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Ocarina of Time

von

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Des Recken edles Ross

Selbst die hylianische Steppe wirkte vollkommen verändert. Zwar hatte Link sie sieben Jahre zuvor auf Grund der frühsommerlichen Hitze auch ziemlich vertrocknet gesehen, doch nun erschien sie einfach nur tot, so als könnten selbst heftige Regenfälle kein Leben in die verdorrten Pflanzen zurückbringen.

„Alles wirkt so traurig...“ Navi blickte mit einem leidenden Gesichtsausdruck umher, doch Link marschierte schnurstracks auf die Lon-Lon-Farm zu.

„Wo willst du hin? Ich dachte, wir wollten nach Kakariko.“ Die Fee musste sich beeilen, um zu ihm aufzuschließen. Die längeren Beine machten ihn ein ganzes Stück schneller als früher.

„Ich leih mir ein Pferd.“ Links Tonfall klang als wunderte er sich, warum Navi überhaupt nach seinem Vorhaben fragen musste. „Was?“ Die Feenfrau blinzelte ihn irritiert an.

Mit einem genervten Gesichtsausdruck blieb Link stehen und deutete hoch zur Ranch. „Malon und ihr Vater besitzen mehrere Pferde, erinnerst du dich?“

Navi zog verwirrt eine Augenbraue in die Höhe. „Ja, das ist mir bewusst. Aber was willst du mit einem Gaul?“

„Äh… Reiten?“ Link hob einen Nasenflügel an und richtete die Handflächen nach oben, als ob er seiner Fee das Offensichtliche auf einem Tablett servieren wollte.

„Ich hätte mir schon bei unserem letzten Besuch gerne eins ausgeliehen, aber ich war für die Pferde zu klein. Aber das Problem hat sich ja jetzt gelöst. Ich meine, wie groß bin ich? Ein Meter achtzig? Ein Meter fünfundachtzig? Das dürfte mehr als ausreichend sein. Also leih ich mir endlich ein Pferd, dann muss ich nicht mehr stundenlang laufen. Reiten geht einfach schneller.“

Navi zuckte resigniert mit den Schultern und folgte Link den steilen Anstieg zur Farm hinauf.
 

Anders als an den Orten, die Link bisher von Hyrule wiedergesehen hatte, schien sich hier glücklicherweise nicht viel verändert zu haben. Freudestrahlend lief er auf die Koppel zu, in der Hoffnung Malon zu entdecken und sie fragen zu können, wie es ihr in den letzten sieben Jahren ergangen war.

Doch vor der Weide stand statt einer jungen Frau ein Mann mittleren Alters, der fürchterlich albern herausgeputzt war und Link mit einem schlechtgelaunten Gesichtsausdruck musterte.

„Kann ich Ihnen helfen, junger Mann?“ Die Stimme des Fremden klang ebenso mürrisch und ablehnend wie seine Miene wirkte.

Die Frage nach Malon lag Link bereits auf der Zunge, doch er erinnerte sich daran, dass die Zeit mal wieder drängte – wie eigentlich immer seit er den Kokiri-Wald verlassen hatte. Also antwortete er stattdessen: „Ich möchte mir ein Pferd leihen, wenn das möglich ist, Sir.“

„Können Sie denn reiten?“ Der andere Mann musterte Link mit einem derart abfälligen Blick, dass Link das Gefühl hatte, vor seinen Augen wieder zu einem Kind zu schrumpfen.

Verlegen biss sich der junge Recke auf die Unterlippe und gestand: „Wenn ich ehrlich sein soll, hab ich noch nie auf einem Pferd gesessen. Aber so schwierig kann das ja nicht sein, oder?“ Link versuchte sich an einem einnehmenden Lächeln, das jedoch seine Wirkung zu verfehlen schien.

Der Fremde machte ein noch schlechter gelauntes Gesicht als zuvor und machte für einen Moment den Eindruck als erwöge er den Besuch eigenhändig wieder in die hylianische Steppe hinauszubefördern. Überraschenderweise erklärte er nach einem Moment Bedenkzeit dennoch mit Engelsgeduld, auf was Link auf dem Rücken eines Pferdes zu achten hatte.

„So, ich glaube, jetzt wissen Sie alles, was sie brauchen, um mit einem unserer bestens trainierten Reitpferde zurechtzukommen.“ Mit diesen Worten führte ihn der Mann, den Link endlich als Basil, den früheren Stallknecht, erkannte, zu einem der friedlich grasenden Pferde. Basil wollte es gerade aufzäumen, als Link etwas ins Auge stach.

Epona?

„Was ist mit diesem Pferd dort?“ Er deutete auf einen kräftigen, rotbraunen Kaltblüter, der die beiden Menschen aufmerksam im Auge behielt.

