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Down Hill 1: Arrival

Welcome to Hell
von

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Down Hill Asylum

Es dauerte eine Weile, bis Mello den Westblock erreichte und die Aussicht war wirklich nicht die beste. Offenbar hatte Kaonashi tatsächlich Recht und das Asylum war ein Gefängnis innerhalb eines Gefängnisses, so verrückt das auch klang. Eine halb offene Stahltür führte ins Innere und was er zu sehen bekam, war genau das, was man von einem Gefängnis wirklich erwarten würde. Lange Gänge und Zellen mit Gittern. Ja, ein typisch amerikanisches Gefängnis. Doch zu seiner Überraschung war diese Anlage größer als er gedacht hätte. Der Gang war ziemlich lang und es ging auch in höhere Etagen. Zusätzlich schien es noch weitere verzweigte Gänge zu geben. Dies ließ bei ihm wiederum die Frage aufkommen, wie groß denn eigentlich das Gefängnis Down Hill selbst war. Nun, jedenfalls sollte es wirklich gigantisch sein. Das größte Gefängnis weltweit, wie er gehört hatte. Und auch das einzige unter Tage. Hier rauszukommen würde sicherlich nicht einfach werden. Vor allem, weil damit zu rechnen war, dass es nahe der Oberfläche genug Sicherheitsanlagen geben musste, die einen Ausbruch verhinderten. Natürlich hatte es Mello gewundert, dass es ein Gefängnis untertage gab, aber andererseits minimierte dies die Fluchtmöglichkeiten. Eines an der Erdoberfläche bot genügend Ausbruchsmöglichkeiten, wenn man sich kreativ genug anstellte und hier gab es nur einen einzigen Weg raus, nämlich nach oben und zwar genau durch den Weg, über den alle Insassen reingekommen waren. Es war eine außergewöhnliche und vielleicht auch verrückte Idee, aber andererseits war es ein Geniestreich sondergleichen, auch wenn er es nicht gerne zugab. Vor allem weil es im Gefängnis nach Kaonashis Aussage offenbar keine Wärter gab. Man wurde hier einfach reingeworfen, mit Strom, fließendem Wasser, Sauerstoff und Nahrung versorgt, aber ansonsten war hier jeder sich selbst überlassen. Und das warf für ihn die Frage auf, warum das so war. Wieso ließ man hier zu, dass es hier drin eventuell zu einer kompletten Anarchie kommen konnte? War dies vielleicht eine Art abartiges Experiment, eine bizarre Verhaltensstudie? Hoffte man darauf, dass sich hier alle gegenseitig umbringen würden, damit man sich selbst nicht die Hände schmutzig machen musste? Oder war es vielleicht anders? Womöglich hatte es hier mal Wärter gegeben und sie waren umgebracht worden, nachdem die Insassen aus ihren Zellen entkommen konnten. Diese Möglichkeit bestand ja auch. Aber darum konnte er sich später noch Gedanken machen. Erst einmal zählte es, in die obere Ebene zu gelangen und dann irgendwie zu schauen, dass er schnellstmöglich nach oben kam und sich einen Fluchtplan zurechtlegte. Freiwillig hier bleiben würde er jedenfalls nicht. Genauso wenig wie er sein Schicksal als Insasse von Down Hill akzeptieren würde. Kein Gefängnis der Welt konnte ihn aufhalten. Er hatte sich immer schon zu helfen gewusst und wer im Ghetto aufgewachsen war, bevor er nach dem Tod seines drogensüchtigen Vaters im Waisenhaus gelandet war, der wusste, wie man in so einer Umgebung überleben konnte. Und Fakt war, dass sich Mello von niemandem aufhalten ließ. Nein, er würde sich von niemandem herumkommandieren lassen oder auf die Worte eines maskierten Freaks hören. Der Kerl war doch sowieso genauso durchgeknallt wie sein Begleiter. Und wenn er draußen war, dann würde er erst mal die Biege machen und am besten untertauchen, bevor man ihn wieder hierher brachte. Und dann… ja was dann? Wahrscheinlich würde er wieder Geldgeschäfte für die Mafia abwickeln so wie immer. Ein Leben als Krimineller führen und dann, wenn er Zeit hatte, nach Matt suchen, auch wenn