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Bin ich wertlos in deinen Augen ...?

von

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~ Minas Sicht, Gegenwart~
 

Es schien eine Ewigkeit zu dauern, ehe mich diese Worte erreichten. Langsam öffnete ich meine zuvor zusammengekniffenen Augen und blinzelte gegen das grelle Licht an. Saburo bemerkte dies nicht, denn sein Blick war in Richtung der Tür gewendet. Den Druck des Messers an meiner Kehle hingegen hatte er nicht vermindert.
 

Mir war bewusst, dass eine falsche Bewegung meinerseits unmittelbar mein Ende bedeuten könnte. Trotzdem wandte ich wie in Zeitlupe meinen Kopf so zur Seite, dass ich einen Blick auf die Tür hatte.
 

Und von allen, die ich erwartet hätte, wäre er der letzte gewesen, von dem ich geglaubt hätte, dass er sich hier reintrauen würde. Obwohl Bepo nicht den Eindruck erweckte, als habe er gewusst, auf was er hier drinnen treffen würde. In seiner Pfote hielt dieser ein Tablett mit Essen, er hatte mir demnach nur wieder etwas zu Essen bringen wollen und hatte zu spät gemerkt, in welche Situation er hineingeraten war.
 

Bepo rührte sich nicht. Mit vor Entsetzen geweiteten Augen sah er abwechselnd mich und Saburo an, als könnte er in unseren Gesichtern eine Erklärung für das sich ihm Darbietende finden. Sekunden später hallte ein lautes Klirren durch den Raum, als das Tablett zu Boden fiel und der sich darauf befindende Teller in kleine Splitter zerbrach.
 

Langsam trat Bepo ein paar Schritte zurück. Wollte er den Raum verlassen? Saburo schien denselben Gedanken wie ich zu haben.
 

„Hey du wandelnder Bettvorleger, wo willst du denn hin?“ Saburos Stimme klang spöttisch, es war deutlich, dass er sich Bepo gegenüber überlegen fühlte.
 

Bepo hingegen trat weiterhin vorsichtig auf die Tür zu, uns ließ er dabei keinen Moment aus den Augen. Dass Bepo ihn so wenig beachtete und auch noch den Raum verlassen wollte, schien Saburo überhaupt nicht in den Kram zu passen.
 

„Bleib hier, oder die Kleine ist gleich einen Kopf kürzer.“
 

Tatsächlich hielt Bepo in seiner Bewegung inne. Allzu deutlich sah man ihm sein Unbehagen darüber an, dass er in diesem Raum verweilen musste. Und dass er nicht verstand, was hier eigentlich los war. Bepo wusste ja nicht, wer Saburo in Wirklichkeit war. Er kannte ihn bloß als den ruhigen, freundlichen Koch.
 

„S- Saburo, was machst du da? Wenn der Captain das sieht, wirst du- “

Wie schon so oft in den letzten Minuten ließ Saburo seine wahnsinnig klingende Lache ertönen, die Bepo verstummen ließ.
 

„Hach wie niedlich. Du hast es also tatsächlich keinem erzählt, Mina?“ Sanft strich er mir mit seinem Daumen über meine Wange. „Tse tse, eigentlich zu schade, ich wüsste gerne, wieso.“ Seine gespielt liebliche Stimme rief bei mir Übelkeit hervor.
 

Finster blickte ich ihn an. Das Ganze nahm eine Wendung, die mir ganz und gar nicht gefiel.

Im nächsten Moment schon änderte sich Saburos Stimmung erneut. Mit voller Wucht schlug er mir ins Gesicht. Schmerz durchzuckte mich wie ein greller Blitz. Trotz der Situation, in der ich mich befand, war diese Attacke vollkommen unvorhergesehen gekommen.

Der scharfe Schmerz trieb mir die Tränen in die Augen. Nur dumpf vernahm ich, wie Bepo aufkeuchte.
 

„W- Was tust du da, Saburo?“
 

Belustigt drehte sich der Angesprochene um. „Hast du es noch immer nicht kapiert, du Hohlschädel?“
 

Nein, das hatte Bepo scheinbar nicht. Vollkommen entgeistert sah er uns an. Währenddessen hob Saburo seine Hand und schloss diese mit festem Griff um meine Kehle. Mit einem Grinsen auf den Lippen beugte er sich vor und flüsterte mir mit süffisanter Stimme ins Ohr:
 

„Weißt du, so ist es doch viel schöner, wenn ich fühle, wie dir ganz langsam die Luft ausgeht.“
 

Kraftlos versuchte ich, seinen Griff mit meiner Hand zu lockern. Doch dadurch erreichte ich eher das Gegenteil. Immer fester wurde der Griff um meine Kehle. Gleichzeitig war dieser Griff auch das Einzige, was mich noch aufrecht hielt. Aus eigener Kraft hätte ich schon lange nicht mehr stehen können. Langsam wurde mir die Luft knapp.
 

