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Lass mein Licht nicht erlöschen

von

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Macht und Klinge

Garen verharrte wie festgefroren, während seine Finger von Lux Arm abrutschten.

Er hatte sie aufhalten wollen, hatte verhindern wollen, dass sie einen Fehler für ihr Leben beging, indem sie diesen Ring annahm, wo sie doch gerade auf so offenkundige Art und Weise ihre Liebe zu Xin Zhao bekundet hatte, den Garen zwar auf Grundlage seines brüderlichen Verhaltens dafür bestrafen wollte, wie sehr seine Schwester wegen ihm gelitten hatte, dem er aber gleichzeitig keine schlechten Absichten unterstellen konnte, kannte er ihn und seine gutmütige Art doch schon zu lange.

Doch dann hatte Lux plötzlich das Unglaubliche getan. Sie hatte ihren eigenen Bruder ans Messer geliefert und so den Raum in Stille getaucht.

"Ich habe..." Und er wusste bereits, dass er zu lange gezögert hatte, um glaubhaft zu wirken. Er hätte es leugnen können, sein Wort hätte gegen Lux' gestanden, die so aufgelöst war, dass ihm jeder geglaubt hätte. Sie hatte recht. Alle würden versuchen den Erben der Kronwachts sauber und unschuldig zu halten, allein aus symbolischer Bedeutung. Und trotzdem hatte die Lüge zu schwer gewogen, um sie über die Lippen zu bringen, denn er hatte mit Katharina DuCouteau geschlafen.

"Garen." Es war Jarvan. Er klang bittend. Er wollte nicht, dass es wahr war. Aber es war wahr und Garen wollte und konnte es nicht verleugnen. Er hatte keinen Verrat an seiner Heimat begangen und niemand konnte ihm Untreue zur Krone vorwerfen und trotzdem hatte er es nicht eine Sekunde lang bereut, als sie das erste und jedes weitere Mal ohne Ankündigung in seinem Zelt auftauchte und alle Kleider und Waffen zu Boden fallen ließ. "Das kann nicht-"

"Doch", unterbrach er seinen besten Freund, bevor er einen langen Moment schwieg. "Sie hat recht." Langsam drehte er sich zu den Anwesenden um. Seine Mutter war so bleich wie das Tischtuch und er wagte es nicht, zu seinem Vater zu blicken, der so viele Schlachten gegen General DuCouteau geschlagen hatte wie niemand sonst. "Aber es hat keine politische Bedeutung."

Natürlich würde ihm niemand das glauben, er würde es selbst niemandem glauben, ja, er hatte es zuerst selbst nicht geglaubt, als sie es behauptet hatte, aber nicht einmal war ein Wort über den Konflikt gefallen, nicht einmal hatte sie versucht ihm zu schaden. Und dennoch war sie da. Bereits seit ihrer ersten Begegnung auf dem Schlachtfeld, diese Anspannung, das Knistern in der Luft, die Anziehung, die jeder Vernunft widersprach.
 

Die Sonne hatte ihren Zenit noch nicht ganz erreicht und über dem Boden vibrierte die Hitze des Tages.

Seit Tagen gab es Tag für Tag Auseinandersetzungen zwischen den Fronten, einzelne Kämpfe, wenn sich Krieger weiter vor wagten oder provozieren wollten, Assasinen, flinke Kämpfer zumeist. Sie kommen aus dem Nichts und verschwanden ebenso schnell wieder. Aber heute war es anders. Garen hatte Meldung bekommen, dass dort in der Senke eine Gefahr ganz anderen Kalibers aufgetaucht war und nun mehrere Männer beschäftigte.

Augenblicklich hatte er sein Schwert gegriffen und die schweren Schulterplatten festgezogen. Es kribbelte unter seiner Haut, die Herausforderung, der Wunsch Demacia zu verteidigen und sich mit dem neuen Feind zu messen.

Als er das Schlachtfeld erreichte, sah er kaum mehr als einen rötlich schwarzen Schatten, der von Soldaten zu Soldat huschte und so ein halbes Dutzend seiner besten Männer beschäftigte. Mehr als einer war im Kampf bereits zu Boden gegangen.

Er griff das lederumwickelte Heft fester, sah seine Männer zurückweichen und sprang.

Der Boden erzitterte, als die Klinge sich ins Gestein grub, doch der Angreifer war verschwunden. Hinter ihm. Garen hörte die Schritte, riss das Breitschwert in die Luft und schleuderte herum. Ein Licht blitzte auf, wieder ging sein Schlag ins Leere. Der Feind bewegte sich schneller als er. Er spürte den Tritt, kaum hatte das Licht sich in den scharfen Klingen neben ihm gespiegelt. Es gab nahezu keine Auftrittsgeräusche, ja, beinahe schien es als bewege sich der Angreifer völlig lautlos. Ein zweiter Tritt traf Garen, von der anderen Seite. Er taumelte, dann war da Gewicht auf seinen Schultern.

