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Ein letztes Geheimnis

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Einen schönen Samstagmorgen euch allen^^

Ich wünsche euch ganz viel Spaß mit dem neuen Kapitel und ich werde mich bemühen, auch nächste Woche zu posten. Sollte das nicht klappen, ein frohes Ostern an die unter euch, die es feiern ;-) Ab dem 19. läuft dann hoffentlich wieder alles ganz normal ;-)

Also bis denne Komplett anzeigen

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Kapitel 32 - Sozius

Kapitel 32 – Sozius

 

-Zorro-

Schnaufend ließ er die Gewichte los und begann sich zu dehnen.

Zorro war erschöpft. Der Tag war nervig und lang gewesen, viele so unnötige und leider auch nötige Gespräche, viel zu viele Worte, viel zu viel Gerede, viel zu viel Gesagtes und Ungesagtes.

Er war dankbar gewesen, als Chopper die langwierige Unterhaltung unterbrochen hatte und alle anderen so beschäftigt gewesen waren, dass niemand ihn aufgehalten hatte, als er sich Eizens Akte unter den Nagel gerissen hatte und in den Ausguck trainieren gegangen war, geflohen, wenn er ganz ehrlich war. Er hatte ihnen alles gesagt – nun ja, fast alles – und während sie von der schieren Masse an Informationen noch überwältigt gewesen waren, hatte er die Flucht ergriffen, bevor die Fragen kamen, die kommen würden. Anscheinend hatte Dulacre wirklich Recht, selbst Zorro flüchtete manchmal.

Mit einem leisen Stöhnen hielt er inne und fuhr sich übers Gesicht. Er wusste selbst, dass dieses Verhalten nicht zu ihm passte, nicht normal war, aber verdammt nochmal, was am heutigen Tag war noch normal?

Eigentlich sollte er erleichtert sein, jetzt war Lady Loreen aus dem Sack und Dulacre und die anderen versuchten nicht mehr alle fünf Minuten, sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen, und endlich brauchte Zorro nicht mehr zu lügen, nicht mehr auf seine Worte aufzupassen, nicht mehr auf sein Verhalten zu achten.

Aber dennoch, nichts würde mehr wie früher sein und wenn der Staub sich gelegt hatte, dann würden die Fragen kommen, die Bemerkungen, vielleicht auch nochmal die Anschuldigungen.

Die anderen wussten nun, dass er Lady Loreen war, aber das hieß nicht, dass sie auch wussten, was dies bedeutete, für ihn und auch für sie als seine Crew.

Aufseufzend warf er sich aufs Sofa. Über solche Dinge sollte er sich jetzt keine Gedanken machen. Der Tag war lang gewesen und er hatte sich eine Pause verdient, aber selbst während er seine Gewichte gestemmt hatte, war er nicht in der Lage gewesen, das Hamsterrad in seinem Kopf anhalten zu lassen.

Viele Dinge gingen ihm durch den Kopf, ihre Fragen, ihre Blicke und auch seine eigenen Zweifel und Worte. Er wunderte sich, ob Dulacre wirklich bewusst diese Konflikte geschürt hatte, nur um Zorro zum Reden zu bringen, und er fragte sich, welchen Teil Robin in dieser Aktion spielte.

Er lehnte seinen Kopf gegen die Glasscheiben des Ausgucks und beobachtete das Schiff im Licht des sterbenden Tages. Bis auf Lysop, der gerade die Schaukel ölte, war niemand zu sehen und das Meer um sie herum war selten ruhig. Es war schon seltsam, wie friedlich alles wirkte, wenn man bedachte, was ihnen bevorstand.

Zorro konnte sich kaum auf das Scharmützel mit de Flamingo freuen, denn egal, was auf Dress Rosa passieren würde, danach würde er sich seiner eigenen Herausforderung stellen müssen. Wenn es ein Kampf wäre, würde Zorro es kaum erwarten können, sich Eizen zu stellen. Aber hier ging es nicht um einen Kampf, es ging um überlegenes Wissen, bessere Strategien und darum, ein Ass im Ärmel zu verstecken, nichts, was Zorro Spaß machte, nichts, worin er gut war.

Sein Blick fiel auf die Tür zur Kombüse, aus der gerade Mihawk heraustrat und sich kurz umsah, ehe er Richtung Bug schritt, wo Zorro sein Sargboot befestigt hatte.

Verdammt, was war das für ein Tag gewesen? Und eigentlich hatte dieser Vollidiot eines Samurais an allem schuld! Nur weil er meinte, diesen beschissenen Wein trinken zu müssen. Nur weil er meinte, sich in Zorros Leben einmischen und sich mit seiner Crew anlegen zu müssen. Nur weil er meinte, Zorro gut genug zu kennen, um ihn einfach so durchschauen zu können.

Leicht schlug Zorro seine Stirn gegen die Scheibe, hoffte sein Gedankenkarussell mit Gewalt zum Anhalten zu bringen, vergebens. Was war nur mit ihm los? War er heute Morgen wirklich so verzweifelt gewesen, dass er tatsächlich überlegt hatte, sein Leben zu beenden, wenn er nicht in der Lage sein sollte, Eizen auf anderem Wege aufzuhalten? Dieser Gedanke schien ihm gerade furchtbar absurd, richtig dumm, so überhaupt nicht, wie er normalerweise dachte.

Aber dennoch wusste er auch, warum er so gedacht hatte: Zorro hatte Angst gehabt, richtig Angst, so wie er es nicht kannte, so wie er sie seit dem Sabaody Archipel nicht mehr gefühlt hatte, und dieser Klumpen in seiner Magengrube war immer härter und kälter geworden.

Zorro wusste genau, warum er sich gegen seinen ursprünglichen Plan entschieden hatte, wohl wissend, wie irrational seine Gedanken gewesen waren. Er war verzweifelt gewesen, hatte sich in seinem eigenen Netz aus Lügen und Geheimnissen verstrickt und wäre beinahe zu Fall gekommen.

Dulacres Anblick, wie er Blut gespuckt hatte, zusammengebrochen war, leichenblass im Krankenbett gelegen hatte. Eizens Stimme, wie er von seinen Plänen schwärmte, Zorros Freunde bedrohte, ihm Großes vorhersagte. Die Worte seiner Freunde, fragend, drängend, vorwerfend.

Es war genau, wie Lysop gesagt hatte. Auch Zorro würde so etwas wie Sabaody Archipel nicht noch mal ertragen, Dulacres Zusammenbruch hatte diese Angst wachgerüttelt, wie nichts zuvor, und diese Angst hatte Zorro fehlgeleitet, beinahe fehlgeleitet.

Glücklicherweise war sein Lehrmeister aber nun mal ein besessener Kontrollfreak und hatte Zorro durchschaut. Glücklicherweise war Lysop nun mal jemand, der seine Ängste unverhohlen auf der Zunge trug und laut aussprach.

Endlich hatte Zorro die Antwort darauf, was er zu tun hatte, wenn er hilflos sein sollte, wenn er absolut nichts tun konnte, außer voller Angst machtlos zuzusehen. Seufzend rieb er sich den Hinterkopf. Dulacre hatte also doch Recht, er lernte halt nicht durch Theorie und Trockenübung, sondern nur durch praktische Anwendung. Aber dieses eine Mal hätte er gerne darauf verzichten können.

Mit einem Seufzen überlegte er, Duschen zu gehen, ehe er die Nachtwache einläuten würde, doch dann bemerkte er Dulacre, der wieder auftauchte, einen Blick zum Ausguck warf und dann gemächlichen Schrittes auf ihn zu kam.

Augenrollend erhob er sich und verließ den Ausguck. Unten angekommen erwartete ihn schon der Samurai.

„Ich wäre zu dir hochgekommen“, bemerkte er mit seinem typischen Lächeln, „dort wären wir wohl ungestörter.“

Zorro hob nur eine Augenbraue an und betrachtete den anderen.

