Zum Inhalt der Seite

Der erfundene Freund

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Die Lüge nimmt Form an

Shinichi näherte sich und zog seine Augenbrauen finster zusammen. Das was er sah schien ihm nicht zu gefallen. Und Aoko spürte sofort ein mulmiges Gefühl in sich aufsteigen. Sie wollte sich von Kaito lösen, jedoch hielt er sie fest. „Wenn du die Lüge nicht auffliegen lassen willst“, raunte er.

Ein Blick zu ihrer Oma, die immer noch ganz glücklich strahlte und das Bild vor sich sichtlich genoss. Aoko gab nach, kuschelte sich enger an Kaito und setzte ein Lächeln auf.

Sofort entdeckte Oma Kudo ihren Enkel und drückte sich an seinen Brustkorb. „Sieh nur Shinichi. Sind die beiden nicht ein schönes Paar?“

„Ich wusste nicht mal, dass sie überhaupt ein Paar sind“, brummte Shinichi und musterte die beiden argwöhnisch. „Wann wolltet ihr mir das sagen?“

„Es war noch kein günstiger Augenblick“, bemerkte Aoko unsicher.

Kaito verstärkte den Griff um ihre Schulter. „Sorry, Mann, ich wollte es dir in einer ruhigen Minute erzählen.“

Eine junge braunhaarige Frau näherte sich der Gruppe. Ein erstaunter Blick traf das Pärchen. „Aoko“, begrüßte sie freudig.

Shinichis Schwester nutzte diesen Moment, um sich aus dieser unbehaglichen Situation zu lösen und fiel erleichtert ihrer künftigen Schwägerin um den Hals. „Ran, wie schön dich zu sehen!“

„Du musst mir alles erzählen“, forderte da aber auch schon die Verlobte leise und musterte Kaito aufmerksam.

Aoko wurde nur noch mulmiger zumute. Was sollte sie überhaupt erzählen?

„Als Liebespaar sollte es kein Problem für euch sein ein Zimmer zu teilen“, bestimmte Oma Kudo so plötzlich und erntete schockierte Blicke von allen. „Es dürfte euch ja sicherlich nicht ungelegen zu kommen“, grinste sie ihre Enkelin verschwörerisch an, die absolut überfordert und mit rasendem Herzschlag den Worten lauschte.

Ran überlegte: „Stimmt, dann wäre zumindest das Gästezimmer wieder frei und wir könnten Akako aus dem Hotel holen.“

„Akako?“ wiederholte Kaito überrascht und suchte Shinichis Blick, der ihn die gesamte Zeit über misstrauisch beäugte.

„Du hast richtig gehört. Wir hatten kein Zimmer mehr frei und haben ihr ein Hotelzimmer gebucht.“

Kaitos Gesichtsausdruck hingegen wurde zu einer undurchdringlichen Maske.

Nach dem Sektempfang gab es Abendessen im Garten. Der Sommerabend war warm, aber nicht so heiß wie es tagsüber wurde. Eine große Tafel war aufgebaut mit einem Buffet. Die Servicekraft vom Sektempfang verteilte nun das Essen auf die Teller der Gäste. Aoko suchte derweil einen Sitzplatz am Tisch.

Selbstverständlich achtete Oma Kudo darauf, dass Aoko neben ihrem Angebeteten Platz fand und ließ es sich nicht nehmen, die beiden unaufhörlich glücklich zu betrachten.

Aoko spürte, wie sehr sich die alte Frau freute und schwor sich sie niemals unglücklich machen zu wollen. Aber wie sollte sie nur aus dieser Nummer wieder herauskommen? Und noch mehr, wie sollte sie mit Kaito zusammen in ihrem Zimmer übernachten? Sie konnten doch nicht in einem Bett schlafen? Der Gedanke daran ließ sie erröten. Verlegen lugte sie zu ihm. Seit einiger Zeit war er in Gedanken versunken. Dennoch schien er ihren Blick zu bemerken, denn er sah ebenfalls zu ihr und begann aufmunternd zu lächeln.
 

Zu später Stunde löste sich die Gesellschaft. Nervös führte Aoko Kaito in ihr Kinderzimmer. Sie hatte ganz vergessen wie klein ihr Bett eigentlich war. Sollten sie zu zweit darin schlafen, würde es ohne Körperkontakt überhaupt nicht gehen.

