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Mephisto

denn sie wissen nicht, was sie tun
von

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Alles was das Herz will

Sie waren die halbe Nacht geritten, hatten zwischendurch nur wenige Pausen gemacht, um die Pferde trinken und rasten zu lassen. Bei Morgengrauen hatten sie sich im nächsten Dorf von dem Geld, welches Amaterasu gestohlen hatte und zum Teil in den Satteltaschen versteckt gewesen war, Proviant gekauft und waren weitergeritten. Ihre Verfolger hatten sie sehr wahrscheinlich längst abgeschüttelt, doch wozu ein Risiko eingehen? Zumal Kisame ihm bereits von einer Stadt erzählt hatte, die hinter dem Tal, welches sie gerade durchquerten, lag. Sie würden ihm ein neues Schwert besorgen und von dort aus zu Kisames Truppe stoßen, deren Quartier nicht mal zwei Tagesritte entfernt lag.

Während sich Kisame verständlicherweise auf das Wiedersehen freute, stand Itachi diesem mit gemischten Gefühlen gegenüber. Sicher, er war neugierig, wollte diese Leute, von denen der Hüne ihm erzählt hatte, treffen, um sich ein eigenes Bild zu machen…gleichzeitig bereitete ihm dies aber auch Sorgen. Dazu kam, dass dies das Ende ihrer Reise bedeuten würde. Kisame hatte ihm versprochen, dass er ihn nicht aufhalten würde, sollte er gehen wollen. Letzteres war keine Frage. Er musste zurück, gehörte zu Madara und Sasuke. Sie waren seine Familie…so wie diese Leute Kisames Familie waren. Die Gedanken an einen baldigen Abschied machten es Itachi umso schwerer, ihrem Ziel positive Gefühle entgegenzubringen, obwohl er es wirklich wollte.

„…was meinst du?“

Itachi hielt inne, als er bemerkte, dass Kisame mit ihm sprach, während ihre Pferde nebeneinander trabten. Die Dämmerung setzte bereits ein, sodass sie ohnehin bald Rast machen würden. Da der Tag lang gewesen war, hatten sie darauf geachtet, die Tiere genügend zu schonen.

„Was…hast du gesagt?“, fragte der Uchiha irritiert nach.

„Die Onsen. Es gibt hier welche in der Nähe…wir werden dran vorbeikommen. Ein kostenloses, heißes Bad hört sich doch gut an oder schmerzen dir die Knochen nicht?“

Das konnte Itachi nicht leugnen; wer würde sich über ein heißes Bad nicht freuen? Daheim hatten sie einen Holzzuber, den sie dafür nutzten…und allein die Vorstellung ließ Itachi innerlich seufzen. Sie waren beide verschwitzt, würden dort auch ihre Kleidung waschen können. Dass dies nötig war, stand außer Frage…und so nickte er.

„Ich wäre nicht abgeneigt…“

Kisame grinste ihn breit an, während er mit ihm das Tempo hielt.

„Dachte ich mir. Weit kann es nicht mehr sein.“

Abermals gab er ein Nicken von sich, wünschte sich, sie wären schon da. Wann hatten sie sich das letzte Mal richtig waschen können? In der letzten Nacht war keine Zeit dafür geblieben. Es würde ihnen beiden guttun.
 

Tatsächlich behielt Kisame Recht, denn noch bevor die Dunkelheit vollständig über sie hereinbrach, sahen sie den Dampf aus der Ferne aufsteigen. Sie banden die Pferde ein Stück entfernt an einem Baum an, sodass sie diese noch gut im Blick hatten, und warfen ihnen ein paar Karotten hin, ehe sie sich mit den wichtigsten Habseligkeiten zu den Onsen begaben. Erst, als sie die von Felsen umgebenen Quellen erreicht hatten, stockte Itachi; er hatte nicht bedacht, dass sie gemeinsam…baden würden.

