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Spiel ohne Limit

von

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Das menschliche Auge vermochte nicht den Augenblick zwischen Beginn des Angriffs und jenem Moment, in dem die Attacke Rin getroffen hatte, wahrzunehmen. Dafür geschah alles zu schnell, zu unvorbereitet und viel zu heftig. Eine halbe Umdrehung - und schon schleuderte es Rin Yamamori bis ans Ende des Podiums, mit dem Gesicht voran, dass die rechte Wange einen Teil des Bühnenscheinwerfers streifte, bevor der schlanke Körper nur unweit des Bühnenrands zum Stehen kam. Schallwellen - die Ursache war schnell gefunden und durchaus logisch, sofern Logik in einem derart wahnwitzigen Spiel überhaupt noch legitim war.

Das Publikum riss es von ihren Sitzplätzen. Niemand hatte eine derart explosive Reaktion kommen sehen. Erstaunen, Entsetzen, Angst und Neugierde hallten in ihren Ausrufen wider - die Neugierde überwog bei den meisten, die nur dafür gekommen waren, um eine gute Show geliefert zu bekommen; als wären sie Zuschauer eines Wrestling-Kampfes - durchstudiert bis auf die Knochen, mit künstlicher Dramatik versehen. Dummköpfe waren sie allesamt - Menschen, die seit Jahren das sahen, was sie sehen wollten. Um ihrer selbst willen und natürlich ihres schlechten Gewissens wegen.
 

"Rin!'

"Oh nein."

"Steh' auf, Rin!'

"Scheiße, hat sie verloren?"

"Alles in Ordnung…? Rin…? Seto, was-"

Nachdem Rins Name einmal der Reihe nach ausgerufen wurde, erreichte Mokubas Stimme als letztes den jungen Firmenchef, dass er ganz mechanisch das Gesicht zu seinem kleinen Bruder drehte, der mit offenem Mund zu dem Älteren hinaufsah. Für einen kurzen Augenblick streiften sich die Blicke der beiden Kaibabrüder, bevor Setos Seelenspiegel erneut zu dem am Boden liegenden Körper hinaufsahen. Rin hatte sich nicht von der Stelle bewegt, keine Regung ging von der jungen Frau aus, obwohl Seto zu glauben meinte, ein dumpfes Stöhnen vernommen zu haben.

Dass sie bei Bewusstsein war, stand außer Frage. Die Sicherheitsmaßnahmen während der Duelle schlossen einen regelmäßigen Check von Herz- und Pulsfrequenz mit ein, dass, sobald einer der Werte stark von der Norm abwich, sofort eine medizinische Fachkraft zur Stelle wäre. Da Kaiba weder einen Arzthelfer sah, noch von einem seiner Männer informiert worden war, konnte sich der junge Firmenchef sicher sein, dass Rins Zustand stabil war. Und gerade weil er das wusste, verstand er nicht, warum sein Herz ihm derart in den Ohren sauste.
 

"Oh Mann, Rin!", rief jetzt Mokuba eine Spur panischer.

Der junge Firnenchef ballte die Hände zur Faust. Das alles war zu viel. Erst die Neuigkeiten am Morgen, dann die Nachricht von Isono, dass ihnen Dartz entwischt war, und jetzt auch noch das. Druck baute sich auf. Seto war drauf und dran, seine DuelDisc abzustreifen und sie diesem grünhaarigen Wicht in seine schmierige Visage zu schlagen. Hiis Grinsen ging ihm über beide Ohren, seitdem Kaibas Duellantin zu Boden geworfen worden war und einfach nicht aufstehen wollte.

Dieser-

"Ey, Kaiba, das kann doch nicht dein ernst sein, oder?!" Die Stimme von Katsuya Jonouchi war direkt an seinem rechten Ohr, "dieser ganze Technikscheiß-"

"Mein Bruder hat gar nichts damit zu tun", verteidigte ihn Mokuba und stellte sich neben seinen großen Bruder. Rot leuchteten die Wangen. Er war aufgebracht, wütend und ein wenig verängstigt. Das erkannte Seto auf den ersten Blick. Beunruhigend, wenn er daran zurückdachte, wann der schwarzhaarige Wuschel das letzte Mal so aufgewühlt gewesen war. Lange war es her und Seto hätte nie für möglich gehalten, seinen kleinen Bruder jemals wieder in solch einer Situation zu erleben. Um sich über die Gründe den Kopf zu zerbrechen, blieb keine Zeit. Dafür herrschte zu viel Durcheinander, zu viel unkontrolliertes Chaos und - nicht zuletzt - gab es da noch seine eigenen Gefühle, mit denen er sich am wenigsten befassen wollte.

"Yutas DuelDisc läuft nicht über unseren Server", sprach der Schwarzhaarige hektisch, schaute dabei zu Seto, als suchte er nach einer Bestätigung, "keine Ahnung, wie er das gemacht hat, aber es hat nichts mit uns zu tun. Wir würden Rin niemals verletzen. Sie ist unsere Duellantin."

"Ach ja?!"

Der junge Firmenchef brauchte nicht in das vertrottelte Gesicht dieses Blondschopfes zu sehen, um zu wissen, dass Jonouchi ihn ansprach.

"Mokuba hat recht. Auf das System von Paradius' Duellanten hat die Kaiba Corporation keinen Einfluss", entgegnete der mächtige CEO so abgeklärt wie immer. Dabei fehlte nicht viel, dass er anstelle von Dartz' Lakai dem Blonden an die Gurgel gegangen wäre. Als ob er sich im Augenblick mit sinnlosen Wortgefechten herumschlagen wollte!

"Kaiba!", ließ Yugi Mutos bester Kumpel einfach nicht locker, "du musst dieses Turnier abbrechen! Egal, ob du was damit zu tun hast oder nicht", sein Arm war ausgestreckt, zeigte auf die Bühne, zeigte auf Rin, die sich seit dem direkten Angriff nicht mehr bewegt hatte.

