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Meine Reise

Kein Traum, Hexer gibt es wirklich
von

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Die Ruhe vor dem Sturm

Unruhig warteten wir die nächsten Augenblicke. Ich wusste nicht ob Keira uns wirklich verstanden hatte und nun das Portal öffnen würde. Wenn nicht, säßen wir in einer ziemlichen Zwickmühle, denn die Hexer hatten die Pferde bereits in die Freiheit entlassen, aber es wäre ja sowieso nicht so gewesen, als das die uns bis nach Kaedwin hätten tragen können. Ich fand es ja schon erstaunlich, dass sie uns bisher gebracht hatten.

Falls Keira uns tatsächlich nicht abholen sollte, hätten wir keinerlei Möglichkeit rechtzeitig zurück nach Kaer Morhen zu kommen. Ich hatte mich wieder auf das Bett gesetzt und Letho seinen Posten an der Tür und dem Fenster bezogen. Er behielt den Bereich vor dem Haus im Auge, für den Fall, dass sich jemand ungebetenes nähern sollte.

Plötzlich fingen unsere Amulette stark an zu vibrieren und Letho stieß sich sofort von der Wand ab. Auch ich sprang vom Bett auf und eilte zum Fenster. Tatsächlich, draußen öffnete sich ein Portal. Es trat aber niemand daraus hervor und das Xenogloss ergab erneut rauschende Geräusche von sich. Das Portal war wohl wirklich für uns.

„Also, dann mal los.“ Versuchte ich mir Mut zu machen, als wir das Haus verließen. „Oh nein! Niemand etwas von Portalen gesagt!“ konnte ich Gaetan murmeln hören. Was hatte er denn gedacht, wie wir hier ohne Pferde wegkommen wollten? Es blieb nur ein Portal für eine schnelle Reise.

Die Reihenfolge war schnell ausgemacht, erst Letho, dann Zoltan, dann ich und zum Schluss Gaetan. Als ich auf der anderen Seite des Portals hinaustrat, fing Letho mich auf, damit ich nicht wieder mit der Nase zuerst im Dreck landete. Ich machte den Bereich vor dem Portal dann schnell für Gaetan frei, damit er nicht über mich stolpern konnte.

Doch ich hätte es theoretisch nicht gebraucht, er trat recht normal daraus hervor, was mich darauf schließen schließ, dass es nicht seine erste Reise war, aber er war bei weitem noch nicht so elegant dabei wie eine der Zauberin. Er wankte leicht und wenn man genau hin sah, konnte man eine leichte Grünfärbung um seine Nase herum erkennen. „Ich hasse Portale.“ Murrte er, als es sich hinter ihm schloss.

„Was hat so lange gedauert!? Portale sind keine einfache Magie!“ zeterte Keira auch sofort los. Seufzend drehte ich mich zu ihr um, „Hallo Keira.“ Begrüßte ich sie. Sie streckte die Hand aus, „Das Xenogloss!“ forderte sie. Als ich es ihr reichte, riss sie es mir förmlich aus der Hand. „Bist du völlig wahnsinnig? Man fässt keine magischen Gegenstände mit Demeritium an! Und was hast du damit überhaupt gemacht? Es ist ja völlig demoliert!“ keifte sie weiter. „Ja mir geht es auch gut, schön, dass wir wieder hier sind. Ja es gab Probleme unterwegs.“ Murrte ich leise.

Gaetan lachte leise, ehe sich seine Mine plötzlich verfinsterte. Schwere, sehr schwere Schritte näherten sich hinter mir. Angespannt griff der Hexer der Katzenschule nach seinem Silberschwert. Stirnrunzelnd drehte ich mich um, als ich schon hoch gehoben wurde. „Alana wieder da! Hat Hexer gut auf Weibchen aufgepasst?“ fragte mich der große Troll. Ich nickte, „Hallo Peng, ja hat er. Aber lass mich bitte wieder runter.“ Bat ich. Vorsichtig setzte er mich wieder ab.

„Was zum, … Ein Troll in einer Hexerschule?!“ schrie Gaetan schon fast. Ich grinste verlegen, „Naja, eigentlich drei.“ Gestand ich. „Drei Trolle? Was machen die hier?“ fragte er entsetzt.

„Ähm, ich hatte sie hergeholt, damit sie uns gegen die wilde Jagd helfen.“ Antwortete ich.

„Ich wusste ja, dass die Wölfe merkwürdige Ansichten haben, aber dass das auch für euch Vipern gilt…“ er wischte sich mit der Hand durchs Gesicht. Der Troll war glücklicherweise bereits weiter gegangen und hörte den Hexer nicht mehr. Auch Keira ist vorerst gegangen, aber ich konnte mir gut vorstellen, dass ich demnächst bei ihr aufschlagen dürfte, damit ich ihr alles erzählte.
 

„Noch irgendwas, dass ich wissen sollte?“ grummelte Gaetan. Ich nickte, aber zog es vor, etwas näher an Letho stehen. „Ähm, was hälst du von Vampiren?“ fragte ich ihn leise. Seine Augen weiteten sich erst, ehe er sie gefährlich verengte. Schnell trat ich den letzten Schritt zu Letho, um notfalls hinter ihm Deckung suchen zu können.

„Springen die hier etwa auch rum?“ knurrte die Katze. „Ja, aber keine Niederen.“ Mischte sich mein Hexer ein, der mich recht amüsiert musterte. „Ihr lasst hier Katakane frei rumlaufen?“ fragte er ungläubig. „Ähm nein, eine Begegnung mit einem reichte mir. Ich spreche von echten, wahren höheren Vampiren.“ Entgegnete ich. „WAS!!“ bei dem Schrei, sprang ich schon fast hinter Letho und spähte nur vorsichtig um ihn herum. „Wo bin ich hier nur reingeraten?“ stöhnte Gaetan gequält.

„Vielleicht sollten wir erst einmal reingehen.“ Versuchte Letho die Situation zu entschärfen.
 

„Ah hatte schon gedacht, ihr kommt gar nicht mehr wieder. Wo bleibt ihr denn? Der Zwerg ist schon drinnen.“ Konnte ich Eskels Stimme hören, als ich mich ihm zuwandte, um ihn zu begrüßen, sah ich wie er stockte und Letho anstarrte. Dann blickte er zu mir und dann zu Gaetan.

„Fehlt hier nicht wer?“ fragte er dann. Ich runzelte die Stirn, bis es mir einfiel, was er meinen könnte.

„Letho, der Ring.“ Meinte ich nur. Eskel wusste ja nichts von der Tarnung. „Weiß Zoltan eigentlich, wer du wirklich bist?“ fragte ich Letho dann. Er zuckte mit den Schultern, „Hab mich ihm als Levi vorgestellt.“ Meinte er, als er sich den Ring abnahm. „Eskel, das ist Gaetan. Gaetan, das ist Eskel, falls ihr euch noch nicht kennen solltet.“ Stellte ich die beiden Hexer vor, sie nickten sich zum Gruß zu.
 

„Wie geht es Vesemir?“ wollte ich dann wissen, während wir über die Höfe gingen. „Er verkriecht sich zumindest nicht mehr in seinem Zimmer.“ Murmelte er zu Antwort, „Sondern?“ hakte ich nach. „Er braut Tränke unten im Labor und denkt, wir würden das nicht mit kriegen. Wir lassen ihn in dem Glauben.“ Seufzte der Hexer. „Ist besser, als wenn er die ganze Zeit in seiner Kammer hockt und grübelt.“ Stimmte ich zu. „Und sonst?“ fragte ich noch.

„Außer das Regis eine halbe Klinik aufgebaut hat, Lambert eine Bombe nach der anderen Baut und Ves sich ständig mit irgendwelchen Büchern verkriecht? Ansonsten derselbe Wahnsinn, wie vor eurer Abreise.“ Erklärte er.

„Dettlaff und Roche?“ wollte ich wissen. „Gehen sich so gut es geht aus dem Weg.“ Seufzte der Hexer. Also ist es wenigstens noch zu keiner Katastrophe gekommen.

„Und bei euch alles gelaufen wie geplant?“ fragte Eskel im Gegenzug. „Wann läuft es denn mal nach Plan, Velen bereitet immer Probleme.“ Grummelte ich. Doch bevor er weiter nachhaken konnte, lenkte Letho ihn ab. Er wollte wissen, ob er die gekauften Zutaten lieber zu Vesemir oder zu Lambert bringen sollte.

Ich war froh drüber, so wirklich wollte ich über den Angriff nicht sprechen, oder die Möglichkeit, dass es ein Kopfgeld auf mich gab. Seufzend betrat ich die Zitadelle. Als ich den Hauptraum betrat, konnte ich sehen, was Eskel meinte. Ein Bereich war abgetrennt, davor stand eines der Bücherregale, gefüllt mit Verbänden, Tinkturen und anderen Krams, dass man wohl für medizinische Eingriffe benötigte. Es sah aus, als würde Regis ein Lazarett für eine ganze Armee aufbauen. In der anderen Ecke stand Lambert an seinem Tischchen und bastelte an etwas. Von den anderen war vorerst nichts zu sehen.

„Hey, Lambert, hab da, wenn mitgebracht, den du kennen könntest.“ Begrüßte ich den dunkel haarigen Hexer, als ich zu ihm rüberging. „Na Furie, wieder da?“ begrüßte er mich im Gegenzug. „Furie? Merkwürdiger Spitzname.“ Warf Gaetan ein.

Sofort drehte Lambert sich um, „Gaetan?!“ Die beiden schlossen sich in eine feste Umarmung. „Hab das mit Aiden gehört.“ Konnte ich die Katze murmeln hören. „Wir haben ihn gerächt.“ Entgegnete Lambert und entließ die Katze aus der Umarmung. Ich überließ sie sich selbst und ging zu dem abgetrennten Bereich. Vesemir und Ves könnte ich später hallo sagen.
 

„Hallo Regis, ich sehe du bereitest alles für eine Katastrophe vor.“ Meinte ich, als ich ihn erreichte. Doch er war nicht allein Mäussack war bei ihm. „Hallo Alanya, wie war deine Reise?“ wollte der Vampir wissen. „Länger als ich gedacht hatte, hätte schon beinahe befürchtet wir kämen zu spät hier an. Gab ein paar Komplikationen unterwegs.“ Gab ich zu. „Ich hoffe es war nichts schlimmes?“ fragte er weiter. „Naja, wir sind heile hier angekommen. Das ist doch die Hauptsache.“ Wich ich seiner Frage aus und versuchte unauffällig meine Ärmel ein wenig mehr über die Handgelenke zu ziehen. Skeptisch sah er mich an, „Wenn irgendetwas ist, du kannst immer zu mir kommen.“ Bot er an. Ich nickte unverbindlich.

