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Loving Heartbreaker

Liebe ist nicht immer leicht
von

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Tears

Flüche und Verwünschungen flogen durch die angespannte Luft des Lokals.

Motoki war noch nie so außer sich gewesen wie in diesem Moment. Wütend hatte er seine Tasse mit brühtend heißem Kaffee genommen und nach seinem besten Freund geschmissen. Laut krachend zersplitterte sie an der Wand neben Mamorus Kopf. Normalerweise wäre der Blonde schon beim Anblick der Scherben fuchsteufelswild geworden. Doch heute galt sein ganzes, sonst so gut verborgenes, Aggressionspotenzial seinem besten Freund. In dem Cafébesitzer brodelte es und in schnellen Schritten hatte er die wenigen Meter zu dem Schwarzhaarigen überbrückt und holte aus. Bisher hatte er noch keiner Fliege etwas zuleide getan. Aber bei Mamoru und seinen Behauptungen hatte er seine friedliebenden Prinzipien über Bord geworfen. In wenigen Sekunden packte er Mamoru am Kragen seinen Shirts und holte mit dem rechten Arm schwungvoll aus. Er hätte ihm vermutlich die Nase gebrochen, wenn Makoto nicht schneller gewesen wäre und ihn zurückgehalten hätte.

„Lass mich, Mako! Er hat es verdient.“

„Und wenn schon.“, Makoto ließ Mamoru nicht aus den Augen. „Mach dir an dem Arsch nicht die Finger schmutzig. Das ist er nicht wert.“

„Du hast recht!“, Motoki ließ von dem Oberstufenschüler ab und atmete tief durch. Gerade als er sich abwenden wollte, sah er im Augenwinkel, wie nun Makoto ausholte. Das Geräusch, als ihre flache Handfläche auf Mamorus Wange traf, fuhr ihm durch Mark und Bein.

„Du bist nicht viel mehr wert als der Dreck, der unter meinen Schuhsohlen klebt.“

Alle Blicke im Crown waren auf die Brünette gerichtet, die vor Wut zitternd vor dem verdutzten Mamoru stand. Der hielt sich die Wange und starrte sein Gegenüber einfach nur an.

„Ich sollte dich windelweich prügeln. Du hast ihre Liebe überhaupt nicht verdient.“

Langsam kam wieder Leben in den Schwarzhaarigen. Und auch die Wut bahnte sich wieder ihren Weg.

„Ich habe ihre Liebe nicht verdient? Welche Liebe? Sie hat mich doch nur als Spielball in ihrem komischen Rachespiel benutzt. Mehr war ich doch nie für sie. Wenn hier jemand keine Liebe verdient hat, dann ist sie es.“, er zeigte neuerlich auf Usagi. „Ich hätte alles für sie getan. Alles!“

„Du…“

„Hört auf!“

Erstaunt drehte sich Makoto um. Auch Mamoru schaute neugierig an dem hochgewachsenen Mädchen vorbei.

Usagi klammerte sich zittern an Rei, die sie stützte. In ihrem Kopf drehte sich alles und ihr Magen rebellierte. Wollte unbedingt das bis vor kurzem genossene Frühstück wieder loswerden. Sie kämpfte dagegen an. Sie befürchtete, ihre Beine würden nachgeben, als sie langsam auf ihn zuging. Sie konnte sich keinen Reim draufmachen, was in ihn gefahren war. Ihr geliebter Mamoru erschien ihr plötzlich wie ein anderer Mensch. Und sie wusste nicht warum. Ja, sie hatte die Fotos gesehen. Wortlos hatte Motoki ihr diese gereicht, nachdem er sie aus dem Umschlag geholt und sich angeschaut hatte. Die Blondine konnte sich nicht vorstellen, wer so gemein war und sie so dermaßen denunzierte. War Mamoru denn nicht klar, dass es sich dabei um Fälschungen handelte?

Glaubte er wirklich, sie würde sich jedem daher gelaufenem Jungen anbieten?

Mit jedem Mitschüler ihrer Klassenstufe ins Bett steigen?

Und dann auch nocht Fotos davon machen?

„Mamo-chan, das bin ich nicht auf den Fotos. Das musst du mir glauben.“, ihre Stimme klang leise. Doch der Angesprochene verstand jedes Wort. Wie ein Häufchen Elend stand sie vor ihm. Den Kopf gesenkt und am ganzen Körper zitternd.

„Ich glaube dir kein Wort!“

Usagi zuckte bei der Schärfe seiner Wort zusammen.

„Wer sollte es denn sonst sein? Es gibt nur ein Mädchen in dieser ganzen großen Stadt und wahrscheinlich sogar in ganz Japan, die ihre Haare zu zwei Knoten trägt und dabei aussieht wie ein dusseliges Mondkalb. Und das bist du!“

„Ich bin das nicht! Wirklich nicht!“

„Dein Rumgejammer kann mich nicht mehr täuschen. Genauso wenig wie deine Tränen es nicht mehr können. Und nun wird mir auch so einiges klar. Deswegen hast du mir das gestern Abend von den angeblichen Gerüchten erzählt, die über dich in deiner Schule getrascht werden.“

„Was?“

„Na klar. Du wolltest Mitleid erwecken. Mich so noch mehr für dich gewinnen. Aber das Spiel ist vorbei. Zwischen uns ist es vorbei. Ich bin fertig mit dir.“

„Und ich mit dir.“, Motoki drängte sich an Usagi vorbei und bugsierte sie nach hinten in den Schutz ihrer Freundinnen. „Raus hier! Und lass dich erst wieder bei mir blicken, wenn du dir im Klaren darüber geworden bist, was du hier gerade für Scheiße erzählt hast.“

Der Blonde fischte seinen Betriebsschlüssel aus der Hose und ging hinüber zur Schiebtür. Entriegelte sie.

„Raus!“, er brüllte Mamoru entgegen.

„Nur allzu gerne. Auf euch und euer mieses Intriegenspiel kann ich sowieso verzichten!“

„Nein!“

„Usagi!“, Ami versuchte sie mit aller Kraft zurückzuhalten. Genau wie es Minako und Rei versuchten.

