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Mephisto

denn sie wissen nicht, was sie tun
von

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Die Trommel

Es war ein unbeschreibliches Gefühl der Genugtuung, Menschen zu töten. Vor allem die dreisten Menschen, die es wagten, hierher zu kommen, um die Monster in diesem Wald zu erlegen. Dämonen, Monster…seine kleine Familie hatte über die Jahre viele Namen bekommen, die Hexenjäger und dergleichen anlockten, um sie für eine gute Summe zur Strecke zu bringen.

Meistens war es Madara, der sie in die Hölle schickte, manchmal half ihm Sasuke und in seltenen Fällen riss auch Itachis Geduldsfaden. Es gab nichts Beeindruckenderes, als Itachis entfesselte Wut…eben weil sich sein Neffe oft so gut im Griff hatte. Sein Feuer stand dem Fugakus in nichts nach, war unglaublich mächtig…leider hatte er weniger von dessen resolutem Charakter. Sasuke dagegen fiel es schwerer, sein Temperament zu zügeln, wenn er in Rage war. Seine Blitze waren eine seltene Mutation ihrer Kräfte, die nur alle paar Jahre vorkam und somit etwas Besonderes war. Mittlerweile hatte er seine Fähigkeiten zu bändigen gelernt, nur an der Regulierung seines Hasses musste er arbeiten. Hoffentlich würde ihm dies niemals zum Verhängnis werden…

Nicht, dass Madara den Hass nicht teilte, doch wenn man blind agierte, machte man Fehler. Es war seine Aufgabe, die beiden Jungen auszubilden und zu beschützen. Nein, es war mehr als das…es war Teil seiner Absolution, nachdem er den Untergang seines Clans herbeigeführt hatte. Seinetwegen waren sie überrannt und vernichtet worden…weil er denselben Gedanken wie Itachi gehegt hatte.

Vielleicht waren sie nicht alle schlecht. Vielleicht konnten sie mit den Menschen leben. Vielleicht musste nur einer den ersten Schritt machen…ja, den hatte er gemacht – und gleichzeitig ihr aller Schicksal besiegelt.

Während er vor dem See kniete, betrachtete er sein Spiegelbild. Er war alt geworden, der Hass und die Schuldgefühle hatten sich in sein Gesicht gebrannt…ließen es müde wirken. Seine dunklen Augen dagegen waren scharf wie eh und je, zeigten seine Entschlossenheit. Er machte sich nichts vor, ohne seine beiden Neffen, wie er sie bezeichnete, obwohl sie das nicht direkt waren, wäre er längst dem Wahnsinn verfallen. Sie waren alles, was er noch hatte, und er liebte sie.

Umso mehr schmerzte es, dass Itachi gegangen war, anstatt auf ihn zu hören. Sicher, er musste seine eigenen Entscheidungen treffen, aber sollte er nach allen nicht genug erlitten haben, um es besser zu wissen? Musste er wirklich dieselbe bittere Enttäuschung wie Madara selbst erfahren? Und das alles wegen ein paar naiven Gefühlen für einen verdammten Söldner, den Itachi verhext hatte. Madara war sich sicher, dass sein Neffe diesen Menschen manipuliert haben musste. Sie waren dazu fähig, wenn sie sich konzentrierten und der Wille des Gegenübers schwach war. Illusionen, Täuschung…Itachi beherrschte es weitaus besser als Sasuke. Es war sein Talent.

Nun, hoffentlich würde er es bald erkennen und aus diesem Schmerz heraus, den Weg zurückfinden. Zu ihnen zurückkehren. Seine Ansichten revidieren. Möglichst unverletzt…doch um sicherzugehen, schickte Madara hin und wieder einen Raben aus.

Er tauchte seine Hände ins Wasser, ehe er sein Gesicht wusch, die Kühle genoss. Es wirkte sich lindernd auf die Kopfschmerzen aus, die er des Öfteren hatte. Für einen Moment hielt er die Augen geschlossen, atmete tief ein und aus.