„Aber du hast Mäussack ja noch gar nicht getroffen. Er ist der Hierophant auf Ard Skellig.“ Lenkte der Vampir ein. „Ist mir ein vergnügen.“ Ich reichte ihm die Hand. Der Druide nahm sie, „Ebenso, hab da ja schon so einige Geschichten über dich gehört.“ Lächelte er freundlich. Ich verzog das Gesicht, „Je nachdem wer sie erzählt hat, wohl nicht viel gutes.“ Murmelte ich.

Das brachte die beiden zum Lachen. „Es war recht gemischt.“ Gab er zu. „Aber keine Angst, ich vorverurteile keinen.“ Fügte er dann noch hinzu. „Kann ich euch irgendwie behilflich sein?“ wollte ich vom Thema ablenken. „Oh tatsächlich, das könntest. Wenn es keine zu große Bitte ist, …“ fing der Vampir an. Neugierig sah ich ihn an. „Naja, Lambert hatte die letzten Tage Küchendienst.“ Murmelte Regis und fummelte nervös an den Riemen seiner Tasche rum.

Ich lachte kurz, „Ich verstehe. Nein das ist kein Problem. Ich werde gleich mal sehen, was die Küche hergibt.“ Die beiden sahen tatsächlich erleichtert aus. „Achja, Zoltan war ziemlich aufgebracht, als er erfuhr das du hier bist und vorher keinen hast wissen lassen, dass du noch lebst. Und es gibt einen weiteren Hexer hier, der zwar weiß, dass hier Vampire sind, aber nicht wer es ist.“ Warnte ich ihn vor.

Regis nickte, „Ich werde mich wohl dem Zorn des Zwerges stellen, sobald er mit Hjalmar zurück ist.“ Lächelte er. „Oh, was machen die beiden denn?“ wollte ich wissen, schließlich waren uns die beiden nicht entgegen gekommen und waren irgendwo in der Festung.

„Hjalmar hat sich bereit erklärt, sich mit ihm eine Kammer zu teilen. Er zeigt sie ihm gerade.“ Erklärte der Druide. „Ah, verstehe. Ist Triss den bereits auch angekommen?“ fragte ich nach. Regis schüttelte den Kopf, „Nein, bisher nicht. Aber Keira hält sich da ziemlich bedeckt.“ Erzählte er.

„Gut, dann werde ich mal sehen, was ich so zaubern kann, um eure hungrigen Mägen zu füllen.“ Grinste ich und machte mich auf den Weg in die Küche.

Vorher machte ich aber einen Abstecher in einen anderen Bereich. Es gab einige Rüstungsständer im Erdgeschoss, darauf steuerte ich zu. Ich wollte meine Rüstung und die Schwerter nicht die ganze Zeit tragen, wenn ich in der Küche am arbeiten war, aber ich wollte sie aber auch nicht hoch ins Zimmer bringen, oder irgendwo auf dem Boden liegen lassen.

Ich platzierte sie auf dem Ständer und lehnte dann meine Schwerter daran. Da sollten sie nicht stören, waren aber immer in Reichweite, sollte es nötig sein.

Ich atmete noch einmal tief durch, ehe ich die Küche betrat, doch das erwartete Chaos fand ich nicht vor. Zumindest nicht in dem Ausmaß, wie ich es befürchtet hatte. Es gab keine alten Essensreste, die irgendwo rumstanden und das Geschirr stand abgespült auf einem Tisch und musste nur noch weggeräumt werden. Ich musste gestehen, ich war positiv überrascht.
 

Ich prüfte die Vorräte, Brot war keines mehr da, aber es lagen einige Kaninchen bereit. Bei der Vorstellung, diese über dem Feuer zu grillen knurrte mir der Magen. So laut, dass ich befürchtete, dass die Hexer und Vampire es hörten.

Durch den Stress der Reise hatte ich gar nicht bemerkt, wie hungrig ich eigentlich war. Seit dem gestrigen Frühstück im Chamäleon hatte ich nichts mehr gegessen. Es würde also Kaninchen geben. Dazu vielleicht ein bisschen Gemüse und Brot würde ich auch Backen.

Ich machte mich also an die Arbeit. Ich spießte die Kaninchen auf und würzte sie ein wenig mit Salz, Pfeffer und einigen Kräutern, ehe ich sie über das Feuer hängte. Dann wischte ich den Tisch ab und bereitete den Brotteig vor. Als ich diesen geknetet hatte, stellte ich ihn abgedeckt zur Seite, so dass er noch ein wenig ruhen konnte.

Ich drehte das Fleisch auf den Spießen und räumte dann das saubere Geschirr weg. Mittlerweile hatte sich ein verführerischer Duft, nach gebratenem Fleisch in der Küche ausgebreitet, so dass mein Magen immer mal wieder knurrte.

Ich naschte ein wenig von den Rüben, um den ersten Hunger ein wenig zu mildern. Nachdem ich die Rüben und Kartoffeln geschält hatte, setzte ich Wasser auf. Sobald des heiß genug war, gab ich ein wenig Salz hinzu und dann das Gemüse. Zwischendurch drehte ich immer mal wieder die Spieße und pinselte etwas Honig gemischt mit Wasser drüber, damit das Fleisch saftig blieb, aber eine schöne Kruste bekam.
 

Als das soweit alles erledigt war, holte ich den Brotteig hervor und formte einige Laibe, die ich dann in die Glut legen konnte. Ich war gerade dabei, als sich die Tür öffnete. „Hatte ich doch recht. Bei dem guten Geruch aus der Küche kann es nur heißen, dass ihr zurück seid!“ hörte ich die erfreute Stimme von Ves. Ich blickte auf. Sie trug wirklich einen Stapel Bücher im Arm, so Eskel es bereits erzählte.

„Nun es hätte auch Eskel sein können, der kocht.“ Entgegnete ich. „Aber ja, wir sind zurück.“ Grinste ich. „Wen habt ihr mitgebracht?“ wollte sie wissen. „Einen Hexer, Gaetan und den Zoltan, einen Zwerg. Ich hoffe das ihr euch benehmt, auch wenn ihr in Vergen irgendwie auf gegnerischen Seiten standet.“ Verwirrt sah sie mich an.

„Woher weißt du das?“ fragte sie mich. „Ves, du solltest mittlerweile doch bemerkt haben, dass ich viele Dinge weiß. Auch über bestimmte Dinge die dich und Geralt betreffen.“ Zwinkerte ich.

Man konnte genau sehen, wann sie die Erkenntnis traf, sie wurde rot. „Was! Woher weißt du das?! Hat Geralt dir das erzählt? Dem werde ich, ...“ Dann wurde sie blass. „Du darfst das keinem weiter sagen, Vernon, ... er würde mich umbringen, er würde es nicht verstehen. Er würde mich aus der Einheit werfen!“ Sie war wirklich beunruhigt und besorgt darüber. „Keine Sorge, ich werde es niemanden sagen und nein Geralt hat es mir nicht verraten.“ Versprach ich ihr. Sie legte die Bücher ab. „Oh, dann wegen deiner Fähigkeit?“ fragte sie etwas beruhigter. Ich nickte. Sollte sie ruhig glauben, dass ich seherische Fähigkeiten hatte. Das machte den Kohl jetzt auch nicht fett, wenn man mich sogar schon für eine Auserwählte hielt.

„Konntest du etwas herausfinden?“ Ich nickte in Richtung der Bücher. „Oh ja, ja. Im letzten Buch, das ich mir genommen hatte. Aber hältst du das für eine so gute Idee. Ich meine in dem Buch wird davor gewarnt, dass es ein sehr schnelles tödliches Gift ist.“ Hinterfragte sie mich. „Ja, bei Hexern wirkt es anders, sie scheinen für einen gewissen Moment wie tot, das ist, was wir brauchen. Sie wachen nach einiger Zeit wieder auf und wir haben genug Zeit, um das Gegenmittel zu verabreichen.“ Versprach ich.

Sie sah aber immer noch nicht überzeugt aus. „Keine Sorge. Das wird klappen. Gibt es in dem Buch ein Rezept?“ Wollte ich wissen. „Ja, ich habe es abgeschrieben. Auch das Gegenmittel. Aber wer wird es brauen?“ Fragte sie mich.

„Ich werde es machen, falls Letho nicht noch etwas oben in seinen Sachen hat. Ich kam nur noch nicht dazu, dort nachzusehen.“ Erwiderte ich. „Du? Wie willst du das machen?“ Sie traute mir wohl nicht zu, dass ich Tränke brauen konnte.

„Letho hat mir beigebracht, wie man braut. Auch wenn er es für so etwas nicht vorgesehen hatte.“ Erzählte ich ihr. „Aber was, wenn etwas schief geht?“ Scheinbar kamen bei ihr langsam die Zweifel durch, nachdem die erste Euphorie für eine aufregende Abwechslung abgeklungen war.

Ich seufzte, „Ves, wenn du nicht mehr mitmachen willst, dann sag es jetzt. Ich werde das auch irgendwie alleine hinkriegen. Und wenn etwas schiefläuft, dann ist es so und es ändert nichts weiter. Ich werde nicht akzeptieren, dass die Zukunft in Stein gemeißelt ist. Wenn ich mich dafür mit dem Schicksal anlegen muss, mache ich das! Ich zwinge dich nicht, mir beizustehen. Aber ich muss wissen, ob ich mich auf dich verlassen kann!“ Fuhr ich sie an. Es war vielleicht ein wenig unfair ihr gegenüber, aber es schien, als wollte keiner begreifen, wie knapp die Zeit wirklich war. Leider konnte ich nicht abschätzen, wie lange Geralt noch brauchen würde, daher hatte ich selbst keine Ahnung, wie groß unser Zeitfenster noch war. Aber Triss war noch nicht da und sie sollte ja eigentlich vor Ciri hier sein. Vielleicht konnten wir uns daran orientieren.

„Nein, nein. Ich werde dir helfen. Aber was machen wir, wenn wirklich was schief geht?“ Wollte sie unsicher wissen.

„Dann nehme ich alles auf meine Kappe. Ich halte dich da raus, falls es wirklich aus dem Ruder läuft.“ Versprach ich ihr. Sie sah noch immer nicht vollends überzeugt aus, nickte aber.

„Gib mir die Rezepte am besten später, ich kann sie jetzt gerade nicht wegstecken.“ bat ich sie, um der Stille vorzubeugen, die sich anbahnte.

