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Crossroads

decisions are never easy
von

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Im Verbotenen Wald (Teil 2)

Eine Weile liefen sie schweigend nebeneinander her, wobei Remus feststellte, dass er keinerlei Orientierung hatte. Snape anscheinend auch nicht, sonst hätte er mit Sicherheit schon etwas gesagt. Remus hoffte, dass Hagrid vielleicht nach ihnen suchen würde…oder dass sie auf einen seiner Freunde treffen würden. Andererseits würde das mit Sicherheit zu einer erneuten Eskalation führen, so wie immer, wenn James oder Sirius auf den Slytherin trafen. Nicht jedes Mal war es Snapes Schuld, aber als Unschuldslamm konnte man diesen auch nicht bezeichnen. Es war kompliziert…und es hing mit Lily und den dunklen Künsten zusammen. Die wunden Punkte seiner beiden Freunde...und Snapes wohl auch.

Er sah auf, als dieser unvermittelt ihr Schweigen brach.

„Das ist alles nur die Schuld von diesem zurückgebliebenen Riesen-Trottel!“

Remus konnte nicht wirklich widersprechen, denn es stimmte, dass Hagrid nicht ganz unschuldig an dieser Misere war. Dennoch konnte er das nicht so stehen lassen, denn trotz allem war der Wildhüter ein guter Kerl.

„Im Wald gibt es sicher noch viel gefährlichere Wesen…und es ist ja nicht so, als hätte er sie uns absichtlich auf den Hals gehetzt“, meinte er daher und blickte in die Finsternis.

„Mit gefährlichen Wesen musst du dich ja am besten auskennen, Lupin…“, schnarrte Snape.

Er warf dem anderen einen knappen Seitenblick zu, zuckte dann mit den Schultern. Eine Antwort sparte er sich, denn er wusste, dass Snape ihn nur provozieren wollte. Darauf musste er sich nicht einlassen.

Im nächsten Moment ertönte ein viel zu bekanntes Geräusch und sie zuckten gleichzeitig zusammen, wobei sie sich versehentlich berührten.

„Weg von mir!“, fauchte Snape und wich zurück, doch Remus ignorierte es.

„Hast du das gehört?“, fragte er stattdessen alarmiert, den Zauberstab erhoben. „Es klang…wie eine dieser Fledermäuse…“

Snape wirkte angespannt, nickte langsam.

„Wir sollten die Richtung wechseln“, murmelte er und wollte sich umdrehen.

Remus hätte es dem Slytherin gleichgetan, doch dann hörte er einen hellen Aufschrei. Unweigerlich musste er an Peter denken – hatte er sich möglicherweise auch verirrt? Vielleicht war er in Gefahr? Er schluckte hart, sah zu Snape, der ungeduldig wirkte.

„Wenn du da noch länger rumstehst, gehe ich ohne dich weiter!“, fauchte er ihn an, doch Remus hob die Hand.

„Da ist jemand…vielleicht einer der anderen“, erwiderte er, doch Snape schnaubte nur.

„Und das sollte mich weswegen kümmern…?“

„Vielleicht braucht jemand Hilfe!“

„Und mir liegt natürlich nichts ferner, als Potters oder Blacks Haut zu retten.“

Remus sah ihn verärgert an.

„Ich dachte, du willst für nichts verantwortlich gemacht werden?“, schoss er zurück, doch sein Gegenüber schien seine vorige Begründung nicht mehr zu kümmern.

„In dem Fall wäre es mir den Ärger wert…und wenn nur einer von ihnen erledigt wird.“

Remus konnte nicht anders, als ihn fassungslos anzustarren; anscheinend war das auch noch sein Ernst. Das Schlimme an der Sache war, dass er nicht bezweifelte, dass zumindest Sirius ähnlich reagieren würde.

„Und was Lily dazu sagen würde, wäre dir natürlich auch egal, nicht wahr?“, entgegnete er wütend.

Das Argument war ihm spontan eingefallen, doch es schien zu wirken, denn Snape starrte ihn nun entgeistert an. Knurrend wandte sich Remus ab, stapfte in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war – er hatte schon viel zu lange gezögert.
 