Nie würde er den Tag vergessen, an dem durch das zerstörte Dorf gelaufen war…an den Leichen vorbei, die einst Freunde und Familie gewesen waren. Er würde nie vergessen, wie er Sasuke als den vermeintlich einzigen Überlebenden geborgen hatte. Wie sich die kleinen Hände in seinen Mantel gekrallt hatten…die Augen rot vom Weinen, nackte Todesangst darin. Sasuke hatte schon damals seinem Bruder Izuna ähnlich gesehen…und das hatte ihm den Rest gegeben. Es hatte Madara innerlich zerrissen.

Gleichzeitig hatte er sich geschworen, dieses Kind mit seinem Leben zu beschützen und es aufzuziehen. Itachi hatte er zu seinem Leidwesen erst Tage später gefunden…genauer genommen hatte einer seiner Raben erst am Tage des Exorzismus Alarm geschlagen. Madara hatte die Szene durch dessen Augen mitverfolgt…gesehen, was sie ihm angetan hatten. Noch immer durchströmte ihn die pure Mordlust, wenn er daran zurückdachte. Unaussprechlich. Unverzeihlich.

Madara wischte sich mit dem Ärmel über das nasse Gesicht, sah dann mit mattem Blick in die Ferne. Itachi hatte mit seinen Worten vor seiner Abreise nicht Unrecht – er war voller Hass und Verbitterung. Er wollte die ganze verdammte Welt niederbrennen und er machte keinen Hehl daraus. Vielleicht war es grausam gewesen, ihn an dieses schreckliche Erlebnis zu erinnern…aber lieber sollte Itachi ihn verachten, als dass ihm durch seinen Leichtsinn erneut etwas Schlimmes geschah.

Sie alle drei hatten mit ihren Albträumen zu kämpfen…sie alle drei waren nicht mehr dieselben. Itachi würde bald verstehen, dass es für keinen von ihnen möglich war, unter den Menschen zu leben. Gar mit einem Menschen zu leben. Er würde zurückkommen…und Madara würde ihn mit offenen Armen empfangen.

Doch bis es soweit war, würde er weiterhin ihr Zuhause schützen – und darauf hoffen, dass Sasuke verstand, warum dieses Mädchen so wichtig für sie war. Zumindest hatte er sie vor diesem Pack beschützt, nicht zugelassen, dass sie sie töteten. Das war mehr, als er sich erhofft hatte…und damit würde er sich fürs Erste zufrieden geben.

Als er seine Hände erneut ins Wasser tauchte, lächelte er.
 

„Ich möchte das wirklich nicht tun.“

„Jetzt zier dich nicht so…“

„Kisame…“

„Ist ja nicht so, als würde es uns nicht helfen.“

„Hm.“

„Und das erste Mal ist es auch nicht. Deine Worte.“

Verunsichert blickte Itachi den Hünen an, welcher die Arme verschränkte und so entschlossen wirkte, dass ihm wohl keine Wahl blieb. Kisames Argumente erschlossen sich ihm schon, dennoch sträubte sich alles in ihm dagegen.

„Ja…aber nur, wenn mir nichts anderes übrig bleibt“, murmelte er, woraufhin Kisame schnaubte.

„Ich habe ja nicht gesagt, dass wir sie töten müssen…“

„Wir überfallen sie.“

„Ach komm, das sind Banditen. Was meinst du, wie viele Menschen die auf dem Gewissen haben? Kein Grund, sich schlecht zu fühlen.“

Itachi haderte immer noch mit sich, doch andererseits hatte Kisame schon Recht. Sie brauchten Pferde, sie brauchten Geld, Kisame eine Waffe…und diese Männer waren sehr wahrscheinlich keine Heiligen. Bereits im letzten Dorf hatte man sie vor Banditen in den Wäldern gewarnt, die gern mal Wanderer überfielen. Er hatte Amaterasu ausgeschickt und diese hatte eine Gruppe von zehn Männern am Lagerfeuer ausgemacht. Wohl eher kein Zufall…

Itachi atmete durch, nickte schließlich.

