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Crossroads

decisions are never easy
von

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Stille

„… trotz der erbitterten Boykottmaßnahmen der Kobolde konnten die magischen Menschen schließlich ihre hierarchische Rangordnung aller magischen Wesen durchsetzen. Durch die Koboldaufstände im 16. Jahrhundert konnten sie…“

Remus hörte – wie vermutlich auch seine Mitschüler – nur mit halben Ohr zu, während Professor Binns‘ monotone Stimme durch den Raum schwebte. Mit abwesendem Blick sah er zur anderen Seite des Raums rüber, wo normalerweise auch Snape saß und sich Notizen machte. James und Sirius äfften ihn oft nach, indem sie ihre Nase auf den Tisch drückten und so taten, als würden sie eine sogenannte Schleimspur darauf hinterlassen.

Remus hatte noch nie darüber lachen können, doch er hatte auch nie etwas dagegen gesagt. Vielleicht hätte er es tun sollen…irgendwie zeigen sollen, dass es ihm missfiel, was sie taten. Stattdessen hatte er den Mund gehalten und zugesehen…so wie er auch still geblieben war, als Dumbledore nach den Tätern gefragt hatte. Hatte er wieder falsch reagiert? Snape hatte zwar nicht gewollt, dass er die Leute aus seinem Haus verriet, aber dennoch…leise seufzte er, sah auf das leere Pergament auf seinem Tisch.

Snape fehlte bereits eine Woche und niemand wusste, wohin er verschwunden war. Am ersten Tag hatte er durch Zufall mitbekommen, wie sich Rosier mit einigen anderen Slytherins darüber amüsiert hatte. Anscheinend glaubten sie, dass Snape aufgrund ihres Streichs die Schule verlassen hatte.

Als ob…die kannten ihn wohl gar nicht. Sogar James und Sirius hatten gemeint, dass Snape wie Unkraut sei und sicher irgendwann wieder aus dem Boden sprießen würde, um sie in den Wahnsinn zu treiben. Das war zwar nicht besonders nett, die Kernaussage entsprach jedoch der Wahrheit. Snape ließ sich nicht durch so etwas einschüchtern, auch wenn es schlimm gewesen war.

Trotzdem blieb die Frage, wo er steckte, denn wen man auch fragte, keiner schien etwas darüber zu wissen. Auch von den Lehrern konnte man nichts erfahren, Slughorn hatte nur gemeint, dass Snape sich eine Auszeit genommen hätte. Eine Auszeit…jemand wie Snape riskierte nicht, im Stoff hinterherzuhinken, nur weil ihm nicht nach Unterricht war.

Remus bezweifelte, dass der Angriff die Ursache war…irgendwas hatte Slughorn Snape gesagt, nachdem er ihn gebeten hatte, den Krankenflügel zu verlassen. Es musste etwas vorgefallen sein…etwas, das persönlich war. Leider hatte Remus keine Vermutung, doch wenn es Snape dazu brachte, eine Woche lang zu verschwinden, konnte es keine Lappalie sein. Remus machte sich Sorgen um den Slytherin…und so seltsam es auch klang, er fehlte ihm.

In den letzten Monaten hatte er sich an seine Anwesenheit gewöhnt und selbst der scharfe Sarkasmus konnte ihn nicht mehr verschrecken. Im Gegenteil…Remus vermisste es sogar ein bisschen, da es einfach zu ihm gehörte und zumindest in Bezug auf ihn selbst oftmals gar nicht so böse gemeint war. Vor allem letztens im Krankenflügel hatte er das Gefühl gehabt, sie wären sich…näher gekommen.

Der Gedanke reichte, um Remus die Hitze in die Wangen steigen zu lassen…verdammt, was war nur los mit ihm? Dass er seit einer Weile in diese Richtung dachte, kam immer häufiger vor, und er schämte sich dafür. Wenn seine Freunde wüssten, was da in seinem Kopf vor sich ging, würden sie sicherlich kein Wort mehr mit ihm wechseln. Die Vorstellung machte Remus Angst…und er versuchte wirklich, sie einfach zu verdrängen. Sollte er vielleicht dankbar sein, dass Snape nicht da war? Sogleich schalt er sich für diesen Gedanken…er war gern in Snapes Nähe und sollte dazu stehen, anstatt sich einzureden, dass es besser war, wenn sie sich nicht sahen.

