald wahnsinnig bei dem Gedanken, dass sie hier war und ich einfach weiter geschlafen habe.

Was soll ich nur tun? Ich habe seit fast einer Woche kaum noch geschlafen und Appetit habe

Ich auch keinen. Ich sitze nur rum und versuche zu lesen, doch nach zwei Minuten werfe ich das buch in eine Ecke und renne wieder sinnlos durch die Straßen und Gassen.

Mein Cousin schreibt, dass Emmely und Richard erst sehr besorgt waren und sie überall gesucht haben, doch jetzt sei Emmely wie durch ein Wunder guter Hoffnung und sei hätten Marry-Lou schon so gut wie vergessen.

Es ist traurig wie schnell sie vergessen wird, nur weil sie arm ist. Doch ich kann und will sie nicht vergessen. Und selbst wenn ich wollte... Sie spuckt in meinem Kopf herum und ich lese mindestens dreimal am Tag ihren Brief, nur um dann wieder zu Hafen zu laufen und mir die Leute an zu sehen, die von Bord gehen in der irrsinnigen Hoffnung Marry-Lou unter ihnen zu sehen.

Aber was soll ich weiter mich beklagen. Ich kann nur hoffen, dass es ihr gut geht und sie wieder zurück kommt.
 

Jack Lodegrave
 

~********~

Höhenangst?

Was meint ihr? Passt ein Happy end zu der story? also verdient hätte Marry es auf jeden fall ... but life is not fair ... Nya ma schaun was mir noch so böses ein fällt und wir ham ja noch ein bisschen weg vor uns XD
 

Ich fühle den kalten Lauf von Mikas Pistole auf meiner Stirn. Meine Augen habe ich vor

Angst geschlossen. Doch mein Verstand will auch in dieser Situation nicht aufhören zu arbeiten und meine Finger gleiten wie von selbst zu dem Griff meines Dolches, der wie gewohnt in meinem Stiefel steckt.

Mein Verstand gewinnt wieder die Kontrolle über meine Angst und sperrt sie in den hintersten Winkel meines Bewusstseins. Ich öffne meine eisblauen Augen und lasse meine Hand mit dem Dolch an Mikas Kehle schnellen.

Langsam hebe ich meinen Blick und starre in Mikas erstaunte Augen.

Dachte er ernsthaft ich würde mich einfach so von ihm erschießen lassen? Hat er noch nicht bemerkt, dass ich kein gewöhnliches Mädchen bin? Dann wird es ja Zeit.

Mit einem selbstbewussten Lächeln sehe ich ihn weiter fest an. Jetzt umspiel auch seine Lippen ein leichtes Lächeln. Er hat meine Herausforderung angenommen.

Wir drehten uns langsam im Kreis, keiner änderte seine Waffenhaltung. Er müsste nur abdrücken und ich wäre tot, doch er weiß, dass ich dann den entscheidenden Schnitt tun würde.

Mit einer schnellen Bewegung lässt er seine Pistole fallen und zieht gleichzeitig seinen eigenen Dolch. "Mit gleichen Waffen ist es gerechter." Lächelt er ohne seinen Blick aus meinen Augen zu nehmen. Wir treten beide einen Schritt zurück.

Nun bricht ein bewegter Kampf aus. Er weicht meinen Stichen geschickt aus, doch ich streife ihn am Hals und Blut sprenkelt sein weißes Hemd.

Doch er lacht nur auf und sticht noch schneller zu als zuvor. So setzt sich der Kampf eine Weile fort, bis er mir seinen Dolch durch die rechte Schulter stößt.

Ein heftiger brennender Schmerz durch zuckt mich und ich spüre, wie warmes Blut über meine Brust läuft und meine Kleid tränkt. Mir knicken die Beine weg und ich sitze hilflos auf dem Boden. Als Mika seinen Dolch an meine Kehle hält wird mir bewusst, dass er nur mit mir gespielt hat. Er hätte mich auch sofort erstechen können. Dieser Gedanke verflüchtigt sich langsam und die Welt beginnt sich um mich herum zudrehen. Ich sehe alles nur noch verschwommen und habe das Gefühl in ein tiefes schwarzes Loch zu fallen.

Als ich die Augen wieder öffne ist alles um mich herum schwarz. Nur ein brennender Schmerz tobt durch meinen Körper und ich habe das Gefühl tausend Tode zu sterben.

"Bin ich in der Hölle?" frage ich, nur um meine Stimme und meine Ohren zu testen.

Meine Stimme klingt rau und kratzig, außerdem bereitet das Sprechen mir ziemliche Schmerzen.

"Nein, mein Kind so schnell kommt man nicht in die Hölle." Antwortet mir eine Stimme aus der Dunkelheit. "Lukas?" "Ja." "Warum lebe ich noch?", bringe ich mühsam hervor.

"Anweisung vom Kapitän." Mehr höre ich nicht mehr, denn ich falle in einen tiefen Schlaf.

Als ich meine Augen wieder öffne sehe ich direkt in Mikas Gesicht. "Ah, Dornröschen ist wieder bei Sinnen." Sagt er mit seinem gewohnten Schalk in der Stimme.

"Warum lebe ich noch? Weshalb hast du mich nicht getötet wie den Mann auch?" "Du hast dich gewehrt. Jemanden mit so einem starken Lebenswillen können wir an Bord brauchen."

"Ich soll Pirat werden?" frage ich ungläubig. "Ja, eine Diebin und Mörderin bist du schon, da macht Piraterie den Braten auch nicht mehr fett. Außerdem kannst du so am Leben bleiben."

Im Grunde hat er recht. Ich habe wirklich schon geraubt und gemordet, doch woher weiß er von meinem Mord? Genau das frage ich ihn auch.

"Du hattest Fieber und hat dich im Schlaf verplappert." "Oh." "Also, bist du dabei?"

"In Ordnung!" So einfach wird man Pirat.

Nun fangen meine Abenteuer als Pirat an und der Start in meine neues Leben.