Shinichi, der ihnen folgte, runzelte die Stirn und verschränkte die Arme, während er in der Türe stehen blieb und beide argwöhnisch musterte. „Und wie lange geht das mit euch schon?“

Aoko erstarrte, wusste nicht was sie sagen sollte und stellte ihren Koffer ab. Geschäftig tat sie so, als wäre sie mit der Erkundung ihres alten Zimmers beschäftigt.

Kaito hingegen blieb entspannt und drehte sich seinem Sandkastenfreund zu. „Das war ein witziger Zufall“, begann er zu erzählen. „Ich bin schon vor drei Monaten nach Tokio gekommen. Ich hatte ein Seminar. Und in einem Klub traf ich zufällig Aoko.“ Er suchte ihren Blick.

Sie selbst war zu überrascht von dieser Lüge, die ihm so leicht über die Lippen kam, dass sie zu keinem Wort fähig war.

„Was soll ich dir sagen, Shin. Ich hab mich sofort verliebt und meinen Kurzaufenthalt verlängert.“

„Seit drei Monaten“, wiederholte Shinichi grüblerisch.

Sie hörte seine Skepsis zu deutlich heraus und schämte sich ihren Bruder dermaßen anzulügen. In welche Situation hatte Kaito sie nur gebracht? Sie mussten aufpassen, dass sie sich in ihrer Lügengeschichte nicht zu sehr verstrickten. Je weniger sie sagten, desto besser wäre das vermutlich. Sie atmete tief durch, trat zu Kaito und verschränkte ihre Hände. Reuevoll suchte sie Shinichis Augen. „Es tut mir leid, dass ich dir das nicht am Telefon erzählt habe. Doch schien es immer … unpassend.“

Erneut musterte Shinichi das Pärchen und nickte letztendlich. „Ich wünschte, ihr hättet mich ein wenig darauf vorbereitet“, knurrte er missmutig. „Na, dann, schlaft gut.“ Auch wenn es ihm nicht zu passen schien, ließ er die beiden allein in Aokos Zimmer zurück.

Kaum fiel die Türe ins Schloss, fiel die Anspannung ab. Aoko löste sich von Kaito. Sie ging zum Fenster und öffnete es. Lange ließ sie ihren Blick durch den Garten schweifen und hing ihren Gedanken nach.

Auch Kaito blieb etwas unschlüssig in ihrem Zimmer stehen. „Ich werde auf dem Boden schlafen“, bemerkte er leise.

Sie drehte sich überrascht um und nickte. „Ich organisiere einen Futon. Den können wir sicherlich unter meinem Bett verstauen“, stimmte sie zu. Es klang zumindest nach einer vernünftigen Lösung und sie hoffte, dass ihre Familienmitglieder den Anstand hatten und vor Eintritt in ihr Zimmer anklopften.

„Wir sollten uns eine Geschichte überlegen, damit wir das gleiche erzählen“, schlug er vor.

Sie setzten sich auf Aokos Bett und besprachen die Eckdetails. „In welchem Klub trafen wir uns?“

„Sag du es mir, ich habe in Amerika gelebt und war noch nicht in Tokio.“

„Vor drei Monaten haben wir uns im Magic wiedergesehen“, antwortete Aoko. „Und ich wohne in Shibuya, der Klub ist nur eine Straße von meiner Wohnung entfernt.“

Kaito nickte und begann zu grinsen: „Wir hatten drei Dates ehe wir im Bett gelandet sind.“

Aoko bekam große Augen. „Bist du irre?! Shinichi kastriert dich“, widersprach sie sofort verlegen. „Wir lassen es langsam angehen.“

„Ich hab es noch nie langsam angehen lassen“, merkte Kaito sofort an.

„Tja, bei mir wirst du das wohl müssen“, beharrte Aoko.

„Hast du es denn schon mal getan?“, hakte er plötzlich neugierig nach.

