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Leben eines Gangsters

mehr oder wenige fiktive Erzählungen
von

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Ein neuer Auftrag

Wieder ist es ein regnerischer Morgen in der Hölle aus Beton. Was wird wohl heute passieren? Wird es mich heute erwischen? Oder vielleicht "Handwerker"? Dazu muss ich wohl kurz erläutern, wie das mit der Namensgebung in unserer Organisation läuft. Eigentlich heißt "Handwerker" mit echtem Namen Paul Vincent, aber weil die Nutzung des Nachnamens verräterisch sein könnte und die Nutzung des Vornamens unangebracht ist, weil sie eine freundschaftliche Beziehung andeutet und Freundschaft in meinem Metier unangebracht ist, geben wir unseren Kollegen Spitznamen, die sich auf ihre Art und Weise beziehen. "Handwerker" liebt es, andere Leute mit seinen Händen zu beseitigen ohne die Hilfe von Gegenständen. Ich erinnere mich noch an diesen einen Typen von der Konkurrenz, dem er solange ins Gesicht getreten hat, bis da nur noch eine undefinierbare Masse war. Schließlich habe ich dem Kerl dann eine Kugel durchs Hirn gejagt. Das ist wiederum mein Stil. Übrigens hat mein Spitzname damit nichts zu tun, denn er lautet "Psycho".

Wie dem auch sei, was wird wohl heute passieren? Gegen 10 Uhr werde ich zum großen Boss gerufen. Ich mache mich also auf den Weg durch die Straßen, die bereits vom geschäftigen Lärm erfüllt sind. Wie ich es in solchen Situationen immer tue, entsichere ich meine Magnum. Sie ist eine sehr schöne Waffe. Das Metall glitzert silbern und ich habe immer den Eindruck, dass die Pistole sich freut, wenn das Blut ihrer Opfer auf sie spritzt. Jedenfalls gehe ich zügig zu dem Buchmacher, der nur wenige hundert Meter von meinem Heim entfernt ist. Doch jeden Morgen kommt mir diese Strecke unendlich weit vor. Überall können sie lauern, vielleicht sogar meine eigenen Leute. Endlich erreiche ich den Laden.

Drinnen ist es wie immer ziemlich stickig. Die staubigen Mitarbeiter sitzen über noch staubigeren Büchern mit schier endlosen Reihen von Zahlen und blicken nicht einmal auf, wenn ich hereinkomme. Zielstrebig gehe ich durch ihre Reihen und verschwinde hinter einer unauffälligen Tür. Der Gang, den ich betreten habe, ist ziemlich schmal. Links ist eine Tür; dahinter ist der Aufenthaltsraum. Rechts ist eine Tür; dort sitzt er. Vor dieser Tür stehen zwei Männer. Wie üblich tragen sie feine Anzüge und man kann keine Anzeichen von irgendeiner Bewaffnung entdecken. Einen von beiden kenne ich. Sein Name ist "Bewährung". Er öffnet mir die Tür.

Drinnen sitzt er: der Pate. Er ist noch immer ein junger rüstiger Mann, eventuell sogar jünger als ich. Seine schwarzen Haare sind kurz geschoren und er trägt schwarze Stoffhosen, ein schwarzes Hemd, darüber eine rote Jacke und einen gleichfarbigen Schlips. Neben ihm steht Marcus Kolpinia, ein enger Freund des Paten und sein Stellvertreter.

"Psycho, guten Morgen." , eröffnete Letzterer das Gespräch.

Was werden sie wohl wieder wollen? Ich beginne, zu schwitzen.

"Ich will gleich zur Sache kommen. Im Osten gibt es Ärger mit einer Bande. Sie scheinen nicht viele zu sein, sind aber gut organisiert. Sie treten immer zu dritt auf. Manchmal sind es noch mehr. Psycho, ich will, dass du herausfindest, wer der Anführer dieser Gruppe ist, und mit ihm kurzen Prozess machst. Verstanden?"

Ich nicke. Der Pate klingt entschlossen. Diese Bande scheint doch nicht so ungefährlich zu sein.

"Gut. Bediene dich in der Garage und bei James. Wenn du Leute brauchst, nimm' sie dir."

Damit ist das Gespräch beendet. Gerade, als ich den Laden verlassen will, um zu James zu gehen, hält Marcus mich auf.

"Psycho... äh, Frank, diese Bande hat uns drei Kasinos im Osten demoliert. Sei auf der Hut und gnadenlos."

