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Another

Krieger Inoris
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Oh Gott, es tut mir so leid. Ich habe eben festgestellt, dass ich das falsche Kapitel hochgeladen hatte, also habe ich mich dafür entschieden als Entschädigung ein extra langes zu posten. Sorry noch mal. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So, es geht weiter. Ich habe das Kapitel jetzt mal 9 genannt, da es offiziell das neunte wäre. Komplett anzeigen

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Prolog

Die Höhle war nass und kalt. Wasser tropfte von der Decke, sammelte sich in großen Pfützen am Boden und jeder Tropfen hallte endloslang als Echo durch die Gänge. Leiser Atem war zu hören, hin und wieder ein Rascheln, wenn sich etwas bewegte, sonst nichts. Hier und da huschte eine Maus vorbei oder zumindest etwas, das dem kleinen Nager sehr ähnlich sah. Das Mädchen seufzte auf. Seit sechs Monaten war dies hier die Umgebung in der sie lebte, der Ort, den sie bald Heimat nennen konnte. Nun ja, es war um einiges besser als die Ruine, in der sie bis jetzt ihr Leben verbracht hatte. Und um einiges besser als der Sklavenmarkt, der ihr drohte, wäre sie noch länger dort geblieben. Sie fuhr sich mit der Hand durch ihr violettes, langes Haar und schob einige Strähnen hinters Ohr, dann seufzte sie erneut.
 

„Was ist?“, fragte die Person neben ihr und ein Lächeln huschte über ihre Lippen. Das war das andere Gute an dieser Höhle, sie war nicht mehr alleine. „Ach nichts.“, lächelte sie, doch irgendwie war ihr klar, dass er nicht locker lassen würde. „Sag schon.“ „Das geht dich nichts an!“ Trotzig verschränkte sie die Arme vor der Brust und sah demonstrativ in eine andere Richtung. „Ach und warum nicht?“ Der Junge mit den grün-grauen Haaren lehnte sich vor. „Weil es meine Gedanken sind. Also!“

Beide wandten sich voneinander ab und schmollten als seien sie kleine Kinder. Aroa gluckste in sich hinein. Genau das war der Grund, warum sie sich noch nicht nach einem anderen Lebensort umgesehen hatte. Auch Hayato musste grinsen. Genau das war der Grund, warum er das Mädchen bei sich duldete. Es dauerte nur wenige Sekunden, dann begannen beide gleichzeitig laut zu lachen.
 

Kagome Higurashi schlug die Haustür hinter sich zu und rannte den kurzen Weg bis zum Schrein ihrer Familie. Es war früher Morgen, ihre Mutter schlief noch, ihr Bruder und ihr Opa waren nicht in der Stadt. Sie hatte einen Zettel in der Küche hinterlassen in dem das Übliche stand, wenn sie in die Vergangenheit reiste. >Mach dir keine Sorgen Mum, ich bin bald wieder zurück.< Und so weiter. Doch sie wusste dass sich ihre Mutter trotz allem sorgen würde, so waren nun einmal Eltern. Und Kagome reiste ja auch nicht einfach nur in die Vergangenheit, was an sich schon ungewöhnlich war, sondern in eine Zeit, wo es von Dämonen nur so wimmelte. Nicht unbedingt die besten Voraussetzungen für ein sicheres Leben.

Ein Lächeln glitt über Kagomes Züge, als sie an ihre vielen Freunde in dem kriegerischen Zeitalter dachte und mit einer fließenden Bewegung sprang sie über den Rand in den Brunnen. Unendliche Dunkelheit umfasste sie, dann wurde diese zum Sternenhimmel und schließlich zu einem Spiel aus verschiedenen Farben. Dann spürte sie harten Boden unter den Füßen und Stimmen drangen an ihr Ohr.
 

„Lass sofort meine Haare los!“ Inu Yasha. „Ich denk nicht dran!“ Shippo. „Nimm deine Hand da weg Mönch oder sie ist ab!“ Sango. „Aber warum denn Sango-Schatz? Sie ist doch…“ Klatsch. Miroku. Sie musste breit grinsen. Das hatte sie die drei Wochen in ihrer Welt so sehr vermisst. Jetzt waren dort Ferien und sie war offiziell im Ausland, somit konnte sie mehrere Wochen hier verbringen, ohne dass sich ihre Familie Ausreden einfallen lassen müsste. Sie machte sich daran die Brunnenwand empor zu klettern und als sie einen Blick nach oben warf streckte sich eine bekannte Hand in ihr Sichtfeld. Lächelnd ergriff sie diese und ließ sich die letzten Meter nach oben ziehen, dann stand sie auf der Wiese und sah zu den goldenen Augen Inu Yashas auf. Ein Lächeln legte sich auf seine Züge und sie erwiderte es strahlend. Endlich zurück.
 

„Kagome!“, schrie die weinerliche Stimme Shippos und er rannte ihr in die Arme. Auf seinem Kopf prangte eine riesige Beule. Der kleine Fuchsdämon begann herzzerreißend zu weinen. „Inu Yasha hat mich geschlagen!“, quengelte er und vergrub sein Gesicht in ihrer Halsbeuge. „Inu Yasha?“, fragte Kagome beunruhigend leise und wandte sich mit einem blitzen in den Augen zu ihm um. Sein Lächeln war automatisch verschwunden. „Was?“ „Mach Platz!“ Mit einem Krachen landete der Halbdämon am Boden, Staub wirbelte auf und er starrte trotzig zu ihr auf, welchen Blick sie erwiderte. Hach wie hatte sie das vermisst. „Kagome.“ „Wie schön dich wieder zu sehen.“ Miroku und Sango traten näher, letztere hatte ihre Katze Kirara auf dem Arm. „Ich freue mich ebenfalls.“, erwiderte sie mit einem Lächeln und nach einem weiteren bösen Blick auf Inu Yasha machte sie sich mit den anderen auf den Weg zum Dorf. Sie wollte unbedingt die alte Kaede wieder sehen.

Kapitel 1.

Auf dem Weg durch den Wald fragte sie was sich in der Zeit ihrer Abwesenheit ereignet hatte. „Nun Naraku ist noch nicht wieder aufgetaucht, wir haben keinen weiteren Juwelensplitter gefunden und es ist auch nichts wichtiges passiert.“, antwortete Sango, doch etwas in ihrem Blick sagte Kagome, dass dies eine Lüge war. „Ihr verheimlicht doch etwas.“ Inu Yasha zuckte mit den Schultern. „Es herrscht Krieg.“, gestand dann Miroku leise. Kagome riss die Augen auf und blieb stehen, die anderen taten es ihr gleich, alle mit einem bedrückten Ausdruck auf ihren Zügen. „Krieg?“, wiederholte sie unsicher und Sango nickte. „Es betrifft uns nicht direkt, aber das nahegelegene Königreich Inori unter der Herrschaft von König Tsuna bat in allen Dörfern um Hilfe. Sie haben zu wenig Soldaten, es ist nur ein sehr kleines Reich und gegen eine Übermacht von Dämonen und Menschen haben sie keine Change.“
 

„Wie konnte denn in drei Wochen ein Krieg ausbrechen?“, rief sie entsetzt aus und warf die Hände auf, wobei sie unweigerlich auch Shippo mit warf, welchen sie jedoch schnell wieder auffing. „Der Krieg brach innerhalb von einer Nacht aus.“, erwiderte Miroku bedrückt und erhielt einen fassungslosen Blick Seitens Kagome. „Was?“ Diese ganze Geschichte war doch etwas zu viel für den Anfang. Sie dachte sie käme hier her zurück und suchte nach den Splittern des Juwels, welches sie zerstört hatte, aber nein, sie wurde in einen Krieg hineingezogen. Sango nickte zustimmend. „Leider hat Miroku Recht. Es wurden zwar schon immer zwischen den Königreichen Inori und Sukai Beleidigungen und Provokationen ausgeteilt, aber wir dachten nicht, dass dies so schnell eskalieren kann.“ Abwehrend hob Kagome die Hände. „Moment, nicht so schnell, Sukai?“ Diese ganzen Namen waren neu für sie. Nach einem Seitenblick stellte sie fest, dass Inu Yasha scheinbar genauso ahnungslos war wie sie. War ja klar.

„Also.“, begann Sango und setzte sich auf einen Stein, die anderen taten es ihr gleich, das würde länger dauern. „Dieses Land hier ist in mehrere größere oder kleinere Königreiche aufgeteilt. Wir hier gehören so zu sagen zum Reich Inori. So ganz klar ist das nicht, da war weder die vorgeschriebenen Gesetzte beachten oder uns an der Politik dort beteiligen. Wir sind hier genau genommen frei. Die Reiche Inori und Sukai sind die kleinsten von allen und scheinbar auch die unwichtigsten. Sie sind die einzigen Reiche Östlich der Berge und somit bei einem Krieg völlig auf sich allein gestellt, da die Truppen der anderen Reiche zu lange über die Berge brauche um zu helfen, daher lassen sie es einfach. Es gab schon immer Streit zwischen den Reichen, schließlich liegen ihre Grenzen genau aneinander. Allerdings war der Hauptgrund, dass hinter Sukai die meisten Dämonen der Gegend stehen, sie schätzen den König und anders herum genauso. König Tsuna von Inori hingegen setzt sich öffentlich für die Rechte der Halbdämonen ein.“
 

Sie wurde von einem erstaunten „Echt?“, Seitens Inu Yasha unterbrochen und rollte mit den Augen. „Ja du Blödmann. Das liegt wahrscheinlich daran, dass er selbst die Ehe mit einer Dämonin einging, die jetzt jedoch bereits verstorben ist. Aus dieser Liebe entstand die gemeinsame Tochter Midori, eine Halb Dämonin. Sie ist mittlerweile fünfzehn Jahre alt und zukünftige Herrscherin von Inori. Den klassisch denkenden Dämonen gefällt das natürlich gar nicht und dem König von Sukai ebenfalls nicht. Tja und vor fünf Tagen hat er einen Mordanschlag auf Prinzessin Midori verüben lassen.“ Kagome schlug sich erschrocken die Hand vor den Mund. „Das alleine hat König Tsuna jedoch nicht zu einer Kriegserklärung getrieben, sondern die Aktionen danach. Der Anschlag schlug fehl und das verärgerte König Mori von Sukai natürlich ungemein. Er ließ sämtliche Halbdämonen, die er finden konnte öffentlich kurz vor der Grenze hinrichten und das führte vor vier Tagen dann zum Krieg. Momentan rüsten sie noch auf, aber bis die Schlachten beginnen kann es nicht mehr lange sein.“ Sango beendete ihren Vortrag und einen Moment herrschte schweigen, dann erhob sich Kagome und nickte. „Ok. Und was machen wir?“ Alle sahen sie verständnislos an und schon dachte sie, sie hätte etwas Falsches gesagt und war kurz davor sich wieder zu setzen.
 

„Ihr werdet euch nach Inori aufmachen.“ Alle nickten zustimmend, dann jedoch stutzten sie und sahen sich um. Kaede stand, auf einen Stock gestützt zwischen zwei alten Bäumen und sah sie lächelnd an. „Haltet ihr das für eine gute Idee?“, fragte Sango möglichst höflich, was man von Inu Yasha nicht meinen konnte. „Die alte weiß doch gar nicht mehr, wie man das Ding da oben benutzt.“, knurrte er und zeigte mit einem seiner spitzen Fingernägel auf die Stirn der älteren Dame. „Mach Platz!“ Krach und schon landete er wieder auf dem Boden. „Du wusstest noch nie wie man das einsetzt und bis vor kurzem war dir noch nicht einmal bewusst, dass das existiert!“, rief Kagome wütend und sah entschuldigend zu Kaede, die immer noch freundlich lächelte. Die Ader auf ihrer Stirn war genauso schnell wieder verschwunden, wie sie erschienen war. „Ja, ich halte es für eine gute Idee. Ihr könnt zusammen einen ganzen Haufen Dämonen vernichten, da werdet ihr mit der Hilfe der Soldaten und den wahrscheinlich anwesenden Halbdämonen fast unbesiegbar sein.“ „Da liegt ja eben das Problem.“, wandte Miroku ein, der ein wenig die Hand gehoben hatte, als würde er sich so Aufmerksamkeit verschaffen wollen. „FAST unbesiegbar. Es besteht immer noch die Change dass wir den Krieg verlieren.“ Sie lächelte gutmütig und nickte zustimmend. „Krieg bedeutet immer das beide Seiten eine Change haben zu gewinnen. Wir vergrößern nur unsere Change. Mehr nicht. Es wäre kein Krieg wenn für Inori nicht die Gefahr einer Niederlage bestände.“ Das leuchtete ein.
 

„Gut. Dann würde ich sagen wir machen uns sofort auf den Weg, schließlich wissen wir nicht, wann die Schlacht losgeht.“ Kagome warf sich ihren Rucksack auf den Rücken und nachdem sie sich alle ordentlich, auch Inu Yasha von Kaede verabschiedet hatten machten sie sich unter der Führung von Sango auf den Weg. Auch Kagome musste dieses Mal laufen, ihr Fahrrad war beim letzten Besuch hier kaputt gegangen und lag nun in irgendeiner Schlucht. „Wie lange werden wir voraussichtlich brauchen?“ Miroku zuckte die Schultern. „Drei, vier Tage? Kann aber auch schneller gehen oder länger dauern. Kommt auf den Weg und das Wetter an.“ „Aha.“ Die Schülerin warf einen Blick auf den Himmel, der Momentan noch nach Sonnenschein aussah, aber man konnte ja nie wissen. Wie Recht sie doch damit hatte. Keine fünf Stunden später goss es wie aus Kübeln, der Himmel war dunkle grau bis schwarz, der Boden matschig und rutschig, ihre Haare klebten im Gesicht. Die Arme hatte sie schützend um den Körper geschlungen und zitterte wie Espenlaub. Kirara und Shippo ging es nicht anders. Sango versuchte sich die Kälte nicht anmerken zu lassen, Miroku machte sich beim Gehen ebenfalls so klein wie möglich und Inu Yasha interessierte der Regen kein Stück. Er wandte sich kurz seiner Freundin zu und ein leichtes Lächeln huschte bei dem Anblick über seine Lippen, dann zog er sich die Jacke aus und legte sie ihr um die Schultern. Verblüfft sah Kagome auf, als sich etwas Warmes um sie legte, dann lächelte sie wohlig und zog den Stoff noch etwas enger.
 

„Danke.“, murmelte sie leise und starrte weiter auf den Boden vor ihr nur um nicht auszurutschen natürlich. Die leichte Rötung auf ihren Wangen versteckte sie hinter den langen, schwarzen Haaren. „Dort vorne ist eine Höhle!“, rief da Sango und deutete mit dem Finger auf ein dunkles Loch in der Wand der Schlucht, durch welche sie gerade liefen. Natürlich war es gefährlich bei solch einem Regen durch eine Schlucht zu marschieren, es konnte jeden Moment eine Lawine losbrechen, doch sie hatten nun einmal den schnellsten Weg wählen müssen. Es war auch nicht die beste Idee sich in besagter Schlucht in eine Höhle zu hocken und zu warten, dass sie nicht verschüttet wurde, aber was sollten sie anderes machen, wenn sie nicht morgen alle mit einem Schnupfen flach liegen wollten. Sie steuerten also auf das Loch in der Wand zu und betraten es schließlich, ganz vorne Inu Yasha, der sein Schwert gezogen hatte. Man konnte ja nie wissen, was für einen Bewohner man überraschte.

Kapitel 2.

