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Remember the promise you made

San Francisco Love Stories
von

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The importance of being Jason Cunningham aka The Fuck Buddy

*Trommelwirbel* Ich liebe dieses Kapitel! ^^ Sorry, das musste ich jetzt mal sagen, selten war ich so stolz auf etwas, das ich geschrieben habe. Ich hoffe inständig, dass ihr es auch so seht, sonst wird mein Absturz ziemlich unsanft *lol* Nachdem ich mit dem letzten Kapitel nicht so richtig warm geworden bin, hab ich mich hier ausgetobt bis zum Gehtnichtmehr! Ich hab noch lange nachdem das Kapitel fertig war Dialoge verändert und eingefügt, sogar eine ganze Szene, die am Fisherman's Wharf nämlich ^^ David ist eine Figur, wie ich sie schon lange mal erschaffen wollte, mindestens so lange, wie ich die Serie "Sex and the City" kenne. Und einen solchen Charakter in ein Fantasy-Universum wie das von Zelda zu integrieren ist verdammt schwer. Aber hier gefällt er mir so gut, dass er von einem Gaststar zu einem Hauptdarsteller avanciert und wenn alles so läuft wie ich es vorhabe sogar einen eigenen Handlungsstrang bekommen wird. Ich bin wirklich gespannt, wie die Figur ankommt ^^ Dieses Kapitel ist um einiges länger als das zweite, aber ich hoffe, dass es nicht langweilig wird ^^ Für gravierende Tippfehler gilt wieder das gleiche wie bei Kapitel 2, lasst sie mich ruhig wissen *g*

PS: Den Club "Mighty" gibt es wirklich, meine Beschreibungen habe ich an Bilder des Clubs angelehnt, die Barkeeper sind natürlich frei erfunden. Ob dort nun Britney Spears gespielt wird sei mal dahingestellt, aber der Song "Showdown" hat mich zu der Tanzszene inspiriert, deswegen musste er dabei auch gespielt werden ^^
 

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Die ersten Takte einer Dancenummer, die Jason nicht kannte, drangen aus den Boxen, die überall im Raum verteilt waren. Die Tanzfläche war lange nicht so voll wie am Wochenende, aber selbst an diesem Montag hatten sich jetzt schon genügend Leute eingefunden. Jason saß an der Bar des "Mighty", einem der angesagtesten Szeneclubs der Küstenstadt in der Utah Street. Er hatte den Nachmittag in seinem Auto und mit einem einsamen Spaziergang am Hafen verbracht und jetzt sehnte er sich nach ein wenig Gesellschaft. Um ihn herum herrschte der schöne Schein. Der Club war im Design an eine alte Lagerhalle angelehnt, die Wände bestanden aus rohen, grob verputzten Ziegelsteinen. Die Einrichtung war vornehmlich in schwarz gehalten, besonderer Blickfang war der große zinnoberrote Kronleuchter über der Bar. Hinter dem Tresen eilten zwei gutaussehende Barkeeper, Alex und Jeremy, an den endlosen Regalen voller Flaschen hin und her, mixten Drinks, hielten kurz Smalltalk mit den Gästen. Wer hierher kam, der wollte gesehen werden. Das Publikum bestand vornehmlich aus den wahrscheinlich bestaussehendsten Männern von San Francisco, aber auch eine Handvoll bezaubernder Frauen fand sich hier ein, meist mit ihren Partnerinnen. Jason ließ den Blick gelangweilt über die Tanzfläche gleiten, wohin er sah, hübsche, aber unbekannte Gesichter, Männer, die zu den Beats des treibenden Stücks oft eng beieinander tanzten, hier und dort wurden auch heftige Küsse ausgetauscht. Jason liebte das "Mighty", er kannte auch einige andere Bars in der Stadt, aber hier fühlte er sich am wohlsten und konnte so sein wie er war, ohne Angst haben zu müssen, einem seiner Kollegen über den Weg zu laufen.

"Hier, Jason, zum Wohl!"

Jason hob den Kopf und blickte ein wenig erstaunt in das lächelnde Gesicht von Jeremy, dem dreiundzwanzigjährigen Barkeeper. Jeremy war wirklich süß, fand Jason, mit seinen knallrot gefärbten Haaren, den dunkelgrünen, stechenden Augen und dem Piercing in der Nase. Er wirkte sehr jung für sein Alter, hatte es aber faustdick hinter den Ohren. Nach eigenen Aussagen war er bi und liebte den Job des Barkeepers gerade deswegen, weil man nach Feierabend eigentlich nie allein nach Hause ging. Jason selbst hatte allerdings noch nie das Vergnügen gehabt, Jeremy war ihm eindeutig zu jung. Der junge Barkeeper hatte ihm einen in seiner üblichen perfekten Weise gemixten Cosmopolitan zugeschoben, eines der letzten Überbleibsel New Yorks in Jasons Leben. Der Cosmopolitan war eine Mischung aus Wodka, Cointreau, Limonen- und Cranberrysaft, einer der großen Cocktailklassiker aus den Bars seiner Heimatstadt.

"Ich hab nichts bestellt, Jeremy."

"Ich weiß, den hat man ja auch für dich bestellt." Er zwinkerte Jason zu und machte sich dann wieder an die Arbeit. Jason sah sich um, niemand blickte zu ihm hinüber. Wer hatte ihm den Drink bestellt?

"Ein schöner Mann sollte selbst an einem Montagabend nicht allein sein. Und schon gar nicht durstig." Die Stimme kam von rechts und in diesem Moment legte sich eine Hand auf Jasons Schulter. Er blickte auf und lächelte erfreut.

"David!"

Neben ihm stand David Vanderveer, ein echtes Glanzlicht von San Francisco, erfolgreicher Anwalt Mitte dreißig, der gewohnheitsmäßig mit gutaussehenden Jungs um die zwanzig schlief. Jason hatte David kurz nachdem er nach San Francisco gezogen war im Fitnessstudio kennen gelernt. Davids Eltern waren aus Holland in die USA genauer nach Denver, Colorado, übergesiedelt und er sprach neben akzentfreiem Englisch noch Holländisch und sogar ein wenig Deutsch, Französisch beherrschte er nach eigenen Angaben nur im Bett. Der fünfunddreißigjährige David war bei Smithfield and Besson, einer der größten Kanzleien in der Stadt, auf dem besten Wege zum Partner, wäre dies nicht San Francisco sondern Hollywood, wäre David sicher schon ein Anwalt der Schönen und Reichen. Er war hochgewachsen, athletisch gebaut (die viele Zeit im Fitnessstudio machte sich eben bezahlt) und sah auch noch blendend aus. Sein hellblondes Haar war stets perfekt frisiert und seine Augen erinnerten von der Farbe her an die eines Huskys. Sein strahlendes Lächeln war einnehmend, spätestens aber seine tiefe, angenehme Stimme nahm einen gefangen, fand zumindest Jason. Sein Outfit bestand heute Abend aus einem extrem eng anliegenden schwarzen Unterhemd, mit dem Calvin Klein Logo auf der Brust und einer knackigen dunkelblauen Jeans im stonewashed Look. Er sah phantastisch darin aus, stellte Jason fest. Um seinen Hals hatte er ein Lederband mit einem silbernen Anhänger daran gebunden, der perfekt zu dem wuchtigen Silberarmband passte, dass um Davids rechtes Handgelenk lag. Das Hemd gab den Blick auf die Tätowierung auf Davids rechtem Oberarm frei, ein verschlungenes Band aus Tribalsymbolen, das er um seinen kräftigen Bizeps hatte stechen lassen, die perfekte Stelle um es vor Gericht und im Büro unter den Ärmeln seiner teuren Anzüge verschwinden zu lassen. Jason hatte ihn schon im Anzug gesehen, selbst darin sah David umwerfend aus. Jason war nicht in David verliebt, zumal er ja auf keinen Fall wieder eine Beziehung mit einem Mann wollte, aber trotzdem pflegten die beiden eine besondere Art von Freundschaft. David nannte sich und Jason oftmals "Fuck Buddies". Sie waren befreundet, unternahmen oft etwas zusammen, allerdings endeten ihre Unternehmungen ab und an im Bett. David und Jason hatten die Regeln schon früh festgelegt, viel eher hatte David das getan, Freundschaft, Spaß, Vögeln, keine Verpflichtungen, das war das Motto, unter das er sich und Jason gestellt hatte. Jason beneidete David oftmals um seine Art zu leben. David ging locker und offen mit seiner Sexualität um. Er hatte sogar im Berufsleben keinen Hehl daraus gemacht und gezeigt, dass man trotzdem Karriere machen konnte. David war der Meinung, dass es darauf ankäme, wie gut er sich im Gerichtssaal schlage, nicht mit wem er ins Bett ginge und damit war er bisher sehr gut gefahren. Und vor Gericht konnte keiner David so schnell etwas vormachen, er war hinterlistig und ausgefuchst und wollte um keinen Preis einen Fall verlieren. David genoss das Leben in vollen Zügen und es war für Jason kein Geheimnis, dass er auch oft mit anderen Männern schlief, sei es im Fitnessclub oder woanders. Er nahm nie ein Blatt vor den Mund und wusste stets, wie er bekam, was er wollte. Zu Jason hatte er ein besonderes Verhältnis, dass über puren Sex hinausging, sie waren sehr gute Freunde. "Die besten Freunde, die eben manchmal miteinander vögeln!" pflegte David immer zu sagen. Jason erinnerte sich als wäre es gestern gewesen an den Tag nachdem sie das erste mal miteinander geschlafen hatten. Er war damals vollkommen verwirrt gewesen...
 

