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Last Desire 6

L x BB
von

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Ein Schrei nach Liebe

„Du… du kennst einen Weg, dieses Monster loszuwerden? Ist das dein Ernst?“ Beyond konnte nicht glauben, was er da hörte und wusste nicht, was er davon halten sollte. Konnte das wirklich stimmen und gab es doch eine winzig kleine Hoffnung? Jeremiel stand auf und half ihm hoch. „Naja, von loswerden hab ich jetzt nicht gesprochen. Fakt ist, dass Anja ein fester Teil von dir ist, aber zumindest gibt es Wege, dass du keine Ausbrüche mehr hast und in Wahnsinn verfällst. Komm mit, ich erkläre es dir unterwegs.“ Sie gingen weiter die Halle entlang, die scheinbar kein Ende hatte und wo es mehrere schwere Holztüren gab. Doch an all diesen ging Jeremiel vorbei und es war Beyond ein Rätsel, wie man sich hier zurechtfinden sollte. Aber wahrscheinlich hatte dieser schon so lange hier gelebt, dass er sich hier bestens auskannte. „Ich sagte ja vorhin, dass du zwei Seelen in dir trägst und deshalb anders bist als die anderen. Das kommt daher, weil nicht bloß Anja ein Teil von dir ist. Eva wusste, dass Anja niemals in der Lage sein würde, als normaler Mensch ein glückliches Leben zu führen, weil sie eben den Zorn verkörpert. Und sie war eben gefährlich, deshalb gab Eva dir auch Jashas Seele. Er sollte als eine Art ausgleichender Pol dienen, damit Anja nicht allzu stark dominieren kann und damit es auch jemanden geben konnte, der in der Lage war, dich zu beruhigen, sollte der Zorn in Wahnsinn umschlagen. Jasha ist quasi Ryuzaki. Er wurde nicht von Andrew erschaffen, sondern war schon immer da. Er ist lediglich erwacht und war lange in der Lage, zwischen Anja und deiner „menschlichen Seite“ zu vermitteln und somit zu verhindern, dass es wieder passieren könnte. Aber je mehr du versucht hast, vor dieser zornigen und wahnsinnigen Seite in dir zu fliehen, desto stärker wurde sie im Grunde genommen.“

„Aber wenn ich wirklich Jashas Seele in mir trage, warum gelingt es dann kaum jemanden, mich wieder zu Verstand zu bringen?“

„Weil Jasha momentan nicht stark genug ist, sich gegen Anja durchzusetzen, weil sie mit aller Macht versucht, die Kontrolle zu übernehmen. Deshalb konntest du auch nur noch auf L reagieren, weil dieser Evas menschliche Wiedergeburt ist. Jasha war Evas Mann und sie beide haben sich aufrichtig geliebt. Deshalb hat diese Nähe zu L dafür gesorgt, dass dieser andere Teil in dir stärker werden konnte. Und so warst du nicht nur der verbitterte und einzelgängerische Menschenhasser, sondern entwickeltest auch den starken Wunsch, L und die anderen zu beschützen, auch vor dir selbst. Eben deshalb hat Eva ja auch ein Teil ihres Ichs auf L übertragen, damit er leben konnte: damit du eines Tages die Kraft findest, auch deine andere Seite zu bestärken und glücklich mit deiner wahren Familie zusammenzuleben. Dass du dich in L verliebt hast, war also kein Zufall. Eben weil du nicht nur Anja, sondern auch Jasha bist, hattest du schon unterbewusst Gefühle für ihn entwickelt, genauso wie L für dich. Ebenso wie Rumiko und Jamie oder Oliver und Andrew zueinander gefunden haben. Das alles hängt mit ihrem früheren Leben zusammen. Und deshalb war auch die Freundschaft zwischen Andrew und Frederica so stark: weil Frederica ein Teil von Andrew ist, oder besser gesagt von Sophie. Auch dein Beschützerinstinkt deinem Freund gegenüber hat damit zu tun, weil Sophie Jashas Tochter war.“