Die Höhle war größer und tiefer als sie anfangs gedacht hatten. Hier und da tropfte Wasser von der Decke, kleine Pfützen hatten sich am Boden gesammelt und bis auf das regelmäßige Aufkommen der Tropfen war es völlig still. Kein lautes Atmen, kein empörtes Schreien und auch kein Kampfgebrüll. Ein gutes Zeichen. Die Dunkelheit schien fast greifbar zu sein, sie kroch aus allen Winkeln und schien ihnen den Rückweg zu versperren. Plötzlich spannte Inu Yasha sich an und auch Sango fasste ihren Bumerang fester. „Was ist?“, fragte Kagome erschrocken und taumelte einen Schritt zurück. Die plötzliche Allarmbereitschaft ihrer Freunde machte ihr Angst. Sie hatte keinen Bogen mitnehmen können, alle Waffen waren den Soldaten zur Verfügung gestellt worden. Sie musste also mit dem Kämpfen warten bis sie am Schloss ankäme. „Ich spüre einen hohen Pegel Energie.“, erwiderte Inu Yasha und sah sich wachsam um. „Ach ne, ein Dämon.“, lachte eine Stimme hinter ihnen, doch als sie herumwirbelten war dort nichts als Schwärze. „Nein, ein Halbdämon.“, sagte eine andere Stimme leise, die von überall und nirgends zu kommen schien. „Sehr richtig. Dafür aber ein sehr mächtiger! Also, wer seid ihr?“, rief Inu Yasha wütend und sah sich suchend nach allen Richtungen um. „Wer fragt?“ Kagome trat vor und zeigte ihre leeren Hände. „Ich. Mein Name ist Kagome Higurashi und wir sind nicht hier um zu kämpfen. Wir suchen nur einen Unterschlupf vor dem Regen.“
 

„Hallo Kagome.“ Sie wirbelten herum und blickten in die violetten Augen eines etwa sechzehnjährigen Mädchens. Sie stand an die Wand gelehnte da, violette Haare fielen ihr über die Schultern und sie trug das weiße, schmutzige Kleid einer Sklavin. „Mein Name ist Aroa. Schön euch kennen zu lernen.“ Kagome lächelte freundlich und wies auf ihre Begleiter. „Das hier sind Sango, Inu Yasha, Miroku, Shippo und Kirara.“ Aroa nickte ihnen zu. „Mein Name ist Hayato.“, ertönte da die zweite Stimme erneut und ein Junge mit grün-grauem Haar trat neben das Mädchen. Er war etwa siebzehn Jahre alt und trug einen langen, schwarzen Mantel. „Lebt ihr hier?“, fragte Kagome und trat einen Schritt näher, wurde jedoch von Inu Yasha aufgehalten, der sie hinter sich schob. „Sei vorsichtig. Das sind Dämonen.“ Der Junge lachte und das Mädchen schüttelte den Kopf. „Ich bin ein Halbdämon, genau wie du.“, sagte sie dann lächelnd und ein wenig der Anspannung viel von den Freunden ab. Warum auch immer. „Und um auf deine Frage zurück zu kommen, ja wir leben hier.“ Hayato wies auf ihre Umgebung, die nun irgendwie nicht mehr ganz so dunkel war wie zuvor. Aroa lächelte freundlich und stieß sich von der Wand ab. „Ihr könnt gerne bleiben bis der Regen nachlässt. Kommt, ich bringe euch in die Haupthöhle.“
 

Kagome stellte fest, dass diese Höhle hier wie eine Wohnung aufgebaut war. Es gab kleine und große Räume, jeder hatte seinen eigenen Namen und eine Bedeutung. Die Haupthöhle, oder auch Wohnstube war mit Bambusmatten ausgelegt und ein Feuer brannte in der Mitte, spendete Wärme und Licht. Einen Moment standen die Freunde noch etwas verloren im Raum, dann ließen sie sich auf dem Boden nieder und sahen zu den beiden Bewohnern, die sich auf die andere Seite des Feuers setzten. „Was treibt euch in diese Gegend? Für gewöhnlich sehen wir hier keine Menschen oder andere Dämonen, bis auf die Üblichen eben.“, fragte Aroa und legte den Kopf schräg. „Wir sind auf dem Weg nach Inori.“, erklärte Sango, ihr war das Mädchen ans Herz gewachsen, auch wenn sie sie erst wenige Minuten kannte, der Junge war ihr noch etwas suspekt aber irgendwie erinnerte er sie an Kohaku. Seine Haare waren unregelmäßig geschnitten, ein paar lange Strähnen hingen ihm in die Augen, wieder andere waren kurz geschnitten. So als hätte er es selber versucht seine Frisur zu schneiden. „Wir wollen im Krieg helfen und für Inori kämpfen.“ Inu Yasha schlug die Faust in die Handfläche und sah die beiden Kinder entschlossen an. „Ist das nicht ein bisschen Wahnsinn?“, fragte Hayato fast schon herausfordernd und zog beide Augenbrauen hoch.
 

Aroa zuckte die Schultern. „Eigentlich nicht. Wenn es einen Unterschied machen würde ob ich anwesend bin oder nicht, würde ich auch gehen.“ Miroku sah sie an. „Warum gehst du dann nicht? Sie können jede Hilfe gebrauchen.“ Sie zuckte wieder die Schultern und senkte den Blick ins Feuer. „Ich bin nicht wirklich zum Kämpfen geboren. Außerdem bin ich erst von dort geflohen, ich möchte einfach nicht für eine der beiden Partien kämpfen. Egal wie viel König Tsuna für uns Halbdämonen getan hat und noch immer tut. Mir hat es nicht beim Überleben geholfen.“ Sie wirkte bei diesen Worten fast schon verbittert. Hayato wandte sich ihnen zu. „Mit anderen Worten, er hat ihre Hilfe nicht verdient. Genau wie es niemand für nötig hielt uns zu helfen.“ Bei dem Wort „uns“ sahen ihn alle verwundert an und er zuckte mit den Schultern. „Auch Dämonen sind nicht gerne gesehen. König Tsuna setzt sich für uns ein und respektiert uns, ja das stimmt, aber das heißt noch lange nicht, dass sein Volk genau so denkt.“ Niedergeschlagen nickte Sango. Das hatte er auch schon gehört. „Wie meinst du das?“, fragte Kagome nach, sie hatte keine Ahnung von Inori, sie hatte bis vor wenigen Stunden noch nicht einmal gewusst, dass es existierte. Für sie war das hier immer das mittelalterliche Japan gewesen. In Ihren Geschichtsbüchern stand nichts von Inori oder Sukai, aber da stand auch nichts von Dämonen, also konnte das nichts heißen.
 

„Hast du schon einmal von den Sklavenmärkten gehört? Unten im Dorf. Es liegt nahe an der Grenze zu Sukai und die Bürger dort haben nicht die gleichen Ansichten wie ihr König. Niemand außerhalb des Dorfes weiß von diesem Markt, nur die es wissen wollen und nichts dagegen tun. Hohe Edels Männer besuchen ihn an den Wochenenden. Schwache Dämonen und Halbdämonen werden dort für wenig Geld verkauft und müssen dann die Drecksarbeit für die Reichen erledigen. Für die sind wir weniger Wert als eine Ratte.“ In seinen Augen spiegelte sich blanker Hass wieder. „Nicht König Tsuna hat mich vor der Sklaverei bewahrt, sondern ich selber.“, erklärte Aroa und sah wieder vom Feuer auf. „Ich weiß, er kann nichts für die Dummheit seiner Bürger, nun ja, vielleicht schon, aber das ändert nichts an den Tatsachen.“ Kagome lächelte. „Kommt doch mit uns. Wir gehen zum König, da könnt ihr ihm vom Sklavenmarkt erzählen. Er wird euch glauben, ganz sicher.“ Beide schüttelten gleichzeitig den Kopf. „Danke nein, wir verzichten.“, stellte dann Hayato klar und Aroa erhob sich. „Wollt ihr etwas zu essen? Ich kann eine Suppe warm machen.“ Sie sahen sich kurz an, nickten dann und auch Kagome stand auf. „Ich helfe dir.“ „Danke.“, lächelte die Violetthaarige und verließ zusammen mit ihr den Raum.
 

Die angrenzende Höhle war klein und kühl, kühler als die anderen die sie bis jetzt betreten hatte. Auf verschiedenen Felsvorsprüngen und Steinen lagen Lebensmittel, hauptsächlich Beeren und Obst, jedoch sah sie in einem kleinen Becken gefüllt mit Wasser kleine Fische schwimmen. „Unsere Vorratskammer.“, verkündete Aroa stolz und ging dann zu einem großen Topf hinüber, hob ihn hoch und stellte ihn auf den großen Stein in der Mitte. Sie nahm den Deckel ab und eine klare, grünliche Flüssigkeit wurde sichtbar. „Was möchtest du für Gemüse?“ Kagome überlegte und sah sich in dem Raum um. „Was kannst du mir denn empfehlen?“, fragte sie dann und folgte Aroa, die auf einen Haufen Gemüse zu ging, dies und jenes herauspflügte und fragend hochhob. Kagome nickte zustimmend und half ihr die verschiedenen Lebensmittel klein zu schneiden und in den Topf zu werfen. Schnell waren sie fertig und brachten die noch kalte Suppe in den Wohnraum, wo sie ihn dann über das Feuer hängten. Inu Yasha war gerade mit Tessaiga am Prahlen und Hayato hörte mehr oder weniger fasziniert zu. „Er ist nicht so der Waffentyp.“, flüsterte Aroa ihr zu und Kagome musste grinsen, da sich der Halbdämon hier scheinbar umsonst den Mund fusselig redete.

„Sag mal, bist du eine Miko?“ Die Higurashi sah ihre neue Freundin verwundert an, dann wiegte sie den Kopf. „So ganz sicher bin ich mir da nicht. Warum?“ Das Halbdämonenmädchen zuckte die Schultern. „Keine Ahnung, einfach so. Aber wie kann man sich da nicht so sicher sein?“ Kagome winkte ab. „Ist eine zu lange Geschichte, erzähle ich dir, wenn du uns nach Inori begleitest.“ Das Lächeln Aroas wurde traurig und schüttelte den Kopf. „Dann wirst du dein Geheimnis nie mit mir teilen können.“ Gerade wollte die Schwarzhaarige etwas erwidern, da rief ihre Gastgeberin bereits zum Essen und bald hatten alle eine Schale mit dampfender Suppe in der Hand. „Ist das Lecker!“, rief Shippo erfreut aus und leerte bereits seine dritte Schüssel. Auch Inu Yasha und seine anderen Freunde langten ordentlich zu. Kagome hielt sich etwas zurück und auch Aroa und Hayato aßen nur ganz wenig. „Lady Aroa, ihr seid wirklich eine ganz hervorragende Köchin.“, lobte Miroku überschwänglich und das Gesicht der Angesprochenen lief zart rosa an. „Äh, also Kagome hat ja auch geholfen.“, druckste sie dann herum und sammelte schnell die Schalen ein, um dann den Raum zu verlassen.
 

Als sie wieder kam verschwand Sango ebenfalls kurz um zu sehen, ob es noch regnete und kam dann mit deutlich besserer Laune zurück. „Der Regen hat nachgelassen. Ich denke wir können es riskieren weiter zu gehen. Wir haben noch einen weiten Weg und nicht mehr viel Zeit.“ Die anderen Nickten und suchten ihre Sachen zusammen. „Schade dass wir schon wieder weg müssen.“ Shippo strahlte ihre beiden Gastgeber an und verabschiedete sich dann ordentlich von ihnen. Kagome warf beim Verlassen der Höhle einen traurigen Blick zurück und lächelte Aroa noch einmal an, die winkend im Trockenen verweilte, dann trat sie hinaus in den Regen und rutschte prompt auf dem glitschigen Boden aus. Inu Yashas schnellen Reflexen war es zu verdanken, dass sie nicht im Schlamm landete und ihre schöne Kleidung verschmutzte. Sie hatte sich dieses Mal nicht ihre übliche Schuluniform angezogen, sondern eine dünne Hose, darüber einen blauen Rock und einen roten Pullover. Es war frisch, da es langsam auf den Herbst zu ging und sie wollte sich keine Erkältung einfangen.
 

„Danke.“, murmelte sie und suchte wieder festen Stand, dann ließ ihr Freund sie los und beide machten sich daran, die anderen einzuholen, die bereits weiter vorne gingen. „Schade, dass Aroa und Hayato nicht mitkommen wollten. Aber man kann sie nicht zwingen.“, sagte sie nach mehreren Minuten des Schweigens und Inu Yasha nickte zustimmend. „Ja, schade. Die beiden waren nett. Aber ich kann sie auch verstehen.“ Kagome warf ihm einen verwirrten Blick zu, dann zuckte sie die Schultern und stimmte zu. Es war seltsam, aber Inu Yasha hatte sich in ihrer Anwesen- und Abwesenheit scheinbar wirklich etwas weiter entwickelt, denn er lief nicht mehr Kopflos durch die Welt. Langsam begann er sogar ein Gespür für Feinfühligkeit zu entwickeln und das gefiel ihr am meisten. Über seine Taktlosigkeit hatte sie sich oft aufgeregt und nun, da er sie ein klein wenig abgelegt hatte, wurde er ihr immer sympathischer und ein fremdes Gefühl setzte sich jedes Mal in ihre Innern fest, wenn er sie berührte oder anlächelte. Dieses Lächeln, welches nicht voller Spott war wie manchmal, dieses Lächeln, welches nur für sie war. Da wurde ihr immer ganz warm ums Herz.

kapitel 3.

Sango führte sie sicher aus der Schlucht heraus und durch einen dichten Wald, dann gelangten sie auf eine weite Fläche, die man Kilometerweit überblicken konnte. „Wow.“, murmelte Kagome und ließ das Bild erst einmal auf sich wirken. Gras und Blumen, die sich sachte im Wind wiegten, Vögel, die durch den Regen flogen und der schöne Wald, der in weiter Ferne zu erkennen war. „Es ist wunderschön.“ Sango nickte zustimmend. „Ja, das ist es.“ Shippo rannte los und verschwand fast zwischen den Blumen, rutschte auf Grund des regennassen Grases aus und kullerte den Hügel hinunter. „Dummkopf.“, murmelte Inu Yasha und machte sich ebenfalls auf den Weg hinunter genau wie Sango, Miroku und Kagome, die die Träger ihres Rucksackes noch einmal fester zurrte. Sie hatten schon fast die Hälfte der Wiese hinter sich gebracht, da wurde der Regen wieder stärker, ebenso wie der Wind und die Kälter. Inu Yasha blieb stehen und zog Tessaiga, Shippo versteckte sich hinter Kagomes Bein. „Inu Yasha, was ist los?“, fragte Sango überraschte und auch Miroku packte automatisch seinen Stab fester. Der Halbdämon schnupperte kurz, dann sah er sich nach allen Richtungen um. „Wir bekommen Besuch. Dämonen.“
 

Und schon ging es los. Wie aus dem Nichts ertönte ein lautes Knurren und mehrere große, Wolfsähnliche Gestalten sprangen auf sie zu, die Zähne gefletscht. „Vorsicht!“, rief Sango, riss ihren Bumerang hervor und warf ihn, rettete so Kagome und Shippo das Leben. Beide drückten sich hastig auf den Boden, waren sie doch im Grunde wehrlos. Inu Yasha versenkte sein Schwert im Körper eines der Dämonen und dieser hauchte gurgelnd sein Leben aus, ein zweiter versuchte sich von hinten auf ihn zu stürzen. „Das sind verdammt viele!“, rief der Weißhaarige über die Schulter seinen Freunden zu, die nur stumm nickten und sich auf ihre eigenen Gegner konzentrierten. Es waren wirklich verdammt viele. Immer mehr kamen aus dem nahe gelegenen Wald angerannt, noch wütender und größer als die ersten. Das Größte dieser Viecher, welches sie entdecken konnten war etwa zwei Köpfe größer als Inu Yasha, aber das war auch die Ausnahme, die anderen waren gleichgroß mit ihm oder glücklicherweise kleiner.
 