Der strahlend blaue Himmel spannte sich über San Francisco und die Sonne spiegelte sich in den Fenstern der Wolkenkratzer. Über Fisherman's Wharf tummelten sich die Möwen, als einzige weiße Punkte an einem sonst schon unverschämt blauen Frühlingshimmel. Auf den Piers drängten sich die Touristen, kauften Souvenirs, standen stundenlang in der prallen Sonne für die begehrten Plätze auf den Fähren nach Alcatraz Island an. In den Haupturlaubszeiten konnte es passieren, dass man erst Karten für den nächsten, wenn nicht den übernächsten Tag bekam. Die Touristen wurden nur noch von den Seelöwen übertönt, die sich am Ufer zur Schau stellten, eine besondere Attraktion von Fisherman's Wharf, die vor allem bei den Kindern gut ankam. Jason hatte David selbst hier sofort gefunden. Hier inmitten von Hunderten von Leuten. David Vanderveer umgab eine Aura von Überlegenheit, vielleicht mit einem Hauch von Arroganz, den man ihm aber ohne weiteres nachsah, im Gegenteil, gerade das machte einen Teil seiner Attraktivität aus. Er hatte am Pier 39 auf Jason gewartet und der junge Polizist war nicht umhin gekommen, zu bemerken das er alle Blicke auf sich zog. Er trug einen schwarzen Anzug, die Krawatte am Hals etwas gelockerte, über einem blütenweißen Hemd. Der Wind zerzauste seine blonden Haare, was bei ihm den Eindruck von Verwegenheit vermittelt, während ihn seine schwarze Sonnenbrille unnahbar scheinen ließ. Als er Jason erkannte, hatte er sie abgenommen und ihn mit seinen perfekten, weißen Zähnen so herzlich angelächelt, dass Jason die Knie weich wurden. Jetzt saßen die beiden auf einer Bank und sahen auf die Bucht hinaus, jeder mit einem Corndog in der Hand, einem der leckersten Snacks die man am Fisherman's Wharf bekam, ein Würstchen am Stiel im Maisteigmantel. Beide hatten Ketchup dazu genommen.

"Also, du wolltest mich sprechen?" begann David das Gespräch, nachdem er ein großes Stück von seinem Corndog abgebissen hatte.

"Ja..." antwortete Jason etwas verlegen. Er hatte sich auf dem ganzen Weg hierher Texte zurecht gelegt, aber nun waren sie alle vergessen. "Ich wollte... ich wollte mit dir... mit dir über gestern sprechen..."

"Über gestern? Du meinst über unseren Fick?"

Jason verschluckte sich an seinem Corndog und wurde von einem Hustenreiz geschüttelt. David sah ihn verdutzt an.

"Hab ich was Falsches gesagt?"

"Nein! Hast du nicht!" hustete Jason, als er endlich wieder Luft bekam.

"Jason, das wird doch keines dieser "Wie war ich?" - Gespräche, oder? So etwas ist nämlich einfach nur peinlich."

"Nein..." sagte Jason. "Nein! So etwas nicht! Ich meine... ich wollte mit dir reden, wegen..." Er brach ab und suchte nach den richtigen Worten.

"Jason, Sunshine, denk dran, ich hab nur Mittagspause. Jetzt sag einfach frei heraus, was los ist."

Jason atmete tief ein. "Ich will wissen wie es weitergeht!" platzte er dann heraus. Endlich hatte er es gesagt. Er hatte sich seit gestern Abend den Kopf zerbrochen, was es für David und ihn bedeutete, dass sie gestern miteinander im Bett gelandet waren. Jasons war der Meinung, sich furchtbar dumm angestellt zu haben, weil sein letztes Mal Sex schon eine ganze Zeit zurücklag, aber er hatte noch nie so einen guten Liebhaber wie David erlebt. Er fragte sich langsam, was dieser Mann nicht konnte. Aber hatte sich nun etwas verändert?

"Du willst wissen, wie was weitergeht?" David sah ihn vollkommen verständnislos an, als hätte er gerade etwas wirklich dummes gefragt.

"Mit uns!" ereiferte sich Jason.

David wandte seine blauen Augen kurz auf die Bay hinaus, dann umspielte plötzlich ein Lächeln seine Lippen. "Jetzt verstehe ich! Du glaubst, ich will dich jetzt vor den Traualter zerren, oder?"

Jason sackte auf der Bank zusammen. "So ähnlich..." David fing an zu lachen, was ihn nur noch mehr verunsicherte und irgendwie auch wütend machte. "Okay, okay, ich bin halt dumm und denke mir blödes Zeug aus, das ist aber noch lange kein Grund sich über mich lustig zu machen!" motzte er, sichtlich beleidigt.

David legte den Arm um seine Schulter und küsste ihn ohne Vorwarnung auf die Wange. Jason wäre beinahe zusammengezuckt, zum Glück fiel er hier nicht auf und war zudem in Zivil, nicht auszudenken, wenn ihn jetzt einer seiner Kollegen sehen würde.

"Jetzt sei nicht eingeschnappt, du bist so niedlich! Komm schon, Jason, du glaubst nicht wirklich, dass wir jetzt miteinander gehen, oder? Wir hatten doch nur Sex!"

"Aber..."

"Jason, du musst noch viel lernen. Ich erkläre dir mal was. Ich trenne Gefühl streng von Sex, so fährt man absolut am besten, musst du wissen. Ganz einfach!" Er hatte sein Corndog aufgegessen und warf das Stäbchen in den Papierkorb neben der Bank um die Hände frei zu bekommen. Er streckte beide aus. "Hier," Er hob die linke Hand. "das sind meine Gefühle für dich, du bist ein unglaublich netter Typ, wir liegen auf einer Wellenlänge was die Interessen angeht und es macht wirklich Spaß, Zeit mit dir zu verbringen. Also sagen wir "Buddies", okay?"

Jason nickte.

"Hier," er zeigte Jason die andere Hand, "das ist der andere Aspekt, der mir an dir gefällt, du siehst gut aus, bist sexy, klasse im Bett und hast einen heißen Schw..."

"Kapiert!" unterbrach ihn Jason eilig, er fand es doch etwas peinlich, sich so direkte Komplimente über seine Männlichkeit anzuhören. David grinste nur.

"Okay, also hier sagen wir mal "Fuck", einverstanden?"

Wieder nur ein Nicken als Bestätigung.

"Also, damit wäre doch alles geklärt! Wir sind "Fuck Buddies", Sunshine. Nicht mehr und nicht weniger. Wir können Spaß miteinander haben, Freunde sein und wenn wir Lust haben, vögeln wir halt! Das ist eine der schönsten Freiheiten, die du dir nehmen kannst, wenn du auf Männer stehst. Was jetzt nicht heißen soll, dass ich mehr solcher F.B. habe, du bist mein erster, aber du bist auch der erste Mann, mit dem ich wirklich mehr Zeit verbringen will als nur für eine Nummer. Aber versteh das nicht falsch, ich liebe dich nicht, ich mag dich. Oder liebste du mich etwa?"

Jason war in Davids Redeschwall etwas untergegangen und brauchte ein paar Sekunden, um das alles zu verarbeiten und zu reagieren. "Nein! Ich liebe dich nicht, das ist es ja, ich hab gedacht du würdest..."