"Kaiba, hörst du?! Du musst-"

"Ich[ muss gar nichts", entgegnete Seto und verzog keine Miene, "Yamamori hat dieses Duell begonnen. Sie wusste, dass es Risiken geben würde. Sie hat sie akzeptiert, als sie Yutas Herausforderung angenommen hat."

"Du bist echt das Letzte", Jonouchi erhob seine Stimme, "schon vergessen, dass sie dir erst neulich den Arsch gerettet hat…?! Mann, sind dir deine Mitarbeiter so egal, dass du sie lieber am Boden sehen willst, statt dich einfach mal zu bequemen und ihnen zu helfen?!"

"Was für ein Dämlack bist du eigentlich?!" Kaiba drehte sich zu dem Blonden um. Seine eiskalten Blicke trafen mit voller Wucht den ehemaligen Klassenkameraden, dessen eigenen Blicke sich im Moment genauso sehen lassen konnten.

"Wenn", fuhr der junge Firmenchef keifend fort, "dieses Duell abgebrochen wird, verliert Rin automatisch das Spiel und der Sieg geht an Hii Yuta. Ist es das, was du willst?! Hast du vergessen, dass diesem grünhaarigen Irren nur noch ein Sieg fehlt, bevor er mit der nächsten Maschine nach Kairo verschwindet?!"

Jonouchi sah ihn mit großen Augen an. Scheinbar hatte er es vergessen. Seto schnaubte.

"Ich rate dir, beim nächsten Mal dein Gehirn anzustrengen, bevor du mit irgendwelchen haltlosen Anschuldigungen um die Ecke kommst." Damit wandte sich Kaiba endgültig von dem Blonden und dem restlichen Anhang ab. Neben Jonouchi hatte Yugi Muto den Arm um Rins Mitbewohnerin gelegt. Aus dem kleinen Wuschelkopf war ein verstörtes Knäuel geworden, das bleich wie eine Kalkwand hinauf zu ihrer besten Freundin geblickt hatte. Kaiba war froh, dem Anblick entkommen zu können.

"Kaiba, du", knurrte Jonouchi leise vor sich hin, bevor Yugis Stimme ihn zu besänftigen versuchte.

"Kaiba hat recht", sagte der ehemalige König der Spiele, wobei sein sanftmütig unschuldiger Ton zu selbstbewusst und ernst gewechselt hatte. So klang er eigentlich immer nur, wenn er sich duellierte, wenn er - in Setos Vorstellung - der andere Yugi war. Der einstige König der Spiele hatte viele Namen, doch für den jungen Firmenchef zählte nur einer: jene dunkle, geheimnisvolle Seite, die ihm damals die größte Niederlage seines Lebens beschert hatte und sogar das Revanche-Duell für sich entscheiden konnte. Für ihn passten der gutmütige kleine Yugi und der ernstzunehmende Gegner Yami bis heute nicht zusammen.

Im Augenblick fragte sich der junge Firmenchef, was Muto dazu veranlasst hatte, in diesen Modus zu switchen. Wusste er vielleicht mehr als Kaiba? Oder war dies Teil seines Charakters, in welchem das Bedürfnis zu hausen schien, die Menschheit vor Spinnern wie Yuta und dessen Meister beschützen zu wollen?

"Hii Yuta darf nicht die Endrunde gewinnen", sagte Yugi und Jonouchi nickte zustimmend. Zum ersten Mal an diesem Tag war Seto einer Meinung mit dem Kindergarten.

"Aber irgendetwas müssen wir doch tun können", der Bunthaarige schüttelte den Kopf, dass ihm einzelne goldene Strähnen ins Gesicht fielen, "vielleicht können wir die Kommission davon überzeugen, das Duell für ungültig zu erklären", überlegte Yugi und heimste sich ein abschätziges Lächeln von Seto Kaiba ein. "Du glaubst doch nicht, dass Pegasus dieses Duell beenden wird. Er ist mindestens ein genauso großer Spinner wie Dartz. Bei diesem Anblick bekommt der doch glatt einen Ständer." Er schüttelte den Kopf. "Dieses Duell wird bis zum Ende laufen. Akzeptier' es oder nicht."

"Und was ist mit Yutas Technologie?" wandte er sich an seinen größten Widersacher, "kann man da denn gar nichts machen?"

"Das ist so gut wie unmöglich", antwortete Kaiba und ließ die Fingerknöchel knacken, "solange Orichalcos auf dem Feld ist, werden diese Mätzchen weitergehen."

"Orichalcos, sagst du", Yugi machte große Augen.

"Schon wieder?", kommentierte Jonouchi und schaute auf den Feldzauber.

"Die Karte", fuhr der junge Firmenchef fort, "sie fungiert als unsichtbare Mauer. Ein Schutzwall für die virtuellen Simulationen. Innerhalb der Feldzauberkarte funktioniert das System, als befänden sich Yuta und Yamamori im Cyberspace." Was sie physikalisch gesehen auch taten, doch der Chef der Kaiba Corporation wollte nicht allzu sehr ins Detail gehen.
 

Ihm war es in dem Moment klar geworden, als er den Anruf von Isono erhalten hatte.

Nachdem Yutas Zauberkarte Verlockung der Finsternis einfach nicht vom Feld verschwinden wollte, hatte Kaiba sein gesamtes Team auf Dartz und seine Handlanger angesetzt. Nur jemand, der über das System gebieten konnte, war in der Lage, solche holographischen Effekte auszulösen, und da Kaiba selbst nicht dafür verantwortlich war, kam natürlich nur einer in Frage. Der junge Firmenchef hatte innerlich getobt, als die Spuren darauf schlossen, dass Dartz wieder einmal abgetaucht war. Und das - welch unerwartete Fügung! - kurz nachdem Orichalcos beschworen wurde. Kaiba war sich nun sicher: sobald Orichalcos auf dem Spielfeld war, brauchte es Paradius' Firmenchef nicht mehr. Das System funktioniert autark, solange die grünen Ringe die beiden Duellanten einschlossen. Eine sichere Sache, da es bisher niemandem gelungen war, Orichalcos vom Feld zu jagen.
 

