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Leben eines Gangsters

mehr oder wenige fiktive Erzählungen
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Kasinobesuch

Ich weiß ganz genau, welcher Horror und welch Qual mich erwartet, aber es stört mich nicht gerade. Wenn es mich erwischt, bin ich eben tot. Wenn kümmert das? Endlich erreiche ich das Hotel. Von außen ist kein Schaden zu erkennen; nur das Schild "geschlossen" deutet darauf hin, dass hier etwas nicht stimmt. Innen sieht es aus wie nach einem Bombeneinschlag. Die Leichen waren natürlich bereits entfernt worden, aber überall lagen Möbeltrümmer und Splitter herum. Die familieneigene Baufirma ist unter der Bewachung von einer Handvoll Schlägern damit beschäftigt, die Schäden zu beseitigen.

Den Leiter des Kasinos finde ich in seinem Büro, das seltsamerweise unbeschädigt ist.

"Schickt mir der Pate noch einen Kerl, um uns vor weiteren Attacken zu schützen?"

Er kommt mir sofort protzig vor.

"Er hat mich darauf angesetzt, den Urheber dieser Unordnung zu finden."

"Dann wünsche ich dir viel Glück."

Es scheint, als ob er nach meinem Namen sucht. Ich komme ihm zuvor.

"Psycho."

"Ach, richtig. Ich kenne dich vom Sehen her. Man hört ja die unheimlichsten Geschichten über dich."

"Ach ja?"

"Zum Beispiel die Sache mit dem Ladenbesitzer, der nicht zahlen wollte. Wann war das? Vor einem Jahr?"

Jetzt fällt mir ein, wovon er spricht. Der Name dieses Kerls war Hermann Gauer. Seine Großeltern waren Deutsche gewesen. Er betrieb ein Schuhgeschäft im Territorium der Familie und wie es üblich ist, sollte ich Schutzgeld eintreiben. Doch Hermann weigerte sich, dieser Idiot. Was habe ich gleich getan? Ach ja, ich bin in seine Wohnung eingebrochen, habe ihn und seine Frau gefesselt, habe ihren Jungen geholt und ihm noch eine letzte Chance gegeben.

Doch er weigerte sich noch immer, dieser Narr. Ich weiß noch, wie seine Frau ihn anflehte, dass er zahlen sollte, aber er weigerte sich. Was blieb mir übrig? Kurzerhand jagte ich dem Kind eine Kugel ins Genick, trat seiner Frau mit voller Wucht in den Magen und stieß ihm ein Stuhlbein ins Auge.

Ich bin mir sicher, dass ich zu solchen Taten noch vor wenigen Jahren nicht fähig gewesen wäre, aber mit der Zeit wird man gleichgültig.

Ich konzentriere mich wieder auf die Gegenwart.

"Das ist abgeschlossen. Jetzt widme ich mich neuen Aufgaben." Beiläufig zünde ich mir eine Zigarette an.

"Du willst sicherlich Informationen. Ich kann dir nur so viel sagen: Es waren neun Männer. Sie trugen alle einfache Arbeiterkleidung, waren aber mit Tommyguns ausgerüstet."

Die Sache wird immer verzwickter. Arbeiter mit Tommyguns? Das passt einfach nicht zusammen. Ich verabschiede mich und fahre zum zweiten Kasino, dessen Fassade von einem Friseursalon gestellt wird. Auch dort sind die Arbeiter mit der Beseitigung der Schäden beschäftigt. Doch innen sind keine Wachen zu sehen. Eine merkwürdige Spannung hüllt mich ein. Ich spüre die misstrauischen Blicke der Arbeiter auf mir ruhen. Eine Holztreppe führt in den zweiten Stock. Dort oben ist eine Tür, die sich öffnet. Heraus kommt ein Mann in einem langen blauen Mantel. Langsam wendet er sich um und blickt mir für einige Sekunden in die Augen. Den kenne ich doch! Plötzlich fährt seine Hand in seinen Mantel!

