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Der erfundene Freund

von

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Der erste Tag als Pärchen

Die Sonne schien und kitzelte Aoko wach. Sie schlug ihre Augen auf und sah sich verwirrt um. Dann fiel ihr alles ein.

Es klopfte zaghaft an ihrer Tür. „Aoko, Liebes, seid ihr schon wach?“

Ihre Oma stand vor der Tür. Aoko schreckte auf. Oh nein, IHRE OMA wartete vor der Türe. Hektisch warf sie einen Blick auf den Boden. Kaito schlummerte noch selig. Sie versuchte ihn wach zu bekommen, indem sie ihn anstupste, aber er schlief tief und fest. Sobald sie nur einen Mucks von sich gab, würde ihre Großmutter eintreten. Wie bekam sie ihn bloß wach? Aoko schnappte sich ihr Kissen und schlug es ihm ins Gesicht. Irritiert öffnete er seine Augen, setzte zur Beschwerde an, sah aber Aoko wild fuchteln.

Er blickte sie komplett verschlafen an, da meldete sich Oma wieder. „Aoko? Darf ich reinkommen?“

Und jetzt realisierte auch der junge Mann die Situation. Sofort sprang er auf, kickte das Futon unters Bett und schlüpfte zu Aoko ins Bett. Es war eng für zwei Personen. Um es ihnen bequemer zu machen, legte er seinen Arm unter ihren Oberkörper und zog sie fest an sich heran. „Oma?“

Es war wie ein Startzeichen. Schon öffnete sich die Türe und Großmutter Kudo trat ins Zimmer. Sie runzelte kurz die Stirn, dann allerdings lächelte sie liebevoll. „Guten Morgen, ich hoffe ihr habt gut geschlafen.“

Aoko nickte, sah zu Kaito auf und spürte sofort dessen Atem in ihrem Gesicht. Sie waren sich sehr nah. Viel zu nah. Sie unterdrückte den Impuls panisch aufzuspringen.

Sie waren ein Paar. Zumindest vorübergehend. Sie kuschelte sich in seine Halsbeuge. Sofort spürte Aoko die warme Haut unter ihrer Wange und ein wohliges Gefühl kam auf. Sie fühlte seine Finger an ihrem Arm und blickte zu ihm auf. „Hast du auch gut geschlafen?“ Auch er nickte.

„Wenn man so frisch verliebt ist, schläft es sich überall gut“, zwinkerte Oma Kudo auch schon. „Aber nun steht auf. Es gibt Frühstück. Danach ist die Anprobe der Brautjungfern. Auch die Männer ziehen traditionell heute los.“

Aoko richtete sich auf und präsentierte ihrer Großmutter den Schlafanzug. Omas Blick schwankte zwischen Entsetzen und Unglauben. Sie fasste sich jedoch schnell wieder. „Nun zieht euch an. Wir warten im Garten.“

Kaum fiel die Tür ins Schloss stichelte Kaito. „Deine Oma findet deinen Schlafanzug sexy.“ Auch er war dabei sich aufzurichten, da gab Aoko ihm einen Schubs. Er verlor das Gleichgewicht und plumpste aus dem Bett. Kichernd beugte sie sich zu ihm. „Ups.“

Kaito guckte sie nur verdattert an. Im nächsten Moment lachten sie beide. „Na warte, du wirfst mich nicht mehr so einfach aus dem Bett“, drohte er spielerisch.

Aoko grinste. „Wie willst du denn das verhindern?“

Kaito feixte. „Da wird mir schon was einfallen.“

Nacheinander verschwanden sie ins Bad und machten sich fertig.
 

Im Garten war ein großer Tisch eingedeckt und die Familie saß bereits darum. Kaum näherten sie sich, richteten sich alle Augen auf die beiden. „Kinder, ihr habt mich wirklich überrascht“, begrüßte Aokos Vater, Yusaku Kudo, und musterte die beiden aufmerksam. Er stand auf und deutete Aoko und Kaito sich zu ihm zu setzen. Sichtlich unwohl folgten sie der Aufforderung. Sie bedienten sich an der reich gedeckten Tafel. „Wir kennen dich, Kaito, seit du in die Windeln gemacht hast, aber dass du und Aoko ein Paar würdet…“

Yukiko saß Aoko gegenüber und strahlte übers ganze Gesicht. „Welch schöne Überraschung. Immerhin ist Kaito wie ein zweiter Sohn für uns. Und nun erzählt. Ich möchte alles wissen!“

Unsicher suchte Aoko die blauen Augen ihres „Freundes“. Dieser lächelte zurück und übernahm das Wort: „Ich hatte ein Seminar in Tokio. Ein paar Jungs sind abends noch losgezogen und ich bin mit.“ Er sah zu Aoko. „Im Klub…“, ihm schien der Name nicht mehr einzufallen, daher übernahm Aoko. „Es war im Magic. Ich war mit Kommilitonen dort. Keiko und ich wollten gerade zur Bar und uns Getränke holen als ich ihn traf.“

„Sie ist mir wortwörtlich in die Arme gelaufen“, grinste Kaito und legte zur Bestätigung seinen Arm um Aokos Schulter.

