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Ocarina of Time

von

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Gohma

Vorsichtig wagte sich Link tiefer und tiefer in das Spinnennest, wobei er immer wieder argwöhnische Blicke über die Schulter warf, um nicht von hinten überrascht zu werden. Als er in der Mitte des runden Raumes ankam, drehte er sich langsam um die eigene Achse.

„Es ist weit und breit nichts von Gohma zu sehen...“ Angestrengt starrte er auf die vielen Säulen ringsum, von denen die kuppelartige Decke gestützt wurde, um eine eventuelle Bewegung schnell genug ausmachen zu können.

„Das gefällt mir ganz und gar nicht, Link.“ Navi kroch wieder unter den langen Zipfel der grünen Mütze und guckte ängstlich zwischen Links Haarsträhnen hervor.

„Mir auch nicht. Ich bin mir sicher, dass das Vieh hier irgendwo ist. Ich spüre das. Ich kann beinah seinen Atem auf meiner Haut spüren.“ Link schüttelte sich bei dem Gedanken und beschrieb sich weiterhin um die eigene Achse drehend einen engen Kreis.

Er schaute nervös von einer Seite zur nächsten und versuchte, im Halbdunkeln irgendwelche Konturen eines Angreifers auszumachen, als plötzlich ein Stück vertrockneter Kletterpflanze von der Decke rieselte.

Erschrocken riss Link den Kopf in den Nacken und starrte in das riesige, grüne Auge Gohmas.

Vor Schreck ließ er seinen Schild fallen und umklammerte mit beiden Händen sein Schwert als wäre es eine Rettungsboje auf hoher See. Navi kreischte panisch und verschwand ganz unter Links Mütze.

Als sich die riesige Spinne von der Decke fallen ließ, bebte der Boden leicht beim Aufprall und Link stolperte ängstlich rückwärts.
 

„Was hat der Laubkerl doch gleich gesagt?“ „Ich weiß nicht? Vielleicht so etwas wie: LAUF?!“ Navis Stimme klang vor lauter Panik schrill und vibrierte.

„Nein, das war’s nicht.“ Link versuchte, seine Angst hinunter zu schlucken und sprang geschickt zur Seite als Gohma mit einem langen, krallenbewehrten Bein nach ihm schlug.

Navi presste sich die Hände auf die Ohren, um das widerliche Kreischen, das Gohma von Zeit zu Zeit ausstieß, nicht hören zu müssen und sich besser konzentrieren zu können. „Ich hab’s! Ihr Schwachpunkt ist ihr Auge, wenn es sich rot färbt.“

Link rollte sich über den Boden ab, um einer weiteren Attacke zu entgehen. „Prima, aber wie bekomme ich das Auge dazu, sich rot zu färben?“

Der nächste Hieb traf Link an der rechten Schulter und er schrie auf.

„Verdammt, ich weiß es nicht!“ Navi wimmerte tief in seiner Mütze, umschlang die angezogenen Beine mit den Armen und wiegte sich vor und zurück.

So ein Kampf war definitiv nichts für sie und sie fragte sich, warum nicht eine ältere, erfahrenere Fee mit dieser Aufgabe betreut worden war. Sie kam sich unglaublich nutzlos vor, wie sie sich zitternd wie Espenlaub verkroch und Link nicht einmal mit Ratschlägen zur Seite stehen konnte.
 

Durch den dünnen Stoff der Mütze drangen die Kampfgeräusche fast ungedämpft zu ihr. Noch hatte Gohma keinen Volltreffer landen können und hatte selber schon einige Schwertstreiche einstecken müssen, die sie entrüstet hatten quieken lassen, doch Navi spürte, dass Link schwächer wurde. Er schwankte immer mehr und seine Schwerthiebe wurden zunehmend kraftloser.

Die junge Fee wurde immer verzweifelter, als ihr plötzlich eine Idee kam: „Die Schleuder!“

„Was?“ Link keuchte wie nach einem Marathonlauf und der Schweiß brannte in seinen Augen.

„Versuch dem Mistvieh mit der Schleuder ins Auge zu schießen. Bisher hat es jede deiner Attacken auf sein Auge abgeblockt, aber ich bin mir sicher, ein Angriff mit der Schleuder wäre zu schnell für eine Abwehr.“

Link, der inzwischen beinah vollkommen entkräftet war, steckte sein Schwert griffbereit in den Gürtel und zog die Schleuder, während er rückwärtslaufend den wild schlagenden Beinen Gohmas auswich. Als er mit dem Rücken gegen die Wand stieß, richtete die Spinne sich geradezu höhnisch auf, um dann mit weit aufgerissenem Maul auf den Jungen zuzurasen.

„Jetzt oder nie!“ Link kniff die Augen zusammen, betete zu den Göttinnen, der Deku-Kern möge sein Ziel finden, und ließ das breite Gummiband los.

Der Kern zerteilte zischend die Luft und traf das giftgrüne Auge der Riesenspinne, wo er Horn- und Netzhaut zerriss. Vor Schmerzen aufschreiend bäumte Gohma sich auf und versuchte, sich das schmerzende Auge zu halten.

Durch die langen Krallen an ihren Füßen, machte sie die Verletzung jedoch nur noch schlimmer, indem sie sich den Augapfel fast vollständig aufriss. Kreischend schüttelte sie den riesigen Kopf, wobei dicke Blutstropfen durch die Luft flogen und Link im Gesicht trafen.

Schließlich brach die Spinne wimmernd zusammen und entblößte ihr geschundenes, zerfetztes Auge, aus dem sie Tränen aus Blut weinte. Sie krümmte sich vor Schmerzen und sah Link durchdringend an als wollte sie ihn bitten, ihr Leiden schnell zu beenden.

Link trat vorsichtig an sie heran, sammelte seine letzten Kräfte und trieb ihr das Schwert bis zum Heft ins Auge. Ein letztes Mal bäumte Gohma sich auf, schrie, kreischte und schlug ihre Krallen durch die Luft, doch dann brach sie endlich in sich zusammen und hauchte ihr Leben aus.
 

Link sackte neben ihr auf den Boden und begann vor physischer und psychischer Erschöpfung zu weinen.

Er vergrub das Gesicht in den Händen und schluchzte heftig, als Navi aus ihrem Versteck kroch. „Link... es ist vorbei.“ Sanft legte die Fee ihrem Schützling eine Hand auf die Wange, als er den Kopf hob und sie ansah. Er sah fürchterlich mitgenommen und gequält aus.

„So grausam... Warum musste es so grausam sein?“, flüsterte er tonlos, während er sich auf die Füße quälte.

Jede Faser seines Körpers schmerzte schrecklich, er war so erschöpft wie noch nie in seinem Leben und seine Tunika hing nur noch in Fetzen an seinem schmalen Körper. Mit einem resignierten Gesichtsausdruck sammelte er seinen achtlos fallengelassenen Schild auf, zog das Schwert aus dem Auge des besiegten Gegners und schleppte sich aus dem Inneren des Deku-Baumes heraus.

Er hoffte inständig, dass seine Aufgabe hiermit erfüllt war.

Er wollte sich nur noch waschen und schlafen...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  obelix
2017-10-25T08:07:23+00:00 25.10.2017 10:07
Interessant und gut geschrieben. Ich freue mich auf das nächste Kapitel.

MfG obi
Antwort von:  Labrynna
25.10.2017 13:25
Yay, ein erster Kommentar! Vielen lieben Dank dafür. :)

Freut mich sehr, dass dir die Geschichte gefällt. Mit einem neuen Kapitel kann ich vermutlich bereits heute Abend dienen.

Liebe Grüße,
Labrynna


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