„Aber wieso konnte ich mich dann in ihn verlieben? Und wieso er sich in mich?“

„Tja, Sophie und Eva hatten sehr viele Gemeinsamkeiten und im Grunde genommen war Sophie eine Art kindliche Version ihrer Mutter. Deshalb kann es zu gewissen Irritationen gekommen sein. Aber was dein Problem mit Anja betrifft, werde ich es dir erklären: Weißt du, Frederica hat L damals immer Geschichten aus eurem früheren Leben erzählt, um ihn auf seine zukünftige Rolle vorzubereiten. Denn die Tatsache, dass ihr euch alle um L zusammenversammelt habt, war kein Zufall. Es gibt im Leben keine Zufälle, nur die Illusion des Zufalls. Es war vorherbestimmt, dass ihr zueinander findet und da L Evas menschliche Wiedergeburt ist, ist er derjenige, der diese Familie zusammenhält und sie auf den richtigen Weg führt. Und er sollte wissen, wie er mit dir umzugehen hat, wenn du dich nicht mehr unter Kontrolle bekommen solltest.“ L war Eva? Beyond konnte das nicht glauben und schüttelte den Kopf. Aber andererseits klang das auch irgendwie logisch, wenn man es von der Seite aus betrachtete. Sie alle waren Evas Familie, die vor über 400 Jahren starb und als gewöhnliche Menschen wiedergeboren wurden, um ein normales Leben führen zu können. Das würde so einiges erklären und auch wenn die ganze Geschichte echt verrückt war, so schien doch alles ganz logisch zu sein, wenn man es aus der Perspektive betrachtete. Nur wie sollte er seine zornige Seite vollständig unter Kontrolle bringen? Das war ihm immer noch ein Rätsel. Sie blieben schließlich vor einer Tür stehen, die sich nicht sonderlich von allen anderen unterschied. Jeremiel öffnete sie und ging mit Beyond hindurch. Sie betraten keinen Raum, sondern kamen in einer verschneiten und kalten Landschaft heraus. Vor ihnen erstreckte sich ein entsetzliches Schlachtfeld. Häuser brannten, andere waren bereits zusammengestürzt und überall lagen die Leichen von Menschen. Frauen, Kinder, Alte… es war ein schrecklicher Anblick und erinnerte Beyond an seinen Traum von der Nacht des Massakers. Und schließlich fand er auch mehrere der schwarz gekleideten Reiter, deren Köpfe regelrecht zerfetzt worden waren. Das war Anja gewesen. Beyond sah sich um und vernahm von irgendwo her ein Schluchzen. Er und Jeremiel folgten dem Geräusch und fanden Anja, die im Schnee kniete und die Leiche ihrer Mutter im Arm hielt und bitterlich weinte, wobei sie immer „Mama! Mama!“ rief. In diesem Moment hatte sie nichts mehr mit dem unheimlichen Kind gemeinsam, welches ihm in seinem Traum begegnet war. Nein, sie war ein einsames kleines Kind, das seine Eltern verloren hatte… ihre Familie. Vorsichtig ging Beyond zu ihr hin, doch als er nahe genug war, änderte sich plötzlich das Bild. Er sah nun nicht mehr Anja vor sich, sondern sich selbst als kleinen Jungen, der weinend in einer Ecke kauerte und er fand sich nicht mehr in Nowgorod, sondern in seinem Elternhaus wieder. Sein jüngeres Ich war in einer schlechten Verfassung und hatte am ganzen Körper blaue Flecken. Und er hörte einfach nicht auf zu weinen. Er spürte, wie Jeremiel eine Hand auf seine Schulter legte und sah, wie dieser den kleinen Jungen mit einem fast traurigen Blick betrachtete. „Traurigkeit wird zu Hass, der Hass verwandelt sich in Zorn und der Zorn eskaliert irgendwann in Wahnsinn. Der Grund, warum du dich nicht unter Kontrolle bekommen kannst, liegt einfach darin, weil du vor dir selbst davonläufst. Du wolltest mit aller Macht dein anderes Ich aus deinem Leben verdrängen, sodass es umso stärker versuchte, sich wieder zurückzukämpfen. Im Grunde waren diese Ausbrüche, die du gehabt hast, ein verzweifelter Hilferuf von Anja, die sagen wollte: ich bin hier und ich will nicht verschwinden. Ich will leben! Anja ist nicht bösartig. Die Trauer über den schrecklichen Verlust ihrer Familie hat ihren Zorn in blinde Zerstörungswut umgewandelt und sie wollte nur noch alles zerstören und töten, um irgendwie den Schmerz zu kompensieren. Genauso wie du es all die Jahre getan hast. Und nun sehen wir das, was dich all die Jahre so zornig gemacht hat: Ein kleiner Junge, der von den Eltern nie geliebt wurde. Vom Vater verprügelt und von der Mutter fast umgebracht. Von der Welt missverstanden und von allen gemieden und gefürchtet.“

