Zum Inhalt der Seite

Ronin

Der gefallene Samurai
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo Leute,

das erste Kapitel meiner neusten Geschichte... Ich habe schon ein wenig weitergeschrieben und das ein oder andere Kapitel erstellt. Ich kann nicht sagen, wann und wie oft ich hochladen kann, versuche es aber konstant zu halten.

Erneut noch einmal die Warnung: Diese Geschichte ist höchstwahrscheinlich für ältere Leser geeignet. Ich denke aber nicht, dass sie komplett adult ist. Zudem finde ich das hiesige Beschränkungssystehm für sehr schwierig...
Ich verdiene außerdem kein Geld mit der Geschichte und höchstens die verschiedenen eigenen Charaktere, sind von mir. Ich beinhalte keine Rechte der Naruto-Welt und schreibe nur zum Spaß.

Ich wünsche viel Spaß beim lesen und hoffe, ihr gebt mir ein wenig Feedback in den Kommentaren.
Bis dahin,
Amogan Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 1.

Die Stimmen wurden lauter und der junge Mann wurde vom hellen Sonnenlicht geblendet. Die Strahlen fielen auf den steinernen Boden des Podestes, wo sich ein großer Teil des Dorfes versammelt hatte. Unsanft wurde er an den Schultern gepackt und zu Boden gedrückt. Der Mann wehrte sich nicht. Er hatte es verdient, das wusste er. Die Person, die ihm so wichtig war, die er niemals enttäuschen wollte, schaute ihn traurig an. Auch wenn er als Dorfoberhaupt die Führung des Dorfes übernahm, so war er auch die Bezugsperson des Mannes. Eine Leere breitete sich in ihm aus. Das Gefühl des Verrats lag in der Luft und schmerzte mehr, als es eine Klinge jemals könnte.
 

Der Wind wehte rau und die vielen Banner, die um den steinernen Platz aufgestellt waren, flatterten unruhig. Die blonden Haare des Mannes wurden zerzaust und es trieb ihm Tränen in die Augen. Er verbeugte sich vor dem Dorfoberhaupt so tief er konnte. Er drückte seine Stirn gegen den Stein, so fest, dass es schmerzte. Die Finger griffen in die Fugen und in seinem Mund spürte er den unangenehmen Geschmack des Steines. Er offenbarte nur zu gerne dem Dorfoberhaupt diese verletzbare Stelle und wartete, für seine Tat bestraft zu werden. Er hatte Schande über seinen Familiennamen, sein Dorf und seinen Herrn gebracht. Ihm war es nur recht, denn etwas anderes verdiente er nicht.
 

"Sieh mich an, Naruto." brummte der alte Mann vor ihm und stellte sich genau vor den Angesprochenen. Langsam hob dieser seinen Kopf an und schaute in das faltige Gesicht von Hirunzen Sarutobi, der ihn bedauernd musterte. Der alte Mann hatte sein Leben wirklich gelebt und man sah ihm die vielen Jahre an. Das Haar war schneeweiß, ebenso der Bart und seine kleinen Augen drückten nichts als Mitleid aus. Aus seinem weißen Kimono zog er eine Schriftrolle hervor. Naruto senkte sofort wieder seinen Kopf und wagte es nicht, seinen Herrn anzuschauen.
 

"Naruto Namikaze. Dein Versagen kann nicht toleriert werden. Du hast deine Ehre verwirkt und Schande über deine toten Eltern gebracht. Gestehst du deine Schuld ein?" Die tiefe Stimme des Dorfoberhauptes war überall auf dem Platz zu hören. Sofort verstummten alle Anwesenden. Naruto nickte mehrmals heftig, schaute aber seinen Herrn nicht an.
 

"Ich bin schuldig. Ich habe versagt und erwarte mein Schicksal. Ich werde alles tun, was ihr von mir verlangt." Der Mann, der Naruto hieß presste die Zähne zusammen und versuchte, die Tränen zu unterdrücken. Der Hokage nickte ihm einmal zu, ehe er sich den Dorfbewohnern zu wand.
 

"Ich, Hirunzen Sarutobi, Hokage der dritten Generation, beschuldige, Naruto Namikaze, seine Pflicht vernachlässigt zu haben. Als einer meiner Samurai, meiner Leibwache, erwarte ich immer seine vollste Perfektion. Du hast mich schwer enttäuscht, Naruto. Du weißt, was auf die Vernachlässigung deiner Pflicht steht?"Der alte Mann schaute wieder zu dem Mann zu seinen Füßen.
 

"Die Strafe ist der Tod, mein Herr!" sagte Naruto laut. Er presste die Augen zusammen und hoffte, dass seine Stimme nicht versagte.
 

"Das ist Richtig. Doch ich werde dir nicht erlauben, zu sterben. Ich erlaube dir nicht, im Totenreich weiterzuleben, während du hier unter uns Lebenden deinen Herrn verraten hast. Ich genehmige dir nicht deinen eigenen Tod, um deine Ehre wiederherzustellen. Du sollst dein Leben weiterführen, doch tue dies in Schande. Tue es mit dem Wissen, dass du deine Ehre verloren hast. Ich verstoße dich aus den Reihen meiner Samurai und aus dem Dorf Konoha. Hole dein Schwert hervor!" befahl der Hokage laut und Naruto zuckte zusammen.
 

"M-Mein Herr!" panisch schaute er auf den älteren Mann und kassierte dafür sofort einen Tritt in die Rippen. Schmerzerfüllt zog er Luft ein und zwang sich, ruhig zu bleiben.
 

"Dein Schwert!" donnerte das Dorfoberhaupt und Naruto griff hektisch nach seinen Katana, die an seinem Gürtel befestigt waren. Ohne seinen Herrn anzuschauen, legte er es auf den steinernen Boden vor sich und verneigte sich mehrere Male. Die Menge begann zu tuscheln, doch auf ein Zeichen des Hokagen verstummten sie sofort wieder.
 

"Ich erkläre dich zu einem Ronin. Einem herrenlosen Samurai, der in Ungnade leben soll, bis er eines grausamen Todes stirbt. Ich gewähre dir ein Schwert und Rationen für eine Woche. Solltest du jemals wieder einen Fuß in dieses Dorf setzten, droht dir der Tod." Damit drehte sich der Hokage um und ließ den jungen Namikaze zurück. Die Wachen, die links und rechts neben ihm standen, entrissen ihm eines seiner beiden Schwerter und ließen Naruto zurück.
 

Die Tränen tropften auf den Stein unter ihm, während er sich noch immer verneigte, auch wenn der Hokage schon nicht mehr da war. Diese Strafe war für ihn schlimmer als der Tod. Er hatte sich gewünscht, wenigstens dies selbst zu bestimmen und sein Ableben dem Dorf und dem Hokagen zu opfern. In Ungnade zu fallen und mit dieser Schande zu leben, war das Schlimmste, was man ihm hätte antun können. Naruto schluchzte kurz, doch niemand hörte sein Leiden. Er verfluchte innerlich seine Schwäche. Die Schwäche, die Aufgabe des Hokagen nicht erfüllt zu haben, ihn enttäuscht zu haben. Er verfluchte die Götter, die ihn nicht haben sterben lassen. Immer und immer wieder verfluchte er sich selbst und konnte an nichts anderes mehr denken, als an den Fehler, den er begangen hatte...
 


 

Die Nacht war über das Dorf Konohagakure eingezogen. Der Mond wurde von den Wolken verdeckt und nur schwach schimmerten einige hellen Strahlen hindurch. Naruto Uzumaki, seines Zeichens Samurai aus dem Feuerreich und Leibwächter des Hokagen lehnte sich gegen die dünne Holzwand, die das Innere des Gebäudes schützte. Er fuhr sich durch die blonden Haare, die inzwischen länger waren, als ihm lieb war. Die andere Hand ruhte auf dem Griff seines Katanas, das in dem Band, welches um seine Hüfte gebunden war, steckte. Er war ein schmächtiger, blasser Junge, der von der Größe her, an die anderen Männer aus seinem Alter heran ragte. Er war weder besonders riesig, noch zu klein. Seit seinem sechsten Lebensjahr wurde er trainiert, ein Samurai zu sein. Er diente seinem Herrn auf jede erdenkliche Weise. Heute Nacht bewachte er den Daimyo des Feuerreiches, der sich auf einer Reise durch sein Land befand. Er schlief in dem Palast von Konoha, in dem nur sehr hochrangige Personen nächtigen durften. Naruto hatte von Sarutobi die Aufgabe bekommen, den Fürst zu bewachen. Einige andere Samurai befanden sich noch im Haus, doch der Uzumaki hatte die wichtigste Aufgabe. Er leitete die Wache und war der ranghöchste Krieger, der hier Anwesenden. Eine solch hohe Position war recht ungewöhnlich, besonders, da er noch sehr jung war. Erst zwanzig Sommer hatte er gesehen und war fast noch ein Junge in dieser Welt der Männer. Sein Vater, Minato, war der talentierteste Samurai, der je in diesem Dorf gedient hatte. Er war der Inbegriff von Ehre und Loyalität und unterstützte den Hokagen in sämtlichen Belangen. Er galt als weise und friedfertig und war sowohl im Volk, als auch unter den anderen Samurai sehr beliebt. Er starb an dem Tag von Narutos Geburt, ebenso wie seine Mutter, Kushina, die eine einfache Plantagenarbeiterin war. Das Dorf wurde an diesem Tag von einem gewaltigen Heer aus dem Blitzreich angegriffen und beinahe zerstört. Dank der eintreffenden Hilfe aus dem Windreich, konnte dennoch ein Sieg errungen worden. Narutos Vater und seine Mutter starben. Minato verteidigte den Hokagen gegen eine unglaubliche hohe Anzahl von Feinden, während Kushina noch während des Angriffes auf den Tempel, im Bett getötet wurde. Naruto wurde von einigen Mönchen in Sicherheit gebracht und später zu Iruka Umino gebracht, der den Jungen wie sein eigen Fleisch und Blut aufzog. Der Namikaze hatte unheimlich große Fußstapfen zu füllen, die unerreichbar für ihn schienen. Ewig wurde er mit seinem Vater verglichen und auch die Lehrer erwarteten immer nur Bestleistungen. Ohne Frage, der Junge war talentiert und kaum jemand konnte ihm das Wasser reichen. Es gab einige fähige Krieger im Dorf und nur wenige waren so gut wie Naruto. Sasuke Uchiha, aus dem mächtigen Uchiha-Clan zum Beispiel, oder sein großer Bruder Itachi, der der jüngste Hauptmann der Wache aller Zeiten war. Naruto hatte immer wenige Freunde und machte sich mit seiner abweisenden Art auch selten welche. Am allerwichtigsten war ihm jedoch die Meinung des Hokagen. Hirunzen Sarutobi war das Vorbild von Naruto. Ein alter Samurai, der in vielen Kriegen und Schlachten gekämpft hatte, der weise und gerecht über das Volk herrschte. Er war immer höflich, auch wenn ihm etwas nicht gefiel und der Namikaze hatte ihn oft Großvater genannt. Viele, besonders die älteren Samurai meinten, dass er dies nur tat, um sich beliebt zu machen, doch Naruto war wirklich vernarrt in den alten Mann. Von ihm hatte er die wichtigsten Lektionen für sein Leben gelernt. Dass er sein großes Vorbild beschützen durfte, machte ihn so unglaublich stolz. Es war die höchste Art der Ehrerbietung, dem Kagen zu dienen. Sie waren anders, als die Fürsten: Krieger, die sich durch besondere Taten in Kriegen oder politischen Konflikten, bewiesen hatten. Sie wurden in ein Dorf oder eine kleinere Stadt geschickt um von dort aus, das Land zu verwalten. In diesem Fall war es Konohagakure, das Dorf versteckt hinter den Blättern. Es gab einige versteckte Dörfer, von denen nur wenig bekannt war. Viele Samurai gingen aus den großen Festungen und Städten in diese Dörfer, um bei der Ausbildung oder dem Schutz dieser Siedlungen zu helfen. Samurai, die es schafften, Leibwächter des Kagen zu werden, wurden Wächter genannt. Sie waren meist den anderen Kämpfern überlegen oder erfüllten wichtige Aufgaben für ihren Herrn. Sie unterstanden nur dem jeweiligen Kage und kein Fürst hatte Entscheidungsgewalt. Sie folgten ihrem Herrn überallhin, auch in den Tod. Hirunzen Sarutobi setzte nicht nur auf gute Kämpfer. Er nahm zum Beispiel Shikamaru aus dem Nara-Clan in seine Wache auf, der ein besonders guter Stratege war.
 

Konohagakure selbst war ein idyllisches Dorf, das eine der besten Schwertschulen des Landes hatte. Viele bedeutende Samurai kamen aus der Siedlung und die Traditionen waren alt und Jahrhunderte alt. Von allen versteckten Dörfer, war Konoha das Größte. Es gab einige Minen, die wertvolle Bodenschätze ans Tageslicht förderten. Die Erde war fruchtbar und die weiten Ebenen bieten genug Platz für die Landwirtschaft. Konoha beherbergte zwei große Clans. Die Uchihas und die Hyuugas. Beide brachten unglaubliche Kämpfer hervor, da es seit vielen Generationen die Pflicht eines jeden Familienmitgliedes war, die alten Werte weiterzugeben. Seit Kindesbeinen wurden sie für den Kampf trainiert und jeder Fürst überlegt es sich zweimal, Konoha wirklich anzugreifen. Selbst die Frauen wurden in den beiden Clans im Kampf geschult, was eher untypisch war. Normalerweise halfen sie auf den Feldern oder waren für die Kinder zuständig. Die Uchihas und Hyuugas waren sehr fortschrittlich, denn ihre weiblichen Mitglieder waren nicht selten ebenso fähig wie ihre Männer. Die Philosophie, dass die Frau auch Haus und Hof verteidigen sollten, wenn die Männer nicht da waren, hatte sich hier besonders eingebrannt.
 

Naruto seufzte und schaute in die dunkel Nacht hinaus. Es war schon lange nach Mitternacht und die Müdigkeit setzte bei ihm ein. Er hatte den ganzen Tag die junge Generation trainiert und hatte dementsprechend viel Kraft verbraucht. Auch wenn Konohagakure das Größte aller Dörfer war, so herrschte hier dennoch eine familiäre Situation. Jeder kannte jeden und nicht selten gab es mehrere Familien mit demselben Namen. Naruto war der letzte seiner Familie. Er hatte keine Geschwister. Der Namikaze-Clan wurde bei einem Angriff auf ihr Dorf vernichtet und nur Minato konnte nach Konoha fliehen. Kushina war eine geborene Uzumaki, deren Clan sich im Strudelreich befand. Der blonde Mann kannte jedoch kein weiteres Familienmitglied. Seine Mutter wurde verstoßen, da sie ohne Erlaubnis ihrer Eltern eine Ehe mit Minato einging und sogar ein Kind zeugten. Sie war als Clanlose also wenig wert und nur ihr Ehemann schützte ihre Ehre. Niemand hatte es gewagt, sich mit ihm anzulegen.

Als letzter einer Familie aufzuwachsen war hart, da der Clan das wichtigste in Konoha war. Er definierte Wohlstand, Position, Macht oder Ansehen. Selbst wenn man noch nichts geleistet hatte, aber aus dem Hyuuga-Clan stammte, so war man mehr wert, als ein Nara oder ein Aburame. Als Umino hatte Naruto noch weniger Rechte, als ein Namikaze, daher behielt er auch diesen Namen. Sein Ziehvater Iruka starb vor zwei Wintern, als er einer schweren Erkrankung erlag. Wieder stand Naruto alleine da und nur der Hokage war die einzige Konstante.
 

Ein Schatten erweckte die Aufmerksamkeit des blonden Mannes, der an einem Busch vorbeihuschte. Sofort zog er mit einer schmeidigen Bewegung sein Schwert und hielt es in einer Abwehrhaltung. Auch wenn es nichts sein könnte, so war er dennoch vorsichtig. In dieser Welt hieß es Leben oder Sterben. Entweder man tötete zuerst, oder man wurde getötet. Naruto war lieber auf der sicheren Seite und bewegte sich langsam auf den Strauch zu. Plötzlich flogen einige Wurfsterne auf ihn zu und nur dank einer Ausweichrolle, schaffte es der Namikaze, den tödlichen Geschossen auszuweichen. Aus dem Busch sprang eine vermummte Gestalt. In seiner linken Hand hielt er einen langen Dolch, mit dem der Fremde nach Naruto schlug. Dieser parierte jedoch den Angriff zielsicher. Ein kurzer Schlagabtausch entstand und das Klirren der Klingen, die aufeinander trafen erhellte die Stille der Nacht. Der junge Namikaze merkte sofort, dass sein Gegner sehr gut trainiert war. Es war kein einfacher Bauer, sondern ein gut ausgebildeter Meuchelmörder. Ein Shinobi.
 

Naruto hasste Shinobi. Sie waren hinterlistig, falsch und feige. Sie kämpften nur für Geld oder um Ansehen. Sie hatten keine Ehre in sich und verspürten nur selten Mitleid mit ihren Opfern. Es würde ihm eine Freude sein, diesen Mistkerl aus dem Weg zu räumen. Eine kurze Finte später, schaffte er es, dem Fremden sein Schwert in den Bauch zu rammen. Der Shinobi keuchte kurz, doch sackte augenblicklich zusammen. Naruto wischte die blutverschmierte Klinge an dem dunklen Stoff des Oberteiles seines toten Feindes ab. Der Namikaze wusste, dass die Meuchelmörder niemals alleine agierten. Hastig sah er sich um und erkannte einen weiteren Feind, der die Terrasse zu dem Haus erklommen hatte. Ohne zu überlegen rannte er über den Rasen und schwang sich über das Geländer. Er stach den Shinobi noch in der Luft die Klinge in den Hals und nagelte ihn an der dünnen Stoffwand des Gebäudes fest. Die dünne, helle Wand färbte sich augenblicklich blutrot.
 

Eine weitere Gestalt tauchte hinter dem Namikaze auf und dieser schaffte es nur noch seine Zweitwaffe zu ziehen. Jeder Samurai trug immer zwei Schwerter mit sich. Ein langes, normales Katana und ein etwas kleineres, welches sowohl als Zweitwaffen, als auch als Ersatzwaffe diente.
 

Naruto ergriff den Nacken des Shinobis und bohrte ihm den silbernen Stahl durch den Oberkörper. Gurgelnd ging der Fremde zu Boden. Der blonde Mann wich zurück und sah sich rasch um. Er konnte keinen weiteren Angreifer entdecken.

"Alarm!" rief er laut und stellte zufrieden fest, dass sofort einige Lichter in dem Gebäude entzündet wurden. In der Ferne ertönte eine helle Glocke, die die Dorfbewohner warnen sollte. Nach wenigen Augenblicken erreichten weitere Samurai den Kampfplatz. Naruto erteilte ihnen Anweisungen und ergriff eine angezündete Kerze. Mit dem Licht und seinem Schwert bewaffnet, stürmte er in das Haus, während seine Kameraden die Gegend durchsuchten. Das Holz unter seinen Sandalen war rutschig und seine Schritte klackerten in dem leeren Flur. Er schob die dünne Holztür zum Zimmer des Daimyos auf und erschrak.
 

"Mein Fürst, ihr werdet angegriffen-" rief er in den Raum. Doch der Feudalherr rührte sich nicht. Blut lief über den glänzenden Boden und reichte beinahe bis zu Narutos Füßen. Neben dem Toten Fürst lag eine unbekleidete Frau aus Konoha, die der Namikaze schnell dem Inuzuka-Clan zuweisen konnte. Ein Feudalherr nimmt sich eben, was er will.
 

Rasch prüfte der blonde Mann, ob er noch einen Puls spürte, doch vergebens. Der Daimyo des Feuerreiches war tot. Er starb während Narutos Wache. Der Namikaze hatte versagt…
 


 

Naruto keuchte, als er aus dem Tor geschubst wurde. Unsanft landete er auf dem staubigen Boden. In seiner Hand hielt er noch immer sein Katana, in dessen schwarze, hölzerne Scheide, ebenso wie in die silberne Klinge, nun das Wort ´Schande´ geritzt war. Alles andere, wie seine dunkelblaue Rüstung hatten sie ihm genommen. Er besaß nur noch das Schwert, einen kleinen braunen Lederbeutel mit Nahrung für eine Woche und die Kleidung, die er am Leibe trug. Keuchend rappelte er sich auf und verbeugte sich sofort, als er den Hokagen erblickte. Ronin hin oder her, das Dorfoberhaupt war noch immer sein Herr. Niemals könnte er aufhören für diesen etwas anderes, als Respekt und Anerkennung zu empfinden.

"Mein Herr!" meinte er und drückte seine Stirn auf den Boden.
 

"Naruto. Solltest du jemals wieder dieses Dorf betreten, ist dein Tod gewiss. Du hast diese eine Chance, Buße zu tun und zu versuchen, deine Ehre wiederherzustellen. Entweder du nutzt sie, oder du wirst sterben. Ich verbiete dir, deinen Tod selbst zu verschulden oder dir selbst das Leben zu nehmen. Ich enthebe dich von deinen Ämtern und Pflichten und heiße dich an meinem Hofe nicht mehr Willkommen. Von nun an, bist du ein Ronin. Ein Verstoßener."
 

Diese Worte taten dem Uzuamki mehr weh, als jeder Schnitt eines Schwertes. Wiede verneigte er sich vor dem Hokagen.

"Mein Herr! Ich werde meine Ehre wiederherstellen. Ich werde keine weitere Schande mehr über euch bringen." Sagte er laut gegen den Boden und spürte nur eine Hand auf seinem Kopf.
 

"Das weiß ich Naruto. Es tut mir unendlich Leid." Die Stimme des Dorfoberhauptes war weich und ohne Zorn. Naruto konnte die Wahrheit dieser Worte beinahe spüren. Wieder schossen ihm Tränen in die Augen. Der Hokage entfernte sich und der Namikaze wartete noch einige Augenblicke. Keuchend erhob er sich und schaute in die ausdruckslosen Gesichter seiner Kameraden.
 

Sasuke Uchiha, zweitbester Kämpfer des Clans nach seinem Bruder und Shino Aburame. Sie hatten die Arme vor der Brust verschränkt und starrten ihren gefallen Bruder stur an. Narutos Augen verengten sich zu Schlitzen, als er das kurze, hämische Lächeln bei dem schwarzhaarigen Uchiha bemerkte. Kurz bevor er den anderen Samurai jedoch ergreifen konnte, packte ihn eine Hand an der Schulter und drückte ihn zu Boden. Er starrte ihn die schwarzen, kalten Augen von Itachi Uchiha und erkannte nur Mitleid und Enttäuschung.
 

"Geh, Naruto, bevor wir dich töten werden." zischte er leise und drückte den blonden Mann noch einmal zu Boden. Hustend rappelte er sich auf und sah nur noch die Rücken seiner Kameraden, die sich von ihm entfernten. Wütend spuckte er auf den staubigen Boden und bückte sich, um seine Tasche aufzusammeln. Er war leichter als erwartet und die Nahrung würde kaum mehr, als eine Woche reichen, selbst wenn er sie sich sehr sparsam einteilte. Knurrend warf er sich den Lederbeutel über die Schulter und ging in den angrenzenden Wald. Seine Füße fühlten sich schwer an und jeder Schritt, den er weg von Konoha machte, tat ihm weh. Alles in seinem Inneren rebellierte, doch seine Vernunft und sein Pflichtbewusstsein stoppten die lächerlichen Versuche umzukehren. Ein sanfter Regenschauer tropfte durch das Blätterdach und die Kleidung wurde an den Schultern nass. Er spürte es nicht, denn ein Taubheitsgefühl hatte sich in ihm ausgebreitet und das erste Mal fühlte er sich wirklich leer. Er war zwar ein erwachsener Mann, doch erstmals war er alleine, ohne Ziel und Aufgabe. Seufzend rückte er seinen Vorratsbeutel zurecht und verschwand in den dunklen Wald hinein.

Kapitel 2.

Hallo Leute,
 

weiter geht es mit dem nächsten Kapitel. Ich habe auch bald das neue Kapitel von Sohn zweier Helden fertig, also keine Sorge. Für die Kommentare von euch möchte ich mich bedanken. Es ist schön, dass diese Geschichte ebenfalls Anklang gefunden hat.
 

Ich wünsche viel Spaß beim lesen und einen schönen Donnerstag.
 

Bis dahin,

Amogan
 


 


 

Der Matsch spritzte bis an seine Oberschenkel, als Naruto endlich das nächstgelegene Dorf erreichte. Der sanfte Regenschauer hatte sich zu einem ununterbrochenen Dauerregen entwickelt. Die matschigen Straßen haben sich innerhalb von Stunden ihn kleine Bäche verwandelt und ein Vorankommen war nur noch schwerlich möglich. Die Bäume warfen große Schatten und die Sicht war nur noch spärlich. Seit einem Tag war er jetzt unterwegs und dies war das erste Dorf, was er nach der Verbannung aus Konoha gesehen hatte. Er fühlte sich unglaublich erleichtert, als er den hellen Schein der Kerzen, die durch die Fester schienen, erkannte. Seine Kleidung war vollkommen durchnässt und er zitterte schon seit Stunden. Er hatte noch nie in seinem Leben so sehr gefroren, wie jetzt. Unterwegs hatte er immer wieder nach einem trockenen Schlafplatz, wie eine Felsspalte oder ein begehbares Geäst gesucht, doch in der Dunkelheit hatte er schon Schwierigkeiten, überhaupt dem Weg zu folgen.
 

Naruto kannte das Dorf nicht. Er war noch nie so weit von Konoha entfernt gewesen. Er hatte auch keine Karte, um sich zu orientieren, doch er befand sich noch im Feuerreich. Das Wappen der Flamme war in den heiligen Torbögen geschnitzt und kennzeichnete das Dorf als Siedlung des Reiches. Es befand sich auf einer Waldlichtung und fasste gut und gerne zehn Häuser. Naruto erwartete keine Samurai, die hier auf ihn warten würden. Die kleinen Dörfer waren oft schutzlos und konnten sich gegen Angriffe nicht wehren. Dies war ein gefundenes Fressen für Banditen, Räuber oder andere Wegelagerer. Die Einzigen, die dem entgegengesetzt werden konnten, waren Ronin. Ronin, wie er es jetzt war. Es war die größte Strafe für einen Samurai, wenn er von seinem Herrn degradiert wurde. Er verlor alles, was ihm wichtig war: Ehre, Stolz, Zugehörigkeit und das Recht, sein Leben zu nehmen. Naruto wusste nicht, warum ihm der Hokage wenigstens letzteres nicht gewährt hatte. Als Ronin zog man herrenlos durch die Welt und erledigte die Drecksarbeit gegen Geld. Ein besserer Söldner, könnte man sagen. Naruto wollte kein Ronin sein. Alles was er über sie gelernt hatte, verabscheute er. Sie waren genau das, was er niemals sein wollte.
 

"Halt, bleib stehen!" rief eine tiefe Stimme durch den Regen und der Namikaze erstarrte. Er konnte nichts erkennen, doch es war ganz sicher ein Dorfbewohner, der in der Nacht Wache hielt. Auf einer hölzernen Veranda hörte er Schritte und automatisch griff er zu seinem Schwert. Er wusste nicht, was ihn erwarten würde, denn der Mann, der ihn angesprochen hatte, kam näher.
 

"Wer bist du und was willst du?" rief die tiefe Stimme fragend. Naruto schluckte. Er fühlte sich mehr als Hilflos, besonders, als er den mächtigen Schatten des Mannes erkennen konnte. Er war gut zwei Köpfe größer als er und trug eine schwere Lanze. Wahrscheinlich hatte er auch ein Schwert. Wenn er mit seinen Waffen umgehen konnte, dann würde es problematisch für den Namikaze werden.
 

"Ich bin Naruto und suche eine Unterkunft für die Nacht!" rief er dem Mann zu und hoffte, es würde reichen. Er wünschte sich so sehr, dass ihn niemand fragen würde, was er hier tat.
 

"Komm ins Licht, Bursche!" befahl der Mann und Naruto folgte seinen Anweisungen ohne zu murren. Er trat auf die Hauptstraße des Dorfes und bei jedem Schritt versank er tiefer im Schlamm.
 

"Ah, ein Ronin?" die Stimme des Mannes klang spöttisch. Natürlich klang sie so. Ronin waren Ehrlos, Herrenlos. Sie waren der Abschaum der Gesellschaft. Naruto ging weiter auf den Mann zu. Er wollte nicht wie ein normaler Vagabund behandelt werden. Er war ein Wächter, ein Diener des großen Herrn!
 

"Ja, ich bin ein Ronin. Bitte, lasst mich die Nacht bei euch verbringen." Die Stimme des blonden Mannes war mehr ein Flehen, als eine Bitte. Er wunderte sich selber, wie rau sie klang. Der Regen und die Kälte hatten ihren Soll erfüllt.

"Hast du Geld?" fragte der Mann. "Bei uns kannst du nur schlafen, wenn du Geld hast."
 

"Nein, ich habe kein Geld." Naruto ging näher auf den Mann zu, der unter dem Dach seiner Veranda stand. Das Gefühl einer trockenen Unterkunft lockte ihn. Es übernahm seinen Körper und lenkte seine Schritte. Alleine der Gedanke an eine warme Decke und eine Tasse Tee war so schön, dass er einen Schritt vor den Anderen setzten konnte.
 

"Dann verschwinde, Ronin. Wenn du kein Geld hast, dann bist du hier nicht willkommen!" rief der Fremde und Naruto stockte. Die Abscheu in seiner Stimme war nicht zu überhören. Dieser Hass gegenüber dem Namikaze, den er gar nicht kannte. Als Wächter würde er in jedem Haus willkommen sein. Die Dorfbewohner hätten sich um seine Gastfreundschaft geschlagen. Doch als herrenloser Samurai war er weniger Wert als die Banditen, die heimlich durch die Wälder zogen.
 

"Bitte! Ich kann nicht mehr. Ich werde alles für euch tun!" Naruto ließ sich in den Schlamm fallen und kniete vor dem Fremden nieder. Der Drang, in das trockene Haus zu kommen war so stark, dass ihm egal war, wie ihn die Leute sahen. Er verlor die Kontrolle über seinen Körper und gab sich vollkommen dem Verlangen nach sicherem Schlaf hin. Er hörte Schritte die näher kamen und eine Hoffnung breitete sich in ihm aus. Die Hoffnung, endlich in ein wenig Ruhe und Erholung zu finden. Doch nach dem ersten Tritt, der ihn in die Seite traf, verflog dieses Gefühl und er spürte, wie durch den Schlamm rollte. Der Schmerz war gewaltig. Es war zwar ein kräftiger Tritt, doch normalerweise, würde er ihn wegstecken. Nein, der anstrengende Fußweg durch den Wald hatte seinen Tribut gefordert. Alles Schmerzte, jeder Knochen war spürbar und der zweite Tritt tat noch mehr weh. Der kühle Schlamm bedeckte sein Gesicht und seine Hände. Seine Kleidung war so unglaublich schwer, sodass er schon Probleme hatte, sich überhaupt aufzurappeln.
 

"Ich sagte, du sollst verschwinden! Scher dich weg!" schrie der Mann und trat noch einmal zu. Naruto keuchte und hielt sich die schmerzende Seite. Er fühlte sich in diesem Moment wie Abfall, der einfach auf die Straße gekippt wurde. Er hatte kein Selbstwertgefühl, keine Selbstachtung. Er wollte nur in diesem Haus übernachten. Wieder verneigte er sich vor dem Mann und flehte ihn an, ihn in sein Heim zu lassen. Inzwischen waren noch mehr Leute auf die Straße gekommen, die den Streit mitbekommen hatte. Eine kleine Traube hatte sich um die beiden Männer gebildet. Wieder und wieder flehte er den Fremden an, doch dieser ignorierte ihn.
 

"Ich lasse Ronin-Abschaum nicht in mein Haus!" rief der Mann und trat ein weiteres Mal auf Naruto ein. Er spürte einen unglaublichen Schmerz in seinem Gesicht, ehe er in die einladende Ohnmacht abdriftete. Nur noch schwach konnte er erkennen, wie der Fremde sich umgedreht hatte und die Straße verließ.
 

Leichter Regen, der auf sein Gesicht tropfte, weckte Naruto am frühen Morgen. Die Helligkeit blendete ihn und er kam nicht umher ein kurzes Grunzen auszustoßen. Sein gesamter Körper tat weh und fühlte sich steif an. Eine grausame Kälte durchzog ihn und seine Haut war wie ein gefrorenes Stück Fleisch. Seine Rippen brannten, ob vor Kälte oder den Tritten, an die er sich nur noch Wage erinnern kann, wusste er nicht. Sein Gesicht fühlte sich taub an und seine Nase war verstopft. Seine Finger waren mit Schlamm bedeckt, ebenso wie sein restlicher Körper. Mit wenig Kraft rappelte er sich auf und rutschte dabei in dem Matsch mehrere Male aus. Er spürte, wie seine Augen wässrig wurden. Der Versuch, die Tränen zu unterdrücken scheiterte maßlos. Irgendwie schaffte er es doch noch festen Stand zu erreichen und schaute sich keuchend um. Er war noch immer auf der Straße von gestern. Sie hatten ihn also die ganze Nacht hier draußen gelassen. Wut keimte in ihm auf und sein Blick huschte sofort auf sein Katana, dass einfach neben ihm in Schlamm lag. Mühsam bückte er sich und hob es auf. Seinen Lederbeutel hatte sie an Ort und Stelle liegen lassen und der trockene Reis wäre nach dem langen Regen und der Nacht im Matsch ungenießbar. Fluchend schaute er sich um, doch die wenigen Bewohner, die auf den Straßen waren, ignorierten ihn vollkommen. Er war wie Luft für sie und schon wieder flammte Zorn in ihm auf. Er wollte sie für diese Behandlung bestrafen. Er war schließlich vor einem Tag noch immer ein Wächter gewesen. Hätte er nur genügend Kraft, dann würde er jeden von ihnen abschlachten.
 

Sein Blick huschte auf eine Frau, die ihn zu beobachten schien. Knurrend verengte er seine Augen und humpelte auf die Frau zu. Sie wich kurz zurück, doch beendete den Blickkontakt nicht. Sie hatte lange braune Haare, die zu einem einfachen Zopf geflochten waren und ihre schwarzen Augen weiteten sich, als sie bemerkte, wie er auf sie zukam. Ihre helle Stimme klang falsch in seinen Ohren, dennoch begrüßte er es, dass sie überhaupt mit ihm sprach.
 

"Ihr könnt euch am Fluss waschen, Ronin. Habt ihr denn gar keine Selbstachtung?" zischte sie und Naruto stockte. Es war schmerzhaft, dass sie so mit ihm redete, denn normalerweise sprach eine Frau einen Samurai nicht ungefragt an. Doch er war kein Samurai mehr. Er war ein einfacher Ronin, der weder einen Clan, noch ein Dorf hatte. Er durfte von jedem behandelt werde, wie sie wollten.
 

"Danke." flüsterte er, denn zu mehr hatte er keine Kraft mehr. Er humpelte an ihr vorbei in den Wald hinein. Die Bäume waren stark und eine unheimliche Dunkelheit breitete sich in dem Gehölz aus. Der Namikaze hörte das Ferne plätschern des Baches und orientierte sich nur an den Geräuschen. Der Strom schoss aus einer kleinen Felswand und war nur einige Zentimeter tief, doch für den Uzumaki reichte es. Er hielt seine verschlammte Hand in das kühle Wasser und keuchte. Es war so unangenehm kalt, dass es ihn schmerzte. Mit all seiner Selbstkontrolle schaffte er es, seine Hand unter Wasser zu halten. Der Matsch ließ sich nur schwerlich abwaschen und färbte den Bach braun. Als er sein Spiegelbild betrachtete, stockte er. Nichts erinnerte mehr an den Naruto, der in Konoha diese herrliche Rüstung getragen hatte. Der Naruto, der so ritterlich und ehrbar gewirkt hatte. Sein Spiegelbild war nur noch ein Schatten von dieser Zeit. Verdreckt, verschlammt und kränklich schauten ihn seine trüben blauen Augen an, die damals nur so vor Stolz gefunkelt hatten. Seine Nase hatte geblutet, wahrscheinlich von dem Tritt und zusammen ergab es eine widerliche Mischung. Naruto konnte verstehen, warum die Frau so angewidert und unfreundlich war. Mit einem Samurai hatte das herzlich wenig zu tun. Sein blondes Haar war matt, verdreckt und stand in alle Richtungen ab. Mehrmals atmete er tief ein und aus, ehe er seinen ganzen Kopf in das Wasser drückte. Ein Schmerz zog durch seine Lungen. Nach einigen Sekunden zog er sich aus dem kühlen Nass zurück.
 

