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Smallville-Expanded - 08

Relationship
von

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Nachrichten aus La Roche-Guyon


 

3.
 

NACHRICHTEN AUS LA ROCHE-GUYON
 

Über zwei Stunden lang hatten Christian und Celenia Munzon miteinander verbracht. Sie hatten lange und sehr vertraulich miteinander gesprochen und am Ende gemerkt, dass sie einander sehr gut verstanden. Im Anschluss hatte sich Christian von Celenia Munzon zu seinem geparkten Wagen fahren lassen. Die Latina wollte sich fast ausschütten, vor Lachen, als Christian ein Ticket wegen Falschparkens hinter dem Scheibenwischer auf der Fahrerseite hervorgezogen und ihn anklagend in ihre Richtung gehalten hatte.

Als Christian endlich auf sein Anwesen fuhr, da rannte ein seltsam großer, weißer Hund einfach mit auf das Gelände und wartete, bis Christian ausgestiegen war. Erst dann trottete das Tier treuherzig auf den Blonden zu.

Christian sah das Tier verwirrt an. Erst nach einem langen Moment begriff er, was, oder besser wen er vor sich hatte. Er kniete sich ab und fragte: „White-Wolf?“

Der, wie ein weißer Hund aussehende, Gestaltwandler scharrte einmal mit dem Vorderfuß und Christian deutete auf einige Büsche, hinter denen sie in Deckung gingen. Er hatte im letzten Sommer zwar die Menschen kennengelernt, die sich hinter ihren Decknamen verbargen, doch er war der Ansicht gewesen, dass White-Wolf einer der Männer ist. Zu seiner großen Überraschung verwandelte sich das Tier in eine splitternackte, weißblonde Frau. Sie zog sich etwas hinter den Busch zurück, und Christian war taktvoll genug, ihr direkt in die grün-grauen Augen zu sehen, als er fragte: „Was machst du hier?“

„Wir müssen reden, Shifter. Aber nicht nackt und im Gebüsch. Ich werde in einer halben Stunde wieder hier erscheinen. In meiner menschlichen Gestalt. Geh nirgendwo hin in der Zwischenzeit. Es wäre vielleicht lebensgefährlich.“

Bevor Christian etwas erwidern konnte, hatte sich die Frau bereits schon wieder in den weißen Wolf verwandelt, den man leicht mit einem Hund verwechseln konnte. Im nächsten Moment sprintete das Tier durch das noch geöffnete Tor, hinaus auf die Straße.

Die mysteriöse Erscheinung brachte Christian ins Grübeln. Im letzten Sommer hatte er in dem kleinen französischen Künstler-Dorf La Roche-Guyon die aktuellen Mitglieder der JUSTICE SOCIETY of EUROPE kennengelernt. Bei der JSE handelte es sich um eine Geheim-Gesellschaft, die sich dem Kampf gegen das Unrecht verschrieben hatte. Allerdings stand diese Gesellschaft außerhalb des Systems und musste von daher im Geheimen agieren. Wenn nun ein Mitglied dieser Gesellschaft bei ihm auftauchte, so war sicherlich auch sprichwörtlich etwas im Busch und Christian fragte sich nun, was das sein konnte.

Ich werde es in einer halben Stunde erfahren, dachte er, als er den Tür-Code eingab, seine Hand auf den Scanner legte und die Villa betrat. Das Haus schien leer zu sein. Erst als Christian den großen Salon betrat fand er dort Diane Bennings vor.

Als die Frau Christian erkannte sprach sie ihn an: „Ihre Ex-Freundin hat sich nach Down-Town fahren lassen, Christian. Der Rest ist noch unterwegs.“

„Sehr gut, Diane.“ Er räusperte sich, als die Frau ein verstehendes Grinsen aufsetzte und fügte schnell hinzu: „Ich erwarte nämlich eine Bekannte, die ich lange nicht mehr gesehen habe. Alicia und ich haben die Dame, letztes Jahr, in Frankreich kennengelernt.“

„Aha“, machte Diane Bennings. „Ich wollte eigentlich für eine Stunde weg. Doch ich kann das notfalls verschieben, falls Sie mich brauchen sollten.“

„Nein, nicht nötig“, lächelte der Junge. „Ich komme schon zurecht. Zumindest diese Dame wird auch nicht sehr lange bleiben.“

„Dann wünsche ich Ihnen einen angenehmen Nachmittag.“

Christian beobachtete Diane Bennings beim Verlassen des Hauses und atmete dann erleichtert auf. „Endlich für einige Minuten lang Ruhe.“

Er schritt zu einem der Bücherregale, entnahm ein Buch, dass er vor einigen Tagen angefangen hatte zu lesen und machte es sich in einem der Lesesessel bequem.

Als es an der Tür klingelte war der Junge so sehr in das Buch versunken, dass er fast aufschreckte. Das musste White-Wolf sein.

