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Epos

One Shots
von

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The other Half

„Aidoneus, versteck dich! Schnell.“ Der kleine Hades sah von seinem Spiel auf. Er musste weit hinaufschauen, denn die Titanin war viel größer als jeder Baum, um ihn herum. Rhea klang nie so aufgeregt, außer es ging um seinen Vater. Hastig rappelte sich der kleine Junge hoch, ignorierte den Dreck an seiner Kleidung, den Knien und Händen und rannte zwischen die Bäume. Er lief und lief. Immer weiter. Ihm brannte die Lunge, doch er wusste, wenn er zu früh stehen blieb, dann würde sein Vater ihn holen kommen. Er hatte Angst und die beflügelte seine Schritte.

Völlig erschöpft lehnte er nach einer Weile an einem Baumstamm und versuchte sein Herz zu beruhigen, damit er nicht mehr nur das wilde Klopfen hören konnte. Wenn sein Vater hinter ihm war, dann musste er aufmerksam sein. Vielleicht rief Mutter auch schon nach ihm, was wäre, wenn er sie überhörte? Japsend versuchte er sich zu beruhigen, wagte es aber nicht sich hinzusetzen.

Nichts war zu hören, außer den Geräuschen des Waldes. Hatte er es ein weiteres Mal geschafft zu entkommen?

„Wer bist du?“ Hades wirbelte herum. Doch es war niemand zu sehen. „Hey, Junge. Wer bist du?“ Die Stimme kam von einer anderen Seite, er wandte sich erneut um. Dort stand ein Mädchen, ein Kind in seinem Alter, in einem weißen Kleid, die Hände hinter dem Rücken zusammengelegt. „Sprichst du nicht?“

Er blinzelte. Bildete er sich das alles ein? Sie hatte er noch nie gesehen und auf ihn wirkte sie seltsam vertraut. War sie eine Göttin? Aphrodite vielleicht? Hekate war es definitiv nicht, die war älter. Oder hatte sie sich vielleicht verzaubert? Das Mädchen machte ein merkwürdiges Gesicht als würde sie darüber nachdenken, ob sie es vielleicht mit einem Verrückten zu tun hatte.

„Aidoneus. Mein Name ist Aidoneus.“

„Aidoneus“, wiederholte das Mädchen und legte den Kopf fragend schief. Hades nickte. „Lügst du mich auch nicht an?“

„N-Nein. Wie kommst du darauf“, fragte er, langsam wütend werdend.

„Hm, ich nenn dich Hades.“

Er öffnete den Mund, um zu protestieren. Doch welchen Sinn hatte das? „Mach was du willst!“ Hades drehte sich halb herum. Er musste zurück zu seiner Mutter. Oder sollte er hier warten? Er hatte keine Zeit sich mit einem dummen Mädchen abzugeben. Die weiße Gestalt schritt plötzlich an ihm vorbei und riss ihn aus den Gedanken.

„In Ordnung.“ Eine Armlänge vor ihm blieb sie stehen und drehte sich auf den Zehenspitzen herum. „Wollen wir spielen?“

Hades schüttelte den Kopf. „Ich habe jetzt keine Zeit.“

„Warum?“

„Ich bin weggelaufen.“

„Warum?“

„Wegen meinem Vater.“

„Warum?“

„Weil es so ist!“

„Warum?“

„Fragst du immer so viel? Du gehst mir gehörig auf die Nerven.“ Es folgte kein weiteres Warum. Sie sah ihn traurig an. „Was ist jetzt?!“

Langsam streckte sie ihren Arm nach ihm aus. Er wich zurück, wollte nicht berührt werden. Ungeachtet der Zurückweisung hielt das Mädchen ihre Hand nach ihm ausgestreckt. Hinter ihr knackte es plötzlich so laut, dass es sicherlich Baumstämme waren, die brachen. Und er wusste, dass es nur einen gab, der so durch die Gegend wanderte, auf der Suche nach jemand ganz Bestimmten. Nach ihm.

Hades packte ihre Hand und zog das Mädchen hinter sich her, die nicht einmal das Geräusch bemerkt zu haben schien. Sein Herz hämmerte in seiner Brust. Die Angst war wieder da und sie war übermächtig aufgrund des viel zu nahen Geräusches. Er durfte sie beide nicht erwischen, niemals.

„Na, sieh einer an, wenn das nicht mein Sohn ist. Endlich habe ich dich.“

Hades stolperte als er einen Blick zurückwarf. Eine übergroße Hand streckte sich nach ihm aus. Vor Panik hörte sein Herz einen Moment auf zu schlagen. Er wollte das nicht, er wollte nicht hier sein und er wollte diesen Vater nicht. Nur am Rande bemerkte er, dass das Mädchen verschwunden war.
 

Hades erwachte schweißgebadet. Sein Herz donnerte in seiner Brust. Den Blick in die Dunkelheit gerichtet versuchte er die Hand erneut zu erblicken, doch sein Schlafzimmer war leer. Seine Tätowierungen leuchteten schwach mit einem pulsierenden Licht. Erst als er sicher war auch wirklich allein zu sein legte er eine Hand über das Gesicht. Diese Albträume, sie machten ihn fertig.

Neben ihm regte sich etwas. Erschrocken japsend wandte er sich weit genug herum. Doch es war nur eine Nymphe, eine nackte noch dazu. Langsam dämmerte es ihm, er hatte sie im Styx aufgegabelt und für ein bisschen Spaß mit nach Hause genommen. Deshalb war sie hier. Sein Blick gleitet über ihr Gesicht, anschließend über ihren freien Rücken und den Rest ihre Konturen unter der Decke entlang.

Der Traum war anders gewesen, bevor es wirklich brutal geworden war, war er aufgewacht. Ungewöhnlich, aber würde sich nicht beschweren. So konnte er sich nach kurzer Zeit beruhigen und wieder hinlegen. Seine Hände streckten sich nach der Nymphe aus, doch sie hielten nur Zentimeter vor ihr an. Da war ein Mädchen in seinem Traum gewesen. Er verengte die Augen zu Schlitzen als er sich zurückerinnerte, auf die Gefahr hin wieder in Panik zu verfallen. Noch nie in seinem Leben hatte er sie gesehen, oder? Was suchte sie also in seinen Träumen? Und warum in alles in der Welt hatte er sie retten wollen? Es war doch rein um ihn gegangen.

Hades seufzte und zog die Arme wieder an. Dann drehte er sich auf die andere Seite und schloss die Augen. Es fühlte sich so an als würde etwas fehlen. Doch wie konnte er etwas vermissen, was er nicht kannte? Bis er einschlief dauerte es sehr lange und das Gefühl blieb plötzlich nur noch Halb zu existieren.



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