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Die Legende der Kristall- Geister

von

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Yubels "Ende"

Zwei Tage später, als Jim ihnen etwas zu essen brachte unterbreiteten sie dem Schwarzhaarigen den Vorschlag, der auf den ersten Blick nicht sehr begeistert von der Idee wirkte.

"Interessante Theorie", behauptete er dennoch und stellte den Rucksack mit dem Essen ab. "Aber es ist riskant, das ist euch hoffentlich klar"

Das Paar nickte nur kurz.

"Es ist eine Möglichkeit Yubels Macht über Judai zu schwächen, sodass ich ihn besser heilen kann", behauptete Johan noch und Jim nickte.

"Gut, wann wollt ihr es machen?", wollte er dann wissen.

"So schnell wie möglich, wir haben doch nur noch wenige Tage", war Johans Antwort.

"Okay. Am besten sofort", schloss Jim daraus. "Aber esst erst Mal was"

Die beiden lächelten ihn darauf nur an und sahen nach was er ihnen denn mitgebracht hatte. In dem großen Rucksack befanden sich zwei Flaschen mit Orangensaft, ein Laib Graubrot, jede Menge Belag an Wurst und Käse, die der älteste gut verpackt hatte und auch ein paar Süßigkeiten.

"Dass ihr mir die Süßigkeiten aber erst zum Schluss esst", meinte Jim noch und zog seinen Hut etwas zurecht.

"Keine Sorge, werden wir", behauptete Johan, während Judai schon nach dem Orangensaft griff.

Er hatte jetzt seit zwei Jahren nichts getrunken und war doch durstig gewesen. Am ersten Tag hatte er noch mit Wasser versucht dieses durstähnliche Gefühl zu löschen, jedoch ohne Erfolg. Bei dem Gedanken, dass es dieses Mal vielleicht klappen würde schlug sein Herz ein bisschen schneller. Dann öffnete er den Schraubverschluss der Plastikflasche und setzte sie an seine Lippen, bevor er einen Schluck nahm. Es lief herrlich seine Kehle hinunter und er fühlte nach Langem endlich wieder etwas, wenn er Nahrung zu sich nahm, sodass er gleich weiter trank und die halbe Flasche leer machte. Dieser Saft hatte wirklich seinen Durst gelöscht!

"Mhh!", gab er noch glücklich von sich, was Johan und Jim beobachten durften.

"Er hat wohl wirklich lange nichts mehr getrunken", stellte Jim fest. "Ich habe noch nie jemanden so glücklich gesehen Orangensaft trinken zu können"

Johan lächelte darauf nur, bevor er sich selbst die andere Flasche nahm. "Nein, das hat er wirklich nicht"

Dann griff der Brünette schließlich nach dem Brot, das er auch schon ewig nicht mehr gegessen hatte und bat Jim, ob er ihm denn etwas abschneiden könnte.

"Klar, wie dick soll denn das Stück werden?", wollte der Cowboy noch wissen, bevor er nach Judais Wünschen ihm ein Stück von dem Brot abschnitt.

Als Judai sich das ganze dann mit etwas Wurst belegt hatte schob er sich auch dieses nach und nach in den Mund, wobei Johan und Jim mit einem Lächeln beobachteten wie sich die Wangen des Brünetten rot färbten und die braunen Augen zu leuchten begannen vor Freude. Dabei aß er nur Brot mit Wurst. Er musste wohl wirklich lange nichts anständiges zu essen bekommen haben, wenn überhaupt.

"Wollen wir dann in den Keller?", wollte Jim noch wissen, als die beiden mit ihrer Mahlzeit fertig waren.

Sie sahen sich noch mal an, wobei Judai etwas nervös wirkte, da Yubel ja mit ihm verbunden war und er nicht wusste, ob auch etwas mit ihm passieren würde, wenn der Körper weg war. Doch dann nickte er dem Blauhaarigen zu, bevor sie sich auf den Weg zum Keller machten. Dabei lief Johan neben Jim und Judai vor ihm, als Johan etwas in den Sinn kam, das er fast schon wieder vergessen hatte.

