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Zeiten des Schreckens

von

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Angriff

Selten hatte Barty so einen Stimmungsumschwung erlebt. Kaum war das Wort „Todesser“ ausgesprochen, war jegliche Ausgelassenheit von den Anwesenden abgefallen. Übrig blieben nur aufgeregtes Raunen und eine angespannte Angriffsbereitschaft.

„Was sagst du da?“, rief Moody, während Frank zur immer noch offen stehenden Haustür losgelaufen war und einen prüfenden Blick in die dunkle Nacht geworfen hatte.

„Wir hatten ’nen Auge auf den Waldrand geworfen. Dorcas is noch mal rüber appariert, um Fabian zu treffen. Also war ich allein. Und dann war da auf einmal ’n richtig helles Licht. Zuerst sah das alles einfach nur wie ein Feuer aus. Als hätte eins der Häuser Feuer gefangen, was ja nicht ganz ungewöhnlich gewesen wäre. Auch die Schreie, dachte ich, würden wegen dem Brand kommen. Aber dann war da auf einmal eine brennende Gestalt … flog einfach durch die Luft ins nächste Dach. Danach bin ich einfach los. Ich weiß nicht, was da los ist, aber wir müssen den Muggeln helfen!“

„Hast du welche von diesem Pack sehen können?“, fragte Moody eindringlich.

„Ja, da warn ein oder zwei dunkle Gestalten. Schienen ums Dorf zu apparieren.“

„Was ist mit dem Wald? Hast du überprüft, ob hier welche sind?“

„Ich weiß nicht“, stieß Gideon hektisch hervor, „ich hab niemanden gesehen oder gehört und eigentlich kann das nicht sein.“

Moody wurde ungehalten. „Frank! Emmeline!“, rief er. „Sucht das Waldgebiet ab. Wir können es uns nicht leisten hier in der Falle zu sitzen.“

Sofort verschwanden die beiden Auroren mit gezückten Zauberstäben in die Nacht hinaus.

„Das ist kein Zufall, oder?“, fragte Alice mit fester Stimme.

„Ich glaube nicht. Sie hätten irgendjemanden heute angreifen können. Aber das einzige Dorf, was hier in unmittelbarer Nähe liegt…“, Moody ließ den Satz unvollendet. Auch so war jedem die Andeutung bewusst.

„Als Erstes sollten wir zusehen, dass wir die Kinder in Sicherheit bringen“, mischte sich Lily ein.

Moody nickte. „Lily, du gehst mit Augusta, Neville und Harry zu dir zurück. Sirius, James und Peter ihr schützt sie vor möglichen Angriffen, verstanden?“

„Nein, kommt nicht in Frage! Ich bleibe mit James hier“, erwiderte Lily. „Ihr werdet jede Unterstützung gebrauchen können.“

„Lily“, versuchte James einzuwenden, doch seine Frau gab ihm bloß einen entschlossenen Blick, der jeden Einwand zunichte macht.

„Gut, warten wir ab, was Frank und Emmeline berichten“, knurrte Moody. „Macht euch aber bereit. Wir wissen noch nicht, wie viele tatsächlich dort draußen sind und was die vorhaben. Wenn wir Glück haben, sind’s wirklich nur ein paar, die es auf Muggel abgesehen haben.“

„Wo ist Molly?“, fragte Gideon auf einmal. Er wurde leichenblass, als ihn die Erkenntnis traf. „Sind sie schon los? Merlin, bitte sagt nicht, dass sie aufgebrochen sind, was wenn…?“

„Beruhig dich. Fabian hat sie und Charlie und Bill vor einer halben Stunde abgeholt. Ich bin mir sicher, dass sie wohlbehalten im Fuchsbau angekommen sind“, wandte Arthur ein, der jedoch nicht ganz so zuversichtlich aussah, wie er klang.

„Und wo ist Fabian dann? Er sollte schon längst zurück sein!“, erwiderte Gideon heftig. „Er wollte bescheid geben, ob das mit der Ablösung klappt.“

Unbehagliches Schweigen breitete sich aus.

