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Der erfundene Freund

von

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Familientreffen

Aoko eilte zwischen den Leuten hindurch. Verdammt, warum waren hier so viele? Sie würde ihren Flug noch verpassen. Sie war eh schon viel zu spät dran! Ihr Rucksack auf dem Rücken schwang hin und her und schlug ihr immer wieder schmerzhaft in die Wirbelsäule. Ihr Flug wurde zum letzten Mal aufgerufen und sie hatte noch 4 Gates vor sich. Leichte Panik stieg in ihr an. Wenn sie diesen Flug verpassen würde, dann würden ihre Eltern ihr die Hölle heiß machen. Und ihr Bruder erst recht. In letzter Sekunde sah sie das kleine Kind, das eben ihren Weg kreuzte. Aoko konnte sich aber nicht mehr rechtzeitig fangen, bremsen ging erst recht nicht mehr. Somit blieb ihr nichts anderes übrig als auszuweichen. Ein Ausfallschritt zur Seite, das Kind umschiffen und … rumps. Sie stieß gegen etwas hartes. Der Aufprall erzeugte einen Rückstoß und schwungvoll fiel sie unsanft auf den Po. „Aua“, stieß sie aus.

„Kannst du nicht aufpassen?!“, fauchte da schon eine Person.

Überrascht öffnete sie die Augen, sah auf und erstarrte. Ein junger Mann funkelte sie wütend aus tiefblauen Augen an: „Kaito?“

Auch ihr Gegenüber hielt plötzlich inne. Sein finsterer Gesichtsausdruck wich einem erstaunten. „Aoko?“ Er reichte ihr die Hand und half ihr aufzustehen. „Ich habe dich ewig nicht mehr gesehen. Wie geht’s dir?“

Auch sie starrte ihn ungläubig an. „Gut und wie geht’s dir?“ Sie musterte den attraktiven jungen Mann vor sich. Er überragte sie um einen Kopf, seine Haare waren immer noch verstrubbelt und unzähmbar. Die tiefblauen Augen musterten sie ebenso. „Du bist ganz schön gewachsen“, stellte sie lachend fest.

„Du nicht“, grinste er plötzlich und ließ ihre Hand los. „Was machst du hier?“

„Ich fliege nach Hause.“ In diesem Moment fiel es ihr schlagartig ein. „Oh nein, mein Flug. Ich muss los.“ Sie rannte wieder los, blieb stehen und drehte sich nochmals kurz zu ihm um. „War schön dich wieder zu sehen.“ Sie winkte ihm noch kurz zu und rannte weiter zu ihrem Gate. Allerdings war dieses leer, der Schalter verlassen und ein Blick durch die Scheibe zeigte ihr die leere Parkbucht. Das Flugzeug wurde soeben ausgeparkt. „Oh nein“, stöhnte sie auf und lehnte ihre Stirn gegen das Fenster. Sie hob ihre Hand, ballte sie zur Faust und ließ sie dann doch sinken. Auch das noch. Sie hatte ihren Flug verpasst. Shinichi wird ihr den Kopf abreißen. Wenn ihre Ma ihm nicht sogar zuvorkommt. Sie musste ihn anrufen. Nicht dass er noch umsonst zum Flughafen fuhr. Sie zog ihr Handy hervor, wählte seine Nummer und lauschte dem Freizeichen.

„Kudo“, erklang die Stimme ihres Bruders an ihrem Ohr. „Hier auch“, sprach Aoko leise ins Telefon.

„Warum rufst du mich an? Du solltest jetzt im Flieger sitzen“, kombinierte er sofort.