Miroku schlug einem der Dämonen seinen Stab in den Hals, welcher sich dort verhakte und nicht mehr lösen ließ. „Mist.“, fluchte er, als er so mit zu Boden gerissen wurde und sich ein zweiter von der Seite sprungbereit machte. Er nestelte an dem Tuch um seine rechte Hand herum und hatte es fast gelöst, da traf der Bumerang Sangos den Dämon und zerschnitt ihn als sei er aus Papier. „Nicht!“, rief sie dem Mönch zu und war keine Sekunde später neben ihm um seine Hand fest zu halten. „Warum?“, fragte er verwundert und Sango wies auf die Blumen um sie herum. Feiner Blütenstaub hatte sich gelöst und schwirrte durch die Luft, störte sich nicht an Regen und Wind. „Spürt ihr es nicht? Sie machen schläfrig!“ Kagome verstand genau was sie meinte, sie spürte diese bleierne Müdigkeit seit dem sie sich auf den Boden geworfen hatte und auch sie wollte sich lieber nicht vorstellen, was die Pollen im Körper des Mönchs anrichten konnten. Es war wahrscheinlich ein ähnliches Ergebnis wie mit Narakus Wespen.
 

„Scheiße!“, rief Inu Yasha aus, als ihn einer der Dämonen von den Füßen riss und er beim Sturz sein Schwert verlor. Bis jetzt hatte er noch nicht die Möglichkeit gehabt seine Windnarbe einzusetzen und jetzt war dieser Trumpf wohl auch hinüber. „Inu Yasha!“, schrie Kagome erschrocken, als er unweit von ihr auf den Boden knallte und sie sah, wie eines der Monster auf ihn zu rannte. Die Zähne gefletscht und Klauen bereit zum Zerfleischen. Neben ihr hatte Miroku seinen Stab wieder befreit und versuchte sich ebenfalls die Dämonen vom Hals zu halten und Sangos Bumerang steckte im Maul eines dieser Monster. Sie hatte ihr Schwert gezogen und schlitzte gerade eine Kehle auf. Der Dämon vor Inu Yasha setzte zum Sprung an, streckte die Krallen aus und sein Opfer bewegte sich nicht von der Stelle. Die Pollen machten ihn, aufgrund der empfindlichen Nase noch müder als die anderen und er war einfach nicht mehr fähig schnell genug auszuweichen. „INU YASHA!“, brüllte Kagome und schloss die Augen, dann ertönte das Geräusch von brechenden Knochen und ein lauter Schrei ertönte.
 

Das war nicht Inu Yashas Schrei. Das war kein Schrei voller Schmerz. Das war ein Schrei aus reinster Wut. Der Schrei eines Mädchens. Kagome riss die Augen auf und starrte voller Entsetzen auf die Szene, die sich ihr bot. Aroa stand breitbeinig vor Inu Yasha, die Fäuste erhoben und den Dämon tot neben ihr auf dem Boden. „Was zum…?“ Eine Hand schloss sich um Kagomes Arm und sie wurde in die Höhe gezogen. „Nimm den Kleinen und lauf. Wir werden hier schon fertig.“ Hayato gab ihr einen Schubs und sie stolperte einige Schritte vorwärts, dann begann sie zu rennen, den schlafenden Shippo fest an sich gedrückt. Jeder Dämon, der auf sie zusprang wurde von Schatten wieder fort geschlagen und machte unangenehme Bekanntschaft mit dem Boden. Sie rannte, bis sie den Wald erreicht hatte, dann kletterte sie auf einen der niedrigen Bäume, verhielt sich ruhig und sah auf das Geschehen vor ihr.
 

Miroku hatte seinen Rücken nicht im Blick, war ja auch schwer mit nur einem Paar Augen und übersah so den Dämon, der sich schnell von hinten näherte. Gerade als dieser seine Klauen in den Menschen schlagen wollte packte Hayato Miroku an den Schultern und riss ihn mit sich zu Boden. Der Mönch riss seinen Stab hoch und stieß ihn in dem Dämon in die Kehle. Blut besudelte die beiden Liegenden und der Körper des Monsters knallte neben ihnen zu Boden. „Danke.“, murmelte Miroku und sah dann den Grünhaarigen verwirrt an, der sich wieder erhob und sich suchend umsah. „Wir sollten hier weg. Such Sango.“ Eigentlich musste man sie nicht suchen, sie stand nur etwa zehn Meter von ihnen entfernt und kämpfte gegen eines der Monster. Miroku sprang neben sie, zog sie so schnell wie möglich in Richtung Wald und wehrte sich dabei bestmöglich gegen die Dämonen.

Aroa schlug mit der Faust zu, traf die Stirn des Monsters, drehte sich einmal um die eigene Achse und trat mit ihm in die Seite, so dass es mindestens zwei Meter weit flog. Sie drehte sich auf ihrem Standbein und trat seitlich mit der Hacke in die Kehle eines Dämonen, der daraufhin zu röcheln begann, sich jedoch wieder aufrappelte und mit den Krallen voran auf sie zu rannte. Aroa sprang in die Luft und knallte ihre Faust auf den Schädel, dann rutschte sie über den nassen Boden und sprang dann mit der Schulter voran in den Magen des sich gerade aufrichtenden Wolfes. Dieser kippte hinten über und sie schlug noch einmal mit der Faust nach. Hinter ihr ertönte ein leises Knurren, Aroa wandte sich langsam um und hob schon einmal die Fäuste, da sauste ein Schwert auf den Dämon nieder und schlug diesem den Kopf ab. Erschrocken zuckte sie zurück, wurde von Hayato am Arm gepackt und Richtung Wald gezogen. Inu Yasha folgte mit gezogenem Schwert.
 

„Sind alle in Sicherheit?“, fragte Kagome vom Baum aus, als auch der letzte der kleinen Gruppe angekommen war und auf einen Ast sprang, die Dämonen rauschten unter ihnen vorbei, scheinbar bereits mit einem neuen Ziel vor Augen. „Ja.“, antwortete Sango genauso leise und sah sich nach den anderen um, die jedoch nur zustimmend nickten. „Was waren das für Dämonen? Wölfe?“ Inu Yasha schüttelte den Kopf und besah sich das Blut an der Klinge seines Schwertes, es war grün. „So etwas ähnliches, zumindest vom Aussehen her.“ Dann wandte er sich Aroa und Hayato zu, die auf einem anderen Baum saßen und sich leise unterhielten. „Wo kommt ihr eigentlich her?“ Er fing sich einen schwer zu deutenden Blick ein. „Na aus der Höhle. Woher denn sonst?“ Hayato lachte und auch Aroa grinste breit, dann wandte sie sich Kagome zu. „Ich habe über deine Worte nachgedacht und mich dafür entschieden dein Geheimnis zu erfahren. Daher sind wir euch gefolgt. Vielleicht ist es von Nutzen, wenn wir euch helfen. Naja, ohne uns wäret ihr scheinbar gar nicht erst angekommen, was?“ Inu Yasha verzog den Mund. „Quatsch.“, murmelte er dann, steckte Tessaiga zurück in die Scheide und sprang vom Ast, dann half er auch Kagome herunter. „Also, wollen wir weiter? Ihr begleitet uns?“, fragte Sango dann und auf das Nicken der anderen übernahm sie wieder die Führung und suchte einen Weg durch den Wald.

Sie trafen nicht noch einmal auf die wolfsähnlichen Dämonen sondern schafften es unbehelligt den Wald wieder zu verlassen und standen nach etwa zwei Stunden auf einer großen, weiten Wiese. Wieder eine schöne, doch dieses Mal ohne Blumen sondern nur mit Gras bewachsen und bei weitem nicht so groß wie die zuvor. Der Regen hatte in der letzten Stunde aufgehört, trotzdem war alles nass und ein frischer Wind wehte. „Ist dir gar nicht kalt?“, fragte Kagome an Aroa gewandt, die Barfuß neben ihr lief. Sie schüttelte den Kopf. „Deinem Freund doch auch nicht. Dämonen macht Kälte nicht so viel aus wie Menschen. Wir Halbdämonen beginnen erst zu frieren, wenn die Temperatur unter -10 Grad fällt.“ Die Schülerin machte einen erstaunten Gesichtsausdruck und wandte sich an Inu Yasha, wie zur Bestätigung dieser Worte. „Das stimmt. Hitze hingegen fühlen wir wie Menschen, daher trage ich auch mein Feuerratten Gewand.“ „Außer Halbdämonen die in der Hitze geboren wurden, zum Beispiel in der Gegend eines Vulkanes. Die haben kein Problem damit die Hitze zu ertragen. Dafür mit Kälte.“, ergänzte Aroa lächelnd und verschränkte die Arme hinterm Kopf, dann atmete sie einmal tief durch und schloss die Augen. Die Luft war so angenehm klar, ganz anders als in der stickigen und schmutzigen Höhle.
 

„Sag mal, was bist du eigentlich für ein Halbdämon, ich meine Inu Yasha ist ein Hundedämon. Und du?“ Aroa zuckte auf Kagomes Frage hin mit den Schultern. „Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Ich habe noch nie jemanden wie mich getroffen und meine Eltern kenne ich nicht. Hayato ist ein äh… keinen Plan, hab ihn noch nie gefragt.“, gestand sie dann und lachte auf. Inu Yasha warf einen Blick auf den jungen Dämon, der ganz vorne lief und sich scheinbar angeregt mit Miroku unterhielt, wobei Sango auch immer mal wieder ihren Senf abgab. „Er beherrscht die Schatten, nicht wahr? Dann könnte er ein Nachtdämon sein, die sind selten hier in der Gegend und kommen eigentlich nur bei Nacht hervor, wie der Name schon sagt.“ Kagome stutzte. Seit wann redete Inu Yasha wie ein erwachsener Mann und seit wann hatte er Ahnung über andere Dämonen? Das war für gewöhnlich Sango, die die Vorträge hielt. „Möglich. Und ich?“, fragte Aroa und sah den Hundedämon herausfordernd an. Er zuckte die Schultern. „Woher soll ich das wissen? Ich weiß von den Nachtdämonen nur, weil ich vor einer Woche gegen so einen, naja, nicht direkt verloren habe.“ „Doch. Du hast verloren!“, lachte Shippo, der neben ihnen durchs hohe Gras sprang und jetzt laut zu lachen begann. „Klappe!“, rief Inu Yasha wütend und seine Faust kollidierte mit dem kleinen Kopf. „Inu Yasha! Mach Platz!“ Krach, er lag wieder am Boden. Verblüffte Blicke ruhten auf ihm, dann begannen alle schallend zu lachen. Naja, zumindest Shippo, Aroa und Hayato. „Echt jetzt? Das ist ja mal ober peinlich!“, lachte der angebliche Nachtdämon laut auf und wandte sich dann wieder zum Weitergehen. „Das ist hier gang und gebe.“ Sango würdigte dem Ganzen keines Blickes sondern ring schnurstracks die Wiese hinunter.

Kapitel 4.

„Seht mal! Dort!“, rief Miroku nach weiteren zehn Minuten Fußmarsch und alle Blicke folgten seinem ausgestreckten Finger. In der Ferne wurden die Konturen eines kleinen Dorfes sichtbar, Rauch von Schornsteinen stieg in die Luft, Dächer hoben sich vom Grün der Wiese ab, Menschen waren noch nicht zu erkennen. „Ihr solltet euch vielleicht verbärgen.“, sagte Miroku an Shippo, Inu Yasha, Hayato und Aroa gewandt, die wiederwillig nickten und sich nach passenden Verkleidungen umsahen. „Hayato fällt nicht wirklich auf, die Haare kann man auch schnell mal verbergen, hier.“ Sango hielt ihm ihr Tuch hin, welches sie immer über der Schulter trug und in welchem ihre Uniform ruhte, die trug sie nun unter dem Arm. Er nickte und band sich das Tuch um den Kopf, es sah ein wenig komisch aus, aber besser als nichts. Kagome zog eine Kappe hervor und reichte sie Inu Yasha, der sie aufsetzte um seine Ohren zu verbergen. Die weißen Haare ließen sie jetzt mal außer Acht. Shippo wurde in den Rucksack gepackt, was ihm natürlich überhaupt nicht gefiel und bei Aroa zweifelten sie noch ein wenig. Die leuchtend violetten Augen würden auffallen, die Haare konnten sie mit einem Tuch verbergen. „Du hältst die Augen einfach immer gesenkt und sollte doch jemand fragen, sagen wir einfach du seiest unsere Sklavin, in diesem Dorf ist das ja scheinbar gang und gebe.“ Aroa nickte etwas wiederwillig. Sie trug bereits seit Jahren das Kleid einer Sklavin, sie hatte einfach nichts anderes und auch wenn dieses Kleidungsstück nichts Gutes bedeutete, sie mochte es doch irgendwie.
 

So machten sie sich verkleidet auf den Weg und erreichten bereits eine Stunde später das Dorf. Es war nicht so klein wie sie vermutet hatten und es herrschten grausame Bedingungen. Überall waren an den Hauswänden Fesseln angebracht, die entweder lose auf dem Boden hingen oder an Menschen, Dämonen oder Tieren befestigt waren. Die Gruppe musste sich zusammen reißen um nicht ausfällig zu werden, bei all diesen Bildern. Inu Yasha knurrte hin und wieder leise, aber vernehmlich und seine Hand lag an Tessaiga, nur Kagomes Worte hielten ihn immer wieder davon ab es zu ziehen. „Wisst ihr nun, was ich meinte?“, flüsterte Aroa leise und warf verstohlene Blicke über den Marktplatz, auf welchem es von Menschen nur so wimmelte. „Ja.“, antwortete Kagome ebenso leise und sah sich unbehaglich um. „Grausam.“, murmelte auch Miroku, er fasste seinen Stab fester und ließ es sogar sein irgendwelche fremden Frauen anzuquatschen, wie er es sonst immer tat. Eine Frau hinter ihnen schrie laut auf und als sie sich ihr zuwandten, hatte sie ihren Finger auf sie gerichtet. „Ein Dämon! Und er ist bewaffnet!“, kreischte sie und sofort ruhten alle Blicke auf ihnen. „Schluss mit dem Versteckspiel, lauft!“, rief Sango und alle rannten los. Eine Hand schloss sich um Aroas Oberarm und sie wirbelte herum, riss sich los und trat dem Mann mit dem Knie in den Magen. „Finger weg!“, damit rannte sie weiter, das Tuch war von ihren Haaren gerutscht und weitere empörte Schreie ertönten. Die kleine Gruppe bemerkte nicht den jungen Mann, der in einer dunklen Seitengasse stand und ihnen verdutzt hinterher sah. „Das war Aroa.“, murmelte er dann, blinzelte kurz und rannte los.
 