Den Zauberstab vor sich haltend, näherte er sich so leise wie möglich. Ein Wimmern ertönte und er schauderte, blieb aber nicht stehen. Vielleicht war es wirklich Peter? Er kam noch näher, konnte eine kleine Gestalt am Boden liegen sehen…etwas saß auf ihr. Remus erkannte eine der Fledermäuse…das Vieh saß auf der unbekannten Person und hatte sich anscheinend festgebissen. Eine Art schrilles Schnauben ertönte und er zuckte abermals zusammen…doch dann fasste er sich und schleuderte einen Stupor auf das Vieh. Er traf und schleuderte es in eine Hecke.

Zögernd trat Remus näher, verengte die Augen, um besser sehen zu können, ehe er leise „Lumos“ murmelte. Es war nicht Peter, wie er feststellte; die Person war noch kleiner als sein Freund. Sie hatte sich zusammengerollt und den blonden Kopf unter den dünnen Armen vergraben. Der Oberkörper war schmal, geradezu zierlich…handelte es sich um ein Kind? Als er direkt vor dem Kleinen stand, erkannte er, dass es kein normales Kind war.

Der schmächtige Oberkörper endete im Leib eines Pferdes…vier schlaksige Beine mit braunem Fell, Hufe und ein Schweif, der ebenso blond wie das Haar des Kleinen war. Remus bemerkte außerdem eine hässliche Wunde oberhalb des Schenkels, aus der Blut über das kurze Fell lief.

Das Zentauren-Fohlen hob vorsichtig den Kopf, starrte ihn aus seinen hellblauen Augen ängstlich an…und Remus wusste nicht, was er sagen oder tun sollte. Damit hatte er ganz sicher nicht gerechnet.

„Und dafür machst du so einen lächerlichen Aufriss?“, ertönte Snapes Stimme hinter ihm, ließ ihn zusammenfahren.

Er hatte nicht erwartet, dass der andere ihm folgen würde. Das Fohlen gab ein klägliches Wiehern von sich, versuchte von ihnen wegzurutschen. Der Kleine konnte nicht älter als 4 Jahre sein…wobei das Alter bei Zentauren vermutlich anders gemessen wurde.

„Er ist verletzt“, bemerkte Remus leise, um den Jungen nicht noch mehr zu verstören.

Er tat ihm leid, wie er da lag, zitternd vor Angst und Schmerzen. Normalerweise bewegten sich Zentauren doch in der Herde und ließen ihre Jungen nicht aus den Augen…war er ausgebüxt?

„Das sehe ich“, erwiderte Snape kalt. „Ich wüsste nur nicht, warum es mich kümmern sollte.“

Remus schnaubte.

„Wenn wir ihn hier liegen lassen, wird er vermutlich sterben!“

„Tragisch“, lautete der mitleidlose Kommentar.

„Wir können ihn nicht hier lassen!“, beharrte Remus und kniete sich zu dem Fohlen, welches abwehrend die Hände hob. „Scht…ist ja gut…wir tun dir nichts…“

Der Junge sprach immer noch kein Wort, sah misstrauisch zwischen ihnen hin und her.

„Dieses Vieh wird uns höchstens behindern.“

„Nicht, wenn du ihm hilfst…“

„Ich sehe aber keinen Grund, das zu tun.“

„Mir hast du auch geholfen!“

„Ja…und das bereue ich gerade zutiefst“, zischte Snape so garstig wie eh und je.

Remus fragte sich, wie man so verbohrt sein konnte…und es machte ihn zornig. Jedoch beherrschte er sich, atmete tief aus, ehe er es noch einmal ruhiger versuchte.

„Vielleicht weiß er, wie wir zurück zum Schloss, kommen und erzählt es uns, wenn wir ihm helfen.“

Er sah freundlich lächelnd zu dem Jungen, der ihnen zuhörte, aber immer noch angespannt wirkte. Derweil schien Snape die Option zu überdenken, sah von ihm zu dem Fohlen…und schließlich zog er mit einem genervten Laut seinen Stab.