„Hör auf…“ Beyond wollte nicht mehr hören, was Jeremiel da sagte. Er wollte auch diesen kleinen Jungen nie wieder sehen, der ihn an diese schreckliche Zeit bei seinen Eltern erinnerte. Er wollte ihn aus seinem Leben verdrängen und einfach vergessen. „Was soll dieses ganze Psychogelaber? Was weißt du denn schon davon, wie ich wirklich bin und was mir durch den Kopf geht?“

„Weil Eva es weiß. Sie ist mit jedem Menschen auf dieser Welt verbunden, genauso wie Frederica. Beyond, merkst du denn nicht, was du da machst? Du rennst vor der Wahrheit weg und machst damit alles nur noch schlimmer. Jetzt hör mir gut zu: dieser kleine verzweifelte Junge ist ein Teil von dir und du musst endlich akzeptieren, dass er genauso ein Recht zum Leben hat. Anja hat ein Recht zum Leben und der Zorn gehört genauso zu unserem Leben dazu wie die Liebe. Und es ist nun mal Fakt, dass du deshalb solch einen enormen Groll in dir hast, weil du als Kind niemals geliebt worden bist.“

„Das ist nicht wahr!“ rief Beyond und packte Jeremiel am Kragen, als wollte er ihn gleich verprügeln, doch dieser blieb ruhig und sah ihn mit einem forschenden Blick an, der irgendwie an L erinnerte. „Was ist nicht wahr?“

„Dass mich nie jemand geliebt hat. Das ist gelogen. Meine Mutter hat mich geliebt. Sie war nur überfordert mit mir und Rumiko, deshalb hat sie die Nerven verloren.“

„Sie hat dir an deinem achten Geburtstag gesagt, dass es ein Fehler war, dass sie dich nicht abgetrieben hat und sie hat dich bewusstlos gewürgt.“

„Hör auf!“

„Und dein Vater hat dir mit einem Baseballschläger fast den Schädel eingeschlagen, hätte Rumiko den Schlag nicht abgefangen und wäre dann im Krankenhaus gelandet.“

