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Last Desire 6

L x BB
von

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Das Ende eines Wunsches

Beyond öffnete die Augen und fand sich in diesem komischen Raum wieder. Vor sich sah er dieses Mädchen, welches sich nun von ihm löste und zusammenbrach. Einen Moment brauchte er um sich zu sammeln, bis er dann realisierte, dass er sich wirklich wieder an alles erinnerte. Und auch die Kopfschmerzen waren fort, selbst seine Beine konnte er wieder bewegen. Er erinnerte sich wirklich an alles. An L, mit dem er zusammen war, an seinen besten Freund Andrew und Rumikos Schwangerschaft. Die Zeit in L.A., Japan und Boston. Wirklich alles, was er vergessen hatte, war wieder zurück. Und er erinnerte sich auch an sein Treffen mit Jeremiel und wie er mit seinem inneren Monster Frieden geschlossen hatte. Ja richtig, er hatte das alles Jeremiel, Eva und Frederica zu verdanken. „Hey!“ rief er und versuchte das abgemagerte Mädchen aufzufangen, welches offenbar ihre letzten Kraftreserven aufgebraucht hatte. „Frederica, was ist mit dir?“ „Es… es geht mir gut…“, antwortete diese Stimme in seinem Kopf und sogleich versuchte sie alleine wieder aufzustehen. „Es ist nur ziemlich anstrengend, nach 20 Jahren Bewegungsunfähigkeit wieder zu laufen. Wir haben nicht viel Zeit. Ohne die lebenserhaltenden Maschinen bleiben mir nur knapp zehn Minuten und wenn ich dich bis dahin nicht sicher rausgebracht habe, wird sich die Zeitschleife wiederholen und die Zeit wird erneut um 26 Jahre zurückgedreht. Deshalb müssen wir uns ein wenig beeilen und hier rauskommen.“ „Okay.“ Beyond stand auf und half ihr hoch, dabei bemerkte er die Armbanduhr, die Andrew ihm kurz vor der Aktion mit Clear und Sam gegeben hatte. Die Uhr mit dem Sender… Jeremiel hatte doch gesagt, er müsse den Sender sofort betätigen. Also tat er dies und wollte Frederica auf seinem Rücken tragen, doch diese hatte sich wieder gefangen und ging zur Tür. „Du bleibst hinter mir, Beyond. Und pass bloß auf, ja? Die werden gleich scharfe Munition verwenden und deshalb musst du die ganze Zeit über dicht hinter mir bleiben.“

„Ist gut.“ Sie verließen die Zelle und gingen in Richtung Fahrstuhl, doch da ertönte in diesem Moment auch schon das Alarmsignal. Na super, dachte Beyond und sah sich um. Das kann ja noch richtig heiter werden. Hoffentlich artet das alles nicht zu sehr aus und ich kann wieder zu L und den anderen zurück. Sie stiegen in den Fahrstuhl, der sich nach kurzer Zeit in Bewegung setzte und nach oben fuhr. Beyond betrachtete das Mädchen und dachte daran, dass sie 58 Mal diese 26 Jahre miterlebt hat. 26 Jahre, von denen sie 20 Jahre in diesem Zustand verbracht hat. Was für ein unglaublich starker Wille musste hier am Werk gewesen sein, dass sie das immer und immer wieder aufs Neue ertragen hatte? Und das nur, damit Evas Familie wieder zueinander fand. „Frederica, ich wollte mich noch bei dir bedanken für das, was du für uns alle getan hast. Für L und Andrew, aber auch für mich.“ „Das mach ich doch gerne“, antwortete sie und lächelte. „Und außerdem bin ich aus diesem Grund erschaffen worden.“ Mit einem Ruck kam der Fahrstuhl zum Stehen, dann öffnete sich langsam die Tür. Und gleich schon empfing sie ein Dutzend schwer bewaffneter uniformierter Männer, die mit Maschinengewehren auf sie beide zielten. „Halt! Stehen bleiben! Auf die Knie und Hände hinter dem Kopf.“

