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Last Desire 11

von

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Ein kleiner Hinweis

Wie ein melancholisches Trauerlied hallte die Stimme durch die kahlen und durch Neonröhren beleuchteten Gänge und klang schön und schaurig zugleich, ohne dass sich jemand den Grund dafür erklären konnte. Es war eine Melodie, die viele von ihnen kannten und die des Öfteren ertönte. Auch James verband viele Erinnerungen mit dieser Melodie. Aber diese waren ihm egal und ihn interessierte es auch nicht. Für ihn zählten einzig und allein Resultate und als er in die Gefangenenzelle ging, erfüllte ihn schon fast eine gewisse Genugtuung, als er Jeremiel da sitzen sah, mit einem leeren und nichts sagenden Blick. Eine leblose Puppe, mehr nicht und das geschah diesem Dreckskerl ganz recht, nachdem dieser die Unverschämtheit besessen hatte, ihn in den Arm zu schießen. „So mein Freund, jetzt läufst du mir nicht mehr so schnell davon. Du und deine Freunde haben mir oft genug Probleme bereitet und nun gehörst du endlich mir. Mal sehen, wer dich jetzt noch retten kommt.“ Damit wollte James ihn schon am Kragen packen, aber da hörte er auch schon eine Stimme und hielt abrupt inne. „James, lass deine Finger von ihm. Er ist keines von deinen Spielzeugen.“ Fast schon erschrocken zuckte er beim Klang dieser Stimme zusammen und drehte sich um. Und tatsächlich stand sie vor ihm. Der Alpha-Proxy oder besser gesagt die „Mutter“, wie sie von allen im Institut genannt wurde. Dabei handelte es sich nicht um ein Verwandtschaftsverhältnis, sondern mehr um eine Art Titel. „Entschuldige bitte, ich dachte nur, ich sollte auch ihn disziplinieren.“ „So wie du es geschafft hast, 01, 02 und 07 zu disziplinieren? Seien wir doch mal ehrlich, James. Du bist eine einzige Enttäuschung und mehr nicht. Du hast auf ganzer Linie versagt und nichts als Ärger gemacht. Wirklich alles hast du bis jetzt vermasselt und deine Alleingänge sind mir schon seit langem ein Dorn im Auge. Glaubst du etwa, ich würde nicht mitkriegen, dass du deine Machtpositionen für deine Spielchen ausnutzt? Dachtest du allen Ernstes, ich wüsste nicht, was du mit Elion gemacht hast?“

„Aber Mutter, du hast doch gesagt, ich solle ihn auf die richtige…“ Ein brutaler Faustschlag traf den Neurologen ins Gesicht und riss ihn von den Füßen. Als er am Boden lag und wieder aufstehen wollte, rammte der Alpha-Proxy ihm seinen Absatz in den Brustkorb. „Deine Ausreden habe ich langsam wirklich satt. Der einzige Grund, warum ich dich zurückgeholt habe, war der, weil ich dir noch eine allerletzte Chance geben wollte, dich zu beweisen und dass du es würdig bist, nach deinem Vater Projekt AIN SOPH weiterzuleiten. Aber so wie es aussieht, kriegst du nicht einmal das richtig hin. Du widerst mich einfach an mit deinen abartigen Vorlieben. Genauso wie der ganze Rest von euch.“

„Ne-nein bitte. Mutter, gib mir noch eine Chance. Ich werde dir beweisen, dass ich fähig bin.“

