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Remember the promise you made

San Francisco Love Stories
von

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What goes around - comes around!

Schon Kapitel 2... es ging schneller als ich dachte ^^

Die Story war ein Experiment meinerseits und entwickelt mittlerweile ein verdammt aktives Eigenleben, das sich besonders im bereits beendeten Kapitel 3 niederschlägt, das ich ein paar Tage nach diesem Kapitel on setzen werde. Eigentlich waren Kapitel 2 und 3 ein einziges Kapitel, aber da sich daraus ein Umfang von Seite 8 bis Seite 28 ergeben hätte... nun ja... musste ich einen kleinen Eingriff vornehmen ^^ Inhaltlich gab es aber nur einen Punkt für eine Zäsur, deswegen ist Kapitel 2 um einiges kürzer als Kapitel 3. Aber ich hoffe, dass das 2. Kapitel ebenso gut ankommt wie der Anfang, auch wenn ich damit nicht so wirklich glücklich bin. Hier und da finde ich meinen Stil etwas hölzern und na ja... ich höre mal auf zu meckern, sonst kriege ich von LinkyBaby wieder einen drauf *lol* Lange Rede, kurzer Sinn, viel Spaß mit Kapitel 2 ^^ Ach ja, ich muss momentan selbst Korrekturlesen, was natürlich ein wenig schwer ist, sollten irgendwo Tippfehler gravierender Art sein (ich vergesse gern mal ein Wort oder ein -e am Ende) dann schickt mir gern eine ENS, damit ich es berichtigen kann ^^ Über Kommentare freue ich mich natürlich noch mehr ^_~

PS: Ach ja, schaut auch bei den Steckbriefen vorbei, da gibt es Neuigkeiten, die aber erst in Kapitel 3 wichtig werden, wenn ein neuer Chara auftritt, der mir besonders ans Herz gewachsen ist *g*
 

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"Verdammt noch mal, was soll das heißen?!" Jason schlug mit der Faust auf den Tisch, so heftig, dass der Kaffee aus den Tassen darauf schwappte und die Papiere die herumlagen bespritzte.

"Wie ich bereits sagte," der Beamte auf der anderen Seite des Schreibtisches schien in keinerlei Weise von Jasons Gefühlsausbruch beeindruckt zu sein. "Wir haben keine Unterkünfte in denen wir diesen Fairgate unterbringen können. Es ist ein heißer Sommer, verstehen Sie? Die Leute drehen echt durch, ne Menge Verbrechen, ne Menge Zeugen."

"Das wirft ja ein tolles Licht auf die Polizei! Verdammte Scheiße!"

"Mag sein." Sein Gegenüber gähnte.

"Jason, Mann, gib es doch auf." mischte sich Randy ein. "Wir müssen halt schauen, dass wir ihn in einem Hotel oder so unterbringen. Meine Güte, schließlich ist er kein Prominenter oder so, ihn wird schon keiner erkennen."

"Darauf lasse ich mich nicht ein! Ich will, dass er vollkommen sicher ist! Verstehst du, Randy? Nicht wahrscheinlich sicher, vollkommen sicher! Dieser Kerl kann überall und nirgends sein und so ein Typ wie der ist vollkommen unauffällig. Ich will, dass er sicher ist!"

"Ich hab es ja verstanden!" Randy verdrehte die Augen.

"Er wird bei mir wohnen!" sagte Jason plötzlich.

"Was?!" Randy schnappte nach Luft. "Das ist nicht dein Ernst!"

"Doch, mein voller Ernst. Bis diese Sache vorbei ist und wir dieses Schwein haben, wird Ch... Mr. Fairgate bei mir wohnen! Wo sollte er sicherer sein als in der Wohnung eines Cops. Außerdem liegt meine Wohnung in einem bewachten Haus, wir haben einen Pförtner und Sicherheitspersonal. Da kann ihm nichts passieren bis wir den Kerl haben."

"Du hast ja ein Rad ab!" Randy konnte es offenbar nicht fassen. "Du willst dir so eine Strichtunte ins Haus holen? Der Kerl beklaut dich nachher noch oder fällt nachts über dich her! Spinnst du eigentlich? Da ist es besser, wir stecken ihn in eine Zelle!"

"Halt die Klappe, Randy! So wird es gemacht!"

"Ähm, Detective Cunningham," ließ sich in diesem Moment der Beamte auf der anderen Seite des Schreibtisches wieder vernehmen, "Das ist aber äußerst ungewöhnlich und überhaupt sollten wir wohl besser..."

