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Ocarina of Time

von

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Im Deku-Baum

Im Inneren des Deku-Baumes herrschte ein schummeriges Licht, das nach dem hellen Sommermorgen auf der Lichtung eine grobe Umstellung war, und Link brauchte einige Zeit, bis sich seine Augen an den Helligkeitswechsel gewöhnt hatten und er seine Umgebung erkennen konnte.

Überrascht stellte Link fest, dass der Wächter der Wälder vollkommen hohl war!

Der Junge schritt langsam weiter in den Raum hinein und ließ den Blick schweifen. Im hinteren Bereich brannten zwei Fackeln, deren Feuer in einem leichten Luftzug flackerten, dicke, weiße Spinnenweben hingen von Vorsprüngen und die Wände waren von Moos und Ranken überzogen.

Link legte den Kopf in den Nacken und schaute zur Decke des runden Raumes, wobei er zwei Stockwerke zählte. „Wow, das ist riesig“, murmelte er, während er sich langsam um die eigene Achse drehend weiter in den Raum bewegte.

Plötzlich schoss Navi auf ihn zu und stieß ihn an. „Vorsicht, Link! Pass auf!“

Erschrocken riss Link den Kopf herum und entdeckte im letzten Augenblick die Dekuranha, die nach seinem Schwertarm schnappte. Reflexartig sprang er zur Seite, wo plötzlich der Boden unter seinem linken Fuß nachgab. Mit einem spitzen Schrei knickte er um, stürzte, rollte sich über den Boden ab und... blieb kleben!

„Verflucht, was...?“ Unter Aufbietung all seiner Kraft stemmte er sich wieder hoch, wobei seine Kleidung leise, reißende Geräusche von sich gab.

Nachdem er sich auf die Knie gehievt hatte, begutachtete er den sonderbaren Boden, auf dem er gelandet war, eingehender und staunte nicht schlecht. Er kniete auf einem riesigen Spinnennetz, das sich über den Zugang zu den Katakomben in den Wurzeln des Deku-Baumes spannte.

„Bei den Göttinnen! Kannst du dir die riesige Spinne vorstellen, die solch ein Netz spannt, Navi?“, stieß er hervor, während er die dicken Fäden begutachtete, aus denen das Netz gewoben worden war.

„Ich bin mir nicht sicher, ob ich mir so ein Riesenvieh überhaupt vorstellen möchte. Ich konnte Spinnen noch nie ausstehen...“ Das Feenmädchen unterdrückte nur mit Mühe ein Schaudern.

Link warf ihr einen überraschten Blick zu. „Ich dachte immer, ihr Feen wärt sanftmütig und würdet alle Lebewesen ehren.“ Navi zuckte mit den Schultern und verzog die Lippen zu einem entschuldigenden Lächeln, als Link aus den Augenwinkeln eine Bewegung ausmachte.

Ein riesiger Schatten bewegte sich durch die Katakomben und zog sich aus seinem Blickfeld zurück. „Ich glaube, wir haben unseren Übeltäter!“, triumphierte Link.

Navi jedoch, die seinem Blick gefolgt war, als dieser den Kopf herum gerissen hatte, seufzte und ließ die Schultern hängen. „Na klasse... Warum ausgerechnet eine mutierte Riesenspinne? Warum kein knuffiges Rieseneichhörnchen?“

Link hörte ihr jedoch gar nicht mehr zu und versuchte stattdessen mit kurzen, harten Schwerthieben das Netz zu zerteilen.
 

Nach mehreren Minuten ununterbrochener Bemühungen hatten sich erste Schweißflecken unter den Achseln des Jungen gebildet und sein langer Pony klebte ihm an der Stirn, aber das Netz hatte noch immer keinen Schaden genommen.

Missmutig verzog Link das Gesicht und seufzte: „Das hat keinen Sinn! Ich muss einen anderen Weg finden.“

Nachdenklich ließ er seinen Blick durch den Raum schweifen, bis er an einem der Vorsprünge hängen blieb, der so weit in den Raum reichte, dass man bei einem Sprung hinab direkt auf dem Spinnennetz gelandet wäre.