"Dich lieben? Jason, Sex ohne Verpflichtungen ist einfach besser, wenn ich jeden Mann lieben würde mit dem ich bumse, shit, ich hätte ein Problem."

Jason überlegte, wie er es aufnehmen sollte, offenbar wirklich nur einer unter vielen zu sein, die in den Genuss von Davids Künsten im Bett kommen durften. Aber David hatte ihm gesagt, dass er schon etwas besonderes sei, weil er ihn als Freund möge, also war das doch eigentlich kein Problem. Oder doch? Aber er liebte David ja auch nicht, obwohl es ihn stolz machte, mit diesem Mann ins Bett gegangen zu sein. Aber irgendwie gefiel ihm Davids Einstellung. Wer brauchte Liebe oder Romantik, wenn er guten Sex haben konnte? Und der Sex mit David war genial gewesen. Aber war David mit seiner Einstellung zum Sex nicht eigentlich nicht viel mehr als ein besserer Callboy?

"Und du lebst wirklich so? Ich meine, so vollkommen ohne Verpflichtungen, die mit dem Sex einhergehen. Ist das nicht so ähnlich wie bei einem Stricher?" Er glaubte nicht, dass er das gerade wirklich sagte, "Ich meine, da geht man doch auch keine Verpflichtungen ein." Er erwartete jetzt schon, David beleidigt zu haben, doch dieser lachte nur.

"Jason, du bist niedlich. Deine Einstellung zum Sex ist ja schon fast viktorianisch! Sex ist Macht, so sehe ich das. Und was gibt es schöneres als Macht ausüben zu können? Wenn du dir deiner eigenen sexuellen Anziehungskraft bewusst wirst und sie richtig einsetzt, dann hast du alle Trümpfe in der Hand." Er sah sich kurz um. "Pass auf! Siehst du den Mann da drüben?" Er nickte nach links und Jason folgte ihm mit dem Blick. In einiger Entfernung stand ein junger Mann, höchstens Mitte zwanzig, braun gebrannt, kräftig, Latino. Er blickte zu den beiden hinüber, vollkommen unbeeindruckt davon, dass sie ihn nun auch ansahen. "Und was soll mit dem sein?"

"Er zieht dich mit den Augen regelrecht aus, mein Lieber."

"Bist du sicher, dass er nicht eher dich aus deinem Anzug holen will?"

"Jason, stell dein Licht nicht unter den Scheffel, du bist scharf, daran gibt es nichts zu rütteln. Aber nun zurück zu dem Latin Lover da drüben. Ich wette, wenn du ihn jetzt fragen würdest, ob er Lust hat, mit dir zu vögeln, würde er dich gleich hinter der nächsten Ecke flachlegen. Aber würdest du dann auch gleich eine Beziehung mit ihm haben wollen?"

"Nein, eigentlich nicht!" gab Jason zu.

"Siehst du! Aber schau ihn dir an, warum sollte man dann auf diesen Prachtkerl verzichten? Na los, geh rüber und frag ihn, ob er heute Abend mit dir was trinken gehen will!"

Jason schüttelte den Kopf. "Nein, soweit bin ich eindeutig noch nicht."

"Wie du meinst, du brauchst ja nichts zu überstürzen. Lass es ruhig angehen. Du bist schließlich auch erst ein paar Wochen hier. Ich sag dir was, wir gehen heute zusammen in einen Club, ich kenne ein paar heiße Adressen hier in San Francisco. Wäre doch gelacht, wenn ich dich nicht auf den Geschmack bringen würde. Ich hole dich heute um acht ab, bei deiner Wohnung, okay? Schließlich ist Freitag, da sollten Männer wie wir auf der Piste sein! Aber jetzt muss ich echt los!" Er stand auf. "Ach und Jason?"

"Was?"

"Du hast da noch Ketchup im Mundwinkel." Bevor Jason reagieren konnte, beugte er sich zu ihm hinunter und leckte ihm die rote Soße von den Lippen, umfasste dann seine Wangen und gab ihm einen heißen Kuss.

"Mami, Mami, guck mal, was machen die Männer da?"

"Schau da nicht hin!" schimpfte die Frau ihre Tochter an. Sie war offenbar Touristin, worauf vor allen Dingen die Kamera um ihren Hals hinwies. Ihre kleine Tochter, ein süßes Mädchen mit roten Zöpfen und Sommersprossen, starrte David und Jason fasziniert an und hatte ihren Finger noch erhoben um ihrer Mama zu zeigen, was sie meinte. Diese zerrte ihre Tochter beinahe panisch weiter. Jason war die ganze Sache grauenhaft peinlich, David offensichtlich nicht.

"Hey, Lady, das ist eben San Francisco!"

Die Frau zeterte etwas, was aus der Entfernung wie "Unverschämtheit!" klang.

"So, ich muss echt los, bis heute Abend, Sunshine, bye!"

"Bye!" war alles, was Jason hervorbrachte. Aber das reichte David wohl und er verschwand in der Menge. Jason sah ihm nach. Was war eigentlich gerade passiert? Er hatte einen Einblick in David Vanderveers Leben bekommen und irgendwie hatte ihm das gefallen, von dem Kuss eben ganz zu schweigen, er musste definitiv noch einen Moment sitzen bleiben, um die Beule in seiner Jeans zu kaschieren. David war ein toller Mann und Jason verspürte den Wunsch, so wie er zu werden. Dieses Gespräch am Fisherman's Wharf war der wahre Beginn ihrer Freundschaft gewesen.
 

"Erde an Jason, Sunshine, wo bist du denn heute Abend?"

Jason zuckte zusammen, er hatte gar nicht gemerkt, dass er in Gedanken versunken gewesen war. "Sorry, David, ich bin heute nicht so ganz da. Magst du dich nicht setzen?"

"Ich dachte schon, du würdest nie fragen!" Er ließ sich auf den Hocker neben Jason fallen und stützte sein Gesicht auf den rechten Arm auf. "Hey, Jeremy! Gib mir das gleiche wie Jason!"

Der Barkeeper nickte und lächelte den Anwalt auf eine Weise an, die Jason sofort verriet, dass sie auch schon nach Jeremys Feierabend Kontakt gepflegt hatten.

"Sag nicht, du bist mit Jeremy ins Bett gegangen?"

"Ach, wo denkst du hin!" David winkte ab, grinste aber gleichzeitig, "Nicht ins Bett, in seiner Generation ist wohl das Auto wieder in. Meine Güte, du glaubst gar nicht, wie unerotisch es sein kann, wenn du dir mitten dabei die Handbremse in die Rippen rammst, für solche Kunststück bin ich wohl doch zu alt. Wir haben uns dann später auf den Rücksitz verzogen, das war dann schon eher was. Ich sage dir, Jeremy ist verdammt ausdauernd und er ist nicht nur in der Nase gepierct! Er arbeitet hier, um seine Ausbildung zum Tänzer zu finanzieren, hast du das gewusst? Du kannst dir nicht vorstellen, wie gelenkig der ist!"

"Aber ist der nicht etwas zu jung?"

"Süßer, können sie überhaupt zu jung sein?" David steckte sich eine Zigarette an, mit einer Lässigkeit, die es schon fast wie einen erotischen Akt wirken ließ. Er inhalierte den Rauch und stieß ihn dann wieder aus. Rauchen war Davids einziges Laster, von jungen Männern mal abgesehen.

"Du musst das mal so sehen:," fuhr der Anwalt fort, "Diese Jungs um die zwanzig sind voller Energie und Tatendrang und vor allem kauen sie einem nicht diese furchtbare Romantik- und Datingleier vor. Da zählt noch der Sex und sie sind immer froh, von einem erfahrenen Mann etwas lernen zu können!"

Wenn man unter "erfahrener Mann" im Lexikon nachschlug, würde man unter dem Zusatz "schwul" auf jeden Fall ein Bild von David finden, dessen war Jason sich sicher. Doch David war noch nicht fertig.

"Weißt du, Jason, Jungs um die zwanzig sind die neue Designerdroge. Andere nehmen Ecstasy, ich eben Männer in den Zwanzigern um high zu werden. Glaube mir, das ist gesünder und macht mehr Spaß!"

Jason musste lachen, so kannte er David! David war für ihn eine Art männliche Samantha Jones, Kim Cattralls etwas überdrehte, nymphomanische Serienfigur in "Sex and the City", eine Rolle in der David schon selbst zugegeben hatte, sich ab und an wiederzuerkennen.