„Wehe, wenn es sich nicht lohnt“, murrte er und kniete sich neben ihn.

Das Fohlen wieherte schrill, geriet in Panik, als der Slytherin seinen Zauberstab auf die Wunde richtete. Es versuchte sogar, mit den Hinterbeinen auszukeilen, ungeachtet der Schmerzen, die es sich damit zufügte, und Snape wich mit zorniger Miene zurück.
 

„Das war’s!“, grollte er. „Wir lassen dieses Vieh hier liegen! Mir egal, ob es verblutet oder gefressen wird!“

Dass diese Worte nicht gerade zu einer Steigerung der Sympathie führten, war absehbar. Remus seufzte leise, wandte sich dann an den Kleinen, der schwer atmete. Die hellblauen Augen glänzten verdächtig, doch noch hatte er nicht zu weinen begonnen.

„Hey…“

Er hielt ihm die offene Hand hin, wollte ihm irgendwie zeigen, dass sie ihm nicht wehtun wollten.

„…beruhige dich. Wir wollen dir nur helfen…verstehst du?“

Das Fohlen schluckte hart, sah ihn mit großen Augen an. Remus überwand die Distanz und strich ihm sanft über den Kopf, woraufhin es leicht zuckte, sich aber nicht weiter wehrte. Der unsichere Blick glitt kurz zu Snape, dann wieder zu ihm zurück.

„Du musst ruhig bleiben, ja? Mein Freund wird dir helfen…dann tut es gleich nicht mehr so weh.“

Snape kommentierte die Aussage, sie seien Freunde, mit einem Laut der Verachtung. Gut, das war gelogen, aber was sollte er dem Kleinen auch sonst sagen? Wenigstens spielte der andere mit, indem er schwieg und erneut seinen Stab zückte.

Das Fohlen hatte mittlerweile den Kopf gegen Remus‘ Hand gelehnt, dabei die Arme um den Oberkörper geschlungen. Es war nervös, doch anscheinend hatte es erkannt, dass es keine andere Wahl hatte. Die Alternative war, allein hier liegen zu bleiben…da nahm es wohl lieber ihre Hilfe in Kauf. Remus beobachtete mit gewisser Faszination, wie Snape wie bereits bei ihm etwas murmelte, woraufhin silberne Funken aus seinem Zauberstab sprühten. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Snape solche Zauber beherrschen würde. Es mochte daran liegen, dass er so in die dunklen Künste vernarrt war, doch Remus wusste, dass das nicht seine einzigen Stärken waren. Er war in Zaubertränke brillant, auch wenn Slughorn das immer nur kurzzeitig honorierte. Generell war er fähig und klug…also warum sollte er keine Heilzauber beherrschen? Weil es nicht zu ihm passte, beantwortete er sich die Frage selbst.

Die Blutung hatte mittlerweile aufgehört und ein dünner Schorf hatte sich auf der Wunde gebildet, anscheinend war Snape fertig. Inzwischen war jegliche Anspannung aus dem erschöpften Fohlen gewichen und es lag still da.

„Zufrieden?“, fragte Snape entnervt und erhob sich.

„Ja“, erwiderte Remus ehrlich und stand ebenfalls auf, wobei er den Blick weiterhin auf das Fohlen gerichtet hielt. „Das heißt, fast…ich denke, wir müssen ihn tragen.“

„Was?!“

Remus blinzelte, als der andere ihn so anfauchte.

„Du siehst doch, dass er nicht laufen kann“, gab er zurück.

„Dann muss es sich eben zusammenreißen!“

„Es ist ein Kind…“

„Es ist ein verdammter Zentaur!“

„Snape…“

„Oh nein! Das kannst du vergessen! Und das ist mein letztes Wo-“

Der Satz wurde nicht mehr zu Ende geführt, denn in dieser Sekunde begann die Erde unter ihnen zu beben. Remus taumelte ebenso wie Snape, als das Hufgetrappel näher kam…begleitet von lautem Wiehern. Sofort hob das Fohlen den Kopf und stieß sein eigenes, schrilles Wiehern aus.