Ohne Jack.

Einige aus der Mannschaft sind auch nachdem Mika ihnen die Gründe für seine Entscheidung genannt hat noch nicht von meinen Qualitäten als Pirat überzeugt.

Sie fordern eine Probe, die, wie Mika sagt, vorher noch nie gefordert wurde, aber ein Recht der Mannschaft ist.

Wahrscheinlich trauen sie mir nichts zu, weil ich ein Mädchen bin.

Nach einer kurzen Beratung der Männer steht meine Aufgabe fest. Ich soll die Wanten hoch klettern und am höchsten Punkt einmal frei stehen. Als Mika hört was beschlossen wurde, wird er ganz bleich und versucht seine Mannschaft umzustimmen, doch er hat keine Macht über ihr Entscheidung.

Und so stehe ich jetzt, in Hosen gekleidet und mit weichen Knien vor den wackeligen Seilen, an denen ich den Mast hochklettern soll.

Ich habe zwar keine Höhenangst, aber ein gut fünfzig Meter hoher Mast ist was anderes als ein Hausdach. Zumal es dort oben sehr windig ist und das Schiff unter einem schwankt.

Wer da oben an dem glatten Holz abrutscht ist verloren, egal ob er ins Meer oder aufs Schiff fällt.

Auf ein Zeichen hin setzte ich meinen ersten nackten Fuß auf das Seil. Meine Hände klammern sich an die Seile und ich fange an Schritt um Schritt die wackeligen Wanten zu erklimmen.

Schritt um Schritt. Nur nicht nach unten sehen. Denk an deine Brüder und an Jack wie du in sein Zimmer gestiegen bist. Das ist hier nicht viel anders. Ich versuche mich zu beruhigen, doch eine Stimme aus dem Hintergrund flüstert mir immer zu, dass ein Fehltritt genügt und ich werde nie mehr die Augen öffnen.

Meine Arme fangen an zu schmerzen und meine Beine scheinen gleich abzufallen. Zögernd sehe ich nach oben. Ich habe das Gefühl, dass der Weg mit jedem Schritt länger wird und ich werfe einen kurzen Blick nach unten.

Als ich sehe, dass die Leute unten nur noch klein wie Ratten sind, dreht sich mir der Magen um und ich muss mich mit aller Kraft festhalten, damit ich nicht runterfalle.

Sobald sich der Schwindel gelegt hat, klettere ich zitterig weiter.

Endlich, nach Stunden wie es mir scheint, erreiche ich die Mastspitze. Hier oben weht ein kräftiger Wind und das Schiff ist mal links mal rechts neben, aber nie unter einem.

Ich werde hin und hergeschleudert. Ich richte mich auf und lasse die Wanten los, sodass ich die Arme ausstrecken kann. Damit ist auch der Rest der Aufgabe erledigt. Doch als ich wieder in die Seile greifen will, kommt ein heftiger Windstoß und ich verliere das Gleichgewicht.

Ich sehe wie der Boden näher kommt, doch dann spüre ich eine festen Ruck an meinem rechten Arm. Der Boden stoppt mitten in der Bewegung.

Noch ganz benommen taste ich nach den Seilen und greife fest zu, als ich eins zu fassen bekomme. Mit letzter Kraft klettere ich noch die letzte Hälfte des Weges nach unten.

Kaum berühren meine Beine, den Schiffsboden, wollen sie auch schon nachgeben, doch ich stütze mich nur kurz an den Mast, dann gehe ich schweigend in meine Kabine.

Dort lasse ich mich in meine Hängematte fallen und schlafe sofort ein.

In meinem Traum, falle ich immer wieder Wanten, Treppen und Dächer hinunter um dann schmerzhaft auf meinen rechten Arm zufallen.

Mitten in der Nacht wache ich nach einem besonders schmerzhaften Aufprall auf.

Doch mein Arm hört nicht auf wehzutun. Als der Schmerz nach einer Stunde noch immer nicht nachgelassen hat, beschließe ich den Schiffsarzt aufzusuchen. Langsam taste ich nach meiner Kerze, um mit dieser spärlichen Beleuchtung mehr tastend als sehend zur Kajüte des Schiffsarztes zu gehen.

Ich klopfe kurz an. Keine Antwort. Als auch ein zweites und drittes Klopfen unbeantwortet bleibt, öffne ich vorsichtig die Tür. Es ist stockdunkel und ich höre ein leises Schnarchen.

Ich drehe mich um und schließe leise wieder die Tür.

Ich habe grade drei Schritte gemacht, als die Tür geöffnet wird und Lukas leuchtet mir ins Gesicht.

"Was willst du?" fragt er ein wenig barsch. Zögerlich trage ich mein Anliegen vor.

"Na dann komm mal rein und lungere nicht auf dem Gang herum. Sonst kommen die Jungs noch auf komische Gedanken." Seine Stimme wird freundlicher und ein Lächeln schleicht sich auf sein Gesicht.

In seiner Kabine, zündet er eine Öllampe an und schaut sich mein rechtes Schultergelenk an.

Als er es probeweise bewegt, ziehe ich die Luft zwischen den Zähnen ein, so qualvoll ist diese Bewegung.

"Ich würde sagen, die ist ausgerenkt. Wundert mich auch nicht, immerhin bist du gute fünf Meter gestürzt und hast dein ganzes Gewicht nur mit einem Arm abgefangen. Ich hole Mika und Mike, damit sie mir helfen." Er verschwindet kurz und kommt bald mit zwei äußerst verschlafenen Gestallten wieder.

"Mike, Mika, ihr haltet sie fest während ich ihre Schulter wieder einrenke." Sagt Lukas.

Die beiden murmeln nur irgendetwas, was sowohl eine Zustimmung als auch eine ordentliche Beschimpfung hätte sein können. Sie packen mich an der linken Schulter und an der Taille.

Lukas legt eine Hand auf mein Schlüsselbein und die andere gegen meine Schulter. Mit einer drehenden Bewegung drückt er sie nach hinten. Augenblicklich schießt ein unglaublicher Schmerz durch meine Schulter und ich bäume mich mit einem Schmerzensschrei auf.