"Sag mal, Jim", begann er dann und Jim sah ihn an. "Weißt du vielleicht warum ich in deinem Gewächshaus solch brutale Kopfschmerzen bekommen habe?"

Jim lächelte darauf nur, da er gewusst hatte, dass diese Frage irgendwann gekommen wäre.

"In der Luft liegt ein spezielles Mittel, das weder für meine Karen noch die Schmetterlinge schädlich ist und erkenntlich macht, wenn jemand eine besondere Gabe hat", antwortete Jim ruhig, als sie an der Treppe ankamen und sahen, dass auch Judai stehen geblieben war.

"Hat dir dieses Mittel gezeigt, dass wir Kristallaugen haben?", fragte er, woraus Johan schloss, dass Judai auch einmal dort gewesen sein musste.

"Ja. Immerhin habe ich nach den Kristall- Geistern gesucht. Das Mittel sollte sich mit Kopfschmerzen bis hin zu Gedächtnisverlust bei Kristallaugen- Trägern bemerkbar machen", erklärte Jim. "Nur bist du recht schnell von der Bildfläche verschwunden und Johan erst zwei Jahre später aufgetaucht. Außer euch kann niemand die Geister sehen, wenn er keine Hilfestellung hat"

Darauf ließen Judai und auch Johan die Köpfe leicht sinken.

"Jetzt kann nur noch ich sie sehen, wenn das alles vorbei ist", meinte Johan bedrückt, der das ganze schon etwas Unfair fand.

Warum nur musste Judai das alles für seine Freiheit aufgeben? Etwa nur, weil Yubel so hartnäckig wollte, dass er blieb? Doch sie mussten es hin nehmen wie es war. Das Leben war nun mal kein Ponyhof.

Darauf gingen sie schließlich weiter zum Keller, die Wendeltreppe hinunter und als sie in diesem dunklen, muffigen Kellerraum standen spürte Johan, dass Judai neben ihm nach seiner Hand griff. Anscheinend war er genauso nervös wie Johan, dessen Herz ihm bis zum Hals schlug. Jim dagegen sah eher gelassen aus, bevor er langsam weiter und auf den Wassertank mit Yubels unnützen Körper zu ging.

"Du hast überlebt!?", hörten sie dann Yubels Stimme von irgendwo aus der Dunkelheit, da es ja kein Licht gab und die drei sahen sich um. "Wie konntest du das nur überlebt haben, Mensch!?"

Yubels Stimme hörte sich verächtlich an, als wäre sie kurz davor Johan ein weiteres Mal an zu greifen.

"Ja", sagte Johan darauf, während Judai sich weiter an ihm festklammerte. "Ich lebe noch und ich bin hier, um Judai zu retten"

Trotz seiner festen Worte schlug ihm sein Herz vor Nervosität und auch Angst bis zum Hals, da er sich hier ja in der Höhle des Löwen befand.

"Wie willst du das machen?", fragte Yubel als nächstes und trat aus dem Schatten, näher an sie heran.

Sie trug ein siegessicheres Lächeln auf den Lippen, da sie wusste, dass der Drache nicht mehr gerufen werden konnte. Der Blauhaarige schluckte darauf schwer und versuchte sein Herz zu beruhigen, das das Adrenalin immer schneller in sein Blut pumpte und auch seine Hände wurden schwitzig. Er hatte Angst. Angst, da das Wesen vor ihm stand, das ihn quasi getötet hatte und keine Skrupel hatte es wieder zu tun.

"Ich werde dir das geben, was du mir gegeben hast", brachte er dann über seine Lippen und seine Augen leuchteten hell auf.

Er hatte zwar eine unglaubliche Angst vor diesem Geist, aber er wollte auch unbedingt Judai retten und dazu musste er mutig sein. Yubel sah ihn auf seine Worte hin nur finster an.

"Du willst mich töten?", fragte sie dann. "Zusammen mit Judai?"

"Ich werde Judai retten!", rief er ohne zu zögern, da es einfach klappen musste.