Er hörte Schritte hinter sich und drehte überrascht seinen Kopf. Die Frau von vorhin war wieder da. Sie trug in ihren zarten Händen eine Decke und einen ledernen Mantel. Sie kniete sich wortlos neben ihn und zog einige größeren Matschklumpen aus seinen Haaren. Naruto ließ es einfach geschehen. Er wollte nichts sagen, was sie verärgerte oder verstörte. Er wusste nicht, warum sie ihm half, doch es gab anscheinend einen guten Grund. Sie endete nach einigen Minuten und wischte ihm mit einem hellen Stofftuch durch das Gesicht und entfernte die restlichen Blutspuren unter seiner Nase.
 

"Ihr stammt aus Konoha, richtig?" fragte sie nach einiger Zeit. Naruto war überrascht, dass sie überhaupt sprach, doch er nickte nach einem Augenblick. Ihr leichtes Nicken gab ihm zu verstehen, dass er fortfahren sollte.
 

"Ich bin ein ehemaliger Wächter des Hokagen. Ich habe meinen Meister enttäuscht." erklärte er leise und irgendwie klang es noch immer falsch.
 

"Ein Wächter in diesem jungen Alter?" fragte sie überrascht und zum ersten Mal konnte er Emotionen in ihrem Gesicht erkennen.
 

"Ja, wie mein Vater vor mir.“ murmelte der Namikaze, ehe er ihr fest in die Augen schaute, "Warum helft ihr mir?"

"Mein Ehemann ist auch ein Samurai. Er ist vor zwei Jahren in den Krieg gezogen und ich habe bis heute noch kein Lebenszeichen von ihm gehört. Es ist die Pflicht der Frau eines Kriegers, seinen Kameraden zu helfen."
 

Naruto nickte verstehend. Es war ungewöhnlich für einen Gleichgesinnten so weit von dem nächsten Dorf zu wohnen, doch anscheinend war es für ihn möglich. Das Naruto wusste, was mit ihrem Mann passiert sein würde, sagte er nicht. Ein Samurai, der so lange seiner Frau nicht schrieb, war mit Sicherheit tot. Er schaffte es nicht, ihr dies zu sagen, denn in ihren Augen konnte er die Erkenntnis und das Wissen darüber schon erkennen. Traurig schaute er auf den Boden und spürte, wie sie ihm den Mantel in die Hände drückte.
 

"Ich danke euch. Ihr habt mehr getan, als ihr hättet müssen." flüsterte Naruto und fuhr über das Leder. Sie nickte hektisch und raffte sich auf. Naruto tat es ihr gleich und verbeugte sich vor ihr und strahlte damit seine ganze Dankbarkeit aus. Die Frau nickte erneut und verschwand wieder in das Dorf.
 

Der blonde Namikaze fuhr sich durch die nassen Haare. Er zog sich sein dreckiges Oberteil aus und hielt es in den Bach. Seine ganze Kleidung stank nach Erde, Schweiß und Blut. Sie hatte ihm etwas von ihrem Mann dazu gelegt und er zog es nur zu gerne an. Der Stoff roch frisch und nach verschiedenen Blüten. Es war die pure Entspannung, diesen Duft zu riechen und Naruto schloss kurz die Augen. Der lederne Mantel war schwer und klobig, doch er würde das Wetter gut abhalten.

Schlussendlich schob er sein Schwert wieder in den Gürtel und zog sich die Kapuze über. Er schaute kurz in Richtung des Dorfes und lief weiter. Nicht weit gab es ein weiteres Dorf und würde ihn nicht irgendeine Krankheit dahinraffen, so würde er es auch erreichen.

Kapitel 3.

Hallo Leute,
 

ich weiß, es ist schon etwas her, doch ich bin zur Zeit krank und versuche mich hauptsächlich, vollkommen auszukurieren. Ich bedanke mich für das Review von Pyhton250. Außerdem haben inzwischen recht viele die Gesichte favorisiert, auch an euch, vielen Dank. Ich verspreche, die zukünftigen Kapitel werden länger und besser =)
 

Viel Spaß beim lesen und einen schönen Abend noch.

Amogan
 

Naruto kam auf einer Lichtung zum stehen. Das Licht der Sonne ging hinter dem Horizont schon fast unter. Er hatte den Tag gut genutzt und hatte eine lange Strecke zurückgelegt. Die letzten Sonnenstrahlen schienen durch die Blätter der Büsche und der Namikaze genoss das wärmende Gefühl. Er schaute sich suchend auf der Lichtung um. Heute Nacht müsste er hier schlafen, dass wusste er, nur brauchte er einen wetterfesten Unterstand. Ein kleiner Busch, der unter einem großen Baum gewachsen war, sah sehr einladend aus. Er zog seinen ledernen Mantel aus und spannte ihn mit einer Schnurr, die er von einem fahrenden Händler geschenkt bekommen hatte, nachdem er ihm geholfen hatte, den Wagen aus dem Schlamm zu ziehen. Er verknotete das Band um einen Ast und zog den Mantel auf. Eine Art Zelt entstand und der Namikaze legte sich unter den trockenen Unterstand. Für ein Feuer hatte er keine Kraft mehr und auch das passende Werkzeug fehlte. Er benutzte die inzwischen trockene Kleidung vom Vortag als Decke und schaffte es auch recht schnell einzuschlafen. Seine Träume waren verstörend und zeigten ihm immer wieder sein Versagen. Der Blick des Hokagen tat am Meisten weh und nicht selten wachte er auf. Obwohl es recht kalt wurde, fror der blonde Mann nicht besonders. Er hatte sich eine schwere Erkältung zugezogen und hoffte, dass er im nächsten Dorf eine Apotheke oder einen Heiler finden würde.
 

Die Sonnenstrahlen in der Frühe weckten ihn und endlich fühlte er sich ausgeruht. Der Tau hatte das Gras nass und seine Decke klamm gemacht. Gähnend schälte er sich aus dem "Zelt" und streckte sich ausgiebig. Sein Körper schmerzte nicht mehr so sehr und auch die blauen Flecken von den Tritten waren nicht mehr so groß wie gestern. Heute wollte er unbedingt das nächste Dorf erreichen und schauen, ob er nicht etwas für sie erledigen konnte, um so etwas Geld zu verdienen. Seine Nahrung würde vielleicht noch vier Tage reichen und er brauchte dringend neue Vorräte. Grummelnd packte er seinen Rucksack zusammen und zog sich seinen Mantel über. Der Regen hatte gestern Nacht noch eingesetzt, doch heute Morgen war der Himmel nur bewölkt. Die Sonne schaffte es an einigen Stellen die Wolken zu durchbrechen und erreichte den Erdboden. Naruto seufzte und warf sich seinen Beutel über die Schulter und suchte die Straße von gestern. Sie war teilweise Ausgebaut, hauptsächlich durch Pflastersteine und Gras bedeckte die Fugen und unbearbeiteten Stellen.
 

Naruto fuhr sich kurz durch die Haare und ging die Straße entlang. Ab und zu kam ein Wagen oder ein Händler vorbei, doch sonst blieb es überwiegend ruhig. Erst gegen Mittag konnte er die rauchenden Schornsteine des Dorfes am Horizont ausmachen. Freudig erhöhte er sein Tempo. Die Siedlung war etwas größer als die Letzte. Eine Taverne fand er am Marktplatz und auch einen Stoffhändler gab es in dem Dorf. Anscheinend verlief in der Nähe eine wichtige Handelsrute. Die Häuser waren aus dunklem Holz der Bäume gebaut, welche höchstwahrscheinlich in dem nahelegenden Wald wuchsen. Sie sahen nicht sehr prunkvoll, aber dennoch wohnlich aus. Die Bewohner waren im Dorf verteilt und gingen den unterschiedlichsten Aufgaben nach. In der Ferne hörte Naruto das Hämmern eines Schmiedes. Auf der Weide, die sich rechts des Dorfes über die Hügel zog, grasten die verschiedensten Tiere und einige Hirten überwachten ihr Vieh. Naruto hoffte, dass dieses Dorf besser auf herrenlose Samurai zu sprechen war. Er passierte gerade das hölzerne Tor und bog auf die Hauptstraße ab. Die Leute musterten ihn zwar interessiert, aber anscheinend war er nicht der erste Ronin, der das Dorf passierte. Mühelos erreichte er die Taverne, aus der zu dieser frühen Zeit schon Stimmengewirr ertönte.
 

Naruto schob die hölzerne Tür auf und betrat den nach Sake und anderem Alkohol riechenden Ort. Viele Leute hatten sich um die Tische verteilt, tranken Alkohol, spielten Brettspiele oder unterhielten sich. Der blonde Uzumaki wich der ersten Schnapslache aus und erreichte die Theke der Taverne. Ein dickbäuchiger Mann mit wuchtigem Bart sortierte gerade einige Flaschen aus einer hölzernen Kiste in das Regal hinter sich ein. Er schien der Wirt dieses Etablissement zu sein und Naruto stellte sich an die schwere Eichenbohle, die als Tresen diente. Murrend schaute der Mann auf und erkannte Naruto.
 

"Was willste´ trinken?" fragte er mürrisch und schaute den Namikaze scharf an.

"Ich bin nicht durstig," begann er. "Ich suche nach Arbeit und habe gehofft, ihr wüsstet, an wen ich mich wenden kann."

"Du bist der erste Gast, der keinen Durst hat. Ich bin keine Arbeitsvermittlung, aber du kannst mal unseren Händler am Marktplatz fragen. Der hat immer was zu tun." erklärte er und kratze sich überlegend am Bart. Naruto dankte dem Wirt und verließ die Taverne.
 

Der Marktplatz war überlaufen und viele Menschen feilschten mit den Ausstellern. Die Wagen waren überfüllt und kleinen Holzbuden waren wahre Magneten für die Dorfbewohner. Naruto war sich plötzlich unsicher, wer der Händler, mit dem er sprechen sollte, überhaupt war, daher fragte er den Erstbesten. Er verwies ihn an einen kleinen Laden, der halb ein Haus und halb ein Pferdewagen war. Ein Mann mit weißen Haaren stand hinter den Ausstellungsgegenständen und unterhielt sich mit einem kräftigen Mann. Naruto erkannte sofort das eine Katana, welches in seinem blauen Gürtelband steckte. Er war also auch ein Ronin. Seine braunen Haare hatte er sich zu einem kurzen Zopf gebunden und seine Kopfhaut war glattrasiert. Normalerweise wurde Ronin das Recht diese Frisur zu tragen verwehrt, doch anscheinend schien ihn das nicht sehr zu interessieren.
 

"Guten Tag. Ich bin auf der Suche nach Arbeit und man hat mich zu ihnen geschickt!" grüßte Naruto und die beiden Männer unterbrachen ihr Gespräch. Kurz wechselten sie einen schnellen Blick, der Naruto nicht entging.

"Das trifft sich gut. Ich habe Isuma gerade einen Auftrag gegeben. Er könnte Hilfe gebrauchen." meinte der Händler gut gelaunt. Der andere Ronin musterte Naruto kritische, ehe er auf sein Katana zeigte.

"Kannst du damit umgehen, oder hast du es jemanden gestohlen?" fragte er und spuckte vor ihn auf den Boden. Naruto schaute ihm wütend in die braunen Augen.

"Ich bin-... Ich war ein Wächter. Natürlich kann ich mit meinem Schwert umgehen. Sei vorsichtig, wie du mit mir sprichst." zischte der Namikaze kalt und baute sich vor dem anderen Mann auf.

"Du bist genauso ein Ronin, wie ich. Sehs´ ein, Junge. Ich will nur wissen, ob du nicht bei dem ersten Pfeil, der dir um die Ohren fliegt, türmst." erklärte er und schaute zu dem Händler der zustimmend nickte. Naruto verengte seine Augen zu schlitzen, schwieg aber.

"Gut. Ich nehme ihn mit. Wenn er überlebt teilen wir 50 zu 50. Stirbt er, kriege ich alles." meinte der Ronin zu dem Händler, der seufzend nickte.

"Einverstanden. Ich erwarte, dass ihr die Aufgabe erfolgreich erledigt." Der weißhaarige Mann schaute besonders zu Naruto.

Der Mann namens Isuma zog den Namikazen hinter sich her. Unsanft riss er sich los, was der Ronin nur mit einem Lachen quittierte. Naruto richtete sich seine Kleidung und sah ihn abwartend an.
 

"Was ist unser Auftrag?" fragte er und mahnte sich zur Ruhe. Der Ronin schaute ihn kurz abfällig an, ehe er die Arme vor der Brust verschränkte.
 

"Hier in der Umgebung lagern ein paar Diebe und anderes Gesindel. Wir sollen sie aus dem Weg schaffen, damit die Händler wieder sicher durch das Land ziehen können." brummte Isuma und zog sich seine lederne Rüstung über. Naruto war erstaunt, dass er das Geld für solch ein Handwerksstück hatte. Anscheinend verdiente man als Ronin doch nicht so schlecht, wie er anfangs gedacht hatte.
 

Die rote Lederrüstung war mit Metallstücken verstärkt, die unter die erste Schicht genäht wurden. Sie schütze den ganzen Oberkörper und die Schultern wurden durch Extraplatten verstärkt. Für Schützer für die Schienenbeine hatte es anscheinend nicht gereicht und auch sein Helm fehlte. Naruto nahm das freudig zur Kenntnis, da er nicht wollte, dass ein ehrloser Samurai, wie Isuma eine vollständige Rüstung besaß.
 

"Hast du keine andere Ausrüstung?" fragte der Ronin und schaute den Namikaze prüfend an.

"Nein. Nur was ich an meinem Leib habe. Außerdem war ich ein Wächter. Ich brauche keine anderen Waffen." meinte Naruto leicht arrogant. Der braunhaarige Mann seufzte nur und schüttelte den Kopf.

"Wir nehmen die Pferde, damit haben wir einen Geschwindigkeitsvorteil." Brummte der Ronin und ging zu dem Stall des Dorfes. Zwei Pferde standen in der Scheune; ein schwarzes und ein braunes. Isuma schwang sich auf das Erste und trabte langsam aus dem Stall. Naruto keuchte kurz, als seinen Fuß in den Steigbügel zwängte, doch schaffte es letztendlich mit seiner restlichen Kraft, sich auf das Pferd zu setzten. Die Satteltaschen von beiden Tieren waren gut gefüllt und Isuma schien viel mehr Ausrüstung bei sich zu tragen, als es schien.
 

"Zuletzt wurden die Banditen in dem Schwarztal gesehen. Wir sollten dort mit unserer Suche beginnen." meinte der Ronin, als Naruto ihn erreicht hatte.

"Einverstanden." stimmte der blonde Mann zu, der keine Ahnung davon hatte, wie man Ziele überhaupt aufspürte. Isuma trieb sein Pferd an und gemeinsam ritten sie durch den andren Ausgang aus dem Dorf hinaus.

In der Ferne konnte Naruto die Berge sehen und damit auch den Beginn der Knochenwüste. Jeder wusste, dass dies die Grenze zum Windreich war. Die Monster aus Stein und Geröll stiegen tausende Meter in den Himmel und die Spitzen waren schneebedeckt. Die Sonne hinter diesen Giganten auf gehen zu sehen, musste bestimmt überwältigend sein.
 


 

Sie ritten einen leichten Abhang hinauf und blieben kurz stehen, damit sich ihre Pferde ausruhen konnten. Seit einem halben Tag waren sie nun schon auf der Suche nach Hinweisen der Diebe, doch bisher gab es keine Spuren. Naruto wurde zunehmend frustrierter, denn der Misserfolg und die Sinnlosigkeit der Mission waren für seine Motivation nicht gerade hilfreich.

"Was murrst du so Kleiner?" fragte der andere Ronin und klopfte auf die Seite seines Pferdes.

"Ich weiß nicht, was das alles soll. Ich dachte, das würde einfacher gehen." murmelte Naruto leicht verlegen und schaute auf das Gras, das sich unter seinem Reittier im Wind bewegte.
 

"Denkst du, dass es so funktioniert?" fragte der Ronin und Wut schwang in seiner Stimme mit. "Wir sind die Jäger, sie unsere Beute. Ein Falke plant seinen Angriff auch sorgfältig und beachtete jede noch so unbedeutende Kleinigkeit. Wir dürfen nicht so blauäugig in diese Sache rein rennen. Die Männer, die wir suchen, sind keine einfachen Kriminellen. Sie sind gefährlich, gut bewaffnet und durch ihre vielen Kämpfe geschult. Wir werden nicht die ersten Ronin sein, die sie gejagt haben. Wenn du nicht vollkommen konzentriert bist und wir deinetwegen Fehler machen, werde ich dich umbringen, hast du verstanden?"

"Ich habe es verstanden." meinte der Namikaze und schaute sein Gegenüber finster an.

"Nein, hast du nicht. Du bist so arrogant, dass es mich anekelt. Kommst aus deinem Dorf und denkst, du wüsstest, wie die Welt funktioniert. Ich sage dir was, Kleiner, du hast gar keine Ahnung. Du warst noch nie aus deinem Dorf, habe ich Recht? Ich habe Recht! - Du bist naiv und dumm, wenn du glaubst, die Welt wäre so, wie deine Eltern es dir beigebracht haben. Diese Welt ist böse und niederträchtig. Jeder versucht nur seinen eigenen Vorteil aus einer Sache zu ziehen. Es gibt keine Freunde oder Kammeraden, nur die Gier und der Wille zu Überleben. Wenn du weder das Eine, noch das Andere hast, dann sehe ich schwarz für dich." Sagte der Ronin und spuckte auf den Boden.

"Das kann und will ich nicht glauben." murmelte Naruto seufzend.

"Glaub was du willst. Ich sage dir nur, wie es ist." Schulterzuckend wand sich Isuma ab und ließ Naruto alleine.
 

Am späten Abend erreichten sie einen kleinen Bach, der durch die Hügel floss. Der ältere Ronin hatte beschlossen, dass sie hier übernachten sollten. Naruto widersprach ihm nicht. Er war müde und der Tag, den er auf dem Pferderücken verbracht hatte, fühlte er nun in seinen Knochen. Isuma hatte ein kleines Feuer entzündet und löffelte aus einer Schüssel Reis. Naruto knurrte ebenfalls der Magen und er nahm sich etwas zu Essen aus seinem Beutel. Der andere Ronin hatte nicht mit ihm geteilt. Er hatte gesagt, dass jeder für sich selbst verantwortlich sei und man sich nicht immer auf Andere verlassen solle.

Isuma lebte in einer Welt, die Naruto nicht akzeptieren wollte und konnte. Er war zerfressen von Hass und den Schuldgefühlen. Er baute sich seine eigene Welt, in der nur seine Regeln zählten. Naruto wollte in dieser Welt nicht leben. Er glaubte an das Gute in jedem Menschen und dass es wahre Freundschaft wirklich gab.

"Aus welchem Dorf stammst du?" fragte der braunhaarige Mann zwischen zwei Bissen.

"Konoha." brummte Naruto und stocherte mit einem Ast im Feuer herum. Er hatte nicht wirklich Lust, sich mit dem Ronin zu unterhalten.

"Warum wurdest du verbannt?" Isuma schaute ihn neugierig an.

"Ich habe versagt und das Vertrauen meines Meisters enttäuscht." murmelte der Namikaze und warf den Ast nun endgültig in das Feuer.

"Du musst ganz schön was ausgefressen haben, wenn er dir nicht den Selbstmord genehmigt. Du tust mir echt Leid." grinste Isuma höhnisch und schob sich eine weitere Ladung Reis in den Mund.

"Mein Versagen ist unentschuldbar. Ich bin für jedes Urteil dankbar und wenn mein Herr will, dass ich so meine Schuld versuche, wieder gut zumachen, dann ist mir das Recht." sagte Naruto leicht eingeschnappt und rollte sich in seinen Mantel ein.
 

"Hörst du dir eigentlich zu? Dein ganzes Geschwafel von Ehre und Schuld. Er war dein Arbeitgeber, aber du gabst ihm dein Leben. Samurai sind dumme Wesen, die nicht eigenständig denken können. Ihr folgt eurem "Herrn" stumpf, ohne links oder rechts vom Weg zu schauen. Ich kann dich nur bemitleiden, denn eine solche Weltanschauung ist wirklich armselig." grunzte der Ronin und lächelte hämisch, als er sah, wie sehr diese Worte Naruto aufregten.

"Wenn du meinst." brummte der Namikaze und drehte sich um. Er wollte nicht nachgeben und dem gefallenen Samurai in die Hand spielen. "Aus welchem Grund wurdest du ein Ronin?"

"Mein Meister ist gestorben und kein Anderer wollte meine Dienste." erzählte er kurz und knapp und machte Naruto klar, dass er nicht darüber reden wollte. Der blonde Mann ärgerte sich wirklich, dass er Isuma seine Geschichte erzählt hatte und dieser nun so antwortete.

"Du bist ein Arschloch." zischte Naruto beleidigt.

"Ich weiß. Doch anders kommst du in dieser Welt nicht zurecht." meinte der Ronin und deckte sich mit einer braunen Steppdecke zu. Der Namikaze schüttelte nur den Kopf und schloss müde die Augen.

Kapitel 4.

Hallo Leute,
 

Ich hoffe, ihr hattet schöne Ostern und sied gut ins neue Jahr gerutscht. Ich weiß, es ist eine sehr lange Zeit her, seit ich das letzte Mal etwas von mir hab hören lassen. Dies tut mir wirklich Leid, doch ich finde immer weniger Zeit mich auf das Schreiben einzulassen. Ich habe noch ein paar Kapitel, die ich hoffentlich nach un nach hochladen kann. Ohne lange Reden, wünsche ich euch viel Spaß mit dem neuen Kapitel.
 

Bis dahin,

Amogan
 

4. Kapitel
 


 

Das Wiehern der Pferde drang durch die nebelige Morgenluft. Sehr früh waren die beiden Ronin aufgebrochen, um endlich das Lager der Banditen zu finden. Die Sonne erklomm hinter dem Horizont so langsam die Himmelsleiter und ihre Strahlen teilten sich in dem Nebel. Das Gras und die Büsche waren nass vom Tau und die Luft war herrlich frisch und klar. Naruto war heute besser gelaunt, als er es gestern war. Er hatte vor, heute seine Ziele aufzuspüren und die Aufgabe des Händlers zu erledigen. Isuma neben ihm schien müder als sonst zu sein, denn seine Augen zierten tiefe Ringe und er hatte bisher nur wenige Worte mit dem Namikazen gewechselt.
 

Sie hatten den Fuß der Berge erreicht und das schöne, grüne Gras wich dem kalten, grauen Fels. Das Klackern der Hufe war weit zu hören und hallte in den Bergen nach. Naruto schaute sich misstrauisch um. Die hohen Klippen und verzweigten Gänge boten viele Möglichkeiten für einen Hinterhalt. Zögerlich ergriff er den Griff seines Schwertes, wartete allerdings auf die Reaktion seines Mitstreiters. Dieser schien zwar mürrisch, aber nicht wegen eines versteckten Angriffes beunruhigt. Naruto bewunderte ihn ein wenig dafür und kam nicht umhin, den Mann als großartigen Ronin anzuerkennen. Er war ein Profi, wenn es um solche Dinge ging. Menschen aufzuspüren und zu jagen lag ihm anscheinend im Blut.

Plötzlich ließ er sein Pferd anhalten und schaute suchend den Boden ab. Er schien etwas in dem Kies gefunden zu haben. Naruto tat es ihm gleich und suchte Spuren, die zu den Banditen führen könnten.

"Siehst du diese Schleifspuren?" fragte der Ronin und deutete auf eine dunkle Verfärbung, die sich quer über die Steine zog.

"Ja, was ist mit ihnen?" Kam die Gegenfrage von Naruto und hob abwartend eine Augenbrauen an.

"Unsere Strauchdiebe sind mit einem Wagen unterwegs. Anders als ich anfangs dachte." brummte Isuma und hielt sich überlegend das Kinn, während er weiterhin die Spuren untersuchte.

"Was hast du denn angenommen?"

"Ich dachte, sie bewohnen einen kleinen Unterschlupf dort hinten im Wald. Eine kleine Höhle oder ein Haus, doch wenn sie einen vollbeladenen Wagen hinter sich her ziehen, dann können wir das ausschließen." murmelte der Ronin und stieg von seinem Pferd ab. Naruto tat es ihm gleich.

"Sie könnten aber auch einen Wagen erbeutet haben und ihn dann mit zu ihrem Unterschlupf genommen haben." überlegte Naruto laut und sah auf den braunhaarigen Mann.

"Das ist richtig, doch so langsam, wie sie sich bewegt haben, glaube ich nicht, dass sie interessiert waren, schnell in ihr Versteck zu gelangen. Du kannst es an den Fußspuren erkennen. Sie sind sehr dicht bei einander und nicht weit von den anderen Entfernt. Sie hatten einen langen Weg hinter sich und waren müde. Ich kann ausschließen, dass sie motiviert genug waren, einen richtigen Schlafplatz zu bauen. Dennoch war dein Hinweis eine gute Überlegung." Isuma nickte ihm zustimmend zu und fuhr mit seiner Hand die Spuren nach.

"Kannst du erkennen, wie viele es sind?" fragte der Namikaze und besah sich die Fußabdrücke, die für ihn wahllos und nicht lesbar waren.
 

"Ich schätze weniger als ein dutzend. Sie waren sehr langsam unterwegs, was es schwer für mich macht, die Fußspuren auseinander zu halten." murmelte der Ronin abwesend.

"Es sind mehr, als ich dachte." meinte Naruto ein wenig niedergeschlagen.

"Was ist denn dein Problem? Wir kundschaften sie aus und warten auf den Einbruch der Nacht. Wenn der Großteil schläft, töten wir die Wachen und erledigen dann den Rest." sagte Isuma und ging wieder auf sein Pferd zu.

"Du willst sie im Schlaf töten? Hast du denn keine Ehre? Sie mögen Verbrecher sein, doch wir waren mal Samurai, wir töten keinen schlafenden Gegner." zischte der Namikaze aufgebracht.

"Willst du sie lieber alle gleichzeitig bekämpfen? Nur zu. Ich schau dir zu und wenn sie etwas von dir übrig lassen, dann bring ich es auch gerne wieder in das Dorf und sage dem bestohlenen Händler, dass wir leider gescheitert sind, weil du zuerst an deine Ehre und dann an die Mission gedacht hast." Isuma baute sich vor ihm auf und verschränkte die Arme vor dem Oberkörper.
 

"Was macht das denn aus uns? Wir sind keine Shinobis. Uns wurde beigebracht, dass jeder Gegner auch ein lebendes Wesen ist. Ist es bei dir schon so lange her, dass du dies vergessen hast?" wütend lieferten sich die beiden ein Blickduell.

"Diese Bastarde haben ihre Leben verwirkt. Sie plündern, schänden und rauben. Sie sind Abschaum." Isuma spuckte, schon wie so oft auf den Boden vor seine Füßen.
 

"Wir sind auch Abschaum, falls du das Vergessen hast, Ronin!" meinte Naruto und betonte das letzte Wort besonders. Isuma packte ihn am Kragen und schob ihn einige Zentimeter weg.

"Ich will leben, Bastard. Ich habe keine Lust, von irgendeinem hässlichen Strauchdieb abgestochen zu werden. Entweder, du kommst mit mir und wir gehen so vor, wie ich es gesagt habe, oder du lässt es." zischte der braunhaarige Mann und ließ Naruto unsanft fallen. Knurrend richtete sich der ehemalige Samurai den Kragen und stand zögernd auf.

"Einverstanden, doch ich finde es nicht gut." brummte Naruto und schaute dem anderen Ronin hinterher.
 


 

Sie ritten langsam in den Wald, der am Fuße der Berge begann und banden ihre Pferde an einen Baum. Sie wusste, dass das Lager der Banditen nicht weit entfernt war, denn sie konnten ihre Stimmen in der Ferne hören. Der Mittag war schon an ihnen vorbeigeschritten und die Sonne wanderte am Himmel entlang. Der angenehme Duft von frischem Fleisch ließ Naruto seinen Hunger vergessen, der sich über die Zeit hinweg aufgestaut hatte. Er schlich hinter Isuma über den bemoosten Waldboden her und achtete darauf, keinen Laut von sich zu geben. Sein Gefährte war um einiges besser und er wirkte mehr wie ein Shinobi, als ein Ronin. Sie erreichten einen leichten Hügel und legten sich zwischen die Sträucher. Ein helles Feuer konnte man durch die Blätter schon erkennen und eine graue Rauchsäule stieg in den Himmel. Das Knistern und Knacken der Flammen waren die bisher einzigen Geräusche, die zu hören waren, bis schließlich ein Mann auf die Lichtung trat. Er passierte den Wagen, den Isamu vorhin erwähnt hatte und fummelte an seiner Hose herum. Kurz seufzend erleichterte er sich vor einem Busch und summte dabei ein Lied. Um den Wagen herum waren Zelte aus Planen aufgeschlagen. Anscheinend schliefen die meisten von ihnen noch, oder waren von dem langen Fußmarsch noch immer erschöpft. Ein Mann mit einem Katana saß am Feuer und wetzte die glänzende Klinge mit einem Stein. Er hatte eine Pfeife im Mundwinkel hängen, die Naruto an die des Hokagen in Konoha erinnerte. Auch er hatte immer ein solches Stück bei sich und paffte an manchen Tagen viele Stunden.

Einige Lanzen und Speere standen an dem Wagen oder wurden für den Zeltbau benötigt. Naruto erkannte auch die traditionellen Bögen, wie sie die Schützen aus Konoha ebenfalls benutzten. Isamu robbte sich ein wenig weiter nach vorne und beobachtete die Situation genauestens. Ein leichtes Grinsen hatte sich auf seine Lippen gelegt.
 

"Sehr gut, es sind nur zwei von ihnen auf. Der mit dem Katana ist der Anführer." flüsterte er Naruto zu.

"Woher weißt du das?" fragte der Namikaze neugierig und betrachtete den Mann, dessen Kopf mit einer seltsamen Kappe bedeckt war. Er hustete mehrere male und schob sich die Pfeife wieder zurecht.

"Ein Katana ist sehr selten. Entweder er ist ein guter Dieb, oder er hat einen Samurai getötet. Zudem erkenne ich keine anderen Schwerter bei den restlichen Bastarden. Er alleine darf diese Waffe tragen und das zeichnet ihn aus." murmelte der Ronin und zog seine Waffe zu sich.

"Wie willst du vorgehen?" Naruto schaute ihn kurz an und der braunhaarige Mann schien zu überlegen.

"Wir erledigen zuerst den, der gerade pisst. Er steht im toten Winkel zu dem Anführer und keiner bemerkt seinen Tod. Anschließen holen wir ihn und machen kurzen Prozess mit den restlichen Typen." antwortete der Ronin und schaute ein weiteres Mal über die Zelte.

Naruto nickte und sah wieder auf die Waldlichtung. Auch wenn es ihm nicht gefiel, die Banditen so hinterhältig umzubringen, war es dennoch der ungefährlichste Weg für sie. Isuma schien es nicht das erste Mal mit einer solch großen Masse an Gegnern zu tun zu haben, denn seine schnelle Auffassungsgabe und die Art, einen Plan zu entwickeln schienen bei ihm reibungslos zu funktionieren.
 

"Du wartest hier, bis ich die Beiden erledigt habe. Dann schleichst du dich in das Lager und gemeinsam nehmen wir sie uns einem nach dem anderen vor, verstanden?" befahl der Ronin und Naruto kam nicht umhin, einfach nur zu nicken.

"Gut. Wir sehen uns gleich." mit diesen Worten entfernte sich der Mann und Naruto war plötzlich alleine auf der Lichtung. Ein paar Vögel zwitscherten über ihm im Geäst, doch sonst war es still. Sein Blick haftete auf dem Mann, der ein wenig torkelnd vor dem Busch stand. Plötzlich tauchte Isamu neben ihm auf und hielt ihm mit einer Hand den Mund zu, während er mit der anderen ihm ein Messer an den Hals legte. Mit einem Ruck sank der Bandit zu Boden und der Ronin fing seinen Fall ab. Mit wenig Kraftaufwand schaffte es der Mann, seinen toten Gegner in das Gebüsch zu ziehen. Naruto war erleichtert, dass es so reibungslos klappte. Er hatte zwar erwartet, dass Isuma es so einfach schaffte, doch ein wenig Zweifel bestand dennoch.

Der Ronin schlich sich hinter den Anführer. Naruto konnte es ganz genau beobachten, wie sein Gefährte das blutverschmierte Messer in seiner rechten Hand hielt. Er war so leise, dass der Mann am Feuer nichts mitbekam und erst, als sich die Hand vor seinen Mund legte, weiteten sich vor Schock die Augen. Isuma kannte keine Gnade und stach dem Anführer mit tödlicher Präzision die Klinge zwischen die Rippen. Kein Laut, keine Silbe, nichts war von dem Sterbenden zu hören, der in seinem eigenem Blut zu Boden sank. Isuam gab Naruto das Zeichen und der Namikaze schlich sich von seinem Hügel. Er achtete Haargenau darauf, auf keine Äste und Zweige zu treten und jedes Geräusch, sogar das atmen zu unterdrücken. Isuma nickte ihm anerkennend zu, als sie endlich nebeneinander standen. Schweiß lief über die Stirn des blonden Mannes, dennoch war er stolz, diese Aufgabe gemeistert zu haben.
 

Dass das Kommende unschön und moralisch nicht vertretbar war, wusste er, doch hatte er wirklich eine Wahl? Isuma schien sich mit diesem Leben abgefunden zu haben, doch Naruto konnte es sich nicht vorstellen, irgendwann so zu sein, wie der andere Ronin. Er wollte nicht, dass er seine Werte, seine Ehre und seinen Stolz einfach so verwarf. Er würde dem Mann helfen, die Banditen auszuschalten, doch ein richtiger Ronin könnte er niemals werden.
 

Langsam schlichen sie zu dem ersten Zelt, welches am nächsten von ihnen stand. Isuma zog aus seinem Gürtel ein Tuch und einen länglichen, scharfen Dolch. Beides reichte er Naruto, welcher die Gegenstände eine Weile kritisch musterte. Schließlich schloss er kurz die Augen und atmete still ein und aus. Er wusste, dass es nicht richtig war, doch jetzt war es zu spät, dies zu ändern. Zusammen beugten sie sich zu den ersten beiden Strauchdieben herab. Zeitgleich legten sie den schlafenden Männern die Tücher auf deren Münder und setzten die Klingen an. Naruto schaute demonstrativ weg, als seine Waffe seinen schlafenden Gegner durchbohrte. Er hatte schon oft getötet und niemals hat es ihm besonders Spaß gemacht. Doch dieses Mal war es einfach nur abstoßend, denn er gab den Männern keine Chance, sich auch nur irgendwie zu wehren. Er fühlte sich so unendlich schmutzig und er wusste, er bräuchte lange Zeit, um sich wieder im Spiegel betrachten zu können.
 

"Die Zwei sind geschafft, weiter geht´s." flüsterte der andere Ronin und zog mit einem unschönen Geräusch die Klinge aus der Brust des Toten. Und so gingen sie weiter. Sie passierten ein Zelt nach dem anderen. Noch vier Banditen waren übrig, als plötzlich einer schreiend erwachte. Isamu hatte ihn nicht richtig den Mund verdeckt. Geschockte schaute Naruto zu den anderen Wegelagern, die sich rasch erhoben. Neben ihm stach der Ronin gerade den Geweckten ab und stand in einer fließenden Bewegung neben Naruto. Der Namikaze ließ seinen Dolch fallen und zog sein Schwert. Er konnte nur schwerlich seine Augen vor dem eingeritzten "Schande" wenden. Als er jedoch die stählerne Klinge seines Schwertes sah, wurde etwas in ihm wach. Er spürte, wie sein Blut in Wallung geriet und die Instinkte geschärft wurden. Er war wieder der Krieger, der den Hokagen beschützen konnte. Er war wieder ein Wächter, dessen Fähigkeiten die seiner Gegner um Längen überlegen waren.