„Das werden wir später sehen“, sagte Moody schließlich ungehalten. „Wir haben keine Zeit zu verlieren.“ Sein scharfer Blick huschte kurz über die Anwesenden und blieb schließlich an Barty hängen. „Crouch“, sagte er knapp. „Sowie wir wissen, wie die Situation ist, wirst du mit deiner Mutter losgehen und euch in Sicherheit bringen, verstanden? Remus du könntest ihnen Rückendeckung geben, oder?“

Lupin nickte, während Bartys Gedanken rasten. Alles woran er denken konnte, war der Angriff. Er konnte sich nicht erinnern, von einem heutigen Einsatz gehört zu haben. War das also vielleicht nur etwas Nichtiges?

„Ich … ich will kämpfen“, hörte er sich plötzlich sagen. „Ich bin gut … ich kann helfen. Ihr braucht doch noch Leute.“

Er musste herausfinden, was vor sich ging.

Neben ihm schnappte seine Mutter entsetzt nach Luft. Ihre schmalen Hände krallten sich unwillkürlich in seinem Ärmel fest, während sich fast alle Augenpaare auf ihn richteten.

„Mach dich nicht lächerlich“, fuhr Moody ihn an. „Du hast keinerlei Erfahrung im Kampf. Am wichtigsten ist es für uns, die Unbeteiligten in Sicherheit zu bringen. Du tust schon genug, wenn du dafür sorgst, dass du und deine Mutter unbeschadet nach Hause kommt.“

Barty ballte die Hände zu Fäusten. „In Ordnung“, presste er widerwillig hervor.

In dem Augenblick platzte Frank herein. „Ich habe nichts finden können. Wir scheinen noch unbemerkt zu sein. Aber das Dorf sieht echt übel aus, wir sollten-“

„Gut“, unterbrach ihn Moody. „Dann dürfen wir keine Zeit verlieren. Sirius, James, Peter?“

Die drei nickten, wobei Pettigrew alles andere als glücklich aussah. Neben sie hatten sich Lily und Augusta gestellt, beide jeweils mit einem Kind auf dem Arm. „Ihr geht zuerst und kommt umgehend zurück, wenn die Kinder in Sicherheit sind. Verstanden?“

Wieder nickten sie.

„Crouch, Lupin. Ihr geht danach los.“

„In Ordnung“, sagte Remus.

„Wo ist Vance?“, fragte Moody schließlich an Longbottom gewandt.

„Holt Verstärkung.“

„Gut. Alice und du, ihr kommt gleich mit mir, wir werden uns ansehen, was genau los ist. Arthur, Gideon, ihr gebt uns Rückendeckung.“

Die Spannung in der Luft war greifbar. Jeder schien mit angehaltenem Atem da zu stehen und auf ein Signal zu warten. Das Signal zum Angriff.
 

Moody warf noch einmal einen vorsichtigen Blick durch das Fenster in die dunkle Nacht hinaus, dann wandte er sich mit einem Nicken an die Anwesenden. „Bevor ihr geht“, sagte er, „solltet ihr noch wissen, dass seit heute Abend der Antrag der Magischen Strafabteilung genehmigt worden ist. Wenn ihr angegriffen werdet, dürft ihr die Unverzeihlichen benutzen.“

Ein eiskalter Schauer lief Barty den Rücken hinab. Er hatte es geahnt! Und niemand wusste davon. Zumindest niemand von seiner Seite, wenn die Genehmigung erst vor einer guten Stunde durchgekommen war.

„Moody, glaubst du wirklich…“, wollte Lily unsicher einwenden, doch der Auror schnitt ihr unwirsch das Wort ab. „Wir haben keine Zeit für Diskussionen. Wenn es um euer Leben geht, zögert nicht. Entweder ihr oder sie. Klar?“

Betretenes Schweigen kehrte ein.

„Die Luft sollte rein sein“, murmelte Frank, der noch einmal draußen nachsehen gegangen war. In seiner Hand hielt er hocherhoben den Zauberstab, während er wachsam seinen Blick über das verlassene Grundstück schweifen ließ.