"Gar nichts sollten wir besser! Wenn Sie etwas gegen meinen Vorschlag haben, dann erklären Sie dem Chef gefälligst, warum wir keine Unterkunft für einen wichtigen Zeugen haben."

Sein Gegenüber schwieg.

"Ich nehme das als Zustimmung. Ich werde Mr. Fairgate heute Abend zu mir mitnehmen und er wird dort bleiben, bis wir den Mörder haben, damit er gegen ihn aussagen kann."

"Du spinnst ja..." war Randys einziger Kommentar.
 

"Du spinnst ja!" Chris' blaue Augen blitzten vor Zorn. Er stand Jason gegenüber und stemmte die Hände in die Hüften. "Ich werde nicht bei dir wohnen! Unter gar keinen Umständen! Das kannst du vergessen! Das würde dir so passen!"

Jason seufzte, ging um seinen Schreibtisch herum und ließ sich in seinem Stuhl nieder. Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf und musterte Chris.

"Bist du so dumm oder tust du nur so? Du wusstest doch in New York wie man auf sich aufpasst, warum willst du hier unbedingt in den Tod laufen?"

"Alles ist besser als sich in deiner Nähe aufzuhalten!"

"Hasst du mich so sehr?"

Chris antwortete nicht.

"Ich hab dich was gefragt!"

"Ist das ein Verhör, Detective? Bin ich jetzt angeklagt?"

"Für das was du letzte Nacht erlebt hast, bist du aber ganz schön großkotzig, Chris!"

"Hör zu, Jason!" Wieder dieser Unterton als er seinen Namen sagte, Jason spürte erneut, wie weh ihm das tief drinnen tat, "Luke war ein prima Kerl, er hat mir oft genug geholfen, wenn es bei mir schlecht aussah. Ich werde nie vergessen wie er dalag, Blut überströmt, aber noch am Leben und ich bin weggelaufen, ich hab ihm nicht geholfen, sondern bin weggerannt. Also wag es ja nicht, darüber zu urteilen, was ich da erlebt habe, Detective! Obwohl du dich für so toll hältst und sicher denkst, dass du alles weißt!"

"Es tut mir leid..." entgegnete Jason. "Ehrlich. Aber trotzdem musst du endlich vernünftig sein und das tun, was ich dir sage!"

Chris grinste frech, kam näher an den Schreibtisch und beugte sich vornüber zu Jason. Er blickte ihm fest in die Augen und leckte sich mit der Zunge über die Lippen. "Wenn du willst, dass ich tue was du willst, dann zahl dafür! Ansonsten kannst du mir gestohlen bleiben!"

Jason lehnte sich im Stuhl zurück. "Willst du einen Kaffee?"

Man konnte direkt sehen, wie Chris aus dem Takt geriet. Er sah Jason vollkommen verdutzt an. "Was?"

"Kaffee, du weißt schon, koffeinhaltiges Getränk, wird aus Bohnen gewonnen. Trinkt man entweder pur, also schwarz, oder mit Milch, manche nehmen auch gern mal Zucker. Wenn ich mich recht erinnere, hast du ihn am liebsten schwarz getrunken." Er grinste.

"Du bist doch nicht normal!" Chris ließ sich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch fallen.

"Also?"

"Also was?"

"Willst du einen Kaffee?"

"Wenn du mich schon so fragst, ja!" schnappte Chris, Jason merkte ihm deutlich an, dass es ihn wurmte, dass er nicht die Oberhand behalten hatte. Der junge Cop verließ kurz das Zimmer und kam dann mit zwei Pappbechern mit dampfendem Kaffee wieder. Einen reichte er Chris. Er nippte daran und verzog das Gesicht.

"Trinkst du dieses Gesöff etwa jeden Tag?"

Jason zuckte mit den Schultern und lächelte. "Immer noch besser als die Brühe von McDonald's, schon mal getrunken?"

"Nein." war Chris' knappe Antwort, bevor er wieder nippte.

"Wow, wir haben uns ja eben fast unterhalten!" lachte Jason.

"Reiner Zufall! Ein schwacher Moment! Und glaub ja nicht, dass du mich mit einem Kaffee dazu bringst bei dir zu wohnen! Das kannst du vergessen!"

Jason nahm einen Schluck Kaffee, bevor er antwortete. "Okay, wie du meinst. Du hast doch sicher nichts dagegen, wenn ich dich dann jetzt wegen Prostitution einbuchte, oder?"

Chris kniff die Augen zusammen. "Dreckskerl!" zischte er. "Kann ich wenigstens eine Kippe haben?" fügte er hinzu.