Der erste Gegner rannte mit zwei Dolchen bewaffnet auf ihn zu. Naruto drehte sein Schwert mit dem Handgelenk und wich dem Stoß seines Feindes spielerisch aus. Er brauchte nur einen präzisen Schlag auf den Rücken des Mannes, um diesen zu Fall zu bringen. Die Klinge surrte durch die Luft und wehrte einen Lanzenstoß ab. Als das Metall auf die stählerne Spitze des Spießes traf, ertönte ein lautes Klirren. Naruto ließ sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen. Er hatte schon gegen weitaus bessere Krieger gekämpft, die solche Waffen bevorzugten. Mit einer Selbstverständlichkeit, die seinesgleichen suchte, trat der Ronin seinem Gegner die Beine weg und drückte ihn mit einer Hand auf den Boden. Der Mann war so überrascht, dass ihm die Luft aus der Lunge gepumpt wurde. Naruto rammte ihm seine Klinge in den Oberkörper und der Mann zu seinen Füßen röchelte und zuckte nur noch einige Male.
 

Ein weiterer Gegner rannte auf ihn zu, eine Sense mit beiden Händen über dem Kopf zum Schlag ausgeholt. Naruto sah kurz auf den Spieß zu seiner rechten und hob ihn rasch auf. Der Gegner, der nur noch zehn Meter von ihm entfernt war, preschte schreiend auf ihn zu. Der Namikaze warf den Speer und traf seinen Gegner, der sich, bevor er den Boden erreichte noch einmal um sich selbst drehte. Dann war es still auf der Waldlichtung. Die Tiere machten keinen Laut mehr und die Toten schliefen nun den unendlichen Schlaf. Naruto schaute zu Isuma, der den letzten Gegner getötet hatte. Der Ronin wusch gerade das Blut von seiner Klinge, als sich ihre Blicke trafen. Sie schwiegen eine ganze Weile, bis der braunhaarige Mann das Wort erhob.
 

"Du bist ein talentierter junger Mann. Ich habe deine Fähigkeiten unterschätzt."
 

"Ich habe getan, was ich tun musste. Nicht mehr, nicht weniger." In einer fließenden Bewegung schob er das Katana wieder in seine Hülle, als plötzlich Schritte ertönten.
 


 

Überrascht sahen die beiden Ronin sich um und erkannten eine Frau, die mit panischen Augen auf die Lichtung sah. Ihre braunen, verfilzten Haare waren noch Nass und Naruto ging in den kurzen Augenblicken, die er hatte, um sie zu betrachten, davon aus, dass sie sich noch an einem Fluss gewaschen hatte. Ihr Blick ging schnell zu den Waffen und sie griff eine rostige Klinge, die auf dem Wagen lag. Der Namikaze keuchte auf, denn er hatte nicht erwartet, dass sie sich gegen zwei Ronin zu Wehr setzte.
 

"Tu das nicht!" rief er und hoffte, sie würde diesen Wahnsinn stoppen. Doch sie tat es nicht. Sie ging langsam mit der Klinge in ihrer zitternden Hand auf sie zu. Naruto war wie erstarrt. Noch nie hatte er gegen eine Frau gekämpft, noch hatte er eine jemals verletzt. Seine Ehre hatte es ihm verboten. Der Hokage hatte es ihm verboten, doch jetzt, wo sie mit dem Schwert in der Hand auf ihn zukam, wusste er, dass dies alles gelogen war. Zitternd klammerten sich seine Finger um den Griff seines Katanas. Sie war auf wenige Schritte herangetreten, als plötzlich heller Stahl aufblitze. Röchelnd sank die Frau zu Boden und hielt sich die Kehle. Naruto konnte nicht in ihre weit aufgerissenen braunen Augen schauen und sah lieber auf die Äste zu seiner linken. Ein dumpfer Aufprall signalisierte ihm, dass sie den Erdboden erreicht hatte. Sich zur Ruhe zwingend, schloss er die Augen und wusste nicht, wie er sich fühlen sollte.
 

"Schade, eine echte Verschwendung. Sie hatte tolle Beine. Sie durch die Laken zu scheuchen, hätte sicher Spaß gemacht." seufzte der Ronin neben ihm, als er sein Schwert verstaute. Noch nie empfand Naruto solch ekel für einen Mann, wie er es jetzt für Isuma tat.
 

"Wir hätten sie auch teilen können." Die Schultern zuckend sah der braunhaarige Mann den Namikaze an. Dieser konnte nicht anders, als den Kopf zu schütteln. Er fühlte sich so hilflos, wie noch nie. Er hatte große Lust, den Ronin zu töten, für dass, was er gesagt, was er getan hatte. Doch er konnte nicht, denn auch wenn er es nicht zugeben konnte, so hatte er ihm das Leben gerettet. Naruto hätte die Frau nicht töten können. Sie hätte ihn zuvor bestimmt erstochen und nichts hätte das verhindern können. Nichts außer Isuma. Und plötzlich erkannte er, warum es Menschen wie ihn in dieser Welt gab. Menschen wie den Ronin, der keine moralischen Bedenken, keine Gefühle oder Emotionen hatten. Die Welt brauchte keine edlen Samurai, die ihre Werte mit in den Tod nahmen. Die Welt brauchte Mörder und Gesindel wie Isuma, die den Menschen ihre Ängste nahmen und ihren Rachedurst stillen konnten. Der Namikaze wusste nicht, was schlimmer war, die Erkenntnis, dass sein Leben eine Lüge war, oder das Isuma Recht hatte und er wirklich keinen Platz in der richtigen Welt, die sich außerhalb von Konohas schützenden Mauern befand, hatte.
 

Starr schaute er auf den Leichnam der Frau und konnte seinen Blick nicht abwenden. Ein Ronin war ein einfacher Söldner. Hätten die Banditen, hätte diese Frau sie angeheuert, den Händler auf der Straße zu überfallen, dann hätten sie es wahrscheinlich auch getan. Es war nur wichtig, wer das Geld hatte. Keine Gefühle, keine Werte waren nötig, um zu bestimmen, wer stirbt und wer nicht. Diese Banditen haben sie nicht bezahlt und das war ihr Fehler. Konnten die Menschen wirklich so leichtfertig mit den Leben anderer umgehen? Naruto sank zu Boden und fühlte sich komplett leer. Er fragte sich, warum der Hokage zugelassen hatte, dass er so schmerzlich erfährt, wie die Welt wirklich funktionierte. Er hatte immer von dem Guten im Menschen gesprochen, das jeder Träume, Wünsche und eine Zukunft hatte, doch was war mit dieser Frau? Hatte sie das alles nicht? Sie hatte es sich bestimmt nicht ausgesucht, Händler auf der Straße zu überfallen. Sie hatte sich nicht ausgesucht, von zwei ehrlosen Bastarden, wie Isuma und ihm, auf einer Lichtung im Nirgendwo getötet zu werden.
 


 

"Du bist kein Ronin, Naruto Namikaze." sagte der braunhaarige Mann hinter ihm, als er einen Beutel über das Pferd der Diebe warf.
 

"Nein, ich bin kein Ronin." flüsterte er zu sich selbst und ballte seine Hand zur Faust.

Kapitel 5.

Hallo Leute,
 

es ist lange her und ich weiß das ist nicht in Ordnung. Doch ich komme momentan weder zum schreiben noch zum hochladen und das obwohl ich noch 10 weitere Kapitel fertig habe. Ich werde wirklich versuchen mich zu bessern. Allen, die die Geschichte noch immer verfolgen möchte für eure Unterstützung danken, an alle neuen Leser, herzlich willkommen. Wenn es euch gefallen hat, lasst mir ein Review da oder schreibt mir, was ich hätte besser machen sollen. Die Geschichte ist zum jetzigen Zeitpunkt noch in einer frühen Phase und ich hoffe, dass es nicht allzu schleppend vorangeht.
 

Viel Spaß und bis dahin,

Amogan
 


 


 

5. Kapitel
 


 

Schweigend schaute Naruto, vom Rücken seines Pferdes auf den Ronin, der vor ihm ritt. Ein ganzer Tag war vergangen, seit der Sache mit den Banditen. Isuma sprach kaum ein Wort mit ihm und auch der Namikaze war wenig begeistert, sich mit seinem Begleiter zu unterhalten. Der Regen fiel unerlässlich aus den grauen Wolken. Die Wege hatten sich zu kaum passierbaren Schlammkulen verwandelt. Kleine Bäche waren beinahe reißende Flüsse und die Tiere bockten und lehnten sich gegen ihre Besitzer auf. Das blonde Haar des jungen Mannes war schon seit Stunden nass und kein Unterstand war weit und breit zu sehen. Die Schultern und sein ganzer lederner Mantel waren durchgeweicht und scheuerten auf seiner Haut. Seine Nase lief ununterbrochen und seine Stimme war kaum mehr als ein Keuchen. Isuma schien es anders zu gehen. Er hatte einen breiten Strohhut aufgezogen und war ein wenig trockener, als sein blonder Begleiter. Der Ronin schien uninteressiert auf den Weg vor sich zu starren und Naruto konnte ihn irgendwie verstehen. Ohne es kontrollieren zu können, blieb sein Blick an dem ledernen Beutel haften, den der braunhaarige Samurai an seinem Pferd gebunden hatte. Darin befand sich der Beweis, dass sie ihre Aufgabe erledigt hatten. Die rote Färbung, die sich an der Unterseite gesammelt hatte, tropfte schon seit Stunden nicht mehr. Vor seinen inneren Augen konnte der, in Ungnade gefallene Samurai, noch immer die verzerrte Fratze des Anführers sehen. Isuma hatte ihm den Kopf abgeschlagen, damit sie dem Händler von ihrem Erfolg bei der Mission berichten konnten. Niemals könnte Naruto diese stumpfen, weißen Augen des Diebes vergessen und dessen weit geöffneter Mund.
 

Er war niemals ein Feigling gewesen. Keinen Kampf hatte er jemals abgelehnt, denn es verbat ihm seine Ehre, die Feinde seines Herrn entkommen zu lassen. Doch niemals hatte er getötet, wenn es nicht sein musste. Er hatte niemals den Kopf eines toten Widersachers abgetrennt. Natürlich kannte Naruto die Regeln des Seppuku. Er hatte schon zugesehen, wie einem alten Samurai der Wunsch gewährt wurde, sich selbst zu töten, um die Ehre seiner Familie wieder herzustellen. Es war Tradition, dass man diese Praktik kannte und verstand. Naruto verstand sie und dennoch war er sich nicht sicher, warum ihn der Hokage diese Ehre nicht zu Teil haben lassen konnte. Er wäre sofort dazu bereit gewesen. Dennoch war es die barbarische Regel der alten Kriege, den besiegten Gegner zu köpfen. Damals hatten so die "einfachen" Soldaten zeigen können, wie sehr sie sich im Kampf verdient gemacht hatten. Wenn ein normaler Lanzenträger Beispielsweise einen Samurai getötet hatte, so kam es vor, dass ein Daimyo ihn in den Rang eines Adeligen erhoben hatte. Diese Zeiten waren jedoch schon viele Generationen her und nur noch Abschaum ergötzte sich an dem abgetrennten Schädel seines Gegners. Abschaum, wie Naruto es nun war.
 

Es war härter, als er es sich hätte vorstellen können. Das Wort eines ehemaligen Wächters, der zwar in Ungnade gefallen war, aber seinen Stolz und seine Werte nicht verloren hatte, reichte nicht mehr aus, um dem Händler-Pack zu beweisen, wie erfolgreich man war. Man wurde für Fleisch bezahlt und nur für das. Die Dinge, die einen Menschen in Konoha ausgemacht haben, zählten hier nicht mehr. Hier draußen kämpfte jeder nur für sich. Es gab keine Freunde, nur Begleiter und Zweckgemeinschaften. Zwar vertraute Naruto Isuma kein Stück, doch er war der Einzige, der ihm zeigen konnte, wie diese grausame Welt funktionierte, wie man in ihr überlebte.
 

"Wir sind nicht mehr weit entfernt. Ich kann den Rauch in der Ferne erkennen." brummte plötzlich genau dieser Mann und drehte sich zu Naruto um. Es stimmte, denn tatsächlich stieg dunkler Nebel aus den Schornsteinen, die hinter den Hügel auftauchten. Ein angenehmer Lichtschein ließ den Namikaze auf ein warmes Bad und hoffentlich auch einen gebratenen Fisch hoffen. Die Mission hatte, auch wenn sie ihm nicht gefiel, einen recht passablen Lohn versprochen. Zudem hatten sie die Leichen der Banditen geplündert und alles, was nützlich war, auf ihre Pferde geladen. Naruto hatte eine kleine Lederbörse bei einem der Männer gefunden und heimlich eingesteckt. Er hatte nicht vor, mit Isuma zu teilen. Der andere Ronin hatte nämlich die Wertsachen des Anführers durchsucht und nichts davon an den Namikaze abgetreten. Wie er schon gesagt hatte: Es gab keine Freunde.
 

Auch wenn er das Pferd von Isuma benutzte, so wusste er dennoch, dass es nicht für immer sein würde. In naher Zukunft würde er sich seine eigenen Hilfsmittel kaufen müssen. Er hoffte, dass er alles Wichtige in dem Dorf finden würde, welches sich vor ihm aufbaute.
 

"Wir gehen zuerst zu unserem Freund und holen uns unsere Prämie. Alles weitere klären wir dann." murmelte Isuma und trieb sein Pferd ein wenig an. Naruto, dem jeder Knochen im Körper schmerzte, hatte Schwierigkeiten, seinen plötzlichen Tempowechsel zu folgen.
 

Das Dorf war relativ ruhig und der blonde Mann konnte keine richtige Uhrzeit schätzen. Er vermutete, dass es entweder später Nachmittag oder früher Abend sein musste, denn sie hatten auf dem Weg keine Bauern oder Händler mehr getroffen, seit sie das, in einigen Kilometern Entfernung stehende Ortsschild gesehen hatten. Die Taverne war gut besucht und viele Stimmen hallten durch die regnerische Luft. Die Vorfreude auf das warme Bad wurde immer größer und er nutzte jedes bisschen Kraft, die noch in seinem Körper war, um das Pferd anzutreiben.
 

Sie überquerten den Marktplatz rasch und erkannten, dass ihr Auftraggeber gerade dabei war, seinen Wagen zu beladen. Er fluchte leise vor sich hin und versuchte sein Möglichstes, im Trockenen zu bleiben. Isuma brachte sein Pferd kurz vor ihm zum stehen und sprang kraftvoll aus dem Sattel. Naruto folgte seinem Beispiel, wenn gleich auch nicht ganz so elegant. Isamu band den ledernen Beutel von seinem Sattel und warf ihn mit einem kalten Blick in seinen Augen auf den Ladentisch des Händlers. Beim Aufkommen hinterließ er einen dunkelroten, blutigen Flecken und der weißhaarige Mann schrie kurz entsetzt auf.

"W-Wie könnt ihr nur, Ronin?" fragte er erbost und Naruto konnte ihn ein wenig verstehen. Es war weder besonders höflich, noch respektvoll für die sterblichen Überreste des Banditen. Seinen Begleiter schien das nicht besonders zu stören, denn er spuckte dem Händler nur vor die Füße.
 

"Bezahlt. Wir haben euren Dreck erledigt." brummte er zwischen zusammengebissenen Zähnen und der Namikaze hatte Schwierigkeiten, seine Stimme gegen den lauten Regen zu verstehen.

"Einverstanden. Doch ich verbitte mir diesen Ton. Ein Mann, der seine Ehre verloren hat, darf nicht so mit einem stolzen Händler in vierter Generation reden. Ihr vergesst euren Platz, Bastard." zischte der Auftraggeber und stemmte seine Hände in die Hüfte. Naruto spürte eine plötzliche Wut in sich aufsteigen. Er wusste nicht woher sie kam und warum er sie gegenüber dem Händler verspürte, doch es war ihm egal. Er war zu müde, zu erschöpft und zu genervt, um sich jetzt mit diesem Mann rumzuärgern.
 

"Bezahlt einfach." murmelte der blonde Namikaze und ging einen Schritt auf den Auftragsgeber zu. Dieser keuchte erschrocken und fummelte plötzlich an seiner hölzernen Geldkassette herum. Hastig warf er den beiden Ronin zwei kleine Lederbeutel zu.

"Ihr habt euer Geld, Aasgeier, verschwindet nun. Ich hoffe wir begegnen uns nicht wieder."
 

Verachtend schaute der Namikaze den dickbäuchigen, weißhaarigen Mann an. Erst durften sie seine Drecksarbeit erledigen und dann wurden sie so behandelt. Erst jetzt spürte er so richtig, wie wenig ein Ronin in der Gesellschaft wert war. Isuma spuckte erneut auf den Boden und schüttelte angewidert den Kopf. Unsanft zog er Naruto an der Schulter mit sich und stellte sich unter ein Dach.
 

"Hier, ist für dich." murmelte er und drückte dem blonden Mann den kleinen Lederbeutel in die Hand. Naruto war erstaunt, dass er es tat. Er hatte erwartet, dass der Ronin das Geld für sich behielt. In diesem Fall wäre er bereit gewesen, ihm das Geld, wenn nötig, auch gewaltsam abzunehmen. Zufrieden schüttelte er die Börse und genoss das Geräusch des metallenen Geldes, das aneinanderschlug. Es war ungewöhnlich viel und er wusste genau was er damit machen würde. Isuma schaute ihn kurz kritisch an, verschwand dann aber, die beiden Pferde, hinter sich in Richtung Stall. Naruto wischte sich die Regentropfen aus dem Gesicht und ging zielsicher auf die Taverne zu.
 

Viel zu früh kam der nächste Morgen und die vielen Stimmen der Dorfbewohner hatten ihn geweckt. Die Sonne war auch heute nicht zu sehen, doch es nieselte nur einige Male. Das Bad am gestrigen Abend hatte seinen Zweck erfüllt und Naruto war nach gefühlt ewiger Zeit in den Genuss einer heißen Quelle gekommen. Er war, wenn auch müde, dennoch ausgeruht und seine Liste, von Dingen, die er erledigen musste, war lang. Grummelnd packte er sein weniges Hab und Gut zusammen und marschierte aus dem Gebäude auf den Marktplatz.
 

Sein erstes Ziel war der Schneider und Stoffhändler. Er brauchte unbedingt Wechselkleidung und etwas gegen die verrückten Wetterschwankungen. Das hatte er ganz besonders gestern nur zu gut bemerkt. Der braunhaarige Händler, der in dem, nach Leder und Ölen riechenden Laden saß, war freundlich und behandelte Naruto wie einen normalen Kunden. Er konnte eine robuste Leinenkleidung ergattern, sowie einen langen Reisemantel, der dank eines Öles, welches aus den Sumpfblumen gewonnen wurde, sehr wasserabweisend war. Der schwarze Stoff fühlte sich leicht und sanft an und war um Längen besser, als sein alter Ledermantel. Da er als Ronin keinem Clan angehörte und sich zur untersten Schicht zählte, durfte er keinen bestickten oder bunten Stoff tragen. Ihm blieben nur noch die Farben der Ehrlosen: Schwarz, Grau und Braun. Jeder musste sehen, dass er weder Stolz noch Ehre besaß. Murrend wand er sich von dem roten Gewand ab, welches so ähnlich wie das war, welches er in Konoha immer trug. Die Leinen waren teuer und schmerzlich stellte er fest, dass sein Lederbeutel nicht mehr so schwer war, wie am Vorabend.
 

Der nächste Laden war direkt nebenan. Der Warenhändler und Kramer teilten sich ein Gebäude und Naruto konnte Salben aus Kräutern, Verbände und Medizin sichern. Zusätzlich gab es in dem Geschäft noch einen Mann, der ihm günstig einige Stück Salzfleisch verkaufen konnte. Die Art, die Nahrung zu konversieren war weit verbreitet und man hatte von dem geräucherten Fleisch viele Wochen etwas. Zusätzlich gab es noch zwei Beutel getrockneten Reis, was äußerst selten war, wenn man den Händlern Glauben schenken konnte.
 

Als nächstes erreichte er den Stall. Er erkannte Isuma, der sich um seine Pferde kümmerte und anscheinend hier im Stroh übernachtet hatte. Nur kurz grüßend, wand er sich an den Meister, der die Scheune sein Eigen nannte. Er feilschte beinahe eine halbe Stunde, was ihm einige belustigte Lacher von Isuma einbrachte, konnte dann aber dennoch ein Pferd erwerben. Das Fell des Tieres war eine Mischung aus grau und braun und laut dem Stallmeister recht jung. In Konoha gehörte Naruto zu den Samurai, die auch zu Pferde kämpfen konnte und daher kannte er sich ein wenig aus. Es stimmte, was ihm der Händler sagte und das Tier war auch schon eingeritten, was ihm einiges an Arbeit abnahm.
 

Zähneknirschend schaute der Namikaze in seine Lederbörse in der nur noch drei golden, schimmernde Münzen lagen. Es würde nicht reichen, um seine Waffe auf Vordermann zu bringen, doch der Rüstungshändler wirkte recht einladend und er konnte dem Drang nicht wiederstehen. Der Verkaufsraum war teils Schmiede und Laden und eine unangenehme Hitze ließ die Luft stehen. Der schwere Lederschurz des Besitzers hing über dem Tresen und Naruto kam nicht umher, die Ausstellungsstücke zu bewundern. Der Schmied lieferte gute Arbeit ab und das Geld würde kaum für einen Brustpanzer reichen. Überlegend lief der Namikaze durch die Reihen von Rüstungen, Speeren und Lanzen. Sein Blick blieb an einem ganz besonderen Panzer hängen. Die grauen Metallplatten waren nicht, wie üblich, unter farbigem Leder versteckt, sonder eher rustikal und einfach vernäht worden. Die ausgegerbte Tierhaut war ein wenig steif und roch noch recht frisch. Der Brustpanzer bedeckte die wichtigsten Stellen der Haut, die Schultern und den Hals ausgenommen, und reichte ihm bis zur Taille. Er war leichter als normale Rüstungen, da nur eine Schicht Leder verarbeitet wurde und fühlte sich anfangs falsch an. Doch nach einigen Minuten des Betrachtens und der Musterung, gefiel er Naruto immer besser. Er wirkte genauso unfertig, wie er sich fühlte. Die rustikale Verarbeitung passte zu einem Ronin, der sowohl Ehre, als auch Stolz verloren hatte.
 

"Sie ist nicht fertig." brummte der Schmied hinter ihm und Naruto drehte sich ruckartig um. Er hatte einen dunklen Vollbart und seine Arme waren vor seiner Brust verschränkt. Sein Blick war abschätzig und zeigte dem Namikaze, dass er unerwünscht war. Mit einem Ruck zog dieser die Rüstung von ihrem Ständer und legte sie auf den Tresen.

"Sie passt zu mir." meinte der Ronin und sein Blick war finster. Der Schmied widerstand ihm für einige Augenblicke, drehte sich dann aber schnaubend um.

"Einverstanden." raunte er dem Namikaze zu und schob den Brustpanzer über das Holz. Naruto nickte und warf ihm den gesamten Beutel zu und zwang sich dazu, keine Miene zu verziehen. Er wollte keine Schwäche vor dem Schmied zeigen und auch, wenn ihm das Geld fehlen würde, so war es dennoch die richtige Entscheidung.

Vollbepackt ging er zurück zum Stall und nahm dem Meister sein Pferd ab. Dank der Taschen an seinem dünnen Ledersattel, hatte er genug Platz, Nahrung und Kleidung zu verstauen. Isuma musterte ihm und trank dabei mit dem Stallmeister einen Sake. Sein Blick war unleserlich und Naruto fühlte sich unwohl, als er seinen Kameraden sah.
 

"Was ist denn?" brummte er, als er die Tasche am Sattel zuknotete.

"Du bist ein zuverlässiger Begleiter, Naruto Namikaze." meinte der Ronin und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Das heißt?" fragte dieser und schwang sich auf den Sattel. Das Pferd reagierte erst etwas gereizt, gewöhnte sich aber nach kurzer Zeit an den Druck, der auf ihm lastete.

"Willst du nicht weiter mit mir durch die Gegend reisen? Ich könnte einen fähigen Kämpfer wie dich gut brauchen." schlug Isuma vor und hob abwartend eine Augenbraue. Naruto überlegte lange. Er wägte die Vorteile und Nachteile ab, doch der Ronin war, wenn auch ein ehrloser Bastard, ein Mensch, der sich in der Welt auskannte. Der Namikaze war weder naiv, noch dumm. Er wusste, dass seine Chancen alleine gleich null waren und daher musste er zustimmen. Er wusste, dass er mit allem rechnen musste und sein Herz rebelliert gegen diese Entscheidung, doch sein Kopf hatte die Führung über sein Handeln genommen. Seufzend schaute er den Ronin an und schlug in dessen angebotene Hand.
 

"Dann lass uns losziehen, Naruto." brummte der braunhaarige Mann und ging auf seine beiden Pferde zu. Der Namikaze schaute sich im Stall um und erkannte einen Strohhut, der an einem Pfosten hing. Da er den Stallmeister nirgends erspähen konnte, erhaschte er die Kopfbedeckung und das erste Mal in seinem Leben, stahl er Eigentum von anderen Leuten. Das Lachen von Isuma ignorierte er gekonnt und trieb sein Pferd aus der Scheune hinaus, auf den Marktplatz.

Kapitel 6.

Hallo Leute,
 

da bin ich wieder und natürlich gibt es wieder ein neues Kapitel. Heute wird es etwas düsterer und gemeiner, dennoch hoffe ich, dass es euch gefällt. Ich danke allen, die ein Review da gelassen haben, oder die Geschichte favorisiert oder abonniert haben.
 

Ohne lang zu schnacken, viel Spaß beim lesen.
 

Bis dahin,

Amogan
 


 


 

6. Kapitel
 


 

So verging die Zeit. Aus Tagen wurden Wochen und aus Wochen Monate. Die beiden Ronin schafften es in dieser Welt gemeinsam zu überleben. Sie klauten, arbeiteten und mordeten sich über die Ländergrenzen hinweg und Naruto hatte noch nie so viel von der Welt gesehen, wie mit Isuma. Er war kälter und abweisender geworden. Anfangs tat ihm die Verwandlung weh und bemerkte es erst, als er von einer Händlerin eine Ohrfeige verpasst bekommen hatte, da er sich unmöglich verhalten hatte. In seinem Leben als Samurai war es ihm niemals passiert, dass er eine Frau schlecht behandelt hatte oder dass diese sich körperlich gegen ihn gewehrt hatte. Er war rechtschaffen, edel und stolz. Die Damen von Konoha drehten sich nach ihm um und flüsterten hinter vorgehaltener Hand über ihn. Das schien plötzlich schon sehr lange her und der Ronin konnte sich kaum noch daran erinnern. Er war nie ein Frauenheld gewesen, zog den Kampf und den Dienst für das Dorf immer einer Konservation mit einer Dame vor. Es gab immer nur ein Mädchen, bei dem der junge Namikaze so sein konnte, wie er es auch wirklich war.
 

Auch wenn es nicht offiziell war, so hatte Hiashi Hyuuga einen Vertrag mit dem Hokage geschlossen. Naruto sollte die ältere seiner beiden Töchter heiraten: Hinata Hyuuga. Hiashi, dem es verweht geblieben ist, mit einem männlichen Erben beschenkt zu werden, suchte seine Hoffnung in dem Wächter. Naruto stammte aus einer ehrenvollen Familie, war talentiert und als Wächter war er fast schon adelig. Er mochte Hinata immer sehr. Sie war freundlich, wunderschön und bodenständig. Sie war als Stammhalterin erzogen worden und verhielt sich auch so. Sie kannte Ehre und wollte auch so behandelt werden. Ihre Schüchternheit, die sie noch in ihrer Jugend ausbremste, verlor sie mit zunehmenden Alter. Sie unterstütze ihren Vater bei Claninternen Angelegenheiten und konnte sich in einer, von Männern dominierten Welt durchsetzten.
 

Naruto vermisste sie ein wenig. Ihr Lachen und ihre Ruhe, die ihm jetzt besonders fehlten. Er hatte später rausgefunden, dass sie in ihn verliebt war. Es war jedoch nicht schlimm, besonders, da er sie schon als zukünftige Ehefrau angesehen hatte. Hinata wusste das. Sie wusste immer alles über ihn. Es schmerzte, dass er in der anfänglichen Zeit, kurz nachdem er zum Ronin wurde, so wenig an sie gedacht hatte. Erst nach und nach wurde ihm bewusst, wie egoistisch er war und nur er der Mittelpunkt seines Lebens gewesen war. Er vergaß, was sein Scheitern für die Menschen, denen er etwas bedeutete, für Folgen gehabt haben muss.
 

Sie musste sich schrecklich fühlen. Ihr zukünftiger Ehemann war ehrlos und verbannt. Es musste ein Schlag für sie gewesen sein. Die Bevölkerung hatte sie wahrscheinlich ähnlich wie ihn behandelt. Doch das Schlimmste für Naruto war, dass ihm jetzt erst klar wurde, dass er sie niemals geliebt hatte. Ein richtiger Mann hätte um sie gekämpft, auch wenn er aus dem Dorf verstoßen worden ist. Er hätte sie gebeten ihm zu folgen. Ein liebender Mann hätte das wahrscheinlich gemacht. Doch er hatte nicht mehr als innige Freundschaft für sie empfunden. Er, der immer alleine war und sie, die versuchte, ihrer Familie zu entfliehen, auch wenn es nur für ein paar Stunden war.
 

Auch wenn er nur wenige Freunde in Konoha hatte, so vermisste er seine Heimat noch immer schmerzlich. Ihm fehlte sein altes Leben, auch wenn er inzwischen beinahe vergaß, wie es sich angefühlt hat, ein Wächter zu sein.
 

Langsam schaute Naruto zu seinem Begleiter, der das, was ein Freund war, sehr nah kam. Isuma hatte ihn nicht verlassen. Gemeinsam sind sie durch die Länder geritten und haben viele Aufträge erledigt. Viele Menschen haben sie getötet, damit sich Händler, Bauern und Adelige besser fühlten. Irgendwann hatte er aufgehört zu fragen, was diese armen Bastarde verbrochen hatten. Es interessierte ihn nicht mehr. Alles, was er über seine Opfer wusste, war nur belastend. Er tötete, ohne zu fragen, ohne zurückzuschauen und war damit zufrieden. Es war ein hartes, ein unfaires Leben, doch es war SEIN Leben. Isuma war geduldig und zeigte ihm nach und nach die Griffe eines Ronin und Söldners. Seine harte, abweisende Art machte ihm deutlich, wie wenig sie wert waren und was sie erwarten würde, sollten sie scheitern.
 

Doch sie waren nicht gescheitert. Egal welche Mission sie übernahmen, sie schafften es immer wieder heilte zurück. Jetzt waren sie bald im Reisreich. Das Land war berühmt für seine Landwirtschaft und die Tavernen. Den besten Sake gab es hier und folglich auch die besten Bordelle. Viele Reisende kamen durch das Land. Sie kamen in den Wirtshäusern und den Schößen der wunderschönen Frauen unter und vergaßen diese Nächte immer recht schnell. Naruto mochte es in dem Reisreich. Die Leute waren genauso schnelllebig, wie es das Land war. Niemand interessierte sich für Reisende, von denen es mehr als Genug gab, sondern ging nur seinem eigenen Geschäft nach. Es war einfacher für zwei Ronin auf Arbeitssuche, wenn sie relativ anonym blieben.
 

Murrend nahm der Namikaze die Keramikkaraffe in seine Hand und trank einen kräftigen Schluck. Der Reisschnaps, der sich im Inneren befand, brannte sich die Kehle herunter. Er war so stark, dass er schmerzte und ihm Tränen in die Augen schoss. Seit er den ersten Bauer bestohlen hatte, fing seine Sucht nach dem scharfen, wunderschön schmerzhaften Getränk an. Er brauchte es, damit er sich nicht selbst abscheulich fand. Er brauchte es, damit er morgens noch in den Spiegel schauen konnte, ohne dass ihm übel wurde. Es betäubte seine Gefühle und ließ ihn konzentriert arbeiten. Wie eine Mutter legte es seine schützenden Arme um ihn und beschützte ihn vor der Härte die in seiner Welt Einzug erhalten hat.
 

"Bist du fertig?" brummte er und gönnte sich einen weiteren Schluck. Die Wirkung war nun nicht mehr so schlimm, besonders, da alle Nerven und Gefühle in seinem Rachen abgestorben waren. Isuma kam aus einem Zimmer in den Flur hinein. Er nestelte an seinem Gürtel herum und hatte sein Oberteil mit seinem Kinn an der Brust festgenagelt. Naruto konnte einen Blick auf das Zimmer werfen. Eine schöne, junge Frau lehnte sich an den Türrahmen. Sie schien nicht einmal so alt wie er zu sein, doch ihre Arbeit war ihm mehr als bekannt. Ihre Wangen waren gerötet und das Haar zerzaust. Sie biss sich nichtssagend in die Unterlippe und verschränkte ihre Arme vor ihrer Brust. Der Dünne Stoff, der ihren Körper verdeckte, tat seine Arbeit nicht wirklich gut und Narutos Augen wanderten über ihre helle Haut.
 

"Willst du auch noch mal?" Isuma sah kurz auf seinen Begleiter, ehe er wieder die Prostituierte hinter sich anschaute.

"Nein." entgegnete er und drehte sich um. Er war nicht wirklich an solchen Sachen interessiert. Sie lenkten ihn ab und verzerrten seine Sicht auf das Wichtige. Zumindest schob er das immer vor. Wahrscheinlicher war seine Angst, irgendwas falsch zu machen größer. Zudem wollte er das letzte bisschen Ehre in seinem Körper dennoch behalten.

"Komm wieder vorbei, wenn du in unser Dorf kommst." raunte die Frau und gab ihm einen langen Abschiedskuss, der sich nach kurzer Zeit intensivierte. Nur das Schnauben des Namikaze ließ die Beiden auseinanderfahren.

"Versprochen." grinste der Ronin und verließ das Zimmer nun endgültig. Naruto folgte ihm schweigend und trank ab und zu noch einmal aus seiner Keramikflasche.

"Warum bist du nur immer so hektisch. Sie war zum Niederknien. Schenkel, sie hatte Schenkel, bei denen sogar ich schwach wurde." meinte Isuma und sah zurück auf die Tür.

"Es ist ihre Aufgabe, dass du vor ihr "niederkniest". Sie verdient so ihr Geld, du Esel. Und würde sie nicht so gut vögeln, dann wäre sie Arbeitslos. Vergiss einfach, dass du sie getroffen hast und hebe dir deinen Lohn länger auf, als die zwei Tage, wenn wir eine Mission abgeschlossen haben." zischte Naruto und ignorierte den beißenden Geruch von Schweiß und Weidenblumen, der im ganzen Haus herrschte. Anscheinend versuchten die Damen ihre letzten Besuche so stark überdecken zu wollen, dass es sich inzwischen durch das Holz geätzt hatte.

"Du weißt eine echte Nutte wirklich nicht zu schätzen, Kleiner. Kein Wunder, dass du so angefressen bist. Deine Letzte ist bestimmt schon Jahre her." grinste der Ronin und Naruto antwortete ihm nicht. Er wusste nicht, ob er sich die Blöße geben wollte, noch Jungfrau zu sein, oder er einfach seinem Gefährten nicht zustimmen wollte. Sie verließen nach einigen Metern die Taverne und fanden sich auf einem kleinen Marktplatz wieder.

"Ich habe die Pferde schon vorbereitet, Isuma. Den Auftraggeber habe ich ebenfalls schon gesprochen. Wir müssen einfach nur losreiten." begann der blonde Mann und schwang sich auf den Sattel seines Tieres. Sanft streichelte er ihm über das graue Fell und richtete seinen Sattel. Sein Ronin-Gefährte brauchte einige Anläufe, da der Sake in seinem Blut vom Vortag noch immer vorhanden war. Er beklagte sich über seinen schmerzenden Schritt, woraufhin Naruto nur entgegnete, dass er nicht jede Prostituierte zwischen dem Feuer- und dem Reisreich hätte besteigen sollen. Der Ältere erwiderte jedoch nichts, da er zu eingeschnappt war, schaffte es aber trotzdem, das Dorf noch zu verlassen.
 

