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Bis dass der Tod uns findet

von

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Im Gleichgewicht

Als es klopfte, erhob sich Felipe als Erster.
 

„Ich gehe“, sagte er bestimmt und verwies Marvin mit einer Geste zurück auf die Couch. Mit wenigen Schritten war er im Flur. Vor der Tür stand ein Typ in einem schwarzen Sweater. Er hatte die Kapuze hochgeschlagen und das Cap darunter tief ins Gesicht gezogen. Alles an ihm war sorgfältig verhüllt. Sogar seine Hände steckten in dicken, schwarzen Handschuhen.
 

„Kann ich reinkommen?“, fragte er, ohne etwas von seiner Verkleidung abzulegen oder sich zu erkennen zu geben.
 

Felipe festigte seinen Stand.
 

„Dein Name ist Ezra, nicht wahr?“
 

Der Typ hob ganz leicht den Kopf. Felipe spürte seinen Blick.
 

„Ja.“

„Und du bist ein Vampir?“
 

Ein leichtes Zögern.
 

„Es zu leugnen wäre eine Lüge. Ich nehme an, dass Marvin dich bereits über alles in Kenntnis gesetzt hat?“
 

Es war eher eine Feststellung als eine Frage. Felipe bleckte die Zähne.
 

„Allerdings hat er das. Er hat mir erzählt, dass du ihn und Nathan hier in irgendeine Scheiße mit reingezogen hast. Vampire. Ghule. Untote, die nachts die Straßen unsicher machen. Soll ich dir das wirklich glauben?“
 

Der Fremde verzog den Mund. Felipe konnte es im trüben Licht des dunklen Flurs nur undeutlich erkennen und trotzdem stach ihm dieses Detail ins Auge. Es war fast ein wenig unheimlich.
 

„Zu entscheiden, ob du es glaubst oder nicht, liegt nicht in meiner Macht. Unwissenheit kann ein Segen sein oder ein Fluch. Wenn deine eigentliche Frage jedoch lautet, ob ich es bereue, dann ist die Antwort: Ja. Ich hätte die beiden nicht in meine Angelegenheiten verwickeln sollen und niemals, absolut niemals, hätte ich zulassen dürfen, dass einem von ihnen etwas zustößt. Es war feige und unverantwortlich von mir. Ich hätte es besser wissen müssen, aber ein Vampir zu sein macht einen nicht unfehlbar.“
 

Felipe presste die Kiefer zusammen. Seit sein Telefon mitten in der Nacht geklingelt hatte, am anderen Ende ein panischer Marvin, der irgendwas von Vampiren gefaselt hatte und davon, dass sein bester Freund bewusstlos in seinem Bett liege, hatte er sich zusammengerissen. Er hatte den Wunsch, auch diese Nummer zu blockieren und Marvin zu sagen, wohin er sich seine dämliche Geschichte stecken konnte, unterdrückt, und war zu ihm gefahren. Vorgefunden hatte er ein Szenario, das eins zu eins zu der wilden Story passte, die Marvin ihm aufgetischt hatte; angefangen von nächtlichen Tanzstunden bis hin zu einer reichlich missglückten James Bond Imitation. Und jetzt kam der Typ, der für diesen ganzen Mist verantwortlich war, mit einem einfachen „Tut mir leid“ um die Ecke? Eigentlich hätte Felipe ihm dafür jetzt ganz gewaltig eine reinhauen müssen. Dinge im Affekt zu lösen hatte jedoch noch nie jemandem etwas anderes eingebracht als Ärger. Zumal die ganze Sache ja glimpflich abgelaufen zu sein schien. Selbst Nathan hatte keinerlei Blessuren davongetragen, außer dass er ungewöhnlich blass und ziemlich neben der Spur war. Er schlief im Nebenzimmer und Felipe hatte nicht vor, ihn zu wecken.
 

„Na schön. Du kannst reinkommen“; knurrte er missmutig. Er trat beiseite und langte nach der Schulter des angeblichen Vampirs. Als er sie berührte, zuckte der zurück und zog scharf die Luft ein. Sofort zog Felipe seine Hand wieder zurück. Seine Finger waren feucht.
 

„Was zum …? Ist das etwa Blut?“

Blut?“
 

Marvin, der bisher brav auf dem Sofa ausgeharrt hatte, sprang auf und kam jetzt ebenfalls zur Tür. Seine Augen und Ohren waren weit aufgerissen. Ohne zu zögern drängelte er sich an Felipe vorbei.
 

„Ezra! Oh mein Gott,hi! Warum hast du ihn nicht reingelassen? Bist du verletzt? Mach doch mal die Vorhänge zu. Komm, wir müssen uns das ansehen.“
 

Felipe hatte kaum Zeit zu reagieren, da hatte Marvin ihn schon wieder ins Wohnzimmer geschoben und damit begonnen, die Vorhänge vor die Fenster zu zerren. Als Felipe ihn verständnislos ansah, verdrehte Marvin die Augen,
 

„Das Sonnenlicht! Du willst doch nicht, dass uns Ezra hier einfach zu Staub zerfällt. Also los, hilf mir mal.“
 

Felipe verkniff sich einen Kommentar darüber, dass sie es langsam ein bisschen zu weit trieben. Trotzdem gehorchte er und machte sich ebenfalls an den Gardinen zu schaffen. Kaum war auch das letzte bisschen aufkommendes Tageslicht ausgesperrt, stand Ezra auch schon mitten im Raum.
 

„Vielen Dank.“
 

Felipe zuckte zusammen. Weder hatte er mitbekommen, wie Ezra näher getreten war, noch hatte er gehört, wie er die Tür geschlossen oder seine Handschuhe abgelegt hatte. Was er jedoch zweifelsfrei erkennen konnte, war der dunkle Fleck, der sich unmissverständlich gegen den Stoff seines Sweatshirts abzeichnete. Dieser angebliche Vampir war verletzt und das nicht zu knapp. Sofort schaltete Felipes Gehirn in den Notfallmodus.
 

„Du da. Hinsetzen!“, befahl er knapp und wandte sich an Marvin. „Ich brauche den Verbandskasten.“
 

Während Marvin loseilte, um das Gewünschte zu holen, wich Ezra zurück.
 

„Ich muss erst …“ begann er, aber Felipe hatte genug von diesem Affentheater.
 

„Ich sagte: Hinsetzen!“, blaffte er noch einmal. „Wenn du hier umkippst, nützt du niemandem etwas. Am allerwenigsten Nathan. Also hör jetzt auf rumzuzicken und lass mich das da ansehen.“
 

Ezra zögerte noch einen Moment, bevor er sich tatsächlich auf dem ihm angewiesenen Platz niederließ und das Shirt mit einiger Mühe über den Kopf zog. Darunter kam ein Massaker zum Vorschein.
 

„Oh Scheiße!“ Marvin blieb mit dem Verbandszeug in der Hand wie angewurzelt stehen. „Wie ist das denn passiert?“
 

Ezra, der jetzt mit freiem Oberkörper vor ihnen saß, lächelte schwach. Sein Gesicht war selbst für einen Weißen viel zu bleich und in seiner Schulter prangte ein riesiges Loch. Es sah aus, als hätte jemand ein Steakmesser hineingebohrt und ein paar Mal herumgedreht, um möglichst viel Schaden anzurichten.
 

„Jemand hat versucht, mich zu töten“, erklärte er jedoch ohne mit der Wimper zu zucken.
 

„Wer? Und warum?“, quiekte Marvin aufgeregt, aber Felipe war klar, dass sie für lange Erklärungen keine Zeit hatten. Er zog sein Telefon aus der Tasche.
 