Es war ihm schon mehrmals vorgeworfen worden, dass er kein Rückgrat besäße, da musste er das nicht auch noch bestätigen.
 

„Also…“

Remus blickte auf, als er eine Stunde später mit seinen Freunden auf dem Weg zum Quidditch-Training war. Da er sich gerade sowieso nicht aufs Lernen konzentrieren konnte, hatte er sich zum Mitkommen entschieden. Es war ja auch nicht so, dass er den Sport nicht mochte, immerhin fand er die Spiele schon sehr spannend und verpasste sie auch nie. Allerdings wusste er auch, wie gern sich James profilierte, wenn sie ihm zusahen…manchmal übertrieb er regelrecht, das meinte sogar Sirius. Eben dieser hatte gerade das Wort ergriffen und seine grauen Augen blitzten dabei auf.

„…was glaubt ihr, ist mit Schniefelus passiert?“

Remus zog bei dem schrecklichen Wort die Brauen zusammen, kommentierte es aber nicht.

„Ich meine, die dreckige Ratte ist jetzt schon eine Woche wie vom Erdboden verschluckt…da ist doch was faul!“

James zuckte mit den Schultern.

„Keine Ahnung…und es wäre mir auch vollkommen egal, wenn Lily sich keinen Kopf darüber machen würde.“

Irritiert schaute Remus ihn an – und das nicht, weil James mittlerweile dazu übergegangen war, die Rothaarige mit Vornamen anzusprechen. Na ja, da sie sich anscheinend während des letzten Wochenendes in Hogsmeade näher gekommen waren, sollte das keinen wundern. Auch wenn James ungewohnt diskret darüber sprach…es musste ihm wirklich viel bedeuten.

„Hat sie das gesagt?“, fragte Remus erstaunt, immerhin hatte er gedacht, Lily würde Snape nicht mehr kümmern.

Ein grimmiger Ausdruck trat auf James‘ Gesicht, als er antwortete.

„Gesagt nicht…aber ich merk halt, dass sie abgelenkt ist und sich Sorgen um den Mistkerl macht. Das nervt, aber ansprechen kann ich’s ja schlecht.“

„Wie kann man sich überhaupt Sorgen um sowas machen…vielleicht hat er ja ne tödliche Krankheit?“, entgegnete Sirius hoffnungsvoll.

Peter kicherte leise und Remus musste sich auf die Zunge beißen, um ihn nicht anzublaffen. Dabei war nicht mal Vollmond, er sollte also keinen Grund haben, schnell aus der Haut zu fahren. Dennoch fand er es schäbig, so etwas auch nur zu denken. Snape mochte kein Unschuldslamm sein, aber den Tod hatte er nicht verdient.

„Vielleicht Drachenpocken?“, fiepte der Kleinste unter ihnen und Sirius grinste.

„Jedenfalls irgendwas, wobei er richtig leidet…kann natürlich auch sein, dass er’s mit seiner schleimigen, fiesen Art übertrieben hat.“

James schnaubte.

„Das tut er doch ständig…“

„Ja, aber vielleicht ist jemandem der Kragen geplatzt und er hat ihn in eine Schmeißfliege verwandelt…wäre doch möglich?“

Remus konnte darüber nicht lachen, was wohl auch Sirius auffiel, denn er fasste ihn nun ins Auge.

„Wundert mich, dass du nicht weißt, wo er ist, Moony…“

„Hm?“, machte er nur, da er sich eigentlich nicht sonderlich am Gespräch beteiligen wollte.

Sirius wackelte vielsagend mit den Brauen.

„Na, ihr seid doch mittlerweile sowas wie beste Freunde…nicht wahr? Wette, du wärst nicht mal hier, wenn Snape nicht verschollen wäre…“

Gut, das entsprach der Wahrheit…es gab Sirius aber nicht das Recht, ihn zu verspotten. Remus hätte etwas sagen können, doch er wollte nicht streiten – nicht schon wieder.

