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Last Desire 6

L x BB
von

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Frederica und Jeremiel

Ein rhythmisches Piepen… ein EKG? Und da war noch etwas… das Geräusch einer Beatmungsmaschine. Das war das Erste, was Beyond wahrnahm, als er langsam wieder zu sich kam. Sein Kopf schmerzte und als er die Augen öffnete, nahm er alles noch ziemlich verschwommen wahr. Wo zum Teufel war er und was war passiert? Ja richtig: Sam hatte ihn überwältigt und dann mitgenommen. Und dann hatte dieser Dreckskerl ihn schlafen geschickt. Beyond versuchte irgendwie aufzustehen, doch er hatte keine Kraft in den Beinen und konnte sie nicht bewegen. Ja, er konnte nicht mal seine Zehen bewegen. Was zum Teufel war denn jetzt kaputt? Hatte Sam irgendetwas mit ihm angestellt, während er geschlafen hatte? Warum zum Teufel konnte er seine Beine denn nicht mehr bewegen? Nun ja, auf jeden Fall hatte er noch Gefühl darin, zumindest war da alles in Ordnung. Aber trotzdem konnte er sich nicht erklären, wieso sich seine Beine nicht mehr bewegen ließen. Moment mal… ob es vielleicht etwas mit diesem Chip zu tun hatte, den dieser Schmalspurdetektiv ihm hatte einsetzen lassen? Möglich wäre es vielleicht. Ein Geräusch schreckte ihn plötzlich auf, eine unbewusst wahrgenommene Bewegung. Er hob den Blick und erstarrte vor Schreck als er sah, wie jemand auf ihn zukam. Ein leichenblasses Mädchen von knapp 14 oder 15 Jahren, mit schneeweißem langem Haar und roten Augen. In der Iris ihres linken Auges leuchtete ein goldener Ring und aus ihrem Körper hingen diverse Schläuche. Irgendetwas Unheimliches ging von ihr aus und sie wirkte schon fast geisterhaft auf Beyond. Sie ging langsam und mit unbeholfenen Schritten auf ihn zu und schien sich nur mit Mühe auf den Beinen halten zu können. Sie ging barfuß und trug nichts Weiteres als ein Hemd und Bandagen. Obwohl sie nicht allzu furchterregend aussah, bekam Beyond einen Heidenschreck, als er sie sah und wich entsetzt vor ihr zurück. In diesem Moment überkam ihn die nackte Todesangst, als er dieses Mädchen sah, von dem er nicht mal den Namen sehen konnte, geschweige denn die Lebenszeit. Sie wankte ein wenig, schien das Gleichgewicht oder die Kraft in den Beinen zu verlieren, doch sie fing sich wieder und in dem Moment wurden dabei mehrere Schläuche aus ihrem Körper gerissen und hinterließen blutige Stellen. Doch das Mädchen ging einfach weiter auf Beyond zu, der da in der Ecke kauerte und am ganzen Körper zitterte wie ein verängstigter kleiner Junge. „Nein, bleib weg von mir!“ rief er und versuchte instinktiv, aufzustehen, doch seine Beine ließen sich einfach nicht bewegen und er versuchte daraufhin wegzukriechen. „Komm nicht näher!“ „Hab keine Angst, ich will dir nichts tun.“ Diese Stimme. Sie war… anders als die andere, die er sonst hörte. Aber wem gehörte diese Stimme, die in seinem Kopf erklang? Etwa von diesem Mädchen da? Wer oder was war sie überhaupt? „Wer… wer bist du und was willst du von mir?“ „Ich bin eine Freundin und will dir helfen. Du brauchst keine Angst haben, ich werde dir nichts tun.“ Doch Beyonds Angst war einfach zu groß. Er konnte sich selbst nicht erklären, warum er so eine Heidenangst vor diesem Mädchen hatte, aber es kam ihm so schrecklich bekannt vor. Als hätte er diese Szene schon mal erlebt… oder geträumt. Schließlich rissen noch weitere Schläuche und das Mädchen stand nun direkt vor ihm. Sie kniete sich hin, dann streckte sie ihre Hände nach ihm aus. Beyonds Herz raste, kalter Schweiß bildete sich auf seiner Stirn und er hatte solche Angst, dass ihm ungewollt sogar die Tränen kamen. „Nein, lass mich! Bleib weg!“ rief er und hätte sie am liebsten weggestoßen, doch er war vor Angst wie gelähmt. Er konnte sich nicht mehr bewegen und sah, wie das Mädchen ihm immer näher kam. „Bitte…“, flehte er schon und Tränen rannen seine Wangen hinunter. „Ich… ich will nicht…“ Doch da legte sie ihm ihre eiskalten von blauen Adern durchzogenen Hände an die Schläfen und legte dann ihre Stirn auf die seine und ein stechender Schmerz durchfuhr seinen Kopf. In dem Moment wurde ihm wieder schwarz vor Augen.
 