Link legte die Stirn in Falten und dachte nach, wie er diese Gegebenheit nutzen konnte. „Vielleicht, wenn ich von ganz oben springe... Ja, das könnte womöglich klappen…“

Entschlossen kämpfte er sich auf die Füße und marschierte auf eine rankenbewachsene Wand zu, wurde aber von seiner Fee zurückgehalten: „Hey! Du hast etwas vergessen!“

Navi zog und zerrte an seiner Mütze, die noch immer an der Stelle klebte, an der Link sie verloren hatte, als er sich abgerollt hatte. Fast schockiert griff er sich in das volle, lange Haar und lächelte Navi dann zu. „Ich danke dir. Ohne diese Mütze fühle ich mich irgendwie nackt.“
 

Nachdem er seine Mütze wieder eingesammelt hatte, kletterte er behände die Ranken hinauf in den ersten Stock. Vorsichtig balancierte er über einen schmalen Steg, der zu den nächsten Kletterpflanzen führte.

„Noch mehr Spinnen!“ Navi, die auf seiner Schulter saß, schüttelte sich vor Ekel. „Jetzt sei kein Hasenfuß.“ Wild entschlossen umfasste Link die Pflanzen und zog sich hoch.

Doch kaum hatten seine Füße den Boden verlassen, schossen die Spinnen auf ihn zu und attackierten ihn so lange, bis er den Griff um die Ranken löste und stürzte.

Vor Schmerzen ächzend, quälte Link sich wieder auf die Füße. Sein rechter Arm war mit Spinnenbissen übersät und er hatte vom Aufprall auf den Boden eine kleine Platzwunde an der Stirn.

„Hasenfuß, hm?“ Navi verschränkte die Arme vor der Brust und zog die Augenbrauen in die Höhe. Link warf ihr einen entnervten Blick zu. „Ja, ist ja gut. Du hattest Recht: Spinnen sind scheußlich. Zufrieden?“

Navi zuckte kurz mit den Schultern und schaute dann die Wand hoch. „Wie kommen wir denn nun hier hoch?“

„Das ist eine gute Frage...“ Link legte den Kopf in den Nacken und beobachtete die Spinnen, die in engen Kreisen über das Flechtwerk der Ranken krabbelten, während Navi die nähere Umgebung untersuchte.

„Hey, Link! Hier drüben ist eine Tür!“

„Eine Tür?! Im Deku-Baum?!“ Der Junge riss die Augen auf und starrte irritiert zu der Fee herüber, die eine wegwerfende Handbewegung machte als ob eine Tür im Inneren eines Baumes das Selbstverständlichste der Welt wäre.

Resignierend schüttelte Link den Kopf, schwor sich, sich in Zukunft über rein gar nichts mehr zu wundern, und machte sich auf den Weg zu seiner wartenden Begleiterin.
 

Sobald er die Tür geöffnet hatte, wurde er von einem Laubkerl angegriffen, der dem Eindringling kopfgroße Deku-Nüsse entgegen schleuderte. Doch jedes Mal, wenn Link versuchte, eine Gegenattacke zu starten, zog sich der Angreifer in sein mit Laub geschütztes Versteck zurück.

Link war bereits kurz davor verrückt zu werden, als er beobachtete wie eine der Nüsse, die ihn verfehlt hatten, von der Wand abprallte.

„Das ist die Idee!“, jubelte er und hielt bei der nächsten Attacke den Holzschild fest vor seinen Körper, anstatt auszuweichen.

Die Nuss prallte ab und schoss mit fast ungeminderter Geschwindigkeit auf den Laubkerl zu, der so schnell gar nicht reagieren konnte. Das Geschoss knallte ihm mit voller Wucht gegen die lange, rüsselartige Nase und er ging ohnmächtig zu Boden.

Vorsichtig stieg Link über den leblosen, kugelförmigen Körper, der mit orange gefärbten Laub bedeckt war, und schlich zu der nächsten Tür, die ihn weiter in den hohlen Ast führte.
 

Der nächste Raum, den er betrat, war durch einen tiefen, klaffenden Graben zweigeteilt. Vorsichtig näherte sich Link dem steilen Abhang und schaute hinab. Von hier oben hätte ein Sturz tödlich sein können, doch auf der gegenüberliegenden, tiefer gelegenen Ebene stand eine große Holzkiste, die verdammt verlockend aussah.