„In Ordnung“, brummte Moody. „Es geht los!“

Sofort setzten sich die Potters, Black, Pettigrew und Augusta in Bewegung. Mit gezückten Zauberstäben und entschlossenen Blicken traten sie hinaus in den kleinen Vorgarten, als sich plötzlich eine Gestalt aus der Dunkelheit schälte.

„Nicht!“, schrie sie. „Nicht!“

„Fabian“, hauchte Alice und lief ihm entgegen. „Was ist los?“

„Hinter mir … weg … andere …sofort.“

Moody verstand augenblicklich. „Ihr nehmt den Weg auf der Rückseite. Crouch, Lupin. Ihr geht gen Westen. In etwa einer halben Meile hört der Apparierschutz auf.“

Barty nickte angespannt, kam jedoch nicht umhin Fabian einen neugierigen Blick zuzuwerfen. Er wollte nicht gehen. Nicht jetzt. Es wurde spannend. Das war alles, wofür er trainierte. Er würde dem Dunklen Lord in dieser Nacht beistehen und diese Blutsverräter von innen heraus vernichten.

Neben ihm hatte sich die andere Gruppe in Bewegung gesetzt. Die Zeit drängte und Barty sah ein, dass auch er nicht mehr viel länger an Ort und Stelle verharren konnte. Lupin war bereits vorgelaufen, Mrs Crouch dicht hinter ihm. Währenddessen kümmerten sich Gideon und Alice um Fabian, der noch immer völlig außer Atem war und kaum einen klaren Gedanken fassen konnte.

„Nicht“, murmelte er. „Nein, nein, nein. Sie kommen.“

„Fab, sind Molly und die Kinder in Sicherheit?“, hörte Barty Arthur eindringlich rufen.

„Molly?“ Verwirrt sah Fabian auf. Dann dämmerte ihm, worauf Weasley hinauswollte und er nickte. „Ja, ja doch, sie sind in Sicherheit. Hab sie weggebracht. Und dann kam ich an und plötzlich waren sie überall … ich bin noch einmal appariert …“

Der Rest seiner Worte verlor sich. Barty war losgelaufen.
 

„Glaubst du, du schaffst das später?“, fragte Lupin, während er gemeinsam mit Barty Mrs Crouch stützte. Voller Sorge erkannte er, dass seine Mutter den Sprint nicht aushielt. Sie war leichenblass im Gesicht und stolperte.

„Mutter?“, fragte Barty. „Mutter, ist alles in Ordnung?“

„Es geht schon“, presste sie mühsam hervor, taumelte jedoch im selben Moment und wäre fast hingefallen.

„Mutter!“ Eilig griff Barty nach ihrer Robe und fing sie auf. „Stütz dich auf mir ab. Lupin, ist es noch weit?“

Eindringlich starrte Remus in die dunkle Nacht hinaus. Sie hatten es vermieden einen Lumos zu benutzen, um die Chancen zu verringern entdeckt zu werden. „Es geht“, antwortete er grimmig. Barty nickte und sah sich hektisch um. Mit einem Mal dämmerte ihm der Ernst der Lage. Es stand nicht sein Leben auf dem Spiel — zumindest konnte er sich nicht vorstellen bei einem Todesserangriff in Gefahr zu sein, doch das bedeutete noch lange nicht, dass seine Mutter unbeschadet davonkommen würde. Und eigentlich… Was wenn Lupin etwas bemerkte?

„Kommen wir an einen Besen ran?“, fragte Barty. „Dann könnte ich bis zur Grenze fliehen und von dort aus apparieren.“

„Ich fürchte, dafür ist es zu spät. Komm, wir sollten uns besser beeilen, dann schaffen wir das schon.“

Widerwillig folgte Barty Lupins Beispiel und griff nach dem anderen Arm seiner Mutter, um sie stützend durch den Wald zu geleiten. Seit wann war sie so schwach geworden? Barty wusste, dass sie manchmal mit Krankheit zu kämpfen hatte, aber ihm war nie klar gewesen, welche Auswirkungen das auf sie hatte.