"Das klingt, als hätte Dartz einen Weg gefunden, seine Gegner auch ohne komatöse Mittel auszuschalten." Yugi musterte die grün leuchtenden Linien, als könnte er den Trick dahinter ergründen. Er seufzte. "Dem Verlierer blüht zwar nicht mehr der sogenannte Dornröschenschlaf, aber wenn das so weitergeht, landet am Ende wieder einer in der Intensiv." In Yugis Armen zuckte Lumina Phoenix zusammen, dass der ehemalige König der Spiele den Griff noch enger um die zierliche Gestalt legte.

"Apropos Verlierer", nickte Jonouchi und zeigte auf die Bühne, "irre ich mich oder sollten Rins Lebenspunkte nicht längst auf Null gefallen sein? Immerhin hatte Yutas Erzunterweltler Kaiser 3500 Atk - und Rins verdeckte Karte ist auch noch auf dem Feld. Aber seit Klingenritter zerstört wurde, hat sie keine weiteren Lebenspunkte verloren."

Blitzmerker

"Das werden wir wohl bald erfahren", erwiderte Yugi, strich dabei über den schwarzhaarigen Schopf der jungen Frau, die an ihrem linken Daumen zu nagen begonnen hatte.

"Leute!" Das war Mokuba. Der Jüngere der Kaibabrüder hatte sich weit über das Absperrgitter gelehnt. Mit der rechten Hand zeigte er auf das Spielfeld. "Rin steht wieder auf."

Alle, inklusive Seto Kaiba, ließen ihre Köpfe nach oben schnellen. Tatsächlich. Auf dem Podest tat sich etwas. Rin hatte die Oberarme nach vorne genommen, stützte sich auf dem schwarzen Parkett ab und richtete sich langsam auf. Etwas wackelig kam sie auf die Beine, mehrere Strähnen hatten sich aus ihrem Zopf gelöst, der Pony hing schlaff über ihren Augen. Die rechte Wange war feuerrot - als hätte jemand mit der flachen Hand mehrere Stunden drauf eingeschlagen.

Das wird dieser grünhaarige Kobold noch büßen

"Du wirst meinen Erwartungen gerecht, Yamamori", Hii Yutas Lächeln brachte das Fass zum Überlaufen. "Ein Angriff meines Kaisers und du stehst schon wieder auf beiden Beinen. Nicht nur das: du bist immer noch im Spiel. Du weißt gar nicht, wie glücklich mich das macht. Schließlich will ich meinen Spaß mit dir haben, bevor ich dich in die Hölle befördere."

Rin reagierte nicht darauf. Ihr Gesicht war den Zuschauerrängen zugewandt, die Miene, ein einziger gerader Strich bestehend aus zwei zusammengepressten Lippen, ließ keine Emotionen durchsickern. Es war nicht auszuschließen, dass die junge Frau unter Schock stand. Das würde zumindest erklären, weshalb sie so lange auf dem Boden ausgeharrt hatte.

"Eines musst du mir noch verraten", Yuta lächelte noch immer stumm in sich hinein, "wie hast du es angestellt?"

"Hüter des Schreins", sagte Rin. Nie hatte sie gefühlloser als in diesem Moment geklungen.

Fast wie-

"Eine Fallenkarte wird es wohl kaum gewesen sein", entgegnete ihr Gegenüber und deutete mit einem Nicken auf die verdeckte Karte.

"Hüter des Schreins ist eine Monsterkarte. Erinnerst du dich noch? Als du Geschäfte mit der finsteren Welt gespielt hast und wir beide eine Karte auf den Friedhof legen mussten? Meine war Hüter des Schreins. Und sobald Hüter des Schreins auf dem Friedhof liegt und ein Drachemonster auf meiner Spielfeldseite vernichtet wird, aktiviert sich sein Spezialeffekt und er kehrt an Stelle des gefallenen Drachen zurück. Jedoch liegt seine Def weit unter den Angriffspunkten von Erzunterweltler Kaiser, weshalb er gleich wieder vom Feld verschwunden ist."

"Du enttäuscht mich nicht, Yamamori. Verteidige dich nur mit allem, was du hast. Winde dich, steuere gegen die Unabdingbarkeit der Niederlage! Schon bald wirst du mehr als nur den blanken Boden küssen. Wie ich dir schon sagte, die Strafe unseres Gottes wird dich mit voller Härte treffen. Dies war erst der Anfang."

"Dein Gott", wiederholte Rin, ohne etwas an ihrem Gesichtsausdruck zu ändern. Sie wischte sich die Strähnen aus den Augen. "Du meinst dieses hässliche Seeungeheuer?"

"Sprich' nicht von Dingen, die du nicht verstehst", zischte Yuta, "du weißt nichts über unseren Glauben…oder unseren Gott. Aber eines sag' ich dir: er wird dich vernichten. Dich und deine verdammte Technik! Denn niemand kann es mit seiner Stärke aufnehmen. Seine Macht ist grenzenlos. Nicht so wie deine Höllenmaschine, die du mit falschem Stolz um dein Handgelenk trägst."
 

"Du meinst, Technik hat seine Grenzen?"
 

Rin ballte die Hände zur Faust.
 

Falsch-

"...Genialität kennt keine Grenzen!" Ihre Seelenspiegel blitzten wie zwei Schlangen, die auf ihre Beute zu sprangen, auf. Für einen Moment klappte dem jungen Firmenchef die Kinnlade herunter.

Diese Worte…Meine Worte…Sie hat doch nicht etwa…

"Pah", rümpfte Yuta die Nase. Die junge Frau drehte sich zu ihrem Gegner um.
 