„Du willst es einfach nicht kapieren, oder? Es war deine Chance und du hast sie verspielt. Ich habe keine Lust, mich mit so unfähigen Nichtsnutzen wie dir herumzuärgern. Glaubst du etwa, ich hab nicht mitgekriegt, was du und deine Kollegen hinter meinem Rücken mit den Proxys getrieben habt und hattest du allen Ernstes geglaubt, du könntest dir alles erlauben, nur weil Joseph dein Vater war? Wenn ich dich nicht für die Fertigstellung von 06-V-02-A und 06-V-02-B gebraucht hätte, dann hätte ich dich auch gar nicht wieder zurückgeholt. Aber da die beiden fertig sind und ich jetzt im Besitz von 08 bin, hast du deine Rolle zu Ende gespielt und ich habe keine Verwendung mehr für dich.“ James ahnte, dass ihm noch schlimmes bevorstand und er bekam es mit der Angst zu tun. Dass der Alpha-Proxy nicht sonderlich gut auf ihn zu sprechen war, wusste er ja ohnehin schon, aber dass dieser ihn jetzt töten wollte, konnte doch nicht sein Ernst sein! Nach all den Bemühungen der letzten Jahre? Das war doch wohl ein schlechter Scherz. „Mutter… ich kann es besser machen. Ich schwöre es.“ „Nein“, sagte der Alpha-Proxy und zog sein Schwert. „Ich brauche dich jetzt nicht mehr. Deine Rolle ist nun zu Ende gespielt und ich habe dich sowieso noch nie leiden können. Menschen wie du sind der Grund, warum es sie besser nicht geben sollte. Und deshalb werde ich das machen, was ich eigentlich schon längst hätte tun sollen, seit dein Vater mich nicht mehr daran hindern kann!“ Und damit schlug der Alpha-Proxy mit der Klinge zu. Mit einem sauberen Hieb riss die Klinge eine tiefe Wunde in die Brust des Wehrlosen und Blut floss. Laut schrie der Neurologe auf und presste eine Hand auf die blutende Wunde. „Menschen wie du kotzen mich an“, sagte seine Angreiferin mit einer hasserfüllten Stimme und funkelte ihn mit Augen an, die nichts als Zorn und Verachtung beherbergten. „Glaub ja nicht, dass ich dich so schnell sterben lasse, du Parasit. Für deine diversen Fehltritte wirst du noch sehr teuer bezahlen, das verspreche ich dir.“ Damit trat sie James mit ihrem Absatz ins Gesicht und rammte ihm die Spitze ihres Schwertes ins linke Auge. James’ Schreie erfüllten den ganzen Raum, doch Jeremiel sah dies alles vollkommen resigniert mit an und wirkte gänzlich teilnahmslos. Er starrte ausdruckslos ins Leere und sagte rein gar nichts. Man hätte ihn wirklich für eine leblose Puppe halten können. Dann aber wandte sich der Alpha-Proxy ihm zu und strich ihm schon fast zärtlich durchs Haar. „Ruh dich aus. Es wird noch ein sehr anstrengender Prozess für dich werden. Und schon bald wirst du endlich erwachen, Elohim. Dann werde ich mein Versprechen einlösen und dich aus der Verbannung zurückholen. Nicht mehr lange und wir werden beide unsere Rache bekommen.“ Damit wandte sie sich um und verließ die Zelle, wobei sie sich an einem vom Sicherheitspersonal wandte. „Räum das mal auf“, sagte sie nur und wies mit ihrem blutgetränkten Schwert auf den schwer verletzten Wissenschaftler, der blutend und vor Schmerz stöhnend auf dem Boden lag. „Gebt ihm 06-V02-A, sie soll sich mit ihm austoben. Dafür, dass sie ihren ersten Einsatz mit Bravour gemeistert hat, hat sie sich dieses kleine Spielzeug hier als Belohnung mehr als verdient.“ Damit verschwand der Alpha-Proxy und kümmerte sich nicht weiter um James. Insgeheim bereute sie es zutiefst, dass sie James nicht schon viel früher getötet hatte. Aber irgendjemand musste ja die Drecksarbeit erledigen. Wenn sie geahnt hätte, wie viel Ärger dieser widerliche Psychopath verursachen würde, dann hätte sie sich vermutlich jemand anderen gesucht, der die Heranzüchtung der Proxys, sowie die Experimentreihe übernehmen würde. Wirklich alles musste man selber machen. Aber zum Glück hatte sie jetzt Jeremiel und damit würde es ohnehin nicht mehr lange dauern, bis sie endlich am Ziel war. Jetzt galt es nur noch, diese verdammte Nervensäge Lacie ein für alle Male zum Schweigen zu bringen, bevor sie sich noch weiter einmischte.
 