"Jetzt sag mal, was einen rechtschaffenen Cop wie dich an einem Montag Abend ins "Mighty" treibt!"

"Und was treibt einen rechtschaffenen Anwalt am Montag Abend ins "Mighty"?" konterte Jason.

"Ich erhebe Einspruch, Euer Ehren, hier versucht jemand, eine Frage mit einer Gegenfrage abzublocken!" frotzelte David.

"Hier, dein Cosmopolitan!" mischte sich Jeremy ein. Er schob David das Glas hin und als dieser danach griff, berührte er ihn an der Hand. "Und ich habe um zwei Uhr Feierabend!"

"Sag mal, Jeremy, warum baggerst du mich nie so an?" grinste Jason.

"Nun, ich hab auch nichts dagegen, wenn wir was zu dritt unternehmen, Detective!" Sein Rang bei der Polizei hatte sich bei vielen, die er hier näher kannte, zu einem Spitznamen für ihn entwickelt.

"Langsam, schalt mal einen Gang zurück, Don Juan!" lachte David. "Jason und ich haben heute eh noch was vor, vielleicht ein anderes mal!"

"Kann man nichts machen!" lächelte Jeremy, wenn auch etwas enttäuscht. "Viel Spaß noch, ich muss weitermachen." Mit diesen Worten verschwand er wieder in Richtung der anderen Seite der Bar.

"Hab ich das richtig verstanden? Er wollte wirklich...?"

"Einen Dreier!" lachte David, "Ja, das passt zu Jeremy!"

"Hast du so etwas schon mal gemacht?"

"Du nicht?"

Jason schüttelte den Kopf.

"Dreier sind immer noch schwer angesagt, sie sind der Blowjob des einundzwanzigsten Jahrhunderts!"

"Ich habe wirklich nichts gegen Blowjobs, das weißt du, aber zu dritt?"

"Mach es nicht runter, ohne es zu versuchen!" sagte David mit einem Zwinkern. "Aber du solltest wenn der Stargast sein."

"Der Stargast?" Langsam kam Jason nicht mehr mit.

"Ja, der dritte, der dazu kommt."

"Der Ersatzspieler?" scherzte Jason.

"Lästere du nur! Aber es ist perfekt, du kommst dazu, hast die Aufmerksamkeit von beiden, großartigen Sex und musst dir auch keine Gedanken wegen deiner Beziehung machen."

"Du hast doch sowieso nie eine Beziehung!" stellte Jason fest.

"Darum habe ich ja großartigen Sex!" David drückte die Zigarette in einem Aschenbecher auf der Bar aus und nahm stattdessen einen Schluck von seinem Cosmopolitan.

"Mich verwundert es schon, dass mich jemand wie Mr. Barkeeper hier überhaupt dabei haben will, wenn er Sex mit dir haben könnte."

"Jason, du hast eine so erotische Ausstrahlung und weißt nichts davon! Irgendwie gibst du ständig sexuelle Energie ab, eine Vibration, als würde in dir ein Feuer lodern. Er wäre verrückt, dich nicht scharf zu finden! Und genau das ist der Grund, warum ich dich heute ganz allein für mich haben will, ohne gepiercten Barkeeper als Ersatzspieler." Diese Worte, von Davids Lippen, hatten etwas, das Jason einen wohligen Schauer über den Rücken jagte.

Er wusste nicht, ob es am Cocktail oder an den Vibrationen lag, aber es wurde ihm in diesem Moment ein wenig warm. "Was haben wir also vor, da wir ja unter uns sind?" wechselte er scheinbar das Thema, obwohl sein Grinsen die Frage Lüge strafte.

"Das wird sich zeigen!" antwortete David, beugte sich vor und knabberte Jason dreist am Ohr. "Wir haben uns schließlich schon lange nicht mehr gesehen!"

In diesem Moment erklangen die ersten Akkorde von "Showdown", eines der laszivsten Lieder von Britney Spears' Album "In the Zone".

"Lust auf einen Tanz?"

David fasste Jason an der Hand und zog ihn mit sich, ohne auf eine Antwort zu warten. Auf der Tanzfläche waren die beiden ein eingespieltes Team. Da beide sehr gut trainiert und gelenkig waren, sorgten ihre teils wirklich erotischen Tanzeinlagen oft dafür, dass viele um sie herum aufhörten zu tanzen und den beiden zusahen.
 

"Never thought I'd see you like this

You lookin' good when you're half dressed

Just let me give you one last test

Is that a sin? No...

Am I too hot for you though

Did you check out my video?

There's some things you don't know

Like this!"
 

Schon nach der ersten Strophe des Songs hatten die beiden die komplette Aufmerksamkeit der umstehenden Tänzer. Jason stand mit dem Rücken zu David und rieb sich im Takt der Musik an ihm, während dieser immer wieder mit lasziven Bewegungen Jasons Shirt hochschob und seinen muskulösen Bauch entblößte. Auf der Tanzfläche erkannte Jason sich meist selbst nicht wieder, hier ließ er alles von sich abgleiten und ging voll aus sich heraus. Zusammen mit dem eh sehr extrovertierten David konnte er das am besten.
 

"I don't really wanna be a tease

Would you undo my zipper please?

Uh uh, please don't talk

Listen

I'll let you touch me if you want

I see your body rise, rise

And when you come, don't get too hot

Butterflies!"
 

Spätestens als David bei dieser Strophe Jason an sich zog, dieser sich das Shirt vom Leib riss und den Kopf in den Nacken warf, als David tatsächlich seine Hand über seinen Reißverschluss gleiten ließ, bevor er ihn mit der anderen an der Hüfte noch fester an sich presste und leidenschaftlich küsste, waren die anderen um sie herum nicht mehr zu halten. Sie feuerten die beiden johlend an.

Als der Song schließlich beendet war, waren beide geschwitzt und außer Atem, eher weniger von der Anstrengung, als von der Erregung die beide erfasst hatte. Jason fühlte zudem einen heftigen Druck gegen die Innenseite seiner Jeans, denn David hatte den Tanz wesentlich heißer vorangetrieben, als es sonst schon seine Art war. Er hob sein Shirt vom Boden auf und streifte es wieder über, bevor sie an die Bar zurück gingen und die restlichen Tänzer sich wieder der Musik widmeten.

David nippte an seinem Cosmopolitan und grinste Jason an, als dieser sich mit einem leichten Stöhnen auf den Barhocker setzte.

"Hast du was?"

"Du weißt genau, was ich habe, schließlich hast du ja ganz schön an mir rumgefummelt!"

"Oh, du armer Kerl!" David beugte sich zu ihm hinüber, so dass er ihm etwas ins Ohr flüstern konnte. "Ich weiß, was man dagegen tun könnte." Er rieb dabei mit der Hand ganz nebenbei über Jasons Schritt, so geschickt, dass diesem ein Stöhnen entfuhr. "Zu mir oder zu dir?"

Jason überlegte nicht lange, er wollte den Abend noch nicht beenden und schon gar nicht wieder in die Wohnung zu Chris. "Zu dir!" lächelte er. "Bei mir wären wir nicht ungestört."

"Wie du willst! Hey, Jeremy!" David bezahlte die Drinks, zusammen mit einem großzügigen Trinkgeld für Jeremy, dann verließen er und Jason das "Mighty" und nahmen ein Taxi zu Davids Apartment.
 

Lachend und schwungvoll öffnete David die Tür zu seinem Apartment, zog Jason hinein und warf sie wieder ins Schloss. Nur Sekunden später stieß Jason mit dem Rücken gegen die Eingangstür, als sich David an ihn presste und ihn fordernd küsste.

"Kannst du dir erklären, warum wir soviel Aufsehen erregt haben?" grinste er, als sich ihre Lippen lösten.

"Keine Ahnung..." antwortete Jason, während seine Hand ganz beiläufig unter Davids Hemd nach seinem Bauch tastete. "Es kann sein, dass der Taxifahrer nicht dauernd zwei Kerle sieht, die auf seinem Rücksitz knutschen und der Lady im Aufzug hast du beinahe einen Herzinfarkt verpasst, als du mir an den Hintern gefasst hast!"

"Die arme Mrs. Johnson!" kicherte David, wobei er Jasons Gürtel öffnete. "Ob sie mich jetzt wohl noch mal ruft, wenn bei ihr eine Glühbirne kaputt ist? Sie sagte immer, ich sei so ein vertrauenswürdiger Mann!"