Kisame schien dies jedenfalls nichts auszumachen, denn er zögerte nicht, sich das Gewand vom Körper zu streifen. Nun, für seine muskulöse Statur musste sich der Hüne kaum schämen…die Narben machten ihn bloß attraktiver. Er versuchte, nicht hinzusehen, aber es war wirklich schwer, den Blick zu lösen. Dabei hatte er bereits alles von Kisame gesehen, angefangen damit, als er diesen aus seiner schmutzigen, blutverkrusteten Kleidung gepellt und ihn gewaschen hatte.

„Kommst du?“

Er blinzelte, spürte, wie seine Wangen heißer wurden, sodass er sich rasch abwandte. Sogleich bereute er dies; das war ja noch auffälliger.

„Sollte nicht einer Wache halten?“, fragte er mit fester Stimme.

„Na ja, hier kann man alles recht gut überblicken. Außerdem haben wir im Zweifelsfall deine Teufelskräfte. Schätze, das Risiko können wir ausnahmsweise eingehen.“

Itachi zögerte, doch Kisame wartete seine Argumente nicht ab, sondern stieg bereits ins heiße Wasser und lehnte sich zurück. Er hörte Kisame tief seufzen, ehe dieser die Arme am Steinrand abstützte und zu ihm sah.

„Das ist so verdammt gut…komm endlich!“, wurde er aufgefordert und gab den Widerstand auf.

Genau genommen war ja auch wirklich nichts dabei. Sie waren beide Männer. Dann fiel ihm wieder ein, was Kisame gesagt hatte. Er war für beide Geschlechter empfänglich. Abermals wurde ihm heiß und dabei saß er nicht mal im Onsen. Bevor Kisame ihn ein weiteres Mal dazu drängte, streifte er sein Gewand ab, ließ die Schuhe folgen. Es war…unangenehm, vor allem weil er Kisames Blick auf sich spürte. Sonst hatte sich dieser immer abgewandt, doch diesmal…sah er ihn offen an.

Itachi wollte rasch ins Wasser steigen, um dem zu entgehen, als er auf den nassen Steinen ausrutschte. Alles andere als elegant landete er in der Quelle, tauchte unter und schluckte dabei eine Menge Wasser. Bevor er den Schreck verdaut hatte oder an die Oberfläche kommen konnte, wurde er am Arm gepackt und hochgezogen. Hustend und röchelnd kippte er gegen eine breite Brust, realisierte zunächst gar nicht, was passierte.
 

„Bist du verletzt?“, drang Kisames tiefe Stimme an seine Ohren und ließ seinen Herzschlag rasen.

Benommen schüttelte er den Kopf, gefror innerlich, als ihm bewusst wurde, wie nahe er dem Hünen war. Nicht nur ihre Oberkörper berührten sich, sondern auch ihre Beine…Kisames Becken an seinem…

Wie paralysiert stand er da und wusste nicht zu reagieren, konnte weder vor, noch zurück. Einerseits wollte er Abstand zwischen sie bringen, andererseits…war es das, was er gewollt hatte. Tief in seinem Inneren…wollte er diese Art der Nähe zu Kisame. Er wusste nur nicht weiter. Angst und Nervosität hemmten ihn, obwohl er dem Älteren genügend Vertrauen entgegenbrachte. Es war so schwierig…

„Itachi?“

Er fing sich, als der andere seinen Namen sagte, und löste sich nun doch von diesem. Er strich sich die feuchten Haare aus der Stirn, blickte ihn langsam an, hoffend, dass man ihm seine Zerrissenheit nicht ansah.

„Hab mich nur erschrocken“, wich er aus, versuchte, seine Stimme fest klingen zu lassen.

Kisames Ausdruck konnte er zwar nicht recht deuten, doch es ließ in ihm erneut diese Nervosität aufsteigen. Noch immer waren sie sich viel zu nahe, als dass Itachi an etwas anderes denken konnte. Etwas in Kisames Blick flackerte auf…etwas, das ihn…stocken ließ. Der Hüne musste sich nur vorbeugen, es würde reichen, um sich wieder zu berühren. Nur ein Schritt. Es war bloß ein flüchtiger Gedanke in seinem Kopf, doch bevor er seine Fassung vollständig zurückerlangen konnte, hob Kisame die Hand.