„Ich rufe jetzt einen Krankenwagen. Die Wunde muss dringend ärztlich versorgt werden.“
 

Schneller, als er es für möglich gehalten hatte, stand Ezra plötzlich neben ihm. Seine Hand schloss sich um Felipes Arm und drückte ihn mühelos nach unten.
 

„Ich kann in kein Krankenhaus“, sagte er ruhig. „Ich bin ein Vampir, schon vergessen?“
 

Felipe lag es auf der Zunge ihm zu sagen, dass er endlich mit diesem Mist aufhören sollte, wenn er nicht krepieren wollte, aber da war etwas in Ezras Blick, das ihn zögern ließ. Was, wenn es doch stimmte? Konnte das möglich sein?“
 

„Ich dachte, Vampire sind unverwundbar?“, knurrte er. Die waren doch alle vollkommen verrückt geworden.
 

„Nicht unverwundbar“, entgegnete Ezra. „Nur ziemlich zäh.“
 

Sein Gesichtsausdruck wurde bittend.
 

„Kannst du etwas tun, um die Blutung zu stoppen? Ich würde gerne vermeiden, noch weiter Marvins Einrichtung zu gefährden. Die Flecken lassen sich bekanntlich schlecht auswaschen.“
 

Felipe zögerte. Ihm war klar, dass das nur ein vorgeschobener Grund war. Diesem …Vampirging es mit jedem Moment, den er hier herumsaß, schlechter. Nicht mehr lange, und er würde tatsächlich bewusstlos werden. Wenn Vampire denn bewusstlos wurden.
 

Er wäre nicht der Erste, den du zusammenflickst. Aber die Verletzung ist riesig. Wenn er deswegen abnippelt, bist du deinen Job los. Für immer.
 

Felipe schloss für einen Moment die Augen. Er wusste, er würde es bereuen. Trotzdem konnte er seine Freunde jetzt nicht im Stich lassen. Wenn sie einander nicht halfen, wer dann?
 

„Na schön“, sagte er schließlich und griff nach der roten Box, die Marvin immer noch in Händen hielt. „Ich werde sehen, was ich tun kann. Aber wenn es schlimmer wird …“
 

„Werde ich es aushalten.“
 

Felipe kommentierte das nicht weiter. Allein die Tatsache, dass die Schmerzen und der Blutverlust dieses Weißbrot nicht schon längst zu Boden geschickt hatten, waren mehr, als er jedem anderen zugetraut hätte. Entweder der Typ war also ein echt gut getarnter Shaolin-Mönch …
 

Oder eben doch ein Vampir.
 

Felipe schnaufte. Die Wunde sah wirklich übel aus und sie sonderte einen merkwürdigen Geruch ab. Wie verrottetes Fleisch. Und was zur Hölle machte solche Löcher?
 

„Ich könnte sie reinigen“, überlegte er halblaut. Das würde vielleicht den Gestank beseitigen und mögliche Krankheitserreger, die sich sicherlich darin tummelten. „Danach könnte ich einen Druckverband anlegen, um die Blutung zu stoppen. Aber ob das reicht …“
 

„Es wird reichen“, versicherte Ezra. „Ich brauche nur Zeit, um zu heilen. Und vielleicht etwas frisches Blut.“
 

Er grinste und zeigte dabei ein Paar spitzer Eckzähne. Felipe wollte gerade erwidern, dass das ja wohl ein schlechter Scherz war, als plötzlich die Schlafzimmertür aufging. Nathan trat heraus.
 

„Das mit dem Blut könnte ich übernehmen.“
 

Die Köpfe der Anwesenden ruckten zu ihm herum.
 


 

Alle starrten ihn an. Die vergangenen Stunden hatte Nathan damit verbracht, wie tot in Marvins Bett zu liegen. Danach zu erwachen war … eigenartig gewesen. Schockierend. Er hatte nicht gewusst, wo er war, und allein Marvins Fürsorge war es zu verdanken, dass er kurz darauf wieder in einen dieses Mal weniger komaartigen Schlaf gefallen war. Er war so unglaublich erschöpft gewesen. Aber jetzt war er wach und hatte nicht vor, das Unvermeidliche noch weiter hinauszuzögern. Die Begegnung mit Ezra.
 

Ezra machte Anstalten aufzustehen.
 

„Dein Arsch bleibt unten“, knurrte Felipe nur halb so freundlich, wie Nathan es sich gewünscht hätte. Felipes Hand legte sich auf Ezras unverletzte Schulter und drückte ihn wieder nach unten. „Erst mal kümmern wir uns um diese Schweinerei hier.“
 

Ezra protestierte nicht. Er ließ sich von Felipe verarzten, der großzügig Jod in und um die fast handtellergroße Wunde herum verteilte, bevor er anfing, mit Kompressen und Mullbinden zu hantieren und Marvin Anweisungen zugeben, wo er zu drücken oder festzuhalten hatte. Ezras Blick hingegen war die ganze Zeit auf Nathan gerichtet. Nathans Herz klopfte ihm bis zum Hals.
 

Als die Prozedur sich dem Ende entgegenneigte, wurde das Klopfen schneller. Und dann … dann war es endlich soweit. Ezra erhob sich und kam auf ihn zu.
 

„Hallo Nathan.“
 

Ezras Stimme war sanft. Viel zu sehr, wenn man bedachte dass Marvins Wohnzimmer hinter ihm aussah, als wäre dort gerade jemand abgeschlachtet worden. Nathans Blick glitt über den weißen Verbandsstoff, der sich um Ezras Oberkörper wand. Der Geruch des Antiseptikums stieg ihm in die Nase. Es roch nach Krankenhaus und Tod. Der Gedanke ließ Nathans Kehle eng werden.
 

„Hi“, antwortete er ein wenig verspätet. Da war etwas, dass er Ezra sagen wollte. Worüber er mit ihm sprechenmusste. Aber wann? Und wie? Immerhin schien Ezra gerade erst dem Tod von der Schippe gesprungen zu sein und war vielleicht noch nicht einmal außer Gefahr. Da konnte er doch nicht …
 

„Geht es dir gut?“
 

Die Frage brachte Nathan aus dem Konzept. Gut? Was hieß das? Ob er körperlich unversehrt war?
 

„Er hat mich nicht gebissen.“
 

Das war nicht wirklich eine Antwort auf Ezras Frage. Aber es war das, was er wissen musste. Oder nicht? Die Unsicherheit nagte an Nathan wie eine hungrige Ratte.
 

Ezra atmete hörbar aus.
 

„Ich weiß“, sagte er leise. „Ich habe es in dem Moment gewusst, als er …“
 

Er fuhr nicht fort. Da war etwas an seinem Schweigen, das Nathan alarmierte. Irgendetwas musste passiert sein. Etwas Schlimmes. Wieder glitt sein Blick zu dem Verband.
 

„Warerdas?“
 

Die Vorstellung, dass Darnelle Ezra angegriffen hatte, machte Nathan rasend und ließ ihn gleichzeitig in Ohnmacht erstarren. Er hatte sich nicht wehren können. Er war zu schwach gewesen. Viel zu schwach.
 

Ezra schüttelte leicht den Kopf.
 

„Nein. Das war … Aemilius.“ Als Nathan ihn verständnislos ansah, fügte er hinzu: „Der Vampir, den ich meinen Vater nannte.“
 

„WAS?“
 

Noch bevor Nathan etwas erwidern konnte, war Leben in Marvin gekommen. Er ließ den Müllbeutel mit den blutigen Binden sinken und starrte Ezra an.
 