„Führt ihr jetzt eine Fernbeziehung?“, hakte Shinichi skeptisch nach, der neben seiner Großmutter saß und somit seinem besten Freund schräg gegenüber. „Du hast doch in Las Vegas deine Show.“

Kaito erwiderte den Blick seines Sandkastenfreundes. „Das ist richtig. Ich versuche so oft es geht nach Tokio zu kommen.“ Er umfasste Aokos Hand, die auf dem Tisch lag.

Aoko sah zu ihm. „Ich hab auch Uni. Wir sehen uns leider nicht sehr oft.“

„Aber dafür sind unsere kurzen Momente umso intensiver“, grinste Kaito und blickte Aoko tief in die Augen.

Nun war er doch von ihrer Absprache abgewichen war. Aber das konnte sie auch. „Es kann auf jeden Fall so nicht mehr weitergehen. Wir müssen eine dauerhafte Lösung finden.“

Shinichi ließ die beiden nicht aus den Augen.

Da mischte sich Onkel Ginzo plötzlich ein. „Heutzutage spielt die weite Entfernung keine Rolle mehr. Man tätigt mal schnell einen Videoanruf oder schreibt sich schnell eine Nachricht. Früher war das anders. Damals haben wir noch seitenweise Briefe per Hand geschrieben und diese mit der Post verschickt. Bis der Brief in Amerika ankam, vergingen allerdings Wochen. Durch die moderne Technik ist man innerhalb weniger Sekunden auf dem neuesten Stand.“

„Auch wenn der Stand der Technik weit fortgeschritten ist, ersetzt kein Anruf die Nähe“, mischte sich Aokos Großmutter ein. „Mir wäre es lieber, die beiden würden zusammenwohnen.“

„Mutter“, erwiderte Ginzo.

„Widersprich mir nicht“, beharrte die Oma. „Die Sehnsucht übermannt einen zu oft und zu schnell. Man stillt das Bedürfnis nach Nähe und dennoch entfremdet man sich. Eine Beziehung braucht so viel mehr als körperliche Begierde.“ Sie deutete mit ihrer faltigen Hand auf ihre Brust, genau an die Stelle wo ihr Herz schlug, um ihre Worte zu verdeutlichen.

„Wie stellt ihr euch denn euer Leben vor?“, mischte sich Yukiko ein. „Wo wollt ihr leben? Wann wollt ihr heiraten?“

Aoko, die an ihrem Kaffee nippte, verschluckte sich prompt. „Wir sind gerade mal drei Monate zusammen, Ma!“

„Wenn man den richtigen Partner gefunden hat, weiß man es“, widersprach Yukiko. Sie zwinkerte Kaito zu, während sie ihre Tochter ansprach. „Und du hättest es nicht besser treffen können, Schätzchen.“

Kaito grinste Aoko überheblich an und sie konnte gerade noch ein Augenrollen unterdrücken.

Eine junge Frau mit kinnlangen Haaren mischte sich in den Familienplausch ein. „Leider muss ich ungemütlich werden.“

Yukiko blickte auf. „Natürlich, Sonoko, du hast recht. Mädchen, wir haben noch etwas vor.“ Sie stand auf und deutete Aoko und Ran ihr zu folgen. Dann ging sie zu ihrem Mann und küsste seine Wange. Ran und Shinichi küssten sich etwas länger auf die Lippen. Sonoko verabschiedete sich ebenso mit einem kurzen Kuss von einem jungen Mann, der mit ihnen am Tisch saß und schweigsam im Hintergrund blieb.

Erwartungsvoll ruhten Omas Augen auf Aoko und Kaito. Unsicher beugte sie sich zu Kaito und drückte ihm ein Küsschen auf die Wange. Dies reichte der Großmutter allerdings nicht. „Nun seid nicht schüchtern, Kinder.“

Dieses Mal entglitten sogar Kaito die Gesichtszüge. Er suchte Aokos Augen, die ihn verschreckt ansah. Ihre Blicke verfingen sich. Kurz schielte er auf ihre Lippen, beugte sich zu ihr und hauchte ihr einen Kuss auf den Mund.