„Lass ihn in Ruhe, Tatze!“, mischte sich James mit genervtem Unterton ein. „Ist doch egal, warum er hier ist…und ist auch egal, wo Snape ist. Wir sollten die ruhige Zeit einfach genießen.“

„Ich dachte, Evans-“

„Eben“, schnitt James ihm das Wort ab. „Ich hab genug von dem Thema…und jetzt gerade interessiert mich nur, wie viele Quaffel ich gleich durch das Tor schmettern kann. Also überlegt euch schon mal, wie ihr mich am besten anfeuert, klar?“

Es war immer wieder erstaunlich, wie gut James seinen besten Freund im Griff hatte. Sein Grinsen schien ansteckend zu wirken, so dass Sirius es tatsächlich gut sein ließ und stattdessen zu feixen begann.

„Vielleicht lassen wir’s auch ganz sein, damit dir dein Hochmut nicht das Genick bricht?“

„Urgh…du hörst dich schon an wie Lily!“

„Vielleicht treffen wir uns ja heimlich hinter deinem Rücken…?“

„Und vielleicht trifft dich in ein paar Minuten versehentlich ein Quaffel...“

„Das würdest du nicht tun!“

„Wenn du weiter solche Sprüche klopfst, kann ich für nichts garantieren!“

Remus musste schmunzeln, als er ihnen so zuhörte; so waren ihm seine Freunde eindeutig lieber. Auch wenn er die Sorge um Snape nicht verdrängen konnte…konnte er leider nichts tun. Er würde schon wieder auftauchen…hoffentlich.
 

Zu seiner Überraschung erschien Snape gleich am nächsten Tag in Verwandlung bei McGonagall. Nachdem er morgens nicht in der großen Halle beim Frühstück gewesen war, hatte Remus nicht damit gerechnet. Allerdings wusste er nicht, ob er sich über Snapes Anwesenheit freuen sollte – der Slytherin sah furchtbar aus. Sonst war er ja auch keine strahlende Präsenz, doch so fertig hatte Remus ihn noch nie gesehen.

Seine Haut schimmerte so blass, dass er mit den Geistern in Hogwarts konkurrieren konnte, und die tiefen Ringe unter seinen Augen verstärkten diesen Eindruck noch. Zwei düstere schwarze Löcher blickten starr vor sich hin, doch McGonagall sprach ihn kein einziges Mal an. Hin und wieder warf sie ihm einen knappen Blick zu, der zu seiner Verwunderung aber fast schon…verständnisvoll wirkte. Seit wann fuhr ihre Hauslehrerin nicht aus der Haut, wenn man ihr offensichtlich nicht zuhörte?

„Mann…Schniefelus sieht aus wie ausgekotzt, oder? Und ich dachte immer, schlimmer geht’s nicht“, hörte er Sirius flüstern.

James brummte zustimmend.

„Wo der auch war…hat ihm nicht gut getan…“

„Und gewaschen hat er sich auch nicht.“

„Hat er vermutlich noch nie.“

Remus ignorierte das Gemurmel, das sowieso im nächsten Moment verstummte, da die grünen Katzenaugen McGonagalls bereits in ihre Richtung blitzten. Wenn die beiden noch einen Mucks von sich gegeben hätten, wäre das sicher sehr unangenehm geworden. Remus beobachtete weiterhin Snape, der die Außenwelt immer noch nicht wahrzunehmen schien. Etwas musste passiert sein, so mitgenommen, wie er aussah…als hätte er die ganze Woche nicht geschlafen.

Allerdings hatte er die Befürchtung, dass der bittere Zug um Snapes Mundwinkel kein gutes Omen für ein Gespräch war. In Gedanken hörte er den Slytherin bereits wütend zischen, dass er sich nicht in seine Angelegenheiten einmischen sollte. Vielleicht sollte er warten, bis Snape von sich aus auf ihn zukam. Aber würde so etwas überhaupt passieren? Eher unwahrscheinlich bei ihm…

Besser, er folgte ihm in die Bibliothek und setzte sich zu ihm…sich vorsichtig herantasten, erschien ihm sicherer.
 

Nach der Stunde blieb er unter dem Vorwand, McGonagall noch etwas wegen der Abschlussprüfungen fragen zu wollen, länger im Raum. Seine Freunde mussten nicht unbedingt mitbekommen, dass er Snape nachrannte, kaum dass dieser wieder da war. Erst als die drei außer Sicht waren - und der Slytherin ebenfalls –, verschwand er Richtung Bibliothek.

