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Last Desire 10

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Fredericas Rettung

Sie hatten das Krankenhaus nach knapp einer zehnminütigen Fahrt erreicht. Dathan hatte sich angeboten, sie alle hinzufahren. Nastasja hatte währenddessen auch schon Elion angerufen und Bescheid gesagt. Dieser wollte zusammen mit den anderen ein Taxi nehmen und so zum Krankenhaus kommen. Als sie endlich da waren, sprach Nastasja sofort mit dem Arzt und erfuhr, dass Frederica und Watari noch operiert wurden. Beide schwebten in Lebensgefahr und es war ihnen ein Rätsel, wie das nur passieren konnte. Vor allem, weil Frederica doch eine Unvergängliche war und sie doch eigentlich kein leichter Gegner gewesen wäre. Vor allem fragten sie sich, wieso sie ihre Verletzung nicht einfach zurücksetzte. Irgendetwas stimmte da überhaupt nicht. Nachdem die Operation vorbei war und Frederica zumindest vorübergehend außer Lebensgefahr war, ging die Gruppe zu ihr und sofort untersuchte Nastasja sie. Sie brauchte nicht lange um festzustellen, dass irgendetwas mit Frederica los war und das Problem woanders lag, aber nicht in der Schussverletzung. Und tatsächlich fand sie nach einigem Suchen die Einstichstelle einer Nadel. „Elion.“ Der Proxy trat näher und berührte vorsichtig Fredericas Stirn. Doch sogleich, als er das tat, durchfuhr ein brennender Schmerz seinen Körper und ihm war, als würde sein Innerstes in Flammen stehen. Sofort löste er sich wieder von ihr und taumelte zurück. Schnell war Ezra bei ihm und rief „Hey, mach mir jetzt bloß nicht schlapp, kapiert? Sag schon, was ist los?“ Doch der Proxy brauchte erst mal eine Weile, um sich davon zu erholen. Die Angst stand ihm ins Gesicht geschrieben und mit Mühe antwortete er „Es ist… es ist der Unborn.“ „Wie jetzt?“ fragte Sheol und sah abwechselnd zu Elion und Frederica. „Wie kann sie sich denn angesteckt haben? Das ist doch nicht möglich. Sie müsste schon als Embryo infiziert werden, damit sie zu einem Proxy wird. Wozu das alles?“

„Weil der Unborn ihre Seele absorbiert. Mutter muss ihr das angetan haben.“ Das war wirklich eine absolute Katastrophe. Offenbar war der Alpha-Proxy in London und hatte Frederica und Watari angegriffen. Und nun war Frederica dasselbe passiert wie mit Andrew, als Elion zu ihm eine mentale Verbindung aufgebaut hatte. Sheol dachte kurz nach und hatte dann schließlich eine Idee. „Wieso stellst du nicht dieses Serum her, das auch Elion und mich gerettet hat? Vielleicht können wir Frederica auf dieselbe Weise retten.“ Doch die Russin schüttelte ernst den Kopf und erklärte, dass das nicht so einfach war. Denn es gab ein ernstes Problem: das Serum zerstörte zwar den Unborn, aber es war so konzipiert, dass es explizit parasitäre Bewusstseinsformen zerstörte. Das hieß, sie konnte dieses Mittel nicht bei Frederica anwenden, weil sie ja als Unvergängliche selbst ein parasitäres Bewusstsein war. Das Serum würde ihr also den Todesstoß geben. Verdammter Mist!“ rief sie und trat gegen die Wand, woraufhin sie sich die Haare raufte. „Und um das Mittel zu verändern, fehlt mir die Zeit. Wir bräuchten jemanden, der in der Lage ist, den Unborn zu zerstören, ohne dabei Frederica in Gefahr zu bringen. Elion, meinst du, dass du das kannst?“ Doch der Proxy musste zu seinem Bedauern mit der Erklärung ablehnen „Wenn ich eine Verbindung zu ihr aufbaue, dann werde ich mich sofort infizieren, weil ich immer noch ein Proxy bin. Wir bräuchten schon Eva oder jemanden, der ähnliche Fähigkeiten hat wie sie.“