"Tse!", machte der Geist nur. "Er und ich sind eins. Du wirst ihn niemals haben, du einfältiger Mensch!"

Darauf hörten sie schließlich wie jemand die Treppe hoch lief und unterbrachen ihr Gespräch, wenn man es denn so nennen wollte. Sie sahen noch einen Schuh von Jim, der wohl den Augenblick genutzt hatte und Yubels Körper aus diesem Wassertank geholt hatte, bevor er schließlich damit verschwand.

Ihre ungleichen Augen weiteten sich, bevor sie zu dem Wassertank sah, der offen stand und dann zurück zu Johan und Judai, die schon wieder an der Treppe standen.

"Ich habe dir doch gesagt, dass ich dir das geben werde was du mir gegeben hast!", behauptete er noch, bevor er nach Judais Hand griff und ihn hinter sich her, die Treppe hinauf zog.

Hinter sich konnten die beiden noch einen mehr als verärgerten Schrei hören, bevor sie wieder den Keller verließen.

"Wo jetzt hin?", fragte Judai, der das ungute Gefühl hatte, dass Yubel nicht da bleiben würde wo sie war, während sie sich etwas umsahen.

"Nach draußen, in den Garten!", rief Johan, der mit rasendem Herzen bemerkt hatte, dass die Türen zur Terrasse geöffnet waren.

Darauf griff er weiter nach der Hand seines Freundes und zog ihn hinaus in den überwucherten Garten und zu dem Teil wo der Pool lag. Dort fanden sie auch Jim vor, der hektisch an etwas herum werkelte.

"Jim!", rief Johan völlig außer Atem, als sie bei dem ältesten ankamen und er sah sich nach dem Paar um, bevor sie sich neben ihn stellten.

Vor ihnen lag wirklich ein Körper, der diesem Bild Yubels aus dem Buch "Die Legende der Kristall- Geister" verdammt ähnlich sah. Ihm hingen weiße Haarsträhnen vor den Augen und er sah aus wie eine dieser Anziehpuppen, nur in Lebensgröße und tausend mal hässlicher. Johan verzog angewidert sein Gesicht, da der Geist dieses Wesens versucht hatte ihn zu töten und er war sich sicher, sie hatte keine Skrupel es wieder zu tun, wenn sie denn die Gelegenheit bekommen sollte. Da hatte er wirklich kein schlechtes Gewissen, wenn sie diesen Körper einfach beseitigten. Er war eh nur ein Hindernis zu seinem Glück mit Judai. Zudem würde wohl nie jemand heraus finden was auf diesem Grundstück schon alles passiert war. Diesen "Mord" würde wohl niemanden interessieren, wenn ihn denn jemand heraus finden würde.

Dann schließlich hatte Jim es geschafft und der Körper Yubels stand in Flammen. Im gleichen Moment bemerkte Johan, dass Judai neben ihm ein bisschen schneller atmete, da ihm wohl Yubels Seele ein Stück entrissen worden war. Dennoch hatte er wohl noch genügend Kraft, um stehen zu können, was hieß, dass Yubel wieder gelogen hatte. Sie war einfach ein verlogenes Miststück, um an ihre Ziele zu kommen.

"Ihr Narren!", hörten sie dann ihre Stimme vom Haus her und Johan, sowie Judai und Jim fuhren zu ihr herum, als Johan vom Feuer her ein merkwürdiges Geräusch hören konnte, es war fast wie ein Schreien, auch wenn es relativ leise war. "Jetzt werdet ihr ihn erst recht nicht retten können!"

Johan stockte darauf leicht der Atem, während ihn Yubels Worte auch etwas verwirrten. Warum sollte der den Brünetten jetzt "erst recht" nicht retten können? Doch dieser verdammte Geist löste sich ohne ein weiteres Wort wie Daitokuji- Sensei es immer tat einfach in Luft auf.

"Warte!", rief Johan einfach noch, auch wenn er wusste, dass es zu spät war. "Was meinst du damit?!"