„Also gut. Wie willst du vorgehen?“, gab er sich geschlagen, woraufhin Kisame grinste.

„Na ja, zehn Männer sind auch für uns beide eine Nummer, daher würde ich deinen Vogel vorschicken. Soll er ihnen irgendwas stehlen und so viele von ihnen weglocken, wie es nur geht. Wir setzen die übrigen außer Gefecht, schnappen uns, was wir brauchen und verschwinden.“

Itachi strich der Vogeldame, die auf seiner Schulter saß, durch das schwarze Gefieder, überlegte einen Moment und sah sie dann fragend an. Amaterasu rieb den Kopf an seiner Wange und er wusste, sie würde es tun. Wehe, einer der Männer rupfte ihr auch nur eine Feder…

„Und wenn alle Stricke reißen, lässt du sie halt in Flammen aufgehen.“

Itachi schnaubte leise.

„Ich würde den Wald ebenfalls niederbrennen.“

Er konnte die Flammen regulieren, aber in dieser Umgebung reichte schon ein Funken, um einen verheerenden Brand auszulösen. Das würde er nicht riskieren, schließlich würden dadurch viele Tiere sterben und ihren Lebensraum verlieren.

Kisame hob abwehrend die Hände.

„Schon gut, schon gut…ich verstehe es ja. Lass uns einfach an dem Plan festhalten…wird schon schief gehen.“

Itachi seufzte bloß, hoffend, dass nicht wirklich alles schief ging. Er strich Amaterasu abermals durch die schwarzen Federn, murmelte ihr ein paar liebevolle Worte zu, die sie mit einem Gurren erwiderte. Dann ließ er sie fliegen, sah ihr nach, wie sie am dunklen Nachthimmel verschwand.
 

Sie warteten nicht allzu lange, bis ihr Krächzen aufgeregt durch den Wald schallte…immer leiser wurde. Anscheinend hatte es funktioniert, sodass er mit Kisame einen Blick tauschte. Dieser nickte ihm zu, ehe er voranging, darauf bedacht, keine unnötig lauten Geräusche zu verursachen. Für einen Mann seiner Größe stellte er sich besser an, als man meinen konnte. Schon bald sahen sie den Schein des Feuers, hörten Männerstimmen.

„So eine Scheiße!“

„Jetzt bestehlen uns schon Vögel…“

„Fuujin und Raijin werden ihn schon vom Himmel holen…“

„Tse…die Brüder brauchen lange, ich gehe ihnen nach!“

„Wegen eines Vogels?“

„Der beschissene Vogel hat mir mich angegriffen! Sieh dir meine Wange an!“

„Und mir hat er fast die Augen ausgekratzt! Ich komme mit und drehe dem Viech den Hals um!“

„Dann rennt halt alle einem Vogel hinterher…Idioten…“

„Was?!“

„Lass sie doch, Mizuki…“

Abermals tauschte Kisame einen Blick mit ihm, bedeutete ihm zu warten, doch das hätte er ohnehin getan. Die Pferde hatten sie ein Stück entfernt vom Feuer angebunden…sie würden diese nicht unbemerkt stehlen können. Ein, zwei Schwerter lagen schon eher in Reichweite, doch einer der Männer polierte seines grade, würde sich also schnell zur Wehr setzen können.

„Was machen die überhaupt für einen Aufstand? Das Viech hat bloß einen Beutel Kleingeld erwischt…huh…der letzte Überfall war ja wohl lohnend.“

Der Mann namens Mizuki ließ ein paar Münzen durch seine Finger wandern, grinste dabei. Anscheinend erwartete keiner von ihnen einen Hinterhalt.

„Wie auch immer, ich geh pissen.“

Einer von ihnen erhob sich, kam ausgerechnet in ihre Richtung. Itachi sah zu Kisame, während sich die Männer weiter unterhielten. Der Hüne bleckte die Zähne, bedeutete ihm, sich weiter bedeckt zu halten, während er sich bückte und einen Stein vom Boden aufhob. In der Dunkelheit war es einfach, sich zwischen den Bäumen zu verstecken.

