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Dunkler Engel

von

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Kapitel 6

 

 

Spock hatte in dieser Nacht nicht mehr geschlafen, sondern die Meditation genutzt, seinen Körper zu regenerieren. Nachdem er kurz unter der Sonic-Dusche verweilt hatte, nahm er sich eine der Falaa Früchte, die er auf der Erde in einem Geschäft für vulkanische Delikatessen erworben hatte. Dazu trank er nur einen Kafi-Tee. Dieser Tee hatte die angenehme Eigenschaft, seinen, nach der Meditation noch herunter gesetzten, Metabolismus etwas zu beschleunigen.

 

So gestärkt, begab er sich auf den Weg zur Brücke, um kurz den Schiffsstatus zu kontrollieren und den Captain zu informieren, dass er die heutige Schicht in den Labors sein würde.

Er hatte dem Captain zwar eine Nachricht auf dessen Computer geschickt, aber er kannte die Menschen inzwischen zu gut, um sich allein darauf zu verlassen. Mehr als einmal hatte ihn Captain Pike mündlich verwarnt, weil er nicht noch kurz auf der Brücke erschienen war, um seine Abwesenheit zu melden.

 

Überrascht blickte Kirk von dem Datapad auf, das er gerade zur Unterschrift durch las, als Spock die Brücke betrat. „Mister Spock, ich dachte, heute wären Sie unten in den Labors. Gibt es irgendein Problem?“

„Nein Sir. Es gibt kein Problem, ich wollte nur kurz den Status des Schiffes kontrollieren und meinen heutigen Aufenthaltsort noch einmal verbal bestätigen.“

„Na dann, das haben Sie ja jetzt getan. Vergessen Sie nur unsere Verabredung zum Schach nicht.“ Kirk blickte dem Vulkanier unauffällig nach, als er zu seiner Station ging. Dieser Mann strahlte eine natürliche, schon fast katzenhafte, Eleganz aus.

Spock kontrollierte nur kurz die Anzeigen, die natürlich alle im Normbereich lagen und wandte sich wieder zum Turbolift. „Captain, ich bin dann ab jetzt in den Labors auf Deck 3 zu erreichen, wenn es irgendein Problem geben sollte. Natürlich vergesse ich ihren Vorschlag von gestern nicht.“

 

Kirk fühlte sich auf eine seltsame Art und Weise erleichtert, als Spock die Verabredung noch mal auf seine Art bestätigte. Trotzdem fragte er sich, warum Spock extra auf die Brücke gekommen war, um den Schiffsstatus zu überprüfen und um ihn noch einmal über seinen heutigen Aufenthaltsort zu informieren. Schliesslich hatte er ihm ja eine Nachricht auf seinen Computer geschickt und den Status konnte er schliesslich genauso gut in den Labors oder in seinem Quartier abfragen.

 

****

 

Spock liess gerade eine Simulation zur Effizienzsteigerung der Lebenserhaltung laufen, als ihm die Reaktion, die er vor 2,4 Stunden auf der Brücke bei Kirk beobachtet hatte, durch den Kopf schoss. Der Captain hatte überrascht gewirkt, als er seine heutige Abwesenheit von der Brücke verbal meldete. Genauso deutlich war für ihn allerdings auch die Erleichterung Kirks gewesen, als er ihre Verabredung zum Schach noch einmal verbal bestätigte. Spock konnte die Menschen, vor allem diesen speziellen, nicht verstehen. Einerseits war er überrascht, dass er seine Abwesenheit noch einmal bestätigte, andererseits war er aber auch erleichtert, als er eine Zusage noch mal wiederholte.

Wie konnte es sein, dass ein und derselbe Vorgang zwei unterschiedliche Reaktionen auslöste? Das war nicht logisch.

 

'Spock, wer hat jemals behauptet, dass Menschen logisch seien', kamen ihm die Worte seiner Mutter in den Sinn. Damals hatte er sie gefragt, warum sie vor Freude und vor Trauer weinen könne, das wäre absolut unlogisch.

 

Mit einem akustischen Signal meldete der Computer das Ende der Simulation. Spock richtete sein Augenmerk wieder auf die Daten und nickte zufrieden. Wenn diese Ergebnisse auf die reale Situation, die auf dem Schiff herrschte, übertragen werden konnten, dann läge die Energieersparnis der Lebenserhaltung bei drei Prozent.

Gewissenhaft überspielte Spock die Daten auf eine Speicherkarte, um sie dem Captain zur Ansicht auszuhändigen. Sein Zeitsinn teilte ihm mit, dass seine Schicht in 10,72 Minuten enden würde. Genug Zeit also, um die Speicherkarte dem Captain zu übergeben und nach Schichtende noch kurz zu meditieren, bevor er zu dem geplanten Schachspiel gehen würde. Vielleicht würde das ja etwas Klarheit in die widersprüchlichen Reaktionen seines Captains bringen.