"Seit wann rauchst du denn?"

"Geht dich das was an?!" antwortete Chris in genervtem Ton.

"Ich meine ja nur... auch noch Rauchen..."

Chris setzte sich auf. "Auch noch?!" Er knallte den Kaffeebecher auf den Tisch. "Ich bin clean, auch wenn es dich nicht zu interessieren braucht! Denn du bist da ganz sicher nicht verantwortlich für!"

Jason blickte Chris erstaunt an, doch dann erhellte sich seine Miene. "Das ist ja wundervoll! Du bist wirklich clean?"

"Jetzt mach keine große Sache daraus! Ich hab weder Lust mit dir zu feiern, noch dir zu erzählen wie ich es geschafft habe, mich interessiert schlicht und einfach nur wie es jetzt weitergehen soll und woher ich eine Kippe kriegen kann!"

Die Tür wurde geöffnet und Randy steckte den Kopf hinein. Das war sonst gar nicht seine Art, viel zu vorsichtig, aber er schien nicht unbedingt in den Raum kommen zu wollen. "Ich hab das Phantombild vervielfältigen lassen, in ein paar Stunden kennt jeder Streifenpolizist in San Francisco diesen Mann."

"Gut, dann kommen wir vielleicht endlich voran." seufzte Jason.

Randy nickte und wollte die Tür schnell wieder zuziehen.

"Randy! Eines noch!"

"Was denn?"

"Du rauchst doch, oder? Kannst du Mr. Fairgate eine Zigarette geben?"

Randy sah den blonden Mann ein wenig entsetzt an. "Er will...?"

Chris stand auf und streckte die Hand aus. "Eine Zigarette, kommen Sie schon, Sie schauen mich ja an, als hätte er verlangt, dass Sie mir einen blasen!"

"Chr... Mr. Fairgate!" verbesserte sich Jason rasch. "Halten Sie Ihre Zunge gefälligst im Zaum. Vergessen Sie nicht, wo Sie hier sind!"

"Ist ja gut!" lachte Chris. "War ja nur ein Scherz!"

"Pass auf, du Schwuchtel! Auf solche Scherze steh ich ganz und gar nicht!" knurrte Randy.

Chris' Gesicht verfinsterte sich, doch er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. "Oh, ein Schwulenhasser, immer wieder nett solche Zeitgenossen zu treffen!"

"Schluss jetzt!" Jason war aufgestanden und trat zwischen die beiden. "Das ist weder die Zeit noch der Ort für so eine Auseinandersetzung! Randy, gib ihm jetzt ein Zigarette! Und Sie, Mr. Fairgate, reißen sich gefälligst zusammen!"

Randy schnaubte, griff in seine Tasche und warf Chris eine Zigarette zu, die dieser auffing. "Viel Spaß noch mit dem Früchtchen!" Damit verließ er wütend das Zimmer.

Chris steckte sich seelenruhig die Zigarette in den Mund, holte ein Feuerzeug aus seiner Tasche und zündete sie an. "Amüsant mit was du dich so abgibst!" lachte er.

"Bist du übergeschnappt, dich so aufzuführen?!"

Chris ging nicht darauf ein. "Ich denke mal, du tust immer noch so als wärst du hetero, denn sonst würde dieser Kerl sicher nicht mit dir zusammenarbeiten wollen. Legst du immer noch heimlich Stricher flach, wie in New York?" Er zog an der Zigarette und blies Jason den Rauch ins Gesicht.

"Du wolltest wissen wie es weitergeht, oder nicht?" ignorierte Jason seine Beleidigung. "Wir fahren jetzt zu mir! Ich riskiere nicht, dass du noch das ganze Department gegen dich aufbringst mit deinem Verhalten!" Er ging zu einem seiner Schränke hinüber und zog eine Schublade auf. "Hier!" Er warf Chris eine Sonnenbrille und eine Baseballkappe zu, auf der San Francisco Police stand. "Setz die auf und steck deine Haare möglichst darunter. Dann noch die Brille und ich lasse dir eine unserer Jacken und eine lange Hose geben, dann solltest du weniger auffallen, man kann nie wissen. Dann fahren wir zu meiner Wohnung."

Chris sah an sich hinunter und grinste. "Hast du was gegen mein Outfit?"

"Chris, dieses Stück Stoff das du Hose nennst und ein Bauchfreies Shirt sind nicht gerade das, was man als unauffällig bezeichnen kann, oder?"

