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Last Desire 11

von

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Lacie Dravis

Schließlich kam Dathan zurück, der sich um Elion gekümmert hatte und konnte schon mal mitteilen, dass es ihm jetzt viel besser ging. Nastasja bedankte sich bei ihm für die Hilfe und sogleich nahm der Unvergängliche neben ihr Platz und wollte an der Gesprächsrunde teilnehmen. Inzwischen waren sie wieder zum Hauptthema zurückgekommen und Nastasja begann zu überlegen, was es mit der Fähigkeit des Alpha-Proxys auf sich hatte, dass er die niederen Proxys steuern konnte. „Wenn ich es mit einer Ferndiagnose versuchen müsste, würde ich glatt sagen, dass es sich vielleicht um eine Art biochemische Reaktion handelt, die durch die Stimme des Alpha-Proxys ausgelöst wird.“

„Eine Frequenz, die über den Hörnerv ans Hirn weitergeleitet wird und den Telencephalon temporär beeinträchtigt und von dort aus den Cerebrum mit dem des Alpha-Proxys synchronisiert, woraufhin dieser sich nach Belieben steuern lässt.“

„Könnte auch einer von euch beiden mal die Laiensprache verwenden?“ rief Ezra genervt, der überhaupt keine Ahnung hatte, was Liam und Nastasja gerade redeten. Da die beiden aber als Mediziner auch mit der Neurologie sehr gut vertraut waren, blieb es ja nicht aus, dass sie sich in ihrer Sprache unterhielten. Sogleich erklärte die Humanbiologin „Ich vermute, dass in der Stimme des Alpha-Proxys eine Art versteckter Ton enthalten ist, der bei Bedarf aktiviert wird. Wie du ja eigentlich in der Schule gelernt haben müsstest, nehmen wir über die Ohren den Schall auf und dieser wird bis zum Hörnerv weitergetragen und dort an unser Gehirn geleitet, wo er erst zu einem Ton verarbeitet wird. Alles, was wir wahrnehmen, löst eine Reaktion unseres Gehirns aus, ein biochemischer Prozess eben. Nicht anders verhält es sich mit unseren Emotionen. Alles wird über unser Gehirn gesteuert, aber unser Gehirn hat seine Grenzen. Es kann nicht zwischen Realität und Sinnestäuschung unterscheiden und auch nicht klar erkennen, was echt ist oder nur eine Halluzination. Und es ist bewiesen, dass bestimmte Frequenzen Einfluss auf unsere Psyche haben. Ich habe vor kurzem Rumikos Abhandlung über die Psychologie der Töne gelesen und war fasziniert von ihrer Arbeit. Es gibt Töne, die uns entspannen und welche, die uns aggressiv machen. Warum also sollte es nicht einen Ton geben, der ähnlich wie der einer Hundepfeife funktioniert? Er ist für normale Ohren nicht hörbar, lediglich für die Proxys und löst diese biochemische Reaktion im Großhirn aus.“

„Und wofür ist das Großhirn da?“

„Für unser bewusstes Denken. Vereinfacht ausgedrückt erledigt es die reine Kopfarbeit und das Kleinhirn hingegen regelt unsere Bewegungen. Da Proxys während des Prozesses nicht imstande sind, eigenständig zu denken und zu handeln, müsste das eigentlich heißen, dass die Stimme des Alpha-Proxys sozusagen das Großhirn hackt und die anderen Proxys auf diese Weise steuern kann. Um also zu gewährleisten, dass Elion gegen seine Kontrolle geschützt ist, müssten wir diesen biochemischen Mechanismus außer Kraft setzen. Klingt zwar so recht einfach, aber solange wir die nötige Frequenz nicht haben, wird es ungeheuer schwierig werden, den Mechanismus zu finden. Was wir bräuchten wäre also jemand, der etwas damit anzufangen weiß. Ich könnte mich zwar reinarbeiten, aber es würde zu lange dauern.“

„Dann rufen wir doch Rumiko an und fragen sie, ob sie uns helfen kann. Immerhin hat sie Musik und Psychologie studiert und keiner kennt sich mit Tönen besser aus als sie. Vielleicht findet sie ja die Frequenz.“ Da keiner einen besseren Vorschlag hatte, holte L den Laptop schaltete diesen ein und schloss sogleich die Webcam an. Danach schickte er Rumiko eine Nachricht und kurz darauf lief der Chat, wo er ihr den ganzen Sachverhalt erklärte.
 