„Ja super! Und wer soll das denn bitteschön sein?“ rief Ezra und setzte sich. Nastasjas Blick wanderte zu Dathan und sie ergriff seine von Brandnarben entstellte Hand. Seine Haut fühlte sich rau und wie Leder an, aber das störte sie nicht im Geringsten. Sie mochte seine Hände, genauso wie sein Gesicht. „Dathan, ich weiß, dass ich zu viel verlange. Aber womöglich bist du der Einzige, der uns helfen kann, Frederica zu retten. Wir müssen es zumindest versuchen.“ Doch der Entstellte war sich nicht sicher, ob das so eine gute Idee war. Denn er konnte immer noch nicht so wirklich glauben, dass er ein Unvergänglicher war. „Wie soll ich das denn machen? Ich weiß doch nicht mal, was ich tun soll.“ Aber da hatte auch schon Elion die rettende Idee. „Wir könnten dir erklären, was du machen musst und du folgst einfach den Anweisungen. Damit du jemanden hast, der dich führt, wäre es ratsam, wenn jemand mitkommt. Auf jeden Fall muss es jemand sein, der mit so etwas Erfahrungen hat. Sheol, könntest du dich gleich mit dranhängen? Du bist der einzige von uns beiden, der problemlos mitgehen kann.“

„Das geht?“

„Klar. Ich habe das schon mal ausgetestet. Wenn du beim Aufbau der mentalen Verbindung Kontakt zu Dathan hältst, kannst du dich an ihn dranheften, selbst ohne Proxy-Kräfte. Dann nimmt er dich quasi mit. Rein theoretisch könnten mehrere Leute mitgenommen werden. Ist eigentlich ein ähnliches Prinzip, als würde man mit einer größeren Zahl von Leuten versuchen, auf einen Server zurückzugreifen.“ Zwar war Dathan immer noch sehr skeptisch, ob das auch wirklich funktionierte, aber er wollte es zumindest versuchen. Vielleicht würde sich ja auf die Weise herausstellen, ob er nun ein Mensch war oder nicht. Es konnte ja genauso gut sein, dass es sich um einen Irrtum handelte und wenn es beim besten Willen nicht funktionierte, war das doch der beste Beweis dafür, dass er auch nur ein Mensch war. In dem Fall musste einfach mit Beyonds Augen irgendetwas nicht stimmen. Aber zumindest wollte er es versuchen. Allein schon Nastasja zuliebe. „Okay, wenn es keine andere Möglichkeit gibt, sie zu retten, dann will ich es versuchen.“ Um ihnen die Ruhe zu geben, sich zu konzentrieren, verließ Nastasja mit den anderen das Zimmer und wollte mit ihnen zusammen Watari besuchen gehen und nach ihm sehen. So waren Sheol und Dathan die Einzigen, die noch da waren. Und der Entstellte war immer noch nicht so ganz überzeugt und fragte sich auch ernsthaft, wie dieser Junge ihm da helfen sollte. Der war doch allerhöchstens 15 oder 16 Jahre alt. Der Rothaarige schien zu merken, was los war und verschränkte die Arme. „Nur zu deiner Info: ich mag zwar jung aussehen, aber glaub mir: ich bin mit Sicherheit genauso alt wie Beyond, L und Jeremiel, wenn nicht sogar noch älter. Und glaub mir: bevor ich um knapp 15 Zentimeter eingeschrumpft bin, hab ich noch einen ganz anderen Ton angegeben.“