Link holte tief Luft, ging ein paar Schritte zurück, nahm Anlauf und setzte mit einem beherzten Sprung über den Graben. Geschmeidig wie eine Katze landete er und rollte sich ab, wobei er mit dem rechten Fuß gegen die Kiste stieß. „Autsch...“

„Wie überaus elegant…“, spottete Navi, die ohne Mühe den Graben überflog. Link verengte die Augen zu schmalen Schlitzen und streckte ihr die Zunge raus. „Sehr witzig...“

Dann wandte er sich der Truhe zu, deren Deckel sich bereitwillig öffnen ließ. In ihrem Innern lag auf einem mit dunkelblauen Samt bezogenem Kissen eine Schleuder und ein kleiner, prall gefüllter Lederbeutel.

Aufgeregt schaute Link zu Navi hoch und verzog die Lippen zu einem schelmischen Grinsen: „Ich glaube, ich weiß, wie wir die Spinnen davon überzeugen können, uns die Ranken hochklettern zu lassen.“

Neugierig zog er den Lederbeutel auf, um dessen Inhalt zu überprüfen. „Das sind Deku-Kerne“, erklärte Navi, als sie die hasenkotgroßen, hellbraunen Kugeln sah. „Klein und ungewöhnlich hart. Du kannst sie bestimmt gut als Munition für die Schleuder benutzen.“

Glücklich wegen dieses neuen Hoffnungsschimmers drehte Link sich beschwingt um und erstarrte.

Navi, die neben ihm schwebte, sah ihn geringschätzig an: „Jetzt sag nicht, du hast dir bei deinem Sprung hier herüber nicht vorher überlegt, wie du wieder zurückkommst.“

Betreten zog Link die Schultern hoch und machte ein verlegenes Gesicht, während ihm das Blut in die Wangen schoss. „Oh, bei den Göttinnen!“ Navi schlug sich eine Hand gegen die Stirn und schüttelte den Kopf. „Ich glaub das nicht…“

Mit brennenden Wangen starrte Link an die gegenüberliegende Wand, um Navis Blick nicht zu begegnen. Er wusste, dass sie Recht hatte, dass er mal wieder gehandelt hatte, ohne vorher über die Folgen nachzudenken.

Einige Momente blickte Link unbewegt an die Decke über dem Graben, ohne etwas zu sehen, doch mit einem Mal wurde ihm bewusst, auf was er da so starr schaute: „Navi! Sieh mal – da oben hängt eine Leiter. Meinst du, du kriegst sie da runter?“
 

Nachdem die zierliche Fee fast eine Minute an der untersten Sprosse gezerrt hatte, gab sie auf. „Keine Chance. Und jetzt?“

Link kaute nachdenklich auf der Unterlippe und drehte die Schleuder zwischen den Händen, als ihm eine Idee kam. „Vorsicht, Navi, geh mal zur Seite. Ich glaub, ich weiß, wie ich das Ding da runterhole.“

Nachdem die Fee sich auf Links Schulter niedergelassen hatte, holte er einen Kern aus dem Lederbeutel, legte ihn an das breite Gummiband der Schleuder, zog daran und zielte auf den Nagel, mit dem die Leiter befestigt war. Als das Geschoss gegen den eisernen Bolzen knallte, gab es ein plingendes Geräusch, das von einem lauten Krachen abgelöst wurde, als die Leiter auf den schmalen Felsvorsprung auf der gegenüberliegenden Seite fiel.

Die Länge passte perfekt, sodass der Junge jetzt nur noch an die Leiter springen und hochklettern musste. „Heureka!“ Link grinste Navi an, die ihre Lippen zu einem abschätzigen, schiefen Lächeln verzog. „Reine Glückssache...“

Mit einem Schulterzucken tat Link diesen Seitenhieb einfach ab und nahm Anlauf, um zur Leiter zu springen, als ihm bewusst wurde, dass er gar nicht beide Hände frei hatte. „Verflixt, wenn ich nur eine freie Hand habe, wird der Sprung doppelt riskant...“

Hilfesuchend sah er Navi an, die triumphierend grinste. „Zeit für den Lederbeutel, den ich dir draußen gegeben hab.“

Link betrachtete den kleinen Beutel nachdenklich. „Und was soll ich damit? Er ist viel zu klein.“ Er legte die Schleuder, die einige Zentimeter länger und breiter als der Beutel war, auf das Leder und hielt beides seiner Begleiterin unter die Nase.