"Und das werde ich dir hier und jetzt beweisen!"
 

Nun waren es Setos Seelenspiegel, die wie rauschende Wellen zu wüten begannen.

Rin, was hast du vor?

"Ich aktiviere meine Fallenkarte!", ihr Ruf hallte durch das gesamte Stadion nach.

"Jetzt?!", quatschte da jemand aus den hinteren Reihen.

Die Hand ausgestreckt, lag der Fokus auf Rins DuelDisc, die zunächst nur ein schwaches Leuchten freisetzte, bevor sich blitzartige Stränge um ihr gesamtes Handgelenk schlängelten.

"Seto", hauchte vor ihm der Jüngere. Aber Seto hörte nicht hin. Die Stimme der jungen Frau - nein! ihre gesamte Erscheinung war es, die ihn vollends eingenommen hatte. Wild flatterte Rins Mantel, als die Fallenkarte in gleißendes Licht gehüllt wurde. Daraufhin folgten hellgrüne, Röhrchen artige Linien, die farblich gut zu Orichalcos passten. Der Rest passte wiederum nicht zusammen. Die Linien überzogen einmal den gesamten Boden, es folgte die Decke, bis das würfelförmige Stadion vollends damit bedeckt wurde und die Duellarena wie das Innere eines Rechners aussehen ließen.

"Cybernetzwerk!" Rin hatte noch immer den Arm ausgestreckt. Die Menge stieß ein beeindrucktes Raunen aus.

"Krass!", brachte es Katsuya Jonouchi auf den Punkt.

Seto spürte, wie ihn Wellen des Systems trafen. Kleine, sanfte Schübe, die nur ein sensibler Experte wahrnehmen konnte. Er wusste nicht, ob er sich zuerst der überragenden Grafik, der lebensechten Darstellung widmen oder sich doch um Rins DuelDisc Gedanken machen sollte, die jeden Augenblick den Geist aufgeben könnte.

"Unmöglich", stieß er zwischen zusammengepressten Lippen hervor. Seine Worte gingen im tosenden Applaus unter. Erst jetzt schien die Mehrheit verstanden zu haben, dass Kaiba Corps. Duellantin noch im Rennen war. Doch für wie lange? Wenn jener unwahrscheinliche Fall eingetroffen war, würde die DuelDisc nicht mehr lange mithalten.

Das ist ausgeschlossen. Das kann nicht sein

Jegliche Versuche, die Logik dahinter zu begreifen, scheiterten allesamt. Er wusste das. Und trotzdem-

Der junge Firmenchef zückte sein Smartphone aus der Manteltasche.

Es ist nicht möglich, die DuelDisc zu hundert Prozent mit dem neuen System zu verknüpfen. Selbst wenn, wie soll sie das angestellt haben?

Seine Augen verengten sich. Natürlich kannte er den Grund. Schnell tippte er eine Nachricht ab. Die Antwort kam abrupt und seine Augen sogen die vor ihm liegenden Daten auf.

"Scheiße."

"Hast du was gesagt, Seto?"

"Nein, Mokuba."

Jüngerer kratzte sich an den Hinterkopf und schaute weiter zu dem spektakulären Geschehen hinauf. Cybernetzwerk hatte angefangen zu wirken. Nicht nur für das Spiel. Yutas Lächeln war immer noch da, wenn sich auch ein finsterer Schatten um seine Augen gelegt hatte.

"Du legst es wirklich drauf an", sagte Dartz' Anhänger, ohne sich zu erklären. Stattdessen legte er zwei Karten verdeckt ab und beendete seinen Zug. Sobald Rin eine neue Karte vom Stapel gezogen hatte, leuchtete ihre DuelDisc auf. "Ich erkläre dir jetzt Cybernetzwerks Effekt: in jeder Runde lässt sie mich ein Maschinemonster von meinem Deck aus dem Spiel nehmen - bis drei Runden um sind."

"Und dann?", fragte ihr Kontrahent, der absschätzig Rins Vorhaben beobachtete.

"Das wirst du noch früh genug sehen", entgegnete die junge Frau, "erst einmal spiele Cyberdrache im Angriffsmodus."

"Cyberdrache?", von der Tribüne blinzelte Jonouchi zu Rins Monsterzone hinauf. Sein bester Kumpel tat es ihm nach. "Rin wird doch nicht vorhaben, was ich denke…"

"Oh doch", erwiderte Lumina Phoenix leise, "genau das hat sie vor."

"Das ist gut. Wenn sie die drei Runden schafft, hat sie eine Chance, das Blatt zu ihren Gunsten zu wenden."

"Mit einem Monster, dass 2100 Angriffspunkte hat?!", kommentierte Jonouchi und legte den Kopf schief. "Gegen den Erzunterweltler hat er keine Chance und wenn Rin Pech hat, aktiviert Yuta seinen Effekt und schickt Cyberdrache sofort wieder in die Wüste."

"Kommt drauf an", erwiderte Yugi und zeigte auf Rin, die zum Schluss zwei weitere Karten verdeckt abgelegt hatte. "Rin hat einen Plan."

Und dieser könnte durchaus klappen.

Wenn Rin vorher nicht die Nerven verliert

Ihren Gegner hatte sie damit auf jeden Fall ein paar Nerven geraubt. Er schaute zu dem Drachen, der Maschine hinauf, die in Größe gleichauf mit dem Erzunterweltler Kaiser lag. "So tief ist deine Seele schon gefallen? Dass du dieser Höllenbrut den Vorrang gibst?"

"Drache bleibt Drache", Rin blieb vollkommen gelassen, "egal ob Schuppen oder Metallpanzer."

"So siehst du das also?" Yuta schüttelte schmunzelnd den Kopf, "das erklärt so einiges. Aber egal: deine Machine wird es nicht lange machen. Mein Kaiser wird ihn vom Feld jagen und deine restlichen Lebenspunkte gleich mit!"