„Dein Vater hat versucht, dich umzubringen? Nachdem dein Bruder Nathan entführt und wer weiß was mit ihm angestellt hat? Sind die denn alle total bescheuert?“
 

Ezra schluckte. Er öffnete den Mund und zögerte dann, als suche er nach Worten.
 

„Darnelle ist tot.“
 

Stille folgte diesem Satz. Alle, inklusive Nathan, schienen den Atem anzuhalten. Er wagte nicht, sich zu bewegen. Dem kleinen Teil von sich nachzugeben, der triumphierend die Faust in die Luft werfen wollte. Denn da war Ezra, der mit gesenktem Kopf vor ihm stand. Ezra, der offensichtlich litt. Er war ein schlechter Mensch.
 

„Wie ist es passiert?“
 

Nathan brachte nicht den Mut auf, die Frage anders zu stellen. Ob Ezra …?
 

„Aemilius hat ihn getötet.“
 

Noch während Nathan erleichtert aufatmen wollte, sprach Ezra weiter.
 

„Er war es auch, der die Ghule erschaffen hat, um mich dann mit gefälschten Hinweisen auf Darnelles Spur zu bringen. Er wollte dass ich denke, dass mein Bruder … dass er an allem schuld ist. Es war eine Hexenjagd, die einzig und allein dem Zweck diente, Aemilius’ politische Position zu festigen. Dabei ist er buchstäblich über Leichen gegangen.“
 

Ezras schloss kurz die Augen, bevor er weiter sprach. Sein Ton wurde bitter.
 

„Aber er hat sich verrechnet. Darnelle war nicht … er hat die Rolle nicht ausgefüllt, die ihm zugedacht war. Er hat sein eigenes Spiel gespielt. Eines, das ich ebenfalls nicht durchschaut habe. Und am Ende hatten alle darunter zu leiden.“
 

Wieder schwiegen die Anwesenden. Nathan warf einen Blick zu Marvin, der zuerst ein Gesicht zog und dann mit dem Kopf auf Ezra deutete. Als Nathan nicht reagierte, wurde sein Kopfgewackel dringlicher und bekam Unterstützung von erhobenen Augenbrauen und einer auffordernden Geste. Nathan räusperte sich.
 

„Das tut mir leid. Ich meine, dass dein Bru… dass Darnelle …“
 

Ezra hob den Kopf.
 

„Ist schon okay. Ich weiß, was er getan hat. Und ich kann nicht oft genug sagen, wie leid es mir tut, dass ich es nicht verhindert habe. Ich hätte dich niemals allein lassen dürfen.“
 

Nathans Fingernägel bohrten sich in seine Handflächen. Jetzt war nicht die Zeit für Vorwürfe.
 

„Ist schon gut“, sagte er leichthin. „Mir ist ja nichts passiert.“
 

Marvin schnaufte.
 

„Na ja, nichts passiert ist ein wenig untertrieben, würde ich sagen. Du wärst fast gestorben.“
 

Nathan öffnete den Mund, um zu antworten, aber Ezra war schneller.
 

„Nathan war nie ernsthaft in Gefahr. Darnelle hat ihn lediglich mit einem Bann belegt. Einem Befehl zu schlafen, der nur von ihm selbst gelöst werden konnte. Er wusste, dass ich es merken oder zumindest vermuten würde. Ein Trick, um mich … zu ihm zu bringen.“
 

Ezras Zögern und die gewählte Formulierung sandte ein merkwürdiges Kribbeln Nathans Wirbelsäule hinab. Da war etwas, was er verschwieg. Aber was? Und warum?
 

Marvin schnaufte noch einmal. Dann sah er von einem zum anderen.
 

„Und wie geht es jetzt weiter? Ich meine, Darnelle ist tot und dein Vater …“

„Ebenfalls.“
 

Marvin riss die Augen noch ein wenig weiter auf.
 

„Der istauchtot?“, echote er fassungslos? „Fuck! Dann wurde ja heute Nacht deine ganze Familie ausgelöscht?“
 

Ezras Gesicht wurde ausdruckslos.
 

„Meine Familie starb schon vor langer Zeit. Heute Nacht habe ich lediglich zwei Wegbegleiter verloren, von denen ich dachte, dass ich ihnen vertrauen könnte.“
 

Wieder schwiegen alle, bis Felipe sich erbarmte.
 

„Tut mir leid, Mann“, sagte er. „Das muss hart sein.“
 

Ezra nickte knapp.
 

„Ich werde darüber hinwegkommen.“
 

Es klang zu nüchtern, um wahr zu sein. Nathan wusste das und doch konnte er es nicht über sich bringen, etwas zu sagen. Da steckte ein Stein viel zu fest in seiner Kehle.
 

Auch Marvin schien fassungslos. Allerdings gingen sich seine Bedenken in eine ganz andere Richtung.
 

„Und der Club? Was wird jetzt aus dem?“
 

Das drückende Gefühl in Nathans Magengrube verstärkte sich. Er wollte nicht an den Club denken. Die unterirdischen Räume, die geheimen Zimmer. Ein Gefängnis ohne Ausweg.
 

Ezra presste die Lippen aufeinander.
 

„Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Ich wollte…“
 

„Du wirst ihn doch offen lassen, oder?“, unterbrach Marvin ihn. Seine Stimme war eine halbe Oktave nach oben gewandert. „Ich meine, wenn Typen wie Valkow oder dieser Sir Arnold, von dem er so geschwärmt hat, anfangen die Straßen unsicher zu machen, wandere ich unter Garantie aus. Hasta la vista, Baby! Trinidad oder Tobago oder so. Irgendwo weit, weit weg von hier.“
 

Nathan wollte seinem Freund sagen, dass er die Klappe halten sollte. Sah er denn nicht, dass Ezra nicht in der Verfassung dazu war? Aber Marvin kannte kein Erbarmen.
 

„Du musst das ja auch nicht alles alleine stemmen“, plapperte er munter weiter. „Wir alle würden dich dabei sicher unterstützen. Ist doch so, oder Leute?“
 

Er sah zuerst Felipe, dann Nathan an. Nathan wollte den Kopf schütteln. Was würde passieren, wenn er sich noch weiter darin verstrickte? Was dann?
 

„Sicher“, brummte Felipe. „Ich kenne mich zwar mit diesem ganzen übernatürlichen Kram nicht aus, aber wenn ich helfen kann, bin ich dabei.“
 

Er wurde daraufhin von Marvin angestrahlt und ehe er sich versah, klebte der ihm auch schon an den Lippen und überhäufte ihn mit Komplimenten, wie stark und männlich und sexy er gerade rübergekommen war. Nathan sah den beiden zu, bis er nicht mehr ignorieren konnte, dass er selbst seit geraumer Zeit beobachtet wurde. Langsam und wie gegen einen inneren Widerstand drehte er sich zu Ezra herum. Der Blick aus dessen dunklen Augen traf ihn trotzdem unvorbereitet.
 

„Ist wirklich alles in Ordnung?“
 

Sofort wollte Nathan versichern, dass es ihm nie besser gegangen war, aber er wusste, dass Ezra die Lüge sofort durchschaut hätte. Deswegen sagte er gar nichts und rettete sich nur in ein halbes Lächeln, das seine Augen nicht erreichte. Er musste es nicht sehen, um das zu wissen.
 

Aus Marvins und Felipes Richtung kam hohes Kichern und schweres Atmen. Die beiden waren anscheinend dabei, ihre Differenzen endgültig beizulegen.
 