„Ich hab den Flug verpasst.“

„Du hast was?! Aoko“, er stöhnte ihre Namen auf. Sie konnte sich bildlich vorstellen, dass er mit seiner linken Hand über sein Gesicht fuhr. „Du bist immer zu spät dran. Ich wusste, dass du es nicht schaffst.“ Sie stutzte. „Deswegen habe ich dich auf den nächsten Flug eingebucht und dir die frühere Abflugzeit genannt.“

„Du hast was?!“

„Ich kenn doch meine kleine Schwester“, lachte er plötzlich am Telefon. „Such dein Gate und warte dort. Dann kommst du pünktlich in Osaka an.“

„Shinichi, wenn ich dich sehe, bringe ich dich um!“ Sie knurrte wütend.

„Wirst du nicht“, lachte er amüsiert. „Guten Flug und bis später.“ Schon legte er auf.

Aoko starrte ihr Telefon an, steckte es weg und brodelte innerlich. Sie hatte sich vollkommen umsonst so ab gestresst. Sie suchte die nächste Fluganzeige und fand den richtigen Flug nach Osaka. Langsam ging sie zu ihrem Gate und ließ sich auf einen Stuhl nieder. Ihr Rucksack plumpste unsanft auf dem Boden. Sie lehnte erschöpft ihren Kopf zurück und schloss die Augen. Tief ein- und ausatmend versuchte sie ihr rasendes Herz zu beruhigen.

„Lass mich raten“, sprach sie jemand an. „Shinichi hat dir eine falsche Uhrzeit genannt?“

Aoko öffnete ihre Augen. Kaito stand vor ihr und hielt ihr einen Kaffeebecher entgegen. Sie richtete sich auf, nahm den Becher an und beobachtete wie Kaito sich neben sie setzte. Er schmunzelte. „Typisch Shin.“ Schon nippte er an seinem Kaffee.

Immer noch wütend über die Aktion ihres Bruders, beugte sich Aoko vor und musterte Kaito. „Du findest das also lustig.“

Kaito grinste. „Natürlich. Seit ich dich kenne bist du immer zu spät. Es war ein geschickter Schachzug. Die Idee hätte von mir sein können.“

Sie boxte ihm in den Oberarm. „Hör auf dich über mich lustig zu machen. Schlimm genug, dass ich jetzt hier sitze.“

„Bin ich eine so unangenehme Gesellschaft?“

Aoko musterte ihn überrascht. Sie verfing sich in seinen Augen und schüttelte lächelnd den Kopf. „Nein, natürlich bist du das nicht.“ Sie senkte ihren Blick und nippte an ihrem Kaffee. Dennoch war es seltsam mit ihm hier zu sitzen. Sich von ihren Gedanken abzulenken, sah sie zu ihm: „Aber jetzt erzähl mal. Du bist doch sicherlich schon in festen Händen.“

Kaito sah sie lange an, ehe er antwortete. „Nein, das bin ich nicht.“

„Das glaub ich dir nicht. Seit ich dich kenne warst du immer von Mädchen umschwärmt.“

„Tja, aber die Richtige war bisher nicht dabei“, erklärte er ihr belehrend. „Was ist mit dir?“

„Bist du wahnsinnig?“ Sie grinste breit. „Shinichi vergrault mir doch jeden Typen, der sich mir nur auf einen Kilometer nähert.“ Sie kicherte und auch Kaito schmunzelte. Ihre Augen trafen sich wieder.

„Ja, er hatte schon immer einen großen Beschützerinstinkt.“ Kaito nippte an seinem Kaffee. „Aber den hat er nicht nur bei seiner kleinen Schwester, sondern bei so ziemlich jedem weiblichen Wesen.“

„Bist du sicher, dass du ihn jetzt nicht mit dir verwechselst?“, stichelte Aoko. „Soweit ich weiß, gibt’s für ihn nur eine Frau und die wird er übermorgen zum Altar führen.“

Kaito schmunzelte. In diesem Moment ging eine schöne rothaarige Frau in einem engen Business Kostüm an ihnen vorbei und seine Augen folgten der wohlgeformten Figur.