„Hör sofort auf!“

„Und Rumiko hatte Angst vor dir, weil du dich nicht unter Kontrolle hattest und auch sie grün und blau geschlagen hast, als du ausgerastet bist.“ Beyond schlug ihn ins Gesicht und stieß ihn zu Boden. Er war sauer und wollte sich diese ganze Scheiße nicht mehr anhören und wäre spätestens jetzt in seine andere Seite verfallen, doch es tat sich nichts. Stattdessen kamen ihm unaufhaltsam die Tränen. Er wollte es einfach nicht wahrhaben. „Siehst du? Genau das ist es, wovor du all die Jahre davonläufst. Es ist nicht schlimm, die anderen zu hassen und dass du damals deinen Eltern den Tod gewünscht hast. Sie waren furchtbare Eltern, die dich niemals geliebt haben und du hast schlimme Dinge erlebt. Du kannst sehen, wann Menschen sterben und auch das ist eine unglaubliche seelische Belastung. Aber du darfst nicht versuchen, deine Vergangenheit und den Zorn in dir mit Gewalt von dir zu halten. Sonst wirst du genauso wie Andrew immer nur mit Problemen zu kämpfen haben.“ Beyond wich einen Schritt zurück und wollte einfach nur weg. Weit weg… er wollte das alles nicht und vor allem wollte er sich diese ganze Scheiße nicht mehr anhören. Das war doch alles totaler Schwachsinn. Wenn er sein anderes Ich nicht weiterhin unter Kontrolle hielt, würde er den anderen wieder etwas antun. „Wenn ich dieses Monster freilasse, dann werden die anderen dafür bluten, verdammt. Ich kann nicht zulassen, dass es mir die Menschen nimmt, die mir wichtig sind. Ich habe dieses Monster nie gewollt und will es auch nicht haben.“ Als er das sagte, hörte der kleine geprügelte Junge in der Ecke auf zu weinen, sondern hob den Kopf und starrte ihn an. Er erhob sich und sah ihn zuerst fassungslos, dann aber wütend an und hatte immer noch Tränen in den Augen. „Warum hasst du mich so?“ rief er und packte Beyond am Shirt. „Du bist so gemein zu mir! Du hast alles, was du dir gewünscht hast. Du hast Freunde, eine Familie und einen Menschen, der dich liebt. Ich habe das alles nicht. Ich hatte nie irgendjemanden, der mich geliebt hat. Keine Mama, keinen Papa… niemand will mich haben. Warum? Warum hasst du mich so, obwohl ich doch nichts weiter will, als auch das zu haben, was du hast?“

„Weil du mir all das wegnimmst, was mir lieb ist. Darum! Du bist gefährlich und ich will die anderen vor dir beschützen.“

„Aber ich will doch niemandem wehtun! Ich will doch nur, dass mich jemand lieb hat!“ Diese Worte trafen Beyond in sein Innerstes und schnürten seine Brust zusammen. Das waren genau seine Worte gewesen. Immer, wenn er alleine war und sich so einsam und verloren gefühlt hatte, da hatte er auch diesen verzweifelten Wunsch in die Welt hinausgeschrieen: „Ich will niemandem wehtun. Ich will doch einfach nur, dass mich jemand liebt.“ Aber es war nie jemand gekommen, der ihn so geliebt hat, wie er es wollte. Selbst Rumiko hatte ihm nicht die Art der Liebe geben können, nach der er sich sehnte. Denn er wusste tief in seinem Inneren, dass auch sie Angst vor ihm hatte. Immerhin hatte er sie damals auch geschlagen und mit einer Schere attackiert, wenn er die Beherrschung verloren hatte. Und er hatte ihr ein Messer in den Bauch gerammt. Er hätte in seinem Wahn L beinahe getötet. Konnte es etwa sein, dass… „Das ist so ungerecht von dir. Ich bin doch auch ein Teil von dir, warum darf ich denn nicht auch glücklich werden? Ich kann doch nichts dafür, dass ich so bin. Aber ich will auch jemanden haben, der mich liebt und den ich lieben kann und ich will auch dieses Glück erfahren, was du hast. Warum sperrst du mich aus deinem Leben aus? All die Jahre habe ich die Menschen ferngehalten, die dir wehgetan haben und dir wehtun wollten und dich beschützt. Da habe ich es doch auch verdient, glücklich zu sein.“ Beyond sah in die verweinten Augen des kleinen achtjährigen Jungen und begann so langsam zu verstehen. Die Rückfälle, als er nicht nur in Zorn, sondern in Wahnsinn verfallen war… dieser Angriff auf L im Keller vor neun Monaten. Das war auch dieser Junge gewesen. Das Monster wollte nichts Weiteres, als ebenfalls Liebe zu erfahren und hatte L deshalb angegriffen. Es kannte nichts anderes als Hass und Zerstörung. Deshalb war auch diese Art der Liebe und Sehnsucht von destruktiver Natur gewesen. Es war eigentlich nur ein Schrei nach Liebe und Zuwendung gewesen. Wahrscheinlich hatte er auch deswegen die Kontrolle verloren, als er sich in Clears Gewalt befunden hatte. Das alles war deshalb geschehen, weil er sein anderes Ich aus seinem Leben ausgeschlossen hatte? War das die Antwort darauf?
 