„In Ordnung, ich muss auch erst mal die Bücher wegbringen, bevor Vesemir hochkommt. Er weiß nicht, dass ich mir welche genommen hatte.“ Erklärte sie und nahm den Stapel wieder auf. Ich sah ihr stirnrunzelnd nach. Wenn die anderen mitbekommen haben, dass sie sich Bücher nimmt, wird Vesemir es wohl auch wissen. Merkwürdig nur, dass er es nicht angesprochen hat. Aber vielleicht hat er bei ihr nicht den Verdacht, dass sie das Wissen nutzt, um Unsinn anzustellen. Da stellte sich mir mal wieder die Frage, was Letho ihm damals bei unserer Ankunft erzählt hatte. Aber erzählen würde es mir wohl keiner von beiden.

Seufzend legte ich das letzte Brot zum Backen in die Glut und kümmerte mich weiter um das Essen.

Ich beschloss, dass ich im Laufe des Tages an Lethos Sachen musste, um zu sehen, ob er noch etwas von dem Gift hatte, oder ob ich selbst welches brauen müsste. Ich hoffte, es wäre noch welches da, dann könnte ich vorsichtshalber schon mal alles vorbereiten. Ich hatte schon eine grobe Idee, falls diese nicht funktionieren sollte, musste ich mich auf Ves und ihre Schießkünste verlassen. Etwas das ich sehr, sehr ungern tat, aber ich selbst war nicht gut genug, um es selbst zu machen. Ich würde bei dem Versuch wohl eher Vesemir umbringen, statt ihn zu retten.

In der Zeit, in der das Essen noch weiter vor sich hin garrte, räumte ich alle benutzen Utensilien wieder weg und fing an den Tisch draußen zu decken.

Wenn Regis und Mäussack schon hungrig waren, dürfte es den anderen wahrscheinlich nicht besser gehen.

Ich brachte gerade das Essen zum Tisch, während sich alle nach und nach einfanden. Als ich jedoch sah, wie sich Gaetan Roche näherte, hätte ich beinahe das Geschirr fallen lassen. „Du bist der Vampir?“ Fragte die Katze, den Kommandanten. Ausnahmslos alle starrten ihn an. Sogar Roche schien für einige Augenblicke völlig sprachlos zu sein, ehe er los polterte. „Ich bin garantiert keiner dieser verdammten Blutsauger! Wer hat diesen Unsinn behauptet?“ wollte er wissen. Gaetans Blick wanderte über die anwesenden. Über Mäussack und Regis schien er nicht einmal nachzudenken. Stirnrunzelnd ruhte sein Blick auf Ves.

Plötzlich trat Regis einige Schritte hervor, spielte nervös an dem Riemen seiner Tasche und räusperte sich. „Einer der Vampire wäre dann wohl ich.“ Gab er Preis. Gaetans ungläubiger Blick lag auf ihm, „Du? Aber du siehst aus wie ein Steuereintreiber oder Buchhalter!“ Warf der Hexer ihm vor.

Auf Regis Gesicht schlich sich ein sanftes Lächeln, „Nun eigentlich arbeite ich als Barbier-Chirurg.“ Klärte er auf. Der Katzen Hexer blinzelte ungläubig. „Ein Vampir als Barbier-Chirurg?“ Wiederholte er. Regis nickte.

„Ich glaube, ich bin in Ehrendorf doch gestorben. Trolle die eine Hexerfestung reparieren. Vampire die als Chirurgen arbeiten, Frauen die beleidigt sind, wenn man sie keine Monster töten lässt. Was kommt denn noch?“ Fragte er stöhnend und ließ sich auf die Bank plumpsen.

„Nein, leider ist alles wahr.“ Stimmte Vesemir seufzend zu.

Auch die anderen setzten sich nach und nach und sprachen leise mit einander.

Daher beeilte ich mich, das Essen aus der Küche zu holen.

Als Vesemir mich sah, kam er mir zur Hilfe, er nahm mir die Platten mit den Kaninchen ab und folgte mir dann in die Küche.

Jedoch nicht nur, um mir zu helfen, wie ich zuerst vermutet hatte.

„Was ist passiert?“ Wollte er wissen. Verwirrt schaute ich ihn an. „Was meinst du?“ Fragte ich ihn daher. Er zog eine Augenbraue hoch und blickte dann bedeutungsvoll auf meine Hände, bzw. meine Handgelenke. Schnell zog ich meine Ärmel wieder darüber. „Ich will nicht darüber sprechen.“ murmelte ich und machte mich daran, den Topf mit dem Gemüse und den Kartoffeln vom Herd zu nehmen.

„Du kannst immer zu mir kommen, egal wegen was. Das weißt du hoffentlich, oder?“ Wollte er wissen. Ich nickte, ja mit allem, außer seiner Rettung. „Ich möchte trotzdem nicht darüber sprechen. Ich will es nur vergessen.“ Meinte ich und drückte ihm den Topf in die Hand. Wenn er schon hier war, konnte er auch das schwere Zeug tragen.

Kopfschüttelnd ließ er sich das gefallen und brachte ihn zum Tisch. Ich folgte ihm und brachte die letzten Kleinigkeiten mit.

„Du hast ein Gedeck vergessen.“ Meinte Eskel auf einmal, als wir alle saßen. Ich sah in die Runde, aber es schienen alle da zu sein. „Äh wieso?“ Fragte ich daher verwirrt. „Avallac’h ist noch oben in seinem Zimmer.“ Gab Regis Auskunft. „Avallac’h? Wieso ist der hier?“ Meinte er das ernst? Ich hatte doch selbst gesehen wie er mit Yennefer und Geralt abgereist war.

„Aus demselben Grund, warum ihr hier seid. Ich bereite mich auf einen Kampf vor.“ Konnte man da die Stimme des Elfens hören.

„Das meine ich nicht, warum bist du hier und nicht bei Geralt und Yennefer?“ Wollte ich völlig irritiert wissen. „Das geht dich nichts an.“ Meinte er eisig und setzte sich. Herausfordernd sah er in die Runde, bis sich Eskel erbarmte und ihm ein Gedeck holte.

Ich aß mechanisch, während ich vor mich hin grübelte, bis Letho mich aus meinen Gedanken holte. „Was ist los? Du schienst ziemlich überrascht, ihn hier zu sehen.“ Sprach er mich leise an. Ich nickte, „Ja, er hätte zwar nicht mit abreisen sollen, aber ich glaube, wenn er bereits wieder hier ist, kann das kein gutes Zeichen sein. Er ist sehr von Ciri besessen, ohne einen triftigen Grund, würde er nicht ohne sie, vorzeitig zurück kommen.“ Murmelte ich genauso leise zurück.

„Du wusstest es also wirklich nicht?“ Hakte er noch mal nach. Ich schüttelte den Kopf. Erstaunt sah er mich dann an. Ich seufzte, „Letho, auch wenn es manchmal so wirken mag, ich weiß bei weitem nicht alles.“ Meinte ich. Aber so unbemerkt, wie ich gehofft hatte, war unser Gespräch nicht verlaufen. Zoltan hatte unseren Austausch mit Argusaugen beobachtet. Stirnrunzelnd behielt er uns im Auge.

Avallac’h hingegen sah skeptisch auf sein Essen, er hatte sich hauptsächlich Kartoffeln und Gemüse aufgetan, aber kaum Fleisch. „Ist es für deinen elfischen Gaumen nicht gut genug?“ Wollte ich von ihm wissen. Er blickte mich nur einmal kurz eisig an, ehe er wieder auf seinen Teller schaute. „Wenn es dir nicht schmeckt, geh nach draußen und fang dir Käfer, damit hattest du unterwegs auch keine Probleme.“ Schnaubte ich und widmete mich dann selbst wieder meinem Essen. „Alanya!“ Warnte Letho nur.

Stillschweigend beendete ich mein Mahl und wartete dann darauf, bis die anderen ebenfalls fertig waren. Avallac’h besaß diese Höflichkeit scheinbar nicht. Sobald er fertig war, stand er auf und verschwand wieder in seinem Turmzimmer. Aber was wollte man auch von jemanden erwarten der Caranthir aufgezogen hatte.
 

Etwas später, als ich den Abwasch erledigt hatte, saßen die meisten noch am Tisch. Sie unterhielten sich und tranken nebenbei. Bevor ich mich jedoch zu ihnen gesellen konnte, bat Zoltan mich um ein kurzes Gespräch.

„Also, wer von denen ist Levi?“ Wollte er wissen. Ich zog die Augenbraue hoch, hatte er das wirklich nicht mitbekommen? „Was denkst du, mit wem du unterwegs gewesen bist?“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich hätte zuerst an Lambert gedacht, aber der war ja hier, als ich ankam. Ich meine so wir ihr beide euch verstanden hattet.“ Argumentierte er.

„Nein, aus Lambert und mir wäre wohl eher nichts geworden.“ Entgegnete ich. „Es bleibt dann theoretisch nur einer, aber er kann es nicht sein. So wie er mit der kleinen Millie umgegangen ist, oder mit dir, als du völlig panisch warst.“ Überlegte er.

Ich verschränkte die Arme vor der Brust. „Und warum sollte er so etwas nicht machen?“ Wollte ich von ihm wissen. „Er ist so fürsorglich erschienen, als wir unterwegs waren. Aber, ich meine, sieh ihn dir doch an. Er ist ein grobschlächtiger Krieger.“ Zoltan blickte zu dem Tisch, wo die Hexer gerade lautstark über etwas lachten.

„Er ist ein Königsmörder.“ Meinte der Zwerg dann noch. „Und? Meinst du, er wäre so dicht an Foltest rangekommen, wenn er nicht mit Kindern umgehen kann? Er hat auf die beiden Bankade aufgepasst. Außerdem kann der äußere Schein trügen.“ Verteidigte ich meinen Hexer. Der Zwerg hob entschuldigend seine Hände, „Also seid ihr, du und Letho wirklich?“ Ich nickte. „Ja, wir sind in einer Beziehung.“ Bestätigte ich ihm. Skeptisch sah er mich an. „Na du wirst schon wissen, was du da tust.“ Murmelte er und stapfte davon.

Ich blickte ihm eine Weile nach, ehe ich zu den anderen schaute. Die Stimmung war ziemlich gelassen. Hjalmar hatte sich mittlerweile neben Letho gesetzt und die beiden schienen sich ziemlich angeregt zu unterhalten.

Das verwunderte mich einwenig, den auf denn ersten Blick wirkten sie doch ziemlich unterschiedlich. Aber alle schienen abgelenkt zu sein, es wäre vielleicht ein guter Zeitpunkt. Ich blickte noch einmal zu Letho und drehte mich dann zum Turm. Ich hoffte, Letho würde es verstehen, schließlich ginge es doch um Vesemirs Leben.

Nervös schlich ich die Treppe rauf, immer mal wieder lauschte ich nach unten, ob sich die Tür öffnete und mir jemand hinterherkam. Es schien alles ruhig zu bleiben, als ich oben ankam. Ich ging zu dem Schrank, in dem Letho seine Sachen aufbewahrte. Bei den Alchemie Sachen, die oben in einem Fach standen, war mir nichts aufgefallen, das nach dem Gift oder Gegengift aussah.

Vorsichtig griff ich nach seiner Satteltasche und zog sie aus dem Schrank. Immer wieder schaute ich über meine Schulter, in der Befürchtung Letho würde jeden Moment auftauchen.

Nach und nach leerte ich seine Taschen, in der Hoffnung das Gesuchte zu finden. In der ersten Tasche fand ich nichts. Sorgfältig verstaute ich alles wieder und wandte mich der nächsten Tasche zu. Ich hatte allerdings wenig Hoffnung, es war hauptsächlich unnützes Zeug darin, dass eigentlich in den Müll gehören würde. Zerbrochene Fläschchen, alte Stofffetzen, telweise mit etwas beschmiert von dem ich gar nicht wissen wollte, was es war und anderer Krimskrams.

Ich wollte die Suche schon aufgeben, als ich ein leises Klirren hörte, als mein Ring etwas aus Glas berührte. Zuerst dachte ich, es wäre eine weitere Scherbe, aber als ich danach vorsichtig tastete, stellte ich fest, dass es ein intaktes Fläschchen war. Ich zog es hervor. Vom Etikett war nicht mehr viel übrig und dadurch völlig unleserlich. Es könnte das Gift sein, es könnte aber auch alles Mögliche sein. Zumindest dürfte es kein Trank sein, da die Flasche nur zu einem Drittel gefüllt war. Bei einem Trank wäre die Flasche entweder ganz voll oder ganz leer, etwas dazwischen kam da nicht in Frage. Ich suchte weiter in der Tasche und fand weitere Fläschen, ein leeres und eines das halb voll war. Ich stellte sie zur Seite und schaute vorsichtshalber den Rest ebenfalls durch. Aber mehr fand ich nicht, zumindest nichts, das mir noch hätte mehr Informationen geben können.

Vorsichtig nahm ich die Fläschchen zur Hand und beschaute sie mir genauer. Wie Tränke sahen sie sie wirklich nicht aus. In dem leeren waren nur noch wenige Tropfen, die Flüssigkeit war blau, aber nicht trüb. Das halb volle Fläschen beinhaltete eine rötliche Flüssigkeit, die mir vertraut vorkam. Die dritte Flasche enthielt eine gelbliche klare Flüssigkeit. Ich hoffte, dass sie das Gift enthielt, denn wenn mich meine Erinnerung nicht trügte, war die rötliche Flüssigkeit das Gegenmittel, was ich Letho in Lindenthal verabreicht hatte. Aber ich war mir nicht ganz sicher, schließlich war ich da gefühlt, halb tot unterwegs. Ich räumte alles zurück in den Schrank, nur die drei Fläschchen nahm ich an mich. Sie würde ich später brauchen.

Ich wickelte die Fläschchen in einige der alten Stofffetzen und verstaute sie in meiner Gürteltasche, dort würde sie wahrscheinlich keiner finden.

Nachdem ich mich versichert hatte, dass alles wie vorher in dem Schrank verstaut war, schloss ich ihn wieder.

Durch die Befürchtung erwischt zu werden, war ich allerdings noch immer so nervös, dass ich mich nicht runter traute. Adrenalin rauschte noch durch meine Blutbahn, mein Herz raste und sogar meine Hände zitterten ein wenig. Letho würde sofort mitkriegen das etwas nicht stimmte. Um mich ein wenig zu beruhigen, setzte ich mich an den Tisch, auf dem meine Schreibsachen lagen.

Ich blätterte in meinen Unterlagen umher, bis mir der Brief in die Hände fiel, den mir Geralt mit gebracht hatte. Ich starrte auf das Siegel, es sah leider immer noch aus wie ein Handspiegel. Ich atmete tief durch, vielleicht sollte ich wirklich mal nachschauen, was darin stand. Nur dadurch könnte ich meinen Verdacht zerstreuen, oder auch bestätigen, wer der Verfasser war.

Doch es war gar nicht so einfach, wie ich gedacht hatte. Das Wachssiegel wollte sich einfach nicht brechen lassen. Egal was ich versuchte, ich bekam den Brief nicht auf. Ich zog so sehr daran, dass das Papier eigentlich hätte reißen müssen, aber es gab einfach nicht nach.

Es war, als wäre der Brief magisch versiegelt worden. Probeweise hielt ich das Vipernamulett an den Brief, aber es reagierte nicht. Es hatte aber auch nicht bei dem Handy reagiert oder den kleinen Teilen aus Plastik. Hatte vielleicht wirklich alles miteinander zutun?

Seufzend legte ich den Brief zurück, vielleicht brauchte man eine Art Passwort oder Zauberformel, um ihn zu öffnen. Ich sah mich kurz im Zimmer um, aber es gab sonst nichts weiter, dass mich jetzt noch weiter ablenken hätte können.

Zumindest hätte ich jetzt die Ausrede mit dem Brief, falls Letho mich ansprechen würde, und ich würde ihn nicht wirklich anlügen.

Aber ich hoffte, dass es erst gar nicht soweit kam. Ich machte mich wieder auf den Weg runter zu den anderen.

Diese Treppen nervten wirklich, ich hatte zwar mittlerweile eine sehr gute Kondition, aber mehrere Stockwerke im Kreis rauf oder runter zu laufen, meiner Meinung nach völlig sinnlos. Es gab ja noch nicht einmal Fenster, nur grobes Mauerwerk.
 

Aber endlich war ich unten angekommen, die Hexer saßen bis auf Vesemir noch alle am Tisch. Auch Ves, Roche und Hjalmar saßen dort noch, neben den Vampiren. Es verwunderte mich ein wenig, es war selten, bis eigentlich noch gar nicht vorgekommen, dass sie alle friedlich am Tisch saßen.

Ich zog eine Augenbraue hoch, als ich sah, dass an meinem Platz bereits ein Krug stand und scheinbar auch für mich gedacht war. Ich sollte wohl mittrinken, aber nach so einem Tag hatte ich mir das wohl auch verdient oder eher bitternötig.

Ich ließ mich neben Letho auf die Bank plumpsen, er sah mich kurz fragend an, aber ich schüttelte nur den Kopf. Ich wollte ihn nicht anlügen müssen, wenn es nicht erforderlich war.

„Und wie war es in Velen?“ Wandte sich Ves an mich. Ich zuckte mit den Schultern. „Nass, kalt und ungemütlich.“ Brummte ich abweisend.

„Das meine ich nicht, gibt es etwas Neues von dort?“ Fragte sie noch einmal. „Außer das die Leute in Novigrad noch verrückter geworden sind? Nein eigentlich nicht.“ Murmelte ich.

„Was meinst du?“ Wollte Dettlaff wissen. „Will nicht drüber reden.“ Entgegnete ich.

Aber Letho fand es wohl mittlerweile recht amüsant, was mir auf dem Platz des Hierarchen passiert war.

„Warum erzählst du nicht, was der Kerl auf dem Markt von dir wollte?“ Lachte er leise. Sofort waren die anderen natürlich neugierig. „Nein, das geht sie nichts an. Es gibt hier Leute, die das in den falschen Hals kriegen könnten.“ Zischte ich ihn an.

„Erzähl schon, es wird schon nicht so schlimm sein.“ Wollte Ves mich ermutigen. Ich schüttelte den Kopf. „Es ist auch nicht schlimm.“ Bestätigte Letho. Ich funkelte ihn an. Aber es schien ihn nicht wirklich zu interessieren. Er unterhielt sich unterdessen mit Hjalmar.

Ich schaute in die Runde am Tisch, alle sahen mich mehr oder minder neugierig an. Selbst Gaetan. Ich überlegte kurz, ob ignorieren eine Option wäre, aber vermutlich wäre es das nicht. Gespannt sah Letho mich mittlerweile an. „Warum verrätst du uns nicht, das Geheimnis des ewigen Feurs, für das die Welt noch nicht bereit ist?“ Stichelte er. „Das kriegst du zurück!“ Zischte ich ihm zu. Doch er hob nur herausfordernd seine Augenbraue.

„Was für ein Geheimnis?“ Fragte Roche unerwartet.

Ich seufzte ergeben, „Als wir in Novigrad waren, kam ein Kerl zu mir und bat um meinen Segen. Er war davon überzeugt, dass ich die auserwählte des ewigen Feuers sei und Menge mein verstorbener Mann.“ Gaetan sah mich angeekelt und die anderen geschockt an.

„Ich habe ihm irgendwas erzählt, damit er mich endlich in Ruhe ließ.“ Seufzte ich. „Und das Geheimnis?“ Fragte Ves.

„Ich erzählte ihm anschließend, dass das ewige Feuer wolle, das wir unseren nächsten lieben sollen, wie uns selbst. Egal was oder wer der andere ist. Weil wir nach dem Tod alle gleich sind und es passieren könnte, dass wir als das wiedergeboren werden, was wir nicht respektiert haben.“ Erklärte ich. Es war auf einmal Mucksmäuschen Still. Regis war der Erste, der anfing zu lachen und alle anderen stimmten mit ein.

„Dir ist schon klar, wenn du so jemanden etwas als Geheimnis verkaufst, das er es unter Garantie weiter erzählt?“ Fragte Eskel, der sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln wischte. „Natürlich.“ Grinste ich nun, was die anderen erneut zum Lachen brachte.
 

„Das war entweder sehr mutig oder sehr dumm von dir.“ Mischte sich eine arrogante Stimme ein. Avallac’h war aus dem Turm gekommen und schien es sich, mit einem Buch am Feuer bequem zu machen. Fragend sah ich ihn an. „Natürlich wird es sich herum sprechen, was du ihm gesagt hast. Die meisten werden es ihm sicherlich nicht glauben, aber die, die es tun, werden sich in zwei Gruppen spalten. Die einen, die ab sofort danach Leben werden und dich nur noch mehr als Auserwählte sehen und die, die dich dafür hassen werden. Für die wirst du ein Ketzer sein, den es zu vernichten gilt.“ Prophezeite der Elf.

Ich zuckte mit den Schultern, „Und? Ich habe sowie so nicht vor, noch einmal nach Novigrad zu reisen.“ Tat ich es ab. „Ich sehe, es war Dummheit. Diese Geschichte wird mittlerweile schon lange die Stadtmauern verlassen haben.“ Entgegnete er und widmete sich seinem Buch.

Die Stimmung war auf einmal nicht mehr so heiter. „Er könnte recht haben.“ Sinnierte Regis nachdenklich.

„Ach quatsch.“ Meinte ich und widmete mich meinem Getränk. Eskel und Lambert setzten ihr Kartenspiel fort, während Dettlaff und Roche versuchten sich gegenseitig nieder zu starren. Mit halbem Ohr hörte ich Letho und Hjalmar zu, die sich über Skellige unterhielten. Letho war schon sehr lange nicht mehr dort gewesen und wollte wissen, was dort alles passiert war. Der Rothaarige erzählte es ihm bereitwillig.

Während die Zeit verstrich, beobachtete ich unauffällig Ves. Nach und nach rückte sie Roche näher. Vielleicht hatte sie endlich den Mut gefasst, zu versuchen ihm klar zu machen, dass er mehr für sie ist, als nur ihr Kommandant.

Und je mehr Alkohol er trank, desto empfänglicher wurde er scheinbar für ihre Reize. Zwischendurch hatte er sogar schon mehrmals seinen Arm um ihre Hüfte gelegt. Ich hoffte für Ves, dass das ganze nicht mit einem gebrochenen Herzen enden würde, sobald Roche am nächsten Morgen wieder nüchtern war.
 

Regis gab gerade eine Runde seines Liköres aus und auch ich wollte mir ein kleines Glas nehmen. Ein Schluck würde schon nicht schaden und außerdem schmeckte der verdammt gut. Aber Letho hatte es natürlich bemerkt und hielt mich auf. „Das ist keine gute Idee, du weißt, wie du auf Alraune reagierst.“ Merkte er an. „Na und. Ein Schluck kann schon nicht schaden.“ Entgegnete ich.

„Denk an heute Vormittag.“ Deutete er an. Ich konnte sehen, wie Gaetan grinste, „Du konntest nicht mal auf einem Pferd sitzen.“ Verkündete er. Ich wurde sofort wieder knallrot. Lambert hatte die Unterhaltung gehört und wollte es nun genauer wissen. „Verdammte Hexersinne!“ Fluchte ich darauf hin.

Aber das brachte nur zusätzlich die Aufmerksamkeit von Eskel. „Wieso? Was war denn heute Vormittag?“ Fragte er ebenfalls. „Nichts!“ Erwiderte ich sofort. „Das nennst du nichts?“ Wollte Gaetan nun lachend wissen. „Gaetan!“ Warnte ich ihn, doch er schien nicht wirklich beeindruckt davon. „Also was war heute Vormittag?“ Wandte sich Lambert nun an die Katze.

Schelmisch blickte dieser nur kurz zu mir, ehe er sich leicht zu Lambert lehnte. „Die Kleine hat sich von Letho so hart nehmen lassen, dass sie anschließend nicht mal auf einem Pferd sitzen konnte. Man hat sie im ganzen Dorf gehört.“ Tischte er auf.

Mein Kopf brannte vor Hitze, alle blicke lagen auf mir. „Für ein solches Gespräch bin ich eindeutig noch zu nüchtern.“ Murmelte ich und griff nach der Schnapsflasche, die auf der anderen Tischseite stand. Doch es war wohl keine so gute Idee gewesen.

Dadurch, dass ich mich über den Tisch strecken musste, rutschte mein Ärmel natürlich hoch und entblößte mein Handgelenk. „Sind das Fesselmale?“ Fragte Ves mich erschrocken. Sofort zog ich mich zurück und versuchte, es zu verbergen, aber es war zu spät, alle hatten es gesehen. „Wer war das?“ „Was ist passiert?“ Wollten sie alle auf einmal wissen, nun fast alle. Zoltan, Gaetan und Letho wussten bereits, woher sie stammten und Roche starrte Letho entsetzt an.

„Ich will nicht darüber sprechen.“ Versuchte ich ihren Fragen abzuwehren. Doch sie hörten nicht auf, beschuldigten zum Teil sogar Letho. „Verdammt, könnt ihr nicht einfach mit euren Fragen auf hören, wenn jemand sagt, dass man darüber nicht sprechen will!? Ich wurde heute Morgen niedergeschlagen, gefesselt und eingesperrt, bevor ich beinahe von einem Scheiß verdammten Nekrophagen bei lebendige Leibe gefressen worden wäre.“ Wetterte ich. Dabei hatte ich meinen Krug so fest auf den Tisch gehauen, dass er zerbrach. Keuchend sah ich auf die Scherben. „Entschuldigung, ich will es am liebsten einfach nur vergessen.“ Flüsterte ich, als ich mich wieder hinsetzte. „Wenn ich fragen darf, wie kam es dazu?“ Wollte Regis wissen. Ich atmete tief durch, „Weil ich mich mal wieder nicht unter Kontrolle hatte und dann zu stolz war, mich zu entschuldigen. Ich bin einfach alleine weitergeritten.“ Erklärte ich kurz. Die Stille war bedrückend, langsam stand ich auf. „Ich brauche etwas frische Luft.“ Murmelte ich und verließ den Tisch. „Was für ein Temperament.“ Hörte ich Hjalmar noch murmeln.

Ich ging nur ein paar Meter, ehe ich mich an die Mauer auf den Boden setzte. Ich zog die Knie an und umschlang sie mit meinen Armen.
 

Ich saß eine ganze Zeitlang so da und starrte einfach nur in den Himmel. Ich dachte nicht wirklich an etwas, sondern starrte nur ins Leere und genoss, wie die Kälte mein Gemüt ein wenig abkühlte. Nach einiger Zeit hörte ich leise Schritte und ein zaghaftes Rufen. Es war Ves, sie suchte nach mir, doch ich tat nichts, um ihre Aufmerksamkeit gezielt auf mich zu richten.

Leider fand sie mich trotzdem, ungefragt setzte sie sich neben mich. „Es tut mir leid, ich wollte nicht...“ Fing sie an. Ich seufzte. „Ist schon gut, früher oder später hätten es eh alle gesehen.“ Murmelte ich. „Letho und Gaetan haben alles erzählt, was passiert ist. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie das sein muss.“ Erklärte sie und legte einen Arm um mich.

Ich konnte den Trost gebrauchen und lehnte mich in ihre Umarmung. „Ich glaube, keiner so wirklich verstehen, was Todesangst bedeutet, wenn man nicht selbst so etwas erlebt hatte. Ich hatte solche Panik, dass ich anfangs selbst Letho und Zoltan nicht erkannt hatte.“ Schniefte ich. Ves sagte nichts, sie hielt mich einfach nur fest.

„Man sagt ja immer, im Angesicht des Todes, würde sich das ganze Leben vor dem inneren Auge abspielen, aber das stimmt nicht. Das einzige an das ich denken konnte, war, wie leid es mir tut, dass ich mich nicht von Letho verabschieden konnte und ob er überhaupt mein Schicksal erfahren würde, oder ob er denkt, ich hätte ihn einfach verlassen.“ erzählte ich nach kurzer Zeit einfach weiter.

„Du hast ihn wirklich gern, oder?“ Wollte sie wissen. Ich nickte, „Das wäre eine Untertreibung. Ich liebe ihn wirklich.“ Gestand ich. „Aber er ist ein Königsmörder.“ Meinte sie. „Na und, wenn er es nur für Münzen getan hätte, wäre es vielleicht etwas anderes, aber das tat er nicht. Er tat es für seine Brüder. Aber genauso wie der Kaiser, die Elfen damals betrogen hatte, hat er es auch mit den Hexern gemacht. Letho ist nicht so, wie er die Leute gerne glauben lässt. Denk einfach mal drüber nach, wie weit Roche für Temerien gehen würde. Hättest du ihn dann weniger gern, oder unterstützt du ihn, weil es für etwas Gutes ist?“ Fragte ich sie.

Sie blieb stumm und schien wirklich über meine Worte nachzudenken.

Ich ließ die Zeit, die sie scheinbar brauchte.

„Nein, ich denke, es würde nichts ändern.“ Stimmte sie mir zu. „Letho sagte, der Kaiser würde nach dir suchen lassen, warum?“ wechselte sie das Thema. Ich zuckte mit den Schultern, „Ursprünglich hielten die Schwarzen mich für einen feindlichen Agenten. Sie nahmen mich gefangen und brachten mich nach Wyzima, zu Vattier de Ridaux. Aber glücklicherweise mischte Yennefer sich ein und statt zu einem Galgen brachte man mich vor den Kaiser. Der befahl mir, mit Geralt zu reiten. Aber als er nach Skellige segeln wollte, habe ich mich abgesetzt und der Kaiser erfuhr schneller davon, als mir lieb war. Ohne Letho hätte ich Velen wahrscheinlich niemals verlassen.“ Erzählte ich ihr.

„Haben sie dir was getan? Ich meine, die Leute von Vattier?“ Fragte sie leise. „Nein, zumindest nicht so, wie die Leute von Roche bei Geralt. Einer der Wachen fand es jedoch gerechtfertigt, mich zu prügeln, weil ich das Essen verweigert hatte.“ Unbewusst rieb ich mir über die Rippen.

„Ja, das mit Geralt, ... es ist ziemlich scheiße gelaufen damals.“ Gab sie zu.

Ich schnaubte, „So kann man das auch nennen.“

Wir sahen uns an und mussten dann lachen. Dabei war das Thema eigentlich überhaupt nicht lustig, aber das war ebenso eine Reaktion des Körpers, um Spannung und Stress abzubauen, man fängt einfach an zu lachen.

Und es tat gut.

„Du kommst Roche langsam näher?“ Wechselte ich dann das Thema. Ves wurde ein wenig rot. „Ist es so offensichtlich?“ Wollte sie von mir wissen. Ich schüttelte den Kopf, „Nein, Letho hatte mich darauf aufmerksam gemacht. Er meinte, du würdest Roche so anschauen, wie ich ihn immer angeschaut hätte.“ Erklärte ich.

„Aber Vernon scheint kein Interesse an mir zu haben.“ Seufzte die Blonde neben mir. „Das sehe ich anders, vorhin schien er doch nicht gänzlich abgeneigt zu sein. Letho war anfangs genauso stur. Als er erfuhr, was ich für ihn empfinde, wollte er mich am liebsten wegschicken. Er hat sich ziemlich gesträubt.“ Grinste ich.