Die kleine Gruppe rannte von Straße zu Straße, immer wieder mussten sie ausweichen und vor wütenden Bürgern fliehen, die sich ihnen in den Weg stellten, bewaffnet oder mit bloßen Händen. „Warum haben die so verdammt viele Männer?“, fragte Kagome außer Atem, während sie in eine Seitengasse einbiegen mussten um vier Riesen auszuweichen, die den Durchgang versperrten. „Die werden hier auf so etwas trainiert!“, antwortete Aroa und sprang über ein umgekipptes Fass, ihre nackten Füße hallten auf dem steinernen Boden wieder. „Ich könnte sie aus dem Weg räumen!“ Inu Yasha legte wieder eine Hand an sein Schwert, wurde jedoch von Sango unterbrochen. „Du Hirni, das sind normale Menschen, die können sich gegen dein Schwert nicht wehren also lass es! Weglaufen tut es auch.“ Er rollte mit den Augen, nahm dann aber doch wieder die Hand von Tessaiga. Er sah ein, dass sie Recht hatte. „Mist!“, rief Miroku und blieb schlitternd stehen, die anderen taten es ihm gleich. Am Ende der Gasse standen zwei Muskelprotze, als sie sich umwandten sahen sie noch einmal drei. Sie saßen in der Falle. Neben ihnen ging eine Tür auf. „Aroa, hier rein!“ Ohne lange darüber nachzudenken, wer gesprochen hatte hastete die ganze Gruppe ins Haus und durch die Hintertür sofort wieder raus. Sie standen wieder auf der Wiese, nur dieses Mal auf der anderen Seite des Dorfes, in der Ferne war Inori zu sehen. Ein junger Mann mit braunem Haar und gekleidet in einen schwarzen Mantel stand vor ihnen und lächelte freundlich. „Wer bist…“

„Nori!“, unterbrach Aroa Miroku mit einem freudigen Ausruf und warf sich dem Fremden in die Arme, welcher sie sogleich fest drückte. „Schön dich wieder zu sehen.“, flüsterte er in ihr Haar hinein und umschlang das kleinere Mädchen mit den Armen, dann drückte er sie leicht von sich um ihr ins Gesicht zu sehen. „Warum bist du zurückgekommen?“ Sie zuckte die Schultern und lächelte. „Wir wollen nach Inori und dem Reich im Krieg beistehen. Naja, mehr oder weniger.“ Jetzt lächelte er auch und nachdem sich Sango vernehmlich geräuspert hatte wandten sich die beiden wieder den anderen zu. „Ach ja, das hier ist Nori, ich habe hier lange Zeit bei ihm gelebt, naja, so fast. Nori, das hier sind Miroku, Sango, Inu Yasha, Kagome, Hayato, Shippo und Kirara.“, stellte Aroa sie alle gegenseitig vor und Nori nickte jedem freundlich zu. „Ach ja, Aroa hat viel von dir erzählt.“, lächelte Hayato und sah zu den Dächern der weit entfernten Stadt. So entging ihm, wie die Violetthaarige rot anlief. Sie räusperte sich peinlich berührt. „Äh naja, also, wollen wir uns wieder dem eigentlichen Ziel zuwenden? Inori?“ Alle nickten, grinsten aber bei den roten Wangen in sich hinein und folgten Hayatos Blick auf die Stadt. „Ihr wollt das also wirklich durchziehen?“, fragte Nori und alle nickten. Warum versuchten eigentlich alle sie davon abzubringen? „Gut, dann werde ich mal für eine Ablenkung sorgen. Passt gut auf euch auf.“ Er drückte Aroa noch einmal fest an sich. „Sei bitte Vorsichtig.“ „Bin ich.“, antwortete sie leise und er löste sich grinsend von ihr. „Gib dein Bestes.“, damit rannte er los und verschwand zwischen den Häusern, kurz darauf ertönte seine Stimme erneut. „Dahinten sind sie!“ Schreiende Bürger wurden laut und entfernten sich langsam aber sicher. Die Gruppe atmete durch. „Werde ich.“, flüsterte Aroa und lächelte, dann wandte sie sich ihren Freunden zu, die sich bereits an auf den Weg über die Wiesen machten.
 

Sie würden noch so ungefähr drei Tage unterwegs sein, vielleicht aber auch nur zwei, so ganz sicher war sie sich bei dieser Rechnung nicht, aber diese Wiesen waren riesig. Inori lag groß und schön in weiter Ferne, das Schloss ragte über den Dächern auf und die Sonne spiegelte sich in den vielen Fenstern. „Wunderschön.“, murmelte Kagome neben ihr und atmete lächelnd durch. Aroa sah sie von der Seite an, dann wanderte ihr Blick wieder auf die Stadt. „Hast du Inori noch nie gesehen?“, fragte sie dann und Kagome schüttelte den Kopf. Nein, das hatte sie noch nie. „Du bist nicht von hier, oder?“ Wieder ein Kopfschütteln. „Das ist etwas komplizierter. Ich bin nämlich nicht aus dieser Zeit.“ Aroa starrte sie an und die Schülerin fuhr schnell fort. „Durch einen Brunnen komme ich aus meiner Zeit hier her. Hast du schon einmal von der Miko Kikyo gehört? Ich bin in meiner Zeit ihre Wiedergeburt. Daher war ich mir auch nicht sicher, ob ich eine Miko bin, als du mich gefragt hast.“ Aroa lachte auf. So ziemlich alle sahen sie verdattert an. Eine Zeitreisende war für gewöhnlich nichts, worüber man lachte. In Kagomes Zeit wäre man eher zur Polizei gegangen oder zur Irrenanstalt. „Na wenn es weiter nichts ist. Ich bin auch schon einmal durch die Zeit gereist.“ Jetzt wurde sie nicht mehr verwirrt, sondern erstaunt angesehen und alle blieben stehen. „Echt? Wie das denn?“, fragte Inu Yasha wenig intelligent und legte den Kopf schräg. „Och das war nichts Besonderes. Ich war noch ziemlich klein und so ein Dämon hat das Dorf angegriffen. Ich wurde von seiner Attacke getroffen und befand mich fünfzig Jahre in der Zukunft. Es war interessant, wie viel sich innerhalb von wenigen Jahren verändern kann.“
 

Sie zuckte die Schultern und wurde immer noch blöd angestarrt. „Was ist? Ihr lauft doch den ganzen Tag mit einer Zeitreisenden durch die Gegend, eine mehr oder weniger ist doch nun auch wieder nicht die Welt. Also, wollen wir weiter? Ich meine ja nur, wir haben noch so einiges vor uns und ich habe keine Luft dort anzukommen, wenn der Krieg vorbei ist und Inori überrannt.“ Sie machte eine scheuchende Bewegung mit den Händen und nachdem so ziemlich jeder darüber grinsen musste machten sie sich tatsächlich wieder auf den Weg. Das Thema Zeitreisen sprach keiner mehr an und so wurde es dämmrig und schließlich dunkel. „Irgendwie ist es mir nicht geheuer über eine weite Fläche zu laufen, wenn es so dunkel ist.“, gestand Sango, die wieder einmal die Führung übernommen hatte und die zwei Mädchen der Gruppe nickten zustimmend, naja, eigentlich nur Kagome, Aroa schien diese Finsternis eher weniger zu stören. „Ich übernehme die Führung.“, sagte Hayato schnell und trat vor, er sah alles, als sei es hellster Tag. Für seine Augen war dieses Licht sogar angenehmer als das der Sonne, er war eben wirklich ein Nachtdämon. „Dort hinten fängt es an steil zu werden, vielleicht sollten wir hier über Nacht rasten.“
 

„Warum das denn?“, fragte Inu Yasha verständnislos und verschränkte die Arme vor der Brust. Kagome schlug sich die Hand vor die Stirn. „Es ist für uns nicht unbedingt angenehm die ganze Nacht durchzulaufen. Also, ich würde mich sehr gerne etwas ausruhen.“ Sango stimmte ihr zu und auch Miroku, indem er sich einfach auf dem Boden nieder ließ. „Keh.“, murmelte der Halbdämon und setzte sich neben Kagome, die ihren Rucksack als Kopfkissen benutzte und ein wenig die Augen schloss. Sie war wirklich verdammt müde. Erst die langen Märsche, dann hatte sie bei der letzten Rast nur zwei Stunden schlafen können und die Verfolgungsjagt gerade durch das Dorf hatten ihr den Rest gegeben. Jetzt brauchte sie Ruhe, egal was Inu Yasha sagen würde. Sie spürte noch, wie er sich neben sie setzte, das Schwert an sich gelehnt und im Schneidersitz verweilend, als würde er über sie wachen, dann glitt sie in einen tiefen Schlaf. Aroa, die sich etwas weiter zu Hayato gesetzt hatte ließ ihren Blick über den Sternenhimmel gleiten. Wie lange war es her, dass sie draußen geschlafen hatte, die Sterne gesehen hatte und die frische Luft atmen konnte? Sie war sich ehrlich gesagt nicht mehr sicher. Es konnte sich nur um Monate handeln, vielleicht auch ein Jahr. „Schlaf ruhig, ich pass schon auf.“, sagte Hayato neben ihr und nach einem kurzen Lächeln schüttelte sie den Kopf. „Der Himmel ist zu schön.“ Sie flüsterte, um die Schlafenden nicht aufzuwecken und vielleicht auch, um den Moment nicht zu zerstören.

Es war einfach zu schön. Die Sterne über ihnen, die Luft um sie herum, die leisen Geräusche, die von überall auf sie zu schlichen, das weiche Gras unter den Fingern. Zu schön um jetzt schlafen zu können. Hayato neben ihr hatte ebenfalls den Blick gen Himmel gerichtet. „Danke übrigens.“ Sie sah ihn verwirrt an und als er ihren Blick bemerkte musste er grinsen. „Na dass du mich überredet hast mit zu kommen. Mir wäre das hier entgangen.“ Sie grinste, ließ sich gegen seine Schulter sinken und schloss die Augen, dann war sie auch schon eingeschlafen.

Kapitel 4. (eigentlich 5 usw.)

Der Morgen wurde durch das laute Gezwitscher von Vögeln angekündigt und so langsam erwachten alle aus ihrem Schlaf. Inu Yasha und Hayato hatten die ganze Nacht über Wache gehalten, Kagome hatte so gut geschlafen wie seit langem nicht mehr, Sango hatte sich scheinbar an Miroku gekuschelt, dem sie jetzt wegen einer bestimmten Geste eine Ohrfeige verpasste und Shippo kuschelte friedlich mit Kirara. Aroa war bereits lange vor den anderen aufgewacht und hatte sich ein wenig in der Gegend umgesehen, kam nun aber zurück und sie nahmen alle zusammen ein Frühstück ein. Es schmeckte hervorragend und nachdem alle gesättigt waren machten sie sich wieder auf den Weg, der ihnen nun wesentlich kürzer vorkam als gedacht. Bei der Abenddämmerung waren sie bereits nur noch wenige Stunden von dem Tor Inoris entfernt und jetzt hatte auch keiner von ihnen die Nerven schlafen zu gehen, also liefen sie weiter. Die Wachen am Tor sahen sie etwas verwundert an, als die ungleiche Truppe sie passierte und auch die Bewohner waren den Anblick von einer Gruppe aus Dämonen, Halbdämonen und Menschen scheinbar nicht wirklich gewöhnt. Sie sahen ihnen verdutzt hinter her und als sie schließlich mitten in der Nacht am Palast ankamen waren kaum noch Menschen auf den Straßen.
 

„Dafür, dass das hier der sicherste Ort für Halbdämonen sein soll, habe ich aber sehr wenige gesehen, um genau zu sein gar keinen.“, stellte Inu Yasha fest und Kagome musste ihm zustimmen. Hier lebten nur Menschen und die waren von ihrem Anblick nicht unbedingt angetan gewesen. Sango zuckte die Schultern und wandte sich wieder dem Tor zu, welches nun von Wachen versperrt wurde, die sie misstrauisch musterten. „Was wollt ihr?“, fragte einer der beiden, ein großer Mann mit Glatze und Lanze in der Hand. „Wir möchten eine Audienz mit dem König. Wir möchten für ihn im Krieg kämpfen.“, sprach Miroku für die anderen, da er sich bei Inu Yashas Ausdrucksweise sicher war, dass sie im Kerker langen würden. „Einen Moment überlegte der Wachmann, dann begann sein Kollege zu sprechen, noch größer, mit tiefer Stimme. „So bewaffnet können wir euch nicht zu König Tsuna vorlassen. Außerdem ist es spät in der Nacht. Der König ist nicht mehr zu sprechen.“ „Das geht in Ordnung.“, sagte da eine Stimme aus dem Inneren des Gebäudes und die Wachen drehten sich verwundert um. Ein junger Mann stand in der Eingangshalle, er trug ein langes, hellblaues Gewand, eine Schriftrolle unter dem Arm und hatte weiße Haare mit grauen Augen. Er lächelte die Gruppe freundlich an. Die Wachen schienen verärgert. „Wir befolgen hier nur Befehle und die lauten „niemand darf bewaffnet zum König vordringen.““ Er setzte einen Entschlossenen Gesichtsausdruck auf und beide Wachen kreuzten die Lanzen vor dem Eingang. „Meine Herren ich denken, wenn ich sage, dass sie eintreten dürfen, dann wird das in Ordnung sein, kommt es doch zu einer Eskalation der Situation wird das nicht mehr ihr Problem sein, sondern das meine, also, folgt mir bitte.“
 

Wiederwillig ließen die Wachen die Gruppe passieren und Inu Yasha und seine Freunde folgten dem jungen Mann durch die Gänge des Schlosses. „König Tsuna ist noch wach und hat sicher nichts dagegen zu solch einer Stunde noch Besuch zu empfangen. Eine nette Abwechslung nehme ich an.“ Ein Lächeln huschte über seine Lippen und er fing sich einen irritierten Blick der Gruppe ein. „Nette Abwechslung? Ich kann mir vorstellen das gerade jetzt, wo der Krieg an die Tür klopft besonders viele kommen und ihre Hilfe zusprechen, oder etwa nicht?“, Sango bemühte sich, sich gewählt auszudrücken, schließlich wollten sie nicht gleich in den ersten Minuten einen schlechten Eindruck machen, vor wem auch immer. „Nein, ehrlich gesagt nicht. Die meisten gehen direkt zum Militär. Ich nehme also an, ihr habt noch ein anderes Anliegen?“ Sie nickten, mit einem kurzen Blick auf Aroa, die sich plötzlich ganz unwohl in ihrer Haut fühlte. Der junge Mann öffnete eine große Tür am Ende des Flures, hielt sie der Gruppe auf und ließ diese eintreten. Ein älterer Mann, vielleicht fünfzig Jahre alt mit grauem Haar und einem Bart saß auf dem großen Stuhl in der Mitte der Halle und hielt ein Pergament in Händen. „Tsuna, Besuch für dich.“ Und weg war es mit der höflichen und gehobenen Sprache. „Ah ja, danke Kenji.“ König Tsuna von Inori legte das Pergament bei Seite, sah den Ankömmlingen entgegen und grinste sie breit an. „Was verschafft mir die Ehre?“ Kagome blinzelte. Also so hatte sie sich das Treffen mit dem König nicht vorgestellt. Er war so… locker.
 

„Äh, also, wir…“, druckste Sango herum, die scheinbar genau den gleichen Gedanken wie die Schülerin gefasst hatte und nun etwas aus der Rolle fiel, die sie beim Betreten des Palastes angenommen hatte. „Wir…“ Sie räusperte sich. „Eure Hoheit, wir bieten ihnen hiermit unsere Hilfe im Krieg gegen Sukai an.“ Der König blickte sie einen Moment verwirrt an, dann lächelte er breit. „Ihr seid Dämonenjägerin, nicht wahr?“ Sango blickte ihn aus großen Augen an, dann nickte sie und schüttelte gleich darauf den Kopf. „Ich war es. Jetzt bin ich mit meinen Freunden auf der Suche nach den Juwelensplittern. Wir wollen sie zurückholen und das Juwel der vier Seelen einer Miko übergeben, die fähig ist, es zu schützen.“ Gut, das war jetzt vielleicht etwas übertrieben, aber sie wollte auch nicht so da stehen, als versuche sie die Juwelensplitter für sich zu nutzen. „Willst du mir auch deine Freunde vorstellen?“ Sango nickte eilig. „Dies hier sind, der Mönch Miroku, der Halbdämon Inu Yasha, die Miko Kagome Higurashi, der Fuchsdämon Shippo, meine Katze Kirara, die Halbdämonin Aroa und der Dämon Hayato.“ Das Gesicht des Königs hellte sich auf. „Ich habe bereits viel von euch gehört. Ihr seid ein mächtiges Team. Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr mich und Inori unterstützen würdet.“ Er neigte leicht das Haupt um seinen Respekt auszudrücken, was die Gruppe ihm sofort nachtat, natürlich wesentlich tiefer als der König selbst.
 

