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Last Desire 10

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Besuch beim Pfarrer

Die Kirche St. Michael war groß und im gotischen Stil gebaut worden. Vor dem Eingang hielt eine große Engelsstatue Wache, die den abgeschlagenen Kopf eines Drachen hochhielt, während sie mit der anderen ein Schwert trug. Das war der Erzengel Michael, der den Drachen erschlug. Nun, die Kirche würde wohl kaum St. Michael heißen, wenn nicht irgendwo etwas vom gleichnamigen Erzengel zu sehen gewesen wäre. Als er die die Tür öffnete, bemerkte er, dass alles wie leer gefegt war. Nun, es war ja auch nicht Messe und da hatten die Leute sicherlich Besseres zu tun, als den ganzen Tag in der Kirche zu hocken. Nun, nach einigem Umschauen fand er aber jemanden. Einen jungen Mann, der recht androgyn aussah und der gerade dabei war, die ganzen Heiligenfiguren zu reinigen. Kurzerhand ging er zu ihm hin und fragte „Entschuldigung, wo finde ich bitte den Pfarrer?“ Der junge Mann sah auf und sogleich sah Beyond, dass es sich bei ihm um einen normalen Menschen handelte. Erstaunt sah ihn dieser an, dann aber legte er seine Arbeitsutensilien weg. „Reverend Kings müsste gerade im Pfarrhaus sein, da er noch in einer Besprechung ist. Kann ich Ihnen irgendwie weiterhelfen?“

„Nun, es geht um einen jungen Mann, der vor zwei Jahren hier gewesen ist. Sein Name ist Dathan Lumis Kinsley und er verwaltet jetzt das Haus, in welchem ein Bekannter früher gewohnt hat.“

„Ach so. Nun, vielleicht kann ich ja auch weiterhelfen. Mein Name ist Nathaniel Hope, ich bin der Küster hier und erledige so ziemlich alle Arbeiten für den Reverend. Und der Name Kinsley sagt mir was. Das ist doch der junge Mann, der so schlimme Verbrennungen hatte, nicht wahr?“ Beyond bestätigte das und sogleich nahm der recht junge Küster, der wahrscheinlich nicht älter war als Beyond, womöglich auch etwas jünger, auf der Bank Platz und der Serienmörder tat es ihm gleich. „Nun, Dathan wurde von einer Frau hergebracht, die ihn angefahren hatte. Ihr Name war Lacie Dravis und sie bat uns, dass wir uns um ihn kümmern sollten. Er war zum Glück nicht schwer verletzt und hatte lediglich eine Platzwunde am Kopf und einen verstauchten Arm. Er war auch schon längst wieder bei Bewusstsein gewesen, als er hergebracht wurde. Allerdings konnte er sich an rein gar nichts mehr erinnern und so haben wir ihn gesund gepflegt und versucht, Verwandte zu finden, die ihn vielleicht vermissen würden. Da es aber niemanden gab, beschloss der Reverend, ihm zu helfen und vertraute ihm übergangsweise die Hausverwaltung an, solange Dathan sein Gedächtnis noch nicht wieder hat. Ist mit ihm alles in Ordnung?“

„Ich denke schon. Aber ich war nur etwas verwundert. Denn… es gab vor 28 Jahren einen anderen Dathan Lumis Kinsley, der ebenfalls schwere Verbrennungen erlitten hat. Ein etwas merkwürdiger Zufall, insbesondere weil sie absolut gleich aussehen.“

„Tja, Dathan ist ein merkwürdiges Phänomen in der Stadt“, erklärte Nathaniel und lehnte sich zurück, wobei er die Arme verschränkte. „Er taucht immer wieder auf und das schon seit Jahren. Und nie erinnert er sich an irgendetwas. Das passiert leider jedes Mal, wenn er einen Unfall erleidet. Bei jedem Mal verliert er sein Gedächtnis und erinnert sich an nichts, außer seinem Namen.“