„Bleib hinter mir“, wiederholte sie und ging voran. Mit etwas wankenden Schritten ging sie vorwärts und schenkte den Gewehren überhaupt keine Beachtung. „Stehen bleiben!“ forderte einer von ihnen auf und legte den Finger an den Abzug. Doch Frederica ignorierte ihn und kam einfach auf die Männer zu. Diese eröffneten das Feuer und es wurde von allen Seiten auf Beyond und Frederica geschossen. Sofort ging der BB-Mörder in Deckung und versuchte sich vor dem Kugelhagel zu schützen, doch seltsamerweise flogen keine Projektile herum. Seltsam, dachte er und hob den Blick. Wieso… fliegen da keine Kugeln durch die Gegend? Auch die bewaffneten Männer schienen sich zu wundern und verstanden nicht, was los war. „Jetzt bin ich an der Reihe.“ Ein leises, aber dennoch hörbares Surren war zu hören. Beyond sah, wie die Männer vor Schmerz aufschrieen und die Waffen fallen ließen, um sich stattdessen die Hände gegen die Schläfen zu pressen. Blut lief ihnen aus der Nase und die Augen verdrehten sich in den Höhlen und dann geschah es ganz plötzlich. Blut spritzte und Knochensplitter und Fleischstücke schossen durch die Luft und irgendetwas zerfetzte den Männern regelrecht die Köpfe. Einigen zerriss es den ganzen Körper und der Serienmörder konnte nicht glauben, was er da sah. Wie um alles in der Welt war das passiert? War das etwa Frederica gewesen? Im selben Moment, als den Männern die Körper von innen heraus zerrissen wurden, explodierten sämtliche Glasscheiben und Scherben flogen durch die Gegend. Frederica hob eines der Gewehre auf und gab es Beyond. „Hier, das brauchst du, um dich notfalls selbst zu verteidigen.“ „Aber… es funktioniert doch nicht.“

„Doch, tut es. Und es ist noch die ganze Munition drin. Weißt du, es ist ziemlich einfach, auch individuelle Zeit zurückzusetzen. Die normale Zeit läuft weiter, aber die der Kugeln wird sofort zurückgesetzt, wenn sie abgefeuert werden. Zugegeben, diese Fähigkeit musste ich erlernen, weil ich nicht wusste, wie man sie einsetzt, aber inzwischen habe ich es nach 58 Versuchen perfekt gemeistert.“