Im Krankenhaus herrschte dieser leichte und unverkennbare Geruch von Desinfektionsmitteln. An diesem so steril gehaltenen Ort konnte man sich nicht wirklich wohl fühlen und die ganze Zeit nur im Bett zu liegen, war auch nicht das Wahre. Doch Watari wusste, dass er nichts mehr ausrichten konnte. Seine Rolle war wahrscheinlich schon längst beendet und womöglich war der Herzinfarkt ja ein deutliches Zeichen, dass es jetzt an der Zeit war, Frederica die Nachfolge zu überlassen und sich hier in London zur Ruhe zu setzen. Die Aufregung vertrug er sowieso nicht mehr und er konnte auch nicht mehr viel tun. Er war alt und nicht mehr so agil wie früher und er hatte Frederica alles beigebracht, was sie wissen musste. Von nun an lag es an den anderen, den Kampf weiterzuführen. Er war eindeutig zu alt geworden für derlei Abenteuer, auch wenn das recht hart klang. Ein zaghaftes Klopfen an der Tür erweckte schließlich seine Aufmerksamkeit und er dachte zunächst, es wäre eine der Schwestern oder der Arzt, aber dann kam eine junge Frau herein. Sie hatte langes platinblondes Haar, ein sehr schönes Gesicht und wunderschöne glänzende Augen mit einer hellblauen Iris. „Guten Tag, darf ich stören?“ Der alte Mann rückte seine Brille zurecht und versuchte zu erkennen, wer diese Frau war, aber er konnte sie einfach nicht zuordnen. „Mit wem habe ich das Vergnügen?“ „Ich bin es: Lacie Dravis“, erklärte sie und trat nun näher. „Ich dachte, ich komme dich mal besuchen. Du hast mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt, als ich dich bei Alices Grab so liegen sah.“ „Stimmt. Du warst bei mir und hast den Notarzt angerufen. Ich muss mich wohl bedanken. Ohne dich wäre ich wohl jetzt tot.“ Die junge Frau lächelte schüchtern und holte aus ihrer Tasche eine Thermoskanne hervor. „Der Tee im Krankenhaus schmeckt fürchterlich und ich weiß ja, dass du gerne Earl Grey trinkst. Wie geht es dir denn?“

„Ich erhole mich langsam wieder, aber ich merke allmählich, dass ich alt werde. Mein Herz macht auch nicht mehr alles mit und ich denke, dass ich mich hier in England zur Ruhe setzen werde, um hier meinen Lebensabend zu verbringen. Ich möchte mich auch bei dir bedanken, dass du dich um das Grab meiner Tochter gekümmert hast. Es hätte sie sicherlich gefreut, dass jemand sie regelmäßig besuchen kommt. Ich hingegen war all die Jahre verhindert, weil ich mich um den Sohn einer verstorbenen Freundin kümmern musste, den sie mir kurz vor ihrem Tod anvertraut hat.“ Während Watari mit ihr sprach, beschäftigte ihn eine Frage: wie konnte diese Frau, die äußerlich nicht älter als 26 oder 27 Jahre alt sein konnte, so jung aussehen? Wenn sie eine gute Freundin von Alice gewesen war, dann musste sie doch deutlich älter sein. Eigentlich doch 52 Jahre. Und sogleich fragte er auch „Ich weiß, dass man einer Frau diese Frage nicht stellen darf, aber wie alt bist du eigentlich?“