Doch schon ist alles vorbei und Mika und Mike lassen mich los. Kommentarlos gehen sie wieder zurück in ihr Kajüten.

"Du bleibst heute am besten hier, damit ich gleich da bin, falls es wieder weh tun sollte." Sagt Lukas, während er mir die Schulter mit einer Leinenbinde bandagiert.

Ich nicke nur. Nur noch ein dumpfes Pochen erinnert an den Schmerz von grade, doch ich bin mir sicher diese Erinnerung nie wieder zu vergessen.
 

~********~
 

Liebes Tagebuch,

noch immer keine Nachricht oder Spur von Marry-Lou, dabei ist sie schon eine Woche fort.

Ich hatte gedacht, sie würde sich irgendwo versteckt halten und mir eine Nachricht senden,

doch wie es scheint ist sie ist sie wirklich mit einem Schiff fort gefahren und zwar nicht nur aus London raus, sondern wahrscheinlich auch aus England.

Ich hätte nicht gedacht, dass es so schmerzt sie zu verlieren.

Meine Mutter hat eine Frau für mich gefunden, die meinem Stande entspricht.

Ich soll bald mit ihr auf einen Ball. Doch ich habe keine Lust. Aber streiten bringt mich auch nicht weiter. Ich werde also hin gehen und es ertragen, aber ich will dieses Mädchen nicht.

Mir fehlt Marry-Lou viel zu sehr, als dass ich mit einer anderen tanzen könnte.

Ich habe sie schon einmal getroffen, das Mädchen meine ich. Sie ist eine dieser Gänse die nichts wichtigeres zu tun haben, als Geld aus zu geben, damit sie den Männern gefallen.

Aber ich muss jetzt aufhören, denn meine Mutter will mit mir Tee trinken. Wahrscheinlich geht es um das Mädchen.
 

Jack Lodegrave
 

~********~

sentimentale Piraten und Prinzessinen

Nya Mika ist ja auh ein klasse chara (war jetzt kein selbstlob) mag nur gerne solche charas XD nyu demnächst gehts auch um seine vergangenheit... also wenn ihr gerne mehr wissen wollt .. schreibt kommis XD und leset einfach weiter ^^

mal so ne kleine umfrage was würdet ihr denn gerne von den charas so wissen XD hab zu fast allen was ausgearbeitet also könnt ihr ruhig fragen etweder beantworte ich es so oder es kommt noch in der story vor ...

man ließt sich *wink*
 

Als ich die Augen aufschlage fühle ich mich recht gut, doch kaum schwinge ich die Beine aus der Hängematte, überkommt mich Schwindel. Nach mehreren Minuten harter Anstrengung habe ich es in den Aufrechten Sitze geschafft, als die Tür auf geht und Mika herein kommt.

" Guten Morgen, Prinzessin!" grüßt er fröhlich. Moment mal. Prinzessin?! "Äh.. Mika, seit wann nennst du Leute deiner Mannschaft Prinzessin?"

"Na ja, ich dachte jetzt wo du zu uns gehörst und sozusagen eine echte Piratin bist, da ... da könnte ich vielleicht so was wie ein Ersatz Vater für dich werden." Stammelt er. Irre ich mich oder wird er sogar etwas rot?

Da kommt dieser Pirat, kaltblütig einen Mann erschießt und danach an sein Mittag denkt, zu mir, grüßt mich mit einem ausgelassenen `Guten Morgen, Prinzessin` und macht mir dann den Vorschlag mein Ziehvater zu werden. Ich glaub ich fall um. "Na, nicht unbedingt Vater, ehr...großer Bruder?" Mika hatte wohl meinen Gesichtsausdruck auf seine Art gedeutet.

Mir fällt die Kinnlade herunter. Der meint das echt ernst. "Warum nicht gleich Großvater?" kommt es aus meinem Mund.

Hey, das war ohne mein Zutun jetzt plappere ich auch schon ohne es zu merken.

"Ich gebe ja zu das mein Alter nicht grade auf einen Vater passt. Immerhin bin ich grade mal 27 Jahre alt." Murmelt er. "Überleg es dir, ja?" sagt er und steht auf.

Etwas, nein, sehr verwirrt bleibe ich in Lukas Kabine zurück. Nach wenigen Minuten bin ich wieder eingeschlafen.

Ich erwache durch leises Geschirr klappern. "Hm?" brummele ich, etwas verärgert über die Störung. "Guten Abend, Lou." "Abend? Wie lange habe ich denn geschlafen?" "Ungefähr zwei Tage seit du aus den Wanten gefallen bist." "War Mika bei mir?" "Ja, was hast du ihm gesagt? Er sitzt auf Deck, als hätte er ein Korb bekommen. Er mag noch nicht einmal die Männer schinden."

"Er hat mir vorgeschlagen seine Ziehtochter beziehungsweise seine Schwester zu werden."

"Das ist ein tolle Idee! Als Vater taugt er wohl nicht, aber als Bruder, warum nicht?"

"Warum nicht?! Meine Brüder sitzen irgendwo in einem Gefängnis, oder sind schon tot und ich soll mich mit einem gemeinen und kaltblütigen Mörder verbrüdern??" "Aber es wäre auch zu deinem Schutz. So würdest du unter dem direkten Schutz des Capitäns stehen und die Jungs würden dich garantiert nicht anrühren. Willst du es dir nicht noch mal überlegen? Mika ist wirklich in Ordnung. Auch wenn er Pirat ist und seine Feinde tötet. Außerdem bist du jetzt eine von uns."

In mir steigt alle Verzweiflung der letzten Wochen auf. Ich sehe rot, obwohl ich meist kühl berechnend bin, gibt es kein Halten, wenn ich wirklich sauer werde.