„I-ich sag ja nichts. Ähm… was genau soll ich tun?“

„Der einfachste Weg, eine mentale Verbindung aufzubauen liegt darin, indem du deine Hände an Fredericas Schläfen legst und deine Stirn mit ihrer berührst.“ Dathan folgte der Anweisung, aber es tat sich nicht sonderlich viel. Doch sogleich kam Sheol auch schon mit dem nächsten Schritt. „Schließ deine Augen und versuch deine Gedanken loszulassen. Denk an nichts und spüre einfach ihre Gefühle. Versuch mit ihren Augen zu sehen und wie ihr Wesen ist. Ist sie fröhlich? Fühlst du dich selbst dabei so unbeschwert und frei wie ein Vogel? Hat sie Angst und spürst du ebenfalls Beklemmung? Versuch es herauszufinden.“ Dathan schloss seine Augen und atmete tief durch. Und während seine Stirn auf Fredericas lag, spürte er die Wärme, die von ihr ausging. Es hatte so etwas Angenehmes und ihm war, als würde ein wärmendes Licht von ihr ausstrahlen. Er spürte die Leichtherzigkeit und kam sich mit einem Male vor, als wäre er selbst schwerelos und würde wie auf Flügeln davongetragen werden. Wie ein Vogel, der durch die Luft gleitete und sich von den Winden tragen ließ. Und doch konnte er wahrnehmen, dass da noch irgendetwas war. Etwas Bohrendes, Beißendes und Bösartiges. Er forschte näher und versuchte festzustellen, was es war. Doch als er versuchte, es zu greifen, da verlor er den Boden unter den Füßen und ihm war, als würde er mit einem Male fortgerissen werden. Er fiel zu Boden und als er die Augen öffnete, da fand er plötzlich eine ganz andere Umgebung vor, als sie vorhin noch da war. „Hey Keule, du hast es ja tatsächlich hingekriegt!“ Als Dathan aufstand und sich umsah, erkannte er einen Jungen, der fast genauso groß war wie er. Er trug eine Kapuzenjacke, hatte blondes Haar und ein rotes und ein gelbes Auge. War das etwa Sheol? Ja aber… er sah auf einmal so anders aus. „Was ist denn mit dir passiert?“ „Ach das?“ Damit begann Sheol an seinen Haaren zu zupfen und dachte dabei anscheinend nach. „Nun, das liegt vermutlich daran, weil ein kleiner Rest von mir immer noch Proxy-Kräfte hat. So sah ich aus, bevor Mum mir das Serum verabreicht hat. Hier in der inneren Welt laufen einige Dinge anders, Kumpel. Hier hält sich gar nichts an irgendwelche Naturgesetze. Was du hier siehst, ist das Innere von Fredericas Seele. Alles, was du hier siehst, ist nicht real. Es ist lediglich der Spiegel ihres Selbst und was ihr Wesen ausmacht. Die Seele besteht aus zwei Teilen. Der eine Teil, der anatomisch fest in unserem Körper verankert ist, macht unser Wesen aus und der andere ist der flüchtige Teil, nämlich der Lebensatem. Wenn der Unborn den anatomischen Teil der Seele zerstört hat, wird auch der andere Teil verschwinden, was Fredericas Tod bedeuten würde. Und um das zu verhindern, müssen wir den Übeltäter finden und zerstören.“ Dathan sah sich um und fand sich auf einer Art riesiger Klippe wieder. Der Anblick bot eine atemberaubende Aussicht auf das weite Meer und überall schwirrten Vögel umher. Und als er sich von der Meerseite abwandte und sich auf dem Festland umsah, erkannte er weite Felder von Kirschbäumen in ihrer vollen Blüte, Lavendelfelder und Vögel aller Art saßen auf den Ästen. Das Gezwitscher war wie eine liebliche Melodie und der angenehme Duft der Blühten wehte ihm entgegen. Es fühlte sich so wunderbar an… als wäre er mit einem Male vollkommen frei von all seinen Sorgen und Problemen. Sheol ging schließlich voran und Dathan folgte ihm. „Da Frederica ein freier Geist ist und eigentlich keine Finsternis in ihrem Herzen trägt, wird es wahrscheinlich nicht allzu schwer sein, den Unborn zu zerstören. Viel problematischer wird es bei Individuen mit einer schwachen Seele, oder die sehr viel Finsternis in sich tragen. Zum Beispiel Personen, die sehr viel durchgemacht haben und deshalb leicht zu manipulieren sind. Ezra wäre extrem anfällig für den Unborn, weil er von seiner eigenen Vergangenheit gequält wird, auch Andrew hätte keinerlei Chancen und wäre in unglaublicher Geschwindigkeit von dem Unborn verschlungen worden, weil er sich von seinen Ängsten beherrschen lässt. Angst, Verzweiflung, Zorn, Traurigkeit, Schmerz, Hass… all diese Emotionen reißen tiefe Wunden in unsere Seele und lassen die Finsternis hinein. Und je mehr wir uns von unserer eigenen Finsternis vereinnahmen lassen, desto leichteres Spiel hat auch der Unborn mit uns. Deshalb wurden wir im Institut ununterbrochen gefoltert, weil sie uns seelisch brechen wollten.“ „Das klingt ja schrecklich. Und wie kann man den Unborn bekämpfen?“