Doch er bekam keine Antwort mehr, während das Feuer hinter ihnen immer größer wurde.

"Lass sie, Johan", sagte Jim dann und der Blauhaarige drehte sich wieder zu dem beiden herum. "Wir sollten jetzt besser das Feuer wieder löschen"

"Okay", sagte er darauf nur, bevor sich die drei daran machten das Feuer wieder zu löschen, wobei ihnen das Wasser aus dem Pool zu gute kam.

Als das Feuer schließlich gelöscht war war von dem Körper nichts mehr übrig, außer ein Häufchen Asche.

"So, das wäre erledigt", meinte Jim dann und das Paar sah den Cowboy an.

"Gibt es denn noch etwas zu erledigen?", wollte Johan gleich wissen.

"Wir sollten den Wassertank entleeren", antwortete der ältere. "Der Körper hat immerhin zwei Jahre darin verbracht"

"Das leuchtet ein", meinte auch Johan mit einem Nicken.

Dann jedoch fiel ihm Judai auf, der merkwürdig still war und auch immer noch recht schnell atmete.

"Ist alles in Ordnung, Judai?", fragte er seinen Freund, der ihn erschöpft ansah.

"Bei mir dreht sich alles", meinte der Brünette mit rauer Stimme und hielt sich leicht den Kopf. "Meine Narben tun mir auch weh..."

"Was?!", entfuhr es Johan, dem der Wassertank jetzt total egal war.

Als erstes musste er sich um seinen Freund kümmern. Auch Jim sah überrascht aus, doch ihm fiel gleich eine und auch nur eine einzige Lösung ein.

"Es muss der Energieverlust sein", vermutete er. "Yubel hat schließlich gerade zum Teil auch seinen Körper verlassen. Der Körper hat ihr immerhin zusätzliche Energie gegeben. Vielleicht hätte sie Judai ohne diesen Körper nie dieses Angebot gemacht"

"Stimmt, du hattest doch gesagt, dass der Körper ein Verstärker für sie war", meinte Johan. "Ihre Kraft ist jetzt nur noch halb so stark"

Jim nickte. "Dein Freund braucht jetzt von anderswo noch Energie"

Ein Wink mit dem Zaunpfahl, den Johan sofort verstand. Daher nickte er nur und griff nach Judais Hand.

"Gehen wir wieder in dein Zimmer", schlug der dem Brünetten vor. "Jims Rucksack ist immer noch oben"

Darauf lächelte Judai etwas erschöpft. So eine Stärkung konnte er jetzt wirklich gebrauchen.

"Ich glaube es wäre besser, wenn wir uns erst morgen um diesen Wassertank kümmern", wandte sich Johan dann noch mal an Jim, der nur lächelte.

"Ist in Ordnung", behauptete er. "Ich glaube nicht, dass er uns weg laufen wird"

"Nein, das glaube ich auch nicht", lachte der Blauhaarige nur.

"Gut, dann sehen wir uns morgen", behauptete Jim, zog noch mal seinen Hut zurecht und ließ die beiden allein zurück.

"Bis morgen!", rief Johan dem Cowboy noch hinterher, bevor er Judai ins Gesicht sah. "Gehen wir wieder nach oben?"

Der Brünette lächelte nur und nickte leicht, bevor sie auf Judais Zimmer zurückkehrten. Als sie im Zimmer ankamen machte Judai sich als erstes über Jims Rucksack her, was Johan mit einem Lächeln beobachtete. Es machte ihn wirklich glücklich, dass Judai wieder essen konnte und so seiner Freiheit näher kam. Diese Narben mussten doch irgendwie verschwinden, bis er wieder nach Hause fuhr! Sie hatten noch acht Tage...

"Willst du auch was?", unterbrach Judai seine Gedanken und er sah zu seinem Freund neben sich, da sie auf dessen Bett saßen.

Etwas überrascht sah Johan Judai an, der ihm eine Tafel mit Schokolade hinhielt. Erst überlegte er noch abzulehnen, da sein Freund es mehr brauchte, aber bei Schokolade konnte er nicht nein sagen.