Kommt auch nicht so oft vor, dass ich selbst die Tür öffne, dachte Christian ironisch, als er die Eingangshalle durchquerte. Vor der Tür stand, wie erwartet, die Frau, die er vorhin im Gebüsch gesehen hatte. Jetzt, in ein luftiges Sommerkleid gehüllt und frisiert, hätte er sie fast nicht wiedererkannt.

„Hallo, komm doch rein.“

Christian schloss die Tür hinter der schlanken, hochgewachsenen Frau. Ihre Gesichtszüge wirkten eurasisch. Sie in den kleinen Salon bittend meinte er neugierig: „Ich habe damals, in La Roche-Guyon, ganz vergessen zu fragen, wie du heißt. Kann ich dir vielleicht etwas zu trinken anbieten, oder sonst etwas?“

„Nein, danke“, lehnte die Frau ab und sah Christian unruhig an. „Mein Vorname ist Narin. Mehr zu sagen ist momentan nicht notwendig. Viel wichtiger ist die Nachricht für dich. Es gibt verstärkt Hinweise darauf, dass in das Attentat, bei dem deine Mutter starb, noch ein Attentäter involviert war. Einer, der den deutschen Behörden entgangen ist.“

Christian, der Narin einen Platz anbot, sah sie nun entsetzt an. „Bist du sicher?“

Narin nickte knapp und warf ihr langes Haar zurück. „Zero hatte bereits die Spur der Person aufgenommen, sie aber am Flughafen Paris-Orly verloren. Wir konnten ihre Identität nicht ermitteln, aber wir wissen immerhin, dass es sich um eine Frau handelt. Sie soll noch ziemlich jung sein. Wie sie zu den anderen Attentätern steht, ist ebenfalls nicht bekannt.“

Sie schritten gemeinsam zur gemütlichen Sitzecke hinüber und nahmen Platz. Christian legte nach und erkundigte sich: „Was ist über diese Person bekannt?“

„Leider sehr wenig“, gab Narin zu. „Es heißt aber, dass sie der südländische Typ sein soll. Etwa 1,60 bis 1,70 Meter groß, frauliche Figur und hübsch. Sie soll Spanierin sein. Hierzulande könnte sie sich aber perfekt als Latina ausgeben.“

Bei der Beschreibung kam Christian ein furchtbarer Verdacht. Doch konnte das wirklich sein? Konnte es sein, dass er sich in Celenia so sehr getäuscht hatte. Dann jedoch fiel ihm ein, wie sie Kontakt zu ihm aufgenommen hatte. Vielleicht ging es ihr dabei nur darum, sein Vertrauen zu gewinnen? Er war die Schlüsselfigur, die sie direkt zu seiner Familie führen würde, falls sich sein Verdacht bewahrheitete.

Christian versuchte sich damit zu beruhigen, dass er bereits in der Zukunft geweilt hatte. Dort war alles in Ordnung gewesen. Doch das bedeutete vermutlich nicht, dass diese Zukunft eintrat, falls er in der Gegenwart allzu sorglos wurde.

Narin, die Christian auf etwa Mitte Zwanzig schätzte, schien seinen Zustand bemerkt zu haben, denn sie erkundigte sich, mit ernster Miene: „Was hast du?“

Christian zögerte damit, Narin von seinem Verdacht zu erzählen. „Ich weiß nicht. Es könnte vielleicht sein, dass ich der fraglichen Person bereits begegnet bin. Heute Morgen erst. Die Beschreibung von dir passt zumindest. Doch sie ist Polizistin und das passt irgendwie nicht zusammen.

„Vielleicht ist sie ja gar nicht die echte Polizistin“, warf Narin überraschend ein. „Es wäre immerhin möglich, dass es sich um eine Doppelgängerin handelt, die ihren Platz eingenommen hat. Wie habt ihr euch kennengelernt?“

Christian berichtete von seinem Erlebnis am Morgen und Narin hörte schweigend zu. Als er endete, meinte sie: „Es gibt hier zumindest Verdachtsmomente. Allein die seltsame Verhaftung macht mich misstrauisch.“

„Ich weiß nicht“, widersprach der Blonde. „Als wir uns unterhielten und sie darüber sprach, dass sie an der Schule missbraucht wurde, da wirkte ihre Trauer wirklich echt.“

„He, wach auf, mein Junge!“, warnte Narin ihn eindringlich. „Glaubst du, eine Terroristin, die Leute ermordet, würde es nicht fertigbringen auf Kommando zu weinen?“

Christian blieb die Antwort schuldig. Mit verändertem Tonfall hakte Narin ein: „Was ist eigentlich mit diesem Clark Kent? Stehst du noch mit ihm in Kontakt? Vielleicht kann er dir helfen, in dieser Angelegenheit?“

Christian lächelte schwach. „Wir stehen noch in Kontakt, aber momentan wäre er nur eine weitere Zielscheibe. Er hat nämlich seine Kräfte nicht mehr.“