Sie hörten die Schritte des Mannes näherkommen, hörten diesen leise summen, was unvorsichtig genug war. Er bemerkte Kisame hinter sich nicht, während er seine Hose öffnete - der Stein traf ihn mit voller Wucht am Hinterkopf, ließ ihn blutend zusammenbrechen.

Kisame ließ den Stein nicht fallen, sondern schlich zurück Richtung Lager, wobei er Itachi mehr an ein Raubtier erinnerte, als an einen Menschen. Gewalt gehörte zum Alltag des Hünen, er war geübt darin, seine Zielpersonen auszuschalten…dafür bezahlt zu werden.

Ein bitterer Geschmack breitete sich in Itachis Mund aus, doch er blieb, wo er war, sah zu, wie Kisame näher zum Lager schlich, wo die Männer weiterredeten.
 

„Wie lange braucht Akaboshi?“

„Vielleicht muss er scheißen…“

Itachi sah zu, wie Kisame plötzlich den Arm hob und den Stein mit aller Kraft Richtung Lager schmetterte. Er traf einen der Männer mitten ins Gesicht, welcher direkt zusammenbrach, zuckend liegen blieb. Die anderen sprangen auf, griffen zu ihren Waffen, doch Kisame war direkt losgestürmt und hatte sie schon fast erreicht. Er war unerwartet schnell, tauchte unter dem ersten Schwerthieb weg und rammte dem Mann die Handkante gegen den Kehlkopf, trat ihm gleichzeitig die Beine weg und entwendete ihm das Katana. Er parierte gerade noch rechtzeitig einen Hieb, der von hinten kam, während die verbliebenen beiden Männer nun ebenfalls angriffen.

Keiner rechnete mit Itachi, der ebenfalls zum Lager gelaufen war, das eigene Katana bereits gezogen. Da sie sich auf Kisame als ihren Gegner eingeschossen hatten, traf den Mann seine Waffe unvorbereitet von hinten durch die Seite…durchbohrte dessen Fleisch. Keine lebenswichtige Stelle, keine Organe getroffen…doch wenn der Mann die Blutung nicht stoppte, würde er daran zugrunde gehen. Er sackte keuchend in sich zusammen, blieb auf seinen Knien. Itachi reagierte instinktiv, als er den Hieb des zweiten Mannes abwehrte, kurz nachgab…und ihm dann mit einem kraftvollen Hieb die Waffe aus der Hand zu schleudern.

„Was…was zur…du bist…doch nur ein Jüngling!!“

Erschrocken wurde er angestarrt, was Itachi nutzte, um vorzupreschen und einen Faustschlag zu landen. Der Mann wehrte diesen zwar ab, bekam aber sofort die stumpfe Seite des Schwertgriffes ins Gesicht geschlagen, was diesen zu Boden schickte.

Kisame hatte den anderen ausgeschaltet und trat dem Mann, den sein Stein getroffen hatte, noch mal gegen den Kopf, um ihn sicher außer Gefecht zu setzen.

„Itachi! Komm!“

Der Uchiha schob seine blutverschmierte Klinge zurück in die Scheide, rannte zu dem Hünen, der bereits eins der Pferde gepackt hatte. Im Wald wurden Stimmen laut und der Uchiha vermutete, dass die anderen zurückgekehrt waren. Adrenalin durchflutete ihn, als er sich auf den Rücken des dunkelbraunen Tieres schwang und ihm die Schenkel fest genug in die Seiten drückte, sodass dieses loslief.

Madara hatte sie auch darauf vorbereitet und gerade war er ihm sehr dankbar dafür, folgte Kisame, dessen Pferd bereits losgaloppiert war.