Remus konnte gar nicht so schnell gucken, wie sie von einer Gruppe ausgewachsener Zentauren umzingelt waren. Allesamt Männer, die sie mit ihren grimmigen Gesichtern fixierten und von denen einige mit Pfeil und Bogen auf sie zielten. Er tauschte einen kurzen Blick mit Snape, der noch blasser geworden war und mit verzerrter Miene schützend seinen Zauberstab vor sich hielt.

„Weg von dem Fohlen!“, bellte ein Zentaur mit wilder, schwarzer Mähne und zielte auf Remus, der sofort beiseitetrat, die Hände erhoben.

„Das…das ist ein Missverständnis!“, brach es aus ihm hervor und er spürte, wie ihm der Schweiß über die Stirn rann. „Wir haben ihm nichts getan…sondern ihm geholfen!“

Die Zentauren tauschten finstere Blicke untereinander aus…Remus zählte zehn von ihnen und ihm wurde doch ein wenig flau im Magen. Hoffentlich tat Snape nichts Unüberlegtes, wie zum Beispiel einen Fluch abfeuern. Die Zentauren waren in der Überzahl…und sie würden sie mit ihren Pfeilen durchbohren, wenn sie irgendwelche Dummheiten machten.

„Ihr gehört nicht hierher, Menschen!“, grollte ein anderer Zentaur und schnaubte aus.

„Vielleicht haben sie Firenze angegriffen…“

„Nein!“, entfuhr es Remus hastig. „Wir haben uns verirrt und ihn zufällig gefunden! Er wurde von einer Vampirfledermaus angegriffen!“
 

Abrupt herrschte Stille. Abermals sahen sich die Zentauren an, ein Rappe unter ihnen stieß einen spöttischen Laut aus.

„Zufällig…natürlich…“

Er bleckte die Zähne, tänzelte unruhig auf der Stelle.

„Es ist die Wahrheit!“, beteuerte Remus erneut, während Snape fest die Lippen aufeinander presste.

„Menschen lügen doch immer“, knurrte der schwarze Zentaur.

„Wir sollten uns nach den Sternen richten“, äußerte sich ein Fuchs mit gleichfarbigem Haar.

„Ja, die Sterne sind weiser als-“

„Oh natürlich, überlasst es doch einfach den Sternen, ob ihr uns umbringt oder nicht! So ein Unsinn!“

Entsetzt sah Remus zu Snape, dem anscheinend der Kragen geplatzt war. Leider im denkbar ungünstigsten Moment, denn die Zentauren zogen ihren Kreis enger um sie, hoben ihre Waffen.

„Er verspottet uns!“, rief der Rappe und einige andere wieherten in zorniger Zustimmung.

„Er hat es nicht so gemeint!“, beeilte sich Remus zu sagen, doch keiner schien ihm zuzuhören.

„Sie sind in unser Gebiet eingedrungen!“

„Wir sollten sie-“

„Sie…sagen die Wahrheit…“, meldete sich eine leise Stimme zu Wort und Remus fuhr herum.

Das Fohlen hatte sich aufgerichtet, humpelte nun auf seine Kameraden zu. Obwohl es erschöpft sein musste, war sein Blick klar und fest, als es sprach.

„…ich habe mich von der Herde entfernt“, gestand es schuldbewusst. „Und mich verlaufen…diese Menschen haben mir das Leben gerettet...“

„Das war überaus leichtsinnig von dir, Firenze!“, schalt der Fuchs den Jungen, welcher den Blick senkte.

„Es tut mir leid…“

„Nun, wenigstens geht es dir gut…“

Die anderen Zentauren brummten zustimmend und einer von ihnen beugte sich hinab, um das Fohlen hochzuheben. Remus wagte nicht, sich zu bewegen, hoffte nur, dass Snape den Mund hielt. Noch so ein Spruch und sie waren geliefert. Immer noch wurden sie scharf fixiert, doch wenigstens hatten sie ihre Waffen wieder sinken lassen. Die aggressive Stimmung war verflogen, auch wenn sie ihnen wohl nicht gänzlich trauten.