Obwohl ich Lukas nichts mit alledem zu tun hat, brennen mir nun die Sicherungen durch und ich schreie los:

"Ich will keinen neunen Bruder! Schon gar nicht so einen! Wer will schon einen Mörder zum Bruder! Diese Männer werden es nicht wagen mich anzufassen! Das haben schon andere versucht! Ich weiß mich zu wehren! Wer will schon eine Mörderin zur Schwester oder als Mädchen! WER?!"

Ich schreie Lukas alles ins Gesicht. Meine Wut, meine Verzweiflung und meine Hass auf die Männer und auf mich. Schweigend steht er auf und geht. Kaum hat er die Tür hinter sich geschlossen, fange ich an zu weinen. Was ist nur los mit mir? Warum muss ich diese Wutausbrüche haben? Sie bringen doch nur Verderben für mich und die, die ich liebe.

Ich hadere mit mir und meinem Schicksal, als ich mich grade wieder im Griff habe, überkommt mich eine neue Welle von Selbstmitleid.

Warum mussten meine Eltern sterben? Warum musste all das Geschehen? Ich will nach Hause! Zu Jack! Der Gedanke überrascht mich. Wieso sehne ich mich in so einer Situation nach dem reichen Schnösel, der mich durch London hetzt. Ach, scheiße! Aber wie soll ich Jack und meinen Brüdern je wieder unter die Augen treten können? Ich habe einen Menschen willentlich ermordet! Wer will mich jetzt noch? Jetzt, wo meine Hände von Blut befleckt sind?

Bei dem Gedanken, dass Jack mich verstoßen würde, weine ich noch etwas heftiger.

Es klopft an der Tür. "Lou? Darf ich rein kommen?" Es ist Mika. Er ist so ungefähr der letzte den ich jetzt sehen will. "Nein!" schluchze ich.

Die Tür wird vorsichtig geöffnet. "Lou? Weinst du?" "NEIN!" Das war so überzeugend, dass hätte mir noch nicht mal ein Taub-Stummer geglaubt. Er komm einfach herein und setzt sich neben mich. Jetzt kann ich mein Gesicht nicht mehr verstecken. So eine Scheiße aber auch! Mich hat bisher noch nie jemand weinen sehen, abgesehne von meinen Brüdern.

"Lukas, meinte du wärst richtig hysterisch geworden, als er dich noch mal auf die Sache von heute Morgen angesprochen hat."

Ich schweige und starre auf irgendeinen fernen Punkt an der Wand. "Mich würde ja interessieren was du für eine Vergangenheit hast, aber da ich selbst über meine eigene nicht reden mag, lasse ich dich in Ruhe." In der Tür dreht er sich noch mal um. "Ich hätte dich gerne als kleine Schwester gehabt, egal wie deine Vergangenheit ist. Schade!"

Das klang ehrlich und mir wird ganz warm ums Herz, irgendwie hat Mika mein Herz berührt.

"Mika, warte! Vielleicht... überlege ich es mir noch." Rufe ich ihm nach. Er sieht mich an.

Ein Lächeln macht sich auf seinem Gesicht breit. "Dann lass uns ein Stück gehen, ... Lou."

Ein Stück gehen bedeutet nichts anderes als oben auf dem Deck auf und ab zu wandern.
 

"Ich... weiß das es nicht richtig scheint was ich hier tue. Das ganze Morden und Rauben... aber für uns ist es die einzigste Chance nicht auf der Straße zu leben und nach unserem Willen zu leben. Weißt du was das Meer und dieses Schiff für mich bedeutet?" Ich kann nur den Kopf schütteln. Er strahlt eine Begeisterung und Leidenschaft aus, die ich noch nie bei ihm gesehen habe.

"Du weißt es nicht? Wie auch! Es ist nicht nur eine Zuflucht und mein Heim, für mich bedeutet es mehr. Es ist ein mein Leben! Ich habe immer davon geträumt auf See zu fahren.

Den Wind in meinem Haar zu spüren und das Salz zu schmecken. Ein Schiff und das Meer bedeuten Freiheit! Man kann sagen was man meint und Leben, wie es einem gefällt!

Das Meer ist voller Gefahren und Reichtümer, die noch erforscht und gefunden werden wollen!

Auf Land ist es als würde man in einen Käfig gesperrt, als würde einem die Luft abgeschnürt, doch kaum rieche ich Wasser und Teer habe ich das Gefühl fliegen zu können."

"Ich verstehe dich. Früher, als ich klein war wollte ich immer fliegen. Ich schlich mich abends auf den Balkon und ließ meine Beine über das Geländer baumeln. Am liebsten saß ich da, wenn ein Sturm über der Stadt tobte und der Wind drohte mich vom Geländer in die Tiefe zu reißen. Ich wurde gelehrt mich zu benehmen, doch meine Mutter glaubte es sei wichtig für Mädchen zu lernen wie man sich verteidigt und wie man seine Meinung durchsetzt."

"Eine weise Frau..."

"Ein Sturkopf! Wir lagen uns dauernd in den Haaren, doch wir haben gelernt uns nicht unterkriegen zu lassen und unseren Stolz zu wahren. Aber sie war auch gläubig. Wir wurden streng nach der Bibel erzogen, wenn auch mit ein paar Ergänzungen, die meine Mutter dazu dichtete. Ich lernte schreiben und lesen wie meine Brüder. Da sie aber früh starb, kann ich noch immer nicht gut schreiben und lesen."

"Sogar schreiben und lesen kannst du! Du steckst voller Überraschungen."

Doch ich hatte ihn gar nicht gehört. Meine Gedanken waren noch immer bei meiner Mutter und ihrer Erziehung.

"Ich habe alles zu Nichte gemacht! Ich habe gegen die zehn Gebote verstoßen! Das Stehlen konnte ich entschuldigen, denn meine Mutter sagt bevor sie starb: "Marry, manchmal erfordern ungewöhnliche Situationen, ungewöhnliche Taten.". Diese Satz erleichterte mein Gewissen, doch einen Mord kann ich nicht entschuldigen, egal unter welchen Umständen!"