„Wir schaffen das, Mutter“, flüsterte er. „Gleich sind wir zu Hause.“

Seine Mutter lächelte. „Barty, wenn wir angegriffen werden, dann bring dich bitte in Sicherheit. Versprich mir das, ja? Kümmere dich nicht um mich. Ich möchte, dass du unbeschadet davon kommst.“


„Mutter!“ Entsetzt sah Barty sie an. „Ich denke nicht daran. Du kannst nicht einfach … das … das passiert nicht. Wir kommen jetzt nach Hause und dann bist du in Sicherheit!“

„Barty“, sagte Remus leise. Alles an dem angespannten Unterton ließ Barty zu Eis gefrieren. Etwas stimmte nicht.

Vorsichtig spähte Barty in die Dunkelheit. Dann hörte er ein Rascheln. Und noch ein Rascheln. Zweige knackten. Ein Ast brach. Und plötzlich drang ein markerschütternder Schrei an ihre Ohren.

Alarmiert sahen sich Barty und Lupin an und verdoppelten ihre Anstrengungen Mrs Crouch zu stützen.

„Schnell“, keuchte Remus.

Wieder raschelte es. Dieses Mal näher. Und noch näher. Es raschelte mehr und mehr und da sah Barty die drei dunklen Gestalten, die unvermittelt aus den Schatten vor ihnen aufragten. Ein silbriger Schimmer blitzte auf, als flüchtig das Mondlicht auf eine der Masken fiel.

Sie saßen in der Falle.

Barty blieb stehen. Er spürte, wie sich Remus neben ihm anspannte und konzentriert auf die drei Gestalten spähte, während sie Mrs Crouch hinter sich deckten.

„Was habt ihr es denn so eilig?“, ertönte ein tiefer Bass spöttisch.

Die Todesser teilten sich gemächlich auf, sodass sich ihnen nun zwei von der Seite und einer frontal näherte; sie fast umzingelt waren.

„Bleibt doch noch ein bisschen, sonst verpasst ihr alles.“

Wieder erklang ein Schrei aus der Ferne.

„Wirklich schade, dass ihr nicht auf euren Freund gehört habt, sonst würdet ihr gerade den spannenden Teil erleben“, ergänzte eine andere Stimme.

Bartys Mut sank, denn er musste feststellen, dass er keine der beiden Sprecher identifizieren konnte. Plötzlich wurde ihm klar, wie naiv es gewesen war zu glauben, dass er geschützt sei. Natürlich war er das nicht. Wie viele Diener seines Meisters wussten tatsächlich von seiner wahren Identität? Die Antwort war ernüchternd: Erschreckend wenig.

„Lasst uns durch“, sagte Remus fest.

„Ach und dann?“

„W-Wir tun nichts. Wir sind normale Zauberer, ich wollte nur mit meiner Mutter nach Hause“, mischte sich auf einmal Barty ein.

„Ach wirklich. Zu dieser Uhrzeit, in dieser Gegend? Und dann ist da auch noch ein ganz starker Apparierschutz. Findest du das nicht ein bisschen seltsam?“ Der Todesser, der Barty direkt gegenüberstand, neigte fragend den Kopf.

Barty umklammerte seinen Zauberstab unwillkürlich fester. „Das ist reine Vorsichtsmaßnahme.“

Dieses Mal lachte sein Gegenüber ein falsches Lachen, das hinter seiner Maske seltsam verzerrt klang. Trolldreck! Warum konnte er ihn nicht zuordnen? Er musste doch wissen, um wen es sich bei seinen Angreifer handelte.

„Natürlich“, höhnte der. „Eine Vorsichtsmaßnahme.“

Barty hatte genug. „Expelliarmus!“, schrie er und beobachtete, wie der Zauberstab seines Angreifers im hohen Bogen durch die Luft flog. Im nächsten Moment schleuderte er diesen erbärmlichen Todesser mit einem gezielten Stupor zu Boden und belegte ihn mit einer Ganzkörperklammer. Er hatte Glück. Hinter ihm hatte Remus augenblicklich reagiert und einen Schutzschild errichtet, an dem die ersten Flüche abprallten.

„Barty“, zischte Remus, während sie weitere Angriffe abwehrten. „Nimm, deine Mutter und flieh. Ich lenke sie ab.“

„Aber, was …“

„Nichts, da. Ich schaffe das.“

Barty nickte und wartete auf einen geeigneten Moment, um loszustürmen.
 