„Weißt du, Mina, ich habe so viele Jahre meines Lebens damit verschwendet, dich zu observieren, ich kann dich jetzt nicht einfach gehen lassen. Ist dir eigentlich bewusst, wie schwer es war, all diese Zeit über mit euch unzivilisiertem Abschaum zusammenzuleben? Ich finde ich habe mir eine Belohnung verdient, denkst du nicht auch?
 

Und deine Schreie, wenn ich dich Stück für Stück aufschlitze, sind doch wohl genau die Vergütung, die ich verdient habe, nicht? Ich werde dich hier und jetzt umbringen, danach sehne ich mich schon so lange… Dich endlich ins Jenseits zu befördern, als Entschädigung für all die Jahre die ich wegen dir hier vergeudet habe... Es war so schwierig, sich die ganze Zeit über mit dem Töten zurückzuhalten, weil ich ja nicht auffallen durfte – und der Captain wollte ja nicht, dass wir unnötigerweise Menschen töten.“
 

Langsam wurde mir bewusst, was für einen Psychopathen ich hier vor mir hatte. Einen Marinespion der gerne Menschen umbrachte – das Glück war mir scheinbar mal wieder ganz besonders hold. Saburo hatte seinen Verstand verloren.
 

„Keine Sorge Kleine, in ein paar Minuten hast dus hinter dir.“

Wieder sprach Saburo mit mir, als sei ich ein Kleinkind. Gemächlich hob er sein Messer und fuhr mir damit über meine Wange, welches ein unangenehmes Brennen hinterließ. Mehrere Tropfen warmen Blutes flossen mein Gesicht hinunter. Bei Saburo löste dies Belustigung aus, wie ich deutlich in seinen Augen sah.
 

„Dass Trafalgars Tochter so ein Schwächling ist… Eigentlich eine Schande. Dabei dachte ich bis vor ein paar Jahren, dass du wirklich Potenzial hättest. Aber-“
 

Mit einem Mal wurde ich losgelassen und kam hart auf dem Boden auf, wo ich bewegungsunfähig liegenblieb. Da ich mir den Kopf gestoßen hatte, fühlte ich mich benommen. Mit einem Blick zur Seite erkannte ich, dass Saburo mich hatte loslassen müssen, weil Bepo ihn angegriffen hatte und er zur Seite ausgewichen war.

Sich feindselig anstarrend standen sich die beiden nun gegenüber, Saburo mit einem Messer und Bepo in Kampfstellung.
 

„Du blöder Eisbär wagst es mich zu stören?!“ Saburo schien vollkommen außer Kontrolle zu geraten. Mit weit aufgerissenen Augen begann er zu lachen. „Ich werde dir zeigen, wo dein Platz ist, du Bettvorleger!“
 

Bepo fühlte sich offensichtlich nicht wohl in seiner Situation, aber er wich auch nicht zurück.
 

„Lass Mina in Ruhe, oder der Captain wird dich-“
 

„Was wird er? Mir dafür danken, dass ich ihm die Kleine vom Hals geschafft habe?“
 

Saburo lachte erneut. Und mir wurde übel, als er diese Worte kundgab, entsprachen sie doch genau meinen unausgesprochenen Ängsten.
 

„Wie kannst du sowas nur sagen? Law würde nie-“
 

„Nie was machen? Ich glaube, du kennst deinen Captain nicht.“
 

„Ich- Ich bin sein Vize, natürlich kenne ich ihn! Und jetzt lass Mina gehen!“, knurrte Bepo.
 

„Och, wir hatten grade so viel Spaß. Oder willst du mir den etwa wegnehmen?“
 

Langsam schritt Saburo in meine Richtung, den Blick dabei nicht von Bepo abwendend.

Dessen Anspannung wuchs deutlich mit jedem Schritt, den Saburo näher an mich herantrat.
 

„Mina, geh weg von ihm, schnell!“ Bepo klang beinahe panisch.
 

Doch ich blieb bewegungsunfähig liegen. Ob ich nicht abhauen wollte oder dies ob meiner physischen Verfassung nicht konnte wusste ich im Nachhinein nicht mehr. Vermutlich war es eine Mischung aus beidem.
 

So konnte ich nur vom Boden her zusehen, wie Saburo immer näher kam. Sekunden später schon stand er direkt vor mir und ging in die Hocke. Die Atmosphäre war zum Zerreißen gespannt. Quälend langsam strich mir Saburo erneut über meine Wange.
 

„So endet es also nun für dich, Kleine. Auf dem Boden liegend, genau da, wo Verbrecher wie du hingehören.“
 

Er setzte einen gespielt besorgten Gesichtsausdruck auf und sprach erneut in Babysprache mit mir. Er redete dabei so leise, dass ich echt Mühe hatte, ihn zu verstehen.