Beyond fand sich in der absoluten Dunkelheit wieder und hatte keine Ahnung, was mit ihm passiert war und was dieses Mädchen mit ihm gemacht hatte. Wo zum Teufel war er jetzt schon wieder und warum war er denn überhaupt an diesem Ort? Irgendwie verstand er rein gar nichts mehr. Er sah in dieser absoluten Finsternis überhaupt nichts und wusste auch nicht, wie er hier wieder raus kam. Er wollte einfach nur raus hier und sonst nichts. „Hey! Hallo, ist hier jemand?“ „Nicht so laut, ich hör dich auch so ganz gut.“ Beyond erschrak und drehte sich um, da sah er plötzlich Sam vor sich stehen. Nein, das war nicht Sam, auch wenn er genauso aussah. Er wirkte viel lebendiger und seine Augen wirkten auch nicht so leer und ausdruckslos. Deshalb wusste er auch nicht so wirklich, ob er seinen Augen überhaupt trauen sollte und wen er da überhaupt vor sich hatte. „Wer bist du?“ fragte Beyond und wich einen Schritt zurück. Der Sam-Doppelgänger lächelte und erklärte „Ich bin Jeremiel, L’s älterer Zwillingsbruder.“ Wie bitte? Zwillingsbruder? Hatte Sam nicht auch so etwas in der Richtung gesagt gehabt, bevor er seine Geisel schlafen geschickt hatte? Ja, das könnte gut möglich sein. Aber wieso stellte er sich denn jetzt unter einem anderen Namen vor und wirkte auf einmal so… so menschlich? Irgendwie wurde das alles immer verwirrender für Beyond und er blickte beim besten Willen nicht mehr durch. „Ich verstehe langsam überhaupt nichts mehr. Wieso zum Henker nennst du dich denn jetzt plötzlich Jeremiel und wo sind wir hier eigentlich? Kannst du mir das mal erklären?“

„Klar. Ich bin der wahre Jeremiel. Zumindest wäre das hier mein wahres Ich, wenn ich unter normalen Umständen geboren worden wäre. Und wir beide befinden uns quasi im Inneren von Eva.“