„Also wisst ihr …“, begann Marvin auch sofort und hatte sichtbar Mühe, noch gerade zu stehen. „Es ist ja schon ganz schön spät geworden. Oder früh, wie man es nimmt und … Also ich denke, ich würde jetzt gerne mal eine Runde an der Matratze horchen, wenn ihr wisst, was ich meine.“
 

Marvins Gesichtsausdruck verriet, dass er nicht davon sprach, dass er schlafen wollte, selbst wenn sich sein Kopf demnächst auf Höhe seiner Knie befände. Nathan schluckte schwer.
 

„Tja, also ich … ich könnte … ins Wohnzimmer oder …“
 

„Nein, nein!“, winkte Marvin sofort ab. „Felipe hat mir angeboten, den Rest der, äh …Nachtbei ihm zu verbringen. Immerhin können wir Ezra ja schlecht wieder nach draußen schicken. Es ist inzwischen schon fast hell.Und hier drin wird es zu viert ein bisschen sehr kuschelig.“
 

Alles, was Marvin sagte, war die Wahrheit. Ezra war seinetwegen hergekommen und jetzt saß er hier fest. Und Nathan hatte ihm nichts gegeben. Gar nichts.
 

„Außerdem glaube ich, dass ihr beide euch mal unterhalten solltet.“
 

Während Ezra den Kopf zur Seite drehte, zuckte Nathan ertappt zusammen. Wie ein sadistischer Zahnarzt hatte Marvin den Finger genau auf die Wunde gelegt und erbarmungslos darin herumgestochert. Er und Ezra brauchten eine Wurzelbehandlung und zwar dringend.
 

„Also gut, ihr zwei Hübschen. Ich werfe noch schnell ein paar Sachen zusammen und dann bin ich weg. Und ihr schaltet am besten das Telefon aus, zieht die Vorhänge fest zu und dann redet ihr. Habt ihr verstanden? Aber keine allzu ausufernden Schweinereien! Ich hab die gute Bettwäsche drauf. Tata!“
 

Marvin verschwand wie angekündigt im Schlafzimmer und kam kurz darauf mit einer prall gefüllten Reisetasche wieder heraus. Er grinste.
 

„Nur für alle Fälle“, meinte er und umarmte erst Nathan und dann sogar Ezra. „Ruht euch aus. Redet. Und keine Blutflecken auf dem Teppich, klar? Wir sehen uns.“

 

Damit schnappte er sich Felipe und verließ kichernd und glucksend die Wohnung. Als die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel, atmete Nathan auf. Allerdings nur solange, bis Ezra sich neben ihm bewegte.
 

„Wenn du möchtest, bleibe ich hier im Wohnzimmer.“

 

Offenbar war Ezra aufgefallen, was Nathan so mühsam versucht hatte zu verbergen. Noch vor einem Tag hätte er sich zu diesem Zeitpunkt wohl mit einem breiten Grinsen im Gesicht zu Ezra herumgedreht, bereit genau das durchzuziehen, was Marvins Bettwäsche in ernsthafte Gefahr bringen würde. Damals war er noch neugierig gewesen. Und sicher. Aber jetzt?

 

„Kommt gar nicht in Frage“, sagte er trotzdem. „Das Sofa ist unbequem und du brauchst … Ruhe?“

 

Dass das letzte Wort wie eine Frage geklungen hatte, nahm seiner Ansprache jegliches Feuer. Tatsächlich wusste er nicht, was Ezra jetzt brauchte. Er wusste auch nicht, was genau passiert war, außer dass die beiden anderen Vampire tot waren. Und dass Darnelle unschuldig gewesen war.

 

Nein, nicht unschuldig. Nur nicht in die Sache mit den Ghulen verwickelt. Das ist ein Unterschied.

 

„Also, äh … möchtest du dich hinlegen?“

„Ja, bitte.“

 

Nathan hinterfragte Ezras Entscheidung nicht. Den Blick gesenkt ging er an ihm vorbei und öffnete die Tür zu Marvins Schlafzimmer.

 

Drinnen herrschte noch mehr Chaos als im Rest der Wohnung. Erst recht nachdem Marvin unzählige Kisten und Kästen geöffnet – und offen gelassen – hatte, um seine Siebensachen zusammenzusuchen.

 

„Ich räum das mal schnell weg“, meinte Nathan schnell und machte sich daran, die gröbste Unordnung zu beseitigen und wenigstens Schubläden und den begehbaren Kleiderschrank wieder zu schließen, bevor er sich dem Bett zuwandte. Das war unglücklicherweise vollkommen zerwühlt und obendrein auch noch verschwitzt.

 

Ich hätte lüften sollen, schoss es ihm durch den Kopf, aber jetzt war es zu spät, um ein Fenster aufzureißen.
 

Ezra stand immer noch geduldig in der Tür. Er war Nathan nur mit den Augen gefolgt.
 

„Soll ich dir helfen?“, fragte er, während Nathan noch mit der übergroßen Decke und dem dazugehörigen Laken kämpfte.

 

„Ja, nein, ich schaff das schon“, erwiderte Nathan schnaufend, bis plötzlich jemand den Stoff auf der anderen Seite erfasste und mühelos in Position warf. Als die Decke wieder richtig lag, sah Nathan Ezra schuldbewusst an.
 

„Ich hätte das auch alleine gekonnt.“

„Aber zusammen ist es einfacher.“

 

Nathan antwortete nicht darauf. Er blieb einfach nur stehen, selbst als Ezra jetzt um das Bett herum und auf ihn zukam. Dicht vor Nathan blieb er stehen.
 

„Was ist los?“
 

Die Frage kam nicht von ungefähr. Nathan war verkrampft. Er hatte seine Finger ineinander verschlungen und hielt den Kopf gesenkt. Wahrscheinlich verriet ihn auch sein Herzschlag, sein Geruch und auch sonst alles, was Ezra wahrnehmen konnte und er nicht.

 

Weil er ein Vampir ist.

 

Ezra zögerte kurz, dann trat er noch etwas näher. Er suchte Nathans Blick.

 

„Fürchtest du dich vor mir?“

 

Nathans Kopf schnellte nach oben. Als er Ezra ansah, entdeckte er Kummer. Und Bedauern. Der Kloß in seinem Hals wuchs.

 

„Nein, ich fürchte mich nicht“, versicherte er trotzdem. „Nicht vor dir. Ich weiß, dass das, was Darnelle getan hat, nichts mit dir zu tun hatte. Es ist nur …“

 

Ein Zucken in Ezras Gesicht ließ ihn innehalten. Hatte er etwas Falsches gesagt? Ezra atmete hörbar aus.

 

„Es war meine Schuld“, sagte er leise. „Ich hätte dich niemals in diese Gefahr bringen sollen. Ich wusste, wie gerissen Darnelle ist. Ihn auf seinem eigenen Spielfeld herauszufordern, war Wahnsinn. Ein Wahnsinn, dem ich nie hätte zustimmen dürfen. Aber ich war zu feige, um mich ihm in einem offenen Kampf zu stellen. Stattdessen habe ich dich vorgeschickt und das … war falsch.“

 

Sein Ton und der Ausdruck auf seinem Gesicht, schnitten Nathan wie Messer ins Herz. Er wusste, dass er etwas sagen. Dass er es erklären musste.

 

„Es war nicht deine Schuld. Jedenfalls nicht nur. Immerhin war die Sache mit dem Club meine Idee.“

„Aber ich hätte wissen müssen …“

„Stopp!“

 

Nathan hatte, ohne zu überlegen, den Finger gehoben und ihn auf Ezras Lippen gelegt. Als er Ezras Gesichtsausdruck sah, hätte er ihn am liebsten wieder zurückgezogen, aber er zwang sich, ihn dort zu lassen.
 