"Nicht so voreilig, Grünschnabel! Als erstes kümmert sich mein Drache um deinen scheußlichen König." Prometheus, der zurück auf 1700Atk geschrumpft war, wurde von der grellen Lichtkugel des Drachen verschlungen. Kurz erhellte Cyberdrache das Spielfeld, bevor die Dunkelheit wieder die Oberhand gewann. Vorsichtig öffnete Yuta die Augen. Auf seiner Seite fiel die Anzeige um 400 Lebenspunkte.

"Das wird auch nichts nützen", Hii Yuta legte augenblicklich nach. Kaum den Zug begonnen,

machte sich der Herrscher des Horrors bereit zum Angriff. Ebenso Rin, die sich auf den nächsten direkten Treffer vorbereitete. Erbarmungslos schlug der Erzunterweltler auf Cyberdrache ein.

"Ich decke meine Fallenkarte auf: Schaden adieu!" Mit aller Macht hielt sich die junge Frau auf den Füßen. Dabei vibrierte selbst der Boden, als der Erzunterweltler seine Attacke ausführte. Der jungen Frau entlockte es ein Lächeln. "Schaden adieu verhindert, dass mein Monster während des Kampfes zerstört wird. Aber das ist nicht das beste an dieser Karte: der Schaden, den ich erhalte, wird auf dich doppelt übertragen!"

Yuta riss die Augen auf.

"Ganz recht: die Differenz unserer beiden Monster liegt bei 1400 und sobald der Angriff durchgeführt wird, hast du verloren."

"Träum weiter", rief ihr Gegenüber und deckte seine Fallenkarte Verstärken auf. Statt den Erzunterweltler mit fünfhundert Atk zu verstärken, rüstete er Rins Cyberdrachen damit aus. Die Punkteanzeige der beiden Duellanten fiel weiter. Die Zuschauer gröhlten. Der Ausgang des Duells war ungewiss und das stachelte die Menge an.

"Noch so ein Angriff und Yuta ist erledigt", Jonouchi grinste schief, "so viel zu seinem übermächtigen Unterwelter. Weiter so, Rin!"

Kaiba schüttelte den Kopf. Noch war die junge Frau nicht aus dem Schneider.
 

Runde zwei und Rin nahm ein weiteres Maschinemonster aus ihrem Deck, Cyberdrache setzte sie in den Verteidigungsmodus.

Du setzt alles auf dieses eine Monster. Aber ist das wirklich klug? Wenn der Plan schief geht, wird er dich zermalmen.

Yuta hatte noch nicht einmal seine frisch gezogene Karte betrachtet, als er bereits einen nächsten Angriff startete. Wieder sprintete Erzunterweltler Kaiser los, wieder ließ Rin eine ihrer Fallenkarten aufdecken. "Teuflische Ketten", rief sie durch zwei Stahlketten hindurch, die kurz hinter ihr aufgetaucht waren und geradewegs auf Yutas Monster zuflogen. Dieser grinste finster. "Denkst du, derselbe Trick klappt ein zweites Mal? Meine Falle finstere Bestechung wird deine teuflischen Ketten vernichten. Zwar darfst du eine Karte ziehen, aber deinen Cyberdrache schafft sie mir endlich vom Hals." Teuflische Ketten explodierte, noch bevor Hiis Unterweltler getroffen werden konnte. Mit Genuss betrachtete Paradius' Musterschüler sein Werk. "Aber-", seine Miene erstarb. Der Kaiser hielt vor dem Cyberdrachen inne. Ein lauter, sirenenartiger Klang ertönte, gefolgt von einem roten Licht, das in pulsartigen Schüben aufleuchtete.

"Dachtest du, ich benutze denselben Trick zweimal?!" Rin streckte ihrem Gegner eine Konterkarte entgegen. "Roter Neustart annuliert deine Fallenkarte", sofort schossen die Ketten erneut auf den Erzunterweltler Kaiser zu, umwickelten ihn, bis er sich nicht mehr bewegen konnte.

"Das kann nicht sein", knirschte ihr Gegenüber mit den Zähnen, "Fallenkarten müssen vorher gesetzt werden. Deine Abwehr hätte gar nicht funktionieren dürfen."

"Roter Neustart", erklärte die junge Frau und schickte die Karte auf den Friedhof, "bildet eine Ausnahme. Sie darf direkt von der Hand gespielt werden…wenn ich dafür die Hälfte meiner Lebenspunkte opfere."

"Was?!", riefen Jonouchi, Yugi und Mokuba im Chor.

"Mann", der Blonde schüttelte den Kopf, "Rin muss ja echt überzeugt von diesem Cyberdrachen sein."

"Dass sie alles dafür riskiert…", entgegnete Yugi, "Kaiba, weiß sie es? Warum sie gewinnen muss?"

Ohne sich umzudrehen, antwortete der mächtige CEO: "Ich habe ihr alles erzählt, was sie wissen muss."

"Und das andere?"

"Du meinst diese an den Haaren herbeigezogenen Unterstellungen?"

"Kaiba?!", Yugis entrüstete Stimme erhob sich, "es ist wichtig, dass Rin weiß, worauf sie sich eingelassen hat. Du kannst ihr doch nicht so etwas Wichtiges vorenthalten!"

"Diese Fakten sind nie bewiesen worden", erwiderte der junge Firmenchef kühl. In seinen Augen waren es nichts als böse Gerüchte. Im Laufe der Jahre hatte es zu viele Feinde, zu viele eifersüchtige Konkurrenten gegeben, die mit ähnlichen Mitteln, ähnlichen Geschichten versucht hatten, seine Firma schlecht dastehen zu lassen. Dartz' haltlose Anschuldigungen für seinen Zerstörungstripp spielten zu perfekt in die Karten dieses unberechenbaren Firmenchefs. Dass er angeblich Frau und Kind verloren hätte, die Technik daran schuld gewesen wäre - Technik, an denen Firmen wie Industrial Illusions und die Kaiba Corporation involviert sein sollten. Seto hatte wenig für Dartz' melodramatische Lebensgeschichte übrig. Selbst wenn die Anschuldigungen der Wahrheit entsprachen; in Seto Kaibas Augen war es ein billiger Versuch, das eigene Versagen zu rechtfertigen. Dartz hatte seine Familie nicht beschützen können und jetzt versuchte er die Kaiba Corporation und allen anderen hoch technologischen Firmen den schwarzen Peter zuzuschieben.
 

