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Ein letztes Geheimnis

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Es ist Samstag und ihr wisst was das bedeutet: Ein neues Kapitel!

Viel mehr hab ich auch gar nicht zu sagen, außer, habt viel Spaß und ein wundervolles Wochenende! Wir sehen uns nächste Woche ;-)

Ganz liebe Grüße Komplett anzeigen

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Kapitel 34 - Strohhüte

Kapitel 34 – Strohhüte

 

-Zorro-

Das Frühstück war… seltsam, anders konnte er es nicht ausdrücken. Eigentlich hatte er vorgehabt, es zu verschlafen, und diese Entscheidung hatte er ganz bewusst getroffen. Weniger, weil er seiner Crew aus dem Weg gehen wollte – nicht, dass er wirklich darüber nachgedacht hatte, aber wenn er darüber nachdachte, so wusste er, dass er sich ihnen über kurz oder lang so oder so stellen musste – sondern einfach, weil er die vergangenen Tage selbst für seine Verhältnisse wenig geschlafen hatte und nun, da die Anspannung in seinen Knochen etwas nachgelassen hatte, war er echt müde. Dazu war dann am Morgen noch diese eigenartige Einheit gekommen, mit der Dulacre ihn überrascht hatte, die ihn nochmal auf eine ganz neue Art gefordert hatte, und dieses komische Gespräch mit dem Koch, worüber er bevorzugt nicht nachdenken wollte.

Dieser hatte auch Zorros Plan einen Strich durch die Rechnung gemacht, als er nur gefühlte Sekunden, nachdem Zorro sich in seine Koje geworfen hatte, in die Kajüte gepoltert war und so lange über Mahlzeiten und ihre Abmachung rumgezickt hatte, bis Zorro schließlich aufgestanden war.

Nun saß er am Tisch zwischen Lysop und Ruffy und wollte nichts mehr als zurück in seine Koje, um dringend etwas Schlaf aufzuholen, bevor sie Dress Rosa erreichen würden. Dennoch entging ihm nicht die seltsame Stimmung, auch wenn er sich nach Kräften bemühte, sie zu ignorieren.

Nachdem er auf Kinemons Frage kurz angebunden erläutert hatte, dass Dulacre am Morgen aufgebrochen war, hatte er die Erleichterung bei einigen seiner Crew gesehen – nicht, dass ihn das überraschte – bevor Franky das Gespräch übertrieben auffällig auf den kommenden Tag gelenkt hatte.

Früher wäre Zorro das wohl nicht aufgefallen. Nein, vielleicht wäre es ihm sogar aufgefallen, aber er hätte sich keine Gedanken darüber gemacht. Es wäre ihm egal gewesen, warum Franky unnötig laut Trafo ansprach und immer wieder de Flamingos Namen durch den Raum warf. Aber nun entging ihm Frankys Blick nicht, nun bemerkte er Namis hochgezogene Augenbraue, während sie an ihrem Kaffee nippte und natürlich war er sich bewusst, dass der Koch, der gerade in der Kochnische eine Zigarette nach der anderen verqualmte – obwohl er sonst eher selten rauchte, während andere aßen – ihn fast ununterbrochen im Auge behielt.

Und auch, wenn es Zorro nervte, er wusste, dass es nicht unbedingt bewusst geschah, oder zumindest nicht nur. Er vermutete, dass sie alle nach gestern sich bemühten so zu tun, als wäre alles wie immer, gleichzeitig mussten sie natürlich verarbeiten, was sie gehört hatten, und vielleicht misstrauten sie ihm jetzt auch, vielleicht mehr oder weniger als noch am vergangenen Tag, jetzt, da sie die Wahrheit wussten.

Doch aus welchem Grund auch immer, hatten sie wohl stillschweigend miteinander vereinbart, zumindest beim Frühstück nicht anzusprechen, was wohl anzusprechen war. Zorro hatte keine Ahnung, warum sie es nicht wollten, aber nachdem sowohl Chopper als auch Ruffy eher hektisch und laut von Lysop und Brook unterbrochen worden waren, war es mehr als offensichtlich, dass sie es doch sehr bewusst taten.

Eigentlich war es Zorro egal. Er hatte gewiss nicht vor, irgendetwas heute noch anzusprechen, gestern hatte er wirklich genug geredet - für die nächsten Wochen - und wollte jetzt nicht viel mehr als in seine gemütliche Koje. Aber er wusste auch, dass die Fragen irgendwann kommen würden, vielleicht nicht bei diesem schrägen Frühstück, aber sie würden kommen, und mit ihnen würde auch all das andere kommen, Zweifel, Vorwürfe und wahrscheinlich auch Anschuldigungen und Ablehnung. Vermutlich hatten sie sich wortlos darauf geeinigt, dass sie sich erstmal um de Flamingo kümmern würden.

Aber das bedeutete nun mal auch, dass das Frühstück gerade einfach seltsam war. Trafo schien es entweder nicht zu bemerken oder es war ihm egal, Momonosuke auf der anderen Seite fühlte sich offensichtlich unwohl, aber auch er sagte nichts. Genau wie Kinemon es am Vorabend erklärt hatte, wollten die beiden Samurai sich wohl komplett raushalten, und obwohl es Zorro egal sein sollte, so nahm er das doch gerne an. Besser so, als wenn seine Probleme nun wirklich jeder erfahren sollte.

„Zorro“, sprach ihn nun Chopper an, der ihm gegenübersaß, und Zorro konnte sehen, wie Franky und Lysop direkt entschiedene Blicke austauschten, bereit jederzeit einzugreifen, „Sanji hat mich eben daran erinnert, dass dein letzter Checkup ja schon zwei Jahre her ist, und ich würde das gerne nachholen, bevor wir Dress Rosa erreichen. Hast du jetzt nach dem Frühstück Zeit?“

„Koch!“, stöhnte er mit einem Knurren auf und stierte den anderen nieder, der zum wiederholten Male am heutigen Tag seinen Plan durchkreuzte.

„Was denn? Ich hab dich doch gewarnt“, murrte ebenjener unbeeindruckt aus der Kochnische. „Wir hatten uns auf zwei Mahlzeiten geeinigt und dennoch hast du gestern nur zu Mittag gegessen.“

„Das kannst du doch jetzt nicht ernst meinen!“

„Siehst du doch!“, blaffte der andere zurück, wie Zorro es gewohnt war, wie es früher immer zwischen ihnen gewesen war, und schwenkte einen Kochlöffel drohend durch die Luft.

Zorro war drauf und dran mit dieser verdammten Kringelbraue das Deck zu schrubben, doch da bemerkte er Choppers Blick. Schwer aufatmend ließ er sich zurück auf seinen Stuhl fallen und zuckte nur abweisend mit den Schultern.

„Meinetwegen“, murrte er, „aber mach nicht wieder so eine große Sache draus, Chopper. Ich will mich gleich noch was hinlegen.“

Während sich Choppers Gesicht aufhellte und er Zorro tausendmal versicherte, dass es nur die üblichen Untersuchungen wären, wandte Zorro sich wieder seinen Onigiri zu… und fand nur einen leeren Teller vor.

„Ruffy!“

 

Wenige Minuten später folgte er Chopper ins kleine Krankenzimmer, während der Koch Lysop zum Abwasch verdonnerte.

Niemand in der Crew mochte die Checkups, am wenigsten wohl der Koch, der sich von Chopper jedes Mal eine Standpauke übers Rauchen abholen durfte. Aber Zorro konnte ihn dafür nicht mal auslachen, weil seine meistens nicht besser liefen. Chopper regte sich bei ihm immer über alles Mögliche auf, sein Schlafrhythmus, seine Kämpfe, sein Training, seine Ernährung, sein Alkoholkonsum, sogar seine Körperhygiene war öfters Thema gewesen.

Nervig waren auch all die Untersuchungen, die Zorro immer über sich ergehen lassen musste und die Chopper mit einer Präzision durchführte, als würde er am offenen Herzen operieren, weshalb es aber auch immer ewig dauerte.