„Und die Männer?“

„Eine Resonanzkatastrophe. Alle festen Körper haben eine Eigenresonanz und durch meine Haare verlaufen Nervenstränge, durch die ich über deutlich mehr Sinne verfüge und meine anderen werden zusätzlich verstärkt. Dadurch kann ich dank Evas Kräfte die Eigenresonanz von Körpern so stark in Schwingung setzen, dass sie zerstört werden. Ist also nichts anderes als wenn man mittels seiner Stimme ein Glas zerbricht.“ Beyond musste wirklich über dieses Mädchen staunen. Er hatte nie an solchen Science-Fiction-Kram geglaubt, wo Menschen übernatürliche Kräfte besaßen, aber hier bekam er das eindeutig zu Gesicht. Frederica verfügte über übermenschliche Fähigkeiten und sie konnte anscheinend durch ihre Willenskraft Menschen umbringen. Die ist ja fast noch gefährlicher als das Death Note. Sie gingen weiter und erreichten nach einer Weile den Kontrollraum. Beyond ging hinein und suchte die Stelle, wo sich die von Sam versteckte Diskette befinden sollte. Tatsächlich fand er sie, allerdings bemerkte er noch etwas: eine große Blutlache auf dem Boden. Offenbar hatte jemand Sam überrascht und ihn dann erschossen. Aber wo war seine Leiche? Tja, darüber konnte er sich später Gedanken machen. Er wollte lieber raus hier, bevor es noch richtig unangenehm wurde. „Okay, ich hab die Diskette, lass uns abhauen.“ Frederica lief weiter den Gang entlang und zunächst sah es danach aus, als könnten sie es schaffen, doch da versperrte eine Stahltür ihnen den Weg. Und sie wirkte ziemlich massiv. Beyond blieb davor stehen und sah sich das genauer an. „Na super, eine Sackgasse. Und was jetzt?“ Das Albinomädchen ergriff seinen Arm und zog ihn mit sich. Sie schlug eine andere Richtung ein, doch sofort griffen mehrere Männer an, um sie festzunehmen. Beyond hob das Maschinengewehr und schoss, Frederica selbst machte einen Satz nach vorne, packte einen der Männer am Schopf und schlug seinen Kopf mit solcher Wucht gegen die Wand, dass es ihn regelrecht zerschmetterte. Einen anderen schleuderte sie mit einem Tritt durch den ganzen Gang, bis er hart gegen die Wand prallte und zusammenbrach. Jeden, der sich ihr näherte und versuchte, sie anzugreifen, wurde Opfer dieser unmenschlichen Kraft, die sie in diesem Moment freisetzte. Sie schlug sie regelrecht zusammen und Beyond war vollkommen sprachlos, als er sie so sah. Vor nicht gerade mal ein paar Minuten hatte dieses Mädchen sich kaum auf den Beinen halten können und jetzt setzte sie so eine enorme Kraft frei, dass sie einem Menschen den Kopf zerschmettern konnte. Fredericas Angriffe waren gezielt und blitzschnell. Sie hatte binnen kürzester Zeit alle Angreifer niedergerungen und lief weiter. Beyond folgte ihr und nach einer Weile erreichten sie schließlich weitere Korridore. Verdammt, das Gebäude war ein einziges Labyrinth und so langsam begann sich Beyond zu fragen, wie sie denn hier wieder rauskommen sollten. Ob Frederica überhaupt wusste, wohin sie gehen musste? „Sag mal, hast du überhaupt einen Plan, wie wir hier rauskommen?“ „Klar doch. Ich muss mich nur kurz sammeln und das richtige Timing abwarten. Das ist alles.“ Na wenn das so war… Schließlich stiegen sie die Treppen hoch in ein oberes Stockwerk und wurden wieder von bewaffneten Männern aufgehalten, die sie aber mühelos ausschalten konnten. Doch dann erfassten Beyonds Shinigami-Augen etwas. Ein bekanntes Gesicht… „Du!“ rief er wutentbrannt und stürmte die Treppen rauf, rannte den Flüchtigen hinterher und bekam dann Dr. Brown am Kragen zu fassen, dann stieß er ihn gegen die Wand und drückte ihm die Mündung des Gewehrs ins Gesicht. „Du dreckiger Bastard! Ich werde dich umbringen für das, was du Andy angetan hast!“

„Nein, bitte… ich…“, doch da schlug Beyond ihm das Gewehr gegen den Kopf und stieß ihn zu Boden. Wie sehr er diesen Menschen hasste, der Andrew all diese schrecklichen Dinge angetan und ihm zehn Jahre das Leben zur Hölle gemacht hatte. Er wollte ihn umbringen und das am liebsten so schmerzvoll und grausam wie möglich. Dr. Brown sah mit Entsetzen, dass Frederica sich bewegen konnte und direkt auf ihn zukam. An ihren Händen, ihrer Kleidung und ihren Bandagen klebte Blut und es war wieder Leben in ihre Augen zurückgekehrt. Sie sah ihn mit einem eiskalten Blick an, der nur allzu deutlich verriet, dass sie dasselbe wollte wie Beyond. „F-Frederica… du wirst doch nicht…“