Itachi starrte ihn an, als sich die warme, raue Handfläche an seine Wange legte…und er ließ es zu, zuckte nicht zurück. Das Herzrasen war wieder da, während er in die grünen Augen schaute, die ihn jedes Mal an die eines Raubtieres erinnerten. Es verschreckte ihn dennoch nicht. Vielmehr war es eine Art Aufregung, die ihn ruhig bleiben ließ – jedenfalls äußerlich.

Kisame schien selbst überrascht, dass seine Haut noch keine Brandblasen bildete, so wie er ihn ansah. Als sich der Uchiha vorsichtig dagegen lehnte, ohne den Blick abzuwenden, zuckte ein amüsiertes Grinsen um die Lippen des Älteren. Itachi bekam eine Gänsehaut, als sich Kisame langsam zu ihm herunterbeugte. Die noch freie Hand legte sich an seine Hüfte, warm und nass…locker, sodass er sich nicht gefangen fühlte, obwohl es noch intimer war.

Das hier war es, was er wollte, nicht wahr? Einer der Gründe, aus denen er überhaupt mitgekommen war. Diese schrecklichen, schönen, beängstigenden Gefühle, die ihn nicht losließen. Er senkte halb die Lider, als Kisame die Stirn an seine lehnte, einige Sekunden so mit ihm verharrte.

So nahe war ihm noch niemals jemand gekommen – nicht auf diese Weise. Noch nie hatte er dies gewollt. Kisame war anders.

Itachi schauderte, als dieser den Kopf schief legte und seine Lippen dabei fixierte. Er wollte es…er wollte es wirklich…weswegen er sich selbst nicht erklären konnte, warum er sich plötzlich versteifte und…das Gesicht zur Seite drehte. Itachi atmete hörbar durch, bemerkte erst jetzt, dass er zitterte, obwohl ihm nicht kalt war. Was passierte hier? Warum…?

Kisame hielt inne und Itachi spürte seinen Blick auf sich, was es noch unangenehmer machte. Starr schaute er zur Seite, seine Hände ballten sich im Wasser langsam zu Fäusten. Er verstand sich selbst nicht…und es frustrierte ihn über alle Maßen.

Vermutlich dachte Kisame nun, er würde ihn absichtlich hinhalten oder sowas. Es ergab keinen Sinn. Nicht mal für ihn selbst…umso verwirrter war er, als die rauen Lippen seine Wange streiften und er im nächsten Moment in die Arme des Hünen gezogen wurde.
 

„Mach dir keinen Kopf“, hörte er diesen brummen.

Itachi ließ die Worte ein paar Sekunden auf sich wirken, ehe er gegen ihn sank. Es frustrierte ihn immer noch…aber wenigstens nahm Kisame es nicht falsch auf. Er seufzte leise, während er gegen Kisames Brust gelehnt blieb und spürte, wie eine der Pranken sachte über seinen Rücken strich.

„…ich…“, begann er zögernd, ohne zu wissen, was er sagen wollte.

„Schon gut“, meinte Kisame bloß. „Ich glaub, ich versteh schon.“

Dann verstand er mehr als Itachi selbst. Es war so viel einfacher gewesen, die Gedanken aus der Ferne zu spinnen. Diese jetzt umzusetzen, war die größere Herausforderung. Schon allein diese Umarmung war ein Meilenstein für ihn…und Kisame schien das zu wissen.

„Und keine Sorge. Ich werde es wieder versuchen.“

Irritiert blinzelte der Uchiha, sah zu dem anderen hoch, welcher ihn dreist angrinste. Zuerst wusste er nicht, wie er darauf reagieren sollte…doch dann musste er lächeln. Vielleicht waren seine Bedenken ja unnötig. Kisame schien seine Grenzen zu akzeptieren, ohne dass er sich groß erklären musste. Zumal sich der Uchiha jetzt zumindest sicher sein konnte, dass diese Anziehung auf Gegenseitigkeit beruhte. Es erleichterte ihn.