Inzwischen hatten sich Nastasja und die anderen soweit besprochen und überlegten nun, was als nächstes zu tun war. Solange Rumiko noch nach der Frequenz suchte, mit welcher der Alpha-Proxy die anderen steuern konnte, wollten sie sich eine Strategie überlegen, mit dem sie ihre Angreifer aus dem Versteck locken konnten. Denn aus irgendeinem Grund war es weder Liam, noch Frederica möglich, ihn aufzuspüren, was nach ihrer Theorie daran lag, dass seine Präsenz von jemandem verschleiert wurde. Und wer käme außer dem Alpha-Proxy denn sonst in Betracht? Tja, ihre Aussichten waren nicht die besten und der Einzige, der in der Lage gewesen wäre, die Proxys aufzuspüren, war Jeremiel und der war weg. Die einzige Idee wäre, dass sie Elion benutzen würden, doch solange er noch eine Gefahr darstellte, ging das leider nicht. Und blindlings zu suchen, war auch kaum eine Alternative. Das würde auch nicht viel bringen. Was also sollten sie tun? Tja, das war nicht gerade einfach. Auch Liam war nicht gerade sicher, was sie tun sollten, doch da klingelte es plötzlich an der Tür. Dathan stand auf und ging hin, da er wohl dachte, dass es vielleicht der Pfarrer war, der nach dem Rechten sehen wollte. Doch als er die Tür öffnete, sah er niemanden und fand nur etwas auf der Türmatte liegen. Nämlich etwas Längliches, das in Paketpapier eingewickelt war. Ein Briefumschlag lag dabei und die Handschrift erkannte er sofort als die von Lacie wieder. Merkwürdig, hatte sie das gerade eben auf der Türschwelle abgelegt? Aber warum war sie denn wieder abgehauen, ohne wenigstens Hallo zu sagen? Das passte doch gar nicht zu ihr. Normalerweise blieb sie doch immer auf eine Tasse Tee war und brachte ihm Bücher zum Lesen mit, oder lieh sich selbst welche aus, die sie selbst noch nicht gelesen hatte. Eigentlich waren sie sehr gute Freunde, aber auf einmal wollte sie nicht mal da bleiben, um ihn wenigstens zu grüßen. Das war schon sehr merkwürdig. Nun, vielleicht hatte sie es eilig, oder sie steckte gerade in Schwierigkeiten. Das konnte ja auch möglich sein. Also nahm Dathan das etwas seltsame „Paket“ mit und ging wieder zu den anderen zurück. Auch die waren mehr als verwundert und sogleich fragte auch schon Beyond „Was hast du denn da?“ „Das hat Lacie mir vor die Tür gelegt und sie ist gleich sofort wieder abgehauen. Aber ich hab echt keine Ahnung, was das sein soll.“

„Womöglich ist es ein Hattori Hanzo Schwert“, witzelte Sheol breit grinsend, dessen Kommentar unbeantwortet blieb, denn diesem schenkte keiner von ihnen wirklich Beachtung. Dathan begann nun sein „Paket“ zu öffnen und fand tatsächlich ein Schwert. Und es war nicht irgendein Schwert, sondern exakt das Gleiche, welches er benutzt hatte, um den Unborn in Fredericas Körper zu zerstören. Es besaß sogar die gleiche transparente Klinge. Nun verstand Dathan überhaupt nichts mehr. Dieses Schwert existierte also tatsächlich? Aber warum schickte Lacie es ihm? „Was zum…“ Beyond sah sich das näher an, sah aber genauso verwirrt aus und fragte „Ist das eine Glasklinge?“ Sofort betastete er die Klinge, stellte aber fest, dass es kein Glas war, sondern irgendein anderes Material. Aber Kunststoff war es auch nicht. Es fühlte sich einfach wie Metall an. Da Dathan selbst keine Ahnung hatte, was gerade ablief, öffnete er den Brief, den Lacie ihm hinterlassen hatte. Viel stand da aber nicht geschrieben.
 