„Och, hat dich dein Papi im Stich gelassen und hasst dich? Sei froh darüber, besser als das, was er mit deiner Mami gemacht hat, nicht wahr?“
 

Ohne Vorwarnung stieß er mir sein Messer in meinen Oberarm. Ich fühlte nichts, auch nicht, wie das Blut ebendiesen herunterfloss. Dass es dies tat wusste ich nur, weil ich es mit meinen Augen verfolgte. Es war ein bizarrer Anblick, ein Messer im eigenen Arm stecken zu sehen, dabei aber nichts zu fühlen.
 

Wie es aussah, hatte Saburo nicht damit gerechnet, dass ich keinerlei Reaktion von mir geben würde. Und das schien ihm überhaupt nicht zu passen.
 

„Mina, so macht es keinen Spaß. Du musst schon schreien, wenn ich dich quäle, das verstehst du doch sicher, oder Kleine?“ Sanft strich er mir durch meine Haare, während er mit dem Messer meine hinzugefügte Wunde noch vergrößerte, indem er meinen Arm nach unten hin aufschlitzte, in dem Glauben, mir so Schmerzen zuzufügen.
 

Als ich noch immer keinen Schwäche zeigte, wurde mein Gegenüber ungeduldig.

Saburo hob das Messer und schien, seinem erzürnten Gesichtsausdruck nach zu urteilen, unkontrolliert auf mich einstechen zu wollen, ehe er sich unerwarteter Weise zur Seite rollte. Ich sah auch, wieso. Bepo hatte versucht, Saburo mit einem Tritt auf den Kopf außer Gefecht zu setzen. Da Saburo ausgewichen war, traf Bepo stattdessen mit voller Wucht meinen Kopf. Das Ganze war so schnell vonstatten gegangen, dass ich nicht hatte defensiv reagieren können.
 

Einen Moment lang herrschte Stille, dann begann Saburo lauthals zu lachen, während Bepo nur ein kleinlautes „Entschuldigung“ herausbrachte.
 

Zitternd befühlte ich meinen Kopf und war wenig überrascht, dass meine Finger kurz darauf voller warmem Blut waren. Gleichgültig sah ich zu Bepo auf. War das wirklich unbeabsichtigt gewesen, oder wollte er mir noch das mit der Betäubung von damals heimzahlen? Letztendlich war es mir auch egal, was das Schoßhündchen von meinem Vater anstellte, es wäre unsinnig, sich jetzt darüber aufzuregen, das gab die jetzige Situation einfach nicht her.

Saburo hingegen regte sich über Bepos erneutes Unterbrechen auf.
 

„Du elende Flohschleuder, wenn hier einer Mina angreift, dann jawohl ich!“

Bepo war sichtlich irritiert.
 

„A-Aber ich wollte sie doch gar nicht treffen.. Ist alles Okay, Mina?“ Mit diesen Worten drehte er sich zu mir um, um mich anzusehen. Ich blickte finster zurück.
 

„Dann werde ich dich wohl zuerst auslöschen müssen, Bepo.“
 

Saburos Augen glitzerten gefährlich, als er mit schnellen Schritten auf Bepo zustürmte und mit seinem Messer ausholte. Bepo hingegen ging in Abwehrhaltung. Die beiden waren so ineinander vertieft, dass keiner von ihnen die leise, kalte und monotone Stimme vernahm, welche mir eine Schauer über den Rücken jagte.
 

„Ich glaube, ich habe nun genug gesehen. Room. Shambles.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: haki-pata
2016-11-04T18:52:09+00:00 04.11.2016 19:52
*japs*
Was ein Kapitel. Mit klopfendem Herzen bis zum letzten Wort aufgesogen.
Und jetzt... Jetzt brauche ich Baldrian forte plus. Und ganz schnell eine Fortsetzung! Am besten auch forte plus.
Oh wow!
Was bin ich froh, diese FF auf meiner Favo-Liste zu haben.
Dafür nehme ich Herzklopfen gern in Kauf.
Antwort von:  North-Blue
09.11.2016 23:09
Haaai :3
Wow, nicht dass du noch nen Herzinfarkt kriegst :p
Aber vielen Dank für dein Lob, ich werde heute noch zwei neue Kapitel hochladen ^-^
Liebe Grüße,
North Blue
Von:  LittleMarimo
2016-10-24T03:25:03+00:00 24.10.2016 05:25
Oooohhw... Ok...
Wenn law alles mitbekommen hat...
Weiß er jetzt auch das mina das über ihre mutter weiß? Und wie sie denkt dass er zu ihr steht?
Antwort von:  North-Blue
09.11.2016 23:08
Haay,
Law stand nicht von Anfang an an der Tür, dann hätte er ja früher eingegriffen,aber wie viel er mitbekommen wird in einem der nächsten Kapitel ausführlich thematisiert :3
Liebe Grüße,
North Blue


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