„Du wirst dich jetzt hinlegen“, bestimmt er. „Und dann wirst du mir zuhören, weil ich dir nämlich etwas zu sagen habe. Etwas Wichtiges. Und ich möchte, dass du mich dabei nicht unterbrichst.“

 

Ezras Blick flackerte kurz, aber er erwiderte nichts. Stattdessen schlüpfte er, ohne Nathan aus den Augen zu lassen, aus seinen Schuhen und ließ sich rücklings auf die weiche Matratze sinken. Nathan wartete ab, bis er sich einigermaßen bequem eingerichtet hatte, bevor er sich abwandte, um das Bett herumging und sich mit dem Rücken zu Ezra auf die andere Seite setzte. Nur so, da war er sich sicher, würde er es schaffen, alles auszusprechen, was ihm durch den Kopf gegangen war. In den letzten Tagen und Stunden und in den schier endlosen Minuten, in denen Darnelle ihn im Arm gehalten hatte.

 

Mit Blick auf Marvins Schlafzimmerteppich, begann er zu sprechen.

 

„Also eigentlich weiß ich gar nicht wirklich, wo ich anfangen soll. Vermutlich am Anfang, aber das Ende wäre in diesem Fall auch passend. Oder mittendrin.“
 

Er stockte und hörte, dass Ezra anhob zu sprechen. Schnell fuhr er fort, bevor ihn wieder der Mut verließ.

 

„Ich habe gesagt, dass ich keine Angst vor dir habe, und das stimmt auch. Du hast mich gefragt, ob ich dir vertraue, und das tue ich. Trotzdem hat die Begegnung mit Darnelle mich am eigenen Leib erfahren lassen, wie sehr ich dir unterlegen bin, denn …“
 

Seine Kehle wurde wieder eng, als er daran dachte, was passiert war.
 

„Ich war hart“, schoss es ohne weitere Vorwarnung aus ihm heraus. „Erregt. Und obwohl ich nicht wollte, dass Darnelle mich beißt oder mich gar … verwandelt, war da ein Moment, in dem ich mich ihm fast hingegeben hätte. Weil ich gar nicht anders konnte.“

 

Nathan schluckte. Seine Augen hatten verdächtig zu stechen begonnen und seine Kehle war wie zugeschnürt. Er fühlte sich schwach. Elend. Aber er wusste, dass es noch nicht vorbei war.
 

„Als ich hinterher verstand, warum ich so reagiert hatte und dass es nur daran lag, dass Darnelle ein Vampir war, wurde mir klar, dass … dass ich immer darauf angewiesen wäre, dass du diese Macht mir gegenüber nicht missbrauchst. Denn ein Wort von dir, eine unbedachte Bewegung, eine Laune kann dazu führen, dass ich … dass mir etwas passiert. Oder meinen Freunden. Ich unterstelle nicht, dass du dazu irgendwelche Absichten hegst, aber allein dass die Möglichkeit besteht … “

 

Er schwieg kurz, um sich zu sammeln. Vermutlich brannte Ezra darauf, ihm zu versichern, dass er nichts zu befürchten hatte und er ihm nie etwas antun würde. Nathan konnte hören, wie er sich auf dem Bett bewegte. Aber er sagte nichts. Er wartete nur ab, dass Nathan weitersprach.

 

„Aber auch das macht mir keine Angst. Obwohl es das vielleicht sollte. Was mir jedoch Angst macht, ist, dass ich mich vielleicht unbewusst davon beeinflussen lasse und Dinge tue, die ich nicht möchte, nur um zu verhindern, dass du … na ja.“
 

Er sprach nicht weiter. Vermutlich wusste Ezra, was er sagen wollte. Vorsichtig und obwohl er Angst vor dem hatte, was er sehen würde, drehte Nathan sich langsam herum. Ezra saß auf dem Bett und blickte ins Leere. Als er jedoch bemerkte, dass Nathan ihn ansah, hob er den Kopf.

 

„Bist du fertig?“

 

Nathan wusste nicht, wie er Ezras Tonfall deuten sollte. War er wütend. Traurig? Enttäuscht? Überrascht? Nathan war sich nicht sicher, also nickte er nur.

 

Wieder senkte sich Stille über den Raum. Fast erwartete Nathan, dass Ezra jetzt aufstehen und gehen würde, bis ihm einfiel, dass er das nicht konnte. Er saß hier fest. Mit Nathan, der sich gerade wie ein Arsch verhalten hatte. Egoistisch. Rücksichtslos. Nur auf sich selbst und seine eigenen Bedürfnisse bedacht. Immerhin hatte Ezra auch eine harte Nacht hinter sich. Er hatte Menschen … Vampire verloren, die ihm nahegestanden und ihn dennoch hintergangen, belogen und betrogen hatten. Und er, Nathan, machte jetzt so ein Fass auf, weil er sich nicht sicher war, was er fühlte?

 

Er öffnete den Mund, um Ezra zu sagen, dass es ihm leidtat, als der den unverletzten Arm ausstreckte.

 

„Kommst du zu mir?“

 

Die Enge in Nathans Hals kehrte mit einer Heftigkeit zurück, die ihn würgen ließ. Er wollte zu Ezra. Er wollte ihn. Und doch war da diese Angst, sich wieder auf etwas einzulassen, dass er nicht kontrollieren konnte.

 

Aber er ist nicht Darnelle. Und auch nicht Christian. Er ist nicht wie sie. Nur ich bin immer noch der Gleiche. Vielleicht bin ich es, dem man nicht vertrauen kann? Vielleicht bin ich das Problem.

 

Nathan atmete gegen den Brechreiz an, den dieser Gedanke in ihm auslöste. Wahrscheinlich war er wirklich das Problem. Deswegen suchte er sich auch immer irgendwelche Typen, die so kalt und unerreichbar waren. Oder Vampire.

 

„Ich würde gerne. Aber ich weiß nicht, ob ich …“

„Dann komm her.“

 

Ezras Arm war immer noch ausgestreckt. Er wartete. Aber wie lange? Wann würde er die Lust verlieren und entscheiden, dass Nathan die Mühe nicht wert war?

 

„Bitte.“
 

Wieder wollte Nathans Angst in die andere Richtung ausschlagen. Die, die ihm einredete, dass es lediglich Ezras Vampirseite war, die ihn anzog.

 

Aber das stimmt nicht. Das kann nicht sein. Nicht nur.

 

Nathan gab sich einen Ruck. Mit gesenktem Blick robbte er über das Bett hinweg an Ezras Seite.

 

„Möchtest du dich zu mir legen?“
 

Nathan nickte erneut. Er wollte, dass Ezra ihn festhielt. Dass er bei ihm war.
 

Noch einmal rückte Nathan näher. So nahe, dass er Ezra tatsächlich berührte. Seine Seite, sein Bein, Teile seines Arms. Vor ihm der Oberkörper mit dem Verband, die wohl proportionierten Muskeln, ebenmäßige, helle Haut, nur unterbrochen von einer feinen, dunklen Linie, die unterhalb des Nabels abwärts lief. In diesem Moment fiel ihm auf, dass Ezra halb nackt war und sie obendrein noch miteinander im Bett lagen. Wärme kroch in sein Gesicht. Unwillkürlich hob er den Kopf.

 

Ezra sah ihn immer noch an. Und er sah heiß aus. Plötzlich wünschte Nathan sich, dass er nichts gesagt hätte. Erneut begann sein Hals sich zuzuziehen.