„Ich habe es dir doch gesagt, James. Wenn die Zeit gekommen ist, dann werde ich wieder wie damals Blut vergießen. Du hast Andrew und mir so viele schlimme Dinge angetan. Wegen deinem Vater hat Jeremiel nie ein normales Leben führen können und L hat seine Familie verloren. Du und dein Vater, ihr seid das Allerletzte und ich würde dich am liebsten noch mal 58 Male umbringen. Aber dieses Mal wird es das letzte Mal sein. Ich werde dafür sorgen, dass die Zeitschleife enden wird und die Welt wieder in ihren normalen Rhythmus zurückkehrt. Ich werde meine Familie beschützen und dafür sorgen, dass sich Sophies Wunsch erfüllt. Und du wirst für immer sterben, James.“

„Nein… bitte nicht…“ Zum ersten Mal hatte der Neurologe richtig Angst. Frederica und Andrew all die Jahre lang grausam zu foltern und zu quälen war einfach gewesen, solange Frederica an diese Maschinen angeschlossen war. Aber nun war sie frei und nun würde nichts und niemand sie noch aufhalten können. Denn sie besaß Evas Kräfte. Doch dann kehrte ein letzter Gedanke zurück. Einer, mit dem er sie vielleicht noch treffen konnte. „Selbst wenn du mich tötest, du wirst auch sterben. Ohne die lebenserhaltenden Maschinen wird dein Körper nicht lange überleben. Ohne mich wirst du krepieren!“

„Ich werde nicht sterben, James. Ich werde nur aufhören zu existieren, denn ich lebe nicht. Ich habe noch nie gelebt, weil ich nur ein Fragment aus Sophie und Eva bin. Ein Wunsch, der zum Leben erweckt wurde, um die Familie wieder zusammenzuführen. Ich kenne mein Schicksal sehr gut und ich habe keine Angst vor dem Nichts. Du kannst mir nichts mehr anhaben James, genauso wenig wie Andrew. Und nun wirst du endlich ein für alle Male aus dieser Welt verschwinden.“ Angsterfüllt starrte Dr. Brown sie an, dann aber griff er urplötzlich an und bekam Fredericas Haare zu fassen. Diese verzog vor Schmerz das Gesicht und hätte geschrieen, wenn ihr die Stimmbänder nicht schon längst herausgenommen worden wären. Er wusste, dass sie nicht in der Lage war, ihre Kräfte einzusetzen, wenn sie Schmerzen hatte. Und diese Tatsache wollte er nutzen, um sich irgendwie herauswinden zu können. Er packte sie und hielt sie wie einen Schutzschild vor sich. „So meine Liebe, du hast da leider vergessen, dass ich deine Schwachstellen sehr gut kenne. Und nun werde ich dir deine verdammten Haare abschneiden. Mal sehen, wie schmerzhaft das dann für dich wird.“ Damit holte Dr. Brown ein Skalpell hervor und wollte sein Werk beginnen, doch da trat Frederica ihm auf den Fuß und schaffte es, den infernalischen Schmerz in ihren Haaren zu ignorieren und sich zu befreien. Sie stieß ihn gegen die Wand und taumelte zurück, Beyond riss daraufhin Dr. Brown das Skalpell aus der Hand und rammte es ihm in die Halsschlagader. Blut spritzte und der Neurologe begann nach Luft zu schnappen, während er seine Hände auf die blutende Wunde drückte. Doch Beyond war noch nicht fertig. Er stach ihm in sein linkes Auge und dann vollführte er einen tiefen Schnitt vom Bauch bis hinauf zum Brustkorb. „Fahr zur Hölle, du Mistkerl. Das war dafür, dass du Andy und Frederica wehgetan hast. Und das hier…“ Und damit rammte er ihm das Skalpell unter die Gürtellinie, wobei Dr. Brown vor Schmerz aufschrie, wobei es sich aber mehr wie ein ersticktes Gurgeln anhörte, da unaufhörlich Blut in seine Lunge floss. „Das war dafür, dass du Andy vergewaltigt hast.“ Damit brach Dr. Brown zusammen und bot einen wirklich erbärmlichen Anblick. Beyond hatte seine Rache bekommen und dieser widerwärtige Sadist würde Andrew und Frederica nie wieder etwas antun können. Er wandte sich wieder seiner Begleiterin zu, die in die Knie sank und offenbar am Ende ihrer Kräfte war. Oder aber die Schmerzen wirkten noch irgendwie nach. Sofort ging er zu ihr hin und versuchte, ihr wieder hochzuhelfen. „Hey, was hast du?“ „Ich… ich hab nicht mehr viel Zeit. Wir müssen uns beeilen.“ Da sie anscheinend nicht mehr lange durchhielt, legte Beyond kurzerhand das Maschinengewehr ab und nahm sie auf den Rücken. „Glaubst du, du schaffst es noch bis zum Ausgang?“ „Ich denke schon. Aber… wir müssen uns beeilen. L und die anderen werden auch gleich hier sein und wenn ich es nicht schaffe, dich zu ihnen zu bringen, dann wird sich die Zeit wieder zurücksetzen und dann fängt alles wieder von vorne an. Dieses Mal muss es einfach funktionieren.“