„Was schätzt du?“ fragte sie geschickt und warf ihm einen verspielt herausfordernden Blick zu. „Eine Frau von Klasse verrät ihr Alter nicht, aber ich weiß mich eben durchaus jung zu halten. Aber es geht hier ja auch nicht um mich, sondern um dich, immerhin liegst du hier nach einem überstandenen Herzinfarkt. Wie lange musst du noch hier bleiben?“

„Eine Woche. Die Ärzte haben da offenbar noch eine Unregelmäßigkeit entdeckt und wollen mich erst mal noch ein paar Tage hier behalten. Und da ich ja auch schon in die Jahre gekommen bin, erholt man sich von solchen Dingen nicht mehr so schnell wie die jungen Leute.“ Verständnisvoll nickte Lacie und setzte sich schließlich auf einen Stuhl. „Hast du denn wenigstens jemanden? Nicht, dass du ganz alleine bist.“ „Ich habe ein paar alte Freunde von früher. Die Duncans sind zwar schon tot, genauso wie mein guter Freund Marcus Horatio, aber der alte McFinnigan ist noch da und so schnell wird er auch nicht von uns gehen. Ich glaube, der wird mich noch lange überleben, genauso wie der gute Charles Miltner. Und da ich weiß, dass mein Schützling in den besten Händen ist, kann ich auch mit gutem Gewissen in den Ruhestand gehen. Er braucht mich nicht mehr und das ist auch ganz gut so. Ich habe mein Bestes gegeben und auch wenn ich viele Fehler gemacht habe, habe ich wenigstens bei ihm etwas richtig gemacht, nachdem ich bei so vielen Menschen versagt habe. Meine Tochter habe ich in den Tod getrieben, genauso wie einen armen Jungen damals im Waisenhaus, weil ich ihm nicht geholfen habe. Und seinem Freund habe ich auch nicht geholfen. Ach, ich frage mich wirklich, wie ich nur so blind sein konnte. Das alles hätte wahrscheinlich gar nicht passieren müssen. Wenn ich von Anfang meiner Tochter zugehört hätte, dann hätte ich von ihren Problemen gewusst und ihr vielleicht helfen können. Und vielleicht hätte ich auch diesen schrecklichen Selbstmord im Waisenhaus damals verhindern können, wenn ich nicht meine Augen vor den Tatsachen verschlossen hätte.“ Tröstend legte Lacie ihm eine Hand auf die Schulter. „Watari, es wird alles wieder gut werden, das verspreche ich dir. Ich werde dafür sorgen, dass das alles bald endlich vorbei sein wird und dieser Alptraum ein Ende hat. Es wird auch nicht mehr lange dauern.“

„Was hast du vor? Was weißt du über den Alpha-Proxy und seine Ziele? Was hatte Alice mit ihm zu tun?“ Lacie wich seinem Blick aus und sagte nichts. Sie sah unglücklich aus und man konnte auch nicht sagen, was ihr in diesem Moment durch den Kopf ging. Dann aber stand sie auf, blickte aus dem Fenster und wirkte sehr nachdenklich. „Glaubst du an Gott?“ „Ich weiß nicht. Wieso stellst du mir diese Frage?“ Wieder schwieg sie einen Moment und während sie aus dem Fenster sah, in den grauverhangenen Himmel, da erinnerte sie ihn irgendwie an Alice. Es war derselbe melancholische Blick und für einen Moment hätte er wirklich gedacht, sie würde da stehen, aber dem war doch nicht so. „Ich dachte mir nur… wenn es einen Gott gibt, warum hasst er uns so sehr? Was haben wir getan, dass er uns all das antut? Vielleicht, weil wir ihm das genommen haben, was er so geliebt hat? Wer weiß… ich denke oft über so etwas nach. Ich meine, was würden die Menschen tun, wenn ihnen alles genommen wurde, was ihnen lieb ist? Wie würden sie reagieren? Kennst du die Novelle Michael Kohlhaas?“

