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Meine bizarre Welt

oder wie ich den Tod kennenlernte
von

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Die Regeln...

Das Leben ist ein Spiel -

der Mensch ist die Spielfigur,

nicht der Spieler
 

Stefan Radulian
 

„Komm, wir wollen ein hübsches Spielchen spielen…“ Das kleine Totenkopfäffchen hatte den pelzigen Schwanz um die Pfoten gerollt und saß, seltsam groß wirkend, ganz alleine auf dem hübschen dunklen Tisch in der Mitte des Raumes. Die schwarzen Augen ganz ruhig auf mich gerichtet. Sehr aufrecht saß es da. Blinzelte nicht und machte keine einzige, unnötige Bewegung.

„Komm, wir wollen ein hübsches Spielchen spielen…“ Der Affe hatte es mit einem solchen Nachdruck gesagt, dass ich nicht einmal dazu kam mich darüber zu wundern dass es ein Affe war, der es gesagt hatte. Es hatte auch nicht wie eine Frage oder gar eine Einladung gewirkt, sondern eher wie eine Feststellung. Als wäre sowieso von Anfang an klar, dass ich ‚ja‘ sagen würde. Als gäbe es keine andere Antwort.

Aber Affe sprechen normalerweise doch überhaupt nicht, oder? Ich bin mir da gar nicht so sicher…

In das linke Auge hatte das Äffchen ein kreisrundes, goldenes, Okular geklemmt, das sein Auge noch größer und schwärzer erscheinen ließ, als es so wie so schon war. Es war an einem Kettchen befestigt, das in der Brusttasche seines schwarz roten Dandy Jacketts verschwand. Das Jackett war mit goldenen Knöpfen und Kettchen verziert, die das Äffchen wie einen Zirkusdirektor wirken ließen. Nur die Schulterpolster fehlten. Oder eher wirkte das Äffchen wie eine Karikatur eines Direktors. Auf dem Kopf trug es einen, zum Jackett passenden, Dreispitz, der wohl eher zu einem Piraten gepasst hätte und unter dessen Krempe die kleinen grauen Ohren hervorlugten. Am rechten Ohr trug das Äffchen einen goldenen Ohrring wie man es von Zimmermännern oder sonstigen Handwerkern kennt, die auf die Walz gehen. An den Hinterpfoten trug es schwere, schwarze Stiefel. Und in der einen Pfote hatte es einen Stock, der am unteren Ende sehr spitz und vergoldet war. Der runde Knauf war mit funkelnden Steinchen besetzt, die ein Muster oder ein Wesen zu formen schienen; so genau konnte ich dies auf die Entfernung allerdings nicht ausmachen.

„Komm, wir wollen ein hübsches Spielchen spielen.“ Wiederholte es noch einmal mit mehr Nachdruck, fast schon forsch. Wahrscheinlich, weil ich bis jetzt nicht geantwortet hatte. Ich zögerte.

Nur, was für ein Spielchen wollte das Äffchen den spielen? Der Raum war, abgesehen von dem Tisch in seiner Mitte mit dem Affe darauf und mir selbst, leer. Nur fünf Türen waren in den Wänden, von denen aber keine einzige so aussah, als könne man sie öffnen. Manche waren sehr groß, so dass ganze LKW’s hindurch gepasst hätten, andere wiederum so klein das ich bezweifelte das sie für etwas anderes gemacht wären als Dekoration..

Ich selbst hatte keinerlei Ahnung, wie ich hier her gekommen war.

Die Decke des Raumes war wie aus Glas. Doch sie zeigte nicht den Himmel. Sie zeigte etwas, auf dem sich Lebewesen bewegten. Nur alle auf dem Kopf! Sie gingen an der Decke entlang und taten komische Dinge.

Mein Blick fiel wieder auf den Affen, der mich erwartungsvoll ansah. Also nickte ich schließlich zögerlich.

Der Affe verzog den Mund zu etwas, das man mit viel Phantasie als ein gruseliges Grinsen identifizieren konnte. Dabei zeigte er seine spitzen, gelben Zähne, was mir fast schonwieder Angst machte. Er grinste wie ein Dämon.

Er erhob sich auf die Hinterbeine und marschierte, so gut es für einen Affe eben möglich ist, würdevoll auf und ab. Dabei schwenkte er den Gehstock bedächtig von links nach rechts, was ihn vielleicht elegant aussehen lassen sollte, aber eher wirkte, als sei er einer der Affen, die bei Zirkusaufführungen gerne zusammen mit Clowns auftreten.