„Okay, dann werde ich mal einen Zahn zulegen und du versuchst, mir den Rücken freizuhalten.“ Beyond eilte die Gänge entlang und ließ sich von Frederica den Weg weisen. Sie schaffte es, die Männer zu töten oder anderweitig lahmzulegen, aber es war nicht zu übersehen, dass sie nicht mehr lange durchhalten würde. Ihr Körper begann langsam den Geist aufzugeben und es würde nicht mehr lange dauern, bis sie starb. Sie wusste es, sie hatte es die ganze Zeit gewusst. Aber das war der Preis dafür, dass sie Sophies Wunsch erfüllte. Allein dafür existierte sie ja und deshalb hatte Eva ihr ihren Körper überlassen. Aber das war okay so. Sie hatte von Anfang an gewusst, dass sie sterben würde, wenn ihre Familie wieder zueinander gefunden hatte, wenn nicht schon vorher so wie jetzt, da ihr Körper durch die Operationen nicht mehr lebensfähig war. Zugegeben, es war schon schade, weil sie gerne bei ihrer Familie gelebt hätte, aber es war in Ordnung so. Solange es den anderen gut ging, war es okay. Beyond bog schließlich um eine weitere Ecke und stand vor einer Weggabelung. Nun stellte sich die Frage, wohin er gehen musste. „Also, wo muss ich jetzt hin?“ Doch es kam keine Antwort. Fredericas Arme erschlafften und sie konnte sich nicht mehr an ihn festhalten. Sofort setzte Beyond das Mädchen ab und sah, dass sie das Bewusstsein verloren hatte. „Frederica! Hey, jetzt mach nicht schlapp, ja? Komm schon, wach auf.“ Er rüttelte sie mehrmals durch, doch es brachte nichts. Zumindest lebte sie noch, aber wie lange, das konnte keiner sagen. Da die Zeit drängte, blieb Beyond keine andere Wahl, als drastische Methoden zu ergreifen, damit sie wieder aufwachte. „Sorry, aber anders geht es nicht.“ Und damit zog er sie grob an den Haaren. Und der höllische Schmerz, der dabei ausgelöst wurde, brachte schlagartig ihr Bewusstsein zurück. Sofort ließ er ihr Haar wieder los und hob sie hoch. „Entschuldige, aber ich musste das tun. Sag schon: in welche Richtung muss ich gehen?“