Erst jetzt, als er nach oben griff, das flink geschwungene Messer abfing, fiel es ihm auf. Der Arm in seiner Hand war zu zart, die Haut war zu weich und das Gewicht auf seinen Schultern war neben den schweren Schulterplatten kaum spürbar gewesen. Er zog an dem Arm und sah bereits das Meer von rotem Haar, als sie hart auf dem Boden aufschlug. Eine Frau.

Garen konnte kaum blinzeln, da stand sie bereits wieder, schob sich eine Strähne aus dem Gesicht und sprang zurück. Zwei Messer flogen auf ihn zu und obwohl er das Schwert hob, schlug er sie weder weg noch wich er aus. Sie hatte schlecht gezielt oder vielleicht auch seine Ruhe getestet. Wie durch Butter sanken sie in die metallerne Panzerung ein, doch erreichten das Fleisch darunter nicht. Wütend zog er sie heraus und warf sie zu Boden.

Seine Gegnerin hatte bereits zwei neue Klingen gezückt, während sie flinke Schritte seitwärts machte und ihn genau beobachtete.

"Das ist also der große General Kronwacht? Die große Macht Demacias? Ganz schön langsam." Sie lachte, dann flitzte sie wieder auf ihn zu. Diesmal wich er aus und traf sie mit dem Heft in den Rücken. Sie ging zu Boden und in einer schnellen Bewegung drehte er das Schert, um es mit beiden Händen und aller Kraft in den Boden zu rammen. Wenn es nach ihm ginge, würde sie diesen Ort nicht wieder verlassen, doch sie rollte sich flink weg, kam noch aus der Bewegung wieder auf einem Knie zu stehen.

Langsam zog er die Klinge aus dem Boden, beobachtete sie. Sie kannte ihn, doch er konnte ihr Gesicht nirgendwo einordnen. "Bist du eine der noxischen Assasinen?!" Der Gedanke, dass die Feinde Frauen ausbildeten, die ihre Mordaufträge ausführten, missfiel Garen über alle maßen, aber die Rothaarige lachte nur und griff noch einmal an.

Garen hob abwehrend das Breitschwert, doch bereits nach wenigen Schritten wurde sie von einem lauten Geräusch gestoppt. Metallern, ja beinahe scheppernd, als würde Metall auf Metall schlagen und dann das ihm so wohlbekannte, schrille, ja, wahnsinnige Lachen des verrückten Schafrichters der noxischen Armee. Er bekam immer eine Gänsehaut, wenn er es hörte und trotzdem hielt er den Blick fest auf seine Gegnerin gerichtet, denn die seufzte kurz und rannte dann doch auf ihn zu. Er hielt noch immer das Schwert, griff es aber noch ein wenig fester und richtete es waagerecht auf sie aus, als sie ihn bereits erreichte. Zu spät sah Garen überhaupt, dass die Kriegerin ihre Waffen weggesteckt hatte.

Dann lagen ihre bloßen Hände auf der stumpfen Schwertfläche und mit einem plötzlichen Druck schleuderte sie den General in Richtung Boden und sich selbst durch die Luft. Lautlos kam sie wieder auf dem Boden auf und rannte dann weiter davon, bevor Garen sich noch umdrehen konnte, um sich nach ihr umzusehen.

"H...hey!"

"Lass uns das mal wiederholen, General Kronwacht!", rief sie noch zurück, dann erreichte der rote Haarschopf bereits den Rand der Senke.

Einen langen Moment wollte er ihr folgen, die Anspannung des Kampfes beflügelte noch seine Gedanken, doch er stoppte sich, bevor er zu tief ins feindliche Gebiet eindringen würde. Immerhin musste unweit von hier Draven warten, wenn sein Lachen so deutlich bis in diese Senke zu hören gewesen war. Und wo Draven war, war auch meist Darius gar nicht weit weg und Garen wollte keinem von ihnen allein und ohne Mitwisser begegnen. Also zog sich der braunhaarige Krieger Demacias langsam zurück und kümmerte sich stattdessen mit seinen Männern um die Verwundeten am Boden.
 

Wäre er ihr doch gefolgt, hätte die rothaarige Frau ihn direkt in die Arme der noxischen Schlächterbrüder geführt, deren Streit gerade darin endete, dass Darius seinen kleinen Bruder in den Schwitzkasten nahm und so seine Überlegenheit demonstrierte. Gerade als sie auf der Lichtung ankam, ließ er ihn wieder los und beobachtete wie er kurz taumelte und dann vor ihrer Kriegsschwester zu stehen kam.

"Uh, Katharina, Süße", grinste er sie an und wollte sie offensichtlich in die Arme schließen, wofür er nur einen Schlag in die Magengegend kassierte. Darius lachte auf seine kratzige Art und Weise und trat dann an die Seite seines Bruders. "Sie will kein Teil deiner Liga sein, Draven."