„Ich hatte es in meiner Jugend gelesen.“

„Sie hat wirklich etwas sehr Tragisches an sich. Ich hatte großes Mitgefühl für den armen Mann, dem Unrecht widerfahren ist und er dann auch noch seine Frau verliert, obwohl er sich nur Gehör verschaffen wollte. Aber ich fand es so traurig, dass er an nichts anderes mehr denken konnte, als an Rache und er immer grausamer wurde, bis er schließlich hingerichtet wurde. Das regt einem schon zum Nachdenken an. Da habe ich den Roman Der Graf von Monte Christo erheblich bevorzugt. Denn da sieht Dantès wenigstens noch rechtzeitig ein, dass er zu weit gegangen ist und kann alles noch in Ordnung bringen, bevor es zu spät ist. Was glaubst du wohl, wer Gott wohl ist? Michael Kohlhaas, oder Edmond Dantès?“ Irgendwie verstand Watari nicht so ganz, was Lacie ihm damit sagen wollte. Warum antwortete sie nicht einfach auf seine Fragen, sondern begann gleich so etwas zu erzählen? Schließlich warf Lacie einen kurzen Blick auf ihre Uhr und wirkte überrascht. „Oh, schon so spät? Tut mir leid, Watari, aber ich muss jetzt los. Ich habe noch etwas sehr Wichtiges zu erledigen. Wenn Dathan und die anderen Jeremiel befreien wollen, werden sie auf jeden Fall Hilfe brauchen und da ich leider nicht viel Zeit habe, muss ich mich beeilen. Erhol dich gut und denk noch mal darüber nach, was dein Gott für eine Person ist.“ Damit verabschiedete sich die Blondhaarige und verließ das Zimmer. Offenbar hatte sie es sehr eilig. Watari sah ihr nach und überlegte, was das zu bedeuten hatte und ob Lacie auf irgendetwas hinaus wollte. Seit L sich mit der Sache beschäftigt hatte, schien es allzu deutlich zu sein, dass Lacie sie auf eine bestimmte Spur bringen wollte. Nicht umsonst hatte sie die anderen auf Dathans Spur gebracht, da steckte vermutlich mehr dahinter. Wenn ihn sein Gefühl nicht täuschte, hatte Lacie ihm vermutlich einen versteckten Hinweis geben wollen. Michael Kohlhaas… Edmond Dantès… beides Männer, denen Unrecht widerfahren war und daraufhin einen Rachfeldzug starteten. Konnte das etwa das Motiv des Alpha-Proxys sein? Rache? Es war wohl besser, wenn er L anrief und ihm von dem Besuch erzählte. Also holte er sein Handy hervor und wählte die Nummer. Nach einer Weile ging L ran und fragte „Watari, ist irgendetwas passiert?“ „Es ist nichts Ernstes“, beruhigte ihn der 74-jährige, da er sofort die besorgte Stimme hörte. „Ich hatte nur vorhin einen Besuch von Lacie. Sie hat da etwas angedeutet, was dir und den anderen vielleicht weiterhelfen könnte.“ Und damit schilderte er den Verlauf des Gesprächs und ihre merkwürdigen Andeutungen. Und auch L war neugierig und sagte schließlich „Ja, da könnte durchaus etwas dran sein. Aber so ganz verstehe ich es noch nicht, was diese Gottesanspielungen bedeuten sollen. Stellt sich mir allerdings die Frage: wenn das Motiv des Alpha-Proxys Rache ist, wieso hat er Alice umgebracht und wollte auch Sie töten? Ich werde auf jeden Fall weiter dran bleiben. Momentan versuchen wir einen Weg zu finden, um Elion vor dem Einfluss des Alpha-Proxys zu schützen. Erholen Sie sich gut, Watari und versprechen Sie mir, dass Sie ja wieder gesund werden.“