„Wir sollten sie dennoch nicht davonkommen lassen…“, brach der Rappe die Stille und Remus schluckte.

„Sei nachsichtig“, erwiderte der Fuchs gutmütig. „Sie mögen nicht an die Sterne glauben, aber sie haben ein Fohlen aus unserer Herde gerettet.“

„Das ist wahr“, brummte ein braun-weißer Schecke und trat vor. „Ich werde sie aus dem Wald führen.“

Die restlichen Zentauren nickten zustimmend und auch der Rappe gab sich nun geschlagen. Remus atmete auf, als sich die Herde von ihnen abwandte. Sein Blick traf Firenzes, welcher ihm ein dankbares Lächeln zukommen ließ, ehe er mit den anderen in der Dunkelheit des Waldes verschwand.

„Folgt mir, Menschen…ich führe euch!“, verkündete der Schecke und trabte voran.

Remus folgte ihm rasch, um ihn nicht zu verlieren. Er warf Snape einen Blick zu, stellte fest, dass dieser immer noch ziemlich missgelaunt aussah.

„Siehst du?“, murmelte er ihm zu. „Hilfsbereitschaft zahlt sich aus!“

„Die wollten uns gerade eben erschießen“, gab Snape bissig zurück.

„Weil du sie beleidigt hast!“

„Falls du es nicht mitbekommen haben solltest, Lupin…die wollten die Sterne fragen, ob sie uns umbringen sollen oder nicht! Hätte ich ihnen sagen sollen, dass das eine tolle Idee ist?!“

„Nein, aber…es war auch nicht besonders clever, ihnen mit Sarkasmus zu kommen.“

„Ich hätte dich von Anfang an liegen lassen sollen“, knurrte Snape vor sich hin. „Dann müsste ich mir deine altklugen Sprüche jetzt nicht anhören…“

Remus atmete tief durch, nahm sich ein paar Sekunden, um seine Antwort zu überdenken.

„Hör zu, Snape“, sagte er leise, während er zu dem Zentaur sah, der sie führte. „Ich bin dir wirklich dankbar…du hast mir geholfen und dem Kleinen auch. Ich weiß das zu schätzen, okay? Aber du würdest es uns beiden angenehmer machen, wenn du mal für ein paar Minuten versuchen würdest, dich nicht wie ein Mistkerl zu verhalten.“

Snape schwieg zunächst, schien nicht damit gerechnet zu haben, dass Remus kontern würde. Schließlich schnaubte er, warf ihm einen kühlen Blick zu.

„Gut, dass mir vollkommen egal ist, was du von mir hältst, Lupin“, zischte er feindselig zurück. „Du kannst deinen idiotischen Freunden ja später erzählen, wie sehr du unter meiner Anwesenheit gelitten hast.“

„Das habe ich doch gar nicht-“

„Lass es einfach gut sein und halt den Mund!“, wurde sein Versuch, die Wogen zu glätten, vereitelt.

Remus seufzte lediglich, ließ es dann auch wirklich sein. Was sollte er machen? Snape wollte ja anscheinend unter keinen Umständen, dass sie auch nur im Entferntesten miteinander auskamen. Dabei wusste er doch, was er dem anderen in dieser Nacht zu verdanken hatte. Leider gab Snape ihm keine Möglichkeit, ihm das auch zu zeigen. Er schüttelte leicht den Kopf, wandte sich ohne ein weiteres Wort ab.
 

Es dauerte nicht halb so lange wie befürchtet, bis sie den Waldrand erreicht hatten. Hagrids riesige Gestalt erkannte man schon von weitem, doch als sie näher kamen, stellte Remus erleichtert fest, dass auch seine drei Freunde dabei waren. Sie alle sahen furchtbar zerrupft aus und hatten die ein oder andere Blessur, jedoch war wohl keiner ernsthaft verletzt. Der Zentaur neigte leicht den Kopf in Richtung Hagrid, der, kaum dass er sie entdeckt hatte, eine seiner Pranken hob und damit herumwedelte.

