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Ocarina of Time

von

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Der Schatz des Totengräbers

„Du bleibst schön hier. Ich bin bald wieder da.“ Epona rieb ihre Schnauze an Links Schulter, während dieser ihre Zügel an einem in der Nähe stehenden Baum festband, bevor er die unzähligen Stufen hinaufstieg, die nach Kakariko führten.

Oben angekommen, staunten er und Navi nicht schlecht.

Sie hatten erwartet, Kakariko in einem ähnlich schlechten Zustand wie Hyrule-Stadt vorzufinden, doch offensichtlich hatte das kleine Dorf vom Untergang der Hauptstadt profitiert.

An einigen Stellen waren neue Gebäude hochgezogen worden und neben vielen Privatpersonen waren auch die Ladenbesitzer von Hyrule-Stadt hierher gezogen.

Langsamen Schrittes ging Link auf die Stadtmitte zu, denn genau das war Kakariko inzwischen – eine Stadt –, und entdeckte hier und da ein paar bekannte Gesichter, die er schon sieben Jahre zuvor auf dem Markt in Hyrule-Stadt gesehen hatte.

In der Nähe des hinter Impas Haus gelegenen Hühnergeheges blieb er jedoch stehen und blickte sich fragend um.

„Hast du eine Ahnung, nach was wir überhaupt suchen sollen? Was könnte Shiek gemeint haben?“, wandte er sich an seine Fee, die noch immer ein wenig blass um die Nase war. Offenbar löste reiten bei ihr eine Art Seekrankheit aus…

Navi zuckte die Schultern und machte ein brummiges Gesicht. „Ehrlich gestanden, ist mir das im Moment egal. Ich wüsste einfach nur zu gerne, wer dieser Shiek wirklich ist.“

„Du meinst, er ist nicht der, der er vorgibt zu sein?“

„Ich bitte dich!“ Navi rollte theatralisch mit den Augen und schüttelte den Kopf. „Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ‚Shiek‘ überhaupt ein Name für einen Shiekah ist. Ich meine, das ist doch als würde ich ‚Feeda, die Fee‘ heißen!“

Link prustete los und biss sich auf die Unterlippe, um weiteres Lachen zu unterdrücken, als Navi ihn giftig ansah.

„Ich schlage vor“, fuhr sie fort, „wir sehen mal auf dem Friedhof nach, ob wir da einen Gedenkstein mit dem Namen ‚Shiek‘ drauf finden. Ist dem so, bin ich geneigt, ihm für den Moment zu vertrauen.“

Mit einem bedauernden Gesichtsausdruck schüttelte Link den Kopf. „Der Plan klingt ja gut, aber du vergisst leider eine Kleinigkeit: Auf den Grabsteinen der Shiekah stehen keine Namen. Das hat uns doch letztens... damals der Totengräber erklärt.“

Auf Navis Gesicht schlich sich ein schelmisches Grinsen, als sie unter ihren langen, goldig schimmernden Wimpern hindurch zu Link hochsah. „Nicht auf Hylianisch, stimmt...“
 

Als sie den Friedhof betraten, kroch ein Schauer über Links Rücken und er zog unwohl die Schultern nach vorne. „Irgendetwas ist hier anders als früher.“

Navi nickte bloß und schwirrte von einem Grabstein zum nächsten, auf der Suche nach dem Namen «Shiek».

Link las sich gerade eine Gedenktafel für die im Kampf gefallenen Shiekah durch, als Navis aufgeregte Stimme an seine Ohren drang: „Link! Komm mal her!“

„Hast du den Namen gefunden?“

Die Fee schüttelte den Kopf und deutete auf das Grab vor ihr. „Nein. Aber sieh mal: Hier liegt der Totengräber von damals begraben. Erschreckend, was in sieben Jahren alles passieren kann. Aus dir haben diese Jahre einen jungen, kräftigen Mann gemacht, während ein älterer Mann wie Boris sein Lebensende erreicht hat.“

„Ich hoffe nur, er ist eines natürlichen Todes gestorben und nicht Ganondorf zum Opfer gefallen.“

„Das bin ich, mein Junge.“ Hinter ihnen erklang plötzlich die milde Stimme des Totengräbers und ließ Mann und Fee zu Salzsäulen erstarren.

Mit panischen, sehr großen Augen drehte Link sich langsam um und verlor das letzte bisschen Farbe im Gesicht, als er Boris’ schimmernde, leicht transparente Gestalt hinter sich entdeckte.

Navi wagte ebenfalls einen Blick über die Schulter und quiekte auf: „Ein Geist!“ Schnell verschwand sie unter Links Mütze, wo sie sich zitternd wie Espenlaub zusammenkauerte.

Link versuchte seine Angst hinunterzuschlucken und befeuchtete seine schrecktrockenen Lippen mit der Zunge. „B-B-Boris?“ So sehr er sich auch anstrengte, das Zittern seiner Stimme konnte er nicht verhindern.