"Manche bezeichnen das als sexy!" antwortete Chris rotzfrech.

"Ich nenne es auffällig und damit basta!"

"Sir, yes, Sir!" Chris schlug die Hacken zusammen und salutierte spöttisch.

Jason wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Chris schien sich eigentlich nicht verändert zu haben, er war immer noch frech und wollte seinen Kopf durchsetzen. Aber trotzdem war etwas anders. Es herrschte eine Distanz und Kälte zwischen ihnen, die Jason fast körperlich wehtat. Aber warum eigentlich? Schließlich hatte Chris ihn damals enttäuscht. Er hatte ihn betrogen nicht umgekehrt, er hatte das, was sie gehabt hatten zerstört. Jason hatte seine Entscheidung New York zu verlassen niemals in Frage gestellt, es war richtig gewesen, dessen war er sich immer sicher. Aber jetzt, da Chris wieder vor ihm stand, hatte sich alles verändert. Und auch ihre Situation hatte sich geändert. Sollte er glauben, dass Chris wirklich clean war? Er hatte schon in New York versprochen, mit dem Heroin aufzuhören, aber es war ihm doch nicht gelungen. Jason wollte mit jeder Faser seines Körpers glauben, das Chris es wirklich geschafft hatte, aber trotzdem nagte der Zweifel an ihm. Er betrachtete den jungen blonden Mann, wie er an seiner Zigarette zog. Ja, er wollte glauben... und bei dem Gedanken, dass Chris bei ihm wohnen würde, klopfte sein Herz wie wild. Vielleicht hatten sie ja noch eine Chance. Aber wollte er das überhaupt? Er hatte sich eigentlich geschworen, nie wieder eine feste Beziehung mit einem Mann anzufangen... aber nie wieder war eine verdammt lange Zeit... und wenn er wirklich nichts mehr für Chris empfand, wie er es sich die letzten vier Jahre eingeredet hatte, warum zum Teufel tat ihm dann die Ablehnung des jungen Mannes so weh?

"Fuck!" entfuhr es Jason und er registrierte erst danach, dass er es laut gesagt hatte. Chris blickte ihn verdutzt an.

"Bitte?"

"Ach nichts..." wiegelte Jason ab und spürte, dass er zum ersten Mal seit langer Zeit wieder rot wurde.

Chris blickte zur Decke und atmete aus, wobei er Rauchschwaden in die Luft blies, die langsam zerfächerten. "Du bist noch genau wie früher..."

Jason überlegte, ob er das nun als Beleidigung oder als Lob aufnehmen sollte.
 

Die Stecknadel bohrte sich langsam durch das feste Material des Fotos. Sie bahnte sich ihren Weg hindurch, in die Wand hinein und hielt das Bild dort fest. Ein gewöhnliches Foto, aufgenommen mit einer Polaroidkamera. Ein dünner weißer Rahmen um die Oberseite und die Seiten, ein dickerer, damit man das Foto anfassen konnte, an der unteren Hälfte. Obwohl die Kamera alt war, waren die Fotos scharf und von guter Qualität. Auf dem Foto war ein junger Mann zu sehen, fast noch ein Kind, eben erst in die Welt der Erwachsenen gekommen. Schwarze Haare, lockig, umrahmten ein hübsches Gesicht mit grünen Augen. Der Mund leicht geöffnet, mit verheißungsvoll geschwungenen Lippen. Der Junge war wirklich schön - selbst und gerade im Tode.

Der Mann ließ seine Finger über das Polaroid gleiten. Sanft, wie die Berührung eines Liebenden. Die Augen schienen ihn direkt anzublicken, aber auch durch ihn hindurch, erstarrt im Tode. In der unendlichen Schwärze der geweiteten Iris spiegelte sich der Blitz der Kamera, den der Junge nicht wahrgenommen hatte. Er hatte kurz davor seinen letzten Atemzug getan, sein junges Herz hatte kurz zuvor für immer aufgehört zu schlagen. Auf dem Bild konnte man den durchtrennten Hals des Jungen nicht sehen, nur ein paar Blutspritzer am glatten Kinn des Toten wiesen darauf hin. Der Mann machte immer eine Grossaufnahme des Gesichts. Jedes dieser Gesichter. Jedes wunderschön, so rein, im Tode verewigt. Dabei waren all diese Jungen und Männer Sünder, sie waren schmutzig. Aber er hatte ihnen Frieden gegeben, den tiefen Frieden. Sie würden nicht mehr sündigen.