Aber das Schlimmste am Checkup war der Blick. Er kam immer irgendwann, meistens kurz vor der Standpauke, manchmal während Chopper die Untersuchungen protokollierte, und wenn Zorro ganz viel Pech hatte, dann kriegte er ihn sogar zwei Mal.

Heute schien so ein Tag zu sein, vielleicht sogar noch schlimmer. Bevor Chopper auch nur überhaupt anfing, hatte er Zorro gefühlte fünf Minuten einfach nur ernst angestarrt, dann war er leise grummelnd von seinem Drehstuhl gehüpft, hatte irgendetwas von Diskretion, Privatsphäre und Patienten gegrummelt und beide Türen abgeschlossen, etwas, was er sonst eigentlich nie tat, soweit Zorro sich erinnern konnte.

Die darauffolgende Belehrung hatte ihm dann aber nur zu deutlich gemacht, warum Chopper abgeschlossen hatte. Wie gesagt, Zorro war an die ausschweifenden und emotionalen Standpauken des jungen Schiffsarztes gewöhnt – manchmal verdrückte Chopper sogar eine Zornesträne – aber dieses Mal hatte er wohl wirklich sichergehen wollen, dass niemand ihn unterbrechen würde, während er Zorro fünfzehn Minuten über Vorsorge und gesunden Lebensstil belehrt hatte. Er hatte sich sogar Notizen gemacht und wann immer Zorro auch nur gewagt hatte, zu antworten oder gar zu widersprechen, hatte der Jüngere ihn niedergestarrt, wie damals, als er sich nach Enis Lobby den kleinen Übungsstreit mit dem Koch geleistet hatte. Offensichtlich hatte Chopper Standpauken von über zwei Jahren nachzuholen.

Irgendwann war es dann endlich vorbei gewesen und Zorro hatte gedacht, dass er jetzt nur noch die Untersuchungen über sich ergehen lassen musste und dann endlich in seine Koje konnte. Doch auch während Chopper sein Herz abgehört hatte, war Zorro wieder dieser Blick aufgefallen, mit dem der Jüngere seine Brust angestarrt hatte. Allerdings hatte er Zorro dieses Mal von einer Predigt verschont, hatte nur den Kopf geschüttelt und dann etwas in Zorros Akte gekritzelt. Daher hatte Zorro gehofft, dass dieser Kelch nun doch noch an ihm vorüberziehen würde, aber während er nun seinen Mantel anzog und die Füße in seine Stiefel steckte, musste er feststellen, dass Chopper vor ihm seine Krankenakte fixierte, und zwar wieder mit diesem Blick.

Selbst damals, nach Thriller Bark, hatte Chopper ihn keine dreimal gezeigt und Zorro fragte sich, was er wohl falsch gemacht hatte, während Chopper immer noch die geschlossene Mappe in seinen Hufen anstarrte, als wollte er sie mit purer Gedankenkraft verbrennen.

Dann schnaubte Chopper entschieden auf, schüttelte erneut kurz den Kopf und steckte Zorros Mappe zurück zwischen die anderen, ehe er im nächsten Moment eine Schublade aufzog und eine noch ungenutzte Mappe herauszog.

„Genau“, murmelte er nun zu sich selbst, zückte einen Stift und beschriftete die Mappe, „nur so ist das richtig.“

Mit Zorro sprach er nicht und Zorro hatte keine Ahnung, was er überhaupt tat. Er wusste, dass diese Mappen ihre Krankenakten waren – seine und Lysops waren mit Abstand die dicksten – aber er wusste nicht, ab wann ein Patient eine zweite brauchte.

„Okay Zorro, dann verwandle dich jetzt bitte in Loreen, damit wir die Untersuchungen auch für deinen anderen Körper vornehmen können.“

„Wa… was?“ Überrascht lehnte er sich etwas zurück, während Chopper gar nicht zu ihm aufsah, sondern die neue Mappe öffnete und kontinuierlich Zeilen ausfüllte.

„Ich weiß, dass du dich hinlegen willst“, sprach Chopper arglos weiter, „aber anders geht es nun mal nicht. Ich beeile mich auch, versprochen.“

Damit hatte er nicht gerechnet.

„Nein“, murmelte Zorro, „das ist nicht nötig. Ich habe dir doch gesagt, dass diese blöden Zeitungsartikel…“ Er unterbrach sich, als Chopper ihn so ansah, wie er ihn so oft ansah in solchen Diskussionen.

„Mir ist egal, was in der Zeitung stand. Wenn du sagst, dass das, was da geschrieben war, nicht stimmt, dann glaube ich dir das.“ Als ob Zorro Chopper je belügen könnte. „Aber Falkenauge hat auch gesagt, dass es zwei verschiedene Körper seien, mit unterschiedlichen Stärken und Schwächen, und das bedeutet, dass ich dich in beiden Körpern untersuchen und kennen muss, damit ich dich in beiden Körpern behandeln kann.“

Das klang logisch und dennoch, Zorro merkte, wie sehr er diese Idee ablehnte. Alles, was er gerade wollte, war, sich endlich etwas hinlegen zu können.

„Mach dir keine Sorgen, Chopper“, murrte er und zuckte mit den Schultern. „Ich bin so gut wie nie… Loreen. Du wirst mich nicht…“

„Du hast gestern gesagt, dass du dich ab einem gewissen Punkt immer verwandeln musst“, widersprach Chopper mit seiner verdammten sachlichen Stimme und sah ihn ernst an, „und selbst deine Wunden verheilen nicht innerhalb eines Tages. Du sagtest gestern auch, dass du als Loreen schwächer wärest, das heißt, Wunden können dich mehr beeinträchtigen, oder nicht?“

Ja, das stimmte, und dennoch hatte Zorro überhaupt keine Lust, diesen Checkup noch einmal über sich ergehen zu lassen.

„Zorro.“ Chopper drehte sich zu ihm, die neue Akte vergessen auf dem Tisch. „Ich weiß, dass du diese Untersuchungen nicht magst, aber ich bin der Schiffsarzt, ich muss diese Dinge wissen, ich muss alle Dinge wissen, die für deine Gesundheit eine Gefahr darstellen könnten, damit ich meine Aufgabe erfüllen kann.“

„Das weiß ich doch, Chopper“, stöhnte er leise auf, „aber ich denke nicht, dass es nötig ist, dass du…“

Zorro unterbrach sich, nicht in der Lage, Choppers Blick weiterhin standzuhalten, konnte nicht mal mehr Choppers sanften Blick standhalten. Er wusste, dass seine inneren Widerstände absoluter Blödsinn waren. Chopper wusste die Wahrheit, hatte ihn bereits als Loreen gesehen – auch wenn er ihn damals nicht erkannt hatte – und so sehr Zorro diese Untersuchungen nervte, so sehr wusste er auch, dass diese Diskussion ihn nur noch länger von seiner Koje fernhielt.

Dennoch, die Vorstellung, dass sie ihn so sehen würden, dass Chopper ihn so sehen würde, er wollte es nicht, er wollte es schlicht nicht.

Er war sich Choppers Blick nur zu gut bewusst, aber obwohl er doch genau wusste, dass seine Ablehnung irrational begründet war, so war alleine die Vorstellung, dass er hier auf der Sunny, unter seinen Freunden, diesen anderen Körper zeigen musste, so unangenehm, wie er es kaum beschreiben konnte.

„Zorro?“

Tja, aber das war wohl noch unangenehmer, Choppers verunsicherte Stimme. Seufzend rieb Zorro sich den Nacken und sah seinen jungen Freund an.

„Ich mag es nicht, Chopper“, erklärte er dann schließlich leise grummelnd, „ich bin nicht gerne in diesem anderen Körper, erst recht nicht vor anderen.“

Chopper neigte leicht den Kopf, doch dann nickte er.