"Vertrauenswürdig? Du bist Anwalt, wie passt das zusammen?" grinste Jason und zog David mit einem Ruck das Hemd über den Kopf.

In Davids Wohnung fühlte Jason sich immer freier als bei sich. Hier war er weit weg von den Zwängen seines Berufs, weit weg davon, seine Vorlieben zu verleugnen. David verstand ihn, so wie er war. Das konnte niemand sonst, außer vielleicht Chris. Als der Name in seinem Kopf auftauchte, spürte Jason wieder diesen seltsamen Stich im Herzen. So schnell er konnte, drängte er den Gedanken zurück und konzentrierte sich auf David, der ihn mittlerweile ebenfalls von seinem Shirt befreite. Als sie sich umarmten, nackte Haut an nackter Haut, nahm sich Jason vor, keinen Gedanken mehr an Chris zu verschwenden. Das was er hatte reichte ihm, wozu brauchte er da noch Liebe? David hatte ihn währenddessen sanft aber bestimmt ins Schlafzimmer geführt, wo Jason sich auf sein großes Bett fallen ließ. Die Lampen in der Wohnung waren aus, aber die geöffneten Vorhänge vor dem Fenster ließen die Lichter der Stadt hinein und malten ein anregendes Zwielicht aus Schatten und Licht. Jason beobachtete, wie sich David vor dem Bett seiner Hose entledigte und dann nackt zu ihm stieg, er selbst trug immer noch seine nun geöffnete Jeans, die Boxershorts darunter wies eine nicht zu übersehende Beule auf. David beugte sich über ihn, strich ihm mit dem Zeigefinger über den Bauch und die Brust, so sanft, dass sich dabei Jasons Brustwarzen verhärteten.

"Wo bist du, Sunshine? Du bist heute irgendwie nicht bei der Sache." Er ließ seine Hand über Jasons Wange gleiten.

Jason sah ihn an, sein kantiges, hübsches Gesicht, halb im Schatten, halb in Licht getaucht.

"Verzeih, ich war kurz in Gedanken."

"Wenn du nicht willst, müssen wir nicht miteinander schlafen."

Statt zu antworten, griff Jason hinüber zu Davids Nachttisch und zog die oberste Schublade auf. Er wusste genau, wo sein Freund die Kondome aufbewahrte. Er zog eines hervor, hielt es David grinsend hin und schlang dann die Arme um den Hals des jungen Anwalts, um ihn zu sich hinabzuziehen.

"Weißt du, was ich will?" flüsterte er ihm ins Ohr. "Ich will, dass du mich fickst, als gäbe es kein Morgen!" Dieser vulgäre Tonfall war normalerweise überhaupt nicht Jasons Art, aber es war genau das, was er in diesem Moment dachte. Er wollte mit David schlafen, ohne an Morgen oder an irgendwelche Verpflichtungen zu denken. David nahm ihm das Kondom aus der Hand und erwiderte sein anzügliches Grinsen.

"Ganz wie du willst!"
 

Der sanfte Nachtwind, der vom Meer hinüberwehte, glitt über Jasons Oberkörper. Er stand in Shorts auf dem Balkon von Davids Apartment und sah auf die Stadt, auf seine Stadt. Davids Wohnung lag näher am Hafen, in einem ebenso guten Viertel wie die von Jason. Es war ruhig hier, der Verkehr von Downtown schallte nur gedämpft herüber. Das schönste an Davids Wohnung war der Ausblick auf die Golden Gate Bridge. Hier war sie viel näher und wirkte fast so schön wie auf den kitschigen Postkarten, die es an jeder Ecke zu kaufen gab. Obwohl es schon nach Mitternacht war, fuhren noch eine Menge Autos über die Brücke, ihre Scheinwerfer verschmolzen von hier aus zu einem Fluss aus Licht, der sich endlos über das stählerne Gerüst hinzog. Die Brücke selbst war ebenfalls mit Lampen geschmückt und verdiente wie Jason fand erst in der Nacht wirklich den Namen Golden Gate, der sich ja eigentlich eher auf ihre Funktion als goldenes Tor zum Westen bezog. Er zwang sich, die Augen von diesem Anblick loszureißen und schaute über den Hafen und die Bucht, in der beleuchtete Schiffe im sanften Seegang schaukelten. Wenn die Sonne aufging würde vielleicht wieder der Morgennebel all dies einhüllen, als hätte es dieses Schauspiel nie gegeben, erst gegen Mittag tauchte die Bay dann aus den Wolken wieder auf. Der junge Polizist fühlte sich erschöpft, aber auf angenehme Weise. Er nahm selbst den leichten Geruch nach Schweiß wahr, den die leidenschaftlichen Stunden zuvor hinterlassen hatten. Erst zwei Stunden nachdem sie Davids Apartment betreten hatten, war dieser eingeschlafen. So ausdauernd und vor allem wild hatten sie sich schon lange nicht mehr geliebt. Hatten sie sich geliebt? Jason schüttelte den Kopf als Bestätigung für sich selbst. Nein, Liebe war das nicht, eher Lust. Er spürte ein wohliges Kribbeln im Bauch, wenn er an die letzten Stunden dachte. Normalerweise übernahm David den aktiven Part, diesmal jedoch hatten sie sich abgewechselt und zudem Davids Kondomvorrat um einige dezimiert. Er lächelte. Für diese Zeit hatte er wirklich alles vergessen können, er hatte keinen Gedanken an Chris verschwendet. Da war der Name wieder! Jasons Hände krampften sich um das Balkongeländer, so heftig, dass die Knöchel weiß hervor traten.. Er wollte nicht an ihn denken! Chris war ein Idiot, je eher er wieder aus seinem Leben verschwand, umso besser!

"Verdammt..." zischte er.

Das leise Geräusch der Balkontür riss ihn aus seinen Gedanken, Schritte von nackten Füßen auf kühlem Stein, dann schlossen sich zwei kräftige Hände um seine Hüften und David lehnte sich mit der Wange an Jasons Schultern. Jason spürte, dass er immer noch vollkommen nackt war. David ließ seine Hände über Jasons Bauch gleiten.

"Einen Dollar für deine Gedanken."

"Sind die dir wirklich einen Dollar wert?"

David lachte leise, dabei strich sein Atem über Jasons Schulterblätter. "Sogar mehr, aber als Anwalt sollte man nie zu hoch ansetzen."

"Stört dich das nicht?"

"Was denn?"

"Ich meine, das ich gerade mal mit Shorts bekleidet bin und du nackt, hier auf dem Balkon könnte uns jeder sehen."

"Du glaubst, das würde mich stören?" Mit diesen Worten schob David seine Finger unter den Bund von Jasons Shorts und zog sie mit einem Ruck herab. Jason stieß einen Laut des Erstaunens aus und drehte sich zu seinem Freund um. Bevor er etwas sagen konnte, ging David in die Knie und legte dabei seine Hände auf Jasons Hintern. Er blickte zu Jason auf und grinste.

"Was glaubst, wie das jetzt erst für die Nachbarn aussieht!"

Jason schob ihn von sich und zerrte seine Shorts wieder hoch. "Was glaubst du, wie es für die Nachbarn aussieht, wenn ich dich vom Balkon werfe?"

"Dann müsstest du dich selbst wegen Mordes verhaften, Detective! Und die Welt wäre um einen Abschaum der Menschheit ärmer!" David sprach oft von sich und seiner Zunft als "Abschaum der Menschheit". Anwälte hatten ja nie den besten Ruf und er hatte diesen Satz mal in einer Folge der dreizehnten "The Simpsons"-Staffel (oder war es die vierzehnte gewesen? Jason verlor bei dieser schier endlosen Serie immer den Überblick) aufgeschnappt, als dort ein Anwalt überfahren wurde und mit den Worten "Gedenket mir als dem Abschaum der Menschheit" verstarb. David und Jason hatten diese Folge gemeinsam gesehen und seitdem hatte der Anwalt diesen Satz für sich übernommen.

David stellte sich hin, so dass er mit Jason wieder auf Augenhöhe war. Im Gegenlicht aus dem Wohnzimmer musste der junge Polizist feststellen, dass David sogar jetzt, nackt, ein wenig verschlafen und mit zerzausten Haaren, umwerfend gut aussah, darum beneidete er ihn. Er selbst fand sich morgens nach dem Aufstehen eher abstoßend als attraktiv, aber eine durchzechte Nacht die er einmal bei David verbracht hatte, hatte ihm bewiesen, dass den Anwalt noch nicht einmal ein heftiger Kater entstellen konnte.