„Eva, Eva. Ich höre immer nur Eva. Kann hier bitte mal einer Klartext reden?“

„Natürlich. Dieses Mädchen, was du gesehen hast, war Frederica. Sie ist mit Evas Fähigkeiten ausgestattet und hat eine Art mentale Verbindung aufgebaut, wodurch du direkt mit Eva verbunden bist. Deshalb können wir momentan miteinander sprechen, weil ich ein Teil von Eva bin, genauso wie du. Weißt du, die ganze Welt ist wie eine Art System aufgebaut. Wir alle sind die Server und Eva ist der Administrator, der auf uns zugreifen und uns verändern kann. Sie ist ein so genanntes parasitäres Bewusstsein, das sich in den Körpern der Menschen einnistet und deren Bewusstsein durch ihr eigenes ersetzt und den Körper ihres Wirts nach ihren Vorstellungen ändert. Deshalb besitzt Frederica auch diese Fähigkeiten, weil ihr Körper Evas letzter Wirt war. Und Frederica ist nichts Weiteres als ein abgespaltenes Fragment von Evas Bewusstsein, das einen eigenen Willen entwickelt hat und nun versucht, die einzelnen Mitglieder ihrer Familie wieder zusammenzuführen. Streng genommen ist Frederica damals aus dem Wunsch von Evas „Tochter“ Sophie geboren worden, bevor diese starb. Ein kleiner Wunsch, der einfach lautete „Ich will, dass wir alle zusammenbleiben und glücklich werden“. Das war das Einzige, was Eva von ihrer Tochter hatte retten können. Sie verlor ihre gesamte Familie und es blieb nichts außer diesem kleinen verzweifelten Wunsch, den Eva in sich aufnahm und ihn in dieser Welt zurückließ, bevor sie verschwand. Sie gab diesem Wunsch ein eigenes Leben und schließlich wurde aus diesem Wunsch ein eigenständiges Bewusstsein. So wurde Frederica geboren.“ Allmählich begann die Finsternis zu weichen und sie fanden sich in einer Art riesigen gotischen Halle wieder. Alles wirkte so hell und er hörte irgendwo das Läuten der Glocken einer Kapelle. So langsam verstand Beyond zwar, was es mit diesem Mädchen auf sich hatte, aber leider immer noch nicht so wirklich, was das alles mit ihm zu tun hatte. „Und was soll ich hier denn? Warum hast du mich hierher gebracht? Und wer war diese Stimme, die mich die ganze Zeit gerufen hat?“

„Ganz schön viele Fragen auf einmal“, bemerkte Jeremiel und verschränkte die Arme, wobei er den Kopf ein wenig zurücklegte, um nachzudenken, wie er das alles am Besten erklären sollte. „Nun, was deine Entführung anbelangt, habe ich persönlich nicht viel damit zu tun. Sam und ich sind zwei verschiedene Persönlichkeiten und wir existieren unabhängig voneinander. Naja, streng genommen existiere ich ja nicht einmal richtig, weil ich nicht lebe. Aber was die Stimme anbelangt, die du gehört hast, das war ich gewesen. Ich habe schon seit längerem versucht, dich zu sprechen, weil Eva ein besonders großer Wunsch am Herzen liegt und ich ihr dabei helfen soll. Weißt du, dass du deine Erinnerungen verloren hast, geschah nicht ganz ohne Grund. Als du gestorben bist, da ist ein Teil von dir ebenfalls gegangen. Du bist nämlich anders als die anderen, weil du nicht bloß eine, sondern zwei Seelen in dir trägst. Und als die eine gegangen ist, da ist auch ein Teil deines alten Selbst verschwunden und deshalb erinnerst du dich an vieles nicht mehr. Deshalb hat Sam dich auch zu Frederica gebracht. Weil Eva momentan keinen Körper besitzt, kann sie nicht viel ausrichten. Aber Frederica ist in der Lage, dir zu helfen, deine Erinnerungen zurückzugeben und mit dir selbst ins Reine zu kommen.“

„Wird das jetzt irgendwie so ein abgefuckter Scheiß wie in Star Trek?“ Jeremiel musste lachen, als er das hörte. „Ich fand deinen sarkastischen Humor schon immer klasse. Ich kann schon verstehen, wieso mein kleiner Bruder dich so liebt. Aber keine Sorge, das geht kurz und schmerzlos. Naja… fast schmerzlos. Ein wenig wird es wehtun, aber das geht schnell wieder vorbei.“ Und ohne Vorwarnung durchfuhr ein brennender Stich Beyonds Kopf und es fühlte sich für einen Moment an, als würde eine glühende Nadel durch sein Auge gestochen werden. Vor seinem Auge rasten Bilder vorbei. Stimmen erklangen in seinem Kopf und er hatte das Gefühl, nicht mehr atmen zu können. Es wurde immer schlimmer und war kaum noch zu ertragen. Er geriet ins Wanken und sank in die Knie, während er sich stöhnend eine Hand gegen seine Schläfe presste. Sein Herz raste und sein Verstand wurde von unzähligen Bildern geflutet. Und dann war es endlich vorbei. Jeremiel kniete sich neben ihm hin und legte ihm einen Arm um die Schultern. „Alles in Ordnung?“ Doch Beyond antwortete nicht, sondern rang nach Luft. Er zitterte am ganzen Körper und konnte es nicht fassen. L hatte die Wahrheit gesagt. Sie alle hatten die Wahrheit gesagt. Er und L waren ein Paar und er liebte ihn. Und er hatte es einfach vergessen und L so schreckliche Dinge an den Kopf geworfen und ihm so wehgetan… „Ich bin so ein Vollidiot.“ Beyond musste sich setzen und verbarg sein Gesicht. „Wieso nur habe ich ihm nicht geglaubt und ihm so schlimme Dinge gesagt? Dabei habe ich ihm doch versprochen, dass ich ihn niemals verletzen oder im Stich lassen werde. Und was habe ich getan? Ich hab versucht, ihn umzubringen! Ich hätte fast den Menschen umgebracht, den ich doch so sehr beschützen wollte.“

