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Ocarina of Time

von

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Legenden und tränenreiche Abschiede

Der Deku-Baum blickte stolz auf seinen völlig erschöpften Schutzbefohlenen herab, als Link wieder auf die Lichtung trat. Der Junge schwankte und konnte sich kaum noch auf den Beinen halten.

Zu gerne hätte der Deku-Baum ihn einfach ins Bett geschickt, doch vor ihm lagen noch große Aufgaben…

„Ich danke dir, Link. Du hast Gohma besiegt und den Fluch, der auf mir lastete, aufgehoben.“ Der Junge richtete den gebrochenen Blick seiner trüb wirkenden Augen auf den Waldwächter und berührte zaghaft das Blut der Riesenspinne, das an seiner Wange klebte. „Ich hab mein Bestes getan, ehrwürdiger Deku-Baum.“ Seine Stimme klang spröde und unendlich müde.

Erste Zweifel beschlichen den Deku-Baum, ob dieses Kind den Aufgaben gewachsen war, die vor ihm lagen. Denn neben den kommenden Gefahren würde der Kampf gegen Gohma wie ein Spaziergang wirken. Er wollte ihm ein wenig Mut zusprechen und lobte den gebrochen wirkenden Jungen: „Du bist ein wahrer Held.“

Mit einem Mal erwachte das Leben in Link wieder. Er sah den Deku-Baum aus großen, ärgerlich blickenden Augen an und protestierte mit fester Stimme: „Nein! Ich bin kein Held. Ein echter Held hätte einen Weg gefunden, den Fluch zu brechen, ohne diese arme Kreatur so grausam abschlachten zu müssen.“

Navi und der Waldwächter warfen dem Jungen verwunderte Blicke zu.

Link hatte Mitleid mit der Spinne, die nur wenige Minuten zuvor versucht hatte, mit ihren langen Krallen seinen Brustkorb zu zerfetzen. Sein Herz war noch weitaus reiner als sie angenommen hatten.

„Nein, Link. Ein wahrer Held findet den Mut zu tun, was getan werden muss, auch wenn es ihm in der Seele weh tut – und Gohma musste vernichtet werden. So mitleiderregend sie in ihren letzten Momenten auch gewirkt haben muss, das ändert nichts daran, dass sie eine treue Untergebene des Dämons aus der Wüste gewesen ist.“

„Eben!“ Erneut stiegen Link Tränen in die Augen als er an den Ausdruck in diesem geschundenen Auge dachte, dass ihn so flehend angesehen hatte. „Sie war nur ein Lakai! Sie hat nur getan, wozu man sie gezwungen hat.“

„Niemand hat sie gezwungen, Laubkerle zu massakrieren... So wenig ich diese kleinen Kobolde mag, das haben sie nicht verdient“, warf Navi ein, doch Link ignorierte ihren Einwand einfach und sprach weiter: „Ich hätte nicht sie töten sollen, sondern diesen Mann aus der Wüste, der dahinter steckt!“

„Link, lass ab von diesen Selbstzweifeln“, forderte der Deku-Baum. „Du hast das Richtige getan. Gohma musste gestoppt werden!“

„Aber...“ „Kein Aber. Dafür haben wir keine Zeit.“ Der Schutzpatron holte ächzend Luft und hustete trocken. Link und Navi wechselten ein paar Blicke und schauten dann besorgt zum Deku-Baum auf, während erste Blätter auf sie nieder rieselten.

„Ich danke dir sehr, dass du den Fluch gebrochen hast, doch du kamst zu spät. Ich habe meine Kraft falsch eingeschätzt. Ich dachte, ich könnte länger standhalten und wollte dir so viele unbeschwerte Tage wie möglich lassen, denn dir steht noch einiges bevor. Hör mir zu: Vor vielen, vielen Jahren erschufen die drei Göttinnen Nayru, Farore und Din diese Welt. Die feurige Din formte unsere Erde, die kühle Nayru spendete Luft und Wasser und die liebliche Farore erschuf sämtliche Lebensformen. Nachdem ihr Werk vollendet war, vereinigten sie ihre Kräfte in dem heiligen Triforce und zogen gen Himmel.“

Der Deku-Baum holte erneut rasselnd Luft und Navi legte besorgt die Stirn in Falten. Inzwischen lagen beinah mehr Blätter auf dem Boden als noch an den Zweigen hingen – und dabei verlor der Deku-Baum seine Blätter nicht einmal im Winter.

„Der Dämon trachtet nach dem Triforce und um seine finsteren Pläne umsetzen zu können, benötigt er den Schatz des Waldes. Meine Aufgabe war es, über diesen Schatz zu wachen, doch nun übergebe ich ihn an dich.“ Wieder fiel ein Schwall Blätter zu Boden, als der Deku-Baum hustete. „Nimm den Schatz und begib dich zum Schloss Hyrule.“

Schloss Hyrule?