„Steck sie trotzdem in den Beutel. Vertrau mir.“ Navi zwinkerte ihm zu. Link hob den Kopf und sah die Fee zweifelnd an, kam aber dennoch ihrer Aufforderung nach.

Entgegen seiner Erwartungen verschwand die Schleuder vollständig im Inneren des Beutels. „Jetzt noch der Munitionsbeutel!“, forderte Navi.

Link bekam große Augen, als auch dieser in dem kleinen Ledersäckchen verschwand und sah Navi, die sichtlich amüsiert war, ungläubig an.

„Feenzauber“, erklärte sie. „Einige andere Feen und ich haben diesen Beutel verzaubert. Du wirst es nicht glauben, aber sein Fassungsvermögen ist jetzt unendlich. Du kannst alles hineinstecken, ohne dass er voll oder schwerer wird.“

„Das ist unglaublich!“, stieß Link hervor und starrte noch immer mit großen Augen auf den kleinen Beutel in seiner Hand.

Es dauerte einen Moment, bis er sich von seinem Schock erholt hatte, doch dann befestigte er das Säckchen wieder an seinem Gürtel und nahm erneut die Leiter ins Visier. „Ich hoffe nur, sie ist nicht so morsch, wie sie aussieht...“, flehte Link leise, als er sich vom Boden abstieß und über den Graben sprang.

Er bekam eine der Sprossen mit der linken Hand zu fassen und zog sich schnell an die Leiter heran, um festen Halt zu finden, doch als er seine Füße auf eines der unteren Hölzer stellte, brach es und Link wäre beinah doch noch in die Tiefe gestürzt.

„Doch, sie ist so morsch wie sie aussieht!“, bemerke Navi lakonisch, während Link sich unter Aufbietung all seiner Kraft wieder hochzog und den Rest der Leiter erklomm.

„Ach, wirklich? Hätte ich jetzt gar nicht gemerkt.“ Mit einem grimmigen Gesichtsausdruck klopfte er Schmutz und Spinnenweben von seiner Tunika und begutachtete eine frische Schürfwunde an seinem rechten Knie.

Navi kicherte leise und setzte sich auf seine Schulter. „Du weißt doch, dass ich das nicht so meine. Wenn ich auch nur eine Sekunde lang geglaubt hätte, dass du es nicht schaffen würdest, hätte ich... Ich weiß nicht, was ich dann getan hätte. Sieh mich an: Ich bin nur eine schwache Fee. Ich kann nicht viel tun.“

Link lächelte sie versöhnt an: „Du tust schon eine ganze Menge. Zum Beispiel treibst du mich in den Wahnsinn.“ Er grinste und die Fee kuschelte sich zufrieden in sein weiches, braunes Haar.
 

Im Raum nebenan lag der Laubkerl noch immer bewusstlos auf dem Boden. Link schlich um ihn herum und grinste: „Den hat’s ganz schön erwischt.“

Als sie endlich wieder bei der von Spinnen bewachten Wand ankamen, steckte Link seine Hand in den Wunderbeutel und erbleichte. „Ey, was soll denn das?! Der Beutel ist leer! Toller Zauber!“

„Du weißt nur noch nicht damit umzugehen“, verteidigte Navi ihr Werk. „Steck deine Hand wieder rein und denk dabei an deine Schleuder – am besten stellst du sie dir gleich geladen vor. Das spart Zeit.“

Link tat wie ihm geheißen und plötzlich spürte er die Schleuder und einige Deku-Kerne in der Hand. „Das ist ja verrückt!“

Eine der Spinnen kam gefährlich weit nach unten gekrabbelt und machte Anstalten, Link erneut in den Arm zu beißen, sobald er die Ranken ergreifen würde.

Link legte mit der Schleuder an und zielte dem riesigen Ungeziefer genau zwischen die Augen. Der Kern flog zischend durch die Luft, durchschlug den knöchernen Schutzpanzer der Spinne und tötete sie auf der Stelle.

Mit einem dumpfen Geräusch prallte sie vor Links Füßen auf, der keine Zeit verlor und auch noch die anderen Achtbeiner niederstreckte. Anschließend erklomm er geschwind das Rankenwerk, näherte sich vorsichtig dem Ende des Vorsprungs und warf einen Blick herunter.
 