„Nein! Lasst mich los!“

Weinend riss sich die Blondine los und stolperte in Richtung Ausgang. Erreichte die Straße. Ihre Freunde rannten hinter ihr her. Sie hatten Angst um ihre Freundin. Die Reaktionen der Menschen, die wegen dem Geschrei stehen geblieben waren, interessierte sie alle nicht.

„Mamo-chan!“, ihre Stimme klang hysterisch. „Mamo-chan! Mamo-chan, bleib bei mir! Bleib bei mir! Bitte!“

Kurz keimte Hoffnung in ihr auf, als der Schwarzhaarige tatsächlich wenige Meter vor ihr stehen blieb und sich zu ihr umdrehte. Doch als sie seine Augen sah, die eiskalt auf sie nieder blickten, starb die Hoffnung. Kein Gefühl war darin zu erkennen. Nur Dunkelheit und Leere.

„Ich will dich nie wieder sehen, Tsukino. Nie wieder!“

Seine Worte trafen sie mitten ins Herz. Die Tränen flossen ihr ungehalten die Wangen hinab. Wäre Motoki nicht neben ihr gestanden, wäre sie ungehindert auf den kalten Beton des Fußweges geschlagen. Schwärze umfing sie. Alles drehte sich. Nur dumpf drangen die Stimmen ihrer Freunde an ihre Ohren. Sie spürte starke Arme, die sie hoch hoben. Für einen kurzen Moment dachte sie, es wäre alles nur ein böser Traum. Das die Zeit stillgestanden wäre seid ihrer letzten Ohnmacht. Das Mamoru sie hochhob und besorgt ins Hinterzimmer tragen würde. Doch dem war nicht so. Es war nicht das Parfüm ihres Bakas. Es roch nicht nach Rosen und Zartbitterschokolade. Nein. Stattdessen konnte sie Zedernholz und Bitterorangen riechen. Motoki. Es war sein Parfüm.
 

Übelkeit stieg in ihm auf. Noch nie hatte er sein Schätzchen in solch einer Verfassung gesehen. Ja, er hatte sie schon verzweifelt gesehen. Mehr als einmal war sie das gewesen, wenn sie eine Mathearbeit oder einen Englischtest verhauen hatte. Aber ihre Tränen waren oft genauso schnell getrocknet, wie sie gekommen waren. Meistens dank Makotos unwiderstehlichen Bento. Doch so wie heute, weinend und zusammenbrechend, hatte er sie noch nie gesehen. Er ballte die Fäuste und knirschte mit den Zähnen. Er hätte glücklich sein sollen. Glücklich sein sollen darüber, dass Mamoru sie fallen ließ. Nichts mehr mit ihr zutun haben wollte. Stattdessen war er wütend auf sich selbst. Darauf das er bei diesem Plan von Saori mitgespielt hatte. Erst jetzt wurde Seiya bewusst, dass er vielleicht zu weit gegangen war. Die vertauschte Handynummer und die angebliche Freundin waren harmlos gewesen im Vergleich zu den provokanten Fotos.

Der Schwarzhaarige setzte sich langsam in Bewegung. Verließ sein Versteck hinter dem Baum und ging über die Straße. Einige Meter vor dem Crown blieb er stehen. Wie gerne würde er sie jetzt trösten. Ihr sagen, dass alles nur ein dummer Scherz war und bald wieder alles gut sein würde. Das sie und Mamoru sich wieder vertragen würden. Er sah, wie sich Usagis Freundinnen besorgt über die zierliche Blondine beugten, die auf einer der gepolsterten Sitzbänke lag. Sie war blass und zerbrechlich. Als bestünde sie aus Glas.

Seiyas Handy klingelte in seiner Jackentasche. Ohne den Blick von dem blonden Mädchen zu wenden, kramte er sein es hervor.

„Ja?“
 

„Ich bin’s.“
 

„Hallo Saori. Was willst du?“
 

„Ich wollte wissen, ob du schon was gesehen hast?“
 

„Ja.“
 

„Und?“
 

„Es ist vorbei.“
 

„Sehr gut! Ist das nicht super, dass alles geklappt hat?! Jetzt haben wir freie Bahn. Wie war Mamoru denn drauf?“
 

„Er war wütend.“
 

„Und Usagi?“
 

„Sie heult sich gerade die Augen aus.“, er fuhr sich über die Augen. „Saori, tu mir einen Gefallen.“
 

„Hm?“
 

„Melde dich nie wieder bei mir!“

Ohne eine weitere Reaktion von ihr abzuwarten, legte er auf. Blockierte ihre Nummer.

„Es tut mir leid, Usagi!“

Noch einen kurzen Blick warf er auf das Mädchen, bevor er sich abwandte und ging. Sein Herz schrie Verrat und sein Verstand bestätigte es. Er hatte geglaubt, dass alles gut werden würde. Das sie glücklich in seine Arme fallen und erkennen würde, dass er die bessere Wahl für sie war. So hatte er es sich in seinen Träumen vorgestellt. Träume die nun in sich zusammenfielen wie ein Kartenhaus und platzten wie Seifenblasen. Nichts passierte gerade so, wie es hätte sein sollen. Und auch in den nächsten Wochen würde es sich nicht ändern. Das ahnte Seiya nur allzu gut. Seine Traumfrau war viel zu emotional. Sie würde sich ihm nicht an den Hals werfen. Sie litt jetzt schon Höllenqualen und würde auch noch die nächsten Wochen leiden. Innerlich hoffte er, dass auch Saori ihren heißgeliebten Mamoru nicht bekam. Das er seinen Fehler einsah, so eine wunderschöne Frau für eine falsche Schlange sausen zu lassen. Er seufzte tief, als er in Richtung Bushaltestelle ging. Das Wochenende war gelaufen für ihn.
 