"Geht in Ordnung. Aber sprich mich nie wieder mit Vornamen an."

Er nickt.

Sie haben also drei Kasinos zerlegt? Das ist ärgerlich, erklärt aber immer noch nicht die Entschlossenheit des Paten. Ich biege in eine Seitenstraße und steige eine Feuerleiter hinauf. Das Innere des Hauses ist alt und verfallen. Am Ende des Ganges ist ein massive Eisentür. Auf das Klopfzeichen hin wird mir geöffnet. Ich begrüße "Handwerker", "Nimmersatt" und natürlich James. James ist ein alter Mann, der schon für den Vater unseres jetzigen Paten gearbeitet hat. Mir scheint, als würde er immer fetter werden und seine Haare immer dünner, aber ein freundliches Lächeln hält er nach wie vor für mich bereit. Auch seine stürmische Begrüßung hat sich nicht verändert: Er kommt hinter seiner Theke hervor, umarmt mich heftig, gibt mir jeweils einen Kuss auf die linke und rechte Wange und ruft: "Frank! Was kann ich für dich tun?"

James ist der einzige Mensch, dem ich es gestattete, mich mit Vornamen anzureden.

"Ich brauche Waffen für keinen speziellen Zweck."

"Pistolen oder Gewehre?"

"Gewehre sind zu unhandlich. Ich muss beweglich bleiben."

"Wie wäre es mit diesem Revolver? Und hier; nimm noch dieses Klappmesser."

"Danke, mein Freund."

Ich wende mich zum gehen, als "Handwerker" mich anspricht.

"Na, was hast du denn jetzt wieder zu tun?"

Für seinen Beruf war er stets überraschend gut gelaunt.

"Ich soll den Führer einer Bande im Osten ausschalten."

"Etwa die, die unsere Kasinos zerlegt hat? Dann sei bloß vorsichtig. Ich war dort, als sie angriffen. Die hatten Schnellfeuergewehre. Normalerweise kommt keine kleine Gang an so was ran, da muss also jemand dahinterstecken, der ziemlich einflussreich ist."

"Danke für den Tipp. Wenn ich dich brauche, lasse ich es dich wissen."

Gut, jetzt bin ich ausgerüstet, aber ein Fahrzeug brauche ich noch. Die Garage des Paten war in derselben Straße. Ich suche mir ein unauffälliges Exemplar heraus, das immerhin 80 km/h schaffte. Leider kenne ich mich nicht mit Fahrzeugen aus, daher kann ich es auch nicht exakt benennen.

Komplett ausgestattet kann ich den Auftrag beginnen. Das einzige Problem ist: wo? Soll ich mich im Osten umhören und so riskieren, dass die feindliche Gang auf mich aufmerksam wird? Oder soll ich erst mal in die zerlegten Kasinos fahren? Ich entscheide mich für die zweite Option.

Ich quäle mich durch den zähen Verkehr über die Manchesterbridge nach Osten. Nachdem ich die Brücke verlassen habe, umfängt mich sofort eine Atmosphäre aus Angst. Irgendetwas stimmt hier nicht. Inzwischen hat es angefangen, heftig zu regnen. Das erste Kasino ist in einem Hotel untergebracht. Eigentlich soll das eine perfekte Tarnung gewesen sein, also wie kann diese Bande gewusst haben, wo sie zuschlagen soll? Im Vorbeifahren sehe ich mir die Passanten an. Keiner sieht verdächtig aus, aber das ist nicht überraschend. Kein Gangster rennt herum und schreit: "Seht her! Ich bin verdächtig!"

Das ist also mein zwölfter oder dreizehnter Auftrag, den ich für die Carpone- Familie ausführe. Bisher ist immer alles glattgegangen. Aber bisher habe ich es auch noch nie mit einer ganzen Bande aufnehmen müssen.

Es wird sicher lustig, all die Kerle umzulegen. Ich freue mich drauf!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2004-07-10T12:08:22+00:00 10.07.2004 14:08
Sei versichert, dass es so weit kommen wird!
Von:  Yeo
2004-07-09T11:43:22+00:00 09.07.2004 13:43
Ich hasse die engländer, aber solange es sich um Gangster handelt, bin ich für alles offen!
Ich hoffe, lieber Psycho, dass ich hier bald gewalttätige Massakerorgien detailgetreu nachlesen kann.
Ich mach jetzt erstmal Werbung für deine Fanfic!


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