Tief unter ihm schimmerte das riesige, weiße Netz und die Dekuranha, die ihn zuvor angegriffen hatte, döste gemütlich neben dem Zugang zu den Katakomben.

Link atmete noch einmal tief durch, nahm all seinen Mut zusammen und sprang.

Wie ein Meteor raste er zu Boden, bis er schließlich auf das Netz traf. Sein Körper wurde für einen kurzen Moment schmerzhaft zusammengestaucht, doch dann gab das Netz tatsächlich nach und riss.

Mit einem lauten Platschen landete Link in einem Wasserbassin.

Als er wieder auftauchte und sich die nassen Haare aus der Stirn strich, schwebte Navi vor ihm und sah ihn besorgt an: „Na, alles noch dran?“ Link nickte und schwamm ans Ufer.

„Alles klar, wo geht es hier jetzt weiter?“ Die beiden Abenteurer blickten sich um und entdeckten eine von Spinnenweben verdeckte Tür.

„Die mutierte Riesenspinne ist aber in diese Richtung verschwunden.“ Navi deutete auf eine höher gelegene Ebene auf der anderen Seite des Wasserbassins.

„Ich weiß. Aber kannst du mir mal verraten, wie ich da hochkommen soll? Ich hab weder Sprungfedern unter den Stiefeln noch kann ich fliegen. Wir müssen einen anderen Weg finden – und unser Feind hätte sich sicherlich nicht so viel Mühe damit gegeben, diese Tür unpassierbar zu machen, wenn sie uns nicht näher an unser Ziel bringen würde“, hielt Link dagegen.

„Oder es ist eine Finte und soll uns in eine Falle locken“, konterte Navi, aber Link zuckte nur mit den Schultern und untersuchte das Netz nach Schwachstellen. „Das werden wir herausfinden. Ich mach mir jedenfalls wegen eines dahergelaufenen Ungeziefers nicht ins Hemd.“
 

Nachdem jegliche Versuche, das Netz zu zerreißen oder zu zerschlagen missglückt waren, ließ Link frustriert den Blick durch den Raum gleiten.

In einer Ecke entdeckte er schließlich eine brennende Fackel.

„Hey, Navi, du hast hier nicht zufällig einen Ast oder etwas Ähnliches gesehen?“, fragte der Junge ohne viel Hoffnung auf eine positive Antwort.

Die Fee schüttelte verwirrt den Kopf, als plötzlich das Maul einer Dekuranha aus einem nah stehenden Gebüsch hervor schnellte. Geschickt drehte Link sich aus der Gefahrenzone und schlug der Pflanze den Kopf ab.

Während er auf die toten Überreste der Angreiferin schaute, kam ihm eine Idee.

Er ließ sich auf die Knie fallen und schlug den langen, einst beweglichen, aber im Tod steifen Hals der Pflanze kurz über dem Blattansatz ab.

Navi beobachtete irritiert, wie er mit dem Pflanzenhals durch den Raum lief, den Stab an der Fackel entzündete und zu dem über die Tür gespannten Netz eilte. Das Feuer erfasste das Netz in Windeseile und brannte es vollständig ab, während Link seinen brennenden Stab auf den Boden warf und mit den Stiefeln die Flammen austrat.

Den gelöschten Stab ließ er in seinem Wunderbeutel verschwinden und trat dann durch die Tür in den nächsten Raum, wo er erneut von einem angriffslustigen Laubkerl in Empfang genommen wurde. Schnell schleuderte er die heranrasende Deku-Nuss mit dem Schild auf den Angreifer zurück und lauschte dem schmerzerfüllten Quieken des Laubkerls, das ihm verriet, dass die Nuss ihr Ziel getroffen hatte.

Link steckte seinen Schild wieder zurück und schaute mitleidig auf das jammernde Bündel Laub, das versuchte, sich mit seinen kurzen Ärmchen die schmerzende Nase zu halten. Vorsichtig näherte er sich dem Laubkerl, der daraufhin ängstlich zurück sprang.