Wütend blickte sie auf ihr Handydisplay. Seiya hatte einfach aufgelegt und ihre Nummer gesperrt. Jeder Versuch ihn anzurufen, scheiterte mit der elektronischen Ansage, dass diese Nummer nicht bekannt sei. Was hatte er auf einmal nur? Saori war der wütende Unterton in seiner Stimme nicht entgangen. Wut und Mitleid konnte sie heraus hören. Und sie verstand nicht warum. Er war doch Feuer und Flamme gewesen, als sie ihm von den manipulierten Fotos erzählt hatte. Genau wie sie war er sich sicher gewesen, dass ihr Plan dieses Mal aufgehen würde. Und er tat es. Normalerweise hätte sich der Mittelstufenschüler freuen sollen. Jetzt war diese blonde Kuh endlich frei und er konnte mit ihr zusammen sein. Wo war jetzt sein Problem?

Gedankenverloren rührte sie in ihrem Milchkaffee. Eigentlich wollte sie sich das Spektakel auch ansehen. Aber wenn Mamoru und Usagi sie und Seiya zusammen gesehen hätten, hätten sie sich ihren Teil gedacht und sie wären aufgeflogen. Was zu dumm gewesen wäre. Im Nachhinein ärgerte sie sich schon ein wenig drüber. Nur allzu gerne hätte sie den wütenden Mamoru gesehen. Wie er Usagi niederbrüllt. Und die heulende Blondine, die nicht weiß, was los ist. Vielleicht sollte sie ganz unverhofft beim Crown vorbei gehen. Es war von ihrem jetzigen Standpunkt aus nicht weit entfernt.

Sie rief den Kellner zu sich und bezahlte. Mit blendend guter Laune erhob sie sich und schlenderte durch den Freisitz des Cafés und auf die Straße. Als sie los ging und ihren Blick schweifen ließ, stutzte sie.

„Mamoru!“

Ungläubig weiteten sich ihre Augen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite lief ihr Mamoru. Sein Blick war finster. Die Hände hatte er tief in die Taschen seiner Jacken geschoben. Man konnte es gar nicht wirklich Laufen nennen, was er da tat. Es war schon eher ein Marschieren. Saori hob die Hand, rief seinen Namen und hatte Erfolg damit. Er blieb stehen und suchte die Gegend ab nach der Person, die seinen Namen gerufen hatte und ihre Blicke trafen sich. In schnellen Schritten lief sie über die Straße und kam breit lächelnd vor ihm stehen. Sie wollte sich auf keinen Fall anmerken lassen, dass sie wusste, warum er so ein Gesicht zog.

„Hallo Mamoru! Schön dich zusehen. Wie geht’s dir?“

„Hallo!“

„Meine Güte! Du ziehst ja ein Gesicht wie sieben Tage Rettenwetter. Was ist denn los?“

„Ja, alles gut. Nur ein bisschen Stress.“, er wandte den Blick von ihr ab.

„Ohje. Ärger im Paradies?“

„Hör mal, ich melde mich bei dir. Okay? Ich hab jetzt nicht den Kopf für einen Smalltalk.“

„Okay.“, Saori versuchte sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen.

„Kannst du mich die Woche beim Vorbereitungskurs entschuldigen?! Ich glaube, ich werde krank.“

Die Brünette nickte nur. Es war so gar nicht seine Art, dass er ohne einen Grund den Kurs schwänzte. Scheinbar hatten ihn die Fotos doch härter getroffen, als sie es gedacht hätte.

„Ja sicher. Dann lass dich von deiner Freundin schön pflegen.“, sie setzte ein unschuldiges Lächeln auf. „Dazu sind wir Mädchen doch da.“

„Hm.“, der Schwarzhaarige wandte sich ab. Er drehte sich nicht noch einmal um. Die junge Frau konnte sich ein bösartiges Kichern nicht verkneifen. Sie hatte nicht widerstehen können und musste ihn auf seinen Schmerz hinweisen. Außerdem wusste sie es doch offiziell gar nicht.

„Saori?“

Erschrocken sah sie auf. Mamoru sah sie traurig an.

„Usagi und ich sind nicht mehr zusammen.“, seine Stimme klang gebrochen. „Sie hat mich betrogen.“

„Das tut mir leid.“, log sie und versuchte eine mitleidige Miene aufzusetzen.

„Schon okay. Ich komm schon drüber hinweg. Gibt ja noch andere Mädchen auf dieser Welt.“

Mamoru wandte sich endgültig ab und verschwand um die nächste Ecke. Erleichterung und Freude machten sich in Saori breit. Zum einen, weil ihr Plan so wunderbar aufgegangen war. Zum anderen, weil Mamoru zugegeben hatte, dass die Beziehung zu Usagi gescheitert war. Es hätte gar nicht besser laufen können. Sie hoffte, dass er sich bald melden würde. Sie war die Einzige, die ihn aus diesem dunklen Jammertal holen konnte. Und dann würde er erkennen, wie wichtig sie ihm war. Jetzt musste sie sich nur noch davon überzeugen, dass Usagi die Trennung auch verstanden hatte.

Ihre Beine trugen sie in großen Schritten zu dem drei Straßen weiter gelegenen Crown. Sie wollte unschuldig hineingehen, als sie das Schild an der Tür sah.

„Wegen Inventur geschlossen.“, las sie leise sich selbst vor.

Sie ging ein Stück weiter und warf einen Blick durch die großen Fensterscheiben hinein ins Innere. Der Anblick ließ ihr Herz vor Freude und Genugtuung hüpfen. Da saß sie. Die angeblich wundervolle und wunderschöne Tsukino Usagi. Doch im Moment war sie nichts von alledem. Sie war nicht wundervoll sondern verheult. Sie war nicht wunderschön, sondern nur grau und unscheinbar wie eine Kirchenmaus. Saori erkannte, dass ihre Augen ganz geschwollen waren vom vielen Weinen. Am liebsten hätte sie laut gegen die Scheibe gehämmert und gerufen, dass es ihr nur Recht geschehen war. Doch diesem kindischen Drang gab sie nicht nach. Lieber genoss sie still und leise das Leid der Blondine. Suhlte sich darin mit einem breiten und zufriedenen Lächeln. Nun würde die dumme Gans genauso leiden, wie sie es die ganze Zeit getan hatte. Und nie würde der Verdacht auf sie, Saori fallen, dass sie so unsagbar gnadenlos war und alles eingefädelt hatte. Bald würde Mamoru ihr gehören. Er würde an ihren Lippen hängen und sie berühren. Er würde ihr gehören. Und keine Macht der Welt würde sie mehr trennen können. Jeder würde sehen, wie gut sie zusammenpassten und sich ergänzten. Sie lachte leise auf. Sehr bald hätte sie ihr Ziel erreicht. Sie musste nur noch ein wenig Geduld haben.