Er ist kein Monster… er… er war einfach nur sehr einsam. Ich war einsam…
 

Beyond sah auf diesen kleinen verzweifelten Jungen hinunter, welcher wieder in Tränen ausgebrochen war und sein Gesicht in sein Shirt vergraben hatte. In diesem Moment kniete sich der Serienmörder zu ihm herunter und nahm ihn in den Arm. Schluchzend klammerte sich der kleine Junge an ihn und zitterte am ganzen Körper. Und dann begann alles wieder zu verschwinden… sie waren wieder in Nowgorod und er hielt die weinende Anja im Arm, deren Kleidung blutbefleckt war. Sie weinte bitterlich und war völlig aufgelöst. „Du wolltest auch nur deine Familie beschützen, nicht wahr? Du wolltest nie etwas anderes, als bei ihnen zu bleiben und geliebt zu werden. Und du warst deshalb so zornig, weil niemand dich verstanden hat, oder?“

„Mama…“, schluchzte sie und klammerte sich an Beyond fest. „Ich will meine Mama zurück. Ich will nicht mehr allein sein. Ich hab Angst…“ Tröstend streichelte er ihr den Kopf und hielt sie im Arm. Es stimmt, dachte er sich und erinnerte sich an damals zurück, als er sich mit L ausgesprochen hatte. L hat mich nicht einfach so von sich gestoßen, sondern versucht, mich zu verstehen, weil er gespürt hat, dass da mehr hinter diesen Hass und Zorn in mir steckt. Er hat es gesehen und konnte deshalb verstehen, wie es wirklich in mir drin aussah. Und deshalb konnte er mein anderes Ich besänftigen, weil er wusste, dass es nichts anderes wollte als Liebe und Zuwendung. Er hat keine Angst vor mir gehabt, sondern war für mich da und hat mich nie aufgegeben. War das wirklich die Antwort auf sein Problem? Bedeutete es wirklich, dass er lernen musste, sein anderes Ich auch zu akzeptieren und lieben zu lernen, anstatt es mit aller Macht verdrängen zu wollen? Im Grunde genommen war es nie ein Monster gewesen, sondern einfach nur sein verletztes Ich, das nichts anderes erfahren hatte als Zorn und Abneigung. „Anja, ich kann dir deine Familie nicht wieder zurückgeben. Aber… wenn du willst, dann kannst du ein Teil meiner Familie werden, damit du nicht mehr so alleine bist.“

„Wirklich?“ Anja sah zu ihm auf und konnte nicht fassen, was sie da hörte. Und sogleich war sie so überwältigt, dass sie wieder anfangen musste zu weinen. „Aber wenn du zu einem Teil meiner Familie werden willst, dann musst du damit aufhören, anderen Menschen wehzutun, ja? Ich will die anderen beschützen und wenn wir sie verletzen, dann verlieren wir sie wieder und sind dann eines Tages ganz alleine. Es stimmt vielleicht und ich kann nichts daran ändern, dass es dich gibt und du den Zorn Evas verkörperst. Aber wenn wir beide uns vertragen und keiner von uns mehr einen Grund hat, den Menschen wehzutun, die wir lieben, dann können wir einen Weg finden, beide glücklich zu werden.“

„Ich werde niemandem mehr wehtun, versprochen! Aber… bitte lass mich nicht alleine.“

„Das werde ich nicht. Wenn du brav bist, dann habe ich auch keinen Grund dazu.“ Damit begann sich Anja zu beruhigen und schließlich löste sie sich wieder von Beyond. Mit ihrem Ärmel wischte sie sich die Tränen weg und lächelte überglücklich. „Okay. Dann werde ich unsere Familie beschützen!“ Und damit sah sie zu Jeremiel, der während der ganzen Zeit im Abseits gestanden und die Szene schweigend beobachtet hatte. „Danke für alles.“