er wusste, dass es vergebens war. Inzwischen waren vier Jahre vergangen und so langsam bezweifelte er, dass Matt überhaupt noch am Leben war. Manchmal, wenn er alleine war und ihn der Alkohol noch nicht betrunken genug gemacht hatte, da spielten sich vor seinem inneren Auge Szenarien ab. Er sah Matt vor sich, wie er von einer Gang überfallen und erschossen worden war, weil er zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen war. Wie er von einem Auto angefahren und dann schwer verletzt einen Abhang hinuntergeworfen wurde, weil man keine Spuren zurücklassen wollte. Oder noch schlimmer… dass er an einen Serienkiller geraten war, der es vielleicht auf Rothaarige abgesehen hatte. Vielleicht war er damals auch von Menschenhändlern entführt und verkauft worden, war an Organhändler geraten oder ins Ausland verschleppt worden. Im Laufe der Jahre hatte Mello wirklich alle Szenarien durchdacht und sich so verdammt hilflos gefühlt. Diese bohrende Ungewissheit, was aus Matt geworden war, hatte ihm schlaflose Nächte bereitet und immer wieder stellte er sich die Frage, warum er nur so hatte reagieren müssen, als Matt ihm diese eine verdammte Frage gestellt hatte. Verdammt noch mal, dieser Idiot hatte doch damit rechnen müssen, dass er eine geklebt kriegt. Niemand nannte Mello ungestraft einen Homo. Zwar war er mit Matt in die Kiste gegangen, aber das machte ihn noch lange nicht schwul. Dieser Blödmann war doch selber schuld, er hatte es doch provoziert, also warum hatte er diese Frage denn bitteschön unbedingt stellen müssen, obwohl er doch wissen musste, dass er dafür eine verpasst bekam? Ach verdammt, es half doch eh nichts, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Es war nicht mehr zu ändern, dass Matt fort war und wer weiß. Vielleicht lebte er ja und führte ein schönes Leben und hatte vielleicht ein nettes Mädchen kennen gelernt, das ihn so nahm wie er war. Er würde die meiste Zeit im Haus hocken, an seinem Computer sitzen und die Bude mit seinen Zigaretten vollqualmen. Ja, das war vielleicht das Beste so, aber dennoch tat Mello dieser Gedanke weh. Vor allem, weil es noch nie vorgekommen war, dass Matt einfach so abhaute und nie wieder zurückkehrte. Sie waren schon immer unzertrennlich gewesen, seit sie sich im Waisenhaus kennengelernt hatten. Matt war damals elf Jahre alt gewesen und völlig verweint und verstört ins Waisenhaus gekommen. Er hatte nie wirklich über den Grund gesprochen, wieso er in Wammys House gelandet war, aber er hatte von Roger gehört, dass Matts Familie angeblich von der Regierung beseitigt worden war, weil sie zu gefährlich war. Matt war der Einzige, der den Angriff der KEE überlebt hatte und seine Familie sterben zu sehen und selbst mit knapper Not dem Tod zu entkommen, war traumatisch für ihn gewesen. Mello hatte den Tod seiner Eltern weitaus gefasster aufgenommen, was aber auch daran lag, weil er sowieso nicht mehr in ihnen gesehen hatte, als bloß seine Erzeuger. Sein Vater war ein Junkie gewesen und das letzte reingedrückte Heroin war eben der goldene Schuss gewesen. Seine ältere Schwester Deborah war Prostituierte gewesen und von ihrem Zuhälter abgeknallt worden, weil sie zu wenig Kunden hatte und seine Mutter war an Gebärmutterhalskrebs verstorben, als er gerade mal drei Jahre alt war. Seine Herkunft hatte ihn geprägt und er war dadurch zu einem recht abgehärteten Charakter geworden. Matt hingegen war zu Anfang eine Heulsuse gewesen. Und obwohl Mello Heulsusen hasste, hatte er Matt Gesellschaft geleistet und ihm schließlich die Fliegerbrille geschenkt. Seitdem hatte dieser sie fast nie abgenommen. Manchmal war es so, als wäre sie ihm angewachsen. Und seit er diese Brille besaß, hatte er auch nie wieder geweint. Es war, als hätte diese Maske ihm neue Kraft