„Bist du so weit?“, flüsterte er zu seiner Mutter. Diese nickte unsicher. Als ein weiterer Stupor den zweiten Todesser außer Gefecht setzte, lief Barty los. Mit seiner linken Hand hatte er den Arm seiner Mutter fest umklammert, während er in seiner rechten wachsam seinen Zauberstab hob. Mrs Crouch indessen hatte ihrerseits ihren Zauberstab hoch erhoben. Sie hatten keine Zeit zu verlieren! Aber ein Ortungszauber sagte ihm, dass sie noch immer nicht den Schutz verlassen hatten und hinter ihm ertönte bereits wieder Geraschel.

„Mutter, geh hinter mich“, flüsterte Barty, als er sich hastig umdrehte. Ein grüner Blitz schoss auf sie zu, dem Barty nur in allerletzter Sekunde ausweichen konnte.

„Verdammt“, fluchte er. „Schaffst du es alleine weiter?“


„Barty, nein, ich lasse dich hier nicht kämpfen, das ist viel zu gefährlich!“, widersprach seine Mutter.

Barty presste die Lippen aufeinander und starrte finster in die Richtung, aus der der Angriff gekommen war. Sie waren den Todessern vollkommen ausgeliefert. Bei Slytherin, sie wussten nicht einmal, wie viele tatsächlich unterwegs waren!


„Ach nein, wie süß, wen haben wir denn da?“

Barty wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte beim Klang dieser Stimme.

„Na, passte gut auf Mutti auf?“

Rabastan.

„Ihr werdet uns nicht kriegen“, spie Barty wütend aus. „Wir haben nichts gemacht. Wir … wir gehören gar nicht zu denen. Wir sind … reinblütig.“

„Ändert leider nix daran, dass die Crouchs zu den Verrätern gehören.“

Die dunkle Gestalt umkreiste sie. An der Spitze ihres Zauberstabs leuchtete ein kleiner Lumos, der in die Dunkelheit der Nacht spielerische Muster malte.

Aufmerksam verfolgte Barty jeden von Rabastans Schritten. Was hatte er vor? Vorsichtshalber richtete er seinen Zauberstab auf seinen vorgeblichen Gegner. Wollte er Zeit schinden? Aber wofür?

„Na, was ist? Trauste dich nicht, ’nen Todesser anzugreifen?“


„Barty“, flüsterte seine Mutter im Hintergrund ängstlich. Doch Barty blieb regungslos.

„Ich höre.“

Barty antwortete immer noch nicht. Das war nicht Rabastans Stil. Bellatrix würde mit ihren Opfern spielen. Rabastan hingegen stürzte sich Hals über Kopf ins Gefecht und würde vielleicht mittendrin mal die ein oder andere Spöttelei an seinem Gegner auslassen.

„Du glaubst doch nicht wirklich, dass du noch Verstärkung bekommst, oder? Dein kleiner Freund dahinten, steckt ganz schön in der Klemme. Wahrscheinlich würde Verstärkung eh erst zu ihm eilen — so weit weg wie du von den anderen schon bist.“

Allmählich dämmerte Barty, was Rabastan wollte.

„Na komm“, rief er, „mach was.“

Rabastan feuerte den ersten Fluch und Barty beschloss den Schwachen zu spielen und ihn kaum abwehren zu können.

„Oh, fein. Das hättest du beinahe verkackt.“

„Impedimenta!“, rief Barty, doch Rabastan wich seinem Zauber spielerisch aus. Zugegeben, Barty hatte auch nicht ordentlich gezielt. Plötzlich kam ihm ein anderer Gedanke. Er musste Rabastan mitteilen, was er erfahren hatte! Rabastan musste über den Einsatz der Unverzeihlichen bescheid wissen.

