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Ein letztes Geheimnis

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Einen schönen Samstag euch allen!

Ich hab nicht viel zu sagen, außer frohe Ostern und viel Spaß mit dem nächsten Kapitel ;-)

Bis nächstes Wochenende^^ Komplett anzeigen

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Kapitel 33 - Sonnenaufgang

Kapitel 33 – Sonnenaufgang

 

-Zorro-

„Einen schönen guten Morgen, Lorenor. Ich hatte dich zu so früher Stunde hier nicht erwartet?“

„Ich hatte Nachtwache“, entgegnete er kühl, während der Samurai gähnend zu ihm auf die Wiese kam und sein Schwert am Mast ablegte. Im schwachen Licht der nahenden Morgendämmerung konnte er die Gesichtszüge des anderen kaum erkennen.

„Wieder einmal? Warum hast du überhaupt eine Koje, wenn du sie eh nie nutzt?“

„Warum hast du eine gute Erziehung, wenn du sie eh nie nutzt?“

„So unverschämt.“ Nun war der andere nahe genug, dass Zorro sein Grinsen sehen konnte. Er sah immer noch recht bleich aus und klang immer noch nicht so, wie Zorro es gewohnt war, aber bei weitem nicht mehr so schlecht wie in den vergangenen Tagen.

„Hat Chopper dich entlassen?“

„Widerwillig“, gestand der Ältere ein, „aber er hat meinen Beweggründen zugestimmt, nachdem ich versprach, mich die nächsten Tage regelmäßig zu melden und meine Medikamente zu nehmen. Wirklich ein kleiner Sturkopf, er hat mir tatsächlich einen Ernährungsplan aufgeschwatzt und kein Wein für mindestens zwei Monate, ich bin entsetzt.“

„Tut mir leid, dass mein Mitleid sich in Grenzen hält, nachdem du mich fast ein halbes Jahr zur Abstinenz gezwungen hast.“

„Du bist so grausam, Lorenor.“

„Du wusstest, worauf du dich einlässt, für Beschwerden ist es jetzt zu spät.“

Der andere lachte kurz, ehe er ernst wurde.

„Pass gut auf dich auf, Lorenor. Ich werde ein Auge auf deine Vivre Card halten.“

„Tze, glaubst du wirklich, dass de Flamingo so ein Problem wird?“

Dulacre rollte mit den Augen.

„Wir beide wissen, dass meine Sorge nicht diesem Federvieh gilt. De Flamingo sollte für dich keine Herausforderung darstellen, Eizen hingegen…“

„Jetzt mach dir mal nicht ins Hemd. Wir haben einen Plan und es wird schon alles gutgehen und wenn doch nicht…“ Zorro grinste ihn an. „…dann bin ich schon ganz gespannt zu sehen, wie stark du sein kannst, wenn du deine Kontrolle aufgibst.“

Im schwachen Licht des kommenden Tages blitzten die Falkenaugen gefährlich auf.

„Die meisten Menschen würden sich davor fürchten, mich in einem solchen Zustand zu erleben.“

„Ich bin nicht wie die meisten Menschen.“

Noch eine Sekunde sah der Ältere ihn an, ehe er nickte und sich zum Gehen wandte.

„Sollte ich nichts von dir oder Jiroushin hören, werde ich kommen, Lorenor. Egal was passiert, halte bis dahin aus, ganz gleich, was du tun musst. Sollte dein Plan nicht aufgehen, werde ich dich retten.“

„Tze, hör auf so zu tun, als wäre ich eine Jungfrau in Nöten.“

Der andere hob nur eine Augenbraue an.

„Solltest du von Eizen oder der Weltregierung gefangen genommen werden, wirst du alle Merkmale einer Jungfrau in Nöten erfüllen, Lorenor.“

„Ach, halt doch die Klappe.“

„Melde dich ab und an; du weißt, ich mache mir schnell Sorgen. Bis dann, Lorenor.“

„Warte.“

Der andere blieb stehen.

„Was denn? Du bist doch niemand, der rührselige Abschiede begrüßt.“

„Ich habe noch eine Frage an dich.“

Offensichtlich überrascht wandte der Samurai sich um.

„Um was geht es?“

Zorro zog den winzig klein gefalteten Zettel hervor und reichte ihn dem Älteren.

„Erkennst du diesen Mann?“, fragte er ernst.

„Warum fragst du?“, entgegnete Dulacre und nahm das Bild entgegen, hatte offensichtlich den harten Themenwechsel nicht erwartet. „Weißt du, wer er ist?“

Zorro schüttelte den Kopf.

„Ich weiß, dass er bis vor circa 15 Jahren bei der Marine war und weil du auch mal ein Soldat warst…“ Er beendete den Satz nicht.

„Interessant“, murmelte der Samurai und begutachtete das Bild einen Moment, „ist er wie du?“

„Ja.“

Ein gefährliches Grinsen glitt über die kühlen Züge des anderen.

„Welch interessanter Zufall“, bemerkte er dann und sah Zorro an.

„Das heißt, du weißt, wer er ist?“

„Ja, er ist ein paar Jahre jünger als ich und trat ebenfalls schon als Kind der Marine bei. Ich erinnere mich an ihn, Jiroushin und er haben sich gut verstanden, die paar Male, die wir uns begegnet sind, obwohl das offiziell natürlich nie geschehen ist.“ Erneut warf er einen Blick auf das Bild, ehe er wieder Zorro ansah. „Und du willst mir wirklich sagen, dass du nicht weißt, wer er ist? Dies ist kein dummer Scherz?“

„Würde ich dich sonst fragen?“, entgegnete Zorro nur. „Wer ist er?“

Immer noch am Grinsen schüttelte der Samurai den Kopf.