„Als erstes will ich dir die Regeln erklären… es sind nicht viele, aber du solltest sie im Kopf behalten. Vor allem, weil es dir das Spiel etwas leichter machen sollte…“ begann das Äffchen umschweifend. „Ich öffne dir eine Tür und du gehst hinein, was auch immer dahinter sein mag. Was auch immer du sehen wirst wenn ich sie öffne. Das Aussehen der Türen gibt übrigens auch keinen Rückschluss darauf was dahinter ist, das will ich bloß schon einmal anmerken. Nicht das du dir falsche Hoffnungen machst…

Einmal durch eine der Türen hindurch gegangen, kannst du nicht wieder hierher zurück. Erst, wenn du einschläfst und danach wieder aufwachst, wirst du wieder hier sein. Dann geht das ganze Spiel von vorne los. Die nächste Tür. Allerdings muss das wiederrum nicht unbedingt die Tür sein, die neben der Tür liegt, die du schon betreten hast. Es kann auch jede andere sein… Du kannst nur ein einziges Mal durch jede einzelne dieser Türen gehen. Danach wird sie verschlossen sein. Egal, ob das, was dahinter war schön, oder furchtbar war. Es spielt keine Rolle. Wenn du nach deinem Schlaf aufwachen wirst, wirst du, wie schon gesagt, wieder hier sein. Lass dich überraschen, den jedes Mal wird dieser Raum sich ein wenig verändert haben, in deiner Abwesenheit…“ Die seltsam raue Stimme des kleinen Tieres versiegte und wieder grinste der kleine Affe mich an und fixierte mich erneut mit seinen tiefschwarze Augen. Sein Grinsen wirkte bösartiger, als jenes zuvor.

„Hinter jeder der Türen ist etwas, das du entschlüsseln musst. Allerdings vielleicht anders, als du es bis jetzt erwartest… Auch wenn du herausgefunden haben solltest, was das etwas ist, das du entschlüsseln sollst, bekommst du nichts, was dich aus dieser Welt heraus führt. Das kann nur der Schlaf… Aber, lass dir gesagt sein: Wie sehr du diese andere Welt auch verlassen willst… der Schlaf wird warten. Er wird nicht einfach so kommen, nur weil du es willst. Und mit dem Schlaf werden Träume kommen. Und dann, dann wirst du es bereuen, je auch nur daran gedacht zu haben, das du schlafen willst. Zu hoffen gewagt zu haben, dass der Schlaf dir auch nur in irgendeiner Weise etwas Gutes bringen könnte… Den auch aus dem Schlaf wirst du nicht einfach so erwachen. Weder wenn es ein Albtraum ist noch wenn es wunderschön ist… was selten vorkommen sollte… oder eher überhaupt nicht…“ Der Affe lachte. Ein hohes, widerlich keckerndes Lachen. Ich musste mich zusammenreißen, um mir nicht die Ohren fest zu halten. Es dauerte einige Zeit, bis er sich wieder gefangen hatte.

„Es kann sein, das du hinter einigen Türen jemanden triffst, der dich begleitet oder dir eventuell anbieten wird zu helfen. Nur das das klar ist: Ich werde mich nicht großartig einmischen. Ich bin nur der Leiter dieses kleinen Spielchens… mehr aber auch nicht. Ich kann es auch nicht sonderlich beeinflussen. Das kann keiner, nicht einmal du. Aber das spielt auch keine Rolle, nicht wahr?“

Der Affe blinzelte. Das erste Mal in der ganzen Zeit in der ich schon hier war blinzelt er. Die erste, natürliche Bewegung, die er machte, wie mir erschien.

Er sah mich durchdringend an, als erwarte er eine Art von Beweis, dass ich ihm zugehört habe. Also nickte ich erneut. Was blieb mir denn auch anderes übrig? Was sollte ich denn sagen?

„Schön, dass wir uns so gut verstehen…“ meinte der Affe mit einem süffisanten Lächeln. Als hätten wir gerade einen sehr, sehr wichtigen Vertrag ausgehandelt und abgeschlossen. Zu seinen Gunsten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: Platan
2015-09-04T13:46:08+00:00 04.09.2015 15:46
Nach langer Zeit mal wieder ein herzliches Hallo von mir~. Heute lege ich endlich mal mit kommentieren los und fange natürlich mit deiner Geschichte an, da du schon so lange warten musstest. Zuerst lese und kommentiere ich alles ganz normal, am Ende bekommst du dann allgemein noch einen letzten Bewertungs-Kommentar von mir. :)
Habe gerade nochmal den Prolog gelesen und mir gefällt immer noch die Tiefe, die er bereits vermittelt. Daher bin ich sehr gespannt, wie es nun weitergeht.

