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Meine Reise

Kein Traum, Hexer gibt es wirklich
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hy meine lieben Leser, ja ihr seht richtig, jetzt schon ein neues Kapitel.
aber dieses Mal ist es nicht so lang geraten. Ich hoffe ihr habt trotzdem Spaß beim lesen.

Eure Vegetasan Komplett anzeigen

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Todesangst

Als ich wieder wach wurde, dröhnte mir mein Schädel und mir war schwindelig, außerdem fror ich erbärmlich. Wer hatte mir verdammt nochmal auf den Kopf geschlagen? Ich versuchte mich zu orientieren, aber es war stock duster um mich herum. Bewegen konnte ich mich auch kaum. Meine Füße waren zusammen gebunden, meine Hände auf dem Rücken gefesselt.

Aber halt nein, es war nicht dunkel um mich herum, man hatte mir die Augen verbunden und geknebelt hatte man mich auch.

Ich wusste also weder wo ich war oder ob ich allein bin. Ich versuchte mich auf mein Gehör zu konzentrieren, aber in direkter Umgebung um mich herum konnte ich nichts hören. Aber in etwas Entfernung konnte ich etwas hören, das Bellen eines Hundes und das Lachen eines Kindes.

Es schien als wäre ich einige Zeit lang ausgeknockt gewesen, aber trotzdem noch in dem Dorf. Oder zumindest in irgendeinem Dorf.

Ich versuchte mich auf die Seite zu drehen, dabei spürte ich, dass ich auf Heu oder Stroh liegen musste. Ich war also in einem Stall oder in einer Scheune.

Nach etlichen Versuchen hatte ich es geschafft mich auf die Seite zu drehen. Ich rieb mein Gesicht am Boden, in der Hoffnung, dass die Augenbinde ein stück rutschte und ich wenigstens etwas von meiner Umgebung erkennen konnte.

Es gelang mir nur ein bisschen, aber ich konnte nun unter dem Stück Stoff hindurch spähen. Aber mein Ausblick entmutigte mich nur, egal wohin ich meinen Kopf drehte, sah ich nur Holz. Man hatte mich in irgendeinen Bretterverschlag gesperrt.

Entmutigt und erschöpft ließ ich meinen Kopf auf den Boden sinken. So ein Scheiß, hier würde ich wohl nicht allein herauskommen.

Denn als ich mich auf die Seite drehte, hatte ich bemerkt, dass man mir alles außer meiner Hose und meinem Hemd genommen hatte. Selbst meine Stiefel.

Kein Wunder also, dass mir so kalt war. In der einen Ecke hatte ich einen kleinen Haufen Stroh gesehen, vielleicht wäre ich dort etwas geschützter vor der Kälte vom Boden. Ich raffte mich auf und biss auf meinen Knebel, um meine Kräfte zu mobilisieren. Langsam versuchte ich mich wie ein Wurm vorwärts zu bewegen.

„Sieh dir das an, sie zappelt wie ein Fisch auf dem Trockenen!“ hörte ich plötzlich eine Männerstimme. Ich hielt inne in meiner Bewegung, da war noch jemand, „Sei froh das sie wieder wach ist, so stark wie du zugeschlagen hast, hatte ich befürchtet du hättest sie umgebracht.“ Die Stimme, sie klang wie der Dorfvorsteher. „Ach papperlapapp, sie hat ja noch nicht mal geblutet.“ Widersprach der andere.

„Trotzdem, tot nützt sie uns nichts. Wir werden den Hexer später abwimmeln und sie dann zum Baron bringen. Die Nilfgaarder werden sicherlich ein kleines Sümmchen für sie springen lassen.“ Hörte ich den alten sagen.

Ich gab protestierende Laute von mir, „Sei ruhig, oder ich werde dich dazu bringen!“ drohte der andere. „Mikesch, wir werden sie unversehrt beim Baron abliefern.“ Meinte der Dorfvorsteher.

„Ach, ein paar blaue Flecken werden nicht schaden. Wehe sie warnt den Hexer! Außerdem die Männer des Barons würden sicherlich etwas Spaß mit ihr haben wollen, warum sollte ich mich da zurück halten.“ knurrte der erste.

„Mikesch! Du bist verheiratet! Geh zu deiner Frau, wenn du es nötig hast. Und um den Hexer mach die keine Sorgen. Der kriegt schon nichts mit. Ich werde ihn mit ein paar Münzen abspeisen und wenn er aufmuckt, werden wir ihn einfach los.“ Erklärte der alte.

Ich traute mich nicht, irgendetwas von mir zugeben, ich hoffte, nein ich betete nur, dass sollte es zu dem Massaker kommen, Letho mich hier finden würde. Oder vielleicht auch Gaetan, wenn er aus seiner Rage erwachte.

Auch wenn der Dorfvorsteher es vorzog mich unversehrt abzuliefern, traute ich ihnen doch nicht. Schon gar nicht diesem Mikesch. Aus seiner Stimme konnte man heraus hören wie jähzornig er war.

Ich war mehr als erleichtert, als die beiden Männer wieder verschwanden und die Tür schlossen.

Ich robbte bis zu dem Strohhaufen und rollte mich dort so gut es ging zusammen, vielleicht würde ich so nicht ganz so schnell meine Körperwärme verlieren.

Warum passierte so etwas mir immer wieder? War es das schlechte Karma? Ich wusste es nicht.
 

Ich wurde von leisen Stimmen geweckt, trotz meiner Versuche wach zu bleiben, schien ich eingeschlafen zu sein.

„Die Kette, die die Frau da eben trug, das ist doch die von Alanya gewesen?“ fragte jemand. „Oh, ja, ja. Sie hat sie gegen etwas Proviant eingetauscht, als sie vorhin weiter reiten wollte.“ Antwortete Jemand.

Gaetan und der Dorfvorsteher, wurde es mir schlagartig bewusst. Sie kamen her, ich musste in der Scheune sein, wo sie ihm eine Falle stellen würden. Als ich die Schritte hören konnte, versuchte ich auf mich aufmerksam zu machen. Ich versuchte gegen die hölzerne Wand zu treten und zu schreien, aber meine Rufe wurden durch den Knebel gedämpft und mit nackten Füßen brachten meine Tritte ebenfalls kaum was.