„Ich denke, das trägt aktuell nicht zur Sache bei. Wir…“, dabei deutete sie auf sich und ihn: „…haben es definitiv noch nicht getan.“ Sie überlegte: „Meine beste Freundin heißt Keiko Momoi“, fügte dann noch hinzu: „Und ich studiere Psychologie.“

„Okay, ich bin Magier in einer beliebten Show in Las Vegas. Dort ist auch meine Heimat.“ Er korrigierte sich: „Sie war es bis vor drei Monaten.“ Er musterte sie: „Ich bin bei dir eingezogen?“

Lange überlegte sie. „Noch nicht, aber wir wollen bald zusammen ziehen.“

„Wo wohne ich denn grad?“

Sie überlegte. Ein Hotel würde auf Dauer zu teuer werden. Eine Wohnung in Tokio zu bekommen, besonders in Shibuya war nicht möglich. „Du bist wohl doch schon bei mir eingezogen“, gab sie letztendlich nach.

Kaito nickte. Das klang doch schon mal glaubwürdig. „Dann lass uns doch mal ins Bett gehen.“ Dabei grinste er anzüglich. Ihr entsetzter Gesichtsausdruck war den Spaß wert. Im nächsten Moment lachte er los und verschwand ins angrenzende Badezimmer.

Aoko hingegen war bei weitem nicht nach Lachen zumute. Sie organisierte unauffällig einen Futon und bereitete alles vor. Unter ihrem Bett war noch Platz. Notfalls konnten sie das Notbett wegschieben. Sicherheitshalber könnten sie sich aber auch darauf rausreden, dass ihr Bett nicht genug Platz bot.

Sie hörte Kaito noch duschen und würde den Moment nutzen sich schnell umzuziehen. Sie zog aus ihrem Koffer einen Schlafanzug hervor. Dann öffnete sie ihre Hose und tauschte diese schnell gegen die kurze Hose. Als sie ihren Shirt-Saum umfasste, lauschte sie ein weiteres Mal und hörte das Wasser plätschern. Sie zog sich das Oberteil über den Kopf, löste den Verschluss ihrer Unterwäsche und griff nach ihrem Schlafanzug Oberteil, als die Türe auf ging und Kaito ins Zimmer trat.

Erschrocken über die plötzliche Begegnung drückte sie ihr Shirt an ihre Vorderseite, starrte ihn an und erkannte, dass er selbst nur mit einem Handtuch um die Hüfte bekleidet war. Seine nackte Haut war noch feucht vom Wasser und eine Wasserperle zog ihren Weg über seinen athletischen Brustkorb hinab zu seinem Bauchnabel. Sie wollte nicht starren, konnte aber ihre Augen einfach nicht abwenden.

Kaito musterte sie ebenso überrascht, ehe sich ein Grinsen auf seine Lippen legte. Süffisant sprach er: „Gefällt dir was du siehst?“

„Wie?“ Erschrocken riss sie ihre Augen auf und suchte sein Gesicht.

„Überlegst du dir gerade ob du nicht doch schon über mich hergefallen bist?“ Er wackelte vielsagend mit den Augenbrauen. Schon brach er wieder in schallendes Gelächter aus.

„Vergiss es, Bakaito“, knurrte sie und fühlte sich veräppelt. „Dreh dich um!“, fauchte sie ihn nun ungehalten an.

Kaito folgte ihrer Aufforderung ohne Widerworte, aber immer noch lachend.

Diesen Moment nutze Aoko und schlüpfte schnell in ihren Schlafanzug auf dessen Vorderseite ein großer Bärenkopf mit Schlafmütze prangte. „Ich bin fertig.“ Und sie bereute es ausgerechnet diesen, ihren Lieblingsschlafanzug mit genommen zu haben.

Er drehte sich wieder zu ihr und musterte sie immer noch kichernd. „So was trägst du nachts?“ Er schmunzelte. „Männerbesuch hast du wohl nicht oft.“

Verlegen sah Aoko an sich herunter. „Bis heute war ich noch Single und nicht auf Männerbesuch eingestellt.“ Sie suchte erneut seinen Blick. Wie magisch angezogen wanderten ihre Augen erneut über den attraktiven Männerkörper. „Musst du nochmal ins Bad, oder bist du fertig?“

„Du kannst rein.“

Sie nickte unsicher und verschwand, spürte seinen amüsierten Blick aber zu deutlich im Rücken.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück