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Call me master

von

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Prolog

Du bist weich und auch so kalt

Voller Gewalt

Du weißt gar nicht, was für eine Macht du hast

Kennst du deine Eleganz, deine Härte mit der du

deine Macht demonstriert
 

Du versteckst dich hinter vielen Facetten

Du lässt mich spüren was ich nicht wissen will

Ich schließe die Augen und spüre dich

Überall
 

Du hast meinen Körper erforscht und dabei

unauslöschbare Spuren hinterlassen

Du kennst meinen Körper besser als ich und

doch gehört er mir nicht

Du bist der Schalter
 

Heute Nacht vereinen sich unsere Körper

Zeig mir den Ort

Heute Nacht hält uns nichts mehr auf

Was ich brauche ist ein wenig Disziplin

Du hast die harte Dosis

Die dunkle Seite ist wie wir leben

Unser verficktes Verhängnis
 

*****************************
 

Langsam drehte ich meinen Kopf. Der harte Holzboden drückte sich schwer gegen meine Haut. Zögerlich bewegten sich meine Augenlider um die Umgebung zu erfassen. Jedes verdammte mal klopfte mein Herz wie wild, wenn mir wieder bewusst wurde das ich wieder wo anders war.

Kreativität besass er wirklich. Niemals glich ein Raum den vorherigen. Doch eine Gemeinsamkeit gab es. Das Lied.

Das Lied das ich so abgöttisch liebte spielte immer wieder.

Nach und nach nahm ich es aber nur noch stumpf war.

Aus Liebe wird Hass.

Ich hasste dieses Lied, diese Melodie, diese Strophen.

Nur nicht seine Stimme. Seiner Stimme war ich nach wievor verfallen.

Doch warum noch?

Ich verstand mich nicht! Alles begann ich zu hassen, mich selbst eingeschlossen.

Nur den Menschen den ich verehrte und der dennoch die absolute Gewalt über mich hatte, mir jedes mal zeigte wie sehr er doch einen Hass auf die Menscheit haben musste.

Und doch liebte ich ihn. Ich empfand soviel für ihn das es mir jedes mal die Brust zuschnürte wenn er mir zu nahe kam.

Wenn seine Finger meine Haut entlang wanderten. Seine reale Stimme in mein Ohr säuselte. Seine Augen mein Innerstes durchbohrten.

Ich liebte und hasste, diese Momente, gleichermaßen.

Ich liess mich in den weichen Sitz sinken und platzierte meine Schultertasche neben mir. Wie sooft an diesen Tag atmete ich noch einmal hörbar aus. Das kribbeln im Bauch nahm immer mehr zu und ich verspürte nach und nach mehr die Vorfreude in mir aufsteigen. Mit einem leichten Lächeln zog ich mir die Jacke aus und sah auf das Display. Gut, ich hatte noch eine zweistündige Zugfahrt vor mir, aber die war es mir allemal wert. Wie oft hatte ich mir diesen Moment vorgestellt?! Irgendwann hatte ich es schon als eine Träumerei abgestempelt. Aber dieses mal belohnte mich das Glück das erste mal in meinem Leben mit dieser einmaligen Chance. Monate lang hatte ich darauf hingearbeitet, mit drei Nebenjobs mir den Arsch aufgerissen. Wobei ich selbst nach all meinen Anstrengungen nicht einen behielt. Doch dies kannte ich schon zugenüge.

Aber ich schüttelte diese Gedanken jetzt weit weg von mir und holte aus meiner Tasche ein Notizbuch. Aus diesem holte ich das Objekt meiner ganzen Bemühungen. Wahrscheinlich würde man mich in der Fanszene missbilligen. Wie konnte ich mich Fan dieser Band schimpfen und dennoch nicht einmal bisher auf ein Konzert gewesen sein?! Dafür gab es für mich einige Gründe. Doch diese änderten sich schnell als ich erfuhr das sie ihre allerletzte Tournee starteten. Ich wollte sie sehen. Mit wehmütigen Herzen wollte ich die Band zum ersten und letzten mal sehen die mir so sehr durchs Leben geholfen hatte.

NoName

Eher zufällig stiess ich vor einigen Jahren auf sie. Wie sooft trieben mich dunkle, wirre Gedanken durch das Internet. Auf der Suche nach irgendwas von dem ich nicht wusste was es eigentlich war. Ich las nur ihren Namen und das Genre, ich machte mir gar nicht erst die Mühe Bilder oder die Discografie nach zuschauen. Ich war der Meinung sie würde auch zu meiner Liste von Bands landen die ich abhacken konnte. Mal gehört aber nicht weiter interessant. So klickte ich auf das erste Lied was mir die Suchmaschine vorsetzte und sah ohne grosse Erwartungen in das Musikvideo. Anfängliche Neugier wich schon, nach der Hälfte des Liedes, Begeisterung. Der Einsatz der Instrumente, die Melodie, die Aufmachung des Videos und der Text, alles traf vom ersten Augenblick an meine innersten Gefühle. Es war als ob sie ihnen eine Stimme verliehen hätten. Die Ausstrahlung die vom Frontsänger ausging hatte mich sofort in den Bann gezogen. Meinem Körper durchzog ein unbekanntes Gefühl bei jedem Wort was er sang. Eine Aura des Geheimnisvollen umgab ihn, man konnte sein Gesicht nicht ganz durch die Verbände erkennen. Alle Mitglieder hatten sich in diesen Outfit vor meinen Augen präsentiert.

Nur hin und wieder, wenn ein paar Streben des Verbandes rutschten, entblößten sie ein Auge des Sängers, wenn die Kamera ran zoomte und er mit seiner tiefen, rauen Stimme die nächste Strophe sang.

Ich war einfach nur gefesselt. Gefesselt von den Texten, der Aura und seiner Stimme, die tief in meine Seele dringen zuschien. Und schon hatte ich den ganzen Abend damit verbracht mir weitere Songs anzuhören, Bilder anzugucken und Information einzuholen. Innerhalb von zwei Tagen hatte mich diese Band, aber vor allem der Sänger, komplett in ihren Fängen. Über die Zeit hinweg konnte ich auch ein paar erschwingliche Fanartikel mein eigen nennen. Es gab mir einen Sinn und eine Aufgabe in mein düsteres Leben. Jegliche Informationen über den Sänger, allerhand Bilder, Videos, Interviews, alles beanspruchte für ihn alleine schon eine externe Festplatte. Meine Wände kamen denen eines dreizehnjährigen Mädchens gleich.

Und nun hatte ich wirklich ein Ticket in den Händen und konnte sie endlich live erleben. Schon bei der Vorstellung wie seine Stimme mich von allen Seiten durchdringen würde, überkam mich eine Gänsehaut und mein Körper begann zu kribbeln. Mit einen freudigen Seufzer steckte ich die Karte wieder ein, setzte meine Kopfhörer auf und ließ die Landschaft verträumt an mir vorüber ziehen.
 

*
 

Es war das erste mal das ich mich in einer so grossen Stadt befand. Ich musste schon zugeben das mich diese Hektig und die vielen Menschen einschüchterte. Ich war absolut nicht der Typ der soviel Trubel mochte. Mit monotonen Gesichtern zogen die Leute an mir vorbei, während ich versuchte auf meinem Handy dem Navi zufolgen. Obwohl man meinen könnte das man eine Stadthalle eigentlich seh'n müsste, hatte ich keine Ahnung wo ich hin musste. Aber da ich mich kenne, war ich nicht umsonst schon viel früher losgefahren, da man die Zugfahrt auch mit einberechnen musste. So irrte ich etwas verloren mit dem Handy in der Hand in der Stadt umher, in der Hoffnung das dass Navi mich nicht in sonstwas für Gassen führen würde. Nach einer Weile jedoch hatte ich die Straße mit meinem Ziel gefunden, auch wenn es doch mehr Zeit in Anspruch genommen hatte als erwartet. Es war fast schon erschreckend wie schnell es bereits begann zu dämmern. Aber ich war froh nun endlich die Halle erreicht zu haben, so beschloss ich die verbleibende Zeit zu nutzen, um mir schnell etwas zu Essen aus dem naheliegenden Supermarkt zu besorgen. Danach wollte ich nur so schnell wie möglich zur Halle. Die Aufregung wuchs von Minute zu Minute. Im Grunde war es mir egal das ich höchstwahrscheinlich nicht ganz vorne an der Bühne sein werde. Fans die hier wohnten hatten eh den Heimvorteil. Für mich war entscheidend das ich sie überhaupt live sah und hörte.

Ohja, mein Handyspeicher würde heute ordentlich voll werden.

Ich schaute auf die Uhr. Die Zeit verging wirklich viel zu schnell.

Mit immer schneller pochenden Herzen schritt ich auf die Stadthalle zu. Gleichzeitig fragte ich mich ob die Halle vielleicht nicht zu gross war. Klar waren NoName beliebt, aber nur in bestimmten Kreisen. Es gab nur ein Lied was in Tv und den Charts lief. Ich schüttelte den Kopf, ich sollte mich darüber freuen überhaupt hier zu sein und nicht über sowas nachdenken.

Meine Schritte beschleunigten sich immer weiter, bis ich auch schon angekommen war. Gleich konnte ich eine Menschenmenge erkennen, die sich am Eingang versammelt hatte. Jeder wartete nervös und hippelig auf den Einlass. Dies konnte ich sehr gut nachvollziehen, mir selbst ging es nicht besser.

Und dann ging es auch schon Schlag auf Schlag. Als wenn jemand einen Lockduft versprüht hätte, schwappte die Menschenmenge wie eine Welle zum Eingang. Ob ich wollte oder nicht, ich wurde in die Welle gerissen und befand mich in einen Gedrängel. Drei Ordner versuchten das Wirrwarr zu sortieren und begannen fünf Reihen anzuordnen. Jeder versuchte sich die beste Reihe auszusuchen und anzustellen. Ich selbst wurde in die zweite gedrängt und fand mich einfach damit ab das ich heute nicht Herr über meine Beine war.

Bis die Leute die Reihen durchschritten hatten und ihre Karten vorzeigten, verging auch nochmal Zeit. Das trug nicht gerade dazu bei das sich mein Puls beruhigte, im Gegenteil. Als ich dann vor dem Ordner stand, dröhnte mein Herzschlag in den Ohren. Mit gleichgültiger Miene sah er auf mich herab und streckte mir die Hand entgegen.

"Dürfte ich bitte ihren Tascheninhalt sehen?!" Ich blinzelte und öffnete meine Tasche, halbherzig sah er hinein und begutachtete den Inhalt. Dann schnaubte er kurz und sah mich wieder an.

"Die Karte bitte!" Völlig überfordert fuhr ich auf und wühlte hektisch in meiner Tasche nach dem Notizbuch. Mit bebender Hand hielt ich ihm die Karte entgegen.

Seine Augen wurden gross.

"Oh, noch eine.", murmelte er und legte eine Hand an mein Schulterblatt, "Würdest du mir bitte folgen?!" Nun völlig aus dem Konzept schluckte ich aufgeregt, während der Ordner einen Kollegen zunickte, der seinen Platz einnahm, führte er mich an den Reihen vorbei in einen separaten Raum. Mein Hals wurde trocken. Was sollte das? Wieso wurde ich in einen Raum geführt und nicht in die Halle gelassen?! Dann kam mir eine schlimme Vorahnung.

Ich hatte doch nicht etwa eine gefälschte Karte?!

Natürlich, das musste es sein. Wäre ja auch zu schön wenn ich mal etwas schönes im Leben erleben dürfte.

Wortlos wies mich der Ordner mit einer Handbewegung das ich mich setzen sollte. Ich gesellte mich an den Tisch zu einem blonden Mädchen. Sie schien in meinem Alter zu sein. Im Gegensatz zu mir war sie die Ruhe selbst und grinste in sich hinein. Wie konnte man bloss so ruhig bleiben?! Wenn sie auch eine gefälschte Karte hatte, würde bestimmt einiges auf uns zugekommen. Wie konnte man da so fröhlich sein?!

Noch ein Ordner gesellte sich in den Raum und ging zu seinem Kollegen.

Unverständlich murmelten sie sich etwas zu.

Meine Anspannung wuchs und wuchs.

"Dann stimmten also die Gerüchte.", durchbrach die Blonde die Atmosphäre, ich zuckte auf und sah sie mit fragender Miene an.

"Es gibt wirklich nur zwei. Ehrlich gesagt habe ich das gar nicht geglaubt.", fuhr sie euphorisch fort. Meine Stirn legte sich immer mehr in Falten.

Von was zum Teufel sprach sie da? War sie etwa betrunken und konnte die Lage gar nicht einschätzen?

"Hey!", redete sie weiter, "Freust du dich nicht?! Wie kannst du denn hier nur sitzen wie ein Trauerkloss?!", lachte sie spöttisch. Zögernd sah ich durch den Raum.

"Ähm ... entschuldige ... aber von was redest du?", antwortete ich flüsternd, "Bist du nicht auch auf eine gefäl-"

"Erzähl mir nicht du hast gar keinen Schimmer?!", fragte sie entrüstet, "Lass mich raten, du denkst bestimmt die haben dich mit genommen weil du eine gefälschte Karte hast, oder?!", fügte sie lachend hinzu. Ich nickte nur zögerlich.

Weswegen auch sonst bitte?!

"Hast du etwa nicht von den Gerücht gehört wegen dem letzten Konzert?!"

Meine Miene verwandelte sich immer mehr in ein Fragezeichen.

"Nein hab ich nicht. Was sind das denn für Gerüchte?", hagte ich nach.

"Naja jetzt sind es ja keine Gerüchte mehr.", antwortete sie grinsend, "Es hiess das unter den Konzertkarten zwei sein sollen die ein VIP-Ticket sind." Ich blinzelte ungläubig.

"B-Bitte?!"

"Ist das nicht hammer?! Weißt du was das bedeutet?! Wir treffen NoName live, also ich meine, wir können mit ihnen reden und ihnen die Hand schütteln.", überschlug sie sich. Ich starrte sie nur an.

Was hatte sie gerade gesagt?

VIP-Ticket?

Mit NoName reden?!

Ich atmete tief durch. Was machte sie so sicher das die Gerüchte wirklich stimmten? Es war bestimmt einfach nur Zufall das gerade wir zwei hier sitzen und die Gerüchte auch von zwei VIP-Tickets die Runde machte. Wir sassen hier wegen gefälschten Karten! Alles andere wäre zu schön gewesen.

"So Mädels dann folgt uns bitte!", durchbrach ein Ordner meinen Gedankengang.

Wir beide sahen auf und nickten.

Während die Blonde immer noch in sich hinein grinste, folgte ich mit mulmigen Gefühl den Ordnern. Wieder standen wir vor einem Raum und wurden hinein gebeten. Dieser Raum war vollkommen anders als der vorherige. Weicher Teppich war ausgelegt und verschiedene Sessel luden zum sitzen ein. Eine Minibar präsentierte allerhand Getränke. Eine grosse Couch war auf die Glaswand gerichtet. Mir stockte der Atem. Man konnte direkt auf die Bühne blicken. Dieser Raum bot den perfekten Überblick über das Konzert.

"Falls ihr Fragen habt, an der Wand bei der Minibar ist ein Telefon. Ansonsten viel Spaß.", sprach ein Ordner und verliess mit seinen Kollegen den Raum.

Wie jetzt?! Die lassen uns hier einfach drin stehen? Keine Erklärungen oder Unterweisungen?! Nichts?!

Wie eine Steinsäule stand ich da. Die Blonde kreischte hysterisch auf.

"Oh mein Gott wie geil!", jubelte sie und schmiss sich auf die Couch, "Hey komm auch her!"

Ich war völlig überfordert. Das war doch alles ein Traum oder?! Es konnte doch nicht sein das ich wirklich eines dieser VIP-Tickets hatte, oder?!

Ein leichtes vibrieren erfüllte den Raum und es wurde dunkel. Einzelne Scheinwerfer richteten sich auf die Bühne. Die Fans unten in der Halle waren nun völlig aus dem Häuschen. Wie in Trance ging ich zu der Glasscheibe und presste meine Hände gegen das Glas. Wie gebannt starrte ich auf die Bühne.

Die dunkle, tiefe Stimme von Levi erfüllte die Halle und vibrierte an der Scheibe wieder.
 

"hizamazuke, butadomo ga"

Ich konnte die Empfindungen, die sich gerade in mir abspielten, nicht ordnen. Alles in meinem Kopf drehte sich. Die Musik strömte durch jede Faser meines Körpers. Levi's Stimme drang immer tiefer in meine Seele. Mit wackeligen Beinen tat ich einen Schritt zurück und ging zu der grossen Couch.

Auf dieser sass das blonde Mädchen und filmte bereits eifrig die Bühnenshow. Ich hingegen setzte mich völlig Reizüberflutet einfach nur hin und staarte auf die Bühne. Eine einzelne Träne rollte über meine Wange. Ich sass tatsächlich in einem separaten Raum und schaute auf meine Lieblingsband herunter. Ich sah sie tatsächlich live.

"Oooh man, ist er nicht einfach nur toll?!", kreischte die Blonde neben mir und sie holte mich aus meiner Trance. Mit erhobenen Brauen sah ich sie fragend an.

"Na wie er das Schlagzeug spielt, einfach nur hammer.", lächelte sie und filmte weiter.

Achso, sie meinte Mike. Auch auf meinen Lippen spielte sich ein Lächeln ab.

"Die ganze Band ist einfach nur hammer.", antwortete ich etwas lauter und holte auch mein Handy hervor.

Die nächsten zwei Stunden, sangen, kreischten und tanzten wir einfach nur zu der Musik. In dieser Zeit hatten wir die Speicher unserer Handys mehr als einmal durchsortiert. Keine von uns kannte den Namen der Anderen, aber dies war auch egal. Die Musik verband uns und wir verstanden uns als wären wir schon jahrelang befreundet. Den Inhalt der Minibar hatten wir schon längst ausprobiert. An diesen Abend waren wir einfach nur frei. Frei von jeglichen Zwängen der Gesellschaft, von der Intoleranz unseres Umfeldes, frei von jeden Regeln. Wir fühlten uns einfach nur losgelöst. Nach Ewigkeiten war dies der glücklichste Augenblick in meinen Leben und er verging leider viel zu schnell. Ehe wir beide uns versahen waren die zwei Stunden auch schon im Flug vergangen. Gebannt und mit einer Träne im Augenwinkel, lauschten wir der Abschieds- und Dankesrede von Hanji. Es hätte mich auch schwer gewundert wenn Levi diesmal das Wort ergriffen hätte. Doch im Inneren hätte ich sie schon sehr gerne von ihm gehört. Im Gegensatz zu mir war die Blonde noch voller Energie, was wohl auch daran lag das sie den Inhalt der Minibar mehr ausprobiert hatte als ich. Aufgeregt hüpfte sie auf und ab.

"Oh mein Gott, wir treffen sie jetzt, oder?! Oder?!", fragte sie aufgeregt, ich verzog die Lippen zu einem leichten Lächeln und zuckte mit den Schultern.

"Ich weiß leider nicht wie sowas abläuft." Doch schon kehrte dieses schwere Bauchkribbeln zurück. Ich schluckte schwer.

Wie sollte ich mich verhalten?

Gleichzeitig schüttelte ich den Kopf.

Es waren auch nur Menschen! Und bestimmt waren sie die letzten die auf höfliche Wortwechsel achteten. Die Blonde schritt aufgeregt im Raum hin und her.

"Boah, verdammt! Ich muss auf Klo!", jammerte sie und wandte sich zur Tür, "Ich bin gleich wieder zurück. Falls sie in dieser Zeit-"

"Ich werde bescheid geben.", sicherte ich ihr zu. Mit einem Grinsen verliess sie den Raum.

Jetzt wo ich so alleine im Raum sass, wurde auch meine Aufregung grösser und grösser. Nervös spielte ich mit meinen schwarzen Haar. Bestimmt würde es noch dauern bis die Band zu uns kommen würde. Schließlich hatten sie gerade einen zwei Stündigen Auftritt, ohne Pause, hinter sich. Ich blickte hinunter zu der Halle, sie wurde immer leerer. Während ich so hinunter blickte hörte ich wie die Tür auf ging. Sie hatte sich ja wirklich beeilt. Mit einem vielsagenden Grinsen drehte ich mich um.

"Du hast dich ja total-", ich brach mitten im Satz ab und staarte ungläubig mein Gegenüber an. Mit einem breiten Lächeln schritt sie schnell auf mich zu und drängte mich mit den Rücken gegen die Glasscheibe. Neugierig beäugte sie mich von oben nach unten und ihr Lächeln wurde noch breiter. Fast schon gruselig.

Ich traute mich fast nicht zu atmen. Hanji stand vor mir als wäre ich eine Zooattraktion. Dabei müsste ich eigentlich so vor ihr stehen. Ich hatte schon oft gelesen das ihre Art, eigentlich wie bei allen Mitgliedern, etwas speziell sein solln.

War das damit gemeint?!

Sie legte ihre Hände auf meine Schultern.

"Na, meine Liebe und wie war's?!", fragte sie und ihre Augen leuchteten. Immer weiter beschlugen ihre Brillengläser.

Sie hatte sich wohl nicht umgezogen, oder der gleichen, jediglich der Verband hing locker um ihren Hals.

Perplex und völlig überfordert starrte ich sie an.

"I-ich ... ähm ... mir fehlen die Worte ...", presste ich nur hervor.

Oh mein Gott, ich stellte mich an wie der letzte Mensch!

"Du bist echt süß.", strahlte sie und lenkte mich in Richtung einer der Sessel, "Setz dich, mach dich locker ... Wie heisst du überhaupt?!" Etwas wackelig setzte ich mich und Hanji kniete sich fasziniert vor mir.

"Ähm ... ich heisse Anda ..." Ich kam mir echt vor als wäre ich in ihren Augen eine seltene Spezies. Jegliche Fragen die ich mir zurecht gelegt hatte waren mit einem Schlag weg.

"Freut mich Anda und herzlichen Glückwunsch das du eines der zwei Tickets bekommen hast. Aber moment", sie sah sich um, "wo ist denn der zweite Glückspilz?"

"Sie ist nur schnell auf Toilette."

"Ahh, was glaubst du wer diese Idee mit den Tickets hatte?" Ich blinzelte. War das jetzt eine Pfandfrage?!

Ich überlegte kurz.

"I-ich denke, Ihre ..." Hanji verzog das Gesicht, erhob sich und tätschelte meinen Kopf.

"Hör bloss auf mich so förmlich anzusprechen!", lachte sie, "Ich komm mir ja sonst vor wie eine Oma!" Sie stemmte die Hände an ihren Hüften. "Aber, bingo, es war meine Idee. Wenn es nach bestimmten Mitgliedern gegangen wäre, hätte es nicht mal eine Abschiedsrede gegeben.", schmollte sie. Bei diesen Anblick musste ich etwas schmunzeln. Ich konnte mir schon vorstellen wen sie meinte.

Ein zweites mal ging die Tür und wir beide sahen auf.

Die Blonde war zurück.

Wie eine Steinsäule stand sie zuerst einfach nur da als sie Hanji erblickte und dann kreischte sie auf.

"Oh mein Gott!", visperte sie völlig aufgebracht, ging zu Hanji hinüber und schüttelte euphorisch ihre Hände, "Es freut mich so dich kennen zulernen!"

"Dann bist du also der zweite Glückspilz.", lächelte die Brillenträgerin, "Freut mich ebenfalls. Wie heisst du?"

"I-ich bin Shiho." Hanji grinste nur in sich hinein und wies Shiho auf einen Sessel. Völlig hippelig setzte sich diese.

"Es ist so schade das ihr aufhört. Warum so plötzlich?", erkundigte sich Shiho.

Dies war eine gute Frage. Auf ihrer Homepage hatten sie sich gar nicht dazu geäussert.

"Nunja ...", lächelte Hanji verschmitzt, "das ..."

"Es war mehr eine Entscheidung des Frontmanns." Alle sahen auf. Der blonde Riese trat gerade in den Raum. Freudig ging Hanji auf Mike zu.

"Na endlich, so lange unsere Fans warten lassen, also wirklich. Wo ist denn unser Frontmann bitte?!", fragte sie und kneifte die Augen zusammen. Mike schritt auf uns zu.

"Diese Frage von dir verstehe ich nicht. Das müsstest du doch wissen.", antwortete er während er uns die Hand reichte, "Freut mich.", fuhr er dann zu uns fort. Ich sah kurz zu Shiho. Diese starrte ihre Hand an, als wolle sie sie nie wieder waschen, ehe sie wieder mit leuchtenden Augen zu den Riesen auf sah. Hanji schnaubte auf.

"Kann er das wenigstens nicht heute mal lassen. Mensch, die Mädels sind doch so schon aufgeregt vom warten.", nuschelte sie. Mike zuckte nur mit den Schultern und lächelte süffisant als er sich gegen die Rückenlehne der Couch stellte. Ich hingegen sah die beiden Bandmitglieder abwechselnd an. Zwar hatte ich viel über sie gelesen, aber sie so im realen zu sehen, war was völlig anderes. Im Gegensatz zu Mike, der besonnen und ruhig wirkte, war Hanji das reinste Energiebündel. Dieses mal war sie die jenige die nervös auf und ab ging.

"Anstatt hier alle noch nervöser zu machen unterhalt dich lieber mit unseren Fans.", ermahnte Mike sie und sah zu uns, "Hattet ihr eine lange Anreise? Leider war dies die einzigste Stadt die für uns in Frage kam für das letzte Konzert." Hanji vergrub ihre Finge in den Haaren und nuschelte etwas vor sich hin. Shiho hingegen schien gerade dahin zu schmelzen weil Mike mit ihr sprach. Wieder musste ich leicht schmunzeln.

"A-also, ich hatte eine zwei stündige Fahrt hierher. Aber das hat mich nicht gestört.", lächelte ich, Mike nickte nur zur Antwort, dann sah er zu Shiho.

"Und bei dir?" Ihre Starre löste sich und sie fuhr auf.

"Was?! Ich ... ähm ... ich wohne nur eine Station weiter. Also ein Katzensprung.", stammelte sie etwas unbeholfen.

"Jetzt reicht es!", kreischte plötzlich Hanji auf, "Ich werde ihn jetzt holen!" Mike schüttelte den Kopf.

"Lass es, weisst du etwa nicht mehr was letztes mal passiert ist?!"

Hanji's Augen wurden gross und sie hielt mitten in der Bewegung inne.

"Ja, ich weiss.", blubberte sie, "Aber-"

"Nichts aber! Wir müssen halt warten. Setz dich endlich hin!" Wie ein kleines Kind setzte sich Hanji zwischen mir und Shiho einfach auf den Boden und verschränkte die Arme.

"Der kann was erleben.", nuschelte sie verärgert und fixierte die Tür. Ich presste die Lippen zusammen und überlegte ob ich meine Frage stellen sollte.

Verdammt, sie waren auch nur Menschen, sie werden mir schon nicht den Kopf abreissen!

"Ähm ... stimmt es eigentlich das ihr die Band nur aus einer Laune heraus gegründet habt?" Ich sah auf. Dieses mal kam mir Shiho wieder zuvor. Hanji lachte auf.

"So ziemlich ja. Wir hatten nie vor berühmt zu werden, oder so etwas. Aber nachdem sich alles so entwickelt hatte, konnte ich Levi doch überzeugen unter Vertrag zu gehen. Du willst gar nicht wissen wie viele Manager wir schon hatten."

"Hanji!", ermahnte sie Mike.

"Was denn?! Soll das etwa keiner wissen?! Mein Gott." Eine Stille legte sich plötzlich über den Raum.

"D-das war sicher alles anstrengend zusammen mit deinem Psychologie Studium.", versuchte ich das Schweigen zu brechen. Hanji's Augen funkelten auf als sie zu mir sah.

"Es ging, du wärst überrascht.", lachte sie, "Genügend Prüfungsvorbereitung hatte ich ja.", lachte sie. Ich hörte einen leichten Seufzer seitens Mike.

"Interessiert dich dieses Thema auch?!", fragte sie und ihre Wangen erröteten vor Begeisterung.

"Nunja ... etwas ...", entgegnete ich. Hanji's Lächeln wurde immer breiter und sie rückte zu mir.

"Was willst du wissen? Ich kann-" Ihr Satz brach mit dem Geräusch der aufknallenden Tür ab. Alle sahen die Richtung des Geräuschpegels. Sofort erhob sich Hanji und wollte zu ihm, doch dieser kam ihr zuvor und stellte sich schnaubend vor ihr.

"Wie oft habe ich dir schon gesagt du sollst meine Sachen nicht anfassen Vierauge?!", brummte Levi. Mein Körper spannte sich an bei seinem Anblick und mein Puls begann in die Höhe zu schnellen.

"Wenn du immer so lange brauchst! Wenn du kein Duschzeug hast kannst du wohl nicht duschen.", feixte sie und grinste, "Es ist unhöflich unsere Fans warten zulassen." Levi verengte seine Augen und sah sie genau an. Auch er musste erkannt haben das Hanji sich überhaupt nicht frisch gemacht hatte.

"Tcch! Du bist so ekelhaft." Er hingegen sah frisch gebadet aus, nichts war von der anstrengenden Bühnenshow zuerkennen. Ohne eine Miene zu verziehen ging er zu der Minibar hinüber und kippte sich ein Glas Whiskey ein.

"Also wirklich, dein Ernst?!", hinterfragte Hanji schrill, "Vor unseren-"

"Halt die Klappe.", unterbrach sie Levi sofort scharf und nahm einen Schluck, während er zuerst zu Shiho und dann zu mir blickte, "Ihr habt also diese blödsinnigen Tickets bekommen, ja?!" Shiho nickte zögerlich. Ich hingegen starrte ihn nur an, bis ich schwach nickend zustimmte.

"Tcch! Erwartet bloss nicht zu viel.", fuhr er gleichgültig fort und sah kurz den Inhalt seines Glases an. "Was heisst hier blödsinnig?!", sagte Hanji empört, "Du wärst einfach so von der Bildfläche verschwunden, ohne ein Abschiedskonzert. Die Fans haben ganz sicher gemerkt das du eigentlich keine Lust drauf hattest. Bei vielen Songs hast du einfach Strophen weg gelassen Levi!"

"So kann keiner behaupten es wäre Playback gewesen. Ausserdem war es deine beschissene Idee."

"Was ist das denn für eine Begründung?!" Mike räusperte sich und die beiden sahen zu ihm.

"Dann zeig jetzt wenigstens Einsatz.", fügte Hanji noch hinzu und setzte sich wieder zwischen mir und Shiho. Levi's Gesichtsausdruck zeigte eindeutig wie genervt er von alldem war. Ich sah kurz zu Shiho, die hatte ihre Augen wieder unbemerkt auf Mike gerichtet.

"Habt ihr eure Zungen verschluckt?!", erkundigte sich Levi bissig, "Wenn das hier so weiter geht kann ich auch gehen."

"Du bleibst gefälligst hier!", warf Hanji ein. Mike schüttelte nur mit den Kopf.

"Tcch!" Er nahm noch einen Schluck und sah zu mir herüber.

Oh Gott! Hatte ich ihn etwa zu sehr angestarrt?! War es so offensichtlich das ich ihn beobachtete?! Er sah so schon genervt genug aus. Ich sollte das unterlassen!

Auch wenn mein Herz wohl gerade total unregelmäßig schlug bei seinem Anblick.

Unter seinen ernsten Blick, wurden meine Knie weich und ich war froh zu sitzen.

"Hey!"

Ich fuhr innerlich zusammen und sah zögerlich auf, mein Blick schweifte wieder kurz zu Shiho, die klebte immer noch mit ihren Augen an Mike und hatte sich sogar in ein Gespräch mit ihm verfangen. Doch durch den lauten Herzschlag in meinen Ohren, vernahm ich nichts davon.

"Ich meine dich!", zischte Levi und ich wusste nun endgültig das er mit mir sprach.

"Rede nicht so! Sie hat schliesslich auch einen Namen!", mischte sich Hanji ein.

"Den hat sie mir aber nicht genannt!", antwortete Levi grimmig und wandte sich wieder zu mir, "Also, du bist jetzt bestimmt enttäuscht, oder?!"

Ich blinzelte. Enttäuscht?! Wie versteinert sass ich da und blickte ihn nur an.

"Na los, antworte endlich du-"

"N-Nein!", platzte es einfach aus mir heraus, "I-ich bin nicht enttäuscht! Ich bin ... ich bin einfach hierher gefahren, ohne eine Ahnung davon zu haben das es diese zwei speziellen Tickets überhaupt gibt.", beendete ich atemlos den Satz. Levi sah mich einen Augenblick an, ehe er etwas brummte und sich wieder seinem Getränk zuwandte.

"Niemals ist dir eine Antwort gut genug.", murrte Hanji und ging zu ihm herüber. Mit einem breiten Grinsen tippte sie seine Stirn an. "Wie gerne würde ich in diesen Kopf hinein schauen. Deine Gedankengänge interessieren mich.", grinste sie. Genervt schlug Levi ihre Hand weg.

"Ich bin nicht dein Testobjekt Shitglass. Guck doch in die Köpfe der beiden!" Hanji hob ihre Brauen und sah zu mir und Shiho, da diese aber mit Mike beschäftigt war, fixierte sie sich mehr auf mich. Ein mulmiges Gefühl machte sich in mir breit. Durch die Spiegelung ihrer Brillengläser konnte ich ihre Mimik nicht ganz zuordnen.

Warum starrte sie mich so an?!

Und noch dazu tat es Levi nun auch. Nachdenklich legte Hanji ihre Finger ans Kinn.

"Hmm ... das du eine zurückhaltende Person bist merkt man vom ersten Augenblick, dazu muss man nicht studiert haben. Du bist unsicher was deine Taten oder Worte angeht. Du versuchst immer das beste für andere zu finden, aber nie für dich selber.", gab Hanji mit einen, Professor Unterton, an. Ungläubig starrte ich sie an.

Was sollte das hier werden?

"Alles gut Anda.", lachte sie im selben Moment, "Nimm es nicht persönlich. Anhand dessen könnte ich niemals deine Persönlichkeit analysieren. Aber", sie drehte sich zu Levi, "du benimmst dich nicht deiner entsprechend Levi."

"Tcch! Was weisst du schon was für mich entsprechend ist?!", hakte er genervt nach.

"Du zeigst nicht oft Interesse an deinen Mitmenschen. Mir ist im Laufe des Abends aufgefallen das du sie ungewöhnlich oft anstarrst, so etwas tun Menschen wenn sie glauben ihr Gegenüber zukennen, oder etwas in ihnen wieder zu erkennen. Erkennst du etwas in ihr wieder Levi?" Er sah sie grimmig an.

"Treib es nicht zuweit Vierauge!", knurrte er.

Hanji hob schützend die Hände und lachte.

"Tut mir Leid, tut mir Leid, da ging wohl wieder was mit mir durch."

Etwas irritiert sah ich die beiden an. Levi sah nun noch grimmiger aus und er stellte das Glas ab.

"So, was ist nun?! Wollt ihr ein Autogramm oder nicht?! Ich will nämlich jetzt gehen!", warf er genervt ein und verschränkte die Arme.

"Was?! Ich habe dir doch gesagt du blei-"

Erneut ging die Tür auf und unterbrach Hanji, wieder sahen alle auf. Ein Mann betrat den Raum, in seinem feinen Anzug sah er schon wie eine wichtige Person aus.

"Hey, ich störe die Party ja nur ungern mit euren Gruppies, aber es ist schon alles verstaut. Wir müssen los!", sagte er monoton und sah mich und Shiho nur kurz an. Ich fragte mich ob es ihr Manager war?!

"Aber die Zeit war doch viel zu kurz!", jammerte Hanji wie ein kleines Kind, Mike legte seine Hand auf ihre Schulter als er neben ihr trat.

"Man soll aufhören wenn es am schönsten ist. Gebt noch schnell ne Unterschrift, oder was weiss ich!", kommentierte der Mann streng und sah dann zu Levi, "Ich geh davon aus du fährst diesmal wieder nicht mit uns oder Prinzesschen?!" Man konnte die dunkle Stimmung die von Levi aus ging förmlich spüren. Hanji hingegen tat so als hätte sie das nicht gehört und ging zu mir und Shiho. Mit traurigem Gesicht nahm sie je eine Hand von uns.

"Es tut mir sooo Leid das es so kurz war mit euch!", wimmerte sie und kramte dann einen Stift aus ihrer Hosentasche, "Aber eine Unterschrift ist jawohl das mindeste", grinste sie, "und das!", dann holte sie zwei Plektrums hervor und drückte sie uns in die Hand. Völlig überfordert sahen Shiho und ich sie an, während sie ohne zu fragen ihre Unterschrift auf unsere Taschen setzte. Als wären wir hier die Stars drückte sie uns noch liebevoll und ging dann, mit einem letzten Blick, aus den Raum. Ich hingegen starrte auf das Plektrum. Doch im selben Moment hatte ich auch schon einen Drumstick mit Mike's Unterschrift in der anderen Hand. Mit einem höflichen Lächeln verabschiedete er sich von uns und folgte Hanji. In völliger Euphorie folgte Shiho ihm. Wahrscheinlich wollte sie noch die letzten Minuten an seinen Rockzipfel hängen. Irgendwo konnte ich es nachvollziehen, nur war die Person die meinen Puls beschleunigte, nicht gerade so freundlich und umgänglich.

Ein leichter Seufzer entfloh meiner Kehle und ich schulterte meine Tasche. Durch dieses ganze Durcheinander hatte ich gar nicht mehr auf mein Umfeld geachtet. Gerade hatte ich die Türschwelle überquert als ich auch schon wieder unhöflich von hinten angesprochen wurde.

"Tcch! Zuerst soll ich hier bleiben und dann kann es euch allen wohl nicht schnell genug gehen." Erschrocken drehte ich mich um.

Stimmt, er war ja noch hier! Bei dieser Tatsache spürte ich wie meine Knie weich wurden.

Oh mein Gott! Wieso waren auf einmal alle anderen weg?! Hallo?! Ich war schliesslich noch im Gebäude! Wird man nicht hinaus begleitet oder so?!

Levi leerte das Glas und schritt auf mich zu. Ich stand einfach nur da wie ein Reh vor Scheinwerfern eines Autos. Ohne ein weiteres Wort sah er mich einfach nur an und löschte das Licht des Raumes.

Mit zittrigen Beinen trat ich auf den Flur und sah ihm dabei zu wie er den Raum verliess und die Tür schloss.

Du bist hier in keinem Zoo verdammt! Staar ihn nicht so an!

"Was ist?! Weisst du nicht mehr wie du hier raus kommst oder warum stehst du da so rum?!", fragte er und drehte sich zu mir um. Ich überlegte kurz. Wusste ich den Weg noch den ich mit den Ordnern gegangen war?! Mein Gehirn machte gerade eine Pause. Wieso musste er mich auch so angucken?! Es war das erste mal das ich sein Gesicht ohne die Verbände sah. Seine grauen Augen stachen aber auch so hervor. Obwohl seine Mimik ausdruckslos war, strahlten sie doch etwas aus. Ich konnte nicht benennen was, aber es reichte um meine Knie weich werden zulassen, meinen Herzschlag in den Ohren dröhnen zulassen und mein Hals wurde trocken.

"I-ich ... d-darf ich ein Autogramm?", presste ich heisser hervor und schob meine Tasche nach vorne. Er sah diese kurz an und dann wieder mich.

"Vierauge hatte einen Stift.", merkte er trocken an und ging einfach weiter, "Wenn du eins willst musst du mir wohl folgen, ich muss eh noch meine Jacke holen.", fuhr er fort. Ich blinzelte und folgte ihm zögerlich.

Ich hatte doch einen Stift.

Anda, bist du blöd?! Sei doch froh! Folg ihm einfach! Um so mehr Minuten verbringst du noch mit ihm!

Auch wenn ich nicht genau wusste wie ich mich verhalten sollte. Eine Mauer der Distanz umgab ihn. Und jedes Wort schien wie eine Flamme die auf die Zündschnurr zu ging.

Ich war ja schon glücklich das er überhaupt bereit war mir ein Autogramm zugeben und das er doch einige Worte mit mir wechselte. Wäre mein Handy nicht schon voll gewesen hätte ich wohl diesen Moment heimlich aufgenommen und Zuhause wie ein Teenager geschmachtet.

Schweigend gingen wir den Flur entlang und einige Treppen herunter, bis wir in einen anderen Flur einbogen und vor einer Tür stehen blieben.

Eine leichte Gänsehaut durchfuhr meinen Körper. Irgendetwas hatte sich verändert. Die Aura schien nun noch kälter um ihn herum. Ich schluckte aufgeregt.

"Wie alt bist du eigentlich?", fragte er plötzlich als er die Tür aufschloss. Ich fuhr auf.

"Ähm ... sechsundzwanzig." War das denn wichtig?! Mit einem Schulterblick sah er mich an und hob eine Braue. Ohne ein weiteres Wort öffnete er die Tür und ging hinein, mit einem Kopfnicken forderte er mich auf auch ein zutreten. Mit wackeligen Beinen betrat ich den Aufenthaltsraum. Gezielt ging er zu der Gardrobe, nahm seine Jacke und kramte in ihren Taschen.

"Du hast doch bestimmt ein Notizheft, oder?! Ich hab es nicht so mit Autogrammen auf Taschen oder sonstiges.", sprach er und wühlte weiter in den Innentaschen seiner Jacke.

Nervös stellte ich meine Tasche ab und öffnete sie.

"J-ja ... Moment.", nuschelte ich und durchsuchte den Inhalt meiner Tasche. Wieso kam dieser mir gerade wie das reinste Chaos vor?!

"Du hast Zeit.", entgegnete er und ich hörte wie er nicht mehr in seiner Jacke rum kramte.

Gerade als ich das Notizbuch zwischen meinen Fingern fühlte, wurde mit einem Ruck mein Kinn nach oben gezogen und etwas legte sich auf meinen Mund.

Der aufsteigenden Panik wich in kurzer Zeit Dunkelheit.

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Mit einem Schlag löste sich sein Gedankengang. Ein kaum hörbares Brummen entkam seiner Kehle. Mit unruhigen Atem nahm er sein Glas und leerte es, dann schweifte Levi's Blick wieder durch den Raum, zu Hanji und den beiden Fans die dieses alberne Ticket ergattert hatten. Er wusste nicht wann er zuletzt so einen klaren Tagtraum hatte. Aber die Vorstellung die er sich vor wenigen Minuten noch zurecht gelegt hatte, kamen ihm so real vor, bis Hanji ihn mit ihren psychologischen Gequatsche heraus gerissen hatte. Was hatte dieses Mädchen nur an sich das er sie so musterte, fragte er sich. Ihre Art war die eines typisch schüchternen Mädchens. Levi schüttelte den Kopf.

Seine Vorstellung von ihr, eingesperrt bei ihm, in der Sicht des Opfers, hatte ein undefinierbares Gefühl ausgelöst, und es hinterließ immer noch einen Nachgeschmack. Es war fast so als hätte er einen genauen Plan vor seinem geistigen Auge gesehen.

Doch zugleich kam ihn der Gedanke, ob er vielleicht doch die Zukunft gesehen hatte, als der Manager der Band in den Raum platzte und alle zum gehen drängte. Für Levi kam das aber gerade Recht. Er wollte sich nur in sein Auto setzen und nach Hause, bei einem Glas Whiskey einen klaren Kopf bekommen. Er schloss kurz die Augen und atmete hörbar aus, bis er sich von der Minibar weg bewegte und Richtung Tür schritt. Selbst seine Jacke wollte er nicht mehr holen, er wollte einfach nur nach Hause. Als Levi den Flur betrat sah er noch flüchtig Hanji, die ihm zuwinkte und mit ihrer Hand andeutete das sie ihn anrufen würde, dann verschwand sie die Treppen hinunter. Levi zischte Luft aus seinen Lungen und drehte der Treppe dem Rücken zu, um einen anderen Weg zugehen. Seine Schritte stoppten aber abrupt als er das Mädchen am anderen Ende des Flures sah.

Warum war sie denn noch hier, fragte er sich und wieder blitzten kurz die Bilder seines Tagtraumes vor seinem geistigen Auge auf. Schnell schüttelte er den Kopf und setzte sich wieder in Bewegung.

Verwirrt stand sie im Flur, immer noch den Drumstick von Mike in der Hand, sah sie hilflos in der Gegend umher.

Warum war sie den anderen denn nicht gefolgt?

Es war schon fast Ironie des Schicksals das er jetzt alleine mit ihr im Gebäude war. Ein komisches Gefühl breitete sich in Levi aus als er ihr immer näher kam.

"Hey! Hast du dich verlaufen, oder was?!", sprach er sie an und sie fuhr erschrocken herum. Nervös sah sie Levi an und spielte mit den Drumstick umher.

"I-ich ... ähm ..."

Wie sie so um Worte rang, dies weckte etwas in ihm, und der Tagtraum erschien ihn immer mehr wie ein Plan, und nicht nur eine blosse Vorstellung.

"Du findest nicht mehr raus!", stellte Levi fest und ihren Auge wurden für einen kurzen Moment gross.

"Ja ...", flüsterte sie. Levi's Augen verengten sich.

Vorstellungen sind nur Vorstellungen, sagte er sich selbst, man muss sie nicht verwirklichen. Er wollte sie nur aus den Gebäude führen und dann nach Hause.

"Komm mit!", befahl er und ging voran, mit nachdenklicher Miene folgte sie ihm zögerlich.

Doch wie ein Virus kamen immer wieder Bilder in seinen Gedanken hoch.

Wie sie auf seinen Bett lag, in diesen weissen Kleid, gefesselt und mit einem Gesichtsausdruck der zwischen Angst und Schüchterheit wechselte. Seine Muskeln spannten sich an. Er wollte die Gedanken vertreiben! Sie los werden!

"Ähm ..."

Levi sah auf und blickte sie über die Schulter aus erwartend an.

"I-ich wollte ... d-darf ich ... nachher wenn wir draussen sind ein ... ein Autogramm?"

Stimmte ja, er war der einzigste der keine Unterschrift gegeben hatte. Levi's Mundwinkel ging kaum merklich für einen Sekundenbruchteil nach oben, und seine grauen Augen funkelten kurz auf.

"Hast du Zettel und Stift dabei?!", erkundigte er sich und blickte wieder nach vorne, als sie die Treppen hinunter gingen.

"Jah, habe ich.", man konnte die Freude in ihrer Stimme hören.

Einige Zeit herrschte Schweigen zwischen den beiden, und nur ihre Schritten hallten durch den Treppeaufgang, bis sie vor der grossen Tür am Eingang standen.

Levi blieb stehen, drehte sich zu ihr um, und hielt ihr seine Hand entgegen.

"Also, dann lass mich die Unterschrift setzen! Ich will nach Hause!", sprach er genervt. Anda sah auf und kramte hektisch in ihrer Tasche nach dem Notizbuch.

Als würde sie ein Kunststück vorführen beobachtete Levi sie dabei, und musterte sie noch einmal. Immer wieder fielen ihr Strähnen ihres schwarzen Haares ins Gesicht als sie weiter die Tasche durchsuchte.

Leicht gewellte schwarze Haare.

Levi's Augen verdunkelten sich.

Vielleicht hatte Hanji doch Recht. Er erkannte etwas in ihr.

Er konnte es selbst nicht genau benennen, aber etwas strahlte sie aus. Und dieses Gefühl wenn er sie an sah liess ihn wieder seinen Körper anspannen.

Immer noch hektisch nahm sie ihre Tasche von der Schulter und stellte sie auf den Boden ab, um ihre Suche in der Hocke weiter zuführen.

Was hatte sie auch bloss so eine grosse Tasche.

In ihrer Aufregung hatte Anda gar nicht bemerkt wie ihr das Handy aus der Hosentasche gefallen war. Ohne weiter auf sie zu achten hob Levi es auf und betrachtete den aufleuchtenen Bildschirm.

"Da ist es!" Stolz hielt Anda das Notizbuch in die Höhe und sah zu Levi auf. Dieser starrte immer noch sich selber auf ihren Handy an und verzog die Lippen zu einem leicht süffisanten Lächeln.

Peinlich berrührt erhob Anda sich und sah Levi, dann ihr Handy, abwechselnd an.

"Ähm ... also das ..."

"Sag mal, wie heisst du überhaupt?", fragte Levi tonlos und überreichte ihr, wieder völlig ausdruckslos, ihr Handy. Der Körper des Mädchens erzitterte kurz bei der Berührung seiner Finger.

"Ähm ... Anda ... Anda Arashi ...", stotterte sie und beobachtete seine Bewegung als er ihr Notizbuch und den Stift abnahm. Mit ausdrucksloser Miene schlug er das Notizbuch irgendwo auf und setzte seine Unterschrift.

"Nach Hause findest du jawohl, oder?!", merkte er scharf an, als er ihr die Sachen wieder gab. Überfordert steckte sie schnell ihr Handy wieder ein und verstaute die heilige Unterschrift.

"Ähm ... ich muss erst nach den Verbindungen gucken." Levi hob eine Braue.

Vorbereitet war dieses Mädel nun wirklich nicht.

"Ich gehe davon aus du musst zum Bahnhof.", sprach er fast beiläufig als sein Blick nach draussen in die Dunkelheit schweifte.

Wieder kam dieses Gefühl in ihm auf.

Warum fragte er so eine offensichtliche Frage?

Warum fragte er überhaupt?! Eigentlich wollte er doch nach Hause fahren.

Aber der Bahnhof lag eh auf den Weg.

Auch wenn ihm eine leise Stimme im Inneren zuflüsterte dass er genau wusste warum er dies tat.

"J-ja muss ich.", lächelte sie, "Aber soweit ist es ja von hier aus nun nicht."

Sie war nicht nur unvorbereitet sondern anscheinend auch naiv.

"Darum geht es nicht.", kommentierte er und ging an ihr vorbei, "Komm!"

Ungläubig blickte sie Levi hinterher.

"Was?!"

"Ich widerhole mich ungern! Komm mit!" Mit zögerlichen Schritten folgte sie ihm.

Seine Schritte führten sie in das untergelegene Parkhaus der Stadthalle. Anda war überrascht das sich so etwas unter diesem Gebäude befand. Mit einem prüfenden Blick sah er zu ihr nach hinten als er an seinen Wagen anhielt, ein schwarzer Smart Roadster. Anda hatte nicht wirklich viel Ahnung von Auto's, ob sie gut sind oder schlecht. Aber aus irgendeinen Grund fand sie doch das er zu Levi passte. Als würde sie sich einem Raubtier nähern ging sie auf Levi zu der die Beifahrertür aufhielt.

"Nun komm schon! Der Wagen beisst dich nicht!"

Anda schluckte aufgeregt, es ging nicht um den Wagen, sondern vielmehr um die Tatsache das sie mit Levi fahren sollte. Eine zögerliche Röte legte sich auf ihre Wangen.

"Ähm ... Nein ... ich ... ich kann all-"

"Gefällt dir die Vorstellung etwa nicht mit mir in meinem Wagen zu sitzen?!", unterbrach er sie und verengte die Augen. Anda's Herz machte einen Sprung und sie nahm immer mehr die Farbe einer Tomate an. Wieso musste ihr Handy Speicher voll sein?! Niemand würde ihr das hier glauben! Vielleicht konnte sie schnell was löschen.

"Was?! Nein das ... das ist es nicht ...", stotterte sie verlegen, "E-es ist ... ich kann doch nicht einfach mit fahren. Ich meine ..."

"Dies ist jawohl meine Entscheidung, oder etwa nicht?! Solange meine Laune noch halbwegs gut ist, solltest du mein Angebot dass ich dich zum Bahnhof fahre, annehmen.", argumentierte Levi und wies mit einem Kopf nicken zum Beifahrerplatz, "Also komm!"

Mit zögerlichen Schritten näherte sie sich dem Wagen. Levi sah ein letztes mal auf sie herab. Ihre Schuhe und Kleidung schienen sauber zu sein.

Verlegen sah sie zu ihm auf.

"D-danke ..."

"Lass gut sein!", presste er hervor und beobachtete wie sie langsam einstieg. Ohne ein weiteres Wort schlug er die Tür zu und ging zu der Fahrertür herum. Mit einer eleganten Bewegung setzte er sich auch hinein. Im Augenwinkel sah er wie Anda total angespannt da sass und immer roter wurde. Ein kaum hörbarer Seufzer entkam seiner Kehle als er den Schlüssel einsteckte und den Motor aufbrausen ließ. Anda hatte währenddessen Schwierigkeiten ihren Puls unter Kontrolle zubringen. Sie hatte das Gefühl das man ihren Herzschlag trotz des Motors hören könnte. Der Innenraum des Wagens war sehr gepflegt, und der Ledersitz fühlte sich weich an. Überall lag der Geruch von frischen Lilien, gemischt mit einem anderen Duft, der Anda's Herz noch mehr rasen liess.

Doch auch Levi's Gedanken waren nicht nur auf das fahren konzentriert. Immer wieder schimmerten Bilder seines Tagtraumes in seinen Kopf auf, während er den Wagen aus dem Parkhaus führte. Sein Kiefer spannte sich an, und im selben Moment fragte er sich erneut was er hier tat. Welche Kraft ihn dazu trieb sie zum Bahnhof zufahren.

Wollte er sie wirklich zum Bahnhof fahren, oder?!

Kaum merklich schüttelte er leicht den Kopf. Er musste diese Gedanken abschütteln! Er durfte ihnen nicht nach kommen!

Während Levi mit seinem Innerersten Gefühlen kämpfte, hatte Anda schnell ihre Galerie durch gesucht und etwas Speicherplatz frei gegeben. Ihre Entscheidung schwankte jedoch zwischen dem Bedürfnis am Bahnhof nach einem Foto zufragen, oder es einfach heimlich zutun. Dies blieb nach wenigen Minuten Levi nicht verborgen.

"Wenn es dich glücklich macht.", merkte er an als sie an einer roten Ampel anhielten, "Dann mach es!" Anda blinzelte und presste die Lippen zusammen, ihre Hände begannen zu zittern und ihr Handy drohte runter zufallen. Levi sah kurz in den Rückspiegel, hinter ihm war kein einzigstes Auto zu sehen.

"Tcch!"

Mit einem leichten Brummen entzog er ihr das Handy und machte ein Foto von ihnen. Es war zwar nicht das beste, aber man erkannte das Anda sich mit ihm zusammen in einem Auto befand. Ausdruckslos gab er ihr das Handy wieder und reagierte auf die nun Grün gewordene Ampel.

Völlig perplex starrte sie das Bild auf ihren Handy an.

"Besser als gar keins oder?! Es nervt wenn ich im Augenwinkel deine zittrigen Bewegungen sehe.", zischte er und bog ab. Anda spürte wie sich Freudentränen in ihren Augen sammelten, schnell wischte sie mit ihrer Hand über ihr Gesicht.

"D-Dankeschön ...", stammelte sie und klang dabei etwas verschnupft. Levi hob eine Braue.

"Hey! Fang jetzt bloss nicht an zuheulen!", gab er bissig an und versuchte das immer stärkere Gefühl in seinen Inneren zu ignorieren, "Wolltest du nicht nach deiner Verbindung suchen?!"

Wie ein Schlag fuhr Anda auf und öffnete den Browser ihres Handys. In dieser Zeit kam das Auto wieder vor einer roten Ampel zum stillstand. Genervt tippte Levi mit den Zeigefinger auf das Lenkgrad. Die Fahrt zog sich für ihn ewig hin.

"Oh fuck ..."

Levi sah kurz zu Anda ehe er wieder zur Ampel blickte.

"Was ist?!", erkundigte er sich. Anda steckte verlegen das Handy weg und schüttelte den Kopf.

"A-ach ... nichts ..." Levi zog die Brauen zusammen.

"Kannst du jemanden anrufen? Oder hast du Geld bei dir?", warf er in den Innenraum. Anda sah zu ihm und liess ihren Blick nervös hin und her schweifen.

"Nein ... und mein letztes Geld habe ich für das Zugticket verwendet.", antwortete sie dann leise, als sie erkannte das er genau wusste was los war. Levi liess den Wagen kurz aufdröhnen eh er weiter fuhr.

"Lass mich raten, du bist heimlich zu unseren Konzert gefahren, und deine Eltern wissen von nichts." Anda presste die Lippen zusammen.

"Es weiss keiner etwas, weil ich niemanden habe.", flüsterte sie und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr. Wieder sah Levi kurz zu ihr. Eine Stimme in seinen Hinterkopf begann leise zuflüstern, und dieses innere Gefühl breitete sich immer mehr zu einem Drang aus. Den er aber unterdrückte, wobei sich seine Laune verschlechterte, und er mit dunklen Blick in den Bahnhof einbog. Der Wagen hielt mit quietschenden Reifen an und ein kurzer Ruck fuhr durch die Sitze. Angespannt entfuhr Levi wieder ein Brummen.

"Wo musst du hin?", fragte er dann nach und löste seinen Gurt.

"Ähm ... Keijima."

Levi legte seine Arme auf das Lenkgrad und verengte die Augen. Eine Entscheidung zufällen schien angesichts seiner, immer lauter werdenden Inneren Stimme, nicht grad einfach.

Anda löste auch ihren Gurt und umklammerte ihre Tasche. Verlegen sah sie auf das Amaturbrett.

"D-Dankeschön. Auch für das Konzert", sprach sie leise, "eure Songs haben mir wirklich in vielen Situationen geholfen. Es ist schade das ihr aufhört." Angestrengt atmete sie aus, und war froh diese Sätze ohne stottern heraus gebracht zu haben. Auch wenn ihr noch vielmehr auf den Herzen lag. Ohne auf seine Reaktion zuwarten, öffnete sie die Tür, verbeugte sich als sie ausstieg und schloss die Tür wieder. Levi hingegen sah ihr hinterher wie sie zu dem Plan ging, und sich aber in wenigen Augenblicken wieder von ihm löste. Ihr Zug fuhr wirklich nicht.

"Tcch!" Er kramte sein Handy aus der Hosentasche.

Währenddessen hatte sich Anda im Bahngebäude hingesetzt und schaute in ihr Notizbuch. Leise seufzte sie auf, und verfluchte sich selbst. Jeder Fan hätte wohl besser reagiert als sie. Sie hatte ein Foto mit ihm zusammen und hatte in seinen Wagen gesessen! Und dennoch hatte sie sich wie ein ängstliches Kind verhalten. Wütend über diese Tatsache zog sie die Beine an ihren Oberkörper und kauerte auf der Bank. Bis sie etwas am Hinterkopf berührte. Erschrocken fuhr sie herum und sah zuerst ungläubig auf ihr Handy. Bis ihr Blick weiter hinauf ging und sie realisierte das Levi hinter der Bank stand, und ihr ihr Handy hin hielt.

"Ich habe beinahe das Gefühl du brauchst es nicht.", merkte er spitz an, "Wo wohnst du in Keijima?" Anda sprang von der Bank und nahm, völlig neben sich, das Handy wieder an sich.

"D-dank-"

"Ich möchte deine Adresse wissen!", widerholte er scharf, Anda zuckte kurz zusammen.

"Ähm ... fünfzehnter Bezirk ...", stammelte sie und bemerkte jetzt erst das er sein Handy am Ohr hatte. Ohne sie weiter zu beachten ging er einige Schritte weiter und widerholte ihre Adresse, ehe er auflegte und wieder zu ihr ging. Immer noch völlig perplex hatte sich Anda wieder hingesetzt und beobachtete wie Levi langsam auf sie zu kam, und vor ihr zum stehen kam.

"Pack dein Handy in deine Tasche, sonst verlierst du es wieder!", gab er ausdruckslos an, "Das Taxi ist in circa zwanzig Minuten da.", fuhr er fort. Mit grossen Augen und fragender Miene sah Anda ihn weiter an. Es dauerte einige Zeit bis sie begriff was los war. Sie wollte sich erheben, und sich bedanken, doch Levi winkte ab, und deutete auf ihre Tasche.

"Du solltest dein Handy wirklich weg stecken.", merkte er nochmals an und verschränkte die Arme vor der Brust. Hektisch öffnete Anda ihre Tasche, und verstaute wieder das Notizbuch, mit ihrem Handy zusammen. Dann herrschte eisiges Schweigen. Anda's Gedanken kreisten. Und sie stellte sich die Frage, warum er dies alles tat. Doch zugleich musste sie leicht lächeln, als ihr bewusst wurde das hinter Levi's kalten und rauen Art, ein hilfsbereiter und netter Mensch lag. Auch wenn er es mit seiner eigenen Art und Weise ausdrückte. Zugleich jedoch wusste sie, sie könne es ihm nie zurück geben, was er heute für sie getan hatte. Kaum würde sie in das Taxi steigen, wäre der schöne Augenblick auch schon vorbei, und man würde sich eh nie wieder seh'n.

"Hey!" Anda wurde aus ihren Gedanken gerissen und sie sah auf. Levi stand am Eingang des Bahngebäudes und sah sie ausdruckslos an. "Komm, das Taxi ist da.", sprach er weiter und beobachtete sie dabei wie sie langsam aufstand, ihre Tasche schulterte und auf den Eingang zu ging. Anda's Magen zog sich, bei den Gedanken des ewigen Abschieds, zusammen.

Hätte er sie doch einfach am Bahnhof sitzen lassen, oder einfach dort hingehen lassen. Sie hatte jetzt eine Fassade von ihm kennen gelernt die ihr Herz noch mehr zum pochen brachte. Hätte sie diese Art doch nur nie von ihm kennen gelernt, dachte sie und ihre Schritte wurden immer schwerer.

"Der Fahrer weiss bescheid, es ist alles geregelt.", stellte Levi fest und beobachtete sie weiter, wie sie vor ihm zum stehen kam. Hörbar atmete Anda aus und verbeugte sich tief vor ihm.

"I-ich kann das alles gar nicht wieder gut machen.", nuschelte sie kleinlaut und sah Levi an wie ein Welpe. Dieser winkte jedoch nur wieder mit der Hand ab.

"Versteh mich nicht falsch. Es würde nicht gut ankommen wenn man in der Presse lesen würde das einem Fan beim Abschiedskonzert irgendetwas passiert ist.", rechtfertigte er die Situation. Obwohl Anda auch keinen anderen Grund vermutet hatte. War dieser Satz für sie dennoch wie ein Schlag ins Gesicht. Sie senkte den Blick und presste die Lippen zusammen. Auch wenn sie immer wieder den Mund öffnete, so bekam sie trotzdem keinen Ton heraus.

Was hatte sie denn auch erwartet? Das der Mann, der für sie nie erreichbar sein würde, für dem sie soviel empfand, dies alles nur getan hatte weil er etwas in ihr sah?

Er war immer noch ein Mensch der in den Medien stand. Es war doch ganz klar das er nur nach einer Logik handelte. Und das die Band ihre Gesichter mit den Verbänden verbarg, war wohl eine weitere Massnahme um ihr Privatleben zu schützen. All dies war Anda durchaus bewusst. Dennoch schmerzte sie dieser Abschied. Abschied von den Songs, Abschied von der Band, die ihr soviel Lebensmut machte, und ein endgültiger Abschied von dem Mann den sie so sehr begehrte.

Das laute Hupen des Taxi's zog durch die Stille der Dunkelheit.

"Vielen dank nochmal.", presste Anda hervor und schritt schwermütig weiter zum Taxi, dessen Fahrer wirkte sichtlich genervt. Mit ihren Gefühlen kämpfend, stieg Anda hinten ein und sah ein letztes mal zu Levi. Dieser schaute jedoch auf sein Handy und schien etwas zu schreiben. Anda kniff die Augen zusammen und das Taxi fuhr los.

Levi sah von seinem Handy auf und blickte dem Taxi kurz hinterher. Dann schaute er wieder auf das Display, und speicherte ihre Nummer ein.

Sie hätte das Handy wirklich kein zweites mal verlieren sollen.

Levi sass noch einige Zeit in seinen Wagen und stand immer noch am Bahnhof. Seine Gedanken kreisten. Dieses Gefühl etwas verloren zu haben, liess ihn nicht los. Es war fast so als hätte er die Macht über etwas verloren. Doch dies stimmte nicht ganz, er hatte sie nicht verloren, sondern abgegeben. Er wollte der Stimme in seinen Kopf nicht nach geben!

Aber Levi merkte immer mehr das der Druck in seinen Inneren wuchs. Er wuchs immer weiter,so das sich sein Körper wieder anspannte. Flüchtig sah er auf die Uhr im Innenraum seines Wagens. Es war gerade mal halb zehn Abends.

Sein ursprünglicher Plan war es eigentlich nach dem Konzert nach Hause zufahren. Jedoch hatte dieser sich in den letzten Minuten in Rauch aufgelöst.

Wäre es anders gewesen wenn er Anda einfach hätte stehen lassen?! Wenn er sie nicht zum Bahnhof gefahren hätte?! Levi massierte seine Schlefen, und der Ton seines Handys unterbrach seinen Inneren Monolog. Genervt sah er auf das Display. Es war Hanji. Levi seufzte, er wusste nur zu gut das ignorieren bei ihr nichts brachte, also nahm er gereizt an.

"Was ist Shitty Glasses?!", brummte er in den Hörer und lehnte sich in den Fahrersitz zurück.

"Ich habe doch versprochen dich anzurufen.", kicherte sie überdreht. Levi brummte wieder auf.

"Wenn du dein albernes Handzeichen als Versprechen zählst. Also, was willst du?!"

"Ich wollte mit dir nochmal über das Konzert reden." Levi hob eine Braue.

Was gab es da noch zu besprechen?

"Die Fans waren doch zufrieden, also was willst du?!", knurrte er und hörte wie Hanji schnaubte.

"Das mag vielleicht sein, aber dennoch hast du dich heute seltsam verhalten.", merkte sie an, "Also merkwürdiger als sonst.", fügte sie schnell hinzu.

"Hör auf mich analysieren zu wollen Vierauge! Das mit der Band ist jetzt eh Geschichte."

"Levi, du hörst dich fast so an, nur weil es die Band nicht mehr gibt, dass wir keine Freunde mehr sind.", wimmerte Hanji. Levi rollte mit den Augen.

"Was willst du von mir?! Wenn du mich nur belehren willst, lass es! Ich habe keinen Bock mehr auf die Band. Da brauchst du mir auch nicht mit Argumenten kommen!", zischte er und war kurz davor einfach aufzulegen.

"Wollen wir uns treffen? Lass uns einen trinken geh'n! Und dann erzählst du deiner alten Freundin was dir auf den Herzen liegt.", umgarte sie ihn. Levi stöhnte genervt auf.

"Lass das letzte weg.", gab er scharf an.

"Ok, wo wollen wir uns treffen? Du bist doch nicht etwa schon Zuhause, oder?!"

Levi sah kurz durch die Fensterscheibe zum Bahnhof, dann zu dem Beifahrersitz.

"Nein bin ich nicht. Ich bin noch im Ort unseres Konzertes.", antwortete er trocken.

"Das trifft sich doch gut.", sprach Hanji freudig, "Ich und Mike haben uns auch gerade getrennt. Er ist ziemlich k.o und ich wollte eh noch durch die St-"

"Komm zum Punkt wo wollen wir uns treffen!", unterbrach Levi sie bissig.

"Vor der Bar Surf Orange.", nuschelte Hanji wie ein kleines Kind, was eingeschnappt war.

"Gut. In zehn Minuten. Verspäte dich nicht, sonst fahr ich wirklich nach Hause Shitty Glasses!", knurrte Levi und legte einfach auf. Dann seufzter er. Im Nachhinein bereute er es doch zugesagt zu haben. Hanji würde ihn wieder den ganzen Abend über mit nervigen Fragen löchern. Wieder schweifte sein Blick zum Beifahrersitz, dann sah er auf sein Handy und scrollte durch seine Kontakte. Einen Augenblick hielt er inne, unterdrückte seine eigene Nummer und beschloss ihre Nummer anzuwählen. Nach kurzer Zeit hörte er auch schon das erste Klingeln, nach zweimaligen wählen meldete sich ihre Stimme.

"Hallo?!" Levi's Augen verengten sich, und seine Lippen verzogen sich für einen sekundenbruchteil zu einem süffisantem Lächeln.

"Hallo??!" Dann legte er auf. Mit angespannten Körper lehnte er sich zurück, und legte seinen Kopf nach hinten. Mit gemischten Gefühlen sah er an die Decke seines Wagens. Um sein innerstes zu sortieren, schloss er die Augen. Doch immer noch verfolgten ihn die Bilder seines Tagtraumes. Sein Kiefer spannte sich an. Und er wünschte sich nun doch, er hätte ihr doch kein Taxi gerufen. Schlagartig öffnete Levi die Augen. Er hatte ja ihre Adresse. Wenn dieses Mädchen wirklich etwas hatte was er in ihr wieder zuerkennen glaubte, konnte er es einfach heraus finden. Er wollte mehr über sie in Erfahrung bringen. Mit diesen Beschluss nahm er wieder Haltung in seinen Sitz an und startete den Wagen, zum Treffpunkt.

Es dauerte einige Zeit bis er einen Parkplatz gefunden hatte. Und zu allem Überfluss war dieser auch noch ein paar Meter von der Bar entfernt. Genervt über diese Tatsache schritt Levi die Strasse hinunter. Nach einigen Minuten konnte er schon eine, ihm freudig zuwinkende, Hanji erkennen.

"Da sieh mal einer an, diesmal bist du derjenige der sich verspätet hat.", grinste sie Levi an, als dieser vor ihr zum stillstand kam. Er sah kurz auf die Uhr seines Handy's.

"Tcch! Es ist sind nur zwei Minuten. Hier in diesen scheiss Kaff findet man keine Parkplätze!" Hanji klopfte ihm auf die Schulter.

"Ist ja auch egal.", kicherte sie, "Komm, lass uns rein gehen!" Wieder einmal strahlte Hanji übers ganze Gesicht und ihre Brille funkelte verdächtig auf. Levi brummte nur zur Antwort, und beide betraten die Bar. Wie zu erwarten um diese Uhrzeit war sie schon gut besucht.

"Ich will an die Quelle!", merkte Hanji laut an und warf die Arme in die Luft. Ein paar Gäste drehten sich zu den beiden um. Levi schob sie grimmig weiter, vorbei an ein paar Menschentrauben. Ohne ein weiteres Wort setzte er sich an die Theke und legte die Arme auf die Holzplatte. Hanji hingegen stand einfach neben ihn und überblickte schon die Getränkekarte.

"Jetzt setz dich doch endlich mal hin verdammt!", betonte er genervt, und Hanji setzte sich, ohne ihren Blick von der Karte zuwenden, auf den Hocker. Freudig summte sie vor sich hin als sie weiter die Angebote studierte. Levi hingegen war schon jetzt völlig genervt und hatte schon beim Barkeeper seine Bestellung aufgegeben.

"Jetzt weiss ich was ich nehme!", warf Hanji freudig ein, "Levi was möchtest du-", sie stoppte ihren Satz als sie sah das er schon längst sein Glas Whiskey vor sich hatte. Eingeschnappt verzog sie das Gesicht und gab nun auch ihre Bestellung auf. Levi nahm einen Schluck seines Glases, stellte es dann ab, und kreuzte die Finger ineinander. Mit ausdruckslosem Gesicht sah er seine Nachbarin an, und versuchte zu deuten welche nervigen Fragen ihr wohl im Kopf rum spukten. Doch erst als Hanji auch ihre Bestellung vor sich hatte, sah sie auch Levi an und ihre Brille reflektierte. Er jedoch versuchte gleich ihren Satz abzuwürgen der ihr, seiner Meinung nach, auf der Zunge lag.

"Falls du wieder damit anfangen willst, dass ich mir das mit der Band doch noch überlegen soll. Lass es!", merkte er bissig an. Aber Hanji's gruseliges Grinsen blieb, und sie schüttelte kaum merklich den Kopf.

"Warum bist du noch hier? Wolltest du nicht gleich nach Hause?", fragte sie und blickte über den Brillenrand. Levi sah sie eine Weile nur an und nahm noch einen Schluck, ehe er mit den Schultern zuckte.

"Ich habe es mir halt anders überlegt.", murmelte er. Hanji's Interesse wurde aber nur noch größer.

"Wie kommt es? Du warst doch so abgefuckt." Levi stöhnte genervt auf.

"Und ich fang gerade an noch abgefuckter zu werden Shitty Glasses! Worauf willst du hinaus?!" Die Brillenträgerin nahm einen Schluck ihres Drinks und sah sich das Sortiment hinter der Bar an. So als würde sie gerade ihre Gedanken sortieren. Levi hingegen hatte seine Unterarme wieder auf der Holzplatte abgelegt.

"Ich mache mir halt nur Sorgen um dich Levi.", sprach Hanji und ihr Blick schweifte weiter über das Getränkesortiment, "Nicht nur mir ist deine ungewöhnlich wechselhafte Laune aufgefallen, auch Mike. Du bist noch grimmiger als sonst.", fuhr sie fort und sah ihn wieder an. Levi nahm einen weiteren Schluck. Genau aus diesem Grund bereute er es sich doch auf das Treffen eingelassen zu haben.

"Deine Interpretationen sind immer wieder faszinierend.", lachte Levi kurz spöttisch auf, "Hörst du dir eigentlich selber zu?!", kommentierte er trocken und seine Augen verengten sich. Die dunkele Aura die sich um ihn aufbaute war regelrecht greifbar.

"Du weisst ich möchte nur zu gerne in deinem Kopf gucken.", grinste sie provokant, "Du trägst etwas in deinem Inneren umher, was du aber seid Jahren verdrängen möchtest.", wurde sie aber dann todernst. Seine Miene verfinsterte sich zusehens.

"Im Moment möchte ich nur das Bedürfnis verdrängen dir an die Kehle zu springen!", zischte Levi, "Falls du dich nur mit mir Treffen wolltest um deine Langeweile zu vertreiben kann ich ja gehen!" Hanji hob eine Hand und fuchtelte hektisch umher.

"Nein! Komm, bleib! Es tut mir Leid. Ich hör schon auf.", entschuldigte sie sich kleinlaut und lächelte ihn verschmitzt an, "Was ich eigentlich sagen wollte. Falls etwas passiert ist kannst du mit mir reden, auch mit Mike. Du musst nicht alles alleine ausmachen Levi." Doch Levi sah sie nur gelangweilt an und zuckte mit den Schultern.

"Sicher doch.", brummte er und ein sarkastischer Unterton schwang mit.

"Das meine ich Ernst Levi!", fügte Hanji hinzu und eine eisige Stille lag aufeinmal zwischen ihnen.

"Ich fand die beiden Mädels voll knuffig die die beiden Karten ergattert haben.", begann Hanji ein anderes Thema, "Du hast ihnen gar kein Autogramm gegeben!"

Levi nippte erneut an seinen Glas.

"Vielleicht habe ich das ja doch.", merkte er provokant an. Hanji's Brille blitzte wieder verdächtigt auf.

"Wann soll das bitte passiert sein?! Wir sind doch ...", sie unterbrach ihren Satz und überlegte, "Moment!", fuhr sie dann fort, "Die eine war gar nicht bei uns fällt mir gerade ein. Ist sie einfach so aus dem Gebäude gegangen?!"

"Das sie getrennt von euch das Gebäude verlassen hat stimmt schon.", antwortete Levi, Hanji kam mit ihrem Gesicht näher an ihn heran.

"Was willst du genau damit sagen! Jetzt erzähl schon! Sag mir nicht das eine unserer Fans immer noch in dieser Stadt umher irrt. Sie erwähnte das sie nicht hier aus der Gegend ist.", Hanji sprach mehr vor sich hin als den Dialog mit Levi zuführen. Ihre Gedanken rassten. "Was ist wenn sie ihren Zug nicht geschafft hat?! Was ist wenn sie ein Triebtäter schnappt?!"

"Sie ist sicher auf den Weg nach Hause.", durchschnitt er Hanji's Selbstgespräch, diese sah wieder interessiert auf.

"Woher weisst du das? Hast du gesehen wie sie in den Zug gestiegen ist?"

"Ich weiss das, weil ich ihr ein Taxi bestellt habe. Ihr Zug wäre gar nicht mehr gefahren.", antwortete er ausdruckslos. Hanji's Augen hingegen weiteten sich. Ungläubig schaute sie ihn an und schluckte.

"Du, hast ihr ein Taxi bestellt?!"

"Ja! Hast du irgend ein Problem damit?!" Hanji hob schützend die Hände und schüttelte heftig den Kopf.

"Nein, keinesfalls. Es ... es wundert mich nur.", grinste sie, "Wobei, du hast sie ja schon vorher die ganze Zeit angestaart. Das andere Mädchen hat dich nicht die Bohne interessiert. War sie vielleicht dein Beuteschema?!", fuhr sie mit einem koketten Lächeln fort.

"Du redest wieder zuviel Shitty Glasses! Sie war nicht mein Beuteschema!", knurrte Levi und leerte sein Glas. Diese Unterhaltung gefiel ihm überhaupt nicht. Ihm missfiel das Hanji wieder analysieren wollte was in ihm vor ging. Durch ihr Studium war sie auch dazu in der Lage, dennoch war sie die letzte die er in seine Gedanken blicken lassen wollte. Zumal er sie seid geraumer Zeit selbst nicht einordnen konnte. Schlafmangel und das ihm alles auf die Nerven ging, trugen dazu bei das sein Gemütszustand von Tag zu Tag immer weiter in den Keller sank. Auch das Anda seine Gedanken verwirrte missfiel ihm. Eine innere Stimme schien ihn zu Taten bewegen zu wollen, die er selbst einfach nur ignorieren und verdrängen wollte. Doch dieser Druck in seiner Brust ließ, seid sie mit ihm mit gefahren war, nicht ab. Nein, seid er ihre Nummer gewählt hatte nahm er sogar zu. Er wollte das sein Tagtraum Realität wurde. Er wollte unbedingt wissen warum dieses Mädchen so eine Wirkung auf ihn hatte und diese chaotischen Gedanken in ihn auslöste. Etwas an ihr kam ihm seltsam vertraut vor, und er wusste selber nicht was es war. Und diese Situation kotzte ihn an.

Levi schüttelte kaum merklich den Kopf und knallte Geld auf den Thresen. Er wollte wirklich nur nach Hause. Auch Hanji's Quengeln brachte da herzlich wenig ihn noch zum bleiben zu überreden. Mit einem schmollenden Gesicht akzeptierte sie seine Entscheidung und sah ihm noch nach wie er die Bar verließ.

Für einen kurzen Moment war Levi froh wieder frische Luft atmen zu können, bis er sich auf den Weg zu seinem Wagen machte. Genervt, er war einfach nur genervt von den heutigen Ereignissen.

Nachdenklich fuhr er sich über den Nacken und überblickte nochmals den Inhalt den er in seinen Planer notiert hatte. Seine Brauen schoben sich zusammen. Die letzten Wochen hatte Levi angestrengt darüber nachgedacht warum dieses Mädchen immer noch in seinen Gedanken rum spukte. Und nun sass er in einem kleinen Café und beobachtete sie, wie sie in den Lebensmittelladen gegenüber ging. Während er seinen Planer wieder in die Jackentasche steckte, trank er noch einen Schluck seines schwarzen Tee's.

Abscheulich.

Für ihn war dieser Tee in diesem Café eine Zumutung. Aber um die Kehle zu befeuchten reichte es. In den letzten Tagen gehörte es für Levi fast schon zur Routine mehr Informationen über sie einzuholen. Jedesmal wenn er wieder Zuhause war fragte er sich jedoch was er da eigentlich tat! Und ehe er sich versah sass er erneut hinterm Steuer und fuhr in ihre Kleinstadt. Der anfängliche Impuls nur ihre Nummer zu wählen, um ihre Stimme zuhören, reichte irgendwann nicht aus. Sein innerer Druck wurde einfach nicht weniger. Und nun sass er wieder da und schaute ihr zu wie sie einkaufte. Ein Seufzer entfloh seiner Kehle, er legte Geld auf den Tisch und verließ das Lokal. Für heute hatte er wieder ein paar Informationen eingeholt. Ein letztes mal blickte er nochmal zum Laden, in dem sie sich befand, sie hatte sich gerade an der Kasse eingereiht und schaute auf ihr Handy. Seine Augen verengten sich und er wählte beiläufig ihre Nummer. Er wollte nur ihre Reaktion sehen, ihren Gesichtsausdruck. Levi konnte erkennen wie sich ihre Augen weiteten und sie etwas mit ihren Lippen formte, dann steckte sie das Handy wieder weg und ignorierte einfach den Anruf. Sein Kiefer spannte sich an und er legte auf. Sie hatte nach dem dritten mal nicht mehr auf seine Anrufe reagiert. Doch wo er jetzt sah das sie ihn einfach so ignorierte und nicht beachtete spannte sich sein Körper an. Ein verächtlicher Ton entwich ihm und er machte sich wieder auf den Weg zu seinem Wagen. Immer wieder kam in ihm die Frage auf, was er denn auch erwartet hatte, und viel mehr was er hier eigentlich tat. Was ihm dies alles brachte. Obwohl er nun ihre Lebensumstände wusste, wurde der Druck in ihm nicht weniger. Im Gegenteil, jetzt wo er Gewissheit hatte das Anda wirklich niemanden in ihrem Umfeld hatte, kam ihm der Gedanke wie einfach es doch war seinen Tagtraum eigentlich Realität werden zulassen. Die wenigen Jobs die sie anfing behielt sie nie mehr als drei Tage. Anhand dieser Tatsache konnte er beobachten wie sie jeden Tag deprimierter wurde. Levi atmete hörbar aus und stieg in seinen Wagen. Gerade als er den Schlüssel umdrehen wollte klingelte sein Handy. Sein erster Verdacht das es wieder Hanji war verflüchtete sich als er auf eine alt bekannte Nummer blickte. Diese hatte ihn aber vor Jahren zuletzt angerufen, etwas verwundert nahm er ab.

"Was willst du denn?!", knurrte Levi die Person am anderen Ende an. Von dieser kam nur ein kehliges Lachen.

"Grimmig wie eh und je.", feixte sie, "Mir ist zu Ohren gekommen das du die Sache mit der Band an den Nagel gehangen hast." Levi seufzte auf.

"Hat es selbst bis zu dir die Runde gemacht?! Ich denke nicht das du mich nach Jahren nur deswegen wieder anrufst, oder?!" Sein Gesprächspartner brummte auf.

"Mach dich nicht lächerlich Kleiner. Du weisst ich hab noch nie was von dieser kindischen Idee gehalten. Um so mehr freut es mich das du zur Vernunft gekommen bist und diesen Scheiss aufgegeben hast."

"Was willst du verdammt?!", hakte Levi grimmig nach.

"Nun ja, ich soll dich was fragen.", räusperte sich der jenige am anderen Ende, "Der Boss fragt nach ob du nicht wieder Lust hättest was für ihn zu erledigen." Levi's Blick verdunkelte sich und sein Kiefer spannte sich an.

"Warum sollte ich?!"

"Du weisst genauso gut wie ich das er dich jeder Zeit mit offenen Armen empfangen würde. Wärst du nicht ausgestiegen wärst du schon längst seine rechte Hand."

"Lass mich raten, diesen Posten hast du jetzt?!"

"Nunja wie soll ich sagen, es bleibt halt in der Familie.", kicherte der Gesprächspartner, "Ausserdem weiss ich ganz genau das du deine inneren Gefühle nicht unterdrücken kannst. Du hast es nun mal im Blut Levi."

"Laber mich nicht voll Kenny! Ich bin nicht ohne Grund damals ausgestiegen."

"Hey, wenn man nicht so deine Fähigkeiten schätzen würde, hätte man dich schon längst beseitigt."

"Tcch! Sie hätten es ja versuchen können!"

"Komm schon Levi überlege es dir! Diesmal springt auch nicht gerade wenig für dich raus."

"Lass mich mit dem Scheiss in Ruhe! Regelt euren Dreck alleine, ich habe damit nichts mehr zutun.", kommentierte Levi bissig und wollte schon auflegen.

"Ich könnte es organisieren das dieses Mädchen dir gehört auf das du so scharf bist.", merkte Kenny beiläufig an. Für einen Moment hielt Levi inne und seine Augen blitzten auf. Kenny lachte.

"Na, habe ich nicht doch dein Interesse geweckt?", fragte er nach und man konnte genau hören wie er grinste, "Ein wirklich hübsches Ding hast du dir da ausgeguckt. Irgendwie erinnert sie mich an jemanden.", fuhr er fort. Levi atmete hörbar aus und seine Miene verdunkelte sich wieder.

"Was ist das für ein Auftrag?"
 


 

Anda ging schwermütig die Strasse hinauf. Sie hatte doch mehr gekauft als sie eigentlich wollte. Wieder musste sie an den Anruf an der Kasse denken. Dies ging schon seid Wochen so. Die erstenmale ist Anda noch ran gegangen, doch immer wieder schweigte sie die andere Leitung an. Ärgerlicherweise war die Nummer auch noch unterdrückt, sonst hätte Anda sie schon längst blockiert. Aber so musste sie jeden Tag mit mindestens einen Anruf rechnen. Sie hatte mit der Zeit gelernt diesen einfach zu ignorieren. Handy auf lautlos stellen, fertig! Sie war so schon genervt genug, kein Arbeitgeber stellte sie trotz der vielen Bemühungen ein, und Anda verlor von Tag zu Tag immer mehr den Lebensmut. Sie war eine junge Frau von sechsundzwanzig Jahren, sollte es etwa ewig so weiter geh'n?! Nur ihr täglicher Blick auf das Bild von ihr und Levi liess sie nicht komplett durchdrehen. Jeden Abend sah sie sich das Konzert an und schwelgte in den Erinnerungen. Für sie kam es immer noch wie ein Traum vor, doch ein Blick auf das Bild versicherte ihr, sie hatte sich nichts zusammen gesponnen. Sie hatte NoName wirklich getroffen, und im Auto von Levi gesessen. Bei den Gedanken daran wurde ihr Gemüt wieder schwer. Wäre sie eins dieser offensiven Fanmädels gewesen, hätte sie sich Levi einfach nur um den Hals geworfen, und er hätte alles mit ihr anstellen dürfen.

Etwas ausser Atem betrat Anda ihre Wohnung, und begann den Einkauf auszupacken. Völlig in Gedanken versunken knallte ihr die Packung Eier auf den Boden und verteilte ihren Inhalt. Fluchend nahm Anda die Rolle Papierhandtücher und hockte sich vor die Sauerei. Eine einzelne Träne rollte über ihre Wange. Alles kotzte sie an! Ihre derzeitige Situation war einfach nur beschissen. Alles brach über sie hinein. Keine Arbeitsperspektive, niemanden der hinter ihr stand, keine Freunde, keine Familie. Wie ein Häufchen Elend hockte Anda auf den Boden und versuchte mit Tränen in den Augen die Schweinerei auf den Boden weg zu wischen. Am liebsten hätte sie ihren Frust und ihren Ärger einfach nur hinaus geschrien. Mürrisch warf sie die Papierhandtücher von sich und stand auf. Ihr war einfach alles zuviel geworden. Sie wollte einfach nur weg. Irgendwo hin wo sie nochmal von vorne beginnen konnte. Sie wollte sich einfach wieder Sorgenfrei fühlen, so wie an dem Tag des Konzertes. Anda schloss kurz die Augen und wischte sich die Tränen vom Gesicht. Dann nahm sie ihren Schlüssel, ihre Tasche und verließ die Wohnung. Egal wohin sie ihre Füsse tragen würden, sie wollte einfach nur Weg! Diesem beschissen festgefahrenen Alltag entfliehen.

Kleine Nebelwolken bildeten sich vor seinem Gesicht. Ungeduldig lehnte er mit den Rücken an der kalten Mauer. Levi war nun wirklich nicht der Mensch der stundenlang auf jemanden wartet. Und eigentlich wusste Kenny dies nur zu gut. Es war wieder reine Absicht das er Levi warten ließ. Mit finsterer Miene stand er in der Seitengasse und überlegte schon einfach wieder zugehen. Schließlich hatte er doch diesen Tag ausgesucht und nun verspätete er sich zu seinem eigenen festgelegten Termin. Genervt sah Levi auf sein Handy, und setzte Kenny noch ein Zeitlimit von fünf Minuten, ehe er wirklich geh'n würde. Doch kaum hatte er diesen Gedanken zu Ende geführt, hörte er auch schon Schritte die sich ihm näherten. Der Alte kam also doch noch, seine Gangart würde Levi überall wieder erkennen. Mit einem Brummen stiess sich der Schwarzhaarige von der Mauer ab und kam Kenny entgegen. Ein selbstgefälliges Grinsen umspielte seine Züge als er Levi erblickte und sie sich gegenüber standen.

"Sag mal, bist du noch kleiner geworden?!", stichelte Kenny und seine Augen funkelten unter dem Rand seines Hutes hervor.

"Tcch! Laber nicht unnötig herum!", zischte Levi und verschränkte die Arme, "Also, du wolltest mir mehr Informationen geben?!" Kenny schob sich an ihm vorbei und blickte ihn über seine Schulter an.

"Lass uns ein Stück gehen Kleiner."

"Tcch!" Mit dunkler Miene folgte Levi dem Alten weiter die Gasse hinauf. Immer weiter schritten sie in die Dunkelheit und bogen in verschiedene kleine Gassen ab, bis sie in einer zum stillstand kamen und direkt auf ein grösseres Gebäude blickten. Sofort wusste Levi das dieses Gebäude ein Hotel war. Aber da er sich in dieser Stadt nicht auskannte wartete er ungeduldig bis Kenny endlich mit Informationen raus rückte.

"Du warst hier noch nie, was Kleiner?! Du hängst mir ja am Rockzipfel fast wie damals.", lachte Kenny und richtete seinen Hut etwas. Levi verschränkte die Arme und lehnte sich gegen die Mauer.

"Mach endlich dein Maul auf! Ich bin nicht hier um mit dir spazieren zugehen!", gab er gereizt an und sah sich die Umgebung um das Gebäude genau an, "Lass mich raten in diesen Hotel ist einer abgestiegen der euch im Weg ist?!" Kenny schnalzte mit der Zunge.

"Guter Junge, du liegst goldrichtig. Dieser Pisser hat sich hier abgesetzt und dachte wohl wir finden ihn nicht, nur weil er unter einem falschen Namen eingecheckt hat.", gab er an und zündete sich eine Zigarette an, "Dieser Bastard hat die Schulden beim Boss immer noch nicht beglichen. Und jetzt muss er dies halt mit seinen Leben tun. Du weisst ja wie das läuft Kleiner.", fuhr Kenny fort und atmete Rauch aus seiner Lunge, "Ich hoffe du bist die Zeit über nicht eingerostet."

"Was soll meine Aufgabe dabei sein? Diesen kleinen Fisch schaffst du doch auch locker. Ich sehe keine Notwendigkeit das ich hier bin.", kommentierte Levi und verengte seine Augen.

"Da hast du was falsch verstanden.", antwortete Kenny, "Ich sollte dir nur das Objekt und das Ziel zeigen. Der Boss will sehen ob du es noch drauf hast.", sprach er weiter und legte seinen Zeigefinger an seine Schlefe, um einen Schuss anzudeuten, "Ich hoffe doch sehr du hast nichts verlernt Kleiner." Kenny beugte sich zu Levi herunter und grinste ihn provokant an. Die Augen des Schwarzhaarigen verdunkelten sich zu Sehens. Mit einer schnellen Handbewegung griff Levi in seine innere Jackentasche und holte einen Revolver hervor. Dessen Lauf platzierte er gekonnt an Kenny's Stirn.

"Willst du es heraus finden?!", hakte Levi kühl nach und der Alte sah ihn einfach nur an. Ehe dieser sich wieder aufrichtete und kehlig auflachte.

"Du bist immer noch viel zu leicht reizbar Kleiner! Aber genau das mag der Boss so an dir. Hier!" Kenny kramte in seiner Jackentasche und holte einen Briefumschlag hervor, den er Levi überreichte, dieser hatte währenddessen seinen Revolver wieder eingesteckt.

"Da drin findest du weitere Informationen und natürlich ein Foto des Bastards.", erklärte Kenny und wandte sich um zum gehen, "Achja, ehe ich es vergesse.", fiel ihm noch ein, "Komm mit zu meinen Wagen!" Levi zog die Brauen zusammen.

"Wozu, fährst du mich etwas nach Hause, oder was?!"

"Laber keinen Scheiss Kleiner, du kannst zurück auch mit der verkackten Bahn fahren. Nein, ich will dir was zeigen." Da beide eh den gleichen Rückweg hatten, zuckte Levi nur mit den Schultern zur Antwort, und folgte Kenny weiter durch Gassen, bis zu deren Wagen.

"Was wolltest du mir zeigen? Ich will nach Hause!" Kenny jedoch grinste nur und öffnete den Kofferraum seines Wagens.

"Na komm her Kleiner, du solltest dir das angucken!" Levi brummte genervt auf und stellte sich neben Kenny, mit ausdrucksloser Miene blickte er in den Kofferraum. Seine Augen wurden für eine Millisekunde groß. Dort lag das Mädchen, geknebelt und gefesselt, offensichtlich war sie Ohnmächtig. Levi schluckte und sah zu Kenny.

"Du hast dir zwar ne hübsche Puppe ausgeguckt Kleiner, aber die hellste ist sie nicht gerade. Ich hab sie hier in der Umgebung aufgegabelt. Ganz allein sass sie auf einer Parkbank. Man hätte sie echt für eine Obdachlose halten können.", grinste Kenny, "Es war kein Problem sie zu meinen Wagen zulocken, ich hab einfach den fürsorglichen Opa gespielt. Einen Rentner traut man ja keine Gewalttat zu, nicht wahr Kleiner?! Aber", Kenny hielt kurz inne und sah Anda an, "sie ähnelt ihr schon ein wenig.", murmelte er. Levi sah ihn nur ausdruckslos an, bis er wieder zu Anda sah. Wie sie da lag, völlig hilflos. Levi's Magen zog sich zusammen. Wie ein innerer Impuls streckte er die Hand nach ihr aus, bis plötzlich die Kofferraumklappe zuschlug. Noch etwas neben sich staarte Levi nur die Klappe an, doch schnell fasste er sich wieder und wandte sich um.

"Hab schon verstanden.", brummte Levi und sah ein letztes mal zu Kenny, "Bevor ihr es mit bekommt ist das Schwein tot." Dann ging er weiter, auf den Weg zur Bahn. Kenny richtete seinen Hut und grinste zufrieden, ehe er mit seinem Wagen weg fuhr.
 

*
 

Levi sass einfach nur in seinem Sessel und hatte die Hände in den Nacken gelegt. Wie sooft schoss ihm wieder durch den Kopf, was er hier eigentlich tat?! Mit einem verächtlichen Blick schob er das Handtuch zu seinen Füssen beiseite, mit dem er sich vor wenigen Minuten hektisch das Blut von den Händen gewischt hatte. Daneben lag seine, mit Dreck übersehte, Hose. Frisch geduscht und eingekleidet sass er in seinem Wohnzimmer und hörte dem Sekundenzeiger seiner Uhr zu. Seine Gedanken waren völlig leer gefegt, er stand auf und atmete hörbar aus. Dann nahm er die Sachen vom Fußboden und ging mit ihnen ins Bad um sie in die Waschmaschine zu stopfen. Gerade als er das Badezimmer wieder verlassen wollte blieb er vorm Spiegel stehen und staarte sein Spiegelbild an. Seine Brauen schoben sich zusammen, und er verfluchte sich selber das er wieder in dieser Scheisse drin war. Er hatte diesem Verein nicht umsonst vor Jahren den Rücken gekehrt. Als er Hanji und Mike kennenlernte schwor er sich nie wieder etwas in den Untergrundkreisen zutun zu haben. Und nun beseitigte seine Waschmaschine erneut Spuren. Er stützte sich am Waschbecken ab und fuhr mit seinen Zeigefinger und Daumen über seine Augenlider.

War er eigentlich total bescheuert?! Tat er dies alles wirklich nur damit dieses Mädel ihn gehören konnte?! Spätestens wo er sie in Kenny's Kofferraum gesehen hatte, wusste er, er konnte es sich nicht nochmal anders überlegen. Nie wieder wollte er erleben das Unschuldige mit hinein gezogen wurden. Doch was war das gerade?! Es war genau das! Dadurch das er selbst Anda beobachtete, hatte er sie doch unwissentlich mit hinein gezogen, und alles nur weil er selber beobachtet wurde. Anscheinend hatte die Zeit mit der Band doch bestimmte Sinne bei ihm abgestumpft. Früher hätte er es bemerkt wenn ihn jemand beschattete. Aber dadurch das er sich zu sehr auf Anda fixiert hatte, bekam er um sich nichts mehr mit. Levi's Kiefer spannte sich an. Er hasste sich selbst. Sich selbst für sein unbedachtes handeln. Sein angespannter Körper fuhr auf. Mit ausdruckslosen Augen zog er sein Handy aus der Hosentasche hervor und blickte auf das Display. War klar das der Alte anrief.

"Hey Kleiner! Gute Arbeit, ich wusste doch du hast nichts verlernt.", begrüßte ihn Kenny als Levi abnahm, dieser brummte nur zur Antwort.

"Der Boss ist auch sehr zufrieden mit dir." Immer noch kam kein Wort von Levi, mit dunklen Augen sah er weiter sein Spiegelbild an.

"Wie es aussieht schläft Dornröschen wohl noch.", lachte Kenny, nun sah der Schwarzhaarige auf und runzelte die Stirn.

"Vielleicht solltest du runter in deinen Keller, dir einen Wein daraus gönnen.", fuhr der Alte fort und legte auf. Irritiert sah Levi aufs Display, dann schüttelte er den Kopf, steckte das Handy wieder weg und verließ das Bad. In seinem Kopf rasten seine Gedanken. Er musste Anda aus Kenny's Fängen befreien! Dieser Typ war unberechenbar. Wieder wurden seine Gedanken unterbrochen, als er ein stumpfes Poltern hörte. Levi schenkte dem aber keine weitere Bedeutung, wahrscheinlich war es eh die Waschmaschine. Er massierte sich den Nacken und blieb vor der Kellertür stehen, wieder kamen ihm die Worte des Alten in den Sinn. Dann fuhr er urplötzlich auf und riess die Tür auf. Das schwache Licht vom Flur schien die Kellertreppe hinab und er blickten in grosse grüne Augen. Mit zitternden Körper lag Anda am Fusse der Treppe und staarte Levi verängstigt und panisch an.

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Krampfhaft versuchte Anda sich Levi's Griff zu entziehen. Obwohl seine Haltung locker war, gelang es ihr nicht ihr Handgelenk zu befreien. Wie viel Kraft hatte dieser Mann eigentlich?! Verzweifelt zappelte sie umher und strampelte mit den Beinen.

"Geh einfach raus!!", schrie sie ihn nochmal an und wieder bildeten sich Tränen in ihren Augen, und das Handtuch rutschte von ihrem Kopf neben sie. Ohne Ausdruck sah Levi zu diesem und dann wieder zu ihr. Abrupt ließ er ihr Handgelenk los und fuhr mit seiner Hand durch ihr Haar.

"Ich sagte doch, du sollst dich richtig abtrocknen!", sprach er tonlos und Anda richtete schnell wieder das Tuch um ihren Körper.

"Ja! Geh aber zuerst raus!", widerholte sie eindringlich. Levi zog seine Hand zurück, hob das Handtuch neben ihr auf und umwickelte damit ihre Haarsträhnen. Ohne jegliche Rücksicht auf ihre Worte begann er ihre Haare trocken zu tupfen. Völlig perplex, verwirrt und überfordert sass Anda einfach nur da und ihre Tränen beugten sich der Schwerkraft, während Levi ohne Regung ihre Haare abtrocknete.

"Hast du mich hier her gebracht?", durchbrach sie die Atmosphäre und wischte sich die Tränen ab. Doch Levi reagierte nicht und beschäftigte sich weiter mit ihren Haaren. Anda presste die Lippen zusammen.

Langsam stieg Wut in ihr auf.

Was war nur los mit ihm? Warum ging er nicht einfach raus?! Und warum reagierte er überhaupt nicht auf ihre Fragen? Ihr Verdacht wurde dadurch immer mehr verstärkt das er sie hier her gebracht hatte. Anda schloss kurz die Augen und spannte ihren Körper an.

Sollte sie sonst einfach jetzt versuchen zu fliehen?! Vielleicht konnte sie ihn auch überraschen und weg laufen. Da war es ihr auch scheiss egal das sie nur mit einem Handtuch bekleidet war. Entschlossen öffnete Anda wieder die Augen und blickte zu Levi. Dieser hatte ihre Haare zuende abgetrocknet und faltete ausdruckslos das Handtuch zusammen.

Jetzt oder nie, schoss es ihr durch den Kopf und ihr Puls beschleunigte sich. Vom Adrenalin angetrieben stand Anda ruckartig auf, stiess Levi zur Seite, riess die Badtür auf und lief. Wie bei einen Marathon lief sie den Flur entlang und sah sich beiläufig um, bis sie eine Tür sah die unverkennbar die Haustür war. Als wäre der Teufel hinter ihr her zog sie die schwere Holztür auf und frische Nachtluft kam ihr entgegen. Ohne sich nochmals umzudrehen trugen ihre Beine sie in die Dunkelheit. Jegliches Zeitgefühl hatte Anda verloren. Wie lange lief sie schon? Wie weit war sie schon entfernt? Das Andrenalin wich aus ihrem Körper und sie blieb atemlos stehen. Die Wolken schoben sich beiseite und gaben das Licht des Vollmondes frei. Anda blinzelte als sie sich umsah. Am Horizont konnte sie schwach ein Haus erkennen, das Haus aus dem sie gerade geflohen war! Doch rundherum erkannte sie nichts. Keine weiteren Häuser, keine Strassenlichter in der Ferne, nicht einmal Autos konnte sie vernehmen.

Wo zum Henker war sie nur? Ihr wurde bewusst das sie am Arsch der Welt war. Ein unbekannter abgelegener Ort.

"Nein...",murmelte sie und schüttelte den Kopf, "Das kann nicht wahr sein ..." Sie ging ein paar Schritte rückwärts und eine Wolke schob sich wieder vor dem Mond. Als hätte ihr jemand den Boden unter den Füssen entrissen, wankte Anda nach hinten und stürzte rücklings auf harte Erde. Ihr kam der Fall wie eine Ewigkeit vor, unter Schmerzen versuchte sie sich aufzurichten, und der Mond gab wieder sein Licht preis. Sie war in einen Graben gestürzt. Stöhnend richtete sie sich auf allen Vieren auf und sah sich um. Durch das matte Mondlicht konnte sie nicht richtig abschätzen wie tief der Graben war. Und jegliche Kraft war mit einem Schlag aus ihren Körper gewichen. Nur die Stille der Nacht war zu hören, in der sich immer dichter zukommende Schritte zog. Panisch sah Anda auf und versuchte aufzustehen, doch jegliches Gefühl versagte ihr in den Gliedern und sie landete wieder auf ihre Beine. Ängsterfüllt sah Anda nur zum Rand des Grabens an dem die Schritte stoppten und Levi auf sie herab sah. Die Kälte seiner Augen schimmerte im Mondlicht und sein schwarzes Haar wurde vom leichten Wind bewegt.

"Was soll das werden?", fragte er kühl und verschränkte die Arme, völlig kalt sah er auf sie herab, als wäre sie nur ein Stück Vieh. Anda brachte kein Wort heraus. Seine Ausstrahlung hatte sich nun völlig gewandelt und sie verspürte einfach nur noch Angst.

"Wenn du dich entschuldigst hol ich dich vielleicht da raus.", sprach er beängstigend ruhig und ging in die Hocke. Anda presste die Lippen zusammen. Sie war völlig hilflos und kam sich einfach nur gedemütigt vor.

"Gut, dann bleib da drin.", murmelte er bissig und erhob sich.

"Nein ...", keuchte Anda, " ... bitte ..." Wieder sah Levi auf sie herab.

"Wie?" Sie kniff die Augen zusammen. Ihre jetzige Lage war einfach nur beschissen, noch ehe sie wieder Gefühl in den Gliedern haben würde, war sie erfroren.

"Ich ... will hier raus.", nuschelte sie. Levi verengte die Augen.

"Ich verstehe dich nicht!", merkte er tonlos an und sprang hinunter zu ihr, "Du musst lauter sprechen!"

Anda sah zu ihm auf und er stand einfach nur ausdruckslos vor ihr.

"B-bitte hol mich hier raus ...", murmelte sie. Levi atmete gereizt aus,packte ihren Oberarm und zog sie auf die Beine.

"Wo ist dein Benehmen Mädchen?! Sag es richtig verdammt!", wurde er lauter. Anda zuckte zusammen und blinzelte.

"E-es tut mir Leid ...", stotterte sie, sein Griff verstärkte sich.

"Und weiter?!"

"B-bitte hilf mir ... ", presste sie weiter hervor und schluckte schwer. Als wäre sie ein Kleinkind, dass gerade etwas richtig gemacht hat, tätschelte er kurz ihren Kopf. Ungläubig blinzelte Anda ihn an, und er hob sie auf seine Arme hoch, noch ehe Anda reagieren konnte war er auch schon mit einem Sprung wieder oben. Anda weitete die Augen vor erstaunen und fragte sich wieder, was für eine Kraft dieser Mann nur für seine geringe Größe hatte.

"Halt dich verdammt nochmal fest!", knurrte Levi als er weiter ging, zögerlich schlang Anda ihre Arme um seine Schultern. Wieder war es total absurd für die Situation das sie rot wurde. Der leichte Wind trug ihr seinen Duft entgegen und Anda presste die Lippen zusammen. In ihrem Kopf drehte sich alles. Die Anspannung der letzten Stunden zeigte ihre Wirkung, nicht zu vergessen das sie mit dem jetzigen Moment komplett überfordert war. Ohne es selbst kontrollieren zu können, sank ihr Kopf auf seine Brust und sie schloss die Augen. Mit dem Geräusch seines regelmäßig schlagenden Herzens holte sie die Erschöpfung ein und sie schlief.
 


 

Der Geruch von Seife, mit einer leicht blumigen Note, stieg Anda in die Nase, doch ganz schwach war da auch der Duft von Moschus. Blinzelnd öffnete sie zögerlich die Augen und spürte wie ihr Körper von etwas weichem und warmen umgeben war. Als sie langsam realisierte wo sie war beugte sie sich ruckartig nach vorne, und atmete hektisch ein und aus. Reflexartig zog Anda die Beine an doch stoppte zugleich. An ihrem rechten Fuss befand sich eine Kette die zum Gestell des Bettes führte. Sie war fest gekettet. Wie von Sinnen zog sie an der Fessel, doch die Metallglieder gaben nur ein Rascheln von sich. Anda schloss die Augen und atmete durch, bis sie sich im Raum umsah. Sie befand sich in einem Schlafzimmer, die schwachen Sonnernstrahlen färbten die weissen Wände in ein warmes Orange. Wie lange hatte sie geschlafen? Augenscheinlich war sie wieder im Haus. Doch die Frage blieb immer noch wem es gehörte. Levi? Dem alten Mann aus ihrer letzten Erinnerung? Anda schüttelte den Kopf. Eigentlich war es auch egal, Fakt war das man sie gefangen hielt. Und dies aus ihr unbekannten Gründen. Ihr kam wieder der Fluchtversuch in den Sinn und das Levi sie getragen hatte. In ihrem Inneren zog sich etwas zusammen und ihre Gefühle fuhren Achterbahn. Dieser Mann wurde ihr immer mehr ein Rätsel. Und gleichzeitig kam ihr der Gedanke ob sie vielleicht nicht normal war. Nach all diesen Ereignissen hätte jede andere Person ihn vermutlich gehasst oder verachtet, doch Anda konnte ihre Gefühle für ihn desto trotz nicht unterdrücken. Sie waren dennoch allgegenwärtig. Sie winkelte ihre Knie an und schlang ihre Arme um diese. Was sollte sie nun tun? Wie sollte es weiter geh'n? Die Erinnerungen an Levi's Berrührungen ließ ihren Körper kurz aufbeben. Und erst jetzt bemerkte sie das sie sein Hemd und eine Boxer anhatte, was er ihr im Bad bereit gelegt hatte. Auch schien ihr Körper wieder sauber von der Erde zu sein. Hatte er sie etwa gewaschen, oder?! Doch Anda wurde aus ihren Gedanken geriessen, als die Tür plötzlich auf ging. Erwartend das Levi den Raum betretten würde, drehte sie sich zur Tür. Im selben Augenblick weiteten sich ihre Augen. Da stand der alte Mann aus ihrer Erinnerung am Türrahmen. Was hatte das zu bedeuten? Hatte der Alte sie doch entführt?! Und sie hatte das mit Levi nur geträumt?! Waren es die Sachen des Alten die sie trug?! Ihre Gedanken rasten.

"Na Dörnröschen!", grinste der Alte sie an und kam dem Bett näher. Anda zog reflexartig an ihrer Fussfessel. Amüsiert sah Kenny diese an.

"Ah verstehe", murmelte er und rieb sich nachdenklich das Kinn, "du warst wohl ein ungezogenes Mädchen, was?!"

"W-was haben Sie mit mir gemacht?! Wo bin ich?!", forderte Anda. Kenny ging hinüber zum Fenster und schaute hinaus. Nach einer Weile seufzte er.

"Man eh Kleiner, du wohnst echt am Arsch der Welt.", murmelte er und Anda schob nachdenklich die Brauen zusammen. Sie verstand nicht was Kenny da von sich gab. Er sollte endlich ihre Fragen beantworten! Als hätte er ihre Gedanken gelesen wandte er sich wieder zu ihr.

"Ach so, naja Dornröschen du bist am Arsch der Welt.", lachte Kenny spöttisch, "Und was man mit dir gemacht hat siehst du jawohl selber, oder", er trat näher zu ihr und umfasste ihr Kinn, "oder bist du blind?! Nein warte, vielleicht bist du auch einfach nur blöd!", fuhr er gehässig fort und betrachtete ihren Körper.

"Aber zum ficken solltest du trotzdem gut sein.", fügte er hinzu und ließ Anda los. Als würde Kenny ein Museum besuchen schlenderte er im Raum umher.

"Wie es aussieht ist der Kleine echt nicht da. Nunja", dann trat er wieder zum Bett und ließ sich auf der weichen Madratze nieder, "dann warte ich. Bei so einer hübschen Gesellschaft kommt einen das warten gar nicht mehr so lange vor, nicht wahr Dornröschen?!" Anda lief ein Schauer über den Rücken, dieser Mann war das komplette Gegenteil von dem aus ihrer Erinnerung. Er erzeugte in ihr Abscheu und sie wollte nur das er verschwindet. Mit einer beiläufigen Bewegung fasste Kenny das Hemd an ihren Körper an.

"Wieso trägst du denn seine Klamotten?", grinste er vielsagend, "Hat der Kleine etwa endlich Druck abgelassen, ja?!" Anda verzog das Gesicht.

"Was wollen Sie zum Teufel?! Wollen Sie Geld?! Ich habe keine Angehörigen die Ihnen etwas geben könnten! Eine Erpressung wird Ihnen also nichts bringen!", sprudelten die Worte aus ihr heraus. Kenny hob eine Braue.

"Bitte?! Was fragst du mich denn. Es interessiert mich nicht was der Kleine mit dir vor hat. Vielleicht will er sich nur austoben und entledigt sich deiner danach. Ist mir völlig egal."

"Ist das für Sie alles nur ein perverses Spiel?!", erhob Anda ihre Stimme und Kenny's Blick verfinsterte sich, "Sie sind doch total krank!" Ruckartig beugte Kenny sich zu ihr herüber und hielt ihr ein Messer an die Kehle.

"So nicht Dornröschen!", zischte er und drückte die Klinge an ihre Haut, panisch sah Anda ihn an und ihr Atem ging hektisch, "Du bist nur ein Spielzeug. Und ich habe kein Problem damit dich kaputt zu machen!" Anda kniff Angst erfüllt die Augen zusammen. Dieser Mann war doch total verrückt.

"Kannst du mir mal verraten was das werden soll?!", durchdrang eine tiefe Stimme den Raum. Kenny und Anda sahen auf, Levi stand an der Tür und schmiss mit finsterer Miene eine Tüte auf den Boden. Mit tödlichen Blick sah er zu Kenny.

"Weg von ihr! Sofort!!", knurrte er und kam dem Bett näher. Kenny grinste nur, hob unschuldig beide Hände und erhob sich vom Bett.

"Wir haben uns nur unterhalten.", kommentierte er beiläufig, trat vor Levi und steckte das Messer wieder weg. Mit einen prüfenden Blick sah Levi zu Anda, ehe er sich wieder Kenny zuwandte.

"Verschwinde! Sofort!", befahl er grimmig und ließ ihn nicht aus den Augen.

"Jaja schon gut.", tat Kenny immer noch unschuldig, "Ich nehm dir dein Püppchen ja schon nicht weg. Hier." Er drückte Levi einen Umschlag in die Hand und ging dann an ihm vorbei.

"Willkommen zurück Kleiner. Der Boss erwartet viel von dir!", sprach er weiter, "Ich finde alleine raus.", fügte Kenny hinzu als er den Flur betrat. Levi ging hinüber zum Fenster und vergewisserte sich das Kenny wirklich ging. Dieser ging gerade über den Rasen zu seinem Wagen. Ein letztes mal grinste er noch Levi zu, ehe er einstieg und weg fuhr.

"Tcch!" Levi ließ den Umschlag auf dem Fensterbrett liegen und trat näher zu Anda. Diese zuckte panisch zusammen. Ohne eine Regung im Gesicht streckte er die Hand aus und fuhr mit seinen Fingerspitzen ihren Hals entlang. Der Abdruck der Klinge war noch klar zu erkennen.

"Dieser Bastard!", murmelte Levi.

Anda's Haut begann unter Levi's Berührung zu kribbeln. Ohne Ausdruck begutachtete er weiter ihren Hals nach Verletzungen, doch es war nur ein Abdruck zuerkennen. Auch wenn Levi's Laune äusserst wechselhaft war, so war ihr seine Anwesenheit wesentlich angenehmer als die des Alten.

"Levi?" Völlig aus den Gedanken geriessen staarte er Anda an, so als würde sich ein Elternteil über das erste Wort ihres Kindes wundern. Doch dieser Gesichtsausdruck hielt nur ein paar Sekunden ehe er wieder monoton wurde. Anda schluckte aufgeregt und überlegte ob sie wirklich fragen sollte.

"Wer war dieser Mann? Hat er mich verschleppt? Oder sogar ihr beide?", kaum hatte sie diese Worte ausgesprochen spannte sich ihr Körper an, vorbereitet auf das was nun als Reaktion folgen könnte. Levi jedoch sah sie immer noch an und verzog keine Miene. Fast so als würde er ein Gemälde betrachten und sich fragen was der Künstler ausdrücken wollte. Anda presste die Lippen zusammen. Was hatte sie auch erwartet, in der ganzen Zeit hatte er nicht auf eine ihrer Fragen geantwortet. Warum sollte es diesmal auch anders sein. Ein knurren durchzog die Stille des Raumes. Gab es etwas unpassenderes?! Anda beugte sich ruckartig nach vorne und hielt sich den Bauch, peinlich berührt legte sich eine leichte röte auf ihre Wangen.

"Du hast Hunger, verständlich.", merkte Levi an, und sah zu ihrer Fussfessel, an seinen Gesicht konnte man klar ablesen das er nachdachte. Nach einem kurzen Augenblick fuhr er mit seiner Hand durch ihr Haar und sah sie undeutlich an, "Du weisst das weg laufen zwecklos ist, nicht wahr?!", sprach er ruhig, fast so als würde man einem Kind, was sich verbrannt hatte, erklären das es nun wüsste was Hitze ist. Anda staarte ihn eine Zeit nur an, bis sie begriff und nickte. Ohne ein weiteres Wort entfernte er die Fussfessel und blieb dann vor ihr stehen. Mit ausdrucksloser Miene sah er auf sie herab und wartete auf ihre Reaktion. Es gab keine Garantie dafür das sie nicht doch wieder versuchen würde zu fliehen. Aber Anda stand nur zögerlich vom Bett auf und blieb vor ihm, wie ein frommes Lamm stehen. Seid dieser Nacht wusste sie das sie sich im Nirgendwo befand, sie musste einen anderen Plan entwickeln.

Levi hingegen hob die Tüte auf die er zuvor auf den Boden geworfen hatte und betrat den Flur.

"Komm, du musst etwas essen!", befahl er zu Anda und diese folgte ihm langsam dem Flur entlang, die Treppe hinunter zu der Küche. Bei ihren Fluchtversuch war ihr das Haus gar nicht so gross vorgekommen. Aber das lag vermutlich daran das sie sich nur auf die Haustür fixiert hatte. Insgesamt war alles sehr stylvoll eingerichtet, alles wirkte ordentlich und sauber, fast schon steril, für Anda's Geschmack. Ganz in Gedanken beim umsehen stiess sie plötzlich gegen seinen Rücken. Abrupt fuhr sie zurück und hob schützend die Arme.

"E-es tut mir Leid ... ich hab nicht aufgepasst ...", murmelte sie schüchtern. Levi sah sie über seine Schulter hinweg an.

"Hör auf zu träumen, und komm!", war nur seine Reaktion und er ging weiter, etwas erleichtert das er nicht wütend geworden war, folgte Anda ihm wieder. Völlig perplex betrat sie mit ihm die riesige Küche. Lebten hier noch mehr Personen? Die Küche hatte die modernste Ausstattung und der Esstisch reihte sich perfekt in das Gesamtbild.

"Setz dich, dein rum gestehe nervt mich sonst!", warf Levi ein während er sich die Ärmel hoch krempelte. Anda ging hinüber zum Esstisch und beobachtete ihn dabei wie er sich die Hände an der Spüle säuberte.

"Was möchtest du essen?", fragte er dann nach als er den Kühlschrank öffnete, "Omelette?" Anda fuhr von ihrem Stuhl auf.

"Ähm ... ich also ..."

"Oder isst du eher Brötchen? Was möchtest du nun?!", man konnte deutlich hören das er immer gereizter wurde.

"I-ich ... ich würde gerne einen Tee trinken.", stammelte sie zurückhaltend.

"Tcch!" Ohne weiter darauf einzugehen nahm er etwas aus den Kühlschrank und bereitete etwas vor. Anda sass wie ein kleines Kind am Tisch und sah aus dem Fenster. Auch hier erkannte sie nur Feld und Wieso. Warum lag dieses Haus nur so verdammt abgelegen?! Gehörte dieses Haus ihm? Angestrengt dachte sie über die Situation nach und bemerkte gar nicht das Levi ihr bereits die Tasse Tee und ein Teller mit Omelett hingestellt hatte. Überrascht sah sie zu ihm auf.

"D-danke ..." Wie zu erwarten kam von ihm keine nennenswerte Reaktion und er ging wieder zum Herd.

Er war so wechselhaft wie das Wetter im April, und dennoch kam manchmal eine Seite zum Vorschein, die wohl jede Frau zum schmelzen bringen würde. Wenn er diese Seite nur nicht so schroff rüber bringen würde. Anda's Brust zog sich zusammen. Trotz seiner groben, schroffen Art konnte sie nicht leugnen was sie für ihn empfand. Die Frage warum sie hier war stand immer noch im Raum. Diese offenen Fragen, dieses Ungewisse. Es machte sie wahnsinnig! Ihre Brauen schoben sich zusammen und sie betrachtete die Oberfläche des wohlriechenden Tee's. Was war wenn er dort etwas hinein getan hatte? Und wenn nichts im Getränk war, konnte vielleicht was im Essen sein. Noch nie fuhren Anda's Gefühle in so kurzer Zeit hin und her. Sie wechselten von Angst, Panik, Hilflosigkeit, Sehnsucht und Wut.

Levi hingegen ging währenddessen zur Theke, auf der er die Tüte abgestellt hatte, und holte den Inhalt heraus. Er hatte für Anda Unterwäsche und ein weisses Kleid gekauft. Sorgfälltig legte er die Sachen ab und strich mit seinen Fingern über den weissen Stoff.

"Wenn du zuende gegessen hast solltest du dich umziehen.", sprach er tonlos.

Der Stuhl schob sich mit einem unangenehmen Geräusch über den Boden, als Anda sich erhob. Sie wollte nicht mehr! Sie konnte hier einfach nicht still sitzen und so tun als würde sie hier normal leben. Denn die Situation war nicht normal! Sie war absurd und einfach nur krank! Levi sah bei dem Geräusch des Stuhls auf.
 


 

"Nein ...", murmelte sie und ihr Körper begann vor Anspannung zu zittern, "Nein!", brüllte sie und schob mit ihren Arm die Tasse und den Teller mit dem Omelett vom Tisch. Mit einen lauten Knall zerbrach das Geschirr und überall verteilte sich der Tee und das Essen auf den Boden.

"Ich will nicht mehr!", schrie sie ihn verzweifelt an und ging mit schnellen Schritten zu ihm herüber, "Ich will hier weg! Lass mich endlich gehen!", wurde sie immer hysterischer und erblickte die Sachen die er für sie gekauft hatte. Anda's Miene verzog sich,  sie packte die Sachen und pfefferte sie Levi entgegen, dabei traf sie ihn voll im Gesicht.

"Ich will kein Essen von dir!", fuhr sie aufgebracht fort, "Ich will auch keine Sachen von dir! Ich will das du mich gehen lässt!" Völlig ausser Atem stand sie vor ihm und sah ihn an. Levi verzog keine Miene, ausdruckslos sah er zu den Scherben und dem verteilten Essen. Elegant drehte er sich um und holte aus einem Schrank die Reinigungsutensilien hervor. Seelenruhig machte Levi sich daran das Chaos zu beseitigen. Anda staarte ihn fassungslos an und schüttelte verzweifelt den Kopf. Das war krank! Das war doch alles total krank, schoss es ihr durch den Kopf und sie lief aus der Küche. Ihr war es egal ob sie im Nirgendwo war, es war jetzt hell und sie würde schon früher oder später auf Menschen treffen. Hektisch bahnte Anda sich ihren Weg zur Haustür und wollte sie öffnen. Doch sie war abgeschlossen. Wann hatte er die abgeschlossen?! Panisch blickte Anda sich um. Aber der nächste Raum den sie fand war nur das Badezimmer. Alle anderen wenigen Türen waren auch abgeschlossen, bis auf den Keller, doch der bot keine Fluchtmöglichkeit. Ihr Plan aus einem Fenster zu klettern war somit vernichtet.  Verzweifelt sank Anda aufn Flur zusammen und staarte in die Dunkelheit des Kellers.

"Bist du jetzt fertig?", durchdrang Levi's Stimme ihr Bewusstsein. Langsam drehte sie ihren Kopf zu ihm herum. Ohne Ausdruck lehnte er mit verschränkten Armen am Türrahmen zur Küche.

Warum war er so ruhig? Diese Ruhe gefiel ihr absolut nicht und behagte ihr Gänsehaut. Stattdessen hielt er ihr die Kleidung aus der Tüte entgegen.

"Zieh dich jetzt um!", befahl er tonlos und beobachtete sie weiter, Anda senkte nur ihren Blick und schüttelte den Kopf.

"I-ich will nicht ...", nuschelte sie.

"Bitte?!"

"Ich sagte", wurde sie lauter und erhob sich zögerlich, "ich will nicht! Lass mich doch einfach geh'n! Bitte!" Ohne ein weiteres Wort legte Levi die Kleidung auf den kleinen Abstelltisch im Flur, schritt näher auf Anda zu und begann, ohne eine Regung im Gesicht, sein Hemd an ihren Körper aufzuknöpfen. Anda's Augen weiteten sich und sie umgriff seine Hände.

"W-was?! L-Lass das!", wimmerte sie und versuchte Abstand von ihm zu gewinnen, doch er blieb eisern in seiner Haltung und knöpfte weiter das Hemd auf.

"Was soll-"

"Ich möchte mein Hemd wieder haben. Es muss gewaschen werden.", antwortete Levi beiläufig und war am letzten Knopf angekommen. Ihre Reaktion abwartend sah er ihr in die Augen. Und Anda verstand.

"G-gib mir die Sachen ...", beugte sie sich. Doch unbeirrt streifte er ihr den Stoff von den Schulter und berührte dabei ihre Haut. Kurz begann Anda's Körper zubeben, ehe sie sich seinem Griff entzog, das Hemd abschüttelte und die neuen Sachen an ihre Brust presste.

"I-ich ... ich zieh mich ja schon um!", nuschelte sie leicht verlegen und verschwand ins Badezimmer, mit einen lauten Knall schloss sie die Tür. Levi blieb, mit verschränkten Armen, vor der Badezimmertür stehen und wartete ungeduldig das sie umgezogen wieder heraus kam. Langsam öffnete sich die Tür wieder und Anda trat zögerlich auf den Flur.

Levi's Augen weiteten sich für wenige Sekunden als er sie erblickte. Ihre schwarzen langen Haare umschmeichelten ihre freien Schultern. Das Kleid schien wie für sie gemacht zu sein. Jegliche Rundung an ihren Körper wurde betont. Durch diesen Anblick, war Levi's innerliche Wut auf das Chaos was sie angerichtet hatte verflogen, und ein anderes Gefühl breitete sich in seinen Inneren aus. Ohne den Blick von ihr abzuwenden ging er auf Anda zu und umarmte sie. Fest presste er ihren Körper an seinen. Anda blinzelte perplex und stieß einen erschrockenen Ton hinaus, eine leichte Röte legte sich auf ihre Wangen. Völlig überfordert kniff sie die Augen zusammen, wieder einmal fuhren ihre Gefühle Achterbahn und sein Duft raubte ihr den Verstand. Mit zitternden Händen umfasste sie seinen Rücken, und seine Umarmung wurde intensiver. Hörbar atmete er aus als er sein Gesicht an ihren Nacken legte. Sein heisser Atem streifte ihre Haut und Anda's Körper begann zu beben.

"Ich lass dich nicht gehen.", murmelte er an ihr Ohr, und gliet mit seinen Händen ihre Schulterblätter entlang, weiter den Rücken hinab, bis zu ihrem Po, den er plötzlich fest umgriff, "Du gehörst mir.", fuhr er rau fort und begann ihren Hals zuküssen. Anda entfloh ein leises Stöhnen und ihre Finger krallten sich in den Stoff seines Oberteiles.

Ihr Herz raste und ihre Sinne waren wie benebelt.

"L-Levi ... bitte ...", hauchte sie und versuchte einen klaren Gedanken zufassen, doch unter seinen Berrührungen gelang es ihr einfach nicht.

Sie verstand ihn einfach nicht! Sie verstand nichts mehr und so sehr sich ein Teil von ihr nach ihm verzehrte, so war da immer noch diese Ungewissheit. Ihre Fragen waren immer noch nicht beantwortet. Sie ließ ihre Hände von seinem Rücken ab und stemmte sie gegen seine Brust. Doch seine Haltung veränderte sich kein Stück. Im Gegenteil, sein Griff um ihren Po wurde stärker und er begann mit seiner Zunge ihre Ohrmuschel entlang zu gleiten. Sein heisser Atem durchdrang ihr Ohr und erneut bebte ihr Körper auf.

"N-Nein ...", presste sie hervor, " ... Nicht ..."

"Sei still!", knurrte er tief und zog den Stoff des Kleides höher, so das seine Hände nun ihre blanke Haut berührten, während er sie weiter nach hinten, mit den Rücken an die Wand, drängte. Fest umklammerte er ihre Hüfte und tastete mit seinen Fingern den Slip entlang den er gekauft hatte. Anda's Atem wurde immer unregelmäßiger. Und ihre Sinne schwindeten zusehens. Sie konnte sich einfach nicht gegen die Reaktion ihres Körpers wehren.

"B-bitte ...", begann sie erneut und schluckte aufgeregt, doch sie brachte kein weiteres Wort über die Lippen, als er plötzlich ihre Handgelenke packte, und ihre Arme gegen die Wand drückte. Mit verlangenden Blick sah er ihr in die Augen, und blickte hinab zu ihren Lippen. Sein Gesicht kam ihren immer näher und ihre Lippen waren nur wenige Milimeter voneinander entfernt. Mit unruhigem Atem sah er ihr weiter tief in die Augen. Anda kam dieser Moment wie eine Ewigkeit vor und ihr Körper kribbelte vor Sehnsucht. Sie konnte nicht sagen was in ihm vor ging, aber sie konnte deutlich sehen das er um Beherrschung rang.

Ihr Körper war so ein Arschloch! Warum wollte sie das er sie nahm?! Sie wurde hier gefangen gehalten, doch ihre Trieben waren gerade stärker als jegliche Frage nach dem Warum.

Es erregte sie. Ja seine ganze Haltung, wie er sie an sah, wie unregelmäßig sein Atem ging, alles machte sie an. Innerlich verfluchte sie sich für diese Gefühle. Er sollte sie einfach küssen. Sie wollte seine Lippen schmecken. Doch plötzlich nahm sein Gesicht einen Ernsten Ausdruck an und er blickte hinunter zu seiner Hose. Ein Vibrierton erfüllte die Atmosphäre. Levi schloss kurz die Augen, bis er jedoch wieder in ihre blickte.

"D-dein Handy ...", flüsterte sie.

"Ignorier es!", kommentierte er tonlos und kam mit seinen Lippen ihren wieder näher.

"A-aber ..."

"Ich sagte ignorier es!!", zischte er und drückte ihre Arme fester gegen die Wand, "Sei einfach still!"

Im selben Moment sahen beide auf, als es an der Tür klingelte. Levi's Brauen schoben sich zusammen und sein Blick wurde kalt. Gerade so als sei er gerade aus einem Trancezustand erwacht.

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Schwerfällig öffnete Anda die Augen. Sonnenstrahlen schienen ihr ohne erbarmen sofort ins Gesicht. Als hätte sie einen Alptraum gehabt, fuhr sie hoch und beugte sich nach vorne. Sie lag wieder in dem Bett. In seinem Bett, wie Anda nun klar war. Vorsichtig sah sie an sich herunter, sie hatte nur ein Hemd von ihm an, ihr Blick wanderte weiter.

Keine Fessel.

Sie wurde diesmal nicht ans Bett gefesselt. Anda atmete hörbar aus und strich ihre Haare zurück. Die Erinnerungen an das Geschehene drang nun an die Oberfläche ihrer Gedanken.

Levi hatte Besuch empfangen und das nächste was sie vor ihrem Inneren Auge sah war, Levi's Körper der sich mit ihren verbunden hatte. Bei diesen Bildern wurde sie rot. Sie erinnerte sich noch schwach daran das sie in einer Badewanne war, aber mehr wusste sie nicht. Danach war nur Dunkelheit. Langsam schaute sie sich um und sah ihre alte Kleidung neben sich liegen, samt der Unterwäsche. Ordentlich zusammen gelegt und gewaschen lag es auf der anderen Seite des Bettes. Zögerlich streckte Anda ihre Hand danach aus und beschloss sich umzuziehen.

Als wäre es das normalste der Welt ging sie danach aus dem Schlafzimmer und schritt die Treppen hinab. Genau in diesen Moment hörte sie wie ein Schlüssel im Schloss umgedreht wurde und es öffnete sich die Haustür.

Ausdruckslos betrat Levi das Haus und bemerkte Anda.

Die Tür stand immer noch offen. Sie konnte ihn beiseite schieben und hinaus laufen. Es war hell. Sie war angezogen.

Doch ihr Körper rührte sich keinen Milimeter. Sie und Levi sahen sich nur stumm an. Levi schloss kurz die Augen, als hätte er ihr die Chance gegeben zufliehen, die nun verstrichen war, liess er die Tür ins Schloss fallen. Ohne ein Wort zog Levi die Schuhe aus und packte sie ordentlich zur Seite.

"Willkommen zurück." Seine Augen weiteten sich und er sah, wenn auch nur für Sekunden, überrascht zu Anda. Diese hatte ein seltsames Lächeln auf den Lippen.

Freute sie sich etwa ihn wieder zusehen? Sie ging die letzten Stufen hinunter und blieb vor ihm stehen. Ungläubig fasste er an ihre Stirn.

Gut, im Fieberwahn war sie nicht. Also, was war hier los?

Seine Hand glitt hinunter zu ihrer Wange. Kurz schloss Anda die Augen und drückte ihren Kopf leicht gegen seine Hand. Unbemerkt blickte Levi zur Haustür.

War ihr klar das diese nicht abgeschlossen war?! Sie konnte gehen. Sie konnte ihn einfach von sich stossen und versuchen abzuhauen. Doch ihr Blick blieb ruhig auf ihn gerichtet und sie trat näher zu ihm. Ihre Hände legten sich auf seine Brust.

"Sag mir was ich tun soll.", säuselte sie, "Möchtest du wieder mit mir schlafen?" Levi schob die Brauen zusammen und blinzelte ungläubig.

"Bitte?!"

"Ich gehöre ganz dir.", fuhr sie fort und streckte sich zu ihm hoch und legte einen kurzen Kuss auf seinen Hals, "Möchtest du?!" Ein Stromstoss durchfuhr seinen Körper.

Was war hier los? Was war mit ihr?

Seine Hände umfassten ihre Schulter und er schob sie von sich weg.

"Du musst was essen.", brummte er nur und ging an ihr vorbei zur Küche.

Sie musste komplett dehydriert sein. Eine andere Erklärung für ihr Verhalten hatte er nicht. Ihre Sinne mussten deswegen einfach nur benebelt sein. Stumm folgte Anda ihm in die Küche und setzte sich an den Essenstisch. Levi hatte schon Frühstück vorbereitet bevor er das Haus verlassen hatte. Mit prüfender Miene stellte er den Teller vor ihr auf den Tisch und wartete ab, ob sie wieder so wie letztes mal reagieren würde. Aber sie lächelte nur und begann zu essen.

Levi hob eine Braue.

Sie war gehorsam. Das was er eigentlich erreichen wollte.

Doch warum verkrampfte sich dann in seinem Inneren etwas, und drohte ihn die Luft abzuschnüren?!  Wortlos ging er zur Küche zurück und stützte sich an der Arbeitsplatte ab. Nachdenklich fuhr er sich durchs Haar und verzog das Gesicht.

"Wenn du zuende gegessen hast fahr ich dich zurück.", kam es ihm plötzlich über die Lippen. Anda sah auf.

Dunkle Wolken schoben sich vor die Sonne, und tauchten den Raum in trübes Grau.

"Ich verstehe nicht.", antwortete sie und erhob sich. Zögerlichen Schrittes ging sie zu ihm hinüber und legte eine Hand an seine Schulter, "Willst du nochmal weg?", fragte sie verduzt nach. Levi staarte sie fassungslos an.

"Was?! Nein, verstehst du nicht was ich gerade gesagt habe?! Ich werde dir deinen Wunsch erfüllen!" Anda blinzelte und schien nachzudenken, dann lächelte sie.

"Ich darf also hier bleiben?", stellte sie unschuldig fest. Levi atmete hörbar aus.

Der plötzlich aufkommende Wind peitschte Regen gegen die Fenster und hüllte den Raum in noch mehr Dunkelheit. Grob packte er ihre Schultern.

"Du willst doch weg, oder nicht?! Du wolltest doch die ganze Zeit fliehen!", wurde er lauter, "Ich erlaube es! Ich bring dich nach Hause! Verstehst du?!" Anda's Augen wurden gross.

"Nach ... Hause?", stammelte sie. Levi nickte.

"Ja! Ich bringe dich nach Hause!" Einen Augenblick staarte sie ihn nur an, bis sich ihr Gesicht verzog und sie seine Oberarme umklammerte.

"Nein!", schrie sie panisch und schüttelte den Kopf, "Du hast gesagt ich bin dein! Ich kann nicht gehen!", wurde sie immer hysterischer. Levi biss sich auf die Unterlippe.

"Aber, es war dein grösster Wunsch gehen zu können! Warum-"

"Nein!!", schrie sie und ließ ihren Kopf hängen, "Ich will bei dir bleiben!", widerholte sie immer wieder, wie ein Mantra, "Ich gehöre dir doch."

"Hey!" Er nahm ihr Gesicht in seine Hände, "Hey! Schau mich an!", drang er zu ihr durch, langsam bewegten sich ihre Augen zu ihm.

"Hör auf!", presste er hervor, "Du willst nach Hause!" Bei seinem letzten Satz riess Anda wieder die Augen auf.

"Nein!", kreischte sie und schlug seine Hände weg, "Ich will bei dir bleiben!"

Fassungslos staarte Levi Anda an und beobachtete wie sie ihre Arme umfasste.

"Ich kann doch nicht nach Hause.", murmelte sie, sein Gesicht verzog sich zu einem verzweifelten Gesichtsausdruck. Anda bohrte ihre Nägel in ihre Haut.

"Ich darf nicht nach Hause." Ausdruckslos sah Anda sich um und ergriff plötzlich das Messer von der Arbeitsplatte. Viel zu spät griff er nach ihrem Handgelenk um sie zustoppen. Reglos staarte er sie an wie sie sich das Messer an den Arm hielt.

"Bitte", wisperte sie, "bitte ..."

"Hör auf!", schrie Levi. Mit einem gequälten Gesichtsausdruck sah sie zu ihm und stach urplötzlich in ihren Unterarm. Levi presste die Zähne zusammen und war mit grossen Schritt bei ihr. Mit einer kräftigen Bewegung hielt er ihren Arm fest, dieser verkrampfte sich und sie liess das Messer fallen.
 


 

"Lass mich!", schrie sie auf und wollte ihm ihren anderen Arm entgegen schlagen, doch er hielt sie auf indem er ihr Handgelenk packte. Blut spritzte ihm entgegen und verteilte sich auf seinen Gesicht.

"Wenn ich nicht bei dir bin ...", wimmerte sie schluchzend, " ... dann ... will ich nicht mehr! Bitte ... bitte ... Levi ..." Unter Tränen knickten ihre Beine ein und er setzte sich mit ihr auf den Boden. Krampfhaft klammerte sie sich an ihm und weinte.

"Bitte ...", flüsterte sie, " ... bitte ... ich liebe dich ..." Levi's Augen weiteten sich und er schüttelte verzweifelt den Kopf.

Nein, schoss es durch seinen Kopf, hör auf! Hör auf verdammt!!

In diesem Moment wurde ihm bewusst das er dieses Mädchen gebrochen hatte. Sein letzter Schritt hatte sie an den Abgrund getrieben und sie war freiwillig gesprungen.

Zögerlich sah er zu ihrem Arm, aus dem immer mehr Blut strömte und den Boden bedeckte. Hektisch entledigte er sich seines T-Shirts und band es um die Wunde. Doch was sollte er tun? Sie in ein Krankenhaus bringen?! Die Frage nach den Umständen, niemand würde glauben das keine Häuslichegewalt im Spiel war. Dann würde man Nachforschungen anstellen und wahrscheinlich herausfinden das Anda entführt wurde.

Levi's Kiefer spannte sich an. Anda legte ihre Stirn an seine Brust.

"Bitte ...", hauchte sie, " ... ich will bei dir sein ..." Levi umfasste ihre Schultern und drückte ihren Körper an sich. Seine Körperwärme strömte auf sie über und sie atmete hörbar ein und aus, bis er sie vorsichtig von sich schob und aufstand. Anda streckten ihren Arm nach ihm aus, wobei das T-Shirt abrutschte und auf den Boden fiel.

"Nein ... wo willst du h-", schluchzte sie, wurde jedoch scharf von ihm unterbrochen.

"Bleib da! Beweg dich nicht! Ich komme gleich wieder!", antwortete er ihr streng und ging schnell ins Bad. Anda sass fromm Lamm auf den Boden und wartete, trübe schweifte ihr Blick über ihren blutigen Arm. Dann lächelte sie kurz und schloss die Augen, als sie hörte wie er wieder kam, schlug Anda sie wieder auf und sah ihn an. Levi setzte sich vor ihr und nahm vorsichtig ihren verletzten Arm.  Seelenruhig und ohne Regung beobachtete sie ihn, wie er ihre Wunde behandelte. Als er ihn verbunden hatte atmete er stoßweise aus. Sie schien keine Aterie getroffen zu haben, dennoch war die Wunde tief. Mit beiden Händen umfasste er ihr Gesicht und legte seine Stirn an ihrer.

"Mach nie wieder so einen Scheiss!", knurrte er. Anda blinzelte.

"Levi?"

"Hm?!" Er sah in ihre Augen. "Darf ich bei dir bleiben?" Levi's Augen verengten sich und sein Daumen wanderte zu ihrer Unterlippe.

"Willst du dass so sehr?", fragte er tonlos nach. Anda nickte heftig.

"Jah!", strahlte sie und lächelte, "Weil ich dich liebe." Levi's Augen verdunkelten sich.

"Sag sowas nicht, du törichtes Mädchen.", murmelte er rau. Und wieder verkrampfte sich etwas in ihm. Er wollte sie auf einer Seite gehen lassen. Ihren Geist nicht noch weiter vergiften, ihre Seele nicht noch weiter in seine Dunkelheit mit hinunter ziehen! Doch auf der anderen Seite, wollte er sie auch nicht gehen lassen. Aus ihm unbekannten Gründen sehnte er sich nach ihrer Nähe, was durch ihren Sex sogar noch verstärkt wurde, er erkannte etwas vertrautes in ihr. Er wollte nicht das sie jemand anderes sah. Er wollte sie nur bei sich haben.

Kaum merklich schüttelte Levi den Kopf, und half ihr auf die Beine. Leicht wankend lehnte sich ihr Körper gegen seinen, mit der Feststellung das sie nicht alleine gehen konnte, hob er sie auf seinen Armen hoch und Anda schlang ihren unverletzten Arm um seine Schulter. Mit undefinierbarer Miene sah sie ihn an.

Er hatte ihr noch nicht wirklich geantwortet.

Ihre Miene verzog sich und sie tippte seine Brust an, während er die Treppen zum zweiten Stock hinauf ging. Levi ignorierte dies jedoch gekonnt. Er wusste genau was sie wollte. Und wieder spannte sich sein Kiefer an, als er mit ihr das Schlafzimmer betrat und sie auf das Bett legte. Hingegen Levi's eigentlich bezweckter Absicht damit, dachte Anda was vollkommen anderes. Er dachte nur daran das sie sich ausruhen sollte. Anda's Hände wanderten zu ihrer Jeans, deren Knopf sie öffnete. Diese Schauspiel beobachtend, sah er sie fragend an. Anda wiederrum lächelte nur und streifte sich den Stoff von der Hüfte. Mitten in ihrer Bewegung hielt Levi ihre Hand fest.

"Was soll das werden?!", hakte er nach und schob die Brauen zusammen. Sie sah ihn überrascht an.

"Ich wollte es dir nur einfacher machen.", säuselte sie.

"Bitte?!"

Anda's Gesicht war unheimlich ruhig.

"Du musst mich doch bestrafen.", begründete sie und sah kurz zu ihrem Verband, "Du willst mich doch benutzen." Levi zuckte etwas zurück, biss sich auf die Unterlippe, und zog ihr die Decke über.

"Schlaf jetzt!", antwortete er bissig und erhob sich von der Bettkante. Mit weiten Augen sah Anda ihm nach wie er zur Tür ging.

"A-aber ... wo willst du hin?", presste sie zitternd hervor.

"Ich muss noch etwas erledigen.", murmelte er zu sich selbst und sein Blick verfinsterte sich, dann wandte er sich wieder zu ihr, "Du bleibst hier im Bett, verstanden!" Anda sah ihn eine Weile nur an bis sie, wegen seinem Befehlston, lächelte.

"Jawohl ..."

"Tcch!" Levi schloss stumm die Tür hinter sich und drehte den Schlüssel um. Seine Beine führten ihn ins Bad wo er sich das Gesicht von den Blutflecken reinigte. Ohne Ausdruck ging er dann wieder die Treppen hinunter, und prompt klingelte sein Handy. Er hatte den Anruf eigentlich schon viel früher erwartet. Während er abnahm ging er den Flur entlang zum Wohnzimmer.

"Du meldest dich ja ganz schön spät.", brummte Levi Kenny an, dieser wiederrum lachte nur.

"Reg dich ab Kleiner, mir ist noch was dazwischen gekommen. Und? Wie sieht's aus?" Levi schloss kurz die Augen und sah auf den Brief der auf den Tisch lag, daneben Kenny's Umschlag.

"Diese Informationen sind doch ein Witz.", merkte der Schwarzhaarige genervt an, "Hast du die zusammen getragen?!"

"Ich bin ein viel beschäftigter Mann, da halt ich mich nicht mit Kleinigkeiten auf. Ausserdem wusste ich schon warum ich dir diese Aufgabe zuteile. Und, was hast du heraus gefunden?" Levi sah aus den Fenster, das Wetter spiegelte seine Laune wieder, grau, trübe und wechselhaft.

"Nicht viel. Ich weiss zwar wo er sich aufhält aber-"

"Wunderbar, mehr wollte ich gar nicht wissen!", unterbrach Kenny ihn schadenfreudig, "Na Kleiner, Lust wieder jagen zugehen heute Abend?!"

"Tcch! Das liegt nicht mehr in meinen Aufgabenbereich. Ich sollte nur heraus finden wo sich der Typ aufhält.", kommentierte Levi und ging in die Küche. Vor Anda's Blut blieb er stehen. Kenny lachte.

"Befehl von Oben mein Kleiner! Ausserdem will ich dich mal wieder in Aktion sehen." Levi hob eine Braue und öffnete den Schrank mit den Reinigungsutensilien.

"Achja", begann Kenny, "was macht Dornröschen?" Sein ekelhaftes Grinsen sah Levi genau vor sich. "Erzähl mir nicht du hast noch keinen Druck abgebaut.", lachte der Alte weiter. Ausdruckslos staarte Levi auf das Blut am Boden. "Aber sie lebt länger als gedacht.", fuhr Kenny unbeirrt fort, "Ich dachte sie hätte sich schon längst zu den Leichen in deinen Vorgarten gesellt." Noch immer antwortete Levi nicht, sondern sah wieder nach draussen, zu den grauen Regenwolken.

"Auch wenn sie ihr ähnlich sieht, du weisst schon dass das indem Sinne krank ist, oder Kleiner?!", lachte Kenny dreckig. Levi's Augen weiteten sich und sein Magen verkrampfte sich.

"Heute Abend, am Hafen.", sprach der Schwarzhaarige, ohne auf Kenny's Aussage einzugehen, während er weiter den Regentropfen an der Fensterscheibe zusah, wie sie herunter flossen, legte er auf.

Nachdenklich blickte er über die gedruckten Buchstaben, und schob grimmig seine Brauen zusammen. Mit einem verächtlichen Ton zerriss er das Papier und warf die Fetzen von sich. Wie in Zeitlupe wiegten die Fetzen in der Luft hin und her, ehe sie den Teppich erreichten. Levi beugte seinen Oberkörper nach vorne und stützte seine Ellenbogen an den Knien ab. Seine Hände fuhren seinen Nacken und den Undercut entlang, dann atmete er hörbar aus. Nochmals sah er auf die Uhr im Wohnzimmer, doch sooft er drauf sah, die Zeit würde sich niemals zurück drehen.

Ausserdem musste er langsam aufbrechen.

Träge erhob er sich von der Couch und ging den Flur entlang zur Garderobe, zog sich die schwarze Lederjacke über und stieg in seine Schuhe. Prüfend kramte er in seiner Jackentasche nach dem Haus- und Autoschlüssel, dann öffnete er die Tür und schritt hinaus zu seinen Wagen. Doch während er das Auto aufschloss, fluchte er im selben Moment. Levi war heute wirklich nicht ganz bei sich, grimmig machte er kehrt und holte sein liegen gelassenes Handy, ehe er wieder zurück ging und in seinen Wagen stieg. Hörbar atmete er aus und startete den Motor.

Die Fahrt über schienen die dunkelen Baumkronen wie finstere Hände, die nach ihm greifen wollten und ihn endlich in die Höhle zogen. Levi spannte den Kiefer an und raste völlig gedankenlos die Strasse zum Hafen entlang. Dadurch war er nur in fünfzehn Minuten auch schon am Treffpunkt. Viel zu früh.

Kurz schoss ihn durch den Kopf den Typen einfach selber kalt zu machen. Dies war nur eine Frage von Minuten. Er hatte keinen Bock Kenny's Visage zusehen, geschweige denn seinen Bullshit zu zuhören. Levi schüttelte kaum merklich den Kopf und kramte seine schwarzen Lederhandschuhe unter seinem Sitz hervor und zog diese elegant über. Mit kalten Augen blickte er auf die Uhr seines Handy's.

Der Typ würde jeden Moment hier vorbei kommen, um sein Zeug verticken zu wollen. Die Sache würde erledigt sein noch bevor der Kunde aufkreuzen würde. Mit einem Schnauben öffnete Levi die Fahrertür und stieg aus. Mit einem prüfenden Blick verschaffte er sich einen Überblick des Platzes und gewöhnte sich in sekundenbruchteil an die Dunkelheit. Leise schloss er die Tür und schritt in die Finsternis. Jedoch blieb er nur wenige Schritte von seinem Wagen entfernt, und da erkannte er auch schon eine Gestalt die sich auffällig um sah.

Gott, war dieser Typ bescheuert! Er war selber Schuld sich mit einen Kunden treffen zu wollen den er nicht kannte. Und genau als diesen wollte Levi sich nun ausgeben. Es dauerte auch nicht lange da bemerkte er Levi und ging zögerlich in seine Richtung. Der Schwarzhaarige stand einfach nur lässig da und hatte seine Hände in den Jackentaschen.
 


 

"Oii, ich wart hier schon ne scheiss Ewigkeit. Lässt du alle deine Kunden so lange warten?!", durchschnitt Levi die Atmosphäre, und man sah dem Dealer deutlich an das er jetzt erleichtert war, zu wissen den Kunden vor sich zu haben. Oder es lag auch daran das er einen Kopf grösser als Levi war, und daher eh keine Gefahr sah. Für ihn war der Schwarzhaarige mit dem grimmigen Blick nur ein kleiner Junkie. Er lachte gespielt auf.

"Srry man, aber ich hatte ja keine Ahnung wie du aussiehst. Schade das du keine scharfe Mietze bist.", druckte er herum.

"Laber mich nicht mit so'n scheiss voll! Wo ist die Ware?!" Der Dealer nickte nur, ging in die Hocke und begann achtlos in seinen Rucksack zuwühlen.

Der ist wirklich selten dämlich, dachte Levi und war mit einem Schritt vor ihm. Noch ehe der Junge reagieren konnte hatte Levi ihn gezielt mit den Fuss ins Gesicht geschlagen. Völlig perplex und benebelt wankte er und lag seitlich auf den Boden. Der Schwarzhaarige drehte ihn auf den Bauch und drückte seinen Kopf auf den nassen, dreckigen Steinweg. Der Junge war sichtlich überfordert und zappelte umher, aber unter Levi's Griff hatte er keine Chance. Ausdruckslos zog dieser den Kopf des Jungen an den Haaren hoch und hielt ihm ein Messer an die Kehle. Mit weit aufgerissenen und panischen Augen sah er Levi an.

"Du solltest dich nicht mit den falschen anlegen, Junge.", raunte der Schwarzhaarige nur und setzte gekonnt den letzten Schnitt, und stiess ihn von sich. Während Levi sich erhob sah er die letzten Lebensfunken des Jungen, bis dieser sich nicht mehr rührte, und mit aufgerissenen Augen ins Leere staarte. Um ihm herum verteilte sich das Blut. Angewidert betrachtete Levi die Klinge des Messers und wischte sie mit einem Tuch sauber. Seine Augen hatten einen kalten, matten Glanz als er die Klinge vom Blut befreite.

Der Wind wirbelte sein Haar auf und verlieh ihm eine dunkle Aura.

Von einem lauten Knall folgten plötzlich Schritte.

Levi's Augen verengten sich noch mehr und er nahm einen tödlichen Blick an.

Kenny war also doch gekommen?!

Ohne jeglichen Ausdruck wandte sich der Schwarzhaarige den Schritten zu.

In diesem Augenblick liess nicht nur der Wind ihn einen kurzen Schauer durch sein Inneres fahren, sondern auch die Tatsache das er in grosse grüne Augen blickte.

Seine Kehle schnürte sich zu und er staarte fassungslos Anda an.

Was? Wie? Was machte sie hier? Wie kam sie hierher?

Wie versteinert stand sie an seinen Wagen und hatte eine Hand noch an der Hintertür.

Wann war sie in seinen Wagen geschlichen? Vor allem, warum?

Doch die Frage war auch, warum hatte er absolut nichts bemerkt?!

Ihre Augen wanderten von Levi's Gesicht zum Messer, dann immer weiter runter zu dem toten Jungen.

Der Wind trug ihre Worte fort, doch anhand ihrer Lippenbewegung wusste er dass sie seinen Namen flüsterte.

Für einen kurzen Augenblick sah Levi sie in dem weissen Kleid, und ihre schwarzen Haare wurden vom Wind um ihre Schultern gelegt.

Wie eine gefühlte Ewigkeit sahen die beiden nur aneinander an. Und sie formte wieder mit ihren Lippen seinen Namen.

Immer und immer wieder.

Levi verzog das Gesicht, und ließ das Messer fallen.

"Nein ...", keuchte er und schritt zögerlich auf sie zu. Sie bewegte sich nicht.

Sie stand einfach nur da, in dem weissen Kleid, und als er vor ihr zum stehen kam, berührte er ihre Wange.

"Wieso ...", hauchte er.

Ein plötzlicher Knall riess ihn aus seinem Zustand. Ungläubig blinzelte Levi und sah wie Anda auf den Boden lag.

Hinter ihr Kenny.

Und das weisse Kleid an ihr war verschwunden, sie hatte ihre eigene Kleidung an.

Nochmals blinzelte der Schwarzhaarige, dann war er wieder im Hier und Jetzt.

"Oii! Kleiner! Bist du eigentlich total bescheuert dein Püppchen mit hierher zunehmen?!", zischte Kenny und richtete seinen Hut, dann zog er Anda am Oberarm hoch, "Dir ist klar was jetzt mit ihr passiert?!", fuhr er fort und warf ihren bewusstlosen Körper Levi hingegen. Hektisch fing er ihn auf und beobachtete Kenny. Dieser schritt an ihm vorbei zur Leiche.

"Tcch! Schöne Sauerei. Kleiner, wo bist du denn mit deinen Gedanken?!", sprach der Alte rau und stubste kurz seinen Fuss gegen den Jungen, "Nunja", fuhr er fort, zog sich den Hut tiefer ins Gesicht und wandte sich wieder zu Levi, "darum kümmere ich mich. Seh zu das Dornröschen ihren wohlverdienten Schlaf bekommt."

Noch völlig neben sich sah Levi Kenny an, dann blickte er zu Anda. Seine Miene verfinsterte sich schlagartig und er nahm Anda's bewusstlosen Körper hoch auf seine Arme, ehe er sie vorsichtig auf die Rückbank seines Wagens legte.

Ein Messer flog in Levi's Richtung, als er sich aus dem Wagen wieder aufrichtete.

Sein Messer. Gekonnt fing er es ab und verstaute es in die Innentasche seiner Jacke.

Er und Kenny tauschten noch einen letzten Blick aus.

Dann stieg Levi ein und startete den Motor, und fuhr los.

Seine Gedanken waren völlig leer auf der Fahrt. Ohne auf die Geschwindigkeit zu achten fuhr er durch die Nacht. Prüfend sah er in den Rückspiegel, auf Anda's bewusstlosen Körper.

Das letzte was er vor seinem geistigen Auge sah war der Graben.

Der Graben in dem sie bei ihrem Fluchtversuch gefallen war.

Vielleicht war er doch nicht ganz umsonst geschaufelt worden.

Ich muss wissen, dass dein Herz schnell schlägt und

Ich muss wissen, dass ich der einzige für dich bin

Was ist aus mir geworden?

Ich bin ein verdammtes Monster

Denn alles was ich wollte war etwas Schönes
 

Meine Liebe zu viel

Deine Liebe ist nicht genug
 

Oh, was braucht es von mir, um an deiner Seite zu liegen

Oh, es schmerzt und es schmerzt

Du willst sterben

Ich muss dich mit meiner Liebe töten
 

Ich habe für immer gesagt, doch jetzt schau ich durch dich

Ich habe für immer gesagt, doch meine Worte erreichen dich nicht

Was habe ich gemacht?

Ich bin ein verdammtes Monster

Denn alles, was ich wollte, war etwas Schönes
 


 

Ungläubig blickte Hanji über die geschriebenen Zeilen, und verzog das Gesicht. Der Glanz ihrer Brille liess nur erahnen was für einen Ausdruck ihre Augen machten. Mit einem nachdenklichen Ton fuhr sie sich durchs Haar, und gab das Blatt wieder Levi zurück.

"Irgendwie bedrückend.", murmelte sie, für ihre Verhältnisse, merkwürdigerweise ernst. Levi faltete den Zettel und steckte ihn zurück in die Hosentasche, dann schlug er ein Bein über das andere und lehnte sich in Hanji's Sessel zurück. Es kam so gut wie nie vor das er sie besuchte. Diese Tatsache überraschte sie immer noch. Sie stützte ihre Ellbogen auf den Tisch ab und faltete die Finger ineinander.

"Ich gehe davon aus das du schon eine genaue Vorstellung hast wie der neue Song klingen soll.", merkte sie an und beobachtete ihn genau. Levi nickte nur.

Hanji war bewusst, das die Lyrics nur ein Vorwand waren um sie zu besuchen. Etwas anderes lag in der Luft, sie fühlte es, es war fast greifbar. Doch ein falsches Wort und er würde wieder gehen, das wusste sie genau.

"Versteh das jetzt nicht falsch, ich finde es super das du doch bei dem Konzert mit machen willst.", fuhr Hanji fort, "Aber das du gleich mit einen neuen Song kommst. Das überrascht mich.", lachte sie und setzte ein schiefes Lächeln auf.

"Ihr braucht ihn ja nicht nehmen wenn er, wie sagtest du?! Bedrückend ist.", brummte Levi und sah ausdruckslos zur Seite. Hanji fuchtelte mit den Händen umher.

"Nein, nein, die Fans werden ausflippen! Der Song bleibt." Wieder kam nur ein Brummen von ihm zur Antwort.

"Hast du etwas gefühlt als du diese Zeilen geschrieben hast?", fragte Hanji, und machte sich schon darauf gefasst wieder angeraunt zu werden. Das sie ihn nicht analysieren soll. Aber Levi zuckte mit den Schultern.

"Vielleicht ... vielleicht auch nicht.", antwortete er. Hanji blinzelte. Er hatte ihr tatsächlich ohne Unterton eine Antwort gegeben.

Ich mache mir ein Kreuz im Kalender, dachte sie freudig und ihre Brille blitzte auf.

"Achso, also hat das keine tiefere Bedeutung?!", stellte sie in den Raum und achtete auf seine Gesichtszüge. Sie blieben jedoch unverändert.

"Es sind nur Worte", gab er an, "was soll da schon für eine Bedeutung hinter stecken?!", diesmal klang er wieder leicht genervt und gelangweilt.

"Worte sind der Schlüssel zur Seele.", kommentierte Hanji, und Levi's Augen verengten sich, dann sah er sie an.

"Ist das so, ja?!" Der Brillenträgerin überkam eine leichte Gänsehaut. Er war heute für seine Verhältnisse gesprächig. Schon fast unheimlich.

"Gab es also keinen Beweggrund dass du das geschrieben hast? Die Lyrics zu schreiben hat dich ja sonst immer genervt, weswegen du mir und Mike meistens nur ein Grundgerüst vor die Füsse gepackt hast.", rechtfertigte sie ihr weiteres nachhacken. In der Hoffnung das er nicht gleich wieder gehen würde.

"Was weiss ich.", knirschte er, "Vielleicht wollte ich nur Druck los werden." Hanji's Augen begannen immer mehr zu funkeln. Öffnete er sich ihr gegenüber etwa?! Ihr neugieriger und forschender Verstand begann zu rasen. Doch sie wollte nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen.

"Ach", seufzte sie auf, "wusst ich doch das du doch keine richtige Lust auf das Konzert hast." Levi's Brauen schoben sich zusammen.

"Was?! Nein, das mein ich nicht mit Druck Vierauge!", zischte er gereizt.

"Ach, nicht?! Was dann? Du weisst keiner hat einen neuen Song verlangt."

"Tcch! Das weiss ich selber." Eine eisige Stille legte sich im Raum nieder. Fieberhaft überlegte Hanji sich die richtigen Worte, und dachte nochmal über die Zeilen der Lyrics nach.

"Hast du denn Gefühle die du nicht benennen kannst? Und durch diese Tatsache baut sich ein Druck auf?" Der Schwarzhaarige sah kurz Hanji an, dann senkte er mit ernster Miene den Blick.

"Kann schon sein.", brummte er, "Aber ich will mich auch gar nicht mit undefinierbaren auseinander setzen. Es lenkt nur vom Wesentlichen ab." Wieder blinzelte Hanji. Langsam wurde das echt unheimlich. Er sprach mal mehr als nur einen Satz.

"Was ist denn das Wesentliche für dich? Willst du, oder kannst du dich nicht damit auseinander setzen Levi?"

Grimmig sah er sie wieder an.

"Ich will es nicht!", warf er gereizt ein.

"Nur bei deinen eigenen Gefühlen, oder auch die von anderen?" Für einen kurzen Augenblick schien er nachzudenken, bis er sich mit seiner einen Hand durch den Pony fuhr.

"Mit meinen Eigenen ...", nuschelte er und machte ein unschlüssiges Gesicht, "weil ich sie selber nicht definieren kann, weiss ich nicht mehr was richtig oder falsch ist." Hanji's Augen weiteten sich. Sass da wirklich noch Levi vor ihr? Ihr Herz pochte. Sie wollte noch viel mehr aus ihm raus holen. Endlich bekam sie nach Jahren einen Eindruck seines Innersten.

"Was meinst du mit richtig oder falsch? Ist es die Angst das du jemanden verletzen könntest? Oder das man dich verletzt?" Levi sah auf und seine Augen verdunkelten sich für einen kurzen Augenblick.

"Ab wann spricht man denn bitte davon verletzt zu sein?! Wenn es äusserlich nicht erkennbar ist, kann man es denn noch so nennen?!", fragte er ernst gegen.

"Es ist nicht nur das Äusserlichen was verletzlich ist. Das Innere ist das was man am schnellsten zerbrechen kann. Levi, fühlst du dich gebrochen? Ist dieser Druck, wie du es beschreibst, vielleicht auch nur ein Schmerz den du nicht zulassen willst?!" Sein Kopf senkte sich und er legte die Hände an die Stirn.

"Wenn ich sie sehe fühle ich diesen Druck.", murmelte er und schüttelte zugleich den Kopf, "Ich sehe sie an, aber ich sehe nicht ihre Augen. Ich sehe sie einfach nicht." Hanji runzelte die Stirn und legte nachdenklich ihre Finger ans Kinn.

"Bedeutet sie dir etwas? Hast du Angst sie zu verletzen?"

"Nein ...", er hielt kurz inne und schloss die Augen, " ... das was ich in ihr sehe ist schon lange gegangen. Hat mich verletzt. Dadurch habe ich sie jetzt verletzt." Levi schien diese Worte schon fast zu sich selbst zu murmeln, so als würde etwas in ihm hoch kommen und er müsste sich jetzt damit auseinander setzen.

"Was siehst du denn in ihr?" Auch wenn Hanji zu gerne wüsste von wem er sprach, sie war schon froh darüber so weit zu ihm durch zudringen.

"Etwas was ich geliebt habe ... wahrscheinlich ..."

"Du hast also jemanden verloren?" Kaum hatte Hanji diesen Satz ausgesprochen, sah Levi sie ungläubig an, ehe sich seine Miene wieder verfinsterte und er Haltung annahm. Mit einem Brummen erhob er sich. Und Hanji wurde klar jetzt war wieder alles beim Alten.

Ohne ein weiteres Wort begleitete sie ihn zur Haustür. Ohne sich nochmal nach ihr umzudrehen ging er zu seinem Wagen. Als sie die Tür schloss atmete sie hörbar aus.

Jahrelang hatte sie gehofft Levi besser zu verstehen, hinter seiner Mauer blicken zu können, zu dürfen. Das sie jetzt so einen Einblick bekam ging nicht spurlos an ihr vorbei.

Sie wusste nur grob um seine Vergangenheit. In jüngeren Jahren hatte er mit viel Dreck zutun, wie er es selber einmal nannte. Doch mehr wusste sie auch nicht. Dennoch war ihr aber von Anfang an klar, das seine distanzierte und unnahbare Haltung ihren Hintergrund hatte.

Und jetzt wurde ihr bewusst das hinter dieser Mauer etwas verletztes steckte. Was er aber wegen bestimmten Umständen tief in sich vergraben hatte. Hanji ging zu ihren Schreibtisch und holte ein kleines Notizbuch hervor. Sie wollte ihre Gedanken diesbezüglich zu Papier bringen.

Kalt, es war so unendlich kalt. Mit angezogenen Knie'n sass der kleine Junge in einer Ecke des Raumes. Mit wackligen Gliedern stand er auf und ging zur Heizung hinüber.

Kaputt. Natürlich war sie kaputt. Das war sie schon seid Wochen. Er sah zum Bett seiner Mutter.

Heute schlief sie aber länger als sonst. Nunja, er durfte gestern auch erst sehr spät wieder nach Hause kommen, wegen den Kunden, hatte sie ihm später erklärt und schlief sofort erschöpft ein. Sie hatte es nicht mal mehr geschafft ihr weisses Kleid umzuziehen.

Behutsam trugen die Beine des Jungen ihn zum Bett. Seine kleinen Finger berührten ihren Arm.

"Mama?", entfloh es seiner heisseren Kehle. Die Haut unter seinen Fingerspitzen war kalt. Ihr ganzer Körper war kalt. Seine Kinderhände legten sich auf ihre Schulter und er rüttelte sie kaum merklich. Mehrmals blinzelnt schob er sich die Haarsträhnen von den Augen und sah wie versteinert in ihr Gesicht. In diesem war keine Regung zu sehen.

Die Augen des Jungen weiteten sich. Und er begann nun hektischer an ihren Körper zu rütteln. Panisch verzog er das Gesicht.

Bis eine unheimliche Stille den Raum erfüllte.

Leise begann der Junge zu schluchzen.

Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und ein grosser Mann betrat den Raum, ohne überhaupt auf Einlass zu warten. Der Junge hatte diesen Mann schon öfter gesehen. Es war der Chef seiner Mutter. Mehr wusste er auch nicht. Grimmig knirschte der Mann mit den Zähnen.

"Hey Kuchel!", brüllte er und ging weiter in den Raum hinein, ohne auch nur auf den Jungen zuachten, "Ein Kunde hat sich beschwert, du sollst ihm mehr Geld abgenommen haben als ausgemacht! So geht das nicht!", fuhr er fort und trat zum Bett. Mit hochgezogenen Brauen sah er auf sie herab und stubste sie grob an der Brust an, dann weiteten sich seine Augen.

"Verdammte Scheisse ...", murmelte er grimmig und fuhr zeitgleich auf. Mit einem Aufschrei sah er zu seinen Unterarm. In dem ihn der Junge biss. Er wollte nicht das dieser Mann seine Mutter so grob berührte. Er sollte verschwinden! Fluchend stiess der Mann den kleinen Jungen von sich und trat noch einmal nach.

"Bist du total irre du Drecksbalg?!", zischte er und blinzelte im selben Moment, "Sekunde, bist du nicht ihr Sohn? Ohhh Scheisse! Wie soll ich denn jetzt Geld eintreiben?! Blöde Hure, stirbt hier einfach." Dann sah er auf und grinste dreckig. Nachdenklich fuhr er sich übers Kinn und ging zu dem Jungen.

"Es gibt eine Menge reiche Bonzen die für kleine Jungs zahlen. Glückwunsch, du bist mir ja doch noch von nutzen Balg.", gluckste er schadenfreudig und packte den kleinen Arm.
 


 

Levi blinzelte mehrmals. Ein Tagtraum. Es war wieder nur ein weiterer Tagtraum aus seinen Erinnerungen. Heftig schüttelte er den Kopf und nahm seinen Revolver in die Hand. Dann blickte er auf Anda's bewusstlosen Körper hinunter. Wie eine Puppe lag sie hilflos auf den Kellerboden. Wenn er sie schon beseitigen musste, wollte er es wenigstens schnell hinter sich bringen. Seine Augen verengten sich, als er sich zu ihr runter beugte und ihr den Lauf an die Schläfe hielt.

Seine Hand begann plötzlich zu zittern und sein Puls raste. Innerlich verkrampfte sich etwas in ihm.

Und wieder ... und wieder sah er sie kurz in dem weissen Kleid. Ungläubig schloss er die Augen und schüttelte den Kopf. Als er die Augen wieder öffnete, lag sie da, wieder in ihrer Kleidung. Ihre schwarzen langen Haare hatten sich unter ihrem Kopf wie ein Teppich ausgebreitet.

Hörbar atmete er aus und legte den Finger an den Abzug des Revolvers. Er schob die Brauen zusammen und versuchte die Kontrolle über seine unruhige Hand zu gewinnen.

Ein dumpfes Stöhnen erfüllte den Raum. Mehrmals blinzelnt öffnete Anda langsam die Augen.

Levi fuhr innerlich zusammen.

Benommen und noch etwas benebelt wanderten ihre Augen durch den Raum, dann ruhten sie auf den Schwarzhaarigen. Als sie erkannte was er tat weiteten sich ihre Augen panisch und schockiert. Doch noch ehe sie einen Laut von sich gab presste Levi seine Hand auf ihren Mund und drückte den Lauf härter gegen ihre Schläfe. Undeutbar lag sein Gesicht im Schatten.

Wieso musste sie jetzt aufwachen?!

Mit kalten Blick sah er sie an, und sein Magen verkrampfte sich, als er sah das ihre Augen nun ruhig in seinen ruhten.

Wusste sie was sie erwartete? Nahm sie es einfach hin?

Diese Tatsache das sie ihn einfach so ruhig an sah, machte ihn innerlich wütend. Er nahm seine Hand von ihrem Mund.

"Wieso hast du dich in mein Auto geschlichen?", fragte Levi bissig. Bevor er abdrückte, wollte er wenigstens Antworten haben.

"Ich wollte bei dir sein.", antwortete sie und lächelte. Sein Kiefer spannte sich an.

Wie konnte sie nur lächeln?!

"Du wirst mich jetzt auch töten, nicht wahr?!" Kurz weiteten sich seine Augen und er schwieg. Seine Hand begann wieder unruhig zu werden und er presste die Zähne zusammen. Anda schloss die Augen.

"Es ist in Ordnung.", fuhr sie fort, "Denn du bist es der es tut."

Mit einem Ruck zog er sie am Oberarm auf ihre Füsse und drückte sie gegen die kalte Wand. Grob schob er den Lauf des Revolvers in ihren Mund und sah sie kalt an.

"Es ist also in Ordnung wenn ich es tue ....", wiederholte er ihre Worte und versuchte in ihren Augen Furcht oder Angst abzulesen. Aber nichts davon erkannte er. Sie stand einfach nur da und sah ihn an. Sein Finger am Abzug begann zu zittern.

"Scheisse ...", murmelte er zischend, "Scheisse!!", wurde er immer lauter und warf den Revolver hinter sich auf den Boden. Mit hektischen Atem streckte er, zu jeder Seite ihres Kopfes, seine Arme an die Wand.

"Warum ...", nuschelte er, "Warum ...." Mit seinen Fäusten schlug er gegen die Wand. "Ich verstehe es nicht ..... Ich habe so viele Leben auf den Gewissen ...." Levi schluckte schwer. "Nur bei dir .....", er unterbrach sich und nahm etwas Abstand zu ihr. Als würde er sich an etwas schreckliches erinnern staarte er seine Hände an. Seinen Brauen schoben sich zusammen und er sah wieder zu ihr.

"Wieso ...", flüsterte er und packte ihre Schultern, "Wieso musst du ihr so ähnlich sehen?!", erhöhte er seinen Tonfall und nahm für kurze Zeit einen verzweifelten Gesichtsausdruck an, als er gen Boden blickte.

"Ich kann .... nein ... nicht nochmal ...", flüsterte er eher zu sich selbst und schloss die Augen.

Nur stumpf nahm er Anda's Berührung an seiner rechten Hand war. Zweifelnd sah er zu ihr auf. In ihrem Gesicht lag nach wievor diese Ruhe. Sanft strich sie über seine Hand und rückte näher zu ihm auf. Langsam legte sie ihre Hände auf seine Brust. Diese Ruhe in ihrem Gesicht ... sie machte ihn wahnsinnig!

"Wieso fliehst du nicht?! Wieso läufst du nicht vor mir weg?! Wieso hast du nicht die Chance genutzt die ich dir gab zur Flucht?!", fuhr er auf und wurde immer lauter. Unbeirrt sah sie ihn weiter an und lächelte leicht.

"Weil ...", begann sie und legte ihren Kopf leicht an seine Brust, " ... weil ich dich liebe. Mir ist egal was du mir antust. Solange ich bei dir bleiben darf. Ich weiss das du kein schlechter Mensch bist." Wieder verkrampfte sich etwas in Levi's Inneren.

"Hör auf ... du irrst dich ... hör auf ...", nuschelte er scharf und schob sie etwas von sich weg, "Versteh endlich das ich kein guter Mensch bin, verdammt! Begreifst du nicht?! Ich wollte dich töten!" Mit undeutbarer Miene strich er sich durchs Haar. "Und jetzt habe ich dich noch mehr mit hinein gezogen. Verstehst du?! Du dürftest eigentlich gar nicht mehr am Leben sein!" Anda sah nachdenklich auf den Boden, schritt an ihm vorbei und hob den Revolver vom Boden auf.

"Ich verstehe", sprach sie ruhig und legte die Waffe in ihre Hand, "ich bringe dir Schwierigkeiten ..." Erst jetzt drehte Levi sich zu ihr um und sah sie fassungslos an als sie sich die Waffe an die Schläfe hielt.

"Nein ...", hauchte er.

"Wenn es für dich eine Last ist mich zu töten, dann ...", ihr Finger legte sich auf den Abzug.

"Nein ..."

" ... lass es mich tuen ...."

"Nein!!"

Binnen weniger Sekunden ging alles blitzschnell. Levi stürtzte sich auf sie und riess ihren Arm nach oben und der Schuss ertönte. Eine kleine Rauchwolke stieg von der Holzdecke auf, in der die Kugel stecken blieb.

Mit panischen Atem beugte sein Körper über ihren und beide lagen auf den Boden.

"Bist du eigentlich total irre?!", keuchte er aufgebracht. Ungläubig sah sie ihn an. Als würde sie nicht begreifen was gerade passiert sei.

"Antworte mir verd-"

"Wieso ...", unterbrach sie ihn, "wieso hast du mich aufgehalten?" Er zuckte kurz zusammen.

"Was ...?!"

Sie versuchte sich unter ihm zu bewegen.

"Ich soll doch eh sterben!", flüsterte sie und zappelte wild umher, "Lass mich!"

"Hör auf!"

"Wenn ... wenn ich nicht bei dir sein kann ... dann ...", ihre Worte gingen in einem schluchzen unter, und sie versuchte krampfhaft die Waffe wieder auf sich zu richten. Zähne knirschend schlug Levi ihr diese aus der Hand und drückte ihre Handgelenke auf den Boden.

"Ich sagte, hör auf!", brüllte er verzweifelt und atmete hektisch. Doch Anda war wie von Sinnen. Wild zappelte sie immer noch unter ihm mit den Beinen.

"L-Lass mich!"

Er biss sich auf die Unterlippe und seine Augen nahmen ein verzweifeltes, mattes funkeln an.

"Ich ...", begann er und legte seine Stirn an ihrer, " ... ich lasse nicht zu das du stirbst ..."

Urplötzlich hörte Anda auf sich zu bewegen und blinzelte ungläubig.

"Ich will das du bei mir bleibst!"

"Levi ...", hauchte sie und schien sich langsam zu beruhigen. Doch so schnell seine Gefühlsregung auch gekommen war, um so schneller war sie wieder verschwunden, und er blickte wieder monoton auf sie herab.

"Sag das du bei mir bleibst!", forderte er kalt. Anda nickte zögerlich, dann hauchte sie ein Fürwort.

"Sag das du meinen Worten folgen wirst!" Wieder nickte Anda.

Levi's Lippen umspielte ein kurzes süffisantes Lächeln, dann legte er den Kopf in den Nacken und atmete hörbar aus.

"Törichtes Mädchen ...", murmelte er und sah sie wieder an, " ...du hast gerade freiwillig den Vertrag des Teufels unterschrieben."

Gegenwart
 


 


 

Seine Miene verdunkelte sich, als er die Akte von sich schob und sie wieder auf den Schreibtisch packte. Und seine Finger massierten seinen Nasenrücken als er die Brille abnahm. In den ganzen Jahren seiner Laufbahn war dieser Fall der zweite der ihn so aufwühlte. Natürlich wusste er, er konnte es sich nicht leisten eigene Gefühle mit einzubeziehen. Doch er war auch nur ein Mensch. Genauso wie dieser Mann in seiner Akte, hinter jedem Menschen steckt etwas was ihn geformt hat. Er wurde je aus den Gedanken geriessen als es an der Tür klopfte. Ihm entfloh ein heisseres ,Herein, und sofort öffnete sich die Tür. Mit einem strahlenden Lächeln betrat die grosse Frau sein Büro und hob euphorisch den Arm zur Begrüßung. Er wies sie nur mit einem nicken auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch.

"Es kommt nicht oft vor das ich mit Kollegen zusammen sitze.", kicherte sie und ihre Brillengläser funkelten auf. Der grosse Blonde hob eine Braue.

Von Kollegen konnte hier nicht die Rede sein, fand er, sie hatte zwar die gleiche Fachrichtung studiert, aber er wusste sie übte es nicht beruflich aus. Für sie war das Studium mehr ein Hobby gewesen. Er atmete hörbar aus und lehnte sich auf seinen Stuhl zurück.

"Haben Sie Ihre Unterlagen worum ich Sie gebetten ha-" Mit einem breiten Grinsen legte sie das geforderte auf den Tisch und schob es in seine Richtung. Ohne ein weiteres Wort nahm er ihr Notizbuch und blätterte es durch.

"Schade das die vor Gericht nicht meine Aufzeichnungen mit einbeziehen.", schmollte sie und ihre Stimmung wurde plötzlich ernst.

"Aus den einfachen Grund, weil Sie zu seinem Freundeskreis gehören. Man würde Ihre Aussagen nicht voll werten."

"Er hat es nie als Freundschaft gesehen.", kommentierte sie tonlos, "Sie konnten sich doch schon ein Bild seiner Persönlichkeit machen, oder etwa nicht Dr. Smith?!"

Hörte er da etwa einen herausfordernden Unterton?!

"Ich habe mir schon ein Muster zurecht gelegt.", antwortete er beiläufig, während er weiter durch die Aufzeichnungen blätterte, an einer bestimmten Stelle hielt er inne und runzelte die Stirn.

"Es gab einen Moment wo er sich Ihnen geöffnet hat?!"

"Nunja, wenn man es so nennen möchte, ja. Es war das erste aber auch gleichzeitig das letzte mal. Doch, wie Sie selber lesen können, sind es nur Brocken. Er war nicht in der Lage seine Gefühle zu beschreiben."

"In Ihren Unterlagen spricht der Patient von ,sie, wen meint er damit?"

"Hat man Ihnen keine weiteren Informationen gegeben?" Der Blonde schüttelte den Kopf und deutete kurz auf die Akte.

"In diesem zusammen gewürfelten Haufen steht nur in jeder Einzelheit was der Patient getan hat, und welchen Verdacht die anderen Mediziner haben. Aber nichts über seine Vergangenheit."
 

"Was die angeht kann ich Ihnen genauso schlecht helfen."

Dr. Smith legte seine Finger nachdenklich an sein Kinn.

"Ich verstehe. Wissen Sie etwas über seine Familie?" Energisch schüttelte die Frau den Kopf.

"Nein, seid ich ihn kenne war er immer alleine. Nunja", unterbrach sie sich und lächelte schief, "ich dachte jedenfalls das ich ihn kenne."

"Wie soll man jemanden auch kennen wenn er nichts von sich Preis gibt?!" , argumentierte er scharf.

"Wie geht es dem Mädchen?" Ihre plötzliche, aus dem Zusammenhang geriessene Frage, irritierte ihn kurzzeitig. Dann schüttelte er kaum merklich den Kopf.

"Sie ist immer noch nicht bei Bewusstsein. Ihre Aussage würde uns wirklich weiter helfen.", murmelte er trübe und schloss das Notizbuch, "Ich dürfte das doch erstmal bei mir behalten, nicht wahr?!" Die Brünette nickte.

"Selbstverständlich. Wenn es Ihnen weiter hilft. Wann ist Ihr erster Termin mit ihm?"

"Ich konnte für Morgen einen ausmachen. Auch wenn ich es nicht befürworte das Beamte dabei sind. Aber so sind die Vorschriften." Die grosse Frau erhob sie.

"Erwarten Sie nicht zuviel. Wenn Sie Glück haben dann begrüsst er Sie, dass war es aber dann auch schon." Mit einem einfachen Brummen nahm er ihre Aussage zur Kenntnis und sie verliess mit einer Verabschiedung sein Büro.
 


 


 


 

Dr. Smith kannte zwar die Prozedur die in der psychologischen Forensik ein her geht. Dennoch war er kein Freund das die Beamten ihm folgten als wenn er Zucker im Arsch hätte. Er war kein junger Student mehr der gerade erst seinen Beruf ausübte. Schweigend hallten ihre Schritte durch den kalten, lieblosen Flur, nachdem alles Besprochen wurde. Und nun stand er vor der Tür seines zukünftigen Patienten.

"In Ihrer Haut möchte ich nicht stecken Meisendoktor.", scherzte der Beamte als er den Schlüssel in mehrere Schlösser steckte und umdrehte, "Der Typ hat drei meiner Kollegen auf den Gewissen. In meiner ganzen Laufbahn hab ich noch noch nie sowas erlebt. Wenn es nach mir geht können sie dem Bekloppten gleich die Spritze geben." Dr. Smith kommentierte die Aussage des Beamten nicht weiter und wartete darauf das er endlich die Tür aufmachte. Noch bevor der grosse Blonde überhaupt einen Blick in den Raum werfen konnte, huschten die zwei Beamten an ihm vorbei.

"Du elender kleiner Freak!", zischte der eine und nun erkannte er das die Beamten den Patienten auf den Boden pressten und seine Arme hinterm Rücken fixierten. Schnell hatte er Handschellen um seine Gelenke. Mit grober Gewalt zerrten sie ihn wieder auf die Beine und stiessen ihn aufs Bett.
 

"Wie schafft der es sich nur immer zu befreien? Jeden Tag die selbe Scheisse!", fluchte der Beamte seinen Kollegen zu und einer positionierte sich an der Tür während der andere Dr. Smith herein bat und sich draussen vor die geschlossene Tür stellte.

"Na dann, Meisendoktor, Sie können anfangen. Vielleicht stellen Sie ja einen Rekord auf was Konversation betrifft. Der Typ ist stumm wie ein Fisch."

Der Blonde hob eine Braue und trat langsam weiter in den Raum. Sie hätten ja wenigstens einen Stuhl bereit stellen können.

"Ich denke es ist ausreichend wenn Sie sich auch draussen aufstellen.", gab er dem Beamten zu verstehen, doch dieser lachte auf und zeigte mit den Zeigefinger auf den Patienten.

"Ich lass Sie doch nicht mit diesem kleinen Freak alleine Doktor! Glauben Sie mir, die Handschellen sind für den kein Hinderniss!" Smith schob die Brauen zusammen und seufzte dann. Nun gut, was hatte er auch erwartet. Er hoffte nur der Beamte würde sich ab jetzt ruhig verhalten. Mit prüfenden Blick sah er seinen Patienten an. Dieser gab wirklich ein trauriges Bild ab. Die schlichte weisse Kleidung die er hier bekommen hatte war an manchen Stellen dreckig und staubig. Seine schwarzen Haare waren völlig durcheinander und sein Pony hing im wirr vor den Augen, so das er seinen Blick nicht deuten konnte. Stumm sass er da und seine Arme waren am Bett fixiert.
 

"Mein Name ist Dr. Smith. Bestimmt hat man Sie schon davon in Kenntnis gesetzt das ich mich mit Ihnen unterhalten soll.", begann der Grosse ruhig und trat ein Stück näher zum Bett. Doch keine Reaktion kam von den Patienten.

"Steht er unter Medikamente?", fragte er bei dem Beamten nach, dieser zuckte mit den Schultern.

"Nö, ich glaub nicht. Machen Sie sich keine Hoffnung, er redet nicht. Eigentlich können Sie auch wieder gehen." Smith wandte sich wieder nachdenklich zu dem kleinen Schwarzhaarigen.

"Können Sie mich hören? Verstehen Sie mich?" Beängstigend langsam hob er seinen Kopf und sah Smith an. Eiskalte graue Augen blickten in warme blaue. Ein leichter Schauer fuhr durch den Blonden, ehe er sich räusperte.

"Dies nehm ich als ein ,ja, zur Kenntnis.", fuhr er ruhig und beständig fort, "Ich will ehrlich zu Ihnen sein, Herr Ackerman, damit ich mit Ihnen arbeiten kann müssen Sie mit m-"

"Levi." Doktor Smith blinzelte.

"Was haben Sie gesagt?"

"Nennen Sie mich Levi. Einfach nur Levi." Der Blonde war kurz perplex.

"N-nun gut, wie Sie wünschen. Herr ... Levi ... ist Ihnen bewusst was man Ihnen vorwirft? Meinen Unterlagen habe ich entnommen das Sie sich bisher nicht mit einem Wort zu den Tatvorwürfen geäussert haben. Warum? Sagen Sie nichts weil alles so abgelaufen ist, oder?"

"Tcch!"

"Bitte, reden Sie mit mir! Ich kann Ihnen sonst nicht helfen." Levi hob eine Braue und sah zur Decke.

"Schauen Sie sich doch mal hier um Smith.", antwortete er kühl, "Und Sie wollen mir helfen, ja?!" Doch unbeirrt nickte Smith entschlossen.

"Ja, ich möchte Ihnen helfen. Ich bin davon überzeugt das Ihr Verhalten einen Hintergrund hatte." Ein süffisantes Lächeln huschte über die Lippen des Schwarzhaarigen.

"Und wenn der Hintergrund einfach nur ist, das ich ihn töten wollte?!"

"Das glaub ich Ihnen nicht Herr .... Levi. Ich weiss das Sie sich immer alleine durchschl-"

"Gehen Sie!" Smith blinzelte.

"Was?!"

"Das Gespräch ist zuende. Ich wusste das Sie zu viel labern würden. Verpissen Sie sich!", wurde Levi lauter und verengte die Augen. Der Beamte lachte leise auf und stiess sich von der Wand ab.

"Kommen Sie Doktorchen. Sie haben es doch gehört." Smith presste die Lippen zusammen. Er musste den Wunsch des Patienten akzeptieren, auch wenn es ihm überhaupt nicht passte. Doch bevor er mit den Beamten den Raum verliess, wandte er sich ein letztes mal zu Levi.

"Dieses Mädchen", begann er und sah wie der Schwarzhaarige hektisch auf sah, und seine Augen sich weiteten, "ist am Leben. Aber leider nicht bei Bewusstsein. Ich dachte das sollten Sie vielleicht wissen." Levi öffnete den Mund und seine Unterlippe zitterte. Smith wandte sich wieder um und trat mit einem Fuss in den Flur. Panisch zerrte Levi an den Handschellen.

"W-warten Sie!"

Wie ein König sass er in seinen Sessel und wartete darauf das Kenny mit seinen Bericht fort fuhr. Mit einer lässigen Handbewegung schwenkte er das Weinglas in seiner Hand hin und her. Als würde ihm die Flüssigkeit seine Fragen beantworten schaute er zu wie sich der Wein bewegte.
 

"Ich für meinen Teil glaube das der Kleine total einen an der Waffel hat.", beendete Kenny seinen Bericht.
 

"Aber er ist äusserst fähig.", argumentierte er und sah zu Kenny, "Ihr beide seid die fähigsten hier. Du weisst ich kann die anderen Schnarchnasen nur Besorgungen erledigen lassen. Sie haben nicht den Charakter jemanden ohne Fehler um die Ecke zu bringen." Kenny sog scharf die Luft ein.
 

"Ich glaube du verstehst nicht, der Kleine ist nicht mehr bei der Sache! Wie kommt man denn dazu sein Spielzeug mit zunehmen?!" Er hob die Braue und sah Kenny fragend an.

"Spielzeug?"
 

"Ach, diese Alte mit der wir ihn gekötert haben."
 

"Ahh, ja, ich erinnere mich dunkel. Was ist mit ihr?! Hat sie etwa alles gesehen?!"
 

"Das ist das Problem.", zischte Kenny genervt.

Er sah nachdenklich wieder zu seinem Glas.
 

"Wirklich schade", murmelte er und sah wieder zu Kenny, "wenn das Schaf die Herde mehrmals verlässt kann es durchaus passieren das es vom Wolf gerissen wird." Kenny stand mit einem dreckigen Grinsen auf.
 

"Hab schon verstanden.", lachte er und wandte sich zur Tür.
 

"Ach, und Kenny?!"
 

"Hm?!"
 

"Kümmer dich doch auch um das andere Schaf was sich bei ihm verirrt hat!"
 

"Das hättest du nicht extra sagen müssen."
 


 

*********
 

Genervt sah er den Plan durch, während Hanji ihn weiter freudig mit Worten bombardierte. Es war doch ein Fehler gewesen sie zu ihm nach Hause einzuladen, um alles wegen den bevorstehenden Konzert zu besprechen. Gereizt massierte er sich die Schläfe.
 

"Levi! Hörst du mir überhaupt zu?!", piepste Hanji schmollend.
 

Der Schwarzhaarige legte die Papiere wieder auf den Wohnzimmertisch und nahm seine Tasse.

"Mein Gott, das was du von dir gibst steht doch da alles schwarz auf weiss. Laber mich nicht voll!", zischte er und setzte die Tasse an seine Lippen. Kurz schweifte sein Blick an Hanji vorbei, auf den Flur. Seine Augen weiteten sich kaum merklich als er erkannte das Anda einfach im Flur rum spazierte. Beinahe hätte er sich verschluckt.
 

"Aber es geht um die Details!", fuhr Hanji unbeirrt fort und ihre Brille blitzte auf, "Die Fans werden sich noch wundern ...", kicherte sie dann freudig in sich hinein. Levi räusperte sich und stellte die Tasse ab. Anda hatte sich an der Treppe versteckt und hatte nun auch bemerkt das Levi sie entdeckt hatte. Grimmig funkelte er zu ihr herüber und sein Körper spannte sich an. Hektisch sah er zu Hanji hinüber, diese hatte sich wieder in den Papieren vertieft. Mit einem Brummen erhob er sich und ging zügig zur Wohnzimmertür. Er brauchte Hanji keine Erklärung liefern warum er einfach aufstand und den Raum verließ. Sowas kam schon des öfteren vor. Mit verengten Augen schloss er zügig die Tür hinter sich und sprintete zu Anda.

"Was soll das hier werden?!", fragte er bissig und versuchte seinen Ton nicht zu erheben. Anda sah ihn unschuldig an.
 

"Von was für einen Konzert sprecht ihr? Verlässt du mich? Wie lange bleibst du weg?", hakte sie ohne Pause nach, Levi packte grob ihren Arm und schleifte sie die Treppe hinauf. Hektisch schob er sie ins Schlafzimmer und schloss die Tür.

"Bist du total bescheuert?! Du weisst das nie-", ihre plötzliche Umarmung unterbrach ihn. Mit bebenden Augen sah sie zu ihm auf.

"Ich ... ich will nicht das du gehst!", wimmerte sie. Grob schob er sie von sich.

"Es wäre eh nur für einen Abend. Verate mir mal lieber was du da unten gesucht hast?!", fragte er nochmal schärfer nach. Anda legte ihren Kopf auf seine Brust.

"Du warst schon so lange da unten ...", murmelte sie. Levi verdrehte die Augen.

"Hatte ich nicht gesagt du sollst meinen Worten folgen?!", merkte er an, "Ich sagte das dich niemand seh'n darf, verdammt!" Anda sah traurig auf den Boden und zog schützend die Arme an ihren Oberkörper. Levi seufzte genervt. Und die jetzige Handlung widerstrebte ihm eigentlich vollkommen. Er legte sanft seine Hand an ihre Wange und strich langsam weiter hoch, um ihren Kopf zu tätscheln.
 

"Sei ein braves Mädchen, und hör auf das was ich sage!", murmelte er und setzte ein leichtes Lächeln auf. Anda blinzelte ungläubig. Doch so schnell dieser sanfte Gesichtsausdruck da war, war er auch wieder verschwunden und er entfernte sich von ihr.

"Ich werde dennoch abschließen.", nuschelte er grimmig und schloss einfach die Tür, ohne sich nochmal zu ihr umzudrehen. Als er die ersten paar Stufen hinunter ging, stand Hanji auch schon mit verschränkten Armen im Flur. Anscheinend hatte sie auf ihn gewartet.

"Wieso lässt du mich immer einfach so stehen?! Sag doch das nächste mal das du auf Klo gehst!", brummte sie wie ein Kleinkind. Levi kam vor ihr zum stillstand und sah sie monoton an.
 

"Im Gegensatz zu dir muss ich meine körperliche Empfindungen nicht jeden auf die Nase binden.", knurrte er tief und beobachtete sie dabei wie sie sich ihre Jacke wieder überzog.

"Denk dran, heute Abend ist Probe. Und du hast gesagt du kommst. Der Manager ist auch da, er ist etwas sauer weil du dich immer noch nicht persönlich bei ihm gemeldet hast.", merkte Hanji an und schlüpfte in ihre Stiefel. Levi brummte nur zur Antwort, und Hanji kam mit ihrem Gesicht seinen ziemlich nahe. Mit hochgezogener Braue sah er sie an.

"Was nun noch?!", fragte er tonlos, mit einem breiten Grinsen nahm Hanji wieder Abstand zu ihm.

"Ich hab zwar kein Plan was los ist, aber es steht dir.", schmunzelte sie. Levi schob sie weiter auf die Haustür zu.

"Ich hab keine Ahnung was du da wieder von dir gibst Shitty Glasses! Du wolltest eh gerade geh'n."
 

"Na, dieses strahlen in deinen Augen.", kommentierte sie und öffnete die Tür, "Ist etwas schönes passiert? Oder freust du dich doch auf das Konzert?!"

"Die einzigste Freude die ich empfinde ist, wenn du jetzt verschwindest!"

"Oh man jetzt sei nicht so!", schmollte sie und kramte ihre Autoschlüssel aus der Tasche, mit einem übertriebenen Grinsen winkte sie ihm noch von ihrem Wagen zu, ehe sie einstieg. Levi sah ihr noch nach wie sie weg fuhr. Genervt seufzte er.

"Diese Frau ist ja richtig lebhaft."

Die Augen des Schwarzhaarigen weiteten sich für den Bruchteil einer Sekunde. Blitzschnell wandte er sich um und gewann instinktiv Abstand. Kenny grinste ihn dreckig an.

"Na na na, Kleiner, seit wann bist du so schreckhaft?!" Levi's Blick verdunkelte sich und er nahm Haltung an.
 

"Würdest du es bitte unterlassen einfach so in mein Haus zu kommen?! Was willst du?!"

Kenny fuhr sich über sein Kinn.

"Nunja ... ich wollte etwas überprüfen ...", säuselte er und trat näher an Levi ran, " ... aber ich denke ich habe die Antwort gefunden.", fuhr er fort, klopfte dem Kleineren auf die Schulter und verliess das Haus. Perplex staarte Levi ihm noch hinterher, bis er innerlich zusammen fuhr, und hektisch die Treppen hoch rannte.

Panisch schloss er die Tür zum Schlafzimmer auf und riess die Tür fast aus den Angeln. Atemlos streiften seine Augen durch den Raum, bis sie an Anda, die auf den Bett sass, hängen blieben. Erschrocken staarte sie ihn an und zog sich gerade das weisse Kleid über.
 

Ohne ein Wort zu verlieren schritt Levi auf sie zu. In seinem Gesicht spiegelten sich mit einem mal jegliche Gefühle wieder, die für Anda undeutbar waren.

"W-was ....", hauchte sie überfordert, noch nie hatte sie ihn so gesehen. Er kam vor ihr zum stillstand und beugte sich zu ihr herunter. Mit beiden Händen umfasste er ihr Gesicht und sah ihr tief in die Augen. Dieser intensiver Blickkontakt machte Anda etwas verlegen. Seine Augen hatten auf einmal ein seltsames funkeln und er schob verzweifelt die Brauen zusammen. Hörbar versuchte er seinen Atem zu kontrollieren, während er seine Stirn an ihre legte.
 

"L-Levi ....?" Anda war sichtlich irritiert von seinem Verhalten. Der Schwarzhaarige sah sie weiterhin an und bewegte seine Lippen langsam zu ihren herunter. Ihr Körper begann zu kribbeln, als sich diese traffen . Noch nie hatte er sie so sanft geküsst. Noch nie hatte er sie so zärtlich berührt. Und noch nie lag dieser Ausdruck in seinem Gesicht. Anda's Gedanken rasten und sie schob ihn verwirrt von sich. Sie konnte mit dieser Art seines Verhaltens absolut nicht umgehen. Es war ihr fremd.

"Geht es dir gut?", warf Levi plötzlich in den Raum. Anda schob die Brauen zusammen.

"J-ja ... wieso ..." Doch er schüttelte den Kopf und liess von ihr ab.

"Nicht so wichtig.", murmelte er, und ging nachdenklich zum Fenster herüber. Sein Gesicht nahm wieder die monotone Kälte an. Ihm war klar das er Anda jetzt nicht mehr alleine lassen konnte. Etwas in seinem Inneren verkrampfte sich. Die Vorstellung das Anda etwas passiert sein könnte, hatte ihn vollkommen aus der Bahn geworfen. Auch wenn es nur für Sekunden war.

Auch wenn es ihm absolut missfiel, er hatte keine andere Wahl. Selbst sein eigenes Haus stellte keinen Schutz mehr da, und diese Tatsache kotzte Levi an. Mit nervösen Fingern tippte er auf dem Lenkrad seines Wagens, und wartete das die Ampel endlich Grün wurde.

"Hast du verstanden was ich dir vorhin erklärt habe?!", fragte Levi nochmal nach und blickte kurz zu Anda, auf den Beiahrersitz. Sie sah vollkommen verloren aus in seinen schwarzen Sweat-Shirt und der weiten Kapuzen, die sie sich über den Kopf gezogen hatte. Die Tatsache das sie wieder etwas von ihm trug, machte sie verlegen, auch wenn es nur den Zweck diente nicht gleich in ihr Gesicht blicken zu können. Auch wenn Levi extra viel früher los gefahren war, zum Gebäude der Probe, so fluchte er jetzt über die dauernde Rotphase.

"J-ja ...", antwortete sie leise und war innerlich total aufgeregt. Es war das erstemal das sie wieder draussen war.

Doch der Gedanke, weg zu laufen sobald es sich bot, kam ihr gar nicht in den Sinn. Anda war nur glücklich darüber etwas mit ihm unternehmen zu dürfen. Kaum schaltete die Ampel auf Grün raste Levi auch schon weiter mit seinen Wagen. Und nach wenigen Minuten hatte er endlich das Ziel erreicht. Mit einem Brummen stieg er aus und ging zur Beifahrertür herum. Zögerlich stieg Anda auch aus und sah zum Gebäudekomplex.

Levi sah prüfend die Fensterreihen durch. Er hatte es doch richtig eingeschätzt das sich niemand im Gebäude befand, selbst Hanji oder Mike waren noch nicht da, jedenfalls konnte er von niemanden das Auto erkennen.

"Komm!", murmelte Levi, ging zügig zur Eingangstür und schloss sie auf. Anda sah sich derweil in den grossen Flur um als er das Licht einschaltete. Doch viel Zeit zum umsehen oder Fragen stellen hatte sie nicht. Sofort schloss er eine weitere Tür auf. Es musste sich um den Aufenthaltsraum handeln, stellte Anda fest.

"Den benutzen wir eh so gut wie nie.", nuschelte er und wies sie mit einem Kopf nicken in den Raum. Ja, man sah dem Raum an das er nicht oft genutzt wurde. Eine einfache Couch mit Tisch zierte den Raum und im Bücherregal befanden sich mal gerade sechs Bücher.

"Ich schätze die Probe dauert eh nicht so lange.", merkte Levi an, und sah kurz auf die Uhr über der Tür, dann wandte er sich zu ihr.

"Also, du bleibst hier, verstanden?!" Zögerlich setzte sich Anda auf die Couch. Levi seufzte und sah sie undeutbar an, bis er einfach hinaus ging und die Tür schloss.

In Gedanken überlegte er, ob er abschliessen sollte, schliesslich war er der einzigste der den Schlüssel zum Raum hatte.

Doch schon fand er sich in einer engen Umarmung von hinten wieder. Völlig irritiert wirbelte er herum und blickte in ein breites Grinsen.

"Du bist wirklich gekommen!", strahlte Hanji und hinter ihr tauchte auch Mike auf, dieser nickte nur zur Begrüssung.

"Ja, lasst uns anfangen, um so schneller kann ich wieder geh'n!", murrte Levi und liess die beiden vor gehen. Ein letztes mal blickte er zu dem Raum.

Es wäre wohl jetzt zu auffällig ihn abzuschliessen.

Levi's Kiefer spannte sich an. Er wollte das alles nur schnell hinter sich bringen.

Die Tatsache das hier noch andere Bands probten beruhigte ihn etwas. So war das Gebäude nicht komplett leer.

Dennoch betrat er mit einer leichten Anspannung und Nervosität, mit den anderen, das kleine Studio.

"Der Manager verspätet sich wohl, oder er kommt gar nicht mehr.", warf Mike in den Raum, während jeder mit seiner Aufgabe beschäftigt war, "Wir sollen ihm aber die Aufnahmen von der Probe zukommen lassen.", fügte er hinzu und überprüfte sein Schlagzeug. Levi brummte auf, als er den Mikrofonständer positionierte.

"Von mir aus kann er komplett weg bleiben, dieser Bastard!" Hanji seufzte auf, bei den stimmen ihrer Gitarre.

Während Hanji und Mike innerlich mit den Augen, von Levi's Laune, rollten, ging noch einmal jeder seinen Part durch.
 


 

Anda sass währenddessen im Aufenthaltsraum und fragte sich gleichzeitig wie lange es wohl dauern würde. Beim umsehen, boten selbst die Bücher keine Beschäftigung und Anda hoffte insgeheim vielleicht etwas von der Probe zu hören. Aber jediglich das ticken der Uhr erfüllte den Raum. Die Schwarzhaarige seufzte. Sie hatte zwar die Anweisung den Raum nicht zu verlassen, aber es war unleugbar, dass ihr langweilig war. Und zu allem Überfluss meldete sich auch noch ihre Blase. Angestrengt dachte sie nach weiter zu warten, aber wenn der Körper sich meldete und man nichts zum ablenken hatte, dann konnte man sich auf nichts anderes mehr konzentrieren.

Schnaubend erhob sich Anda von der Couch und ging zur Tür. Zögerlich streckte sie die Hand nach dem Griff aus und drückte ihn vorsichtig herunter. Zu ihrer Verwunderung war nicht abgeschlossen.

Leise und behutsam öffnete sie die Tür einen Spalt und schaute in den Flur.

Kein Mensch war zu sehen, auch kein Geräusch konnte sie wahrnehmen.

Einen Augenblick zögerte sie, beschloss aber dann doch hinaus zu gehen.

Schließlich wollte sie ja nur auf Toilette.

Was konnte da schon passieren?

Leise schlich Anda sich auf den Flur und sah sich um während sie weiter ging.

Natürlich war die Sanitäranlage nicht ausgeschildert.

Plötzlich fuhr sie auf als sie hinter sich Schritte hörte und Gelächter. Instinktiv zog Anda die Kapuze über und liess sie tiefer über ihr Gesicht hängen.

Wieso mussten gerade jetzt irgendwelche Personen auftauchen?! Sie musste aussehen wie ein verlorenes Schaf was die Herde nicht mehr fand.

Und noch ehe sie reagieren konnte hatte sich ein Arm um ihre Schulter gelegt. Völlig perplex sah sie auf.

"Na, du bist spät dran, wir sind schon-", der Junge unterbrach sich als er Anda ins Gesicht blickte und erkannte das er sie von hinten verwechselt hatte. Sofort nahm er seinen Arm weg und nun schloss auch sein Freund zu ihnen auf.

"Bitte entschuldige, ich habe dich verwechselt." Sein Freund lachte lauthals.

"Digger was ist denn mit dir, das letzte Bier ist dir wohl nicht bekommen!"  Überfordert sah Anda die Jungs abwechselnd an. Der, der sie verwechselt hatte, hatte auffällige grüne grosse Augen. Während der andere einfach nur ein freches Grinsen aufgesetzt hatte.

Jetzt hatte sie doch ein Problem. Sie wollte nur so schnell wie möglich weg, zurück in den Aufenthaltsraum!

"Hey, ich hab dich hier noch nie gesehen. Wartest du auf jemanden? Oder hast du dich hier verlaufen?", fragte der Junge mit den grünen Augen. Anda schwieg. Sie wollte nicht mit denen reden!

"Digger, man fragt doch kein Mädel ob sie sich verlaufen hat. Bestimmt ist Ihr das peinlich. Entschuldige meinen Kumpel. Ich bin Keeichi und das ist Seito."

Anda nickte nur kaum merklich und Keeichi sah in ihr Gesicht.

"Alles gut, wir können dir helfen. Schaust du dich hier nur um Süsse, oder?" Anda schüttelte den Kopf und fühlte sich sichtlich unwohl von den Typen umringt zu sein. Doch noch ehe sie reagieren konnte hatte Seito ihre Hand genommen und sie einfach mit ihnen geschleift.

"Bestimmt ist sie nur schüchtern und sucht Anschluss in einer Band. Komm, wir zeigen dir was wir drauf haben!", grinste er wie ein kleiner Junge.
 


 


 

Mit einen lauten Knarren und Pfeifen landete Levi's Mikrofon auf den Boden. Grimmig hob der Schwarzhaarige es auf und steckte es zurück in die Halterung, dann entfernte er sich rubig vom Ständer und ging zu seiner Jacke hinüber. Mike und Hanji sahen fragend auf und hörten auf zu spielen.

"Hey, Levi was ist los? Ist das Mikrofon kaputt?!", fragte Hanji und tippte kurz dagegen, dann wurde ihr bewusst was wieder los war. Er war angepisst.

"Mensch Levi, wir proben jetzt mal gerade eine Stunde. Was ist denn los?"

"Lass es Hanji", sprach Mike ruhig und entfernte sich von seinem Schlagzeug, "es bringt nichts."

"Hää?! Wie?! Was?! Heisst das wir hören schon auf?!", piepste sie schrill. Unbeeindruckt ging Mike zu seiner Tasche und packte seine Sachen zusammen. Hanji hingegen stellte sich neben Levi.

"Komm schon Levi! Nur noch eine halbe Stunde!"

"Lass mich in Ruhe!", zischte Levi grimmig und zog sich die Jacke über und Mike schulterte seine Tasche. Er kannte das alles schon. Es war überhaupt ein Wunder gewesen das Levi aufgetaucht war. Mehr konnte man jetzt nicht erwarten. Seufzend legte er seine Hand auf Hanji's Schulter und schüttelte den Kopf.

"Komm Hanji, wir machen ein anderes mal weiter. Lass gut sein."

Die Brillenträgerin sah zwischen den beiden hin und her, dann seufzte sie. Sie musste es wohl akzeptieren. Schmollend packte auch sie ihre Tasche und nahm das Tape mit den Aufnahmen. Ohne weiter auf Levi zu achten steckte sie es in seine Jacke.

"Du gibst das den Manager!", keifte sie beleidigt, "Komm Mike, wir gehen!" Mike nickte nur und verliess ohne ein Wort den Raum.

Levi schob angepisst die Brauen zusammen.

"Tcch!" Dann verliess auch er den Raum und löschte das Licht.

Er wollte nur schnell Anda abholen und dann nach Hause. Er bereute es doch zur Probe gekommen zu sein. Er konnte während der Aufnahmen keinen klaren Gedanken fassen, geschweige sich denn konzentrieren. Mit finsterer Miene öffnete er den Raum zum Aufenthaltsraum.

"Lass uns ab-", er schluckte seine Worte hinunter und stand ungläubig am Türeingang.

Wo zum Teufel war Anda?!

Sein Magen verkrampfte sich und er knallte die Tür zu.

Sah sie sich etwa nur um? Oder war etwa doch das eingetreten was er befürchtete?!

Hektisch schritt er den Flur entlang, und versuchte jede, ihm entgegenkommende Tür, zu öffnen. Doch ohne Erfolg. Levi wurde immer unruhiger und hechtete zum zweiten Flurabteil. Als er dann atemlos an der letzten Tür ankam, riess er sie voller Wucht einfach auf.

Zwei Jungs staarten ihn erschrocken und fassungslos an. Sie waren gerade mit ihren Gitarren beschäftigt.

"Hey, Alter, was denn mit dir nicht richtig?!", kam Keeichi Levi schnippisch entgegen. Doch der Schwarzhaarige achtete gar nicht auf ihn. Ja er nahm die beiden gar nicht wahr. In seinen Tunnelblick sah er nur Anda, die eingeschüchtert auf einen Hocker sass.

"L-Levi ... ich ...", mehr traute sie sich gar nicht zu sagen, ohne ein weiteres Wort stand sie auf und ging langsam zu ihm herüber. Levi staarte sie immer noch fassungslos an. Er hatte das Gefühl etwas schnürte ihm die Kehle zu. Mit einem tiefen Knurren packte er ihren Arm.

"Hey, Moment mal!", mischte sich Seito ein, trat zwischen den beiden und ergriff Levi's Schulter, "Komm mal runter! Was willst du überhaupt von ihr?!"

Als wäre der Schwarzhaarige aus einem Trancezustand erwacht, drehte er seinen Kopf unheimlich langsam zu Seito und sah ihn tödlich an.

"Du tust besser daran mich nicht anzufassen, Jüngchen!", zischte er kalt. Seito blinzelte und musste schmunzeln.

"Was du nicht sagst?! Digger, du bist fast zwei Köpfe kleiner als ich, und drohst mir?!"

"Ich warne dich vor ...", brummte Levi und liess Anda los, "Was wolltet ihr mit dem Mädchen machen, hmm?!", fuhr er fort und seine Stimme wurde immer kälter.

"Hey, man, beruhig dich. Wir wollten ihr nur ein bisschen was vorspielen. Nichts schlimmes, ehrlich.", versuchte Keeichi die Situation zu beruhigen. Doch Levi's Blick verfinsterte sich zusehens. Er schloss die Augen und wandte sich zu Anda.

"Geh raus, warte im Flur auf mich! Ich bin gleich da! Und wehe du läufst wieder weg!", knurrte er und Anda nickte nur unsicher, ehe sie den Raum verliess und die Tür schloss.

Levi atmete hörbar aus und holte ein Messer aus seiner Jackeninnentasche. Die beiden Jungs führen auf und weiteten panisch die Augen.

"H-Hey, man, mach keinen Scheiss! Wir haben ihr nichts angetan!"

"Ja ... w-wir wollten ihr nur unsere Geeks zeigen!"

"Schnauze!", erhöhte Levi bedrohlich seine Stimme und warf das Messer zwischen seinen Händen abwechselnd hin und her, "Ich bin ja kein Unmensch, ich lass euch eine Chance ..."

"Was?!" Levi nahm einen kleinen Würfel von dem Tisch im Raum.

"Ich würfel und ist die Zahl gerade, lass ich euch laufen ..."

"W-Was??! Bist du bekloppt?!"

"... ist sie ungerade dann ....", Levi lächelte nur finster und schaute die Klinge an, dann sah er wieder zu den Jungs. Seito's Gesicht verzog sich.

"Du glaubst doch nicht im Ernst das wir bei so einer Scheisse mit machen?! Komm Keeichi, wir geh'n!" Seito wollte an Levi vorbei gehen, doch noch ehe er reagieren konnte hatte Levi ihm einen sauberen Schnitt an die Kehle gesetzt. Mit weiten aufgerissenen Augen sank sein Körper zu Boden und färbte den weissen Teppich in tiefes Rot. Keeichi staarte fassungslos und wie versteinert auf seinen Freund hinab und sein Körper begann zu zittern.

"S-Seito ... Nein ...."

Unbeeindruckt dessen wischte Levi die Klinge sauber und wandte sich zu Keeichi, und liess den Würfel über den Tisch gleiten.

"Oh ... schade ... eine fünf ....", murmelte er.

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Anda zuckte mit ihren Mundwinkeln. Irgendetwas schien sie zu erdrücken. Jedenfalls hatte sie das Gefühl in einen Schraubstock gefangen zu sein. Panisch riess sie die Augen auf und beugte sie abrubt mit ihren Oberkörper nach vorne. Sofort blickte sie sich hektisch um, als sie etwas an der Hand berührte.

"Alles ist gut ...", kommentierte eine ruhige heissere Stimme ihr Verhalten.

Anda blinzelte, jetzt erst realisierte sie das sie im Schlafzimmer lag, und neben ihr im Bett Levi. Seine schwarzen Haare sahen etwas durcheinander aus.

Und jetzt kehrten auch Anda's Erinnerungen zurück. Anscheinend hatte er sie hoch ins Schlafzimmer getragen, und umgezogen, wie sie an der neuen Unterwäsche an sich feststellte. Etwas verlegen strich sie sich eine Haarsträhne hinters Ohr, und lächelte schüchtern. Gerade als sie sich aus den Bett erheben wollte, schlang Levi seinen Arm um ihre Taillie und zog sie so zurück ins Bett. Seine Hand platzierte sich auf ihre Wange, und sein Daumen strich sanft über ihre Unterlippe.

"Wo willst du hin?!", hakte er mit Unterton nach, und Anda musste mehrmals blinzeln.

Er lächelte?

Er lächelte?!!

Es war aber kein finsteres oder süffisantes Lächeln, sondern ein sanftes, liebevolles, was nur für sie bestimmt zu sein schien.

Bei diesen Anblick merkte Anda wie sie leicht rot wurde.

Diesen Ausdruck kannte sie absolut nicht, aber es stand ihm. Es stand ihm sogar verdammt gut!

Doch gerade als sie langsam wieder ihren Blick zu Levi wandte, war dieser Ausdruck auch wieder verschwunden, und er beugte sich mit monotoner Miene nach vorne.

Sein kurzer Blick auf die Uhr, verriet ihr das er wegen der Uhrzeit wieder angenervt war. Und dazu kam noch das sein Handy vibrierte. Seine Brauen schoben sich gereizt zusammen, als er den Namen auf den Display lass.

"Was willst du?!", zischte er in den Hörer als er abnahm, dabei beobachtete er Anda wie sie aus dem Bett stieg, sofort tat er es ihr gleich und schlang seinen Arm um ihre Hüfte. Verlegen und von seinem Verhalten irritiert sah sie ihn schüchtern an. Er beachtete ihre fragende Miene nicht weiter und vergrub sein Gesicht an ihren Hals und sog ihren Duft ein.

"Oh mein Gott!", kreischte Hanji aufgeregt in den Hörer, "Levi geht es dir gut?"

Der Schwarzhaarige brummte an Anda's Haut und ihr überkam eine Gänsehaut.

"Warum fragst du sowas bescheuertes?!"

"Ich ... ich weiss gar nicht wo ich anfangen soll ...", piepste Hanji aufgeregt. Levi rollte mit den Augen und küsste Anda hinterm Ohr.

"Komm zum Punkt Shitty Glasses!"

"Die Polizei hat das Gebäude wo wir immer Proben abgeriegelt!" Mit einem Schlag verfinsterte sich Levi's Gesicht und seine Augen bekamen einen kalten Ausdruck. Ohne es selbst zu merken hatte sich sein Griff um Anda's Hüfte verstärkt und sie verzog das Gesicht.

Das warme Glück was er vor wenigen Minuten noch gespürt hatte, war verflogen, und die Dunkelheit streckte wieder ihre Klauen nach ihm aus.

"Achja ...", knurrte er tonlos und liess Anda los, verwirrt sah sie ihm nach wie er zum Fenster hinüber ging und sich nachdenklich über den Nacken fuhr.

"Es ist schrecklich .... ich weiss nichts genaues, weil man nichts raus rücken wollte, aber es sollen zwei Jungs tot aufgefunden worden sein ..."

"Was hat man dir denn gesagt? Warum warst du überhaupt da?", er versuchte nicht noch gereizter rüber zu kommen, aber innerlich sah es komplett anders in Levi aus.

"Naja ... ich hatte gestern etwas vergessen und wollte das halt holen. Als ich dann die Polizisten und so weiter sah, sie waren gerade dabei alles abzusperren und die Schaulustigen fern zu halten. Aber stell dir doch nur vor, zwei Tote! Wir waren doch auch im Gebäude, dieser Mörder hätte auch uns erwischen können!", vor lauter Aufregung holte Hanji überhaupt keine Luft.

"Tcch! Vielleicht haben sich diese Punks auch gegenseitig abgemurkst.", argumentierte Levi trocken.

"Das glaube ich nicht. Die Leute die dort immer geprobt haben waren recht friedlich. Du weisst das ich mit jeden schnell ins Gespräch komme. Es war definitiv Mord, jemand hat die beiden Jungs eiskalt ermordet!", schlussfolgerte Hanji, und klang sehr von sich überzeugt. Levi hingegen gefiel dieses Gespräch überhaupt nicht. Angepisst biss er sich auf die Unterlippe. Anda bemerkte langsam das etwas nicht stimmte. Zögerlich ging sie zu ihm hinüber und berührte ihn an der Schulter. Aufgebracht fuhr Levi herum und sah sie an.

Sein Magen verkrampfte sich.

Sie stand einfach da, mit besorgter Miene und tätschelte leicht sein Schulterblatt.

Sie war das Licht für ihn.

Das Licht was gerade versuchte die Dunkelheit von ihm fern zuhalten. Auch wenn ihr das selber gar nicht bewusst war.

"Du solltest das aber jetzt nicht jeden erzählen Shitty Glasses!", brummte der Schwarzhaarige und schloss die Augen, "Damit wirbelst du nur unnötig was auf!"

"Ja, aber-" Knallhart hatte er sie weg gedrückt. Hörbar atmete er aus als er die Hand mit dem Handy senkte.

"A-alles in Ordnung? Ist etwas passiert?", erkundigte sich Anda und Levi blickte sie für kurze Zeit mit gequälter Miene an, ehe er sie grob umarmte. Kaum merklich schüttelte er den Kopf.

"Nein ... es ist alles in Ordnung ...", flüsterte er und drückte sie fester an sich, "...solange du bei mir bist ist alles in Ordnung." Anda blinzelte, und verstand nicht ganz was vor sich ging. Vorsichtig legte sie ihre Arme um seinen Rücken.

"Falls etwas passiert ist kannst du es mir ruhig sagen!", sagte sie ruhig. Levi umfasste ihre Schultern und schob sie etwas von sich, um in ihre Augen zu blicken, dann umfasste er mit beiden Händen ihr Gesicht.

"Es ist alles in Ordnung.", antwortete er und legte seine Lippen auf der ihren.

Anda's Gedanken und Empindungen waren durcheinander.

Sie konnte mit der plötzlichen Zärtlichkeit die er ihr entgegen brachte nicht umgehen. Nachdem sich ihre Lippen voneinander lösten, sah sie verlegen auf den Boden.

"I-ich sollte mich anziehen ...", nuschelte sie und schob sich an ihm vorbei um ins Bad zu gehen. Dort hatte sie ihre Kleidung jedenfalls zuletzt gesehen.

Levi hingegen blieb noch für einen kurzen Augenblick einfach im Bad stehen und sah nachdenklich aus dem Fenster, ehe er sich auch auf den Weg ins Badezimmer begab.
 


 

Nach dem Telefonat mit Hanji versuchte Levi sich seine aufgewühlten Gedanken nicht anmerken zulassen. Doch, auch wenn es Anda dennoch auffiel, so traute sie sich nicht weiter nach zufragen. Während des verspäteten Frühstücks sah er immer wieder Gedanken verloren aus dem Fenster, so als würde er angestrengt über etwas nach denken.

Gerade als Anda den Tisch abräumte und mit dem Geschirr zur Spüle hinüber ging, umarmte Levi sie von hinten und vergrub sein Gesicht in ihren Nacken. Wieder merkte Anda wie sie, auf Grund seines Verhaltens, verlegen wurde.

Etwas war anders. Aber sie konnte nicht genau benennen was.

"Levi? Ist wirklich alles in Ordnung?" Er atmete hörbar ein.

Er wollte der Dunkelheit entkommen.

Er wollte einfach nur weg, und Anda, die für ihn das Licht war, beschützen. Sie fern halten von der kalten Welt.

In seinem inneren verkrampfte sich etwas. Und ihm wurde immer mehr bewusst das er vermutlich schon durch gedreht wäre, wenn er sie nicht an seiner Seite hätte.

Doch was sollte er tun?

Sollte er einfach fliehen?! Und sie einfach mit nehmen?!

Würde man ihnen folgen? Würde man sie finden?

Sein Griff um ihre Taillie verstärkte sich und er drückte ihren Körper dichter an seinen.

Er hatte sie schon viel zu tief mit hinein gezogen.

Wäre sie ihm doch nur nicht begegnet. Hätte er sie damals doch nur nicht zum Bahnhof gefahren!

"Levi?" Er fuhr auf, und blinzelte kurz. Er war völlig in Gedanken gewesen. Mit besorgter Miene drehte sie sich zu ihm um und berührte seine Wange. "Geht es dir etwa nicht gut?" Der Schwarzhaarige legte seine Hand auf ihre und schüttelte den Kopf.

"Alles gut ...", flüsterte er und gewann Abstand zu ihr.

Plötzlich klopfte es an der Haustür.

Warum klingelte der jenige denn nicht?! Das Klopfen verwandelte sich immer mehr in einen Takt, der sich immer wiederholte. Levi's Körper spannte sich an und er hatte eine böse Vorahnung.

"Raus ...", nuschelte er und Anda sah ihn fragend an.

"Was?"

"Wenn ich die Tür auf mache läufst du durch die Hintertür raus, zu meinem Auto. Dreh dich nicht um!", befahl er scharf und schritt langsam zum Flur. Anda verstand nicht was vor sich ging.

"W-was ist denn los?"

"Stell keine Fragen, sondern tue was ich dir sage!", betonte er mit Nachdruck. Anda zuckte zusammen und er hatte wieder diesen gewohnten kalten Ausdruck im Gesicht. Zögerlich nickte Anda nur stumm.

Levi's Augen weiteten sich und er sprintete zu Anda.

"Runter!" Plötzlich ging alles blitzschnell und mit einem lauten Knall ging die Fensterscheibe zubruch. Anda wurde von Levi zur Seite gestossen und knallte hart auf den Boden.

Völlig überfordert blickte sie sich hektisch um, Levi stand ein paar Zentimeter vor ihr und hielt sich den linken Arm.

Blut floss hinunter. Erschrocken kreischte Anda auf und erhob sich hastig.

"Bleib da!", knurrte Levi und Anda hielt mitten in der Bewegung inne. Der Schwarzhaarige blickte hasserfüllt Richtung der hinteren Glastür. Diese ging mit einem grossen Knall auf. Und ein dreckiges Grinsen wandte sich in Levi's Richtung.

"Ohhh, wie schade. Habe ich mich etwa so verschätzt?", lachte Kenny kehlig auf und hielt seine Pistole 1900 demonstrativ in die Höhe, "Solche Waffen sind einfach nichts für mich. Ich bevorzuge immer noch das gute alte Messer."

Anda sah geschockt zwischen Levi und Kenny hin und her.

Was war hier los? Was wollte dieser Mann schon wieder hier? Die Schwarzhaarige schritt schnell zu Levi hinüber und betrachtete seine Wunde.

"D-du blutest -" Aber im selben Moment stiess Levi sie von sich.

"Bleib weg!" Als hätte er es schon geahnt griff Levi hastig in seine Gesässtasche und holte seinen Revolver hervor. Kenny beobachtete belustigt das Schauspiel was sich ihm bot.

"Das ist ja echt niedlich.", schnalzte er, "Du hast sie echt versteckt. Ich glaub das nicht." Der Alte brach in Gelächter aus. Dann folgte ein Schuss der seine Wange streifte. Kenny hielt kurz inne, ehe er Levi an sah. Dessen Augen funkelten Kenny tödlich an.

"Ohoh, sieh mal einer an, du meinst es echt ernst was Kleiner?! Hat Dornröschen dir so den Kopf verdreht?!", merkte Kenny an und schlenderte im Raum herum, der Revolver des Schwarzhaarigen folgte ihm.

"Aber mal ne ganz andere Sachen.", begann der Alte, "Glaubst du nicht es war ziemlich hart die Jungs aufzuschlitzen?!" Anda's Augen weiteten sich. Von was sprach dieser Typ da?!

"Was willst du? Bist du jetzt komplett sein Schosshündchen geworden? Und er schickt ernsthaft nur dich?!", gab Levi kalt an und blickte kurz zu Anda, diese stand wie versteinert hinter ihm.

Er musste Kenny irgendwie die Waffe aus der Hand reissen, dann konnte sie fliehen. Eine andere Möglichkeit gab es nicht.

Doch wer würde zuerst den Schuss abfeuern? Eine falsche Bewegung und es war vorbei.

Levi wusste genau das Kenny mit Schusswaffen genauso gut umgehen konnte, wie mit einer Klinge. Er war nur ein elender Poser.

"Naja, Kleiner, kein anderer könnte es mit dir aufnehmen.", grinste der Alte und richtete seinen Hut. Levi spannte jeden Muskel in seinen Körper an und schärfte die Sinne. Er wusste das Kenny's Pistole Acht Schuss besass, davon waren noch Sieben übrig. Dagegen besass sein automatik Revolver, Webley Fosbery, noch Sechs. Diese eine einzige Kugel konnte über Leben und Tod entscheiden. Dazu kam noch das Kenny natürlich den Vorteil der Geschwindigkeit hatte, was seine Kugeln an ging.

"Aber wieso fragst du ihn nicht selbst?!", fuhr der Alte fort und holte mit der anderen Hand sein Handy hervor. Levi schob die Brauen zusammen. Mit einer lockeren Handbewegung liess Kenny das Handy über den Boden zu den Schwarzhaarigen gleiten.

"Levi .... Es ist eine Ewigkeit her das wir miteinander gesprochen haben.", erklang es aus dem Hörer, sofort verkrampfte sich etwas in Levi, und er brummte nur tief zur Antwort.

"Er ist so gerührt dich wieder zuhören.", kommentierte Kenny laut.

"Aaaah, ich verstehe.", antwortete er und man hörte wie er ausatmete, "Ist dieses Püppchen nun bei ihm?" Anda zuckte etwas zusammen und wie ein Reflex sah Levi wieder kurz zu ihr.

"Sicher! So wie ich es mir gedacht habe.", warf Kenny belustigt ein.

Der Boss seufzte hörbar.

"Hör zu Levi, du weisst ich bin kein Unmensch, und ich entbehre dich äusserst ungern. Aber du hast dich jetzt schon wieder zu weit von der Herde entfernt. Da kann ich selbst bei dir kein Auge zudrücke, so leid es mir tut.", eine kurze Pause folgte, doch Levi sagte immer noch nichts, "Ich will einen Kopf rollen sehen. Da du das beste Pferd mit im Stall bist finde ich es nur gerecht wenn diese Puppe dran glaubt. So kann ich wieder ruhig schlafen, und ich denke du hast deine Lektion gelernt."

Levi presste die Zähne zusammen, hob seinen Fuss und trat mit voller Wucht auf das Handy. In dem gleichen Moment ertönte ein Schuss. Levi drehte sich zur Seite und die Kugel streifte ihn am Bein, und blieb im Boden stecken. Völlig panisch schrie Anda auf, und ein nächster Schuss ertönte. Blitzschnell packte Levi ihren Arm und zerrte sie zur Seite. Dieser Schuss sollte eindeutig an sie gehen. Hart stolperte Anda auf den Boden. Kenny fluchte etwas unverständliches und setzte zum nächsten Schuss an. Blitzschnell ergriff Levi ein Messer von der Theke und schwang es in Kenny's Richtung, auch wenn er nur in seinen Oberschenkel stecken blieb. Reichte dies doch aus um die Aufmerksamkeit des Alten kurz abzulenken, und der Schuss verfällte. Der Schwarzhaarige nutzte die Gelegenheit und packte Anda grob am Oberarm, um mit ihr hinter die Küchentheke in Deckung zu gehen.

Levi's Gedanken rasten, jetzt hatte Kenny nur noch Vier Schuss, er hingegen hatte noch seine Sechs. Der Alte zog sich das Messer heraus und knallte es auf den Boden.

"Du elender kleiner Bastart!", brüllte er. Der Schwarzhaarige gab Anda ein Zeichen das sie hinter der Theke bleiben sollte, sie bat wenigstens ein bisschen Schutz. Anda's Körper zitterte und sie war komplett überfordert. In ihrem Gesicht konnte man Angst und Panik erkennen. Wie gerne hätte Levi ihr gesagt das alles gut wird, doch er war sich dessen nicht einmal selbst sicher. Er wusste nur das er sie auf keinenfall sterben lassen wollte. Mit einer gekonnten Rolle hechtete Levi zur Seite hervor und gab seinen zweiten Schuss ab, doch nur knapp verfällte dieser und jediglich Kenny's Hut flog mit einem Loch weg. Doch sofort richtete der Alte seine Waffe wieder auf den Schwarzhaarigen und gab einen weiteren Schuss ab, diese traf Levi diesmal jedoch, gerade als er zur Seite springen wollte. Den stechenden Schmerz in seiner Schulter ignorierend, zielte auch er nochmal auf Kenny. Niemand konnte den Kugeln mit blossen Auge folgen, die beiden handelten nur noch instinktiv. Aber auch dieser Schuss streifte nur knapp an Kenny's Schläfe vorbei. Anda hielt sich völlig panisch die Ohren zu. Alles in der Küche zerbrach und Scherben, gefolgt von Splittern, pflasterten den Boden. Dann erkannte Anda im Augenwinkel wie Levi zu Boden ging. Blut lief ihm das Gesicht hinunter. Triumphierend stellte sich Kenny über ihn und richtete die Waffe auf ihn, was ihm Levi gleich tat.

Jeder hoffte das sein letzter Schuss treffen würde.

Anda's Augen weiteten sich. Der Anblick der sich ihr bot liess ihre Gedanken, Gefühle völlig verrückt spielen. Ihr Puls raste und ihr Körper spannte sich an.

"Schachmatt, Kleiner.", grinste Kenny und krümmte leicht den Finger am Abzug. Mit einen lauten Schrei hechtete Anda von der Theke hervor und stürmte auf Kenny zu. Dann ging alles blitzschnell.

Anda riess Kenny's Arm nach oben und sein Schuss ging durch die Fensterscheibe. Hasserfüllt brummte der Alte irgendetwas und knallte den Griff der Pistole gegen Anda's Schläfe. Diese wankte dadurch zur Seite und kam ins stolpern. Mit einen lauten Knall traf der Esstisch ihren Hinterkopf und sie sank zu Boden.

Dann war es still.

Levi's Augen weiteten sich und er starrte auf den leblosen Körper Anda's.

Sein Atem wurde immer mehr hektisch und sein Puls hämmerte Blut durch seine Venen.

"Was für ein verrücktes Huhn, so eine Scheisse!", zischte Kenny.

Das letzte was Levi noch bewusst war nahm war das Blut das sich um Anda's Kopf bildete. Und den Boden immer mehr bedeckte.

Dann war es schwarz um ihn herum, und es schien ihn eine unsichtbare Macht zupacken.

Der letzte Schuss aus seinen Revolver ertönte.

Das allerletzte mal fiel die Erde von der Schaufel. Die Wolken gaben das Mondlicht preis, und der frische Erdhaufen schien in der Dunkelheit hervor zuragen.

Angestrengt wischte sich Levi mit den Arm über die Stirn, und machte sich so noch dreckiger, als er sonst schon war. Ein gereiztes Brummen entfloh seiner Kehle, und sein Mund fühlte sich trocken an.

Ohne weiter auf das Grab zu achten, nahm er wieder den Weg zurück zu seinen Wagen an. Dort angekommen, schmass er die Schaufel und die Handschuhe in den Kofferraum, klopfte sich den Dreck ab und stieg ein.

Angestrengt atmete er hörbar aus und lehnte sich in den Sitz zurück. Er musste seinen Wagen wohl oder übel sauber machen, wenn er wieder Zuhause war. Levi hatte das Gefühl der Schmutz würde sich überall verteilen. Mit einen Schnauben startete er den Motor und fuhr zügig zurück. In diesen Augenblick war der Schwarzhaarige froh darüber so abgelegen zu wohnen, denn selbst die Gegend um sein Haus herum war vollkommen von der Natur vereinnahmt.

Etwas schwerfällig stieg er aus den Wagen als er wieder zurück war, sofort nahm er die Sachen aus den Kofferraum und verstaute sie erstmal in der kleinen Garage. Er musste sich erst einmal duschen, danach würde er sich um sein Auto kümmern.

Als er die Haustür aufschloss und den Flur entlang ging, fiel sein Blick in die Küche. Dort lagen ja auch noch überall die Scherben und Splitter herum. Zwar hatte er die Blutspuren schon beseitigt, aber Levi war es erstmal wichtiger gewesen die Leiche weg zu schaffen.

Er seufzte erschöpft und entschied sich, sich erst einmal zu reinigen.

Das warme Wasser liess ihn für einen kurzen Moment seine Muskeln entspannen. Doch er konnte nicht ewig unter der Dusche bleiben. Zügig holte er neue Kleidung aus dem Trockner, und warf einen letzten Blick in den Spiegel.

Er hatte wirklich schon mal besser ausgesehen. Seine so schon düsteren Augen, wirkten noch finsterer, und seine abstehenden Haare taten ihr übriges.

"Tcch!" Gereizt wandte er sich um und verliess das Badezimmer.

Doch kurz vor der Küche hielt er inne und blickte zur Treppe hinauf.

Nein, bevor er alles weg räumen würde, musste er noch einmal nach ihr sehen.

Mit schweren Schritten ging er die Stufen hinauf und betrat das Schlafzimmer.

Anda lag immer noch bewusstlos in seinem Bett, mit den Verbänden um ihren Kopf. Auch ihr Atem hatte sich wieder normalisiert. Levi hatte zwar an ihrem Kopf keine schlimmere Verletzung festgestellt, dennoch war er sich unsicher ob sie nicht doch Schaden genommen hatte. Auch wenn er nur psychisch war, bei alldem was sie erlebt hatte.

Vorsichtig setzte er sich neben sie und legte sanft seine Stirn gegen ihre.

"Es tut mir leid ...", flüsterte er und seine Stimme zitterte, "... So unendlich Leid ..."

Eine einzelne Träne gliet Anda's Wange hinunter. Zögerlich richtete Levi sich wieder auf und deckte sie weiter zu, dann verliess er das Schlafzimmer, um sich den Chaos zu widmen.

Scharf sog er die Luft ein und verstaute den Staubsauger in der Abstellkammer. Ein letztes mal schweifte sein Blick durch die Küche, bis auf die ramponierten Küchenmöbel war nichts mehr von dem Kampf zusehen. In nächster Zeit konnte er wohl keinen Besuch empfangen, nicht bevor er das alles ausgebessert hatte. Auch in seinem Wagen war nichts mehr von den Dreck zu sehen. Erschöpft sah er auf die Uhr. Es war schon Vier Uhr Morgens. Es half nichts.

Müdigkeit vernebelte einem die Sinne und trübte die Entscheidungsfähigkeit. Zwei Stunden reichten eh aus, dann war er wieder bei klaren Gedanken.

Seufzend schritt Levi Richtung Schlafzimmer und legte sich vorsichtig neben Anda. Behutsam legte er einen Arm um sie und schloss die Augen. Er lauschte ihren ruhigen Atem bis er doch schlussendlich einschlief.
 

Tatsächlich brauchte Levi nur zwei Stunden und er war wieder Herr über seine Sinne. In Abständen überprüfte er immer wieder Anda's Zustand, und begutachtete auch die Wunde. Diese schien zum Glück langsam zu verheilen, er erneuerte den Verband und widmete sich dann wieder der Aufgabe die Küchenmöbel, so gut es ging, zu reparieren.

Doch plötzliche Schritte hinter ihm liessen ihn auf sehen. Schlagartig fuhr er herum und blickte in grosse grüne Auge.

Seine Unterlippe begann zu zittern und sein Magen verkrampfte sich bei Anda's Anblick.

Sie war aufgewacht!

Sichtlich verwirrt schaute sie sich um und hielt schützend ihre Arme vor ihren Oberkörper.

Mit zögerlichen Schritten ging Levi auf sie zu und umarmte sie vorsichtig.

Er war froh. Er war einfach nur glücklich das es ihr allen Anschein nach gut ging, und das sie am Leben war.

"Wie ... wie geht es dir?", fragte er, als er sich von ihr löste und in ihr Gesicht schaute. Noch immer lag in diesem Verwirrung und sie presste die Lippen zusammen. Ruckartig ging sie zwei Schritte zurück und nahm Abstand zu Levi auf. Der Schwarzhaarige blinzelte.

Ging es ihr doch nicht gut? Stand sie noch unter Schock?

"Bitte, sag was! Geht es dir gut?", hakte er nochmal nach und er merkte wie sich sein Magen verkrampfte. Anda atmete hörbar aus und sah ihn dann schief an.

"Entschuldigen Sie, können Sie mir sagen wo ich bin?"

Levi's Augen weiteten sich und seine Hände begannen leicht zu zittern.

"Wo ... wo du bist? Was soll diese Frage?!" Anda's Gesicht nahm nun Schüchterheit an, und sie blickte sich nervös um.

"I-ich ... wie bin ich hierher gekommen? Was ist passiert? Warum bin ich verletzt? Wer sind Sie?"

Jede einzelne Frage wie ein Messerstich. Und Levi wünschte sich die Kugeln hätten ihn nicht nur gestreift, sondern das die eine sein Herz getroffen hätte.

Er verstand was hier vor sich ging. Sein Kiefer spannte sich an.

"Weisst du wie du heisst?", fragte er und versuchte das zittern in seiner Stimme zu unterdrücken. Anda hob eine Braue.

"Natürlich, ich bin Anda ...Anda Arashi.", antwortete sie ohne zögern, "Und wer sind Sie? Wissen Sie wo ich hier bin? Und was mit mir passiert ist?"

"Was ist das letzte woran du dich erinnerst?" Anda legte nachdenklich den Zeigefinger an ihr Kinn.

"Nunja, ich kam von einem Bewerbungsgespräch wieder, was nicht gut ausfiel. Dann war ich Zuhause und bin später ins Bett gegangen."

Levi's Blick senkte sich.

"Du warst auf keinen Konzert?!"

"Was? Konzert? Ich habe doch gar keine Lieblingsband. Nein, war ich nicht."

Der Schwarzhaarige biss sich auf die Unterlippe, und sein Verdacht verhärtete sich. Sie hatte alles was mit ihm zutun hatte vergessen.

Die Band. Das Konzert. Die Fahrt im Auto. Die Entführung. Die blutigen Anblicke. Ihn.

Levi atmete hörbar aus und er lächelte gequält.

Vielleicht sollte dies so sein.

Er hatte sie schon genug vergiftet. Dies war die Chance alles wieder Rückgängig zu machen, schliesslich konnte Kenny ihr nicht mehr nach dem Leben trachten. Und der Boss wollte einen Kopf rollen sehen, dass dies nun Kenny's war, war ihm auch Recht. Levi kannte seine Denkweise nur zu gut.

Noch einmal atmete der Schwarzhaarige schwer durch, dann sah er Anda ausdruckslos an.

"Ich habe dich bewusstlos in der Nähe meines Hauses gefunden. Wer weiss wo du dich rum getrieben hast Mädchen. Du scheinst aber soweit in Ordnung zu sein." Anda berührte kurz ihren Verband um den Kopf.

"A-also, haben Sie mich gerettet?" Levi schluckte schwer.

"So würde ich das nicht sehen. Ich habe dich jediglich gefunden.", gab er kühl an und schloss kurz die Augen.

"T-Trotzdem danke. Wie heissen Sie?" Levi schüttelte den Kopf.

"Ist nicht wichtig. Ich räum deine Sachen zusammen und dann fahre ich dich in ein Krankenhaus." Anda zuckte auf.

"Nein!", erhob sie die Stimme, "Ich hasse Krankenhäuser! Mir geht es gut. Ich habe keine Schmerzen. Ich .... ich wäre Ihnen schon dankbar wenn Sie mich einfach nach Hause fahren." Eine Weile sah Levi sie nur an. Ihm wäre es lieber gewesen sie in ein Krankenhaus zu bringen. Doch er konnte nichts mehr gegen ihren Willen tun.

Dazu hatte er kein Recht, nachdem was er ihr alles angetan hatte.

"Nun gut", sprach er tonlos, "ich übernehme aber keine Verantwortung falls es dir doch schlecht gehen sollte. Ich pack dei-", er brach den Satz ab und starrte sie an.

Die Frau, die in ihm tiefe Gefühle geweckt hatte, stand einfach unschuldig da und blickte ihn unwissend an. In ihrem Gesicht die gleiche Unschuld wie bei ihrer ersten Begegnung. Levi biss sich auf die Unterlippe, und bemerkte nicht wie er anfing zu bluten. In seinem Inneren verkrampfte sich alles. Mit einer schnellen Handbewegung wischte er das Blut weg.

"Ich hol deine Sachen die du bei dir hattest.", fuhr er fort und ging an ihr vorbei ins Wohnzimmer. Still folgte sie ihm und beobachtete ihn wie er ihre Tasche aus einem Schrank hervor holte, während sie sich auf die Couch setzte. Ihre Hand strich über den Stoff.

"Sie haben eine sehr schöne Einrichtung.", lächelte sie, Levi's Kiefer spannte sich an und er erinnerte sich an die gemeinsame Nacht mit ihr auf diesen Möbelstück.

"Danke ...", brummte er nur und sein Gesicht lag im Schatten, als sie beide das Wohnzimmer verliessen und zum Auto schritten.

Ohne es selbst zu merken fuhr Levi irgendwelche Umwege zu ihren Zuhause. Doch Anda fiel nach einiger Zeit etwas auf.

"Ähm ... wollen Sie gar nicht meine Adresse wissen?", merkte sie an und umfasste ihre Tasche auf den Schoss. Der Schwarzhaarige brummte.

"Ich hab sie auf deinen Ausweis gesehen.", log er gekonnt. Anda nickte nur stumm.

Dann war es den Rest der Fahrt über still. Ausser in Levi, deren Gedanken spielten völlig verrückt.

Er wusste dass es das beste für sie war.

Es war dann so als wäre das alles nicht passiert.

Seine Finger krallten sich ins Lenkrad, als er in ihre Stadt einfuhr, und sein Herz begann unkontrolliert zu pochen. Es war fast so als würde ihm etwas die Luft zum atmen nehmen.

Und da standen sie. Vor ihren Appartement.

"Ähm ... Sie müssen mich nicht bis zur Haustür begleiten.", durchbrach Anda die Atmosphäre schüchtern, "Ich kann Ihnen gar nicht genug danken. Ich möchte gerne Ihren Namen erfahren, dann lass ich Ihnen etwas zum Dank zuk-"

"Lass gut sein!", unterbrach Levi sie scharf, "Ich gebe dir nur einen letzten Rat. Du solltest dich untersuchen lassen, sobald du merkst das es dir nicht gut geht.", während des Satzes wurde seine Stimme immer leiser und er verschränkte die Arme auf das Lenkrad. Anda blinzelte, bis sie ihn an lächelte und kurz seine Hand berührte. Ein Stromstoss fuhr durch seinen Körper.

"Nett das Sie sich um mich sorgen. Ich werde Ihren Rat beherzigen."

Levi sah auf und blickte in ihre grossen, unschuldigen grünen Augen. Wie ein innerer Impuls streckte er die Hand aus und berührte ihre Wange. Bis er sie wieder tief seufzend entfernte.

"Du solltest jetzt gehen.", murmelte er und Anda fuhr aus ihrer Starre auf, ehe sie nickte und ausstieg. Ein letztes mal verbeugte sie sich, als sie die Tür schloss und in Richtung ihrer Wohnung ging.

Mit gemischten Gefühlen sah Levi ihr nach und sah dann seine Hand an, wo sie ihn gerade berührt hatte.

Er schob die Brauen zusammen und schlug gegen sein Lenkrad. Ein gequälter Ausdruck legte sich auf seine Züge.

Ihm war bewusst er musste sie ziehen lassen. Er hatte kein Recht der Welt sie weiter festzuhalten. Denn schliesslich konnte sie jetzt normal weiter leben. Es war gut das sie alles vergessen hatte.