"Klar!", sagte er darauf und griff nach der Schokolade.

Schnell war sie ausgepackt und ein Stück abgebissen, aber erst als Johan die gute Schokolade im Mund hatte wurde ihm richtig bewusst, dass es eine Sorte war, die ihm überhaupt nicht schmeckte und er hätte das Zeug am liebsten sofort wieder ausgespuckt. Stumm sah er auf die Verpackung und las von ab "Edelbitter mit 80% Kakao" was nun wirklich nicht seinen Geschmack in Sachen Schokolade traf. Warum hatte Judai sie ihm angeboten? Etwa weil er sie selbst nicht essen wollte?

"Nicht ausspucken!", hielt Judai ihn noch auf, als er diesen angewiderten Gesichtsausdruck auf Johans Gesicht sehen konnte, nachdem er von der Tafel abgebissen hatte.

Johan sah ihn darauf etwas wütend an und fragte sich warum er dieses widerliche Zeug nicht einfach ausspucken sollte. Doch diese Frage wurde ihm schneller beantwortet, als ihm lieb war, als Judai einen Arm um ihn legte und ihn weiter an sich zog, was Johans Herz etwas schneller schlagen ließ. Er sah in diese schokoladenbraunen Augen und hatte seine Hände auf Judais Oberschenkeln ruhen, der in diesem Moment wohl genau wusste was er wollte. Am liebsten hätte Johan noch etwas gesagt, doch dann wäre womöglich noch die Schokolade aus seinem Mund gefallen und diese Blöße wollte er sich wirklich nicht geben, weshalb er Judai nur stumm in die Augen starrte. Johan wurde in diesem Moment auch bewusst, dass Judai vorher nie so stark die Initiative ergriffen hatte, was sein Herz noch schneller schlagen ließ. Judai schlang seine Arme ganz um Johans Körper und zog ihn weiter an sich, Johan kam sich mit einem Mal furchtbar schwach vor, bis Judai seine Lippen auf die seines Freundes presste und ihn zu einem Kuss aufforderte. Johan schloss darauf nur noch seine Augen und erwiderte den Kuss einfach, während er sich leicht an der Hose Judais festkrallte. Sein Herz hallte ihm regelrecht in den Ohren wider, während Judai ihn weiter an sich presste. Mit der Schokolade war der Kuss auch noch viel besser und Johan wollte sich auch erst gar nicht von Judai lösen, bis die Luft knapp wurde. Als er seine Augen wieder öffnete und er Judai wieder ins Gesicht sah, während sein Atem etwas flacher ging, da er in den letzten Sekunden oder Minuten eindeutig zu wenig Luft bekommen hatte grinste der brünette leicht, was ihn leicht verwirrte. Bis er die Schokolade am rechen Mundwinkel Judais bemerkte und ihm klar wurde warum der Brünette ihm die Schokolade angeboten hatte.

"Das hast du mit Absicht gemacht!?", fragte er leicht beleidigt. "Und ich dachte du teilst gerne Sachen mit mir"

Judai mied verlegen und mit roten Wangen seinen Blick. "Ähm... Ich konnte nicht widerstehen"

Johan lachte darauf leicht. "Trottel. Wenigstens geht es dir schon besser als vorhin"

"Ja", meinte Judai mit einem kleinen Grinsen. "Mir gehts schon viel besser"

Johan lächelte nur, da sein Freund mit einem Mal so viel glücklicher und auch lebhafter wirkte, als vorher. Anscheinend hatte ihm diese Verbrennung von Yubels Körper wirklich gut getan und das machte auch Johan glücklich. Das Einzige was ihn etwas traurig stimmte war, dass ihre gemeinsame Zeit bald schon ein Ende haben würde und sie sich wohl für immer Lebewohl sagen mussten. Sein Vater verlangte immerhin von ihm, dass er nach seinen Ferien Asuka heiraten sollte und damit würde er seinen brünetten Freund für immer verlieren. Er seufzte einmal bedrückt, was Judai aufhorchen ließ.