Ohne ein Wort des Abschieds stellte sich der Schecke auf die Hinterläufe und bäumte sich auf, ehe er davon galoppierte. Remus sah ihm nur kurz nach, ehe er sich mit einem erschöpften Lächeln Hagrid und den anderen zuwandte, die nun auf sie zugelaufen kamen.

„Du lebst ja doch noch, Moony!“, rief James und schlug ihm gegen die Schulter.

Sirius neben ihm hatte eine eingerissene Lippe und grinste ihn mit dieser schief an.

„Ja, wir dachten schon, irgendwas hätte dich erwischt! Was hast du so lange im Wald gemacht?!“

Erst jetzt schien er Snape zu bemerken, der mit verschränkten Armen dort stand und finster drein blickte.

„…noch dazu mit Schniefelus“, fügte er missbilligend an, doch bevor sich Remus äußern konnte, polterte Hagrid schon dazwischen.

„Is nich wahr!“, rief er aus. „Da zerbrech‘ ich mir’n Kopp, was euch zugestoß’n is und ihr taucht hier mit nem verdammten Zentaurn auf! Wollt schon wieder los und euch suchen! Hätts mir nie verziehn, wenn euch was zugestoßen wär!“

Remus rang sich ein müdes Lächeln ab, während Snape nur sein obligatorisches Schnauben verlauten ließ.

„Ist eine längere Geschichte…“, murmelte er. „Aber es geht uns soweit gut, also keine Sorge.“

Sein Blick wanderte wieder zu Snape, der ihn ungläubig ansah, sich dann aber nur kopfschüttelnd abwandte. Anscheinend wollte er nichts weiter dazu sagen und Remus war ganz froh darüber.

„Da bin ich ja mal gespannt!“, meinte James mit gerunzelter Stirn.

„Erzähl ich euch morgen“, wehrte Remus ab und sah zu Peter, der immer noch zitterte. „Außerdem sieht Wurmschwanz nicht besonders gesund aus…“

Sirius winkte ab.

„Ach, der steht nur unter Schock…“

Hagrid nickte zustimmend, warf Peter aber einen recht besorgten Blick zu.

„Ham ihn wohl erschreckt, die Fledermäuse…dabei sin sie eigentlich ganz putzig…“

Nun, über diese Aussage ließ sich streiten, doch Remus hatte für heute genug von Diskussionen. Er wollte nur noch zurück ins Schloss, duschen und dann ins Bett fallen, um zu schlafen.

„Nu ja, ich bring euch dann mal hoch, nich?“, hörte er Hagrid sagen und nickte mechanisch.

Während sie hinter seiner hünenhaften Gestalt hergingen, schlossen zwei seiner Freunde zu ihm auf.

„Tatze hat den Fledermäusen auf seine Weise gezeigt, wer der Jäger ist“, berichtete James schmunzelnd und Sirius bleckte grinsend die Zähne.

„Und Krone hat sie auf die Schippe genommen“, erwiderte er zwinkernd.

Remus musste lächeln, auch wenn er an ihrer Stelle vorsichtiger gewesen wäre – wenn sie jemand bei der Verwandlung gesehen hätte, hätten sie ziemlichen Ärger bekommen.

„Du siehst aber auch ziemlich mitgenommen aus, Moony…“

„Ach was…sind nur Kratzer“, meinte er abwinkend, ehe er leiser anfügte: „Snape hat mich rechtzeitig gefunden, bevor Schlimmeres passieren konnte.“

Abrupt starrten ihn seine beiden Freunde wie eine Erscheinung an.

„…was?!“

„Schniefelus hat…?“

„Niemals!“

„Warum sollte er das tun?!“

„Musst du dir eingebildet haben!“

Remus stoppte die Flut an Worten, bevor sie sich noch mehr in Rage reden konnten. Er wollte jetzt wirklich nicht darüber diskutieren.