Dieser hier hatte lange überlebt. Er war stark gewesen, das Böse in ihm war stark gewesen. Es hatte sich gegen den Frieden gewehrt, aber am Ende hatte er es doch besiegt. Er siegte immer. Auch wenn sein heiliger Kreuzzug ständig behindert wurde. Aber wenn sie ihm zu nahe kamen, zog er weiter. Denn das Böse war überall und er musste es überall bekämpfen. Und er würde es überall bekämpfen, denn er war dazu bestimmt.

Diesmal war etwas schief gelaufen. Der Blonde, mit dem sich der erlöste Junge kurz vorher unterhalten hatte, war dazu gekommen und hatte ihn gesehen. Auch er hatte ihn gesehen und erkannt, dass auch er böse war. Eine weitere Seele, die es galt zu retten. Er würde sie sicher aufmerksam machen und wahrscheinlich würden sie ihm auch helfen, weil sie nicht sehen konnten, wie böse und schmutzig er war. Aber das würde dem Bösen nichts nützen. Sie würden ihn nicht finden, denn er war unsichtbar, wenn er es wollte. Aber er würde ihn finden, den hübschen blonden Mann mit den blauen Augen. Er würde ihn finden und vom Bösen erlösen, ihm endlich Frieden geben. Und nichts würde ihn daran hindern. Und vielleicht, vielleicht würde er ihn gar nicht suchen müssen, manchmal kamen sie sogar zu ihm. Er hatte immer über das Böse gesiegt und auch diesmal würde es ihm gelingen, denn Gott war auf seiner Seite. Er würde siegen. Der Mann ging zur Tür, öffnete sie und verließ den Raum. Bevor er die Tür wieder ins Schloss zog, fasste er auf den Lichtschalter und legte ihn um. Das Licht der Lampen an der Decke erlosch und die Finsternis senkte sich über den Raum - und die vielen Dutzend Fotos an den Wänden...
 

"Warum hat mich dieser verknöcherte Sack im Lift so komisch angestarrt?" Chris blickte auf die mittlerweile geschlossenen Türen des Aufzugs am Ende des hellen Flures zurück. Er meinte den älteren Herrn aus der vierten Etage des Hauses, dessen Namen Jason bis heute nicht kannte und der bei jeder Gelegenheit über die Jugend von heute schimpfte. Jugend von heute, das bezeichnete alles, was unter 50 war, zumindest drängte sich Jason jedes Mal dieser Eindruck auf.

"Vielleicht weil du mit offenem Mund Kaugummi gekaut hast." Er drehte den Schlüssel im Schloss und drückte die Tür auf. Apartment Nr. 701, Cunningham, stand auf einem Schild auf Augenhöhe, direkt über dem Türspion. Er machte eine einladende Geste, der Chris folgte. Jason betrat hinter ihm die Wohnung und schob die Tür mit dem Fuß zu. Wieder fiel Jason auf, wie ungewohnt Chris in der etwas zu großen Polizeiuniform aussah, aber so hatte er auf jeden Fall weniger Aufsehen erregt als in seinen knappen Klamotten.

"Holy Jesus! Was für eine Bude!"

Chris ging ein paar Schritte in die Wohnung hinein und drehte sich um die eigene Achse. Hinter der Tür führte ein kurzer Flur in einen großen, offenen und durch die riesige Fensterfront angenehm hellen Raum mit hoher Decke. Hinter den Fenstern lag eine Dachterrasse von der man einen wunderbaren Ausblick über die Stadt bis hin zur Bay hatte. Der große Raum bildete das stilvoll eingerichtete Wohnzimmer. Die Sitzgarnitur aus einer Couch und zwei Sesseln war in weiß gehalten und umrahmte einen Glastisch, der offensichtlich ein Designerstück war. Gegenüber der Couch stand ein Breitbildfernseher mit Plasmabildschirm an der Wand, darunter ein DVD-Player, ein Videorekorder und eine Playstation 2. Überall im Raum waren elegante Boxen angebracht, Raumklang vom Feinsten. Auf dem Glastisch lag ein zugeklappter Laptop von Macintosh. Die Wände waren in einem zarten Grünton gehalten und neben der Couch stand eine große Zimmerpalme, der es sichtlich gut ging. Über der Sitzecke hing ein großer Kunstdruck von Salvatore Dali. Rechts neben dem Übergang von Flur zu Wohnzimmer führte eine geschwungene Treppe auf einen Balkon, der sich halbrund über das Wohnzimmer spannte. Dort oben befand sich Jasons Schlafzimmer, mit dem Kingsize Bett, das allerdings noch ungemacht war, dem Kleiderschrank und einem kleineren Fernseher auf einer Kommode. Neben der Treppe zum Schlafzimmer stand ein großes Aquarium mit einer Vielzahl von farbenfrohen Fischen. Ein Stück links des Eingangsflures führte eine Tür in die große Küche. Edelstahl und weißes Holz dominierten das Bild, das eine gemütliche Essecke mit einem großen Tisch, ideal auch für größere Gesellschaften, abrundete. Neben der Tür zur Küche lag eine weitere, die ins Badezimmer führte. Ein heller Raum, in weiß und blau gehalten. Blickfang war die grandiose, runde Badewanne, in der nach Chris' Schätzung mindestens drei bis vier Personen gemütlich Platz fanden, die Düsen an ihren Seiten versprachen einen Whirlpool. Außerdem befand sich hier eine geräumige Duschkabine, ein ausladendes Waschbecken und ein großer Badezimmerschrank mit Spiegel. Neben der Toilette stand auf einer Ablage eine robuste Zimmerpflanze mit schönen Blüten, daneben lag, wie Chris belustigt bemerkte, eine Ausgabe des Bay Mirror.