„Was ist das?“ hörte ich den Hexer fragen. Ich verstärkte meine Bemühungen, „Nur ein wilder Eber, den wir gefangen haben.“ Wiegelte der Dorfvorsteher ab. Die Schritte schienen weiter zu gehen, doch ich wollte nicht aufgeben. Ich trat so sehr gegen das Holz, bis mir die Füße weh taten.

Ich zuckte zusammen, als jemand von außen gegen den Verschlag donnert, „Sei endlich ruhig, oder wir schlachten dich heute Abend noch!“ wurde mir gedroht.

„Nein, nein Meister Hexer, lasst die Tür besser zu. Nicht das der Eber noch entkommt, kommt holen wir euer Gold.“ Der Dorfvorsteher schien ihn weiter locken zu wollen. Es blieb draußen still und die ersten Tränen der Verzweiflung sammelten sich bereits in meinen Augenwinkeln.

Ich versuchte direkt nach Gaetan zu rufen, es war vielleicht nicht verständlich, aber er würde den Sprachrhythmus vielleicht heraus hören. „So hört sich doch kein Eber an.“ Knurrte Gaetan.

„Nicht Meister Hexer, kommt noch ein Stück weiter, hier hinten haben wir das Gold versteckt.“ Versuchte der alte Mann den Hexer weiter zu locken, doch diesmal schien es nichts zu bringen, ich konnte hören wie sich jemand am Riegel zu schaffen machte.

Ich wollte schon erleichtert aufatmen, aber die Tür blieb verschlossen. Dafür hörte ich jemanden vor Schmerz aufstöhnen, dann Fluchen. Jemand schrie auf und ein anderer bettelte um Gnade, dass es so ja gar nicht gemeint war. Resigniert schloss ich die Augen und stellte meine Bemühungen ein, Gaetan auf mich aufmerksam zu machen.

Es schien, dass sich trotz meiner Anwesenheit, sich die Ereignisse nicht verändern ließen. Der Hexer schlachtete gerade das ganze Dorf ab. Nun gut nicht das ganze, die kleine Milli würde wohl überleben. Ich hörte den Hund draußen jaulen, dann war Stille. Gaetan würde jetzt wohl gerade die Dorfbewohner aufsuchen, die sich in ihren Häusern versteckt hatten.

Nach dem die letzten Geräusche verklungen waren, war die nachfolgende Stille unheimlich. Ich konnte nichts mehr hören. Nicht einmal der Vögel sangen noch. Totenstille, wie damals in der Kerkerzelle in Wyzima.

Ich wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, bis ich draußen wieder etwas hören konnte. Waren Letho und Zoltan angekommen? Oder war Gaetan zurück? Doch die Geräusche änderten sich und ließen meine Haare zu berge stehen. Es gab nicht mehr nur den Klang von Schritten, sondern auch das Knacken von Knochen und zerreißen vom Fleisch. Die Nekrophagen, dachte ich panisch. Waren sie nicht auch in der Scheune gewesen? Das war's für mich, wenn sie mich fanden, würden sie mich lebendig fressen. Was für ein unrühmliches Ende.

Selbst meine jetzt panischen Befreiungsversuche brachten nichts, außer dass sich das Seil stärker in meine Haut einschnitt und die Knoten sich fester zogen. Wenn Letho irgendwann hier her kam und auf Milli traf, würde er mich dann hier überhaupt noch suchen, oder würde ihn das Mädchen davon ablenken, würde er denken ich wäre einfach weiter geritten?

Die Leichenfresser kamen näher, sie machten sich über die Leichen in der Scheune her. Ich konnte hören wie sie sich gegenseitig anknurrten und um die besten Stücke kämpften.
 

Letho es tut mir leid! Schluchzte ich leise vor mich hin. Ich konnte mich nicht mal mehr von ihm verabschieden.

Die Geräusche änderten sich und ließen mich erstarren, eines der Monster musste mich gehört oder gerochen haben, es versuchte durch die Tür zu kommen. Ich versuchte weiter in die Ecke zu kriechen, mich so klein wie möglich zu machen, in der winzigen Hoffnung, dass es mich vielleicht doch noch übersah. Ich konnte das Splittern des Holzes hören, das aufgeregte Atmen des Monsters.
 

So würde es also enden, mein Abenteuer mit den Hexern. Gefressen von einem Monster.
 

Doch der erwarte Schmerz des ersten Bisses kam nicht. Etwas hatte es von mir abgelenkt. Mein Herz raste vor Panik, was war da los? Wieso hatte es nicht angegriffen? Plötzlich näherten sich wieder Schritte, etwas berührte mich. Ich schrie auf und versuchte nachdem Monster tu treten, kampflos würde ich mich nicht fressen lassen.

Es packte mich und zog mich aus der Ecke, in der ich Schutz gesucht hatte. Ich wehrte mich um so mehr. Doch es tat mir nicht weh, stellte ich fest, als sich die Erschöpfung einstellte. „Schhhh, alles gut, dir passiert nichts. Du bist jetzt in Sicherheit.“ Sprach es leise zu mir und wiegte mich.

Moment Mal, es sprach zu mir? Nekrophagen sprachen nicht, es war ein Mann, der mich gefunden hatte.

Eine Hand legte sich an meine Wange, „Hörst du mich Alanya? Du bist jetzt sicher.“ Ich schluchzte erleichtert auf und nickte. „Gut, Zoltan wird jetzt deine Fesseln lösen.“ Sprach er sanft zu mir. Ich zuckte kurz, als jemand nach meinem Fußgelenk griff, dann konnte ich spüren, wie sich eine Klinge durch das Seil schnitt und sich die Fesseln langsam lösten. Dasselbe dann an den Handgelenken. Währenddessen zog mir der andere den Knebel aus dem Mund und schob die Augenbinde noch oben. Ich blinzelte bei der plötzlichen Helligkeit und sah in das besorgte Gesicht von Letho.