"Ich töte Matrosen, damit sie mich nicht verraten, denn sonst würden sie mich töten. Oder mir, noch schlimmer, meine Freiheit nehmen. Das könnte ich nicht ertragen!"

"Er... Er wollte mich schänden, da musste ich etwas tun. Es war so widerlich, wie er mich berührt hat... Ich hatte Angst und wollte schreien, aber mir hätte niemand geholfen ... und... und da habe ich nicht mehr nachgedacht, sondern einfach das getan was mir grade einfiel...

Ich hab ihm kaltblütig mit meinem Dolch die Kehle aufgeschlitzt! Und soll ich dir was sagen?

Es hat mir Spaß gemacht! Es war eine Genugtuung, wie mein Dolch durch seinen Hals geschnitten hat wie durch Butter! Ich war völlig leer! Weder Mitleid noch Hass! Nur Leere!

Es war schrecklich..."

"Wir töten aus dem selben Grund. Für unsere Freiheit und unseren Stolz. Es ist kein guter Grund, aber es ist ein Grund."

"Ich will zu meinen Brüdern!" Mir laufen heiße Tränen über das Gesicht und mein Hals brennt, dass ich glaube zu ersticken.

"Ist schon gut, Prinzessin. Wein dich nur aus. Ich will deine Brüder gar nicht ersetzten, sondern dich in ihrem Sinne schützen."

Seine Worte lösen nur noch mehr Tränen aus. Ich schlinge meine Arme um ihn und vergrabe mein Gesicht an seiner Schulter, wie ich es früher oft bei Cassie getan habe.

Er drückt mich an sich und streicht mir über das Haar.

"Du solltest schlafen gehen. Es wird kalt."

Ich löse mich langsam von ihm und nicke. Als ich schon fast unter Deck bin höre ich noch ein "Gute Nacht, Prinzessin."
 

~********~
 

Liebes Tagebuch,

Ich war gezwungen mit diesem Mädchen, ich glaube sie hieß Jessica, auf den Ball zu gehen.

Um ehrlich zu sein war es schrecklich, meine Gedanken waren bei Marry-Lou und ich musste mit diesem hohlem Huhn tanzen. Gespräche über Mode und Politik interessieren mich

nicht mehr.

Ich habe immer nur darauf gewartet ihre kalten Augen zu sehen und ihre blasse Haut zu spüren. Stattdessen musste ich in ich wässrige graue Augen sehen und das schmierige Gefühl gelbe Seide an meiner Hand ertragen. Statt schwarzem seidigem Haar, das elegant über schmale und knochige Schultern fällt, wippeten blonde arrangierte Lockenvor meiner Nase auf und ab..

Wie es scheint bin ich Marry-Lou mit Haut und Haar verfallen. Sie lässt mich nicht los, ob ich esse oder schlafe.

Ich warte auf das Geräusch von Stiefeln, die an der Hausfassade hoch klettern. Erwarte ihren Straßendialekt zu hören.

Ich habe das Gefühl mit ihr ist auch mein Zugang zum Straßenleben verschwunden. Für mich werden die Leute wieder Gesichtslos und nebensächlich. Ich sehe nicht mehr, dass der Bettler an der Straßenecke Schwindsucht hat, oder dass die arme Magd bald ein uneheliches Kind bekommen wird. Ihre Schicksale, die mich vor einiger Zeit noch berührten, oder zumindest faszinierten sind für mich nur noch ein flüchtiger Gedanke, obwohl sie um einiges schlimmer sind als das von Marry-Lou.

Was als Spiel begann, ist zu bitterem Ernst geworden. Ich fand es lustig Leute zu beobachten und etwas über sie zu erfahren ohne mich auf sie einlassen zu müssen. Ihr Schicksal berührte mich nicht, denn für mich waren sie bedeutungslose Spielzeuge. Wenn sie verschwanden oder kaputt gingen suche ich mir neue. Bis sie kam und mich mit ihrem eiskalten Blick durchbohrte.

Sie hat viel mehr gestohlen als das Geld meines Onkels. Sie hat mein Herz gestohlen, ohne es zu wollen.
 

Jack Lodegrave
 

~********~

Angriff

So ihr lieben erinnert sich eigentlich noch wer an mich oder an diese FF?

naya viel zu tun, neuer freund und kreatives Tief ... ich weiß alles keine ausrede aber gut XD nya auf jeden gfall gehts jetzt mal weiter mit Marry Lou XD

JETZT GEHTS WEITER.

(bitte ein kurzes kommi damit ich weiß das überhaupt noch wer das ließt ;_;,

das ex-uriuri
 

Endlich, nach über drei Wochen auf See habe ich das Gefühl mich endlich an das ständige Schaukeln und Schwanken des Schiffes, das Knarren und Ächzen der Planken und Taue gewöhnt zu haben. Langsam fange ich an zu begreifen, was Mika mit der Freiheit auf See meinte. Es ist ein herrliches Gefühl, wenn einem der Wind durch das Haar weht und an den Kleidern zerrt. Es ist genau das Gefühl, das ich in meiner Kindheit abends auf dem Balkon gesucht habe. Es ist wie Rauschgift, hat man es einmal gespürt, will man es nie wieder hergeben.

Ich stehe am Bug des Schiffes und lehne mich über die Reling. Unter mir schäumt das Meer.

Die Versuchung hinein zu springen ist riesig, doch das wäre ein tödlicher Fehler.

Ich schrecke zusammen, als eine Hand sich auf meine Schulter legt. "Hey, Prinzessin. Legst du es darauf an mit den Haien Bekanntschaft zu machen?"

Mika ist mir in den letzten Wochen ein guter und treuer Freund geworden. Mit seinem Humor und seiner Stärke hat er mich schon oft aus peinlichen Situationen gerettet.

Da die Mannschaft außer mir nur aus Männern besteht, gibt es davon auch mehr als genug.