„Gut zu wissen“, erwiderte er leise.

Einige Sekunden lang verharrten sie so, ehe sie sich voneinander lösten, sich gegenüber setzten. Itachi atmete durch, lehnte sich nach hinten an die Steine, während Kisame es ihm gleich tat. Obwohl keine angespannte Stimmung mehr zwischen ihnen herrschte, wusste er nicht, was er sagen sollte. Ob er überhaupt etwas sagen sollte.

„Ich war mir nicht sicher, ob ich’s richtig deute“, meinte Kisame nach einer Weile und Itachi blickte auf. „Hab schon damit gerechnet, dass du mich in Flammen aufgehen lässt.“

Das Grinsen auf seinen Lippen machte deutlich, dass es scherzhaft gemeint war – zumindest teilweise.

„…ich war mir selbst nicht sicher“, murmelte er zurück.

„Was du willst oder ob du mich anzündest?“

„…beides.“

Kisame schnaubte belustigt, schien es ihm nicht übel zu nehmen.

„Verständlich“, brummte dieser und musterte ihn kurz. „Ich nehme mal nicht an, dass du’s je versucht hast? Mit körperlicher Nähe?“

„…ich habe Jahre gebraucht, die Nähe meiner übrig gebliebenen Familie zuzulassen. Was denkst du?“

„Und da lässt du mich dich um ein Haar küssen? Nach den paar Wochen? Ich fühle mich geschmeichelt.“

Itachi versuchte, nicht zu erröten, doch es war ihm peinlich, sodass er ins Wasser blickte. Was sollte er schon darauf antworten? Kisame ließ ihm jedoch Zeit, er konnte dessen Blick auf sich ruhen spüren.

„…du bist anders. Das warst du immer. Deswegen…“

Als er ihn wieder ansah, wirkte Kisame nachdenklich, so ernst wie er ihn anschaute.

„So viel anders als andere Menschen bin ich nun auch nicht. Vergiss nicht, dass ich einer Gruppe von Söldnern angehöre. Ich bin auf meinen Vorteil bedacht, so habe ich überlebt…und das sage ich nicht, damit du dich von mir abwendest. Sei nur nicht…ich meine…setz keine zu hohen Erwartungen in mich, nur weil ich dich damals…da rausgeholt habe.“

Nur. Ob Kisame verstand, dass es für ihn niemals nur sein würde? An diesem Tag hatte sich so vieles verändert. Alles. Kisame war seine einzig positive Verbindung zu den Menschen. Der Einzige, der ihn davon abhielt, Madaras Pfad des Hasses zu bestreiten. Kisame war der Beweis, dass die Menschen nicht völlig schlecht waren. Eine Grauzone.

„Du weißt, was du mir erspart hast. Ohne dich wäre ich tot. Körperlich, seelisch…vielleicht beides. Und nicht nur ich, sondern auch dieser Junge, dem du die Flucht ermöglicht hast. Du behandelst mich mit mehr Respekt, als jeder Mensch zuvor…und völlig unschuldig ist keiner von uns. Wir haben alle unsere Schattenseiten. Sasuke, Madara…ich. Du. Die Menschen. Ich bin nicht so naiv, zu glauben, dass es Heilige gibt…“

Er zögerte, ehe er vorsichtig sein Bein ausstreckte, Kisames Wade mit seiner eigenen berührte. Der Hüne blickte ihn perplex an…ob wegen der Worte oder der Berührung, das wusste er nicht, doch er zog sein Bein nicht weg.

„…was du für mich bist, reicht mir.“

Kisame schien sprachlos zu sein, denn er öffnete zwar den Mund, doch es vergingen Sekunden, bis er tatsächlich etwas sagte.
 

„Was ich für dich bin, huh? Du machst es mir wirklich schwer, Teufelskind…“

Er seufzte leise, schüttelte den Kopf.