 

„Tut mir leid“, sagte er nun doch und hatte keinen Schimmer, ob Ezra wusste, was er damit meinte. Aber der lächelte nur, wenngleich auch ein wenig traurig.
 

„Schon okay“, sagte er leise. „Ich weiß, wie du dich fühlst.“

 

Mit dieser Eröffnung hatte Nathan nicht gerechnet.
 

„Du weißt?“, wiederholte er ungläubig.

 

Ezras Mundwinkel hoben sich ein winziges Stück.
 

„Ja, das tue ich. Immerhin war ich auch mal ein Mensch. Und ich war verliebt. In eine wunderschöne Vampirdame.“
 

Nathan sah, dass Ezras Augen dunkler geworden waren. Eine seltsame Melancholie lag in seinem Blick, den er irgendwo in weite Ferne gerichtet hatte.
 

„Was ist passiert?“, fragte Nathan leise. Ezra sah ihn nicht an, während er erzählte.

 

„Ich traf Elisabeth auf meiner Flucht vor dem Ersten Weltkrieg. Sie nahm mich auf, gab mir zu essen und ein warmes Bett und obwohl ich wusste, dass ich für diese Gaben einen schrecklichen Preis bezahlen würde, blieb ich. Ich tat, was immer sie und ihre Begleiter verlangten, nur um in ihrer Nähe sein zu dürfen. Bis ich eines Tages … zu viel gab.“

 

Ezra schwieg für einen Moment, als kämpfte er mit den Erinnerungen. Vorsichtig, als könnte jeder von ihnen durch eine zu schnelle Bewegung zerbrechen, ließ Nathan sich neben ihn sinken. Er bettete seinen Kopf an Ezras Schulter und lauschte weiter den Worten, die aus seinem Mund kamen.

 

„Elisabeth und zwei weitere Vampire reisten zu dieser Zeit als Familie. Vater, Mutter und Sohn. Dazu gab es noch einen Kutscher, einen Ghul, wie ich später erfuhr, und mich. Der Einfachheit halber hatten sie mich in dem Gasthaus, in dem wir untergekommen waren, ebenfalls als ihren Sohn ausgegeben. Ich und der jüngere ihrer beiden Begleiter schliefen daher in einem Raum. Eines Nachts, als ich mich eigentlich bereits zur Ruhe begeben hatte, kam er zu mir. Ich dachte zuerst, dass ihn andere Gelüste nicht schlafen ließen, aber er offenbarte mir schnell, dass er von mir trinken wollte. Ich sagte zuerst Nein, weil ich wusste, dass es noch nicht an der Zeit war, aber er ließ nicht locker und so bot ich ihm schließlich meinen Hals an. Und er trank. Aber er nahm und nahm, immer mehr, bis auf einmal die Tür aufflog und Elisabeth hereinkam. Wie ein Racheengel ging sie auf ihn los und zerrte ihn von mir herunter. Aber ich war bereits schwach. Ich wusste in diesem Moment, dass ich sterben würde und mein einziger Trost war es, dass ich sie noch einmal sehen konnte, bevor ich diese Welt verließ.“

 

Nathan hörte, wie Ezra tief einatmete. Sein Brustkorb bewegte sich und ein warmer Luftzug strich über Nathans Arm, der jetzt quer über Ezras Bauch lag.

 

„Und was geschah dann?“

 

Ezras Mundwinkel hoben sich zu einem kurzen Lächeln.

 

„Sie bot mir ihr Blut an. Ursprünglich war es seine Idee, mich zu wandeln, aber für mich war es stets Elisabeth, die ich für meine Rettung verantwortlich machte. Sie öffnete sich in dieser Nacht die Pulsadern und ließ mich von ihrem Blut trinken. Drei Tage später erwachte ich als Vampir.“

 

Nathan, der unbewusst den Atem angehalten hatte, hob ein wenig den Kopf.
 

„Und der andere Vampir? Was wurde aus ihm?“
 

Ezra schenkte ihm einen sanften Blick. Und Nathan verstand.
 

„Darnelle! Der Vampir, der dich angegriffen hat, war Darnelle.“

 

Ezra nickte leicht.
 

„Und der zweite? War das … ?“

„Aemilius. Ja.“

 

Nathan schwieg. Für einen Moment war er versucht sich vorzustellen, wie es in jener Nacht gewesen war. Wie Ezra versucht hatte, sich Darnelle zu entziehen … und gescheitert war. Die Bilder, die das in seinem Kopf heraufbeschwor, ließen ihn innerlich erzittern. Er wusste, dass Ezra keine Chance gehabt hatte. Der Gedanke ließ seinen Magen erneut schwanken.

 

Ezra richtete sich jetzt ein wenig auf, sodass Nathan von ihm zurückwich und sich ebenso wie Ezra auf dem Bett aufstützte. Halb sitzend lagen sie nebeneinander. Ezra seufzte leise.
 

„Mir scheint, die Geschichte hat ihre Wirkung verfehlt.“

 

„Nein, überhaupt nicht“, widersprach Nathan sofort. „Ich … es tut mir leid, dass du so … dass du das erleben musstest. Das muss furchtbar gewesen sein.“

 

Ezra lächelte ein wenig schief.
 

„Tja, ähm … also eigentlich hatte ich gehofft, dass du es romantisch fändest, dass Elisabeth mich zu einem der ihren gemacht hat. Sie hätte mir nie etwas angetan. Sie hat mich geliebt.“

„Dann hätte sie besser auf dich aufpassen müssen, anstatt dich ausgerechnet mit Darnelle allein zu lassen!“

 

Nathan klappte erschrocken den Mund wieder zu. Dass er dieser Elisabeth speziell das vorwarf, machte die Sache nicht unbedingt besser. Auch Ezra schien nicht zu wissen, was er jetzt sagen sollte.
 

„T-tut mir leid“, stotterte Nathan. „Ich wollte nicht …“

 

„Ist schon gut“, unterbrach Ezra ihn. „Vielleicht hast du damit sogar recht. Elisabeth konnte wirklich manchmal etwas gedankenlos sein. Aber ich denke, sie hat Darnelle einfach vertraut. Er war ihr Freund. Ihr Geliebter. Wie hätte sie ahnen können, dass er sie betrügen würde?“

 

Immerhin hat sie zugelassen, dass er dich wie Dreck behandelt, dachte Nathan, aber er sprach diesen Gedanken nicht laut aus. Für heute hatte er genug Porzellan zerschlagen.

 

Schweigend saßen sie eine Weile nebeneinander, bis es Nathan schließlich nicht mehr aushielt.

 

„Was passierte, nachdem du zu einem Vampir geworden bist?“

 

Ezra sah an ihm vorbei irgendwo in Richtung der unaufgeräumten Kommode.

 

„Für mich begann die schönste Zeit meines Lebens. Ich war mit der Frau zusammen, die ich liebte, und wir genossen, was immer das Leben uns zu bieten hatte. Durch sie lernte ich die Welt kennen. Wir besuchten Städte, von denen ich bisher nur gehört hatte und manchmal nicht einmal das. Rom, Athen, Paris, Prag. Es war ein fulminantes, ein ausschweifendes Leben. Wie ein Rausch. Obendrein die Gewissheit, dass dieses Glück für immer halten würde. Ich hätte nicht glücklicher sein können.“

 

Ezras Stimme war am Schluss immer leiser geworden und Nathan konnte bereits das Aber darin hören, bevor er es ausgesprochen hatte.
 