„König Tsuna?“, begann Aroa und trat zögernd vor und nachdem dieser ihn zunickte fasste sie wieder den Mut weiter zu sprechen. „Ich weiß sehr wohl, dass ihr euch für die Rechte der Halbdämonen einsetzt, habt ihr doch selber eine Tochter, die dieser äh… Art angehört, doch ich weiß nicht, ob ihnen bewusst ist, dass es auch in ihrem Lande Menschen anderer Ansichten gibt.“ Sie pausierte kurz und ließ diese Ankündigung sacken und als sie sich der vollen Aufmerksamkeit des Königs und auch seines Dieners Kenji bewusst war, sprach sie weiter. „Ich selber stamme aus einem Dorf nahe der Grenze zu Sukai. Dort werden wir Halbdämonen auf den Tot gehasst und sind in den Augen der dort lebenden Menschen noch weniger wert als Tiere. Wir werden gefangen und auf dem Sklavenmarkt dort für wenig Geld verkauft. Manchmal auch gegen Wahre eingetauscht, das ist unterschiedlich, es kommt immer auf den Dämonen selbst an. Ich selber konnte diesem Schicksal durch Glück entkommen, doch es leben viele meiner Brüder und Schwestern dort in Gefangenschaft und hoffen auf Hilfe eurer Seitz. Ich wollte es euch nur gesagt haben.“, hängte sie dann noch schnell an und sah wieder auf, sie hatte ihren Blick während der Rede gesenkt und sah nun in ein entsetztes Augenpaar. Der König fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht und stöhnte auf. „Wahrlich, das wusste ich nicht. Vielen Dank, dass du den Mut hattest mir diese überaus wichtige Tatsache zu schildern und ich bin von deiner gewählten Ausdrucksweise beeindruckt. Ich werde mich gleich bei Sonnenaufgang darum kümmern. Vielen Dank.“ Aroa verneigte sich und trat wieder zu ihren Freunden zurück, Kagome legte ihr mit bewundernden Blick einen Arm um die Schultern und auch von den anderen kassierte sie ein Lächeln.
 

„Darf ich erfahren wo ihr bis jetzt lebtet junge Dame? Ihr sagtet bis vor kurzem während ihr in diesem Dorf gewesen. Wo lebt ihr nun?“ Einen Moment herrschte schweigen, dann antwortete Hayato. „In einer Höhle. Ich fand sie vor sieben Monaten im Wald und nahm sie bei mir auf. Wir leben in einer Höhle in der Ame-Schlucht.“ Er verneigte sich leicht und der König bekam fast schon ein schelmisches Grinsen auf dem Gesicht. „Hättet ihr alle Lust wieder in einem anständigen Bett zu schlafen?“, fragte er dann und Kagomes und Aroas Augen leuchteten auf. Sie wollten schon fast wild nickten, da fiel ihnen auf, was ihnen der König da gerade angeboten hatte. „Aber eure Hoheit. Wir wollen ihnen doch nur im Krieg zur Seite stehen, das können wir doch nicht annehmen.“, lenkte Miroku ein, der König jedoch winkte ab. „Ach was, ich habe Zimmer genug. Außerdem seid ihr eine lustige Truppe, wenn ihr mal das ganze höflich sein lassen würdet. Ich bin auch nur ein Mensch.“, grinste er und alle rissen fast schon entsetzt die Augen auf. Dieser König war wirklich anders als sie sich ihn vorgestellt hatten. „Tsuna, du kannst wirklich nicht jeden einladen, nur weil er dir sympathisch ist.“ Kenji, der junge Mann, der sie herein geben hatte wirkte ein wenig genervt und verschränkte die Arme vor der Brust, Tsuna lachte nur. „Ach komm, die drei Krieger waren doch echt drollig. Außerdem bin ich der jungen Lady hier etwas schuldig. Sie hat in meinem Land gelitten, da muss ich doch wenigstens ein wenig gut machen. Ich glaube ein warmes Bett, ein nettes Frühstück und ein riesiges Haus als Schutz vor dem Regen ist das ein guter Anfang.“
 

Kenji zuckte die Schultern. „Na meinetwegen. Kommt, ich begleite euch in eure Zimmer. Gute Nacht Tsuna.“ „Gute Nacht!“, rief der König noch hinterher, als sich die verwirrte Gruppe entfernte. „Ihr versteht euch ja scheinbar sehr gut mit dem König.“, lachte Inu Yasha, als sie einen langen Flur hinunterschritten und Kenji zuckte erneut mit den Schultern. „Wir kennen uns eben schon sehr lange. Ihr müsst wissen, Tsuna ist ein sehr herzenswarmer Mensch. Er nimmt jeden auf, der Hilfe braucht, schenkt ihm Arbeit und seine Freundschaft. Ich denke nicht, dass er euch im Krieg sterben lassen würde. Eher sperrt er euch hier ein.“, grinste er und bog in einen weiteren Gang ein. „Er mag keinen Krieg, oder?“, fragte Shippo ein wenig naiv und Kenji nickte grinsend. „Allerding. Ich glaube, niemand mag Krieg, meinst du nicht auch?“ Dar kleine Fuchsdämon nickte überzeugt und sah sich dann interessiert die vielen Bilder an den Wänden. „Wir kommt es eigentlich, dass wir keinen einzigen Halbdämon oder Dämon auf unserem Weg durch das Dorf gesehen haben? Ich meine, König Tsuna setzt sich doch für sie ein. Sie haben es hier doch leichter zu leben.“ Kenji schwieg kurz, dann schüttelte er den Kopf auf Kagomes Frage. „Nein, haben sie nicht.“, gestand er dann ein wenig traurig und sah sich die Wände des Ganges an. „Im Grunde werden wir dort draußen genauso gehasst wie überall sonst auch. Die Menschen haben nur hier ihre Familien, ihre Häuser, ihre Existenz, da interessieren sie die Prinzipien des Königs relativ wenig. Natürlich gibt es viele unter ihnen die genau wie Tsuna denken, sonst wäre er schon lange gestürzt worden, aber im Grunde wundert es mich nicht, dass es hier sogar Sklavenmärkte gibt.
 

Kagome war schon aufgefallen, dass dieser Mann kein Mensch sein konnte, für gewöhnlich hatte man in diesem Alter noch keine grauen Haare und dass er ein Halbdämon war, lag nur nahe. „Wie lange leben sie schon hier im Schloss? Also es geht uns ja nichts an.“ Sango lächelte versöhnlich und Kenji erwiderte dies. „Sechszehn Jahre oder so, ich habe aufgehört zu zählen.“ „Wo lebten sie vorher?“ Der Diener blieb stehen und wies auf eine Reihe Türen. „Wir sind an den Zimmer. Die Damen können die ersten Drei hier beziehen, die Männer die folgenden, es geht auch noch zwei Zimmer um die Ecke. Immer die auf der linken Seite. Ich muss noch etwas erledigen. Schlafen sie gut, ein Diener wird sie morgen früh zum Frühstück holen. Seien sie am besten früh wach, so werden ihnen Peinlichkeiten erspart.“ Er verneigte sich kurz und war schon um die Ecke verschwunden. Inu Yasha verabschiedete sich zusammen mit Miroku, Hayato und Shippo von den anderen und bog um die Ecke, der kleine Fuchsdämon jammerte noch etwas davon, er wolle nicht alleine schlafen. Die Mädchen standen alleine auf dem Flur und fühlten sich seltsam verlassen.
 

„Weg sind sie.“, murmelte Sango und strich Kirara kurz über das Fell, dann wünschte sie Kagome und Aroa eine gute Nacht und verschwand in ihrem Zimmer. „Freust du dich?“ Aroa sah ihre Freundin fragend an. „Worüber? Ach du meinst das Bett? Tierisch. Ich habe seit einem halben Jahrhundert nicht mehr in einem geschlafen, sollte ich laut schreien, es ist nichts passiert, ich freue mich dann nur, also, gute Nacht.“ „Ja, schlag gut.“, grinste Kagome, betrat ihr Zimmer und riss die Augen auf. „Was zum…“, murmelte sie und trat einen weiteren Schritt vor, dann ließ sie ihren Rucksack zu Boden fallen und lachte laut auf. „Das ist ein Traum, oder?“ Das Zimmer war riesig. Wundervoll eingerichtet, die Wände verziert, das Bett großgenug für drei von ihrer Sorte und ein Fenster ließ den Blick frei auf einen großen, schwarzen Wald und davor die Häuser der Stadt.
 

Mit einem lauten Lacher ließ sie sich auf das Bett fallen, es war so weich, sie sank regelrecht ein und es roch so verdammt gut. So nach Sauberkeit und Heim. Nach den vielen Nächten im Freien auf dem Boden würde dies hier eine Wohltat für ihren Rücken sein. Einen Moment schloss sie die Augen, doch irgendetwas in ihrem Innern sagte ihr, dass sie noch nicht schlafen konnte, sie war noch nicht müde genug. Mit einem kurzen Lächeln richtete sie sich auf, öffnete die Tür und schlich auf den Flur hinaus. Sie musste nicht erst an den anderen Türen klopfen um zu wissen, welche Inu Yashas war, sie wusste es einfach. Leise klopfte sie an, trat dann einfach ein und schloss sie wieder hinter sich. Der Halbdämon saß im offenen Fenster und sah in die Nach hinaus, sein Schwert noch immer an der Hüfte. „Du wirst heute Nacht nicht schlafen, oder?“, fragte sie leise und trat näher. Es war klar, dass er sie schon bemerkt hatte, drehte sich aber immer noch nicht um. „Ich schlafen lieber draußen.“, gestand er dann und Kagome nickte lächelnd. „Ich glaube, Aroa auch oder Hayato, aber ein Bett ist doch auch mal angenehm. Vor allem, wenn es so weich ist, wie dieses hier.“ Sie hatte sich auf seine Matratze fallen lassen und fuhr mit der Hand über die Decke, die genauso weich war, wie das Kissen. „Die Luft ist anders.“, grummelte Inu Yasha und Kagome musste bei diesem Ton grinsen. Er verhielt sich noch immer wie ein kleines Kind.
 

„Weißt du, ich bin mir nicht mehr so sicher, ob das alles eine gute Idee war.“, gestand sie dann leise und schlüpfte unter die Decke, ihr war plötzlich ganz kalt geworden. „Was meinst du?“, fragte er und wandte sich vom Sternenhimmel ab und sah nun seine Freundin an. „Na, der Krieg. Was machen wir, wenn einer nicht zurück kommt oder wenn wir alle sterben? Ich will noch nicht sterben. Ich weiß, wir jagen tag täglich gefährliche Dämonen, aber das hier ist irgendwie immer noch etwas anders. Ich… ich habe meiner Mutter versprochen bald zurückzukommen.“ Eine Träne rollte ihre Wange hinab und erschrocken sprang Inu Yasha auf. „Nicht weinen, ja? Nicht weinen!“ Er war völlig überfordert mit der Situation. Er setzte sich neben sie und zog das weinende Mädchen in seine Arme, wo sie ihr Gesicht sofort an seinem Hals verbarg. Man war ihr das jetzt peinlich, aber die Gefühle mussten raus. „Es wird niemand sterben. Kagome, jetzt hör mal gut zu, ja? Wir sind eine Gruppe, da lassen wir niemanden im Stich. Du wirst zu deiner Mutter zurückkommen. Keiner wird sterben und dieser verdammt Krieg wird auch beendet. Stell dir einfach vor, dass wir gegen einen besonders großen Dämonen kämpfen, ja?“ Er wusste eigentlich selber nicht genau, was er da faselte, aber es schien seine Freundin zu beruhigen und nach zwei Minuten war sie tatsächlich eingeschlafen. Vorsichtig ließ er sie unter die Decke gleiten, schloss das Fenster und setzte sich vor dem Bett auf den Boden. So saß er die ganze Nacht da und sah sie einfach nur an, beobachtete sie beim Schlafen und ein leichtes Lächeln schlich sich auf seine Lippen.

kapitel 5.

Als Kagome erwachte, lag sie nicht in dem Bett, welches ihr zugeteilt worden war, sie erkannte es an der Decke und an dem weißen Haar, welches über ihre Schulter fiel. Inu Yasha, schoss es ihr durch den Kopf und sie sah zu ihrer Seite. Zwei golden leuchtende Augen sahen sie durchdringlich an und ein wenig irritiert zuckte Kagome zurück. „Was genau mache ich hier?“, fragte sie, richtete sich auf und schlug die Decke zurück. „Du bist eingeschlafen.“, gab Inu Yasha schnell Auskunft und sprang aus dem Bett, dann öffnete er die Tür und trat auf den Flur hinaus. Die Sonne schien zum Fenster hinein und die Schülerin streckte sich einmal ausgiebig. Irgendwie machte sich ein angenehmes Gefühl in ihr breit, wenn sie daran dachte, dass der Halbdämon die ganze Nacht an ihrer Seite gesessen und über sie gewacht hatte. Es war das Gefühl von Geborgenheit. Ein Gefühl, welches ihr bis jetzt nur ihre eigene Familie hatte übermitteln können, es war eine Wendung, wenn auch eine irritierende. Mit einem Seufzen stellte sie fest, dass sie noch immer ihre Kleidung vom Vortag trug und diese war nicht unbedingt sauber, nun war sie auch noch zerknittert und auf dem Bettlaken fanden sich sogar braune Flecken. „Ach Mist.“, murmelte sie. Was wird der König sagen, wenn sie erzählte, sie habe mit schmutziger Kleidung in dem Bett geschlafen und es müsse nun dringend gewaschen werden. Wahrscheinlich nichts Erfreuliches. Schnell stand sie auf, verließ das Zimmer, stieß auf dem Flur fast mit Inu Yasha zusammen und betrat wieder ihr eigenes. Sie zog aus ihrem Rucksack frische Kleidung und verschwand im Bad.
 

Als die Diener sie zum Essen abholten hatten sich die Freunde bereits auf dem Flur getroffen. Aroa war ganz begeistert davon, dass sie nach so langer Zeit wieder in einem richtigen Bett hatte schlafen können und sie war fast nicht mehr aus dem Bad zu bekommen, so begeistert war sie von der Wanne mit heißem Wasser gewesen, die scheinbar gefüllt worden war, während sie noch geschlafen hatte. Hayato war das Bett suspekt vorgekommen und so hatte er sich auf den Boden gelegt aber genauso wenig geschlafen, wie Inu Yasha es getan hatte. König Tsuna erwartete sie an seiner großen Tafel im Speisesaal. Neben ihm saß seine Tochter, ein Mädchen von fünfzehn Jahren und mit blonden Haaren. Sie lächelte freundlich aber distanziert in die Runde. Außer den Freunden hatten noch vier andere Platz genommen. Vier große Männer, die auch beim Essen noch ihre Kampfrüstung nicht abzulegen schienen. Kenji saß ebenfalls am Tisch, wenn auch etwas abseits, und unterhielt sich mit einem der Krieger. „Ah meine lieben Freunde.“ Tsuna sah auf und wies auf die freien Plätze. „Setzt euch doch bitte. Dies hier ist meine Tochter Midori.“ Sie verneigten sich und das Lächeln des Mädchens wurde noch ein wenig hochnäsiger. Kagome mochte sie jetzt schon nicht. „Darf ich vorstellen? Dies hier sind Krieger aus Sukai, sie entschieden sich dazu auf unserer Seite zu kämpfen. Sie nennen sich Shi, Iseki, Ribenji und Manzoku.“ Kagome nickte verdattert. Tod, Verderben, Rache, Genugtuung. Aha.
 