Aoko entging das nicht. Sie wandte ihre Aufmerksamkeit ihrem Kaffee zu. „Ich sehe schon, du hast dich nicht verändert.“

„Ach ja?“ Kaito musterte sie. „Du dich auch nicht.“

Sie grinsten sich an, tranken ihren Kaffee und bemerkten mehr und mehr Menschen, die sich an ihrem Gate versammelten.

Während dem Boarding zogen sie ihre Handys hervor und Kaito linste auf ihre Sitzplatznummer. „Das nenn ich mal Zufall“, grinste er. „Wir sitzen nebeneinander.“

„Welch ein Zufall“, griente Aoko und ahnte schon wer dafür verantwortlich war. Zumindest würde der Flug in Kaitos Anwesenheit angenehm werden. Sie musterte den besten Freund ihres Bruders und als sie seinen Augen begegnete lachte sie ihn an.

Sie unterhielten sich die gesamte Zeit. Dabei brachten sie sich gegenseitig auf den neuesten Stand. Sie kannten sich schon ewig. Seit dem Kindergarten war Kaito Shinichis bester Freund. Und Aoko war immer die kleine nervige Schwester. Sie kannte ihn quasi schon ihr gesamtes Leben. Allerdings hatte sie ihn seit seinem Abschluss der Oberstufe nicht mehr gesehen. Und wie sie erfuhr, lebte er seitdem in Amerika. Er hatte eine längere Reise als sie zurückgelegt. Sie lebte immerhin in Tokio.

Schon bald erreichten sie den Flughafen von Osaka.

Kaito und Aoko warteten noch auf ihre Koffer und traten eine weitere Stunde später aus dem Flughafengebäude hinaus und trafen auf einen gutaussehenden jungen Mann in Jeans und Hemd.

„Ein Wunder ist geschehen. Meine Schwester ist pünktlich“, grinste dieser auch schon breit und auch etwas gehässig.

Da stürmte Aoko schon auf ihn zu und boxte ihn.

Er wehrte ihren Angriff jedoch geschickt ab und schloss sie lachend in die Arme. Ehe er Kaito begrüßte. „Danke, dass du Aoko hergebracht hast.“

Kaito lachte: „Na hör mal. Du weißt doch, wie gerne ich den Babysitter für deine kleine Schwester spiele.“

Die Jungs lachten, während Aoko schmollte. „Macht euch nur lustig.“

Shinichi legte seinen Arm um Aokos Schulter und führte sie zum Parkplatz. Kaito trug die beiden Koffer und folgte den Geschwistern. Wenig später war ein kleines rotes Auto erreicht und die Koffer verstaut. Sicher lenkte Aokos älterer Bruder den Wagen durch den Stadtverkehr. Eine weitere Stunde später erreichten sie die Villa. Shinichi parkte seinen Kleinwagen vor einer großen Garage.

Kaito, der auf dem Beifahrersitz saß, stieg aus und öffnete für Aoko die hintere Autotür. Er half ihr aussteigen indem er ihr seine Hand reichte. „Willkommen zuhause“, murmelte er und folgte ihrem Blick. Das Anwesen war wie immer beeindruckend.

Aoko spürte seine Finger um ihre Hand und sah verwirrt zu ihm auf.

In diesem Moment öffnete sich die Türe und eine Frau trat heraus. „Schätzchen“, rief sie schon und stürmte auf Aoko zu. „Ach mein Schatz, wie hab ich dich vermisst.“

„Hallo, Mama“, erwiderte das Mädchen die Umarmung.

„Kommt rein, Kinder. Es sind schon alle versammelt und warten auf euch.“

Die jungen Erwachsenen folgten Frau Kudo ins Innere und trafen auf die versammelte Verwandtschaft. Eine junge Servicekraft, balancierte auf einem Tablett mehrere Sektgläser und überreichte diese an die Gäste.

Shinichi verschwand in der Masse um seine Verlobte zu suchen.