"Sie verpasst was." Dravens Stimme war ein leiser Singsang, aber er wusste, dass Katarina wirklich kein Interesse an ihm hatte und er würde sich nicht mit seinem Bruder um eine Frau streiten. Immerhin hatte er eh genug Auswahl und obwohl es ihn anfangs gewurmt hatte, konnte er inzwischen auch mit dem Gedanken leben, dass er tatsächlich nicht ihr Typ war. Außerdem war sie ihm inzwischen auch wirklich zu gefährlich geworden.

Sein Bruder jedoch war mutig genug, um die Finger über ihren Kiefer gleiten zu lassen, mutig oder vielleicht genoss er auch einfach die subtile Gefahr, die von ihr ausging, wer wusste schon, was in seinem Kopf schief gelaufen war. Dagegen war Dravens Tick ganz normal, davon war er fest überzeugt, Sex, Ruhm und dieser hoffnungsvolle Ausdruck in ihren Augen kurz bevor seine Axt sie zwischen die Schulterblätter traf, das und vielleicht noch der kalte Angstschweiß, den er bei seinen Feinden auslösen konnte, wenn sein Name nur erwähnt wurde.

Katarina jedenfalls ertrug seine Berührung genervt. "Also, was treibt ihr hier? Außer Lärm machen?"

"Dich suchen, wo warst du?"

"Ohhh, war der große Darius einsam ohne mich?" Sie lachte hämisch. Es war ein Spiel zwischen ihnen, beide testeten aus, wie weit sie gehen konnten, bevor bei einem von beiden eine Sicherung durchbrennen würde.

"Ja, ganz furchtbar." Und die nächsten Worte sprach er so nah an Katarinas Ohr aus, dass Draven sie kaum hören konnte. "Meine Lenden brennen nur so darauf gegen deine zu stoßen und dir dieses schiefe Grinsen aus dem Gesicht zu wischen, bis du nicht einmal mehr deinen eigenen Namen kennst, weil meiner so allgegenwärtig geworden ist, wenn du ihn für mich schreist."

"In deinen Träumen vielleicht." Sie wich der lassiven Geste seiner Zunge an ihrem Ohr aus und verdrehte die Augen. Draven war versucht laut zu pfeifen und sie anzufeuern, sich doch direkt die Kleider vom Leib zu reißen. Dann wiederum hatte er wirklich kein Interesse daran, seinem Bruder beim Sex zuzuschauen.

Darius jedenfalls nutzte seine körperliche Überlegenheit mit sichtbarer Freude aus, indem er Katarina zu sich drehte und ihr Kinn zu sich emporzog, um ihre Lippen zu versiegeln. Sie biss ihn. "Nicht einmal, wenn du der letzte Mann auf Erden wärst, Darius."

Draven lachte leise vor sich. Dabei war er eine gute Partie, befand er schmunzelnd, immerhin die rechte Hand von Jericho Swain, mehr konnte ihr ihr Nachname auch nicht bieten, vor allem nicht, nachdem ihr Vater verschwunden war. Darius schien es dennoch zu ärgern, in wenigen flinken Schritten wich sie jedoch aus seiner Reichweite zurück.

"Ich habe meine Grenzen ausgetestet", erklärt sie, die Beine überschlagend auf einem Baumstumpf platznehmend. "Er ist ganz schön langsam. Hat mich an dich erinnert. Eine passender Gegner, wenn du mich fragst."

Er? Jemand, der sich mit Darius messen konnte? Draven beobachtete, wie auch die Züge seines Bruders fragender wurden, bis Katarina wieder aufstand, eine rote Haarsträhne um den Finger wickelnd. "Der Kronwacht." Dann verließ sie unseren Treffpunkt in Richtung des Lagers, während Darius angeekelt von dem Namen selbst etwas Blut von ihrem Biss ausspuckte und ihr dann folgte. Da war ein seltsamer Schimmer in Katarinas Augen gewesen, aber Darius hatte ihn scheinbar nicht bemerkt und Draven interessierte es kaum. Sie hatte nie viel auf Befehle gegeben und solange sie sich nicht überschätzte würde es ihnen keine Probleme machen, wenn sie ihre Grenzen austestete. Obwohl es eine Schande wäre, sie zu verlieren. Es machte einfach zu viel Spaß zu beobachten, wie sie seinen Bruder auf Abstand hielt und ihre Hose doch immer dieses winzige Stückchen zu tief trug, wenn sie ihm den Rücken zuwandte.
 

Der gelangweilte Klang in ihrer Stimme, als sie von ihrem Kampf mit Garen erzählte, war eine Lüge gewesen, denn ihr Körper hatte noch Stunde um Stunde unter der Spannung gebrannt, die wie Elektrizität über ihre Haut jagte.

Sie hatte kein Interesse, mit Darius zu schlafen, aber sie würde heute Sex haben, da war sie sich sicher. Sie musste nur bis zum Abend warten, solange bis die Sonne ihre Kraft verloren hätte und niemandem ihr Fehlen mehr auffallen würde.



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