„Seine Manifestation töten und danach müssen wir Frederica helfen. Der Unborn hat sicherlich schon einiges an Schaden angerichtet und da wird es schwer werden, den Schaden zu beheben.“ Sie fanden eine Tür, die einfach so mitten in der Landschaft stand. Auch sonst gab es woanders viele Türen und Dathan begriff nicht so ganz, was das zu bedeuten hatte. „Was sind das für Türen?“ „Die führen in andere Welten. Denn als Unvergänglicher ist man mit allen Lebewesen verbunden.“

„Und woher weißt du das alles?“

„Dumme Frage. Ich hab das alles eingetrichtert bekommen, wenn James und seine Leute nicht gerade damit beschäftigt waren, uns zu foltern. Leider erinnere ich mich nicht mehr an alles aus meiner Vergangenheit. Aber es reicht alle Male um zu wissen, was wir tun müssen.“ Sheol öffnete die Tür und ging ohne großartig zu zögern hindurch. Dathan folgte ihm und umso erstaunter war er, als er keinen Raum in dem Sinne, sondern eine andere Welt vorfand. Doch diese war ganz anders als die wunderschöne Landschaft, die er gesehen hatte. Es war eine beklemmende und düstere Welt, in der überall Vogelkäfige hingen. „Hier sind wir richtig“, sagte Sheol kurz und knapp und ging weiter, doch der Entstellte brauchte eine Weile, bis er sich gefangen hatte. Er ging durch und sogleich schloss sich die Tür hinter ihnen. In der Ferne hörten sie das Rasseln von Ketten und leises Schluchzen. „Kaum zu glauben, dass das wirklich immer noch Frederica ist“, murmelte Dathan und spürte, wie ihm ein Schauer über den Rücken lief. Doch Sheol selbst ging da viel nüchterner ran. „Das ist die Finsternis in ihrem Herzen. Die Angst davor, eingesperrt zu sein und nie wieder das Tageslicht zu sehen. Frederica hat zwanzig Jahre im Institut verbracht, wo sie an lebenserhaltenden Maschinen angeschlossen war, weil James und sein Vater sie unzähligen Experimenten ausgesetzt haben.“

„Klingt so, als hättet ihr alle viel durchgemacht.“

„Kann man so sagen. Wir alle hatten keine Familie, waren alleine und haben alle gelitten. Nicht nur die Proxys. Aber Mum sagt, dass wir daran auch wachsen können. Und sie hat ja auch eigentlich Recht.“

„Sie ist schon eine tolle Frau, hm?“

„Jep. Sag mal, magst du sie etwa?“ Als Dathan diese Frage hörte, weiteten sich seine Augen und hastig machte er abwehrende Bewegungen mit den Armen und stammelte irgendetwas vor sich hin. „Also das… äh… es ist…“ Doch Sheol ahnte schon was Sache war und grinste breit, wobei er ihm scherzhaft in die Seite stieß. „Musst nicht gleich so verlegen werden. Hey, es hat selbst ein Blinder gesehen, dass du sie magst und soweit ich richtig gecheckt habe, mag sie dich offenbar auch. Lad sie doch mal auf ein Date ein.“ „Nun mal halblang“, rief Dathan und machte einen Schritt zurück. „Ich kenn sie noch nicht mal richtig und ihr werdet doch eh bald nach Amerika abreisen.“

„Mensch! Dates sind dafür da, dass man sich näher kennen lernt und nur weil wir auf verschiedenen Kontinenten leben, heißt das nicht, dass man sich nie wieder sieht, du Hornochse. Scheint so, als bräuchtest du echt Nachhilfe bei solchen Sachen.“ Irgendwie ist der Junge schon schräg, dachte Dathan. Obwohl wir in dieser mehr als seltsamen Welt herumlaufen, will der mir echt noch eine Lektion in Sachen Liebesdingen geben, obwohl er höchstwahrscheinlich selbst noch nie eine Freundin hatte. Die Familie ist schon irgendwie schräg.