Tatsächlich fand er den Gesuchten dort, jedoch zögerte er noch einen Moment. Entweder war Snape hier, weil er in seiner Nähe sein wollte oder weil er die Leute aus seinem Haus lieber mied. Remus glaubte nicht, dass der andere gar nicht mit ihm rechnete, wo sie doch sonst auch immer gemeinsam hier lernten. Wieder haderte er mit sich, ob er nicht warten sollte…andererseits hatte Snape eine ganze Woche gehabt, um sich zu sammeln – was auch immer passiert war.

War er harsche Sprüche seitens des Slytherins nicht bereits gewöhnt? In dem Fall gab es keinen Grund, hier wie ein Feigling zu stehen.

Remus atmete einmal durch, ehe er sich zusammennahm und sich zu dem Tisch bewegte, an dem Snape saß und in sein Buch starrte. Er wirkte wie schon in Verwandlung abwesend, so als würde er gar nicht lesen, was eindeutig seltsam war. Sonst klebte Snape praktisch an den Buchstaben, sog alles wissbegierig und konzentriert auf.

Remus setzte sich ihm gegenüber, schwieg erstmal, da er hoffte, dass der andere von sich aus etwas sagen würde. Stattdessen wurde er ignoriert, denn Snape nahm keinerlei Notiz von ihm. Nicht mal das leiseste Anzeichen, ob er ihn überhaupt bemerkt hatte. Kein unfreundliches Zischen oder ein böser Blick – es war unglaublich, doch Remus wäre gerade froh darüber gewesen. Die kalte Schulter gezeigt zu bekommen, war eindeutig schlimmer.

Remus entschied sich dennoch zu warten und musterte sein Gegenüber etwas genauer. Vermutlich kam es ihm nur so vor, aber er wirkte noch dürrer als sonst…seine Züge sahen regelrecht eingefallen aus. Irgendetwas musste ihm arg zu schaffen gemacht haben – und wenn man bedachte, dass es sich hierbei um Snape handelte, war das umso bedenklicher.

Kurz kam ihm der dämliche Geistesblitz, einfach Snapes verkrampfte Finger von den zerknitterten Seiten seines Buchs zu lösen und seine Hand zu umschließen. Wahrscheinlich die dümmste Idee, die er in dieser Situation haben konnte…und trotzdem hätte er es gern getan. Ihm gezeigt, dass er für ihn da war, denn das wollte er sein…vorausgesetzt, Snape ließ ihn, aber davon war nicht auszugehen.

„Uhm…Snape, ist a-“

Bevor er den Satz zu Ende bringen konnte, schlug der Angesprochene mit einem lauten Knall sein Buch zu. Remus starrte ihn an, doch abermals wurde er kein Stück beachtet…Snape stand ruckartig auf, würdigte ihn dabei keines Blickes. Ohne besondere Eile packte er seine Sachen zusammen und…ging einfach. Er kehrte ihm den Rücken und ließ ihn ohne ein Wort sitzen. Remus schluckte hart, als ihm bewusst wurde, dass diese nicht vorhandene Reaktion noch mehr schmerzte, als wenn er ihn angefaucht und beleidigt hätte.
 

Die Hoffnung, dass sich Snapes Verhalten ihm gegenüber normalisieren würde, gab er auf, als sie auch drei Tage später kaum ein Wort miteinander gewechselt hatten. Snape wich ihm aus, so gut er konnte, wenn Remus es endlich einmal schaffte, ihn abzupassen. Es war deprimierend, auf diese Weise behandelt zu werden, nachdem sich ihre Beziehung zueinander so sehr verbessert hatte…und Remus wusste nicht mal den Grund für das plötzlich abweisende Verhalten. Was war passiert? Lag der Fehler bei ihm? Nein, irgendwas musste in den Tagen, in denen er gefehlt hatte, geschehen sein, das Snape aus der Bahn geworfen hatte. Nur was? Und wie sollte er es herausfinden?

Ihm fiel nichts Besseres ein, als sich in Geduld zu üben, bis Snape von sich aus entschied, wieder mit ihm zu reden. Ihn zu zwingen, würde nichts bringen, das wusste er einfach.