Ungläubig sah sie mich an, „Wirklich? Es sieht gar nicht danach aus, wenn man euch beide so sieht.“ Sie war sichtlich erstaunt.

„Wir sind noch nicht solange ein Paar, zufällig seit dem Tag, an dem ihr hier angekommen seit.“ Zwinkerte ich. Sie blinzelte mich nur an. Ich nickte bestätigend. „Ich würde dir ja einen schönen Platz für ein Picknick zeigen, aber so friedlich wie der Ort aussieht, so gefährlich scheint er auch zu sein. Wir haben erst hinterher erfahren, dass dort früher immer wieder angehende Hexer verschwanden, bis heute konnte man nichts über ihren Verbleib herausfinden.“ Erklärte ich weiter.

„Aber wenn du ein ruhiges Plätzchen suchst, dort in der Ruine ist es sehr schön.“ Ich zeigte auf das verfallene Gebäude. „Ich denke, dort hättet ihr genug Privatsphäre für ein Picknick. Oder vielleicht auch für etwas mehr.“ Fügte ich hinzu. Ves wurde erneut rot.

„Ich werde es mir überlegen.“ Nickte sie schließlich. Dann zog sie etwas aus ihrer Tasche, ein Pergament erkannte ich, als sie es mir reichte. „Hier, jetzt dürfte es schließlich keiner mitbekommen.“ Meinte sie. Nickend nahm ich es ihr ab. Ich faltete es auseinander, es waren die beiden Rezepte. Ich überflog die Brauanleitung für das Gegengift, sie war so detailliert beschrieben, das ich beruhigt aufatmete, es war wirklich die rote Flüssigkeit, die beschrieben wurde.

Aber die für das Gift war wirklich nur das Rezept. Keine Beschreibung des Aussehens, oder des Geruchs. Ich schaute auch auf die Rückseite, ob Ves dort vielleicht dort etwas notiert hatte, doch leider stand dort nichts.

„Mehr stand zu dem Gift nicht in dem Buch? Keine Beschreibung, wie es riecht oder aussieht?“ Fragte ich sie hoffnungsvoll. Sie schüttelte den Kopf. „Dann muss ich es irgendwie anders raus kriegen, ob ich das Gift habe, oder nicht.“ Seufzte ich.

„Du hast es gefunden?“ Fragte sie überrascht. Ich zuckte mit den Schultern. „Es könnte sein. Aber ich habe zwei Fläschchen und ich weiß nicht, welches es davon sein könnte.“ Ich täschelte meine Gürteltasche. Ves riss die Augen auf, „Du trägst möglicherweise ein sehr tödliches Gift einfach so in deiner Tasche rum? Bist du verrückt?!“ Fuhr sie mich an.

Erneut zuckte ich mit den Schultern, „Möglicherweise, aber ich trage es nicht einfach so mit mir rum, ich habe sie gegen Bruch gesichert und in Stoff gewickelt.“ Entgegnete ich.

Sie atmete tief ein, „Dazu sage ich jetzt mal nichts weiter.“ Murmelte sie.

„Wie weit bist du mit den Vorbereitungen, für die Rettung von Vesemir?“ Wollte sie dann wissen. „Theoretisch hätte ich alles zusammen. Aber da ich gerade hier bin, kann ich es auch fertig machen. Ich kann später das Gift auftragen. Aber sag jetzt bitte nichts, ich kann dir keine Fragen weiter beantworten.“ Bat ich sie. Skeptisch sah sie mich an, nickte aber dann bestätigend. Ich stand auf und und zog einen kleinen eingewickelten Gegenstand aus der Tasche.

Damit ging ich noch ein Stück die Mauer entlang, bis ich die Ranken Pflanze schräg unter dem Balkon erreichte. Ich suchte mir eine passende Fuge, die meiner Meinung nach auf der richtigen Höhe sein müsste. Ich nahm den Gegenstand und packte ihn aus. Es hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit einer Ahle, war aber doch um einiges feiner und kürzer.

Das hölzerne Ende schob ich in die Fuge des Mauerwerks und verkeilte es dort. Das Metallstück hatte ich so dünn schleifen lassen, wie es ging und trotzdem noch eine dicke Lederhose und Haut durchstechen zu können. Auf der Oberkante war eine feine Rille, damit das Gift später nicht einfach so runter lief und genug daran haften blieb. Ich hoffte, die Investition hatte sich gelohnt.

„Wenn mein Plan nicht aufgeht, hängt alles an dir. Sobald der Kampf losgeht, habe ich einen speziellen Pfeil für dich. Auch das Gift gebe ich dir dann. Damit musst du auf Vesemir schießen. Aufgrund seiner Rüstung bieten sich nur seine Oberschenkel oder sein Hals als Ziel an.“ erklärte ich. Sie schluckte, nickte dann aber ernst.

Sie zog ihren Gambeson etwas enger, „Wird langsam recht kalt.“ Murmelte sie. Ich zog eine Augenbraue hoch, „Nun, wenn du dein Hemd und dein Gambeson so offen trägst, ist das kein Wunder.“ Meinte ich. „Fang du jetzt nicht auch noch damit an.“ Grummelte sie. Abwehrend hob ich die Hände, „Es ist deine Entscheidung, aber in einen Kampf solltest du, so gut wie möglich geschützt sein. So wie du jetzt bist, sind deine lebenswichtigen Organe alle ungeschützt.“ Entgegnete ich.

„Ich will aber nicht bis oben hin zugeknöpft sein.“ Maulte sie. „Ich sage ja nicht, du sollst immer so rum, nur in einem Kampf, ansonsten kannst du den Gambeson auch gleich aus lassen.“ Erläuterte ich. Doch sie schüttelte den Kopf. „Ich geh wieder rein, kommst du mit?“ Fragte sie stattdessen.

„Nein, ich wollte noch ein bisschen draußen bleiben, aber du könntest mir einen Gefallen tun und Regis zu mir schicken, aber nur Regis bitte.“ bat ich sie. Sie stimmte zu, ehe sie sich auf den Weg nach drinnen machte.
 

Ich hatte schon beinahe befürchtet, sie hätte meine Bitte doch ignoriert, oder Regis würde nicht kommen wollen, als er dann doch endlich nach draußen kam. Langsam kam er auf mich zu. „Ves meinte, du wolltest mit mir sprechen?“ Fragte er ruhig. Ich nickte. Er setzte sich zu mir auf die Bank, gegenüber der präparierten Stelle. Dort wo ich mit Vesemir und Eskel das Sattelzeug gereinigt hatte.

„Worum geht es?“ Fragte er nach einer Weile, als ich noch nichts gesagt hatte. „Du darfst mit niemanden darüber sprechen.“ Bat ich ihn. Skeptisch musterte er mich. „Ist es ein medizinisches Problem?“ Hakte er nach. „Theoretisch schon.“ Murmelte ich. „Hat es mit deiner Gefangenschaft zu tun, oder mit dem was Gaetan angedeutet hat?“ Wollte er wissen. Schnell schüttelte ich den Kopf, „Nein, das ist es nicht. Aber du musst versprechen keinem davon zu erzählen, höchstens Dettlaff.“ Bat ich ihn erneut.

Jetzt sah er mich noch überraschter an. „Um was geht es, wenn du es nur mir und Dettlaff anvertrauen würdest, aber nicht einem der anderen?“ Hakte er nach. Ich zog die beiden eingewickelten Fläschchen hervor und stellte sie zwischen uns auf die Bank. „Ich muss wissen, was in welchen Fläschchen ist.“ Meinte ich. Vorsichtig nahm Regis sich eine und wickelte sie aus. Er entfernte den Korken und roch vorsichtig daran. „Dies scheint eine alchemistische Reagenzie zusein, aber die zweite Komponente fehlt, um diese zu aktiveren.“ Meinte er.

Mir ging ein Licht auf und ich hätte mir am liebsten vor die Stirn geschlagen. Daher kannte ich die blaue Flüssigkeit, es scheint ein Rest der Flüssigkeit zu sein, die Letho für das Attentat auf Demawend genutzt hatte. Die magische Bombe, die alles einfrieren ließ.

Regis hatte unterdessen die Phiole wieder verkorkt und eingewickelt. Als er die zweite öffnete, sah er mich geschockt an und verschloss sie sofort wieder.

„Was hast du damit vor?“ Wollte er wissen. „Was ist dadrin?“ Stellte ich die Gegenfrage. Doch der Vampir schüttelte nur den Kopf, „Erst verrätst du mir, was du damit vorhast. Ich kann dir die Flüssigkeit sonst nicht zurückgeben.“ Forderte er.

Ich seufzte, ich hätte, wen anderes fragen sollen. „Bitte Regis, ich kann dir nicht viel verraten, aber deiner Reaktion nach, ist es genau das, was ich benötige.“ bat ich ihn zur Nachsicht. Er schüttelte den Kopf. „Wofür solltest du das benötigen? Ich werde dir das Gift sicherlich nicht aushändigen, damit du dir oder jemanden anderen damit Schaden kannst.“ Meinte er und wollte die Flasche schon in seine Umhängetasche verstauen.

„Regis! Dafür ist es doch überhaupt nicht gedacht. Ich will jemanden das Leben retten, dafür muss ich aber seinen Tod vortäuschen. Hexer reagieren ganz anders auf das Gift.“ Rief ich verzweifelt.

Er hielt in seiner Bewegung inne. „Wie meinst du das?“ Wollte er es genauer wissen. „Ich habe teilweise Wissen aus der Vergangenheit und auch aus der Zukunft. Ich kann dir nicht sagen woher und auch nicht was ich von der Zukunft weiß. Ich werde krank, wenn ich das tue. Ves meint daher, ich wäre sowas wie eine Seherin.“ Gestand ich.

„Daher wusstest du, was Dettlaff und ich sind.“ Murmelte er. Ich nickte. „Ja, daher wusste ich es, daher weiß ich auch, dass ich euch beiden dabei vertrauen kann, dass ihr mich gewähren lasst. Die Hexer würden es mir verbieten und mir so die Möglichkeit nehmen, meinen Plan umzusetzen. Letho würde mich vermutlich wieder ins Zimmer sperren, wenn er wüsste, womit ich hantiere, wenn er nicht dabei ist.“ Seufzte ich.

Regis zog eine Augenbraue hoch. „Er hat dir Stubenarrest verpasst?“ Gluckste er leicht. „Ja, weil Yennefer ihm eingeredet hatte, er trainiere mich zu hart und das ich ne Pause bräuchte. Das sah ich aber nicht ein und habe mit Lambert trainiert.“ Gab ich zu. „Wieso kam Yennefer zu dem Entschluss?“ Wollte der Vampir wissen.