„…bei solchen Worten möchte ich dich packen und Dinge mit dir tun…für die du mich definitiv in Brand setzen würdest.“

Itachi blickte ihn still an, spürte immer noch Kisames Bein an seinem. Trotz seiner Worte brach er den Kontakt nicht ab – es verschreckte ihn nicht mal. Anscheinend war sein Vertrauen derart gefestigt, dass er bloß seinen schneller schlagenden Herzschlag vernahm. Aufregung, keine Angst.

„Und dennoch tust du es nicht“, erwiderte er ruhig, woraufhin Kisame ihn grimmig anblickte.

„Ja. Weil ich mich beherrschen kann…und weil ich nach wie vor möchte, dass du an meiner Seite bleibst.“

Itachi stockte merklich, spürte, wie sich etwas in ihm verkrampfte.

„…du weißt, dass ich das nicht kann“, gab er leise zurück. „So wie du zu deinen Leuten gehörst, gehöre ich zu meiner Familie. Ich habe dir von Anfang an gesagt, dass es bloß eine Reise ist.“

Kisame schwieg abermals, musterte ihn aus seinen grünen Raubtieraugen, ehe er mit gewisser Resignation nickte.

„Ich hätte nicht davon anfangen sollen. Du hast Recht…“, brummte er und man merkte, dass er sich ärgerte. „Lass uns einfach…nicht darüber nachdenken, was am Ende ist. Lass uns…sehen, was passiert. In Ordnung?“

Ob Kisame ahnte, wie sehr er sich danach sehnte, nicht wählen zu müssen? Vor allem in diesem Moment, in dem er verstand, dass der Hüne ähnlich fühlte wie er selbst. Er wollte ihn an seiner Seite. Allein diese Aussage ließ seinen ganzen Körper kribbeln, denn das Gefühl, auf diese Weise gewollt zu werden, war neu.

„Ja. In Ordnung.“

Die restliche Zeit im Onsen verbrachten sie eher still miteinander, den Körperkontakt auf ihre Beine beschränkt. Jeder von ihnen hing seinen Gedanken nach…Gedanken, die erst jetzt präsent wurden. Kisame hatte sich also erhofft, dass er bei ihm blieb. Es wunderte Itachi nicht, wenngleich er sich fragte, was er selbst sich erhofft hatte. Eine andere Sicht auf die Welt…auf die Menschen…aber auch Kisames Nähe. Dass es nicht für immer sein konnte, war ihm doch klar gewesen. Trotzdem hatte er sich darauf eingelassen…vielleicht auch, weil er nicht wirklich geglaubt hatte, dass Kisame seine Gefühle erwiderte. Jetzt war kein Traum aus der Ferne mehr…und damit kamen die Probleme.

Vernünftig wäre es wohl gewesen, Kisame direkt zu sagen, dass es besser war, wenn sie dies ließen. Nicht weitergingen. Ja…vernünftig…ausnahmsweise wollte er das mal nicht sein. Auch wenn Madara ihn dafür ohrfeigen würde…er wollte sehen, wohin es führte. Wie es sich anfühlte. Wenigstens einmal.
 

Nachdem sie aus dem Onsen gestiegen waren, trockneten sie sich ab und zogen sich ihre Kleidung wieder über. Immer noch war da diese ungewohnte Stille, die bezeichnend zwischen ihnen schwebte. Vielleicht wollte Kisame auch gar nicht, dass sie sich noch mal näher kamen, nun, wo Itachi noch mal verdeutlicht hatte, dass er nicht bleiben würde. Verständlich wäre es gewesen…

Nachdem er den kleinen Haufen Holz entzündet hatte, setzte er sich an das Feuer, was Kisame ihm gleichtat. Gelegentlich spürte er den Blick des Hünen auf sich, doch dieser blieb stumm. Oder war Kisame wütend auf ihn, weil er sich betrogen fühlte? Falsche Hoffnungen? Sollte er ihn fragen? Die Unsicherheit und vielleicht auch die Angst vor der Antwort hielten ihn letztlich davon ab.