„Nein, es war so. Ich erzähl euch morgen die ganze Geschichte…“

Seine beiden Freunde tauschten einen Blick, ehe sie kurz über die Schulter zu Snape sahen und dann die Köpfe schüttelten. Remus hörte sie ungläubig murmeln, doch er äußerte sich nicht weiter dazu. Sicher fiel es den beiden schwer, seinen Worten zu glauben, angesichts ihrer gegenseitigen Abneigung füreinander. Remus würde es ihnen aber auch nicht verschweigen.

Vielleicht konnte er ja dazu beisteuern, dass die Feindschaft zwischen ihnen nicht mehr ganz so arg war. Auf mehr konnte er nicht hoffen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: Lichtregen
2015-08-31T13:36:26+00:00 31.08.2015 15:36
Oh Mann, kaum haben die beiden ihr erstes Abenteuer zusammen erlebt und Snape Lupin sogar geholfen, ist alles wieder so wie vorher… War ja abzusehen, dass Snape sich natürlich nicht von einer Sekunde auf die andere ändert, aber ein bisschen netter könnte er schon zu Lupin sein. Wer weiß, vielleicht ist er demnächst derjenige, der Hilfe braucht, und bekommt sie dann nicht, weil er Lupin vergrault hat.
Ich bin übrigens neidisch auf die vielen Wörter, die du für Snapes Aussagen benutzen kannst: zischen, schnarren, um nur zwei Beispiele zu nennen. Die Worte passen perfekt zu ihm, aber nicht zu jedem. ^^°
Hehe, und dann die absolut klischeehafte Szene des versehentlichen Berührens und Snape ruft nur „Weg mit dir!“. Einfach göttlich, wie empfindlich er reagiert. xD
Baby-Zentauren-Fohlen! *__* Und Snape ist garstig wie eh und je… Kann denn nichts sein grausames Herz erweichen? Immerhin lässt er sich ja dann doch noch darauf ein und heilt den Kleinen… Lupin hatte da aber wirklich Schwerstarbeit zu verrichten, Snape zu überzeugen. *seufz*
Ui, und dann die anderen Zentauren! Snape setzt sich natürlich sofort in die Nesseln, indem er ihre Astronomie verhöhnt… Da kann man doch nur den Kopf schütteln. xD Aber ist ja glücklicherweise alles gut ausgegangen. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, wieso Lupin sich hier erklären muss und keiner ihm glaubt, obwohl der Kleine doch nur mal den Mund aufmachen müsste! Jaja, der kleine Firenze. :) Immer wieder schön, altbekannte Charaktere auftauchen zu sehen. ;)
Lupin hat es jedenfalls wirklich nicht leicht mit Snape, der sein Kriegsbeil nicht mal für eine Sekunde begraben will. Klar kann es ihm egal sein, was Lupin von ihm denkt… Aber dass sein Leben vielleicht auch einfacher wäre, wenn er sich mit den Rumtreibern nicht mehr bekriegen würde, hat er anscheinend noch nicht gerafft. Kommt vielleicht noch… ^^°
Das Wiedersehen hat mich echt zum Lachen gebracht. Einmal weil es einfach unverschämt ist, dass sie alle einfach vor dem Wald warten und keiner nach ihnen sucht. xD Hagrid wollte sich ja auf den Weg machen, aber es war im ersten Moment schon lustig, wie sie da standen, als ob sie schon ewig auf die Nachzügler warteten. Jaah, und was hat Lupin nur die ganze Zeit im Wald gemacht… und das mit Schniefelus? *krm krm* Das wollen wir jetzt mal Sirius‘ Fantasie überlassen. xD
Die Anspielungen von Sirius und James, wie sie die Fledermäuse verjagt haben, waren gut gewählt. Halt so, dass man sie als Insider versteht, aber ein Außenstehender nicht darauf kommen würde, dass sie sich verwandelt hätten. Da bin ich jedenfalls mal gespannt, wie die drei auf seine Geschichte reagieren werden. ;)


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