„Und ist sonst irgendetwas Ungewöhnliches an ihm aufgefallen?“ Nathaniel musste kurz nachdenken und schüttelte schließlich den Kopf. „Also außer der Tatsache, dass er schon seit langer Zeit immer wieder auftaucht und sich an nichts erinnern kann, wüsste ich sonst nicht viel. Er ist recht scheu, was andere Menschen betrifft, aber er ist ansonsten recht freundlich und er sammelt leidenschaftlich Bücher. Hin und wieder schaut er vorbei, um mit dem Reverend zu sprechen, wenn es um das Haus geht oder wenn er mal Rat braucht. Er ist eigentlich ganz in Ordnung, nur eben halt extrem scheu bei Fremden.“

„Ja aber hat niemand nachgefragt, als plötzlich 26 Jahre später jemand angefahren wird, der damals an den Verletzungen dieses Brandes gestorben ist?“

„Natürlich haben wir uns das gefragt, aber Reverend Kings war eben der Ansicht, dass man nicht alle Wunder Gottes hinterfragen dürfte. Er hat sich nicht wirklich mit dem Fall beschäftigt und ich tue das eigentlich auch nicht, weil mir das irgendwie ziemlich suspekt erscheint.“ „Was erscheint dir suspekt?“ Beyond und Nathaniel sahen auf und schon kam der Pfarrer hinzu. Er hatte das, was man wirklich als Charisma bezeichnen konnte. Etwas Erhabenes, Weises und Ehrfürchtiges ging von ihm aus und sein goldblondes Haar fiel ihm über die Schultern. Ein freundliches und auch aufgeklärtes Lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab und er kam direkt auf die beiden zu. Auch er war ein Mensch wie Nathaniel. Der Küster erklärte ihm die Sache und auch Beyonds Anliegen. Der Pfarrer dachte kurz nach und sagte schließlich „Ich weiß nicht, ob der Dathan, der vor 28 Jahren an den Folgen des Brands verstorben ist, auch derselbe ist, der vor zwei Jahren von einem Auto angefahren wurde. Und ehrlich gesagt habe ich auch nie darüber nachgedacht. Er ist eine verirrte Seele, die Hilfe braucht und die will ich ihm auch geben. Und es ist auch mein persönliches Anliegen, ihn auch vor Leuten zu schützen, die ihm schaden wollen, oder die eine eventuelle Gefahr darstellen.“

„Das stand nicht in meiner Absicht. Aber sagen Sie, wissen Sie vielleicht etwas über eine gewisse Lacie Dravis? Sie war diejenige, die Dathan angefahren hat und sie schreibt seit dem Tod einer gewissen Alice Wammy immer wieder Briefe an ihren Vater. Und diesem wiederum gehörte damals das Haus, welches Dathan nun verwaltet.“

„Lacie kam damals, um zu beten und mich um Rat zu fragen. Sie ist lediglich ein Schatten, unaufhörlich auf der Suche nach einer Antwort, die sie aber wahrscheinlich niemals finden wird, wie ich befürchte.“

„Was meinen Sie damit, dass sie ein Schatten ist?“

„Na was ein Schatten eben ist. Ein unvollständiges Wesen, das auf der Suche nach etwas ist, um sich zu ergänzen. Lacie kam nach Greenwich, weil sie sich dort die Antwort erhoffte. Im Grunde sind alle Menschen nichts als Schatten. Denn solange sie leben, sind sie unvollkommen, unvollständig und unfertig. Solange der Mensch lebt, entwickelt er sich bis zu seinem Tod und selbst dann hat er noch nicht einmal einen Bruchteil von dem erfasst, was die Welt für ihn bereithält. Mit dem Tod wird der Mensch zu einem Teil der Ewigkeit und wird damit vollständig. Erst dann ist er in der Lage, die Ewigkeit und die Unendlichkeit zu begreifen, weil es nichts Vergängliches mehr an ihm gibt.“