Alles vergessen?

Ja ... alles ...
 

Er würde nie wieder seine Silhouette in ihren grünen Augen spiegeln seh'n.

Er würde nie wieder den wechselhaften Klang ihrer Stimme hören.

Er würde nie wieder ihren Duft wahrnehmen.

Er würde nie wieder seine Lippen auf der ihren legen.

Er würde nie wieder ihre bebende Haut unter seinen Fingern spüren.

Und er würde nie wieder ihr friedliches Gesicht beim schlafen betrachten können.
 

Eine einzelne Träne spiegelte das Licht der aufgehenden Sonne.
 

Mit einem Bleifuss machte sich Levi wieder auf den Rückweg.
 


 


 


 


 

Anda war nun schon einige Tage wieder Zuhause. Doch das erste, worüber sie sich wunderte, warum  hatte sie so viele Briefe?!

Sie verstand nicht warum sie diese nicht schon aufgemacht hatte.

Auch ihr Handy lag völlig leer auf den Wohnzimmertisch.

Nun stand sie unter der Dusche und fragte sich über die Verletzung am Arm auch mit der am Kopf zusammen hang.
 

Die letzten Tage hatte sie angestrengt über alles nach gedacht. Auch darüber das sie immer noch nicht den Namen ihres, Retters, kannte. Warum wollte er ihn ihr nicht nennen?

Wahrscheinlich hatte sie ihm viel zuviele Umstände gemacht, und war nun froh sie los zu sein.
 

Mit einem Seufzer setzte sich Anda auf die Couch und blickte das eine Poster an.

Dieser Mann, der darauf zu sehen war, wer war er? Und warum hang sowas in ihrer Wohnung?

Sie beschloss es abzunehmen. Vielleicht hatte sie es aufgehängt als sie betrunken gewesen war. Mit nachdenklicher Miene lockerte Anda die Seiten des Posters von der Wand.

Ein letztes mal blickte sie den Mann darauf an.

Im Grunde wusste sie das es eigentlich absurd war, aber aus irgendeinen Grund fand sie dieser Mann hatte doch Ähnlichkeit mit ihren Retter. Auch wenn man sein Gesicht durch die Verbände nicht richtig sehen konnte. Doch die Augen, die tief in ihr Inneres blickten, solche Augen gab es kein zweites mal, da war sie sich sicher.

Aber auf den Poster sah er mehr wie ein Star aus, sofern er es denn überhaupt war.

Anda schüttelte den Kopf und rollte das Poster zusammen, dann verstaute sie es in ihren Schrank.

Ein schwarzes T-Shirt kam ihr entgegen, genervt hob sie es auf, dabei fiel ihr Blick kurz auf den roten Schriftzug.
 

NoName
 

Anda runzelte die Stirn. Seit wann hatte sie so ein nichts sagendes T-Shirt?! Mit einem schulterzucken packte sie es wieder in den Schrank, und beschloss ihr Handy an zu machen. Es sollte jetzt voll geladen sein. Auch wenn sie wusste das sich eh keiner gemeldet hatte.

Wer denn auch ...

Während sie durch das Wohnzimmer schlenderte ging sie zum Schreibtisch herüber und schaltete ihn ein.

Das altbekannte Spiel, die Jobsuche.

Sie gab ihren Pin im Handy ein, und sah im Blickwinkel den Computerbildschirm aufflimmern. Anda blinzelte ungläubig. Auch dort war ein Bild von diesem Mann.

Was sollte das? Über seinen Kopf war auch dieser Schriftzug, NoName. Anda schob die Brauen zusammen, und ihr wurde klar das es sich um einen Künstlernamen handeln musste.

Aber warum hatte sie davon ein T-Shirt, und Bilder dieses Mannes? Sie schüttelte kaum merklich den Kopf und sah wieder auf ihr Handy, irritiert weiteten sich ihre Augen.

Auf diesen Hintergrund war eindeutig der Mann zu sehen der sie gerettet hatte. Aber warum war sie mit auf dem Bild? Wann ist dieses Bild entstanden und vorallem wie?!

Anda presste die Lippen zusammen und schaute zwischen dem Handybild und das auf den Bildschirm hin und her. Keinen Zweifel, er musste es sein!

Doch warum zum Teufel hatte sie ein Bild mit ihm zusammen?!

Angestrengt dachte sie nach und legte ihr Handy beiseite, um sich an den Pc zu setzen. Auch auf den Desktop befanden sich Ordner mit der Bezeichnung, NoName.

Mit ernster Miene klickte sie durch die Ordner und erkannte das es eine Band war. Sofort startete sie den Internetbrowser. Vielleicht hatten sie ja eine Website.

Und tatsächlich die erste Anzeige war ein Volltreffer, mit pochenden Herzen klickte sie auf den Link, und lass sich die News durch.
 

Anscheinend hatte sich die Band eigentlich schon längst zurück gezogen, doch sie entschieden sich noch einmal ein allerletztes Konzert zu geben. Anda presste die Lippen zusammen.

Hatte er sie nicht auch nach einen Konzert gefragt?!

Sie führte die Maus weiter zu den Mitgliedern der Band. Natürlich hatte sie keine Garantie dafür das es ihre richtigen Namen waren, es konnten genauso gut nur Künstlernamen sein.

Ihre Augen klebten förmlich auf das Bild dieses Mannes.

"Levi ....", lass sie seinen Namen laut vor, und augenblicklich zog sich etwas in ihrem Inneren zusammen, gefolgt von einen stechenden Schmerz der sich durch ihre Schläfe zog.

Etwas benebelt nahm Anda Abstand zum Bildschirm und stand auf.

Sie hatte das Gefühl etwas würde ihr die Luft abschnüren.

Raus! Sie musste raus, frische Luft schnappen. Ein kleiner Spaziergang tat ihr bestimmt gut. Sie schaltete den Pc aus und ging auf den Flur.

Gerade als sie ihre Tasche hoch heben wollte, fasste sie diese am falschen Ende an und der Inhalt verteilte sich über den Boden.

Fluchend hockte sie sich über das Chaos und bemerkte jetzt erst das der weisse Stoff gar nicht, ihrer Annahme nach, zu einem Schal gehörte. Ungläubig hielt sie ein weisses Kleid hoch, und etwas anderes fiel zu Boden. Verwirrt nahm Anda den Gegenstand in die Hand.

Es war ein Tape. Auf diesen stand; NoName new Song Monster.

Gegenwart
 


 

Doktor Smith zog die Augenbrauen zusammen, während er noch einmal aufmerksam seine Unterlagen durchging. Völlig in Gedanken versunken, verbrühte er sich etwas am heissen Tee. Mit einem Zischen setzte er die Tasse ab und wandte sich wieder dem geschriebenen auf den Papier.

Der Blonde hätte niemals gedacht das die Akte seines Patienten so dick werden würde. Und das nach grad mal einen Monat.

Nun gut, er war äusserst froh darüber nun von einem Vertrauensverhältnis zwischen ihm und seinen Patienten sprechen zu können. Smith war der einzigste Ansprechpartner für ihn, auf neutraler Ebene. Die Konfrontation mit seiner jahrelangen Freundin hatte überhaupt nichts bewirkt. Mit Beschimpfungen über ihre Brille hatte er sie wieder abtreten lassen.

Danach hatte Levi sich innerlich wieder zurück gezogen für ein paar Tage. Er sprach in der Zeit nur das nötigste mit Doktor Smith.
 

Doch eins war immer wieder das selbe Muster, wie der Blonde schon ab der ersten Begegnung fest gestellt hatte. Wenn Levi von sich, oder dem Umfeld sprach in dem er aufgewachsen war, nahm sein Gesicht keine Regung an. Gerade so als würde er nur genervt einen Text runter rattern, den er Jahre lang gelernt hatte.

Aber schnitt Smith den Zustand dieses Mädchens an, zuckten seine Mundwinkel und seine Augen funkelten matt auf.

Natürlich nutzte Smith diese Gefühlsregung nicht aus, um Levi eventuell mehr entlocken zu können. Dafür war er zu Vorsichtig über die mit der Zeit gewonnen Vertrautheit.

Smith verurteilte ihn auch nicht sofort, wie der Schwarzhaarige festgestellt hatte, er hörte ihm aufmerksam zu, und im Gegensatz zu Hanji, stellte er keine unnötigen Fragen.

Er schrieb sich alles Gesagte auf und lass sich alles am Ende jeden Gespräches durch, um sich ein Bild zu machen.
 

Angesichts der Tatsache in welchem Umfeld Levi aufgewachsen war, kam Smith der leise Verdacht, das er schon sein Lebenlang ein Trauma mit sich rum schleppte. Was er über die Zeit gelernt hatte zu verdrängen. Sein Patient sprach oft von sich selbst als Monster, oder das er sowieso ein schlechter Mensch sei.

Doch durch die ihn bekannten Fakten konnte Smith eins und eins zusammen zählen.

Der Schwarzhaarige war zusammen mit seiner Mutter auf der Strasse aufgewachsen. Sie nächtigten mal hier mal dort in verschiedenen Motels, oder in irgendwelchen verlassenen Häusern. Seine Mutter war tief in der Bordelszene verstrickt, und eine Flucht war meist unmöglich. Da der Zuhälter sie immer wieder fand und bedrohte.

Es war nur logisch das sie ihren einzigsten Sohn nicht verlieren wollte. Mit den Beschluss das Geld, für ein besseres Leben, und um sich aus der Szene frei zu kaufen, zu sparen, übte sie weiter die erniedrigende Tätigkeit aus.

Aber gegenüber Smith erzählte Levi das er sich nur trübe an diese Zeit erinnerte, dafür war er einfach noch zu klein gewesen, tat er ab.

Aber der Blonde wusste es besser. Gerade die Kinderjahre prägten, und nahmen alles Unterbewusst auf.
 

Die Tatsache das Levi seine Mutter tot auf fand, und keine Zeit zum trauern oder realisieren hatte, prägte ihn wohl durchgehend. Sowie die Zeit danach.

Der Zuhälter nahm ihn in Kindesalter in seine Gewalt und verkaufte ihn an reiche Leute, die ihre perversen Gedanken auslebten, was sie in der Öffentlichkeit niemals hätten machen können.

Doch auch als sein Onkel ihn mit sieben Jahren dort raus holte, war Levi bereits seelisch und körperlich gezeichnet, was sich durch den Umgang mit seinen Onkel nicht änderte.

Das Gegenteil war der Fall, durch ihn wurde er in eine Welt gezogen die sich mit Mord, Missbrauch und Erpressung beschäftigte.

Einen Toten zu sehen wurde für Levi zum Alltag, bis er auch selbst ein Leben auslöschte, nur um zu überleben.

Erst mit Mitte Zwanzig schaffte es Levi dem Untergrund, aus eigener Kraft den Rücken zukehren, aber auch nur weil er sich dort einen Namen gemacht hatte, und sich niemand traute ihn weiter zu verfolgen.

Nach dieser Zeit versuchte der Schwarzhaarige sich ein normales Leben aufzubauen. Doch richtig Anschluss fand er nirgendwo, dafür war seine Persönlichkeit zu sehr geprägt worden. Und seine Denkweise Unterschied sich erheblich von der, der anderen. Jediglich Hanji und Mike, die er in dieser Zeit in einer Bar kennenlernte, waren bereit sich auf ihn einzulassen, und schlugen ihn nach Jahren vor eine Band zu gründen.
 

Dies alles hatte er Doktor Smith so trocken erzählt, als sei es das normalste der Welt. Bei jedem Wort seiner Erzählung schluckte der Blonde schwer. Und stellte fest das dieser Mann schon die Hölle gesehen hatte. Und nun war der Himmel, der ihn akzeptieren wollte, in Form dieses Mädchens, weg.

Aber genaueres über dieses bestimmte Mädchen wollte Levi einfach nicht erzählen. Er war erst dazu bereit, wenn er wüsste das es ihr gut ging und sie wieder bei Bewusstsein sei.
 

Smith seufzte und legte die Akte beiseite, auch er wünschte sich, wie die Kriminalpolizei, dass sie endlich aufwachen würde. Ihre Sicht der Dinge interessierte ihn, und vielleicht rundete es das gesamt Bild der Tatsachen ab.

Man hatte ihn schon dazu gedrängt seinem Patienten einfach zu sagen das es ihr gut ging, damit er endlich redete. Doch das konnte der Blonde gegenüber seines Gewissens nicht vereinbaren. Sein Patient war schon gebrochen genug.

Und auch der Fakt das er dieses Mädchen irgendwo mit seiner eigenen Mutter identifizierte, liess ihn gegen diese Entscheidung gehen.

Das plötzliche klingeln seines Telefons liess ihn auffahren, so in Gedanken war er.
 

"Dr. Smith? Es tut mir Leid Sie eventuell bei einer Sitzung zu stören."

"Nein, ich bearbeite gerade ... Papierkram."

"Ich rufe auch nur an um Ihnen mitzuteilen das dieses Mädchen aufgewacht ist. Das Krankenhaus hat uns gerade darüber informiert."

"Wie du hast das Tape nicht mehr?!", kreischte Hanji hysterisch, beruhigend legte Mike seine Hand auf ihre Schulter. Hanji blinzelte kurz und realisierte dann wo sie sich überhaupt noch befanden, auf den Parkplatz zum Polizeipräsidium.

Levi brummte nur und lehnte sich gegen die Fahrertür seines Wagens und kramte in seiner Jackentasche umher.

Die letzten drei Wochen hatte er so gut wie nicht geschlafen, war einfach von allem genervt, hatte gerade eine Aussage hinter sich, und nun drang Hanji's Stimme noch schrill in seinen Ohren.

Er war einfach nur angepisst und wollte seine Ruhe.

"Es war doch eh nicht gut.", antwortete er nur trocken und schob sich eine Zigarette in den Mund und zündete sie an. Wenigstens diese verfluchten Stengel konnte seine Wut auf alles und jeden etwas unterdrücken.

Ohne auf Hanji und Mike zu achten blickte er nachdenklich auf den Boden und pustete den Rauch aus.

"Was heisst hier nicht gut?! Wir haben jetzt keinen Proberaum mehr! Wie sollen wir dann den neuen Song auf den Konzert einspielen?!", fuhr Hanji aufgebracht fort, "Und überhaupt", stellte sie geschockt fest und schlug Levi die Zigarette aus den Mund, "hör auf mit diesen Scheiss! Du hattest doch aufgehört!"

Mike sog scharf die Luft ein, und entfernte Hanji etwas von den Schwarzhaarigen. Wenn Levi eine Bombe war, hatte Hanji gerade die Zündschnur angezündet.

"Lass gut sein.", sprach Mike ruhig, "Wir finden schon eine Lösung, der Manager weiss bestimmt wo noch Räumlichkeiten sind."

Die Spannung war förmlich greifbar.

Doch bis jetzt hatte Levi noch nicht eine Regung gezeigt, stattdessen blickte er nur auf die Zigarette die auf den Boden lag.

"Aber wir haben kaum noch Zeit zu proben, Mike. Auf unserer Website wurde das mit dem Konzert schon längst bekannt gegeben."

"Ich weiss. Aber wir kriegen das hin. Zur Not lassen wir den neuen Song einfach weg, es wurde ja noch nicht bekannt gegeben das einer erscheint." Hanji's Mundwinkel zogen sich nach unten.

"Aber ... ich habe mich schon so gefreut, die erstaunten Gesichter zu sehen.", schmollte sie und blickte dann verärgert zu Levi, "Sag doch auch mal was?! Die letzten Woche bist du echt zum kotzen Levi! Denk doch auch mal an deine Mitmenschen! Deine Laune ist unerträglich!", platzte es aus ihr heraus, und Mike entfernte sie noch ein Stück von Levi.

Die Frau spielte heute echt mit den Feuer.

Aber Levi sah sie nur ausdruckslos und kalt an.

"Bist du jetzt fertig?!", fragte er tonlos nach, "Dein Gelabber nervt." Hanji schob verärgert die Brauen zusammen.

"Ich bin noch lange nicht fertig! Zuerst hatte ich mich wirklich gefreut das du dem Konzert zugestimmt hattest. Du kamst sogar mit einen neuen Song an. Aber die letzten Wochen ist das alles für'n Arsch, und du versaust es wieder mit deiner Launer!", wurde sie lauter und holte scharf Luft, "Was ist nur los mit dir?! Rede doch mit uns! Niemand kann in deinen verkackten Kopf rein gucken wenn du nichts erklärst!"

"Hanji!"

"Was?! Es ist doch wahr, Mike. Der Kleine führt sich hier auf wie ein König! Er beschliesst einfach was aus einer Laune heraus, und jeder beugt sich! Tut man es nicht, versperrt er sich gegen alles!", redete sie weiter und schnaupte, "Wenn du mich fragst, Levi, du hast Probleme! Und zwar ganz gewaltige! Aber nur weil du damit nicht klar kommst, und dir nicht helfen lassen willst, lass deine scheiss Stimmungswechsel nicht an uns aus, verdammt!"

Noch bevor Hanji erneut Luft holen konnte, packte Levi sie am Kragen und sah sie tödlich an. Mike stellte sich zwischen den beiden und legte seine Hand auf die Schulter des Schwarzhaarigen.

"Hey! Levi, vergess nicht wo wir gerade sind!", merkte er an, plötzlich lachte Hanji auf.

"Was ist los?! Gefällt dir die Wahrheit nicht?!", grinste sie provokant, "Schlag mich doch! Dann können die dich hier gleich einsperren!" Levi atmete hörbar aus und seine Augen funkelten finster auf.

"Tcch!"

Mit einen Ruck liess er Hanji los, und diese stolperte nach hinten. Ohne sich weiter um die beiden zu kümmern, stieg er in sein Auto, knallte die Tür zu und fuhr los.

Hanji erhob sich und klopfte den Staub von ihrer Hose.

"Ist das zu fassen?!", schnaupte sie, "Fährt der einfach weg, ich glaubs nicht!"

"Hanji, du bist zu weit gegangen. Mich würde es nicht wundern wenn er jetzt alles hin schmeisst!", bemerkte Mike und holte seine Autoschlüssel hervor.

"Hast du es gesehen, Mike?"

"Hm? Was meinst du?"

"Seine Augen", flüsterte Hanji und sah in den Himmel, "seine Augen wirken wieder so wie damals, als wir ihn in dieser Bar kennen gelernt haben." Mike sah nachdenklich zur Seite.

"Da hast du Recht. Und dieser Duft ist auch schon seid ein paar Wochen nicht mehr an ihm." Hanji blinzelte und lachte dann laut los, mit Schwung legte sie ihren Arm um seine Schulter.

"Du bist so ein Freak was Gerüche angeht!", grinste sie, "Na gut, lass uns fahren."
 


 

Mit einen lauten Knall fiel die Haustür ins Schloss. Völlig aufgebracht entledigte sich Levi seiner Schuhe und hang seine Jacke an, doch diese rutschte wieder vom Hacken und landete auf den Boden. Angepisst hob er sie auf und feuerte sie in die nächste Ecke. Aufgebracht und nicht mehr Herr seiner Sinne, schlug er mit der Faust gegen die Wand.

Dann nochmal, und nochmal.

Mit hektischen Atem sank er auf den Boden nieder und lehnte sich gegen die andere Flurwand zurück. Atemlos schaute er zu dem Loch hinauf was er in die Wand geschlagen hatte, dann sah er seine blutigen Handknöchel an. Verzweifelt schob er die Brauen zusammen und fuhr sich durchs Haar. Mit angewinkelten Knien hockte er auf den Boden und verfluchte gerade alles um sich herum.

Er verstand selbst nicht was mit ihm los war.

Jede Nacht wachte er schweißgebadet auf. Ob er träumte oder nicht, wusste er nicht mehr. Doch jedes mal wenn er mit hektischen Atem hoch schreckte, hatte er das Gefühl etwas würde ihm die Luft abschnüren.

Diese Empfindung wurde von Tag zu Tag schlimmer, und nun war es an einem Punkt angelangt wo er wirklich für nichts mehr garantieren konnte.

Trübe schweifte sein Blick den Flurboden entlang, bis er ein Haar entdeckte. Levi streckte die Hand aus und hob es zwischen seinen Fingern hoch.

Es war ein Haar von ihr.

Sein Magen verkrampfte sich und wieder hatte er diesen Druck in der Brust, der ihn drohte innerlich zu zerreissen.

Vor seinem geistigen Auge erschien plötzlich ihre Silhouette, wie sie sich langsam zu ihm umdrehte, und ihn engelsgleich anlächelte.

Seine Lippen verzogen sich zu einem gequälten Lächeln.

Dann war ihre Erscheinung wieder verschwunden.

Ein tiefer Seufzer entfloh ihm. Levi konnte es nicht leugnen.

Er vermisste sie.

Was hatte er sich auch dabei gedacht ihr das Tape zu zustecken? Hatte er gehofft dadurch würde sie wieder zurück kommen?!

Die letzten Wochen wollte er sich einreden das er nichts für diese Frau empfand, aber sein Körper sprach eine andere Sprache, sowie sein Verhalten.

Jede Kleinigkeit die ihn an Anda erinnerte schnürte ihm die Luft ab.

Ihr Duft in seinem Bett raubte ihm jede Nacht den Verstand. Und seine Fantasie spielte ihm schon Streiche. So als würde sie neben ihn liegen, durch diese Vorstellung reagierte nicht nur seine Seele sondern auch sein Körper.

Er könnte einfach den Kissenbezug waschen, und diese Fantasien würden ihn nicht mehr die Gedanken vernebeln. Doch er konnte es nicht!

Stattdessen lag das Kissen neben seinen neuen, gerade so als würde sie sich jeden Augenblick neben ihn legen. Es gab schon mehrere Nächte wo Levi sich selbst verfluchte, weil sein Körper auf diese Fantasien und den Duft reagierte.

Er atmete tief durch und erhob sich langsam vom Boden.

War es denn schlimm das er wissen wollte wie es ihr ging?

Wenn er sie nur kurz sah hatte er Gewissheit. Mehr wollte er doch gar nicht.

Mehr wollte er nicht?

Im Inneren wusste er genau das dies eine Lüge war!

Hätte er ihre Nummer nicht am gleichen Tag, als er sie nach Hause fuhr, aus seinem Handy gelöscht, würde er sie wahrscheinlich mit Anrufen belagern. Nur um ihre Stimme zuhören.

Jedoch wollte er dies! Levi wollte sie hören, sie sehen, sie spüren, sie einfach wieder an seiner Seite wissen!

Niemals hätte er geglaubt das ihn solche Gefühle völlig vereinnahmen würden.

Anda hatte ihm vollkommen den Verstand geraubt, und sein, kalt geglaubtes, Herz.

Er schüttelte heftig den Kopf und ballte seine Hände.

Nein!

Er hatte ihr Leben schon genug durcheinander gebracht. Es war gut das sie jetzt alles vergessen hatte! Schliesslich hatte er sie selbst anfangs auch nicht gerade mit Zärtlichkeit überschüttet. Er wollte sie da einfach nur besitzen, weil sie Ähnlichkeit mit seiner Mutter hatte, wollte er sie nicht gehen lassen. Diesmal wollte er kontrollieren wer ihn verliess und wer nicht!

Aber mit der Zeit schaute er immer mehr Anda an, und nicht mehr seine Mutter.

Jedoch, bevor er realisiert hatte was sie in ihm ausgelöst hatte, hatte er ihre Seele bereits vergiftet, und er konnte es nicht rückgängig machen.

Also, was gab ihm jetzt das Recht sie weiter besitzen zu wollen?!

Sein Handeln war komplett Egoistisch, wenn er wirklich etwas für sie empfand, sollte er sie einfach in Ruhe lassen, und ein normales Leben führen lassen.

Auch mit diesen Schmerz würde er mit der Zeit umgehen können, und irgendwann tat es dann auch nicht weh, und der Druck war verschwunden.

So war es schon immer.

Dieses mal war es nicht anders!
 

Sein Handy vibrierte und Levi schaute monoton auf das Display, eine Nachricht von Hanji.
 

>Es tut mir Leid das ich auf den Parkplatz so ausgetickt bin. Aber, in letzter Zeit muss man wirklich       viel Gedult mit dir beweisen. Bitte rede doch mit uns! Kannst du deine Gefühle etwa immer noch nicht benennen?<
 

Ungläubig staarte Levi die Nachricht an, und lass sie sich nochmal durch. Was sollte er darauf antworten? Einfach ignorieren?! Nein, dann würde sie ihn mit Anrufen bombardieren. Der Schwarzhaarige seufzte als er seine Antwort tippte.
 

>Ich seh mal darüber hin weg das du deine Tage hast. Mit mir ist nichts.<
 

Das sollte reichen. Doch da hatte er falsch gedacht, nur eine Minute später rief sie ihn an. Zuerst wollte er sie schon weg drücken, entschied sich aber dagegen. Genervt drückte er auf den grünen Hörer.

"Was denn noch?!", brummte er tief.

"Es tut mir wirklich Leid.", piepste Hanji, Levi rollte mit den Augen.

"Jaaaaah doch. War das jetzt alles?!"

"Levi, bitte erzähl mir was passiert ist. Du bist nicht alleine. Wann begreifst du das?! Ist dir das mit dem Konzert doch zuviel? Wir haben schon mit den Manager gesprochen, diesmal fällt der Auftritt nur in einen Club aus. Er meinte wegen der Sache mit unseren Proberaum, und falls es in den Medien steht, sollten wir uns klein halten. Bis die Sache geklärt ist.", erzählte Hanji ohne Luft zu holen. Levi's Kiefer spannte sich an.

Richtig, die Sache mit den Proberaum.

Zwar konnte Levi gekonnt jede Regung überspielen, dennoch war er sich nicht sicher, ob der Verdacht doch eventuell auf ihn fallen könnte.

Und dann war da auch noch Kenny ....

Doch das ihn jemand fand war eher gering.

Jedenfalls redete er sich das ein.

"Levi?" Der Schwarzhaarige fuhr auf und schüttelte den Kopf.

"Einen Club?!", fragte er skeptisch nach und sah noch einmal zu dem Loch in der Wand.

"Ja, ganz absagen wollte ich .... ähm ... wollten wir es dann doch nicht. Sobald die Sache geklärt ist, spielen wir in einer grossen Halle. Die Frage ist nur, willst du das?!"

Levi brummte und zuckte mit den Schultern.

"Ehrlich gesagt, es ist mir egal. Wenn du damit leben kannst das wir den neuen Song nicht spielen können." Plötzlich lachte Hanji gespielt auf.

"Ähm ... jaah ... was das angeht.", druckste sie rum, "Würdest du einen neuen schreiben?!", fuhr sie dann schnell fort. Levi hob eine Braue.

"Was?!"

"Würdest du einen neuen schreiben? Biiiitttteeee ..." Levi atmete genervt aus und sah nachdenklich zu Boden.

"Ich ... überlege es mir! Und jetzt nerv nicht weiter Vierauge! Ich hab auch noch andere Dinge zutun!", knurrte er tief.

"Aber sag mir rechtzeitig bescheid, ob du nun einen neuen schreibst oder nicht. Denn ich aktualisiere morgen das mit dem Konzert auf unserer Website."

"Jaaah, doch, verdammt! Nerv n-"

"Aber sag mal, hast du das Tape etwa verlegt?! Das ist doch eher untypisch für dich. Bist du dir sicher das alles in Ordnung ist?"

"Nerv nicht!", zischte er und legte einfach auf.

Angestrengt atmete er durch.



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Kommentare zu dieser Fanfic (11)

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Von:  Amrou
2019-09-04T06:07:01+00:00 04.09.2019 08:07
D: ich hoffe, dass deine Geschichte doch irgendwann weiter geht. Dein schreibstil ist einfach toll *.* man kann sich einfach vieles vorstellen und nachvollziehen. Außerdem ist deine Geschichte so unglaublich spannend. Will so gern wissen was mit Anda passiert ist.

Lg
Von:  Ookami-no-Tenshi
2018-04-27T05:52:06+00:00 27.04.2018 07:52
Ich wusste es!
Ich habe mir bei der Beschreibung von Anda gleich gedacht, dass es nur Kuchel sein kann, an die Levi sich erinnert.

Nun, auf jeden Fall ist die Geschichte eben um einiges Spannender geworden und ich möchte unbedingt wissen, was mit Levi nach dem Tod seiner Mutter passiert ist.
Wie ist er zu Kenny gekommen? Wurde er wirklich missbraucht? O.o
Hoffentlich gehts bald weiter!

Lg. Ookami-chan
Antwort von:  HeichouWaifu
27.04.2018 08:53
Ja, Anda ähnelt, in Levi's Augen, seiner Mutter ^^ gut das man es erkennt xD dachte es kommt zu verwirrend rüber.
Dieses flashback, kommt leider sehr viel später. Aber diesbezüglich sage ich schon zu deiner letzten frage vor weg, weil ich darauf nicht so intensiv eingegangen bin; ja ://
Von:  Ookami-no-Tenshi
2018-04-18T13:10:53+00:00 18.04.2018 15:10
Sicher eine gute Idee von ihr, das alles aufzuschreiben.
Jeder braucht nun einmal manchmal eine emotionale Stütze und Hanji ist in diesem Falle sicher nicht die schlechteste Wahl.
Immerhin scheint sie sehr vorsichtig zu sein, mit dem, was sie fragt.

Bin schon gespannt, wie es nun weiter geht mit Anda und Levi! ^-^

Lg. Ookami-chan
Von:  Ookami-no-Tenshi
2018-04-14T06:31:05+00:00 14.04.2018 08:31
Holla, da gehts aber ab.
Anda ist doch sowieso schon psychisch komplett verwirrt und jetzt auch noch so etwas. T^T
Das arme Mädchen. Was Levi jetzt wohl tun wird?
Ich bin gespannt!

Lg. Ookami-chan
Von:  Ookami-no-Tenshi
2018-03-06T15:45:08+00:00 06.03.2018 16:45
Jap, ich war ein wenig faul in letzter Zeit mit dem Lesen/Kommentieren.
Aber jetzt bin ich wieder da! ;)

Jetzt ist Anda wirklich gebrochen. Stockholmsyndrom, dass ist das Erste, was mir zu ihr einfällt.
Die Vorstellung, dass Levi Leichen im Garten hat, ist irgendwie... tja, aber es war zu erwarten. XD

Bin schon gespannt, ob Anda wieder zu sich findet, oder ob sie ab jetzt so bleibt.

Lg. Ookami-chan
Antwort von:  HeichouWaifu
07.03.2018 07:45
Ist nicht schlimm, ich freu mich trotzdem das du ab und zu die Geschichte verfolgst :) was lesen und kommentieren angeht bin ich selbst auch nicht besser xD ich will so vieles lesen und kommis abgegeben, aber man kommt nicht dazu. Wird Zeit das es Urlaub gibt xD

Die ff an sich hab ich fertig gestellt, du darfst gespannt sein was noch kommt ^^°
Von:  Ookami-no-Tenshi
2018-01-30T09:40:03+00:00 30.01.2018 10:40
Da gehts ja schnell zur Sache. ;)
Wer wohl an der Tür ist? Kenny schon wieder, oder vielleicht jemand anderes?
Ich bin gespannt. :D
Btte schreib schnell weiter!

Lg. Ookami-chan
Antwort von:  HeichouWaifu
01.02.2018 11:35
Ich verrate nur so viel, Kenny ist es nicht xD dieses arschloch kommt noch genug vor :/
Von:  Ookami-no-Tenshi
2018-01-16T13:55:04+00:00 16.01.2018 14:55
Ich wusste es doch! Dieser unsympathische Kerl bereitet Levi nur Probleme! Ò.ó
Ja, ich war zu dämlich sofort alles in dieses Kommi zu schreiben und habe dir deshalb auch eine Antwort auf die Antwort des vorherigen Kommis geschrieben (Gott, ist dieser Satz kompliziert ^.^*)

Wie Anda jetzt wohl auf Levi reagiert. Ich meine sanft war er ja nicht gerade, wenn man die Fußfessel bedenkt...
^-^

Lg. Ookami-chan
Antwort von:  HeichouWaifu
17.01.2018 06:45
Kenny ist und bleibt n a......, jedenfalls würde ich ihn niemals als fürsorglichen Onkel darstellen xD neeneee.
Ähm .... jah. ...Levi ist in vielen Situationen noch, nicht sanft zu ihr hust .....
Ich probier es einfach immer weiter ein kommi zu deiner Geschichte zu schreiben xD da sie mir bisher echt mega gut gefällt ^^ da will ich auch denn was kommentieren dürfen lach
Von:  Ookami-no-Tenshi
2018-01-16T06:51:43+00:00 16.01.2018 07:51
Wow, du warst ja wirklich fleißig in letzter Zeit. O.O
Ich hatte bis jetz leider keine Zeit zu lesen, aber jetzt habe ich alles durch und auch favorisiert. ;)

Die Story ist echt mega gut geschrieben und dass Kenny vorkommt finde ich auch toll.
Er hat ja in „Wirklichkeit“ auch nichts anderes getan, als hier >.<
Armer Levi.

So genug von Levi, ich bin echt gespannt, wie das jetzt mit Anda weiter geht. O.ò

Lg. Ookami-chan
Antwort von:  HeichouWaifu
16.01.2018 08:04
Ach kein Problem ^^ schliesslich hat jeder ja noch ein Leben ;)
Jaaah auch hier ist Kenny nicht der ,,beste Onkel,, im Gegenteil, aber mit ihm wird es später noch spannender xD
Anda durchlebt ....Ähm ...wie soll ich sagen .... ,,Höhen und tiefen,, .... aber da will ich nicht zuviel sagen xD freut mich aber riesig das es bisher gefällt, auch wenn die Geschichte noch recht strange wird *hust*

Ich bin mir nicht sicher ob animexx immer noch rum spinnt, aber aus irgendeinen Grund will er meine kommis zu deiner Geschichte nicht abschicken -.-
Antwort von:  Ookami-no-Tenshi
16.01.2018 14:39
Danke dass du es trotzdem probierst. Freut mich rießig :D

Bin schon gespannt, was Kenny noch so alles „anstellt“ ;)
Von:  Ookami-no-Tenshi
2018-01-04T13:06:31+00:00 04.01.2018 14:06
Oh Gott! Levi hat jetzt ihre Nummer. 0.0
Durch dein Fanart bin ich auf die Geschichte gestoßen und sie ist echt spannend.

Ich liebe nebenbei gesagt alle FFs in denen No Name vorkommt. Ach ich wäre wahrscheinlich ihr größter Groupie, gäbe es No Name in echt XD

Aber auf jeden Fall werde ich deine FF weiter verfolgen :D

Lg. Ookami-chan
Antwort von:  HeichouWaifu
05.01.2018 11:06
Vielen lieben dank für dein nettes kommi ^^ es freut mich das es noch mehr Leute gibt die No Name feiern ;)) freu mich riesig das dir meine ff bisher gefällt

Glg
Antwort von:  Ookami-no-Tenshi
05.01.2018 13:18
Ist echt super. Hätte die FF auch schon längst favoriert, doch wie es aussieht gibt es da noch ein Problem seit dem Umzug von Animexx.
Das werde ich aber sofort nachholen, sobald es wieder funktioniert :)


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