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The Monster inside my Veins

von

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Gefallener Engel

Stutzig starrte Gin auf sein Handy-Display. Es war jetzt 9:00 Uhr. Frühmorgens. Und er stand wie ausgemacht an der Stelle, wo sich Rye gestern von ihm verabschiedet hatte. Der Weg hierher war zu Fuß von seiner Wohnung aus nicht sonderlich weit gewesen. Obwohl er sich nicht sicher war, wie genau der Schwarzhaarige das gemeint hatte, dass er heute fahren würde. Gin bezweifelte, dass Rye ein eigenes Auto besaß. Zumindest hatte er dieses noch nie gesehen.

„Kann er auch vergessen, dass ich ihn meinen Porsche fahren lasse.“ Solange er nicht davon überzeugt war, dass Ryes Fahrkünste dafür gut genug waren, würde er das niemals zulassen. Dieser Oldtimer war fast sein ganzer Stolz. Aus dem Grund hatte er ihn auch lieber in der Tiefgarage der Organisation stehen lassen.

„Aber hat der Kerl sich gestern ernsthaft Sorgen gemacht?“ Irgendwie konnte Gin das nicht glauben, da ihm kein nachvollziehbarer Grund dafür einfiel. Seufzend lehnte er sich gegen einen Baum hinter ihm. Er hob den Kopf und sah, wie einzelne Sonnenstrahlen durch die dichte Baumkrone schienen und ihn blendeten. Den Lärm des Verkehrs versuchte er auszublenden, indem er die Augen schloss und sich auf das Rauschen der Blätter konzentrierte.

„Wo bleibt der denn...“, dachte er genervt. Auch wenn es sich bisher nur um ein paar Minuten handelte, konnte er Unpünktlichkeit trotzdem überhaupt nicht ausstehen. Er fühlte sich immer total lächerlich, wenn er auf eine Person warten musste.

Endlich registrierte er, wie ein Auto neben ihm zu parken schien und kurz darauf jemand ausstieg. Der Motor lief noch.

„Verzeih. Wartest du schon lange?“

Als Gin Ryes ruhige Stimme hörte, öffnete er die Augen. Jedoch schoss sein Blick sofort zu dem schwarzen Chevrolet Silverado, der hinter seinem Partner stand.

„Wo hast du den denn so plötzlich her?“, fragte der Silberhaarige erstaunt, während er mit langsamen Schritten auf den Wagen zuging, um ihn genauer betrachten zu können. Am Kotflügel befand sich eine leichte Eindellung und an der Seite des Autos waren einige langgezogene Kratzspuren.

„Schick, nicht wahr? Hab ich gestern Abend noch gekauft.“, offenbarte Rye stolz, was Gin allerdings einen Schauer über den Rücken jagte.

„Vielleicht ist es ein Gebrauchtwagen...“, versuchte er eine Begründung zu finden, um sich davon zu überzeugen, dass die Delle und die Kratzer am Lack nicht von Rye verursacht worden waren. „Die waren bestimmt schon vorher da…“

„Und für ein Neumodell war er wirklich billig.“, fügte sein Partner in gleicher Tonlage hinzu, woraufhin Gin ein weiterer Schauer durchfuhr.

„Und wieso hast du es gekauft? Ich bezweifle, dass du richtig fahren kannst.“, wollte Gin wissen, zeigte vorwurfsvoll auf die Delle und wandte sich danach Rye zu, welcher ihn nur verwirrt anstarrte.

„Ich hab dir doch gestern gesagt, dass ich heute fahren werde. Da musste ich eben auf die Schnelle noch ein Auto besorgen. Und als ich meinen Kontostand überprüft habe, war da zu meinem Glück plötzlich so viel Geld drauf...“, erklärte Rye schlicht, wobei sich in den letzten Satz ein Hauch Verwunderung mischte.