Hastig rolle ich mich nach links hinter ein Sofa und ziehe den Revolver, den James mir gegeben hat. Ein Schuss knallt knapp neben meinem Kopf in das Polster. Natürlich, die Arbeiter! Ich drehe mich um und feuere drei Kugeln ab. Alle drei anwesenden Arbeiter starren mich fassungslos aus ihren toten Augen an, bevor sie zu Boden fallen. Ihr Blut tränkt schnell den Holzboden.

Vorsichtig werfe ich einen Blick. Der Mann im Mantel ist nicht zu sehen, die Tür auf der Treppe ist geschlossen. Ich mache einen Schritt aus meiner Deckung heraus... Der Schuss verfehlt mich nur knapp. Er ist links von mir. Ohne Deckung wird er mich abknallen. Also gehe ich zum Angriff über. Mit einem Sprung überfliege ich das Sofa, drehe mich in der Luft nach links und blicke in die erstaunten Augen meines Gegners, der um die Ecke auf mich gewartet hat. Eine Patronenhülse fällt zu Boden und er liegt mit einem Loch im Bauch am Boden. Seine Hand verdeckt das klaffende Loch, aus dem das Blut in Strömen fließt.

Ich erhebe mich und schreite auf ihn zu. Er schreit nicht, krümmt sich nur vor Schmerz.

"Mit dir habe ich nicht gerechnet, Gaullet."

Er spuckt nur Blut.

"Ich dachte, ich wäre dich los geworden, als ich dich mit jeweils zwei Kugeln pro Bein in den Fluss geworfen habe. Für wen arbeitest du jetzt?"

Er knurrt.

"Du wirst elend verrecken. Ich erleichtere es dir, wenn du es mir sagst."

Er reagiert immer noch nicht. Also lasse ich ihn liegen und gehe die Stufen hinauf zum Büro des Kasinoleiters. Die Tür öffnet sich knarrend und ich finde das vor, was ich mir gedacht habe: Leichen. Rechts liegen drei tote Arbeiter der Baufirma. Der Kasinoleiter liegt durchsiebt vor seinem Schreibtisch und zwei andere Typen neben ihm. Alle sind mit Tommyguns regelrecht hingemetzelt worden.

Auf meinem Rückweg sehe ich noch mal nach Gaullet. Inzwischen röchelt er nur noch und seine Hände hängen schlaff zu den Seiten herab. Der Revolver hat eine enorme Durchschlagskraft, denn aus der Wunde hängt ein Stück zerfetzter Darm. Soll ich ihn nicht doch erlösen? Nein, er will es ja so.

Was soll ich jetzt tun? Im dritten Kasino könnten wieder Gegner auf mich lauern. Andererseits kann ich der Versuchung kaum widerstehen, noch ein paar Kugeln in menschliche Körper zu jagen.

Also fahre ich zum dritten Kasino. Vorsichtshalber parke ich das Auto mehrere hundert Meter entfernt von dem Kaufhaus entfernt, das die Fassade bildet. Scheinbar unaufmerksam und möglichst unauffällig schlendere ich auf das Haus zu. Wieder einmal fällt mir auf, wie gut gekleidet ich bin: schwarze Hosen, weißes Hemd, schwarze Krawatte, schwarze Jacke und ein grauer Stoffmantel.

Überraschenderweise erblicke ich Polizisten vor dem Kaufhaus! Verdammt, was wollen die denn hier? Razzia? Aber woher wissen die, wo sie suchen müssen?

Kurz darauf kommen vier Gesetzeshüter in ihren typischen blauen Uniformen und ihren Schlagstöcken aus dem Geschäft und führen den Kasinoleiter ab. Verflucht! Was soll denn heute noch schief gehen?

Ich entscheide mich, durch die staubigen und so wie es schien bald blutigen Straßen zurück zum Paten zu fahren.

Dort angekommen finde ich alle in heller Aufregung. Ich halte einen Gangster an und frage ihn, was denn passiert sei.

"Unsere Schmugglerladung nach Houston wurde abgefangen."

Mir ist klar, dass das die Stimmung des Paten nicht bessern würde.



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