„Dieses Schwert ist dein rechtmäßiges Eigentum und wurde lange Zeit sicher verwahrt für den Tag, an dem du es gebrauchen wirst. Nun ist die Zeit gekommen und es wird dir mit Sicherheit noch gute Dienste leisten. Tut mir leid, dass ich nicht länger geblieben bin, aber mir bleibt nicht viel Zeit. Wenn ihr mehr erfahren wollt, dann geht am besten zum Anfang deiner jetzigen Geschichte zurück.
 

Viel Glück
 

Lacie Dravis.“
 

„Toll, sie lässt ein Glasschwert zurück und sagt ein paar Worte, aber wir wissen immer noch nicht, was wir jetzt machen sollen“, rief Sheol genervt und setzte sich wieder hin. Ezra sagte nichts, er konnte bei der ganzen Sache sowieso nicht mitreden und hatte keine Ahnung, was hier so alles abging. Für ihn war das schon ein wenig zu hoch. Schließlich aber nahm Liam das Schwert und sah es sich genauer an. „Das ist keine normale Waffe“, sagte er und deutete auf eine Gravur, die sich auf dem Griff des Schwertes befand. „So ein Schwert habe ich auch, allerdings ist es anders. Es ist keines, das von Menschen geschmiedet und auch nicht aus den Metallen geschaffen wurde, welche man in dieser Welt findet. Vermutlich gibt es noch mehr solcher Waffen, die von Unvergänglichen benutzt werden. Delta, Marcel und Johnny haben kein solches Schwert, was aber auch daran liegt, weil sie diese Welt noch nie verlassen haben. Wenn es stimmt und es außer mir und Eva noch eine Großzahl anderer Unvergänglicher gibt, dann müssen auch noch mehr von diesen Waffen existieren. Und so wie es aussieht, will unsere geheimnisvolle Helferin, dass Dathan es benutzt. Vermutlich gegen den Unborn oder dem Alpha-Proxy.“ Schön und gut, dachte Beyond und war noch nicht so hundertprozentig sicher, was diese Aktion sollte und wie Lacie darauf kam, dass ausgerechnet Dathan kämpfen sollte. Und außerdem war es doch mehr als seltsam, dass sie sich nicht vor ihnen blicken ließ, sondern gleich wieder abhaute. Und was meinte sie damit, dass sie dort hingehen sollten, wo Dathans jetzige Geschichte angefangen hatte? Wann hatte sie angefangen? Das war doch vor zwei Jahren, als Lacie ihn versehentlich über den Haufen gefahren und dann zum Pfarrer gebracht hatte. Dann konnte das nur eines bedeuten: dieser verdammte Pfaffe wusste mehr, als er zugegeben hatte und von ihm konnten sie die Antworten bekommen. Also wandte er sich L zu. „Ich glaube, wir sollten diesem Pfarrer in Greenwich aufsuchen. Immerhin scheint er Dathan zu kennen und mehr darüber zu wissen.“ Der Meinung war L genauso, allerdings sorgte er sich auch ein Stück weit darum, dass die Proxys während ihrer Abwesenheit versuchen könnten, Elion zu entführen, oder dass er ausbrechen könnte, wenn der Alpha-Proxy ihn rief. „Ein paar von uns sollten hier bleiben.“