„Mit anderen Worten: Du bist sonst noch nie zuvor in deinem Leben Auto gefahren.“, formulierte Gin die Antwort des Schwarzhaarigen um. Dieser setzte ein schiefes Lächeln auf und sagte beschwichtigend: „Doch, natürlich. Es ist nur etwas länger her. Aber verlernt hab ich es nicht, du musst dir also keine Sorgen machen.“

Gin zog misstrauisch eine Augenbraue nach oben. Das klang nicht sonderlich überzeugend, was Rye nach kurzer Zeit selbst zu bemerken schien. Er fuhr deswegen fort: „Gin. Mal ehrlich, wenn ich nicht fahren könnte, wäre ich wohl kaum unversehrt hier angekommen.“

„Naja, nach einer Explosion bist du ja anscheinend auch vollkommen unversehrt. Von daher ist das für mich kein Argument.“, entgegnete Gin unbeeindruckt und zuckte mit den Schultern. So einfach würde er sicher nicht in diese überhebliche Amikarre steigen und schon gar nicht mit Rye als Fahrer. Dessen Gesichtsausdruck hatte sich inzwischen verfinstert, was wiederum bedeutete, dass die Provokation die gewünschte Wirkung erzielt hatte. Der Kerl konnte ruhig merken, dass er wegen des Gesprächs gestern immer noch verärgert war.

Aber zu Gins Überraschung: Rye ging nicht darauf ein und meinte stattdessen streng: „Wenn du weiter so diskutierst, verlieren wir bloß kostbare Zeit. Also steig endlich ein.“

Gin runzelte die Stirn und rührte sich nicht von der Stelle. Allein für diesen Befehlston würde er diesen Idioten am liebsten einfach den Rücken zukehren und gehen.

„Zwing mich nicht...“, begann Rye nach einer Weile drohend, bevor er wütend die Lippen zusammenpresste. Aus Protest verschränkte Gin die Arme und fragte herausfordernd: „Sonst was?“

Eine Antwort erhielt er jedoch nicht. Rye kam ihm schweigend immer näher und mit jedem Schritt wirkte die Aura, die von ihm ausging, bedrohlicher. Er ließ seine Hand in die Jackentasche wandern, wodurch Gin alarmiert zurückwich, bis er die harte Tür des Chevrolet hinter seinem Rücken spürte und stehenblieb. Gefasst griff Gin unter seinem Mantel nach seiner Beretta, zog diese aber noch nicht.
 

„Ich glaube, ich bin noch nie einem so verdammt sturen Menschen begegnet.“, musste Rye gereizt feststellen und blieb direkt vor Gin stehen. Auch wenn er solche Streitigkeiten mit dem Silberhaarigen allmählich leid war, gefiel ihm der Gedanke diesen ins Auto zu zwingen schon ein wenig. Gerade in diesem Augenblick amüsierte ihn das Verhalten von Gin wieder mal wirklich sehr. So konzentriert und tapfer. Die Hand unter seinem Mantel verborgen, wo er bestimmt eine Schusswaffe fest umklammert hielt. Jede Sekunde bereit dazu, diese auch gegen ihn zu verwenden.

„Aber würdest du dich das mitten in der Öffentlichkeit wirklich wagen?“, stellte Rye seinem Partner gedanklich eine Frage und zog nebenbei sein Portmonee aus der Jackentasche. Als er dieses aufklappte, musterte Gin verdutzt den Führerschein in der Innenseite und ließ seine Hand langsam wieder nach unten sinken. Die Spannung in der Luft war gebrochen.

„Reicht dir das als Beweis?“, kommentierte Rye seine Geste genervt. Gin öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch es kam kein Ton heraus.

„Tja damit hast du nicht gerechnet, was?“ Mit einem siegessicheren Lächeln steckte Rye das Portmonee zurück in die Jackentasche, während Gin nachdenklich die Stirn runzelte. Vollständig überzeugt war er immer noch nicht. Aber Ryes Geduldsfaden war gerissen. Ohne Vorwarnung packte er Gin an der Schulter und zog ihn von der Autotür weg, sodass er diese problemlos öffnen konnte. Kurz darauf schubste er den Silberhaarigen einfach wortlos auf den Beifahrersitz – dessen Beschwerden ignorierte er dabei - und knallte die Tür zu.

„Sag mal hast du sie noch alle?!“, fauchte Gin wütend, sobald sich Rye neben ihn gesetzt und die Fahrertür geschlossen hatte.

„Schnall‘ dich an, bevor ich das auch noch für dich übernehme.“, erwiderte er drohend und sah seinen Partner im Augenwinkel scharf an. Er drückte aufs Gas und fuhr los, wobei Gin durch den plötzlichen Ruck gegen die Kopflehne prallte. Angespannt krallten sich seine Hände in den Ledersitz, nachdem er sich hastig den Gurt umgelegt hatte.

