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Große Jungs weinen nicht,

denn das ist peinlich.
von

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Lasst.Mich.In.Ruhe!

Natürlich hatte das Ausfüllen des Antrages länger gedauert als geplant, Joey war zu spät zur Arbeit erschienen und überhaupt war jede Menge an diesem Tag noch schief gelaufen.
 

Genervt von so viel Pech, war Joey am nächsten Morgen natürlich nicht allzu erpicht darauf, seine gestrigen Erlebnisse kundzutun.

In der Mittagspause erwähnte er dann doch eher zufällig, dass er Kaiba auf dem Jugendamt getroffen hätte.
 

"Hast du ihm gesagt, dass wir für ihn da sind?" erkundigte sich Yugi sofort.

"Ja, aber das hat ihn nicht wirklich gekratzt. Der war echt sauer wegen irgendwas. Ich glaub einer seiner Mitarbeiter hat ihn gelinkt." Joey zwinkerte verschwörerisch.

"Wie kommst du denn darauf? Das wär ja schrecklich!" Anzu hatte bestürzt ihre Hand vor den Mund geschlagen und sah Joey mit großen Augen an.

"Naja, er hat das sowas angedeutet." antwortete Joey ihr. Dann richtete er sich auf, ballte seine Hände zu Fäusten, schaute irre durch die Gegend und sprach mit einer tiefen grollenden Stimme. "Wenn ich den Scheißkerl erwische der mich gelinkt hat, kauf ich mir ein paar Folterknechte von der U.S. Army!" deklamierte er als eine Art Karikaturversion vom einstigen Firmenchef und schüttelte dabei wild seine Fäuste.

Honda schlug Joey lachend auf die Schulter, während Anzu ihn mal wieder mißbilligend musterte.

Doch Joey bemerkte das gar nicht, denn gerade war ihm aufgefallen, das jemand anderes ihn mehr als nur mißbilligend ansah. Seto Kaiba stand ein paar Schritte hinter Yugi und betrachtete Joeys Vorstellung voller Verachtung.

"Kaiba!" rutschte es Joey heraus. "Ich dachte du wolltest erst morgen wieder kommen?"

Überrascht drehten sich Yugi und Anzu zum Neuankömmling um, gingen aber nach kurzem Zögern voller Eifer auf ihn zu.

Sofort begann Yugi Kaiba seine Freundschaft und Unterstützung in jeglicher Form anzubieten, dieser wehrte aber mit einer ungeduldigen Handbewegung ab.

"Spar dir das Gesülze." knurrte er den kleinwüchsigen Teenager an. "Ich brauch deine Hilfe nicht und werde es auch nie tun, also spar dir den Atem."

"Aber Kaiba, du könntest mit deinem Wissen bestimmt bei Duke unterkommen. Wir bräuchten ihn nur anzurufen!" versuchte Yugi dem Anderen nocheinmal seine Hilfe anzubieten.

Doch Kaiba schnaufte nur abschätzend. "Nein danke, ich brauche keinen Job von dir oder deinen Freunden." Nach einem abschätzenden Blick in Joeys und Hondas Richtung, fuhr er in einem eher sarkastischen Ton fort. "Versuch lieber erstmal deine Loser irgendwo unterzubringen."
 

Yugi hob fragend eine Augenbraue, während Honda und Joey sich in all ihrer Größe aufrichteten und drohend zu Kaiba hinüber starrten.

Dieser verdrehte nur genervt die Augen. "Zu viel Gequatsche. Mokuba, komm her." Wie auf Kommando tauchte der jüngere Kaiba hinter seinem großen Bruder auf. Er hatte seine Arme trotzig vor seinem Oberkörper verschränkt und wirkte auch sonst ziemlich schlecht gelaunt.

"Du bleibst hier bei Yugi während ich deinen Stundenplan hole. Yugi." Kaiba hatte sich wieder ihm zugewandt, nachdem er Mokuba einen scharfen Blick zugeworfen hatte. "Halt die beiden Irren von ihm fern." Damit drehte sich der großgewachsene Junge auch schon um und betrat das Schulgebäude.
 

Kaum war sein großer Bruder außer Sichtweite, ließ sich Mokuba mit einem Seufzer auf die niedrige Betonmauer fallen, neben der sich die Sozitruppe getroffen hatte.

"Alles klar, Mokuba?" fragte Anzu ihn besorgt und ging vor ihm in die Hocke. Yugi setzte sich links neben ihm auf die Mauer und Joey und Honda fanden sich auf seiner rechten Seite ein.
 