"Warum siehst du mich so verträumt an?"

"Was?" Jason hasste es, wenn er ohne es zu merken in Grübelei verfiel. Eine Eigenschaft, die er schon als Kind gehabt hatte. "Sorry, ich wollte dich nicht anstarren."

"Ist doch kein Problem, hey, wenn du etwas siehst, was dir gefällt, kannst du es gerne haben!"

"Spinner!" Er boxte David spielerisch in die Seite und ging dann an ihm vorbei zurück in die Wohnung. Davids Apartment spiegelte ihn selbst auf nahezu unheimliche Weise wieder. Die Einrichtung war modern, ohne kalt zu wirken, absolut im Trend und genial aufeinander abgestimmt. Warme Erdfarben und Rotnuancen, Glas und Metall fügten sich zu einer Wohnlichkeit zusammen, wie Jason sie nur selten erlebt hatte. Blickfang war ein großer, schwarzweißer Akt von David selbst, er posierte mit dem Rücken zur Kamera und sah dabei mit seinem typischen, verheißungsvollen Blick über seine Schulter. Einer der besten Fotografen von San Francisco hatte diese Fotoreihe von ihm geschossen, einige der Aufnahmen waren wesentlich freizügiger. David hatte dieses Bild zu seinem Liebling auserkoren und es sich vergrößern und rahmen lassen. "Als ewige Erinnerung daran, wie knackig mein Arsch war!" begründete er diesen Schritt stets. Während sein Blick noch an dem Foto heftete, folgte ihm das Original ins Zimmer und zog die Schiebetür zu.

"Irgendwann schenk ich dir noch mal einen Abzug dieses Bildes, jedes mal wenn du hier bist, schaust du es dir an, als wäre es das erste mal."

"Ich bin halt jedes mal aufs neue fasziniert davon, dass du dich selbst nackt im Wohnzimmer hängen hast, auch wenn du behauptest, dass das rein gar nichts mit Narzissmus zu tun hat."

"Hat es auch nicht, du weißt, ich will..."

"Als alter Mann immer daran erinnert werden, wie knackig und scharf mal dein Arsch gewesen ist!" beendete Jason den Satz. "Du Narzisst!" witzelte er und spielte dabei auf die griechische Sage des bildschönen Jünglings Narziss an, der sich in sein eigenes Spiegelbild im Wasser verliebte und als er es betrachtete, schließlich hineinstürzte und ertrank.

Bevor David kontern konnte, klingelte es an der Tür. Jason blickte seinen Freund etwas erstaut an, es war schließlich fast zwei Uhr nachts. David grinste.

"Hast du gedacht, ich habe gepennt, während du dich da auf dem Balkon deinen trüben Gedanken gewidmet hast." fragte er, während er schnell ins Schlafzimmer eilte und sich einen Bademantel überwarf, um dann zur Eingangstür zurückzukehren. Jason schmunzelte, bevor er sich ein wenig aus dem Blickfeld der Tür entfernte, so dreist nackt an die Tür zu gehen, war David dann wohl doch nicht. Er öffnete und Jason erhaschte einen Blick auf einen Asiaten, der David anlächelte und ihm eine Tüte in die Hand drückte. David bedankte sich und kam ins Wohnzimmer zurück, mit der Tüte wedelnd.

"Hühnerfleisch in scharfer Soße, chinesische Nudeln und Reis, hab ich was vergessen? Immer gut ein Kundenkonto im "Golden Dragon" zu haben, findest du nicht?"

"Du kennst mich einfach zu gut!" lachte Jason. Um zwei Uhr nachts Essen vom Chinesen kommen zu lassen, auf so eine Idee kam auch nur David, beim Gedanken an die Uhrzeit und an den bevorstehenden Arbeitstag wurde Jason ganz schwindelig, aber er ließ sich nichts anmerken, seine Stimmung hatte sich wieder gebessert. Eine Zeit lang aßen die beiden schweigend vor sich hin, sie machten sich nicht die Mühe, Teller zu holen, sondern benutzten die mitgelieferten Stäbchen und aßen direkt aus den zu klappbaren Kartons, in denen sich das Essen befand. Jason musste zugeben, dass David auch bei der Wahl seiner Restaurants ein glückliches Händchen hatte, alles schmeckte vorzüglich.

"Ich müsste längst nach Hause." sagte Jason zwischen zwei Bissen.

"Ich habe aber irgendwie nicht das Gefühl, dass du das willst."

"Da magst du recht haben..." gab Jason zu und steckte sich ein Stück Hühnerfleisch in den Mund.

"Wenn du willst, kannst du hier schlafen."

"Nein..." Jason schüttelte den Kopf. "Ich kann nicht hier bleiben, wie sehe das denn aus, wenn ich morgen in den gleichen Klamotten bei der Arbeit auftauchen würde."

"Dann wüssten deine Kollegen, dass du eine heiße Nacht hinter dir hast."

"Und was würden sie erst sagen, wenn sie wüssten, dass ich die Nacht im Bett eines Mannes verbracht habe..."

"Ich weiß nicht, ich könnte das nicht, dieses Versteckspiel würde ich nicht aushalten."

"Ich wäre bei meinen Kollegen sofort unten durch. Allein schon mein Partner ist ein furchtbarer Macho, wie du weißt. Das wäre der Todesstoß für meine Karriere, glaube ich. Und meine Eltern wären auch enttäuscht."

David stellte seine Tüte mit Nudeln auf dem Tisch ab. "Das glaub ich nicht! Jason, ich kenne deine Eltern, das sind so nette Menschen. Und meine Eltern haben es doch auch ganz gut aufgenommen. Und die sind strenggläubige Katholiken. Mein Vater hat mich nur darum gebeten, nicht unbedingt einen Freund mit nach Denver zu bringen, weil er gern vor seinen Freunden mit mir angibt und die sind nicht so tolerant."

"Und das nervt dich nicht?"

"Jason, ich lebe in San Francisco und ich kann hier tun was ich will. Wenn ich mal kurz in Denver zu Besuch bin, kann ich es ertragen mal nicht zu vögeln." erklärte er mit einem verschmitzten Grinsen.

Jason war auch satt. "Ich bewundere dich, das hab ich dir schon oft gesagt, ich kann es nur immer wieder sagen. Ich wünschte ich wäre ein bisschen so wie du."

David erhob sich und setzte sich neben Jason. Er legte ihm den Arm um die Schulter. "Rede nicht immer so einen Mist, Jason Cunningham ist Jason Cunningham und das ist gut so!" Er rümpfte Nase. "Abgesehen davon, dass er etwas nach Schweiß riecht. Magst du duschen?"

"Mit dir zusammen?"

David lachte. "Wenn du willst!" Er streifte bereits jetzt den Bademantel ab und ging nackt ins Badezimmer, um die Dusche anzudrehen. Jason folgte ihm und stieg aus seiner Shorts. David ließ ihm den Vortritt in die geräumige Duschkabine, bevor er die Tür schloss. Das Wasser war bereits warm, Jason legte den Kopf in den Nacken und ließ es über seine Brust prasseln. Er hielt die Augen geschlossen, als er Davids Hände spürte, die seine Oberkörper einschäumten. Das Duschgel duftete angenehm nach Südfrüchten, David hasste diese "männlichen" Duschgels, die, außer das sie nach Moschus stanken, sich im Geruch kaum unterschieden. Jason entspannte sich und genoss für einen Moment Davids Berührungen, ohne dabei jedoch erregt zu werden. Der blonde Mann stand hinter ihm und verteilte das Duschgel auf seinen Schultern.

"Meine Güte!" Er griff fester zu und massierte Jasons Schulterblätter. "Du bist ja vollkommen verspannt!"

Jason atmete genüsslich aus. "Du hast magische Hände!"

"Erzähl mir was neues!" lachte David. "Darf ich dich was fragen?" fügte er schließlich hinzu.

"Was denn?"

"Wer ist Chris?"

In diesem Moment schien das Wasser eiskalt zu werden. Jasons Gedanken arbeiteten fieberhaft. Wann hatte er David von Chris erzählt? Wie konnte er von ihm wissen? Und was sollte er jetzt sagen? Er drehte sich zu David um.

