Kapitel 3
Schon seit Wochen liefen die großen Computer bei Scotland Yard auf Hochtouren. Informationen werden gesammelt. Spuren ausgewertet und jedes noch so kleine Detail wurde festgehalten und verglichen. Scotland Yard hatte die Polizeibehörde vieler Länder um Hilfe gebeten. Jedes ungewöhnliche Verbrechen wurde gemeldet und gespeichert. Unzählige Beamte waren mit diesen Arbeiten beschäftigt. Dabei wusste kaum jemand, worum es eigentlich ging. Und vor allen Dingen um wen. Der Kreis der Eingeweihten war klein, man hatte es bewusst so gehalten, um eine Panik zu vermeiden. Denn wenn Dr. Schwarz zuschlug, gab es meistens Furcht und Schrecken. Dr. Schwarz diesen Menschenhasser wollte man endlich fassen und das, falls es möglich war noch vor seinem nächsten teuflischen Plan. Das unsichtbare Netz zog sich über Dr. Schwarz Kopf zusammen. Doch einen Erfolg hatte man noch nicht verbuchen können. Zu den wenigen die Dr. Schwarz genau kannten, gehörte Vincent Swan, Top-Agent beim Yard. Er hatte schon mit diesem Verbrecher zu tun gehabt. Mit Schaudern dachte er an die letzte Begegnung als Dr. Schwarz ihm Vincent Swan Nummer zwei präsentiert hatte, ein Doppelgänger des Inspektors. Aber das war nun schon Wochen her, und nur eine kaum mehr erkennbare Narbe an Vincents Wange erinnerte ihn noch ab und zu daran. Trotzdem war Dr. Schwarz nicht vergessen. Vincent hatte in denn letzten vier Wochen fast ausschließlich Schreibtischarbeit erledigt. Er hatte sich über die Computerauswertungen hergemacht und gehofft, auf irgendeine Spur zu Stoßen ... Vergebens. Auch weitere Nachforschungen an den Orten, an denen Dr. Schwarz seine blutigen Spuren hinterlassen hatte, waren im Sande verlaufen. Dieser Menschenhasser spielte selbst der modernen Technik einen Streich, denn Dr. Schwarz war unberechenbar. Man konnte ihn nicht in eine Formel zwängen, seine nächsten Taten vorausberechnen - nein, bei ihm musste man sich auf Fingerspitzengefühl und Intuition verlassen. Jeden Tag trafen sich Vincent Swan und sein Chef, Superintendent Powell, zu einer Lagebesprechung. Sie fand immer in Powell Büro statt. Und immer wieder das gleiche Resultat. Auch an diesen Morgen saßen sich die beiden Männer gegenüber. Akten türmten sich auf Powells Schreibtisch als Vincent das sah verzog er das Gesicht. "Neue oder alte??" fragte er. "Auswertungen der letzten Woche. Es sind uns einige Verbrecher ins Netz gegangen das will ich mal vorwegnehmen. Mehr aber auch nicht, na ja vielleicht finden Sie etwas." Superintendent Powell wirkte müde, klar er trug die Verantwortung, und man erwartete von ihm Erfolge. In der letzten Zeit machte ihm sein Magen noch mehr zu schaffen. Dementsprechend stieg auch sein Tablettenverbrauch. Da Powell Dr. Schwarz Gefährlichkeit am eigenen Leibe zu spüren bekommen hatte, war er der letzte der Vincent irgendeinen Vorwurf machte. Der Geisterjäger wie Vincent scherzhaft genannt wurde, rauchte seine erste Zigarette. Während er den Rauch zwischen die Akten blies, meinte er: "Ich habe mir die ganze Sache hundertmal durch den Kopf gehen lassen, aber herausgekommen ist dabei nichts. Wir müssen tatsächlich warten, bis Dr. Schwarz wieder aktiv wird." "Was Menschenleben kostet", fügte Powell hinzu. "Ja." Superintendent Powell nahm einen Schluck Mineralwasser. Dann stand er auf und ging zum Fenster. "Alles, was wir angekurbelt haben kostet eine Unmenge Geld. Wir haben Interpol eingeschaltet, das FBI und noch andere Polizeiorganisationen. Und dabei durften wir nicht einmal genau sagen, um was es eigentlich geht. Aber unser Innenministerium weiß Bescheid und von dort aus hat man mir quasi ein Ultimatum gestellt. Ich muss Dr. Schwarz innerhalb der nächsten zwei Wochen haben, sonst ...", Powell machte eine Pause und fuhr sich über die schweißnasse Stirn, "... sonst kann ich meinen Hut nehmen", vollendete er den Satz.
"Das darf doch nicht wahr sein." Vincent flüsterte die Worte. "Es stimmt aber sie sind der einzige, Inspektor, dem ich etwas gesagt habe und ich möchte sie auch bitten zu schweigen." Vincent konnte es immer noch nicht fassen. Er wusste, wie Powell an seinem Job hing. Dieser Mann gab alles dafür, hatte sich um Scotland Yard verdient gemacht. Und jetzt sollte er auf so miese Art und Weise abgeschoben werden? Unmöglich! Das würde Powell nicht überleben. Vincent biss die Zähne zusammen. Diese verdammten Schreibtischhengste aus dem Innenministerium. Zwei Wochen Zeit gaben sie Powell. Vincent schluckte seine Wut hinunter. Dann sagte er mit rauer Stimme: "Wenn Sie gehen, Sir, dann gehe ich auch." Powell wandte sich um. Die Augen hinter den dicken Brillengläsern funkelten. "Das kommt auf keinen Fall in Frage. Außerdem ist es mein Job und es sind noch zwei Wochen Zeit. Da kann noch viel passieren." "Glauben sie im Ernst, dass es uns gelingt Dr. Schwarz zu fangen? In dieser kurzen Zeit?" "Warum nicht, Inspektor? Gerade sie müssen wissen dass man die Hoffnung nie aufgeben sollte." "Ihr Wort in Gottes Ohr", sagte Vincent, schnappte sich den Aktenstoß und verließ Powells Büro. Der Superintendent blickte lange auf die Türfüllung. Dann sagte er: "Er schafft es, da bin ich ganz sicher."