„Ich dachte nur, im Angesicht eures bevorstehenden Abenteuers. Schließlich wurde er vor über einem Jahrzehnt von niemand anderem als de Flamingo getötet, erschossen, wenn ich mich recht erinnere.“

„Was?“

„Ganz recht. Lorenor, dieser Mann ist nicht irgendwer. Sein Name lautet Don Quichotte Rocinante.“ Klar sahen ihn diese Falkenaugen an. „Er ist de Flamingos kleiner Bruder.“

„Was?“ Ungläubig starrte er den anderen an. „Er hat seinen eigenen Bruder…?“

„Nach meinem Kenntnisstand ja, aber das war bereits, nachdem ich die Marine verlassen habe. Die genauen Umstände sind mir nicht bekannt, aber ich bin mir sicher, dass de Flamingo seinen jüngeren Bruder getötet hat. Warum willst du das wissen, Lorenor? Hat das etwas mit eurem bevorstehenden Kampf zu tun?“

„Nein“, winkte Zorro direkt ab, „das hat nichts miteinander zu tun. Glaub mir, es ist nur ein Zufall.“

Zweifelnd hob der andere eine Augenbraue an.

„Bist du dir da sicher? Du zeigst mir ein Bild von de Flamingos verstorbenen Bruder an dem Tag, an dem ihr in einer Allianz mit Trafalgar Law ihn angreifen wollt, und sagst mir, dass dieser jüngere Bruder wiederauferstanden sein soll? Und das soll ein Zufall sein?“

„Es ist mir egal, was es ist, Dulacre. Ich wollte nur jemandem helfen und dachte, du wüsstest was, mehr ist es auch nicht. Ich bin genauso überrascht wie du, das kannst du mir glauben.“

„In Ordnung, ich glaube dir“, nickte der Ältere und reichte Zorro das Bild zurück. „Was hast du nun mit diesem Wissen vor?“

Für einen Moment überlegte Zorro. Damals hatte er keine Möglichkeit gehabt, Comil das Bild zu geben, aber jetzt, da er wusste, wer die Soldatin wirklich war, sollte er sich wohl mit ihnen in Verbindung setzen.

„Kannst du Jiroushin fragen, ob er ein Treffen zwischen mir und Comil arrangieren kann?“

Erneut nickte der Samurai, ohne Fragen zu stellen, die Zorro ihm nicht beantworten würde.

„Ich werde ihn darum bitten.“

„Danke.“

Es schien, als wollte der Samurai sich wieder zum Gehen wenden, doch mitten in der Drehung hielt er inne, als wäre ihm eine Idee gekommen.

„Bevor ich gehe“, murmelte er und wandte sich wieder langsam um, einen Finger nachdenklich an sein bärtiges Kinn gelegt, „würde ich gerne noch etwas ausprobieren.“

Sein Blick fiel auf Zorro und er erkannte den Blick sofort. Was auch immer der andere vorhatte, er würde Zorro vor eine Herausforderung stellen.

„Was hast du vor?“

„Du wirst es nicht mögen“, bemerkte der Ältere und schritt auf ihn zu, „aber ich denke, es ist an der Zeit.“

„An der Zeit für was?“, hakte Zorro misstrauisch nach. Er hoffte sehr, dass der andere nicht irgendwelche dreckigen Hintergedanken hatte. Auf so einen Mist hatte er jetzt überhaupt keinen Bock.

„Ich habe eine letzte Lektion für dich, Lorenor“, sprach Dulacre und sah ihn ernst an. „Du wirst nochmal mit mir tanzen.“

„Was? Wieso sollte ich…?“

„Lass mich ausreden“, unterbrach er Zorro direkt. „Dank Jiroushins Hilfe konntest du zwar lernen, zu führen, und hast dieses Problem hervorragend gemeistert. Aber seit diesem einen kläglichen Versuch haben wir nicht einmal mehr versucht, ob du nun auch mich führen kannst. Ich denke, es ist an der Zeit, dies erneut auszuprobieren.“

Fassungslos starrte er den anderen an.

Er erinnerte sich sehr genau an diese Einheiten. Er erinnerte sich sehr gut daran, als der Samurai festgestellt hatte, dass Zorro anscheinend nicht gewusst hatte, wie man einen Kampf führt, und versucht hatte, ihm das über den Tanz beizubringen. Er erinnerte sich genau an die nervigen Stunden mit Perona, ehe er schließlich versucht hatte, Dulacre zu führen. Er hatte ihn nicht einen Schritt bewegt bekommen, als hätte er versucht, einen Berg mit einem Handfächer zu verschieben. Wäre Jiroushin nicht zur Hilfe gekommen, hätte Zorro vermutlich nie verstanden, worauf sein Lehrmeister hinausgewollt hatte.

Mittlerweile wusste Zorro natürlich, wie man einen Kampf führte, kontrollierte, aber seit jenem Training mit Jiroushin hatte er nicht einmal mehr tanzen müssen, erst recht nicht mit dem Samurai.

„Ich will nicht“, murrte er. „Ich weiß, wie man einen Kampf führt. Warum sollten wir so einen Mist machen?“

„Ich bin ganz überrascht, dass du das so siehst, Lorenor“, entgegnete der Ältere mit einem gefährlichen Grinsen, „solltest du nicht die Gelegenheit nutzen, so viel über deinen zukünftigen Gegner herauszufinden, wie nur irgendwie möglich? Bist du nicht neugierig, zu sehen, ob du es nun kannst?“

Verdammt!

Es gab keine Möglichkeit für Zorro, sich da herauszureden, und Dulacres Grinsen zeigte, dass er das auch ganz genau wusste. Aufschnaubend gab er nach.

„Na meinetwegen. Wenn es denn sein muss.“

Wie auf Kommando ging Dulacre in Position und schien Zorro zu erwarten. Er atmete tief ein und schritt nach vorne, ergriff die Hand des anderen und ging ebenfalls in Position.

Anders als Jiroushin beugte Dulacre seinen Rücken nicht und dieses Mal ging er auch nicht in die Knie wie damals, er passte seine Körperhaltung nicht im Mindesten an Zorro an. Schon damals hatte er behauptet, nicht gut darin zu sein, geführt zu werden, und nun schien er nur noch unbeugsamer.