„Eher nicht“, murrte er und nickte Richtung Steuerterrasse, wissend, dass der andere ihm folgen würde.

Dulacre sah nicht gut aus. Im Laufe des Tages war er immer bleicher geworden und seine Stimme kratziger. Es wäre für ihn wohl besser, sich jetzt auszuruhen, aber das tat er nicht. Nein, Dulacre wollte mit Zorro reden und er würde nicht weglaufen. Was auch immer für den anderen noch nicht geklärt war, sie würden es nun regeln, und danach würde hoffentlich wieder etwas mehr Alltag zurückkehren.

Auf der Steuerterrasse lehnte Zorro sich gegen die Reling, neben der Treppe, die zur Galionsfigur hinaufführte und der Samurai bemerkte wohl seinen Blick, sagte jedoch nichts, sondern ließ sich folgsam auf den Treppenstufen nieder.

„Ich habe soeben Jiroushin erreicht“, erklärte Dulacre dann, „er hat zugesagt, dich in den nächsten Tagen auf Dress Rosa aufzusammeln und unbemerkt nach Mary Joa zu bringen.“

„Tze, ich habe doch gesagt, dass er dir keinen Wunsch abschlagen wird. Ist das nicht viel zu gefährlich für ihn?“

„Ist es dir lieber, ich würde dich nach Mary Joa bringen?“

Sie sahen einander an, ohne dass einer gewillt war, klein beizugeben. Aufschnaubend gab Zorro dann doch nach und verschränkte die Arme.

„Was willst du überhaupt hier? Du siehst beschissen aus. Chopper ist mit Sicherheit nicht glücklich darüber, wenn du hier draußen herumläufst; du solltest im Bett sein.“

„Höre ich da etwa Sorge heraus?“, neckte ihn der Ältere, ehe er sich gegen die Stufen lehnte und leise seufzte. „Mir geht es gut, Lorenor. Doktor Chopper hat mir bestätigt, dass es keinen Grund zur Beunruhigung gibt. Ich bin nur erschöpft, es war langer Tag.“

Dem konnte Zorro nur zustimmen.

„Deshalb sagte ich ja, du solltest im Bett sein.“

Kopfschüttelnd stützte der andere die Ellenbogen auf die Treppenstufe hinter sich und schmunzelte ihn an.

„Keine Sorge, das habe ich auch bald vor.“ Er konnte die stechenden Falkenaugen auf sich führen. „Aber ich wollte vorher mit dir sprechen. Schließlich werde ich morgen früh abreisen.“

„Was?“ Überrascht hob Zorro den Kopf. „Morgen schon? Ich denke nicht, dass Chopper dich so schnell entlassen wird.“

„Zum Glück ist er nicht mein Hausarzt“, entgegnete Dulacre weiterhin mit diesem arroganten Schmunzeln, ehe er ernst wurde. „Im Laufe des Tages werdet ihr Dress Rosa erreichen und es wäre nicht klug, wenn ich die Gastfreundschaft deiner Crew länger ausnutze als nötig.“

„Aber…“

„Ich vermute, dass Soldaten auf Dress Rosa sein werden und es wäre ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt, um von ihnen entdeckt zu werden, insbesondere in Begleitung deiner Crew. Meine simple Anwesenheit auf diesem Schiff könnte deinen Plan gefährden, und dieser ist so oder so bereits gebrechlich genug und braucht nicht noch mehr Risse.“ Nun zeigte er doch wieder ein halbes Grinsen. „Außerdem wäre ich vermutlich nicht in der Lage, mich zurückzulehnen, und du willst doch mit Sicherheit nicht, dass ich mich einmische, oder?“

Zorro schwieg, ignorierte ausnahmsweise Mal den kleinen Seitenhieb.

Natürlich hatte der andere Recht. So oder so brach Mihawk gerade seinen Vertrag mit den fünf Weisen, aber sollte herauskommen, dass er auf der Thousand Sunny gewesen war, so stünde nicht nur sein Titel auf dem Spiel – als wäre das nicht schon genug – sondern der ganze Plan, den sie sich mühsam zusammengelegt hatten, so gebrechlich dieser auch war.

Außerdem konnte Zorro wirklich darauf verzichten, dass sein überfürsorglicher Lehrmeister ihn auf Schritt und Tritt überwachen würde, während sie sich mit de Flamingo anlegten. Zorro war sich sehr wohl bewusst, dass die Art, wie seine Crew und er solche Probleme angingen, nicht unbedingt dem strategischen Denken des Samurais entsprach und er brauchte wirklich nicht, dass der andere sich einmischen würde; erst recht in seinem derzeitigen Zustand.

„Wann wirst du also aufbrechen?“, fragte er.

„Früh. Leider Gottes zu unmenschlicher Morgenstunde“, beschwerte sich der Samurai, als ob er nicht selbst diese Entscheidung getroffen hätte. „Ich möchte möglichst viel Distanz zwischen uns bringen und zügig nach Kuraigana zurückkehren, nur für den Fall, dass Eizen doch Marinesoldaten nach mir schicken sollte.“

„Du denkst, dass er nicht weiß, dass du hier bist?“

Der andere zuckte mit den Schultern und warf Zorro einen Blick zu. „Doch natürlich. Wenn seine Schergen, die dich und deine Crew überwachen, ihm wirklich so treu ergeben sind, wie er behauptet, dann bezweifle ich, dass sie ihn nicht bereits informiert haben. Aber selbst, wenn er erfahren hat, dass ich Bescheid weiß, so wird dies kaum etwas ändern. Er sieht mich so oder so nicht als Gefahr für seinen Plan an. Daher würde es ihn vielleicht ärgern, dass er dachte, ich würde über dich nicht Bescheid wissen, aber er wird von seinem Plan nicht abweichen.“

„Was macht dich da so sicher?“ Zorro hatte da schon seine Zweifel. Er traute Eizen so einiges zu und erst recht, dass er einfach, weil er es konnte, Dulacres Titel angreifen würde, sollte er auch nur die leiseste Sorge haben, dass Dulacre seinem Plan gefährlich werden würde. „Und warum sollte er dann Soldaten nach Kuraigana schicken?“

„Weil Abweichungen seinen eigenen Plan gefährden könnten. Wenn er den fünf Weisen mitteilt, dass er davon Kenntnis erlangt hat, dass ich meine Weisungen ignoriert und für mehrere Tage die Gastfreundschaft deiner Crew ausgenutzt habe, wird natürlich die Frage nach dem Warum aufkommen, aber auch woher er das weiß. Meine Verbindung zu deiner Crew könnte überdies die Verbindung zwischen dir und Lady Loreen offenlegen und dies wird er um jeden Fall verhindern wollen, weil sonst sein ganzer Plan scheitern könnte.“ Der andere zuckte mit den Achseln. „Allerdings würde ich an seiner Stelle unter einer fadenscheinigen Ausrede ein Marineschiff nach Kuraigana schicken – vielleicht um Unterlagen für Lady Loreen abholen zu lassen – und wenn dabei meine Abwesenheit festgestellt werden würde, könnte ich der Untreue bezichtigt werden, ohne dass Eizens Name überhaupt erwähnt werden bräuchte.“

Überrascht starrte Zorro den anderen an, über so etwas hatte er sich bisher noch keine Gedanken gemacht. Aber gerade wurde ihm wirklich bewusst, was Dulacres reine Anwesenheit auf diesem Schiff für Folgen haben könnte.

„Mach doch nicht so ein Gesicht, Lorenor. Selbst, wenn Eizen bereits vor meiner Abreise von Kuraigana ein Kriegsschiff beantragt hätte, so würde eine Genehmigung ohne außerordentlichen Grund mehrere Tage in Anspruch nehmen, gerade in der Vorbereitungszeit der Reverie, und so ein schwerfälliger Verwaltungsapparat wie die Marine braucht nun mal auch Zeit für die praktische Umsetzung. Ich sollte problemlos als erster Kuraigana erreichen.“

„Über all das hast du dir schon Gedanken gemacht?“, murmelte Zorro ungläubig, während sein Kopf noch von den vergangenen Gesprächen rauschte.