„Haltet sie auf! Schnappt sie euch!“

„Lasst sie nicht entwischen!“

„Diese Bastarde!!“

Die Stimmen wurden leiser und Itachi hoffte, dass die Männer sich eher um ihre Kameraden kümmern würden, anstatt ihnen zu folgen. Das würde sie immerhin zu nicht allzu schlechten Menschen machen…

Erleichterung überkam ihn, als etwas an ihm vorbei sauste und ein lautes Krächzen von sich gab. Offensichtlich hatte niemand Amaterasu vom Himmel geholt, so munter wie diese dort flog. Noch immer trug sie den kleinen Beutel mit sich, doch ihr Leben war dem Uchiha eindeutig mehr wert. Es war alles gut gegangen…und sie hatten niemanden getötet – zumindest falls keiner der Männer am Blutverlust starb.
 

Als Sakura wieder zu sich kam, fühlte sie sich vollkommen erschöpft, regelrecht ausgelaugt. Sie stöhnte leise, rieb sich mit dem Handrücken über die brennenden Augen. Nur langsam kamen die Erinnerungen zurück…erklärten das dumpfe Pochen in ihrer Wade. Da, wo sie der Bolzen erwischt…und Sasuke sie getreten hatte. Sie stockte, fuhr ruckartig hoch und sah sich hektisch um, wobei die Decke von ihrem Körper rutschte. Statt ihres Untergewands trug sie nur ein weites, weißes Hemd, das ihr bis zu den Oberschenkeln reichte.

„Endlich wach?“

Sie zuckte zusammen, als sie die Stimme hinter sich vernahm, und sah über ihre Schulter. Direkt in Sasukes schwarze, kalte Augen, welche sie fixierten. Reflexartig errötete sie und zog die Decke wieder höher. Der andere erhob sich daraufhin und kam auf sie zu, woraufhin sich Sakura anspannte. Anstatt ihr jedoch in irgendeiner Form zu nahe zu kommen, setzte er sich im Schneidesitz ans Ende des Futon, auf dem sie saß, und erwiderte ihren Blick ruhig.

Sakura konnte aus seiner Mimik nichts lesen, weder ob er noch wütend war, noch was ihre Strafe sein würde. Sie ging nicht davon aus, dass er sie nun töten würde – dazu hätte er sie nicht hierherbringen oder ihre verletzte Wade versorgen müssen. Sie spürte die Bandagen an der Stelle, nahm an, dass er dies getan hatte…was bedeutete, dass er sie auch umgezogen hatte. Röte stieg ihr in die Wangen und sie senkte den Blick auf die Decke.

Als sie jedoch daran zurückdachte, dass er gestern vor ihren Augen aufs Blutigste getötet hatte, kam ihr die Scham lächerlich vor. Sie ballte die Hände zu Fäusten, schluckte hart. Was würde er wohl mit ihr anstellen…?

„Wenn du dir erhoffst, dass ich jetzt um mein Leben flehe…oder mich entschuldige…das kannst du vergessen“, murmelte sie und schaute auf. „Der Versuch war es mir wert…besser, als weiter deine Gefangene zu sein.“

Sasukes Miene blieb regungslos, bloß seine Augen wurden etwas schmaler. Kein gutes Zeichen…dennoch, Angriff war die beste Verteidigung.

„Du ziehst also Folter durch eine Truppe sadistischer Menschen meiner Anwesenheit vor? Gut zu wissen. Das nächste Mal halte ich mich raus und sehe zu, wie sie dir das Gesicht in Streifen schneiden.“

Sakura funkelte ihn böse an.

„Und was hast du jetzt mit mir vor? Oder dein Onkel? Wie werdet ihr mich bestrafen?“

Abermals schwieg Sasuke. Vielleicht hatte er nicht damit gerechnet, dass sie nach dem Erlebnis so angriffslustig sein würde. Er hatte vor ihren Augen einen Mann getötet – mit einer übermenschlichen Kraft, die ihr kalte Schauer über den Rücken jagte.

„Madara überlässt die Entscheidung mir. Du bist also auf meine Gnade angewiesen.“

Sie schnaubte verächtlich.

„Nur zu…dann tu, was du nicht lassen kannst, und fühl dich dabei mächtig. Deine Fähigkeiten sind meinen überlegen…und ich bin verwundet. Perfekte Voraussetzungen…“

Sasukes Lippen bildeten langsam ein spöttisches Lächeln.