„Du kannst doch nichts dafür, Beyond. Du konntest dich nicht erinnern und L ist dir auch nicht böse deswegen.“ Jeremiel nahm fast die gleiche Sitzposition wie sein Zwillingsbruder ein, wobei aber sein Rücken nicht so krumm war. Es wirkte irgendwie befremdlich an ihn, weil Beyond in ihn immer noch Sam Leens sah und nun hatte er in diesem Moment eine etwas verrückte Mischung aus L und Sam vor sich und war einfach nur überfordert mit der gesamten Situation. „Deswegen hat Sam dich in Evas Auftrag zu Frederica gebracht: damit du dich wieder erinnern und an L’s Seite leben kannst, so wie du es dir gewünscht hast. Und es ist ja zum Glück nichts Schlimmes passiert. L ist gesund, genauso wie alle anderen auch und selbst Rumiko und den Babys ist dieses Mal nichts passiert.“ Beyond sah auf und blickte Jeremiel fragend an. „Was meinst du mit dieses Mal?“

„Nun, es ist ein wenig kompliziert das Ganze. Am besten ist, ich fange ganz von Anfang an, dir die ganze Geschichte zu erzählen, wie das alles hier angefangen hat. Deswegen bist du ja auch hier, damit ich es dir erklären kann. Also hör zu: das Ganze fing vor gut über 400 Jahren an. Eva hatte sich schon vor langer Zeit in den Körper eines Mädchens eingenistet und versuchte ihren Platz in der Welt zu finden. Zwar wusste sie, dass sie niemals normal unter Menschen leben konnte, aber sie suchte dennoch immer ihre Nähe. Doch als sie erkannte, dass die Menschen nicht lange leben würden und sie deshalb immer alle anderen überleben würde, spaltete sie Fragmente ihres Bewusstseins ab und pflanzte diese in die Körper von Verstorbenen, um sich so eine eigene Familie zu erschaffen. Zuerst erschuf sie sich eine Tochter aus ihrer Angst vor dem Alleinsein und ihrer tief verborgenen Unsicherheit und nannte sie Sophie. Um Sophie einen Gefährten zu geben, der ihre Furcht besänftigen konnte, kam Chasov hinzu. Er war ein immerzu leichtherziger und lebenslustiger Geselle, stets fröhlich und machte nur das, wozu er gerade Lust hatte und was ihm Spaß machte. Im Grunde verkörperte er Evas Wunschtraum von dem Leben, welches ihr immer verwehrt bleiben würde. Er und Sophie verliebten sich schließlich ineinander und waren sehr glücklich zusammen. Da Eva nun auch einen Gefährten an ihrer Seite wünschte, erschuf sie Jasha. Einen ernsten, etwas kühl erscheinenden Zeitgenossen, der aber eine ungebrochene Loyalität besaß und bereit war, jederzeit sein Leben zu opfern, um seine Familie zu beschützen. Er wurde zu Evas Mann und Sophies Vater. Schließlich erschuf Eva den Zorn. Ein Mädchen, das sie Anja nannte. Anja war ein destruktiver Geist, impulsiv, äußerst feindselig gegenüber Fremden und neigte sehr schnell dazu, in Hass und Aggressionen zu verfallen. Insbesondere dann, wenn die Menschen sie und ihre Familie bedrohten. Da sie schwer zu kontrollieren war und nicht jeder ein solches Kind haben wollte, spaltete Eva einen weiteren Teil von sich ab. Sie gab ihr eine Mutter namens Maria, die sich durch ihre ungebrochene Liebe und Fürsorge auszeichnete. Maria liebte Kinder über alles und bewies nicht nur Humor und Lebensfreude, sondern auch sehr viel Verständnis und hatte immer einen guten Rat. Der Vater Dimitrij war ein gutmütiger Mann. Ein wenig zu naiv und nicht gerade der Intelligenteste, aber er war stets ehrlich und war nicht fähig, schlecht über andere zu denken. Besonders nicht über Anja. Das war Evas Familie.