Sobald meine Hände frei waren, schlang ich sie um seinen Hals und klammerte mich an ihm fest. „Es tut mir leid.“ Schluchzte ich immer wieder. Letho hatte seine Arme um mich gelegt und bot mir Trost. Doch nach einer Weile wollte er sich von mir lösen und ich klammerte mich umso fester an ihn.

„Alanya, was ist hier passiert?“ wollte er wissen, doch ich wollte weiterhin von ihm gehalten werden, wollte seine Sicherheit spüren. Ich schüttelte nur den Kopf.

„Alanya bitte.“ Er drückte mich mit sanfter Gewalt von sich. „Es tut mir leid.“ Weinte ich, „Ich hätte nicht wegreiten dürfen.“ Und wollte mich wieder an ihn lehnen, doch er hielt mich fest.

„Alanya, was ist hier passiert?“ forderte er streng. „Gaetan, er, … er, …“ schluchzte ich. „Hat er dir was getan?“ wollte Letho sofort wissen. Hektisch schüttelte ich den Kopf. „Die Dorfbewohner, … sie, … sie hatten ihm eine Falle gestellt. Sie wollten ihn umbringen.“ Versuchte ich zu erklären. „Wo ist er?“ fragte mich der Hexer dann. Ich schüttelte mit dem Kopf, „Ich weiß es nicht.“

„Schon gut, wir werden ihn schon finden. Alanya, schau mich an, haben die Dörfler dir etwas angetan?“ befragte er mich dann weiter. Doch ich traute mich nicht ihn anzusehen. „Ich weiß es nicht. Sie hatten mich niedergeschlagen und ich bin dann hier so aufgewacht.“ Flüsterte ich und wischte mir die neuen Tränen weg. Er zog mich endlich wieder in seine Umarmung.

„Einer wollte, er sagte, die Männer des Barons würden eh ihren Spaß mit mir haben und warum sollte er sich dann zurück halten.“ Murmelte ich und klammerte mich an meinen Hexer.

„Lass mich aufstehen, ich werde sehen, ob ich deine Sachen finde.“ Bat er mich. Doch ich schüttelte den Kopf.

„Nein, bleib bei mir. Bitte.“ Flehte ich. „In Ordnung, dann wird Zoltan schauen, was er finden kann.“ Stimmte er zu. Ich zischte, als er vorsichtig mit der Hand über meinen Hinterkopf strich. „Nur eine Beule.“ Versicherte er dann. „Hab nun mal einen Dickschädel.“ Versuchte ich zu grinsen, als ich mich etwas beruhigt hatte.

„Das stimmt, den hast du.“ Stimmte mir Letho sofort zu. „Letho, wegen gestern Abend, es tut mir leid.“ Wollte ich mich entschuldigen. „Darüber werden wir später reden.“ Lehnte er ab. Aber das hieße auch, er würde es nicht so einfach fallen lassen und war so überhaupt nicht begeistert über meine Aktion. Beschämt senkte ich die Augen, ich hatte mal wieder richtig Mist gebaut und mich selbst in diese Situation gebracht.

„Schhhh ist gut, wir klären das später.“ Meinte Letho leise und strich mir über die Wange. Wie gerufen, kam der Zwerg einige Momente später. „Hier ich habe etwas gefunden.“ Meinte er. Er hatte meine Stiefel und meine restliche Kleidung gefunden. Dankbar nahm ich sie ihm ab und zog mein Wams an. Sofort war mir nicht mehr ganz so kalt.

Fehlten nur noch meine Rüstung, die Schwerter und meine Wertsachen. „Wir sollten Gaetan suchen. Ich glaube er ist verletzt und er könnte Hilfe gebrauchen.“ Schniefte ich.

„Gaetan?“ fragte der Zwerg. Ich nickte, während ich aufstand. „Ein Hexer, die Dorfbewohner wollten ihn töten, wenn er sich nicht mit ein paar Münzen zufrieden geben würde.“ Erklärte ich ihm. Letho stand ebenfalls auf und sofort war ich neben ihn. Ich wollte nicht, dass er mich allein ließ.

„Deswegen das Massaker? Das hätte man auch friedlich klären können!“ fluchte der Zwerg sogleich los. „Nein hätte man nicht.“ Murmelte ich.

Als wir die Scheune verließen, konnte ich ein mir allzu vertrautes Bild sehen. Die toten Dorfbewohner und die toten Monster. „Habt ihr alles durchsucht? Hier gab es ein kleines Mädchen, ich kann mir schlecht vorstellen, dass sich Gaetan hat dazu hinreißen lassen, auch sie zu töten.“ Wollte ich leise wissen. „Ich habe kein Kind gesehen, du Levi?“ fragte Zoltan. Letho schüttelte den Kopf.

„Wir sollten sie suchen, nicht das noch mehr Monster hier auftauchen.“ Bat ich sie. Nebenbei könnten wir vielleicht auch nach hinweisen zu Gaetan suchen.

Denselben Gedanken schien auch Letho gehabt zu haben, er hockte sich nieder und betrachtete die Blutpfütze vor der Scheune. „Bovist und Wolfsbann.“ Murmelte er. „Er muss einen Trank genommen haben.“ Meinte er. „Komm her Alanya, welchen Trank könnte er genommen haben?“ fragte er. Verwirrt schaute ich ihn an, bis es klickte, er versuchte mich ein wenig abzulenken. Dankbar lächelte ich ihn an. „Wolfsbann und Bovist?“ fragte ich nach. Er nickte. Ich überlegte, es könnten viele Tränke sein, anhand der Zutaten war es schwierig, mir sagte die Kombination dieser beiden Zutaten nichts, aber wenn man die Überkategorie nimmt, dann vielleicht. Dazu das Monster, das er töten wollte und seine verlangsamte Reaktion, zumindest nahm ich an, das Gaetan normalerweise einer Mistgabel ausweichen konnte, ergab ein anderes Bild.