„Das verstehe ich“, murmelte er nachdenklich, was Zorro dann doch etwas anzweifelte, aber Choppers Ohr zuckte, wie so oft, wenn er an unschöne Dinge zurückdachte. „Weißt du, ich bin die vergangenen Jahre wirklich deutlich stärker geworden, und dennoch muss ich immer wieder auf meine Rumble Balls zurückgreifen, und das bedeutet im Zweifel auch, dass ich mich wieder nicht bewegen kann, und das meistens auch noch in richtig brenzligen Situationen.“

Nun seufzte Chopper leise und senkte den Blick.

„Ich mag das gar nicht, erst recht nicht, wenn du das sehen könntest. Du bist so stark und kämpfst immer weiter, ganz egal, wie schwer verletzt du bist, und ich liege dann nutzlos in der Gegend herum und bin nur eine Last, muss von anderen getragen werden. Ich wünschte, ich könnte dann einfach verschwinden und niemand würde mich sehen.“

„Aber Chopper…“ Er zögerte, hatte es nie so gesehen, aber er war vielleicht nicht der Einzige, der mit den Grenzen seines Körpers zu kämpfen hatte. „Du weißt doch, dass…“

„Die Türen sind abgeschlossen.“ Mit diesem ganz simplen Satz brachte Chopper ihn zum Schweigen. „Mir ist die Privatsphäre meiner Patienten sehr wichtig und wie du weißt, nehme ich auch die ärztliche Schweigepflicht sehr ernst. Was du mir hier drin erzählst und was ich hier drin sehe, wird diesen Raum nicht verlassen.“

Verdammt, Chopper war wirklich erwachsen geworden in den vergangenen zwei Jahren, oder war es einfach nur Zorro, der sich wie ein unreifer Bengel benahm?

„Okay“, stimmte er dann schließlich mit einem Nicken zu und konnte sehen, wie Choppers Züge etwas aufhellten, „aber bitte guck weg. Ich mag es noch weniger, wenn man mir beim Verwandeln zusieht.“

„Natürlich!“ Im nächsten Moment wirbelte Chopper auf seinem Bürostuhl herum und fuhr damit fort, emsig auf Zorros zweite Krankenmappe zu kritzeln. „Sag mir einfach Bescheid, wenn du soweit bist.“

„Mhm“, murrte Zorro nur, ehe er seine Füße wieder aus den Stiefeln zog und tief einatmete. Er sollte daraus nicht so eine große Sache machen, Chopper hatte ihn schon in deutlich erbärmlicheren Zuständen gesehen, oder nicht? Damals nach seinem Kampf gegen Mr. One oder nach Thriller Bark hatte Chopper ihn mehr oder weniger zusammenflicken müssen, nun war es nur dieser andere Körper.

Seufzend schloss er sein Auge und erlaubte seinem Körper, sich zu verwandeln, was dieser wie sonst auch augenblicklich tat, wie er mit einem bitteren Beigeschmack bemerkte.

Als er nun aufblickte, wirkte dieses kleine Zimmer etwas größer als zuvor, auch daran war er gewöhnt, empfand es beinahe als selbstverständlich, wie seine räumliche Wahrnehmung sich änderte, aber diese unglaubliche Anspannung in diesen schmächtigen Muskeln war fremd. Nein, nicht fremd, damals auf Sarue hatte er sich ähnlich gefühlt, war starr vor verspannten Muskeln gewesen. Seine eigenen Worte vom vergangenen Tag vom Heck des Schiffes waberten durch seinen Kopf und er erinnerte sich an all die Träume, an Sarue, an die schlimmsten Stunden während seines ultimativen Trainings, als Dulacre ihm seine schlimmsten Ängste vorgeführt hatte. Wenn Chopper sich jetzt umdrehen würde, dann würden die Worte vom vergangenen Tag Realität werden. Bisher war es für seine Crew nur nervige Theorie gewesen, nur viel zu viele Worte, schwer zu glauben, noch schwerer zu verdauen, aber nicht viel mehr als Worte, als eine vage Idee.

Aber wie würde Chopper reagieren, wenn dieses unwirkliche Gedankenspiel vom vergangenen Tag unumstößliche Tatsache werden würde?

„Okay, du kannst dich umdrehen.“

„Mhm, eine Sekunde noch, ich bin fast soweit.“ Chopper schrieb weiter und weiter, ohne überhaupt aufzusehen, was auch immer er da für einen Roman verfasste. „Ich hab übrigens neben den üblichen Fragen noch ein paar andere an dich, und es kann sein, dass noch mehr dazukommen; ich hatte auch noch nie einen Patienten mit mehr als einem Körper, daher müssen wir beide uns ein bisschen daran gewöhnen und die Checkups dementsprechend anpassen."

Weiterhin schenkte er Zorro kaum seine Aufmerksamkeit, während er offenbar den üblichen Fragebogen um unzählige Fragen erweiterte.

„Wir müssen Dinge abdecken wie deine Verwandlungen, wovon sind sie abhängig? Sind sie schmerzhaft? Kannst du sie kontrollieren? Wie lange dauern sie und so weiter. Aber das sind natürlich nicht die einzigen Fragen. Ich habe jetzt bewusst einen Fragebogen für Menschen mit weiblichen Geschlechtsorganen genommen, aber ich weiß noch nicht, was wir alles anpassen müssen. Da dies deine erste Untersuchung in diesem Körper sein wird, werde ich gründlicher sein müssen. Wurdest du in den letzten zwei Jahren schon mal untersucht? War dabei irgendetwas auffällig? Bekommst du eigentlich deine Periode? Eher regelmäßig oder…“

„Chopper“, unterbrach er ihn und konnte nicht verhindern zu erröten, als der andere wieder mal in seinen typischen Redefluss kam, sobald er begann, über medizinischen Kram zu sprechen.

Plötzlich sah dieser ihn mit großen Augen an, sah Zorro nun zum allerersten Mal an und er merkte, wie ihm reine Wasserfälle aus Schweiß den Rücken hinunterjagten.

„Du hast Recht“, kam es jedoch dann von Chopper. „Natürlich, mein Fehler, tschuldigung, Zorro. Erst die Blutabnahme, dann der Fragebogen und zum Schluss die Untersuchung, Anfängerfehler. Okay, lass mich mal deinen Arm sehen, oh den anderen. Na, das ist jetzt natürlich ungünstig, weil ich die Nadel eben schon gezogen habe. Warte, das schreibe ich mir sofort für deine nächste Untersuchung auf, damit ich dir nicht jedes Mal zwei Mal…“

„Ich hab kein Problem mit Nadeln“, murrte Zorro und hielt Chopper nun den linken Arm hin, nachdem der andere eben erst ein Pflaster mit bunten Punkten, entgegen seiner Proteste, auf seine andere Armbeuge geklebt hatte.

„Es ist trotzdem unnötig“, widersprach Chopper, wie immer leicht schnippisch, wenn Zorro seine ärztliche Sorge ablehnte.

Während Chopper nun Zorros Handgelenk nahm und das seltsame Gummiband um Zorros Oberarm band, erklärte er erneut den Ablauf der Untersuchungen, wie er es erst bei der letzten Blutabnahme vor wenigen Minuten Wort für Wort getan hatte, und irgendwie hatte Zorro das Gefühl, die Standpauke von zuvor ein zweites Mal über sich ergehen lassen zu müssen.

Tatsächlich lief danach alles fast genauso ab, wie Zorro es schon kannte, manche mahnenden Worte wurden durch andere ersetzt, manche Untersuchungen waren neu und es kamen mindestens zehn neue Fragen hinzu, eher mehr, irgendwann hatte er aufgehört, mitzuzählen, und irgendwann dazwischen, zwischen den Untersuchungen, dem mahnenden Blick, den belehrenden Worten, war Zorros Anspannung mehr und mehr zu dieser genervten Anspannung geworden, die er immer während des Checkups spürte.