Sie gingen immer weiter in die Finsternis und es wurde kälter und kälter. Irgendwie fühlte er sich mehr als unwohl hier und wenn es nach ihm gegangen wäre, dann wäre er am liebsten abgehauen. Dieser Ort gefiel ihm überhaupt nicht und dann hörte er plötzlich etwas. Es klang wie ein tiefes Grollen und es ließ den ganzen Boden erzittern. Abrupt blieb er stehen und glaubte in der tiefen Finsternis etwas zu sehen. Was es genau war, konnte er nicht erkennen, aber es war ihm so, als würde da jemand vor ihm stehen. Und es war nicht Frederica. Eine Stimme erklang und sie erfüllte den ganzen Raum. „Es ist lange her, dass ich dich gesehen habe.“ Dathan war sich nicht sicher, ob das Ding womöglich Sheol meinte, doch da kam dieses Etwas auch schon auf ihn zu. Ein leuchtendes Paar Augen sah ihn an, doch ansonsten war rein gar nichts zu erkennen, nur schwarze Schatten, die jegliches Licht absorbierten. „Es kommt mir so unendlich lange vor, seit ich das letzte Mal in diese Augen geblickt habe. Du hast dich seit damals sehr verändert, mein lieber Nivkha.“ Wie bitte? Nivkha? Das war doch nicht sein Name. Da musste eine Verwechslung vorliegen. „Ich… ich bin nicht Nivkha, mein Name ist Dathan. Wer… wer bist du und was bist du?“

„So, du erkennst deinen eigenen Schöpfer nicht? Nun, es wundert mich nicht, dass du dich nicht erinnern kannst und sie dich im Unwissen gelassen haben. Selbst über deine Herkunft und deine Bestimmung. Aber keine Sorge, du wirst alles noch erfahren. Wer du wirklich bist, wozu du geboren wurdest und was deine Aufgabe ist. Alles, was du nur dafür tun musst ist, mich mitzunehmen. Wenn du mir hilfst, werde ich all deine Fragen beantworten und dir deine verlorenen Erinnerungen wiedergeben.“