Jedoch musste er schon arg schlucken, als er ihn später in der Bibliothek sah – und er war nicht allein. Die roten Haare fielen ihm sofort auf und er fragte sich unweigerlich, ob James wusste, dass sich seine Freundin wieder mit seinem Erzfeind traf. Im nächsten Moment schalt er sich für diesen unpassenden Gedanken, denn Lily konnte schließlich tun, was sie wollte.

Dennoch wunderte es ihn, dass sie auf einmal wieder mit ihm sprach…und wenn er ehrlich war, verletzte es ihn, dass Snape sie nicht abwies. Er fixierte zwar den Boden zu seinen Füßen und sah nur ab und zu flüchtig zu ihr, doch immerhin ließ er sie nicht einfach stehen. Remus wusste, dass es falsch war, hier zu stehen und die beiden heimlich zu beobachten...doch er konnte nicht aufhören. So unauffällig wie möglich schlich er näher und tat dabei so, als suche er ein Buch in den Regalen. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Snape den Kopf schüttelte und die Lippen fest zusammenpresste.

„…es tut mir wirklich leid, Severus.“

Snape gab ein Schnauben von sich und wich erneut ihrem Blick aus.

„Ich brauche dein Mitleid nicht!“, hörte er ihn unfreundlich murren.

„Ich wollte nur-“

„Ich weiß, was du wolltest, und es ist unnötig!“, schnappte er und brachte sie damit zum Verstummen. „Slughorn hätte einfach seinen Mund halten sollen!“

„…er hat es sicher nicht böse-“

„Das geht niemanden etwas an!“, fiel er ihr ein weiteres Mal ins Wort. „Hör auf, ihn in Schutz zu nehmen!“

Remus war sicher, dass es Snape später leid tun würde, Lily so scharf angegangen zu sein, doch gerade schien der Zorn die Oberhand zu haben. Dabei hatte er doch gewollt, dass sie endlich wieder mit ihm redete.

„Also gut“, erwiderte sie schließlich leise. „Ich wollte dir nicht zu nahe treten.“

Snape sagte nichts dazu, doch er wirkte plötzlich verunsichert, ehe er abermals den Kopf schüttelte. Remus verstand nicht, was er noch murmelte, aber das Gespräch schien beendet zu sein, denn er ging einfach. Einerseits war er erleichtert, dass Snape sogar Lily abweisend behandelte…und andererseits machte ihm genau das Sorgen. Es musste etwas wirklich Schlimmes passiert sein, wenn er so reagierte.
 

„Remus?“

Bei Merlin, beinahe wäre ihm das Herz stehen geblieben, als er seinen Namen hörte. Er fuhr viel zu ertappt herum und errötete unter Lilys grünen Augen, die ihn viel zu eindringlich musterten. Als Spion wäre er eine richtige Niete, so viel stand fest.

„Hast du uns belauscht?“

Natürlich konnte man vor Lily nichts verbergen, das hätte er wissen müssen. Sie war viel zu klug dafür und so brachte leugnen nichts. Beschämt senkte Remus den Blick und zuckte mit den Schultern.

„Ein bisschen vielleicht…Lily, ich wollte nicht-“

„Schon gut“, meinte sie, bevor er sich weiter herausreden konnte. „Du machst dir wohl auch Sorgen um ihn, nicht wahr?“

Als er sie daraufhin verdutzt ansah, lächelte sie sanft.

„Ich weiß, dass ihr oft in der Bibliothek gelernt habt…auch wenn es mich wundert, dass ihr euch versteht.“

Remus brummte nur, wusste nicht, was er dazu sagen sollte.

„Vielleicht hast du ja einen positiven Einfluss auf ihn.“

Leise seufzte er.

„Da er nicht mehr mit mir redet, wohl eher nicht“, gab er zurück und sie schaute ihn mitleidig an.

„Ich kann dir leider nicht sagen, was mit ihm ist…er war ja schon wütend, weil ich davon weiß. Besser, du fragst ihn selbst.“

Remus wollte ihr zuerst widersprechen, doch dann ließ er es; Lily hatte Recht, sicher würde Snape nie wieder mit ihm reden. Vermutlich drehte er es noch so, als würde er mit ihr hinter seinem Rücken tuscheln. Nein, das würde ihn keinen Schritt voran bringen.