verliehen… ein neues Selbst. Unfreiwillig musste er da wieder an das denken, was Kaonashi ihm gesagt hatte. Ob diese Brille für Matt auch eine Art Maske gewesen war? Ach was, für solche Gedanken hatte er später noch genügend Zeit, wenn er endlich hier raus war und deshalb war es besser, wenn er sich endlich wieder auf das Wesentliche konzentrierte, denn es wurde langsam dunkel im Down Hill Asylum. Viele der Lampen waren kaputt, flackerten oder hingen teilweise lose von der Decke. Darum gab es viele dunkle Ecken und aus diesem Grund war Mello besonders vorsichtig. Er war leise und achtete auf jedes Geräusch. Doch je weiter er in den Westblock vordrang, desto mehr wurde ihm bewusst, wie verwahrlost dieser Ort eigentlich war. Überall lag Dreck, die Wände waren von Kratzern und Graffitis verunstaltet und überall waren an den Wänden und auf dem Boden dunkle Flecken zu sehen. Höchstwahrscheinlich altes Blut. Zumindest roch dieser Ort hier ganz stark danach. Aber seltsamerweise sah er hier nirgendwo Leichen. Vermutlich hatte man sie in dieses Hell’s Gate entsorgt, so wie Horace erzählt hatte. Wenn man bedachte, dass man hier in einem unterirdischen Gefängnis war, dann musste man in so einem Fall schnell handeln. Ansonsten würde das im schlimmsten Fall zu allerlei Krankheiten im Gefängnis führen aufgrund der Leichenfäulnis. Atemwegserkrankungen, im schlimmsten Fall sogar Typhus und Cholera. Bei dem Blutbad, was sich hier mal abgespielt hatte, wollte Mello lieber nicht wissen, was sich hier für ein Anblick geboten hatte. Aber der Blutgeruch war seltsamerweise noch recht frisch. Nur zusätzlich roch es hier auch muffig und nach Dreck. Ja, die Luft hier drin stank und je weiter er ins Innere dieser Anlage vordrang, desto schlimmer wurde es. Mellos Blick wanderte zu den Zellen und er blieb kurz stehen, als er einen Schatten in der Ecke sah. Da war ein Mann, der an einer Halsfessel nackt in der Ecke kauerte. Seine Augen waren verbunden und er sah ziemlich übel zugerichtet aus. Zuerst blieb der 24-jährige stehen und war sich erst mal unschlüssig, ob der Kerl überhaupt seine Anwesenheit wahrgenommen hatte. Nein, die Augen waren verbunden und mit der Halsfessel würde er mit Sicherheit auch keine Schwierigkeiten machen. Und aufgrund der Tatsache, dass der Mann nackt war, ließ sich nicht sonderlich schwer erraten, was das bedeutete. Mello war sich sehr wohl im Klaren, dass es im Gefängnis auch zu Übergriffen kam. Und in einem Gefängnis, wo es kein Wachpersonal gab, mussten die Zustände katastrophal sein. Es war ihm ohnehin ein Rätsel, wie man so etwas nur genehmigen konnte. Selbst für Kiras Verhältnisse war das doch verachtenswert. Naja, als Krimineller hatte man offenbar nicht mal mehr das Recht auf Menschenwürde. Das sah diesem Kerl doch wiederum ähnlich. Da blieb es nur abzuwarten, was dieses Gefängnis für ihn zu bieten hatte. Wenn Mello ehrlich war, wollte er es lieber nicht herausfinden, deshalb musste er besonders auf der Hut sein. Nachdem er eine Abzweigung erreichte, entschied er sich, nach rechts zu gehen, doch abrupt blieb er stehen, als er im schwachen Licht der flackernden Deckenbeleuchtung eine Gestalt sah, die langsam herangeschlurft kam. Viel erkannte er nicht. Nur einen schwarzen Kapuzenpullover, der das Gesicht verdeckte. Sie kam direkt auf ihn zu und sofort reagierte Mello und öffnete eine der leeren Zellentüren, woraufhin er sich versteckte. Normalerweise war das ja nicht wirklich seine Art, aber bei dem vielen Blut überall wollte er eine offene Konfrontation lieber vermeiden. Insbesondere weil er ohnehin unbewaffnet war und er nicht abschätzen konnte, was sein Gegner für ein Kerl war. Im Schatten verborgen harrte er aus und wartete. Er musste nicht lange warten, als er auch schon die Gestalt sah. Sie