„Wird das etwa so irgendeine Bibelstunde?“

„Nicht direkt. Alle Religionen glauben daran, dass der Mensch nach seinem Tod entweder in die Ewigkeit übertritt, oder dass ein neues Leben auf ihn wartet. Nicht umsonst heißt es: es irrt der Mensch, solange er lebt. Wenn ich einen Rat geben darf: versuchen Sie sich nicht mit der Frage nach dem Ganzen aufzuhalten, sondern gehen Sie in kleinen Schritten voran. Vielleicht haben Sie ja Glück und Sie finden somit Ihre Antwort. Mit der Zeit kommen manche Antworten von selbst.“ Da es offensichtlich war, dass sich wirklich nichts ergeben würde, verabschiedete sich Beyond und verließ die Kirche. Aber irgendwie ließ ihn das Gefühl nicht los, als wüsste dieser Pfarrer mehr, als er zugeben wollte. Obwohl dieser nichts Eindeutiges gesagt hatte, schien er ihm eine Art versteckte Botschaft mitgeteilt zu haben, bei welcher man zwischen den Zeilen lesen musste: „Dathan steht unter meinem Schutz und ich werde nichts tun, was ihn in ernste Gefahr bringt. Wenn du deine Antworten haben willst, dann warte ab und steck deine Nase nicht in Dinge rein, die du eh nicht begreifen kannst.“ Auch wenn der Pfarrer und der Küster auf dem ersten Augenblick wie Menschen erschienen, irgendetwas war nicht ganz normal mit denen, darauf verwettete er seine Shinigami-Augen. Als die Tür zugefallen und die beiden nun alleine waren, lehnte sich der Pfarrer an eine der Säulen und lächelte wissend. „Soso, dann sind sie auch schon hier. Dann kann Eva auch nicht weit sein.“

„Woher wollt Ihr das wissen?“

„Eine besorgte Mutter lässt ihre Familie nie weit aus den Augen. Und so wie sich die Dinge entwickeln, wird sie höchstwahrscheinlich eh bald hier vorbeischauen. Trifft sich ja auch ganz gut, ich hab sie immerhin schon seit ein paar Jahrhunderten nicht mehr gesprochen.“

„Und was ist mit diesem Beyond Birthday? Glaubt Ihr, er hat Verdacht geschöpft und weiß, wer wir sind?“ Seelenruhig setzte sich der Pfarrer neben ihn hin und faltete selbstzufrieden die Hände. „Natürlich und meine Botschaft hat er auch verstanden, so dumm ist er ja nicht. Aber es ist noch zu früh, um die ganze Wahrheit zu offenbaren, Nabi. Fürs Erste halten wir uns zurück und beobachten das alles. Lassen wir den Dingen einfach ihre Zeit, immerhin ist alles schon vorbereitet.“ Nachdem er so eine Weile dagesessen hatte, fiel ihm plötzlich etwas ein und er erhob sich. Er verließ die Kirche und ging zum Pfarrhaus und der Küster folgte ihm. „Meister, was habt Ihr denn vor?“ „Ich brauche mein Gewehr.“ „Welches denn? Die Pumpgun? Die AK-47, die Schrotflinte oder die M16?“ „Die Pumpgun reicht fürs Erste. Da sind zwei Ratten im Anmarsch und mit Sicherheit wollen sie wieder nur Ärger machen.“