Irgendwann war es endlich vorbei und Zorro lag mit hinterm Hinterkopf verschränkten Armen auf dem Bett, während Chopper weiter seine zweite Akte vervollständigte.

„Du kannst auch hier schlafen“, kam es dann von ihm und er nickte nur kurz zu Zorro hinüber. „Du sagtest ja, dass du dich eh etwas hinlegen wolltest. Das kannst du auch hier machen, wenn du möchtest.“

Misstrauisch beäugte Zorro den Jüngeren. Tatsächlich käme es ihm sehr gelegen, da er sich so oder so noch nicht zurückverwandeln konnte – egal wie leer oder voll seine Batterien waren, jedes Mal, wenn er zu Loreen wurde, musste er immer eine gute Stunde warten, um sich zurückverwandeln zu können – und er wirklich darauf verzichten konnte, der Crew, aber auch insbesondere den anderen so unter die Augen zu treten. Einen Schritt nach dem anderen.

Chopper bemerkte wohl seinen Blick, denn er sprach schnell weiter: „Naja, ich hab mir gedacht, ich komm dir etwas entgegen, nachdem du heute Morgen so kooperativ warst, weil hier würde dich mit Sicherheit niemand stören kommen, solange die anderen denken, dass wir noch im Patientengespräch sind“, murmelte Chopper ganz unbedarft. „Außerdem muss ich noch die ganzen Akten aktualisieren, das heißt, so lange könntest du hier ein Nickerchen halten, ohne dass Nami oder Sanji dir irgendwelche Aufgaben aufdrücken.“

Er mochte Chopper.

„Wird es dich nicht stören, wenn du hier arbeitest?“, fragte Zorro nach und begegnete Choppers Blick, ohne sich zu regen.

„Mhmh“, schüttelte Chopper den Kopf und grinste so breit, wie Zorro es zwei ganze Jahre vermisst hatte, „auf der Flying Lamb hast du oft am Treppenabsatz gedöst, während ich Kräuter verarbeitet habe, erinnerst du dich?“

Zorro nickte, bemerkte, wie Chopper einen Moment den Kopf senkte, immer noch mit diesem Lächeln, aber es war nicht mehr ganz so ehrlich.

„Ich mag meinen Raum hier, ich hab endlich genug Platz für all meine Utensilien und ich kann die Aktenfächer abschließen. Aber…“ Nun rieb er sich leicht die kleinen Hufen. „… manchmal fühle ich mich etwas alleine, weil man hier ja auch nicht viel vom Deck mitbekommt und dann ist es immer so ruhig.“

Er war mit jedem Wort leiser geworden.

„Warum hast du das nicht früher gesagt?“, grummelte Zorro, worauf Chopper beinahe verschreckt auf seinem Stuhl hochhüpfte.

„Also… also, was ich meinte ist… ich meinte nicht…“

„Weißt du, dass es auf Kuraigana meistens total ruhig war? Also zumindest, wenn Dulacre und Perona sich mal nicht in den Haaren lagen“, murrte Zorro und legte sich etwas bequemer hin, ehe er die Augen schloss und Choppers kleine Panikattacke ignorierte. „War zwar super, aber ich hab mich echt zu sehr daran gewöhnt. Hätte ich gewusst, dass ich hier meine Ruhe habe… Solange es dich nicht stört, werde ich jetzt immer hier pennen.“

Er konnte nicht verhindern, dass Choppers leises Kichern ihn zum Schmunzeln brachte und mit dieser wohligen Wärme im Brustkorb schlief er dann auch sekundenschnell ein.

 

Nur gefühlte Minuten später weckte Chopper ihn und Zorro hatte ganz überrascht feststellen müssen, dass er ja noch in jenem anderen Körper gewesen war, hatte er es doch glatt vergessen.

„Ich denke, wir werden bald ankommen“, bemerkte Chopper, der ihm den Rücken zugewandt hatte, während Zorro seinen Körper zwang, sich zu verwandeln. „Ich bin, um ehrlich zu sein, etwas nervös. Hoffentlich geht nichts schief.“

„Chopper“, murrte er und legte dem Jüngeren kurz eine Hand auf die Schulter, ehe er sich aufrichtete und ausgiebig streckte. „Du kennst uns, du weißt, alles wird schiefgehen.“

„Zorro!“, jammerte er direkt und wandte sich zu ihm um.

„Aber dann wird es meistens erst richtig unterhaltsam“, zwinkerte er Chopper zu, ehe er sich wieder erinnerte, dass das mit nur einem Auge nicht die gleiche Wirkung hatte, und nickte ihm dann zu. „Na komm, ich denke, viel länger können wir uns hier nicht vor den anderen zurückziehen.“

Du hast dich zurückgezogen“, stellte Chopper erbarmungslos klar, tapste an Zorro vorbei und schloss beide Türen auf, „ich habe gearbeitet.“

„Tze, was auch immer.“ Doch sein Grinsen erfror, als er Chopper in die Kombüse folgen wollte. Im Türrahmen blieb er stehen. Auf der anderen Seite saßen Nami, Lysop und der Koch am Küchentisch, während Franky neben der Tür lehnte, offensichtlich darauf achtete, dass sie ungestört sein würden. Ein Seitenblick zeigte ihm, dass die Luke zur Dachterrasse, zu der die Hängeleiter neben dem Hauptmast führte, geschlossen war. Etwas, was so gut wie nie vorkam.

Er hatte es ja gewusst, während sich diese angenehme Wärme in seiner Brust langsam wieder in kalte Muskeln versteinerte, natürlich würde es kommen. Er hatte nur nicht damit gerechnet, dass es jetzt passieren würde, obwohl sie doch in den nächsten Minuten bis Stunden Dress Rosa erreichen sollten.

Chopper an seinem Knie schien hingegen total überrascht zu sein und sah beinahe aufgescheucht zwischen den anderen hin und her. Selbst ihm musste bewusst sein, dass die anderen sich nicht zu einem kleinen Kaffeekränzchen verabredet hatten – obwohl auf dem Tisch mehrere Kaffeetassen standen – dafür waren die Mienen viel zu ernst, dafür waren sie viel zu ruhig, denn noch nicht ein einziges Wort war gefallen.

Zorro überlegte einen Moment, was seine Optionen waren. Sollten sie nichts sagen, könnte er sie einfach ignorieren oder das Gespräch selbst eröffnen, beide Optionen nervten ihn, aber vielleicht war es besser, es einfach hinter sich zu bringen, die Fronten zu klären. Er hätte sich nur gewünscht, dass Chopper nicht dazwischen geraten würde, ihn nahmen solche Konflikte immer sehr mit und er würde mit Sicherheit am meisten unter dem leiden, was nun geschehen würde.

„Hey, Chopper“, murrte er also und sah zu dem anderen hinab, „was hältst du davon, wenn du mal nach Caeser schaust und dann Trafo etwas Gesellschaft leistest?“

Nami und Franky tauschten einen kurzen Blick, ehe sie sachte nickten, als sie seiner Entscheidung stillschweigend zustimmten.

Chopper hingegen sah Zorro mit großen Augen an, doch dann wurden seine Knopfaugen ernst. Für einen Moment betrachtete er noch Zorro, ehe er jeden Einzelnen im Raum ansah.

„Mhmh“, schüttelte er den Kopf, „ich bleibe.“

„Ruffy angelt gerade“, warf nun der Koch mit dieser Stimme ein, die er immer aufsetzte, wenn er bewusst freundlich sein wollte, „vielleicht willst du…?“

„Nein.“ Chopper schüttelte noch deutlicher den Kopf, dann zupfte er an Zorros Hosenbein. „Ich bleibe.“

Selbst durch die Stoffe seiner Hosen hindurch konnte Zorro spüren, wie Choppers Hufe zitterten.

„Ihr seid alle ganz ernst drauf und ihr habt euch während des Frühstücks seltsam verhalten. Es geht um gestern, oder?“

„Chopper“, murmelte nun Lysop in einem vermittelnden Ton.