Nicht weiter auf Yugis Beschwörungen eingehend, starrte Seto auf die Lebenspunkteanzeige:
 

Yamamori, Rin: 1100 LP - Yuta, Hii: 1000LP
 

Die dritte Runde brach an. Ein letztes Mal leuchtete das Stadion in den Farben der Fallenkarte Cybernetzwerk. Diesmal legte die junge Frau keine weitere Karte ab; diesmal gab es lediglich einen leisen Knall, der Rins letzte verdeckte Karte in Millionen von Einzelteile zerlegte - Cybernetzwerks finaler Akt. Der wahre Kampf begann genau jetzt: Erhobenen Hauptes streckte sich der Cyberdrache, stieß ein Kreischen aus, als zu seiner Linken zwei große Lichtkugeln erschienen, sich ausdehnten und daraus zwei weitere Cyberdrachen entwuchsen.

"Rin hat jetzt drei Cyberdrachen auf dem Feld?" Mokuba, der seit einer halben Stunden das Absperrgitter umklammerte, drehte sich zu den Experten um. Dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Er riss die Augen auf. "Ist das…ist das möglich, Seto?" Angesprochener antwortete nicht. Sein Fokus lag auf seiner Duellantin, welche sich nicht von Hiis hasserfüllten Blicken abwenden konnte. Nicht aus Angst, wie es schien, denn ein sonderbares Lächeln zierte ihre Lippen, als sie die linke Hand über ihr Blatt wandern ließ, eine bestimmte Karte herausholte und auf die DuelDisc legte.

"Nein!", knurrte Yuta, der sein Unglück kommen sah.

"Oh doch", entgegnete Rin, "Polymerisation! Ich verschmelze meine drei Drachen miteinander und bekomme somit das ultimative Monster." Gleichzeitig erhoben sich die Cyberdrachen, flogen bis zur Decke des Stadions, wo sie sich mit tosenden Blitzen zu einer gewaltigen Kreatur vereinigten. Einer Kreatur, die den Herrscher des Horrors um das Vierfache überragte. Der dreiköpfige Drache streckte seine metallenen Flügel aus, dass sich ein riesiger Lichtschwall über den Köpfen des Publikums erhob. Mokuba und Jonouchi schützten die Augen mit ihrem Oberarm. Yugi kniff leicht die seinigen zusammen, während er den schwarzhaarigen kleinen Anhängsel etwas zur Seite drehte. Nur Seto blickte direkt in die Lichteinstrahlungen. Das grelle Weiß in der Iris machte ihm nichts aus, war er es gewohnt von einer weißen, mächtigen Kreatur geblendet zu werden. Ganz automatisch gingen seine Mundwinkel ein Stück nach oben. Die Kreatur würde wohl nie den blauäugigen weißen Drachen an Schönheit übertreffen, doch seine Power würde selbst jemand wie Seto Kaiba nicht abstreiten können.

Cyber End-Drache. War dein » Bild einer sündigen Firma, die die Weltherrschaft durch ihre Technik an sich reißen will ?«

Gedanklich schüttelte er den Kopf.

Du verblüffst mich, Yamamori. Ich dachte, du könntest dich nicht mit Maschinemonstern anfreunden. Not macht erfinderisch, wie ich sehe. Wollen doch mal sehen, wohin dich das bringt

"Ich finde", die junge Frau ließ den Kopf in den Nacken fallen, betrachtete ihr Monster, betrachtete dessen beträchtliche Angriffskraft von 4000, "es wird Zeit, dass du die wahre Stärke von Technik kennenlernst."

"Die Quelle allen Übels", auch Yuta sah hinauf, "ein Spiegelbild der Unfähigkeit, das nahende Ende zu sehen. Stattdessen wollt ihr immer mehr, wollt sie größer und stärker machen. Das Wichtigste habt ihr dabei aus den Augen verloren."

"Und das wäre?"

Der Grünhaarige sah zu seiner Gegnerin. "Den Menschen."

"Ich glaube", Rin warf ihren Pferdeschwanz nach hinten, "du verwechselt da was. Aber genug geplaudert", sie zeigte auf den Erzunterweltler, "deine Horrorfratze war schon lange genug auf dem Feld. Los, Cyber End-Drache, Angriff auf seinen Erzunterweltler Kaiser! Super strident blaze!" Die Maschine folgte Rins Befehl als wäre bloßer Gehorsam die reinste Genugtuung. Seine Attacke hätte in diesem Augenblick nicht beeindruckender aussehen können. Eine alles vernichtende Lichtkugel löschte Hii Yutas Erzunterweltler aus. Keine Falle, kein Konter konnten dagegen etwas unternehmen.

"Yeah, stark!", jubelte der Jüngere der Kaibabrüder. Jonouchi, der von hinten auf Mokuba draufgesprungen war, schloss sich den Freudengesängen an, klemmte den Schwarzhaarigen unter seinen Achseln ein und lachte auf. "Gut gemacht, Rin! Diese grünhaarige Flachpfeife hat nur noch fünfhundert Lebenspunkte. Tja, ich würde mal sagen: aus die Maus."

Aus? Sicher nicht. Dartz hat ihn nicht umsonst in seine Fittiche genommen. Er hat zwar sein stärkstes Monster verloren - doch für wie lange? Wie viele Asse hat Yuta in Petto, bis Rin die Fallenkarten ausgehen?