„Das ist eine Geschichte für ein anderes Mal. Bekomme ich jetzt das Fläschchen wieder?“ Forderte ich. Regis sah mich immer noch leicht unsicher an. „Ich habe das Gegenmittel bei mir. In meiner Gürteltasche, für den Notfall.“ Versprach ich ihm und zeigte auf die Tasche. Er nickte, wickelte das Gefäß wieder in das Tuch und reichte es mir zurück. Schnell verstaute ich es und auch die andere Phiole, bevor noch jemand Falsches es zu sehen bekam.

„Kann ich sonst noch etwas für dich tun? Soll ich mir deine Verletzungen anschauen?“ Bot er an. Ich atmete tief ein und nickte schließlich. Ich zog den Ärmel ein wenig hoch und zeigte ihm das Handgelenk.

Er inspizierte die Male besonders sorgfältig und testete meine Reflexe und Empfindungen, in dem er federleicht über meine Haut strich. „Sieht soweit ganz gut aus, es scheint nichts ernsthaft verletzt zu sein.“ stellte er fest. „Ein wenig Balsam sollte eine Infektion verhindern, ich werde dir später etwas geben.“ Meinte er zu mir. „Hast du sonst noch Verletzungen? Du sagtest, du seist niedergeschlagen worden? Was ist mit deinem Kopf?“ Wollte er weiter wissen. „Letho meinte, es sei nur eine Beule. Es hat nicht geblutet und Kopfschmerzen habe ich auch keine mehr.“ Gab ich brav antwort. Zufrieden nickte er.

„Hast du sonst irgendwelche Beschwerden?“ Wollte der Vampir von mir wissen. Ich schüttelte den Kopf. „Sicher? Ich bin zwar nicht wirklich Experte, was weibliche Beschwerden betrifft, aber es wurde angedeutet ...“ Er unterbrach sich selbst und ich wurde knallrot, als mir gewahr wurde, auf was er hinaus wollte.

„Nein, alles in Ordnung Regis. Wirklich.“ Beteuerte ich schnell. Erleichtert atmete er auf. „Gut, dann sollten wir vielleicht wieder reingehen.“ Schlug er vor.

„Geh du schon vor, ich komme gleich nach.“ Stimmte ich zu. Ich wollte noch schnell das Gift auf die Nadel auftragen, wer weiß, ob ich sonst noch die Gelegenheit dazu bekommen würde.

Ich wartete noch, bis er aus dem Sichtbereich verschwunden war und machte mich schnell, aber auch sehr vorsichtig an die Arbeit. Schließlich wollte ich mich nicht selbst vergiften.
 

Als das erledigt war und ich alles wieder verstaut hatte, wollte ich gerade Richtung Tür gehen, als mir Letho entgegenkam. Mein Herz hatte einen kurzen Aussetzer, verdammt war das knapp.

„Alles in Ordnung?“ Wollte er wissen. Ich nickte, „Du hast mich nur kurz erschreckt.“ Grinste ich. „Das meinte ich nicht.“ Murmelte er, als er mich erreichte. „Du hattest lange mit Ves gesprochen und dann wolltest du dringend mit Regis sprechen.“ Besorgt musterte er mich. „Es ist wirklich alles in Ordnung.“ Versprach ich.

„Haben die Dorfbewohner dir doch noch etwas getan, oder war ich zu grob zu dir?“ fragte er noch mal nach. Ich schüttelte den Kopf. „Nein, wenn etwas gewesen wäre, hätte ich es dir gesagt. Ich bin nicht aus Glas Letho, wenn du etwas gemacht hättest, was ich nicht wollte, hätte ich dir das schon klar gemacht.“ Versicherte ich ihm. „Ich mag deine wilde Seite ebenso, wie die andere.“ Zwinkerte ich.

Ich lehnte mich an ihn, zum einen um ihn weiter zu beruhigen und zum anderen, um seinen Blick zu entgehen. Wir standen einige Augenblicke so da, bis ich mich wieder von ihm löste. „Wollen wir wieder rein gehen?“ Fragte ich ihn. Er nickte, „Ja, dir ist sicherlich kalt.“ Stimmte er zu. Aber bevor wir wirklich hineingingen, zog ich ihn zu mir runter und küsste ihn.

Allerdings musste ich dann die Nase rümpfen, „Wie viel hast du schon getrunken?“ wollte ich wissen. „Keine Ahnung, so viel war es nicht.“ Entgegnete er. Ich schüttelte darüber nur den Kopf und musste schmunzeln. Männer, dachte ich.

Ich folgte meinem Hexer nach drinnen und dort zum Tisch. Ich lächelte leicht, als ich sah, wie nah Ves bei Roche saß. Ich setzte mich neben Letho, auf meinen gewohnten Platz. Er legte einen Arm um meine Hüfte, widmete sich aber gleich wieder dem Gespräch mit Hjalmar und Mäussack. Er schien sich prächtig mit den beiden zu verstehen und war wohl wirklich an Skellige interessiert. Ich hoffte nur, dass er dort nicht wirklich hinreisen wolle, auch wenn wir dort recht sicher vor den Soldaten des Kaisers wären.

Aber mir fiel noch etwas anderes auf, es standen 5 Becher in einer Reihe und die Hexer schienen nach und nach zu würfeln. Mal füllten sie etwas in einen Becher, mal tranken sie daraus. Ich runzelte die Stirn, was machten sie?

„Willst du mit machen?“ Fragte mich Lambert da. „Ich glaube nicht.“ Entgegnete ich. Aber das hielt ihn nicht davon ab, mir den Würfel rüber zu rollen. „Du musst würfeln, je nach Augenzahl füllst du ein Getränk deiner Wahl, in den entsprechenden Becher, oder wenn der schon voll ist, trinkst du ihn aus. Bei einer 6 kannst du die aussuchen, ob auffüllen, trinken oder aussetzen.“ Erklärte er kurz.

Ich seufzte, drücken ging wohl nicht. Eine 2. Das wäre der Becher, den Lambert vorher bis zum Rand gefüllt hatte, das hießen dann wohl, ich müsste ihn austrinken. Skeptisch roch ich an dem Inhalt, ich konnte nichts heraus riechen, nur, dass jede Menge hochprozentiger drin war.

Ich nahm meinen Mut zusammen und hob den Becher an meine Lippen. Es schmeckte widerlich und brannte im Hals. Doch ich bemühte mich den Becher in einem Zug zu leeren. Anschließend keuchte und hustete ich zwar und hätte am liebsten alles wieder sofort ausgespuckt, aber alle sahen mich erstaunt an.

„Wie könnt ihr das Zeug bloß ständig trinken Lambert?“ Hustete ich. Es enthielt zumindest zum Teil seine spezial Mischung. Der Pfefferwodka von ihm war durch die Schärfe herauszuschmecken und die weiße Möwe durch die süße. Aber es war noch irgendwas anderes in der Mischung gewesen. Auf jeden Fall sehr viel Alkohol.

„Roche hat nicht mal einen Schluck davon verkraftet und du trinkst den ganzen Becher!“ Lachte Hjalmar. Ich schüttelte kurz den Kopf, um ihn ein wenig zu klären. „Nun solange ich nicht auch schwarzes Blut dazu nehme, sollte es gehen.“ Murmelte ich. Letho verzog das Gesicht, „Bloß nicht. Das letzte Mal hat gereicht.“ Stimmte er zu.

„Hm, zwei Wochen Alpträume.“ Jammerte ich. Der Würfel war unterdessen weiter gewandert. „Was ich mich die ganze Zeit frage, Letho. Ich wusste, dass die Greifen auch ihre weiblichen Überaschungskinder ausbilden, von euch Vipern habe ich das aber noch nie gehört.“ wollte Gaetan wissen. „Alanya ist nicht mein Überraschungskind, wir haben uns zufällig getroffen, als sie mit Geralt unterwegs war.“ Erklärte der große Hexer. Die Katze runzelte die Stirn, „Und mit Geralt war sie unterwegs wegen dem Kaiser?“ Fragte er weiter. Ich nickte, „Ja, schreckliche Zeit.“ Maulte ich. „Du musst mir bei Gelegenheit mal die ganze Geschichte erzählen, so häppchenweise ist doch irgendwie verwirrend.“ Bat er mich.

„Mal sehen.“ Blieb ich wage. Der Würfel war mittlerweile wieder bei mir angekommen, diesmal brauchte ich nicht trinken. Ich griff wahllos nach einer Flasche und goss ein wenig in den entsprechenden Becher. So ging es eine ganze Weile weiter, bis ich wieder dran war mit trinken.

Dieser Mix war noch widerlicher, ich musste damit kämpfen, es wirklich zu trinken. Aber auch Ves und Roche hatten bei diesem Spiel ihre Schwierigkeiten. Es war so ekelhaft, das ich nicht mal mehr irgendwas heraus schmecken konnte.

Mein Magen drehte sich, „Ich glaube, das war‘s für mich.“ Stöhnte ich gequält und ließ meinen Kopf auf meine Arme sinken. Die Welt verschwamm schon ein wenig vor meinen Augen.

Ich spürte, wie Lethos Hand meinen Rücken rauf und runter strich. Als der Würfel erneut bei mir ankam, schob ich ihn einfach weiter.

Als Gaetan an der Reihe war, fiel mir etwas auf. „Sag mal Gaetan, wieso kommt es, dass du immer nur auffüllst?“ Murmelte ich. Meine Zunge fühlte sich merkwürdig schwer an und ich war mir daher sicher, dass ich kaum noch verständlich sprechen konnte.

Aber mit meiner Frage hatte ich eine Lawine ausgelöst, jetzt fiel es auch den anderen auf.

Einige Augenblicke später wurde mir klar, ich hätte lieber die Klappe halten sollen. Es stellte sich heraus, dass die Katze scheinbar gezinkte Würfel hatte und daher immer die Zahl traf, die er gerade brauchte.

Gerade als Lambert eine Prügelei anfangen wollte, stupste Letho mich an. „Komm, bringen wir dich erst mal ins Bett.“ Meinte er zu mir. Müde nickte ich, aber selbst das Aufstehen erwies sich als äußerst schwierig, wenn die Welt sich um einen unaufhörlich drehte und dabei noch schwankte. Kurzer Hand nahm Letho mich daher auf den Arm und trug mich nach oben.

Ich glaube, aus eigener Kraft hätte ich nicht mal die Turmtür erreicht.

Nur noch halb bei Bewusstsein, bekam ich noch mit, wie Letho mir aus meinen Klamotten half und mich dann unter die Bettdecke verfrachtete. Danach war alles düster.
 