"Was ist los?", fragte er gleich nach und ihre Blicke trafen sich, wobei Johans Augen wieder hell aufleuchteten.

"Ich musste an diese Hochzeit denken", antwortete der Blauhaarige nur und setzte sich wieder richtig hin.

Er wollte die Blondine nicht heiraten und allein der Gedanke, dass dieses Ereignis immer näher rückte machte sein Herz schwer.

"Kannst du nichts dagegen machen? Du bist doch 18", wollte Judai jetzt wissen, der genauso wenig wie Johan wollte, dass der Blauhaarige die Blondine heiratete.

Schließlich wollte er sobald er die Villa verlassen hatte ihnen allen zeigen, dass Johan sein Freund war, wenn er denn die Gelegenheit dazu bekommen sollte.

"Ich war fünf Jahre alt, als das festgelegt worden ist. Ich weiß nicht, ob ich mich dagegen wehren kann, wenn es arrangiert ist", erwiderte Johan, der von sowas absolut keine Ahnung hatte.

Judai schwieg darauf und sah zu Boden, wo die Schokolade lag, die Johan fallen gelassen hatte. Ob sie wirklich nichts gegen diese ungewollte Hochzeit machen konnten? Asuka wollte diese ja auch nicht.

"Wir sollten jetzt besser schlafen", meinte Johan mit Blick aus dem Fenster und sah, dass es auf einmal ziemlich finster draußen geworden war.

"Okay", sagte Judai nur, während Johan die Decke über sie warf und sie sich hin legten.

"Denk nicht mehr daran", behauptete Johan dann und legte seinem Freund eine Hand auf die Wange. "Wir finden schon eine Lösung"

Judai hob darauf kaum merklich einen Mundwinkel und legte eine Hand um den Blauhaarigen. "Okay"

Es dauerte nicht lange und die beiden waren eingeschlafen, nachdem Johan sich noch ein bisschen an seinen Freund gekuschelt hatte und dessen Geste erwiderte.

Am nächsten Morgen wurden die beiden von Jims Stimme geweckt, der allerdings nicht allein war. Schlaftrunken und mit leicht zerzausten Haaren richtete sich das Paar auf und sah dem Cowboy ins Gesicht.

"Guten Morgen, ihr zwei", grüßte er die zwei, während Johans Blick zu O'Brien wanderte, der mit verschränkten Armen hinter Jim stand.

"Morgen", brachte Johan dann nur noch zusammen, da er noch total müde war.

"Heute kümmern wir uns um den Wassertank von Yubels Körper", begann Jim dann wieder und der Blauhaarige war gleich etwas wacher. "Ich habe zur Hilfe noch O'Brien mitgebracht"

Johan nickte, dass er verstanden hatte, bevor er sich noch mal streckte und mit Judai zusammen aufstand.

"Glaubst du, er ist Yubel noch irgendwie vom Nutzen?", fragte er dann Jim.

"Vielleicht", antwortete dieser. "Der Körper hat immerhin zwei Jahre darin verbracht"

"Okay", sagte Johan nur und sah noch mal zu Judai, der neben ihm stand.

Wenn er seinen Freund retten wollte musste so wenig wie möglich von Yubel in seinem Freund stecken und sie hatten gerade mal die Hälfte geschafft. Da musste auch der Wassertank weg, wenn es denn helfen würde, selbst wenn er sich schon wieder in die Höhle des Löwen begeben musste. Judai nickte ihm nur zu, da ihm wohl ähnliches durch den Sinn ging, bevor Johan Judais Hand nahm und sie wieder in den Keller gingen, wo der Wassertank bereits auf sie wartete.

Als sie dieses Mal den Keller betraten hatte Johan das Gefühl, dass es noch muffiger riechen würde als vorher schon, doch er sagte nichts, da es anscheinend daran lag, dass der Wassertank noch immer offen stand. Sein Herz schlug ihm wieder vor Angst bis zum Hals, da Yubel sich hier ja aufhalten musste und sein Händedruck um Judais Hand wurde etwas fester, der seinen Druck nur erwiderte.