"Geht so." gab der kleine Schwarzhaarige leise von sich.

"Wirklich alles in Ordnung?" bohrte Anzu weiter.

Mokubas Augen funkelten wütend auf, als er den Kopf hob und die anderen ansah. "Ich versteh echt nicht, warum Seto mich zwingt auf diese Schule zu gehen!" regte er sich auf. "Hier kennen uns doch alle! Alle starren uns die ganze Zeit an und hinter unserem Rücken lachen sie über uns. Ich will hier weg." Letzteres sprach er nur leise aus und für einen Moment sah es so aus als würde er weinen, aber dann fing er sich wieder.

Verlegen sahen sich die vier Freunde an. Was sollte man da sagen? Kaiba blieb bestimmt aus Stolz an dieser Schule. Woanders hinzugehen wäre ihm wie das Eingeständnis einer Schwäche vorgekommen. Nur musste nicht nur er unter seinem falschen Stolz leiden, sondern auch sein Bruder.

"Sie lachen nicht über euch, sie machen sich nur Sorgen, genau wie wir." Beruhigend legte Yugi ihm eine Hand auf die Schulter. "Wir sind für dich da Mokuba. Wir sind deine Freunde, du kannst auf uns bauen." Unsicher sah der kleine Schwarzhaarige zu dem genauso kleinen König der Spiele auf.

"Und wenn doch jemand lachen sollte, verprügel ich ihn für dich!" versicherte Joey ihm voller Überzeugung. Ein kleines Lächeln erschien auf dem Gesicht des kleineren Kaibas.

"Danke." antwortete er.

" Wo wohnt ihr denn jetzt eigentlich?" brachte Anzu das Gespräch wieder zurück auf das eigentliche Thema.

"Bei einer Pflegefamilie." Mokuba hob den Kopf und machte ein angewiedertes Gesicht. "Die sind voll nervig. Die ganze Zeit wollen sie wissen ob alles in Ordnung ist und in alles interpretieren sie irgendetwas hinein. 'Oh, er hat sein Ei nicht gegessen, er hat bestimmt Magersucht aus Kummer' oder 'Oh, er will lieber die Nachrichten als Anime sehen. Hofft wahrscheinlich, etwas von seiner ehemaligen Firma zu hören. Kann sich einfach nicht lösen, der Ärmste.' und noch schlimmeren Psychokram. Sie sind ja so ganz nett, aber das nervt wirklich total! Sie behandeln uns als wären wir Überlebende einer Katastrophe und würden Spätfolgen zeigen."

Erstaunt sahen die vier ihn an. Der Kleine wirkte wieder ruhig und gefasst. Aber hatten die Kaiba Brüder nicht wirklich so etwas wie eine Katastrophe überstanden? Da ist es doch normal, dass man sich Sorgen macht. Mokuba schien da aber anders drüber zu denken und Seto war von diesem Verhalten bestimmt auch genervt.

Anzu äußerte schließlich den Gedanken, den alle grade in der einen oder anderen Form gedacht hatten.

"Aber bist du denn gar nicht traurig, dass ihr gerade eueren ganzen Besitz verloren habt?"

Mokuba sah sie mit seinen großen klaren Kinderaugen an und zum ersten Mal musste sie feststellen, dass er gewisse Ähnlichkeit mit seinem Bruder hatte. So einen ausdruckslosen und doch überheblichen Blick sah man sonst nur bei Seto.

"Klar ist es nicht einfach, plötzlich kein Geld mehr zu haben und anderen Leuten Rechenschaft zu schulden." Seine Stimme schwankte ein wenig, also war er doch nicht so ungerührt wie es den Anschein hatte. Aber Mokubas nächste Worte erstaunten alle.

"Aber, Seto und ich, wir bauen uns etwas Neues auf."

"Etwas Neues? Ganz alleine aufbauen?" fragte Yugi ihn erstaunt.

"Natürlich, warum nicht?" antwortete ihm Mokuba überrascht. "Seto und ich wissen alles was man über BWL, Managment und Programmieren wissen muss um eine riesige High-Techfirma zu leiten. Warum sollten wir dieses Wissen nicht für etwas Neues nutzen können? Wir brauchen nur die nötigen Ressourcen."

"Die ihr nicht habt." ließ sich wieder Joey von der Seite her vernehmen.

Mokuba sah ihn kühl an. "Noch nicht haben." antwortete er ihm.

"Und auch nicht so schnell bekommen werdet. Weißt du wieviel Geld man dafür braucht? Aber von so etwas hast du bestimmt keine Ahnung. Du hast doch die ganze Zeit in einer Traumwelt gelebt..." bemerkte Joey.