lief etwas gebeugt und unbeholfen, so als würde sie das Laufen noch nicht richtig beherrschen. Die Arme hingen schlaff herunter und dennoch wirkte es so, als seien sie jederzeit bereit anzugreifen. Immer noch konnte Mello das Gesicht der Gestalt nicht erkennen, aber vom Körperbau her ließ sich zumindest sagen, dass es ein Mann war. Etwas zu dünn vielleicht und die Jeans, die er trug, war auch schon recht ramponiert und schmutzig. Schuhe trug er keine, sondern lief barfuß. Sein Atem war rasselnd und schließlich blieb er stehen und sah sich um. Egal wie er den Kopf auch drehte, Mello konnte das Gesicht einfach nicht sehen. Es war so, als würde unter der Kapuze nur eine schwarze Leere existieren. Mello konnte seinen rasselnden Atem hören und es klang irgendwie danach, als würde diese Gestalt nur sehr schwer Luft bekommen. Irgendwie jagte ihm diese Person einen eiskalten Schauer über den Rücken. Er konnte sich nicht helfen, aber sie wirkte auf ihn so fremd und unmenschlich, dass er sich im ersten Moment fragte, ob dieses Ding überhaupt ein Mensch war. Allein wie es sich bewegte, wirkte es so unnatürlich. Dann aber kam das Wesen langsam näher. Es blieb am Gitter stehen und dann… begann es zu schnüffeln. Ja, es begann die Luft einzuziehen, so als versuche es, einen Geruch aufzunehmen. Scheiße, dachte Mello. Will dieses Ding mich da etwa wittern können? Was zur Hölle ist das nur für ein Freak? Wie will der mich denn bitteschön riechen, wenn es hier überall nach Blut und Dreck stinkt? Wahrscheinlich ist das irgend so ein Irrer, der hier in dieser Bruchbude haust. Gerade wollte das Wesen Anstalten machen, die Tür zu öffnen und in die Zelle zu gehen, in der sich Mello versteckt hatte, doch da ließ es abrupt die Tür los, sah sich kurz um und eilte davon. Einen kurzen Moment wartete der 24-jährige noch und kam dann unter dem Bett hervor. Alter Verwalter, das war ja mal ein gruseliges Erlebnis gewesen. Ob das dieses Monster war, wovon Kaonashi gesprochen hatte? Nun, ehrlich gesagt wirkte es nicht gerade wie ein Mensch. Na hoffentlich blieb das seine einzige Begegnung mit der unheimlichen Art. Auf weitere Treffen konnte er ganz gut verzichten. Schließlich ging er weiter und passte nun umso mehr auf. Zwar konnte er nicht sagen, ob dieser Kapuzenfreak gefährlich war, aber er wollte lieber kein unnötiges Risiko eingehen. Nicht, solange er keine richtige Waffe hatte. Schließlich erreichte er wieder eine Abzweigung und so langsam fragte er sich, ob er überhaupt den richtigen Weg ging, denn so langsam geriet er in Zweifel. „Scheiße Mann, wie groß ist diese Anstalt hier eigentlich?“ Dieses Mal entschied er sich, geradeaus zu gehen, doch als er sah, dass von rechts jemand kam, blieb er abrupt stehen, machte einen Schritt zurück und versteckte sich hinter der Wand. Im nächsten Moment kam auch schon ein junger Mann mit fast kreidebleicher Haut ins Licht, der eine dunkelrote kurzärmelige Kapuzenjacke trug. Sein Gesicht war von Piercings und Tätowierungen gezeichnet, auch seine Arme zierten schwarze Tattoos. Er trug ein schwarzweiß gestreiftes Shirt, schwarze fingerlose Handschuhe und um den Hals trug er eine Kette mit einem Messingschlüssel. Sein Haar war lang gewachsen und schwarzrot gefärbt. Doch das Unheimlichste an ihm waren die Augen. Sie waren komplett weiß, als hätte er weder Pupille noch Iris. Diese leblosen Augen glotzten scheinbar ins Leere und für einen Moment setzte Mellos Herz vor Schreck beinahe einen Schlag aus. Doch dann realisierte er, was mit dem Kerl nicht stimmte: er war blind. Na denn, ein Blinder konnte ihm ja wohl kaum gefährlich werden. Lautlos schlich Mello an ihm vorbei und sah, wie dieser langsam seine Wege ging. Na also, der Kerl hatte ihn nicht bemerkt. Da hatte er noch mal Glück gehabt.