Zorro schloss sein Auge und holte tief Luft. Wenn er das schon tun würde, dann wollte er es auch schaffen. Er spürte, wie eine Anspannung durch seinen Körper glitt, als seine Muskeln sich an die Haltung erinnerten.

Dulacres Hand in seiner war kühl, die Rippen unter seinen Fingern stabil. Zorro wurde bewusst, dass der andere seine Körperhaltung nicht korrigieren würde, also hob er seinen Ellenbogen höher, ohne seine Schulter zu verspannen, streckte seinen Hals.

Es gab keine Musik, die ihm Takt oder Rhythmus vorgab. Es gab keine Regeln außer die ganz simple, dass er führen musste, und er musste aufpassen, dass er nicht vom Führenden zum Folgenden würde, dass er sich nicht von den Gedanken seines Gegenübers beeinflussen lassen würde.

Als er ausatmete, schaute er zu seinem Partner auf, der seinen Blick unleserlich begegnete. Nichts war mehr zu sehen von dem vorherigen Grinsen, dem vorherigen Schalk. Dulacre nahm diesen Tanz so ernst wie jede Einheit zuvor und Zorro war sich sehr wohl bewusst, dass es hier um viel mehr ging als um einen hässlichen Walzer. Das hier war ein letzter Test, bevor Dulacre ihn als ebenbürtig akzeptieren würde, und Zorro beabsichtigte, ihn zu bestehen.

Jedoch wie damals stand Dulacre vor ihm wie der unbezwingbare Berg eines Mannes, nicht gewillt, auch nur einen Schritt zu weichen, nicht gewillt, auch nur einen einzigen Schritt zurückzuweichen.

Zorro hielt diesen gelben Augen stand.

Sein Gegenüber war jemand, der nie gelernt hatte, sich anzupassen, der nahm, sagte und tat, wie es ihm gefiel. Er war arrogant, selbstbewusst und kannte seine eigenen Stärken und Schwächen perfekt, sein Wille so stark und unbeugsam, dass Zorro es genau spüren konnte.

Genau wie damals wusste er auch heute, dass Dulacre niemand war, der folgte, der sich in die Position des Tanzpartners drängen lassen würde. Er war der perfekte Stratege, der nahezu perfekte Schwertkämpfer, der den Kampf kontrollierte, noch bevor er seine Waffe gezogen hatte. Es war schlicht unmöglich, ihn zu führen.

Dulacre trat auf ihn zu, gleichzeitig trat Zorro einen Schritt zurück. Dies wiederholte sich, einmal, zweimal, dreimal, dann ein Schritt zur Seite und wieder zurück. Zorro drehte sich auf der eigenen Achse, während der Samurai um ihn herum ging, und wieder einen Schritt zurück, wieder ein Schritt zur Seite, noch ein Schritt zur Seite. Nun eine schnellere Schrittfolge nach hinten, unterbrochen durch eine halbe Drehung, und dann weiter zurück, schneller, zur Seite, zurück, Wiegeschritt, zurück, Drehung, zurück, Schrittwechsel, zurück, Schwebefigur, Drehung, zurück, schneller, zurück, Drehung, nach vorne, zur Seite, Schwebefigur.

„So viel Aufwand, für einen einzelnen Schritt“, bemerkte der Samurai mit hochgezogener Augenbraue, klang beinahe gelangweilt, trotz seiner rauen Stimme.

Zorro reagierte nicht, erlaubte dem anderen nicht, ihn abzulenken. Ein Fehler und…

Nun standen sie da, immer noch standen sie da, auf den Fußspitzen, viel zu lange. Dulacre sah zu ihm hinab, sein Gesicht unleserlich. Er würde nicht einen Schritt zurückweichen und noch hatte der Samurai eindeutig die besseren Reserven, ganz gleich, wie angeschlagen er auch sein mochte.

Zorro trat zurück, Schritt zur Seite, Drehung und nach hinten. Zwei schnelle Seitwärtsschritte, ein Schritt zurück, Wiegeschritt, ein Schritt nach vorne und ausdrehen.

Er atmete schwer, zwei Schritte gleichsam nach vorne, einen zurück, dann ergriff er wieder die Hand des anderen und blieb stehen, sein ganzer Körper brannte, als hätte er gerade einen Kampf epischen Ausmaßes hinter sich gebracht.

„Wirst du so gegen mich kämpfen?“, fragte Dulacre und sah kühl zu ihm hinab. „Denkst du, du könntest auf diese Art den Kampf gegen mich führen?“

Zorros Mund war trocken und seine Kehle kratzig.

„In einem Kampf“, flüsterte er, „wirst du nicht bereit sein, zu folgen. Also was für einen Sinn würde es ergeben, dich führen zu wollen?“

Einen Moment begutachtete der andere ihn ausdruckslos, doch dann lachte er auf und ließ ihn los.

„Sehr gut, sehr gut“, lachte er und nickte. „Etwas anderes hätte ich nicht von dir erwartet, Lorenor. Hervorragend.“

Zorro lachte nicht, sein Körper brannte immer noch. Das hier war anders gewesen als sein erster Kampf gegen den anderen, warum war es anders gewesen? Damals hatte er sich doch auch nicht…

„Du hast dich zurückgehalten“, flüsterte Zorro ungläubig, „bei unserem Kampf auf Kuraigana hast du dich zurückgehalten.“

Das Grinsen des anderen wuchs eine Spur.

„Im Rahmen meiner begrenzten Möglichkeiten, natürlich, aber wir beide wissen, dass ich mich nicht wirklich in einem Kampf gegen dich zurückhalten kann, ganz gleich, wie sehr ich es versuche; dafür ist meine Kontrolle zu unzureichend.“

„Was ist es dann?“, murrte Zorro. „Warum ist es… so schwer?“

„Weil du jetzt getan hast, was du tun musst, wenn du jemanden wie mich je besiegen willst, wenn du Kaido besiegen willst. Ich werde nie zulassen, dass du den Kampf kontrollierst, verstehst du? Solange du mit mir um die Kontrolle kämpfst, wirst du verlieren. Das war der Grund, warum du mich zuvor nicht bewegen konntest. Du wolltest führen, aber ich werde nie folgen.“

Dulacre legte ihm eine Hand auf die Schulter und nickte anerkennend.