„Aber die Zeiten waren unruhig. Wir hätten fliehen können, vielleicht sogar sollen, aber Elisabeth wollte von all dem nichts wissen. Sie weigerte sich, Europa zu verlassen, und so begaben wir uns an einen vermeintlich sicheren Ort, um dort abzuwarten, dass der Krieg an uns vorbeizog. Wir hätten nicht falscher liegen können.“

 

Ezra hatte jetzt die Augen geschlossen, seine Gedanken weit weg. Nathan wagte kaum zu atmen, und doch musste er wissen, was passiert war.
 

„Wo ist Elisabeth jetzt?“, fragte er, obwohl er die Antwort längst kannte. Ezras Gesichtsmuskeln zuckten.
 

„Sie starb. Eine Brandbombe traf das Hotel, in dem wir untergekommen waren. Elisabeth wurde von den Flammen eingeschlossen. Wir hörten noch, wie sie schrie, aber wir konnten nichts für sie tun. Am Ende gewann das Feuer.“

 

Ezra schwieg, doch auch Nathan wusste nicht, was er jetzt sagen sollte. Dieses Ende klang selbst für einen Vampir unheimlich grausam. Zu wissen, dass Ezra diese Situation hilflos hatte mitansehen müssen, machte es nur noch schlimmer. Er musste halb wahnsinnig gewesen sein vor Schmerz.
 

„Und dann?“, fragte Nathan trotzdem, nur um die Stille zu durchbrechen. Ezra atmete tief ein.

 

„Wir blieben noch eine Weile in Europa. Darnelle und ich überzogen die Stellungen der Angreifer mit einem blutigen Rachefeldzug. Wie Berserker fielen wir über sie her und töteten alle, die unseren Weg kreuzten. Aber es waren zu viele und die Orte, an die wir uns zurückziehen konnten, wurden immer weniger. Am Ende verließen wir das Land, um hier neu anzufangen. Aemilius kümmerte sich um alles. Er nahm Kontakt auf, pflegte Beziehungen, sorgte für Vermögen, Land und Macht. Er erschuf ein Imperium aus dem Nichts heraus und schon bald schien es, als wären wir alle Sorgen los. Doch das Loch, das Elisabeth in meinem Herzen hinterlassen hatte, war zu groß, um es mit irgendwelchen Besitztümern zu füllen. Stattdessen beschränkte ich mich lange Zeit darauf, einfach gar nichts zu fühlen.“

 

Ezra öffnete die Augen. Er sah Nathan an und in seinem Blick lag plötzlich wieder so etwas wie Hoffnung. Zärtlichkeit. Und Wärme.

 

„Bis ich dich traf“, sagte er leise. „Ich weiß, dass das eigenartig klingen muss und ich habe wirklich versucht, mir immer wieder genau das in Gedächtnis zu rufen, was auch du gesagt hast. Dass ich ein Vampir bin und du ein Mensch. Aber du bist etwas Besonderes, Nathan. Und ich würde mich freuen, wenn du wenigstens … irgendwann … darüber nachdenken könntest, mir eine Chance zu geben. Wenn du nicht mehr … also, wenn ich …“

 

Ezra verstummte und Nathan bildete sich ein, das wilde Pochen seines Herzens hören zu können. Oder vielleicht war es auch nur sein eigenes, das gegen das Gefängnis, in dem es sich befand, anhämmerte. Es wollte hinaus. Es wollte frei sein. Glücklich. Mit Ezra.

 

Nathan biss sich auf die Lippen. Sollte er es wirklich wagen?

 

„Okay“, sagte er entschlossen, bevor er es sich anders überlegen konnte. „Aber bevor wir irgendwas tun, was ich später bereue, will ich, dass wir uns besser kennenlernen. Miteinander ausgehen. Auf Dates. Richtige Dates. Ohne dunkle Ecken und Vampire, die mir mein Blut abzapfen wollen oder dich umbringen. Und ich will, dass du mir alles über dich erzählst. Jede noch so kleine Kleinigkeit. Ich meine, du hast über hundert Jahre auf dieser Welt verbracht. Da muss es doch Tonnen von Dingen geben, von denen du berichten kannst. Wichtige, historische Ereignisse, bei denen du live dabei warst. Die Mondlandung, das Kennedy-Attentat oder die Erfindung des Farbfernsehens!“

 

Ein kleines Lächeln zupfte an Ezras Mundwinkeln herum. Er sah Nathan von unten herauf an.
 

„Also wenn ich ehrlich bin, gehe ich tatsächlich lieber ins Kino.“

 

Nathan erinnerte sich. Ezra hatte so etwas erwähnt.

 

„Um Leute auszusaugen?“, fragte er mit dem Ansatz eines Grinsens im Gesicht.
 

„Nur, wenn sie damit einverstanden sind.“

 

Eine winzige Welle der Erregung wusch über Nathan hinweg. Er sah, wie Ezra versuchte, unauffällig zu schlucken. Sich zurückzuziehen und sich zu beherrschen, doch das Kribbeln in Nathans Bauch blieb.

 

Er ist ein Vampir. Er kann nicht anders.
 

Er dachte an die Szenen im Club, die er beobachtet hatte. Das Gefühl und die Neugier, die sie in ihm ausgelöst hatten. Die Frage danach, wie es sich anfühlte, sich so vollkommen hinzugeben. Die Begegnung mit Darnelle hatte dieses Bedürfnis verblassen lassen, aber es war da gewesen. Und zu diesem Zeitpunkt hatte ihn kein Vampir beeinflusst.

 

Und wenn wir beide es wollen, wäre es dann nicht … in Ordnung?

 

Er räusperte sich, um wieder zu klarem Verstand zu kommen. Denn da war noch etwas, dass er unbedingt klarstellen musste.

 

„Es gibt da allerdings noch eine Sache“, begann er und versuchte den Gedanken an Darnelle zurückzudrängen. „Ich will, dass du mir versprichst, dass du nie versuchen wirst, mich zu einem Vampir zu machen.“

 

Ezra antwortete nicht darauf. Nathan fürchtete für einen Augenblick, dass er zu weit gegangen war, aber dieser Punkt war für ihn nicht verhandelbar.
 

„Ich respektiere, dass du dich von Blut ernährst“, erklärte er weiter, „und dass es dafür offenbar keine Alternative gibt. Aber für mich ist die Vorstellung einfach … Es geht nicht. Verstehst du das?“

 

Ezras Miene wurde für einen Moment unergründlich. Er schien über etwas nachzudenken. Nathan zog die Nase kraus.

 

„Ist das okay für dich?“
 

Ezra hob den Blick. Darin herrschte ein seltsamer Tumult, den Nathan sich nicht erklären konnte. Oder wollte. Hatte Ezra etwa gehofft, dass er …?

 

„Ich überlege, ob es nicht doch eine Möglichkeit gibt, wie ich darauf verzichten könnte.“

 

Nathan blinzelte überrascht.
 

„Was meinst du damit? Willst du jetzt auf Blutkonserven umsteigen? Oder Tierblut?“
 

Ezra schüttelte den Kopf.
 

„Das würde nicht funktionieren. Die Übertragung gelingt nur, wenn das Blut, das ich trinke, von einem lebendigen Menschen kommt. Aber …“

 

Er strich mit der Hand über den Verband auf seiner Brust.