„Lorenor, du kennst mich. Ich mache mir über alles, was von Relevanz sein könnte, Gedanken. Ich bin dir nicht in blinder Verzweiflung gefolgt, natürlich habe ich das Risiko meines Handels genau kalkuliert. Auch wenn ich zugeben muss, nicht diesen ungeplanten Aufenthalt auf eurem Schiff miteinberechnet zu haben.“

„Nicht?“, entgegnete Zorro und wandte den Blick wieder nach vorne, beobachtete Franky, der über die kleine Wiese stapfte, um wohl nach Caeser zu sehen. „Wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich gedacht, dass du dich absichtlich vergiftet hättest.“

Leise lachte der andere auf.

„Ach, als würde ich eines solch windigen Vorwands bedürfen, um deine Crew zur Verantwortung zu ziehen.“

„Ach, halt doch die Klappe“, winkte Zorro ab, ohne den anderen anzusehen, „und sag mir lieber, was das hier soll? Was wolltest du noch besprechen?“

„Ist das nicht offensichtlich?“

Nun rollte er mit dem Auge und sah zum Älteren herüber.

„Wenn es offensichtlich wäre, würde ich nicht fragen, das weißt du, also weich mir nicht mit nichtssagenden Fragen aus.“

Ergebend hob der andere eine Hand und nickte sachte.

„Ich beabsichtige das Gespräch weiterzuführen, welches du im Beisein deiner Crew hattest führen wollen.“ Der andere war ernst wie eh und je, doch entgegen seinem rationalen Ton errötete er. „Ich möchte über uns reden, Lorenor.“

Zorro wandte den Blick ab.

„Was gibt es da zu reden?“, murrte er abwehrend. „Es ist doch alles gesagt, oder nicht?“

„Ist es das?“, entgegnete der andere und Zorro konnte weiterhin die stechenden Augen auf sich spüren. „Lorenor, du…“

Dulacre brach ab und seufzte laut.

„Ich verstehe ja, dass es schwierig ist für dich, darüber zu reden und mir ist bewusst, wie wenig du solche Gespräche leiden kannst, aber so tun, als hättest du nicht gesagt, was du gesagt hast, nicht getan, was du getan hast, das werde ich nicht tun, nicht, wenn du es nicht von mir verlangst.“ Erneut seufzte der andere, aber Zorro sah ihn immer noch nicht an. „Es ist genauso, wie du es befürchtet hast, die Dinge sind komplizierter geworden, sie haben sich verändert und ich frage dich, was das nun bedeutet, für deine Crew, dich, aber letzten Endes auch für mich.“

Die Arme verschränkend schwieg Zorro für einen Moment.

„Muss es denn irgendetwas bedeuten?“, fragte er und wandte sich dem Meer zu. „Ich meine, okay die Dinge sind wie sie sind und ja, es ist kompliziert, aber die Gegebenheiten haben sich dennoch nicht verändert. Das alles ändert nichts.“

„Nicht?“, fragte der andere ruhig und Zorro hatte überhaupt keine Ahnung, was Dulacre wohl dachte, ob er vielleicht sogar wütend war. "Obwohl du mir vor wenigen Stunden noch sagtest, dass die Dinge nicht mehr seien, wie sie einmal waren, glaubst du nicht, dass dies irgendwelche Folgen haben könnte?"

„Nein“, bekräftigte er und zuckte gleichwohl mit den Schultern. „Ganz gleich was du fühlst und ganz gleich was… was ich… was wir hier bereden würden, wir beide wissen, dass mein Platz hier ist, bei ihnen, und ich werde sie mit meinem Leben beschützen, daran hat sich nichts geändert. Und ich will dich immer noch besiegen, auch daran hat sich nichts geändert. Warum also suchst du nach einer Bedeutung, wenn es doch eh nichts ändern wird?“

Nun schwieg der andere und Zorro wunderte sich, ob er zu hart gewesen war. Er hatte nicht beabsichtigt Dulacre zu verletzten, aber solche Gespräche lagen ihm nicht. Er verstand kaum, was er dachte, hatte so schon genug Probleme, in Worte zu fassen, was ihn beschäftigte, und er wusste nicht, was der andere von ihm erwartete, was der Sinn dieser Unterhaltung war und das beunruhigte ihn.

„Ist es das, was du willst?“, fragte Dulacre ihn nun ruhig. „Möchtest du, dass ich so tue, als hätten wir diese Gespräche nie geführt, als hättest du mich nie geküsst und als hätte ich nie beabsichtigt oder gar versucht, dir meine Gefühle zu gestehen?“

Nein.

„Das habe ich so nicht gesagt“, widersprach er, ohne sich jedoch umzudrehen. „Ich habe nicht gesagt, dass du dich verstellen oder lügen sollst.“

„Was willst du dann?“

„Keine Ahnung. Ich will nur nicht, dass die Dinge sich jetzt groß verändern, dass wir es komplizierter machen, als es ohnehin schon ist. Ich will, dass es bleibt, wie es ist.“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich will einfach nur…“

Bis auf die Wellen war es ruhig zwischen ihnen und Zorro wusste nicht, was er sagen sollte. Er hatte keine Ahnung, was dieses Gespräch sollte und wenn er ganz ehrlich war, so wusste er auch nicht wirklich, was er wollte. Er war nicht bereit seine Crew oder seinen Traum für irgendetwas oder irgendwen zu vernachlässigen, allerdings war ihm auch bewusst, dass seine Entweder-oder-Frage das längst nicht mehr war. Spätestens während des Gesprächs am Heck des Schiffes war ihm bewusst geworden, dass auch der verdammte Samurai es in dieses Entweder-oder geschafft hatte. Vielleicht war das der Grund, warum Zorro dieses Gespräch nicht führen wollte, weil er befürchtete, dass es noch mehr von dem offenbaren würde, was ihm bisher noch nicht bewusst gewesen war. Es überforderte ihn und er war sich wirklich nicht sicher, was er… nein, er wusste schon recht deutlich, was er dachte, was er fühlte, auch wenn er es nicht in Worte fassen konnte, auch wenn er nicht wusste, was er damit anstellen sollte. Er hatte einfach nur keine Ahnung, was Dulacre von ihm wollte, von ihm erwartete, aus diesem Gespräch erwartete, aber genau das wurde ihm gerade bewusst und zumindest dafür gab es eine ganz einfache Lösung.

Langsam wandte er sich um.

„Aber was willst du?“

Für einen Moment sah Dulacre ihn einfach nur an. Er auf der anderen Seite schien kein Problem damit zu haben, das Gespräch zu erfassen.

„Das weißt du doch, Lorenor.“

„Nein, ich weiß es nicht“, widersprach er achselzuckend.

Daraufhin hob Dulacre beinahe erstaunt die Augenbrauen an, ehe er anscheinend in tiefem Bedauern den Kopf schüttelte.

„Dann ist diese Frage doch sinnlos, Lorenor. Meine Beweggründe…“

„Ist sie nicht“, entgegnete er und verschränkte die Arme erneut. „Du sagst, du kommst mir immer hinterher, um mir die Möglichkeit zu geben, zu sagen, was ich noch nicht sagen konnte. Aber dieses Mal bin ich nicht aus einem Streit geflohen, trotzdem kommst du mir hinterher. Warum? Kann es sein, dass du willst, dass ich noch etwas sage? Was bezweckst du mit diesem Gespräch, Dulacre? Was willst du von mir?“

Dulacre sah ihn einfach nur an, dann senkte er seinen Blick.