„Ich wusste, dass du es jetzt schaffen könntest, wahrlich faszinierend.“

„Ich verstehe noch nicht mal, was ich getan haben soll“, entgegnete Zorro zweifelnd.

„Dies überrascht mich leider auch nicht, wie immer lernst du die kompliziertesten Techniken, ohne sie überhaupt zu begreifen.“

„Ist es das, was du mir nicht beibringen konntest?“, flüsterte Zorro und ignorierte den Seitenhieb. „Diese eine Sache, die ich selber lernen musste?“

Der Ältere neigte nun leicht den Kopf und schmunzelte, als würde er überlegen, ob er Zorro antworten sollte.

„Diese Technik, die du gerade angewandt hast, ist die hohe Kunst einen Kampf zu kontrollieren, ohne zu führen.“

Fassungslos sah er den anderen an.

„Aber… aber… was?“

Der Ältere gluckste leise, offensichtlich amüsiert über Zorros Verwirrung.

„Es ist eigentlich ganz simpel. Sowohl meine als auch Kaidos Kontrolle ist unvollständig. Dies bedeutet auch, dass wir gar nicht anders können, als einen Kampf immer und immer zu führen, wir können uns nicht zurücknehmen und den anderen führen lassen, dem anderen folgen. Dieser unnachgiebige Kampfeswille ist zugleich auch unsere größte Schwäche, denn unsere Kontrolle kann nie perfekt sein, wir werden nie einen Kampf perfekt führen können.“

Mit großem Auge sah Zorro den anderen an, als er begriff.

„Und wenn meine Kontrolle perfekt ist, kann ich in dem Moment, in dem deine es nicht ist, den Kampf für einen Moment führen.“

„Korrekt und dies ist dein einziger Weg, wie du mich je besiegen kannst. Ich bin dir in allem überlegen, Kampftechnik, Stärke, Erfahrung, es gibt nur eine Sache, die ich nicht kann.“

„Du weißt nicht, wie man folgt.“

„Genau.“ Plötzlich wandte der andere sich um, griff nach seinem Schwert und ging. „Nun gut, du hast bestanden, Lorenor. Kultiviere diese Technik und besiege Kaido, und wenn du bereit bist, komm zu mir und fordere mich heraus.“

„Warte!“ Zorro eilte ihm nach. „Woher wusstest du, dass ich es konnte? Woher wusstest du, dass ich es jetzt hinkriegen würde, wenn ich es doch vor einem Monat noch nicht hinbekommen hätte?“

Der Samurai blieb stehen und sah ihn mit hochgezogener Augenbraue über die Schulter hinweg an.

„Weil du endlich bereit bist. Weil du seit gestern bereit bist. Dein ganzes Leben bestand daraus, meinem Schatten zu folgen und dabei aber nur dich selbst stets zu kontrollieren, während du dich den Kämpfen angepasst hast. Aber gestern hast du entschieden, mir nicht länger zu folgen, gleichsam musstest du einen Teil deiner Kontrolle abgeben, um dich endlich öffnen zu können, ohne dass du sie aufgegeben hast. Du hast dich mit mir auf eine Stufe gestellt und das ist der Grund, warum du es heute konntest. Du hast verstanden, was es bedeutet ebenbürtig zu sein und dies hat dir ermöglicht meine Schwächen zu sehen.“

Er verstand kaum, was der andere sagte.

„Aber irre dich nicht, Lorenor. So wie du meine nun siehst, so sehe ich auch deine, denn ich sehe dich schon seit sehr langer Zeit als ebenbürtig an.“

„Aber wie wende ich das gegen Kaido an?“, fragte Zorro und ignorierte die Drohung, wusste nicht wirklich, was dies bedeutete. „Sag mir nicht, dass ich mit ihm eine Beziehung eingehen muss?“

„In gewisser Weise schon, mein lieber Sozius, allerdings bitte nicht in der gleichen emotionalen Tiefe, das würde mich durchaus eifersüchtig machen.“ Er zeigte ihm ein gefährliches Grinsen, ehe er wieder ernst wurde. „Du musst ihm erlauben, zu führen, ohne dass er dich kontrolliert.“

„Das hört sich an, als sollte ich ihm folgen, aber hast du mir nicht wochenlang gesagt, dass…?“

„Hör mir aufmerksam zu, Lorenor.“ Dulacre wandte sich ihm wieder zu. „Ich habe gesagt, es ist die Kunst, den Kampf zu kontrollieren, ohne zu führen. Ich habe gesagt, dass du ihm erlauben musst, zu führen, ohne dass er dich kontrolliert…“

„Aber…“

„Aber ich habe nicht ein einziges Mal gesagt, dass du folgen darfst. Dem einzigen Menschen, dem du jetzt noch folgen darfst, Lorenor, ist dein Kapitän. Auf Kuraigana bist du auch mir gefolgt, aber das tust du nun nicht mehr und solltest du je gegen deinen Kapitän kämpfen müssen, darfst du auch ihm nicht mehr folgen, wenn du ihn besiegen willst, verstehst du?“

Zorro sah ihn an, als er sich an die vergangenen Kämpfe, die vergangenen Trainingseinheiten, an Gespräche und Diskussionen erinnerte.

Hawky hat dir gesagt, du sollst mich führen. Aber niemand hat gesagt, dass ich dir auch folgen würde.

Du musst lernen, dich und den Kampf jederzeit und in jeder Situation kontrollieren zu können.

„Ich verstehe“, flüsterte er. „Die perfekte Kontrolle bedeutet, dass ich nicht nur mich selbst und den Kampf kontrolliere, sondern selbst kontrolliere, wie lange ich meinen Gegner führen lasse. Ich lasse ihn führen, ohne ihm zu folgen und wenn seine Kontrolle bröckelt, übernehme ich die Führung.“

„Du wirst nicht viele Möglichkeiten haben, diese Art von Kampf trainieren zu können, also nutze deine Gelegenheit.“ Damit ging er, ließ Zorro zurück mit dieser letzten Lektion, schritt auf sein Sargboot, löste das Tau und augenblicklich verlor sein Schiff an Geschwindigkeit.