Der andere Mann hob den Kopf und schaute, welches Tier sein Kunde meinte. „Das? Oh, eine wirklich fabelhafte Stute, vermutlich das beste Exemplar meiner Züchtung. Doch leider kann niemand ihr aggressives Temperament zähmen.“

Mit einem entschuldigenden Lächeln nahm Link Basil das Zaumzeug aus der Hand. „Ich möchte es versuchen.“

Während er auf den imposanten Vierbeiner zuging, hörte er den ehemaligen Stallknecht aufgebracht rufen: „Bitte, lassen Sie das. Das ist glatter Selbstmord!“

Auch Navi, die auf Links Schulter saß, betrachte das aufgeregt wiehernde Pferd nachdenklich. „Also, ich bin mir nicht sicher, ob dieser Teufel das richtige Pferd für einen Anfänger ist...“

Als Link sich der Stute näherte, blähten sich ihre Nüstern und sie legte bedrohlich die Ohren zurück, während sie laut schnaubte.

„Ganz ruhig. Ich bin es, Link. Erkennst du mich nicht?“ Bei dem Klang seiner Stimme, wackelte eines ihrer Ohren, aber sie machte dennoch Anstalten, ihn mit den Vorderhufen zu zermalmen, sollte er näherkommen.

Beschwichtigend hob der junge Mann die Hände und begann das Lied zu summen, das Malon ihm beigebracht hatte.

Die Ohren der Stute zuckten und sie beruhigte sich zusehends, während Link vor sich hin summte. Nach einiger Zeit stieß sie ein kleines Wiehern aus und kam langsam auf den jungen Mann zu, der ihr eine Hand entgegenstreckte.

Geradezu liebevoll legte sie ihre Schnauze in seine Handfläche und ließ sich über die samtweichen Nüstern streicheln, während sich ein breites Grinsen auf des Recken Gesicht stahl. „Epona. Ich wusste, dass du es bist.“

Link tätschelte ihr sanft den Hals und zäumte sie vorsichtig auf, während er Basils verblüfften Blick im Rücken spürte. Dann wandte er sich halb um und machte eine auffordernde Geste. „Gibt es hier vielleicht auch so etwas wie Sättel?“

Für ein paar Sekunden starrte der ehemalige Stallknecht noch immer vollkommen erstaunt auf Epona, die sich von Link hinter den Ohren kraulen ließ. Normalerweise ließ sie sich von keinem Mann anfassen. Dann drehte er sich in Richtung Ställe und brüllte: „Malon! Bring Eponas Sattel her.“

Nach nur ein paar Minuten erschien eine bildschöne, junge Frau mit einem schwer aussehenden Sattel in den Armen.

Malon trug ihr kastanienbraunes Haar noch immer lang, doch ihr Gesicht hatte die kindlichen Rundungen abgelegt und diese gegen ein fein geschwungenes Profil eingetauscht. Sie trug eine weite, weiße Bluse und einen knöchellangen, rosafarbenen Rock mit Schärpe, aber auch die unglücklich gewählte Kleidung konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich darunter eine verführerische Figur verbarg.

Für einen kurzen Moment stockte Link der Atem, doch dann beeilte er sich zu ihr zu kommen, wobei Epona folgsam hinter ihm her trottete, was Basil dazu veranlasste, erst recht ungläubig zu glotzen.

„Warte, lass mich dir helfen.“ Link griff unter den Sattel, hob ihn aus Malons Armen und war erstaunt, dass er bei weitem nicht so schwer war wie gedacht. Einen erwachsenen Körper zu haben, hatte definitiv seine Vorteile.

Die junge Frau schob sich eine dicke Strähne aus der Stirn und sah ihn aus leicht zusammengekniffenen Augen an. „Feen-Junge? Bist du das?“

Ein breites Grinsen schlich sich auf Links Gesicht, während er nickte. Er hatte nicht erwartet, dass sie sich noch an ihn erinnern konnte, schließlich waren für sie sieben Jahre vergangen.

Mit einem erfreuten Strahlen in den sommerhimmelblauen Augen warf Malon sich an seinen Hals. „Tatsächlich, du bist es… Unglaublich! Wo kommst du denn nach all der Zeit her? Und lass dich ansehen... Gut siehst du aus. Ein richtiger Mann. Ich bin sprachlos!“

„Dafür redest du ganz schön viel.“ Link lächelte sie warm an, während sie ein wenig rot anlief und Epona sich mit sanftem Stupsen bemerkbar machte.

„Ja, ist ja gut. Ich sehe es ja ein. Du bist zuerst dran.“ Mit diesen Worten warf Link der prächtigen Stute die reichverzierte, dunkelblaue Satteldecke und den ledernen Reitsattel auf den Rücken, gürtete ihn fest, stieg in den linken Steigbügel und schwang das rechte Bein auf die andere Seite.
 

Link hatte das Gefühl, ihm seien Flügel gewachsen, als er auf Eponas Rücken über die weitläufige Weide preschte. Die gewaltigen Hufe der Stute trommelten wie Donnergrollen über den Boden und rissen Grasfetzen mit dicken Erdklumpen heraus.