"Du liest also immer noch auf dem Klo?" fragte er dreist, als er das Badezimmer verließ. Jason war die ganze Zeit am Ende des Flures stehen geblieben und hatte ihm lächelnd zugesehen wie er die Wohnung erforschte.

"Das werde ich mir sicher auch nie abgewöhnen!" lachte er.

Chris durchschritt das Wohnzimmer, während er mit den Blicken alles in sich aufnahm. Er tastete über den Bezug der Sessel, sah sich die umfangreiche CD-, DVD- und Spielesammlung in den Vitrinen neben dem Fernseher an und blieb schließlich vor der Tür zur Dachterrasse stehen.

"Darf ich?"

Jason nickte. "Warum nicht, hier oben wird dich sicher keiner entdecken, der Mörder müsste schon im Hubschrauber vorbeifliegen."

Chris zog am Türgriff und trat auf die Terrasse hinaus. Jason folgte ihm. Die Terrasse war wie die Wohnung sehr groß und nahm den Löwenanteil des Daches auf dieser Seite ein. Ein elegantes Metallgeländer auf Brusthöhe bewahrte vor einem Sturz auf die weit unter ihnen liegende Straße. Topfpalmen und Farne wehten im sanften Wind, eine Sitzgruppe aus Holz unter einem zugefalteten Sonnenschirm aus weißem Stoff lud zum Ausruhen ein. Chris blieb fast die Luft weg, als er den kleinen, aber nichtsdestotrotz feinen Pool entdeckte, der sich hinter den Grünpflanzen vor Blicken aus dem Wohnzimmer versteckt hatte. Er nahm die Kappe ab und fuhr sich mit den Fingern durch seine blonden Haare, die nun offen um sein Gesicht fielen.

"Das ist unbeschreiblich..."

"Gefällt es dir?"

"Zeig mir jemanden, dem so etwas nicht gefallen würde..."

Für einen Moment erschien er Jason wieder wie früher. Ein Mann, in dem immer noch ein Kind steckte, liebenswert und freundlich, mit einer schweren Last auf der Seele. Er spürte den brennenden Wunsch in sich, Chris in die Arme zu schließen und zu küssen.

"Wenn du allerdings glaubst, mich damit beeindrucken zu können, hast du dich getäuscht!" holte Chris den jungen Polizisten in die Wirklichkeit zurück.

"Was?"

"Jason, ich bitte dich!" Chris machte eine ausholende Geste über die imposante Terrasse. "So etwas kannst du dir niemals von deinem Gehalt als Detective leisten! Also bleibt nur eine Möglichkeit!" Er setzte ein freches Grinsen auf und blickte Jason mit leicht schräg gelegtem Kopf an. "Mami und Papi?"

Jasons Wangen wurden heiß. Er hatte natürlich recht. Seine Eltern hatten ihm diese Wohnung geschenkt, zum Geburtstag und zu seinem Umzug nach San Francisco. Seine Mutter hatte unbedingt gewollt, dass er ordentlich wohnte, wenn er schon soweit weg wäre und Jason hatte eigentlich nichts dagegen gehabt. Ein gewisser Grad an Luxus war ihm von Kindesbeinen an geläufig gewesen und er hatte niemals mit seiner Wohnung hier angegeben und sich etwas darauf eingebildet. Das einzige worauf er stolz war, war seine Karriere, mit der es unbestritten immer weiter bergauf ging.