Rye erhöhte die Geschwindigkeit und spürte dabei wie das Adrenalin seinen Körper erfüllte. So schnell zu fahren löste in ihm einen unerklärlichen Nervenkitzel aus, obwohl er ohne den Chevy in der Lage war noch viel schneller zu sein. Er vergaß völlig, dass er zu Gins Sicherheit eigentlich vorsichtig fahren sollte. Denn mit den Verkehrsregeln war er nicht sonderlich vertraut. Er kannte nur ein paar Schilder und wusste, dass man nicht über eine rote Ampel fahren durfte. Aber das war dann auch schon alles. Und so hübsch er den Chevy von Außen fand: Der komplizierte Mechanismus und die vielen Hebel und Knöpfe im Inneren waren teils sehr verwirrend. Das ein oder andere hatte er sich gestern von Gin abgeguckt, den Rest musste er wohl oder übel noch selbst herausfinden. Nur hoffte er, dass das nicht im falschen Moment geschehen würde.

„Stopp!!“, schrie Gin auf einmal aufgebracht neben ihm, woraufhin er vor Schreck reflexartig auf die Bremse trat und der Wagen mit quietschenden Reifen zum Stehen kam. Das grausige Geräusch übertönte beinahe das Hupen eines anderen Autos, welches mit hoher Geschwindigkeit vor ihnen vorbeiraste, sodass man nur einen roten Schweif erhaschen konnte. Aufgelöst ließ Rye seinen Blick über die Kreuzung schweifen, bevor er in das wütende Gesicht von Gin sah.

„Wenn du vorhast dich in den Tod zu fahren dann lass mich bitte vorher aussteigen.“, meinte er angespannt und schaute wieder geradeaus. Ryes Hände schlossen sich fester um das Lenkrad. Da die Fahrbahn inzwischen leer war, fuhr er weiter. Diesmal behielt er aber ein langsameres Tempo bei.

„Wenn das so einfach ginge...“, dachte er und versuchte seine aufkommende, deprimierte Stimmung zu vertreiben, indem er sich genauer auf die Umgebung und den Verkehr konzentrierte.

„Tut mir leid. Ich war unachtsam… es wird nicht wieder vorkommen.“, entschuldigte er sich irgendwann beiläufig, um die Stille zu unterbrechen, die ihn zu stören begann.

„Gib doch einfach zu, dass du nicht fahren kannst.“, wurde ihm jedoch gereizt entgegen geschleudert. Rye schwieg. Er wollte das nicht zugeben. Besonders nicht vor Gin. Das wäre zu peinlich und dieser würde nur noch mehr auf ihn herabsehen als ohnehin schon. Er hörte ein Seufzen.

„Ich weiß, dass du von der Organisation eine neue Identität bekommen hast und Vermouth dir höchstwahrscheinlich die entsprechenden Dokumente dafür gegeben hat. Darunter wohl auch den Führerschein, auf welchem übrigens ‚Dai Moroboshi‘ steht. Ein falscher Name, den du erst nachträglich erhalten haben musst, da du deinen echten nicht kennst.“, erklärte Gin daraufhin tonlos. Also hatte er ihn von Anfang an durchschaut und bisher nur nichts gesagt. Letztlich war es Rye wieder nicht gelungen seinen Partner zu täuschen, dessen strengen Blick er jetzt auf sich spürte.

„Hab ich recht?“, hakte Gin nach.

Mehr als ein stilles Nicken wollte Rye nicht erwidern. Kurz darauf sah er im Augenwinkel, wie sich ein ironisches Lächeln auf Gins Lippen bildete.

„Diese Frau macht mir nichts als Ärger, sogar wenn sie spurlos verschwunden ist.“, bezog er sich abfällig auf Vermouth. Da schlich sich auch ein kurzes Lächeln auf Ryes Lippen, welches ihm aber wieder verging, als der Silberhaarige neugierig fragte: „Wenn du doch weißt, dass du nicht fahren kannst, was wolltest du mir dann damit beweisen?“
 

„Ich sagte doch bereits einmal, dass ich dir nichts beweisen will.“, erinnerte Rye und verzog seinen Mund zu einem traurigen Lächeln, welches nicht zu ihm passte. Wie hätte Gin diesen selbstgefälligen Satz vergessen können, den Rye zu ihm sagte, bevor er in der Übungshalle seine außergewöhnlichen Schießkünste präsentiert hatte. Mit dem Ziel ihn zu beeindrucken.

„Das war nur nett gemeint, weil ich dachte, dass das Fahren dich erschöpft. Nichts weiter.“, ergänzte Rye. Gin verengte die Augen.