Einen halben Tag waren sie nun unterwegs und Naruto fuhr sich müde durch die Haare. Er hatte keine große Lust, weiterhin die Drecksarbeit für Bastarde wie diesen Schmied zu erledigen. Er hatte ihnen aufgetragen, den neuen Mann seiner Freundin zu töten. Naruto mochte keine Beziehungsgeschichten. Sie waren nervig und undurchsichtig. Er tötete den Liebhaber und hatte dann die alleingelassene Frau am Hals. Er tötete den Ehemann, und plötzlich folgten ihnen andere Ronin, geschickt von dessen Familie. Dennoch waren diese Liebesdramen die profitabelsten, denn die Betrogenen waren oft bereit eine Menge für die anfallende Arbeit zu bezahlen.
 

"Wie viel Geld hast du eigentlich schon gespart?" riss ihn Isuma aus seinen Gedanken und schaute ihn über die Schulter hinweg an. Er seufzte, trank einen weiteren Schluck Sake und merkte unzufrieden, dass sein Vorrat bald aufgebraucht war. Er sprach nicht oft über Geld. Zwar war sein Vertrauen in Isuma gewachsen, da dieser ihn einige Male beschützt hatte, doch eigentlich ging es niemanden, selbst seinen Begleiter nichts an, was er bereits gesammelt hatte.
 

"700 Goldstücke." brummte der blonde Mann und spuckte auf den Boden neben sich. Er hatte leichte Kopfschmerzen und seine Stimme war rau und unnahbar. Murrend zog er den Kragen seines schwarzen, inzwischen ein wenig gebrauchten Mantels, hoch und richtete seinen Strohhut, dem er den Stallmeister vor so langer Zeit gestohlen hatte.

"So viel?" fragte der Ronin erstaunt und pfiff einmal laut. Er schaute Naruto kurz kritisch an und wahrscheinlich vermutete er eine Lüge von seinem Gefährten, doch dieser rührte sich nicht.

"Was hast du mit dem vielen Geld vor?" Abwartend betrachtete er Naruto, der sich leicht unwohl fühlte. Es stimmte, 700 Goldstücke waren ein Vermögen. Er war so klug gewesen, seine Beute und die Belohnungen so lange aufzusparen, wie er konnte. Er war nicht so verschwenderisch wie Isuma, der sein Geld kaum drei Tage zusammenhalten konnte. Oft hat es ihm in den Fingern gejuckt, seinen Lohn auszugeben, doch seine Vernunft siegte. Er hatte nicht vor immer Ronin und Söldner zu bleiben. Er brauchte Geld um ein neues Leben zu beginnen.

"Ich will mir in Ise oder Nabari vielleicht einen Hof kaufen." meinte der Namikaze und klopfte sanft auf die Seite seines Pferdes, nachdem dieses einen kleineren Berg erklommen hatte.

"Du willst Bauer werden?" fragte der Ronin überrascht und Enttäuschung schwang in seiner Stimme mit. Naruto zuckte nur mit den Schultern und nickte.

"Naja, einen Hof, ... zwei Knechte, ... eine schöne Frau, viele Kinder... klingt doch gar nicht so schlechte." entgegnete er und fühlte sich so, als müsse er sich für seine Vorstellung rechtfertigen.

"Mit dem Geld kannst du dir ein halbes Dorf kaufen. Ich versteh dich nicht, Naruto. Warum willst du so ein Leben? Du bist reich, jung und talentiert. Ein Kage würde sicher viel Geld für dich zahlen wollen." meinte der Ältere und wischte sich den Schweiß vom Gesicht, der sich, dank der Sonne die über ihnen thronte, auf seiner Stirn gebildet hatte.

"Ich kann keinem Kage mehr so dienen, wie ich es wollte. Ich habe kein... Recht neben einem richtigen Wächter zu stehen." antwortete Naruto und meinte jedes seiner Wörter völlig ernst.

"Scheiß auf die Ehre, das Recht,... diese ganze Kacke ist hier nichts wert. Du kannst töten und erledigst jeden Auftrag, der dir gegeben wird, ohne zu fragen. DAS sucht ein Kage. Die brauchen jemanden, der ihren Dreck aufräumt und keinen, der in schöner, funkelnder Rüstung neben ihnen steht." brummte der Ronin und holte seinen ledernen Wasserschlauch aus seiner Tasche.

"Du magst dass vielleicht so sehen, Isuma, aber ich tue das nicht. Die Wächter sind wichtig für einen Kage. Die Söldner und der Shinobi-Abschaum mag zwar die unangenehme Arbeit erledigen, doch sie werden niemals den Platz eines Leibwächters einnehmen.

"Wenn du das sagst... Ich halte von der ganzen Rangordnung nicht viel. Solange du keinen Adelstitel trägst, bist du Abschaum, Samurai hin oder her. Verdammt zu ackern, bis du tot umfällst und keine Sau sich mehr für dich interessiert. Das, mein Freund, ist die Wahrheit."

"..." unschlüssig, was Naruto daraufhin antworten sollte, zog er es lieber vor, zu schweigen. Er stimmte dem Ronin nicht zu. Niemals würde er das tun. Auch wenn er seine verloren hatte, so glaubte er dennoch an die Ehre, die einen Wächter ausmachte.

"Wen sollen wir überhaupt töten?" fragte der Ältere nach einigen Momenten des Schweigens. Er hatte gerade seine Wasserflasche wieder an den Sattel gehängt und sah ihn kurz abwartend an.

"Der Schmied im Dorf will, dass wir dem neuen Liebhaber seiner Freundin eine Lektion erteilen." meinte der Namikaze und trieb sein Pferd ein wenig an.

"Seine Frau vögelt einen anderen? Interessant. Sie ist wohl doch nicht die liebende Ehefrau, die er erwartete hatte." mutmaßte der Ronin gut gelaunt und versuchte seinem Begleiter zu folgen.

"Oder er ist nicht der Ehemann, den sie sich vorgestellt hatte. Vielleicht lassen ihn die vielen Tavernen in dem Dorf sprunghaft werden." Naruto sah kurz auf den Älteren, der einige Meter hinter ihm ritt und wand sich dann wieder dem schlammigen Weg zu.

"Ist doch egal. Sie ist die Ehefrau, von ihr erwartet man treue. Ich würde meine Frau auch dafür bestrafen, wenn sie sich bei anderen Männern herumtreibt." meinte Isuma und zuckte mit den Schultern.

"Sagt der, der sich durch die Bordelle des Reisreiches hurt." flüsterte der blonde Ronin leise und war froh, dass sein Begleiter es nicht mitbekommen hatte.
 

Sie erreichten das nächste Dorf und warteten auf einem kleinen Hügel abseits. Naruto schaute auf die kleine Ansammlung der Häuser. Der Schmied meinte, dass seine Frau mehrmals die Woche den langen, beschwerlichen Weg auf sich nahm, um auf dem hiesigen Markt die Produkte ihres Mannes zu verkaufen. Darum suchten sie ihre Affäre auch hier. Die Frau war alleine, aus den Fängen ihres Mannes entkommen und fand wahrscheinlich Trost bei einem Andreren. Zwar war es verächtlich, aber dennoch verständlich. Auch heute war sie wieder in dem Dorf und daher standen ihre Chancen hoch, sie mit ihrem neuen Liebhaber anzutreffen.
 

"Hübsches Dorf." brummte Isuma neben ihm und sah kurz auf die Dächer vor ihnen. Er wirkte wieder wie der abgehärtete Ronin, der er sonst immer war. Es gab einen Schalter, den er umlegen konnte. Von dem versauten, sich durch die Hurenhäuser vögelnde Bastard, zu einem gnadenlosen Krieger, der weder Tod noch Teufel fürchtete.

"Hm." Naruto wusste nicht, ob er ihm zustimmen sollte. Er hatte wenig Lust den Mann zu töten. Seine Motivation, länger als nötig dieses Leben zu führen, war erschöpft. Er sehnte sich nach Ruhe. Seine größte Angst, genauso zu werden wie Isuma, wurde täglich größer. Er wollte kein Eisklotz werden, der nur noch den Sinn seines Daseins bei Huren und Sake suchte. Er war naiv genug zu glauben, dass es dennoch einen Platz für ihn in dieser Welt gab, wo er gebraucht wurde.

"Also auf." Isuma begann mit dem Abstieg des Hügels und sein Pferd wieherte kurz, ehe es einen Huf vor den anderen setzte. Naruto folgte ihm und bald schon erreichten sie das Dorf.
 

Die Leute drehten sich flüsternd zu ihnen um und er konnte es nur zu gut verstehen. Sie wirkten bedrohlich und angsteinflößend. Jeder wusste, dass wenn ein Ronin in ein so abgelegenes Dorf kam, dann war es kein gutes Zeichen. Die Bewohner machten vor ihnen Platz und bildeten eine Schneise. Naruto behielt eine Hand immer am Schwertgriff. In der Anderen hielt er eine Beschreibung der Frau, die sie suchten. Ein allgemeines Tuscheln ging über den Platz und die Leute sahen jede ihrer Bewegungen kritisch musternd an.
 

"Wir suchen eine Frau! Misaki Hosho war ihrem Mann untreu. Sie hält sich auf diesem Platz auf. Macht es uns einfach und wir ziehen sofort weiter!" Isuma sah sich suchend in der Menge um. Seine Stimme hallte durch die Gassen und sofort schwiegen alle Anwesenden. Naruto schüttelte leicht den Kopf. Ihm war ein leiseres, unauffälligeres Auftreten lieber, doch sein Gefährte übernahm die Führung. Er war älter und erfahrener. Er führte diese kleine Gruppe an und der Namikaze war überraschenderweise damit einverstanden.
 

"Hier gibt es keine Misaki Hosho!" rief ein Mann mittleren Alters. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und zog somit den Zorn von Isuma auf sich.

"Ach wirklich? Überlegt gut, denn sonst wird es für euch ungemütlich." Der Ronin baute sich vor dem Fremden auf und überragte ihn um gut einen Kopf.

"Eure Drohungen bedeuten hier nichts, Ronin!" spie er und spuckte vor Isuma auf die Füße. Dieser bebte vor Zorn und ergriff den Mann am Hals und drückte ihn gegen einen Karren.

"Du mieser Bastard. Sag mir wo sie ist. Ich schwöre dir, ich schneide dir die Kehle durch und lasse dich ausbluten." Der Ronin fing an den Fremden zu würgen und die Leute wichen zurück.

"Hört auf!" ertönte eine Stimme hinter ihnen. Naruto und Isuma drehten sich überrascht um und sahen eine Frau, die sehr gut zu ihrer Beschreibung passte. Ihr wellendes, schwarzes Haar wehte in der leichten Prise. Ihre dunkeln Augen funkelten ängstlich und ihre Wangen waren vor Scham gerötet. Naruto hob nur eine Augenbraue und sein Blick huschte zu Isuma, der den Mann runtergelassen hatte, sodass dieser schwerfällig nach Luft hechelte.

"Misaki Hosho?" fragte der Ronin und ging einige Schritte auf sie zu.

"Mein Mann schickt euch, oder? Er glaubt, ich bin ihm untreu. Ist das Richtig?" fragte sie mit lauter Stimme und Naruto sah, wie sie all ihren Mut dafür aufbringen musste. Er bewunderte sie sogar ein wenig dafür.

"Du bist schlauer, als du aussiehst." brummte Isuma und verringerte erneut den Abstand zwischen sich und der Frau.

"Er darf mit anderen Frauen schlafen, aber schickt gleich zwei Ronin, wenn ich länger als gewöhnlich brauche, um nach Hause zu kommen. Sagt mir, Ehrloser, in welcher Welt ist das fair?" fragte sie und Hohn schwang in ihrer zarten Stimme mit. Naruto senkte kurz den Blick. Sie hatte Recht, in welcher Welt war das fair?

"Das ist egal, dummes Weib. Hättest du uns beauftragt, würden wir jetzt deinen Mann jagen. So läuft das eben. Die Welt ist nicht fair. Es ist dein Problem, wenn du nicht genau aufpasst, wen du zwischen deine Schenkel lässt." zischte Isuma und schloss seine Hand um ihren Hals, so wie er es bei dem Mann eben getan hatte. Naruto sah ihm stumm zu. Er würde sich nicht einmischen, denn das bedeutete nur Ärger.

"Lasst sie in Ruhe!" rief ein schmächtiger, blasser Mann, der einen verrosteten Spieß in seinen Händen hielt. Naruto konnte ihn nur müde belächeln und schüttelte abwertend seinen Kopf.

"Oh, wer ist denn das? So wie es aussieht, haben wir den Liebhaber gefunden. Du lässt so einen Burschen an dich ran?" fragte Isuma und sah kurz sie an, ehe sein Blick zu dem Mann huschte.

"Ich warne euch, lasst sie los!" rief der Mann und der Speer in seiner Hand zitterte. Mehr als Mitleid konnte Naruto nicht für ihn empfinden.

"Was machen wir? Erteilen wir ihm eine Lektion oder töten wir ihn?" Isuma ließ von der Frau ab und trat neben Naruto.

"Er ist noch recht jung. Würde sich sein Tod lohnen?" entgegnete der Namikaze und schaute kurz abwartend zu seinem Begleiter.

"Also eine Lektion. Willst du, oder soll ich?"
 

"Lass mich das machen." meinte Naruto kalt und nickte nur kurz. Er ignorierte das Grinsen von Isuma. Langsam ging er auf den verängstigten Mann zu und zog mit einer schnellen Bewegung sein Schwert aus der Scheide. Er erfreute sich über das Licht, welches sich im Stahl wiederspiegelte und wie sehr es ihm gefehlt hatte. Viel zu selten hat er es in den letzten Wochen benutzt. Er wirbelte die Klinge einmal durch die Luft und sah dann zwischen Hut und Mantelkragen den Mann vor sich an. Dieser schien sich alleine bei dem Anblick einzunässen, was Naruto kurz zum grinsen bracht. Er ging einen weiteren Schritt auf ihn zu und wartete auf den Angriff seines Gegenübers. Er wusste, dass Leute, die keine Kampferfahrung hatte, oft den ersten Schritt machten. Das Adrenalin und die Angst machten sie blind und ihre Vernunft schaltete ab. Sie waren zwar relativ ungefährlich, doch unberechenbar. Das machte einen großen Teil der Spannung aus. Naruto mochte diese Kämpfe, da er nicht erwarten konnte, was passieren würde. Doch es geschah, wie er es sich gedacht hatte. Der Mann rannte auf ihn zu und stocherte wie wild auf ihn ein. Sein Kampfschrei passte allerdings nicht wirklich dazu. Der Namikaze wich mit einer Drehung aus und schlug einmal zu. Seine Klinge verpasste dem unschuldigen Mann eine üble Wunde auf den Rücken, die jedoch nicht tödlich war. Der Fremde schrie laut und sackte zusammen. Naruto schüttelte den Kopf und sah auf sein Werk. Sein Opfer hielt sich zuckend den Rücken und sein Blut bedeckte die steinerne Straße. Seine Rufe nach Hilfe hallte durch die Gassen und Bäume der Wälder. Der blonde Mann konnte ihn gut verstehen. Er sah, wie die Bewohner ihrem Freund helfen wollten, doch die Anwesenheit von ihm ließ sie zögern. Erneut ging sein Blick auf den Mann, der vor ihm auf dem Boden lag. Der Schnitt war nicht tief, aber er würde lange brauchen, um zu verheilen. Es war die Lektion, die er ihm erteilen sollte.
 

"Ich denke, das reicht." meinte er und drehte sich zu Isuma um, der anerkennend nickte. Er hatte noch immer die Arme vor der Brust verschränkt und wirkte ein wenig gelangweilt.

"Wir sollten los." brummte der Ronin und ging auf sein Pferd zu. Naruto folgte ihm schweigend. Ein letzter Blick ging zu dem Mann, der inzwischen von einigen Männern angehoben wurde. Eine ältere Frau, die anscheinend eine Heilerin war, wuselte um die ganze Truppe herum. Misaki Hosho, die sich weinend an eine andere Frau drückte bekam von den ganzen Geschenissen nichts mit. Kurz wurde sein Blick mitleidig, doch dann drehte er sich um. Isuma hatte ihn beobachtete und noch immer spürte er den stechenden Blick im Rücken.
 

"Hätten wir ihn töten sollen?" fragte der Namikaze, als sie wieder unterwegs waren.

"Ich schätze, diese Lektion wird er nicht vergessen." meinte Isuma, der hinter ihm ritt.

Naruto fühlte sich nicht besonders wohl. Er hatte sich wieder wie der letzte Abschaum verhalten. Es gehörte zwar dazu, aber dennoch schmerzte es ihn, zu wissen, dass er ein solches Arschloch war. Er, der sich immer Mühe gegeben hatte, freundlich und höflich zu sein, so wie es ihm der dritte Hokage vorgelebt hatte, verachtete nun seinen eigenen Taten.

Er brauchte nur noch eine geringe Menge Geld, dann wäre er frei. Er wollte nicht mehr so weiter machen, wie bisher. Mürrisch schaute er an seinem Sattel herunter, wo sein schwerer Geldbeutel, getarnt als Nahrungsvorrat hing. Doch er stockte plötzlich. Der braune, prall gefüllte Beutel war nicht da. Schnell sah er sich um und spürte nur noch, wie etwas seinen Rücken berührte. Dann war nur noch der Schmerz da. Keuchend fiel er vom Pferd und landete im Dreck. Er hustete und sein Mund schmeckte nach Erde. Sein gesamter Rücken brannte, als hätte man ihm den Mantel angezündet. Er spürte, wie sich etwas auf der Haut bewegte und ertastete Blut. Die rote Flüssigkeit lief links und rechts neben ihm auf den Boden. Dann fühlte er einen weiteren Schnitt, der ihn beinahe zur Bewusstlosigkeit trieb. Sein Rücken fühlte sich taub an und er schaffte gerade noch seinen Kopf zu bewegen. Er erkannte Isuma, der neben ihm stand, sein Katana in der Hand, an dem langsam das eigene Blut herunter tropfte. Den Geldbeutel hielt er stolz in die Höhe und der Namikaze schaffte es nicht einmal, ihn zu verfluchen. Zu sehr brannte sein Rücken und als er spürte, wie der andere Ronin seinen Fuß auf ihn stellte, konnte er die Sterne vor seinen Augen funkeln sehen.
 

"Du Narr, es gibt kein einfaches Leben für uns. Es zählt das Recht des Stärkeren in dieser Welt, meiner Welt. Du bist so naiv, das es mich anekelt. Sieh dich an... oh großer Wächter... Du liegst blutend im Dreck und siehst nun endlich, wie grausam die Welt ist. Dein Geld werde ich an mich nehmen. So wie du aussiehst, kannst du es eh nicht mehr gebrauchen." meinte der Ronin und spuckte vor ihn auf den Boden.
 

"I-Isuma..." Naruto schaffte es nicht, dass seine Stimme mehr als nur ein Hauch war.
 

"Ich habe dir doch gesagt, dass du niemanden vertrauen sollst. Hast du denn nicht aufgepasst?" höhnte der Ronin und schwang sich wieder auf den Rücken seines Pferdes. Nur noch schwach konnte der Namikaze etwas erkennen. Sein Körper fühlte sich taub und schlaff an. Es war mehr als nur ein einfacher Schnitt, dem ihm der Ronin zugefügt hatte. Seine Atmung ging schneller und er dachte, dass jeder seiner Knochen in seinem Körper verbrannte. Fluchend stieß er einen letzten Schrei aus, ehe er ohnmächtig wurde.
 

In der Ferne ging der Mond auf und tauchte das Waldstück in tiefste Dunkelheit. Die Sterne funkelten am Himmelszelt und spiegelten sich in dem dunklen Blut, das sich um den Namikaze ausbreitete.

___________________________________________________________________________

Kapitel 7.

Kapitel 7.
 


 

Ein Knirschen ließ Naruto erstarren. Es hörte sich dumpf an, als wäre in weiter Ferne eine Tür aufgeschoben wurden. Sein Körper fühlte sich taub an und jede Faser schmerzte. Ein dunkles Licht ließ ihn nur erahnen wo er war. Die weiche Decke, die sich über seinen Körper gelegt hatte, das sanfte Kissen unter seinem Kopf, das Holz, welches er unter seinen Fingerspitzen spüren konnte. Er war noch nicht tot, auch wenn man es nach einer solchen Wunde hätte erwarten können. Er roch die unterschiedlichsten Kräuter und erst nach einigen Augenblicken bemerkte er, dass er noch auf dem Bauch lag. Sein Oberkörper war frei und er konnte eine Gänsehaut erkennen, die seine Arme und Schultern überzog. Doch er fühlte sie nicht. Er spürte keine Kälte. Hastig schaute er sich in dem Raum um, der so dunkel war, dass seine Augen lange brauchten, sich an dieses schummerige Licht zu gewöhnen. Seine Kehle und der Mund fühlten sich trocken und rau an. Sein Keuchen war kaum zu vernehmen und schmerzte mehr, wie ein Pfeil, der ihm im Arm steckte.
 

Nur nach und nach konnte er sich an den gestrigen Tag erinnern und an das, was Isuma getan hatte. Er hatte ihn verwundet und sein Geld gestohlen. Nur schwerlich kam diese Erkenntnis in ihm hoch. Sie war so niederschmetternd, dass er am liebsten angefangen hätte zu weinen. Das Isuma ihn verriet, wo sie sich doch so sehr aufeinander verlassen hatten, brach ihm sein letztes bisschen Herz, was noch übriggeblieben war. Dieser Verrat war tiefer, als jede Wunde, die man dem Ronin hätte zufügen können. Dieser Hass und die Wut die in ihm aufstiegen reichten aus, um den Schmerz, der erneut von seinem Rücken ausging, zu ignorieren. Er biss die Zähne zusammen und setzte sich keuchend auf. Naurto ballte die Hand zur Faust und versuchte die Kraft zu finden, aufzustehen. Doch sie war nicht da. Ein plötzlicher Lichteinfall ließ ihn Aufsehen.
 

"Was tut ihr denn da?" fragte eine helle Stimme, die so unschuldig klang, dass Naruto kurz die Lust verlor, Isuma weiterhin zu hassen. Er sah zu der Person der diese wunderbare Stimme gehören musste und stockte. Es war eine Frau, die in das Zimmer getreten war. Sie hatte ihre Augenbrauen zusammengekniffen und die Hände in die Hüfte gestemmt. Dennoch war sie das schönste Wesen, das Naruto jemals gesehen hatte. Blonde Strähnen hingen ihr ins Gesicht und einige Haare hatten sich aus dem Haarband, welches den Pferdschwanz zusammenhielt, gelöst. Sie war zierlich und sehr schlank. Kaum mehr als eine Silhouette, die einen kleinen Schatten in den Raum warf. Ihre hellblauen Augen funkelten, teils enttäuscht, teils aufgeregt. Sie war recht ärmlich gekleidet, was Naruto sofort an dem violetten Kleid aus rauer Wolle erkannte, doch es schmiegte sich herrlich an ihren Körper. Zum ersten Mal in seinem Leben blieben ihm die Worte im Mund stecken. Ihr Auftreten, ihre Gestalt und dieser Blick schafften es, dass Naruto Namikaze sprachlos war.
 

"Habt ihr das sprechen verlernt?" fragte sie erneut und brachte den jungen Ronin in die Wirklichkeit zurück. Beschämt schaute er auf den hölzernen Boden. Er spürte ein Kribbeln in seinem Körper und eine unangenehme Stille herrschte in dem Raum.

"Es tut mir Leid. Ich hätte euch nicht anstarren dürfen." entschuldigte sich der blonde Mann und wagte einen Blick in ihr Gesicht. Ihre geschwungenen Lippen hatten sich zu einem wunderschönen Lächeln verzogen, das den Namikaze paralysierte. Er war unfähig sich zu bewegen und guckte sie einfach weiterhin an.
 

"Ihr habt also doch eine Stimme, wie schön. Ihr dürft ruhig weiterstarren, denn anscheinend könnt ihr momentan nicht mehr machen." sagte sie leise und ging einen Schritt auf ihn zu. Das Holz unter ihren nackten Füßen knarrte sanft. Naruto konnte den Duft riechen, der von ihr ausging. Diese unglaubliche Mischung aus Kräutern und frischen Frühlingsblumen betörten ihn und er schaffte es nur noch, zu schlucken.
 

"Wie meint ihr das?" hauchte er und konnte den Blick nicht von ihr abwenden. Zu groß war die Angst, etwas von ihr zu verpassen. Sie kniete sich neben ihn und stellte eine Schüssel aus Ton auf den Boden.

"Eure Verwundung war so schwerwiegend, dass ihr euch eigentlich nicht rühren solltet." meinte sie und drückte ihn mit sanfter Gewalt zurück in das Kissen. Dort, wo ihre Finger seine Haut berührten, finge diese angenehm an zu prickeln. Er ließ es nur zu gerne mit sich machen.
 

"Ihr seid kein Fuchsgeist, oder?" hauchte er und entlockte ihr ein leises Lachen, was sein Herz höher schlagen ließ. Sie streichelte über seinen Rücken und löste den Verband, den er erst jetzt bemerkte.

"Nein. Ich hätte euch dann erst gar nicht geheilt." Sie schaute sich die beiden Schnitte auf seinem Rücken an, die ein unsymmetrisches X ergaben. "Derjenige, der euch das zugefügt hat, muss euch wirklich hassen."

"Was ist mit mir geschehen?" fragte Naruto mit kratzender Stimme. Er überging ihren letzten Kommentar ganz einfach und sah über die Schulter zu ihr hoch.

"Ein Händler hat euch auf der alten Nordstraße gefunden. Er wusste von mir und hat euch zu mir gebracht. Ihr hattet eine schwere Wunde auf dem Rücken. Es schien mir, als hätte jemand mit einem Schwert euch diese Verletzung zugefügt. Doch die Klinge war nicht daran Schuld." Sie beugte sich über ihn und Naruto konnte seinen Blick nicht von ihrem Körper abwenden. Ihr Duft stieg ihm in seine Nase und ließ sein Verstand aussetzen.

"Was meint ihr damit?"
 

"Die Klingen wurden mit dem Gift des blauen Todes versehen, ein Schlangengift, welches nur ihm Reich der Flüsse zu finden ist. Es stand sehr schlecht um euch, doch ich konnte das Gift aus eurem Körper leiten und so konntet ihr überleben." meinte sie und Naruto spürte, wie sie einen feuchten Lappen auf seinen Rücken legte und damit Blut und Eiterreste entfernte.

"Ihr seid also eine Heilerin?" Er genoss das Gefühl des kalten Wassers auf seiner Haut und gab sich ihrem Treiben hin.

"Sieht wohl so aus." murmelte sie und setzte sich dann ruckartig auf. Er war kurzzeitig überrascht und vermisst sofort ihre Nähe. Er wollte, dass sie dort weitermachte, wo sie eben aufgehört hatte. Er wollte wieder ihre Finger auf seiner Haut spüren.

"Ich komme gleich wieder zu euch. Lauft nicht weg." sagte sie leise und fügte den letzten Satz mit einem neckischem Unterton hinzu. Naruto lächelte ein wenig unbeholfen und lehnte seinen Kopf zurück in das Kissen. Erst jetzt spürte er wieder den stechenden Schmerz, der wie verrückt gegen seine Schläfe drückte. Er seufzte kurz und schloss seine Augen.

"Sei nicht so bescheuert, Naruto. Sie ist nur eine Heilerin. Nicht mehr nicht weniger." flüsterte er mehr zu sich selbst und schloss seine Hand um die Decke, um diese ein wenig weiter hochzuziehen.

"Das habe ich gehört, N-a-r-u-t-o. Ich bin keine einfache Heilerin, aber es ist nett, wenn man die Frau, die euch das Leben gerettet hat, so behandelt." Ertönte ihre Stimme von der Tür und er fühlte sich ertappt.

"Verzeiht. Es steht mir nicht zu, über euch zu urteilen. Doch ich habe mir die Heilerinnen immer... anders vorgestellt." murmelte der Ronin verlegen und schaute auf die graue Decke.

"Alt und hässlich? Eine krumme Nase und braune Flecken auf den Wangen? Tut mir Leid, dich enttäuschen zu müssen. Ich gehöre nicht zu dieser Sorte." meinte die blonde Frau energisch.

"Irgendwie bin ich darüber froh." murmelte der Namikaze leise, mehr zu sich selber, als zu ihr. Doch sie hörte es und schenkte ihm dafür ein ehrliches Lächeln.

"Na dann ist ja gut." Sie setzte sich neben ihn auf den Boden und schaute ihn abwartend an.
 

"Was?" ein wenig unhöflich, aber nicht verstehend, was sie von ihm wollte, sah er ihr in die Augen.

"Nun, Naruto, erzähl mir, wer du bist. Ich habe nicht häufig Kundschaft, der es so schlecht geht, dass sie bei mir übernachtet." Sagte sie und ihre Augen funkelten leicht. Naruto biss sich auf die Lippe, doch für ihre Hilfe verdiente sie die Wahrheit.

"Ich komme aus Konohagakure und bin ein…Ronin. Eine Mission führte mich und meinen Begleiter Isuma in ein Dorf. Auf unserer Rückreise, verriet mich mein Kamerad und stahl mir mein Geld." erzählte er ruhig und musterte sie dabei kritisch.

"A-Aus Konoha?" fragte sie, was ihn doch überraschte. Normalerweise, war ein Ronin schon genug, doch sie schien das weniger zu interessieren.

"Kennst du es?" neugierig sah er sie an und überlegte sich, was sie mit dem Dorf zu tun haben könnte. Er hätte sich aber auch ganz bestimmt an sie erinnert, doch dort gesehen, hatte er nie.

"Mein Vater stammte von dort. Er stand lange Zeit im Dienst des Hokagen, doch dann verließ er ihn eines Tages völlig überraschend. Ich wurde während seiner Reise hierher geboren. Ich habe das Dorf nie gesehen, doch mein Vater hat mir viel erzählt." meinte sie aufgeregt und die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus.

"Wie heißt dein Vater?" auch Naruto wirkte überrascht und er brauchte einen Moment, um zu verstehen, das eben gehörte, richtig einzuordnen. Einen anderen Menschen aus Konoha zu treffen, in dieser riesigen, weiten Welt, war sehr ungewöhnlich.

"Inoichi Yamanaka." meinte sie leise und seine Augen weiteten sich überrascht.

"Wow." hauchte er, "Dieser Mann ist eine Legende. Ich habe während meiner Ausbildung Geschichten von ihm gehört. Er soll ein begabter Kämpfer gewesen sein."

"Er hat die Drecksarbeit für den Hokagen erledigt." unterbrach sie ihn unfreundlich.

"Was meint ihr damit?" Unschlüssig schaute er sie an. Die Frau schnaubte nur kurz abschätzig, widmete sich aber dann wieder ihrem Patienten.
 

"Er war ein Shinobi..." Es tat ihr mehr weh zu sagen, als Naruto, der schon vor Monaten eingesehen hatte, dass auch sein großes Vorbild, diese Art der Problemlösung gewählt hatte. Keiner gab gerne zu, dass ein Familienmitglied zu dieser Sorte Mensch gehörte, besonders, da ihr Ruf noch schlechter war, als der eines Ronin. Er konnte sie verstehen und sagte daher nichts.

"Wie heißt du?" fragte er nach einer Weile. Sie zuckte zusammen, war wahrscheinlich gerade in Gedanken, und brauchte einige Sekunden um sich zu sammeln.

"Ich bin Ino. Ino Yamanaka." sagte sie und lächelte ihn dabei freundlich an.

"Naruto Namikaze. Doch meinen Clannamen habe ich verloren. Daher reicht einfach nur Naruto. Freut mich dich kennenzulernen und vielen Dank für die Hilfe." erwiderte er strahlend und war einfach nur froh, dass es auch noch nette Menschen in dieser kalten, unfreundlichen Welt gab.

"Also, Naruto. Kann ich dir etwas bringen? Hast du Hunger oder Durst? Ich könnte dir schnell etwas machen." Sie wirkte leicht aufgeregt, doch versteckte es unter einer guten, höflichen Maske.
 

"Hast du Sake da?" die Worte waren eigentlich nur unbewusst gesagt worden, doch jetzt fühlte er sich schuldig. Ihr anklagender, strafender Blick tat ihm mehr weh, als die, in ihm aufkeimende Sucht, nach dem alkoholischen Getränk.

"Du solltest keinen Schnaps während des Heilungsprozesses trinken." meinte sie vorwurfsvoll und ihre Stimme klang bitter. Er wagte es nicht, etwas zu erwidern und schwieg lieber. Sie schien einen Moment mit sich zu hadern, doch schließlich stand sie auf. Naurto war plötzlich unsicher, ob er nicht doch zu unhöflich gewesen war. Ihre Reaktion war nur schwer für ihn verständlich und das Gefühl, etwas Falsches getan zu haben, stieg in ihm auf. Sie verschwand aus dem Raum und der Namikaze ließ sich seufzend in das Kissen fallen. Er fand es immer unheimlich schwierig, mit anderen eine „normale“ Konversation zu betreiben. Er war noch nie geschickt im Umgang mit anderen Menschen, meist ein Einzelgänger, der sich höchstens zwei anderen Personen anvertraute. An ihrer Reaktion konnte er sehen, dass er schon wieder etwas vergeigt hatte und das frustrierte ihn.
 

Doch sie kam wieder. In ihrer Hand hielt sie eine Karaffe aus Ton und der süßliche Geruch von Alkohol verströmte in dem Raum. Naruto zuckte zusammen, besonders als sie ihm einen schäbigen Becher in die Hand drückte, in der eine dunkle Flüssigkeit schimmerte.
 

„Mein Vater ist an seiner Sucht gestorben. Meine Mutter ist beinahe wahnsinnig geworden. Überlege dir gut, ob es dir das wert ist.“ Murmelte sie und hatte einen strengen Blick aufgesetzt. Er nickte schwach und trank gierig das wohlriechende Getränk. Der Schnaps brannte sich seine Kehle herunter und tat unglaublich gut. Obwohl er recht scharf war, beinahe so, als wollte er versuchen, dem Sake aus dem Reisreich Konkurrenz machen, hatte dieser hier eine süßliche Note.

„Vielen Dank. Er ist wirklich gut.“ Murmelte Naruto und stellte den Becher ab, ließ seine Hände aber an dem Gefäß. Sie schnaubte nur verächtlich und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Wir geben etwas Honig hinzu. Er ist einzigartig auf der Welt.“ Meinte sie und musterte ihn kritisch. Er fühlte sich so wohl, wie selten. Der Alkohol ließ sein Blut in Wallung bringen und gab ihm neue Kraft. Er spürte, wie die Müdigkeit seine Knochen verließ und der Tatendrang machte sich in ihm breit.

„Wie lange dauert es noch, bis ich wieder losziehen kann?“ fragte er und ließ seine Gelenke an den Fingern knacken. Sie stieß ein erschöpftes Seufzen aus und rieb sich überlegend das Kinn.

„Ich würde dich gerne noch zwei Tage hier behalten, damit ich die Heilung überprüfen kann.“
 

Naruto schwieg. Er konnte diesen Zeitverlust zwar kaum verkraften, doch widersprechen konnte er der Frau auch nicht. Sie brauchte ihn nur mit ihren hellblauen Augen anzusehen und er tat alles, was sie von ihm verlangen würde. Isuma war bestimmt schon über alle Berge, besonders durch die vielen Tage, die er bewusstlos war. Doch Naruto konnte den Ronin nicht mit seiner Tat davonkommen lassen. Er wollte ihn für seinen Verrat bestrafen und ihm zeigen, dass er sich den Falschen ausgesucht hatte, den er bestehlen konnte.
 

„Wer hat euch das angetan?“ fragte sie nach einer Weile. Überrascht huschte sein Blick zu ihr. Sie schob unbewusst eine Strähne hinter ihr Ohr und wirkte dabei so unschuldig, dass Naruto niemals erwartet hätte, dass so eine Frau in der gleichen Welt lebte, wie er es tat.

„Mein Gefährte. Ich habe mit ihm fast ein halbes Jahr verbracht und Aufträge erledigt. Das ist anscheinend seine Dankbarkeit für die harte Arbeit.“ Raunte der blonde Mann und schaute über seine Schulter hinweg.