„Computer, Aufenthaltsort von Captain Kirk bestimmen.“

„Captain Kirk befindet sich in seinem Quartier“, meldete der Computer nach 2,1 Sekunden. Zu lange, fand Spock. Solange sie sich noch in einem bekannten Raumgebiet befanden, hatte er Zeit, sich um die Effizienzsteigerung des Schiffes zu kümmern. Eine kleine Subroutine würde die Rückmeldungen des Computers um eine Sekunde beschleunigen. Sobald es seine diversen Aufgaben zulassen würden, würde er sich darum kümmern.

 

Mit diesen Vorsätzen schaltete Spock den Computer aus und verliess das Labor, um zum Quartier des Captains zu gehen. Es war nur logisch, da die beiden Quartiere gleich nebeneinander lagen, die Speicherkarte dem Captain gleich persönlich auszuhändigen.

Auf dem Weg zum Turbolift kam ihm Fähnrich Michaels entgegen. Respektvoll grüsste ihn der Fähnrich und Spock nickte zur Bestätigung zurück. Was er allerdings nicht sehen konnte, waren die hasserfüllten Blicke, die ihm Michaels zuwarf, als er an ihm vorbei war.

 

Genau zwei Minuten vor Schichtende erreichte Spock das Quartier des Captains und betätigte den Türmelder. Kurz darauf öffnete sich die Tür und Kirk stand vor ihm. „Spock, was führt Sie hierher?“ Mit einer einladenden Geste bat ihn Kirk herein und deutete auf den Stuhl an seinem Schreibtisch.

 

„Captain, ich habe hier die Auswertung einer Simulation zur Effizienzsteigerung des Lebenserhaltungssystems. Wenn diese Werte auch in der realen Situation des Schiffes erreicht werden können, wird das System mit einer drei prozentigen Energieersparnis arbeiten.“

 

Kirk hatte sich in den Stuhl auf der anderen Seite des Tisches gesetzt und nahm die Speicherkarte von Spock entgegen. „Das tönt sehr viel versprechend, Mister Spock. Ich werde mir die Daten gleich morgen früh ansehen.“ Abschätzend blickte Kirk Spock an und lehnte sich auf seinem Stuhl nach vorne. Er stützte sich mit beiden Armen auf der Tischplatte ab und versuchte in Spocks Mimik zu lesen. „Mister Spock, kann ich Sie etwas fragen?“

 

Erstaunt zog Spock eine Augenbraue hoch. „Natürlich Captain. Allerdings werde ich es mir vorbehalten, ob ich auf Ihre Frage antworten werde.“

 

„Nun gut. Warum sind Sie heute auf die Brücke gekommen, um den Schiffsstatus abzufragen und mir Ihre Abwesenheit mitzuteilen, nachdem Sie mir diese Tatsache schon an den Computer gesendet hatten?“

 

Kirk konnte den innerlichen Rückzug des Vulkaniers geradezu spüren, hatte er etwas falsches gesagt?

 

„Captain, es lag nicht in meiner Absicht, Sie irgendwie zu ... verwirren. Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass Menschen Informationen, die sie über das Computersystem erhalten, manchmal nicht wahrnehmen oder dass sie dazu neigen, diese zu vergessen.“

 

Kirk hatte sich bei dieser Antwort wieder in den Stuhl zurück gelehnt und dachte kurz nach. Er spürte, dass er jetzt nichts Falsches sagen durfte, wenn er den Mann vor sich nicht verletzen wollte. Sorgfältig legte er sich die Worte zurecht, bevor er sie aussprach. „Mister Spock, ich schätze Ihre Rücksichtnahme auf die menschliche Vergesslichkeit. Sie müssen allerdings nicht extra auf die Brücke kommen, um mir Ihre Pläne für den Ablauf Ihrer Schicht mitzuteilen, wenn Sie diese in den Labors verbringen. Eine Mitteilung per Mail oder verbal am Tag zuvor, reicht vollkommen aus und wenn ich es doch mal vergessen sollte, dann können Sie mich immer noch darauf hinweisen.“

 

„Wie Sie wünschen, Captain.“ So ganz traute Spock der Situation noch nicht, doch er entspannte sich wieder ein wenig.

 

Kirk hatte beruhigt mit angesehen, wie sich Spock wieder etwas entspannte. Nun erhob er sich langsam von seinem Stuhl, streckte sich und sah Spock wieder an. „Was halten Sie davon, wenn wir wieder gemeinsam zur Messe gehen?“

Auch wenn der Satz wie eine Frage formuliert war, konnte Spock die versteckte direkte Aufforderung darin heraushören.“

Nach kurzem Überlegen neigte er bestätigend den Kopf und erhob sich nun ebenfalls. Anders als Kirk hatte er jedoch nicht das Bedürfnis, sich zu strecken und ging zielstrebig zur Tür.

 

Anders als am Tag zuvor, verstummten die anwesenden Crewmitglieder nicht, als sie die Messe betraten. Sie wurden nur noch von deren Augen verfolgt, als sie zuerst zum Buffet und danach zu einem der etwas abgelegenen Tische gingen. Kirk respektierte wieder Spocks Wunsch, beim Essen zu schweigen und versuchte nicht, ein Gespräch zu beginnen. Was Spock sehr zu schätzen wusste.