„…ja“, murmelte er und sie drückte kurz seine Schulter.

Irgendwie empfand Remus dies als wenig tröstend, doch er zwang sich zum Lächeln. Lily konnte schließlich auch nichts dafür und eigentlich war es ziemlich nett von ihr, dass sie ihm Mut machen wollte. Überhaupt sollte er es ihr hoch anrechnen, dass sie nach Snapes Verhalten und ihrem Freundschaftsbruch immer noch die Courage hatte, sich um ihn zu kümmern. Was wieder die Frage aufwarf, was da wohl vorgefallen war. Anscheinend musste er noch etwas mehr Geduld aufbringen…auch wenn es sich unerträglich anfühlte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: Lichtregen
2018-07-28T20:18:15+00:00 28.07.2018 22:18
Ein interessantes Kapitel, auch wenn es mehr dem Übergang dient. :)
Lupin kann einem jedenfalls leid tun, dass Snape ihm ständig die kalte Schulter zeigt und nicht mit ihm reden will, obwohl er alles versucht, um eine ruhige Minute mit ihm abpassen zu können.
Einen besseren Einstieg als mit Professor Binns hättest du auch nicht finden können. ;) Da wurde selbst mir für einen kurzen Moment beim Lesen langweilig, weil ich mir vorgestellt habe, selbst in dem Unterricht zu sitzen. XD Lupins Gedanken kreisen ja wirklich momentan ständig um die eine Frage, was und warum er überhaupt etwas für Snape empfindet. Seine Ängste, insbesondere bezüglich der Reaktion seiner Freunde, finde ich auch gut verständlich. Es ist schon traurig, dass besonders Sirius (oder auch als Mitläufer Peter) Lupins Ausrichtung wohl kaum verstehen wird, geschweige denn seine Entscheidung gerade für Snape.
Und selbst wenn des Kapitels hast du für immer noch nicht erfahren, was denn nun Schreckliches vorgefallen ist. Weil wir wissen, wie Snape ist, ist es zwar nicht wirklich verwunderlich, dass er alles in sich alleine hinein fressen und keinen an sich herankommen lassen will. Dass er sogar selbst Lady abweist, hätte ich aber nicht erwartet. Das war wahrscheinlich vor allem eine Trotzreaktion, weil er wütend war, dass Slughorn sein Geheimnis verraten hat. Er möchte einfach nicht schwach wirken, besonders nicht von Lilly und Lupin.
Sirius empfand ich in diesem Kapitel auch als besonders gemein. Irgendwie muss ja allen klar sein, dass etwas außergewöhnliches passiert ist, sonst würde Snape ja nicht so lange von der Schule fernbleiben. Gerade Sirius weiß ja, dass ein kleiner Streber ist und keinen Unterricht freiwillig verpasst. Ich dachte auch, dass die Rumtreiber und Snape aktuell ihr Kriegsbeil ein wenig begraben hätten. Ich sehe es also so wie Lublin, dass Sirius hier maßlos übertreibt. Bei all der Feindseligkeiten hatte nun wirklich nicht so etwas Schlimmes oder gar den Tod verdient. Immerhin schien ja James nicht allzu schlecht zu denken, und das nicht nur wegen Lily. Der Schlagabtausch mit dem Quaffel hat mich dann schlussendlich auch noch zum Schmunzeln gebracht. :)
Ich bin jedenfalls wirklich mal gespannt, wie Remus schlussendlich von allem erfahren wird. Wird Snape es tatsächlich von sich aus erzählen? Momentan ist das ja eher zu bezweifeln. Ich fände es jedenfalls gut, wenn Lupin nicht erst noch nachfragen müsste, sondern Snape selbst das Wort ergreift. Lupin hat immerhin alles getan, was in seiner Macht steht. Er will ja auch nicht zu aufdringlich sein, wenn Snape gar nicht mit ihm sprechen möchte. Mir schwebt da eine Szene vor Augen, wo Lupin zwar auf Snape zugeht und ihm gesagt, dass er immer ein offenes Ohr für ihn hat, aber nichts sagen muss, wenn er nicht möchte. Und dann, wenn er gerade aufsteht und gehen möchte, fängt Snape an zu erzählen. :)



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