„Das ist großartig!“, jubelte der junge Mann, während Navi sich mit blassem Gesicht am Kragen seiner Tunika festhielt und sich die andere Hand vor den Mund presste. „Ich glaub, ich muss mich übergeben. Dieses Gehoppel ist ja furchtbar!“

Malon klatschte begeistert, als Pferd und Reiter über ein hohes Hindernis sprangen, doch Basil verschränkte missmutig die Arme vor der Brust.

Link ließ Epona langsam in einen lockeren Trab fallen und lenkte sie neben die Beiden. „Wenn es möglich ist, würde ich mir gerne dieses Pferd leihen.“

Malon warf einen schüchternen Seitenblick auf den ehemaligen Stallburschen, der die Augenbrauen ärgerlich zusammenschob und brummte: „Ich bin mir nicht sicher, ob ich dich jetzt schon auf eigene Faust losreiten lassen kann. Lass uns ein Wettrennen rund um die Koppel machen. Wenn du gewinnst, schenke ich dir das Pferd sogar.“

Überrascht riss Link die Augen auf und schlug dann grinsend in die ihm dargebotene Hand ein, während Navi sich zu Malon flüchtete, die ängstlich von Basil zu Link und zurück blickte.

Nachdem der Herausforderer sich ein Pferd geholt hatte, stellten sich die beiden Kontrahenten an der Startlinie, die in der Mitte des Koppeltores lag, auf und warteten angespannt auf das Startsignal.

„Auf die Plätze... fertig...“, fing Malon an, aber bevor sie enden konnte, hieb Basil seinem Pferd die Sporen in die Flanken. Der Vierbeiner machte einen Satz nach vorne und galoppierte in einem atemberaubenden Tempo davon.

Eine Staubwolke wurde aufgewirbelt und brachte Link zum Husten, was ihm zusätzliche Sekunden raubte. Doch noch bevor sich seine Sicht wieder geklärt hatte und er seinem Pferd ein Zeichen hatte geben können, stob Epona nach vorn.

Vor Schreck wäre Link beinah von ihrem Rücken gefallen und er klammerte sich krampfhaft in ihrer langen, seidigen Mähne fest.

Mit langen Schritten und kämpferisch nach vorn gelegtem Kopf sauste die Stute über die Rennstrecke. Link beugte sich nach vorn und versuchte, sich so flach wie möglich gegen ihren Hals zu pressen, um weniger Luftwiderstand zu leisten. Eponas Hufe donnerten über den sandigen Untergrund und sie holte immer mehr auf.

Wenige Meter vorm Ziel warf Basil einen ängstlichen Blick über die Schulter, als ein rotbrauner Blitz mit einem grün gewandeten Reiter an ihm vorbeischoss und das Rennen gewann.

Jubelnd sprang Link aus dem Sattel und grinste zu Malon herüber, die besorgt zu Basil blickte, der vor lauter Wut auf den ledernen Zügel in seinen Händen biss.

Davon unbeeindruckt ging Link auf ihn zu. „Ich glaube, Epona gehört nun mir.“

Der ehemalige Stallknecht raufte sich die wenigen Haare auf seinem Kopf und jammerte: „Das kann nicht sein! Du kannst Epona nicht haben. Ich wollte sie Ganondorf zum Geschenk machen!“

„Was?!“ Bei diesen Worten packte der junge Mann den älteren am Kragen und zog ihn vom Pferd. Seine Augen funkelten bedrohlich und er verengte sie zu Funken sprühenden Schlitzen, als er zischte: „Du machst gemeinsame Sache mit Ganondorf? Wie kannst du nur?!“

Angewidert spukte er auf den Boden, dicht an Basils Gesicht vorbei. „Aber ich sag dir eines: Ich werde Ganondorf vernichten und seine Schreckensherrschaft beenden und dann werde ich dafür sorgen, dass jeder, der ihn unterstützt hat, vor Gericht gestellt wird!“

Er schubste den wimmernden Mann, der hart auf den Boden aufschlug, von sich und ging zurück zu Malon und seinem Pferd. „Ich werde Epona mitnehmen. Ich habe sie bei einer ehrlichen Wette gewonnen. Sie gehört mir.“

Link tätschelte der Stute den Hals und schickte sich an, wieder in den Sattel zu steigen, als Malon auf ihn zukam. Sie legte eine Hand auf seine, die den Sattelknauf umklammert hielt, und sah ihn flehend an. „Wenn du meinen Vater findest, sag ihm, er solle zurückkommen. Ich glaube, Basil hat seine Lektion gelernt.“

Die Beiden warfen einen Blick auf den ehemaligen Stallknecht, der wie ein Häufchen Elend auf dem Boden kauerte und stumpf vor sich hin starrte.

Lächelnd nickte Link der jungen Frau zu. „Versprochen, das wird gemacht.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  obelix
2017-11-12T13:11:48+00:00 12.11.2017 14:11
hi Labrynna

auch diese Kapitel ist intersannt und schön und flüssig zu lesen. auch intersannt wie du das treffen mit Malon und Basil geschrieben hast .

Mfg Obi
Antwort von:  Labrynna
12.11.2017 14:21
Danke, freut mich, dass es dir gefällt. :)


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