Chris wartete seine Antwort nicht einmal ab, sondern ging einfach an ihm vorbei in die Wohnung zurück. Als er neben ihm war, sah er ihn kurz an. "Du warst schon immer ein Muttersöhnchen!" lachte er, dann verließ er die Terrasse.

Jason platzte der Kragen, er stürmte hinter Chris her und schmiss die Terrassentür so fest zu, dass die Scheibe schepperte. Chris fuhr erschrocken herum.

"Was bildest du dir eigentlich ein?!"

"Was soll denn das jetzt?" fragte Chris vollkommen verständnislos.

"Das frag ich dich! Wie kommst du eigentlich darauf, dass du dich so aufführen kannst?! Das du irgendein Recht hast, mich so runterzuputzen?!"

"Ich hab jedes Recht dazu!" motzte Chris zurück. "Ich habe dich nie um Hilfe gebeten, ich hab auch nie darum gebeten, in deiner tollen Wohnung wohnen zu dürfen, ich war sogar dagegen, mit einem verlogenen Arsch wie dir unter einem Dach zu wohnen!"

"Ich soll verlogen sein? Das sagt der Richtige!"

"Ich muss mir von dir gar nichts sagen lassen, Detective! Ich verschwinde!"

Mit diesen Worten wandte er sich um und ging mit großen entschlossenen Schritten Richtung Tür. Kaum hatte er sie erreicht und einen Spalt aufgezogen, war Jason bei ihm und knallte die Tür wieder ins Schloss. Chris wirbelte herum, doch er konnte nicht weg, Jason stand hinter ihm und stemmte sich mit seinen Händen gegen die Tür, so dass er zwischen seinen ausgestreckten Armen eingekeilt war.

"Du gehst nirgendwohin! Verstanden?!"

Man sah Chris' Gesicht deutlich an, dass ihn Jasons heftige Reaktion beunruhigte, aber er hatte sich im Griff.

"Glaubst du, ich habe Angst vor dir? Du kannst es dir nicht leisten, mich zu schlagen, Detective!"

"Aber ich kann es mir leisten dich einzusperren! Ich hab dir schon einmal gesagt, dass es die einzige Alternative ist, kapiert?!"

"Ich bin ja nicht blöd! War ja klar, dass du mir wieder damit kommst! Warum habe ich bloß damals nicht sofort erkannt, was für ein Arschloch du bist!"

"Vielleicht weil dein Hirn vom vielen Heroin kaputt war, aber meines war wohl auch nicht in Ordnung, sonst hätte ich mich gar nicht erst mit so einem heruntergekommenen Junkie eingelassen!" versetzte Jason, obwohl ihm der Satz im nächsten Augenblick leid tat.

Chris holte aus um ihm eine Ohrfeige zu geben, aber Jason war schneller. Er fing seine Hand ab und hielt ihn am Handgelenk fest. Chris verzog das Gesicht. "Du tust mir weh!"

"Glaubst du, das stört mich! Es stört dich doch auch nicht, dass du mir weh tust, die ganze Zeit schon. Und das obwohl du nicht das geringste Recht dazu hast! Du hast damals alles kaputt gemacht! Du hast versprochen, dich nicht mehr mit anderen Männern einzulassen! Du hast versprochen, mit den Drogen aufzuhören! Und du hast dein Versprechen gebrochen! Du warst es, den ich mit einem anderen erwischt habe, voll auf Drogen! Du! Du! Du!" Er hatte Chris an den Oberarmen gepackt und stieß ihn bei jedem "Du" mit dem Rücken gegen die Tür. Erst jetzt wurde ihm bewusst, wie er sich benahm und wie sehr er die Kontrolle über sich verloren hatte. Er ließ Chris los und trat schwer atmend einen Schritt zurück. Der blonde Mann sah ihn ein wenig ängstlich an, bevor er sich an ihm vorbei drückte und ins Wohnzimmer zurückkehrte.

"Du spinnst ja..." sagte er leise.

"Weißt du was? Es ist mir egal, was du von mir denkst! Die Situation ist eben die, dass wir jetzt miteinander auskommen müssen, egal wie! Wenn dir ein bisschen was an deinem Leben liegt, bleibst du hier in der Wohnung!"

"Ist ja gut..." Chris setzte sich auf einen der Sessel und verschränkte die Arme. Er sah stur in eine andere Richtung, damit er Jason nicht ins Gesicht blicken musste.