„Ich werde mein Bestes geben“, versicherte der alte Mann und lächelte. „L, ich möchte, dass du eines weißt: ich wollte dir und den anderen nie etwas Böses. Alles was ich wollte war, dich zu beschützen und dir zu helfen, deine Fähigkeiten zu einem guten Zweck einzusetzen.“ Es war das allererste Mal, dass Watari ihn duzte und eine Weile schwieg L am anderen Ende der Leitung. Er schien zu ahnen, was seinem Mentor durch den Kopf ging und schließlich hörte man ihn leise seufzen. „Watari, ich habe Ihnen nie einen Vorwurf gemacht und würde Ihnen auch nie einen machen. Ich weiß doch, was Sie für mich getan haben und ich werde Ihnen auch immer dafür dankbar sein. Für mich sind Sie all die Jahre ein Vater, Großvater, Mentor und Freund gewesen und das werden Sie auch… Ja Beyond, du kannst meinetwegen ruhig demonstrativ die Augen verdrehen. Watari, Sie haben so viel aufgegeben, um mich vor Dr. Brown zu beschützen und das werde ich Ihnen nie vergessen. Das ist mein Ernst. Entschuldigen Sie mich bitte, aber gerade ist hier ein gewisses Durcheinander.“

„Schon in Ordnung. Jeremiels Rettung hat absoluten Vorrang und ich bin ja außer Lebensgefahr. Es kann aber sein, dass Lacie vorbeikommt, weil sie euch offenbar helfen will. Ich wünsche noch viel Glück bei der Suche.“ Damit war das Gespräch beendet und so legte Watari sein Handy wieder zurück. Als er wieder alleine in seinem Zimmer war und Ruhe eingekehrt war, dachte er nach. Wie hing das alles bloß miteinander zusammen und was für eine Rolle spielte Lacie bei der ganzen Sache? Kannte sie den Alpha-Proxy? Wusste sie über seine Pläne Bescheid und wollte auf eigene Faust etwas dagegen unternehmen? Aus seiner Manteltasche holte er ein Medaillon heraus und öffnete es. Darin befanden sich ein Foto von seiner Frau Teresa und seiner Tochter Alice. „Alice, warum nur hast du dich auf diese ganze Sache eingelassen, anstatt mit mir darüber zu reden?“
 

L hatte die anderen über das Gespräch mit Watari in Kenntnis gesetzt und wollte auch sogleich von Beyond wissen, wie das Gespräch mit Rumiko verlaufen war. „Sie wird nach der Frequenz suchen, allerdings könnte das etwas dauern und sie muss auf jeden Fall mit Elion sprechen, da er der Einzige ist, der auf diese Frequenz reagiert. Bis dahin können wir uns ja mal überlegen, was diese komische Lacie Dravis im Schilde führt und wieso sie bei Watari im Krankenhaus auf der Matte steht. Also ich finde das mehr als merkwürdig.“