Ich grübelte, welchen Trank er genommen habe könnte. Ich sah konzentriert auf die Pfütze, Wolfsbann wäre Albedo, Karmin und Quebrith. Bovist vermutlich der Kartoffelbovist, wäre Äther, Quebrith und Rubedo. Gaetan kämpfte gegen einen Waldschrat, daher wäre Waldkauz sicherlich meine Wahl gewesen, aber der verlangsamte die Reaktion nicht. Welcher Trank tat das? Ich musste einen Augenblick länger überlegen, … Donner, Donner erhöhte die Schlagkraft, aber verlangsamte die Reaktion. Dazu die erhöhte Ausdauerregeneration von Waldkauz, das würde sich ergänzen, wenn man den Kampf schnell hinter sich bringen wollte.
 

„Und?“ fragte Letho mich. „Da er es mit einem Waldschrat zu tun hatte, nehme ich an, er nahm Waldkauz und Donner. Aber nicht dasselbe Rezept, wie wir es für Waldkauz nutzen.“ Antwortete ich ihm. Letho nickte, „Sehr gut, aber er scheint viel Blut verloren zu haben.“ Entgegnete er. Ich nickte, er hatte ne recht deutliche Spur hinter lassen, die durch das Dorf führte.

„Levi, Alanya schaut mal, …“ rief Zoltan da auf einmal. Er hatte die Puppe gefunden. Wir gingen zu ihm rüber und ich nahm sie ihm ab, „Wartet ihr kurz hier, ich denke ich weiß wo sie sein könnte.“ Bat ich sie.

„Wenn etwas ist, ruf einfach.“ Bot Letho an. „Bleibt einfach hier stehen, dann kann ich euch sehen.“ Nickte ich und machte mich auf dem Weg zu dem großen Baum.

„Millie?“ rief ich leise. „Millie, bist du hier?“ ich hörte ein rascheln. „Woher weißt du wie ich heiße?“ fragte eine leise Stimme schniefend. Das Mädchen kam um die große Wurzel herum und ich kniete mich zu ihr runter. „Meister Sommerspross hat es mir verraten.“ Lächelte ich.

„Meister Sommerspross? Aber er ist doch meine Puppe, die können nicht sprechen.“ Protestierte sie. „Doch, man muss nur ganz genau zu hören, woher sollte ich den sonst wissen wir ihr beide heißt?“ ich reichte ihr die Puppe. Sie nahm sie sofort an sich und drückte sie schützend an sich.

„Ist der böse Mann weg.“ Fragte sie dann. Ich nickte, „Ja er ist weg.“ Bestätigte ich ihr. Ich drehte mich zu Letho und Zoltan um, „Siehst du die beiden, die haben auch die ganzen Monster vertrieben.“ Erzählte ich ihr und deutete nach hinten. „Wirklich?“ Ich nickte, „Ja.“

Sie kam näher auf mich zu. „Du hast geweint, hat dir der böse Mann auch weh getan?“ sie wischte mir über die Wange. „Nein, das waren andere.“ Schüttelte ich sachte den Kopf.

Ich stand auf und reichte ihr meine Hand. „Komm, gehen wir zu Zoltan und Levi. Meister Sommerspross hat mir verraten, dass du eine Tante in Erzdorf hast. Zoltan wird dich dorthin bringen.“ Erzählte ich ihr. „Ist er nett?“ fragte das Mädchen. „Ja, er ist ein ganz netter Zwerg.“ Bestätigte ich. „Ein Zwerg? Ich habe noch nie einen Zwerg gesehen.“ Meinte sie neugierig.

Zusammen erreichten wir die beiden Männer, „Das ist Millie. Sie musste alles mit ansehen.“ Murmelte ich den beiden zu.

Letho hockte sich nieder, „Hallo Millie, ich bin Levi.“ Schüchtern lächelte sie. „Du brauchst keine angst mehr haben.“ Meinte er zu ihr. „Zoltan, es wäre schön, wenn du sie zu ihrer Tante bringen könntest. Sie lebt in Erzdorf.“ Erstaunt sah mich der Zwerg an.

„Aber wo wollen wir uns dann treffen?“ fragte er mich und kratzte sich seinen Bart. „Kennst du die einzeln stehende Hütte zwischen Mittelhain und Schwarzzweig?“ fragte ich ihn. Er nickte, „Wohnt da nicht die Dorfhexe?“ Ich grinste, „Ich würde gerne sehen, wie du sie so nennst. Dort hatte Keira gewohnt, wir werden dort von ihr abgeholt.“ Klärte ich ihn auf.

„Gut, ich werde wohl hinfinden. Ich muss mein Pferd holen.“ Grummelte er. Dann drehte er sich weg und stapfte davon, Millie sah ihm mit großen Augen hinter her. „Keine Angst, er ist ein ganz lieber.“ Millie nickte, zog aber dann etwas hervor, „Hier, das hat der böse Mann verloren.“ sie reichte Letho das Katzenamulett.

„Danke dir Kleine.“ Er nahm es entgegen und strich ihr über den Kopf. Zoltan hatte sein Pferd mittlerweile geholt und kam zu uns zurück. Ich ging ihm ein Stück entgegen.

„Zoltan, die Tante könnte sich weigern, die kleine aufzunehmen, gib ihr ein paar Münzen, damit sie Millie versorgen kann, sobald ich meine Wertsachen wiedergefunden habe, werde ich dir die Münzen zurück zahlen. Und sag ihr bitte nicht, dass ein Hexer hier das Massaker angerichtet hat.“ Bat ich ihn.

„Ist schon gut, das Mädchen kann ja nichts dafür, du brauchst mir die Münzen nicht zurück zahlen.“

Ich nickte ihm dankbar zu und Letho kam mit der kleinen Millie auf dem Arm zu uns rüber. Er setzte die Kleine auf das Pferd.

„Seit vorsichtig, unterwegs.“ Mahnte er. Millie nickte ernst und hielt sich am Sattel fest. „Mach´s gut Millie.“ Winkte ich zu, als Zoltan sich auf den Weg aus dem Dorf machte. Erschöpft lehnte ich mich an Letho.