„Bitte frag mich das nicht“, antwortete er mit seiner rauen Stimme und Zorro bekam eine Gänsehaut, „wenn du es wirklich noch nicht wissen solltest, dann bitte zwing mich nicht, es auszusprechen. Es würde die Dinge nur verkomplizieren und wolltest du das nicht vermeiden?“

Noch nie zuvor hatte er den anderen so gehört und Zorro wusste, dass er jetzt nicht zurückweichen durfte, so wie Dulacre in einem solchen Moment nie nachgegeben hätte.

„Ich frage dich aber. Ich bin es leid, dass du mich andauernd dazu zwingst, dir irgendetwas zu sagen, du aber anscheinend mir die ganze Zeit etwas vorenthältst. Ich bin es leid, dass du die ganze Zeit so rücksichtsvoll mir gegenüber bist, obwohl ich dich darum nie gebeten habe.“

„Wie bitte? Als würde ich so etwas tun.“

„Ach, komm schon. Glaubst du, ich hätte das nicht gemerkt? Alle reden sie davon, was für ein Sturkopf du bist und wie unflexibel du bist, dich nie jemandem anpasst und die Meinungen anderer dir schlichtweg egal sind; du selbst hast das gesagt! Und ich merke das auch, ich sehe das, so wie du mit Kanan sprichst, mit Jiroushin und erst recht jedem anderen. Aber… aber mein Training hast du die ganze Zeit nach mir ausgerichtet, obwohl du mein Lehrmeister bist, hast du die ganze Zeit Rücksicht auf mich genommen und nicht von mir erwartet, dass ich mich dir anpasse.“

Nun rollte der andere mit den Augen.

„Lorenor“, unterbrach er ihn, „ein guter Lehrer sollte seinen Unterricht dem Schüler anpassen. Lehrmethoden dürfen kein starres Gefüge…“

„Davon rede ich nicht!“ Nun stellte Zorro sich vor Dulacre, der ihn misstrauisch beäugte. „Ich rede nicht von meinen Fähigkeiten, meinen Stärken und Schwächen, meiner Auffassungsgabe. Ich rede davon, dass du verstanden hast, dass ich nicht einen Abend faul auf dem Sofa liegen kann, selbst wenn eine Trainingseinheit nur vergeudete Zeit wäre. Ich rede davon, dass du mich in Sachen unterrichtet hast, obwohl du wusstest, dass ich das nur wegen Eizen lernen musste, ohne nachzufragen. Dass wir Trainingsmethoden ausprobiert haben, nur weil ich sie vorgeschlagen habe. Dass du gegen mich gekämpft hast, obwohl ich noch nicht bereit war. Ich rede davon, dass du mir nichts von deinen Gefühlen erzählt hast, obwohl du es wolltest, nur weil ich dich bat, es nicht zu tun. Du hast die ganze Zeit auf mich Rücksicht genommen, die ganze Zeit. Die letzten zwei Jahre hast du dein komplettes Leben nach mir ausgerichtet, selbst jetzt tust du’s noch, jetzt gerade in diesem Moment, weil du nur danach fragst, was ich will, obwohl du hierhergekommen bist, um über meine Crew, mich und dich zu sprechen.“

Der andere entgegnete nichts.

„Weißt du, ich habe mich geirrt. Ich will nicht, dass alles so bleibt, wie es ist. Ich weiß nicht, warum du immer so extrem Rücksicht auf mich nimmst, aber ich will das nicht mehr. Ich bin doch kein Kleinkind und ich will auch nicht, dass du mich wie eins behandelst; ich will, dass du mich als ebenbürtig, als gleichberechtigt, ansiehst. Ich will nicht, dass du dich verstellst oder mir Dinge verheimlichst, nur weil du meinst, auf mich Rücksicht nehmen zu müssen, denn dann passiert so ein Scheiß wie auf Applenine, oder wie mit den anderen eben. Du musst mit mir keine komplizierten Gedankenspiele spielen, Dulacre – die pissen mich nur an und ich verstehe sie eh nicht – sag mir einfach, was du sagen willst. Sag mir, was du mit diesem Gespräch hier erreichen willst. Was willst du?“

Beinahe verzweifelt riss er die Arme auseinander, redete sich um Kopf und Kragen und hatte keine Ahnung, ob der andere verstand, denn meistens, wenn Zorro viele Worte brauchte, war der andere wieder so unglaublich kompliziert.

Aber der Ältere sah ihn einfach nur an, ehe er sich den Bart rieb und sich zurücklehnte.

„Du hast Recht“, flüsterte er fast schon bedächtig und wandte den Blick ab. „Du hast mit allem Recht. Ich war immer schon jemand, der nie auf andere Rücksicht genommen hat, selbst nicht auf die, die mir wichtig waren. Ich war immer jemand, der genau wusste, was er wollte und was nicht, und wenn ich etwas wollte, habe ich mir das auch stets genommen, mit einer einzigen Ausnahme.“

Seufzend rieb er sich durchs Gesicht.

„Nur ein einziges Mal in meinem Leben, habe ich mir nicht genommen, was ich wollte, was ich begehrte, deinetwegen, weil ich mir sicher war, dass du damit nicht würdest umgehen können. Ich habe damals entschieden, dass es nicht darum geht, was ich will, sondern dich so gut zu unterstützen, wie ich es kann, ziemlich selbstlos für einen so selbstbezogenen Menschen wie mich.“ Dulacre schmunzelte und schüttelte den Kopf. „Aber machen wir uns nichts vor, ich habe es nur getan, weil ich dich nicht verlieren wollte, deswegen habe ich so viel Rücksicht geübt, weil egoistische Menschen wie ich nicht in der Lage sind, andere Menschen lange in ihrem Leben zu halten.“

Zorro hatte wieder einmal das Gefühl, dass der andere etwas zwischen den Zeilen sagte, was er verstehen sollte, aber er tat es nicht. Allerdings verstand er genug.

„Und das war ziemlich dumm“, urteilte er kalt. „Ich habe dir doch schon tausendmal gesagt, dass ich meine Entscheidungen selbst fälle, ich habe entschieden dich um Hilfe zu bitten und auch alles andere. Mir ist sehr bewusst, was für ein arroganter Arsch du bist und auch, dass du nicht gerade zu der gutmütigen Sorte Mensch gehörst. Ich wollte nie, dass du dich meinetwegen verstellst.“

Langsam nickte der andere.

„Also soll ich es einfach sagen?“

„Ja!“, bekräftigte Zorro mit einem leisen Stöhnen. „Das würde es zumindest ein einziges Mal leichter machen.“

„Tze“, schnalzte der andere mit der Zunge, „es ist eher schockierend, dass du es dir nicht denken kannst, nachdem ich mich dir bereits vollends entblößt habe. Selbst du kannst nicht so einfältig sein und meine ausdrücklichen Avancen missverstehen.“

Zorro sah unbeeindruckt zu ihm hinab.

„Und wieder einmal unterschätzt du mich – oder überschätzt, ach keine Ahnung – ich habe auf jeden Fall keine Ahnung, was du mit diesem Gespräch hier bezweckst, was du von mir willst.“

„Das kannst du nicht ernst meinen, Lorenor! Es ist doch so offensichtlich!“

„Na, für mich nicht“, knurrte er ungehalten, „und anstatt mir wieder mal eine Szene zu machen, könntest du mir auch einfach sagen, was du willst!“

„Oh mein Gott, Lorenor, das ist doch nicht so schwer zu verstehen!“ Leicht verzweifelt zuckte nun der andere mit seinen Schultern. „Ich will dich!“

„Wa.. was?“

Nun war Zorro der Sprachlose zwischen ihnen.