Nun wusste Zorro alles, was er brauchte, um den besten Schwertkämpfer der Welt zu besiegen. Er besaß alle Fähigkeiten, die notwendig waren und nun hatte er auch den Schlüssel, um sie auch in einem echten Kampf gegen den Samurai einzusetzen.

„Dulacre!“, brüllte er und warf sich halb über die Reling, während sich das Sargboot Richtung Sonnenaufgang wandte. „Ich werde dich besiegen! Ich werde der beste Schwertkämpfer der Welt!“

 

-Sanji-

Mit einem Gähnen verließ er die Männerkajüte. Er hatte beinahe verschlafen, normalerweise begann er die Vorbereitung des Frühstücks noch vor der Morgendämmerung, das strahlende Licht des Sonnenaufgangs bedeutete ihm allerdings, dass ein neuer Tag bereits angebrochen war.

Die hellen Strahlen wurden jedoch gebrochen, von einer Person, die an der Reling stand und nach mehrmaligem Blinzeln erkannte Sanji, dass es der Marimo war.

Leicht verwundert entschied Sanji, zu überprüfen, was los war. Sein Kopf schwirrte immer noch vom vergangenen Tag und es wollte einfach nicht in seinen Kopf, dass die dauerschlechtgelaunte Moosbirne zugleich die liebreizende Lady Loreen sein sollte. Aber das war ein Problem, mit dem er sich später befassen würde, irgendwann, wenn er musste.

Als er neben Zorro an die Reling trat, erkannte er den Schatten eines winzigen Schiffes, welches der Sonne entgegenzueilen schien.

„Er ist also aufgebrochen“, murmelte Sanji und spürte die leise Erleichterung. Endlich war der Störenfried fort. Er konnte nicht wirklich so tun, als wäre er traurig, im Gegenteil, am liebsten würde er einen kleinen Freudentanz aufführen.

Zorro nickte nur und plötzlich erinnerte Sanji sich an die vergangenen Gespräche, erinnerte sich an diesen Moment in der Kombüse, als Zorro bewegungslos am Tisch gesessen hatte, als er am Bett des anderen gesessen hatte.

„Du musst dir keine Sorgen machen. Ich bin mir sicher, dem passiert nichts; Unkraut vergeht nicht“, meinte er aufbauend und versuchte, seine offensichtliche Freude etwas zu zügeln.

„Hä“, machte der andere nur und gähnte laut und etwas zu unverhohlen. „Natürlich passiert ihm nichts, er ist ein verdammter Samurai und der beste Schwertkämpfer der Welt – noch – als ob ich mir um so einen Mistkerl Sorgen machen müsste.“

Sanji begutachtete sein Crewmitglied, doch wie sonst auch, verriet Zorros Gesicht so gut wie nichts und dennoch, da war etwas, ein Leuchten in seinem Auge, was nichts mit der aufgehenden Sonne zu tun hatte.

„Wäre dir lieber, er wäre nicht gegangen?“, fragte er, unsicher wie er das zu deuten hatte. Konnte es sein, dass Zorro – der wahnsinnige Marimo – gerade kurz vorm Heulen stand?

„Nein“, entgegnete Zorro leise, gesprächig wie nur selten, „es ist gut, dass er abgereist ist.“

Jetzt wusste Sanji, was los war. Er war nicht wehmütig oder traurig, Zorros ganzer Körper war angespannt, mit einer Hand hatte er die Reling gepackt und weiß standen seine Knöchel hervor.

„Ist was passiert? Hattet ihr wieder einen Streit?“ Nicht, dass es Sanji überraschen würde. Er zweifelte, dass Falkenauge in der Lage war, Gespräche zu führen, ohne dabei ein Arsch zu sein.

„Nein.“ Nun sah Zorro ihn an und Sanjis Nackenhaare stellten sich auf. „Aber wenn er geblieben wäre, wüsste ich nicht, wie lange ich mich noch zurückhalten könnte.“

Tief atmete er auf und fuhr sich dann durch Gesicht und Haare.

„Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich gerade gegen ihn kämpfen will“, sprach er mit gefährlich tiefer Stimme weiter. „Dieser arrogante Mistkerl. Verdammt nochmal, wie kann er mich nur so locken und dann einfach abhauen?“

Sanji wusste nicht, was der andere damit meinte, aber entschied, da nicht weiter nachzufragen. Schwertkämpfer waren ein ganz eigentümliches Völkchen, das hatte Sanji sich schon oft gedacht und auch jetzt zeigte sich dies wieder deutlich. Er hatte noch nie verstanden, wie Zorro von seinen Schwertern und vom Kämpfen sprach, genauso wie es Falkenauge auch getan hatte.

Aber wenn er ehrlich war, so war das gerade auch nicht wirklich wichtig für ihn. Es war nicht so, als ob der vergangene Tag alle Probleme gelöst hätte. Ja, Zorro hatte ihnen endlich reinen Wein eingeschenkt – und oh, Sanji hatte einen gewaltigen Kater davon – und einiges war nun geklärt, aber einiges auch nicht.

All das änderte nichts daran, dass Zorro und er sich gestritten hatten, Dinge gesagt hatten, die sie hoffentlich beide bereuten. All das änderte nichts daran, dass das Vertrauen zwischen ihnen immer noch angeschlagen war.

„Hör mal“, murmelte Sanji, nicht genau wissend, wie er anfangen sollte, „ich wollte dir noch sagen, dass ich…“

„Lass es bleiben, Koch“, unterbrach der andere ihn, „wir haben beide Scheiße gebaut und wir hatten beide unsere Gründe, gute und schlechte. Ich habe Dinge gesagt, die ich nicht hätte sagen sollen und du auch. Aber es reicht mir schon, dass dieser Mistkerl eines Samurais immer jeden Kleinkram bis zum Ende ausdiskutieren will, fang du nicht jetzt auch noch damit an.“

Sanji schnaubte auf.