Mello ging weiter und erreichte nach einer kurzen Weile eine Art Büro, wo vielleicht mal ein Wärter gearbeitet hatte, der die Schwerstkriminellen beaufsichtigen musste. Traf sich doch ganz gut. Vielleicht fand er hier drin eine Information, wie er denn zu den Aufzügen kam. Die Tür ließ sich öffnen und sofort begann er damit, den Schreibtisch zu inspizieren. Nach und nach öffnete er die Schubladen und fand einige Akten. Aus reiner Neugier nahm er sich eine und fand ein Foto. Es zeigte einen kleinen Jungen, gerade mal neun oder zehn Jahre alt. Seine Augen waren vollkommen weiß und leer. Dann musste das also der blinde Typ sein, den er gerade getroffen hatte.
 

Name: Simon Cohan

Geschlecht: männlich

Nummer: AX-0997-D

Sicherheitsstufe: 5
 

Simon Cohan alias „Sigma“, verhaftet in Annatown Ohio, am 28.03.19xx wegen Mordes an Edgar und Melissa Cohan (Vater und Mutter). Alter: 7 Jahre.
 

Mello musste stutzen. Sieben Jahre? Welches Kind brachte dann bitte die eigene Familie um, vor allem wenn er blind war? Nun war er neugierig und las die Notizen weiter.
 

Cohan gab an, seit seiner Geburt an einer Augenanomalie zu leiden. Der behandelnde Arzt, Dr. H. Helmstedter, attestierte eine Pigmentanomalie der Pupille und Iris, die auf einen angeborenen Gendefekt zurückzuführen sind. Simon Cohan gab an, seine Eltern ermordet zu haben, weil er ihre Augen haben wollte. Aufgrund mangelnder Zurechnungsfähigkeit wurde Cohan in die Annatown Psychiatrie eingewiesen. Dr. Worthsmith diagnostizierte bei dem Patienten eine krankhafte Obession für alle Arten von Augen, was auf seine eigene Missbildung und der Ablehnung seiner Umwelt gegen seine Person zurückzuführen ist. Nach dem Mord an drei weiteren Patienten wurde veranlasst, Cohan in die Sicherheitsverwahrung von Down Hill zu überstellen.
 

Es gilt absolute Vorsicht. Cohan kann sein Umfeld perfekt täuschen. Er wird versuchen, den hilflosen und verängstigten Jungen vorzuspielen oder sich blind zu stellen. Aus diesem Grund darf seine Zelle niemals geöffnet werden, egal unter welchen Umständen. Des Weiteren ist ein Sicherheitsabstand von mindestens zwei Metern einzuhalten. Der Inhaftierte ist mit der höchsten Sicherheitsstufe zu behandeln. Zusätzlich ist der Kontakt zu Jackson Cohan in jedem Fall dringend zu unterbinden. Im Falle eines Ausbruchs sofort Verstärkung anfordern, oder den Insassen auf der Stelle töten.
 