"Joey!" funkte Anzu verärgert dazwischen. "Lass den Kleinen in Ruhe, ja?"

"Anzu, umso schneller er lernt wie es in der richtigen Welt zugeht umso besser! Hier draußen passiert nicht alles auf ein Winken hin." Joey unterstrich seine Ausführungen mit einer ausladenden Armbewegung und stieß dabei jemanden an, der hinter ihm stand. Dieser hielt sein Handgelenk fest.

"Yugi, hab ich dir nicht gesagt, du sollst DEN hier von Mokuba fern halten?" Seto trat in den Kreis und stieß dabei Joey grob zur Seite.

"Alles klar Moki?" wandte er sich an seinen kleinen Bruder.

Dieser nickte stumm.
 

"Mokuba meint, ihr wollt eine neue Firma aufziehen?" erkundigte sich Yugi vorsichtig bei Kaiba.

"Ja, und?" Doch bevor Yugi noch etwas sagen konnte, sprach der Größere schon weiter. "Nein, ich benötige keine deiner Geschäftsbeziehungen Yugi."

Damit wandte er sich ab und Mokuba folgte ihm. Doch sie kamen nicht allzu weit, Joeys Stimme hielt sie zurück.

"Boah, wie beschränkt kann man sein? Für euer Vorhaben braucht man Geld und zwar jede Menge! Und ihr seit Pleite!"

Langsam drehte sich der großgewachsene Braunhaarige um.

"Was du nicht alles weißt Wheeler." kam es betont sarkastisch aus Kaibas Mund. "Denkst du wirklich ich will mir meine Firma wieder stückchenweise aufbauen? Wie beschränkt kann man sein?" wiederholte er die Worte des Blonden und ein herablassendes Lächeln erschien auf seinen Lippen.

Für einen Moment wußte Joey nicht, was er darauf antworten sollte und Kaiba nutzte das, um den Schulhof mit seinem kleinen Bruder zu verlassen.
 

Verwundert sahen sich die vier Freunde untereinander an, bis Honda das ganze mit einem Achselzucken abtat. "Wir werden wohl nie verstehen, was in dem seinem Kopf vor sich geht." sagte er, woraufhin alle zustimmend nickten und sich wieder ins Schulgebäude begaben.
 

Am nächsten Tag tauchten die Kaiba Brüder dann wieder regulär zum Unterricht auf.

Sie wurden von allen Schülern angestarrt und überall, wo einer von ihnen auftauchte, begann ein wildes Gemurmel und Getuschel.

Seto begegnete diesem Verhalten mit seinem altbewährten Eisblick, aber irgendwie hatte dieser seine Intensität verloren. Nicht das Seto nicht versucht hätte genauso überheblich und arrogant wie früher zu sein, aber irgendwie wollte sich sein früheres Überlegenheitsgefühl nicht einstellen. Vielleicht lag es daran, dass die Lehrer, die er früher mit Herablassung gestraft hatte, ihm sein Verhalten in gleicher Manier zurückzahlten. Nicht selten war Seto neuerdings VOR dem Klassenzimmer, anstatt im selbigen anzutreffen.

Vielleicht lag es auch an den täglichen Disrespektsbezeugungen seiner Schulkameraden. Hier drängelte sich einer in der Cafeteria vor, da rempelte ihn jemand ihm Gang an und entschuldigte sich nicht einmal und irgendjemand hatte es sogar gewagt, sein Schließfach aufzubrechen. Zum Glück befand sich zu dem Zeitpunkt darin nichts.

All das führte dazu, dass Seto am Ende eines jeden Schultages kurz vorm explodieren stand. Seine Halsschlagader schwoll sichtbar an und pochte gefährlich, während der großgewachsene Junge krampfhaft versuchte seine Selbstbeherrschung nicht zu verlieren. Erstaunlicherweise gelang ihm dies auch immer. Doch man merkte deutlich wie er immer unwilliger jeden Morgen den Schulhof betrat, seine Ankunft immer weiter hinauszögerte, bis er fast zur gleichen Zeit wie Joey, der meist der letzte Schüler überhaupt war der das Schulgelände betrat, im Klassenzimmer erschien.
 

Yugi hatte sich alle weiteren Hilfsangebote verkniffen, es sich aber nicht nehmen lassen, Mokuba in ihren Freundeskreis zu integrieren. In der Klassenstufe des kleinen Kaibas wurde er entweder ignoriert, da man ihn für eingebildet hielt, oder ständig mit Fragen über sein 'früheres' Leben bombadiert.