„Was für ein schöner Tag!“
 

Keiner der im Crown Anwesenden hatte die junge Frau bemerkt, die kurz am Fenster stehen geblieben war und hinein geschaut hatte. Keiner von ihnen hatte den Hohn und Spott in ihren Augen gesehen. Und keiner würde es sehen, da sie gerade eben wieder gegangen war.

Sie alle kümmerten sich aufopferungsvoll um das weinende Mädchen in ihrer Mitte. Das Frühstück war schon längst vergessen. Der Appetit war allen vergangen. Selbst die Inventur war vergessen.

Unazuki hatte Usagi eine heiße Schokolade gemacht. Aber sie rührte sie nicht an. Die Blondine fühlte sich innerlich leer. Ihr Herz lag in abertausenden Splittern am Boden. Man konnte es nicht reparieren. War es einmal entzwei, dann war alles vorbei. Sie wusste nicht einmal mehr, woher sie noch die Tränen nahm, die unaufhörlich ihre Wangen hinab kullerten. Immer wieder betrachtete sie aus dem Augenwinkel die Fotos, die Mamoru wütend seinem besten Freund in die Hand gedrückt hatte.

„Das bin ich nicht.“, ihre Stimme klang leise und verzweifelt.

„Das wissen wir.“, Rei fuhr ihr mit der Hand tröstend über den Rücken. „Wir wissen, dass du niemals mit anderen Jungs einfach so ins Bett steigen würdest.“

„Und warum weiß es dann Mamoru nicht? Warum glaubt er, dass ich das bin?“

„Ach Süße. Weil er einfach ein Idiot ist.“

„Woher hat er eigentlich die Bilder?“, Ami nahm eines in die Hand. Ihre Augen huschten schnell und Millimeter um Millimeter über die Farbpixel, als würde sie einen Fehler suchen. Das Genie der Gruppe war sich ziemlich sicher, dass es sehr gelungene Fälschungen waren.

„Das hat er gar nicht gesagt.“, Motoki griff nach dem Umschlag. „Gibt es denn irgendjemand, der dir mit Absicht schaden will, Usa?“

Die Angesprochene schüttelte den Kopf.

„Bei uns in der Schule gibt es ja diese Gerüchte über sie.“

„Makoto!“

„Nein, Usa. Wenn wir heraus bekommen wollen, wer diese hässlichen Bilder von dir gemacht hat, müssen wir alles in Betracht ziehen.“

Der Blonde und die Rothaarige am Tisch wussten von dem Gerede, was in Usagis Schule herrschte. Bisher dachten sie, es wäre nicht so schlimm. Jetzt sah die Sache anders aus.

„Usa?“

Usagi hob den Kopf und sah den nachdenklich dreinblickenden Motoki an.

„Mamoru hat vorhin zu dir gesagt, dass du ihm gestern von den Gerüchten erzählt hättest.“

„Ja. Ich dachte mir, dass es besser ist, dass er davon weiß. Früher oder später hätte er ja eh davon erfahren. Und ich wollte mir dann von ihm nicht vorwerfen lassen, dass ich ein Geheimnis hätte. Hätte ich es ihm bloß nicht gesagt.“

„Du hast ihm eben vertraut.“

„Ja eben, Mina! Und nun?“, die junge blonde Frau war aufgesprungen. „Jetzt hält er mich für die größte Schlampe Tokios und will nichts mehr mit mir zutun haben.“

„Was reden sie denn genau über dich in der Schule?“, Unazuki sah sie fragend an.

„Sie denken, ich wäre mit Seiya zusammen und mit Mamoru.“

„Mit Seiya?“

„Ja. Er ist ja der Held bei den Mädchen in der Schule. Als er behauptet hat, dass er eine Freundin hätte, sind die sauer geworden. Erst recht als er ihnen nicht sagen wollte, wer seine Freundin ist. Ihr Verdacht fiel schnell auf mich, weil er mir immer noch solche eindeutige Blicke zugeworfen hat. Dann haben sie mich mit Mamoru gesehen und glauben nun, ich fahre zweigleisig.“

„Erzähl ihr von dem Gerede der Jungs über dich.“

„Macht du das, Ami.“

„Die Jungs drehten sich ja schon eine Weile nach Usagi um. Es ist ja nicht nur Seiya, der auf sie steht. Jetzt glauben sie aber ebenfalls, dass sie zwei Jungs hat und sind der Meinung, dass sie ruhig noch mehr haben könnte. Jeder meldet gerade seinen Anspruch auf sie an und manche behaupten auch, sie hätten schon mit ihr geschlafen.“

„Was?“

Minako, Rei, Unazuki und Motoki schauten Ami mit offenen Mündern an.

„Ich hab das am Donnerstag von einem Mädchen am Gang erfahren.“

„Dein Ruf ist ja vollkommen ruiniert.“, Motoki war vollkommen überrascht. „Und Mamoru wusste davon?“

„Nicht direkt. Ich hab ihm nur das mit der Eifersucht der Mädchen erzählt. Und das eben nicht nur Seiya hinter mir her ist.“

„Du solltest die nächste Woche vielleicht lieber nicht in die Schule gehen.“

„Wie stellst du dir das vor, Makoto? Was soll ich meinen Eltern sagen?“

„Das regeln wir für dich. Komm schon, bringen wir dich nach Hause.“, die Brünette schob ihre Freundin zur Tür. „Kommt ihr mit?“

Auch der Rest der Mädchen und Motoki erhoben sich. Keiner von ihnen würde Usagi nun alleine in einen Bus setzen. Schon immer hatten sie füreinander eingestanden und waren füreinander da. Und nun brauchte Usagi sie alle.
 