„Wie geht es dir wirklich?“ wollte er wissen. „Mein Kopf dröhnt und ohne meine Ausrüstung fühl ich mir irgendwie nackt und hilflos.“ Gestand ich. Er legte seinen Arm um mich, „Wir werden alles wieder finden. Keine Sorge.“ Wollte er mir Mut machen.

Etwas schweres fiel zu Boden, oder zumindest hörte es sich für mich so an, ich drehte mich in die Richtung, doch sehen konnte ich die Ursache nicht. Letho schritt eilig in diese Richtung, er schien mehr gehört zu haben. Als ich ihm folgte, hörte ich das Schnauben eines Pferdes und ein leises stöhnen. Ich eilte hinter Letho her, der bereits um eine Hausecke gegangen war. Als ich diese erreichte, atmete ich erleichtert auf, Gaetan.

Er lehnte an der Hauswand und hielt seinen Arm um seinen Bauch geschlungen. In der anderen Hand hielt er die Zügel meines Pferdes. „Dir scheint es gut zu gehen.“ Begrüßte er mich als er mich hinter Letho war. „Hatte mir schon gedacht, dass etwas nicht stimmt, als ich die Frau mit deiner Kette sah.“ Murmelte er.

Der Hexer streckte seinen Arm in meine Richtung und öffnete seine Faust. „Das Schneckenhaus.“ Hauchte ich und nahm es entgegen. „Hatte eigentlich gehofft, dass ich dich finde, wenn ich den Spuren deines Pferdes folge.“ Meinte er und stieß sich von der Wand ab. „Du musst Levi sein.“ Grinste er. Letho nickte. „Sehr gut, vielleicht hättest du einen Trank für mich.“ Fragte er und legte seinen Arm wieder um seinen Bauch.

„Wie kommst du darauf das ich Tränke hätte?“ wollte Letho wissen. „Weil die meisten Hexer welche dabei haben.“ Sofort ruckte Lethos Blick zu mir. „Ich werde sicherlich keinen Hexer anlügen, der mir eine Klinge an den Hals hält.“ Rechtfertigte ich mich. „Letho lass sie. Alanya hat recht, es wäre wirklich unklug einen Hexer anzulügen, das weißt du. Und ich wollte von ihr wissen woher sie das Amulett und die Silberklinge hat.“ Sprang Gaetan für mich ein.

Doch der Blick von Letho erzählte mir auch so, wie begeistert er darüber war, dass ich ohne seine Zustimmung seine Tarnung verraten habe. Dabei hatte er doch sowieso geplant, ohne diese auf Gaetan zu zugehen, um mit ihn zu sprechen.

Mit einem seufzen richtete Letho seine Aufmerksamkeit wieder auf Gaetan, „Also was brauchst du?“ wollte er von dem anderen Hexer wissen. „Ein Kuss wäre nicht schlecht.“ Meinte dieser.

Sofort lag meine Aufmerksamkeit auf ihm, er war schwer verletzt und Letho bot ihm einen Trank an und alles was er forderte war ein Kuss? Die Katze musste wohl schon zu viel Blut verloren haben und konnte nicht mehr klar denken.

Plötzlich brach Gaetan in schallendes Gelächter aus und auch Lethos Mundwinkel zuckten verräterisch. Er hatte voll meinen entgeisterten Gesichtsausdruck gesehen. „Was?“ wollte ich wissen. „Er sprach doch nicht von so einem Kuss, Alanya.“ Grinste Letho mich an. „Er meinte den Trank.“ Lenkte er ein. „Und woher soll ich das wissen? Ich kenne nicht alle eure Tränke!“ maulte ich schmollend und nahm Gaetan die Zügel von meinem Pferd ab. Ich hatte gesehen, dass ein Jutesack am Sattel festgemacht war und hoffte dort einen Teil meiner Sachen drin zu finden.

„Ich hoffe Schwalbe ist auch in Ordnung.“ Meinte Letho und reichte ihm eine Phiole. Dankbar nahm die Katze sie an und nahm den Trank sofort.

Während des trinkens hoben sich die Adern am Hals und Kieferbereich schwarz hervor, ehe sie wieder verblassten. Er keuchte und kniff die Augen zusammen, während er sich den Bauch hielt. „Wie ich diesen Trank hasse.“ Keuchte er und stützte sich an der Wand ab. Ich beobachtete ihn und versuchte abzuschätzen, ob er sich vielleicht ähnlich fühlte wie ich, wenn ich Schwalbe nahm. Nun er wand sich zumindest nicht am Boden, aber juckten und kribbelten die heilenden Verletzungen bei Hexern ebenso? Ich hatte mich bisher nicht getraut Letho oder einen der anderen Hexer dazu zu befragen.

„Alanya.“ Meinte Letho nur, als er sah, wie ich den anderen Hexer beobachtete. Ertappt lenkte ich meinen Blick weg. Ich öffnete den Jutesack, darin befand sich wirklich ein Teil meiner Ausrüstung, mein Gürtel mit den Taschen und den Dolchen. Sofort durch suchte ich die Taschen, alles da, bis auf den Münzbeutel und das Geschenk von Letho. „Scheiße!“ fluchte ich und durchsuchte alles erneut, doch die Kette blieb verschwunden.

„Was ist los?“ wollte Letho gleich wissen. „Mein Geld und das was ich in Novigrad gekauft hatte ist weg.“ Jammerte ich. „Das ist nicht schön, aber es wird sich ersetzen lassen. Ich wurde auch schon häufiger überfallen, vor allem als ich noch jung und neu auf dem Pfad war.“ Meinte Letho.

„Hm, ging mir genauso, aber was will man von Velen schon erwarten. So etwas wie Gastfreundschaft scheinen die nicht zu kennen.“ Stimmte Gaetan zu.

Trotzdem war mir zum Heulen zumute, nicht wegen der Münzen, aber wegen Lethos Geschenk.

Letho schien meinen Gemütsumschwung bemerkt zu haben und zog mich in seine Arme. „Ist schon gut, wir haben doch genügend Münzen.“ Murmelte.

„Es geht nicht um die beschissenen Münzen, sie haben das Geschenk für dich gestohlen!“ fluchte ich und eine Träne lief über meine Wange. „Das ist doch nicht schlimm, du brauchst mir doch nichts schenken.“ Meinte er und wischte die Träne mit seinen Daumen fort.