„Rechts… dann… dann ist da auch schon der Ausgang.“ Damit nahm er sie wieder auf seinen Rücken und lief los. Er rannte nun noch schneller als zuvor und sah tatsächlich schon den Ausgang vor sich. Endlich… sie hatten es fast geschafft. Doch in dem Moment verließ Frederica der Rest ihrer Kräfte. Sie konnte sich nicht mehr an Beyond festhalten und stürzte zu Boden. Sie blieb regungslos liegen und sofort blieb er stehen, um ihr zu helfen. Er hörte, wie sie schwer atmete und sah, wie ihre Lippen gänzlich weiß wurden. Es ging mit ihr langsam zu Ende, das sah er deutlich. Sie war völlig entkräftet und musste dringend von einem Notarzt ins Krankenhaus gebracht werden, damit man sie retten konnte. „Frederica, halt noch ein bisschen durch. Wir haben es fast geschafft.“

„Nein…“, antwortete sie und ihre Stimme war kaum noch hörbar, so schwach war sie inzwischen schon. „Ich… ich kann nicht mehr. Mein Körper gehorcht mir einfach nicht mehr. Aber… es ist auch schon so gut wie vorbei. Sie kommen.“ Sie hob schwach den Blick und Beyond wandte sich zur Tür, die sich öffnete. Und er sah, dass Andrew, Oliver und L hereinkamen. Beyond konnte es nicht fassen und als sich L’s Blick mit dem seinen traf, da lief der Serienmörder zu ihm hin und schloss ihn in die Arme. Der Detektiv wusste nicht, wie ihm geschah und war viel zu überrascht, als dass er die Umarmung hätte so schnell erwidern können. „L!“, rief Beyond und drückte ihn fest an sich. „Ich bin so froh, dass du da bist. Es tut mir Leid, es tut mir alles so Leid, was ich zu dir gesagt habe und dass ich dich beinahe erwürgt hätte. Ich wollte das nicht tun.“

„Dann kannst du dich wieder erinnern?“

„An alles. Frederica und Jeremiel haben mir geholfen. Sie…“

„Frederica!“ Andrew rannte an ihnen vorbei und eilte direkt zu ihr. Sie lag da, mit aufgerissenen Augen, die allerdings langsam ihren Fokus zu verlieren begannen. Ihr Atem war eher ein Keuchen und sie schien nicht mehr lange durchhalten zu können. Und doch schien wieder ein klein wenig Leben in sie zurückzukehren, als sie ihn sah. „Andrew…“ Sie lächelte und Tränen sammelten sich in ihren Augenwinkeln. „Du siehst gut aus. Hast du endlich dein Glück gefunden?“ „Ja, aber versuch dich zu schonen. Wir werden dich ins Krankenhaus bringen. Hester wird dich schon retten können und…“

„Nein“, unterbrach sie und nahm seine Hand. Doch sie fühlte sich an wie eiskalter Marmor und wirkte so abgemagert. Und dieser schneeweiße von blauen Adern durchzogene Körper wirkte in diesem Moment so kränklich und zugleich abstoßend und unnatürlich. So wie der einer Leiche. „Ich kann nicht mehr, Andrew. Ich habe mein Bestes gegeben, um euch alle zusammenzubringen und euch alle zu retten. Mein Daseinszweck ist erfüllt und es gibt nun mal Dinge, die sich nicht ändern lassen. Es tut mir Leid, aber… ich werde sterben.“ Als Andrew das hörte, sah er sie fassungslos an und konnte es nicht glauben. Natürlich wusste er, wie katastrophal ihr Zustand war und dass sie sich eigentlich nicht mal bewegen konnte. Man hatte ihren Körper zu oft Experimenten und Operationen unterzogen, dass sie ohne die lebenserhaltenden Maschinen nicht überleben konnte. Und selbst wenn sie sie retten konnten, sie würde für immer in diesem Zustand bleiben. Und damit stellte sich die Frage, ob man ihr das überhaupt antun konnte, oder ob es nicht besser war, sie gehen zu lassen. Doch Andrew konnte das nicht akzeptieren. Er wollte sie nicht verlieren, nachdem sie ihm zehn Jahre lang eine so treue Freundin gewesen war, die so viel auf sich genommen hatte, um ihm zu helfen. Er brach in Tränen aus und schloss sie in die Arme. „Das ist nicht fair. Du sollst doch auch glücklich werden so wie ich und die anderen. Das ist nicht gerecht!“