Das Radio in der Küche lief. Wasser gurgelte beim Abfließen durch den Abfluss des Spülbeckens. Ein Lied mitsummend trocknete Ikuko das Geschirr vom Mittag ab. Nur ihr Mann war noch zuhause. Ihr Sohn hatte bei einem Freund zu Mittag gegessen und nun waren die beiden zusammen beim Fußball. Die Hausherrin genoss die Ruhe im Haus. Viel zu oft war es hier turbulent und laut. Ihre Kinder hatten beide oft Besuch und die Freunde waren kein bisschen ruhiger. Doch trotzdem hätte Ikuko es um keinen Fall missen wollen. Sie war froh, dass ihre Tochter und ihr Sohn beliebt waren in der Schule. Die beiden hatten nie Probleme gehabt, Anschluss zu finden. Meistens suchten die Freunde sie und nicht andersherum.

„Nanu, was ist das denn für ein Auflauf?“, verwundert sah sie durch das Küchenfenster. Ihre Tochter kam gerade durch den Vorgarten. Rings um sie herum standen ihre Freundinnen und Motoki.

„Hast du was gesagt, Liebling?“, Kenji kam aus dem Wohnzimmer.

„Usagi und ihre Freunde sind vor der Tür.“

„Ich dachte, sie wären alle im Crown?“

Kenji konnte keine weiteren Fragen stellen, da die Haustüre aufging und ein Stimmgewirr zu hören war. Zusammen mit seiner Frau trat er in den Flur.

„Was machst du denn hier?“, Ikuko sah ihre Tochter fragend an. „Und wo ist Mamoru?“

„Es gibt keinen Mamoru mehr.“, Usagi biss die Zähne fest aufeinander. Sie wollte nicht schon wieder weinen. Ohne ein weiteres Wort lief sie an ihren Eltern vorbei und die Treppe hinauf. Die Mädchen folgten ihr sofort.

„Motoki, was ist denn passiert?“

„Vielleicht sollten wir uns setzen?!“, Motoki hatte die Hände in den Hosentaschen vergraben. Auf dem Weg hierher hatten die Mädchen einhellig entschieden, dass er es Usagis Eltern erklären sollte.

Ikuko nickte nur und ging mit ins Wohnzimmer. Auch Kenji folgte und ließ sich in seinen Lieblingssessel fallen. Dem Elternpaar entging die Unsicherheit nicht, die den blonden Cafébesitzer ergriffen hatte. Nervös knetete der junge Mann seine Hände. Den Blick hatte er gesenkt. Er wusste, wieviel Usagis Eltern von Mamoru hielten. Ihre Mutter sah in ihm schon ihren Schwiegersohn in spe. Und nun hatte der Oberstufenschüler alle enttäuscht. Motoki konnte sich nur um Schadensbegrenzung bemühen und dafür sorgen, dass sein eigentlich bester Freund am Ende noch einer Chance hatte auf Rehabilitation. Sofern er irgendwann mal wieder klar denken konnte. Tief atmete er ein und wieder aus. Noch einmal ging er gedanklich das durch, was er mit den Mädchen besprochen hatte. Er sollte nicht zu viel sagen. Die Fotos am besten verschweigen. Sonst würde Kenji wahrscheinlich Amok laufen und seine Tochter in ein reines Mädcheninternat fern ab von jeglicher Zivilisation stecken.

„Usagi und Mamoru haben sich ziemlich verkracht.“

„Oh nein.“, Ikuko schlug die Hand vor den Mund. „Wieso denn das?“

„Was hat dieser Baka ihr angetan?“

Motoki hob vorsichtig den Blick. Schon jetzt war Usagis Vater auf hunderachtzig und er hatte das Gefühl, als würde Kenji viel zu viel wissen oder zumindest erahnen. Er musste wohl mehr verschweigen, als sie eigentlich besprochen hatten. Wenn Mamoru endlich wieder normal war, dann hatte der Blonde definitiv mehr als nur einen gut bei ihm. Und das würde er ihm sicherlich auch mehr als einmal kräftig unter die Nase reiben. Dabei hatte er es nicht mal verdient, so aus dem Mist gezogen zu werden. Zumindest nicht in diesem Moment.

„Hat Ihnen Usagi davon erzählt, was die beiden für eine Beziehung führen?“, eigentlich kannte er schon längst die Antwort.

„Ja.“, Ikuko nickte und ihr Mann ebenso. „Sie hat erzählt, dass sie es langsam angehen lassen wollen. Mamoru ist nicht so der Beziehungstyp, wie sie es nannte. Usagi wollte ihm Zeit lassen und dann an ihrem Geburtstag eine Antwort von ihm.“

Der Blonde nickte.

„Genau. Und wir dachten auch bis heute, dass alles gut sei zwischen den beiden. Aber das war es wohl nicht. Als Mamoru heute ins Crown zum Frühstück kam, war er verändert. Er versuchte sich nichts anmerken zulassen.“

„Aber euch ist es nicht entgangen.“

Motokis Blick traf den von Kenji. Er nickte.

„Nein. Minako hat Usagi gefragt, was denn mit Mamoru los sei. Er hat es gehört und ist an die Decke gegangen. Irgendwie scheinen ihm seine eigenen Gefühle im Weg zu stehen. Er kam mir vollkommen überfordert vor.“

„Was ist dann passiert?“, Usagis Mutter sah den besten Freund ihrer Tochter mit einer Spur Angst in den Augen an.

„Ihre Tochter wollte ihn beruhigen. Sie verstand gar nicht, was los war. Wir alle haben es nicht verstanden und ebenfalls versucht, beruhigend auf ihn einzureden. Aber es war wirkungslos. Er hat uns gar nicht zugehört. Und am Ende hat er mit Usagi Schluss gemacht.“

Kenji war bei diesen Worten aufgesprungen.