„Was denn für Ratten, Meister Samajim?“

„Zwei ganz lästige, die sich zu weit von ihrem Nest entfernt haben. Ich geh das schon regeln, du bleibst im Haus und wartest dort. Bis dahin müsste ich das Ungeziefer vom Grundstück verjagt haben.“ Damit ging der Pfarrer hinunter in den Keller und holte aus einer der Kisten die Pumpgun und lud sie. Nachdem er fertig war, ging er damit in den Garten der Pfarrei und sah auch schon versteckt im Gebüsch einen Schatten. Sofort legte er das Gewehr an und zielte. „Raus da, aber sofort.“ Nach einigem Zögern traten zwei Gestalten hervor, die ihre Gesichter hinter Motorradhelmen verbargen. Sie waren bewaffnet und bereit zum Angriff. Verächtlich verzog er die Miene und brummte „Widerliche Proxy-Brut. Hat euch euer Meister nicht gesagt, dass mein Grund und Boden unantastbar ist? Wenn ihr hinter Nabi her seid, dann sag ich euch eines: solange er und die anderen Asylanten in dieser Stadt leben, darf niemand ihnen ein Haar krümmen. Und das gilt sowohl für euch, als auch für euren Herrn, der euch erschaffen hat. Also verschwindet, oder ich werde gleich deutlicher.“ Doch da setzte einer der Proxys direkt zum Angriff an und sprang nach vorne, wobei er mit der Klinge ausholte, um den Pfarrer zu töten. Doch dieser wich einfach zur Seite aus, duckte sich unter den Schlag hinweg und schlug zu, während er in der anderen Hand die Pumpgun hielt und dem anderen Proxy einen Schuss in den Bauch verpasste. Dem anderen zerschlug er den Helm und drückte ihn sogleich mit dem Fuß zu Boden. Er richtete den Lauf auf sein am Boden liegendes Opfer und sah diese leeren Augen, die nichts Lebendiges mehr in sich bargen. Kein Licht, keine Finsternis. Was da zu seinen Füßen lag, war nichts mehr als eine willenlose Hülle. „Schnapp dir deine Schwester und verschwinde. Und wenn ich euch noch mal hier sehe, werde ich richtig ungemütlich.“ Der andere Proxy, dem er in den Bauch geschossen hatte, lachte und sogleich richtete er sich wieder auf. Die Wunde hatte sich inzwischen wieder zurückgesetzt, aber er machte keine Anstalten, ihn anzugreifen. „Samajim der Alte… war nett, dich auch mal in Aktion zu erleben, alter Mann. Aber du wirst Nabi nicht immer beschützen können. Eines Tages wird er für seine Verbrechen zahlen und das wirst selbst du nicht verhindern.“

„Das werden wir ja sehen. Ich weiß noch nicht zu hundert Prozent, wer euch geschickt hat, aber ihr könnt ihm folgende Nachricht überbringen: wenn er sein Spiel zu weit treibt, werde ich Maßnahmen ergreifen und dann nicht mehr so nachsichtig sein. Noch einmal werde ich nicht zulassen, dass es zu einem Krieg kommt, der so eskaliert wie damals.“ Da die Proxys wussten, dass sie keine Chance hatten, traten sie den Rückzug an und Samajim seinerseits kehrte ins Haus zurück, wo Nabi besorgt wartete. „Und?“ fragte dieser unruhig. „Wie sieht es aus?“ „Ich habe sie vertreiben können, aber nicht für lange. Da Evas Familie hier ist, kommt Unruhe in die Stadt und das lockt allerhand Ratten hierher. Die Dinge geraten langsam ins Rollen. Der Frieden ist bald vorbei und was wir tun können ist, den Schaden weitestgehend zu begrenzen und sicherzustellen, dass alles den Weg geht, den es gehen soll.“

„Habt Ihr die anderen deshalb auf Nivkhas Spur gebracht?“

„Natürlich. Wenn es so kommt wie ich befürchte und es tatsächlich er ist, der dabei ist, wieder zurückzukehren, dann steht uns noch Schlimmes bevor.“

„Und wieso macht Ihr das alles, obwohl Ihr doch wisst, in welche Gefahr Ihr Nivkha damit bringt?“

„Keine Sorge, ich habe einen Plan und bisher verläuft alles bestens. Wir müssen nur dafür sorgen, dass Evas Familie schon von selbst weiterkommt und dass sie die Antworten auch zum richtigen Zeitpunkt bekommen. Vor allem aber können wir uns so im Hintergrund halten und somit erfahren, wer der Drahtzieher ist und was er plant. Noch ist es zu früh, um aktiv zu werden. Merke dir eines, mein Freund: es kommt nur auf das richtige Timing an. Und nichts ist leichter, als die Menschen glauben zu lassen, es ginge einzig und allein nach ihrem Willen voran. Und ebenso leicht lässt sich auch das Auge eines Shinigami täuschen, wenn dieser nur auf sein Auge vertraut.“
 