„Das tut mir Leid.“ Ihre Stimme war kaum mehr als ein Hauch, doch er verstand sie ohne Probleme. So wie sie es sagte, konnte er nicht anders, als sie anzustarren. „Von einem vermeintlichen Freund verraten zu werden, ist die schlimmste Art, zu erfahren, dass es keine Freunde in dieser Welt gibt.“

„Er hat mir beigebracht, niemanden zu vertrauen. Ich habe nicht richtig aufgepasst.“ Murmelte er und rieb sich mit der Hand über seine Bartstoppeln.

„Warum vertraust du mir dann?“ fragte sie ruhig. Naruto schaute sie entsetzt an. Keine ihrer Bewegungen war feindselig, doch sie hatte Recht. Warum vertraute er ihr, wo er doch noch vor so kurzer Zeit verraten wurde? War es, weil sie ihn geheilt hatte? Sie eine Frau war? Oder weil sie einfach nur so süß und unschuldig wirkte, dass man von ihr niemals erwartete, angegriffen zu werden?
 

„Du habt mich gesundgepflegt. Wenn du mir etwas tun wollen würdest, hättest du es getan, wenn ich am verletzlichsten bin.“ Antwortete er und unterdrückte das Gefühl der Scham, sie angelogen zu haben. Er hatte von ihr nichts befürchtet, weil sie eine hübsche Frau war. Sie hatte ihn so leicht um den Finger gewickelt, dass ihm nun so schmerzlich bewusst wurde, wie schwach seine geistige Abwehr war.

„Meine Titten haben dich abgelenkt, oder?“ schnaubte sie verächtlich und schickte ihm einen niederschmetternden Blick zu. Er wurde unweigerlich rot und senkte seinen Kopf. Sie hatte ihn so einfach durchschaut.

„Deine ganze Erscheinung. Ich habe noch nie das Böse in einer Frau gesehen. Ich war naiv genug, zu glauben, dass so ein schönes Wesen wie du, niemals etwas Schlechtes tun würdest.“ Murmelte er demütig und wagte es sie nicht anzusehen.

„Das ist zwar süß von dir, aber auch sehr, sehr dumm. Du bist noch nicht lange genug in dieser Welt, um zu begreifen, dass sie viel bösartiger, viel schrecklicher ist, als du es dir vorstellen kannst.“ Flüsterte sie und stützte sich auf einen Tisch ab, der neben ihr im Raum stand.

„Nein- Nein, ich bin noch nicht lange genug in dieser Welt - und ich glaube ich werde mich nie damit abfinden können.“ murmelte er leise vor sich hin und seufzte. Er schaute ihr in die Augen und erkannte nur Mitleid darin. Sie kniete sich neben ihn und zwang ihn, mit sanfter Gewalt, sie anzusehen.
 

"Ich kann dir helfen, Naruto. Keine Ahnung, wie viel es dir bringen wird, doch du hast mehr verdient, als diese Welt." flüsterte sie und der Namikaze verlor sich kurz in ihren blauen Augen. Die Art, wie sie mit ihm sprach, die Art, wie sie mit ihm umging, war er nicht gewohnt. Sie war so nett und freundlich, dass es beinahe surreal wirkte. Nach einem kurzen, aber intensiven Blick, erhob sie sich. Seine Augen blieben an ihr kleben und er beobachtete, wie sie das Zimmer verließ.

Er war plötzlich wieder alleine. Er spürte, wie seine Wangen rot wurden. Er benahm sich in ihrer Gegenwart wie ein dummer Esel und das Schlimme daran war, dass er es selbst nicht ändern konnte. Sein Verstand war wie ausgeschaltet, seine Handlungen kindisch und naiv, wie die eines kleinen Jungen. Er hatte schon oft mit schönen, jungen Frauen gesprochen, doch keine hatte ihn so sehr in Verlegenheit gebracht, wie sie. Naruto war nie besonders gut darin, die Gefühle der weiblichen Bevölkerung Konohas richtig zu deuten. Die Angst, etwas falsch zu machen, war allgegenwärtig. Hinata war die Einzige, bei der er sich nicht verstellen brauchte, die ihn so kannte, wie er wirklich war. Doch bei ihr hatte er sich niemals so durcheinander, so unbeholfen gefühlt, wie er es bei Ino tat. Sie brauchte ihn nur aus ihren türkisen, großen Augen anzusehen und er war nicht mehr zu gebrauchen. Fast hätte er nicht bemerkt, dass sie wieder da war, so sehr war er in seinen Gedanken vertieft. Er spürte den Druck, den sie auf die Dielen ausübten und wie sie sich neben ihn niederließ.
 

"Ich habe hier etwas für dich." meinte sie und reichte ihm ein kleines, ledernes Buch, "Das ist ein Blutgeldbuch, auch Bingo-Buch genannt. Es wird dir neue Möglichkeiten eröffnen."

Naurto nahm es an sich und fuhr mit seinen rauen Fingern über den braunen Einband. Es wirkte vergilbt und sehr alt. Gebraucht und viel zu oft benutzt. Die Seiten hatten gelbe Flecken und nicht selten waren Spuren der alten Besitzer zwischen den Zeilen zu finden. Bei genauerem Hinsehen, erkannte er Personenbeschreibungen und viele Goldstücke, die auf die Gesuchten ausgeschrieben wurden.

"Ein Bingo-Buch ist für viele Menschen unersetzlich. Die Menschen in den Dörfern hängen Listen auf, die du in dein Buch übertragen kannst. Es sind alles Kopfgeldziele. Du wirst bezahlt, wenn du die Gesuchten tot oder lebendig, je nach Bedarf, bei den Auftraggebern abgibst." erklärte sie ruhig. Naruto hörte ihr Aufmerksam zu, doch einige Fragen blieben ihm unbeantwortet.

"Warum gibst du es mir?"

"Ich dachte, dass dir eine Veränderung gut tun würde. Du bist kein Söldner, der den Dreck von anderen wegschafft. Du bist ein Krieger, ein Mann, der sich seine Mission selber aussuchen sollte." Sie schaute ihn intensiv an und kaute leicht auf ihrer Unterlippe herum. Naruto machte das nervös. Er wusste nicht genau, was dieser Schachzug von ihr sollte.

"Wie unterscheidet sich dieses Leben von meinem jetzigen? Ich töte Menschen für Geld, als Ronin oder als Kopfgeldjäger. Wo ist da der Unterschied?" Er blickte kurz auf das lederne Buch, welches er in seinen Händen hielt.

"Ich habe von deinem Besuch gehört, vor einigen Tagen, in dem kleinen Dorf hinter den Baumspitzen. Ich habe gehört, dass du den Liebhaber einer jungen Frau beinahe getötet hast. Bist das wirklich du? Tötest du für einen fetten Schmied oder suchst du dir aus, für wen du deine Kraft verschwendest, deine Zeit opferst? Wenn du Strauchdieben oder richtigen Verbrechern hinterherjagst... Ich glaube, dass noch immer ein guter Mann in dir steckt. Als Kopfgeldjäger bist du nicht mehr der Abschaum der Gesellschaft... Du bist ein geachteter Mann, der einer harten, ehrlichen Arbeit nachgeht. Dir werden ganz neue Möglichkeiten offen stehen." Sie legte ihre Hand auf die seine und er spürte die Wärme, die von ihr ausging. Sie schaute ihn fast schon flehend an und Naruto konnte dem Blick kaum standhalten.
 

"I-Ich will keine Menschen mehr töten..." flüsterte er und sah auf die Bettdecke, die seine Beine bedeckte.
 

"Du wirst nicht Drumherum kommen, Naruto. Diese Welt braucht Männer wie dich. Männer, die wissen, wie das Leben wirklich funktioniert. Die Daimyos und Kage haben doch keine Ahnung davon, wie der normale Mensch auf der Straße lebt. Sie wohnen in ihren Schlössern und Burgen und entfernen sich immer mehr vom gemeinen Volk. Ich will... das Wissen, die Gewissheit, dass du da draußen bist, die Welt ein wenig besser machst, wenn du diese Bastarde erledigst. Du kannst es dir aussuchen, die Orte dieser Welt besuchen. Du wirst Dinge erleben, wie du sie als einfacher Ronin niemals hättest sehen können. Bitte, Naruto, wenn du weg willst... weg von dem Dasein als Geächteter, dann überlege es dir." Er spürte, wie ihre weichen Lippen seine Stirn berührten. Es war kaum mehr als ein Hauch, doch dieser Augenblick reichte aus, ihn zu überzeugen. Sein Griff um das lederne Buch wurde fester.
 

Entschlossen schlug er das Buch auf und sah mit ihr die Aufzeichnungen des Vorbesitzers an. Er besaß eine fürchterliche Handschrift und die Schriftzeichen waren kaum lesbar. Doch es reichte aus. Es waren viele Menschen, die gesucht wurden. Hauptsächlich Verbrecher und Straftäter, die aus den Dörfern verbannt wurden.

"Wer hat dir dieses Buch gegeben?" fragte nach einer Weile und blätterte um. Sie stockte kurz und sah zu ihm herüber.

"Ein Patient hat es während seiner Behandlung bei mir vergessen. Anscheinend vermisst er es nicht besonders..." murmelte Ino und fuhr mit ihren Augen den Schriftzeichen nach.

"Mhm." brummte er und beließ es dabei. Es war ihre Angelegenheit und eigentlich war es auch unhöflich, sie danach zu fragen.

"Wie hieß den vermeintlicher Kollege, der dir diese Verletzung zugefügt hat?" Überrascht schaute er sie an und seine Augen wanderten zu ihrem Finger, der auf einer Beschreibung ruhte.

"Isuma, warum?" murmelte er und allein der Gedanke an den Ronin, der ihn verraten hatte schmerzte. Besonders, nachdem man so viel Leid, Blut und Schmerz füreinander geopfert hatte.
 

"Weil hier ein Isuma, ein Ronin, gesucht wird." flüsterte sie und schaute ihn verheißungsvoll an.
 

_______________________________________________

Vielen Dank fürs lesen und für die netten Reviews unter dem letzten Kapitel. Ich habe noch 7. weitere Kapitel geschrieben, die nach und nach hochgeladen werden.

Viele Grüße

Amogan

Kapitel 8.

Kapitel 8.
 


 

Naruto stand seufzend, mit der einen Hand an einem Geländer lehnend, vor Inos Haus. Sie hatte ihm, wie vorhergesagt, noch zwei Tage bei sich behalten. Jetzt waren die Schmerzen auf seinem Rücken beinahe erträglich. Er schaute sich müde in dem kleinen Garten um, der sich rings um ihr Haus erstreckte. Viele Kräuter überwucherten die Beete und die herrlichsten Blumen sonnten sich im hellen Licht. Naruto genoss den Duft, der in der Luft lag. Dieser Ort war friedlich, leise und ruhig. Er mochte es hier, hier bei ihr. Ino hatte sich so hingebungsvoll um ihn gekümmert, dass er beinahe vergessen wollte, was Isuma ihm angetan hatte. Doch die Wut, der Hass auf den Ronin stieg ins unermessliche. Er wollte ihn töten, ihm zeigen, dass er den falschen Mann bestohlen hatte.
 

„Er sollte wieder passen.“ Ertönte ihre helle Stimme hinter ihm und ruckartig drehte er sich um. Sie hielt seinen dunklen Mantel in ihren Händen. Eine schwere Naht war Zeuge der Verletzung, die Isuma ihm zugefügt hatte. Vorsichtig nahm er ihn ihr ab und als sich ihre Finger berührten, fühlte er, als gäbe es einen kleinen Schlag. Sie lächelte ihn wissend an und half ihm, da er seinen linken Arm nicht richtig bewegen konnte, beim Anziehen. Ihre Hände ruhten auf seiner Schulter.
 

„Bist du wirklich schon soweit?“ fragte sie leise und er spürte ihren warmen Atem in seinem Nacken, was ihm sofort eine Gänsehaut bescherte.

„Nein.“ Antwortete er ehrlich. Er konnte sie niemals anlügen, zu schnell hatte sie ihn durchschaut, zudem wollte er sie auch nicht täuschen. Ihr Blick, dieses enttäuschte Schimmern in ihren Augen waren strafender, als jedes schlechte Gewissen.

„Bleib hier,… bei mir.“ Flüsterte sie und lehnte ihre Stirn an die Seine. Er wusste nicht, warum sie dies tat, doch der Versuch, ihn zu stoppen scheiterte.
 

„Ich… Ich kann nicht.“ So schwer fielen ihm diese Worte. Die Tage, die sie zusammen verbracht hatten, waren wunderbar. Er hatte so viel Spaß, so viel zu erzählen. Sie hörte ihm zu, half ihm mit dem, was er bisher erlebt hatte, zurechtzukommen. Er wusste nicht warum sie dies tat. Warum sie ihm zuhörte, ihm half. Er hatte auch keine Ahnung, wieso er ihr das Erlebte anvertrauen konnte. Sie war einfach zu vertrauenswürdig. Jederzeit versuchte er, ihr ein Lächeln zu entlocken. Er wollte, dass sie ihn mag und dennoch, wusste er, dass es hier vorbei war. Er könnte nicht bei ihr bleiben, nicht mit dem Wissen, dass Isuma noch da draußen war.
 

„Nichts kann dich überzeugen? I-Ich kann dich nicht überzeugen?“ hauchte sie leise und Enttäuschung schwang in ihrer Stimme mit. Er seufzte und deutete ein Kopfschütteln an. Zu gerne wäre er bei ihr geblieben. Jede Sekunde machte es schwieriger für ihn, sie zu verlassen.

„Nein… Ich muss es tun.“ Murmelte er und drehte sich zu ihr. Ihre Augen zeigten ihm ihre Enttäuschung. Ihre Mimik wirkte traurig und sie schaute ihn nicht an. Sanft legte er ihr eine Hand an die Wange und fuhr über ihre weiche Haut.

„Danke für alles, Ino. Ich verspreche dir, dass ich zurückkehre und mich für deine Hilfe ordentlich bedanke.“ Es überraschte ihn beinahe, wie leicht ihm diese Worte fielen, wo doch der bisherige Abschied so schwer war.

„Das musst du nicht… Ich habe dir gerne geholfen…“ Ihre Stimme war leise und der Unterton ließ ihn sich sofort schuldig fühlen. Endlich konnte er ihr in ihre türkisenen Augen schauen. Ihre Pupillen zuckten hin und her und glänzten im Sonnenlicht.

„Ich verspreche es dir. Ich werde wiederkommen.“ Er trat näher an sie heran. Ihr vertrauter Duft stieg ihm in die Nase. Sie legte ihre Arme um seinen Nacken und zog ihn in eine Umarmung. Auch sie schien nicht zu wissen, warum sie so vertraut mit ihm war. Doch stören tat sie es ebenfalls nicht. Verlockend nahm er ihre Wärme auf, doch der Zorn überwiegte erneut. Vor seinem inneren Auge sah er Isuma, wie er lachte, wie er trank und sich auf seine Kosten amüsierte. Wütend ballte er seine Hand zur Faust. Die Knochen traten hervor und färbten seine Haut weiß.
 

„J-Ja… Viel Glück.“ Sie klang wenig überzeugt davon. War es Angst in ihrer Stimme? Bestimmt. Naruto fühlte sich noch schlechter. Sie schien nicht daran zu glauben, dass er zu ihr zurückkehren würde. Es traf ihn ein wenig, dass sie so wenig Vertrauen in seine Fähigkeiten hatte. Andererseits war er es, der noch vor wenigen Tagen halb tot in ihren Gemächern lag. Vielleicht war ihre Sorge nicht unbegründet. Er schwor sich deshalb, nicht unvorsichtig, nicht planlos, Isuma zu stellen. Der alte Ronin würde zwar nicht vorbereit sein, wahrscheinlich mit dem Wissen, dass er tot sein müsste, doch die vielen Jahre haben ihn paranoid und vorsichtig werden lassen.
 

Naruto spürte, wie ihre Lippen seine Stirn trafen. Sie hat es in den letzten Tagen oft gemacht und er wehrte sich nicht dagegen. Anscheinend war es ihr Zeichen, ihm zu zeigen wie wertvoll der Andere war. Er schloss kurz die Augen. Genoss die Wärme und das Gefühl ihrer weichen Lippen. Dann wusste er, dass es Zeit für den Abschied war.
 

Er löste sich sanft von ihr und schob sie von sich. Sie wehrte sich nicht dagegen. Er nahm seinen alten, geklauten Strohhut, der achtlos auf dem Tisch neben ihm lag und zog ihn auf. Ein breiter Schnitt am Hinterkopf zeigte jedem, dass Naruto hart getroffen worden war. Doch er schämte sich nicht dafür. Seine Verletzung, seine Niederlage hatte ihm gezeigt, dass er noch nicht am Ende seiner Reise war. Er wusste, dass er noch viel zu lernen hatte. Doch dieser Fall hatte ihn wieder aufstehen lassen. Er hatte ihn zu ihr gebracht. Es war also keine Niederlage… eher ein Wink des Schicksals.
 

Jeden Schritt den er weg von ihr ging, ließ ihn leichter werden. Er wusste, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte. Er wäre nicht glücklich geworden, wenn er bei Ino geblieben wäre. Sie hätte ihm zwar alles geboten, was er gebraucht hätte, doch es war nicht sein Weg. Sein Weg führte ihn zu Isuma und zu seiner Rache.
 

Seine Schritte gaben sanft Geräusche von sich, als er über den Kiesweg schritt. Er mochte ihr Haus. Es war das, was er immer haben wollte und nie bekommen hatte. Die Balken, die mit Moos überzogen waren. Das leicht schiefe Dach, welches trotz seines Alters den Regen zuverlässig abhielt. Der große Garten in dem die Blumen und Kräuter wuchsen, die ihr diesen unvergleichlichen Duft gaben. Bäume, die wie Riesen in den Himmel ragten und das Haus vor jedem neugierigen Blick schützte, der nicht freundlich gesinnt war. Hinein in den Wald führte der geschwungene Weg, der schon bald nicht mehr aus Kies bestand. Eine kleine steinerne Brücke, die wirkte, als wäre sie älter als die Welt, führte ihn über einen Bach. Er spürte Moos und Blätter unter seinen Füßen. Der Wald und die Bäume um ihn herum waren ganz still. Der Duft der Natur stieg in seine Nase und blieb dort haften. In weiter Ferne konnte er einen Specht vernehmen, der gerade das Holz eines Baumes bearbeitete. Einige Vögel hatten seine Anwesenheit noch nicht bemerkt und zwitscherten im Blätterdach. Dieser Ort wirkte so friedlich und unschuldig, dass es ihm beinahe Leid tat, ihn zu verlassen.
 

Mit einem Ruck schulterte er sein Schwert. Es schmerzte kurz auf seinem Rücken, doch er ignorierte das brennende Gefühl. Er konnte es nicht mehr an seiner Hüfte tragen. Zu unwürdig fühlte er sich nun, wo er ein Kopfgeldjäger werden würde. Ein Ronin hatte noch eine gewisse Verbindung zu einem Samurai. Ihre Wege waren nicht mehr gleich, doch kreuzten sich dennoch einige Male. Ein Kopfgeldjäger hatte nichts mehr mit einem ehrbaren Krieger gemein. Jeder konnte für Geld töten – Man war nichts Besonderes mehr. Aber vielleicht war es genau das, was Naruto suchte. Er hatte keine Lust mehr darauf, etwas Besonderes zu sein. Seine Zeit als Wächter, als Kämpfer im Licht war vorbei. Er hatte sich damit abgefunden, es akzeptiert. In Konoha zeigte er gerne jedem, WAS er war. Jetzt hielt er es lieber geheim.
 

Die Sonne ging hinter den Baumwipfeln schon beinahe unter, als Naruto ein kleines Dorf erreichte. Es war fast schon mickrig und bestand aus nur vier Häusern. In der Ferne konnte er einige Reisterrassen entdecken und auf einer kleinen Waldlichtung grasten ein paar Tiere. Ihre Geräusche konnte er in der Entfernung vernehmen.
 

Die Türen der Häuser waren verschlossen und am Brunnen, der in der Mitte des Dorfes stand, konnte er eine Anzeigetafel erkennen. Anscheinend war es genau das, was Ino ihm gesagt hatte. Das Holzgestell, welches von einem kleinen Dach geschützt wurde, war alt und musste dringend erneuert werden. Einige Zettel flatterten hier im Wind und sahen schwer mitgenommen aus. Sorgsam las sich Naruto die Personenbeschreibungen durch. Einige echt gefährlichen Typen waren darunter. Zum Beispiel ließ Iwagakure nach einem Vierfachmörder suchen und Kumo bezahlte einen Haufen Goldmünzen für einen Vergewaltiger. Doch er interessierte sich nur für Isuma. Auf einem kleinen, gelben Zettel wurde er fündig. Ein Bürgermeister eines Dorfes suchte den Ronin und versprach vierhundert Münzen für seinen Kopf. Tod, versteht sich. Anscheinend hatte er doch mehr verbrochen als anfangs gedacht. Auch ein weiteres Dorf ließ nach ihm suchen. Ganze fünfhundert Münzen dieses Mal. Laut der Beschreibung hatte Isuma mit einer Frau geschlafen und den Ehemann anschließend getötet- Laut dem Zettel geschah dies nicht ganz einvernehmlich…
 

Naruto widerte ein solches Verhalten an. Auch wenn er kein Samurai, kein Ronin und schon lange kein Wächter mehr war, so hatte er, als Mann sich dennoch zu benehmen. Nach seiner Auffassung, sollte ein Mann seine Frau beschützen, sich um sie kümmern und um sie Sorgen. Natürlich ließ dieser Gedanke in den letzten Monaten nach, da er so viele Kurtisanen kennengelernt hatte. Dennoch musste besonders ein Mann seine Gelüste und Triebe unter Kontrolle haben. Isuma war aber niemals ein Mann von Ehre gewesen. Wenn er irgendwann einmal, so etwas wie Ehre besaß, so war dies lange her. Naruto kritisierte nicht seinen Lebensstiel. Wenn man jeden Tag sterben könnte, so war der warme Schoß einer Frau vielleicht ein Mittel, um Trost zu finden. Vielleicht war es aber auch der Gedanke, seine letzte Nacht, nicht alleine verbracht zu haben, kräftig genug, um in dieser Welt zu überleben. Nein, es war nicht der Lebensstiel, den er an dem anderen Ronin kritisierte. Viel mehr war es seine Geringschätzung für das menschliche Leben. Nichts war Isuma heilig. Nicht das Leben eines Tieres, dass eines Mannes oder einer Frau oder gar das eines Kindes. Um an Geld zu gelangen, und so war sich Naruto sicher, würde er auch ein Neugeborenes töten.
 

Angewidert schaute er weg von der Tafel. So viel grausame Menschen an einem Ort. So viel Gesindel, was frei und ohne Angst draußen herumlaufen konnte. Ohne es zu bemerken, schwor er sich in seinem Inneren, niemals einen Verbrecher ein leichtes Leben zu schenken. Er würde sie jagen und wenn es nötig war auch töten. Wieder wanderten seine Gedanken zu Ino. Sie war so zierlich, so zerbrechlich und er wusste nicht, ob sie sich gegen so jemanden verteidigen konnte. Dennoch lebte sie länger in dieser Welt, als er. Wahrscheinlich kannte sie Mittel und Wege, ihr Leben zu beschützen. Auch für sie wollte er diesen Abschaum vernichten. Er wollte das Gewissen, dass sie Nachts ruhig schlafen konnte, ohne Angst, ohne sich zu verstecken.

„Was sucht ihr, junger Freund?“ ertönte eine Stimme hinter ihm. Ruckartig drehte Naruto sich um und erkannte einen alten Mann, der auf einem Gehstock gestützt, näher kam.
 

„Ich verfolge einen Mann. Er hat schreckliche Dinge getan, die bestraft werden müssen.“ Antwortete Naruto ruhig. Er musterte den Mann kurz und stellte zufrieden fest, dass von ihm keine Gefahr ausging.

„Das Jagen von Köpfen ist dennoch Mord, junger Mann.“ Murmelte er und trat an ihn heran. Er fühlte, wie ihn der Mann mit seinem Blick zu durchleuchten versucht. „Wollt ihr wirklich das Blut anderer an euren Händen haben?“

„Das habe ich schon… Dieser Mann verdient den Tod.“

„Ihr seid euch dessen sehr sicher. Doch wer seid ihr schon, dass ihr über Leben und Tod entscheiden dürft?“ fragte der Mann und suchte mit seinem Blick die Steckbriefe ab.

„Dieser hat es sich selbst ausgesucht.“ Zischte Naruto leise und blickte auf den Alten, der ihm nur bis an die Brust ging.

„Diese Wut in eurer Stimme… Ihr sucht ihn nicht nur, weil ihr das Geld wollt. Ihr habt eine Vorgeschichte… Rache führt nur in die Dunkelheit.“ Der Mann erhaschte mit zittrigen Fingern einen kleinen, gefalteten Zettel.

„Rache ist das Einzige, was mir geblieben ist.“

„Das glaube ich euch nicht… Sucht weiter im Süden nach ihm. Ein Späher des Kaisers hat seine Spur in den dunklen Wäldern verloren. Er wird dort ein Versteck haben. Die Bäume bieten Schutz und der Wald hat genug Nahrung. Er wird untertauchen und versuchen den Fängen seiner Häscher zu entkommen. Ihr solltet euch beeilen, denn er kennt sich dort besser aus als ihr. Wenn er zu tief im Wald ist, verliert ihr ihn.“ Der alte Mann hielt ihm den Zettel hin, auf dem eine kleine Nachricht verfasst worden war.

„Ich danke euch.“ Naruto schaute kurz zu dem Mann, ehe er wieder seinen Rucksack schulterte.

„Ich werde die Hoffnung nicht aufgeben, dass es auch für euch einen Platz in dieser Welt gibt.“ Rief ihm der Alte hinterher. Kurz überlegte er, ob er etwas erwidern sollte, doch er wollte dieses Dorf nur noch verlassen.
 

Die Bäume vor Naruto reichten hoch in den Himmel. Ihre Stämme, Blätter und Äste warfen gigantische Schatten und ließen das Holz mehr wie bösartige Waldgeister wirken, als harmlose Pflanzen. Wie sie ihn anschauten mit ihren Fratzen, tief in der Rinde. Ihre ausdruckslosen Gesichter zeigten einen Schmerz, der ebenso wenig da war, wie die Gefahr, die von ihnen ausging. Angewidert wendete er sich ab. Er konnte nicht länger hier bleiben, die Fratzen anschauen. Wut stieg in ihm auf. Wut auf Isuma, der sich wie eine feige Ratte versteckte, Wut auf diese Welt, die ihn zu solchen Taten drängte, Wut auf sich. Das er schwach genug war, das Paradies zu verlassen, um einer so minderwertigen Lust der Rache nachzugehen. Eine Frau zu verlassen, die ihn verstand, ihn akzeptierte. Er wünschte sich so sehr, dass er stärker wäre - klüger wäre. Sie und ihren Hof zu verlassen, nach alldem, was passiert ist, war einfach nur dumm. Leise fluchend setzte er einen Schritt vor den anderen, in der Hoffnung, endlich fündig zu werden.
 

Ein Feuer in der Ferne, gut geschützt von Ästen und Stämmen, sprang förmlich in sein Sichtfeld. Er wusste nicht, wie lange er schon unterwegs war, doch die Sonne stand nicht mehr am Himmel. Sterne leuchteten kalt über seinem Kopf und legten eine Ruhe über die Welt, wie es nur die Nacht konnte. Wütend ballte er seine Faust, als er das Feuer sah. Der warme Schein flackerte und Funken stiegen zum Himmelszelt auf. Er kam langsam zum stehen. Er wusste, dass Isuma nicht leichtfertig einen Lagerplatz aussuchte. Der alte Ronin war zu klug, zu gerissen, um sein Leben leichtfertig zu riskieren. Alles, was er tat, hatte einen Zweck, einen Sinn. Ablenkung und die Unaufmerksamkeit waren sein Feind. Dennoch hatte er sich diesen Platz ausgesucht, nachdem er gejagt wurde. Er hatte keine Zeit, seine Stellung zu befestigen oder Fallen auszulegen. Naruto war sich nie sicher, warum er noch nicht mitbekommen hatte, dass sein ehemaliger Gefährte ein gesuchter Mann war. Er hatte Isuma zwar nie wirklich getraut, doch ein Gefühl der Freundschaft war dennoch in ihm aufgekommen. Sein Verrat war nicht wirklich das, was schmerzte. Nein, Naruto war viel wütender auf sich, da er es schon wieder zugelassen hatte, dass man ihn verletzten konnte. Er hatte in Isuma eine Art Mentor gesehen - Jemand, der ihm gezeigt hatte, wie die Welt funktionierte. Jetzt war er ein Verräter, den er jagen, den er töten wollte.
 

Naruto robbte sich leise über den Waldboden. Die kalte Erde, das Moos und die vielen Blätter lenkten ihn ab. Er schaffte es, einen Busch zu erreichen und schob die Zweige auseinander. In sein Sichtfeld trat Isuma, der neben dem Feuer saß und sich an eine Sakeflasche klammerte. Die beiden Pferde waren nicht weit weg an einen Baum gebunden. Erneut flammte Wut in Naruto auf. Das der Ronin die Frechheit besaß, sein Pferd zu stehlen, als wäre nichts dabei.
 

Sein Blick wanderte umher, als würde er ein Bild betrachten. Naruto suchte die Waffe, die den Älteren so unglaublich gefährlich machte. Sie lehnte an seinem Bein. Er biss die Zähne zusammen. Er hatte sich so sehr erhofft, dass Isuma unaufmerksam war und seine Deckung fallen ließ, doch falsch gedacht. Mit seinem Katana wurde es fast unmöglich, ihn zu besiegen. Naruto hoffte, dass der Sake seine Aufgabe nicht verfehlt hatte und den Ronin müde und träge hat werden lassen. Eigentlich wollte der Namikaze noch warten, doch die Wut übermannte ihn. Er wollte keinen feigen Hinterhalt legen, nein, er wollte dem Mann in die Augen schauen, wenn er ihm seine Klinge in den Wanst treiben würde.
 

Langsam erhob er sich. Das Laub raschelte unter seinen Händen, ließ Isuma Aufsehen und erstarren. Seine dunklen, trüben Augen hatten sich vor Schreck geweitet. Seine gebräunte Haut war plötzlich sehr weiß und die Finger zitterten am Griff seines Schwertes.
 

"Jetzt sehe ich schon die Geister der Toten. Bin ich wirklich verflucht?" fragte er mehr sich selbst, als Naruto, der aus der Dunkelheit trat, wo er vom warmen Schein des Feuers empfangen wurde. Die Stimme des Ronin war müde und rau. Das reden fiel ihm anscheinend schwer und er rieb sich über die stoppelige Wange.
 

"Wenn du das nächste Mal jemanden töten willst, mach es richtig. Warte bis sein Körper kalt wird und seine Seele ihn verlässt... Warst nicht du es, der mir beigebracht hat, dass jemand nur dann tot ist, wenn man ihn sein Leben aushauchen sieht. Du vergisst deine eigenen Grundsätze, Isuma. Ich nehme es dir nicht übel... Deine Gedanken waren vom Verrat benebelt, dass verstehe ich nur zu gut. Da muss man nicht darauf achten, dass sein eigener Freund verblutet. Doch ich verzeihe dir nicht, mich von hinten angegriffen zu haben. Du warst einmal ein Samurai - ein Krieger. Jetzt stichst du Leute schon von hinten ab, dass ist... wirklich erbärmlich."
 

Isuma schien sich zu sammeln. Er hatte mitbekommen, dass Naruto kein verlorener Geist seiner getöteten Feinde war und daher flaute seine Angst etwas ab. Er erhob sich fixierte den jungen Mann, der ihm gegenüberstand - nur durch das Feuer getrennt.
 

"Und das Gift?" fragte der Ronin etwas unsicher. Er umklammerte den Griff seines Schwertes und zwang sich augenscheinlich zur Ruhe. Naruto grinste leicht, als er sich bewusst wurde, welche psychische Macht er auf sein Gegenüber ausstrahlte.

"Das... war wirklich sehr feige. Ich habe mich gefragt, ob du wirklich so eine Angst vor mir hast, dass du sogar ein seltenes Gift einsetzt... Doch Gift ist nur so gefährlich, wie es Unwissende sind. Eine geschickte und fähige Heiler sieht darin kein Problem." Narutos Hand wanderte langsam zu dem, mit leder umwickelten Schwertgriff. Mit einem schleifenden Geräusch befreite er die Schneide aus der Scheide. Das Wort ´Schande´ strahlte ihm entgegen, erinnerte ihn an sein versagen. Doch Konoha verbannte er aus seinen Gedanken. Jetzt zählte nur Isuma.
 

"E-Eine Heilerin? Das muss diese verdammte Hure gewesen sein... Ich werde sie dafür umbringen." fluchte der Ronin leise. Trotz seines Ausbruches, hatte er seine Maske perfekt unter Kontrolle. Naruto bewunderte diese Fähigkeit.

"Du wirst es nicht mehr schaffen, irgendjemanden etwas zu tun. Ich habe nicht vor, dich laufen zu lassen. Ob du es glaubst oder nicht, ist auf deinen Kopf ein angenehmes Kopfgeld ausgeschrieben... Doch mir geht es nicht um Geld. Ich will Rache. Du bist ein verdammter Verräter, Isuma. Du würdest dir wünschen, diesen einen Fehler nicht begangen zu haben." zischte Naruto und ließ sein Schwert durch die Luft wirbeln. Ein Surren durchschnitt die stille Nachtluft, die nur ab und zu durch das Knacken des Feuers unterbrochen wurde.
 

"Du bist dir deiner Sache recht sicher, Naruto. Ich bewundere deine Entschlossenheit. Doch sie bringt dich hier auch nicht weiter. Ich will dein Blut, alles andere ist mir egal." Auch der Ronin hatte sein Schwert gezogen. Naruto kannte diese Klinge beinahe genauso gut wie seine Eigene. Das Leid und den Schmerz, die sie verursacht hatte, war ihm nur zu gut bewusst. Plötzlich hasste er dieses Stück Metall beinahe genauso so sehr, wie er sein Gegenüber hasste.
 

"Bevor wir uns bekämpfen, möchte ich noch wissen, warum du mich verraten hast? Bitte sag mir nicht, dass es nur an dem verschissenen Gold lag. Ich weiß, dass du über so etwas stehst." Naruto schaute den alten Ronin fest an. Seine Augen ruhten auf dem Gesicht des Anderen. Hass lag darin und die vollkommene Verachtung für ihn.
 

"Ich wünschte, ich könnte dir sagen, dass ich Angst vor deiner Stärke hätte, doch es wäre gelogen. Du hattest dir ein Vermögen angehäuft, dem ich nicht widerstehen konnte. 700 Stücke! Was man damit alles anstellen kann... Doch du! Du willst einen verkackten Bauernhof! Ein Weib, Bälger... Naruto für 700 Goldstücke liegen dir die Huren zu Füßen. Du könntest jeden Tag eine andere ficken und keinen würde es stören! Nein, du bist so dumm und lehnst dieses göttliche Geschenk ab, willst vernünftig sein... Doch das ist nicht vernünftig - Das ist dumm! Ich hätte dieses Vermögen haben sollen, doch du... Du funkst mir dazwischen." rief der Ronin aufgebracht und fuchtelte mit seinem Schwert in der Luft herum.
 

"Dein Geld?! Du spinnst, Isuma. Wir haben immer die Hälfte geteilt. Wenn du deinen Schwanz und deine Gelüste unter Kontrolle haben würdest und nicht alles besteigst, was bei Zwei nicht auf dem nächsten Baum ist, hättest du auch ein solches Vermögen. Du bist derjenige, dessen Lebensstil uns ins Verderben treiben würde, wenn ICH nicht aufgepasst hätte." Wütend versuchte Naruto den Anderen niederzustürzen, doch es misslang ihm.
 

"Du kleiner Bastard. Meine Lehren hätten von dir bezahlt werden müssen... Ich habe dir alles beigebracht, auf dich aufgepasst, dein Leben gerettet..." polterte der Ronin und ballte die Hand zur Faust, wurde allerdings von Naruto unterbrochen.