„Er hat meinem kleinen Mädchen wehgetan. Hast du das gehört, Ikuko? Er hat ihr wehgetan. Dieser arrogante Schnösel!“

„Beruhig dich, Kenji.“

„Ich hätte ihr den Umgang mit dem Kerl verbieten sollen.“

„Ihre Tochter liebt ihn aber.“

„Was?“, Kenjis Stimme entgleiste genauso wie seine Gesichtszüge.

„Sie liebt ihn immer noch.“

„Er hat sie verlassen. Er hat sie verletzt.“

„Ich weiß. Aber Sie kennen Usagi genauso gut wie ich und wahrscheinlich noch besser. Sie ist der emotionalste Mensch, den ich kenne. Wenn sie liebt und hasst, dann tut sie das mit Haut und Haaren. Auch jetzt. Ihr Herz wurde heute von Mamoru mit Füßen getreten. Aber Herr Tsukino, ich habe heute erlebt, wie sie ihm hinterher gerannt ist. Wie sie nach ihm gerufen hat und wie verzweifelt sie war.“

„Also eben kam sie mehr sehr gefasst vor.“

„Das ist nur eine Fassade.“, Ikuko hatte ihren Blick auf ihre ineinander verknoteten Finger gerichtet. „Sie will uns nur beruhigen und vorallem dir keine Angriffsfläche bieten, um noch mehr gegen Mamoru zu wettern, als du es eh schon tust. Und damit wirst du dich in Zukunft noch mehr zurückhalten.“

Der Hausherr nickte nur missmutig. Es war ihm peinlich, vor dem jungen Mann zurecht gewiesen zu werden.

„Das Thema wird auch nicht diskutiert. Wenn es Usagi mit sich ausmachen will, dann soll sie das auch tun.“

„Aber Liebling, sie ist unsere Tochter und Mamoru hat ihr das Herz gebrochen.“

„Es ist ihr erster Liebeskummer. Das ist hart und es tut weh. Keine Frage. Aber da müssen alle mal durch. Nun ist Usagi dran. Sie ist stark und kämpferisch genug, um das zu schaffen.“

„Solange sie nicht wieder mit ihm zusammen kommt.“

„Und wenn es so ist, kannst du es auch nicht ändern.“

„Das werde ich aber auf keinen Fall zulassen.“

„Doch wirst du. Es ist ihr Leben.“, die Dame des Hauses war aufgesprungen und hatte sich vor ihrem Mann aufgebaut. „Und wenn ich sehe, dass du dagegen arbeitest, Tsukino Kenji, dann kannst du was erleben.“

Er wollte antworten, wurde jedoch unterbrochen. Und Motoki und Ikuko waren mehr als froh darüber.

„Entschuldigung, Frau Tsukino?!“

„Ami. Was kann ich für dich tun?“

„Ich wollte fragen, ob sie uns vielleicht eine heiße Schokolade machen könnten?“

„Aber sicher doch.“

„Und wir brauchen dringend noch Taschentücher.“, Rei tauchte neben Ami auf.

„Vergesst die Eiscréme nicht.“, Minakos Stimme drang vom ersten Stock zu ihnen hinunter.

„Wenn ihr mir schnell zur Hand geht, dann kann ich alle Wünsche erfüllen.“, Ikuko lächelte die beiden vor ihr stehenden Mädchen an. Sie war froh, dass Usagi solche Freunde hatte. Sie waren unbezahlbar.

„Ich kann Ihnen auch helfen.“, Motoki war vom Sofa aufgestanden und zu Ikuko getreten. Sie nickte dankbar.
 

Es war kurz vor halb elf. Eine sehr dünne Mondsichel war am Himmel zu erkennen, umrahmt von unzähligen Sternen.

Ihre Freundinnen und Motoki waren erst vor einer Stunde gegangen. Ikuko hatte sie alle noch zum Abendessen eingeladen. Keiner von ihnen hatte gewagt, diese Einladung abzulehnen. Shingo fand das zunächst seltsam, dass soviele Menschen am Tisch saßen und nur einer fehlte. Kurz hatte nach Mamoru gefragt. Keiner wollte ihm antworten. Eine Tatsache die Usagi unerträglich fand.

„Es ist aus zwischen uns.“, antwortete sie knapp. Ihr Bruder wollte nachfragen. Ein allgemeines Kopfschütten am Tisch hielt ihn jedoch davon ab und er aß weiter. Es wurden sich wieder allgemeinen und unverfänglicheren Themen gewidmet. Baseball. Schule. Musik. Die Blondine war dankbar für das bisschen Normalität, was ihre Familie und Freunde versuchten ihr zu geben.

Luna maunzte, als sich die Zimmertüre einen Spalt breit öffnete. Usagi wandte den Blick nicht ab vom Sternenhimmel. Sie wusste auch so, wer da stand.

„Wir gehen jetzt auch ins Bett.“

„Okay.“

„Ich rufe morgen in der Schule an und melde dich krank. Ami redet mit ihrer Mutter wegen dem Attest und gibt es Frau Haruna.“

„Okay.“

„Brauchst du noch was?“

Das blonde Mädchen schwieg. Sie hätte ihr antworten können. Hätte sagen können, was sie brauchte. Wen sie brauchte. Doch die neuerlich aufsteigenden Tränen verhinderten es. Nur mühevoll unterdrückte sie ein Schluchzen. Den ganzen Nachmittag hatte sie schon wieder geweint. Irgendwann musste es doch auch mal gut sein.

„Okay. Versuch dann bitte etwas zu schlafen.“, in Ikukos Stimme schwang Sorge mit. Kurz überlegte sie, ihre Tochter noch einmal tröstend in die Arme zu nehmen. Doch sie tat es nicht. Stattdessen trat sie aus der Tür und zog diese leise hinter sich zu.