 

„Als Aemilius mich angriff, benutzte er dazu einen Pflock, der mit Ghulblut getränkt war. Diese Substanz hat eine Art Umkehrwirkung auf das, was uns Vampire am Leben erhält. Sie verhindert die Heilung und setzt die vampirische Macht außer Kraft. Und jetzt frage ich mich, ob es vielleicht möglich wäre, mich damit wieder … zurückzuverwandeln.“

 

Nathan erstarrte. Das hörte sich zu fantastisch an, um wahr zu sein. Trotzdem konnte er sich nicht darüber freuen.

 

„Und was, wenn es schiefgeht?“

 

Ezra verzog die Lippen zu einem schmalen Lächeln.
 

„Dann wäre meine Zeit hier wohl abgelaufen.“

 

Nathan dachte nicht einmal für den Bruchteil einer Sekunde darüber nach.
 

„Nein!“, schmetterte er Ezra entgegen und richtete sich auf, damit der auch merkte, dass es ihm damit ernst war. „Du wirst nicht dein Leben aufs Spiel setzen, nur weil ich …“

 

„Aber du hast doch das Gleiche für mich getan.“

 

Ezra schien tatsächlich nicht zu verstehen.
 

„Ja, aber das wusste ich nicht!“, konterte Nathan aufgebracht. „Nicht wirklich. Und als ich es endlich verstanden hatte, wurde mir klar, dass du das nie hättest verlangen dürfen. Und auch nicht hast. Es war meine Entscheidung und sie war selten dumm, aber es war immer noch mein freier Wille. Selbst Darnelle hat das begriffen und der hielt ja bekanntlich nicht besonders viel von Menschen.“

 

Ezra machte ein Gesicht, als hätte Nathan ihm eine Ohrfeige versetzt. Er tat Nathan leid, aber er wusste, dass das hier wichtig war. Unheimlich wichtig.
 

„Wenn wir wollen, dass das mit uns funktioniert, werden wir … wir werden uns so akzeptieren müssen, wie wir sind. Ohne Anpassung unserer Essgewohnheiten. Oder Kleidungsstile. Oder sonstiger Dinge, die uns wichtig sind. Die uns ausmachen.“

 

Ezra schwieg dazu. Nathan sah, dass ihn noch etwas beschäftigte. Fragend sah er Nathan an.

 

„Was passiert, wenn du einen Unfall hast, der dein Leben bedroht? Dürfte ich dich dann retten?“

 

Nathan zögerte. Er wusste, wie seine Antwort darauf aussah, trotzdem wollte er Ezra nicht das Gefühl geben, dass er das Angebot leichtfertig ausschlug.

 

„Wenn dieser Fall eintritt, sollten wir beide besser hoffen, dass ein guter Arzt in der Nähe ist. Ansonsten …“

 

Er sagte nicht mehr. Es war nur ein theoretisches Szenario und das wussten sie beide. Ezra nickte langsam.
 

„In Ordnung.“

 

Sein Brustkorb hob und senkte sich unter einem tiefen Atemzug.

 

„Wenn das dein Wunsch ist, werde ich mich dem fügen. Aber ich werde, solltest du in Zukunft eine Leidenschaft für lebensgefährliche Hobbys entwickeln, darüber nachdenken, dich in meinem Keller einzusperren. Bei veganer Diät, selbstverständlich. Wir wollen ja nicht, dass du dich allzu sehr veränderst.“

 

Sein Tonfall war vollkommen ernst, während er das sagte, aber Nathan verstand, dass das ein Friedensangebot war. Eines, das er vorhatte, anzunehmen.

 

„Gut“, sagte er und bemühte sich sehr, nicht zu grinsen. „Aber ich muss dich warnen. Ich bin ein anspruchsvoller Gast.“

 

Auch Ezras Mundwinkel zuckten.
 

„Tja und ich habe, wie es aussieht, unheimlich viel Geld zu Verfügung. Dazu Häuser, Ländereien, Immobilien, Aktien. Ich könnte dir einen Koch kaufen, wenn du willst.“

„Und wenn ich selbst kochen möchte?“

„Bekommst du eine Küche.“

„Und wenn sie mir nicht gefällt?“

 

Ein warmes Lächeln erschien auf Ezras Gesicht.

 

„Dann werden wir auch dafür eine Lösung finden.“

„Glaubst du das wirklich?“

„Ja, das glaube ich.“

 

Für einen Moment sahen sie sich in die Augen. Da war wieder dieses Kribbeln. Diese Verbindung, die sie bereits damals gehabt hatten. Noch bevor Nathan überhaupt gewusst hatte, dass Ezra tatsächlich ein Vampir war.

 

Vielleicht finde ich ja beides anziehend. Den Vampir und den Mann.

 

Mit immer lauter klopfendem Herzen rückte er ein Stück näher an Ezra heran. So nahe, dass sich ihre Nasenspitzen fast berührten.

 

„Ich glaube, ich würde dich jetzt gerne küssen.“

 

Ezra lächelte.

 

„Dann tu’s doch einfach.“

 

Mit einem letzten Blick in Ezras dunkle Augen beugte Nathan sich vor, doch noch bevor er ihn erreichte, war der ihm bereits entgegengekommen. Ihre Lippen trafen sich zu einem Kuss. Er war gut. Sanft und leidenschaftlich zugleich und er versprach der Auftakt von etwas Großem zu werden. Etwas sehr, sehr Großem.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Ryosae
2022-10-17T12:11:53+00:00 17.10.2022 14:11
Hey Mag,
ach wie süß! Die Aussprache war lange überfällig.
Doch Ezra hat noch viel zu erzählen, sehr viel 😅
OMG! Nathan ist doch kein Vampir? Hab ganz, ganz fest damit gerechnet 🙈
Ja gut, Nathan war wirklich egoistisch eben. xD
Da kommt der gute Ezra heim, mit einem großen Loch in der Schulter, vielleicht noch andere Wunden, die noch nicht verheilt sind, seine Gefährten sind alle tot und joa... es geht erstmal um die komische Stimmung zwischen den Beiden und wo sie jetzt nach dem Anschlag von Darnelle stehen. Aber sie haben es ja hingebogen. ;)
Finde auch sehr schön wie du mehr Infos zu Elisabeth eingebaut hast.

Freut mich das es zwischen Marvin und seinem Freund wieder zu laufen scheint. Die Zwei scheinen echt gut zusammen zu passen xD

Kommt jetzt noch der Epilog und schluss aus?

LG
Ryo
Antwort von:  Maginisha
17.10.2022 16:42
Hey Ryosae!

Nathan als Vampir? Nee, das geht gar nicht. :D

Das mit dem Egoismus ist halt so ne Sache. Immerhin hat Nathan auch gerade ein ziemlich traumatisches Erlebnis hinter sich. Ob er es normalerweise auf den Tisch gebracht hätte, ist fraglich, aber er hat es halt mit dieser Erfahrung im Nacken auch nicht über sich gebracht, sich Ezra in die Arme zu werfen und so zu tun, als wenn nichts wäre. Zumal wenn er ja eigentlich beschlossen hatte, sich eben genau nicht mehr zu verstellen. Aber so irgendwie haben sie es ja hingekriegt. ^^

Infos zu Elisabeth? Öhm naja. Man hat vielleicht noch eine ein wenig bessere Vorstellung von ihr. Aber so ganz die vergötterte Traumfrau, zu der Ezra sie gemacht hat, war sie vielleicht doch nicht. ^_~

Es soll jetzt tatsächlich nur noch ein Epilog folgen und dann ist es zu Ende. Ein paar Fragen sind ja noch zu klären, aber ich denke, dass es das dann gewesen ist. Lieber ein Ende mit Schrecken und so. Und vielleicht kommt dann ja mal wieder was Neues.

Zauberhafte Grüße
Mag


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