„Aber ich bin doch glücklich. Die Zeit mit Nastasja und ihrer Familie war die schönste in meinem Leben. Ich hatte zum ersten Mal eine eigene Identität und ein Zuhause. Und ich habe meine Aufgabe erfüllt. Die Zeitschleife wird endlich aufgelöst werden und damit wird auch die Zeit normal weiterlaufen. 58 Male habe ich versucht, dass es für euch ein Happy End gibt und die Familie wieder zusammenfindet. Und nun habe ich es geschafft, deshalb werde ich auch nicht mehr weiter gebraucht.“

„Aber ich brauch dich doch. Wir… wir können dich mit dem elektrischen Gedankenschaltkreis retten und dann kannst du mit uns zusammenleben. Du kannst dann auch ein Teil unserer Familie werden.“ Doch sie schüttelte nur den Kopf und hielt seine Hand fester. Ihr Lächeln wirkte traurig, genauso wie Andrews damals, wenn er versucht hatte, sich seine Depressionen nicht anmerken zu lassen. „Nein Andrew. Der elektrische Gedankenschaltkreis war dazu da, damit ich dich zurückholen und damit ich Beyond helfen konnte. Für mich ist es einfach zu spät. Mein Körper kann nicht ohne lebenserhaltende Maschinen weiterfunktionieren. Ich habe 418 Jahre in Einsamkeit gewartet und 58 Male die letzten 26 Jahre wiederholt. Ich habe lange genug gelebt und ich bin eh kein richtiges Lebewesen. Ich bin nur ein Fragment… Sophies Wunsch, der lebendig geworden ist. Dein Wunsch, Andrew. Ich bin ein Teil von dir und wenn ich sterbe, dann kann ich wieder zu dir zurückkehren. Wenn ich sterbe, kann ich dir meine Seele geben, damit du noch mal richtig leben kannst, ohne diesen Chip in deinem Kopf. Deshalb solltet ihr hierher kommen. Damit ich die Chance bekomme, zu dir zurückzukehren und wieder zu einem Teil von dir zu werden, wenn ich sterbe. Und ich wollte dich ein letztes Mal sehen, L.“ Damit wandte sie sich L zu, der sich nun von Beyond gelöst hatte und zu ihr ging. In seinen Augen war Schmerz zu sehen. Er erinnerte sich an damals, als Frederica ihm Geschichten erzählt und mit ihm gespielt hatte. Sie hatten zusammen gelacht und sie hatte ihn getröstet, wenn er traurig war, weil seine Eltern nicht da waren. Sie hatten so viele schöne Erlebnisse miteinander geteilt, an welche er sich so lange Zeit nicht erinnert hatte. Frederica war seine beste Freundin gewesen… seine große Schwester. „Ich wollte dir noch sagen, dass es mir Leid tut, dass Nastasja und Henry gestorben sind. Und ich wollte mich entschuldigen, dass ich nicht für dich da war. L, ich hab dich sehr lieb und du wirst für mich immer mein kleiner Bruder bleiben. Deine Mutter bat mich noch, dir etwas auszurichten, wenn ich es eines Tages schaffen sollte:
 