„…wenn du willst, kannst du zuerst schlafen.“

Er blickte auf, als Kisame ihn plötzlich ansprach. Itachi musterte ihn einen Augenblick lang, ehe er nickte.

„Danke.“

„Hm…“

Es schien, als würde der Hüne noch mehr sagen wollen, doch er tat es nicht. Der bittere Beigeschmack hielt sich hartnäckig, doch was konnte er schon dagegen machen…

Also nahm er sich eine der Decken und wickelte sie um seinen Körper, als er sich auf die Seite gelegt hatte. Sein Obergewandt hatte er zusammengelegt und unter seinen Kopf geschoben, das Gesicht in dem weichen Stoff vergraben. Es war eigenartig, wie sehr er Kisame mittlerweile vertraute. Früher hätte er niemandem den Rücken gekehrt…

Vielleicht hätte er dies auch nicht tun sollen, denn er vernahm Schritte hinter sich, als er schon dabei war, zu dösen. Direkt spannte er sich an, wenngleich es sich um Kisame handeln musste. Er blieb liegen, hielt die Augen geschlossen. Es war schwierig, so ruhig liegen zu bleiben, wenn sein Instinkt ihm riet, sich zu verteidigen. Hoffentlich tat Kisame nichts Dummes…

Dieser legte sich hinter ihn, er konnte die Wärme des anderen durch die Decke spüren, vor allem als Kisame die Arme um ihn schlang. Es war kein allzu fester Griff, trotzdem wusste er nicht, ob er es zulassen sollte. Er spürte Kisames Atem in seinem Nacken, wie dieser die Nase gegen seine Haut drückte. Genau gegen diese eine…besonders empfindliche Stelle…

Itachis Atem stockte für einen Moment und der Schmerz war plötzlich so präsent, dass es seine ganze Beherrschung kostete, seinem Instinkt nicht nachzugeben. Vielleicht spürte Kisame die ansteigende Hitze, die von ihm ausging, doch anstatt sich zu lösen, seufzte er bloß.

„Dachte mir, dass du nicht schläfst.“

Itachi atmete langsam aus; immerhin war es wohl kein heimlicher Übergriff.

„…war kurz davor“, murmelte er zurück.

„Tut mir leid“, brummte der Hüne gegen seinen Nacken. „Wollte nur, dass du weißt, dass es nichts an dem zwischen uns ändert. Wie ich gesagt habe…ich will dich.“

Itachi spürte Kisames Körper nun ganz nah an seinem, schluckte unweigerlich, während er in die Dunkelheit sah. Er wusste, dass Amaterasu auf einem Ast in der Nähe lauerte…und dem Hünen die Krallen durchs Gesicht ziehen würde, sollte dieser etwas tun, das er nicht wollte. Nicht, dass dies nötig wäre, denn sein inneres Feuer hatte vorhin schon gebrodelt.

„Bleib…einfach so“, überwand er sich zum Sprechen. „Nur so…in meiner Nähe. Das ist in Ordnung.“

Mehr konnte er Kisame nicht bieten. Noch nicht. Diese intime Nähe war so viel für ihn und der Ältere verstand anscheinend, denn er hielt ihn nur, schloss eine seiner Pranken um seine Hände. Allein diese simple Berührung löste etwas in Itachi aus. Der Knoten in seiner Brust schien sich zu lösen, sodass auch die Anspannung nach und nach schwand.

War es nicht das, wonach er sich seit einer gefühlten Ewigkeit gesehnt hatte? Wieder in diesen Armen zu liegen…wie damals…

Er sank gegen Kisames breite Brust, ließ zu, dass dieser ihn an sich drückte und hielt. Dieser Mann war der Einzige, dem er so etwas erlauben konnte. Itachi schloss die Augen, wissend, welch ein großes Vertrauen er in den Hünen setzte…und er hoffte, dass er dies nicht bereuen würde.



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