Erst jetzt ließ es Usagi zu, dass die Tränen wieder hervorbrachen. Sie bemerkte, dass ihre schwarze Katze sie scheinbar besorgt musterte. Luna richtete sich auf, stützte sich mit ihren Vorderpfötchen an der Brust ihres Frauchens ab und leckte mit ihrer rauen Zunge über deren Wange.

„Danke!“

Die Blondine kam sich kein bisschen blöd dabei vor, dass sie diese liebevolle Zuwendung genoss. Genau sowas brauchte sie jetzt. Ihre Freundinnen hatten sie zwar auch oft genug in den letzten Stunden in die Arme genommen, sie getätschelt und ihr gut zugesprochen. Aber die Selbstlosigkeit ihrer Katze war noch einmal was ganz anderes.

„Ich bin froh, dass du da bist, Süße. Ohne dich wüsste ich jetzt gar nicht, was ich tun sollte.“

Ihre blauen Augen traf die grün schimmernden von Luna.

„Wenn ich nur wüsste, wer diese Fotos gemacht hat. Ami hat gesagt, es wären Fälschungen. Als ob ich das nicht selbst wüsste. Und wer hat sie Mamoru gegeben? Er hat nichts gesagt. Wieso glaubt er das alles nur? Wieso macht er alles kaputt?“, Usagi nahm ihre Katze in den Arm. Sie spürte, wie das weiche Fell nass wurde durch ihre Tränen. Aber Luna hielt still.

„Er gibt alles auf. Nur wegen ein paar dummer Gerüchte und gefälschter Fotos. Er hat mir nicht mal zugehört. Mamoru hat mir nicht mal die Chance gegeben, mich zu erklären. Und wenn ich es versucht habe, hat er mir nicht geglaubt. Er ist so ein Idiot! Ich sollte ihn hassen und kann es nicht. Ich kann es einfach nicht, Luna.“

Die Katze antwortete mit einem Miau.

„Ich kann ihn nicht hassen. Er hat mir heute mein Herz gebrochen und doch liebe ich ihn. Ich liebe ihn so sehr. Und ich will daran glauben, dass er mich auch liebt. Ein Mensch kann doch nicht von einen auf den anderen Tag damit aufhören, einen anderen Menschen zu lieben. Das geht doch nicht.“

Usagi schniefte lauf und setzte ihre kleine maunzende Freundin wieder auf deren vier Pfoten. Sie begann sofort damit, ihr Fell trocken zu lecken.

„Tut mir leid. Ich wollte dich nicht voll heulen.“, die Blondine stand auf. Mehr schlecht als recht trottete sie zu ihrem Schreibtisch. Ihr Handy hatte schon vor einiger Zeit mehrmals vibriert. Als sie die Tastensperre deaktivierte, stöhnte sie äußerlich leise und innerlich laut auf. Mehr als vierzehn Nachrichten hatte sie erhalten. Genervt öffnete sie jede einzelne. Sie waren alle von den Mädchen und Motoki. In knappen Worten schrieb sie allen das gleiche: Das es ihr soweit gut ging und sie jetzt im Bett lag.

„Er hat mir nicht geschrieben.“, sie ließ sich aufs Bett fallen. Trotzig wischte sie sich die nächsten Tränen weg. Natürlich hatte er sich nicht gemeldet. Warum auch? Er hatte sie eiskalt abserviert. Sie vergrub ihr Gesicht im Kissen. Trotzdem hatte sie noch diesen kleinen Funken der Hoffnung gehabt. Schon immer hatte sie den Hang, sich daran zu klammern. An jeden Strohhalm und an jeden Zipfel den sie zu fassen bekam. Und jetzt war es nicht anders. Usagi drehte ihr Gesicht, suchte in ihrem Handy nach den letzten Nachrichten, die sie sich mit Mamoru geschrieben hatte. Versuchte darin zu lesen, was schief gelaufen war. Irgendwo musste doch ein Hinweis sein. Zwischen den Zeilen oder davor oder danach.

„Schlaf gut und träum was Schönes. Ich freue mich auch auf unser Frühstück morgen.“, murmelte sie. „Nicht mal ein Wort darüber, dass er mich auch nur ansatzweise mag. Geschweigedenn liebt.“

Wieder vergrub sie ihr Gesicht im Kissen. Das Handy noch fest in der Hand. Wieder begann sie zu weinen und zu grübeln. Wer war nur so gemein?

Am Nachmittag hatte sie zusammen mit den anderen überlegt, ob eventuell Seiya dahinter stecken konnte. Aber selbst er konnte nicht so fies sein. Er achtete sehr auf seinen guten Ruf. Nur allzu gerne suhlte er sich in der Bewunderung der Mädchen für ihn. Warum sollte er ihr dann schaden? Außerdem bezweifelte Usagi ernsthaft, dass er überhaupt auf solch eine perfide Idee kommen würde. Soweit dachte er nicht. Fotos fälschen oder fälschen lassen waren ihm schon von der Organisation her viel zu anstrengend. Selbst bei den Vorbereitungen fürs alljährliche Schulfest versuchte er sich vor allem zu drücken. Seine Ausrede war stets die gleiche: Er wollte sich nicht irgendwas zerren und dann monatelang beim Football ausfallen. Außerdem war dekoratives Rumstehen sowieso mehr seins. Seiya war es sicher nicht.

Usagi rollte sich auf den Rücken und starrte an die Decke. Wie gerne hätte sie jetzt Mamorus Stimme gehört. Sie blickte auf ihr Handydisplay. Ein Hintergrundbild von ihr und Mamoru war zu sehen. Es war ein paar Tage nach ihrem ersten Date entstanden. Als ihre Beziehung noch geheim war. Der Schwarzhaarige hielt sie im Arm und lächelte genauso breit und glücklich wie sie. Mit einem Fingerklick öffnete sie das Telefonbuch. In der Wahlwiederholung stand seine Nummer ganz oben bei den ausgehenden Anrufen. Sie lagen einen Tag zurück. Sollte sie es wagen? Sollte sie seine Nummer wählen und warten was passiert? Noch ehe sie weiter darüber nachdenken konnte, hatte ihr Daumen schon den grünen Hörer neben seiner Nummer gedrückt. Zitternd hielt sich die Blondine ihr Handy ans Ohr. Es läutete.
 