„Hab keine Angst. Ich will dir nicht wehtun. Ich kann nur nicht zulassen, dass du mich angreifst. Verstehst du?“ Ganz langsam und mit ausgestreckter Hand ging Link weiter auf sein Gegenüber zu. Navi, die ihm auf der Schulter saß, rutschte nervös hin und her.

„Du tust mir nicht weh?“ Die Stimme des Laubkerls war schrill und klang seltsam hohl wie ein schlecht gestimmtes Blasinstrument. Link schüttelte den Kopf und blieb stehen, um den armen Kleinen nicht noch mehr zu ängstigen.

„Oh, ich danke dir!“ Der Laubkerl warf sich Link zu Füßen, nur um gleich wieder aufzuspringen und um den Jungen herum zu tanzen. Navi, die sich vor dem herumwirbelnden Laubkerl fürchtete, kroch immer tiefer zwischen Links Haare und seine Mütze.

„Ich weiß, wie ich mich dir erkenntlich zeigen kann!“, quäkte der Laubkerl. „Tief in den Katakomben hat sich eine riesige Spinne eingenistet, die uns Laubkerle in die Sklaverei gezwungen hat und sich von den Wurzeln des Deku-Baumes ernährt. Wenn du sie nicht bald besiegst, wird der Deku-Baum nicht mehr lange zu leben haben.

Leider weiß ich nichts über ihre Schwächen, aber mein Bruder kennt sich damit aus. Er wird sein Wissen allerdings nur kundgeben, wenn du vorher das Rätsel löst, das er und unsere Cousins sich ausgedacht haben.

Also hör mir gut zu: Rechts vor links, aber die goldene Mitte geht vor! Merk dir diesen Satz. Ich bin mir sicher, du wirst wissen, wie du ihn zu gebrauchen hast.“ Mit diesen Worten wirbelte der kleine Laubkerl herum und eilte aus dem Raum.
 

Vorsichtig kam Navi wieder unter Links Mütze hervorgekrochen: „Ich hoffe, er hat die Wahrheit gesagt. Diese Laubkerle sind mir nicht geheuer.”

Link, der die kleinen Blattgnome insgeheim niedlich fand, zuckte nur mit den Schultern und schickte sich an, die Suche nach der Riesenspinne fortsetzen, aber die Tür zum nächsten Raum war mit Eisenstäben blockiert.

„Die kann ich definitiv nicht einfach abbrennen“, murmelte der Junge nachdenklich, während er nach einem Weg suchte, die Tür passierbar zu machen.

„Hey, Link, hier oben!“ Navi deutete auf ein steinernes Auge, das über der Tür in die Wand gelassen war. „Ich glaube, die Pupille ist ein Druckschalter.“

Navi warf sich mit voller Kraft gegen das Auge und trudelte benommen zu Boden. Link fing sie auf und betrachtete sie besorgt. „Alles okay?“

„Ja, doch, denke schon.“ Navi nickte vorsichtig mit dem Kopf. „Ich hab nur unterschätzt wie fest der Knopf sitzt.“ „Du hast dein Bestes getan. Jetzt lass mich mein Glück versuchen.“

Link setzte die noch immer leicht benommene Fee auf seine Schulter, holte Schleuder und Munition aus seinem Beutel und schoss auf den Schalter, der mit einem leisen Klacken einrastete. Sofort begannen die Stäbe zu wackeln und nur einen Moment später wurden sie hochgezogen, sodass die Tür freigegeben wurde.
 

In den nächsten Räumen gab es keine größeren Herausforderungen, trotzdem Navi ermahnte Link immerzu, nicht nachlässig zu werden und immer wachsam zu bleiben, schließlich wisse man nie, wann der Feind zuschlage.

Mit ihren ununterbrochenen Belehrungen ging die Fee ihrem Schützling gehörig auf die Nerven, doch schon bald musste Link am eigenen Leib erfahren, wie Recht seine Begleiterin mit diesen Warnungen hatte...

Die Beiden traten in einen leeren, runden Raum, der durch einen schmalen Schacht mit dem nächsten Raum verbunden war.