„Bist du sicher?“

„Absolut!“

Narin machte ein sorgenvolles Gesicht. „So ein Mist. Wir hatten darauf gehofft, dass Clark dich beschützen kann. Warum hast du die JSE nicht informiert?“

Christian wand sich etwas, bei dem strengen Blick der Frau. „Na ja, ich dachte, das wäre nicht so wichtig.“

„Falsch gedacht“, beschied ihm Narin. „In Bezug auf Clark ist Alles wichtig. Hätte Laurin das geahnt, dann wäre nicht nur ich hergekommen. Doch so sind nun leider alle anderen Mitglieder der JSE auf Missionen.“

Christian sah Narin nachdenklich an. „Durchdenken wir das Ganze mal. Wenn Celenia wirklich die Terroristin wäre, dann hätte sie heute Morgen bereits ein halbes Dutzend Gelegenheiten gehabt, mich zu erledigen. Hat sie aber nicht. Das bedeutet, entweder ist sie es nicht, oder aber sie will vorher etwas von mir. Wenn das stimmt so würde das bedeutet, dass ich nicht Gefahr laufe, hinterrücks von ihr erschossen zu werden. Was mir wiederum die Gelegenheit geben wird, sie mit meinen eigenen Kräften zu entwaffnen und zu überwältigen, falls das notwendig sein sollte.“

„Das ist aber ein ziemlich großes Wenn, findest du nicht?

Christian machte eine vage Geste. „Natürlich ist es ein Risiko. Doch wenn Celenia es ist, so will sie etwas von mir. Ansonsten hätte sie mich bereits heute Morgen erledigt. Wir waren unbeobachtet auf dem Schießstand. Sie hätte es als Unfall hinstellen können.“

Narin erhob sich geschmeidig und Christian war sich in diesem Moment sicher, dass sie regelmäßig Sport trieb. „Ich werde in der Nähe bleiben, Shifter.

Christian, der Narins Beispiel folgte, brachte sie zur Tür. Dort nahm ihn die Frau bei den Schultern und legte sacht ihre Wange an seine und flüsterte: „Pass auf dich auf.“

Damit ging sie und Christian sah ihr mit ernster Miene hinterher. Auf dem Weg zum Arbeitszimmer fiel ihm etwas ein. Clark konnte ihn vielleicht nicht mehr beschützen, aber vielleicht wusste er etwas über Zeitreisen.

Im Arbeitsraum angekommen setzte er sich an seinen Schreibtisch, nahm sein, gegen Abhören gesichertes Handy und drückte die Kurzwahl für Clarks Gerät. Es dauerte nur ein paar Sekunden bis die Verbindung zustande kam.

„Hi, Clark“, begrüßte Christian den Freund knapp, nachdem er sich gemeldet hatte. „Ich muss dir eine seltsame Frage stellen. Und zwar: Was weißt du über Zeitreisen in die Zukunft? Weißt du überhaupt etwas darüber?“

Es dauerte einen langen Moment, bis Clark erwiderte. „Nicht sehr viel, fürchte ich. Was ich, aufgrund einiger Lektionen meines Vaters weiß ist, dass Zeitreisen in beide Richtungen möglich sind. Bei einer Reise in die Zukunft siehst du aber immer nur eine mögliche Zukunft, keine feststehende Zukunft.“

Christian schluckte und fragte dann ahnungsvoll: „Das heißt also, diese Zukunft, die ich sehen würde, könnte eintreten – muss es aber nicht. Wenn ich bei einer Reise in meine Zukunft sehen würde, dass ich zwei Töchter habe, so könnten es in Wirklichkeit auch drei Söhne werden? Oder aber ich erlebe diesen Moment gar nicht, weil ich vorher sterbe?“

„Vereinfacht ausgedrückt, aber richtig, Chris“, gab Clark, am anderen Ende der Verbindung zurück. „Aber warum fragst du mich das Alles?“

„Nicht jetzt, Clark. Das erkläre ich dir später. Jetzt muss ich erst einmal einige sehr wichtige Dinge klären. Oh, und grüß Lana von mir. Chloe sagte mir, vor einigen Tagen, ihr Zwei seid jetzt endlich zusammen?“

Ein leises zufrieden klingendes Lachen war die Antwort. „Ja, endlich kann ich mit Lana zusammen sein, so wie ich es mir immer gewünscht habe.“

„Dann wünsche ich euch beiden alle Gute. Wir sehen uns.“

Als Christian die Verbindung unterbrach setzte er sich auf die Platte des Schreibtisches, vor dem er stehen geblieben war. Wenn Clark Recht hatte, dann war nichts von dem, was er kürzlich in der Zukunft erlebt hatte, wirklich sicher. Nicht einmal, dass er das Jahr 2030 erleben würde. Ein Gefühl von Verzweiflung machte sich in ihm breit.



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