“ Beyond dachte gerade nach, als er das hörte und runzelte die Stirn. Irgendwie klang das ziemlich vertraut. „Das… das hört sich ja ganz verdächtig nach Andrew, Oliver, Jamie und Rumiko an!“ Jeremiel ging nicht direkt darauf ein, sondern erzählte weiter. „Als letztes erschuf Eva die Leere, einen jungen Mann namens Nikolaj, der aber nicht so wirklich dazugehörte. Er war nicht fähig, die anderen zu verstehen, weil er nichts empfinden konnte. Also ging er fort und Eva machte sich auf die Suche nach ihm. Und als sie ihn fand, gab sie ihm Gefühle und er fand seinen Platz in der Welt. So lebten sie alle glücklich und ungestört. Zumindest bis zu jener Nacht, als Iwan der Schreckliche die Opritschnina in das kleine Städtchen Nowgorod schickte und 10.000 Menschen in einer Nacht abschlachtete und zu Tode folterte. Eva war zu dem Zeitpunkt im Wald gewesen, um Holz zu sammeln, während ihre Familie zuhause blieb. Als sie zurückkehrte, waren sie alle getötet worden und Sophie war schwer verletzt, da der Huf eines Pferdes sie am Kopf getroffen hatte. Für sie war bereits jede Hilfe zu spät und Eva konnte sie nicht mehr retten. Stattdessen konnte sie nur noch Sophies letzten Herzenswunsch in sich aufnehmen und in ihrer unendlichen Trauer und Verzweiflung verschwand sie gänzlich aus dieser Welt und ließ ihren Körper und Sophies Wunsch zurück, der daraufhin zu Frederica wurde. Diese fasste den Entschluss, Sophies Wunsch und damit auch Evas Willen zu erfüllen und harrte lange Zeit aus um zu warten, bis die anderen wiedergeboren wurden. Zwar erinnerten sie sich nicht mehr an ihr altes Leben, aber dennoch waren sie immer noch ein Teil von Eva, auch wenn sie nicht mehr unvergänglich waren, sondern als gewöhnliche Menschen lebten. Und auch ein Teil von Eva wurde in dem Körper eines Kindes geboren, um bei dieser Familie zu bleiben. Doch leider kam es nicht wie erhofft. Die Familie fand nicht zusammen. Die einen starben zu früh, die anderen lernten sich nie kennen und damit drohte Sophies Traum zu platzen. Also beschloss Frederica, die Zeit zurückzudrehen und einen Weg zu finden, alle Familienmitglieder zusammenzuführen. Also begann sie Vorkehrungen zu treffen, doch selbst da kam immer wieder etwas dazwischen. Selbst wenn sie es schaffte, den Tod des einen zu verhindern, so würde ein anderer sterben. Das Ganze entwickelte sich zu einer ausweglosen Situation, bis Frederica auf die Idee kam, Nastasja Kasakowa, L’s Mutter ins Boot zu holen und sie dazu zu bringen, die Gedankenschaltkreisforschung zu beginnen. Zwar konnte sie keine Wunder bewirken und alles Unglück verhindern, aber dadurch gewann sie die Chance, die Verstorbenen zurückzuholen und somit die Zusammenführung zu vollbringen, was sie in den letzten 58 Versuchen nicht geschafft hatte.“ Beyond schüttelte den Kopf und konnte es nicht fassen. Das alles klang so verrückt und abgedreht wie in einem Science-Fiction-Film. Das alles hier war schon 58 Mal passiert? „Und wie lange geht jede Zeitspanne?“ „Exakt 26 Jahre. Beginn ist Fredericas Begegnung mit Nastasja und es endet mit dem heutigen Tag, wenn Frederica entweder erfolgreich ist oder scheitert. Sollte sie scheitern, wird die Zeit wieder um 26 Jahre zurückgedreht und sie wird wieder von Neuen beginnen. So lange, bis sie erfolgreich ist.“