Link war wie vom Blitz getroffen und die folgenden Worte drangen nur undeutlich an seine Ohren. „Dort wirst du die Prinzessin treffen. Sie wird dich als einen Gleichgesinnten erkennen und dir deinen weiteren Weg offenbaren.“

„Aber ich kann den Wald nicht verlassen! Kein Kokiri kann das“, warf Link ein, als er seine Gedanken endlich wieder ordnen konnte.

„Du wirst es können. Vertrau mir. Navi wird dich begleiten. Ich glaube an dich...“ Mit letzter Kraft teilte der Deku-Baum seine mächtige Blätterkrone und gab so den Blick auf einen schimmernden, goldgefassten Edelstein frei, bevor er seinen letzten Atemzug tat.

Link schlug betreten die Augen nieder und Navi schluchzte leise an seiner Seite, bevor sie zwischen die trockenen, inzwischen fast kahlen Zweige des toten Wächterbaumes flog und den blitzenden Stein barg.

Vorsichtig legte sie ihn in Links Hände und wischte sich mit der flachen Hand Tränen aus dem Gesicht. „Der Kokiri-Smaragd. Einst war er der Kettenanhänger der Göttin Farore. Ich hoffe, du bist dir der Verantwortung bewusst, die der Deku-Baum hiermit auf dich übertragen hat.“

Link nickte, warf einen letzten Blick auf den toten Körper des Waldwächters und machte sich auf den Weg zurück ins Dorf. Er musste packen und sich von Salia verabschieden, denn er würde für eine lange Zeit fort sein.
 

Schon auf dem Weg zurück ins Dorf kamen ihm aufgeregte Kokiri entgegen, die das rasante Welken des Deku-Baumes bemerkt hatten und nach dem Rechten sehen wollten. Link wich ihnen so geschickt aus wie es seine schmerzenden Glieder ermöglichten, wurde aber dennoch ein paar Mal angerempelt und zu Fall gebracht.

Als er den ersten Schritt auf das Dorfgelände tat, wurde er plötzlich am Kragen gepackt, herumgerissen und unsanft gegen eine Felswand geschleudert. Er stöhnte vor Schmerzen leise auf und versuchte, die Sternchen, die vor seinen Augen tanzten, wegzublinzeln.

„Was hast du mit dem Deku-Baum gemacht?“ Midos Stimme bebte vor Zorn, während er Link noch immer am Kragen hielt und seinen Ellenbogen auf dessen Brust presste.

Halbherzig versuchte Link sich aus Midos Griff zu befreien und verteidigte sich müde: „Ich hab gar nichts getan. Das ist nicht meine Schuld.“

Mido nahm ein wenig Gewicht von Links Brust und drehte sich zu den Kokiri-Mädchen um, die in diesem Augenblick zurückkamen. Eines der drei sank in das hohe Gras und begann heftig zu weinen, während sich die anderen beiden schutzsuchend in den Armen hielten.

„Was ist los?“ Besorgt musterte Mido die Gesichter der Mädchen, die ihn aus großen, ängstlichen Augen ansahen. „Der Deku-Baum... ist... ist... Der Deku-Baum ist tot“, schluchzte das im Gras kniende Mädchen, dessen Fee mit hängenden Schultern neben ihm schwebte.

Blitzartig drehte Mido sich wieder zu Link und schlug ihm mit der Faust gegen das Kinn. Links Kopf schnellte herum und prallte gegen die Felswand.

Für einen kurzen Moment wurde es dunkel um ihn herum, doch dann begann der Anführer der Kokiri ihn zu schütteln und wüst zu beschimpfen, bis Navi dazwischen ging. Sie nahm all ihre Kraft zusammen und schlug Mido mit der flachen Hand ins Gesicht.

Obwohl der Rotschopf die Ohrfeige kaum gespürt hatte, ließ er von Link ab, der an der Felswand zu Boden rutschte, und starrte die Fee an.

Navi legte alle Autorität, die sie aufbieten konnte, in ihre zarte Stimme und schrie Mido an: „Du verfluchtes Spatzenhirn! Lass deine Tatschgriffel von Link!“

„Aber er hat den Deku-Baum umgebracht!“ „Du Idiot! Glaubst du im Ernst, ich würde ihn in Schutz nehmen, wenn ich gerade mitangesehen hätte, wie er den Deku-Baum getötet hat?!“

Erste Zweifel schlichen sich in Midos Züge und er schien vor der wütend mit den Flügeln schlagenden Fee zu schrumpfen. „Ja... Nein... Aber er war der Einzige, der da war als es passiert ist...“

„Und das macht ihn gleich zum Mörder? Oh, du... du…“, Navi starrte Mido mit einem mordlustigen Gesichtsausdruck an.