Das nächste an das ich mich erinnern konnte, waren die Kopfschmerzen. Ich glaube, so starke Kopfschmerzen hatte ich noch nie. Und wenn damals, nach meinem ersten Besäufnis mit Geralt ein Hamster auf meiner Zunge geschlafen hatte, war es diesmal ein Lama oder ein Schaf oder so. Ich wälzte mich schwerfällig zur Seite und zog mich in eine sitzende Position. Meine Augen wollte ich nicht öffnen, selbst durch die geschlossenen Lider stach das Licht.

„Na, im Reich der Lebenden zurück?“ Lachte Letho auf einmal. Ich zuckte zusammen, „Autsch, nicht so laut.“ Jammerte ich. Doch das schien ihn nur noch mehr zu erheitern.

„So schlimm?“ Fragte er dann doch. Ich nickte, „Ja.“ Brachte ich gequält hervor und zwang mich, meine Augen minimal zu öffnen. Er setzte sich neben mich und ich lehnte mich an ihn. „Hier, das wird dir helfen.“ Meinte er und hielt mir eine Phiole vor die Nase. Skeptisch blickte ich sie an. Sie enthielt eine rosafarbene Flüssigkeit.

„Was ist das?“ Wollte ich wissen. „Das hilft gegen den Kater.“ Schmunzelte er. Ein Trank? Alkohol? Jetzt?

„Ich glaube, ich versuche, lieber noch etwas zu schlafen.“ Murmelte ich. Und wollte mich schon wieder hinlegen. „Vesemir möchte dich unten sehen, er will wissen, ob wir auf die Schnelle noch etwas machen könnten.“ Vereitelte er meinen Versuch. Seufzend griff ich nach dem Trank. Ich wartete auf das bestätigende Nicken von Letho und würgte dann den Trank runter. Er war bitter, würzig und gleichzeitig Sauer. Ich musste mich bemühen, ihn nicht sofort wieder hoch zu würgen.

Aber Letho hatte genügend Voraussicht und hielt mir einen Krug mit Wasser hin. Schnell spülte ich den widerlichen Geschmack runter. Als ich das Wasser getrunken hatte, ging es mir schon ein wenig besser, die Kopfschmerzen wichen und ich konnte die Augen ganz öffnen, ohne dass das Licht mehr Schmerz verursachte.

Ich konnte daher langsam aufstehen, ein wenig Übelkeit war noch da, aber die konnte ich runterschlucken. Ich machte mich frisch, so gut es eben an einem Eimer ging und machte mich dann für den Tag fertig. Letho war schon wieder runter gegangen, als ich fertig war. Seufzend folgte ich ihm daher. So wie die Küche aussah, hatten die anderen schon gefrühstückt, ich verzichtete lieber darauf. Allein der Gedanke, jetzt etwas zu essen, ließ meinen Magen sich drehen.

Alle derzeitigen Bewohner der Festung befanden sich draußen und schienen alle stark beschäftigt zu sein. Die Trolle schleppten einige Steine hin und her, aus der Schmiede konnte man eifriges Hämmern hören, Mäussack kümmerte sich um das Gasvorkommen unter der Festung, Hjalmar half ihm scheinbar dabei und die Hexer wuselten auch eifrig hin und her.

Und dafür war ich aufgestanden. Mehr konnten wir nicht tun. Die Schema waren alle gefunden, die Hexerfallen gebaut, die Schmiede repariert, die Gasvorkommen genutzt und die Mauer geflickt. Zusätzlich hatten wir die Tränke von Vesemir und das Lazarett von Regis. Mehr konnten wir vermutlich gar nicht mehr tun.
 

„Na, endlich munter?“ Grinste Eskel, als er an mir vorbei ging. Ich grummelte nur. „Ich habe ihr Frauenträne gegeben.“ Meinte Letho, der sich zu uns gesellte. Eskel zog die Augenbraue hoch, „Nun, da dürfte sie wohl eine der wenigen Frauen sein, die ihn genommen hat.“ Grinste er und spielte wohl darauf an, dass die wenigsten Frauen in dieser Welt sich abends besaufen würden.

„Sie ist aber auf jeden Fall die einzige sein, die Waldkauz und Schwalbe ohne negative Auswirkungen trinken kann.“ Schmunzelte mein Hexer.

Eskel sah noch erstaunter aus, „Tatsächlich? Wie kommt das?“ Fragte er neugierig. „Ich habe mich langsam an die Gifte gewöhnt.“ Zuckte ich mit den Schultern. „Und das hast du zugelassen?“ Fragte Eskel Letho. „Besser sie macht es unter meiner Aufsicht, als das sie es alleine versucht hätte.“ entgegnete er ruhig. Dem konnte der andere Hexer nur zustimmen.
 

Vesemir schien mittlerweile ebenso auf uns aufmerksam geworden zu sein. Er nahm mich ein Stück zur Seite und befragte mich zur Vorbereitung. Ich konnte ihm nur sagen, dass es jetzt nur noch davon abhing, das Geralt zurückkam und Triss kommen müsste. Wir konnten also nur noch warten und Kräfte sammeln. Unruhig nickte er.

Ihm gefiel es vermutlich nicht, jetzt die Hände in den Schoß legen zu müssen. „Wir kriegen das hin.“ Wollte ich ihn aufmuntern. Er verzog nur leicht sein Gesicht und stapfte davon.

Um nicht ganz unnütz rumzustehen, half ich den Hexern, Bomben und Tränke an strategischen Orten zu platzieren. Somit sollten wir möglichst auf alles vorbereitet sein. Ich hoffte es zumindest.

Wir waren gerade fertig geworden und wollten hinein gehen, als die Hexer auf einmal auf schauten. Im untersten Hof, erschien auf einmal ein grünliches Leuchten. Es schien zu flackern, dann stabilisierte es sich, ehe es wieder verlosch.

Ich schluckte, Ciri war angekommen. Früher als angenommen.

„Ciri.“ Murmelte Eskel auf einmal und ging in Richtung. Auch die anderen gingen mit, um Ciri, Geralt und Yennefer zu begrüßen.

Nur ich zögerte, Triss war noch nicht hier. Aber sie musste kommen, wenn nicht, wären Geralt, Letho und Lambert in sehr großer Gefahr, wenn sie außerhalb der Festung sich der Jagd entgegenstellen würden.


Nachwort zu diesem Kapitel:
. Zum Glück hat sich Keira trotz der schlechten Verbindung wohl zusammengereimt, was du von ihr willst und wird das Portal für euch öffnen. Gaetan ist, wie sich nun zeigt, von Portalen ähnlich begeistert wie Geralt. Er wird leise maulen, aber dann euch hinterher durch das Portal schlurfen, nur um auf der anderen Seite sichtlich angefressen heraus zu taumeln. So wie er guckt, ist ihm ziemlich übel.
2. Geralt und Yennefer sind noch nicht zurück, doch man erwartet beide wohl wie auf heißen Kohlen. Die Vorbereitungen laufen auf jeden Fall auf Hochtouren. Eskel wird euch neben Keira als einer der ersten begrüßen und grob berichten, wie es aussieht. Lambert bastele munter Bomben, wenn er nicht den Trollen Unfug beibringe, Regis bereite alles für mögliche medizinische Behandlungen vor und Vesemir braue heimlich Hexertränke auf Vorrat, wohl fürchtend, sie würden sie brauchten. Ansonsten sei alles wie immer und jeder hasse einander an, wie du es kennst. Avallac'h hat sich wohl auch einigermaßen eingelebt, ebenso Mäussäck.
3. Helft bei den Vorbereitungen und stelle Gaetan den derzeitigen Bewohnern Kaer Morhens vor. Er wird sich sicher prima mit Lambert verstehen, auch wenn die Katze es nicht so besonders gut aufnimmt, hier mit Trollen zusammenzuarbeiten - und von den Vampiren weiß er da noch gar nichts. Bring ihm das lieber schonend bei.
4. Begehe den ersten Abend zurück in Kaer Morhen mit einem anständigen Besäufnis. Natürlich einschließlich Trinkspielen, missgelaunten Temeriern und Vampiren, gezinkten Karten und Würfeln sowie der Frage, welche Peinlichkeiten heute ausgeplaudert werden. Genieß den Abend und damit die Ruhe vor dem Sturm. Avallac'h wird damit nichts zu tun haben wollen, aber vielleicht bringst du ihm wenigstens einen Schnaps. Er wird dir immer noch mit großer Skepsis begegnen. Es ist offenkundig, dass er dir nicht traut.
5. Schlaf dich aus und schließe die letzten Vorbereitungen ab, denn neben Geralt und Yennefer kehrt auch Ciri schließlich zurück. Die Schlacht gegen die Wilde Jagd naht! Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: Calafinwe
2019-12-19T21:15:17+00:00 19.12.2019 22:15
*wink*

Also dieses Kapitel hat mir jetzt wieder deutlich besser gefallen als das letzte. Die Schlägerei zwischen Lambert und Gaetan hätte ich schon gerne gesehen, die hättest du ruhig ausführlich beschreiben können. Vielleicht hätte Hjalmar mitgemacht, einfach aus Freude an der Sache. Geht schließlich nichts über ne vernünftige Klopperei. Übrigens, pass besser auf, weil dem Skelliger scheinst du ja auch zu gefallen. Nicht, dass er dich Letho ausspannt und dich auf die Skelligen entführt. xD

Ansonsten wird es jetzt wirklich ernst, hoffe, es geht gut für alle Beteiligten aus, vor allem auch für Vesemir. Wobei dein Plan mit dem Gift von der Nadel ja auch ein bisschen wie ein Himmelfahrtskommando klingt, da muss Imlerith aber gut zielen.
 
Hoffe aber ja auch so ein bisschen, dass eine andere Art von Plottwist kommt, mit der du gar nicht rechnest. Bin schon gespannt, was Daelis sich einfallen lässt.
 
*obligatorisches schreib bitte ganz schnell weiter*
Antwort von:  Vegetasan
20.12.2019 16:58
Huhu,
Danke für dein Kommi!
Ich schreib schon fleißig weiter, ist aber eine sehr lange Aufgabe, aufgrund einiger Entscheidungsmöglichkeiten.
Und keine Sorge, mit Hjalmar reise ich bestimmt nicht freiwillig nach Skellige. 😅
Ist mir viel zu kalt dort.
Schnee gut und schön, aber bitte nur zur Weihnachtszeit. 😂

Es wird auf jeden Fall spannend und aktiongeladen weiter gehen.

Lg Krümel


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