„Und wenn sie es schafft?“ Jeremiel antwortete nicht darauf, sondern wich Beyonds Blick aus. Offenbar wollte er nicht darauf antworten. Also stellte der Serienmörder ihm eine andere Frage. „Diese Familie… das sind nicht zufällig wir, oder? Ich meine, die Gemeinsamkeiten sind doch offensichtlich. Oliver ist genauso ein leichtlebiger Kerl wie dieser Chasov und das mit Maria klingt genau nach Rumiko und Dimitrij hört sich auch mehr als deutlich nach Jamie an. Und was Sophie angeht, kann ich mir schon denken, wer das sein könnte. Und ich… ich bin Anja. Der Zorn Evas, der nichts anderes will als pure Zerstörung.“

„Du hast sie schon kennen gelernt, oder?“ Beyond nickte, als er sich wieder an seinen Traum zurückerinnerte. Er hatte gesehen, wie Anja ganz Boston in Schutt und Asche gelegt und alle Menschen getötet hatte. „Ich habe auch von der Nacht geträumt, als Evas Familie getötet wurde. Und Anja sagte, dass ich nicht mehr vor mir davonlaufen, sondern endlich akzeptieren sollte, wer oder was ich wirklich bin. Aber… ich will das nicht. Ich will damit nichts zu tun haben, verdammt. Warum muss ausgerechnet ich damit gestraft sein und immer alle in Gefahr bringen? Wieso nur? Wieso muss ich das sein und warum ist es mir nicht vergönnt, normal unter Menschen zu leben, ohne ständig Angst haben zu müssen, dass ich wieder rückfällig werde und L eines Tage wirklich umbringe?“ In diesem Moment gingen mit Beyond endgültig die Gefühle durch. Er war mit den Nerven am Ende und fühlte sich vollkommen hilflos. Was sollte er denn tun? Er liebte L und er wollte so gerne bei ihm und den anderen bleiben, aber er war Evas wiedergeborener Zorn und als solcher würde er immer eine Gefahr für andere sein. Es war ihm als solcher einfach nicht vergönnt, glücklich zu werden. „Vielleicht ist es das Beste, wenn ich niemals existiert hätte. Auch schon damals nicht. Wer will denn sich schon freiwillig mit einem Monster wie mir abgeben? Egal was ich auch tue, ich werde für den Rest meines Lebens eine Gefahr für andere sein und allen nur wehtun. Das war schon damals immer so gewesen. Immerhin habe ich sogar Rumiko fast getötet und habe ihr ein Messer in den Bauch gerammt, als ich die Kontrolle verloren habe. Und im Krankenhaus hätte sie meinetwegen beinahe ihre Kinder verloren. Ich kann niemanden beschützen. Ich bin eine Gefahr für alle um mich herum…“ Jeremiel nahm ihn in den Arm, um ihn zu trösten. Es fühlte sich seltsam an. Ein klein wenig erinnerte diese Umarmung an L, aber es war wiederum auch anders. Diese Umarmung hatte etwas sehr Freundschaftliches und schon fast Brüderliches an sich. Jeremiel fühlte mit ihm und er konnte seinen Schmerz verstehen. „Genau deswegen habe ich dich auch die ganze Zeit zu mir gerufen, Beyond. Ich will dir helfen, dein Problem ein für alle Mal in den Griff zu bekommen, damit du nie wieder Angst haben musst, du könntest andere in Gefahr bringen. Ich weiß, was zu tun ist, damit du ohne Angst weiterhin bei meinem Bruder leben und glücklich sein kannst. Das ist es auch, was Frederica und Eva sich für dich wünschen. Komm mit, ich werde dir zeigen, wie du endlich mit dir selbst ins Reine kommen kannst.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2014-10-23T07:37:09+00:00 23.10.2014 09:37
*-* Ein spitzen Kapi^^


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