 

Als sie mit ihrer Mahlzeit fertig waren, erhob sich Spock, um ihre Tabletts fort zu bringen und auch gleich das Schachbrett zu holen. Diesmal nahm auch er zwei Figuren in die Hände und versteckte die Figuren darin. Ohne nachzudenken tippte Kirk auf die linke Hand, was Spock seltsamerweise nicht störte. Normalerweise vermied er es, von anderen berührt zu werden, aber bei dem Captain störte es ihn seltsamerweise nicht. Im Gegenteil, er empfand es sogar als angenehm.

 

Diesmal hatte Kirk schwarz gezogen und sie mussten das Schachbrett nicht umdrehen.

Nach zwei Partien waren sie wieder allein in der Messe.

 

„Spock. Ist es Ihnen unangenehm, wenn Sie berührt werden?“ Kirk konnte seine brennende Neugier nicht mehr zügeln und stellte die Frage auf gut Glück.“

 

„Captain, diese Frage ist sehr privat.“ Spock lehnte sich etwas zurück und schloss die Augen. Als Kirk schon nicht mehr mit einer Antwort rechnete, sprach er jedoch weiter. „Vulkanier sind Berührungstelepathen. Wenn Sie mich also unvorbereitet berühren, dann kann es passieren, dass ich Ihre oberflächlichen Emotionen oder in diesem Moment deutlich gedachte Gedanken wahrnehme. Natürlich schirme ich mich ab, aber in seltenen Fällen, wenn ich abgelenkt oder geschwächt bin, kann es dennoch passieren.“

Spock hatte Kirk während dieser Erklärung nicht angesehen, sondern ein Bild an der Wand fixiert, das schräg hinter Kirk hing. Vorsichtig wandte er sich jetzt wieder zu Kirk und fand nicht den erwarteten Ärger oder einen abweisenden Blick. Aus seinen Augen sprach ein Verstehen, was Spock nicht erwartet hatte.

 

Schliesslich brach Kirk das entstandene Schweigen. „Ich verstehe. Dann werde ich in Zukunft darauf achten, Sie nicht mehr unbedacht zu berühren, wenn es Ihnen solche Umstände bereitet.“

Kirks Blick wirkte irgendwie betrübt, so dass Spock einen spontanen Entschluss fasste.

 

„Captain, wenn es Ihnen nichts ausmacht, wenn ich Ihre Emotionen oder Gedanken auffangen könnte, gebe ich Ihnen hiermit die Erlaubnis zu Ihren unwillkürlichen Berührungen. Mir ist durchaus bewusst, dass diese Gesten zu Ihrer Rasse und Sprache gehören.“

 

Kirk blickte Spock erstaunt an an. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. „Danke, Mister Spock. Ich weiss sowieso nicht, ob es mir immer gelungen wäre, daran zu denken. Sie haben im Gegenzug die Erlaubnis, meine oberflächlichen Gedanken und Gefühle aufzufangen, wenn ich Sie mal unvorbereitet erwischen sollte.“

 

Kirk konnte sich ein schelmisches Lächeln nicht mehr verkneifen. So ein verrücktes Gespräch hatte er vermutlich noch nie geführt. Zumindest konnte er sich nicht daran erinnern.

 

Nach einer weiteren Partie Schach und mit einem Blick auf das müde Gesicht seines Captains schlug Spock schliesslich vor, die nächste Partie auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben.

 

Wie auch am Abend zuvor, gingen sie gemeinsam zu ihren Quartieren.

 

Kaum war Spock in seinem Quartier angekommen, zog er sich seine Meditationsrobe an und kniete sich in seiner Meditationsnische auf den dort liegenden Stein. Langsam durchschritt er die verschiedenen Ebenen um auf seine bevorzugte Meditationsstufe zu gelangen. Während er dort verweilte und in die Wüste von Shikar blickte, kam eine leuchtende Gestalt auf ihn zu und setzte sich neben ihn. Nie sprach diese Gestalt ein Wort, sie war einfach nur da und gab Spock ein Gefühl von Geborgenheit und Nähe. Was Spock sonst nicht kannte.

Nur hier, von dieser Gestalt, wurde er als das anerkannt, was er wirklich war. Nur diese Gestalt akzeptierte ihn ohne Vorbehalt.

Plötzlich manifestierte sich in seinen Gedanken ein Satz. 'Du bist nicht allein. Vertraue.'

 

 

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Usaria
2017-05-22T21:40:30+00:00 22.05.2017 23:40
Schön du bringst die Gefühls-und Gedankenwelt von Spock totall gut rüber. Er mit seiner Logik. Ja aber so sind Vulkanier. Hmm ob Seto Kaiba auch ein Vulkanier ist? Irgendiwie hat Takeshi wohl an das Spitzohr gedacht als er Seto erfunden hat.
So jetzt halte ich´s wie die beiden und gehe ins Bett,
guad Nacht
Antwort von:  mrs_ianto
23.05.2017 19:02
Danke für das Kompliment. Spock ist für mich emotionalen Menschen ja wirklich nicht einfach zu schreiben gewesen.
Da müsstest du Takahashi schon selbst fragen, ob er da an SPock gedacht hat.

LG mrs_ianto


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