„Du willst also einfach so tun, als wäre nichts passiert?“

Der andere sah ihn an.

„Nein, ich weiß genau, was sowohl du als auch ich gesagt haben, und wenn du jedes einzelne Wort jetzt wieder aufarbeiten willst, dann nur zu.“ Er zuckte mit den Achseln. „Du hast einiges gesagt, mit dem du Recht hattest und mit anderem wiederum nicht. Ich muss darüber nicht mehr reden. Ich brauche weder deine Entschuldigung, noch habe ich vor mich zu entschuldigen.“

„Du bist so ein Mistkerl“, murrte Sanji, aber er war dankbar, dass der andere anscheinend nicht nachtragend war. Er sah das Ganze zwar etwas anders, aber auch er wollte zurück zum Alltag. „Ich kann immer noch nicht glauben, dass du wirklich Lady Loreen sein sollst.“

„Und ich kann immer noch nicht glauben, dass du dumm genug warst, Dulacre anzugreifen.“

Sanji schwieg, überlegte etwas Patziges zu antworten, aber nach dem vergangenen Tag hatte er eigentlich keine Lust mehr zu streiten. Wenn ihn der vergangene Tag eines gelehrt hatte, dann, dass ein Streit selten zielführend war.

„Sag mal“, murmelte er nachdenklich, „stimmt das, was du gestern über ihn gesagt hast oder hast du das nur gesagt, weil ich mich wie ein Arsch benommen habe?“

„Du hast dich wie ein Arsch benommen“, stimmte Zorro ihm zu.

„Hey!“

„Was denn? Du hast das doch selbst gesagt. Allerdings war Dulacre nicht wirklich besser; sein Umgang mit Menschen, die er nicht mag, ist leider extrem nervig.“

„Na, das kannst du wohl laut sagen“, bemerkte Sanji.

„Aber ja“, sagte Zorro dann und sah wieder zur Sonne hinüber, die mittlerweile den Horizont verlassen hatte, welcher das kleine Schiff bereits verschluckt hatte, „er gehört jetzt dazu, ob es dir passt oder nicht.“

„Tze“, lachte Sanji leise, „dass ich das mal erleben würde. Du weißt doch noch nicht mal wie man Liebe schreibt und jetzt ausgerechnet dieser Typ? Ein arrogantes Muttersöhnchen des ehemaligen Hochadels? Muss ich das verstehen?“

Der andere rollte mit seinem Auge.

„Willst du ernsthaft jetzt mit mir darüber sprechen? Ich wüsste nicht, was dich das angeht.“

„Komm mir jetzt nicht damit“, murrte Sanji unbeeindruckt, „nach gestern hast du dein Recht verwirkt, mir vorzuschreiben, worüber ich mit dir rede und worüber nicht.“

„Tze“, schnaubte der andere auf, entgegnete jedoch nichts.

Sanji fragte sich gerade, mit welchem der beiden Vollidioten er mehr Mitleid haben sollte. Falkenauge, der sich einen Partner auf dem romantischen Niveau eines Einzellers angelacht hatte, oder dem Marimo, der sich einen anmaßenden Narzissten ins Bett holte.

„Du weißt, dass er alt ist, oder?“, murmelte Sanji dann etwas versöhnlicher. „Ich meine, er könnte dein Vater sein.“

„Koch, lass gut sein. Ja, er ist alt, na und? Ist doch unwichtig, solange ich ihn besiege, bevor er zu Staub zerfällt.“

„Das meinte ich nicht, Zorro!“

„Und es ist mir egal, was du meinst, Koch! Ich will darüber nicht mit dir – oder irgendwem sonst - diskutieren, also akzeptier einfach, dass er mein Sozius ist und halt die Klappe“, knurrte der andere.

Sozius?“, wiederholte Sanji fassungslos und starrte den Marimo an. „Was soll das denn für eine Scheiße sein?“

„Waren seine Worte“, murmelte der andere daraufhin kleinlaut in seinen nichtvorhandenen Bart und errötete, „und ist mir lieber als irgendein bescheuerter Kosename.“

„Das ist das Unromantischste, was ich je gehört habe“, urteile Sanji fassungslos.

„Gut!“, meinte der andere und starrte ihn herausfordernd an. „Wenn es dir nicht gefällt, scheint es der richtige Begriff zu sein.“

„Du bist so ein Arsch“, murrte Sanji halbernst und kickte den anderen leicht gegen die Wade. „Wenn ich so drüber nachdenke, passt es zu einem Schnösel wie Falkenauge. Ich bin nur überrascht, dass du überhaupt weißt, was Sozius bedeutet.“

„Tze“, war alles an Antwort, was er bekam und Sanji musste grinsen.

„Du wusstest also nicht, was es bedeutet.“

„Halt die Klappe, Koch. Was auch immer, ich geh mich hinhauen.“

„Warte mal“, rief Sanji ihm nach.

„Was denn noch?“ Aufstöhnend blieb der andere stehen.

„Brot oder Reis?“

„Was?“ Zorro sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen über seine Schultern hinweg an.

„Ich kann Falkenauge echt nicht ausstehen und ich bin auch nicht glücklich über den Scheiß, in den du uns alle mithineingezogen hast, aber dieser Dreckskerl hat Recht. Als Koch dieser Crew sollte ich wissen, was du magst und was nicht und das tue ich nicht, also, bevorzugst du Brot oder Reis?“

„Hä?“ Nun wandte der andere sich ihm wieder zu. „Was soll der Mist denn jetzt? Keine Ahnung.“

„Du wirst doch wissen, was du als Beilage lieber hast.“

Zorro neigte den Kopf.

„Koch, ich weiß, du kapierst das vielleicht nicht, aber nicht jeder denkt den lieben langen Tag über Lebensmittel nach. Es ist mir egal, ob da Brot oder Reis auf meinem Teller ist, was da ist, wird gegessen, Punkt.“

Tief holte Sanji Luft und verfluchte innerlich den Samurai, der also ganz offensichtlich nicht hatte wissen können, was der Marimo lieber mochte.