Ah, ich finde es sehr interessant, dass deine Kapitel mit einem Spruch anfangen. Das gefällt mir, so etwas trifft meinen Geschmack.

> Das kleine Totenkopfäffchen hatte den pelzigen Schwanz um die Pfoten gerollt
Awww, Instant-Love für dieses Äffchen! Q///Q *liebt süße Dinge*
Hoffentlich gibt es hier kein böses Erwachen, so wie bei Kyubey aus Madoka ... obwohl ich genau auf so etwas ja warte. >:3

> Aber Affe sprechen normalerweise doch überhaupt nicht, oder?
Hier fehlt ein kleines "n". ;)
Keine Sorge, ich picke nicht jeden Fehler raus, aber hierzu wollte ich sowieso auch was zu dem Abschnitt davor sagen: Mir gefällt diese Einleitung schon mal. Die Stimmung wirkt geheimnisvoll.

> In das linke Auge hatte das Äffchen ein kreisrundes, goldenes, Okular geklemmt,
Totenkopfäffchen mit Stil. ಠ_ರೃ
Nein, ernsthaft, ich mag es schon total. Dabei hat es noch gar nicht viel getan. >_<

> Die Decke des Raumes war wie aus Glas. Doch sie zeigte nicht den Himmel. Sie zeigte etwas, auf dem sich Lebewesen bewegten. Nur alle auf dem Kopf! Sie gingen an der Decke entlang und taten komische Dinge.
Das gefällt mir auch. Wirkt bereits ein wenig bizarr und da lassen sich schon allerhand Dinge hinein interpretieren.

> Der Affe verzog den Mund zu etwas, das man mit viel Phantasie als ein gruseliges Grinsen identifizieren konnte. Dabei zeigte er seine spitzen, gelben Zähne, was mir fast schonwieder Angst machte. Er grinste wie ein Dämon.
... Okay, jetzt finde ich es doch nicht mehr süß. Q___Q *grusel*

> Den auch aus dem Schlaf wirst du nicht einfach so erwachen.
*denn
Mit zwei "n". War davor auch schon mal nur mit einem "n" geschrieben. ;)

> Der Affe blinzelte. Das erste Mal in der ganzen Zeit in der ich schon hier war blinzelt er.
Das ist bestimmt mit Kyubey verwandt. ಠ_ಠ

> Als hätten wir gerade einen sehr, sehr wichtigen Vertrag ausgehandelt und abgeschlossen. Zu seinen Gunsten.
Es scheint auch wirklich so, als hätte der Affe erst die Zustimmung von ihr gebraucht, deshalb hat er wohl auch so oft am Anfang gefragt, ob sie ein Spiel spielen wollen (wie Kyubey, der dauernd nach einem "Contract" fragt :,D). Was wohl passiert wäre, wenn sie gar nichts getan hätte? Hätte er dann ewig weitergefragt? Wahrscheinlich hätte ich auch irgendwann genickt, einfach damit er aufhört zu fragen.

Sooo, ich muss sagen: Das Kapitel hat mich bisher positiv überrascht.
Der Stil unterscheidet sich stark vom ersten Kapitel, das ja auch mehr der Prolog war. Mir gefällt sehr, dass du Dinge beschreibst, so dass man sich auch alles gut vorstellen kann. Dabei bringst du auch schöne Vergleiche ein, durch die alles richtig lebhaft wirkt.
Dass ich so oft Kyubey als Beispiel gebracht habe, ist auch ein gutes Zeichen, denn ich liebe Puella Magi Madoka Magica (keine Ahnung, ob du das überhaupt kennst). Am Anfang fand ich es echt süß, aber jetzt gruselt es mich sehr und ich frage mich, was es als Spielleiter wohl davon hat, sie durch diese Türen gehen zu lassen. Hmmm ...
Das mit den Türen und den Regeln klang auch interessant. Man steht zwar noch ziemlich ratlos da, weil man nicht weiß, wieso genau sie eigentlich da ist (aber ausgehend vom Prolog kann man sich schon denken, dass sie tot ist und aufgrund des Selbstmordes nun einige Prüfungen bestehen muss, um ihre Seele zu heilen oder so) und sie selbst bringt da auch kaum Gedanken zu ein. Dadurch will man aber auch weiterlesen, damit man erfährt, was genau hinter alldem steckt.
Deshalb lese ich auch gleich weiter~.
Ein paar Fehlerchen gab es hier und da, aber sonst ist deine Rechtschreibung echt gut. :)


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