Die Wand gegenüber anstarrend, saß er auf seinem Bett. Den ganzen Tag über hatte Mamoru versucht, sich irgendwie abzulenken. Nichts war ihm gelungen. Alles hier erinnerte ihn an Usagi. Selbst das Handtuch, was er ihr gestern zum Abtrocknen nach der Dusche gegeben hatte, lag noch im Bad und roch nach ihr. Pfirisch und Vanille. Wie oft hatte er diesen Duft in der Nase gehabt. Manchmal brauchte er nur an einem Obstladen vorbei zugehen, der Pfirsiche in der Auslage hatte und er dachte an Usagi. So war es gewesen, seid er sie kennen gelernt hatte. Er konnte sich nicht daran erinnern, ob er solch einen fast schon betörenden Geruch bei einem anderen Mädchen jemals wahrgenommen hatte. Seine Gedanken triffteten zu Saori. Fast schon krampfhaft versuchte er sich an ihren Geruch zu erinnern. Er konnte es nicht. Sie hatte immer so ein bestimmtes und alltägliches Parfüm aufgelegt. Aber es war nichts besonderes.

Er zuckte zusammen, als sein Handy auf dem Nachttisch neben seinem Bett vibrierte. Seine Augen wanderten auf das Display. Sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als er den aufscheinenden Namen las.

„Usako.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo meine Lieben :)

Pünktlich zum Wochenende (oder am Ende des Wochenendes...) lest ihr hier das neue Kapitel :)
Ja, ich weiß...es ist wieder sehr dramatisch. Aber es passt gerade so schön. Und es wird auch noch eine Weile so weiter gehen :P Muss es einfach. Ich bin keine Freundin von "Ach sie streiten sich und vertragen sich nach 3 Stunden wieder". Das finde ich doof und unlogisch -.-
Hier kommt jetzt auch Seiya sogar mal ein bisschen besser weg. Ich kann ihn nicht besonders leiden, aber immer noch ein bissel mehr als Saori. Vielleicht ändert er sich ja noch. Mal sehen...
Ich freue mich auf eure Kommis!

Hab euch lieb,
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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Lunata79
2015-05-26T09:53:07+00:00 26.05.2015 11:53
23.05.2015 | 17:47 Uhr
Schlimm, schlimm, schlimm.
Ob Mamoru noch zur Vernunft kommt? Ich bin echt enttäuscht von ihm, weil er wirklich so wenig Vertrauen zu Usagi hat.
So kann es keinesfalls bleiben. Es muss was passieren.
Seiya soll sich einen Ruck geben und Mamoru alles gestehen. Das wärs doch.
Bin gespannt, wie es weitergeht.

Lg
Lunata79



Antwort von Vienne Style am 23.05.2015 | 17:58:55 Uhr
Hey Lunata :)

Danke für dein Rev!
Die Dramatik wird noch ein bisschen anhalten. Und nicht nur Usagi leidet...
*SPOILER*

Hab ein schönes langes WE!
GLG Vienne

Antwort von:  Vienne
26.05.2015 15:07
:)
Von:  Shanti
2015-05-26T05:12:10+00:00 26.05.2015 07:12
Morgenn

omg da hatte er die chance alles aufzu klären und er nuzt sie nicht ich bin mal gespannt wie mamo reagiert wenn er merkt das alles nur lügen waren...

lg shanti
Antwort von:  Vienne
26.05.2015 07:17
Moin :)

Danke für deinen Kommi!
Ich grübel schon wegen eine Lösung ;)

LG
Von:  Kaninchensklave
2015-05-25T18:57:46+00:00 25.05.2015 20:57
ein heftiges Kap für Penzing ;)

ohman Mamoru ist so ein vollidiot das er das ganze glaubt
dabei müsste er doch von selber darauf kommen das etwas nicht stimmen kann
voralem das Saori dahinter steckt diese wird schon noch Ihr Fett weg bekommen soviel ist sicher

auch wenn sie es nicht getan haben doch wäre es besser gewesen  Kenji davon zu erzählen
und Ihm die Fotos zu zeigen immerhin hat man in der Redaktion die möglichkeit diese ja wohl unter die Lupe zunehmen

denn so kann man schnell herrausfinden wer die fots gefälscht hat und diese suchmeldung veröffendlichen
doch dazu müsste Kenji ruhig bleiben

was die anderen betrifft so sollten sie Seiya mal gehörig unterdruck setzen
denn der würde sich zu 100% verplappern was und seine Beziehungs torpedierung zu geben
doch das slechte gewissen wird das schon erledigen und er muss auch mit den gerüchten aufräumen

Saorie hatte zwar jetzt erfpolg die beiden zu trennen doch das wird Ihr nicht weiter helfen eher das gegenteil
Mamoru wird sich trotzallem nicht für sie Interresieren da sie Ihm einfach zu aufdringlich ist
dabei sollte diese sich lieber auf Ihre Noten Konzentrieren

mal sehen ob Mamoru sich beruhigt hat und jetzt bereit ist Usagi zu zuhören vorallem
warum ka es Ihm nicht komisch vor das saorie mitten in der Nacht bei Ihm aufgekreuzt ist
ein kurzes gespräch über das Handy kann nicht schaden um distanz zu wahren
dann schaltet er vieleicht endlichmal sein Gehrin ein und denkt Logisch nach
das Usagi nicht der Mensch für so etwas ist

GVLG in den Alsergrund
Antwort von Vienne Style am 22.05.2015 | 13:09:31 Uhr
Hallo Wolferl :)

Danke für dein Rev!
Naja...mal sehen ob sich Seiya noch eines besseren besinnt. Und ich bin mir nicht sicher, ob Mamoru nicht doch netter zu Saori wird *Spoiler*

Hab ein schönes Pfingstwochenende!
GVLG aus dem Alsergrund
Antwort von:  Vienne
26.05.2015 07:17
:)


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