„Ich wollte dir das aber unbedingt schenken, ich habe es extra anfertigen lassen.“ Schniefte ich leise. Er drückte mir einen Kuss auf mein Haar, „Das ist doch nicht notwendig.“ Murmelte er.

„Doch du hast es dir verdient.“ Kaum hatte ich ausgesprochen, riss ich meine Augen, „Oh verdammt, es tut mir leid. Es tut mir leid. Ich habe unsere Abmachung völlig vergessen.“ Jammerte ich. Am gestrigen Abend hatte ich völlig vergessen, was ich ihm versprochen hatte. Ich war ein schlechte Dominante, er hatte sich auf mich verlassen, dass ich mich um ihn und seine Bedürfnisse kümmere und ich habe es bei der ersten Gelegenheit vergessen. „Es tut mir leid.“ Schluchzte ich nun.
 

Doch plötzlich versiegten meine Tränen, mein Herzschlag beruhigte sich und allgemein fühlte ich deutlich ruhiger und gelassener. „Gaetan!“ knurrte Letho. „Ist sie immer so instabil? Wie hältst du das aus?“

Fragend drehte ich mich zu ihm. „Das ist noch lange kein Grund sie mit einem Axii zu belegen. Sie wurde niedergeschlagen, gefesselt und geknebelt und man hat sie eingesperrt. Beinahe hätte sich ein Alghul über sie hergemacht, da ist völlig verständlich, dass ihre Nerven so blank liegen!“ war Letho aufgebracht.

Gaetan hatte ein Axii auf mich gewirkt? Ich griff an meinen Hals, ach ja, mein Talisman von Yennefer wurde mir ja auch genommen.

„Was meinst du mit Alghul?“ wollte der andere Hexer wissen. „Das Blut deines Massakers hat die Nekrophagen aus dem Wald hierher gelockt. Sie war in der Scheune, gerade noch rechtzeitig konnte Zoltan den Alghul von ihr weglocken.“ Erklärte Letho.

Ich erinnerte mich, das Monster hatte die Tür durchbrochen und war kurz davor mich zu fressen, doch dann war da auf einmal Letho, der mich in seinen Armen gehalten hatte.

Ich löste mich aus Lethos Armen, „Alanya?“ fragte er besorgt. „Alles gut, aber ich sollte meine restlichen Sachen suchen.“ Meinte ich zu ihm.

Ich band das Pferd vor einem der Häuser an und fing es zu durchsuchen, Haus für Haus arbeite ich mich durch und bald hatte ich alles gefunden. Alles, bis auf die Kette für Letho. Auch bei den Leichen fand ich sie nicht. In keinem Haus und bei keinem Mann und keiner Frau fand ich sie. Meinen Talisman hatte ich bei jemanden gefunden, auch meine restlichen Sachen, sie schienen sie unter sich aufgeteilt zuhaben, nachdem sie mich eingesperrt hatten, nur dieses eine Stück fehlte. Ich ging mittlerweile davon aus, dass entweder einer der Nekrophagen sie mit gefressen hatte oder die kleine Millie hatte sie bekommen.

Enttäuscht ließ ich mich beim Brunnen auf den Boden plumpsen, in der Hand hatte ich einen weiteren Münzbeutel, ich hatte ihn im Haus des Dorfvorstehers gefunden. Gaetans Bezahlung.

„Hier.“ Meinte ich, als er sich dem Brunnen näherte und warf es ihm entgegen. Geschickt fing er ihn auf und steckte ihn ein, bevor er sich daran machte, das Blut von sich zu waschen.

Letho war in einem der Häuser verschwunden, nachdem er gesehen hatte, das Gaetan in meiner Nähe war. Vielleicht durchsuchte er sie nach etwas Brauchbaren.

Gaetan setzte sich neben mich, als er fertig war. „Tut mir leid wegen dem Axii. Ich wusste nichts von den Alghulen.“ Seufzte er. Ich zuckte mit den Schultern, „War vielleicht gut so, ich hätte mich wahrscheinlich sonst nicht so schnell beruhigt. Auch wenn ich heute Nacht vermutlich Albträume haben werde.“

Wir schwiegen einen Moment. „Ich hatte mit anhören müssen, was sie geplant haben und wie du in ihre Falle getappt bist.“ Murmelte ich nach einer Weile. Neugierig sah er mich an. „Du warst in der Scheune?“ fragte er überrascht. „Hm, der Eber.“ Grinste ich und rieb mir die wunden Handgelenke.

„Ich hätte direkt dort nachsehen sollen, statt den Spuren zu verfolgen. Aber ich wusste nicht wo mir der Kopf stand.“ Grummelte er verärgert.

„Du hättest es nicht wissen können und ich weiß wie es ist, wenn man einen Aussetzer hat.“ Gab ich zu. Jetzt sah er mich noch erstaunter an. „Was genau hast du gesucht? Ich meine das Geschenk für Letho, woraus bestand es?“ wollte er dann wissen.

„Eine Kette und einen Anhänger aus Silber.“ Murmelte ich. „Mit einer Rose darauf?“ jetzt sah ich ihn überrascht an. „Woher weißt du das?“ wollte ich wissen. Er zog etwas hervor und verbarg es in seiner Hand. „Ich habe, als ich nach den Spuren suchte, etwas im Sand gefunden. Es war beinahe völlig verdeckt, ich habe es nur gesehen, weil sich etwas Sonne darin reflektierte.“ Erzählte er und öffnete dann seine Faust. In seiner Hand lag tatsächlich die Kette, die ich die ganze Zeit gesucht hatte.

Dankbar nahm ich sie entgegen.

„Ich weiß nicht was ich sagen soll, … Danke Gaetan.“ Freute ich mich. Er grinste, „Na los, bring sie ihm. Aber seit nicht zu laut, ich werde derweil ein wenig meditieren.“ Zwinkerte er. Ich wurde rot, stand aber trotzdem auf und eilte zu Letho, der mittlerweile in einem anderen Haus verschwunden war.
 