Es war fast wie ein Deja- vú für Johan, als sie vor dem Wassertank ankamen und Yubel darauf sitzend vor fanden. Sie saß oben auf mit verschränkten Beinen und hatte ihre Arme von ihren Knien abgestützt. Missbilligend sah sie auf die kleine Gruppe hinab, die vor ihr stand und ihr nun wirklich alles nehmen wollten.

Ein kleines bisschen Kraft hatte der Geist noch, da das Wasser in dem Wassertank von dem Körper verseucht war und ihr so etwas Energie gab, aber dennoch war es nicht das gleiche wie bei dem Körper. Doch sie war sich sicher, dass diese einfältigen Menschen ihr auch das nehmen wollten, weshalb sie ihre Augen zu Schlitzen verengte. Aber... verstanden sie denn nicht? Hier, in diesem Haus war Judai sicher vor solchen Leuten wie Johan und wenn sie hätte in ihn eintauchen können hätte sie ihn sogar noch besser beschützen können. Aus ihrer Sicht. Dennoch wollten sie ihr Vorhaben verhindern, auch wenn sie es gut meinte. Dann würde er wie Haou das Haus verlassen und nie wieder kommen und das wollte sie nicht!

"Das Wasser bekommt ihr nicht", behauptete sie kalt und richtete sich leicht auf, während sie ihre ungleichen Augen noch ein bisschen mehr verengte.

Sie sollten alle verschwinden! Alle, bis auf Judai.

Johan überkam beim Klang von Yubels Stimme ein richtiger Schauer und er musste auch einmal schwer schlucken. Auch Judai neben ihm schluckte einmal hörbar, der wohl genauso nervös war wie der Blauhaarige. Jim und O'Brien dagegen sahen den Geist eher ruhig an.

"Du vergisst aber, dass ich das Auge von Orichalcum habe", sprach Jim dann und Johan sah zu dem Cowboy.

Yubel schwieg auf Jims Wort nur, was Johan sagte, dass sie wusste was das für sie bedeutete.

"So einfach werde ich es dir nicht machen, Mensch", behauptete sie dann, worauf Jim begann den Verband vor seinem Auge ab zu machen.

Auch wenn sie nicht gerade glücklich über diese Tat aussah blieb sie recht ruhig auf dem Wassertank sitzen, was Johan doch etwas überraschte. Als der Verband schließlich zu Boden fiel und Johan zum ersten Mal dieses Auge von Orichalcum sah glaubte er nicht so recht was er sah. Auch Judai neben ihm sah ziemlich ungläubig drein. Es schien aus einem silberartigen Metall oder ähnlichem gemacht worden zu sein und als Augapfel diente etwas das aussah wie eine blau- schwarze Murmel. Der Blauhaarige fand das doch recht faszinierend.

Dann leuchtete diese Murmel schließlich rot auf und Yubel erstarrte regelrecht.

"Was- wie hast du das gemacht?", fragte Johan Jim mehr als nur überrascht.

"Das war die zweite Fähigkeit des Auges von Orichalcum. Ich kann Yubel festhalten", antwortete Jim nur.

"Tch!", machte Yubel darauf und sie sahen wieder zu ihr auf. "Ihr werdet das Wasser nicht bekommen! Wie wollt ihr es denn aus dem Tank bekommen?"

Das war eine berechtigte Frage, denn der Wassertank selbst hatte nichts womit man das Wasser säubern konnte. Man konnte es auch nicht einfach ablassen oder den Tank umkippen, da der Keller keinen Abfluss hatte. Und den Tank die Treppe hoch tragen war auch unmöglich, da die Treppe viel zu eng war. Wie also sollten sie das Wasser aus dem Tank bekommen?

"Darum bin ich hier", sagte O'Brien jetzt und Johan fragte sich wie dieser Yubels Stimme hatte hören können, als er etwas am Ohr des Dunkelhäutigen erkannte.