In dem Moment jedoch brach seine Mutter schreiend hinter ihm zusammen. Voller Entsetzen starrte Barty auf den zweiten Todesser, dessen grünlich schimmernde Zauberstabspitze auf Mrs Crouch gerichtet war. Bartys Hand handelte wie von selbst. Blitzschnell feuerte er mehrere Flüche in die Richtung des zweiten Angreifers und hörte nicht mehr auf. Der erste Fluch wurde noch abgewehrt, der zweite traf, der dritte traf, der Todesser wand sich auf dem Boden, der vierte traf, dann flüsterte Barty: „Crucio.“

Voller Genugtuung beobachtete er, wie sich diese jämmerliche Gestalt auf dem Boden wand. Abrupt beendete er jedoch seinen Fluch, als ihm klar wurde, dass er seine Tarnung gerade aufs Spiel setzte und er zu allem Überfluss gar nicht wusste, wen er da eigentlich folterte. Hastig sah er zu Rabastan, der ihm bloß schweigend gegenüber stand und auf einmal in den Himmel deutete.

Verwundert sah Barty auf, konnte aber außer dem Halbmond und den Sternen nichts entdecken. Rabastan deutete eine leichte Drehung an und Barty verstand.

Eilig kroch er durch das Laub auf seine Mutter zu.

„Geht’s dir gut?“, flüsterte er besorgt und griff nach ihrer Hand. „Du musst aufstehen, schnell.“

Ein letztes Mal blickte Barty zu Rabastan, der einen spöttischen Diener vollführte, bevor die Welt um ihn herum verschwamm und er gemeinsam mit seiner Mutter apparierte.
 

Barty stolperte auf die nasse Wiese und konnte so gerade eben noch seine Mutter vor einem Sturz bewahren. Sie hatten es geschafft!

„Mutter“, keuchte er. „Mutter, geht es dir gut? Sag was!“

Mrs Crouch stützte sich auf seinen Schultern ab und vergrub den Kopf an seiner Brust.

„Mein kleiner Barty“, flüsterte sie. „Ich bin so stolz auf dich.“

Flüchtig strich Barty ihr über den Rücken und machte sich schließlich wieder von ihr los. Er durfte keine Zeit verlieren. Er musste die anderen warnen, wenn sie es nicht bereits herausgefunden hatten. Die Unverzeihlichen Flüche würden gegen die Todesser eingesetzt werden.

„Komm mit, Mutter, ich bringe dich ins Haus und da erholst du dich und morgen ist alles wieder gut, ja?“

Seine Mutter nickte und stolperte ihm durch das Gras auf den Weg hinterher, der sich zu ihrem Haus wand. Erst da spürte Barty allmählich, wie ihn tiefe Erleichterung befiel. Erleichterung darüber, dass Rabastan ihm unerwartet zu Hilfe geeilt war. Erleichterung über das Auflösen des Apparierschutzes. Immerhin hatte der keinem mehr was genutzt.

„Winky?“, rief Barty, kaum dass er zur Haustür hereingekommen war.

„Winky ist da. Was wünscht der junge Herr?“, fragte sie beflissen und verbeugte sich tief.

„Ist mein Vater da?“, fragte Barty, doch die Hauselfe schüttelte den Kopf. „Gut, ich möchte, dass du dich um meine Mutter kümmerst. Ihr geht es nicht gut. Ich muss noch einmal zurück, verstanden?“

Winky nickte und wollte dem jungen Herrn helfen, die Herrin ins Wohnzimmer zu bringen, als Mrs Crouch sich wehrte.

„Nicht“, protestierte sie und riss sich aus dem stützenden Griff los. „Nicht“, wiederholte sie und sah Barty dieses Mal entschlossen an. „Du wirst nicht noch einmal zurück gehen, ist das klar?“

Barty starrte seiner Mutter ausdruckslos entgegen.

„Ich muss“, war alles, was er sagte. Es war ihm egal. In diesem Moment war es ihm sowas von scheißegal. Er wollte — musste — zurück. Wollte an Rabastans Seite diese ganzen elenden Blutsverräter dem Erdboden gleich machen, wollte die anderen warnen, was sie erwartete, wollte für seinen Meister kämpfen, wollte dabei sein!

„Barty, komm zurück!“

Barty drehte sich nicht um. Mechanisch steuerte er wieder den kleinen Weg, vor seiner Haustür an, um den Apparierschutz, der ihr Anwesen umgab, zu verlassen.

„Es ist viel zu gefährlich.“

Barty biss die Zähne zusammen.