 

Ich versuchte meine Haare zu glätten, als ich Letho aus der Hütte folgte, meine Atmung ging immer noch leicht keuchend und ich war mich sicher, dass ich auf der Hüfte ein paar blaue Flecken haben würde.

In Sachen Hexer Libido hatte ich meine Lektion gelernt, man sollte niemals mit ihr spielen, wenn man nicht bereit war, die Konsequenzen zu tragen. Nun Letho hatte nicht gänzlich recht behalten, laufen konnte ich noch, wenn auch ein wenig wackelig, aber ich wusste nicht, ob ich mich noch auf ein Pferd setzen konnte, oder es überhaupt wollte.

„Endlich fertig?“ grinste der andere Hexer und ich wurde knallrot. Ich hatte gar nicht mehr daran gedacht, dass er uns hören konnte. Aber besser in einer Hütte auf einem Tisch als irgendwo mitten im Wald, wo uns jemand bei beobachten konnte.

Gaetan lachte leise und wandte sich dem zweiten Pferd zu. Er hatte scheinbar das Pferd von Letho geholt, das sich irgendwo in der Nähe aufgehalten hatte.

„Gaetan wird deine Stute nehmen, du reitest bei mir mit.“ Legte Letho fest, als ich jedoch beim Wort reiten schmerzhaft stöhnte, musste er grinsen.

Nur widerwillig ließ ich mich von Letho auf das Pferd ziehen, glücklicherweise bestand er nicht darauf, dass ich korrekt vor ihm saß, sondern ließ mich beiden Beinen auf einer Seite sitzen. So war es hoffentlich nicht ganz so unangenehm.

Ich klammerte mich an ihm fest, als er das Pferd antreten ließ, „Keine Sorge, ich pass schon auf das du nicht herunter fällst.“ Versprach er mir.
 

Wir ritten noch eine Weile durchs Unterholz, um nicht den nächsten Ort, Sanddorf, durchqueren zu müssen. Ein Stück hinter der Ortschaft, gelangten wir wieder auf den Weg. Trotzdem behielten wir ein ruhiges Tempo bei. Schließlich würde Zoltan eine ganze Weile brauchen, bis er zu uns aufgeschlossen hat. Ich hoffte, er bekäme Unterwegs keinen Ärger, weil er mit einem kleinen Kind unterwegs war.

Doch kaum hatten wir die erste Wegbiegung erreicht, versteifte sich Letho. „Nilfgaarder.“ Flüsterte er. Erschrocken blinzelte ich unter meiner Kapuze hervor. „Schhhh, lass uns das machen.“ Murmelte Letho und zog mir meine Kapuze tiefer ins Gesicht. Auch zog er meinen Umhang zurecht, so dass man meine Rüstung nicht mehr sehen konnte.

Langsam ritten wir näher. „Halt, was wollt ihr?!“ wurden wir angehalten. „Vatt‘ghern!“ spuckte der Soldat, als er Gaetan erblickte. „Wir haben diese Frau vor ein paar Wegelagerern gerettet und bringen sie nun nach Hause.“ Entgegnete Letho.

„Soso, ein Weibsbild habt ihr gerettet? Seid ihr sicher? Ich hörte hier treibt sich eine Frau in Begleitung eines Söldners herum, die unser großer Kaiser suchen lässt.“ Höhnte der Soldat. „Mit Hexern soll sie sich auch gerne abgeben.“ Fuhr der Soldat vor. Durch den groben Stoff des Umhangs konnte ich sehen, wie dieser Gaetan musterte.

„Evan, spiel dich nicht so auf. Lass die drei passieren.“ Mischte sich ein anderer Soldat ein. Widerwillig gab der Angesprochene den Weg frei. Aber erst als wir ein weiteres Stück geritten waren, fiel die Anspannung von mir ab.

„Glückwunsch, es scheint du hast dein erstes Kopfgeld auf dich ausgesetzt bekommen.“ Scherzte Letho. „Ha, ha. Sehr witzig. Als ob ich so etwas brauchen würde. Außerdem, so lange ich den Steckbrief nicht zu sehen bekomme, hoffe ich auf ein Gerücht.“ Schmollte ich ein wenig.

Gaetan lachte ein wenig, „Weswegen sucht der Kaiser nach dir?“ wollte er dann wissen. Ich versuchte mich so hinzusetzen, dass ich ihn halbwegs ansehen konnte.

„Ich hatte den Auftrag erhalten, mit Geralt nach dessen Tochter zu suchen und sie zu ihm zu bringen. Als ich mich jedoch weigerte mit nach Skellige zu reisen, hatte ich Emhyr dummerweise darüber informiert, dass ich andere Pläne hätte. Er ließ mir ausrichten, ich solle mich in die Botschaft in Novigrad begeben und mich dort unter Arrest stellen lassen, bis Geralt mich dort abholen würde. Was ich natürlich nicht getan habe. Was er jedoch seinen Männern gesagt hat, warum ich gesucht werde, keine Ahnung.“ Erzählte ich. „Die Tochter des Kaisers? Ich dachte Geralt sucht nach seinem Überraschungskind?“ fragte der Hexer verwirrt.

Ich nickte, „Ja, das tut er auch.“ Bestätigte ich. Man konnte schon beinahe hören, wie die Rädchen sich in seinen Kopf in Gang setzten. „Das heißt, nein das kann nicht sein! Geralts Überraschungskind ist die nilfgaarder Kronprinzessin?!“ rief er erstaunt.

Ich nickte erneut. „Wie hat er das denn geschafft?“ wollte Gaetan ungläubig wissen. „Das wäre seine Geschichte und die des Kaisers, vielleicht erzählt er sie dir ja.“ Zuckte ich mit den Schultern.

„Ruhig, da vorne ist etwas.“ Unterbrach Letho uns.

Ich überlegte schnell, wir waren jetzt gleich bei Keiras Boot, was für Monster schlichen da rum? Ein Grinsen huschte über meine Lippen. „Ertrunkene, zwei maximal drei Stück.“ Verriet ich ihnen. Skeptisch blickte Gaetan mich an, „Woher willst du das wissen? Selbst mit Hexersinnen ist es schwer auf diese Entfernung auszumachen.“ Er glaubte mir nicht, so viel war klar. „Ich weiß es einfach.“ Entgegnete ich.