"Was zum... woher weißt du von ihm?"

"Soll ich dir das wirklich verraten?"

"Ja, auf jeden Fall!"

David lehnte sich zu ihm hinüber. "Ich mache es anschaulich. Die Situation ist folgende: Du liegst auf mir, bist gerade voll dabei, kommst und gibst dabei folgendes von dir," er bemühte sich deutlich nicht zu kichern, während er Jasons Stöhnen nachahmte. "Oh, Chris! Chris! Ja!" Nun musste er doch lachen. "Ich glaube, das reicht aus als Beweisstück A!"

Jason konnte es nicht fassen. "Sag, dass das nicht wahr ist!"

David nickte unerbittlich und genoss es sichtlich. "Wärst du vor Gericht wäre das ein astreines Geständnis gewesen!"

"Ich fasse es nicht!"

"Jetzt mach doch keine große Sache daraus!" David winkte ab. Er reichte Jasons die Flasche mit dem Duschgel. "Hier, schäum dich unten rum selbst ein, damit du nicht auf dumme Gedanken kommst!"

Vollkommen perplex nahm ihm der junge Polizist das Duschgel aus der Hand. "Bist du nicht sauer?"

"Warum sollte ich? Ich meine, ich bin es zwar nicht gewöhnt, dass meine Partner beim Sex mit mir an andere Kerle denken, aber wir sind doch nicht zusammen, oder? Ist doch kein Treuebruch."

Jason drehte sich weg und ließ das Wasser den Schaum von seinem Körper waschen. Seine Wangen brannten vor Scham. Er wagte es nicht einmal, David in die Augen zu sehen. Sein Freund merkte ihm das natürlich sofort an. Er umarmte ihn von hinten und gab ihm einen Kuss auf den Nacken.

"Jetzt sei nicht so furchtbar peinlich berührt."

"Doch!" Jason schob ihn von sich und verließ wortlos die Dusche.

"Sunshine!" David benutzte im Reflex seinen Kosenamen für Jason um ihn zu beruhigen, obwohl er noch Schaum am Körper hatte, drehte er das Wasser ab und folgte dem jungen Polizisten. "Komm schon!"

"David! Es tut mir wirklich leid! Ich begreif das nicht!" In seinen Augenwinkeln glänzten jetzt eindeutig Tränen. "Ich wollte ihn doch..." Er brach ab und bedeckte das Gesicht mit den Händen.

"Du wolltest ihn in meinem Bett vergessen, oder?" beendete David den Satz.

"Ja... ich glaube ja..."

David setzte sich nackt auf den geschlossenen Toilettendeckel. "Wie wäre es, wenn du mir jetzt mal alles erzählst?" Er lehnte sich gegen die Wand. Jason betrachtete den beschlagenen Spiegel und sah dann zu Boden.

"Ich begreife es nicht... Chris ist ein Alptraum! Ich habe es dir nie erzählt, aber er war der Grund, warum ich New York verlassen habe. Ich war damals in ihn verliebt, zumindest dachte ich das. Aber er hat mir wahnsinnig weh getan und da hab ich den einzigen Weg gewählt, den ich sah..." Er suchte nach der richtigen Beschreibung.

"Du bist weggelaufen." David nannte Jasons Verhalten eindeutig beim Namen.

"Ja... so kann man es sagen... ich hab so lange gebraucht, um ihn zu vergessen, ihn vollkommen aus meinem Leben zu streichen und was passiert? Heute morgen steht er plötzlich vor mir! Und ich Idiot wollte die Vergangenheit vergangen sein lassen und war nett zu ihm und was macht er? Er benimmt sich wie die Axt im Walde, wie ein Riesenarschloch! Er hat mich zur Weißglut getrieben! Ich hab ihn einfach in meiner Wohnung gelassen und bin abgehauen... und jetzt würde ich am liebsten gar nicht zurückgehen. Ich will ihm nicht unter die Augen treten... ich habe vorhin total die Beherrschung verloren. Aber er hat es auch herausgefordert! Ich hatte gehofft, ihn wenigstens bei dir mal zu vergessen!"

"Jason?"

"Hm?"

"Du bist verliebt!" Die nüchterne Art, in der David dies feststellte, brachte Jason total aus dem Takt.

"Bin ich nicht!"

"Sunshine, du bist über beide Ohren verliebt! Glaube mir!"

"Aber ich... ich will doch keine Beziehung... ich..."

David erhob sich. Er nahm ein Handtuch und fing an, Jason abzutrocknen. Der brünette Mann ließ einfach alles mit sich geschehen. Während der ganzen Zeit ließ David ihn in Ruhe, um sich ein wenig zu fangen. Nachdem er sich auch abgetrocknet hatte, half er Jason in einen seiner Bademäntel und führte ihn ins Schlafzimmer zurück. Er ging noch immer unbekleidet ins Wohnzimmer, holte seinen eigenen Bademantel und brachte aus der Küche zwei Flaschen Bier mit. Eine gab er Jason, bevor er aus der anderen einen Schluck nahm und sich neben ihn setzte. "Geht es jetzt besser?"

Jason nickte und nippte an seinem Bier. "Ich weiß einfach nicht, was ich von der ganzen Situation halten soll. Ich wünschte wirklich, ich wäre so wie du, dann wüsste ich was ich zu tun hätte..."

David seufzte und ließ sich nach hinten sinken. "Warum nimmst du mich eigentlich immer als Vorbild? Ich meine, du bist doch eine eigene Persönlichkeit..."

"Aber ich hab mein Leben doch einfach nicht im Griff..."

David erhob sich vom Bett, ging ein paar Schritte ans Fenster und sah einen Moment schweigend hinaus, während er Jasons Blicke im Rücken fühlte. "Darf ich mal ganz offen mit dir reden?"

"Klar!" antwortete Jason, allerdings mit nicht zu überhörender Unsicherheit in der Stimme.

David drehte sich um und lehnte sich mit dem Rücken an das kühle Glas des Fensters. "Weißt du, was dein Problem ist? Du kennst dich selbst nicht! Du weißt nicht, wer Jason Cunningham ist. Du möchtest wie ich sein, aber warum versuchst du nicht, mal du selbst zu sein? Ich meine, sieh es mal so: Wir beide sind sehr gute Freunde oder liebst du mich?"

Jason schüttelte entschieden den Kopf. Er hatte schon oft in sich hineingehorcht, aber er hatte nie mehr als Freundschaft für David empfunden und körperliches Begehren war noch lange keine Liebe. David fuhr fort.

"Na bitte. Also hat sich an unserem Motto nichts geändert. Wir sind Freunde, wir haben auch manchmal Sex. Aber schläfst du auch mit anderen Männern?"

Jason musste wieder verneinen.

"Da hast du es! Du weißt, dass ich es tue. Ich bin auch nicht auf der Suche nach einer Beziehung. Ich bin fünfunddreißig und bei mir tickt keine biologische Uhr, ich kann auch wenn ich vierzig bin noch einen festen Partner finden, vielleicht eher in dem Alter als jetzt. Aber du bist in dieser Beziehung nicht wie ich, auch wenn du es glaubst. Ich hab schon lange erkannt, dass du dich nach einer richtigen Beziehung sehnst, auch wenn du es niemals vor dir selbst zugibst. Du schläfst mit mir, ohne Verpflichtungen, aber auch nur mit mir! Merkst du nicht, dass ich deine eigene Form von Monogamie bin?"

Jason sah ihn einen Moment lang an, ohne zu antworten. Es stimmte. Dieser Gedanke drängte sich nahezu gewaltsam in seinen Kopf, zertrümmerte all die mühsam errichteten Mauern. Alles was er sich seit vier Jahren eingeredet hatte, brach wie ein Kartenhaus in sich zusammen, ein großes, geduldig aufgestelltes Kartenhaus, das der leichte Luftzug einer zu schnell geöffneten Tür in sich zusammenfallen ließ. Und er, Jason Cunningham, stand jetzt vor den Trümmern dessen, woran er schon beinahe selbst geglaubt hatte. All die tollen Dogmen, die er sich selbst auferlegt hatte, hatten mit diesen wenigen Sätzen Davids ihre Bedeutung verloren. Ihm kamen die Tränen, er konnte nichts dagegen tun. Unaufhaltsam liefen sie über seine Wangen, während sein Körper vom Schluchzen geschüttelt wurde. Er hatte schon so lange nicht mehr geweint. David kam zu ihm und schloss ihn in die Arme, wie ein Vater seinen kleinen Sohn, der sich beim Skateboardfahren das Bein aufgeschrammt hat.