Yubel verengte ihre Augen, als O'Brien auf den Wassertank zu lief und an ihm hoch kletterte, ehe er schließlich etwas aus seiner Hosentasche fischte. Sie konnten nicht genau erkennen war es war, aber Jim schien genau zu wissen was das war. Johan spürte am Rande noch wie Judai sich am ihm festklammerte, während Yubel ihre Augen weitete. O'Brien warf den Gegenstand aus seiner Hosentasche in den Tank und auf Yubels Gesicht breitete sich Angst aus. Danach kletterte O'Brien wieder von dem Wassertank und stellte sich neben Jim.

"Jetzt müssen wir zirka 15 Minuten warten", behauptete er nur noch.

"Was hat er da in den Tank geworfen?", fragte Johan dann und die zwei sahen zu ihm und Judai.

"So ein Gerät, womit man Aquarien säubert. Das wird uns hier bestimmt auch helfen", antwortete Jim mit einem Lächeln und Johan wurde klar was das hieß.

Dieses Gerät würde das Wasser säubern und Yubel so Macht über Judai nehmen, wobei sie nicht mal etwas dagegen machen konnte, da sie ein Geist war.

"Damit sind wir hier fertig", behauptete der Cowboy, der Yubel wieder freigelassen hatte, die nun fassungslos auf dem Wassertank hockte.

Johan nickte ihm zu und hob den Verband auf, den Jim vorher fallen gelassen hatte.

"Danke", bedankte dieser sich und band sich seinen Verband wieder um sein Auge. "Jetzt müsst ihr nur noch etwas tun, damit diese Mühen nicht umsonst waren"

Der Blauhaarige sah den anderen nur stumm an, da er keine Ahnung hatte was er jetzt die restlichen Tage mit Judai machen sollte.

"Ich wüsste da auch schon was", meinte Jim gleich und das Paar sah ihn überrascht an. "Ich habe vorhin im Radio gehört, dass morgen Abend ein Meteoritenschauer von hier aus zu sehen sein soll. Den könntet ihr euch doch zusammen ansehen"

Schon bei der Vorstellung mit Judai einen Meteoritenschauer beobachten zu können schlug Johans Herz ein bisschen schneller vor Nervosität, da es wieder etwas ganz Neues und anderes war zu dem was sie sonst gehabt hatten. Das war ja fast sowas wie ein... Rendez- vous, oder?

"Au ja", meinte Judai neben ihm und er sah den Brünetten an.

War er sich dem überhaupt bewusst oder wollte er sich einfach nur den Meteoritenschauer ansehen?

"Es soll morgen Abend um 21:00 Uhr los gehen, also verpasst es ja nicht", meinte Jim noch, bevor sie schließlich den Keller verließen.

"Danke", bedankte sich Judai vor dem Keller noch mal, während Johan stumm blieb. "So komme ich bestimmt noch aus diesem Haus raus"

"Kein Problem", meinte der Cowboy und rückte seinen Hut etwas zurecht. "Aber macht's ja nicht zu wild"

"Hää?"

Johan schlug sich nur noch eine Hand vor die Stirn und hätte Jim in diesem Moment am liebsten eine geklatscht.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Jitsch
2018-08-19T12:50:53+00:00 19.08.2018 14:50
Die Szene mit dem Essen wäre fast ein bisschen unnötig ausführlich gewesen, aber da es das erste Mal war dass Judai wieder essen konnte war sie trotzdem wichtig und sehr schön.
Ich bin ja mal gespannt ob das mit Yubel so einfach geklappt hat. Der Titel des Kapitels, wo "Ende" in Anführungszeichen steht macht mich ein bisschen misstrauisch ob Yubel nun wirklich weg ist. Wobei ja so oder so noch der Konflikt mit der Hochzeit besteht. Johan sollte sich aber echt zu nichts zwingen lassen. Da er volljährig ist könnte er einfach mit Judai auswandern oder so. Was sollte sein Vater denn dann machen?

Na ja, ich nehme an das nächste Kapitel wird eher romantisch wenn schon die Sternschnuppen angedeutet wurden :3

Liebe Grüße,

Jitsch


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