„Kapierst du denn gar nichts, du Dorftrottel? Der Deku-Baum wusste, dass er sterben würde und hat Link deswegen zu sich gerufen, um ihn mit einer wichtigen Aufgabe zu betreuen. Und jetzt geh uns aus dem Weg!“ Mit einer arroganten Geste warf Navi ihr langes Haar über die Schulter und reckte das Kinn in die Höhe.

Link bewunderte sie für ihren Löwenmut und folgte ihr langsam, während er versuchte, das Gemurmel der inzwischen fast vollständig versammelten Kokiri zu überhören.

Keiner hatte seine zerrissenen Kleider und Wunden bemerkt und niemand hatte Zweifel an Midos Verdacht geäußert.

Wieder einmal fühlte er sich schrecklich alleine und fragte sich, ob er tatsächlich hierhergehörte oder ob sein Platz irgendwo anders war.
 

Zuhause angekommen wusch er sich schnell aber gründlich, stopfte alle Kleider aus seinem Schrank und alles Essen, das er finden konnte, in seinen Wunderbeutel und eilte wieder aus dem Haus, um sich von Salia zu verabschieden.

Doch so sehr er auch suchte, er konnte Salia nicht finden.

„Vielleicht ist sie in die Verlorenen Wälder gegangen. Sie hat mir mal von einer Lichtung erzählt, auf der sie sich gerne aufhält...“, überlegte er, doch Navi drängte ihn zur Abreise: „Wir haben keine Zeit zu verlieren. Wir müssen verhindern, dass dieser Mann aus der Wüste noch mehr Unheil anrichtet. Ich kann ja verstehen, dass es dir wehtut, deine Freundin wortlos zu verlassen, aber das Schicksal Hyrules geht vor!“ Link nickte traurig, warf einen letzten Blick auf Salias Haus und verließ das Dorf.

„Hast du Angst?“, fragte Navi ihn, während sie die angrenzenden Wälder durchquerten. „Nein. Ich bin aufgeregt, was mich als Nächstes erwartet und ich hab ein mulmiges Gefühl, weil ich den Wald verlassen muss. Es heißt, alle Kokiri, die den Wald verlassen, müssten sterben. Aber ich vertraue auf die Worte des Deku-Baumes. Wird schon schiefgehen.“ „Mit Sicherheit.“

Für den Rest des Weges schwiegen die beiden Reisenden, bis sich die Bäume lichteten. „Nur noch über diese Hängebrücke und durch die Baumreihen da vorne, dann betreten wir die hylianische Steppe“, erläuterte Navi, aber Link hörte ihr gar nicht zu.

Sein Blick klebte wie paralysiert an Salia, die auf der Brücke stand und auf ihn wartete. „Ich hab mir gedacht, ich geh schon einmal vor. Ich mag keine Abschiede – und schon gar nicht vor so vielen Menschen.“

Langsam ging Link auf sie zu und nahm ihre Hände in seine. „Ich hatte dich schon gesucht. Ich wollte nicht einfach so gehen, aber die Zeit drängt.“

„Ich weiß. Ich will dich auch gar nicht lange aufhalten. Ich wollte dir nur etwas geben, damit du ein Andenken an mich hast und mich nicht vergisst.“

„Ich brauche kein Andenken, um mich an dich zu erinnern.“ Link lächelte sie liebevoll an, doch Salia wandte das Gesicht ab, damit er nicht sah, dass Tränen in ihren Augen schimmerten. „Ich möchte es dir aber schenken. Vielleicht möchte ich auch einfach nur, dass du etwas von mir bei dir trägst.“

Mit diesen Worten holte sie eine tönerne Okarina aus ihrer Tasche und legte sie in Links Hände.

„Wann immer du auf dieser Okarina spielst, sollst du an mich denken. Sie bedeutet mir viel. Und nun... leb wohl.“ Obwohl sie sich große Mühe gab, sich ihren Schmerz nicht anmerken zu lassen, zitterte ihre Stimme leicht.

„Salia...“ Vorsichtig ging Link noch einen Schritt auf sie zu, um sie tröstend in den Arm zu nehmen, doch sie wehrte ab. „Geh!“

Noch immer stand Link wie versteinert da und sah sie an. Als sie den Kopf hoch riss, liefen ihr erste Tränen über die Wangen. „Jetzt hau endlich ab!“, schrie sie ihn an und Link spürte plötzlich deutlich ihren Schmerz.

Mit Tränen in den Augen drehte er sich ruckartig um und rannte über die Brücke davon, bis er in den Bäumen verschwand.

„Ich werde immer an dich denken“, versprach er Salia flüsternd, während er sich durchs Unterholz kämpfte.



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