„Bartemius Crouch Junior, komm auf der Stelle zurück!“

Dieses Mal drehte sich Barty um. Er sah seine Mutter, die erschöpft, aber entschlossener denn je im Türrahmen stand. In ihrer Hand hielt sie ihren Zauberstab.

„Mutter, ich muss“, sagte Barty. „Bitte, du kannst nicht einfach für mich bestimmen. Ich will das. Ich will den anderen helfen. Ich will nützlich sein. Das ist auch mein Krieg!“

„Du hast doch überhaupt keine Chance.“


„Und ob ich die habe!“

„Nein, hast du nicht! Was weißt du schon von dem Krieg? Ich verbiete es dir zu gehen!“


Überrascht starrte Barty zu seiner Mutter, die ihm nur noch eine Armlänge entfernt gegenüberstand. Es war das erste Mal, dass sie laut geworden war. Ihn angeschrien hatte. Wenn er ehrlich war, konnte er sich überhaupt nicht daran erinnern, dass sie in seiner Gegenwart je die Stimme gehoben hatte — das hatte immer sein Vater getan.

„Bitte, Mutter, lass mich einfach gehen“, flehte Barty. Plötzlich spürte er, dass er das nicht wollte. Er spürte, wie sich unaufhaltsam etwas anbahnte, etwas Zerstörerisches.

„Ich kann nicht“, sagte seine Mutter und dieses Mal zitterte ihre Stimme. „Bitte, Barty. Siehst du denn nicht, wie gefährlich das ist? Ich möchte dich nicht verlieren.“

„Lass mich los“, sagte Barty ruhig. Langsam griff er nach der Hand seiner Mutter, die ihn an der Schulter gepackt hatte. „Vertrau mir, bitte. Ich weiß, was ich tue.“

Aber das tat sie nicht. „Warum willst du nicht auf mich hören?“, rief sie verzweifelt. „Bartemius, lass es sein! Du weißt nicht, was du da tust. Was, wenn sie dich fassen? Wenn dein Vater jetzt hier wäre, würde er dir das genauso verbieten!“

Alles in Barty versteifte sich bei dem letzten Satz. Sein Körper schien unabhängig von seinem Denken zu funktionieren, er zitterte vor Wut. Sein Gesicht war jedoch bar jeder Emotion. Mit einem Mal wusste er, was er tun musste. Er beobachtete, wie sich seine Hand mit dem Zauberstab unmerklich hob, sodass sich die Spitze auf seine Mutter richtete. Er sah in ihr verzweifeltes Gesicht, das von Sorge verzerrt wurde. Er spürte nichts. Er wusste nur, dass er es hasste, so bevormundet zu werden, dass er sein eigenes Leben leben wollte, das seine Eltern ihm beraubten. Immer und immer wieder. Er musste los, zu seinen Gefährten. Und um das zu tun, gab es nur einen Weg.

„Imperio.“

Schlagartig verschwand jegliche Sorge aus dem Gesicht seiner Mutter und die tiefe Erschöpfung kehrte zurück. Sie sollte sich schwach fühlen, sie sollte sich wieder an die Schmerzen des Cruciatus erinnern, sie sollte glauben, dass der Todesserangriff sie auseinander getrieben hatte. Sie sollte sich keine Sorgen mehr um ihren Sohn machen.

„Geh schlafen“, flüsterte Barty, „und vergiss was passiert ist. Morgen ist alles ganz normal. Nichts ist in dieser Nacht geschehen.“

Seine Mutter sah ihn mit leerem Blick an und nickte schließlich willenlos. Noch nie war es Barty so leicht gefallen, jemandem seinen Willen aufzuzwingen. Die Macht des Imperius' war berauschend. Er musste grinsen, als er sah, wie seine Mutter umkehrte und ihn seines Weges ziehen ließ. Er lachte bei dem Gedanken, wie einfach plötzlich alles war. Nachdem die Tür hinter seiner Mutter ins Schloss gefallen war, schwang Barty seinen Zauberstab, hüllte sich in die Uniform seiner Leute und setzte die silberne Maske vors Gesicht. Dann apparierte er.



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