„Okay, gibt es irgendetwas was du nicht isst?“

„Was soll der Mist, Koch? Ich…“

„Es ist kein Mist für mich, Zorro“, unterbrach er den anderen grob. „Als Schiffskoch ist es meine oberste Priorität, gut für meine Crew zu sorgen und wenn ich das nicht vernünftig mache und eure Gesundheit dadurch gefährde, versage ich in meiner Aufgabe. Du bist nicht der Einzige, der Prinzipen hat!“

Zum ersten Mal an diesem Morgen sah der andere ihn weder entnervt noch schlechtgelaunt an.

„Und du würdest mir meine Aufgabe wirklich deutlich vereinfachen, wenn du mir einfach sagst, was du magst und was du nicht magst. Ist das so schwer für dich, das zu kapieren?“

Für einen Moment sah der andere ihn einfach nur an, dann zuckte er mit den Schultern und rieb sich den Nacken.

„Man, du bist wirklich nervig, Koch“, murrte er. „Keine Ahnung. Dein Essen ist okay, okay? Ich mache mir um so etwas nicht viele Gedanken, wenn es essbar ist, ist das für mich in Ordnung.“

„Marimo“, knurrte er und ignorierte, dass dieser Vollidiot sein Essen als okay abstempelte, „mach es doch nicht so kompliziert!“

Dieser Satz schien irgendeine Wirkung zu haben, denn für eine Sekunde schien der andere regelrecht zu erstarren.

„Meinetwegen“, meinte er dann. „Ich mag keinen Süßkram, okay? All dieses klebrige, zuckrige Zeug oder Schokolade, bleib mir damit vom Leib und alles ist in Ordnung.“

„Das ist alles? Keine Allergien? Kein Gemüse, keine Fischsorte, keine Soße, die du nicht verträgst oder nicht leiden kannst?“

Der andere schüttelte den Kopf.

„Und was ist dein Lieblingsessen?“

„Was? Keine Ahnung.“

Sanji seufzte; dieser Kerl war anstrengend.

„Wenn du dir eine Sache wünschen dürftest, die ich dir zubereiten soll, was wäre das?“

„Ein gutgekühlter Sake.“

„Ich rede vom Essbaren, du Vollidiot. Ich bin Koch, kein Barkeeper!“

Erneut rollte der andere mit seinem Auge.

„Na gut, keine Ahnung. Die Onigiri sind gut.“

„Welche? Die mit Salzpflaumen, die mit Fisch, mit…“

„Die ganz einfachen, Koch“, unterbrach der andere ihn kopfschüttelnd. „Die ganz einfachen sind absolut okay.“

Sanji merkte, wie sein Herz einen kleinen Stich bekam.

„Du willst mir sagen, dass dein Lieblingsessen simple, ungefüllte Reisbällchen sind?“

Zorro zuckte mit den Schultern, sich offensichtlich nicht bewusst, wie traurig dieses Geständnis war.

„Ich denke; die oder Oyaku.“

„Oyaku?!“

Ojemine, Sanji brauchte jetzt ganz dringend eine Zigarette!

„Was denn, du hast doch gefragt?“

„Was bist du? Ein alter Mann? Das ist Schonkost!“, knurrte er, während er sich eine Zigarette in den Mundwinkel steckte und nach seinem Feuerzeug fingerte. „Ich hab’s Falkenauge auf seinen beschissenen Ernährungsplan geschrieben und er hat sich noch darüber aufgeregt, und du willst mir sagen, dass simple Reisbällchen und fader Reisbrei dein Lieblingsessen sind?“

„Es schmeckt halt gut zu Sake und was ist jetzt eigentlich dein Problem? Hast du nicht…“

Was auch immer Zorro entgegnete, nahm Sanji nicht wahr, als er das goldene Feuerzeug in seinen Händen anstarrte, welches Zorro ihm vor wenigen Tagen geschenkt hatte und er dachte zurück an die Akte, die Zorro auf den Tisch geworfen hatte, mit den Zetteln über die gesamte Crew.

„Hey“, murmelte er und sah Zorro an, vergaß ganz, sich die Zigarette anzuzünden. Wie hatte er Zorro nur verurteilen können, seine Geheimnisse zu haben? „Du sagtest gestern, dass Eizen uns alle beschattet hat, und in dieser Akte waren Dokumente über uns. Was war das?“

Der andere war mittlerweile wieder ernst geworden und neigte leicht den Kopf.

„Informationen“, antwortete er, „man kann über Eizen sagen, was man will, er ist gründlich. Er hat in unser aller Vergangenheit rumgewühlt und alles Mögliche über uns herausgefunden.“

Wie ein kalter Klumpen lagen diese Worte Sanji im Magen. Zorro wusste es also, Zorro kannte die Wahrheit, die Wahrheit über Sanjis dunkles Geheimnis.

„Das heißt“, sprach er leise weiter und konnte kaum verhindern, dass seine Stimme bebte, „du kennst meinen vollen Namen?“

„Ja.“

Er erstarrte.

„Nicht, dass ich dafür Eizen gebraucht hätte“, sprach der andere leichtfertig weiter. „Ich habe einen deiner Brüder vor über einem Jahr auf einer Versammlung getroffen und ihr seht euch echt verdammt ähnlich; Ichiji oder so war sein Name.“

„Was?“

„Ja, war ein ziemlicher Arsch. Hat mich genauso lüstern angeguckt, wie du jedem Rock hinterhergaffst, hat es mir echt schwergemacht, ihm nicht eine reinzuhauen, schlimmer als bei Sakazuki.“

„Du hast mit ihm geredet?“

„Klar. Das war, glaube ich, die erste Versammlung, die ich moderieren musste, und dein Bruder war als Vertreter des Königreichs Germa 66 anwesend.“ Der andere schnaubte leise auf. „Aber wenn ich mich nicht irre, hat euer Vater entschieden, selbst zur Reverie zu kommen. Ich meine, mich erinnern zu können, seinen Namen auf der Liste gesehen zu haben, aber vielleicht irre ich mich ja auch, da standen so viele Namen drauf, dass ich mich kaum noch erinnere, wer denn wirklich...“

„Zorro!“ Sanji packte den anderen am Ärmel. „Hast du darüber mit irgendwem gesprochen?! Hast du irgendwem gesagt, wer mein Vater ist?!“

Der andere neigte den Kopf erneut und sah ihn beinahe misstrauisch an.