Die alte Frau schüttelte den Kopf und forderte erneut: „Gebt euch einen richtigen Kuss.“ Und mit diesen Worten zog sie nun endgültig die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf das vermeintliche Pärchen.

Aoko wollte sich eben aus der Affäre ziehen, da spürte sie schon Kaitos Hände an ihren Wangen. Er näherte sich wieder ihrem Gesicht. Zuerst stupste seine Nase ihre an, bevor er seine Lippen auf ihre legte und sie in einen sanften Kuss einfing. Ihr Herz begann schlagartig zu rasen. Das Kribbeln auf ihren Lippen überzog in wenigen Sekunden ihren gesamten Körper. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich nur auf den jungen Mann, der sie in ein sanftes Lippenspiel zog.

Ran unterdrückte einen Quietscher, während Shinichi missmutig seine Arme vor der Brust verschränkte und sich laut räusperte.

Sofort schlug Aoko ihre Augen auf, gleichzeitig löste Kaito sich von ihr. Sie verlor sich in seinen tiefblauen Augen. Immer noch klopfte ihr das Herz bis zum Hals. Absolut verwirrt über ihre körperliche Reaktion, stand sie auf und folgte den anderen ins Innere des Hauses.

In Yukikos Schlafzimmer erhielten sie die Brautjungfernkleider. Ran half Aoko ins Kleid und schloss dieses am Rücken. „Sieh nur, Sonoko. Aoko passt das Kleid wie angegossen.“ Dann zwinkerte sie ihrer zukünftigen Schwägerin zu: „Kaito wird Augen machen.“

„Der größte Frauenaufreißer aus unserer Schulzeit ist ausgerechnet in den festen Händen von Shinichi Kudos kleiner Schwester.“ Sonoko kicherte und beobachtete Aoko über den Spiegel. „Wer hätte das jemals gedacht.“

In diesem Moment klopfte es an der Türe. Schon steckte eine junge Frau ihren Kopf ins Zimmer. „Guten Morgen“, flötete sie und trat ein.

„Guten Morgen, Kazuha“, begrüßte Ran ihre Freundin und überreichte sofort eines der Kleider. „Probier das Kleid gleich an. Wenn es nicht passt, rufen wir die Schneiderin an. Sie kommt dann heute noch vorbei, um es anzupassen.“

Aoko kannte Kazuha von früher. Sie war die beste Freundin von Heiji, der ebenso ein guter Freund ihres Bruders ist. „Hallo Kazuha, wir haben uns schon lange nicht mehr gesehen.“

„Ja, das stimmt, Aoko. Damals warst du noch viel kleiner“, zwinkerte Kazuha fröhlich zurück und begann nun auch sich umzuziehen und in ihr Kleid zu schlüpfen.

Yukiko saß interessiert auf ihrem Bett und unterhielt sich mit den Freundinnen. Aoko erfuhr nebenbei, dass die kurzhaarige Sonoko Rans beste Freundin und Trauzeugin war. Kazuha, das Mädchen mit dem Pferdeschwanz und der Schleife im Haar sich inzwischen Heijis feste Freundin nannte. Ein Bild von den beiden Streithähnen tat sich vor ihrem Auge auf. Die beiden waren damals wie Hund und Katze – nur am Streiten. Sie konnte sich gar nicht vorstellen, wie sie das als Paar nun überstanden. Heiji war zwar nicht so oft bei ihnen zu Besuch, wie Kaito es immer war. Shinichis Sandkastenfreund hatte bei den Kudos sein zweites zuhause. Ihre Augen wanderten durch das Schlafzimmer ihrer Eltern. Auf dem Bett lag noch ein Kleid unberührt. Aoko fragte sich wem das wohl gehörte.

Als könnte Sonoko Gedanken lesen, fragte sie die Braut: „Wann kommt Akako überhaupt?“

Ran schloss soeben Kazuhas Kleid am Rücken: „Sie hat heute noch einen Termin vor Gericht. Ihr Mandant ist kurz vor der Freisprechung. Deshalb kommt sie erst nach der Verhandlung.“

„Dann hat sie ja ihren Traum verwirklicht“, stellte Sonoko fest. Die Kurzhaarige grinste plötzlich: „Auf jeden Fall wird das erste aufeinander treffen interessant.“

„Wie meinst du das?“; hakte Kazuha neugierig nach und folgte Sonokos Blick. Plötzlich sahen alle Frauen zu Aoko.



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