„Ja, jetzt schau doch nicht so überrascht. Du meine Güte, hast du das nach all dem etwa immer noch nicht begriffen?“ Kopfschüttelnd rieb der Samurai sich übers Gesicht, verweilte mit der Hand über Kinn und Mund. „Mein Gott, was mache ich hier? Du bist so naiv und ahnungslos, so unwissend unerfahren. Was ist nur aus mir geworden? Ich komme mir vor wie ein Triebtäter, als würde ich einen Geistlichen verführen wollen, oder gar ein Kind!“

„Hey!“, warf er genervt ein. „Hör auf damit! Ich bin kein Kind! Ich bin erwachsen und das schon lange genug. Ich mag zwar jünger als du sein, aber behandle mich nicht wie ein ahnungsloses Gör!“

„Aber du benimmst dich wie eines, Lorenor! Ich bitte dich, wie kannst du nach allem, was ich dir gesagt habe, nicht verstanden haben, dass das Einzige, was ich will, du bist?! In meinem Kopf habe ich Fantasien, wie ich morgens neben dir aufwache, wie du abends nach einem langen Trainingstag zu mir an den Kamin kommst, wie wir Stunden bei Wein und Kerzenschein diskutieren, uns unterhalten, wie wir all die unschuldigen und die nicht so unschuldigen Dinge tun, die erwachsene Menschen miteinander tun.“ Einen Moment schloss der andere die Augen und schüttelte den Kopf, ehe er Zorro wieder ansah. „Wenn du mich fragst, was ich will, was ich wirklich will, dann ist die Antwort, dass ich dich in meinem Leben will, aber nicht nur wie bisher, nicht wie es jetzt ist. Ich würde so viel mehr wollen, als du mir geben kannst, und deswegen behandle ich dich wie ein Kind, weil du dir das noch nicht mal vorstellen kannst, weil du dir noch nicht mal vorstellen kannst, wie sehr ich mich nach dir in meinem Leben sehne.“

Dulacre erhob sich, als wollte er etwas tun, und setzte sich dann jedoch wieder.

„Aber mir ist natürlich bewusst, dass ganz unabhängig von dem, was ich will, du zu deiner Crew gehörst. Meine Fantasien sind nicht mehr als das, Fantasien. Dein Platz ist hier bei ihnen, wo du sie beschützen kannst, und ich bin nur der ehemalige Lehrmeister, den du eines Tages besiegen wirst, um deinen Traum erfüllen zu können, nicht mehr als eine Randnotiz in den Chroniken deines Lebens, ein schlichtes Mittel zum Zweck.“

Nicht!

Da war es schon wieder, irgendetwas hatte der andere gesagt, was Zorro absolut nicht mochte. Etwas, das ihn wütend machte. So wie während ihres letzten Gesprächs am Heck des Schiffes. Es war das gleiche Gefühl wie in dem Moment, als der Koch den Samurai aus der Kombüse hatte werfen wollen.

„Aber wenn du mich fragst, was ich will, dann ist es eine Beziehung mit dir zu führen, jetzt, da du mir doch so deutliche Andeutungen gemacht hast, dass du meine Gefühle erwiderst. Ich möchte dich in aller Öffentlichkeit küssen dürfen, einen Platz an deiner Seite haben und auf deine Entscheidungen einwirken dürfen.“

Fast schon fassungslos lachte Dulacre einen Moment auf, als wäre er über seine eigenen Worte schockiert.

„Oh Gott, ist das nicht erbärmlich? Ich sehne mich nach einer Beziehung mit meinem ehemaligen Schüler, der noch fast ein Kind ist, nur damit irgendsoein vermaledeites Rotzbalg mich nicht zurecht eines crewinternen Gespräches verweisen kann. Dennoch, der Smutje hat Recht: als dein ehemaliger Lehrmeister bin ich nicht viel mehr als irgendein Außenstehender, irgendein Bekannter. Uns verbindet noch nicht mal eine Allianz; mein Status auf diesem Schiff ist geringer als der von Trafalgar Law.“ Es schien, als wäre diese Aussage für den anderen das Schlimmste an der ganzen Situation, als seine kratzige Stimme bei Trafos Namen brach und er danach zitternd nach Luft schnappte. „Aber wenn ich den Status als dein Partner hätte, dann… dann wäre ich vielleicht nicht mehr so eifersüchtig auf sie, die sich alle deine Crewmitglieder nennen dürfen. Dann wäre vielleicht all das für mich einfacher, weil ich wüsste, dass du meine Gefühle erwiderst und ich einen Stellenwert in deinem Leben habe, der über ein Mittel zum Zweck hinausgeht.“

Zorro wandte sich ab, wusste wieder mal nicht, wie er mit diesen deutlichen Emotionen des anderen umgehen sollte, während er ihn aus dem Augenwinkel im Blick hielt.

„Also, wenn du mich fragst, was ich wirklich will, Lorenor, dann ist es genau das, einen Titel, der meinen Platz an deiner Seite nicht mehr streitig macht. Ein Status, der unseren Gefühlen entspricht und den selbst der Smutje nicht mehr hinterfragt. Eine Bezeichnung, die mir das Recht gibt, dich anzurufen, wann ich möchte, dich zu belehren, wann ich es für richtig halte. Ich möchte einfach mehr sein als eine Anekdote deiner Vergangenheit und das Omen deiner Zukunft. Du fragst mich, was ich will, und das ist die Antwort. Ich wünschte ich dürfte dich meinen Sozius nennen.“

„Deinen was?“

Dulacre neigte leicht den Kopf und seine Augenbraue zuckte gefährlich, während er seine Lippen schürzte.

„Ich schütte dir hier gerade mein Herz aus und von allem, was ich dir gesagt habe, ist es meine Ausdrucksweise, die dich stört?“

Zorro schüttelte unbeeindruckt mit dem Kopf.

„Keine Ahnung, ich weiß nicht, was Sozius bedeutet.“

„Aber das habe ich dir erklärt! Vor dreizehn Monaten, als wir uns über…“

„Du erwartest ernsthaft, dass ich irgendeinen Begriff, den du vor über einem Jahr mal erwähnt hast, vermutlich in einem komplett anderen Zusammenhang, jetzt noch weiß?“

„Natürlich erwarte ich das, schließlich habe ich dich ausgebildet! Ich erwarte von meinen Schülern…“ Dulacre brach ab und senkte den Blick mit einem leisen Seufzer, den seine brüchige Stimme kaum tragen konnte. „Aber du bist nicht mehr mein Schüler.“

„Nein, das bin ich nicht“, stimmte Zorro zu und für einen Moment schwiegen sie beide, „und wenn ich ehrlich sein soll, macht es mich ziemlich wütend, wenn du das alle zwei Sätze auch noch betonen musst.“

Der andere sah nicht auf.

„Denn für mich… verdammt nochmal, bis gestern hast du mich noch unterrichtet und wir haben fast jeden Abend über alles Mögliche diskutiert und das soll nun vorbei sein, nur weil ich nicht mehr auf Kuraigana bin? Ist doch alles totaler Mist. Und ich sehe es nicht ein, wenn der Koch dich als Außenstehender bezeichnet, denn das bist du nicht, nicht für mich. Du bist für mich immer noch mein Lehrmeister.“ Seufzend ließ er sich an der Reling hinabgleiten und setzte sich auf den Boden. „Aber die Wahrheit ist, eigentlich… ich hab dich zwar immer als mein Lehrmeister akzeptiert, aber gleichzeitig mich nie als deinen Schüler gesehen…“

Er konnte aus dem Augenwinkel sehen, dass der andere ihn nun beobachtete.

„Ich mag nicht, wenn man mir sagt, was ich tun und denken soll, und ich kann es auch nicht leiden, wenn man mir versucht vorzuschreiben, in welcher Beziehung ich zu anderen stehen soll. Ja, auf Kuraigana magst du der Lehrmeister und ich der Schüler gewesen sein, aber wenn wir ehrlich sind, habe ich mich dir doch nur im Training untergeordnet, und selbst da manchmal nur widerwillig.“ Er betrachtete seine rauen Hände, die hart erarbeiteten Schwielen, die er im dämmrigen Licht der anbrechenden Nacht kaum noch ausmachen konnte. „Aber Kuraigana ist vorbei, du bist nicht mehr mein Lehrmeister und… und das ist scheiße.“

Nun lehnte er den Kopf zurück gegen die Reling.