„Ich bleibe hier“, meldete sich Frederica. „Mit den Proxys werde ich schon fertig und ich denke, es wäre das Beste, wenn auch Ezra und Sheol hier bleiben und dann vielleicht mit jemandem weggehen können, der auf sie aufpassen kann. Nastasja, wäre es in Ordnung, dass du auch hier bleibst? Dann würden Beyond, L, Dathan und Liam zum Pfarrer gehen.“ Mit dem Vorschlag waren sie einverstanden und so machten sie sich fertig zum Aufbruch. Draußen herrschte ein schneidender Wind und es schneite auch. Aus reiner Gewohnheit hätte Dathan beinahe seinen Mundschutz wieder angelegt, bis er dann aber wieder realisierte, dass er ihn gar nicht mehr brauchte. Etwas beschämt lächelte er und murmelte „Irgendwie fällt mir das immer noch ziemlich schwer, mich selbst im Spiegel zu erkennen.“ Nastasja legte einen Arm um ihn und wirkte irgendwie nachdenklich. Ihre Stimmung war schon die ganze Zeit ziemlich gedämpft. Und das merkte er sofort, woraufhin er sie nach einem schüchternen Zögern direkt ansah und dabei rot um die Wangen wurde. „Wi-wir finden Jeremiel schon. Da m-mach dir k-keine Sorgen. Wenn wir die Proxys finden, dann finden wir auch sicherlich ihn.“

„Das weiß ich. Aber… ich bin nun mal seine Mutter. All die Jahre war ich nicht für ihn da und nun das. Ich hab einfach Angst, dass er nie wieder er selbst sein wird und es zu spät sein wird, wenn wir ihn finden. Er ist doch mein Sohn.“