„Dies hier sind Inu Yasha, Kagome, Aroa, Hayato, Sango, Shippo, Miroku und Kirara.“ Tsuna wies auf die Freunde, welche sich mittlerweile nieder gelassen hatten. „Ihr habt euch unsere Namen so schnell gemerkt?“, fragte Sango anerkennend und Tsuna zwinkerte ihr zu. „Ihr bleibt im Gedächtnis.“, grinste er dann und sah auf als die Diener mit dem Essen eintraten. Irgendwie war es Inu Yasha unangenehm hier zu sitzen, scheinbar ging es seinen Freunden nicht besser, denn sie wirkten alle ein wenig verlegen und sogar fehl am Platz. Kenji lächelte ihnen zu und wandte sich dann wieder an den Krieger neben ihm, der gerade begann zu sprechen. „Wir freuen uns eure Bekanntschaft zu machen. Es wird mit eine Ehre sein an eurer Seite zu kämpfen.“ Sofort wurde die Stimmung gedrückt. „Warum müssen es alle als Ehre ansehen zu Kämpfen?“, fragte Midori leise und legte ihren Löffel neben den Teller. Ihr Vater tat es ihr gleich und sah in die Runde. „Ihr seid noch so jung. Warum seid ihr so versessen darauf zu Kämpfen?“ Kagome schüttelte den Kopf. „Sind wir nicht. Wir wollen nur helfen und sehen die einzige Möglichkeit diesen Wunsch zu erfüllen im Kampf. Ich selber will nicht kämpfen, um ehrlich zu sein kann ich es auch gar nicht wirklich.“ Sie blickte traurig zu Shippo hinüber und Tränen füllten ihre Augen. „Wir sind noch Kinder.“, murmelte sie dann mit erstickter Stimme und eine Träne verließ ihr Auge.

„Wir hofften auf eine friedliche Lösung.“, sprach Sango an ihrer Stelle weiter. „Ja genau, wenn man den Kern erwischt, friedlich oder nicht, dann ist dieser Krieg zu ende. Der Kern ist in diesem Falle König Mori und ihr eure Hoheit.“, übernahm Miroku weiter. „Wenn man unbemerkt in seinen Palast eindringen könnte, könnte man diesen Krieg beenden bevor er Opfer fordert.“ Kenji nickte zustimmend, dann jedoch wiegte er den Kopf. „Wenn wir einen Weg in sein Reich finden, dann findet er auch einen in dieses. Moris Ziel ist es Inori zu übernehmen. Tsunas Sympathie zu Halbdämon ist höchstens ein Vorwand für diesen Krieg. Er wird versuchen das Königshaus hier zu stürzen.“, gab er dann zu bedenken und alle am Tisch nickten. Tsuna legte seinen Löffel bei Seite und überlegte kurz. „Das ist richtig und sogar höchst wahrscheinlich. Unter diesen Umständen würde ich einen Plan vorschlagen. Weder die Soldaten noch das Volk wird eingeweiht, alles war jetzt besprochen wird, bleibt in diesem Raum, einverstanden?“ Alle nickten, die Diener, die das Essen gebracht hatten und auch die Wachen an der Tür entfernten sich aus dem Raum, als haben sie ein geheimes Zeichen bekommen. Nachdem sich die Türen geschlossen hatten waren sie völlig alleine.
 

„Ich kann nicht zulassen, dass Kinder oder auch junge Erwachsene an die Front ziehen, nur weil ich in einen Krieg verwickelt wurde. Ihr werdet hier im Palast bleiben. Sorgt für Midoris und meine Sicherheit. Unsere lieben Krieger aus Sukai kennen das Reich gut. Sie werden einen Weg suchen unbemerkt hineinzukommen, Inu Yasha, du wirst sie begleiten, ich hörte sehr viel von deiner Stärke und wir brauchen dich dort.“ Inu Yasha nickte. „Ich gehe auch.“, meldete sich Sango und Miroku stimmte ihr zu. „Was… was mache ich?“, fragte Kagome, wischte sich die Tränen von der Wange. „Ich würde euch gerne, genau wie Lady Aroa hier im Schloss wissen.“ Sie nickten nach kurzem Zögern. Hayato überlegte kurz. „Ich werde euch nach Sukai begleiten.“ Sie nickten zustimmend und Shippo meldete sich dazu ebenfalls zu bleiben, während Kirara Sango begleiten würde. Kagome gefiel es nicht Inu Yasha gehen zu lassen, aber sie wollte nicht in den Krieg. Dämonen jagen war etwas anders. Und wenn Kenji eben Recht gehabt hatte, dann würden sie hier auch nicht mehr lange hundertprozentig sicher sein. Man würde sie hier brauchen. Außerdem hatte sie von Kaede einiges über Medizin gelernt, sie würde die verletzten versorgen können.
 

Tsuna nickte zustimmend. „Sollte es dazu kommen, dass wir hier nicht mehr sicher sind, Kenji, kannst du uns dann von hier fortbringen? Schaffst du das?“ Sein Berater nickte zustimmend und deutlich erleichtert wandte sich Tsuna wieder seinem Essen zu. „Wenn das nun also geklärt ist, würde ich sagen, dass wir das Essen beenden und uns dann auf alles vorbereiten.“ Sie stimmten ihn zu und aßen schweigend weiter. Als sie alle fertig waren kamen die Diener zurück und räumten das Besteck ab. Tsuna und Kenji zogen sich zurück, sie sagten, sie haben noch Arbeit zu erledigen und Midori verschwand in den Garten. Die vier Krieger sagten sie würden trainieren gehen und die Freunde standen etwas verloren in der großen Eingangshalle. „Haltet ihr das für eine gute Idee? Dass wir uns trennen, meine ich.“, fragte Kagome und sah in die Gesichter ihrer Freunde. „Ich denke es ist das Beste was wir machen können.“, gab Sango zu und erhielt ein schnauben von Inu Yasha für diese Antwort. „Kagome ist weder hier noch dort sicher, also, warum sollte sie dann nicht mitkommen?“ Die Schülerin musste kurz lächeln, dann schüttelte sie den Kopf. „Nein, es ist ein Unterschied. Hier bin ich nur wahrscheinlich in Gefahr und kann im Zweifelsfall helfen. Inu Yasha, ich will nicht kämpfen. Ich halte keinen Krieg aus. Da will ich lieber hier bleiben und für die Sicherheit des Königs und seiner Tochter sorgen.“ Sie hatte ganz bewusst das Wort „wollen“ benutzt und nicht „möchten“, denn so ließen ihre Worte keinen Wiederspruch zu und das Wusste Inu Yasha ganz genau. Er verschränkte die Arme vor der Brust und stieß einen beleidigten Laut aus, dann jedoch schien er es einzusehen, denn er nickte. „Wann gehen wir los?“, fragte Miroku und alle zuckten die Schultern. „Ich würde sagen, wir fragen die vier Krieger dort draußen mal.“, sagte Sango und wies aus dem Fenster, hinter welchem sie auf den Hof hinunterblicken konnten.

Die vier Krieger schienen dort einen bitter ernsten Trainingskampf auszufechten, denn sie gingen mit Messern, Schwertern und Äxten auf sich los. Kein Schlag traf den Gegner, jeder wusste sich perfekt zu verteidigen und sie kämpften mit einer Verbissenheit und Ernsthaftigkeit, wie es nur echte Krieger konnten. Sie trugen ihre Namen zu Recht. „Können wir ihnen trauen?“, fragte Hayato leise und blickte aus dem Fenster. „Ich meine, sie sind aus Sukai. Was machen wir, wenn dies der Plan war an den König heranzukommen? Dann spielen wir ihnen hiermit genau in die Hände.“ Kagome nickte zustimmend, doch Sango schüttelte den Kopf. „Nein eigentlich nicht. Sie werden mit uns aufbrechen, Inori wieder verlassen, somit haben sie keine Gelegenheit König Tsuna anzugreifen. Entweder, sie tun es heute Nacht oder sie sind wirklich auf unserer Seite, aber wir sollten trotz allem vorsichtig sein. Alle nickten zustimmend und Aroa erhob wieder die Stimme. „Jetzt mal etwas anderes, wie findet ihr die ganzen Gestalten hier?“ Kurz wurde sie verwirrt angesehen, dann überlegte jeder. „Ich mag diese Midori nicht.“, gestand dann Inu Yasha. „Sie hat uns so angesehen, als wäre sie so viel mehr wert als wir.“ Shippos Auge begannen zu glänzen. „Sie ist hübsch.“ Kagome kicherte, überging den Kommentar aber ansonsten. „Sie steht über uns, ja das muss ich zugeben, aber sie ist wirklich etwas… eingebildet?“ Sie zuckte fast schon hilflos mit den Schultern. „König Tsuna kommt mir komisch vor. Er ist so… übertrieben freundlich und anders.“, grummelte Hayato und Aroa lachte. „Ich mag ihn. Er ist einfach mal ein sehr netter Mensch, der nicht so sehr an den Etiketten eines Königs festhält. Auch Kenji ist nett. Auch wenn er mir etwas undurchsichtig vorkommt. Er ist mal da, mal nicht und trotzdem weiß ich nicht, wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll.“
 

Inu Yasha nickte, dann wandte er sich um und begann den Flur hinunter zu schreiten. „Wo willst du hin?“, fragte Sango verständnislos und zog eine Augenbraue in die Höhe. „Ich frage nach, wann wir aufbrechen. Außerdem will ich wissen, wie die Kämpfen können.“ Er unterstrich seine Worte mit einem Nicken und verschwand durch die großen Flügeltüren, die die Eingangshalle von der Außenwelt abschirmte. Kagome sah ihm hinterher und schloss sich dann Aroa an, die verkündete das Schloss einmal zu begutachten. Sie hatte ja am letzten Abend gar keine Zeit gehabt sich einmal umzusehen. Shippo und Hayato folgten ihnen, während Sango, Kirara und Miroku Inu Yasha hinterher rannten. „Wo lang?“, fragte Aroa, als der Gang endete und sie entweder einem weiteren nach links folgen konnten oder einem nach rechts. Kagome zuckte die Schultern und wählte dann den Liken. Sie kamen an eine große Flügeltür, die sie nach kurzem Anklopfen öffneten und eintraten. Es war ein sehr großer Raum, mit hoher Decke, die künstlerisch verziert war. Bilder hingen an den Wänden und verewigten die Gesichter streng aussehender Männer und lächelnder Frauen. Auch ein paar Kinder waren unter ihnen. Am anderen Ende, gegenüber der Tür stand ein großer Altar. Ein Räucherstäbchen brannte darauf und Blumen waren in einem Kranz auf dem Stein verteilt. Lilien und Callan. Die Blume der wahren Liebe und die der Trauer.
 

„Wo sind wir hier?“, fragte Shippo, ihm war der Raum hier unheimlich. „Dies ist der Ahnenraum.“, ertönte eine Stimme hinter ihnen und als sie sich umwandten stand Kenji hinter ihnen. „Hier wird um die Verstorbenen getrauert und dafür gebetet, dass sie ihren Frieden gefunden haben.“ Kagome schlug den Blick nieder und verneigte sich schnell. „Verzeihung, wie sollten eigentlich gar nicht hier sein, richtig?“ Auch Aroa, Hayato und Shippo entschuldigten sich schnell, Kenji lächelte sie nur an. „Naja, es hat euch niemand verboten.“ Er trat einen Schritt in den Raum hinein und sah zu den Bildern auf, die groß und schön über allem hingen. „Dies sind Tsunas Verwandte die leider verstorben sind. Im Grunde sind die Bilder den Jahren ihres Todes zugeordnet. Die Bilder hier ganz forne,“ Er wies auf zwei Bilder, die direkt neben der Tür hingen. „dies sind seine weit entfernten Verwandten. Sie starben vor rund fünf Hunter Jahren. Und so geht es immer weiter.“ Mit großen Augen wanderten die Freunde an den Reihen entlang bis sie zu zwei Bildern kamen, die direkt neben dem Altar hingen. „Wer sind das?“ Aroa wies auf eine junge, wunderschöne Frau und ein kleines Mädchen, welches nicht älter als zehn Jahre sein konnte. „Königin Sakura Tsuna. Tsunas verstorbene Frau. Das Mädchen dort ist seine Schwester Midori, nach ihr wurde auch Prinzessin Midori benannt. Sie starb mit elf Jahren an hohem Fieber.“ Die Freunde senkten den Blick. Eigentlich hatten sie keine Wunden aufreißen wollen und sie hätten niemals gedacht, dass dies zwei der wichtigsten Menschen in Tsunas Leben gewesen waren. Eigentlich hätte es ihnen klar sein müssen.
 

„Ich denke, wir sollten wirklich gehen.“, ergriff Aroa das Wort wieder und ihre Freunde nickten, schnell verließen sie den Raum und warteten auf dem Flur, bis Kenji die Türen verschlossen hatte. „Verzeihung, dass wir hier einfach so herum schleichen.“, entschuldigte sich Kagome erneut und Aroa, Hayato und Shippo nickten schnell. „Soll ich euch etwas herumführen? Dieses Schloss kann einen schnell verwirren.“ Erst sahen sie ihn verwundert an, dann stimmten sie dankbar zu. Sie würden jetzt schon nicht mehr zu ihren Zimmern zurückfinden. „Ich denke, ich zeige euch den Garten. Der ist wirklich wunderschön.“ Kenji wies sie mit einer Handbewegung an ihm zu folgen und führte sie dann durch diverse Gänge, bis sie schließlich draußen im Sonnenlicht standen.

Kapitel 6

„Wunderschön.“, murmelte Kagome. Vor ihr breitete sich ein großes Labyrinth aus Rosen aus, durchzogen von Kieswegen und mit Skulpturen verziert. Die Sonne schien auf alles herab und verlieh dem Bild noch etwas Atemberaubenderes. Kenji neben ihr lächelte und nickte ihnen aufmunternd zu, was die Freunde sofort als Aufforderung auffassten den Garten zu erkunden. Sie sprangen geradezu die wenigen Stufen hinab und machten sich daran den verschiedenen Wegen zu folgen, versuchten sich zwischen den zwei Meter hohen Mauern aus Rosen zurecht zu finden. Shippo strahlte übers ganze Gesicht, während er Seelig an einer roten Rose roch, die verführerisch ihren Duft unter den der anderen mischte. Überhaupt lag eine Schwere in der Luft, die sie nicht erwartet hatten aber trotz dem nicht als unangenehm empfunden.
 

„Wirklich wundervoll.“, murmelte Aroa und drehte sich mit in den Nacken gelegten Kopf einmal um die eigene Achse. Hayato sprang in die Luft und warf einen Blick über die Mauern hinweg zum Schloss zurück und erkannte Kenji immer noch auf den Stufen stehend, der scheinbar gedankenverloren in die Weite sah. Auch Kagome versuchte über die Rosen hinweg zu sehen, doch hier machte es sich bemerkbar, dass der Dämon fast einen halben Kopf größer war als sie und bei Shippo war an eine Übersicht über das Labyrinth gar nicht erst zu denken. Den schien das gar nicht zu stören, da er lachend über den Kieselweg lief, die Arme ausgebreitet und hier und da an einer der Rosen roch. Kagome lächelte kurz, dann packte sie Aroa und Hayato an den Händen und rannte dem kleinen Fuchsdämon hinter her und kurz darauf waren sie bereits in eine wilde Runde Verstecken vertieft und bemerkten gar nicht, wie die Zeit verging.