Ein eiskalter Schauer durchfuhr Mello, als er das las. Scheiße, der Kerl war gar nicht blind, so wie er gedacht hatte. Der konnte tatsächlich sehen! Er konnte echt von Glück reden, dass dieser Freak ihn nicht gleich angegriffen hatte, aber was nicht war, konnte ja noch werden. Bei weiterem Durchstöbern fand er noch eine Akte, auf der dieses Mal „Jackson Cohan“ stand. Nun, wenn die beiden tatsächlich hier als Team agierten, war es vielleicht ratsam zu wissen, mit was er es hier zu tun hatte. Also nahm Mello auch die Akte und überflog sie schnell.
 

Name: Jackson Cohan

Geschlecht: männlich

Nummer: AX-0998-E

Sicherheitsstufe: 5
 

Jackson Cohan, alias „Scarecrow Jack“, verhaftet in Annatown Ohio am 31.10.19xx wegen Mordes an Neill Cohan (Vater), Teresa und John Cohan (Tante und Onkel). Alter: 10 Jahre. Cohan ist aufgrund schwerer Brandverletzungen ins Krankenhaus von Annatown eingeliefert worden. Laut Bericht versuchte seine Tante ihn zu verbrennen. Cohan erschlug seinen Vater, seine Tante und seinen Onkel mit einer Axt und zeigte bei seiner Festnahme ein extrem gewalttätiges Verhalten. Mit absoluter Vorsicht zu behandeln! Eine Diagnose des behandelnden Arztes Dr. H. Helmstedter bescheinigte Cohan Brandverletzungen 2. und 3. Grades am ganzen Körper, einen geburtsbedingten Nervenschaden, der das Schmerzempfinden stark reduziert und eine hochgradige Geistesstörung und Unzurechnungsfähigkeit. Der Inhaftierte ist extrem gewalttätig und aggressiv, deshalb in Einzelhaft unterzubringen. Unter keinen Umständen seine Zelle öffnen oder sich ihm mehr als drei Meter nähern. Cohan wird ohne zu zögern sofort angreifen und versuchen zu töten. Ihn unter allen Umständen von Sigma fernhalten. Im Falle eines Ausbruchs sofort töten.
 

Scheiße, in was war er da bloß hineingeraten? Er musste schnell weg hier, bevor dieser „Sigma“ noch seinen durchgeknallten Verwandten holte. Da Mello keine Karte fand, ließ er es sein und verließ schnell das Büro. Er eilte den Gang entlang und wollte auf gut Glück den Aufzug finden. Doch kaum, dass er um eine Ecke ging, stand ihm plötzlich ein groß gewachsener Mann mit langem schwarzem Haar und stechend gelben Augen gegenüber. Er trug eine Gashalbmaske, einen langen dunkelbraunen Kapuzenmantel und schwarze Handschuhe. In seiner Hand hielt er eine blutverschmierte Machete. Sein Atem war schwer rasselnd und etwas Wahnsinniges funkelte in seinen Augen. Er war gut und gerne 1,90m groß. Mellos Herz setzte einen Schlag aus und er war für einen Moment wie erstarrt, als er diese Gestalt vor sich sah, die mehr wie eine verwahrloste Vogelscheuche oder wie ein irrer Killer aus einem Horrorfilm wirkte. „Kleines Schweinchen“, knurrte er und seine Stimme jagte dem 24-jährigen einen Schauer über den Rücken. Das war Jackson Cohan, das Monster aus dem Westblock.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2015-04-25T15:40:22+00:00 25.04.2015 17:40
Ohi langsam geht es gut. Mello tut mir so leid. DX
Aber ein super Kapitel.


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