Zudem gab es da noch Orichalcos, ein nicht zu ignorierender Punkt, und was innerhalb der Kreise wirklich vor sich ging, konnte Seto nur erahnen.

Jetzt bloß keinen Fehler machen!
 

"Alter, was guckst du denn so bedröppelt?" Jonouchis Stimme ging dem jungen Firmenchef durch sämtliche Nervenzentren. Rin sollte sich möglichst beeilen, damit er endlich dieser Nervensäge entkommen konnte.

Nur unweit hinter dem jungen Firmenchef antwortete Yugi: "Kommt dir Yutas Verhalten denn nicht seltsam vor, Katsuya?"

"An dem Kerl ist so einiges seltsam."

"Ich meine während des Spiels. Wir wissen, dass sein mächtigstes Monster Erzunterweltler Kaiser ist und dass seine Fähigkeit auf weiteren Erzunterweltlern aufbaut. Also warum hat er den Effekt erst einmal benutzt?"

"Na, weil der Kerl seine Karten schlecht gemischt hat, so einfach ist das", zuckte Jonouchi mit den Schultern.

"Ich glaube, es steckt mehr dahinter. Womöglich wartet er noch auf den richtigen Zeitpunkt."

"Da kommt er aber ganz schön spät, findest du nicht? Schließlich musste er den Guten wegen seiner Fallenkarte aus dem Spiel nehmen."

Das wird Yuta nicht aufhalten

Seto verschränkte die Arme vor der Brust.

"Bruder", Mokuba sah nicht mehr ganz so glücklich aus, "denkst du auch, dass Yuta was im Schilde führt?"

"Wir sollten ihn noch nicht abschreiben", entgegnete der Ältere und folgte weiter dem Geschehen auf der Bühne. Es war eine Wohltat das leere Monsterfeld auf der gegnerischen Seite zu erblicken. Nach Setos Geschmack konnte es gerne so weitergehen - zumindest wollte er sich noch etwas länger dieser Illusion hingeben.

"Ich lege eine Karte verdeckt und beende meinen Zug", sprach Rin relativ gefasst. Entgegen ihrer üblichen Art, zeigte sie wenig Emotionen. Die glühende Stelle unterhalb ihres rechten Auges schien umso deutlicher jene Rachegelüste widerzuspiegeln, die für solch ein Verhalten durchaus angebracht gewesen wären. Bei dem bloßen Gedanken ballten sich Setos Fäuste, dass er seinen eiskalten Blick auf Dartz' lebende Marionette lenkte. "Ich lege ebenfalls zwei Karten verdeckt ab", sagte Hii Yuta.

"Ein Monster in verdeckter Verteidigungsposition?", fragte Rin ungläubig. Doch Yuta machte einfach weiter: "Außerdem spiele ich diese hübsche Zauberkarte: Begräbnis aus einer anderen Dimension. Wie ich deinem Gesicht entnehmen kann, weißt du, was sie kann."

"Deinen Kaiser zurück auf den Friedhof legen."

"Genauso ist es."

"Glaub' nicht, dass ich dir die Chance geben werde, deinen hässlichen Unterweltler noch einmal aufs Feld zu holen."

"Komm erstmal an mein Monster vorbei", lachte Yuta abfällig auf.

"Selbst wenn dein Monster in Verteidigungsposition ist, ändert das nichts." Der Cyber End-Drache flog auf das verdeckte Monster zu.

"Es ist vorbei!" Yutas Stimme war erfüllt von Gelächter. Mit jedem Zug schien der Wahnwitz die Oberhand zu gewinnen. Die nächste Lichtkugel breitete sich aus, steuerte Yutas verdeckte Karte an, dass zwei rot glühende Augen inmitten des Lichts aufblitzten.

"Du hast soeben den Effekt meines Monsters freigesetzt - nächtlicher Angreifer." Yuta zeigte auf auf die leere Monsterzone.

"Nächtlicher Angreifer?!"

Verdammt

"Nächtlicher Angreifer wählt ein Monster auf den Spielfeld-"

"Und vernichtet es" formte Rin die Worte mit ihren Lippen und starrte auf den Boden, aus dem die blau leuchtenden Arme des Unterweltlers hinausragten. In der rechten Hand hielt das Monster ein gezacktes Schwert, das er in einem präzisen Wurf Rins Cyber End-Drachen zwischen die Augen schleuderte.

"Wenn mein Drache fällt", rief Rin, die Zähne gebleckt, "dann reißt er dich mit in den Abgrund! Denn auch mein Monster hat eine besondere Fähigkeit! Nämlich die Fähigkeit des durchschlagenden Schadens! Und bevor mein Monster auf dem Friedhof verschwindet, nimmt er deine restlichen Lebenspunkte."

"Ach ja?!", Yutas Mundwinkel verzogen sich auf unnatürliche Weise, "dann pass mal auf, was ich mache! Ich decke meine Fallenkarte auf - Regenbogenleben."

"Was ist das?"

"Regenbogenleben wandelt den Schaden, den mir deine Maschine zugefügt hätte, in Lebenspunkte um."

"Das ist-"

"Tja", Yuta ließ den rechten Zeigefinger rotieren, "im Laufe der Jahre habe ich gelernt, dass man einer Maschine niemals trauen sollte. Diese Mistdinger haben immer ein, zwei hinterhältige Überraschungen parat - genauso dein Cyberdrache, von dem du dich verabschieden kannst…Was…?! Aber-" Der Grünhaarige wich einen Schritt zurück. Cyber End-Draches Kreischen übertönte selbst das Publikum.

"Mann, ich glaub, ich sterbe gleich", Jonouchis Klammergriff an seinem kleinen Bruder wurde eine Spur heftiger, Mokubas Wangen begannen sich wie ein Eichhörnchen aufzuplustern.