"Ich brauche frische Luft! Hör zu, du hast hier alles was du brauchst, der Kühlschrank ist voll und wie man mit einer Mikrowelle umgeht weißt du ja sicher. Du kannst machen was du willst, sieh fern, spiel Videospiele, was immer du willst. Aber geh nicht ans Telefon, mach nicht die Tür auf und verlass ja nicht die Wohnung! Alles klar?"

"Ja...." war die knappe und kühle Antwort, damit war alles gesagt.

Jason riss seine Jacke von der Garderobe und knallte die Tür hinter sich zu als er die Wohnung verließ. Er sah nicht mehr wie Chris, kaum das er draußen war, das Gesicht in den Händen verbarg und anfing zu weinen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2006-04-04T11:39:52+00:00 04.04.2006 13:39
als hätte ich mir sowas nicht gedacht! gaaanz zufällig darf der liebe chris bei dem lieben jason einziehen, hähä...
süß, wie sie sich gegenseitig dumm anmachen :) aber zum schluss hin wirds ja richtig traurig *sniff* na los, ihr zwei, stellt euch nicht so an & kommt wieder zusammen! ;)
dat mZ
Von:  Kuroi-chan
2006-04-03T19:08:26+00:00 03.04.2006 21:08
Arrgggg das ist doch nicht wahr!!!!
Man das der dann am Ende in tränen ausbricht...T.T
*Chris tätschel*
Aber soooo schön! Das Kapi war auch wieder große klasse. Du kannst wahnsinnig gut beschreiben und es ist sehr gut das gerade die Stellen nicht langweilig sind!
Und das ist ja leider sehr oft der fall.Aber bei dir nicht^^
Du bringst trotz der Dramatik noch Witz rein und das lockert die story ungemein!
Ich kann dich echt nur tausendfach loben...und ich meine das wirklich ernst!!!!
Diese Story würde ich jetzt schon so manch anderer Story(auch im Fernsehen)vorziehen ;)
*fest knuddel*
*Jetzt schön weiterlesen geh*

Bye Kuroi
Von:  Damei
2005-09-28T16:53:16+00:00 28.09.2005 18:53
ok des is hart wie die mit einander umgehen T.T und es tut irgendwie im herzen weh aber es is trotdzem eine gute story bis jetzt^^
Von:  Zuckerfee
2005-03-06T13:33:00+00:00 06.03.2005 14:33
heey...und da war es schon wiieder aus
Chris tut mir leid....*snief* *gerechtigkeitssinnnerwacht*....Ich hoffe nur die beiden kommen miteinander aus, ich weiß was das auf die Substanz gehen kann wenn man sich überhaupt nicht leiden kann....naja, die Wohnung scheint groß zu sein, nur: wo soll er schlafen? *ggg*

Geschichte mal wieder 1a unnd Linky baby soll dich ruhig kloppen, du schreibst NICHT hölzern, die story ist super flüssig erzählt, lustig und fesselnd zu gleich ^^

also dann auf ins nächste kapitel

ja ne
Von: abgemeldet
2004-10-09T22:42:03+00:00 10.10.2004 00:42
Die Geschichte gefällt mir immer wie besser!
Sehr gut geschrieben.
Ach, und mir gefällt, dass das ganze in San Francisco spielt, ich möchte unbedingt mal dorthin.
Von: abgemeldet
2004-10-08T18:30:05+00:00 08.10.2004 20:30
Wie sagt man doch so schön? Kurz aber knackig^^ So war das Kapitel. Das will ich garnicht bestreiten. Du sagtest der Schreibstil wäre etwas hölzern? Hab wirklich nichts bemerkt. Dein Schreibstil war wie immer: Spitze! Und das merkt man auch zum Beispiel bei der Beschreibung von Jasons Wohnung (Wahnsinn, so gut hätte ich nie etwas beschreiben können. Ich glaube du hast das Bild der Wohnung genau im Kopf oder?) Und was ich mir zudem noch gut gefällt, ist das die Story langsam immer Stück für Stück vorangeht, ohne Dinge zu überspringen. Und das Ende war auch klasse, denn dann mekrt man erst Recht: Chris hat ne harte Schale aber nen weichen Kern.

Deine FF ist wirklich klasse, und das ist die reine Wahrheit. Ich mag nicht so doll Shonen-ai, aber die FF (Und natürlich die Zelda FF^^) sind wirklich klasse. Aber wir reden ja von dieser FF. Ich bin auf alle Fälle gespannt wie es weitergeht. Sag mir bescheid, wenn das nächste Kapitel on geht! Bis dann und mach weiter so!

mfg

ObiWan


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