Sango hatte es bei Inu Yasha, Miroku und den Kriegern nicht mehr ausgehalten, sie waren ihr zu hirnlos, auch wenn sie zugeben musste, dass man sich mit den Samurai aus Sukai durchaus unterhalten konnte. Kirara saß auf ihrer Schulter und schnurrte fröhlich vor sich hin, während die Jägerin ihr immer mal wieder durchs Fell strich. Sie suchte sich ihren Weg durch die Gänge des Schlosses, musste jedoch bereits nach fünf Minuten feststellen, dass sie sich verlaufen hatte, so peinlich es auch klang. Sie hielt inne, als sie das laute Lachen Shippos hörte, gefolgt von Kagomes und Aroas. Kurz sah sie sich um, dann steuerte sie die Richtung an, aus welcher sie die Geräusche gehört hatte und gelangte zu einer großen Tür, die ins Freie führte. Kenji stand auf den Stufen dahinter und sah auf ein Labyrinth aus Rosen hinab, durch welches gerade Kagome, Aroa, Shippo und Hayato rannten und sich scheinbar versuchten gegenseitig zu erwischen.
 

Ein leiser Lacher entwich Sango und sie trat neben den Berater des Königs und sah ebenfalls schweigend auf die Szene, die sich ihr bot. Nach fast fünf Minuten Stille war sie es auch, die genau diese brach, indem sie die Stimme erhob. „Es ist schön sie so glücklich zu sehen, nicht?“, fragte sie und Kenji nickte lächelnd. „Allerdings, da wir wahrscheinlich nicht mehr lange etwas zu lachen haben werden.“, stimmte er ihr zu und seine Miene wurde traurig, während er weiter die Kinder beobachtete. „Ja, das stimmt. Der Krieg ist leider näher als wir es uns alle wünschen.“ Sango sah von den Rosen hinauf zum Himmel und seufzte einmal lautlos auf. „Ich hätte eine Frage.“ Als sie nickte fuhr Kenji fort. „Warum seid ihr gekommen? Sie sind noch Kinder und ihr selber seid auch nicht viel älter. Ihr hättet weiter Dämonen jagen können, dieser Krieg hier geht euch eigentlich gar nichts an.“ Sie überlegte einen Moment, dann nickte sie erneut und seufzte, dieses Mal laut. „Es gefällt mir genauso wenig wie euch, dass sie hier sind, doch sie sind stärker als alle denken. Gerade Kagome und Inu Yasha kann man durch nichts in der Welt trennen. Sie wäre ihm gefolgt, egal, ob wir es ihr verboten hätten. Aroa und Hayato begleiteten uns, da sie sich beteiligen wollten. Ich selber brach auf, da ich es für meine Pflicht hielt und eine alte Dame nachgeholfen hat. Würde ich noch in meinem alten Dorf leben, bei meiner Familie, bei den anderen Jägern so wären wir auch in geschlossener Gemeinschaft aufgebrochen. Und Inu Yasha ist nützlicher für den Sieg als ihr glauben mögt.“
 

Kenji nickte nachdenklich und wandte seine Aufmerksamkeit wieder den Rosen und den Kindern zu, als diese laut auflachten und wieder auseinanderstoben. Dann sah er auf und wandte sich mit einem versöhnlichen Lächeln Sango zu. „Verzeiht, wenn ich eure Kraft in Frage gestellt habe.“ Schnell schüttelte sie den Kopf und hob eine Hand. „Nicht doch. Ich habe mich in keinster Weise angegriffen gefühlt.“ Kirara auf ihrer Schulter streckte sich, richtete sich auf und blinzelte aufmerksam durch die Gegend. „Kirara, was ist?“, fragte Sango alarmiert und sah sich ebenfalls um, konnte jedoch nichts erkennen. Die Dämonenkatze sprang zu Boden, sträubte ihr Fell und fauchte den Garten an, oder eher irgendetwas bestimmtes, was jedoch für ihre Herrin nicht zu erkennen war. „Sie ist auf der Hut. Wittert sie etwas?“, fragte Kenji, der sich ebenfalls umsah, jedoch nichts erkennen konnte, was nach Gefahr aussah. „Ich weiß es nicht, aber irgendetwas scheint sie aufzuregen.“ Sie trat einen Schritt weiter nach draußen und formte die Hände vor ihrem Mund zum Trichter. „Kagome, kommt sofort zurück!“, schrie sie dann über das Labyrinth und die Freunde sahen sich nach ihr um, stellten keine Fragen sondern rannten sofort den Weg zurück. Sie bogen ein paar Mal falsch ab, gelangten aber doch relativ schnell wieder zu den Stufen und rannten zu ihrer Freundin hinauf, die sich, genau wie der Berater immer noch umsah.
 

„Was ist passiert?“, fragte Kagome, die den Blick Sangos genau kannte und auch Kiraras Verhalten zu deuten wusste. An Sangos statt jedoch antwortete Kenji, der sie nach drinnen scheuchte und hinter sich die Türen schloss. „Wir wissen es nicht, aber sie wurde unruhig.“ Er wies auf Kirara, die ihre Haare noch immer aufgerichtet hatte und laut fauchte. „Inu Yasha!“, rief Kagome und hoffte inständig, dass ihr Freund sich nicht wieder in Schwierigkeiten manövriert hatte und rannte los, dicht gefolgt von den anderen. „Kagome, nicht so schnell, was hast du denn jetzt mit Inu Yasha?“, rief Sango ihr hinterher, Kirara auf dem Arm, die noch immer angespannt wirkte. „So wie ich ihn kenne, steckt er genau im Mittelpunkt des Ganzen.“ Sie zuckte die Schultern, bog um eine Ecke und stand zwei Meter weit entfernt von einer Wand. „Äh…“
 

„Zum Hof geht es hier entlang.“ Kenji lief an ihr vorbei und bog nach rechts ab, dann rannte er weiter den Gang hinunter und stieß zwei große Flügeltüren auf. Warme Luft wehte ihnen entgegen, als sie auf den Hof hinaus traten, lautes Lachen war zu vernehmen und sechs Augenpaare wandten sich auf die hastig ankommenden Personen. Drei der vier Krieger aus Sukai standen zusammen mit Miroku in einer Art Halbkreis um Inu Yasha und den vierten der Krieger, Iseki, herum, die beide ihre Schwerter erhoben hatten. „Inu Yasha, was…?“, setzte Kagome an, wurde aber von Aroa unterbrochen. „Also war er doch nicht in Schwierigkeiten. Hast wohl überreagiert.“, grinste sie und jetzt wurden die anfangs fragenden Blicke skeptisch und auch ein wenig beunruhig. „Was ist geschehen?“, fragte Ribenji und sah etwas skeptisch in die bunt zusammengewürfelte Gruppe. „Kirara wurde unruhig. Wir dachten es droht vielleicht Gefahr.“, erwiderte Sango kühl und drückte ihre Katze fast schon schützend an sich. Sie hatte in den wenigen Momenten, wo sie mit den Männern hier draußen gewesen war sich schon eine Meinung gebildet. Dieser Iseki und auch Shi waren durchaus anständige Männer mit Humor und Höflichkeit, doch Ribenji und Manzoku mangelte es leider an beidem. Da war Ribenji sogar noch erträglicher als sein Freund, dieser war nämlich einfach unausstehlich. Er sah es nicht ein, dass auch Frauen in diesem Krieg kämpfen wollten und hielt sich selber für den Besten und Stärksten überhaupt.
 

Sie zuckte kurz ihrer eigenen Gedanken wegen die Schultern und wandte sich dann Miroku zu, eine Ader pochte unheilvoll an ihrer Stirn. „Nimm deine Hand da weg Mönch.“ Seine Finger zuckten von ihrer Hüfte und er verschränkte verlegen die Arme hinter dem Rücken. „Also ich weiß gar nicht, was ihr habt.“, nuschelte er dann und trat zwei Schritte bei Seite. Inu Yasha neben ihnen legte den Kopf leicht in den Nacken und begann aufmerksam zu schnüffeln, dann zuckte er die Schultern. „Also wittern kann ich nichts.“ Auch Aroa und Hayato sahen sich aufmerksam um, doch auch ihre geschärften Sinne konnten nichts wahrnehmen, was an Gefahr grenzte. Kenji machte kehrt und rannte zurück ins Schloss, die anderen blieben draußen und berieten sich. „Ihr seid euch ganz sicher, dass hier etwas war?“, fragte Shi vorsichtig, scheinbar um niemanden zu verärgern, aber Sango nahm diese Frage sofort persönlich. „Natürlich. Seht euch doch nur einmal Kirara an.“ Die Dämonenkatze sträubte immer noch das Fell und fauchte hin und wieder ins Leere. „Aber sieh dich um Sango, hier ist nichts.“, beteuerte Inu Yasha noch einmal und breitete ein wenig die Arme aus, um seine Worte zu unterstreichen, da ertönte lautes Scheppern aus dem Schloss, nicht weit von ihnen entfernt.
 

„Was zum…“ Sie rannten fast alle gleichzeitig los, durch die großen Flügeltüren und den Flur entlang, dann bogen sie um eine Ecke und blieben stehen. Kenji kniete am Boden, ein anderer Diener neben ihm, er hatte ein Tablett fallen lassen und beeilte sich das Besteck aufzuheben. Neben dem Berater saß Midori. Sie wirkte verstört und hielt sich den Kopf, während sie leicht schwankte und ihr Blick unfokussiert war. „Sie… sie kommen… es beginnt… sie brauchen nicht mehr lange…“, murmelte sie vor sich hin, klammerte sich fast schon Haltsuchend in Kenjis Gewand, der sie wiederum mit Worten zu beruhigen versuchte. „Holt Tsuna.“, wies er den Diener an, der sich schnell verneigte und Anstalten machte aufzustehen. „Beeilen sie sich doch!“ Er nickte und rannte los, sein Tablett auf dem Boden vergessend, es war im Moment nicht mehr wichtig. „Sie sind bald hier… Wir sind hier nicht mehr sicher… sie haben sich auf den Weg gemacht… sie kommen…“ Midoris Augen waren fast geschlossen und das Schwanken wurde stärker, so dass Kenji sie an den Schultern nahm und vorsichtig zu Boden drückte, wo sie verwirrt liegen blieb. „Können wir helfen?“, fragte Kagome, die als erste ihre Stimme wieder gefunden hatte. „Was? Äh ja, also eigentlich nein.“, stammelte Kenji, der scheinbar selber mit der Situation überfordert war. „Midori!“, rief König Tsuna, der gerade herangeeilt kam, den Diener hinter sich. Er ließ sich auf die Knie fallen und nahm das Gesicht seiner Tochter in die Hände. „Midori mein Kind, kannst du mich hören? Geht es dir gut?“ Als die Prinzessin nur weiter vor sich hinmurmelte und ins Leere sah, blickte Tsuna sich fragend um.
 

„Was ist passiert? Geht es wieder los?“ Kenji neben ihm nickte, die anderen alle sahen verwirrt den König an. „Sie sagt sie kommen. Ich denke nicht das wir viel Zeit haben werden.“ Tsuna fluchte. „Sie sind uns zuvor gekommen.“ Er hob Midori vorsichtig hoch, die scheinbar wieder etwas klarer im Kopf wurde, denn sie sah das erste Mal in die Augen ihres Vater und sah sich dann verdattert um. „Was… was ist geschehen?“ Tsuna lächelte seine Tochter sanft an. „Du hattest eine Vision. Wir danken dir dafür, aber jetzt wirst du dich ausruhen, ich bringe dich auf dein Zimmer. Kenji, bitte bereite alles vor, wir müssen unseren Plan zeitlich vorverlegen.“ Sein Berater nickte und der König verschwand mit seiner Tochter auf dem Arm um eine Biegung. „Vision?“, fragte Aroa verständnislos und Kenji stand vom Boden auf, nickte ihr kurz zu und wandte sich dann an die vier Krieger aus Sukai. „Wie schnell könnt ihr aufbrechen?“, fragte er sie und die vier warfen sich kurze Blicke zu, dann nickten sie einstimmig und Shi ergriff das Wort. „Jetzt sofort.“ Sango nickte bestimmt und wandte sich zum Gehen. „Dann werde ich mich fertig machen.“ Sie verschwand in ihrem Zimmer und trat kurz darauf wieder zu den anderen, dieses Mal in ihre Jägeruniform gekleidet und den Bumerang über der Schulter. „ Ich halte das immer noch für keine gute Idee.“, flüsterte Kagome leise und sah fast schon flehend zu Inu Yasha auf. Dieser schnaubte bloß. „Pah, so schnell wirst du uns nicht los, mach dir bloß keine Hoffnungen.“ Aroa neben ihr entglitten die Gesichtszüge. „Was? Echt nicht? Verdammt.“
 

Einen Moment starrten sie alle an, dann begannen sie laut zu lachen. Hayato legte ihr eine Hand auf die Schulter und grinste sie breit an. „Keine Sorge. Du machst das hier schon.“ Sie nickte stumm und Trauer erfüllte ihre Augen. Sie waren verdammt noch mal alle Kinder. Aber die Soldaten hier waren einfache Menschen, sie waren nicht schwach doch gegen eine Armee aus Dämonen konnten sie nichts ausrichten. „Kommt einfach alle gesund und lebendig zurück, ja? Wir halten hier schon die Stellung.“ Sie strich sich eine Strähne aus der Stirn und lächelte ihre Freunde der Reihe nach an, dann trat sie neben Kagome und beide nickten zustimmend. Sie würden hier warten und auf den König und seine Tochter Acht geben. Das allgemeine Verabschieden war schnell erledigt und glücklicherweise floss keine einzige Träne. Tsuna begleitete sie noch bis zu dem Tunnel, der sie unbemerkt durch die Stadt zur Grenze bringen sollte, dann waren die vier Krieger, Inu Yasha, Hayato, Sango und Miroku auf sich allein gestellt.
 

*
 

Frozen öffnete die Augen. Sie stand auf und verließ ihre Höhle. Das weite, in Schnee getauchte Tal lag vor ihr, der Wind fuhr ihr durch das weiße Haar und ließ ihr blaues Kleid gespenstisch um den Körper tanzen. Sie war wunderschön. Traurig und kalt anzusehen, aber schön. Auf ihre eigene Weise. Ihre kalten, grauen Augen lagen auf der Landschaft, ihre Hand strich über den von Schnee bedeckten Felsen neben ihr und wirbelte etwas des kalten Sandes auf. Wieder ließ ein Windhauch ihren Mantel wehen und brachte die Kälte mit sich, die schon seit Jahren hier verweilte. Frozen zog einen ihrer silbernen Handschuhe aus, strich sich eine weiße Strähne aus der Stirn und streckte die Finger. Eiskristalle bildeten sich auf ihrem Kleid, mahlten ein schönes Bild aus Ranken und verteilten sich auf ihrem ganzen Körper. Es war ein wunderschöner Anblick, ein magischer, der einen dazu zwang nicht wegzusehen. Langsam schritt sie die Stufen von ihrer Höhle hinunter zu einer Aussichtsplattform, legte die Hände aufs Geländer und ließ den Wind durch ihr Haar tanzen. Wenige der weißen strähnen hatten sich aus dem geflochtenen Zopf gelöst und bildeten nun eine Art Schleier hinter ihr.
 