„Ich werde alles tun, um euch zu helfen. Versprochen.“ Damit verabschiedete er sich von ihm und ging mit Liam, L und Beyond (von denen die letzten beiden mal wieder wegen irgendetwas am Zanken waren) nach draußen. Da es bis nach Greenwich zu weit war, um dorthin zu laufen, fuhren sie in Dathans Wagen hin und gerieten auch recht schnell ins Verkehrschaos. So verzögerte sich alles erheblich und die Zeit nutzte Liam, um nachzuhaken. „Wer genau ist dieser Pfarrer eigentlich?“ „Reverend Kings? Nun, er ist ein wirklich freundlicher Mann, der immer einen guten Rat weiß. Aber er kann auch ein klein wenig eigen sein, wenn er will. Er ist zudem Kettenraucher hat irgendwie einen ziemlichen Spaß daran, den Küster durch die Gegend zu scheuchen. Das mit den beiden schon ein wenig merkwürdig. Naja, er ist noch recht jung für einen Pfarrer, wahrscheinlich so um die 30 oder 35 Jahre, aber er macht einen guten Job und er ist ziemlich beliebt in London. Als ich mit einer Amnesie aufgewacht bin, hat er sich gut um mich gekümmert und er schaut hin und wieder mal bei mir vorbei, wenn etwas ist. Man kann ihm aber wirklich vertrauen.“ Doch Beyond war da nicht so wirklich überzeugt, denn er war nun mal ein Mensch, der anderen grundsätzlich misstraute und sowieso nicht gerade eine hohe Meinung von anderen Leuten hatte. Zwar hatte er seine radikal mistanthropische Seite mit der Zeit langsam abgelegt und war ein klein wenig sozialer geworden, aber es hielt sich deutlich in Grenzen. Für Fremde hatte er einfach keine Sympathien übrig und seine Familie war da die Einzige, die er an sich ranließ. Kein Vergleich zu dem Beyond, der er vor seiner Begegnung mit L gewesen war, aber bei ihm konnte man ohnehin keine Wunder erwarten. Und L war ja schon damit zufrieden, dass er zumindest ein kleines bisschen aufgeschlossener geworden war. Auch wenn es sich immer noch im Bereich des Mindestmaßes bewegte. Aber wenn L mal ganz ehrlich war, dann war Beyond ihm als solcher Mensch deutlich lieber. Ansonsten wäre er einfach nicht er selbst. Die Veränderung hatte ihm aber trotzdem gut getan und L war auch froh, dass Beyond nicht mehr ganz so aggressiv und feindselig war. Es reichte ja schon, wenn er mit Liam seine Probleme hatte. Und was Dathan betraf, so wusste er noch nicht, wie er ihn eigentlich einzuschätzen hatte. Zwar schien er ganz anständig zu sein, aber ihm missfiel einfach der Gedanke, dass keiner etwas über ihn wusste (nicht mal er selbst) und das war ja schon störend. Vor allem aber, weil dieser Typ mit Nastasja zusammen war. Nicht, dass L ihr dieses Glück nicht gönnte, aber es fiel ihm einfach schwer sich das vorzustellen, dass seine Mutter vielleicht mal einen anderen Kerl heiraten würde. Und im Grunde hatte Beyond ja Recht: Dathan würde sein Stiefvater werden und daran wollte er lieber nicht denken. Irgendwie konnte er sich einfach keinen anderen Mann an der Seite seiner Mutter vorstellen, als seinen Vater. Und als er ihr das mal gesagt hatte, da hatte sie ihm nur eine Hand auf die Schulter gelegt, den Kopf geschüttelt und gesagt „L, werde langsam mal erwachsen...“ Vielleicht hatte sie ja Recht, oder aber sie konnte es einfach nicht sein lassen, ihn wie ein kleines Kind zu behandeln. Und das hatte er nun wirklich nicht nötig. Aber was sollte er denn machen? Nach zwanzig Jahren hatte er seine Mutter wieder und dann war sie gerade mal fünf Jahre älter als er. Sie konnte seine große Schwester sein, aber nie im Leben seine Mutter. Es war ja allein schon der Gedanke daran unglaublich genug. Wenn er so nachdachte, bevor die ganze Sache angefangen hatte... da war er ganz alleine und hatte nur Watari. Und jetzt hatte er Beyond, zwei Adoptivbrüder, einen älteren Zwillingsbruder, eine Mutter die in die Zukunft gereist war und eine Art Pflegebruder, da Elion ja nicht adoptiert worden war. Tja, dann gab es noch Beyonds Seite der Familie (nämlich die Millers) und unfreiwilligerweise Liam, der hoffentlich niemals sein Schwager werden würde. Zwar war er ihm wirklich dankbar für die Hilfe bei der Suche nach Jeremiel, aber er mochte diesen Kerl einfach nicht und das beruhte auch auf Gegenseitigkeit. Erstens war der Kerl in seinen Augen kalt wie ein Eisblock, zweitens hatte er nicht gerade das, was man einen vertrauenswürdigen und freundlichen Charakter nennen konnte und drittens war der Kerl verdammt noch mal Mafiaboss und das trug auch nicht dazu bei, dass man ihm vertrauen konnte. In L’s Augen war Liam ein finsterer Kerl, dominant, rücksichtslos, eiskalt, skrupellos und zwielichtig. Nun, es mochte auch daran liegen, weil er Evas menschliche Wiedergeburt war, dass er und Liam sich nicht so grün waren. Womöglich aber hing es auch ein Stück weit damit zusammen, weil L irgendwie das Gefühl hatte, er müsste seinen Bruder beschützen. Insbesondere vor so einem zwielichtigen Kerl wie ihm. Aber in dieser Situation musste er sich eben mit ihm arrangieren und im Grunde war Liam wahrscheinlich auch der Einzige, der sie vor den Proxys beschützen konnte. Und wenigstens konnte sich L darauf verlassen, dass dieser wirklich alles daran setzen würde, um Jeremiel zu befreien.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  pri_fairy
2015-01-10T21:59:04+00:00 10.01.2015 22:59
Ein spitzen Kapitel ^^
Ich hoffe es geht bald weiter und freue mich schon auf ein neues Kapitel :)


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