„Nein! Ich bleibe. Ich bin ebenso ein Crewmitglied und wenn ihr mit Zorro über gestern reden wollt, dann will ich das auch hören. Ich will auch alles wissen.“

Nun tauschten die anderen Blicke aus. Zorro beschloss derweil, Choppers Entscheidung zu akzeptieren, auch wenn er selbst sich etwas anderes wünschte. Schließlich war Chopper kein kleines Kind mehr, er war mittlerweile schon sechzehn Jahre alt und hatte mit seinem Alter mehr gesehen als Zorro damals. Also wer wäre er, Chopper zu verbieten, seine eigenen Entscheidungen zu treffen.

Zu dem gleichen Entschluss schienen auch die anderen zu kommen, während Franky mit den Schultern zuckte und Nami sich mit einem gestöhnten „Meinetwegen“ durchs Gesicht rieb.

„Gut“, murrte Zorro nun und sah die anderen unbeeindruckt an, während er die Arme verschränkte, wappnete sich innerlich vor den Worten, die kommen würden. „Jetzt, da wir das geklärt hätten, solltet ihr sagen, was ihr zu sagen habt. Damit wir die Dinge klären können, ehe wir Dress Rosa erreichen.“

Ich habe Angst davor, sie zu verlieren, wenn sie herausfinden, wer und was ich bin.

Er konnte es ganz deutlich spüren, dieses Gefühl, welches seine Brust zuschnürte. Es war das Gefühl vom vergangenen Tag, als er das Tondial abgespielt hatte, als er die Blicke der anderen auf sich gespürt hatte, als er ihnen die Wahrheit gesagt hatte. Aber dann hatte das Schmieden eines Planes, das Herannahen einer Bedrohung, das Begreifen der Fakten sie alle abgelenkt. Gestern waren all diese Dinge für einen Moment wichtiger gewesen, aber am Abend, in der Nacht, als der Staub sich so ein bisschen gelegt hatte, waren in ihnen natürlich wieder die Fragen und die Gefühle hochgekommen, genau wie bei ihm. Doch dieses Mal gab es keinen Ruffy, der die Spannung im Raum mit seinem Lachen und seiner simplen Logik unterbrechen würde, keinen Dulacre, der reden würde, wenn Zorro die Worte nicht finden konnte. Dieses Mal konnte Zorro sich nicht hinter anderen verstecken, was doch eigentlich auch so unüblich für ihn war. Also würde er sich ihnen stellen, so wie er es immer getan hatte, ganz gleich, was es bedeuten würde.

„Na gut, ich denke, dann fang ich mal an“, murrte Franky überraschenderweise, da auch Nami den Mund geöffnet hatte, aber nun lehnte sie sich mit einem leisen Nicken zurück. „Also, keine Ahnung was Ruffy angeht, aber Brook und Robin haben es gewusst, oder?“

Ernst sah er Zorro an, verschränkte ebenfalls die Arme, nicht unbedingt feindselig aber auf jeden Fall wachsam.

Zorro nickte: „Zumindest teilweise.“

„Warum sie und nicht wir?“, fuhr er das Verhör fort.

„Sie haben es herausgefunden, es war nicht so, als hätte ich sie bevorzugt oder eingeweiht.“

„Warum haben sie uns nichts gesagt?“

„Das wirst du wohl sie fragen müssen. Ich habe sie nicht drum gebeten.“

Der Koch schnaubte auf, sagte jedoch nichts, während Zorro Frankys harten Augen standhielt, sich den Blicken der anderen wohl bewusst.

„Okay“, murrte Franky nun, „und das gestern, war das alles? Gibt’s noch irgendetwas, was du uns verschwiegen hast, was wir aber wissen sollten? Irgendwelche Fallstricke? Irgendwelche Gefahren? Irgendwelche neuen Feinde oder Liebhaber von denen wir wissen sollten?“

Nami zeigte ein Augenrollen über den letzten Kommentar, aber ansonsten blieben die anderen still. Allerdings fiel Zorro auf, wie der Koch den Blick senkte, und er erinnerte sich an das Gespräch am Morgen, an dieses unnötige Versprechen, welches der andere von ihm erfleht hatte.

„Keine Ahnung“, antwortete Zorro unumwunden und zuckte mit den Schultern. „Ich denke nicht, zumindest nichts, was mir jetzt einfallen würde.“

Laut ausatmend nickte Franky nun.

„Gut, das ist ja immerhin schon mal etwas.“ War es das? Zorro hatte nicht das Gefühl, dass eine Kleinigkeit mehr oder weniger die Situation noch groß verändern würde. So oder so hatte er das Vertrauen der Crewmitglieder aufs Spiel gesetzt. „Dann komme ich jetzt zu der eigentlichen Frage. Warum hast du uns nichts gesagt?“

Er hatte mit dieser Frage gerechnet, hatte gewusst, dass sie kommen würde, schon während des seltsamen Frühstücks, schon am vergangenen Abend, schon vor über zwei Jahren hatte er gewusst, dass diese Frage irgendwann kommen würde. Dennoch konnte er sie selbst jetzt noch nicht beantworten, weder seine Gefühle noch seine Gedanken auch nur ansatzweise in Worte fassen.

„Dafür habe ich keinen guten Grund.“

„Das glaube ich dir nicht“, entgegnete Franky ebenso ruhig mit einem leichten Kopfschütteln. „Du bist verdammt schlecht in Geheimniskrämerei – also ganz ehrlich und nur für den Fall, dass du dachtest, du hättest dich gut angestellt. Das hast du nicht. Jeder von uns wusste, dass irgendetwas los ist - und ohne guten Grund würdest du so etwas nicht machen. Außerdem hat Falkenauge gestern doch gesagt…“

„Können wir Dulacre einfach mal außen vor lassen?“, murrte Zorro. „Ich weiß, dieser Mistkerl redet gerne und viel, wenn der Tag lang ist, aber selbst er weiß nicht alles, sonst würde er mir ja nicht alle zwei Minuten auf die Nerven gehen.“

„Aber er hat nicht ganz Unrecht, weißt du?“, bemerkte Nami nun und umschloss ihre Kaffeetasse, als müsste sie sich wärmen, doch ihr Blick lag klar und unbeeindruckt auf ihm. „Ich weiß nicht, ob und was er dir von gestern Mittag erzählt hat, aber bevor du und Lysop dazukamt, hat er uns ziemlich deutlich vorgeführt, wie wenig wir über dich wissen. Ich konnte gefühlt keine seiner Fragen beantworten und ich glaube, den anderen ging es nicht besser.“

Zustimmendes Nicken kam von den anderen, während Lysop sich den Nacken rieb und Zorro sich wiedermal fragte, ob Dulacre wirklich nicht in der Lage war, sich ein einziges Mal am Riemen zu reißen. Er hatte keine Ahnung, was Dulacre den anderen groß erzählt hatte und was für idiotische Fragen er ihnen wohl unbedingt hatte stellen müssen, aber ändern konnte er das jetzt nicht mehr.

„Und ich meine das wirklich nicht böse, aber es stimmt einen schon nachdenklich. Glaub mir, ich verstehe, dass nicht jeder ein offenes Buch ist – ich rede auch über vieles nicht – aber wenn du uns noch nicht mal mit so etwas vertraust, dann…“

„Das stimmt nicht“, murrte Zorro, hatte noch nicht mal beabsichtigt, sie zu unterbrechen, „also die Sache mit Eizen und…“

„Ganz ehrlich, Eizen ist mir egal.“ Nun stand Nami auf, stellte ihre Tasse ab und kam auf ihn zu. „Ja, es ist beschissen und mich frustriert diese Situation, in der wir uns befinden, aber dafür gebe ich dir nicht die Schuld – wie gesagt, ich finde, du bist recht gut mit diesem Mist umgegangen und ich hätte dir nicht ansatzweise so viel Grips zugetraut – dass du uns diese Sache mit Lady Loreen verschwiegen hast, darüber bin ich schon sauer und ich würde es wirklich gerne verstehen.“

Jetzt stand sie vor ihm, die Arme verschränkt, aber sie wurde weder anstrengend laut noch nervtötend zickig. Verdammt, so konnte er sie ja gar nicht einfach abwiegeln.