Der Geist grinste und entblößte dabei zwei unvollständige, schiefe Zahnreihen. „Es ist schön zu sehen, was aus dir geworden ist. Du bist doch der kleine Junge, der sich damals so für die Shiekah interessiert hat.“

Ein wenig verunsichert nickte Link mit dem Kopf und wollte gerade zu der Frage ansetzen, ob der Totengräber ihnen vielleicht mit ihrem Namensproblem weiterhelfen konnte, als dieser ihm eine Hand an die Schulter legte. Sofort machte sich Eiseskälte in Links Körper breit und er wollte zurückweichen, doch er war starr vor Angst.

„Ich habe auf dich gewartet, junger Held.“ Ungläubig blinzelte Link den Geist an, der noch immer ein wenig dümmlich grinste. „Man hat mir gesagt, dass du kommen würdest. Das, was du suchst, liegt in meiner Hütte unter meinem Bett. Du musst eine der Bodendielen hochheben. Es war mein Schatz, weißt du? Aber ich kann nichts mehr damit anfangen und dir wird es gute Dienste leisten.“

Irritiert blickte Link zu der windschiefen Holzhütte und zurück zu Boris, der ihn endlich losgelassen hatte. „Äh... Danke. Aber wer hat dir gesagt, dass ich kommen würde?“

„Das wird dir die Person selber sagen, wenn die Zeit gekommen ist, mein junger Freund. Aber ich habe eine Bitte an dich. Es heißt, du seiest in Besitz der Okarina der Zeit. Ihre Macht verbunden mit dem eigenartigen Zauber der Gebrüder Bramstein dürfte in der Lage sein, meiner Seele endlich Frieden zu geben. Bitte, Link, spiel mir die Hymne der Sonne.“

Für einige Sekunden zögerte der junge Mann – Vielleicht war das alles ja nur eine Falle Ganondorfs? –, aber als er in die Augen des Geistes sah, erweichte der flehende Ausdruck darin sein Herz.

Mit einem Seufzen holte er das wertvolle Musikinstrument heraus und begann die Noten zu flöten, die er auf dem Grabstein des jüngeren Bramstein-Bruders gefunden hatte. War ihm Navi damals mit ihrem penetranten Gesumme auf die Nerven gegangen, so war er nun froh, dass sie ihm dadurch die stummen Noten in Töne übersetzt hatte.

Boris weinte Tränen der Freude, als sein nichtmaterieller Körper sich langsam auflöste, und Navi wiegte tief in Links Mütze ihren Kopf im Rhythmus der Musik.

Die Gebrüder Bramstein waren wahrhaftige Künstler gewesen.
 

Mit einem Ächzen stemmte Link die festgehämmerten Bodendielen unter Boris’ zerlumpten Bett auf. Eine dicke Staub- und Dreckwolke stob in die Höhe und ließ den jungen Mann wiederholt niesen. Als sich die Wolke endlich gelegt hatte, gab sie den Blick auf eine kleine, hölzerne Schatulle frei.

„Na, dann wollen wir mal sehen, was der Schatz des Totengräbers war.“ Vorsichtig hob Link das Kistchen aus dem Loch und schob den Deckel nach hinten.

Im Inneren lag ein seltsam geformtes Metallgehäuse, in dem sich eine aufgewickelte Kette befand. Vorne war eine Art scharfkantiges Dreieck befestigt, das mit der Kette verbunden zu sein schien.

Link drehte und wendete das seltsame Teil und begutachtete es von allen Seiten, bevor er verwirrt zu Navi blickte, die neben ihm in der Luft stand. „Was ist das?“

„Ein Fanghaken. Ein in der Tat sehr nützlicher Ausrüstungsgegenstand. Damit kannst du Gegenstände zu dir heranziehen oder dich sogar selbst über Abgründe schwingen, wenn du auf der anderen Seite etwas findest, in dem sich die Spitze verhaken kann – Holz zum Beispiel. Du schießt die Spitze rüber und betätigst dann den Einrollmechanismus hier und – schwupp – schon wirst du über den Abgrund gezogen. Wirklich sehr praktisch.“

Links Grinsen wurde immer breiter, während er lauschte. „Das klingt in der Tat sehr nützlich. Ich glaube, wir haben gefunden, was wir gesucht haben. Also auf! Retten wir den ersten Weisen.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  obelix
2017-11-12T13:25:31+00:00 12.11.2017 14:25
Hi Labrynna

wie immer intersannt und gut zu lesen. das ist gut durchdacht das treffen mit boris und link. ich freue mich wie immer auf dein nachste Kapitel.

Mfg Obi


Antwort von:  Labrynna
12.11.2017 15:48
Freut mich, dass dir das Kapitel gefallen hat, obwohl das Treffen zwischen Link und Boris ganz anders abläuft als im Spiel.

Wie immer lieben Dank für deinen Kommentar. :)


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