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Epos

One Shots
von

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Georges Gericht

George betrachtete Persephone, wie sie sich neben ihn in der Schlange platzierte. Er sah kurz zurück, doch es beschwerte sich niemand. Sie hielt die Arme hinter dem Rücken und umfasste mit einer Hand ihr anderes Handgelenk.

„Hat es dich auch erwischt“, fragte er.

„Nein.“ Sie hatte nur nach vorn gesehen, jetzt sah sie ihn an, lächelte ein kleines Lächeln. Er kannte es irgendwoher, doch er hätte es nicht wirklich mit Hades in Verbindung bringen können. Seinen Boss angeschmachtet hatte er schon lange nicht mehr, demnach fehlte ihm die Routine.

„Ok, gut.“ Er schwieg eine Weile. „Wie geht`s dir?“

„Gut, danke.“ Die Schlange ging ein ganzes Stück vorwärts.

George betrachtete sie wieder als er sich neu platziert hatte. Sie kam ihm hier nicht komisch vor. Tatsächlich war ihm irgendwann ein Verdacht gekommen.
 

Thanatos hielt in der Bewegung an, ganz nah bei Hades Schreibtisch.

„Was macht Persephone da?“, fragte Thanatos seinen Boss. Hades sah nur kurz auf. Er behielt sie eigentlich die ganze Zeit im Blick falls sie ihn brauchte. „Ist das erlaubt?“

„Es ist jedenfalls nicht explizit verboten, wenn du das meinst“, erwiderte Hades nachdem er etwas auf dem Papier vor sich aufgeschrieben und der Person vor sich in die Hand gedrückt hatte. Dann kam der Nächste.

„Ich sag nichts. Nicht, dass noch die Hölle durch ihre Wut einstürzt. Ich glaube, dazu ist sie in der Lage.“ Der sonst so stille Thanatos hatte ein Bedürfnis sich seiner Gedanken zu entledigen. Hades nickt und macht ein Gesicht, als ob er sehr wohl wüsste was passierte, wenn man sich ihren Zorn zugezogen hatte.
 

„Es ist nur eine Vermutung, aber ich habe sie schon länger“, beginnt George. „Du warst das mit den Aufträgen, mit der Spende, oder? Mit so einigem.“

Persephone zuckt mit halber Schulter. Es spielte für sie keine Rolle was sie gewesen war und was nicht.

„Danke.“

„Nichts zu danken.“ Sie lächelte ihn an. Ihr Blick verriet, dass sie ganz genau wusste was geschehen war und was geschehen würde. „Mach dir keine Sorgen, ich habe gespickt.“

George atmete erleichtert aus. „Gut zu wissen.“ Wieder schwieg er. So viele Dinge hatten an Bedeutung verloren, da machte man sich auch jetzt keine Gedanken mehr darum.

„Erinnerst du dich noch an den Tag, als wir uns kennen lernten? Du hast mich auf dem Stuhl erwischt und ich dachte ich werde sofort gefeuert.“

„Oh ja, dein Blick war göttlich. Ich hatte mir den Spaß nicht nehmen können.“

„Ja, genau.“ Persephone lachte und sah wieder nach vorn. „Weißt du auch noch, damals, als du deinen Mann kennen gelernt hattest und ich zum Essen gekommen bin, weil du meine Meinung über ihn hören wolltest? Du warst so schrecklich nervös, genau wie ich damals auf dem Stuhl.“

„Erinnere mich nicht dran, es ist mir jetzt noch peinlich.“

„Es ist nicht schlimm.“ Persephones Ton hatte sich verändert. „Ich komme dich ab und zu besuchen. Du wirst gar nicht merken, dass ich weg bin. Die Zeit vergeht manchmal anders.“

Die Aussicht Persephone wiedersehen zu können war beruhigend. Dann war er dran und blickte auf Hades Haar hinunter, weil der die Papiere vor sich studierte.

„Nun…“ Hades legte den Stift hin und die Fingerkuppen aufeinander, ehe er sich zurücklehnte. „Dann mal nach rechts mit dir, auch wenn Persephone es nicht erwarten konnte dir zu erzählen.“

Vieles spielte jetzt keine Rolle mehr, es war bedeutungslos. Er sah nicht zurück, lächelte Persephone nicht einmal mehr zu. Sie sah ihm nach bis er nicht mehr zu sehen war. Dann wollte sie sich abwenden und gehen. Hades war aufgesprungen und packte ihr Handgelenk. Sie sackte zusammen und er fing sie gerade noch rechtzeitig auf.

Die Liste vor ihm, er hatte sie vor seiner Frau hingelegt und mit dem Finger auf einen Namen gezeigt. Die Information brauchte nicht lange, um anzukommen. Persephone hatte George und seine Familie im Blick, wusste um den Zustand. Trotzdem war da dieser bodenlose Kummer. Allein die Tatsache noch ein letztes Mal mit ihm zu sprechen hatte sie beflügelt. Jetzt war da nichts mehr, was sie halten konnte. Außer seine Arme, die sie an ihn drückten. Es war hart, auch wenn er nur erahnen konnte was sie tatsächlich fühlte. Und es würde noch so oft geschehen. Die Rothaarige hatte sich nie von ihrem sterblichen Leben gänzlich lösen können, würde es auch in nächster Zeit nicht tun. Egal wie viele von ihnen starben.

Die Wartenden sahen sie monoton an, sie fühlten wenig. Doch Persephone war es egal, ob sie die Königin der Unterwelt in ihrer Trauer sahen. Den im Herzen war sie stark. Es brauchte nur seine Zeit. Und sie hatte eine ganze Ewigkeit davon.



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