„Da gibt es nicht viel zu verstehen“, entgegnete er und zuckte erneut mit den Schultern. „Es war eine dumme Entscheidung meinerseits und ich…“

„Aber Zorro“, kam es nun von Lysop, der sich zurücklehnte, um ihn an Nami vorbei anzusehen, „es muss ja einen Grund geben, warum du dich so entschieden hast. Vielleicht hat Falkenauge ja doch Recht und du vertraust uns einfach nicht. Ich meine, so etwas kann man ja nicht wirklich beeinflussen und es wäre nur zu ver…“

„Er hat nicht Recht!“ Leise stöhnte er auf und rieb sich durchs Gesicht. „Also echt mal, dieser Mistkerl meint wirklich, sich überall einmischen zu müssen. Um das klarzustellen, die Sache mit Lady Loreen hatte nichts mit euch zu tun oder dass ich euch nicht vertrauen würde oder so, sondern…“

„Kein fehlendes Vertrauen?“, wiederholte der Koch und Zorro konnte ihm regelrecht anhören, wie er sich bemühen musste, ruhig zu bleiben; interessanterweise ging es Zorro augenblicklich ganz ähnlich. „Würde ich dir ja gerne glauben, aber…“

„Was aber?“, knurrte Zorro, fast schon dankbar, dass Nami vor ihm stand und Chopper sich in sein Hosenbein krallte. Es war so einfach sich vom Koch anstacheln zu lassen. „Jetzt mal ernsthaft, ja, die Sache mit Lady Loreen war scheiße, dafür entschuldige ich mich. Ich hätte euch nicht außen vor lassen sollen und ich weiß, dass ich es euch die letzten Tage nicht leicht gemacht habe. Ich hab keinen wirklichen Grund dafür, egal wie oft ihr fragen werdet. Alles, was ich sagen kann ist, dass ich Lady Loreen und alles was mit diesem Körper zutun hat, nicht wirklich abhaben kann und vielleicht ist es mir deshalb einfach nur schwergefallen, den Mund aufzumachen.“

„Als ob“, schnaubte der Koch leise auf und schüttelte ungläubig den Kopf.

Aber Zorro konzentrierte sich auf Nami, die immer noch vor ihm stand und ihn eingehend musterte, ehe sie schließlich nickte.

„Okay, das akzeptiere ich“, meinte sie dann, woraufhin der Koch noch mal aufschnaubte und eine Hand in einer wilden Geste nach oben riss, ehe Lysop ihn wortlos beschwichtigte, „aber das ändert nichts daran, dass zumindest ich absolut keine Ahnung habe, wer du bist. Ich weiß nichts über dich, du hast nie von dir erzählt, und ich frage mich halt, warum. Ob es nicht doch mangelndes Ver…“

„Das kannst du doch echt nicht ernst meinen.“ Kopfschüttelnd raufte Zorro sich die Haare. Er wusste, dass es ein wichtiges Gespräch war und dass Nami diese Worte ernst meinte, die anderen hier versuchten, mit der Situation so gut wie möglich umzugehen, und er war tatsächlich überrascht, wie wenig sie ihm bisher vorgeworfen hatten, bisher. Aber es störte ihn schon, wie sehr sie sich an irgendeinen Mist, den Dulacre wohl verzapft hatte, aufhielten. „Was redest du da, Nami? Du weißt, wer ich bin, da habe ich nie einen Hehl drum gemacht.“

„Nein, das weiß ich eben nicht“, meinte sie nun, fast schon sanft, eine Tonlage, die er von ihr nicht wirklich gewohnt war. „Falkenauge hat mir bewusst gemacht, dass ich eigentlich fast gar nichts über dich weiß und ich rede noch nicht mal, von den großen Sachen, sondern von den alltäglichen. Ich habe keine Ahnung, was dein Lieblingsgetränk ist, was für Bücher du gerne liest – mein Gott, ich war mir nicht mal sicher, ob du überhaupt lesen kannst -, dass du Bao aus dem metallenen Krieg bevorzugst – dass du überhaupt so viel Ahnung von Geschichte hast, dass du etwas über solche Kriege weißt – noch nicht mal, was deine beschissene Lieblingsfarbe ist oder…“

„Na und, was soll der Quatsch?“, entgegnete er. „Also mal ehrlich, dieser Mist ist doch total egal.“

„Nein, Zorro, ist er nicht. Als Crewmitglieder, als Freunde, sollten wir so etwas von dir wissen, aber das tun wir nicht. Wir kennen dich nicht, nicht wirklich, weil du einfach nie etwas von dir erzählt hast. Warum hast du uns nie solche Sachen von dir erzählt?“

Erst jetzt bemerkte er, dass sich die Atmosphäre im Raum wohl geändert hatte. Diese Anspannung, die jederzeit einen Konflikt heraufbeschwören konnte, hatte sich gelegt, ersetzt durch etwas, was er nicht ganz zuordnen konnte, während der Koch die Arme verschränkt hatte und den Tisch anstarrte, sein Mund nur eine dünne, bebende Linie. Lysop hingegen sah Zorro mit seinen großen glasigen Augen an und schluckte schwer, als hätte er Angst vor Zorros Antwort. Auch Franky sah nicht mehr halb so ablehnend aus, wie zuvor, wie er den Blick durch den Raum und ab und an aus dem Bullauge warf, als wäre er nicht in der Lage, Zorro anzusehen, was vorher noch kein Problem für ihn gewesen war. Ein leises Schniefen machte ihm auch bewusst, dass Chopper anscheinend sogar mit den Tränen kämpfte.

Er verstand nicht wirklich, warum sie gerade alle so emotional reagierten, während Nami vor ihm stand und ihn absolut ernsthaft diese absolut unsinnige Frage stellte. Aber was er verstand, war, dass er die Situation wohl wieder mal falsch eingeschätzt hatte. Dieses Gespräch hatte nie einen Angriff darstellen sollen, nie ein Klarstellen der Fronten, sondern eine Intervention, der Versuch, die Wogen zu glätten. Anscheinend ging es ihnen gar nicht darum, ihn für sein Verhalten zur Verantwortung zu ziehen, sondern um etwas ganz anderes, und was auch immer das wohl war, hatte mit dieser sinnlosen Frage zu tun.

„Weil mir dieser Kram absolut egal ist“, erklärte er nun erneut, bewusst ruhiger. „Keine Ahnung, warum dir das wichtig ist oder du das unbedingt wissen willst, aber es ist nicht so, als hätte ich etwas absichtlich verschwiegen. Es war mir nur nicht wichtig genug, um darüber zu reden.“

Nun sah er für einen Moment die anderen an, erst Franky, der leicht den Kopf neigte, dann den Koch, dessen Blick er mal so überhaupt nicht deuten konnte, ehe er erst den großen Augen Lysops und dann Choppers begegnete. Schlussendlich begegnete er wieder Namis ernsten Blick, die anscheinend angesprochen hatte, was für sie alle relevant war.