L, ich werde dich niemals aufwachsen sehen… niemals den Menschen persönlich kennen lernen, mit dem du glücklich wirst und ich werde dich auch nicht auf deinen Weg begleiten können, so gerne ich das auch gewollt hätte. Aber damit du und die anderen leben könnt und damit vor allem Evas Familie wiedervereint wird, werden Opfer nötig sein, um das eines Tages zu schaffen. Es tut mir und deinem Vater von Herzen weh, dass wir dir Lebwohl sagen müssen, aber vergiss nicht, dass wir beide dich sehr lieben. Egal welchen Weg du auch einschlagen wirst und welcher Mensch es sein wird, mit dem du dein Glück gefunden hast, wir sind sehr stolz auf dich. Du bist unser größtes Glück gewesen und wir hoffen, dass du gut auf deine Familie aufpassen wirst. Es ist nicht leicht, aber wenn ihr alle zusammenhaltet, werdet ihr alles schaffen können. Und du darfst niemanden aus der Familie jemals ausschließen. Weder den Zorn, noch die Leere, auch wenn es nicht leicht mit ihnen ist. Es ist deine Aufgabe, auf diese Familie aufzupassen und sie zusammenzuhalten und ich bin mir sicher, dass du es schaffen wirst. Denn du bist wirklich wunderbarer Mensch und du bist unser größter Stolz.
 

Das waren die Abschiedsworte deiner Mutter.“ L senkte den Blick und konnte seine Tränen nicht zurückhalten. Diese Worte zu hören, die seine Mutter damals vor ihrem Tod gesagt hatte, trafen ihn sehr und er wünschte sich in diesem Moment, sie noch ein allerletztes Mal sehen zu können und ihr zu sagen, wie sehr er sie lieb hatte. Und umso glücklicher war er zu hören, wie stolz sie auf ihn war. Tröstend legte Beyond einen Arm um seine Schultern. „Ihr müsst nachher meinen Körper zerstören. Ich will nicht, dass irgendjemand wieder so grausame Experimente macht und Menschen ins Unglück stürzt so wie James und sein Vater. All die Daten zu Eva sind vernichtet worden und ich vertraue dir die einzigen Kopien an, L. Mach damit, was du für richtig hältst. Aber bitte lass nicht zu, dass jemand meinen Körper zu Versuchszwecken nimmt, um weitere Experimente zu machen. Ich will das nicht!“

„Mach dir keine Sorgen, ich kümmere mich persönlich darum.“ Damit war sie beruhigt und wandte sich Andrew zu. Dieser hielt immer noch ihre Hand und weinte. Er wollte das alles nicht. Es konnte doch nicht sein, dass sie alle leben durften und sie sterben musste. Das war nicht gerecht! Sie hatte doch auch eine Chance verdient. Er wollte sie nicht verlieren. „Bitte Frederica, es muss doch eine Möglichkeit geben. Du darfst nicht fortgehen, ich brauche dich doch!“

„Nein“, antwortete sie und strich sanft über seine Wange. „Du brauchst mich jetzt nicht mehr. Du hast Oliver und wunderbare Freunde an deiner Seite. Meine Aufgabe war es, dich zu deiner wahren Familie zurückzubringen und dir beizustehen. Also bitte lass mich das hier jetzt tun.“ Und damit legte sie ihre Hände an seine Schläfen und legte dann ihre Stirn auf die seine. So wie sie es bei Beyond getan hatte, damit er Jeremiel und Anja begegnen konnte. Doch lange dauerte es nicht an, denn da sank Frederica zusammen und Andrew fing sie auf. „Frederica? Hey, bleib bei mir. Frederica!“ Er rüttelte sie durch und versuchte noch verzweifelt ein Lebenszeichen von ihr zu bekommen. Tränen flossen seine blass gewordenen Wangen hinunter und er zitterte am ganzen Körper. „Frederica! Bitte mach die Augen auf!“ Als sie immer noch keine Lebenszeichen von sich gab, begann er zu schreien und versuchte es schließlich mit Reanimation. Aber sie alle wussten, dass es zwecklos war. Frederica war tot.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2014-10-24T06:57:38+00:00 24.10.2014 08:57
Das Kapitel war der hammer. *-*
Ich freue mich schon auf das nächste Kapi^^


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