Aoko und Kaito blieben etwas überrumpelt stehen. Dass sie wirklich die letzten Gäste waren, hatten sie nicht erwartet. Eben trat die junge Frau mit dem Sekt auf sie zu und hielt ihnen das Tablett entgegen. Aoko nahm sich ein Glas, dabei entging ihr aber nicht der kokette Augenaufschlag, den die junge Frau Kaito zu warf. Dieser grinste sie unverschämt attraktiv an und zwinkerte.

Ein älterer Herr zog die Aufmerksamkeit auf sich. „Haben Sie auch noch ein Gläschen für mich?“

Die junge Bedienung drehte sich dem Herrn zu, warf nochmals einen Blick zu Kaito und verschwand in der Menge.

„Du bist wohl immer am Flirten, was?“, schmunzelte Aoko und konnte sich gerade noch so ein Augenrollen unterdrücken. Sie begann am Sekt zu nippen.

„Ich bin Single“, grinste Kaito und hielt ihr sein Sektglas entgegen. „Man sollte das Leben genießen.“

„Cheers“, stieß Aoko mit ihm an.

Da trat eine ältere Dame auf die beiden zu und schloss Aoko in ihre Arme. „Mein Kind, wie erwachsen du geworden bist.“

„Oma“, begrüßte Aoko die alte Frau ebenso und drückte sie fest an sich.

„Erzähl mir, Mädchen. Wie geht es dir? Fühlst du dich wohl in Tokio? Mein Kind, sieh dich an, wie hübsch du geworden bist. Ich bin mir sicher, die Männer stehen Schlange bei dir. Na, hab ich vielleicht recht? Welchem jungen Mann hast du schon den Kopf verdreht? Es würde mich so glücklich machen dich in festen Händen zu sehen.“

„Oma…“, lachte Aoko verlegen. Sie kam überhaupt nicht dazu überhaupt eine der Fragen zu beantworten.

„Ich weiss nicht, wie lange ich noch zu leben habe. Gerne würde ich den Mann noch kennenlernen. Gibt es denn schon jemanden?“ Oma grinste vielsagend. „Weißt du, ich würde mir wünschen deine Hochzeit auch noch zu erleben. Und Urenkel wären auch was feines.“

„Oma! Ich bin doch noch viel zu jung“, wich Aoko erneut verlegen aus.

„Papperlapapp, als ich in deinem Alter war, war ich längst mit deinem Großvater verlobt.“

Kaito räusperte sich plötzlich, schob sich näher an Aoko und legte vorsichtig seinen Arm um sie. Überrascht versteifte sie sich und sah zu ihm auf. Er beugte sich zu ihr und flüsterte: „Bist du nicht auch der Meinung es langsam offiziell zu machen?“

Aoko starrte ihn vollkommen überrumpelt an, schielte kurz zu ihrer Oma, die ein Strahlen im Gesicht bekam. Offensichtlich schlussfolgerte sie von ganz allein. Und die Erkenntnis schien sie wirklich glücklich zu machen. Sie sah zu Kaito auf. Meinte er das wirklich ernst und wollte ihrer Oma eine Beziehung vorspielen? Aber das war nicht richtig.

Kaito nahm ihr die Entscheidung ab und küsste sie an die Schläfe, während er sie fester an sich drückte. Aoko legte vorsichtig ihre Arme um seinen Rumpf und ließ ihn gewähren.

„Ist das wahr? Warum hast du das nicht gleich gesagt? Oh, Aoko. Du hast einen guten Geschmack“, freute sich Oma Kudo und drückte beiden einen dicken Kuss auf. Ihr schien der Gedanke wirklich zu gefallen.

Kaito grinste breit, während Aoko sich ein Lächeln abrang. Das war so was von falsch. Er war der beste Freund ihres Bruders. Shinichi wird ihnen den Kopf abreißen. Und ihre Oma würde todunglücklich werden, sollte sie jemals erfahren, dass das hier gelogen war.



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