Unwillig verfolgte Seto, wie sein kleiner Bruder jede größere Pause mit der 'Sozitruppe' verbrachte und sich insbesondere mit Anzu und Yugi sehr schnell anfreundete. Sein einziger Trost war, dass Mokuba anscheinend kein größeres Interesse an den beiden Chaoten dieser Truppe zu hegen schien. Jedenfalls lachte er selten einmal über einen von ihren Scherzen und unterhielt sich auch sonst kaum mit Joey oder Honda.
 

Eines Tages, es waren vielleicht drei Wochen vergangen, seit Seto wieder zur Schule ging, betrat er dieser mit einer schlechteren Laune als je zuvor. Den ganzen Tag schubste er Unterstufler aus dem Weg, fuhr Drängler unnötig scharf an und antwortete auf Fragen der Lehrer in höchst herablassendem und gereiztem Ton.

Sein Verhalten blieb nicht ohne Konsequenzen. In der letzten Stunde wurde er ins Büro des Direktors gerufen und kam bis zum Schlussgong nicht wieder.

Yugi sammelte die Schulsachen seines Klassenkamerades ein und gemeinsam mit seinen Freunden und Mokuba wartete er auf dem Schulhof auf Kaiba.

Bei dieser Gelegenheit erzählte ihnen Mokuba, warum genau sein großer Bruder heute so schlecht gelaunt war.

Anscheinend hatte sein Computer an diesem Morgen einen Totalabsturz erlitten und war nun nicht mehr zu gebrauchen. Das wäre eigentlich nicht weiterhin tragisch, wenn nicht auch ein sehr wichtiges Programm dadurch vernichtet worden wäre.

"Wißt ihr, Computer sind ja nicht so teuer." erklärte Mokuba den vier. "Da kann man schnell mal einen neuen kaufen. Aber dieses spezielle Simulationsprogramm hat einen wahrhaft astronomischen Preis und wird außerdem in dieser besonderen Konfigurationen nur an große Firmen verkauft."
 

Bei seinen letzten Worten, öffnete sich die große Eingangstür und Seto trat hinaus ins Freie. Als er die kleine Gruppe erblickte, ging er widerstrebend auf sie zu.

Yugi überreichte ihm seine Schultasche und sah ihm dabei stur in die Augen.

"Mokuba hat uns gerade erzählt was los ist. Ich hätte da ein Angebot, aber da ich weiß wie du dazu stehst, werde ich es wohl für mich behalten müssen."

Eine Weile sahen sich die beiden an. Yugi ohne auch nur einmal zu blinzeln und mit einem nichtsaussagendem, freundlichem Ausdruck im Gesicht. Seto hingegen schien innerlich mit sich zu ringen. Er kniff die Lippen sowie die Augen zusammen, atmete mehrmals tief ein und aus und ballte seine Hände zu Fäusten.

Schließlich fiel er ein wenig in sich zusammen und wandte seinen Blick ab.

"Okay, Yugi." sagte er leise. "Ich brauch deine Hilfe zwar nicht wirklich, aber dadurch würde sich die ganze Sache beschleunigen." Noch einmal holte er tief Luft. Man merkte wie sehr er mit sich zu kämpfen hatte diese Worte zu formulieren.
 

"Würdest du Duke vielleicht von mir fragen, ob ich an einem seiner Rechner weiterarbeiten könnte?" kam es schließlich gepresst von ihm.

Sofort breitete sich ein breites Grinsen auf Yugis Gesicht aus. "Aber gerne doch! Warum kommst du nicht gleich mit zu mir? Mokuba wollte mich schon lange mal besuchen und Duke hat seinen Firmensitz ja gleich gegenüber." lud er Kaiba fröhlich ein.

Dieser willigte geschlagen ein und so machten sich die drei gemeinsam auf den Heimweg, gefolgt von den ungläubigen Blicken der anderen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Idris
2005-09-26T17:09:00+00:00 26.09.2005 19:09
Oh man, ich komme grade gar nicht zum kommentieren. *schäm* Wollte dir nur schnell sagen, dass das Kapitel echt toll war! Ich fand es klasse, wie du Seto geschrieben hast ... ehrlich, mir hat es fast das Herz gebrochen. ;__; *wein* Er ist so stolz und trotzdem so am Boden ...
Es war auch kein bisschen OOC, sondern einfach genauso, wie ich es mir vorgestellt hätte ...
Tolle FF!
Ich stürze mich auch gleich auf das nächste Kapitel. ^__^

~ Rei ~


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