„Werden wir jetzt sarkastisch?“

„Zu viel mehr bin ich gerade nicht in der Lage…“

Auch wenn ihr die spitze Zunge mittlerweile am Gaumen klebte; sie war so durstig, doch ihn darum bitten? Nein. Gerade jetzt nicht!
 

„Nachdem du gesehen hast, zu was ich imstande bin, hätte ich erwartet, dass du deine Worte mit mehr Bedacht wählst. Mutig oder bloß dumm?“

„Vielleicht etwas von beidem…“, murmelte sie nur.

Sie wusste selbst nicht, warum sie so vorlaut war, obwohl sie ein Monster vor sich hatte. Vielleicht war es ihre innere Resignation – wenn Sasuke sie doch töten wollte, würde er sich nicht mal groß anstrengen müssen. Mit einer Kraft wie seiner konnte sie als normaler Mensch nicht mithalten. Wie war das nur möglich? Was war er? Was war Madara?

„Vielleicht habe ich dir nicht genügend Angst eingejagt“, hörte sie Sasuke überlegen und lächelte freudlos.

„Keine Sorge…das hast du definitiv.“

„Dafür bist du recht abgeklärt.“

„Du hättest dir nicht die Mühe gemacht, mich hierher zu bringen und zu versorgen, wenn du mich jetzt töten wollen würdest.“

„Mir fallen eine Menge Dinge ein, die dich wünschen lassen würden, du wärest tot.“

Sakura bekam eine unangenehme Gänsehaut, doch sie nahm sich zusammen. Nicht einknicken. Auch wenn sie wusste, dass er durchaus grausam sein konnte…hatte sie nicht das Gefühl, als würde er bereits überlegen, was er ihr antun konnte.

Aus Reflex strich sie sich eine rosafarbene Strähne hinters Ohr und stockte, als ihr bewusst wurde, wie kurz ihre Haare nun waren. Sie reichten nicht mal mehr bis über die Schultern...aber wenigstens lebte sie noch und da Sasuke sie ja sowieso hässlich fand, war ihm ihre Frisur wahrscheinlich vollkommen egal. Sie zwirbelte die kurze Strähne zwischen den Fingern, ehe sie ihn wieder ansah.

„Gut. Dann bring es hinter dich…und beweis dir selbst, was für ein Monster du bist.“

In seinem ebenmäßigen Gesicht zuckte kein Muskel, jedoch funkelte das Rot für einen Moment in seinen Augen. Es ließ Sakura den Schweiß auf die Stirn treten, beschleunigte ihren Herzschlag und ließ ihre Finger zittern. Sie grub sie in die Decke, um es zu verbergen, wandte den Blick nicht ab.

Für ein paar Sekunden glaubte sie, dass er ihr wirklich etwas antun würde, doch er schnaubte lediglich verächtlich.

„Ich bin nicht wie deinesgleichen!“, zischte er zurück und erhob sich zeitgleich, um voller Abscheu auf sie herabzublicken. „Dennoch…reizt du meine Geduld ein weiteres Mal aus und versuchst zu fliehen…“

Seine Hand begann wieder bläulich zu leuchten und Sakura hörte das Knistern. Ihr Herz raste schneller, ließ sie hart schlucke, während sie nicht wegsehen konnte. Was war er bloß…?

„Bleib hier liegen“, knurrte er mit Nachdruck und das Leuchten verschwand. „Ich hole Wasser und etwas zu essen. Hn. Sollte deinem dünnen Gerippe nicht schaden.“

Mit diesen Worten wandte er sich ab und verließ die Hütte. Sakura blieb zurück, starrte die Tür noch eine Weile an…ehe die Spannung aus ihrem Körper wich. Sie ließ sich zurückfallen und zog die Decke über ihren Kopf, ließ den Tränen freien Lauf. Hoffentlich war er wirklich weg, schoss es ihr durch den Kopf, als sie in den Stoff biss, um ihr Schluchzen zu ersticken.

Wenn er wiederkam, musste sie sich gefangen haben. Es war noch nicht vorbei.



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