„So merkwürdig ist das nicht“, erklärte L. „Immerhin hat sie Watari und Frederica gefunden und den Notarzt verständigt.“ Aber Beyond blieb dabei, dass das irgendwie doch ziemlich merkwürdig war. So viele Zufälle auf einem Haufen waren nicht normal und ihn ließ einfach das Gefühl nicht los, als würde da mehr dahinterstecken. Es war doch mehr als seltsam, dass Lacie sich nie persönlich bei ihnen blicken ließ und nie Klartext redete, sondern immer Andeutungen machte. Gezielte Andeutungen, wie auch schon Watari festgestellt hatte. Während er bei einem Glas Erdbeermarmelade nachdachte, wandte er sich an Dathan, der gerade etwas aufschrieb. Lacie hatte sie zu ihm geführt und wie sich herausstellte, nicht grundlos. Er war ein Unvergänglicher und hatte Verbindungen zu Alice Wammy, immerhin hatte er sie damals aus dem brennenden Restaurant gerettet und war danach ihr Patient im Krankenhaus gewesen. Und nun stellte sich heraus, dass er die Schöpfung des Unborns war, der im Körper des Alpha-Proxys lebte. Und als er so darüber nachdachte, begann er sich eine Frage zu stellen, die gar nicht mal unberechtigt war. Wer war denn die treibende Kraft hinter Projekt AIN Soph? Der Alpha-Proxy oder der Unborn? Fakt war ja, dass der Unborn nur dann vollständig von einem Körper Besitz ergreifen konnte, wenn er in den Körper eines Embryos gepflanzt wurde. Und das am besten so früh wie möglich, denn bei Elion hätte es als Einziger fast geklappt, wenn nicht Nastasja dazwischengefunkt wäre und er nicht so eine unerschütterliche Friedfertigkeit besessen hätte. Bei allen anderen hatte es nicht richtig funktioniert und soweit er wusste, war der Unborn somit nicht in der Lage, vollständig Besitz vom Alpha-Proxy zu ergreifen. Stattdessen übertrug dieser den Unborn auf Ungeborene, um sie zu infizieren und dem Unvergänglichen einen Körper zu geben. Nun fragte sich, wer wohl wem half. Vor allem aber wäre interessant zu wissen, wieso es diesem Unvergänglichen so schwer fiel, auf normale Weise Besitz von einem Körper zu ergreifen und wieso er diesen Aufwand nötig hatte. Offenbar war er ganz anders als Liam und Eva, denn die hatten keinerlei Probleme damit und wie es mit Dathan aussah, konnte er nicht sagen, weil er ja immer wieder im selben Körper aufwachte und seine Erinnerungen verlor, wenn er starb. Konnte es sein, dass dieser Unvergängliche anders war als die anderen? Was, wenn er kein normaler Unvergänglicher war? Tja, aber wie sollten sie das herausfinden? Das war eine gute Frage. Vor allem aber würde es Beyond interessieren, wie Joseph Brown in Kontakt mit diesem Unvergänglichen kam und wieso er ihm unbedingt helfen wollte. Immerhin hatte dieser nicht gerade die besten Absichten. Wenn den Serienmörder nicht alles täuschte, dann hatte der Unborn doch vor, alle Unvergänglichen in sich aufzunehmen und alles Vergängliche auszulöschen, was also bedeutete, wirklich alles zu vernichten, um dann Ain Soph wieder zurückzuholen. Doch wie Elion von Nazir erfahren hatte, würde das nichts bringen, denn alles, was zerstört wurde, ging automatisch ins Nichts und wurde damit wieder zu einem Teil von Ajin Gamur. Demnach also war das ganze Projekt vollkommen hirnrissig, weil nach der Zerstörung der vergänglichen Welt nichts mehr übrig blieb und Ain Soph offenbar nie wieder zurückkehren würde. Ob der Unborn sich dessen gar nicht im Klaren war? Wer weiß. Womöglich wollte er es trotzdem versuchen, oder er wollte es einfach nicht wahrhaben. Aber was für eine Rolle spielte Jeremiel bei der Sache? Irgendwie wurde der BB-Mörder das Gefühl nicht los, dass L’s Zwillingsbruder nicht grundlos entführt wurde. Immerhin hatte dieser doch keine Proxy-Kräfte und war demnach vollkommen uninteressant. Trotzdem hatte man ihn manipuliert und entführt, was nur einen Schluss zuließ: der Alpha-Proxy oder besser gesagt der Unborn hatte etwas ganz Bestimmtes mit ihm vor. Womöglich war er ja der Einzige, von dem er wirklich Besitz ergreifen konnte, nachdem es bei Elion erfolglos geblieben war. Also musste Jeremiel etwas haben, was die anderen nicht besaßen. Oder aber… und hier begann Beyond eine ganz verrückte Idee zu sinnen. Was, wenn es um Liam ging? Es war doch merkwürdig, dass dieser sich gar nicht an irgendwelche Unvergänglichen erinnern konnte, aber Eva vermutlich schon. Wenn seine Erinnerungen absichtlich gelöscht wurden und selbst dieser Nazir darüber schweigt, musste Liam doch eigentlich Verbindungen zu dem Unvergänglichen haben, der in diesem Unborn lebt. Zumindest wäre das doch eine logische Erklärung dafür.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  pri_fairy
2015-01-10T17:00:34+00:00 10.01.2015 18:00
Spitzen Kapitel :)
Von: abgemeldet
2015-01-10T09:42:17+00:00 10.01.2015 10:42
Das Kapitel war toll. *-*
Ich freue mich schon auf das Nächste.

LG^^Alien^^


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