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Als die Dunkelheit das Licht verschlang

Buch I: Hohepriester Chaths
von

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Kapitel VI

Ausar blickte zur Sonne, die hoch am Horizont stand. „Ich will mich nicht beschweren, Hanbal, aber dir ist schon bewusst, dass wir vom Wasser weg reiten? Um den Tempel zu erreichen, müssen wir zum Wasser hin reiten.“

Der Pharao schmunzelte leicht. „Das ist mir sehr wohl bewusst, aber wenn ich mich schon auf so eine Reise herablasse, dann können wir doch wie früher auch einen Umweg machen. Ich denke, es würde mir ganz gut tun, mal einige Zeit nicht im Palast zu sein“, meinte er und der Hohepriester hob amüsiert eine Augenbraue. „Das ich das noch einmal erleben darf...“, grinste er frech. „Wenn wir weiter in diese Richtung reiten, erreichen wir einen alten Tempel des Aton. Willst du durchreiten bis heute Abend?“

Hanbal blickte sich um und schaute sich die Pferde an. Sie wirkten noch sehr frisch. „Wir reiten durch. Wir reiten ja gemütlich“, erklärte er ruhig und Ausar schüttelte amüsiert den Kopf. Nach all den Jahren hatte der Pharao es tatsächlich geschafft ihn zu überraschen. Nicht nur, dass er zum Tempel des Anubis reiten wollte, um Chaths persönlich seinen Segen zu geben, nein; er hatte auch seine Leibgarde heimgeschickt und nun wollte er sogar einen Umweg reiten. Oh wie erinnerte ihn das an ihre Jugendzeiten, als Hanbal noch nicht den Thron bestiegen hatte und die Welt gefühlt noch in Ordnung war.
 

Anpu horchte auf und lauschte den Wind. „Das ist ja interessant...“, murmelte er leise und erhob sich. Langsam trat er an den Rand der Ruine und schaute in die Wüste. Er sah sich zwei Reiter nähern und lachte leise auf. „Das wird amüsant...“, murmelte er und ging wieder zurück. Er entfachte ein kleines Feuer und bereitete Essen zu. Erwartungsvoll blickte er nun den beiden Reitern entgegen.
 

Da ritten der Pharao und der Hohepriester in den Hof der Tempelruinen und hielten ihre Pferde verblüfft an, als sie Anpu an einem Feuerchen sitzen sahen.

„Seid mir willkommen, oh Pharao“, grüßte Anpu und erhob sich stolz.
 

Hanbal ritt sein Pferd bis direkt vor Anpu und musterte diesen beinahe angewidert. „Ein Landstreicher wie du hast dich vor mir in den Staub zu werfen!“, erwiderte er auf den Gruß.

Ausar jedoch erbleichte minimal, als er diesen vermeintlichen Landstreicher erkannte und ein warnender Blick hielt ihn davon ab, seinen Pharao aufzuklären.

„Pharao, verzeih, aber ich verneige mich vor niemanden, also auch nicht vor dir.“, erwiderte Anpu amüsiert. Und dieses Amüsement ließ Hanbal stutzen. Er verengte seine Augen und ließ sofort seinen Blick suchend gleiten.

„Du wirst den jungen Pharao und seinen Hohepriester hier nicht finden.“

Hanbals Blick zuckte wieder zu Anpu und bevor er noch recht nachdenken konnte, war er schon vom Pferd gesprungen, hatte Anpu am Kragen gepackt und sein Säbel lag gefährlich an Anpus Kehle.

„Was hast du mit ihnen gemacht?!“ zischte der Pharao unbeherrscht und Ausar vergrub das Gesicht beschämt in seine Hände.

„Ich darf dich daran erinnern, dass du dich gerade wie ein ungestümer Jüngling verhältst.“, murmelte Ausar leise, noch bevor Anpu antworten konnte.

Hanbal hob spöttisch eine Augenbraue. „Ach, tu ich das? Wäre es da nicht deine Aufgabe, mich daran zu hindern?“, schoss er zurück. „Mache ich das nicht gerade?“

Der Pharao schnaubte und gab Anpu wieder frei. „Du lässt nach, alter Freund“, stellte er fest, was dem Hohepriester laut auflachen ließ. „Ich konnte ja nicht wissen, dass du zu so etwas noch fähig bist.... so eingestaubt wie du bist“, spottete er dagegen.

Hanbal seufzte und neigte sein Haupt vor Anpu. „Bitte verzeih mein Verhalten, ich mache mir nur Sorgen um meinen Sohn – und seinem Begleiter“, versuchte er zu erklären und Anpu schmunzelte nachsichtig. „Vergeben und vergessen. Versorgt eure Pferde und dann seid meine Gäste. Ihr müsst erschöpft sein“, lud er die beiden ans Feuer ein.
 

Mitten in der Nacht, trat Ausar aus den Ruinen und etwas in die Wüste hinein. Er blickte in den Nachthimmel und hing seinen Gedanken nach.

„Was bedrückt dich, Hohepriester?“, trat Anpu neben Ausar und wank ab, als dieser sich verneigen wollte.

„Die beiden sind auch auf dich getroffen?“, fragte der Hohepriester dagegen. Anpu lachte leise amüsiert auf. „Er hat die Schlange Apophis getauft. Ich bin gespannt, was Apophis dazu sagen wird“, schmunzelte er und Ausar lachte leise. „Apophis also... er wollte mir nicht sagen, wie er die Schlange getauft hat. Wird er sein Augenlicht wieder bekommen?“

Anpu schwieg eine Weile. „Wenn er sich Apophis unterwirft, ja. Nur er ist in der Lage dem Jungen das Augenlicht zurückzugeben.“

Ausar stockte und wurde blass. „Unterwerfen?“, keuchte er auf und Anpu nickte sehr ernst. „Ja, unterwerfen. Wenn er die Weihe von Apophis bekommt, wird er unterworfen.“

„Du wirst ihn nicht weihen?“ wagte sich Ausar vor und Anpu lächelte nachsichtig. „Ihr werdet sehen, von wem er geweiht wurde. Apophis, Seth und Aton. Eine sehr interessante Konstellation.“

Der Hohepriester runzelte die Stirn und musterte Anpu eine Weile. „Was weißt du?“, verlangte er zu wissen.

„Der Pharao muss sich sehr beeilen, wenn er die Weihe seines Sohnes verhindern möchte“, war nur die kryptische Antwort.
 

Die Sonne stand hoch, als es Hanbal zu bunt wurde. „Ausar, was ist los? Du bist so schweigsam und in dich gekehrt.“, wollte er von seinem besten Freund wissen. „Was wäre, wenn Chaths von Apophis geweiht wird?“, wollte Ausar da leise wissen.

Die Augen des Pharaos weiteten sich vor Entsetzen. „Das ist nicht dein Ernst! Ausar, sag mir, dass das nicht dein Ernst ist! Weißt du, was das bedeutet, wenn die beiden einmal uneins sind? Das gibt Chaos! Apophis und Aton... Die Dunkelheit und das Licht...“

Ausar lächelte wehmütig. „Genau das bereitet mir Sorge. Amsu benötigt einen Beschützer, Seth, der ihn vor der Dunkelheit des Apophis schützt“, erklärte er leise und dann verfielen beide in Schweigen, die Pferde nun zu einem höheren Tempo antreibend.



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