Die Menge grölte, als Rins Fallenkarte Zeitmaschine die Bühne betrat - eine Karte, die zum Standardrepertoire gehörte. In Kaiba zog es sich merklich zusammen. Er hatte wieder diesen Druck auf der Brust, ein unbestimmtes Gefühl. Womöglich Angst? Doch wovor, und wieso gerade jetzt? Der junge Firmenchef schüttelte diesen lästigen Gedanken von sich.

Vor ihm stieß Mokuba einen Seufzer aus. "Und ich dachte, sie hätte Yuta endlich platt gemacht. Aber jetzt hat der Typ wieder viertausend Lebenspunkte."

"Aber nicht mehr lange", munterte ihn Jonouchi auf, "Cyber End-Drache ist immer noch nicht besiegt und beim nächsten Mal - Bam! - schnappt er sich Yuta und der Albtraum ist vorbei."

"Wollen wir's hoffen", entgegnete Mokuba und schaute zu Paradius' Spitzenduellanten, der soeben seinen Zug startete. Dunkler Geist der Verbannung betrat die Bühne. Ein eher schmächtiges Monster mit 1600 Atk - kein würdiger Gegner für Rins Maschinendrachen, selbst als Orichalcos ihm zusätzliche Kraft verlieh. Dass er ihn überhaupt in Angriffsposition beschworen hatte, war eine Beleidigung im höchsten Maße. Daran änderte auch nichts die verdeckt gesetzte Karte.

Eine Falle - eindeutig. Aber Rin muss ihn angreifen. Sie hat keine andere Wahl

Das wusste die junge Frau und schickte Cyber End-Drache in den Kampf. Diabolisch blitzten Hii Yutas Seelenspiegel auf. "Ich aktiviere den Effekt meines dunklen Geistes!" Augenblicklich löste sich das Monster in Luft auf.

"Was ist passiert?", rief Rin, während ein aufkommender Sturm Zopf und Mantel umher flattern ließ.

"Mein dunkler Geist der Verbannung hat sich geopfert, um für eine noch mächtigeren Bestie Platz zu schaffen. Du wirst ihn noch kennen…"

"Erzunterweltler Kaiser", der jungen Frau stockte der Atem.

"Ganz recht", nickte Yuta, "und dank meiner Fallenkarte undurchdringbarer Angriff, wird mein Monster nicht zerstört." Dafür raubte ihm Cyber End-Drache fünfhundert Lebenspunkte - ein schmerzhafter Trost, wie Seto in Rins Augen ablesen konnte. Die Lider begannen unruhig zu flattern. Ohne groß Worte zu wechseln, legte sie eine letzte Karte verdeckt ab und beendete ihren Zug.

"Rin", hörte der junge Firmenchef Lumina Phoenix wimmern. Seine Intuition hatte ihn wohl nicht getrügt. Hier lief gerade überhaupt nichts glatt.

"Was ist denn, Rin Yamamori?!" Hii Yuta zückte eine Karte aus seinem Stapel, "wenn ich raten müsste, würde ich sagen, du hast dich verkalkuliert. Du weißt gar nicht, wie viel mir dein Schweigen verrät. Du dachtest, ich wäre mit meiner Verteidigung am Ende, nachdem ich nächtlicher Angreifer gespielt hatte. Nun scheint es, dass deine Reserven sich dem Ende neigen."

"Hör' auf zu reden, und spiel!", zischte Rin, welcher ein Schweißtropfen von der Stirn fiel.

"Mit dem größten Vergnügen! Ich spiele stummer Friedhof und werfe eine Karte ab. Tja, ich denke, deine Glückssträhne ist vorbei, Yamamori. Ich habe meinen Erzunterweltler von Gilfer auf der Hand und sobald ich ihn auf den Friedhof gelegt habe, kann ich den Effekt meines Kaisers aktivieren!" Yutas Lachen reflektierte bis zu dessen Monster. Unter heftigem Widerstand zersprang Cyber End-Drache zu winzigen kleinen Splittern. Die entsetzten Ausrufe aus der ersten Reihe drangen wie ein Echo durch Seto Kaibas Ohren.

"Scheiße, Cyber End-Drache, er ist-", Mokuba riss sich von Jonouchi los. Die wenigsten hatten es kommen sehen, und diejenige, die es kommen gesehen hatten, wussten nichts darauf zu erwidern. Dafür war Yutas Lachen zu beherrschend, zu absolut. "Deine Technik hat versagt, Yamamori. Am Ende kann es nur eine wahre Macht geben." Seelenruhig setzte er seinen Zug fort, beschwor ein weiteres Monster - König des Schreckens, der ihm in jeder Stand-by Phase 800 LP kosten sollte, doch was scherte es den Grundhaarigen, wenn er nur einen Angriff ausführen musste, damit seine Gegnerin erledigt wäre. Es bedurfte nicht einmal eines direkten Befehls, als Erzunterweltler Kaiser auf Rins Lebenspunkte losging.

"Nein!", die junge Frau deckte ihren letzten Gegenangriff auf, "Angriff annullieren!" Yutas Battlephase endete - was man von Rins nahender Niederlage nicht sagen konnte.

"Diese Fallenkarte", säuselte Yuta, "deine letzte Verteidigung. Ich sehe es in deinen Augen. Du hast keine Karte in deiner Hand, die dich jetzt noch retten könnte. Du hast alles auf eine Karte gesetzt - und bist gescheitert. Weißt du, was dir jetzt noch bleibt?"

Im Raum war es ganz still geworden. Die Zuschauer lauschten mit gebannten Gesichtern dem vor ihnen liegenden Geschehen. Sogar Kaiba konnte nichts weiter tun, als Rin ins Gesicht zu starren. Der jungen Frau waren sämtliche Gesichtszüge entglitten.

Es kann nicht vorbei sein. Das kann nicht sein

Wie ein Hauch drangen die Worte tief in sein Bewusstsein ein:
 

"Gib' auf!"
 



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