„Nun, das hier erschöpft mich zwar nicht, bringt mich dafür aber um. Deine schlechte Fahrweise verwickelt uns noch in einen Unfall. Sehr nett.“

„Du bist so undankbar.“, murmelte Rye beleidigt, doch da er sein Gesicht dann zu einer amüsierten Grimasse verzog, schien er es nicht ernst zu meinen. Währenddessen überlegte Gin, was er tun könnte, um nicht länger Ryes gefährlicher Fahrweise schutzlos ausgeliefert zu sein. Da gab es die Möglichkeit anstelle von seinem Partner selbst zu fahren. Jedoch bezweifelte er, dass dieser ihm das erlauben würde. Ein hartnäckiger Protz eben. Dennoch wollte Gin es wenigstens versuchen.

„Würde es dir...“ Er sprach nicht weiter. Nein, Rye zu fragen war nicht sonderlich effektiv. Aber wenn er es ihm befehlen würde, konnte er nichts dagegen sagen.

„Da vorn hältst du an. Ich kauf mir schnell neue Zigaretten. Und wenn ich zurück bin, tauschen wir die Plätze, verstanden?“ Er wies auf einen Parkplatz gegenüber von einem kleinen Kiosk, der sich auf der anderen Straßenseite befand. Rye warf ihm einen kurzen, verwunderten Blick zu. Aber er akzeptierte den Entschluss wortlos und fuhr auf den Parkplatz.

„Soll ich dich begleiten?“, bot der Schwarzhaarige ihm in einer sanften Tonlage an, als er den Motor ausstellte. Gins Stirn legte sich in Falten.

„Wofür?“, fragte er abweisend und stieg aus, bevor Rye zu Wort kommen konnte. Nachdem er die Tür zu geknallt hatte, schüttelte er verständnislos den Kopf.

„Der soll gefälligst aufhören, mich wie ein hilfloses Häufchen Elend zu behandeln. Als ob ich nichts alleine könnte.“, beschwerte er sich gedanklich und ging mit schnellen Schritten über die Straße zu dem Kiosk.
 

Rye stützte seinen Kopf auf dem Lenkrad ab und beobachtete, wie sich Gin mit zügigen Schritten immer weiter von dem Parkplatz entfernte. Ein Schamgefühl breitete sich in ihm aus. Natürlich musste genau das passieren, was er eigentlich von Anfang an vermeiden wollte. Vielleicht wäre es nicht so ausgegangen, wenn er vorhin nicht so schnell gefahren wäre. Er war es zu gewohnt in solchen lebensgefährlichen Situationen leichtsinnig zu sein, da nichts und niemand ihm Schaden zufügen konnte. Zumindest nicht physisch. Seine Psyche hingegen war er sehr empfindlich und das bekam er in letzter Zeit immer häufiger zu spüren. Es gab kaum ein Gefühl, welches Gin noch nicht in ihm ausgelöst hatte. Ob direkt oder indirekt spielte keine Rolle. Jedoch war das Schlimmste daran, dass er einige dieser Gefühle nicht mal definieren konnte. Und diese Unwissenheit wandelte sich schließlich in Wut um. Wut, die tödlich enden könnte. Für Gin.

Als dieser den Kiosk betrat, beschloss Rye auszusteigen. Er wusste nicht, ob es an der warmen Luft im Autoinnenraum oder seinem unwohlen Empfinden lag, aber das bekannte Gefühl zu ersticken wollte nicht verschwinden.

Als er sich gegen die Motorhaube lehnte, stellte er bedauernd fest, dass die Luft draußen nicht viel erfrischender war. Der Sommer rückte immer näher. Nur wie viel Zeit bereits seit seiner Flucht aus Eclipse vergangen war, wusste er nicht. Vielleicht ein paar Monate. Es hatte wenige Tage später nochmal geschneit und Tokio war von einer dicken Schneeschicht bedeckt gewesen. Er erinnerte sich daran, dass der Schnee in seiner Hand nie getaut war, als er ihn berührt hatte und sein lebloses Empfinden sich dadurch verstärkt hatte, weil er die Kälte des Schnees an seiner Haut nicht wahrnehmen konnte. Da war nur die Kälte in seinem Inneren gewesen. Und die war bis heute geblieben. So unerträglich.
 