Etwas frustriert war Beyond wieder zurückgekehrt, ohne dass er viel Neues berichten konnte. Inzwischen waren auch Ezra und Elion zurückgekehrt, die völlig durchgefroren waren und dringend etwas Heißes brauchten. Sogleich setzte sich die gesamte Familie zusammen und Frederica machte einen Früchtetee fertig. Als sie sich versammelt hatten, wurde der Serienmörder auch schon gefragt, was sein Besuch beim Pfarrer ergeben hatte, doch der schüttelte nur den Kopf und erklärte „Er hat gesagt, dass er nichts wüsste. Aber der Typ ist mir nicht geheuer. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, als wüsste er mehr als er zugeben wollte und er meinte, mit der Zeit würden wir schon selbst auf die Antworten kommen. Aber der Küster hat mir da was Interessantes erzählt: dieser Dathan lebt schon eine ganze Weile in London und jedes Mal, wenn er in irgendwelche Unfälle verwickelt wird, erleidet er eine komplette Amnesie und weiß nichts außer seinem Namen. Demnach könnte er tatsächlich ein Unvergänglicher sein. Und wahrscheinlich hat er deshalb seine Verletzungen nicht zurückgesetzt, weil er sich an nichts erinnert.“

„Und was ist mit dem Pfarrer? Ist er ein Unvergänglicher?“

„Nein, er ist ein Mensch. Zumindest sagt mir das mein Shinigami-Augenlicht. Trotzdem habe ich irgendwie das Gefühl, als würde etwas nicht mit ihm stimmen. Vielleicht werde ich auch langsam paranoid.“ Na super. Jetzt hatten sie eine tote Tochter, die mit dem Verantwortlichen der ganzen Experimente zusammen gewesen war und jetzt auch noch einen zwielichtigen Kerl mit Brandnarben, der wahrscheinlich sogar ein Unvergänglicher war. Tja, was also tun? Nun, Frederica hatte derweil Kontakt mit Nazir aufgenommen und ihn befragt. „Nazir sagte mir, dass es keinen Unvergänglichen gibt, der unter dem Namen Dathan Lumis Kinsley in der Menschenwelt lebt. Aber er meinte, dass es jemanden gäbe, der sich Samajim nennt. Als es vor langer Zeit einen Krieg gab, wurden viele Unvergängliche verfolgt und Ajin Gamur selbst legte fest, dass Samajims Boden unantastbar ist und den Asylanten kein Leid angetan werden dürfte, solange sie sich dort aufhalten. Wahrscheinlich handelt es sich bei Dathan um einen Asylanten.“

„Wie jetzt? Unvergängliche, die von ihresgleichen verfolgt werden?“ fragte Ezra, der bei der ganzen Sache nicht wirklich mitkam und den Kopf schüttelte. „Wieso machen die das?“ Unsicher zuckte Frederica mit den Schultern und erklärte „Das war lange vor meiner Zeit, deshalb weiß ich nicht viel darüber und die Unvergänglichen selbst sprechen kaum darüber. Aber es soll jemanden gegeben haben, der Jagd auf die anderen gemacht und sie systematisch abgeschlachtet hat und dabei erschuf er sich Mitstreiter oder zog andere Unvergängliche auf seine Seite. Das artete schließlich im Krieg aus und viele wurden gezwungen, für die falsche Seite zu arbeiten. Sie wurden unterdrückt, eingeschüchtert und bedroht. Viele mussten gegen ihren Willen kämpfen und obwohl sie von den großen Alten begnadigt wurden, haben sie immer noch viele Feinde, die ihnen nach dem Leben trachten. Deshalb entschied Samajim der Alte, dass ihnen ein Recht auf Asyl gewährt werden sollte. Und manchmal werden Unvergängliche verfolgt, weil ihre Fähigkeiten zu gefährlich sind. Das kommt leider auch vor. Unter ihnen werden ziemlich viele Machtkämpfe ausgetragen. Nazir zum Beispiel soll seiner Schwester ein Auge ausgerissen haben, als sie es wagte, seine Position infrage zu stellen.“