Zum Beispiel gibt es auf dem Schiff natürlich keine Büsche hinter denen ich meine Notdurft verrichten könnte und der dafür vorgesehene Eimer steht in der Gemeinschaftskajüte. Aber Mika hat das Problem einfach gelöst, indem er einen zweiten Eimer hinter ein paar Kisten aufstellte. Das ist nur ein Beispiel für die Probleme, die es zu überwinden galt.

Als ich aus den Wanten geklettert komme steht Mika schon da und wartet auf mich. Er führt mich zu einer etwas abseits gelegenen Rolle Tau. Dort setzten wir uns.

"Sage mir meine holde Prinzessin...", bei diesen Worten macht sich wieder diese Ausdruck auf seinem Gesicht breit den er hat, wenn er etwas Ernstes auf humorvolle Art und Weise erfahren möchte, "Wie kam es zu dieser ausfallenden Frisur?" So etwas habe ich schon erwartet. Erst fragt er belanglose Dinge um so nach und nach mehr zu erfahren.

"Ein wohl gesetzter Dolchschnitt meinerseits.", versuche ich ihm durch eine banale Antwort zu entkommen. "Und welcher Teufel verleitete dich zu dieser Schandtat?"

Heute lässt er sich wohl nicht abwimmeln. Schon oft hat er auf die ein oder andere Art versucht etwas über meine Vergangenheit zu erfahren. Bisher konnte ich ihn hinhalten, aber ein Funkeln in seinen Augen verrät mir, dass dies heute nicht der Fall sein wird.

"Gut, du hast gewonnen ich erzähle es dir." Es fällt mir immer noch schwer aufzugeben und somit Schwäche zu zeigen.

"Was möchtest du denn wissen?" "Du sagtest du hättest jemandem die Kehle durchgeschnitten. Wer war er?" Ich spüre wie mein Geicht zu einer steinernen Maske wird. Mit tonloser Stimme beginne ich zu erzählen: " Er war ein Gefängniswärter von Newgate, dem berüchtigtem Gefängnis in London. Bei einem Diebstahl haben sie mich geschnappt und dort hin gebracht. Er sollte mich in meine Zelle bringen. Aber er...", ich spüre wie meine Stimme bricht. Mikas Hand liegt schwer auf meiner Schulter. "Lou, bitte erzähl es mir. Dann wird es leichter für dich." Seine warme und freundliche Stimme macht mir Mut und zum erstem Mal seit diesem Vorfall habe ich das Gefühl mich jemandem anvertrauen zu können.

"Er... er wollte mich schänden. Ich habe mich gewehrt und geschrieen, aber er war viel stärker als ich. Dann habe ich meinen Dolch genommen und ihm die Kehle durchgeschnitten." Wieder steigt die Panik von damals in mir auf und Angst schnürt mir die Kehle zu. Ich habe das Gefühl nicht mehr atmen zu können. Erst Mikas sanfte Umarmung sprengt die Ketten, die sich um meine Brust geschlungen haben. Ich schnappe nach Luft und fange an zu Husten.

"Nicht die Luft anhalten, Prinzessin. Egal wie schrecklich der Moment ist. Mit jedem Atemzug nährst du dich einem besserem Moment."

Am Abend bin ich so müde, dass ich noch nicht einmal etwas essen kann. Ich schleppe mich in meine aus Kisten errichtete Kajüte und lasse mich in meine Hängematte fallen. Seit der Unterhaltung mit Mika verfolgen mich wieder die Bilder von Newgate. Die schweren Eisentüren, die düsteren Gänge, der Gestank und die Kammer mit dem toten Wächter. Mit geschlossenen Augen konzentriere ich mich auf diese Bilder um sie wieder in den Tiefen meines Bewusstseins zu verbergen. Ich höre wie der schwere Stoff, der mir die Tür ersetzt bei Seite geschoben wird. Als ich auf blicke steht da Lukas mit einer Schüssel voll trockenem Brot und Dörrfisch. "Mike hat mir erzählt du hätten schon wieder das Essen verweigert und nun wollte ich mal nach dir sehen." Mit diesen Worten stellt er die Schüssel auf eine der vielen Kisten. Ich starre weiter auf die Wand noch immer ganz in Gedanken. "Lou?" Ich schrecke auf und sehe Lukas überrascht an. "Bitte was?", frage ich noch einmal nach. Doch kaum setzt Lukas dazu an sein Anliegen zu wiederholen, schweifen meine Gedanken schon wieder zu diesem schicksalhaften Tag ab. Da ich auch auf die zweite Erklärung nicht reagiere geht Lukas ohne mich noch einmal aus meinen Gedanken zu reißen.

Obwohl meine Augenlieder mit jeder Minute schwerer werden, kann ich einfach nicht schlafen. Zu viele Gedanken streifen mein Bewusstsein ohne das sie aufgehalten werden. Mika hat eine viel tiefere Wunde aufgerissen als er ahnt. Eine Wunde die noch lange bluten und nie gänzlich heilen wird. Ein leises Klopfen an den Kisten erinnert mich an meinen Wachdienst. Meine Glieder schmerzen und ich fühle mich schwummrig. Noch im Dämmer -zustand tapse ich die Leiter hoch. Selbst der kalte herbstliche Wind kann mich nicht zur Besinnung bringen. Ich wandere auf dem Deck auf und ab. Gefangen in meinem Schmerz und den Erinnerungen an vergangenes Glück. Doch selbst jetzt, wo mich mein Schmerz überrollt, kann ich nicht weinen. Meine Augen bleiben trocken, trotz seelischer Qualen. Die einzigsten Tränen die ich kenne rühren von Wut und Verzweiflung her. Es sind keine heilsamen Tränen, die das Herz erleichtern, sondern sie sind das Öl im Feuer der Angst.

Plötzlich habe ich das Gefühl beobachtet zu werden. Ich kann förmlich spüren wie der Blick auf meinem Rücken brennt. Als ich mich umdrehe sehe ich Mika, der aus dem Schatten des Masten tritt. Anstatt auf mich zu zugehen, lenkt er seine Schritte zum Bug des Schiffes. Nach einiger Zeit folge ich ihm.