„Ganz ehrlich, keine Ahnung, was meine Lieblingsfarbe ist – darüber habe ich mir noch nie, noch nie, Gedanken gemacht – und ich glaube, es gibt kaum ein Buch, das ich gerne lese; ich lese generell nicht wirklich gerne. Aber all dieser Mist ist doch total unwichtig und sagt nichts darüber aus, ob du mich kennst, oder nicht.“ Er zuckte beinahe hilflos mit den Schultern. „Also echt mal, ich sehe das Ganze wirklich anders. Ich hab keine Ahnung, was deine Lieblingsfarbe ist – orange? Rot? Es ist mir eigentlich egal, selbst wenn du es mir mal gesagt haben solltest – aber ich kenne dich, verdammt gut sogar, besser, als mir manchmal lieb ist. Und ich kapiere nicht, warum du behauptest, nicht zu wissen, wer ich bin, nur weil du nicht weißt, was mein Lieblingsgetränk ist.“

Erneut sah er in die Runde, die anscheinend überhaupt nicht vorgehabt hatte, ihm – berechtigte – Vorwürfe zu machen, sondern wohl nur versuchten, irgendwelche von Dulacre vorgebrachten Vorwürfe zu überprüfen.

„Nochmal, ich verstehe, wenn ihr mir wegen der Sache mit Lady Loreen misstraut, aber diesen Mist kaufe ich euch nicht ab. Die Dinge, die mir wichtig sind, wisst ihr. Zumindest bin ich mir sicher, dass ich mich diesbezüglich immer klar genug ausgedrückt habe. Ihr alle wisst von meinem Traum, ihr alle wisst, wie wichtig mir diese Crew, meine Schwerter und der Schwertkampf sind. All das wisst ihr und ich hab nie mit meiner Meinung hinterm Berg gehalten. Dinge, die mir wichtig sind, spreche ich an und spreche ich aus, und wenn ihr darüber hinaus irgendetwas nicht wisst, dann aus dem ganz einfachen Grund, dass es mir nicht wichtig ist, aber nie, weil ich es bewusst oder unbewusst verheimlichen wollte, mit Ausnahme halt die Sache über Lady Loreen“, setzte er kleinlaut hinterher.

Nachdenklich rieb er sich den Nacken. Diese ganze Diskussion erinnerte ihn an seine Auseinandersetzungen mit Dulacre über Namen und Titel und da verstand er, dass es vermutlich auch hier um unterschiedliche Prioritäten ging. Deshalb war es für sie wichtig, auch wenn er es nicht im Mindesten verstehen konnte, weil sie solche Dinge wohl übereinander wissen wollten, und deshalb dachten sie wohl, ihn nicht zu kennen, obwohl er die Antworten auf solche Fragen noch nicht mal selbst kannte. Aber das konnten sie ja nicht wissen, denn für sie war es wohl selbstverständlich solche Fragen beantworten zu können.

„Wenn ich ehrlich bin, kann ich diese ganzen Sachen auch nicht über euch beantworten, weil es mir einfach nicht wichtig ist, und trotzdem würde ich behaupten, euch alle ganz gut zu kennen, weil ich die Dinge über euch weiß, die ich wichtig finde zu wissen. Wenn diese Sachen also für euch wichtig sind, entweder um eure Aufgabe zu machen…“ Er nickte zum Koch und legte eine Hand auf Choppers Kopf. „… oder weil es für euch relevante Informationen sind, dann fragt doch einfach.“

Interessanterweise waren es wieder die drei Männer im Hintergrund, die offensichtlich mit ihren eigenen Emotionen beschäftigt waren, während Nami hingegen Zorro aus zusammengekniffenen Augen anstarrte. Nicht, dass er sich wirklich Gedanken darüber machte.

„Meistens, wenn man dich irgendetwas fragt, blockst du sofort ab“, bemerkte sie, zurecht.

„Ja, weil solche Fragen nervig und unnötig sind“, knurrte er zurück, sprach jedoch weiter, „und wenn ich genervt bin, reagiere ich genervt, keine große Überraschung. Aber wenn du sagst, dass dir die Antwort wichtig ist, dann antworte ich, so wie wenn Chopper mich mit seinen nervigen Fragen bei den Checkups löchert oder heute Morgen der Koch übers Essen. Als würde sich da irgendwer Gedanken drüber machen.“

„Du bist der Einzige, der sich über Nahrungsmittel und Ernährung keine Gedanken macht, Marimo“, murrte der Koch nun, wollte wohl noch etwas hinten dran hängen, doch unterbrach sich, als Nami leise räusperte.

„Okay, Zorro, dann habe ich noch genau drei Fragen an dich, die mir wirklich wichtig sind, dass du sie mir jetzt hier beantwortest.“

„Dann frag halt“, murrte er, nicht sicher, wie er dieses Gespräch einordnen sollte. Eigentlich fand er es nervig, aber uneigentlich konnte er nicht leugnen, dass seine Brust nicht mehr ganz so eng war, wie noch zu Beginn.

„Können wir Falkenauge wirklich vertrauen?“ Sie klang absolut ernst. „Mir gefällt es gar nicht, dass du so einen Solotrip hinlegst, aber tatsächlich missfällt mir noch mehr, dass du uns da so raushalten willst – selbst, wenn es der klügere Weg sein sollte – also, kann ich darauf vertrauen, dass du spätestens auf Wa No Kuni wieder zu uns stößt?“

„Ja“, antwortete er, „seit ich gehört habe, wie stark Kaido sein soll, will ich unbedingt gegen ihn kämpfen. Das werde ich mir auf keinen Fall entgehen lassen.“

Leicht neigte Nami den Kopf und zog misstrauisch die Augenbrauen zusammen.

„Das… das war nicht die Antwort auf meine… Herrje, du bist so ein Freak, dich soll mal einer verstehen.“

„Was denn?“, murrte er und zuckte mit den Schultern. „Du wolltest doch eine ehrliche Antwort, da hast du sie. War’s das jetzt oder kommt da noch was?“

„Du bist so ein Vollidiot.“ Tief holte sie Luft. „Okay, Frage Nummer Zwei: Bist du gerne Mitglied dieser Crew und was sind wir anderen für dich?“

Lysop machte einen seltsamen Laut, als wollte er wirklich nicht, dass Zorro darauf antwortete.

„Wie kannst du das überhaupt fragen?“, kam es nun leise von Zorros Hosenbein, hinter dem Chopper sich halb versteckte. „Nach allem, was…“

„Du verstehst Namilein falsch, Chopper“, kam es nun vom Koch, der sich zurücklehnte und die Arme verschränkte. „Keiner hier zweifelt an, dass der Marimo hinter der Crew steht, aber das heißt halt noch lange nicht, dass er auch nur irgendeinen von uns ausstehen kann.“

„Dich zumindest nicht“, stimmte Zorro zugleich auch zu, worauf der Koch ihm nur den Mittelfinger zeigte, was er großzügig ignorierte, um sich wieder Nami zuzuwenden.

„Also, die Antwort auf deine Frage – auch wenn es eigentlich zwei Fragen sind – lautet, ich bin gerne Mitglied dieser Crew. Ihr seid alle ziemlich laut und ziemlich nervig, gerade du und der Koch geht mir manchmal richtig auf den Sack. Aber ich sehe das etwas anders als der Koch.“ Er hockte sich hin und legte Chopper erneut eine Hand auf den Kopf, der ihn mit schimmernden Knopfaugen anstarrte. Zorro bemühte sich zu einem kleinen Lächeln. „Hinter einer Crew, die ich nicht ausstehen kann, würde ich nicht stehen. Crew oder keine Crew, ich kann jeden von euch auf seine eigene beschissene Art und Weise leiden.“

„Selbst Sanji?“, fragte Lysop mit einer naiven Ehrlichkeit nach, während der Koch nur mit einem leisen „Oi!“ das Gesicht verzog.

Zorro rollte mit dem Auge und richtete sich wieder auf. „Mal mehr mal weniger, hat auch seine weniger nervigen Momente. Wenn er betrunken oder auf Entzug ist, ist er ganz unterhaltsam.“

„Du Mistkerl!“ Nun sprang der Koch auf und stakste auf ihn zu, ließ sich aber von einer ausgestreckten Hand Namis zurückhalten.