„Ich verstehe es selbst kaum, aber ich will nicht, dass du oder der Koch Recht haben. Ich will nicht, dass sich die Dinge verändern und kompliziert werden, gleichzeitig bin ich froh, mich dir nicht mehr unterordnen zu müssen; ich möchte, dass wir ebenbürtig sind. Ich möchte dir ebenbürtig sein, auch wenn ich es kämpferisch vielleicht noch nicht bin, so möchte ich doch, dass wir auf Augenhöhe miteinander reden.“

„So, wie jetzt?“

„Ja“, nickte er, „so wie jetzt. So wie wir es auf Kuraigana auch immer gemacht haben, obwohl du mein Lehrmeister warst, und das möchte ich auch weiterhin, egal was passiert und egal, wie viel Zeit vergeht, auch nachdem ich dich besiegt habe, und ich möchte das vor niemandem rechtfertigen müssen, erst recht nicht vor dem Koch. Warum interessiert dich überhaupt, was er einzuwenden hat? Um ihn geht es doch gar nicht.“

Mit geschlossenem Auge dachte Zorro über die vergangenen Stunden und Tage nach, über die Zeit bei seiner Crew und wie er immer wieder an seinem Nacken nach der Goldkette gesucht hatte, die er doch sorgfältig in seiner Bauchbinde versteckt hatte. Schweigsam erinnerte er sich an diese seltsamen Momente und diese noch seltsameren Gedanken, die er gehabt hatte.

„Lorenor?“, fragte der andere nach, doch Zorro schüttelte nur langsam den Kopf.

„Weißt du“, murmelte er, „auch ich habe… Fantasien oder wie du das genannt hast. Nicht so einen Mist wie du, aber… aber nachdem ich mit den anderen aufgebrochen war, da habe ich… keine Ahnung wie ich es beschreiben soll. Es gab Momente da dachte ich, du wärst da, mit an Bord, ich habe darauf gewartet, dass du etwas sagst oder irgendwie anders reagierst, habe mich nach dir umgesehen oder wollte dir etwas sagen und dann… dann warst du nicht da und irgendwie war das echt ein seltsames Gefühl und irgendwie habe ich mich echt gefreut darauf, dich auf Applenine zu treffen, einfach nur, um mit dir zu reden und eine Runde Schach zu spielen, die ich auf jeden Fall verlieren würde.“

Seufzend lehnte er sich wieder vor und betrachtete seine Hände im schwindenden Dämmerlicht.

„Vielleicht hat mich das am meisten an der ganzen Sache angepisst. Nicht so sehr, dass du mir wegen Eizen misstraut hast, sondern viel mehr, dass du mit Hintergedanken dieses Treffen veranstaltet hast und nicht einfach, weil du es wolltest, so wie ich es einfach wollte, ohne irgendwelche tieferen Gründe.“

Er konnte hören, wie der andere zum Sprechen ansetzte, aber er sagte nichts. Erst nach einem Moment sprach Dulacre dann doch: „Warum sagst du mir das jetzt? Worauf willst du hinaus, Lorenor?“

Überraschenderweise musste Zorro darüber gar nicht lange nachdenken.

„Du hast Recht, ich weiß nicht wirklich, was du von mir erwartest oder was genau du willst.“ Nun sah er Dulacre an, der seinem Blick ausdruckslos begegnete. „Aber ich glaube schon, dass ich dich verstehe, zumindest zum Teil. Denn auch ich möchte dich anrufen können, ohne… einfach nur, weil ich es will, ohne einen guten Grund dafür haben zu müssen. Ich möchte mich nicht rechtfertigen müssen, wenn ich will, dass du bei Entscheidungen dabei bist. Ich möchte auch nachdem ich dich besiegt habe, dass ich… dass die Dinge sind wie jetzt, dass du und ich miteinander reden, so wie jetzt.“

Dulacre kniff die Augen leicht zusammen und neigte den Kopf, zeigte deutlich, dass er Zorros Worte entweder nicht verstand oder ihnen nicht traute.

„Aber auch nicht ganz so wie jetzt. Ich will nicht mehr, dass du mich wie ein Kind behandelst, wie einen Schützling, den du behüten musst, denn das bin ich nicht, nicht mehr. Ich bin erwachsen und ich will, dass du das akzeptierst und respektierst. Ich mag schlichter sein als du, unerfahren und in manchen Sachen vielleicht wirklich etwas naiv, aber ich bin weder dumm noch unschuldig. Ich bin kein Kind und ich bin auch nicht mehr dein Schüler. Ich bin Pirat und ein erwachsener Mann, also entweder du siehst mich als Rivalen an oder als… ach verdammt, das bedeutet Sozius.“ Er rieb sich durchs Gesicht, als er sich an ein längst vergangenes Gespräch über Vertragspartner erinnerte und wie nervig unpassend diese Erinnerung für diese Unterhaltung war. „Ach, Mensch, du könntest auch mal was sagen, anstatt mich immer um Kopf und Kragen reden zu lassen. Du weißt doch auch, dass mir sowas nicht liegt.“

Mehrere Sekunden konnte er nichts hören, außer seinem eigenen Atem und die sanften Wellen. Mittlerweile war es so dunkel, dass er nur noch die Umrisse des Schiffs um sich ausmachen konnte.

Erneut holte Dulacre Luft und setzte zwei Mal zum Sprechen an, ehe er es schließlich schaffte: „Ich habe die Sorge, dich falsch zu verstehen, Lorenor. Möchtest du mir gerade sagen, dass du tatsächlich darüber nachdenkst eine Beziehung mit mir einzugehen?“

Zorro sah auf und bemerkte, wie die Falkenaugen selbst in der Dunkelheit noch beinahe golden schimmerten.

„Ich weiß nicht, ob das, was ich will, genug für dich ist“, gestand er dann schließlich ein. „Aber… ach verdammt, das hier ist so nervig! Es war eine Sache über meine Gefühle nachzudenken, aber das hier stand eindeutig nicht auf meiner Liste. Ich habe einfach keine Ahnung, wie ich meine Gedanken gerade ausdrücken soll.“

Er zuckte geschlagen mit den Achseln. Es war ein langer Tag gewesen und langsam schien ihn sein Kopf im Stich zu lassen und das, nachdem er doch gerade noch darauf bestanden hatte, nicht dumm zu sein.

„Dann sprich einfach, ohne sie vorher zu erörtern“, bot Dulacre an, so wie er es immer tat, und neigte leicht den Kopf, seine Stimme mittlerweile so brüchig wie am vergangenen Tag. „Ich werde versuchen, dich zu verstehen.“

Einen Moment sahen sie einander nur an, dann nickte Zorro und erhob sich, begann vor dem anderen auf und ab zu wandern, und dann sprach er einfach aus, was er dachte, ohne überhaupt zu versuchen, es zu begreifen.

„Ganz ehrlich, ich habe nicht die Fantasie, dich in der Öffentlichkeit – oder sonst wo – küssen zu wollen, aber dennoch, die Idee, dass du jemand anderen küsst, gefällt mir nicht. Die Idee, dass du jemand anderen so ansiehst, wie mich kurz vor einem Kampf oder wenn wir über irgendwelche Themen diskutieren, dass du gegen jemanden lieber kämpfen wollen würdest als gegen mich, das will ich nicht. Ich mag nicht, wenn du und Robin diese vielsagenden Blicke wechselt, weil ich diese Blicke nicht verstehe und auch, wenn mich so etwas früher echt nie gestört hat, jetzt nervt es mich, wenn ich bemerke, dass du etwas anderes meinst, als du sagst, ich aber nicht verstehen kann, was.“ Er hielt inne und sah zum Samurai hinab. „Ich möchte, dass wir einander ebenbürtig sind, und ich möchte mir keine Gedanken darum machen, ob wir einander nahegenug stehen, dass meine Crew dich akzeptiert oder Jiroushin mir Bescheid geben würde, falls du Scheiße gebaut hast. Ich will nicht darüber nachdenken müssen, ob du aus Angst, Rücksicht oder aus was für einem Scheiß auch immer gerade wieder mit den Worten spielst oder mir nicht die ganze Wahrheit sagst. Auf Kuraigana mögen die Dinge anders gewesen sein. Aber jetzt bin ich halt nicht mehr auf Kuraigana und das wird sich die nächste Zeit auch nicht ändern, daher…“

Er begann wieder weiter auf und ab zu wandern, als würde die Bewegung es ihm leichter machen.