„Und die nennen uns barbarisch und zerstörerisch…“, kommentierte Beyond kopfschüttelnd. „Komisch, dass uns Liam nichts dazu gesagt hat.“ „Nazir sagte, dass er sich an nichts aus seiner Vergangenheit erinnern kann. Aber er wollte mir nicht sagen wieso und weshalb. So wie es aussieht, ist Eva die Einzige, die uns vielleicht weiterhelfen kann.“

„Ja, nur treibt die sich irgendwo mal wieder rum und wir haben keinen blassen Schimmer, wo sie steckt.“

„Ich komm nicht mehr mit“, sagte Ezra und wandte sich ab. „Ich geh in mein Zimmer und schau mir 28 Days Later zusammen mit Sheol an. Wir sehen uns morgen.“ Damit verabschiedete sich der 16-jährige und so wandten sich die anderen wieder ihrem Gespräch zu. Nastasja kam schließlich mit einer Idee. „Womöglich können wir Dathans Erinnerungen zurückholen, wenn er erkennt, was er wirklich ist. Er wollte ja sowieso vorbeikommen und wenn er sich erinnert, dann kann er uns vielleicht weiterhelfen.“ „Ja aber was ist, wenn du in Gefahr gerätst?“

„Wenn er ein Asylant ist, dann wird es wohl in seinem Interesse liegen, weiterhin in London zu bleiben und sicher zu leben. Ich hab schon gegen Liam mit bloßen Händen gekämpft und ich denke sowieso nicht, dass von Dathan eine Gefahr ausgeht.“ Sie saßen noch den ganzen Abend zusammen und besprachen sich. Schließlich aber zogen sich nach und nach alle auf ihre Zimmer zurück. Jeremiel blieb alleine und telefonierte noch eine Weile mit Liam, bis er sich hinlegte. Sein Kopf schmerzte und er fühlte sich schon seit ihrer Ankunft in London so elend. Na hoffentlich waren das wirklich nur wetterbedingte Kopfschmerzen, die bald wieder vorbeigingen. Da war er endlich mal in London und schon lag er flach. Dabei hatte er erst letzten Monat die Grippe gehabt und mit fast 40°C Fieber im Bett gelegen. Liam hatte seine ganzen Termine abgesagt, um bei ihm zu bleiben, Delta hatte fast einen Heulkrampf bekommen und immerzu gesagt „Armes Engelchen, keine Sorge. Tante Delta wird dich wieder gesund pflegen.“ Daraufhin hatte dieser doch tatsächlich ein Schwesternkostüm angezogen und das mit Sicherheit auch nur deshalb, weil er es unbedingt mal tragen wollte. Da er das erste Mal richtig krank gewesen war, seit er in diesem Körper aufgewacht war, hatte er erst gar nicht gemerkt, dass er krank war. Das hatte dazu geführt, dass er schließlich zusammengebrochen war und sich von Liam eine Predigt anhören durfte, dass er doch mehr auf sich achten sollte. Er wusste es ja auch und er wollte sich schonen, aber er wollte L und die anderen auch nicht im Stich lassen.
 

In der Nacht hatte Jeremiel einen seltsamen Traum. Es war dunkel, als er die Augen öffnete und er einen brennenden Stich an seinem Hals spürte. Er konnte rein gar nichts sehen, spürte aber, wie ihn irgendetwas aufs Bett drückte und eine Stimme zu ihm sprach „Schlaf gut, mein Prinz. Und komm bald nach Hause.“ Danach spürte er nur noch, wie ihm etwas ins Gesicht gedrückt wurde und er wieder wegdöste.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  pri_fairy
2015-01-01T21:51:55+00:00 01.01.2015 22:51
Super Kapitel!:) bin richtig gespannt!:)
Von: abgemeldet
2014-12-30T12:49:32+00:00 30.12.2014 13:49
Das Kapitel war echt klasse^^
Es wird immer spannender und interessanter *O* Hoffe wenn das große Unglück kommt, am Ende doch noch alles gut wird. *hoffen*

LG^^Alien^^


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