"Sunshine, ist ja gut..."

"Es... es... tut mir leid... ich wollte dich nicht benutzen oder so, das musst du mir glauben..." schluchzte Jason.

"Hey, mach dir keine Sorgen. Du hast mich nicht benutzt! Dazu bist du viel zu lieb und ehrlich und ich bin wirklich nicht der Typ, der sich ausnutzen lässt. Ich hatte doch auch meinen Spaß, du bist aber weit mehr als ein toller Liebhaber. Wir sind Freunde, das ist viel wichtiger oder nicht?"

"Doch... aber trotzdem..."

"Nichts aber trotzdem. Ich wollte dich nur nicht drängen, dass du dich selbst erkennst. Ich hab wirklich schon lange nur darauf gewartet, dass bei dir der Blitz einschlägt und du dich verliebst. Das war nur eine Frage der Zeit. Und jetzt ist es eben soweit."

Jason drückte sich an ihn und weinte immer noch. "Aber ich habe Angst..."

"Das verstehe ich, aber ich weiß auch, dass du das packst. Meinetwegen hattet Chris und du einige Startschwierigkeiten, aber glaube mir, wenn du es jetzt nicht versuchst und die Gelegenheit beim Schopf packst, wirst du es dein ganzes Leben lang bereuen!"

Jason drückte ihn sanft ein Stück von sich weg, damit er ihm besser ins Gesicht sehen konnte und wischte sich mit dem Ärmel des Bademantels die Tränen aus den Augenwinkeln.

"Und was wird aus uns?"

"Was soll schon werden?" lächelte David. "Wir bleiben doch trotzdem Freunde! Das war es eben nur mit den "fuck buddies", mehr nicht."

"Buddies?" fragte Jason vorsichtig und zog die Nase hoch.

"Best buddies!" grinste David und drückte seinen Freund an sich um ihn herzlich zu umarmen. "Und daran wird sich nie etwas ändern!"

Jason nickte nur. Zwischen ihnen war nun alles klar. Jason spürte tief in sich drin das Gefühl, dass ein Abschnitt seines Lebens hier zu Ende ging. Es war schön gewesen mit David, aber er verlor ihn ja nur als Liebhaber, nicht als besten Freund. Sie würde sich weiter sehen, weiter lästern, ins Kino gehen, zusammen die Clubs unsicher machen, nur eben nicht mehr miteinander schlafen. Und merkwürdigerweise machte ihn das auch nicht traurig. Der Abend war der Abschluss dieses Lebensabschnitts gewesen, es hatte sich so ergeben, ohne das Jason es geplant hatte. Der einzige Mensch, der ihn wirklich vollkommen kannte, hatte ihm über sich selbst die Augen geöffnet, über sich und seine Gefühle für Chris. Als Jason wenig später einem Taxifahrer seine Adresse nannte und Davids Wohnhaus in der Nacht hinter ihm verschwand, dankte er in Gedanken seinem Freund, für das, was er für ihn getan hatte. David hatte ihm versichert, immer für ihn da zu sein und ihm nach Kräften zu helfen, mit seiner neuen Beziehung fertig zu werden. Seine neue Beziehung... eigentlich hatte er ja noch gar keine. Je näher das Taxi seiner Wohnung kam, umso heftiger klopfte sein Herz. Würde Chris ihm verzeihen, was er am Nachmittag getan hatte? Würden sie über die Vergangenheit, über New York hinwegkommen? Und wie würde sein Leben sich verändern, wenn er wirklich zu seiner Liebe zu Chris stünde, nicht nur in den eigenen vier Wänden, wie er es in New York getan hatte, sondern offen und vor der ganzen Welt? Wusste er wirklich, was er da tat? War es das wirklich wert? Doch der Gedanke an Chris konnte nur eine Antwort zulassen. War es das Risiko wert? Ja!



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von: abgemeldet
2006-04-04T11:40:32+00:00 04.04.2006 13:40
ein tolles kapitel!! *begeisterten luftsprung mach* *g* ich mag zwar sex and the city nicht, aber david ist wirklich ein zuckerl *sabber* warum sind alle schönen männer immer schon vergeben, schwul oder Charaktere aus FF? *lol*
einziger makel: musste es wirklich britney spears sein?? *kopfschüttel* *die tussi nich mag*
aber sonst, super!!!
dat mZ
Von:  Kuroi-chan
2006-04-03T19:34:26+00:00 03.04.2006 21:34
Und wieder eins durch!!!^^
Das mit den Fuck Buddies ist geil... XD Und auch so, worauf du alles kommst.
Ein seeehr gutes kapi, aber eigentlich war alles was ich bis jetzt von dir gelesen habe der hammer!^.^
Ausserdem bekomme ich immer mehr Lust mal nach San Francisco zu fahren/fliegen, was auch immer!*.*
Ich lese jetzt aber erst mal weiter~
*wink*
Kuroi
Von:  Damei
2005-09-28T19:01:50+00:00 28.09.2005 21:01
es is ein gutes kapi geworden mit sehr vielen gefühlen und offenbarungen. ich war total gerührt zum schöluß ich hab richtig mitgeheult
Von:  Zuckerfee
2005-03-06T14:21:33+00:00 06.03.2005 15:21
oh mein gott

*silence*

*feeleinräuspertsich*

oh mein gott

XDD.....Himmel, was ein Kapitel, zwischen Kreischen und Sniefen hast du mich da gebracht....vor allem wegen dem geilen Schw.....(feelein: aaaiiiiiiihrrrrr *augenzuhalt* *augenöffnet* ahaaaa!!! Schw...eren muskelbepakten Oberkörper! *feststell) und diversen anderenn extremen Sachen, gott seit SatC aus ist hab ich nicht mehr so lachen können! Aaaaaber merke: Kondome beim Ananlsex sind aua, sie können reißen, sie vertragen sich nicht mit ölhaltigen gleitmitteln....aber David hat bestimmt diese Dinger, die extra für "sowas" gemacht sind in seiner Schublade ;) (and btw. yes, they exist! )

Mann....cooles Kapitel Raffi, bin stolz auf dich!!! *knuff*
Aber sich nackt auf einen kalten Toilettendekel setzen macht mir schon als Frau ein *brrrr* ....wie wird das erst für euch Jungs sein? *giggle*

Okay, weiter im Text, kapitel 4 ich komme!!!

(Fuck buddies - *lol* OMG....hoffentlich passiert mir das nicht mal *g*)

ja ne - feelein
Von: abgemeldet
2004-10-18T20:24:39+00:00 18.10.2004 22:24
Ein, mal wieder wirklich gelungenes Kapitel! Die Beschreibungen waren klasse! (Wie immer, ach warum sage ich das eigentlich noch^^). Man konnte sich irgendwie in die jeweilige Person und deren Gefühle reindenken. David Vanderveer ist ja echt ein cooler Typ, irgendwie gefällt er mir! Ich dachte eben schon du würdest wieder einen Shonen-ai Szene einbauen, aber das hast du ja dann doch nicht gemacht! (Zum Glück, sonst hätte ich wieder zur Kaffeemaschine laufen müssen^^ ;-)) Was mir aber aufgefallen ist: Warum ist der letzte Teil des Kapitel kursiv unterlegt? Dort liegt keine Erinnerung oder sonsitges vor. Am Anfang wo Jason sich an sein Treffen mit David erinnert, hätte eine kurive Unterlegung besser gepasst. Aber ich glaub da wolltest du auch eine machen da da stand. Ich würde das noch irgendwie verbessern.

Rechtschreibfehler sind mir keine aufgefallen! (Merke sowas sowieso nicht, und bei dir erst recht nicht da ich immer so vertieft am lesen bin^^)

Ansonsten kann ich wie nur immer sagen: GEIL (Primitive Ausdrucksweise^^ *G*) *Diesmal beide Daumen hoch zeigen* und um eine Fortsetzung bitten! *Los mach weiter*

(Aber vergiss bloß nicht deine Zelda FF! Ich will endlich mal wissen wie es da weitergeht!)

mfg

Tobi
Von: abgemeldet
2004-10-17T13:19:24+00:00 17.10.2004 15:19
Wirklich sehr schönes Kapitel!
und ich mag den Titel....

Bye, bis zum nächsten


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