"... Ich habe dir oft genug den Arsch gerettet! Ich habe meine Schulden bezahlt, Bastard! Deine Geldsucht, kaufe ich dir nicht ab... Ich glaube viel mehr, dass du bemerkt hast, dass ich der bessere Ronin war... Du konntest es nicht ab, dass ein jüngerer deinen Platz einnimmt. Doch lass mir dir etwas sagen, alter Mann: Du bist nicht mehr der Ronin von früher! Du bist nur noch ein Schatten deiner selbst."
 

Isuma schaute ihn angewidert an und spuckte ihm vor die Füße. Er zog ein Gesicht, in dass Naruto nur zu gerne schlagen würde. Oh ja, er würde seinen Tod genießen!
 

"Wir sollten endlich loslegen, Kleiner. Möge der bessere Ronin gewinnen."
 

Naruto nickte nur leicht. Er trat einen Schritt nach vorne und ließ seine Klinge sprechen. Das silberne Metall durchschnitt die Luft und krachte mit einem Knall auf die Schneide von Isumas Katana. Sie übten ein kleines Machtspiel aus und drückten von beiden Seiten aufeinander. Dann ließ der Jüngere blitzartig ab. Naruto drehte sich leicht und ließ seinen Gegner an sich vorbei laufen. Er schaffte es, sein Schwert nachzuziehen und ritzte Isuma den halben Rücken auf. Seine Kleidung hing in Fetzen und er schrie laut in die Nacht hinein. Es war eine unglaubliche Genugtuung für Naruto, zu sehen, wie sein ehemaliger Mentor Schmerzen erleidet. Dieser drehte sich um und schlug nach Naruto. Doch sein Schlag war unpräzise und zu hoch. Es war ein Einfaches für ihn, die Klinge abzublocken. Wieder und wieder schlug Isuma auf Naruto ein, für den es immer einfacher wurde, die Hiebe abzuwehren. Oft brauchte er nur einen Schritt nach hinten, um auszuweichen. Er genoss es, wie sein Gegner zunehmend frustrierter wurde und seine Schläge noch kraftloser und unpräziser wurden.
 

Ein weiterer Hieb von oben kündigte sich an. Naruto drehte das Schwert in seiner Hand und blocke ihn geschickt. Er schaute kurz zu seinem Gegner, ehe er eine gewaltige Schwachstelle fand. Wutentbrannt und mit voller Kraft trat er Isuma gegen das Knie. Sofort und mit einem Knacken, ging der Ronin keuchend zu Boden. Staub, Erde und Laub wurde aufgewirbelt. Isuma schrie in den dunkeln Haufen Blätter, in dem sein Gesicht gelandet war und hielt sich sein schmerzendes Gelenk. Fast hätte Naruto Mitleid mit dem älteren Mann gehabt, doch soweit würde er es nicht kommen lassen. Angewidert schaute er Isuma dabei zu, wie er sich an einem Ast hochzog. Sein Bein hing einfach nur schlapp an seinem Körper.
 

"Du kämpfst unfair, Naruto." zischte er unter Schmerzen, "Ein Wächter kämpft nicht unfair."
 

"Gut, dass ich kein Wächter mehr bin." flüsterte der Namikaze leise und hob sein Schwert. Mit beiden Händen am Griff, schlug er auf den Ronin ein. Die ersten Beiden Hiebe konnte dieser noch halbwegs Blocken. Doch seine Kraft verließ Isuma und die Klinge in seiner Hand federte bei jedem weiteren Schlag mit. Er war viel zu sehr mit seinem Bein beschäftigt, als dass er die Angriffe Narutos abwehren konnte. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er seine Schwachstelle offenbarte und seinem Gegner seine verwundbarste Stelle zeigte. Nur noch schwach, das Katana in einer Hand halten, klammerte sich der Ronin an den Baum. Naruto drehte sie Klinge leicht und ließ Isuma ins Nichts schlagen. Er machte einen Schritt nach links und drehte sich um die eigene Achse, ehe er die Hand des Ronin erreichte. Fast schon zu einfach konnte er seinen Gegner um sein große Pranke erleichtern. Isuamas Klinge fiel zu Boden und mit ihr auch die Hand. Den Blutenden Stumpf halten, konnte der Ronin sich nicht mehr an dem Baum festhalten und sackte zusammen.
 

Seine Schreie hallten durch den Wald, doch wurden von der Schwärze der Nacht einfach nur aufgesaugt und verschwanden in der in der Weite des Geästs.
 

Keuchten schob sich der ältere Ronin an den Baumstumpf hinter sich hoch. Sein Kopf kippte nach vorne blieb mit dem Kinn auf der Brust gestützt. Mit seiner linken Hand hielt er seinen rechten Arm, der inzwischen vom vielen Blut rotgetränkt war. Naruto kam langsam auf ihn zu. Das Schwert in seiner Hand zeigte Richtung Boden. Blut tropfte an dem hellen Metall hinab und zeigte den Anwesenden, dass es der Namikaze war, der seinen Gegner besiegt hatte. Ruhig und Still war es in dem Wald. Nur das leichte Keuchen und Stöhnen von Isuma störte im Hintergrund. Naruto schaute seinen ehemaligen Mentor mit all seinem Hass und all seiner Abscheu an und nahm den Griff seines Katanas in beide Hände. Er legte die Schneide in den Nacken des Ronin. Das kalte Metall berührte die Haut und ein Zittern ging durch seine Gegner.
 

"Du hast gewonnen, Kleiner." stöhnte der ältere Mann und hob seinen Kopf dabei nicht.

"Soweit hätte es nicht kommen müssen." flüsterte Naruto und schaute auf die Klinge seines Schwertes.

"V-Vielleicht." antwortete Isuma schwach. Sein Blick ging zu dem Stumpf, wo sich normalerweise seine Hand befinden sollte. "Ich war einmal ein Samurai, auch wenn es lange her ist... Gebe mir einen Tod, bei dem ich mich nicht schämen brauch. Lass mich nicht ehrlos in die Gefilde gehen."

Naruto wand seinen Blick ab. Eigentlich hatte sein ehemaliger Mentor einen solchen Gefallen nicht verdient. Verrat verwirkt jegliches Recht auf Ehre. Doch er hatte dem Ronin auch viel zu verdanken. Es stimmte, dass Isuma ihm viel beigebracht, ihm viel gelehrt hatte.

"Du wirst nicht ehrlos sterben." hauchte Naruto leise und schaute auf das Blut, welches an seiner Klinge hinab lief.

"Danke... Jetzt bist du ein echter Ronin."
 

Der junge Namikaze stockte, ehe er mit beiden Händen ausholte und ein Surren die Luft durchschnitt. Das Metall blitzte in der Dunkelheit auf. Isuma senkte seinen Kopf ein wenig mehr, damit Naruto es etwas leichter haben würde, sein Ziel zu treffen, auch wenn er es eigentlich nicht nötig hatte. Der junge Namikaze atmete kurz stockend ein und aus. Ein Kloß hatte sich in seinem Hals gebildet, doch nichts konnte ihn von seinem Vorhaben abbringen. Ein Gefühl der Leichtigkeit durchströmte ihn und zeigte ihm die nächsten Sekunden. Er schaute auf die Klinge, die rechts neben seinem Kopf in die Höhe ragte.
 

"Lebe wohl, Isuma."
 

Die Klinge blitzte ein weiteres Mal auf und Naruto zog sie geschmeidig nach unten. Fast schon zu leicht, traf sie ihr Ziel. Der leblose Körper sackte zusammen und verschwand in der Dunkelheit. Naruto atmete leicht ein und aus, ehe er die Augen schloss und die ersten Regentropfen auf seinem Gesicht spürte. Er wagte es nicht, seinen ehemaligen Mentor anzuschauen und verharrte noch einige Minuten, ehe das inzwischen ausgegangene Feuer ihn in die Schatten führte.
 

_____________________________________________

Vielen Dank fürs Lesen und auch für die Kommentare unter dem letzten Kapitel. Ich werde erst einmal diese Geschichte weiterschreiben, da ich bei SzH einfach vor einer riesigen Schreibblockade sitze, die mir generell die Lust am Schreiben nimmt.

Zudem habe ich auch nicht mehr so viel Zeit, wie ich es gern hätte und muss diese daher so gut es geht einsetzen.
 

Bis dahin

Amogan

Kapitel 9.

9. Kapitel
 

Naruto schaute langsam in den Himmel. Seit zwei verdammten Tagen schüttete es. Wieder. Er hatte noch nie so viel Regen erlebt, wie in seiner Zeit als Ronin. Sein Strohhut war nach Stunden durchgeweicht und auseinandergefallen. Nun schützte ihn nur noch seine Kapuze. Er hatte unter einem kleinen Baum Schutz gefunden und wartete darauf, dass sich das Wetter, wenigstens ein wenig, besserte. Sein Pferd war an den starken Baumstamm gebunden und schien das Wetter genauso wenig zu mögen, wie er es tat. Isumas Pferd hatte er verkauft. Er hatte, nachdem er den Kopf des alten Ronin abgeliefert hatte, ein Vermögen erhalten. Normalerweise hätte er damit gerechnet, dass der Sato-Osa ihm weniger geben würde... Ihn versuchen würde, zu betrügen. Doch das war nicht der Fall. Der Mann schien so begeistert, dass er Naruto erst die 500 Goldstücke gegeben und sich dann mit ihm in der Taverne betrunken hatte. Es wurde ein langer Abend und der Ronin musste sich so einige Geschichten anhören...
 

Jetzt hatte er einen wahren Schatz an dem Sattel seines Pferdes hängen. Isuma hatte vor seinem Tod nicht viel ausgeben können. Fast alles, was er gestohlen hatte, war noch da. Er würde jetzt extra Vorsichtig sein. Niemand würde ihn mehr bestehlen, dafür würde er sorgen. Eigentlich wollte er weiterziehen, doch ein Gefallen hielt ihn auf. Er hatte Ino versprochen zu ihr zurückzukehren und dass wollte er auch wirklich tun. Er würde aber noch einen Tag brauchen, um ihr Haus zu erreichen, denn der Regen hatte ihn ausgebremst.
 

Wieder schaute er durch die Äste hindurch. Der Boden wurde durch das, vom Himmel fallende Wasser, vollkommen durchnässt. Kuhlen wurden zu Pfützen und der kleine Bach, den er noch vor kurzem in der Ferne plätschern hören konnte, war nun ein reißender Strom. Er hasste dieses Wetter... In Konoha saß er als kleiner Junge oft vor dem Fenster und schaute den Regentropfen zu. In Irukas warmen Haus hatte er sich sicher und wohl gefühlt. Doch jetzt, wo er durchnässt und unterkühlt im Wald stand, wünschte er sich einen trockenen Platz.
 

Seine Gedanken glitten wieder zu Ino. Sie hatte das, was er sich immer wünschte… Sie war, was er sich immer wünschte und dennoch fühlte es sich falsch an. Sie hatte ihm angeboten, bei ihr zu bleiben und so sehr in dieser Gedanke auch lockte, an seinem Gewissen zerrte, so sicher war er sich, dass es nicht das war, was er sich wünschte. Er hatte einmal zu Isuma gesagt, dass er Frau, Kinder und einen Hof haben wollte. Dieser Tag lag gefühlt ewig zurück… Er dachte an Ino, die einen Hof hatte, eine alleinstehende Frau war und nicht gleich vor ihm flüchtete. Sie war bildhübsch, klug und selbstbewusst und er konnte sich eine Zukunft mit ihr wirklich vorstellen. Sie hatte zwar noch nicht mit ihm gesprochen, doch mit keiner anderen Frau war er so vertraut, wie er es mit Ino war. Er wusste nicht, was sie an ihm fand, doch ihr Angebot stand noch unbeantwortet im Raum.

Es war seine Chance, sich von diesem Leben loszulösen. Ein eigenes Heim zu finden. Jemanden zu finden, der ihn nicht verraten, bestehlen oder töten wollte. Und doch fühlte er sich unglücklich. Es fühlte sich falsch an, denn er wusste, tief in seinem Inneren, dass er noch eine Aufgabe zu erfüllen hatte. Es ist, als würde er sich selbst verraten, wenn er seinem Gewissen, seinen Gefühlen und seinem Verlangen nachgeben würde. Er war zwar kein Samurai mehr, doch seine persönliche Ehre hatte er nicht gänzlich verloren.
 

Erneut schaute er hinauf zum Himmel. Der Regen hatte nachgelassen und wurde schwächer. Er musste für diese Nacht noch eine Unterkunft suchen. Nicht wieder wollte er unter den Bäumen im nassen Schlamm schlafen. Seinem Pferd erging es ähnlich. Seufzend macht er sich auf die Suche nach einer halbwegs trockenen Unterkunft.
 

Es war schon beinahe die Sonne untergegangen, als er den Ort erreichte, der so friedlich, so still war. Nur die Hufe seines Pferdes klackerten auf den bemoosten Steinen der Brücke, die zu Inos Hof führten. Ihr Heim lag sehr versteckt, abseits der Wege. Das ungeladene Gäste auftauchten, war unwahrscheinlich und er hatte zwei Anläufe gebraucht, um es zu finden. Jetzt konnte er die leichten Rauchschwaden ihres Kamines sehen, wie sie die Baumwipfel passierten und eins mit dem Himmel wurden. Der Regen hatte in der Nacht nachgelassen und der Boden begann erneut zu trocknen. Er wusste, dass es schon zu spät für einen wirklichen Besuch war, doch sein Versprechen galt weiterhin. Sie hatte ihn gerettet, gesundgepflegt und einen neuen Sinn gegeben. Er musste sich revanchieren.
 

Er konnte sie schon in der Ferne hören. Sie summte ein Lied, welches durch die dichtaneinander stehenden Bäume in die Welt getragen wurde. Ihre helle Stimme würde er überall wiedererkennen. Sie hatte oft dieses Lied vor sich hin gesummt, während er bei ihr war. Während sie kochte oder seine Medizin zubereitete, egal zu welcher Zeit. Es schien ein altes Kinderlied oder ein Wiegenlied zu sein, denn die Melodie wiederholte sich in langsamen Takten. Er hörte noch eine Weile hin und schloss die Augen dabei. Seine Gedanken waren frei und klar und er wusste, dass seine Entscheidung zwar die Falsche war, aber sich besser und richtig anfühlte.
 

Er ritt langsam auf ihren Hof. Der Kies knirschte unter den Hufen seines Pferdes. Er konnte sie schnell erkennen. Sie kniete vor einem Beet und kümmerte sich um die verschiedenen Pflanzen. Ihr blaues, abgetragenes Kleid ließ sie zwar ein wenig ärmlich, doch auf eine unbekannte Art, sehr attraktiv für ihn wirken. Plötzlich hielt Ino in ihrer Bewegung inne und sah auf. Sie drehte sich langsam um und dein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht.
 

„Ich habe dich nicht erwartet, Naruto…“ meinte sie leise und ging auf ihn zu. Es schmerzte ihn, dass sie nicht daran glaubte, dass er sein Wort halten würde. Doch er konnte es auch verstehen. Er selbst wurde von seinem engsten Vertrauten, seinem Gefährten verraten. Wie konnte er es ihr übel nehmen, dass sie ebenfalls den Verrat witterte. Sein Blick huschte zu dem Tisch, der auf der überdachten Veranda stand. Sofort erkannte er, dass für zwei Leute Essen auf der hölzernen Platte stand. Dieses Symbol ließ ihre Worte Lüge strafen. Sie hatte also gehofft, dass er zu ihr zurückkehren würde. Ein Kribbeln entstand in seinem Bauch und er fühlte sich so leicht. Er bedeutete jemanden etwas und dieser Jemand war froh, dass er da war. Ein Lächeln entstand auch auf seinem Gesicht. Als er ihre Arme um seinen Hals spürte, wurde ihm bewusst, wie sehr er sich in einer Welt der Magie befand. Er roch ihren vertrauten Geruch. Die Kräuter, die Blumen..., diese Unschuld. Die Schweißperlen und die Regentropfen auf ihrer Stirn zeigten ihm, dass sie viel Zeit hier draußen verbracht hatte. Er spürte, wie ihre Wärme auf ihn überging. Er schaffte es endlich, sie auch zu umarmen und wollte, dass dieser Moment niemals endete. Doch irgendwann ließ sie ab von ihm. Musterte ihn kritisch und zog eine Augenbraue hoch.
 

„Du siehst furchtbar aus, Naruto.“ Murmelte sie und legte ihren Kopf schief. Er lächelte nur schwach.

„So fühle ich mich auch.“

„Ist Isuma…? Fragte sie vorsichtig und erhielt zu Zustimmung ein leichtes Nicken. Sie atmete zufrieden durch und streichelte über seine Wange.

„Geht es dir nun besser?“

„Nein, nicht wirklich… Sein Tod war… notwendig. Meine Rache wurde befriedigt, doch…“ stockte er und schaute ihr in die Augen. Sie nickte zustimmend und musterte ihn genau.

„Du weißt nur, dass du einen Menschen mehr auf der langen Liste deiner Morde stehen hast.“ Beendete sie seinen Satz leise. Er fühlte sich, als hätte sie geohrfeigt, denn der Schmerz, der in ihm aufkam, war real.

„Bei ihm war es anders. Ich kannte ihn… eine gefühlte Ewigkeit. Er war das, was einem Freund am nächsten kam. Ich verspürte einen solchen Hass, als ich ihn am Feuer sitzen sah. Doch als ich sein Blut vergoss, war es, als hätte ich mich selber verletzt.“ Antwortete er leise. Sie nickte sanft bei seinen Worten.

„Du hast die Rache gesucht und die Gerechtigkeit gefunden, Naruto. Es war eine harte Lektion, dass sehe ich nun. Doch es wird leichter, wenn du diesen Weg weitergehen willst.“ Meinte sie leise und schaute ihn fest an. Es schien, als wolle sie ihn mit ihrem Blick durchbohren.

„Dein Angebot steht noch?“ fragte er vorsichtig.

„Jederzeit.“ Murmelte sie und lehnte ihren Kopf an seine Brust. Er hörte sie seufzen und zog sie enger an sich. Sie standen eine ganze Weile aneinandergedrückt. Keiner wollte nachgeben, doch irgendwann ließ er sie los.

„Kann ich ein Bad bei dir nehmen? Ich glaube nicht,…“ fragte er vorsichtig. Das Letzte, was er wollte, war sich ihr aufzudrängen. Doch sie schien seine Gedanken zu erahnen.

„Der Ofen ist schon angeheizt. Ich hole nur noch etwas Wasser… Du kennst ja den Weg.“ Damit war sie verschwunden, bevor er überhaupt etwas erwidern konnte. Kopfschüttelnd schaute er zu seinem Pferd, welches sich über einige Blätter an einem Busch freute. Seufzend sattelte er seine true Gefährtin ab und schwang sich den ledernen Sitz über die Schulter. Er würde später noch Zeit für die anderen Arbeiten haben.
 

Naruto betrat das Zimmer, in dem Ino ihre Badewanne hatte. Diese war eher ein großes, ovales Holzfass, als eine richtige Wanne. Dampf stieg vom dem Wasser empor und der scharfe Geruch von einigen Kräutern, die mit der heißen Flüssigkeit vermischt wurden, kroch ihm in die Nase. Sie hatte einen hölzernen Eimer in der Hand und schüttete ihn in das Fass. Strähnen hatten sich aus ihrem Pferdeschwanz gelöst und klebten auf ihrem Gesicht. Sofort fühlte er sich schuldig, dass sie die Arbeit gemacht hatte, die er eigentlich auch hätte tun können.

„Wenn du willst… kannst du gerne zuerst.“ Flüsterte er leicht peinlich berührt. Sie hielt Inne und schaute zu ihm herüber.

„Nein… Ich wollte nachher noch…“ sie wirkte allerdings kein Stück verlegen. Sie lächelte ihn nur freundlich an.

„Mach du zuerst. Ich muss sowieso noch was erledigen.“ Gerade, als er sich umdrehe wollte, spürte er, wie sie ihm am Arm aufhielt.

„Lass mich dir wenigstens mit deiner Rüstung helfen.“ Murmelte sie. Der Ton in ihrer Stimme ließ nicht zu, dass er sich gegen sie wehren konnte. Sanft nickte er und spürte sofort, wie sie an seinem Hals entlang griff und seinen schweren Umhang löste. Nach und nach half sie ihm, sich aus der verschwitzten und nassen Rüstung zu befreien. Schließlich war nur noch sein Leinenhemd übrig, dass an seinem Körper klebte. Er spürte, wie ihre Hände unter den Stoff glitten und über seine Verletzung fuhren. Ihre weiche Haut war besser, als jede Salbe und eine Gänsehaut überzog seinen Körper. Sie schob sein Hemd nach oben und begutachtete die Narben.
 

„Hast du Schmerzen?“ fragte sie leise und er spürte ihre Finger auf den Unebenheiten seines Rückens.

„Nein.“ Raunte er leise. Er hatte tatsächlich keine Schmerzen mehr. Ab und zu tat der Schorf unter seinem Hemd ein wenig weh, doch damit konnte er leben.

„Es ist erstaunlich, wie schnell es verheilt ist. Eigentlich hättest du noch mindestens zwei Wochen gebraucht.“ Murmelte sie und tastete seinen Rücken ab. Ihre kalten Hände ließen ihn kurz erstarren, doch er hatte die Selbstbeherrschung, nicht schwach vor ihr zu werden.

„Wunden sind bei mir schon immer schnell verheilt.“ Naruto wusste, dass er es länger nicht aushalten würde. Sanft entzog er sich ihrer Kontrolle und drehte sich zu ihr. Sie schaute ihn kurz mit einem Blick an, den er nicht richtig deuten konnte.

„Ich werde so lange warten. Nimm dir die Zeit, die du brauchst.“ Murmelte er und ließ sie alleine in dem Badezimmer zurück.
 

Ino brauchte nicht halb so lange, wie er dachte. Er ließ seine Kleidung mitten im Raum liegen und stieg in das warme Wasser. Alles roch nach ihr. Der Dampf, das Wasser… So sehr, dass es ihn verrückt machte. Er hatte noch nie in seinem Leben ein solches Bedürfnis empfunden. Ein Bedürfnis nach ihr.
 

Seufzend lehnte er sich gegen die hölzerne Wand der Wanne und atmete tief durch. Er dachte an Konoha zurück, wo er die Frauen immer ignoriert hatte. Er wollte nichts von ihnen, nur seine Aufgabe, den Hokagen zu beschützen hatte in seinem Leben Platz. Jetzt war er wieder bei ihr und konnte seine Gefühle kaum im Zaum halten. Er wollte weiterhin der ehrenvolle Samurai bleiben, der er war, doch so langsam kam ihm der Verdacht, dass er das nicht sein konnte.
 

Seine ganzen Gedanken machten ihn verrückt. Er zwang sich zur Ruhe, dachte an das, was er gelernt hatte. Versuchte, sie auszublenden, doch es misslang ihm. Frustriert seufzte er und schloss die Augen. So gut dieses Bad auch tat, so sehr war es auch ein Fluch. Müde rieb er sich den Matsch aus dem Gesicht. Er spürte, wie sich seine Muskeln entspannten. Die Jagd nach Isuma war anstrengender, als er es gedacht hätte. Vielleicht war seine Kraft doch noch nicht vollständig zurückgekehrt.

Träge erhob er sich und trocknete seinen nassen Körper ab. Ino hatte sogar an ein Handtuch gedacht… Sie war viel zu gut für ihn. Er verließ das Badezimmer rasch und bemerkte, dass sie auch das Zimmer vorbereitet hatte, welches er besetzt hatte, als er noch ohnmächtig war. Durch das offene Fenster konnte er den Mond in das Zimmer scheinen sehen. Eine kleine Kerze brannte an seinem Kopfende und beleuchtete den Raum schwach. Sofort erspähte er seine Rüstung, die ordentlich auf dem Tisch lag. Seine andere Kleidung war nicht da, wahrscheinlich wollte Ino sie wieder waschen… Er schmunzelte leicht. In seinem Leben war er bisher meistens alleine gewesen. Niemand hatte sich um seine Sachen, seine Angelegenheiten gekümmert. Es fühlte sich fast falsch an, dass sie nun alles übernahm.
 

Das Denken schmerzte in seinem Kopf. Die Bettdecke sah viel zu einladend aus, um sich jetzt noch großartig Gedanken um sie zu machen. Morgen hatte er noch den ganzen Tag dafür.
 

Mitten in der Nacht wurde er wach. Er hörte Schritte vor seiner Tür. Das Holz knarrte unter fremden Schritten. Panisch schaute er sich um und ergriff seinen Dolch, der neben ihm am Kopfkissen lag. Das Mondlicht erleuchtete den Raum im hellen, weißen Licht. Er kniff die Augen zusammen, um etwas zu sehen, doch nichts regte sich. Er hörte allerdings, wie seine Tür leicht aufgeschoben wurde. Das schleifende Geräusch hallte in seinen Ohren wieder und er schlug seine Decke zurück. Die Luft war kälter, als anfangs gedacht und er fröstelte leicht. Dann trat jemand in seinen Raum.
 

Sofort stockte Naruto und ließ das Messer sinken. In der Tür stand Ino, nur in einem weißen leichten Kleid bekleidet. Er wusste nicht, ob es ein Traum oder die Realität war. Doch sie kam näher. Ihre helle Haut schimmerte fast weiß im Licht des Mondes. Ihre feinen Hände wanderten zu den Schlaufen, die ihr dünnes Kleid zusammenhielten. Naruto wollte wegsehen, wusste, was folgen würde, doch er konnte nicht. Er konnte seinen Blick nicht von ihr abwenden. Er genoss es beinahe, sich an ihr sattzusehen. Ein unbekanntes Gefühl der Gier trat in ihm auf. Die Gier nach ihr… Nach ihrem Körper.
 

Selbst als ihre Kleidung geräuschlos zu Boden glitt, konnte er nicht wegschauen. Dass er einmal ein Samurai war, wusste er nicht mehr. Seine Ehre, sein Stolz, alles war vergessen. Es gab nur noch sie und nur sie. Er spürte, wie erregt er war und verlor die Kontrolle über seine Gedanken. Er schaute auf ihren Körper, der nun vom Licht angestrahlt wurde. Ihr Haar fiel ihr lang über den Rücken und ließ sie mehr wie eine Illusion, eine Erscheinung wirken. Wie ein Wesen aus einer anderen, einer besseren Welt.
 

„Ino…“ mehr konnte er nicht von sich geben. Sein Kopf war leer und sein Mund fühlte sich taub an. Ein kleines Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. Sie wusste also, was für eine Wirkung sie auf ihn hatte.
 

Jetzt wo er sie so sah, wurde ihm bewusst, dass es einen perfekten Menschen, eine perfekte Frau gab. Sie stand hier vor ihm. Ihre langen Beine, die helle weiche Haut und das niedliche Gesicht, welches ihn anlächelte. Erst, als sie sein Bett erreichte, wurde ihm bewusst, wie nah, sie wirklich war. Die Kälte, die eben noch in diesem Raum herrschte, war verschwunden. Ihm war plötzlich heiß und er schwitzte. Seine Kehle war rau und kratzte. Alles an ihm fühlte sich irgendwie taub an und er betete, dass es nur ein Traum war. Dass sie gleich von ihm ablassen würde und wieder verschwand. Doch das tat sie nicht. Sie kniete sich vor ihm hin und setzte sich auf ihn. Sanft nahm sie die Decke, an die er sich panisch krallte und warf sie über sich. Er spürte den Druck ihres Körpers auf seinen Beinen. Ein süßer Schmerz, den er sehr gerne in Kauf nahm.
 

Ihr so in die Augen zu schauen, war es wert. Wert verletzt zu werden, wert ein Ronin zu sein. Sie lächelte ihn sanft an und legte ihre Hände um seinen Hals. Es fühlte sich so ungewohnt gut an, dass er gar nicht reagierte. Gar nicht reagieren konnte. Erst als er ihre Lippen auf den seinen spürte, kam wieder Leben in seinen Körper. Es fühlte sich wunderbar an und er übergab ihr nur zu gerne die Führung. Er versuchte, mit ihr mitzuhalten und schaffte es irgendwann in einen Rhythmus mit ihr zu kommen. Ihre weichen Lippen waren zwar sanft, aber fordernd. Zeigten ihm, wie sie es gerne hatte.
 

Dann ließ sie ab und schaute ihn an. Ihre Augen trafen sich und Naruto wusste, dass das ein perfekter Moment war. Ihre leicht geröteten Wangen, die geschwollenen Lippen. Nichts würde ihn mehr dieses Bild vergessen lassen. Ihre türkisenen Augen, die ihn so liebevoll anschaute. Erst als er ihre Hand spürte, wurde ihm klar, dass es in ihm ein noch viel tieferes, ein viel stärkeres Bedürfnis gab, welches sie zum Vorschein brachte.
 

Ohne sich zu wehren, ohne sich wehren zu wollen, gab er sich völlig hin, ließ das Denken bleiben und gab seinem Körper die Kontrolle.
 


 

Erst sehr spät am Morgen öffnete Naruto seine Augen. Stöhnend hielt er sich die Hand vor sein Gesicht, geblendet von den hellen Sonnenstrahlen. Er spürte, wie sich Ino halb auf ihm bewegte. Sofort waren die Erinnerungen an Gestern wieder da… Erinnerungen die er niemals wieder vergessen würde. Und an diesem Morgen fühlte er sich anders. Er spürte, wie ein unbekannter Druck, den er niemals zuvor wahrgenommen hatte, aus seinem Körper gewichen war. Es war, als wäre er nun endlich komplett. Die unerfahrene, naive Hülle hatte er abgelegt. Nun, wo er ein „richtiger Mann“ war, fühlte er es. Naruto hatte nicht gewusst, dass er sich erst richtig „erwachsen“ fühlen würde, wenn er mit einer Frau geschlafen hatte. Doch er konnte seine ehemaligen Kameraden verstehen, wie sie jedem weiblichen Wesen hinterhergeschlichen waren, dass sie erspäht hatten.

Er spürte den Schweiß, der ihre Körper verband. Ihre weiche Haut, ihren vertrauten Geruch. Alles war so angenehm, dass er wünschte, diesen Moment niemals verstreichen zu lassen. Er genoss es sogar, sie zu beobachten. Im Schlaf bewegte sich ihre Brust nur ganz sanft und ihr Mund war leicht geöffnet. Weg waren die Gedanken, des ehrenhaften Samurais, der seine Gelüste aufspart, für die Frau, mit der er sein Leben verbringen würde. Nein, dieses Gefühl, welches sie in ihm ausgelöst hatte, war wie eine süße Sucht. Jetzt, wo er ein Kopfgeldjäger war, konnte es ihm egal sein, mit wie vielen Frauen er schlafen würde… Eine Ehe mit einer stolzen Frau, schien plötzlich so weit entfernt. Fremd war zwar der Gedanke, dass alles, was er über Frauen wusste, falsch und naiv war, doch es löste ebenfalls einen unbekannten Reiz aus. Einen Reiz, herauszufinden, was sie noch alles vor ihm verbargen, ihre Geheimnisse zu lüften und das Leben in vollen Zügen zu genießen. Er wusste auch, dass Ino niemals die Frau war, die er sich vorgestellt hatte. Sie war viel zu erwachsen, viel zu reif für ihn. Er würde nicht bei ihr bleiben können. Das stand fest. Zumindest jetzt…
 

Es war zwar keine einmalige Sache, dessen war er sich sicher, doch er war auch nicht, was sie suchte. Es tat fast weh, dieses Wissen zu verinnerlichen, doch ihre Ziele waren zu verschieden. Sie suchte eigentlich keinen Mann, mit dem sie eine Familie gründen wollte. Und er suchte keine Frau, mit der er das selbige tun konnte… nicht mehr. So verlockend es war, bei ihr zu bleiben, so würde er nicht glücklich werden. Sie hatte nicht verdient, irgendwann als selbstverständlich angesehen zu werden. Er würde die Zeit, die er mit ihr verbringen würde genießen und er war sich sicher, dass sie es ebenfalls tat. Alles andere, war egal.
 

„An was denkst du?“ fragte ihre leise Stimme. Sie hörte sich anders an, als er es gewohnt war. Rauer und natürlicher. Er brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass sie mit ihm redete.

„An das was hinter mir liegt und was noch auf mich wartet.“ Antwortete er und spürte ein Kratzen im Hals. Er konnte aus dem Augenwinkel erkennen, wie sie leicht lächelte.

„Und zu welchem Schluss bist du gekommen?“

Er wartete mit seiner Antwort. Beobachtete sie eine Weile und bemerkte, wie gern sie es hatte, von ihm angeschaut zu werden. Er fuhr ihr langsam durch das blonde Haar und genoss ihre Wärme.

„Das ich meine Zeit hier bei dir… besser nutzen will. Zu viele Fragen sind noch offen und ich hoffe, du wirst mir ein weiteres Mal behilflich sein…“ antwortete er leise. Erneut lächelte sie ihn an und nickte leicht. Mehr brauchte er nicht als Bestätigung, dass es richtig war, auf seinen Körper zu hören und nicht auf seinen Verstand.
 

Die Sonne tauchte den Himmel in ein herrliches Rot, welches fast magisch wirkte. Naruto genoss die letzten Strahlen auf seinem Gesicht. Viel zu schnell sind die Stunden vergangen und dennoch freute er sich auf das, was noch kommen würde. Er spürte ihre Arme um seine Brust und ihre Lippen, wie sie sanfte Küsse auf seinem Nacken verteilte. Obwohl sie versuchte, nicht zu klammern, so tat sie es dennoch. Er wusste, dass dieser Abschied schmerzhafter werden würde, als der Letzte. Sie waren nun mehr als nur ein Verletzter und eine Heilerin. Ihre Beziehung hatte sich verändert. Ihm war der Blick in ihren Augen aufgefallen und spürte es selbst am eigenen Leib.
 

„Du bist dir… sicher?“ fragte sie ruhig. Sie hatten nur kurz darüber gesprochen, doch nichts konnte ihn von seinem Vorhaben abbringen… selbst sie nicht.

„Ja.“ Murmelte er und legte eine Hand auf die Ihre, die sich in den Stoff seines Oberteiles geklammert hatte.

„Du hättest alles hier…“ flüsterte sie und irgendwie klang es verführerisch. Ihr warmer Atem im Nacken machte es nicht besser.

„Ich weiß... Ich würde aber nur dich wollen… Das fühlt sich falsch an. Du bist mehr als das, Ino. Ich hoffe, irgendwann kommt jemand, der dir gibt, was ich mir nur nehme.“ Sagte er und schloss seine Augen. Die Finger auf seiner Brust, ließen den Stoff los.

„D-Du nimmst dir nicht nur!“ rief sie überrascht. Sie nutzte ihre Kraft, um ihn umzudrehen. Naruto konnte ihrem Blick kaum wiederstehen, doch es fühlte sich richtig an, diesen Schritt zu wagen. Seine Hand fuhr durch ihre Haare, die zum ersten Mal nicht ordentlich und glatt aussahen. Er zog ihren Kopf leicht zu sich und genoss diesen Kuss.

„Doch und du weißt es. Ich habe es genossen, bei dir zu sein und ich schulde dir mehr, als ich jemals zurückgeben könnte. Du wirst für immer ein Teil meines Lebens bleiben. Und wenn ich wieder einmal Mist baue und an meinem eigenen Blut ersticke, dann hoffe ich, dass du mich wieder gesund pflegst.“ Meinte er leise gegen ihre Lippen.

„In diesem Haus wird es immer einen Platz für dich geben, Naruto. I-Ich werde auf den Tag warten, an dem ich dich wieder sehe. Ich werde auf dich warten…“ flüsterte sie und schlang ihre Arme um seinen Hals.

„Tu das nicht.“ Sagte er und lehnte seine Stirn gegen ihre. „Genieße jeden Tag, den du erlebst. Das Leben ist zu kurz, als das du deine wertvolle Zeit mit warten verbringst. Du weißt, dass nächstes Mal alles anders sein könnte… Ich könnte nicht mehr der Mann sein, der ich heute bin.“
 

„Aber…“ Doch er unterbrach ihren verzweifelten Versuch zu widersprechen, in dem er ihr einen Finger auf den Mund presste.