„Was ist denn jetzt schon wieder dein Problem? Ich habe mit Dulacre über deinen Vater gesprochen; Germa 66 ist wohl ein sehr dubioses Königreich und er hat mich vor dessen Machenschaften gewarnt.“ Noch mehr Panik stieg in Sanji auf. „Aber ich musste es ihm nicht sagen, er wusste es schon, so wie Dulacre gefühlt alles immer weiß.“

„Er wusste es?“

„Ja.“ Nachdenklich seufzte Zorro auf. „Ich glaube, er wusste es schon, als er dich das erste Mal im East Blue getroffen hat, aber das weiß ich nicht genau.“

„Aber ansonsten hast du es niemandem gesagt?“

„Warum sollte ich? Koch, ich weiß ja nicht, ob es dir aufgefallen ist, aber deine Familiengeschichte stand jetzt nicht wirklich weit oben auf meiner Prioritätenliste. Um ehrlich zu sein, ist es mir ziemlich egal, wer deine Verwandten sind.“

Erleichtert atmete Sanji auf.

„Du darfst das niemandem sagen, verstanden? Versprich mir, dass du nie jemandem die Wahrheit sagen wirst!“

„Ist ja gut“, murrte Zorro und streifte seine Hand ab. „Ich weiß zwar nicht, was dein Problem ist, aber meinetwegen, ich verspreche es. Nicht, dass es mir je in den Sinn gekommen wäre, deinen Stammbaum zu diskutieren.“

„Danke.“

Sanji senkte den Blick. Er hätte nie gedacht, dass ihn seine Vergangenheit auch mal einholen würde. Er hatte gedacht, dass dieser Teil seines Lebens für immer in Vergessenheit geraten würde. Doch nun wusste Zorro, wer er war, was er war und…

„Ich hatte halt Recht“, meinte der andere und verschränkte die Arme, „ich wusste ja immer, dass du ein Prinz bist.“

Sanjis Kopf schnellte nach oben und ihm begegnete ein hässliches Grinsen des anderen.

„Ja, der Prinz vom Idiotenland.“

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  dasy
2022-05-06T06:00:24+00:00 06.05.2022 08:00
Ein klein wenig hatte ich ja ein Abschiedsküsschen erwartet, das wäre zwar etwas zu kitschig gewesen, aber du bekommst es sonst auch immer hin, die Stimmung bei so etwas ernst bleiben zu lassen.
Naja, tanzen geht auch. Und jetzt verstehe ich auch, warum du meintest, Dress Rosa einzubauen sei kein Problem, denn Dulacre hat einfach etwas anderes wo anders zu tun und danach geht es weiter.
Ob Cora aufwacht, wenn Zorro oder Comil ihn ansprechen? Law hat ein wenig zuhause verdient, nachdem er schon freiwillig Zeit bei den Strohhüten verbringt.
Aber immerhin konnten sich Sanji und Zorro wieder versöhnen, soweit man bei diesen Beiden von Versöhnung sprechen kann.
Vielen Dank für dieses Kapitel, ich hoffe, du hattest schöne Ostern.
Dasy
Antwort von:  Sharry
07.05.2022 12:11
Oh, dieses Lob nehme ich liebendgerne an! Aber ich glaube, Mihawk wird sein seine Zähne an Zorro ausbeißen, wenn er jetzt versucht einen auf Loveydovey-Liebespärchen zu machen (Nicht, dass Zorro es auch nur die hälfte der Zeit kapieren würde, wenn Mihawk irgendwelche anzüglichen Andeutungen machen würde, die unser prüder Mihawk wohl nie in Anwesenheit Dritter machen würde), aber ich denke, die zwei werden da ihre eigene Dynamik erschaffen, mit der Zeit.
Tja, und was passiert wohl mit Cora? Dafür müsste Zorro wohl erstmal mit Comil sprechen...

Ich hatte wirklich schöne Ostern und ich hoffe du auch, hoffentlich kannst du auch gerade das tolle Wetter genießen^^ Ich geh auf jeden Fall jetzt nochmal raus!

Ganz liebe Grüße und vielen Dank für deine Kommentare
Sharry^^
Von: RuffysKreationen
2022-04-18T08:58:28+00:00 18.04.2022 10:58
Hachja, schön, dass auch Cora-san mit dabei ist :D
Das war wirklich fies von Mihawk, Zorro fast schon zu einem Kampf anzustacheln...umso mehr freue ich mich auf den Kampf! Sehr gut gelöst mit der Kontrolle über den Kampf :3
Und Sanji verzweifelt am Lieblingsessen XD Prinz vom Idiotenland ist eindeutig ein passender Titel, wenn ich das mal so sagen darf v.v
Antwort von:  Sharry
23.04.2022 11:14
Ohja, Cora ist eine meiner absoluten Lieblinge und als er mit rein wollte, da konnte ich nicht widerstehen ;-)
Vielen lieben Dank für deinen Kommentar, es freut mich, dass es dir gefallen hat (Ja, tatsächlich hat Zorro ihn so mal während des Davy Back Fights genannt und immer wenn ich Sanjis Namen und den Begriff Prinz irgendwie in einem Zusammenhang mitkriege, höre ich Zorro in meinem Hinterkopf flüstert "Prinz vom Idiotenland" (Keine Ahnung, aer ich finde es total lustig, gerade weil Sanji sich ja selbst den Nickname Mr. Prince gegeben hatte)
Antwort von: RuffysKreationen
24.04.2022 12:09
Sanji hat die Vorlage selbst dazu geliefert XD


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