„Link, dieser Raum ist mir nicht geheuer.“ Ängstlich schaute Navi sich um. „Es ist zu ruhig hier.“

„Ich weiß gar nicht, was du hast. Wir sind in den vorherigen Räumen doch auch kaum Gegnern begegnet.“ Link schritt in die Mitte des Raums und breitete die Arme aus als wolle er sagen „Siehst du? Hier ist rein gar keine Gefahr!“

Doch plötzlich fiel etwas Rundes von der Decke auf Link herab und der Junge wurde von einem schweren Gewicht auf den Boden gedrückt, während scharfe Krallen in sein Fleisch schnitten.

„Iiiiiih! Eine riesige Babyspinne!“, kreischte Navi reflexartig und zog so versehentlich die Aufmerksamkeit des Angreifers auf sich.

Link nutzte diesen kurzen Moment, in dem die Spinne abgelenkt war, und rollte sich auf den Rücken, wobei er sein Schwert zog, das er dem Angreifer auf sich tief in Kehle rammte.

„Link, pass auf!“

Neben ihm klatschten zwei weitere Spinneneier auf den Boden, deren Schalen sogleich aufgerissen wurden.

Link stieß den leblosen Körper von sich, rappelte sich auf die Beine und nahm den Kampf mit den jungen Spinnen auf.

„Du hattest Recht, Navi. Nie die Wachsamkeit vernachlässigen“, keuchte er, als er sein Schwert aus der letzten besiegten Angreiferin zog.
 

Langsam und mit schmerzenden Gliedern kroch er durch den engen Schacht, der ihn zurück in den Raum mit dem Wasserbassin führte, aber dieses Mal befand er sich auf der höher gelegenen Ebene.

Von einigen Dekuranhas, die ein jähes Ende fanden, umrahmt, lag der Zugang zu dem nächsten Gewölbe vor ihm. Doch wie schon befürchtet, war auch dieses Loch mit einem Spinnennetz überspannt.

Link blickte sich um. Die einzige, erreichbare Fackel stand auf der gegenüberliegenden Seite, von dort aus käme er jedoch nicht wieder auf die höhere Ebene.

Während er noch grübelte, entdeckte er einen riesigen Felsblock, der hoch genug war, um als Zwischenebene zu fungieren.

Schnell schob Link den Block, der mit einem lauten Platschen und einer großen Wasserfontäne im Bassin landete, über die Kante und sprang zu der Fackel, an der er seinen Stab entzündete. Mit dem brennenden Stab in der Hand sprang er zurück auf den Felsen, kletterte das letzte Stück hoch und lief geschwind zu dem störenden Netz.

Kaum waren die letzten Fetzen verbrannt, stürzte sich Link in die Tiefe, wo er in einem natürlichen See landete.
 

Das kalte Wasser war ein Segen für seine schmerzenden Glieder, die sich wie geschwollen anfühlten. Er drehte ein paar Runden im kühlen Nass und schwamm dann zum Ufer, wo drei Laubkerle sich bereits versammelt hatten.

„Das müssen die Cousins und der Bruder des Kleinen von vorhin sein“, mutmaßte Navi, als sie die Drei betrachtete. „Hast du eine Ahnung, was er mit diesem Spruch gemeint hat? Wie war der noch gleich?“ „Rechts vor links, aber die goldene Mitte zuerst.“ Navi und Link sahen sich ratlos an, doch als die erste Deku-Nuss auf sie zu flog, kam Link eine Idee.

Er hielt seinen Schild so, dass die abgelenkten Nüsse erst den mittleren, dann den rechten und zu guter Letzt den linken Laubkerl trafen, der quiekend auf sie zukam: „Woher kanntest du unser Geheimnis?“ Link zuckte mit den Schultern und flunkerte: „Glück, würde ich sagen.“

„Nun, wie dem auch sei, du hast das Rätsel gelöst und als Belohnung werde ich dir etwas verraten: Gohmas Schwachstelle ist ihr riesiges Auge. Besonders empfindlich ist es, wenn es sich rot verfärbt.“ Mit diesen Worten machten sich die Laubkerle auf und davon.

„Ich frage mich, warum sie nicht selbst gegen die Spinne angegangen sind, wenn sie doch ihren Schwachpunkt kennen“, wunderte sich Navi, während sie den Flüchtenden nachsah. „Womöglich ist dieses Vieh gefährlicher als wir vermuten.“

„Das werden wir gleich herausfinden.“ Link zog Schwert und Schild, straffte die Schultern und trat in das Versteck Gohmas.



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