„Levi, denkst du ich könnte, …?“ fragend schaute ich Letho an. Er seufzte, „Es ist eine dumme Idee. Was ist mit deinem Kopf oder deiner Erschöpfung? Du bist vorhin sogar kurz eingeschlafen?“

Ich schob meine Unterlippe vor, „Das könnte mich von meinen Kopfschmerzen ablenken.“ Warf ich ein. „Deine Kopfschmerzen könnten deine Konzentration stören.“ Widersprach er. „Außerdem könnte dich dein Oberschenkel in diesem Gelände behindern.“ Merkte er an.

„Es wäre aber eine gute Übung für mich. Und ich hatte schließlich weder gestern noch heute Training.“ Meinte ich. „Dafür wurdest du niedergeschlagen und beinahe gefressen, das war genug Aufregung für dich heute.“ Wollte er die Diskussion beenden.

„Es waren tatsächlich zwei Ertrunkene.“ Meinte Gaetan da plötzlich. Ich schaute zu ihm rüber und sah noch, wie er sich wieder in den Sattel schwang. „Ich wollte die erledigen! Wie unfair!“ schmollte ich nun wirklich und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Ist sie jetzt tatsächlich beleidigt, weil ich die Biester entsorgt habe?“ fragte er verdutzt. „Frag nicht.“ Seufzte Letho nur und trieb sein Pferd weiter. Trotz seines Kommentares lehnte ich mich wieder in seine Arme und ließ mich von dem leichten schaukeln des Schritts in einen Dämmerschlaf wiegen. Von hier aus war es nicht mehr weit bis zur Hütte und Störungen sollte es auch eigentlich keine mehr geben. Ich konnte mich für den Moment ein wenig ausruhen. Denn so ungern wie ich es zugab, aber Letho hatte recht, die Ereignisse und die fehlende Nachtruhe hatten mich ziemlich erschöpft.
 

Das zuschlagen einer Tür und schwere Schritte auf einem hölzernen Boden rissen mich aus dem Schlaf. „Hoffe ihr habt nicht zu lange warten müssen.“ Polterte Zoltan los. „Psst, sie schläft.“ Konnte ich Letho hören.

Ich drehte mich zur Seite und öffnete die Augen, wie kam ich ins Bett? Und wo war ich überhaupt? Das letzte, an das ich mich erinnerte war, dass ich in Lethos Armen eingedöst waren. „Bin wach.“ Murmelte ich und richtete mich auf.

Ein kurzer Blick genügte und ich stellte fest, dass wir wohl bereits in Keiras Hütte waren. Allerdings sah es hier ziemlich chaotisch aus. Entweder hatten die Hexenjäger her gefunden oder die Bauern hatten alles durchsucht, als sie feststellten, dass Keira nicht mehr da war. Verschlafen rieb ich mir die Augen und sah mich genauer um, Letho lehnte bei der Tür an der Wand und Gaetan schien auf einem Stuhl zu dösen. Meine Rüstung, die Schwerter und meine Stiefel lagen griffbereit neben dem Bett. Daher zog ich sie an, während Letho Gaetan weckte, in dem er unsanft gegen den Stuhl trat.

„Soll ich dann?“ fragte ich und hielt das Xenogloss hoch.

Letho nickte und ich hoffte, dass dieses Ding auch wirklich funktionierte. „Keira? Keira kannst du mich hören? Wir haben deine ehemalige Hütte erreicht.“ Sprach ich in das magische Gerät. Eine Zeitlang war es still und ich versuchte es noch einmal. „Keira? Hallo?“ fragte ich dieses Mal etwas lauter.

„Alanya? … Die Verbindung ist schlecht, … wo seid ihr?“ konnte ich die stark verzerrte Stimme der Zauberin hören. „Wir sind bei deiner alten Hütte. Du kannst uns abholen.“ Sprach ich erneut in das Gerät.

Man konnte ein rauschen und Knistern hören, so als ob Keira versuchte etwas zu sagen, doch ich verstand kein einziges Wort. Ich hoffte nur, dass sie uns trotzdem verstanden hat und das Portal öffnete.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Aufgabe:
1. Wer dich niedergeschlagen hat, ist nicht schwer zu erraten. Das Warum allerdings auch nicht. Auf jeden Fall bemerkst du sicher bald, dass deine Sachen durchwühlt wurden und dein Geld weg ist. Offenbar wurdest du schlichtweg des Geldes wegen überfallen. Nicht gerade beste Gastfreundlichkeit, wie sicher auch die Hexer finden werden, wenn sie davon hören. Allerdings haben die Gleiches wohl selbst auch schon erlebt. Unangenehmerweise ist auch deine Kleidung verrutscht und lässt ahnen, dass jemand sogar in deiner Kleidung selbst nach Geldverstecken gesucht hat. Obendrein bist du gefesselt worden und findest dich in einer Ecke im Stall wieder.
2. Wie lange du bewusstlos warst, kannst du nicht ganz genau sagen, aber eine oder zwei Stunden waren es mindestens, sonst hättest du ja mitbekommen, wie man deine Sachen durchsuchte. Von denen ist jedoch keine Spur mehr und vielleicht solltest du von Glück reden, dass das missmutige Pferd nicht nach dir getreten hat.
3. Es ist an dir, dich zu befreien. Vielleicht hörst du noch Gespräche unter den Leuten vor Ort, die sich darüber beraten, wie und wann sie dich den Schwarzen übergeben sollen, um das Kopfgeld zu erhalten.
4. Sucht nach Gaetan, vielleicht schließt er sich euch an.
5. Macht euch schließlich auf den Weg zu Keiras Hütte. Immerhin läuft euch die Zeit davon und euer Portal erwartet euch gewissermaßen. Keira ist schließlich nicht gerade für ihre Geduld bekannt und verärgern willst du sie bestimmt nicht. Komplett anzeigen

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