„Ich habe Angst, die Schuld zu tragen, dass ich dein Leben ruiniert habe. Wenn… wenn du eine Gelegenheit bekommst, deine Träume zu erfüllen, zögere nicht. Lieber sehe ich, wenn ich denn irgendwann zur Vernunft kommen sollte, was ich verpasst habe, als dass ich dich niemals wieder glücklich sehen könnte. Dein Lachen sollte nicht hinter einer traurigen Miene versteckt sein… Dafür ist es… bist du zu schön.“ Dieser Abschiedskuss, war um einiges Gefühlvoller, als der Letzte. Er schmeckte das Salz ihrer Tränen. Es tat ihm mehr weh, sie weinen zu sehen, als das Gewissen, dass nun der Abschied folgen würde. Doch noch mehr würde es schmerzen, sie nie wieder glücklich zu sehen. Niemand hatte es mehr verdient als sie…
 

Wortlos löste er sich von ihr und drehte sich um. Sein Pferd war schon gesattelt und es fiel ihm schwerer als sonst, sich auf dessen Rücken zu schwingen. Sein Blick wanderte zu Ino, die noch genau dort stand, wo er sie verlassen hatte. Ihm fielen plötzlich keine Worte mehr ein, die er zum Abschied sagen konnte. Sein Kopf war wie leergefegt. Doch ein Blick in ihre Augen, ein schwaches Lächeln ihrerseits reichte aus, um all das zu sagen, was er fühlte. Daher hob er nur eine Hand zum Abschied und ritt dann viel zu schnell von ihrem Hof.
 

Ino schaute ihm eine lange Zeit hinterher. Seine Abwesenheit schmerzte. Seine Worte kamen nur nach und nach bei ihr an. Sie fühlten sich mehr wie Erinnerungen an, doch in ihrem Inneren, wusste sie, dass er Recht hatte. So sehr sie es genossen hatte, ihn genossen hatte, waren ihre Wege doch zu verschieden.
 

Auch wenn Naruto es sich immer einreden würde. Ein Farmer mit Frau und Kind würde aus ihm niemals werden. Sie wusste es nur zu gut. Der Abschied ging viel zu schnell, als dass es mehr war… Es machte sie traurig, dass sie nicht das für ihn war, was er für sie darstellte. Doch vielleicht war es auch nur das Wunschdenken einer jungen, einsamen Frau, die einen Mann beherbergt hatte, der viel mehr in ihr ausgelöst hatte.
 

Sie schaute auf den Tisch, der rechts neben ihr an der Wand lehnte. Einige große Lederbeutel lagen auf dem rauen Holz. Er hatte ihr einen Großteil seines Vermögens dagelassen. Sie hatte versucht zu protestieren, doch er war zu stur. Das Geld war ihr eigentlich egal… viel wertvoller waren die Erfahrungen und Erinnerungen, die sie machen konnte.
 

„Ach Naruto…“ murmelte sie traurig und schaute erneut auf den Weg, der zu ihrem Hof führte. Sie hatte so sehr gehofft, dass er es sich anders überlegen würde und zu ihr zurückkehrte. Doch das tat er nicht.
 

Es bestätigte ihre Vermutung, dass er mehr Krieger, als Liebender war… Er suchte das Abenteuer und das Abenteuer suchte ihn.

__________________________________________________________________________________
 

Vielen Dank fürs lesen! Das war tatsächlich ein wenig sehr cringy, besonders da ich eigentlich solche Szenen nicht schreibe, aber es war eine interessante Erfahrung für mich.
 

Für die Kommis, vielen Dank und bis dahin,

Amogan

Kapitel 10.

10. Kapitel
 

Der Wald war komplett still. Naruto genoss diese Ruhe und schloss zufrieden die Augen. Der Wind drang nicht durch die Baumgrenzen hindurch und der modrige Geruch von fauligem Holz und nassem Moos stieg in seine Nase. Das Laub raschelte unter den Hufen seines Pferdes, während er über einen alten Weg ritt. Alleine fiel ihm das Reisen schwerer. Er hatte niemanden, der Aufgaben übernahm, das Lager beschützte oder sich mit ihm unterhielt. Es war wirklich unangenehm, wenn die Stille jegliches Geräusch verschluckte. Ohne Isuma, der ihn oftmals die ganze Zeit ablenkte, merkte er erst, wie alleine er wirklich war. Auch die Welt um ihn herum, kam ihm so unendlich groß vor. Er war seit Tagen unterwegs und hatte nur einen einzigen Händler getroffen. Auf den Karten, die er in Konoha studiert hatte, wirkte die Welt nicht so riesig. Alle Ländergrenzen und Dörfer hatte er gekannt und konnte sie sofort aufzeigen… Doch nun, wo er irgendwo im Land der heißen Quellen war, wusste er nicht mehr, ob die Kartographen ihn einfach nur ärgern wollten. Er war vor dem letzten Regen in diesen Wald geritten und hatte bisher noch nicht herausgefunden.
 

Er hatte einen großen Fluss überquert, an dessen Ufern, vierzig Kilometer nördlich, eine große Schlacht getobt hatte. Die Legenden besagten, dass sie die Königreiche der heutigen Zeit geformt hatte. Doch Naruto war kein besonders abergläubischer Mann. Es stimmte, dass einige Waffen selbst hier unten noch im Fluss begraben lagen und ihr helles Metall im Sonnenlicht strahlte. Doch das eine Ordnung nur aus einer einzigen Schlacht entstehen konnte, hielt er schlichtweg für unmöglich. Man sagte sich zwar, dass die Leichen der Gefallenen noch immer die Ebenen heimsuchten, doch auch Geister waren nur die wahnwitzige Vorstellung von Ammen und kleinen Kindern.
 

Naruto hielt sein Pferd an und schaute in die Fluten. Der Händler hatte ihm gesagt, dass das Gold der Rüstungen hier noch irgendwo versteckt sein sollte… Ein Schatz, so gewaltig, dass er einen Einzelnen zum Kaiser machen könnte. Zu viele Narren hatten versucht ihn zu finden, alle waren gescheitert. Auch die Berge aus Gold und Robine, so rot wie das Blut, waren nur Legenden von alten Menschen, die von dem träumten, was sie nicht besitzen konnten. Dennoch machte diese Legende das Land der heißen Quellen berühmt.
 

In den Bergen, weit oben im Norden, sollte noch immer die Lava in ihrem Inneren brodeln. Sie erhitzte das Wasser, welches wie ein nie enden wollender Strom in den Süden floss. Je mehr man sich von den Bergen entfernte, desto kühler wurde es. Dort, wo die Flüsse den Ozean erreichten, konnte man sogar das Eis auf ihnen brechen.
 

Die Quellen in diesem Land waren wahrlich gesegnet. Hatte man jemals eine von ihnen besucht, so wirkten alle anderen wie minderwertige Tränken für die Tiere. Der Dampf, der die Sinne benebelte, Wasser so klar, dass man die Steine auf dem Grund zählen konnte. Ein Bad war wie eine Umarmung einer Mutter: warm, beschützend und beruhigend. Naruto hatte das alles niemals genossen und dennoch fühlte auch er sich glücklich, wenn er eine solche Quelle besuchte.
 

Die Menschen waren niemals dumm. Sie wussten, dass der eigentliche Schatz dieser Lande sich im Wasser befand. Dort wo viele Quellen waren, hatten sich schnell Siedlungen gegründet. Sie verdienten sich eine goldene Nase durch ihre verdammte Lage. Auch wenn es niemals so wirkte, grenzte das Land der Quellen sowohl an das Feuerreich, als auch an die Grenzen der Wassernation. Sie waren strategisch bedeutend und ihre Lage war perfekt. Naruto war zwar kein großer Feldherr und kannte sich in der Strategie des Kampfes nicht sonderlich gut aus, doch er wusste, dass die vielen Berge, Schluchten und Abhänge perfekt für Hinterhalte und feige Angriffe waren. Die kleinen Dörfer waren weit auseinander und man war vollkommen alleine. Je mehr man nach Norden kam, desto schlimmer wurde das Gelände. Irgendwann verschwand der grüne Wald mit seinen alten Wurzeln und nur noch der nackte Stein und die spitzen Felsen zeigten ihre erbarmungslose Seite.
 

Es hatte einen Grund, warum der junge Kopfgeldjäger diese Lande besuchte. Er war nicht untätig geblieben und versuchte, Erfahrung zu sammeln. Er wusste, dass er noch nicht bereit war, sich mit den Großen und Mächtigen anzulegen. Er hatte bisher nur einen Auftrag ausgeführt und das war mehr Rache, als ein Geschäft. Isumas Tod war so bedeutungslos, wie es sein bisheriges Handeln immer war. Nur eine weitere Leiche, die niemand vermissen würde…
 

Naruto war auf der Suche nach einem bestimmten Mann. Sein Auftraggeber war ein reicher adliger, ohne nennenswerte Ländereien. Doch seine Mienen brachten ihm Geld und Ansehen. Er leitete einen nationenübergreifenden Handel und jemand hatte ihn betrogen. Auch wenn Naruto den Fürsten niemals begegnet war, so wusste er, wen er suchte.

Sein Ziel hatte sich eine Existenz im Land der Quellen aufgebaut, die er nun zerstören würde. Er fühlte sich ein wenig schlecht, da dieser Mann ihm eigentlich nichts getan hatte… Doch ganz so unschuldig war er nun auch wieder nicht. Er hatte eine Vergangenheit… Eine blutige, schreckliche Vergangenheit. Es war, wie so oft, die Gier, die das Schrecklichste im Menschen hervorrief. Die Gier nach Gold und Blut. Naruto hatte diesen Auftrag nur angenommen, da er wusste, welche Vergangenheit dieser Mann auch in Konoha hatte. Ehrlos, wie er war, hat er den Aburame-Clan um eine Tochter gebracht. Sie war mit ihm gegangen, in einer Zeit, in der es ihrer Familie sehr schlecht ging. Das Blut war vermischt, der Clan weit verstreut. Das Oberhaupt hatte damals befohlen, die Ahnen zu ehren und alles für das Überleben zu tun. Doch die junge Tochter wollte nicht hören. Sie verliebte sich unsterblich in den Mann, der ihr versrochen hatte, die Wolken von oben zu sehen. Der sie umwarb, wie es der König bei seiner zukünftigen Königin tat…
 

Naruto hatte mit einigen anderen Wächtern ihre Leiche, nicht weit weg von Konoha gefunden. Ihr geschundener Körper, die zerstörte Ehre, die ihr selbst im Sterben nicht geblieben war. Was dieser Mann ihr angetan hatte, war weit mehr, als sie mit ihrem eigenen Haar zu erdrosseln. Naruto hatte es nicht übers Herz bringen können, der Mutter zu sagen, wie ihre Tochter starb… Dass die letzten Stunden vor ihrem Tod so schrecklich waren, dass kein Mensch ein solches Schicksal ertragen sollte.

Der Kopfgeldjäger hatte beinahe vergessen, was damals passiert war. Erst das Gesicht, welches er noch zu gut kannte, mit Asche und Kohle auf einen schmuddeligen, gelben Zettel gekritzelt, hat die Geister der Vergangenheit wiedergerufen. Naruto war es vollkommen egal, dass der Mann einen reichen Adeligen bestohlen hatte. Er hätte auch dem Kaiser die Krone vom Kopf klauen können… Alles wäre ihm egal gewesen. Doch die Schuld, die er gegenüber Konoha, gegenüber der Aburame-Familie hatte, war nicht egal. Auch wenn er selbst verbannt worden war, so diente er auch weiterhin seinem Heimatdorf. Eine solche Gelegenheit, würde er nicht wieder bekommen. Das Kopfgeld war nur das Mittel zum Zweck, eine kleine Unannehmlichkeit, die für das große Ganze dienen sollte.
 

Das Gold, welches für den Kopf des Mannes ausgezahlt werden sollte, war ihm egal. Die Rache für Konoha und sein Leben als Kopfgeldjäger, war es, was ihn anspornte. Naruto genoss beinahe diese Gier. Sie trieb ihn an und eine unbekannte Vorfreude breitete sich in ihm aus. Er dachte an das Gesicht des Mannes und wie er ihn anschauen würde, wenn er herausfindet, wer der Namikaze eigentlich war.
 

Menschen waren schon immer schwach. Naruto hatte das sehr früh verstanden. Er hielt sich selbst für den größten Schwächling, den es gibt. Ein Blick von Ino, eine Berührung hatte gereicht, um ihn seine Ehre und seinen Stolz vergessen zu lassen. Das Kind der Aburame war schwach, denn sie ließ sich von diesem Bastard in die Falle locken, wie es bei einem wehrlosen Insekt und einer Spinne war. Jeder Mensch hatte eine Schwäche. Ob es schöne Frauen waren, goldene Schmuckstücke oder die Vergangenheit an sich… Naruto musste nur herausfinden, was sein Opfer für eine Schwäche hatte. Und das hatte er…
 

Weit weg von den heißen Quellen, im Land der Sonne, thronte eine Stadt über grüne Wiesen und bestellte Äcker. Reisterrassen und Obstbäume umringten die hohen Mauern. Eine Stadt, die nach einem Berg benannt war und für die Menschen so wichtig wie ein Gott war.
 


 

Haruna.

Die Stadt des Kaisers. Eine gewaltige Metropole, die alle anderen Siedlungen in den Schatten stellte. Der Shogun hatte hier seinen Palast und regierte über das ganze Land. Eine Stadt, die in Herrlichkeit kaum zu überbieten war. Rote Mauern schützten die äußeren Bezirke, deren Steine wie ein unüberwindbares Bollwerk gegen ihre Feinde standen. Eine Legende besagt, dass ein Kaiser, nachdem der Bau fertig wurde, all die Arbeiter auf der Mauer geköpft hatte und daher ihre ungewöhnliche Farbe kam. Andere sagen, dass die Sonne, die über dem Berg Haruna aufging, die Steine verbrannt hatte und sie nach tausenden Jahren irgendwann rot wurden.
 

Ob Mythos oder Legende… es war vollkommen egal. Die Stadt des Kaisers strahlte in ganzer Pracht. Die abertausend Häuser mit ihren schwarzen, spitzen Dächern. Die Tempel und Gärten in denen die Mönche studierten. Der Hafen mit seinen prächtigen Galeeren und Handelsschiffen die sanft von den Wellen getragen wurden.
 

Der Palast war der Mittelpunkt von Haruna. Seine Türme und Terrassen, die schon von weitem sichtbar waren und die goldene Kuppel unter der der Kaiser thronte, glitzerte in den wunderschönsten Farben, wenn die Sonne auf sie fiel. Von den vielen Balkonen, konnte man den gewaltigen Berg erkennen, der so hoch war, wie kein anderer. Seine Spitze war das ganze Jahr weißgepudert und die Sonne ging immer hinter ihm auf. Es war beinahe malerisch, wenn sich die ersten Strahlen am Morgen an seiner mächtigen Seite vorbeikämpften und auf die Stadt fielen. Der graue Stein, der so kalt und unzerstörbar war, dass selbst die Steinmetze an ihm verzweifelten.
 

Der Berg Haruna war das Wahrzeichen der Stadt. Jeder Soldat, jede Wache trug es auf seinem Schild… der schwarze Berg auf rotem Grund. Diese Männer beschützten den Kaiser und waren über dem Gesetz. Sie verteidigten den Shogun, sein Reich und seine Leute… Doch nur soweit der Kaiser schauen konnte. Alles hinter dem Horizont war eine trostlose Wüste, in der das Recht des Stärkeren herrschte. Die Wahrheit war… und so würde es kein Geschichtsschreiber notieren: der Kaiser hielt nicht viel vom Regieren. Ein Erbe seines Vaters und dessen Vater davor. Drei Generationen hielt der Clan der Kazu den Thron inne. Die Daimyos wendeten sich immer an ihn, wenn es Probleme gab. Doch eigentlich regierte der kleine Rat. Ein Zirkel aus Weisen und wichtigen Männern, die sich gerne mit Problemen beschäftigten. Probleme, die ihnen Macht sicherten…

Beschloss der Shogun ein Gesetzt, so war es eigentlich der Rat, der die Papiere und Ideen geschaffen hatte. So war es schon immer und so würde es auch ewig bleiben…
 

Eine junge, rothaarige Frau, gekleidet in den ärmlichen Gewändern einer Dienerin, schruppte sich die Hände blutig, als sie mit einem alten Schwamm über das helle Holz wischte. Sie seufzte erschöpft und wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. Die ungewöhnliche Farbe ihres Haares, erweckte überall die Aufmerksamkeit der Leute, daher schützte sie sie durch ein weißes Tuch. Müde schaute sie auf ihre Fingerkuppen und fuhr über die gerötete Haut. Einem aufmerksamen Beobachter wäre aufgefallen, dass diese Hände nicht die einer Dienerin waren. Zu gepflegt, zu weich für eine Magd, die ihr weniges Geld mit dem Putzen und harter Arbeit verdiente.
 

Erst als ein Mann schnell an ihr vorbeirannte, sah sie auf. Ihre Augen wanderten durch die große Halle und den Flur, den sie gerade sauber machte. Der schweren Gemälde, noch auf Papyrus gemalt, drückten dieselbe Schweremüdigkeit aus, die auch ihren Körper gerade ereilte. Aus fernen Ländern gekauft, hingen sie nun in einem Palast, den der Shogun nur noch sehr selten verließ.
 

Sofort fiel der Frau die Unruhe auf, die unter den anderen Dienerinnen herrschte. Sie standen in kleinen Gruppen, im Saal und tuschelten aufgeregt miteinander. Nur wenn eine Wache vorbeikam, taten sie so, als würden sie arbeiten. So, wie es auch gerade der Fall war. Ein schelmisches Lächeln erschien auf dem Gesicht der Frau, als sie den Mann erkannte, der gerade durch den Flur lief. Sie kannte ihn nur zu gut und wusste, dass er die Chance war, die sie gesucht hatte.
 

„Hesuke…“ sagte sie mit ihrer sanften Stimme und der Mann blieb sofort stehen. Seine goldene Rüstung funkelte und zeigte jedem Bürger, dass er dem Shogun so nahe stand, wie kaum ein anderer. Er gehörte zum inneren Kreis, war ein Wächter… zugegeben ein sehr junger, aber ein Wächter. Seine schwarzen, gelockten Haare glichen denen eines Jünglings. Die Stoppeln auf seiner Oberlippe könnte man mit viel Fantasie als einen Bart identifizieren und die blauen Augen weiteten sich geschockt, als er sie sah. Sie erhob sich langsam und ging auf ihn zu. Auch wenn er ein begnadeter Samurai war, so steckte in seinem Körper ein kleiner Junge... Ein kleiner Junge, der sich seinen Gelüsten und Gefühlen hingegeben und so seine Ehre verwirkt hatte. Und sie wusste das.
 

„Was machst du hier?“ zischte er erbost und die helle Haut seiner Wangen färbte sich rot.

„Ich putze hier, wie du siehst… Doch was soll die Unruhe? Ist etwas passiert?“ fragte sie und umkreiste ihn, wie es ein Raubtier mit seiner Beute tat. Ihre langen, dünnen Finger spielten mit der goldenen Spange, die seinen roten Umhang zusammenhielt. Zu sehen, wie unangenehm es ihm war, wie groß seine Furcht war, entdeckt zu werden und das ihr Geheimnis gelüftet werden würde, war zu verlockend. Sie genoss es, wie ihm Schweißperlen über die Stirn rannen und ihr Lächeln wurde breiter. Sie hatte schon immer das Talent, die Geheimnisse der anderen zu lüften. Ihre tiefsten Abgründe zu erforschen und mit dem gesammelten Wissen, den größtmöglichen Schaden anzurichten.

„D-Das darfst du nicht wissen…“ stotterte der Wächter und schaute sich panisch um. Die Angst mit ihr gesehen zu werden war allgegenwärtig und er begann sogar zu zittern. Sie schloss kurz die Augen und hauchte in sein Ohr.

„Die anderen Mägde wissen bereits von unserem Geheimnis… Sie sind ganz begierig herauszufinden, wie es um eure Ritterlichkeit steht.“

Er zuckte zusammen, als hätte ihn ein scharfer Dolch getroffen. Seine Augen weiteten sich aus Furcht und er schaute zu den anderen Dienerinnen, die noch immer in dem kleinen Saal nebenan standen und sich leise unterhielten. Er spürte, wie ihre Hand über seine Plattenrüstung streichelte.

„Es brauch dir nicht unangenehm zu sein… Du weißt doch Hesuke… niemand bewahrt Geheimnisse besser als die Diener ihrer Herren.“ Ihre Stimme war wie Gift, das durch seine Adern floss. Ihre Lippen, die kurzzeitig seine Wangen berührten… Er wusste, dass sie eine Spinne war und er die Beute. Sie hatte in ihn seinem Netz gefangen und er konnte nichts anderes tun, als ihr zu gehorchen.

„Hör zu!“ zischte er, wütend über sich selbst und seinen Fehltritt mit ihr. „Du darfst es nicht weiter erzählen… Versprich es!“

„Versprochen.“ Grinste sie, überrascht von seiner Naivität und schaute den Wächter neugierig an.

„Der Kaiser ist tot… Und die Weisen glauben nicht, dass er eines natürlichen Todes gestorben ist.“ Flüsterte er leise und wirkte plötzlich sehr niedergeschlagen. Sie hatte beinahe Mitleid mit ihm und seinem Problem.

„Interessant.“ Murmelte sie überlegend, kaum beindruckt von dem eben gehörten und schaute ihn dann mit zusammengekniffenen Augen an. Sofort zuckte er erneut zusammen. „Warst du es? Hast du deine Pflicht vernachlässigt?“

„Nein.“ Er schaute zu Boden, schämte sich dafür, seinen Herren im Stich gelassen zu haben. „Ein Dutzend meiner Brüder dürfen heute Nacht ehrenvoll sterben… Ich war zu dem Zeitpunkt, an dem es passiert ist, noch auf Patrouille…“

„Was eine Schande.“ Flüsterte sie und streichelte über seine Wange. „Der Kaiser ist tot und du darfst deinen Brüdern nicht folgen… Ihr Samurai seid so berechnend.“

„Schlange!“ zischte er, vor Wut schäumend und versuchte sich aus ihrem Blick zu befreien.

„Erzähl mir alles, was du weißt.“
 


 

Naruto kam vor einem kleinen Häuschen zum Stehen. Die Nacht war hereingebrochen und die Sterne funkelten in der Dunkelheit. Zwei Fackeln erleuchteten den kleinen Weg zum Eingang der Hütte. Ein beißender Geruch von Kräutern lag in der Luft und brachte seine Augen zum Tränen. Aufmerksam schaute er sich um. Das Dorf, an dessen Spitze dieses Haus lag, war komplett ruhig. Keine Wachen und keine Krieger schützten die Bewohner, was es für ihn nur noch einfacher machte. Rasch zog er sich die Kapuze seines Mantels über und verdeckte das auffällige, blonde Haar. Er hörte Stimmen, nicht weit von ihm entfernt. Wasser plätscherte ganz in der Nähe und die Berge warfen gigantische Schatten über das Land hinter ihm.

Mit einem schleifenden Geräusch zog er seinen Dolch aus der metallenen Scheide. Die silberne Klinge glänzte in der Dunkelheit und der kalte Stahl beschlug noch im selben Augenblick. Leise schob er die hölzerne Tür auf, die knirschend seiner Kraft nachgab. Es war beinahe zu einfach, in das Haus einzudringen…
 

Schwere Läufer, aus edlem Garn bedeckten den Boden. Sie machten es ihm leicht, ungehört durch die Zimmer zu wandeln. Die Naivität seines Zieles verwunderte ihn zunehmend. Ein Mann, gesucht und gejagt sollte eigentlich vorsichtiger sein… Andererseits, war dieser Mann ein kluger Bursche. Er hatte es jahrelang geschafft, vor Konoha zu flüchten und seine Fähigkeiten im Untertauchen waren Legendär. Damals hat er es geschafft auf seiner Flucht noch zwei weitere Mädchen zu töten. Von Frauen konnte man gar nicht erst reden, denn seine Opfer waren kaum mehr, als fünfzehn Sommer alt. Er war eine Bestie… Eine Bestie, die den Fehler gemacht hatte und einen reichen Mann beklaute. Er hatte den Fehler gemacht, sich in Sicherheit zu wägen… Das würde ihn teuer zu stehen kommen.
 

„Weißt du meine Schöne…“ hörte der Ronin in der Ferne eine tiefe, angenehme Stimme. Sofort wusste er, dass sein Weg sich gelohnt hatte. Das Plätschern des Wassers wurde lauter, je näher er dem Hinterzimmer kam. Fackeln leuchteten hell und Naruto erkannte die vielen Kleidungsstücke, die auf dem Boden lagen.
 

„Ein Eunuch ist ein besserer Bewacher, als es ein Wächter ist… Frauen oder Männer haben keinen Einfluss auf ihn…“ Wieder war es diese Stimme, die den Ronin zur Weißglut brachten. Er kannte sie noch von früher, hielt den Mann für einen einfachen Reisenden. Zu spät hatte er damals er erkannt, dass sie sich den Teufel ins Dorf geholt hatte. Das Lachen einer Frau riss ihn aus seinen Gedanken. Naruto zwang sich zur Ruhe und atmete leise durch. Ein Fehler seinerseits könnte seinen Tod bedeuten.
 

Er trat auf die Tür zu, die in den Garten führte. Er stieg über die Kleidung, die weit mehr war, als eine einzelne Person benötigte. Dampfschwaden umkreisten seinen Kopf und er duckte sich. Obwohl ein so hell erleuchteter Ort war, glich er mehr einem Schatten. Zufrieden stellte er fest, dass niemand seine Anwesenheit bemerkt hatte. Er gönnte sich einen Moment, um die Lage näher zu betrachten.
 

Auf einer hölzernen Liege, lag eine junge Frau, nur von Tüchern bedeckt. Es schien, als würde sie schlafen und stellte kaum eine Bedrohung dar. Rasch wanderte sein Blick weiter. Ein großer, stämmiger Mann erregte seine Aufmerksamkeit. Auf seiner, ungewöhnlich dunklen Haut, spiegelten sich die Flammen der Fackeln. Die Gewänder, die er trug, schienen unglaublich teuer und wie aus einer anderen Welt. Nichts, was Naruto hätte kaufen können, war vergleichbar mit diesem Stoff. An seinem Gürtel trug der Mann ein krummes Schwert mit breiter Klinge. Sie sah furchterregend aus und der Ronin hatte so etwas noch nie gesehen.
 

In der Quelle, sah er sein Ziel. Die bleiche Haut, der Kinnbart… Die ergrauten Haare, an denen nur noch wenig schwarze Stellen zu finden waren. Der Mann war kaum älter als dreißig und dennoch wirkte er wie ein erfahrener Mann, der einen Großteil seines Lebens schon hinter sich hatte.
 

In seinem Arm lehnte ein junges Ding, zu naiv, zu unerfahren, um zu wissen, dass sie sich in die Falle begeben hatte. Sie trug nichts außer dem Gold welches er ihr geschenkt hatte und kicherte bei den Worten, die er ihr ins Ohr flüsterte. Auch von ihr erwartete er wenig Gegenwehr… eigentlich gar keine.
 

Der Mann, den Naruto jagte, gab der jungen Frau einen langen Kuss und erhob sich aus dem Wasser, als er erkannte, wer da vor seinem Becken stand. Erstarrt blieb er stehen und schaute mit geweiteten Augen auf den jungen Kopfgeldjäger.

„W-Wer bist du?“ hauchte er panisch. Naruto schaute ihn nur abfällig an. Er ergriff den Mann an den Schultern und schubste ihn zurück in die heiße Quelle. Die Schreie der überraschten Mädchen ignorierte er und konzentrierte sich lieber auf den Leibwächter, der nun auf ihn zukam. Die breite Schneide hinterließ ein Surren in der Luft und der Ronin duckte sich unter ihr hinweg. Er biss die Zähne zusammen und trieb dem Leibwächter den Dolch in den Bauch. Ein kurzes, geschocktes Keuchen kam von dem fremden Mann, ehe er zusammensackte. Die beiden Frauen kreischten nun noch lauter und versuchten fluchtartig die Quelle zu verlassen… Naruto ließ sie gewähren. Sie waren genauso Opfer seines Charmes und seines Goldes. Zu jung, um es besser zu wissen.
 

Der Mann war inzwischen aufgetaucht. Er rieb sich das Wasser aus den Augen und schaute sich suchend um. Naruto wusste, worauf er es abgesehen hatte. Sein Schwert lehnte an der Liege, bereit, genutzt zu werden. Doch der Ronin würde ihm keinen fairen Kampf geben. Er würde den Mann bestrafen für das, was er getan hatte.

„Konoha schickt seine Grüße… Eure Taten sind nicht vergessen.“ Hauchte Naruto dem Mann zu, der plötzlich erstarrte.

„Ich war nie in Konohagakure…“ sagte er und die Angst schwang in seiner Stimme mit. Der Ronin genoss es beinahe und schaute niederschmetternd auf den Mann.

„Ihr mögt das Mädchen aus dem Aburame-Clan vergessen haben… Ich habe es nicht!“ zischte er und ging langsam auf den Mann zu.

„W-Wir können uns sicher einigen.“ Versuchte es der Mann vergeblich. Selbst wenn Naruto kein Samurai gewesen wäre, hätte es ihm nichts genutzt. Zu schwer, zu grausam waren die Taten.
 

Langsam ging er auf den Mann zu. Seine schweren Lederstiefel hallten auf den Steinen nach, klangen bedrohlich und gefährlich. Noch in der Bewegung ergriff er das hölzerne Heft seines Schwertes. Das Wort ´Schande´ wurde durch das Licht des Feuers auf sein Gesicht reflektiert. Der Mann stieß einen lauten Schrei aus und versuchte, die andere Seite seiner Quelle zu erreichen. Das Wasser platschte auf den Stein und löschte die kleinen Feuer, die in bronzenen Kohleschälchen flackerten.

Naruto ergriff den Mann am Hals und zog ihn aus dem Wasser. Die nasse Haut glich den Schuppen eines Fisches, doch die Finger schlossen sich, wie eine Kralle um seinen Hals. Vernichtend schaute er den Mann an und amtete kurz durch - dann stieß er zu.
 

Das Licht der Fackeln war inzwischen erloschen. Die Vögel in der Ferne zwitscherten aufgeregt und begrüßten den Morgen auf ihre Art. Naruto saß am Rand der Quelle und schaute auf den Körper, der im Wasser trieb. Von der klaren Flüssigkeit war nichts mehr zu sehen. Rot gefärbt vom Blut wirkte sie so endgültig, wie es das Schicksal des Mannes war. Er genoss den Moment und dachte an die Heimat, die er verloren hatte. Er hatte das Leben der jungen Aburame, deren Name er inzwischen vergessen hatte, gerächt und tatsächlich fühlte es sich gut an. Rache war die reinste Form der Vergeltung. Sie war geleitet von Gefühlen… ehrlich und unveränderbar. Obwohl er nichts mehr mit der Familie des Mädchens zu tun hat, war seine Rache real. Er durfte nicht mehr Konoha dienen und dennoch tat er es - auf eine andere Weise.
 

Seine Gedanken wanderten zum Hokagen, den er noch immer vor sich sehen konnte. Wäre er stolz auf seine Taten? So stolz, wie es Naruto war?
 

Nein, bestimmt wäre er es nicht. Doch es ist das Leben, das er gewählt hatte. Es war das, was er zurückgeben konnte und würde… Nicht mehr, nicht weniger.

„Du hast bestimmt nicht damit gerechnet, oder?“ fragte er den leblosen Körper des Mannes, den er vor wenigen Stunden getötet hatte. Nein, er hatte mit keinem Angriff gerechnet und auch sein Leibwächter ist nur unnötig gestorben. Er hatte eine lange Reise hinter sich, nur um dann am Rande einer heißen Quelle zu sterben…
 

Als Naruto das Dorf verließ, schauten ihm die Bewohner hinterher. Es herrschte eine eisige Stille, die dem Ronin so unangenehm war, wie kaum etwas anderes. Die Menschen schauten ihm wütend hinterher und er verstand kaum, warum sie das taten. Natürlich war ein Kopfgeldjäger kein angesehener Beruf und sein Auftauchen bedeute meistens Ärger, doch es lag etwas anderes in ihren Blicken… Wut, Trauer und Enttäuschung.
 

Nur ein einzelner Krieger, bewaffnet mit einem Speer, nickte ihm grimmig zu. Kopfschüttelnd lenkte der Namikaze sein Pferd auf den Weg. Er war froh, dass er diesen Auftrag hinter sich hatte und diesen abgelegenen Winkel der Welt verlassen konnte. Es war nicht das Töten, dass ihn reizte… das war es nie. Die Abenteuer, die er erleben würde, waren der Grund, dass er sich wieder aufmachte, andere Verbrecher zu jagen und zu finden. Abenteuer und die Pflicht, die er noch immer gegenüber seinem Dorf empfand.
 

Er passierte gerade einen alten, starken Baum, als er verstand, warum ihn die Dorfbewohner so unfreundlich verabschiedet hatten. An zwei knorrigen Ästen hingen die Leichen der beiden Frauen, die aus der Quelle seines Zieles geflohen waren. Sie waren aufgehängt worden und Schilder mit Worten wie „Verräterin, Eidbrecherin und Hure“ hingen um ihre Hälse. Die Lippen waren inzwischen blau und sie starrten Naruto aus leblosen, toten Augen an. Nicht einmal Kleider hatten sie ihnen angezogen. Die eine, trug noch immer den Goldschmuck des Mannes, dessen Kopf im Beutel an seinem Sattel hing.
 

Schuldig schaute der Ronin weg. Weg von den Leichen und weg von dem Dorf. Er wollte nicht, dass ihnen etwas passiert - hatte sie extra gehen lassen. Es zeigte ihm nur aufs Neue, dass die Menschen, die in dieser Welt lebten, mehr Tiere waren, als es die Wölfe sind, die er nachts in der Ferne heulen hören konnte.
 

„Das habe ich nicht gewollt.“ Murmelte er und schaute auf die Leichen, die makaber, als würden ihn die Götter strafen wollen, im Wind hin und her schwangen.
 

Er sprach ein leises Gebet an die Götter und hoffte, dass sie die Seelen der beiden jungen Frauen gut aufnehmen würden und ihnen die Gnade zuteilkommen lassen würden, die sie verdienten und hier nicht erhalten haben.

Traurig und aufgewühlt, machte er sich auf, weitere Leben zu zerstören…
 

__________________________________________________________________________________

Vielen Dank fürs lesen. Dieses Kapitel habe ich ich mit einem Jahr Pause geschrieben, hoffe man merkt es.

Danke auch für die Kommentare!

Bis dahin,

Amogan

Kapitel 11.

Kapitel 11.
 

Der Schnee rieselte still vor dem Fenster hinab. Die kleinen Flocken tanzten an dem dünnen Glas und wirkten bei weitem nicht so grausam, wie sie es eigentlich waren. Die Kälte brachte die Menschen zum Zittern und Bangen. Ein grausamer Winter hatte eingesetzt und verwandelte das Land in eine trostlose Ödnis, in der die Bewohner der Dörfer, rau und abweisend wurden. Sie knurrten und fluchten, dass selbst die Götter erröten mussten.
 

Für den einfachen Mensch, war ein kalter Winter die reinste Hölle. Man konnte hoffen, dass die Bauern ihr Getreide im Stall gelagert und das Vieh gemästet hatten. So kalt, dass die Bäume einfroren und ihre hässlichen Fratzen offenbarten. Rinde so hart wie Stahl, so kalt wie das Blei an den Rüstungen. Es war unnatürlich und falsch, dass die Götter ein solches Unheil über die Welt brachten, die sie doch eigentlich aufgebaut haben, um ein Paradies zu schaffen. Man konnte nicht genau sagen, wie viele die Kälte und der Schnee dahingerafft hatten, doch die Heiler hatte tagtäglich mit gefrorenen Gliedern und kranken Menschen zu tun.
 

Die Alten erinnerten sich an Winter, die Schlimmer waren, damals in ihrer Jugend… Doch dies schien kaum der Wahrheit zu entsprechen. Selbst am Kamin, war die Kälte allgegenwärtig, verbrannten die Glieder und färbten die Haut blau. Wenn man Schutz in einer Taverne fand, hörte man sofort die Schauergeschichten der Händler und Reisenden… Dass Bären, so groß wie Wagen, die Straßen heimsuchten. Von Wölfen, deren Haut sich nach Außen gewölbt hatte und selbst einen Spieß standhielten.