„Wenn ich ganz ehrlich bin, halte ich von Romantik und diesem ganzen Kitsch nicht sonderlich viel und abgesehen von diesen komischen Büchern – die ja scheinbar nicht realistisch sind - weiß ich nicht wirklich, was es bedeutet, eine Beziehung zu führen. Ich weiß nicht wirklich, was es bedeutet ein Sozius zu sein. Aber… aber…“

„Aber was?“ Dulacre klang ungewohnt sanft.

Erneut zuckte Zorro mit den Achseln.

„Aber ich denke, ich… es käme halt auf einen Versuch an, oder?“

„Wie bitte?“

„Ja.“ Er nickte langsam. „Für mich bist du kein Außenstehender, aber du bist auch nicht mehr mein Lehrmeister, aber einfach nur ein Freund, ein Verbündeter bist du auch nicht. Ich brauche keinen Namen oder Titel, ich brauche keine Worte, um meine Gedanken und Gefühle auszudrücken, aber wenn das für dich notwendig ist, dann soll es mir recht sein.“

Vor Dulacre blieb er stehen.

„Und wenn das dir ausreicht, wenn du verstehst, dass das hier nichts an meiner Loyalität meiner Crew gegenüber ändert, und wenn du akzeptierst, dass ich keine Ahnung habe, wie so ein Scheiß abläuft und was du von mir erwartest, dann ja, ich bin dabei.“

Für einen Moment sah der andere ihn einfach nur an, als ob er Zorro nicht verstehen würde, dabei hatte er das Gefühl, sich klar ausgedrückt zu haben.

„Du… du möchtest eine Beziehung mit mir eingehen?“, fragte er nach. „Eine richtige Beziehung?“

„Das habe ich doch gerade gesagt“, murrte Zorro entnervt, weil der andere jetzt doch irgendwie genau so reagierte, wie die Charaktere in den dämlichen Schnulzen des dämlichen Kochs. „Mach da jetzt nicht so ein großes Ding draus.“

„Aber… bist du dir wirklich sicher, dass du dich an mich binden willst, Lorenor? Wenn man mal davon absieht, dass ich ein besessener Kontrollfreak bin, würde eine solche Beziehung mit Sicherheit nur meine Eifersucht stärken.“

„Was willst du denn jetzt?“, entgegnete Zorro sowohl entrüstet als auch noch genervter, sofern das überhaupt möglich war. „Hast du nicht gesagt, dass das genau das ist, was du willst? War das nicht genau das, was du wolltest? Hast du nicht eben noch gesagt, dass du dann vielleicht nicht mehr so eifersüchtig wärest, und jetzt machst du einen Rückzieher? Nachdem ich mir hier die ganze Zeit den Mund fusselig geredet habe?“

„Nein, aber…“

„Ich weiß, was für einen beschissenen Charakter du hast“, unterbrach er die brechende Stimme des anderen mit Leichtigkeit, aber auch, weil der andere ihn gerade wieder einmal zur Weißglut trieb. „Ja, du bist ein Mistkerl, ich weiß das und trotzdem bin ich hier, trotzdem war ich all die zwei Jahre auf Kuraigana, und es ist nicht so, als wäre ich ein Unschuldslamm. Manchmal denke ich, du vergisst, was ich in meinem Leben schon alles getan und verbrochen habe. Aber wie gesagt, ich komme damit schon klar. Ich komme mit dir und deinem beschissenen Charakter und meinetwegen auch mit deinen beschissenen Fantasien klar.“

„Aber Lorenor, du hast keine Ahnung, worauf du dich einlässt. Du redest davon eine Beziehung mit mir einzugehen, obwohl du kaum weißt, was eine ist, obwohl du noch so unerfahren und unwissend bist. Ich bin doppelt so alt wie du, Lorenor, und auch wenn ich selbst ebenfalls nie vorhatte mich in einer Beziehung niederzulassen, so habe ich doch Erfahrungen gesammelt, die du vielleicht nie haben wirst, die du vielleicht noch nicht mal willst. Ich bin mit Sicherheit kein…“

„Hör mal auf“, unterbrach Zorro den Älteren, als dieser anfing, vom Hölzchen aufs Stöckchen zu kommen, „das ist doch alles total egal. Dann bist du halt älter, na und? Deine Kontrolle ist trotzdem schlechter als meine. Dann bin ich eben unerfahren, na und? Ich werde dich trotzdem besiegen. Nichts davon bedeutet doch, dass du mich zu irgendetwas zwingst oder ich mich zu irgendetwas zwingen lassen würde. Denn wenn ich dich erinnern darf, bisher habe ich immer die Entscheidungen getroffen.“

„Wie bitte?“

„Ja klar, das habe ich doch eben gesagt! Ich habe dich um Hilfe gebeten, ich habe entschieden, von dir lernen zu wollen. Ich habe entschieden auf Kuraigana zu bleiben und zu gehen. Ich habe entschieden, dir von meinen Gefühlen zu erzählen und ich habe entschieden, eine Beziehung mit dir eingehen zu wollen. Das sind alles meine Entscheidungen, du hast mich zu nichts gezwungen oder überredet. Im Gegenteil, mich kotzt es an, wie rücksichtsvoll du mir immer gegenüber bist und wie sehr du dich immer zurücknimmst; ist echt anstrengend. Und wenn es eine beschissene Beziehung braucht, damit du mit diesem Mist aufhörst, dann machen wir das halt!“

„Kann es sein, dass du meine Bedenken nicht ernst nimmst?“

„Wenn das deine Bedenken sind, dann nein. Wir wussten beide von Anfang an, dass du ein verdorbener Mistkerl bist und was dieses Problem mit dem Alter soll, habe ich eh noch nie verstanden. Ich verstehe um ehrlich zu sein auch nicht, warum du jetzt alles wieder so kompliziert machst. Du hast eben gesagt, dass du eine Beziehung mit mir willst und ich bin einverstanden. Warum machst du jetzt also wieder so eine Sache draus? Ist nicht alles gesagt? Wir haben irgendwelche komischen Gefühle füreinander, die in diesen unrealistischen Schnulzen Liebe genannt werden, wir sind in irgendeiner seltsamen Beziehung miteinander, damit du deinen beschissenen Titel eines Sozius hast, und alle sind glücklich!“

„Was hast du gerade gesagt?“ Dulacre erhob sich und sah ihn mit großen Augen an. „Hast du das gerade ernst gemeint?“

Ja, was hatte er denn gesagt?

Zorro konnte sich kaum daran erinnern. Dafür hatte er an diesem Abend schon viel zu viel gesagt und der andere war wieder so unglaublich kompliziert, dass Zorro wieder unglaublich viele Worte brauchte, um sich verständlich zu machen.

Aber die Art, wie Dulacre ihn gerade ansah, gab ihm eine Gänsehaut.

„War das gerade kein Witz? Hast du diese Worte gerade wirklich ausgesprochen? Du hast dich nicht über mich lustig gemacht? Du liebst mich?“

Hilflos zuckte er nur mit den Schultern.

„Was soll das denn jetzt wieder?“, murrte er. „Es ist nur irgendein Wort, mach da nicht so ein Ding draus.“

Doch der andere wirbelte herum und brachte mehrere Meter Abstand zwischen sie.