Zehn Minuten später verließ Gin den Kiosk mit einer neuen Schachtel Zigaretten in seiner Jackentasche. Er hatte sich mit Absicht nicht beeilt, um den Kopf etwas frei zu bekommen. In Ryes Nähe zu sein war immer wieder auf eine neue Weise anstrengend. Ein bisschen erinnerte er ihn deswegen an Vermouth. Sie hatte ebenso immer etwas Neues gefunden, womit sie ihm den letzten Nerv rauben konnte. Aber ihre Methoden unterschieden sich von Ryes. Während Vermouth dies aus reiner Spottlust tat, verfolgte Rye stets ein ihm unbekanntes Ziel.

Von weitem konnte Gin seinen Partner sehen, wie sich dieser gegen die Motorhaube seines Chevys lehnte. Den Blick dabei ununterbrochen an ihm geheftet. Die smaragdgrünen Augen blinzelten kein einziges Mal. Aber warum?

Ryes bleiche Haut schien in dem hellen Sonnenlicht zu leuchten. Seine pechschwarzen Haare wehten in geschmeidigen Bewegungen im Wind. Er lächelte weich. Regte sich nicht. Wirkte beinahe wie ein Engel. Ein gefallener Engel. Erst jetzt realisierte Gin, was für eine unerträgliche Schönheit Rye ausstrahlte. Schönheit, die der kaltblütige Mörder sich nie eingestanden hatte. Nur warum fiel ihm das gerade in diesem Moment auf? Was war anders als sonst?

Wie hypnotisiert trat Gin auf die Straße. Wie er überhaupt bis dorthin gelangt war, hatte er nicht wahrgenommen. So sehr war er in seine Gedanken vertieft gewesen. Doch plötzlich stand Rye nicht mehr an seinem Chevrolet. Er war weg.

Wohin hatte Gin nicht sehen können. Da kehrte die Realität mit einem Schlag zurück, als er ein hohes, kreischendes Geräusch in unmittelbarer Nähe hörte. Erschrocken wandte er seinen Blick. Zu spät. Er hatte kaum genug Zeit das Bild des LKWs vor seinen Augen zu verarbeiten oder gar zu begreifen, dass er in der nächsten Sekunde sterben würde. Er hielt die Luft an. Dann übermannte ihn die erwartete Welle des Schmerzes.

Allerdings aus der falschen Richtung.

Er spürte, wie der Halt unter seinen Füßen nachließ und sein Kopf kurz darauf gegen den harten Bordstein knallte. Zeitgleich ertönte ein metallisches Krachen, das seine Ohren betäubte. Er konnte nur erhaschen, wie zwei Hände die Vorderseite des LKWs von ihm weg drückten und dieser anschließend rüttelnd zum Stillstand kam. Der Silberhaarige bemerkte kaum einen Augenblick später ein festes Gewicht auf seinen Körper, welches ihn daran hinderte auch nur einen Muskel zu bewegen. Eine kalte Hand glitt hinter seinen Kopf und hob diesen leicht an. Endlich konnten seine Augen wieder ein scharfes Bild erkennen. Jedoch nur für wenige Sekunden. Er sah Rye direkt vor sich und dachte wieder einmal an eine Halluzination. Das konnte gerade unmöglich passiert sein. Ryes Lippen bewegten sich viel zu schnell. Als würde er auf ihn einreden. Er konzentrierte sich darauf und konnte tatsächlich noch etwas verstehen: „Gin?… Gin!!… Bist du verrückt geworden?!“

Die Konturen von Ryes Gesicht verschwammen langsam vor seinen Augen und das Letzte, was er hörte, war: „Du kannst doch nicht…“

Dann verlor er endgültig das Bewusstsein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Centranthusalba
2021-09-20T17:49:05+00:00 20.09.2021 19:49
Erhöhst du jetzt dein Tempo? Das wäre schön.🤗
Ich war schon richtig dabei, die Dialoge und Gedanken der beiden zu genießen. Wie ich letztens schon gesagt habe: die beiden zusammen in einem Auto. Das ist abendfüllendes Kino für mich.😁

Mit dem Ende habe ich allerdings nicht gerechnet 🤭. Und nu? 🤭🤭🤭🤭

Antwort von:  ginakai
20.09.2021 20:29
Da der Teil sich allmählich dem Ende nähert und mir grob geschätzt nur noch 3 Kapitel fehlen (zurzeit sind es 42 Kapitel) spricht eigentlich nichts dagegen, das Tempo ein wenig zu erhöhen 😁

Tipp: Rye ist Gin nach dieser Aktion eine Erklärung schuldig, die aber noch lange auf sich warten lassen wird 😂


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