"Ich liebe den Herbstwind bei Nacht." Als ich schweige spricht er weiter. "Ob die Toten uns wohl sehen können?" Da ich noch immer keine Antwort gebe, schweigt er. Lange stehen wir da und betrachten den klaren schwarzen Sternenhimmel. "Ich... denke schon.", sage ich nach langem Zögern um den Faden wieder auf zu nehmen. "Glaubst du es oder hoffst du es nur?" "Ich glaube es, aber ich wünsche es nicht." Von meiner Antwort überrascht sieht er mich an. "Nein? Diese Hoffnung war meine Selbstkontrolle. Ich habe immer versucht das zu tun, was für mich richtig war und was meine Eltern stolz gemacht hätte."

Ich verziehe mein Gesicht zu einem kläglichem Lächeln. "Glaubst du sie wären stolz darauf einen Piraten als Sohn zu haben?" "Nein, bestimmt nicht, aber mein Vater hätte es glücklich gemacht mich glücklich zu sehen. Er wäre stolz auf mich, dass ich eine Weg gefunden habe glücklich zu sein. Selbst wenn es die Piraterie ist."

Versonnen sehe ich zum Sternenhimmel auf und beobachte wie der blasse Mond langsam aus dem Meer auftaucht. In Gedanken überlege ich ob meine Eltern wohl stolz wären mich hier zu sehen. Doch diese Gedanken werden von finsteren Erinnerungen verdrängt. "Sie sind nicht stolz auf mich." Mit diesen Worten drehe ich mich um und gehe unter Deck.

Nachdem ich die nächste Wache geweckt habe, vergrabe ich mich in meinen Selbstzweifel. Es gibt zu viele Dinge die ich falsch gemacht habe. Das ist mein letzter Gedanke bevor ich in einen kurzen und unruhigen Schlaf falle.

Wieder einmal laufe ich durch die Straßen Londons, diesmal nicht von Jack, sondern von Toten gehetzt. Sie strecken ihre Hände nach mir aus und ich renne so schnell ich kann um ein Tor zu erreichen, doch als ich die Pforte aufstoße und hindurch laufe, stehe ich vor dem Grab meiner Eltern. Ich spürte wie mir die Tränen kommen und ich umdrehe um den Weg zu folgen, der weg führt. Weg von dem Grab, weg von den Toten. Ich spüre den Kies unter meinen in Lumpen gewickelten Füssen. Ich komme kaum vorwärts, als ob ich in tiefem Sand laufen würde.

Plötzlich taucht mit einem dumpfen Knall ein Grabstein aus dem Nichts auf.

Eine kleine Kindergestalt taucht langsam hinter dem Grabstein auf. Doch die Haut des Kindes ist schwarz und aufgequollen. Ihre Augen sind trüb und starren ins leere.

Mein eigener Schrei reißt mich aus dem Dunkel meiner Albträume.

Ich schlinge meine Arme um die angezogenen Knie und versuche das Zittern zu unterdrücken.

Ich höre schwere Stiefelschritte auf der Leiter, die unter Deck führt. Meine Tür wird aufgerissen und Mika steckt den Kopf herein. Sein Gesicht wirkt blass und wirre Haarsträhnen hängen ihm ins Gesicht. Er hebt die Laterne in mein Gesicht, fixiert mich kurz.

"Auf Deck! Wir werden angegriffen!" Als ich ihn nur perplex anstarre und mich nicht von der Stelle rühre, brüllt er mir ins Gesicht: "Los jetzt! Auf Deck! Aber Zack!" Ich zucke, immer noch von meinem Albtraum gebeutelt, zusammen. Aus seiner Stimme und seinen Augen ist jeder Funke freundlicher Zuneigung gewichen, als er mich barsch aus meiner Hängematte zerrt und auf den Gang stößt. Verdattert bleibe ich zwei Sekunden stehen, da werde ich von der Masse der anderen Matrosen mit auf Deck gespült.

Gehetzt kommt Mika auf Deck. "Auf die Posten!" ist Alles was er sagt, dann dreht er um und stellt sich ans Steuer. Die See raut auf und der Wind wird stärker. Doch alle verschwinden auf ihre Posten. Nur ich bleibe stehen, denn ich habe keinen Posten. Das Deck ist voll mit Menschen, die eilig ihren Aufgaben nachgehen. Jeder ist wichtig für das Überleben dieser Mannschaft. Jeder außer mir. Deprimiert und Hilflos stehe ich herum, werde von dem einen zur Seite geschoben und von einem anderen wieder zurück, bis mich Jefferson, der erste Maat, packt und mit sich zerrt. Etwas unsanft stößt er mich unter Deck. "Helf bei den Kanonen. Jeremy wird dir erklären was zu tun ist."

Kaum hat er das gesagt werde ich auch schon von Jeremy and er Hand gepackt und zu den Kanonen gezerrt, wo noch weitere zehn Mann auf den Befehl zum Schießen warten.
 

~********~
 

Liebes Tagebuch,

Noch immer keine Spur von ihr. Ich werde bald wahnsinnig vor Sorgen. Vier Wochen lang lasse ich schon nach ihr suchen und noch immer nicht mal ein Lebenszeichen. Es kann doch nicht so schwer sein ein derart außergewöhnliches Mädchen zu finden.

Doch vielleicht will sie gar nicht gefunden werden. Vielleicht bin nur ich es der nicht ohne ihre Gegenwart leben kann.

Nein, dass kann nicht sein. Ich bin von adliger Abstammung. Ich bin viel mehr wert als sie. Sie muss mich vermissen, denn wenn ich, der ja von Natur aus höher gestellt ist, nicht ohne sie leben kann, wie sollte sie dann ohne mich leben können?

Meine Mutter organisiert immer häufiger Treffen mit Jessica und inzwischen auch ohne ihre Eltern. Meine Einwände stoßen bei meiner Mutter auf taube Ohren. Sie sagt Jessicas Familie wäre eine der besten Partien, die man machen kann. Die Familie ist reich und hat großen Einfluss. Sogar zum Königshaus werden freundschaftliche Banden gepflegt.