„Hab ich gern gemacht. Aber jetzt wird es Zeit, dass wir zurückgehen. Wir hängen ein klein wenig mit der Zeit hinterher und wollen doch hoffen, dass es dieses Mal klappt.“ Damit half er Beyond hoch und verabschiedete sich von Anja. Sie kehrten zurück in die Halle und als die Tür sich hinter ihnen wieder geschlossen hatte, da bekam Beyond schon ein schlechtes Gewissen. „Sorry, dass ich dir eine reingehauen habe. Ich hab wohl ziemlich überreagiert.“ „Schon gut, ich kann ja auch verstehen, dass das alles echt hart für dich war. Immerhin hattest du eine echt schwere Kindheit und das hinterlässt nun mal Spuren. Und deshalb war Jasha bis vor deinem Treffen mit Andrew auch nicht stark genug, Anja unter Kontrolle zu bringen. Deshalb haben wir ja auch beschlossen, dich hierherzubringen, damit du mit dir selbst ins Reine kommst und einen Weg findest, dein anderes Ich zu verstehen. Somit wärst du endlich in der Lage, auch ein inneres Gleichgewicht zu finden, damit du nie wieder manische Anfälle haben wirst.“ Beyond konnte das einfach nicht glauben. Er war von Sam entführt und zu diesem unheimlichen Mädchen Frederica gebracht worden, damit er sein Problem für immer in den Griff bekommen würde? „Ich fasse es nicht, dass jemand so etwas für mich tun würde.“

„Eva und Frederica wünschen sich, dass die ganze Familie ihr Glück findet. Und dazu gehört auch Anja. Du trägst sowohl ihre Seele als auch die von Jasha in dir. Den Zorn und den Willen, die anderen um jeden Preis zu beschützen. Die letzten Male war es nicht ganz einfach gewesen und ich hatte schon echt befürchtet, ich müsste härtere Maßnahmen ergreifen wie mein Bruder, aber es hat doch funktioniert. Nun wird es langsam Zeit, dass du zurückkehrst. Frederica wird nicht sehr lange durchhalten, deshalb müssen wir uns ein wenig beeilen. Also hör mir gut zu, ich erkläre dir, was zu tun ist: wenn du wieder zurück bist, betätigst du sofort den Sender auf der Armbanduhr, welche mein anderes Ich dir wieder umgelegt hat. Frederica wird dich sicher aus dem Institut rausbringen. Auf den PCs sind sämtliche Daten bezüglich der Eva-Forschung vernichtet worden, aber Sam hat alles vorher noch auf eine Diskette gespeichert. Diese ist unter dem Tisch von PC Nr. 13 festgeklebt und mit „Für L“ beschriftet. Bitte denke immer daran, dass du diese andere Seite in dir nicht aus deinem Leben ausschließen darfst und dass du gut auf die anderen aufpasst. Und bitte versprich mir, dass du dich gut um meinen Bruder kümmern wirst.“

Beyond versprach es und betrachtete Jeremiel. Er war schon ein anständiger Kerl. Ein wenig wie L, allerdings nicht ganz so verschroben. Aber was würde aus ihm werden? Er hatte keinen eigenen Körper, er lebte ja nicht einmal. Er war nur eine Schöpfung Evas, welche niemals als normaler Mensch geboren werden konnte. Er war der Einzige in dieser Geschichte, der leer ausging. „Was wird aus dir werden? Sehen wir uns nie wieder?“

„Tja, wer weiß… Auch ich weiß nicht alles und kann nicht sagen, was die Zukunft für mich bereithalten wird. Vielleicht werde ich in einem neuen Körper wiedergeboren und ein ganz neues Leben beginnen können. Dann habe auch ich die Chance, endlich zu leben. Ich werde einfach auf das vertrauen, was Eva mit mir vorhat und was sie als das Beste für mich erachtet. Sie und Frederica haben immer auf uns alle aufgepasst und werden uns nicht im Stich lassen. Also dann, mach’s gut und pass auf dich auf. Es war schön, endlich mal den Freund meines jüngeren Bruders kennen zu lernen.“ Damit nahmen sie voneinander Abschied und daraufhin verschwand alles um Beyond herum in eine tiefe Dunkelheit. Und damit verschwand auch Jeremiel Lawliet.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2014-10-23T07:40:48+00:00 23.10.2014 09:40
Hey da bin ich wieder ^-^
Das war wieder ein spannendes Kapi^^
Freue mich schon auf das nächste.


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