Naruto beugte sich über seinen Krug und spähte in die gelbe Flüssigkeit. Kein Schaum war mehr auf seinem Bier und die lauwarme Plörre wärmte den Körper nur schwerlich. Er vermisste den Sommer, der die Pflanzen zum Blühen und die Menschen zum Lächeln brachte. Er vermisste die Sonne, die warm auf seine Haut strahlte und ein angenehmes Gefühl in seinem Bauch hinterließ.
 

Nichts war davon geblieben. Es kam ihm vor, als hätte er seine Stimme vor Jahren das letzte Mal gehört. Seine Augen waren trübe und die Hände schmutzig. Er sah aus, wie eine Leiche, die nicht lange genug auf einem Schlachtfeld lag.
 

„Du Kopfgeldjäger!“ rief eine tiefe Stimme, vom Alkohol benebelt. „Setzt dich zu uns ans Feuer.“
 

Naruto schaute auf. Ein kahler, dickbäuchiger Mann in ledernen Gewändern winkte ihn herüber. Seufzend trank der Ronin seinen letzten Schluck und verfluchte das Gesöff aus dem Westen, welches weitaus billiger war, als der feine Sake, den er sonst bekam.
 

Er blickte sich in der Taverne um. Es waren viele Leute in ihrem Inneren und der Gestank war unerträglich. Der süße Duft von Alkohol war überall und die grimmigen Kunden fluchten und stanken vor sich hin. Eine Wabe aus Rauch und Pfeifenqualm thronte an der Decke und färbte die hölzernen Wände. Das schwarze Banner, aufgestellt um den Tod des Kaisers Respekt zu zollen, war an den untersten Ecken schon angezündet worden. Es hässlicher Schankwirt, der überall nur Kröte genannt wurde, wischte schon seit Stunden an einem vergilbten Krug.
 

Naruto schleppte sich durch den Raum, seine Füße waren wie Eisklumpen, und ließ sich neben den Mann fallen. Er war ein kahlköpfiger, pummeliger Mann, der so falsch an einem Ort war, wie seine roten Samtschuhe, die an dem Kamin zum Trocknen standen. Er roch nach feinen Düften aus dem Süden, zu viel für Narutos Geschmack, und kaute auf einem Stück Hasenfleisch herum. Seine Begleiter waren vernarbte Söldner, die schon zu viele Schlachten überlebt hatten. Sie hatten rostige Spieße und ungepflegte Klingen bei sich und waren in schwere Pelze gehüllt.
 

„Wollt ihr mich anheuern?“ fragte Naruto, der anfangs von seiner rauen Stimme überrascht war. Die Lustlosigkeit, die ihn schon seit Wochen ereilte war ebenfalls zu hören. Er rieb sich über seinen Bart, der viel zu ungepflegt und lang war, für einen Mann seines Formats.

„Iwo, guter Mann.“ Lachte der Südling und knapperte an dem Knochen herum. „Wir wollten ein paar Geschichten erzählen und dachten uns, dass ein Mann, wie ihr einige gute parat hat.“

Naruto fand es unangenehm, wie der Mann das Fleisch mit seinem Mund misshandelte, doch schwieg, einen Konflikt vermeidend. Er unterhielt sich nicht oft mit anderen Menschen. Seine Anwesenheit bedeutete oft nur Ärger und Unglück und war daher nicht gern gesehen. Doch dieser Mann war begierig darauf und wackelte aufgeregt mit seinem schwabbeligen Körper.

„Was macht ein… feiner Mann des Südens hier oben?“ fragte Naruto unfreundlich und griff nach dem restlichen Fleisch, dass auf dem Teller lag. Die Begleiter des Mannes schauten ihn nur finster an, ließen ihn jedoch in Ruhe.

„Ich war auf der Beerdigung des Shoguns… Traurige Sache, dass unser Herr so rasch verstarb.“ Murmelte der Mann und nickte, seine Worte bekräftigend. „Der ganze Adel war dort. Es war furchtbar nervenaufreibend.“

„Ich wusste nicht, dass der Kaiser tot ist.“ Log Naruto gespielt überrascht und knabberte am dem Fleisch, welches bei weitem nicht so saftig war, wie es anfangs schien.

„Doch, er verstarb noch in seinem Bett… furchtbar traurig, das Ganze.“ Niedergeschlagen schaute der Mann auf den rustikalen Holztisch und Naruto fragte sich, ob es überhaupt jemanden, im gemeinen Volk gab, der den Kaiser vermissen würde. Anscheinend waren es nur die Adeligen, die Tränen vergaßen – und auf die Trauerfeier eingeladen wurde.

„Wie lange dauert die Trauer?“ fragte der Ronin schmatzend und leckte sich die Finger. Es war eine alte Tradition, dass nach dem Tod eines Shoguns, das gesamte Volk trauern musste. Dieser Zeitraum war auf eine bestimmte Dauer festgelegt und durfte nicht gebrochen werden. Wer gegen die Trauerzeit verstieß in dem er feierte, durfte sogar mit dem Tod bestraft werden… eine Regelung, die der Ronin mehr als nur kritisch sah.
 

„Ein ganzes Jahr… Die Daimyos waren erzürnt, doch es ist der Wille unseres Herrn.“ Entgegnete der Mann traurig und Naruto schüttelte nur den Kopf. Natürlich waren die Fürsten erzürnt… Der Kampf um den Thron des Kaisers hatte erneut begonnen und jeder wollte der Erste sein, der seinen fetten Arsch auf dem roten Samt niederließ. Ein ganzes Jahr dürften sie ihn nun nicht sehen, mussten auf das Wort des Rates hören und brav gehorchen. Wäre das Folgende nicht so verdammt wichtig, hätte der Namikaze die ganze Sache lustig gefunden.
 

„Wer tritt zur Wahl an oder hat der Kaiser einen Nachfolger bestimmt?“ fragte Naruto und fixierte sein Gegenüber ganz genau. Normalerweise warben die anderen Fürsten um den Sitz, doch das Wort des sterbenden Shoguns war Gesetz.

„Ja, den gibt es Tatsächlich.“ Meinte der Mann überlegend und rieb sich das schwabbelige Kinn. „Es ist dieser junge Bursche… ein Sohn des kürzlich verstorbenen Daimyos… Daichi Hara.“

Naruto zuckte zusammen, als hätte ihn ein Pfeil getroffen… Dieser Name war ihm nur zu gut bekannt. Der Fürst, der während seiner Wache getötet wurde, war ebenfalls ein Hara. Überlegend kniff er die Augen zusammen und überlegte im Stillen, was das zu bedeuten hatte.

„Die restlichen Daimyos waren sicher nicht erfreut. Ein junger, unerfahrener Bengel, soll das Reich regieren? Ich kann mir gut vorstellen, dass schon die ein oder andere Intrige gesponnen wird.“

„Nun ja, ihr seid sehr gut informiert, für einen Kopfgeldjäger, aber es stimmt. Unser Kaiser wollte eigentlich seinen Vater als Nachfolger sehen, doch dieser wurde leider während eines Aufenthalts in Konohagakure tödlich verwundet… Das hat man davon, wenn man ein Dorf besucht, in dem die Einwohner Nachwuchs mit den Tieren zeugen. In Iwagakure, wäre so etwas nicht passiert. Die Samurai dort sind weitaus talentierter und aufmerksamer.“ Meinte der Mann und Naruto versuchte die Wut, die in ihm aufkeimte, herunterzuschlucken. Es tat weh, dass er dafür verantwortlich ist, dass der Wille des Kaisers nicht befolgt werden kann. Doch er schaffte es, seine Emotionen unter Kontrolle zu behalten und schaute den Mann an.

„Ich habe schon einen Samurai getötet, der aus Iwa kam… Sie sind auch nicht anders, als die anderen.“

„Ihr müsst so einiges erlebt haben… Erzählt mir von dem Mann, dessen Leben ihr genommen habt.“ Meinte der reiche Mann, ehe er einen kräftigen Schluck aus seinem Kelch trank.
 

„Spricht nicht in solch einem Ton… Der Samurai, den ich gejagt habe, hat eine ganze Familie getötet… eine unschuldige Familie. Drei Kinder hatte der Bauer mit seiner Frau. Einer wunderschönen Frau. Ich habe ihre Gräber gesehen und mir von der Mutter erzählen lassen, was euer „ehrenvoller“ Samurai getan hat… Es war furchtbar und nur zu gerne habe ich ihn durch das halbe Land gejagt. Sein Kopf war mehr wert als drei Pferde der Kaisergarde. Er hat gewinselt wie ein kleiner Junge, der seinen Vater vermisst… hat sich sogar eingenässt, als ich ihn gestellt habe.“ Naruto knallte mit der Faust auf den Tisch, sodass der Mann, der ihm gegenüber saß, zusammenzuckte.
 

„Er hat bei einer großen Schlacht gekämpft – wollte Ruhm und Ehre für seine Familie… Hat das Gesehene nicht verkraftet und seine Wut an dem Bauern auslassen, der ihn aus seinem Haus warf. Dann, als ihm klar wurde, was er getan hatte, verunstaltete er die Leichen und dachte, er könne es so aussehen lassen, als wären es Banditen oder wilde Tiere gewesen… Doch er wurde gesehen und ein Hauptmann des Shoguns hat es an den kleinen Rat gemeldet. Sogar Iwagakure selbst schickte Kopfgeldjäger nach ihm aus.“
 

„Es ist ungewöhnlich, dass ein einzelner Mann vom halben Reich gesucht wird.“ Überlegte der Südling und wischte sich den Schweiß, der sich auf seiner Stirn gebildet hatte, mit einem dunklen Stofftuch weg.
 

„Er war ein Samurai… Sollte dem Tsuchikagen als Wächter dienen. Natürlich versucht man einen solchen Fall so schnell wie möglich zu lösen. Doch er konnte sich ins Reich der Wellen retten. Dort tauchte er unter und lebte als Fischer in einem Dorf, in dem die Leute kamen und gingen. Er fiel den meisten nicht auf… mir schon.“ Naruto lehnte sich zurück und bestellte bei einer jungen Frau einen Krug Sake, die schnell durch die Reihen huschte.
 

„Was habt ihr dort gemacht?“ fragte ein Begleiter des Mannes, der bisher nur geschwiegen hatte.

„Ich habe nach dem blauen Tod gesucht… ein seltenes Schlangengift, mit dem ich schon zu tun hatte – doch das ist eine andere Geschichte… Jedenfalls kannte ich sein Gesicht. Ein hagerer Mann mit dunklen Haar, zu blass für einen Fischer und der gebrochenem Nase, die ihm der Bauer vor dem Tod zugefügt hatte.“ Erklärte Naruto und trank seinen Sake mit einem Schluck aus. Der Schnaps war um weiten milder, als des Reisreiches, was er sehr merkwürdig fand, galt der Sake dieser Taverne doch als „Weltberühmt“.
 

„Ihr habt ein bewegtes Leben, Kopfgeldjäger.“ Brummte der dicke Mann und wischte sich den Mund mit seinem Ärmel ab.

„Nun ja,… es ist, wie es ist. Man kommt viel rum, lernt viele Dinge kennen.“ Antwortete der Ronin grummelnd und schaute sich um. Die Taverne leerte sich mit zunehmender Stunde. Die Leute waren nicht mehr so gesellig und verbrachten die wenige Zeit, die ihnen vom restlichen Tag noch blieb, lieber mit ihren Familien.

Der Südling schaute stumm auf seinen silbernen Teller. Er wirkte mit einem Male sehr verloren, was Naruto für einen Augenblick verwunderte. Doch er schwieg und drückte sich um eine weitere Konversation. Er schaute zur Tür, die mit einem Ruck geöffnet wurde.
 


 

„Helft mir! Meine Frau… sie wurde angefallen!“ rief ein Mann panisch. Er war blass, als hätte er einen Geist gesehen. Das matte schwarze Haar war plattgedrückt und aus der krummen Nase lief der Rotz. Seine Kleidung war zerrissen und die Felle, die ihn vor der Kälte schützen sollte, mit Blut durchtränkt. Sein Herzschlag war selbst im hintersten Winkel der Taverne zu vernehmen und er keuchte, wie ein Soldat nach einer tagelangen Schlacht. Eine Hand stützte sich am Rahmen der hölzernen Tür und Naruto war sich sicher, dass die Finger sich in das Holz gebohrt hatten.
 

„Was ist passiert Heji?“ fragte ein Mann, der eine dunkle Rüstung unter seinem Mantel trug. Sofort identifizierte der Ronin ihn als Inspektor, ein vom Kaiser geschickter Soldat, der ein Dorf schützen sollte. Der alte Krieger hatte weißes schulterlanges Haar und einen Bart, der so gewaltig war, das man seinen Hals nicht erkennen konnte. Das Wappen von Haruna prangerte auf der Brust seiner Rüstung, zerschlissen und wenig gepflegt. Dennoch hatte Naruto Respekt vor ihm. Die beiden Katanas, die an dem Tisch lehnten, wirkten sehr oft genutzt und immer griffbereit.
 

„E-Eine Bestie! Ein Monster! S-Sie hat Aki angefallen, helft mir Inspektor!“ Der Mann rutschte am Türrahmen hinab. Tränen liefen über seine Wangen und er presste sich die Hand vor den Mund. Seine bleiche Haut stand in einem üblen Kontrast zu den schwarzen, eingefallenen Augen.

„Was war es für ein Tier?“ fragte der Inspektor, nachdem er den Mann erreicht hatte und schüttelte ihn unsanft. Doch dieser schaute nur, vor Angst erschüttert auf die klebrigen Dielen der Taverne.

„Antworte mir Heji!“ rief der Samurai und seine Rüstung klapperte lautstark. Der ganze Raum war komplett still und keiner wagte es zu atmen. Naruto schaute zu dem reichen Mann aus dem Süden, der entsetzt die Szene betrachtete.

„Bitte, helft mir. M-Meine Aki… Aki“ flüsterte der Mann und sein Schluchzen hallte in Narutos Ohren nach.

„Wir müssen sie finden. Hazama, stell einen Suchtrupp auf. Nutzt die Zeit, in der die Spuren noch nicht vom Schnee verdeckt sind.“ Befahl der Samurai und sofort schoben eine kleine Gruppe von Männern die Bänke zur Seite.

„Wie sah die Bestie aus?“ fragte der Inspektor den Mann namens Heji lautstark. Die Soldaten des Samurai drückten sich an dem Fremden vorbei und verschwanden in der Nacht.

„E-Ein Bär, so groß wie ein Haus… Seine Krallen… Seine Krallen…“

Naruto schaute zu dem Südling der sich leise mit seinen Beschützern unterhielt. Von ihm würde keine Hilfe kommen, soviel stand fest. Er war eigentlich kein Jäger, dennoch löste die Geschichte des Mannes ein unbekanntes Interesse in ihm aus. Naruto erhob sich träge, schwang sich sein Katana über die Schulter und ging zu dem Inspektor, der noch immer versuchte, Informationen von dem Mann zu erlangen.
 

„Braucht ihr noch Hilfe? Ich melde mich freiwillig zur Suche.“ murmelte der Ronin leise und schaute dem Inspektor in die Augen. Dieser wirkte kurzzeitig überrascht und musterte ihn kritisch. Ein leicht abschätziger Blick lag auf seinem Gesicht, den Mund angewidert verzogen. Doch dann seufzte er ergeben und kratzte sich über sein stoppeliges Kinn.

„Ein Ronin, huh? Willst du Geld?“ fragte er mit rauer Stimme.

„Nein, ich biete meine Hilfe aus Eigeninteresse an...“ antwortete Naruto und verengte die Augen zu Schlitzen.

„Wenn du einen Gaul und eine Fackel hast, kannst du gerne bei der Suche helfen, Ronin.“ murmelte der Inspektor und blickte zu dem Mann, neben ihm an der Tür. „Aber es wird kein Geld geben.“
 

Der blonde Mann zwang sich zur Ruhe... Es war anscheinend so schwer zu begreifen, dass ein herrenloser Samurai nicht immer der Gier des Geldes folgte. Es gab noch immer Ehre unter ihnen, auch wenn es die Meisten vergessen haben.

Kopfschüttelnd wand er sich von dem Samurai ab. Es war ihm egal was er zu glauben wusste. Er würde bei der Suche helfen, auch wenn es mehr die Bestie war, die sein Interesse verdiente, als es die Frau des armen Teufels der zu seinen Füßen lag.

Er stieg über den zitternden Körper und schob die Tür auf. Ein eisiger Wind biss sich in seinem Gesicht fest, zog an seinen Haaren und ließ ihn erstarren. Schnee wehte durch die Gassen der Siedlung. Ein Heulen vom Wind hallte durch die Häuserschluchten und die Fackeln würden schon sehr bald erloschen sein. Naruto band sich das Fell, welches über seine Schultern lag um den Hals. Die vielen Haare würden seine geschundene, verletzliche Haut schon noch wärmen. Aus der Ferne hörte er Stimmen, die von dem Suchtrupp stammen mussten. Doch er hatte nicht vor, sich den anderen Männern anzuschließen. Sein Weg war ein anderer.
 

Naruto band sein Pferd los, welches in dem Stall stand, der an die Taverne angrenzte. Der Geruch von Stroh und Tier lag in der Luft. Vor kurzer Zeit hatte der Namikaze beschlossen, dass sein Pferd ebenfalls einen Namen verdiente. Er hatte es lange Zeit nur als Reittier angesehen, minderwertig und das Werkzeug eines Kriegers... Doch die vielen Stunden, die er nur mit dem Tier verbrachte, hat seine Meinung geändert. Es war ein treuer Begleiter und machten ihn nicht ganz so einsam, wie er es war. Sein Pferd war eigentlich eine Stute und um es einem gewissen Samurai heimzuzahlen, der ihn während seiner Ausbildung in Konoha öfter geärgert hatte, nannte er sie Kiba, nach Kiba Inuzuka, dem momentanen Wächter des Hokagen...
 

„Na du..., ist ein wenig kalt für einen Ausritt, doch ich brauche deine Hilfe heute Nacht.“ murmelte er und schaute das Tier an. Kiba blieb vollkommen ruhig und es schien beinahe so, als würde sie ihn verstehen. Nach kurzer Zeit waren sie bereit, sich auf die Suche nach der Frau und nach dem Monster, das sie gejagt hatte, zu machen.
 

Sie kamen nur sehr langsam voran, besonders, da Kiba immer tiefer im der weißen Masse versank. Der Schnee wehte ihnen ins Gesicht und der Wind peitschte auf der Haut. Naruto hatte sich einen langen Speer geschnappt, der an ein Haus lehnte. Die Fackel, die er in der linken Hand hielt, spendete kaum Licht und der Wald wirkte finsterer als jemals zuvor. Die Spuren, die die Bestie hätte hinterlassen können, waren inzwischen zugeschneit. Nur noch der Instinkt und das Blut, welches im Schnee noch einiger Maßen zu erkennen war, blieben ihm noch.
 

Schon nach kurzer Zeit hatte er die Stelle gefunden, von der der Mann gesprochen hatte. Es sah aus wie auf einem Schlachtfeld und das viele Blut ließ jegliche Hoffnung schwinden. Doch Naruto konnte erkennen, dass die Frau sich gewehrt hatte. Die Spuren im Schnee waren mehr als deutlich und sie musste zumindest eine Zeit lang gelebt haben, um solche Abdrücke zu hinterlassen.
 

Naruto bemerkte, dass er dem Suchtrupp folgte, die ebenfalls die Blutspur entdeckt hatten. Doch diese Narren waren nicht darin ausgebildet, dem Blut zu folgen. Nicht so, wie er es war.
 

Der Namikaze schaute sich um. Der Schnee verbarg die Berge und Täler vor seinem Blick. Die Schwärze der Nacht sog jegliches Licht auf und grollte fauchte in der Ferne. Er spürte, wie unruhig Kiba wirklich war. Sie wieherte und schabte mit ihrem Huf durch den Schnee. Auch der junge Ronin war angespannt. Das Blut, welches er gefunden hatte, war eigentlich mehr, als ein menschlicher Körper verlieren konnte. Die Chancen für die Frau schwanden mit jeder Sekunde.
 

Seufzend hielt er die Fackel tiefer und beobachtete den Boden genauer. Die Spuren der Bestie waren nur sehr schwer zu erkennen. Fast unmöglich für jemanden, der keine Ahnung vom Fährtenlesen hatte. Die Tatzen sanken tief in den Schnee. Krallen, so lang wie Dolche und schwarzes Fell, welches sich von der Haut löste. Ein Geruch der Verwesung haftete an den Spuren und das spröde Haar war brüchig und rau. Maden und anderes Getier hatten die Bestie heimgesucht.

Naruto hörte in der Ferne, wie die Männer des Suchtrupps aufgeregt schrien. Ein Grollen hallte durch die, dicht aneinandergereihten Bäume. Verzweiflung schwang in dem Wind mit, brachte den Tod, wo er nur war. Der blonde Mann spornte sein Pferd an und ritt, so schnell es ihm möglich war, in Richtung des Suchtrupps. Fackeln in der Ferne leuchteten seinen Weg, während die Klagen der Männer lauter und schlimmer wurden. Ein Fauchen, dass so unbekannt, so bedrohlich und gefährlich klang ließ ihn erzittern. Alle seine Gefühle rieten ihm, drängten ihn gar, diesen schrecklichen Ort zu verlassen... Dem Dorf den Rücken zu kehren und zu verschwinden. Doch Naruto war kein Feigling. Er wollte wissen, was es war..., das, was Männer zur Flucht trieb und die Tiere verscheuchte.
 

Ein Knurren, wie aus einer anderen Welt, gespickt mit Zorn donnerte durch den Wald. Ließ die Bäume knirschen und den Boden erzittern. Erneut hallten die Schreie der Männer nach, vor Angst erfüllt, klagend und verzweifelt. Naruto hatte schon einige Menschen sterben hören, doch niemals war es so furchtbar, wie jetzt.
 

Er kam immer näher, näher zu den Fackeln und dem Ungeheuer. Das Knirschen des Schnees blieb in seinem Kopf hafteten und er wurde erst wieder aufmerksam, als der erste Körper an ihm vorbei geschleudert wurde. Wie erstarrt schaute er auf den leblosen Haufen Fleisch, der einfach nur im Schnee lag. Das Gesicht blutverschmiert, der Bauch verformt und die Gliedmaßen abgetrennt. Die Rüstung, die er trug nützte nichts und diente keinem Schutz mehr. Sie sah aus, wie ein Leinenhemd, das zu lange im Regen hing, rot vom Blut gefärbt.
 

Kiba bäumte sich auf und ihr Wiehern hallte an den Stämmen vorbei, zog die Aufmerksamkeit der Bestie auf sich. Naruto sah den gigantischen schwarzen Schatten zwischen den Bäumen. Zu groß für ein Tier, das er kannte. Der Namikaze spürte, dass er in einer Falle saß. Die Präsenz des Wesens war allgegenwärtig. Er hatte Schwierigkeiten, sein Pferd ruhig zu halten und ließ die Schwärze der Nacht nicht aus den Augen. Er spürte, wie das Biest ihn umkreiste, doch ein Angriff blieb aus. Es schien abzuwarten, wie er reagierte. Mutig schleuderte er die Fackel in die Dunkelheit, dort wo er vermutete, dass sich das Monster befand. Das Licht entblößte die Leichen der Männer, die auf der Suche nach der Frau waren. Ihre verschandelten Körper, die so schwach wirkten wie Reissäcke, von einem Ladekran gefallen. Der Stahl ihrer Schwerter und Speere glänzte im Fackelschein und glitzerte wie ein Schatz in einer Höhle.
 

Dort, wo die Fackel den Schnee berührte, erblicke Naruto das, was sie getötet hatte. Das Schwache Licht entblößte die entstellte Gestalt eines Tieres, das mit seiner wahren Natur nicht mehr viel gemein hatte. Ein gewaltiges Maul, aus dem noch das Blut herauslief, die schwarzen, wütenden Augen. Die zerfetzten Ohren, von Maden und Milben zerkaut. Die Haut der Bestie war rot und blutete an vielen Stellen. Das Fell war nur noch vereinzelnd, in schweren Klumpen, an dem Körper.

Speere und Pfeile spickten den Körper des Tieres, das einem Bären am nächsten kam. Doch diese gewaltige Größe, Schultern, so hoch wie ein Haus, zeigten, dass es nichts mehr mit einem Bären zu tun hatte.
 

Naruto weitete geschockt seine Augen. Der Speer in seiner Hand zitterte und er überlegte kurzzeitig, ob Kiba es schaffen würde, mit ihm auf ihrem Rücken zu fliehen. Doch dann stürzte sich die Bestie mit ihren gewaltigen Pranken auf ihn. Der Namikaze wirbelte seine Lanze umher und klemmte sie in seine Achsel. Dann zog er bestimmend an den Zügeln und trieb sein treues Ross gegen das Biest an. Erneut bäumte sich Kiba auf, wollte versuchten vor der Bestie zu fliehen, doch Naruto blieb stur. Er blickte auf die glänzende Spitze des Speeres. Der Schnee peitschte ihm ins Gesicht, als sich sein Pferd endlich bewegte. Schnell nahmen sie an Geschwindigkeit zu und preschten dem Bären entgegen. Er lehnte sich in die Lanze und nutzte sein ganzes Gewicht.
 

Der Aufprall war hart und unnachgiebig. Der hölzerne Schaft des Spießes bohrte sich in seine Achselhöhle und hinterließ einen dumpfen Schmerz. Seine Schulter knirschte und gab der Kraft nach. Ein stummer Aufschrei entfloh seinem Mund und presste die Luft, die sich in seinen Lungen gesammelt hatte, hinaus.
 

Die Bestie vor ihm schrie vor Schmerz auf. Der Speer ragte aus ihrer Schulter hinaus, wackelte wie eine lächerliche Fahnenstange im Wind. Naruto schaffte es, dass Kiba sich drehte und zusammen mit seinem Pferd entkam er einem weiteren Angriff nur um Haaresbreite. Die Pranke des Monsters schlug in den Schnee. Der dumpfe Aufprall donnerte wie ein kleines Nachbeben – dann hechtete es vor.

Naruto erkannte sofort, dass dieser Kampf noch nicht vorüber war. Lautstark trieb er sein Pferd an und seine Rufe hallten in der Dunkelheit nach.
 

„Komm schon!“ er spannte sich auf dem Sattel an und zog in einer fließenden Bewegung sein Schwert vom Rücken. Der Drang, sich an der Klinge zu ergötzen war schnell verdrängt, als er bemerkte, wie die Bestie aufgebracht auf ihn zustürmte. Schnee wirbelte durch die Luft und peitschte die Haut auf dem Gesicht blutig. Die eine Hand fest am Zügel, streckte er mit der anderen das Schwert nach vorne.

Naruto fletschte die Zähne und biss sich auf die Lippen. Seine Augen fixierten den Bären mit seiner vollsten Abneigung. Er wusste nicht, wie er es schaffte, dass Kiba immer und immer wieder gegen das Monster anstürmte, doch er war froh, dass sie es taten.
 

Mit einem beherzten Sprung von dem Rücken seines Pferdes, schaffte er es, den Rücken der Bestie zu erklimmen. Nur im Augenwinkel sah er, wie Kiba unter den Fleischmassen des Bären verschwand. Ihr Wiehern ging in dem Wind, der über die Hügel pfiff einfach unter.
 

Naruto klammerte sich an einen rostigen Spieß, der der Bestie im Schulterblatt steckte und schwang sich mit all seiner Kraft nach oben. Die Haut des Bären war ledrig und klebte an seinen Fingern. Die Haare des Felles lösten sich noch während er sie berührte. Auch das Monster hatte mitbekommen, das der Ronin auf seinem Rücken saß. Es bäumte sich auf und versuchte ihn herunterzuschütten, doch der blonde Namikaze schaffte es, sein Schwert tief in das Fleisch zu treiben. Erneut brüllte die Bestie, fauchte und schmiss sich gegen einen Baum, der sofort unter dessen Gewicht nachgab. Schnee rieselte von oben herab und das Knacken des Holzes dröhnte in seinen Ohren. Naruto rollte sich durch den Schnee, die eine Hand noch immer am Griff des Schwertes.
 

Schwarzes Blut floss über den weißen Boden und brannte sich wie Gift durch den Schnee. Mit einer raschen Bewegung, zog Naruto die Klinge aus dem Rücken der Bestie. Er schwang sie durch die Luft und schnitt mit einem zielsicheren Schlag, die Sehnen am rechten Hinterbein durch. Das Monster zuckte zusammen und ihre hinteren Tatzen gaben nach. Der Ronin duckte sich vor einem Schlag, der nur zwei Fingerbreit über seinen Kopf zischte und Schlug mit der Klinge nach der Tatze. Blut schoss an seinem Kopf vorbei und die Pranke der Vorderpfote fiel blutend in den Schnee. Die Bestie schrie auf, brüllte, fauchte und rettete sich humpelnd in den Wald hinein.
 

Naruto stand keuchend in der Dunkelheit. Plötzlich war es komplett still und nur sein atmen war zu hören. Er spürte, wie sein Herz in seiner Brust schlug und Schweiß lief über seine Stirn. Er bemerkte gar nicht, wie er noch immer sein Katana in der Hand hielt, bereit, einen weiteren Angriff abzuwehren. Die Stille machte ihn nervös und unruhig. Der Gestank der Bestie war allgegenwärtig... diese Mischung aus Verwesung und Tod, der an ihr heftete. Sein Blick huschte zu den Leichen der Männer, die die Frau suchen sollten. Ihr Feind war ein anderer, als sie es erwartet hatten. Die Frau wurde von keinem Wolf, keiner Raubkatze oder ähnlichen entführt. Nein, diese Bestie war nicht real. Sie war nicht lebendig.
 

Naruto konnte sich diesen Gestank nicht erklären, doch er wusste, dass nur der Tod so roch. Die Maden, das Blut – nichts davon gehörte in diese Welt.
 

Sein Blick wanderte zu Kiba, die sich inzwischen wieder aufgerappelt hatte. Drei tiefe Wunden gingen über ihren Hals, doch sie war stärker als jeder Stier. Er streichelte ihr Sanft über die Nüstern und lehnte seinen Kopf an den Schädel des Pferdes. Dann erblickte er die Tatze des Monsters, das ihn angegriffen hatte. Die gelben, verfaulten Krallen, der widerliche Geruch. Vorsichtig nahm er ein Stück Leder vom Sattel und beugte sich hinab. Auch hier hatte sich das schwarze Blut durch den Schnee geätzt und hob die Tatze auf dem kleinen Haufen ab. Langsam wickelte er das Lederstück um das Fleisch und betrachtete es eingehend. Sie war beinahe so groß, wie ein kleiner Baumstamm und er konnte gut den durchtrennten Knochen erkennen, der spröde und zerfressen wirkt.
 

„Was ist das für eine neue Teufelei?“ fragte er sich leise und schloss für einen Moment die Augen. „Es reicht wohl nicht, das der Mensch des Menschen größtes Übel ist, oder?“
 

Angewidert hielt er die eingewickelte Tatze von sich gestreckt. Sie war viel leichter, als er es anfangs angenommen hatte. Der beißende Geruch blieb in seiner Nase haften und er unterdrückte ein Würgen. Er wusste, dass die Bestie noch dort draußen war. Sie war schwer verwundet und kraftlos, doch Naruto war kein Narr... Sie würde wiederkommen, so viel stand fest.

„Glaubst du“, wendete er sich an Kiba, die seelenruhig neben ihm stand, „dass es noch mehr von ihnen gibt?“

Das Pferd schnaubte, als würde sie ihn verstehen und schabte den Schnee mit ihrem Huf beiseite. Mühsam richtete der Ronin sich auf und bereute es sofort. Seine Muskeln schmerzten und die Kälte brannte auf seiner Haut. Es fiel ihm schwer, sich zu bewegen, jede Anstrengung war zu viel. Er erreichte Kiba, während er durch den tiefen Schnee stapfte. Die Leichen des Suchtrupps waren inzwischen zugeschneit und nur noch ihre toten Fratzen schauten ihn gequält an. Es tat ihm in der Seele weh, sie hier zu lassen, doch seine Aufgabe wurde ihm immer klarer. Naruto band das Päckchen mit der verfaulten Tatze zusammen und befestigte es an einem schmiedeeisernen Hacken, der an Kibas Sattel befestigt war. Seufzend hob er die Fackel auf, die noch immer im Schnee lag und hievte sich auf den Rücken seines treuen Pferdes. Ein letztes Mal sah er sich um und erkannte im schwachen Schein des Feuers, dass auch die Frau des Mannes, hier war. Ihr Körper lehnte gegen einen Baum. Die Lippen waren blau von der Kälte und die Finger schmerzhaft verkrampft. Doch ihr Brustkorb hob und senkte sich sanft, was für den Ronin erst noch wie eine Illusion war. Sie hatte ihr Leben noch nicht ausgehaucht und kämpfte gegen die schweren Verletzungen und die Kälte an. Sofort schwang er sich wieder aus dem Sattel und stapfte zu der Frau. Als er den Stoff ihres Kleides berührte, zuckten seine Finger zusammen. Eis hatte sich über die Wolle gelegt und überzeugt auch Teile ihrer Haut. Das gefrorene Blut, welches ihren Bauch bedeckte war inzwischen Schwarz und noch immer drückte sie eine Hand auf die Wunde. Mit einem Ruck zog er sich den Mantel aus und breitete ihn über der Frau aus. Sie war nicht mehr bei Bewusstsein, doch ihr Körper kämpfte noch immer gegen den Tod an.
 

Der dunkle Wald wirkte noch unheimlicher als zuvor und der Schnee drückte ihm in den Rücken. In Narutos Armen lag die Frau, die überraschenderweise noch immer lebte. In der Ferne konnte er die Fackeln des Dorfes sehen und zufrieden seufzte er, während er Kibas Tempo noch einmal erhöhte.

__________________________________________________________________________________

Vielen Dank fürs lesen und natürlich auch für die Kommis. 3 weitere Kapitel kommen noch, 1 ist in arbeit.

Bis dahin,

Amogan



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (32)
[1] [2] [3] [4]
/ 4

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  didiboy
2021-12-09T17:12:26+00:00 09.12.2021 18:12
Echt schade das nicht weiter geht
Von:  WelshDragon
2020-12-01T17:54:13+00:00 01.12.2020 18:54
hoffe ich auch
Von:  Yuna_musume_satan
2019-11-09T04:07:55+00:00 09.11.2019 05:07
Die Story ist verdammt spannend und ich würde mich freuen wie es weitergeht. Gabi hast du dir echt verdient und ich hoffe das die letzten Kapitel nicht alzulang warten lassen.
Von:  didiboy
2019-05-27T12:27:46+00:00 27.05.2019 14:27
Spannendes Kapitel weiter so
Freue mich auf das nächste
Von:  Scorbion1984
2019-05-27T10:59:18+00:00 27.05.2019 12:59
Das war spannend ,was war das für ein Ungeheuer ?
Eine Mutation von Menschen geschaffen ,war Oro in der Gegend 😱😟
Von:  lula-chan
2019-05-27T09:29:29+00:00 27.05.2019 11:29
Ein tolles Kapitel. Sehr gut geschrieben mit nur wenigen Fehlern. Echt spannend. Ich bin begeistert und gespannt, wie das weitergeht.

LG
Von:  Annasche
2019-05-26T21:12:02+00:00 26.05.2019 23:12
Eine wirklich toll geschriebene FF.
Sie ist einmal was anderes!
Dein Schreibstil gefällt mir gut, regt die Fantasie, beschreibt deine Charaktere ausgesprochen gut und lässt sie wunderbar realistisch wirken.

Bin gespannt, wie deine Geschichte weiter geht!
Von:  Scorbion1984
2019-05-25T14:52:43+00:00 25.05.2019 16:52
Das war sehr spannend ,ist aber auch kein Leben was er sich jetzt ausgesucht hat !
Er trifft auf seinem Weg viel Traurigkeit sowie Ungerechtigkeit !
Von:  lula-chan
2019-05-25T07:36:48+00:00 25.05.2019 09:36
Ein tolles Kapitel. Sehr gut geschrieben. Hat mir gefallen. Du schreibst echt gut. Sehr spannend.

LG
Von:  19Sascha81
2019-05-24T09:34:24+00:00 24.05.2019 11:34
Hätte mich auf ein Ino Naruto Parring gefreut schade das es so nicht kommt :)
Lg Sascha


Zurück