Doch leider interessiert mich all das nicht mehr. Dieses interessierte, fröhliche Maskenspiel von Jessica wenn sie in meiner Nähe ist ekelt mich an.

Ich habe versucht sie abzuschrecken, in dem ich sie in meine Beobachtungsversuche vom Fenster aus eingebunden habe und dabei mit besonderer Deutlichkeit auf die abartigsten Dinge auf der Straße hingewiesen habe, doch sie hat einfach immer weiter geplappert und mich nicht ernst genommen.

Sie spielte die Sache sogar herunter in dem sie meine Art der Beschäftigung mit den Perversitäten berühmter Genies verglich. Genau diese Verhalten erwartet man ja von einer jungen, gut erzogenen, heiratswilligen Frau, doch mich langweilt es. Ich vermisse die harschen Antworten, den angeekelten Blick, den mit Marry-Lou für solche Tätigkeiten schenken würde.

Ja, Marry-Lou ist mein Fluch. Sie ist die Luft, die ich zum Atmen brauche, die Fabre in meinem Leben.

Mit einiger Verzweiflung muss ich nun die Feder ruhen lassen, denn meine Mutter ließ nach mir schicken. Ich ahne nichts Gutes.
 

Jack Lodegrave
 

~********~



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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

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Von: abgemeldet
2005-08-17T05:26:40+00:00 17.08.2005 07:26
Und noch einmal!!
Mehr schaffe ich leider nicht. XD
Das tut mir echt leid! :o(
Ich hoffe, ich komme bald wieder dazu. Erstmal muss ich allerdinsg auch bei meinen eigenen Sachen weiter kommen...*seufz*
In diesem Teil...Jacks Tagebucheinträge sind einfach herrlich!! Das er sich so viele Gedanken über sie macht ist total süß. ^^ Da hat es jemanden schwer erwischt, was?
Und bei ihr jagt ein Ereignis das andere! Das Tempo, das du da vorlegst...toll!!!
Bye

Pitri
Von: abgemeldet
2005-08-17T05:19:18+00:00 17.08.2005 07:19
HUI!!
So langsam spitzt es sich ja immer weiter zu! NMicht emhr lange und ich bin wirklich bei den kapiteln, die ich nicht mehr kenne! Ich bin schon so neugierig!!! ^^
Ob ich noch eins schaffe?
Ich versuchs gleich mal!!
Zu diesem Kapitel: was das arme Ding alles durchmachen muss...O.O Wie kommst du nur immer auf die Ideen, sie kann einem richtig Leid tun! es sieht so ausweglos aus, aber dann gibt es da ja noch Jacks Tagebucheinträge und man kann damit etwas Hoffnung ahben und fragt sich außerdem, was das mit den beiden noch gibt...*grübel*
Von: abgemeldet
2005-08-17T05:13:05+00:00 17.08.2005 07:13
Hallo!

*hihi*
wenn die Beiden aufeinander Treffen....Eigentlich wirken siwe ja recht verscheieden, aber ich galube, sie haben mehr Gemeinsamkeiten, als sie ahnen. beide wissen, was sie wollen und scheinen ziemlich stur zu sein.
Der tagebucheintrag...es ist immer total interssant zu lesen, was Jack so denkt und sie...*seufz* So viele Probleme und Sorgen, die hat es echt nicht leicht, doch sie geht ziemlich tapfer damit um!!!
*schnellweiterroll*

Pitri
Von: abgemeldet
2005-07-18T05:23:02+00:00 18.07.2005 07:23
Hi!

Oh Mann!
Was die Arme immer durchamchen muss...
ich finde das alles sehr gut geschrieben. - Und BEschrieben. wie du das dann immer mit ihren Gedanken verbindest ist eine tolle Mischung!!
Jack wirkt in seinem Tagebuch ja manchmal etwas fies, aber das er sie so für sie interessiert...^^ *hihi*
Ich hoffe, ich hab bald Zeit für die nächsten kapitel, notfalls erinner mich noch mal dran! XD
Bye

Pitri
Von: abgemeldet
2005-07-18T05:15:54+00:00 18.07.2005 07:15
Hallöchen!

So veile kapitel!
Ich hoffe, du bsit bald an der Stelle, wo du aufgehört hattest!! *rumroll*
was ich an der Story so liebe, sind diese zwei SEiten. Einmal ihre und dann seine aus dem tagebuch. Die beiden leben in so unterschiedlichen, gegensätzlichen "Welten" und trotzdem verbindet sie etwas.....
Das macht einen richtig neugierig, wie es weiter geht! ihr Schicksal ist schließlich ziemlich hart...
*weiterlesengeh*

Bye

Pitri
Von: abgemeldet
2005-02-08T07:24:42+00:00 08.02.2005 08:24
Hallöchen!

*reinroll*

Erste!!! ^^
Ich freu mich so, dass deine Story wieder da ist!
Und gleich so viel auf einen Schlag!!!
Das waren ja massig seiten! O.O
Wow!!
Hast du das alles überarbeitet?
Respekt, das hat bestimmt gedauert!!!!

Auf jeden Fall mußt du mir Bescheid sagen, wenn du wieder was hochlädst, ja??
Ich will doch endlich wissen, wie es weiter geht!! ^^

Aber zu deiner Story:
Du schreibst toll! *nick*
Dein Stil gefällt mir sehr!
Und der Inhalt...
Einfach klasse!!!
Gute Beschreibungen, eine tolle Atmosphäre und vor allem die Charaktere!!!
Das Mädel ist echt sympathisch (So ein hartes schicksal, *sniff*) und dann der Einfall mit den Tagebucheinträgen...Das ist nach wie vor genial!!
Alles immer so aus den zwei Sichten zu sehen und seine Gefühle zu kennen...
Schreib weiter!!! :o)
Bye

Pitri


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