„Dritte Frage“, sagte sie, immer noch so absolut ernst, und verhinderte eine handfeste Auseinandersetzung, auf die Zorro sich fast schon etwas gefreut hatte. „Was ist deine Kleidergröße?“

„Wa… was?“

„Deine Kleidergröße, wenn du Loreen bist?“

„Keine… keine Ahnung.“

„Nami, was soll das denn?“, kam es von Franky. „Wir haben viel Wichtigeres, was wir…“

„Das hier ist wichtig, Franky“, entgegnete sie, ohne den Cyborg auch nur anzusehen, „wenn ich mich nicht irre, bist du als Loreen etwas kleiner als ich, oder? So in etwa?“

Sie legte eine flache Hand gegen ihre Schläfe auf Höhe der Augen.

„Keine… kann schon sein“, murmelte Zorro, absolut verwirrt über diese Frage. So verwirrt, dass er für einen Moment vergaß, wie unangenehm es ihm war, über dieses Thema zu sprechen.

„Nami, warum willst du das überhaupt…“ Lysop wurde unterbrochen, als Franky gerade noch rechtzeitig zur Seite sprang, ehe die Türe aufknallte. Trafo stand im Türrahmen.

„Hier steckt ihr alle“, murrte er mit einer genervten Tonlage, um die Zorro ihn beinahe beneidete, als er mit nur einem Blick die Situation zu erfassen schien.

„Eure Gruppentherapie müsst ihr jetzt erstmal verschieben. Wir sind fast da.“ Er deutete mit einem Daumen hinter sich. „Und ich hoffe wirklich, dass euer Familiendrama sich nicht negativ auf unseren Plan auswirken wird.“

„Dir ist schon bewusst, dass jeder Plan mit Ruffy nur ein Wunschgedanke ist?“, entgegnete Nami, ehe sie Law nach draußen folgte.

Zorro schloss sich den anderen an und gemeinsam gingen sie alle nach draußen, auf die Wiese, wo schon die anderen warteten und Ruffy sich lauthals beschwerte, wo sie denn alle geblieben waren. Am Horizont zeichnete sich eine Insel ab.

Wenige Minuten später folgten ernsthafte Instruktionen, denen Zorro nur mit halbem Ohr zuhörte, während er an der Reling lehnte und der Insel entgegensah. Seit diesem Morgen gierte es ihm nach einem Kampf, die vergangenen Gespräche hatten sein Monster etwas eindösen lassen, aber jetzt merkte er es wieder deutlich und er hoffte, dass er sich etwas austoben würde können, wohl wissend, dass dies gegen Trafos Plan verstoßen würde.

„Ich freu mich richtig!“ Ruffy sprang neben ihn auf die Reling und grinste ihn breit an. „Hab nochmal so richtig Lust, jemanden zu verprügeln.“

„Aye“, stimmte Zorro ihm vom ganzen Herzen zu, „ich möchte auch mal so langsam richtig kämpfen.“

„Shishishi“, lachte Ruffy ungewohnt leise. „Wirst du das auch auf Mary Joa?“

Einen Moment sahen sie einander an und Zorro erkannte diesen Blick, wusste, dass Ruffy verstand, ihn verstand. Er wusste, dass dies ausnahmsweise ein Kampf sein würde, den Zorro – noch – vermeiden wollte, weil er – noch – nicht bereit war, um ihn zu gewinnen.

„Wenn es sein muss“, entgegnete er, während Trafo nachdrücklich darauf pochte, dass sie sich an den Plan halten würden.

Erneut lachte Ruffy auf, dieses Mal lauter, sodass sie beide – obwohl Zorro doch nichts getan hatte, außer nicht zuzuhören – sowohl von Nami als auch Trafo nochmal belehrt worden.

„Zorro?“

„Hmm?“

„Wenn du richtig kämpfen solltest, dann hab zumindest auch richtig Spaß, okay? Sonst komme ich doch nach“, drohte Ruffy, während er seine Schulter gegen Zorros stieß.

Einen Moment schloss Zorro sein Auge und atmete tief ein, genoss die frische Meeresluft, die sich in seinem Brustkorb ausbreitete wie der erste Atemzug nach einem langen Tauchgang.

„Sollte ich kämpfen, werde ich den Spaß meines Lebens haben, Käpt’n.“ Schmunzelnd begegnete er Ruffys breitem Grinsen.

„Dann ist ja gut.“

 

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  dasy
2022-05-09T07:35:02+00:00 09.05.2022 09:35
Erst mal vielen Dank, dass Du alle meine Kommentare beantwortest.
Chopper hat recht. Er muss das wissen, sonst kann er Loreen nicht behandeln, aber Chopper hat auch sehr feine Antennen, dass er Zorro die Möglichkeit zum Schlafen gibt und dass er ihn während der Intervention nicht allein lässt. Du bastelst da einen ziemlichen Helden aus dem kleinen Plüscharzt.
Und Sanji ist immer noch verwirrt, wegen Loreen. Aber die wird er so schnell nicht wieder zu Gesicht bekommen. Zorro wird immer Mittel und Wege suchen, sich nicht von Sanji ansabbern zu lassen. Nami dagegen schon. Seien wir ehrlich, Zorro kann sich als Loreen nicht selbst Öffentlichkeitstauglich anziehen, und da er weder Kanan noch wenigstens Mihawk hat, die ihn zurecht machen, bevor er das Marineschiff betritt, wird er wohl Nami brauchen. Nicht dass er daran denken wird, aber wenigstens Nami erkenn das.
Und Ruffy sieht ihn, immer. Ruffy sieht das Monster in ihm und den Mann, der an seiner Seite kämpft. "Wenn du richtig kämpfen solltest, dann hab zumindest auch richtig Spaß, okay? Sonst komme ich doch nach" - „Sollte ich kämpfen, werde ich den Spaß meines Lebens haben, Käpt’n.“ Das ist ein Dialog, wie er Klarar nicht sein kann, alles ist gesagt in zwei Sätzen.
Fast wie der Sächsische Dialog: "Nu?" - "Nu!"

Hab eine Schöne Woche mit ganz viel Sonne , Dasy
Antwort von:  Sharry
15.05.2022 21:27
Ach, ich habe dir zu danken!
Ich freue mich immer unglaublich über deine Kommentare!
Chopper ist einfach toll und ich glaube, auf seine naive und unschuldige Art spricht er Sachen oft einfach an, ohne dass es ihm überhaupt bewusst ist und selbst Zorro kann ihn dann nicht ablehnen.
Ich denke auch, dass Zorro Mittel und Wege finden wird, um zu verhindern, dass Sanji ihn so sehen wird (aber mit Sicherheit wird Nami es trotzdem gelingen, ihn zumindest einmal herauszuputzen^^')
Oh, ich finde den Vergleich mit "Nu?" - "Nu!" so schön und es passt auch richtig gut zu den beiden. Sie brauchen so wenig Worte und verstehen einander.
Von: RuffysKreationen
2022-04-24T10:50:39+00:00 24.04.2022 12:50
Ich mag es immer sehr, wenn Zorro und Chopper interagieren. Sie sind so süß zusammen! XD
Kleinere Korrekturen: Das Wort nennt sich Präzision. Präzession geht in die Physik rein ;) und Chopper dürfte 17 Jahre alt sein :)
Das war wirklich eine interessante Gruppentherapie. Hatte auch etwas Ausuferndes erwartet. Nami freut sich doch nur, mit Loreen shoppen zu gehen XD
Und Ruffy braucht einfach kaum Worte! Ich liebe es, wie du ihn darstellst :D auf in den Kampf!
Antwort von:  Sharry
30.04.2022 11:43
Hey^^
Ja, ich liebe Zorro und Copper einfach zusammen. Zorro, der nur bei Chopper immer so weich wird, und Chopper, der Zorro immer mit seinem naiven Vertrauen begegnet. Die zwei sind einfach goldig^^
Danke dir, für deine Anmerkungen, ich bin immer froh, wenn dir Fehler auffallen und du mir Bescheid gibst!
Freut mich, dass es dir gefallen hat
Ganz liebe Grüße


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