„Das kannst du?“

„Selbstverständlich. Als Unvergänglicher stehen mir diese Möglichkeiten offen. Alles, was ich dafür brauche, ist deine Hilfe.“ Damit reichte ihm das pechschwarze Schattenwesen seine Hand, damit Dathan sie ergreifen konnte. Doch dieser zögerte und wollte nicht. Er fürchtete sich vor diesem Wesen, das unmöglich menschlich sein konnte und wollte ihm auch nicht näher kommen. Doch da zog ihn auch schon Sheol zurück und rief „Fass ihn bloß nicht an. Der Unborn will nur versuchen, auch dich zu infizieren. Wenn du ihn anfasst, wird er dich ebenfalls zerstören.“ Sofort wollte Dathan zurückweichen, doch da schossen mehrere Ketten auf ihn zu und schlangen sich um seine Arme, seine Beine und um seine Taille und rissen ihn zu Boden. „Dathan!“ rief der Sheol und versuchte ihn festzuhalten, als der Entstellte unerbittlich in die Finsternis gezerrt wurde. „Glaubst du, ich lasse dich wieder gehen, mein Junge? Nein, so einfach werde ich nicht zulassen, dass sie dich mir wieder wegnehmen. Du gehörst mir und niemand anderem sonst.“ „Lass mich los“, rief Dathan und versuchte sich irgendwie gegen die Fesseln zu wehren, doch es brachte nichts. Unerbittlich wurde er noch tiefer in die Finsternis gezerrt, während Sheol selbst verzweifelt versuchte, ihn festzuhalten. „Schon bald wird alles wieder wie vorher sein, mein lieber Nivkha. Das verspreche ich dir. Dann wird uns nichts mehr auseinanderreißen können.“ Nein, ich will das nicht. Hör auf… hör auf… Dathan sammelte seine Kraftreserven und mit einer gewaltigen Kraftanstrengung schaffte er es, sich loszureißen und sogleich schnappte er sich einen festen Gegenstand, der auf dem Boden lag und schlug damit nach dem Wesen. Er schaffte es tatsächlich, es zu treffen und bei dem Schlag wurde eine solche Welle freigesetzt, dass sie mit einem Mal die gesamte Finsternis verjagte. Als hätte ein gewaltiger Sturm einen dicken schwarzen Nebel fortgeweht. Durch diese Kraft wurden die rostigen Vogelkäfige fortgerissen, die Ketten zersprangen und als der gewaltige Sturm abklang und alles fort war, da klärte sich langsam die dichte Wolkendecke und Licht fiel hindurch. Dathan kam langsam wieder auf die Beine und bemerkte, dass er ein Schwert in der Hand hielt. Die Klinge war transparent, so als wäre sie aus Glas und sie war federleicht. Er blieb stehen und brauchte eine Weile um zu realisieren, was da eigentlich geschehen war. Sheol, den diese gewaltige Kraft von den Füßen gerissen hatte, kam etwas taumelnd wieder auf die Beine und rief „Woah! Das war ja hammermäßig. Noch nie hab ich so eine Kraft gesehen. Wie… wie hast du das nur gemacht?“ Doch das wusste der Entstellte selbst nicht so wirklich und zuckte unsicher mit den Schultern. „Keine Ahnung. Ich hab einfach instinktiv diese Waffe gegriffen und mit aller Kraft zugeschlagen, um mich irgendwie zu befreien.“ Dem einstigen Proxy blieb der Mund offen stehen und er glotzte Dathan ungläubig an, als hätte dieser ihm ein Märchen auftischen wollen. „Alter“, rief er und machte dabei wilde Gesten mit seinen Armen. „Ist dir klar, was du da geleistet hast? Du hast den Unborn mit einem einzigen Schlag ausgelöscht. Fuck, das hat bisher noch keiner geschafft. Echt, wenn du kein Unvergänglicher bist, fresse ich einen Besen. Komm schon, wir müssen Frederica finden. Irgendwo muss sie sein.“ Damit ergriff Sheol seinen Arm und zog ihn mit sich. Unsicher folgte Dathan ihm und war immer noch ein wenig benommen von dem Schlag. Er konnte einfach nicht glauben was los war und dass er das gerade wirklich getan hatte. Vor allem ließ ihn aber eine Tatsache nicht los: dieses Wesen hatte ihn Nivkha genannt. Konnte es sein, dass es ihn wirklich gekannt hatte? Aber warum habe ich dann versucht, es zu töten, wenn es mich doch kennt und mir vielleicht hätte sagen können, wer oder was ich wirklich bin? Ich hatte einfach nur solche Angst gehabt und wollte nicht, dass es mich mit in die Dunkelheit hinabzieht. Als hätte ich instinktiv gewusst, dass dieses Wesen gefährlich ist. Verdammt, wieso habe ich nicht noch ein paar Fragen stellen können, bevor ich es getötet habe? Was, wenn ich nie herausfinden werde, wer ich bin? Etwas demotiviert ließ Dathan den Kopf sinken und das entging auch Sheol nicht. Dieser klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter und ging wieder voran. Nachdem sie eine Weile dem Weg gefolgt waren, fanden sie schließlich Frederica. Sie lag auf dem Boden eines riesigen Vogelkäfigs und war anscheinend bewusstlos. Sogleich versuchte Sheol den Käfig zu öffnen, doch vor dem Schloss hing eine schwere Eisenkette und leider konnte er sie nicht abnehmen. Dazu fehlte ihm eindeutig die Kraft. Also wandte er sich Dathan zu. „Versuch die Kette mit dem Schwert zu zerschlagen.“

„Meinst du das ernst? Hör mal, die Klinge sieht aus, als wäre sie aus Glas. Das wird nie und nimmer funktionieren.“

„In solchen Welten funktioniert nichts so wie in der normalen Welt. Hier geht alles nach seinen eigenen Regeln. Und dass diese Waffe einfach so aufgetaucht ist, war wahrscheinlich auch kein Zufall. Versuch es einfach mal.“ Also holte Dathan mit dem Schwert aus und schlug zu. Und tatsächlich zerschlug die durchsichtige Klinge die Kette, als wäre diese aus Papier und so sprang die Tür des Käfigs auf. Sie kletterten in das Innere des Käfigs und sofort ging Dathan zu dem bewusstlosen Mädchen hin und strich ihr vorsichtig die Haare aus dem Gesicht. „Frederica?“ Zuerst gab sie kein Lebenszeichen von sich und es sah für Dathan zunächst aus, als wäre sie tot. Doch dann öffnete sie zu seiner Erleichterung die Augen und in dem Moment begann sich die Welt um ihn herum vollständig aufzulösen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  pri_fairy
2015-01-02T22:06:13+00:00 02.01.2015 23:06
Wow^^ super Kapitel! Bin gespannt wie es weiter geht! Es wird immer spannender und ich frag mich wirklich wie das alles zusammen hängt. Richtig spannend! :)


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