„Was ist denn jetzt kaputt?“, murrte Zorro und schritt ihm nach, doch Dulacre erhob eine Hand und Zorro hielt inne.

In der Dunkelheit konnte er kaum noch was ausmachen, aber das hektische Hin und Her der selbst jetzt noch auffallend hellen Augen konnte er sehen, den schweren Atem des anderen hören, bevor er sich mehrfach räusperte.

„Hey, kippst du mir jetzt gleich wieder um?“, fragte er leicht unruhig und konnte nicht verhindern an jenen Moment vor wenigen Tagen zurückdenken zu müssen. „Sag mal was, sonst hol ich Chopper.“

„Könntest… könntest du mir einfach einen Moment geben?“, bat der anderer mit heiserer Stimme.

„Was ist denn los?“ So hatte er den anderen noch nicht erlebt, so… schweigend.

„Was los sein soll?“ Nun wandte Dulacre sich ihm wieder zu, hielt aber den Abstand, sodass Zorro kaum seine Gesichtszüge ausmachen konnte. „Ich habe so lange gefürchtet dich zu verlieren, aufgrund meiner Gefühle und jetzt… ich bin etwas überfordert, Lorenor. Ich hätte nicht gedacht, in meinem Alter nochmal so etwas zu erleben, eine Beziehung mit dir zu führen. Ich fühle mich wie ein dummer Teenager und glaube mir, ich war nie ein dummer Teenager.“

„Wenn du anfängst, mir irgendwelche peinliche Kosenamen zu geben, hast du die längste Zeit eine Beziehung mit mir geführt“, entgegnete er unwirsch. „Ganz ehrlich, denk gar nicht erst dran, jetzt mit irgendeinem kitschigen Mist wie aus diesen Schnulzen um die Ecke zu kommen.“

Nun kam der andere auf ihn zu und blieb direkt vor ihm stehen.

„Glaubst du wirklich, dass ich an romantischem Kitsch Gefallen finden würde? Ach bitte, Kosenamen sind etwas für fröhliche Zeitgenossen wie deinem Kapitän oder Jiroushin. Ich habe gewiss nicht vor, dich in aller Öffentlichkeit meinen Liebhaber oder meinen Wildfang zu nennen, tze, so ordinär. Aber einen Titel möchte ich dennoch, einen angemessenen, natürlich. Partner oder Sozius würden sich eignen, wenn du keine Einwände hast, klassisch und zeitlos.“

Zorro merkte, wie seine Wangen warm wurden, als der andere ihn wie immer mit seinen stechenden Augen betrachtete und innerhalb eines Atemzuges wieder Souveränität in Person war.

„Du hast echt einen verdammten Stock verschluckt, weißt du das?“, murrte er, ehe er abwinkte. „Wenn’s dich glücklich macht, mir soll es egal sein. Ich werde dich eh weiterhin so nennen, wie es mir passt.“

„Nichts Anderes hätte ich erwartet“, entgegnete Dulacre mit seinem gefährlichen Schmunzeln, auch wenn seine Stimme da schon lange nicht mehr mithalten konnte. „Allerdings würde ich es begrüßen, wenn du mich nicht mehr ganz so oft beleidigen würdest.“

„Wenn du aufhörst, wie ein abgebrochener Lackaffe zu reden, sofort“, widersprach er unbeeindruckt und verschränkte die Arme. „Aber jetzt, da wir doch tatsächlich alles geklärt hätten, solltest du dich wirklich eine Runde aufs Ohr hauen. Du hörst dich echt beschissen an.“

„Tze, und immer noch unhöflich wie eh und je“, bemerkte der andere. „Keine Sorge, ich beabsichtige nicht, noch lange aufzubleiben. Tatsächlich bin ich recht müde und alleine bei der Vorstellung, vor Sonnenaufgang aufzustehen, graut es mir bereits. Aber zuvor, darf ich dich um etwas bitten?“

Als Antwort hob Zorro nur eine Augenbraue an, wissend, dass der andere auch in der Dunkelheit seine Mimik noch gut erkennen konnte.

„Wenn wir nun eine Beziehung führen, darf ich dich küssen?“

„Wirst du jetzt zu so einem nervigen Vollidioten wie der Koch, wenn der ‘nem Rockzipfel hinterhergeiert?“

Nun lachte der Ältere leise auf und wirkte etwas mehr, wie Zorro ihn kannte. Aber es war der Blick, den der andere ihm schenkte, so wie Dulacre nur ihn ansah, der ihm eine Gänsehaut über den Rücken trieb.

„Oh bitte, das würde mir meine gute Erziehung verbieten. Aber ich finde, nach deinem kläglichen Versuch von vorhin, sollte ich dir vielleicht zumindest dieses eine Mal zeigen, wie so etwas richtig geht. Nicht, dass du dich nochmal so blamierst.“

Sie sahen einander an und Zorro konnte spüren, wie die Gier in ihm wuchs. Er wollte kämpfen, er wollte so sehr gegen ihn kämpfen, er wollte so sehr seinen Willen an dem des anderen messen. Endlich verstand er, was Dulacre damit gemeint hatte.

„Du bist so nervig“, murrte er, trat jedoch auf den anderen zu, sodass keine Handbreit mehr zwischen ihnen war, „meinetwegen, dann zeig mir, wie es richtig geht, du Mistkerl.“

Der andere beugte sich zu ihm hinab.

„Aber danach gehst du ins Bett!“, knurrte er.

Dulacre schmunzelte gefährlich.

„Du weißt wirklich die Stimmung aufrechtzuerhalten, Lorenor.“

         



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  dasy
2022-05-03T06:44:19+00:00 03.05.2022 08:44
Eigentlich will Zorro den Teil der Ehe, der nach dem Verliebtsein kommt. Die Partnerschaft, das blinde Vertrauen, die Heimat in den Gedanken des Anderen. Wow.
An dieser Stelle kann ich Dir nur wünschen, dass du genau das selbst in Deinem Leben gefunden hast oder noch finden wirst.
Genial ausgedrückt und so wahr. Liebe ohne die Schmetterlinge und Peinlichkeiten.
Dann hoffe ich mal, dass Zorro dieser echte Kuss gefällt.

Liebe Grüße, Dasy
Antwort von:  Sharry
07.05.2022 12:05
Oh wow
Also ich lese ja Kommentare so oder so immer gerne und findet es ganz spannend, was ihr immer so über den Kram denkt, den sich mein seltsames Hirn so ausdenkt, aber dieses Kommentar ist schon ganz besonders für mich. Zum einen hast du wirklich es irgendwie geschafft, dieses Gefühl, welches Zorro mir gegeben hat, ich abe nicht wirklich greifen konnte, in Worte zu fassen, und dann denkst du auch noch an mich, vielen Dank. Ich bin wirklich sehr berührt von diesem Kommentar...

Auf einer leichteren Note, ich glaube, Zorro fand es eher... seltsam... armer Mihawk^^'
Von: RuffysKreationen
2022-04-09T15:20:25+00:00 09.04.2022 17:20
Zorro tut mir ja echt leid...redet sich, mal wieder, um Kopf und Kragen und Mihawk kapiert es diesmal nicht...
Schon sehr interessant die Beiden XD wie diese Beziehung laufen wird...
Antwort von:  Sharry
16.04.2022 17:55
Hey^^
ja, ich glaube, da haben sich zwei Vollidioten gefunden, der andere denkt zu kompliziert, der andere zu schlicht, kein Wunder, dass die Gespräche immer so anstrengend werden ;-P
Ganz lliebe Grüße
Antwort von: RuffysKreationen
18.04.2022 10:35
Dann soll nochmal jemand sagen, Frauen wären anstrengend XD
Antwort von:  Sharry
23.04.2022 11:09
Keine Frau kann mit Mihawks Drama mithalten^^' Selbst Hancock würde sich da schwer tun XD


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