„Wie lange bist du schon wach?“, fragte sie leise flüsternd und schloss die Augen als wolle sie die Sonne genießen, die an diesem Ort nie schien. Ihre Stimme war klar, dunkel aber angenehm wie ein schönes Lied. „Seit einigen Stunden. Habe ich euch geweckt?“ Ein Schatten trat hinter sie, verneigte sich kurz und stellte sich dann neben seine Herrin. „Nein. Hast du nicht.“ Sie sprach noch immer leise, bedächtig und würdigte dem jungen Mann keines Blickes. „Es bewegt sich etwas im Ost.“, murmelte sie dann und öffnete die Augen, sah hinaus auf den Schnee und weiter bis zu den Bergen, die nur noch schwach am Horizont zu erkennen waren. „Weit von uns entfernt. Aber es ist dort und es kommt näher. Wir werden nicht mehr lange im Verborgenen leben können.“ Der Mann neben ihr nickte. „Wollt ihr weiter? Wir sollten nicht hier bleiben wenn etwas kommt. Meint ihr nicht auch?“ Sie schüttelte den Kopf und wandte den Blick ab, stieg die Stufen wieder hinauf. „Es wird Zeit das wir uns offenbaren.“, flüsterte sie, blieb stehen und blickte ihren Diener aus kalten Augen an. „Flieg nach Osten. Finde heraus was dort vor sich geht und kehre vor dem dritten Monde wieder zu mir zurück.“ Er nickte und ein mächtiger, weißer Drache erhob sich in die Lüfte. „Sei vorsichtig.“, hauchte sie noch, dann verschwand der Drache aus ihrem Sichtfeld und Frozen schloss die Augen.
 

*
 

„Wohin genau führt dieser Tunnel?“, fragte Sango und blickte die Wache, die ihnen als Führer zugeteilt wurde an. Der Mann wandte sich ihr zu und lächelte kurz. „Genau vor die Grenze zum Reich Sukai. Ihr könnt von dort aus durch die Mienen gehen und unbemerkt nah an das Königshaus herankommen.“ Die anderen nickten zustimmend und gingen weiter stumm den Tunnel entlang. Wenn es stimmte, was Midori in ihrer Vision gesehen hatte, dann müssten sie hier eigentlich auf Wiederstand treffen, oder zumindest auf diejenigen, die im Namen von König Mori hier einfallen sollten. Wenn es jedoch mehr als nur diesen einen Gang gab, dann würden sich Kagome, Aroa und die anderen selber helfen müssen. Dann konnten sie sie nur auf eine Weise schützen und zwar diese Mission erfolgreich zu beenden.

Ein leiser, aber gut vernehmlicher Laut weit entfernt ließ sie alarmiert inne halten. Sango nahm ihren Bumerang vom Rücken, Inu Yasha zog sein Schwert und auch die vier Krieger, die Wache und Miroku und Hayato machen sich für einen Kampf bereit. „Diese Gänge sind nicht für eine Konfrontation geeignet.“, flüsterte Miroku eindringlich und die anderen nickten zustimmend, sahen sich argwöhnisch den Stein an, der nicht weit von ihnen die Wände und die Decke kennzeichnete. Wahrlich, hier war nicht einmal genug Platz für die Waffe der Dämonenjägerin, geschweige denn für die Windnarbe. Erneut ertönte das laute Knacken, dann herrschte angespannte Stille, die erst wieder von einem leisen Surren unterbrochen wurde. Sie lauschten, versuchten das Geräusch einzuordnen, als Ribenji plötzlich die Augen aufriss. „PFEILE!“, brüllte er und im nächsten Moment warf sich Iseki auch schon vor die anderen, hob sein Schild und rammte es in den Boden. Keine Sekunde zu früh, sofort schlugen fast sechs Stahlspitzen auf dem festen Holz ein und ein Schatten huschte über ihnen hinweg, verschwand in der Dunkelheit des Ganges. „Es ist entwischt!“, rief Sango und wollte losrennen, da hielt Hayato sie mit einer Hand zurück. „Ihr geht weiter. Ich mach das schon!“, damit rannte er dem Schatten hinterher und wurde ebenfalls von seiner geliebten Finsternis verschluckt.
 

Die anderen sahen im kurz hinterher, dann nickte Inu Yasha zustimmend und machte sich daran, dem Weg weiter zu folgen. „Wenn es einer mit Schatten aufnehmen kann, dann Hayato.“, grinste er und sie setzten ihre Reise fort, wenn auch mit einem deutlich höheren Gefühl von Angst und Druck als zuvor, denn was zurzeit im Königshause vor sich ging wusste niemand von ihnen.

Aroa starrte gedankenverloren auf das große Wandbild vor ihr. Hinter der dicken Frau mit dem Weinglas in der Hand, welche es sich auf einem Fensterbrett gemütlich gemacht hatte, waren ihre Freunde gerade verschwunden. Ein unangenehmes Gefühl machte sich langsam in ihr breit, doch sie konnte es noch nicht zuordnen. Warum nur stand sie nun hier und hoffte, dass alle unverletzt zurückkommen werden? Sie könnte in ihrer Höhle sitzen, zusammen mit Hayato, sie könnten lachen, ihre Ruhe haben, aber stattdessen musste sie hier stehen. Es war ihre eigene Entscheidung gewesen und sie hatte sie so getroffen, doch jetzt war sie sich nicht mehr sicher, das Richtige getan zu haben. „Woran denkst du?“, fragte Kagome hinter ihr und legte ihrer neuen Freundin sachte eine Hand auf die Schulter.
 

„Weiß nicht. Ich glaube ich gehöre hier nicht her.“ Aroa sprach möglichst leise, versuchte, dass ihr Gespräch nicht zu König Tsuna, Kenji, Shippo und einigen Dienern drang, die nicht weit entfernt standen. „Wie meinst du das?“, fragte Kagome in der gleichen Lautstärke und Aroa zuckte die Schultern, schüttelte so die Hand der Miko ab. „Naja, ich bin einfach nicht die, die sich in fremde Angelegenheiten einmischt. Ich weiß, ich gehöre zum Land Inori dazu und sollte ihm beistehen in so einer Zeit, aber ich bin ein Kind, genau wie ihr, warum müssen wir das machen?“
 

„Wir müssen nicht, wir wollen es. Wir wollen helfen. Wir wollen nicht tatenlos daneben stehen, wenn Dämonen einfache, wehrlose Menschen umbringen. Weißt du, ich bin schuld das viele von ihnen so stark geworden sind. Ich habe das Juwel der vier Seelen zerbrochen, es war ein Unfall, aber jetzt bin ich an solchen Katastrophen schuld. Ich versuche nur zu verhindern, dass noch mehr Unglück durch meinen Fehler geschieht.“ Einen Moment sah Aroa sie nachdenklich an, dann lächelte sie. „Da haben wir beide wohl was wieder gutzumachen, was? Ich habe auch schon einen ziemlich dummen Fehler begangen, der sich leider nicht mehr ändern lässt. Ich bin genaugenommen hier nach Inori gekommen um diesen Fehler zu begleichen. Ich möchte mich bei den Menschen entschuldigen, denen ich durch meine Dummheit geschadet habe.“, sagte sie leise und warf einen Blick auf Midori und ihren Vater. Kagome wirkte verwirrt und doch irgendwie erleichtert, dass sie nicht die Einzige war, die solch einen Mist gebaut hatte. „Ich…“ Aroa wurde von einem lauten Knall unterbrochen. Alle fuhren zu dem Wandgemälde herum, welches nun schief in den Angeln hing. Stille herrschte, dann fuhr Kagomes Hand zu ihrem Mund. „Oh Gott.“, hauchte sie in der Angst, Inu Yasha und ihren Freunden sei etwas geschehen.
 

Aroa hielt sich nicht lange mit solchen Gefühlen auf, sondern riss das Bild zur Seite und rannte in den Gang hinein. Ihre nackten Füße hinterließen ein schauriges Geräusch und erschrocken blieb sie stehen, als etwas Feuchtes an ihre Zehen sickerte. Es war warm und klebrig. Blut!, schoss es ihr durch den Kopf und instinktiv machte sie einen Satz zurück, sprang fast in eine Wache hinein, die ihr gefolgt war. „Licht.“, hauchte sie und hörte, wie einer der Männer mit einer Öllampe hantierte. Auch wenn ihre Augen als Halbdämonin besser mit der Finsternis zurechtkamen als die der Menschen, so vermochte auch sie es nicht zu erkennen, was vor ihnen lag. „Schnell.“, drängte sie den Mann hinter ihr, als das Blut ihre Füße erneut berührte und der metallische Geruch ihre Nase verstopfte. Sie konnte an nichts anderes mehr denken als an den roten Lebenssaft, welcher dort vor ihr trieb, doch was ihr wirklich Angst machte war die Frage, wessen Blut es war.
 

Das Licht einer Lampe flammte auf und tauchte den Gang in Schatten und Helligkeit, die sich so grotesk abwechselten, dass es unheimlich war. Aroa stieß einen Schrei aus und stürzte zu der am Boden kauernden Gestalt. Sie wurde nur noch schwach vom Lichtkegel erreicht, doch das vertraute, grün-graue Haar würde sie niemals verwechseln. „Hayato! Hayato was ist passiert?“, rief sie erschrocken, fasste ihren Freund an den Schultern und wollte ihn dazu zwingen sie anzusehen, doch er sackte nun völlig in sich zusammen. „Miss, wir sollten ihn-“, weiter kam die Wache nicht, denn seine Kollegen stießen panische Schreie aus und kurz darauf stürzte auch er tot zu Boden. Die Lampe schlug auf Stein und zerbarst. Der Gang war wieder dunkel. „Aroa?“, fragte Kagome vorsichtig von dem Eingang aus. Sie hatte sich sofort ihren Bogen geschnappt und war zusammen mit Kenji stehen geblieben, um König und Prinzessin zu schützen. „Hier ist etwas.“, flüsterte Aroa so leise, dass auch ihre Freundin es hören konnte, die sofort die Sehne spannte und ihren Pfeil auf den Gang richtete. „Ihr müsst hier weg.“ Kenji versuchte Tsuna dazu zu überreden so schnell wie möglich zu verschwinden, doch dieser hatte lediglich seine Tochter fortgeschickt und sich das Schwert einer Wache geschnappt. Sollte dieser Jemand doch kommen, er würde sich nicht so einfach töten lassen und er würde sich auch nicht feige verkriechen.
 

„Hayato, komm schon, wir müssen hier weg.“ Aroa versuchte ihren Freund auf die Beine zu ziehen, doch dieser hatte mittlerweile vollständig das Bewusstsein verloren und er war fast einen Kopf größer aus sie. So einfach war das also nicht. Die Wachen blickte sie kein einziges Mal mehr an, sie waren tot, doch das interessierte sie relativ wenig. Ein Luftzug surrte an ihrer Wange vorbei und ihr Haar wehte auf. Ihre Augen weiteten sich, dann packte sie Hayato fester unter den Armen, warf ihn mit voller Kraft aus dem Tunnel und ließ sich selber zu Boden fallen. Keine Sekunde zu früh, eher zu spät. Messer sausten über sie hinweg, schlugen in der Steinwand ein, wenige schafften es bis durch den Eingang. Eine der Klingen streifte ihre Schulter doch in Aroas Körper war so viel Adrenalin, sie spürte den Schmerz nicht. Wütend fuhr sie herum und funkelte in zwei gelbe, katzenähnliche Augen, die sich nun vor ihr auftaten.
 

Als der Körper des jungen Dämons durch die Öffnung flog, gefolgt von vier Messern, sah Kenji den König kurz entschuldigend an, dann packte er seine Schulter und mit einem Ruck waren beide verschwunden. Kagome blinzelte kurz verwirrt, dann ließ sie ihren Bogen fallen und rannte auf Hayato zu, der sich nicht regte. Sie drehte ihn auf den Rücken und stieß einen leisen Schrei aus, als sie die tiefen Schnitte und Stiche in der Brust sah, schnell zog sie sich ihre Jacke aus und drückte sie auf die Wunden. Blut rann ihr durch die Finger, doch sie konnte sich nicht bewegen, konnte nicht fester Drücken, konnte nur auf die rote Flüssigkeit und das weiße Gesicht starren. Erst ein Schrei voller Wut und Zorn holte sie zurück in die Wirklichkeit und sofort verstärkte sie ihren Druck, sah panisch zu dem Eingang des Tunnels, aus welchem der Schrei gekommen war. Aroa währenddessen rastete total aus. Immer wieder versuchte sie mit Tritten oder Schlägen die Gestalt zu treffen, wich selber Messern und Klauen aus und drängte das Etwas immer weiter zurück. Sie befanden sich mittlerweile wieder in völliger Dunkelheit, nur die gelben Augen des Gegners und Aroas violetten waren noch zu erkennen. Sie leuchtete heller als sonst, strahlten eine Wut und Entschlossenheit aus, wie nie zuvor.
 

Aroa drehte sich um die eigene Achse, traf mit der Ferse auf weichen Wiederstand und schlug gleich noch einmal mit dem Handrücken zu. Auch dieser Schlag traf, jedoch nicht an derselben Stelle wie zuvor und verriet ihr eine Menge über ihren Gegner. Er war größer als sie, mindestens einen Kopf, wenn nicht noch mehr, er war schmal aber muskulös, dementsprechend wenig und er trug nur leichte Kleidung. Wieder spürte sie einen Luftzug, wich im nächsten Moment einem Messer aus, ließ sich zu Boden fallen und trat in einer Drehung die Standbeine der Person weg, richtete sich auf einem Bein auf und ließ das andere in einem Bogen und mit der Ferse voran in den Magen sausen. Dem Gegner entfloh ein Gurgeln, er war jedoch im nächsten Moment wieder auf den Füßen und versuchte eines seiner Messer auf das Mädchen zu schleudern, ohne Erfolg. Aroa drückte sich an die Wand, rutschte an ihr entlang nach vorne und stieß der Person mit einer Drehung den Ellbogen in den Rücken, woraufhin diese aus dem Gang geschleudert wurde. Der Schlag hatte so viel Kraft, dass die Wirbelsäule brach. Mit verdrehtem Körper lag nun eine vermummte Gestalt an der Wand und versuchte mühsam eines seiner Messer mit den Fingern zu kontrollieren, was angesichts der Lähmung und der Schmerzen unmöglich wurde.
 

Kagome schrie auf und zog Hayato in den Arm, als eine Gestalt an ihr vorbei gegen die Wand donnerte und wimmernd zu Boden fiel. Es war, dem Körperbau nach zu urteilen, ein Mann, doch sein Gesicht und seine Haare waren von einem schwarzen Tuch verborgen. Nur seine gelben Augen waren zu sehen, sie blickten fast schon angsterfüllt in den Tunnel hinein, aus welchem nun Aroa trat. Sie war hoch aufgerichtet, ihr Mund zu einem strengen Strich verzogen und ihre Augen sahen kalt auf den Mann herab. Kagome fuhr ein Schauer den Rücken hinunter als sie ihre Freundin anblickte. Sie wirkte so herzlos, so unendlich wütend wie sie es noch nie bei einer jungen Frau gesehen hatte. Aroa trat näher, trat mit dem Fuß in die Wand neben dem Kopf des Mannes und der Stein splitterte unter dem Druck. Sie blickte ihn nur an, sprach kein Wort und unternahm auch nichts, als er langsam sein Messer hob und zu seiner Kehle führte. Gerade in dem Moment, wo er zustechen wollte trat sie ihm die Klinge aus der Hand und ihn mit voller Kraft in die Seite. Er rutschte über den Boden direkt vor die Füße von fünf herannahenden Wachen, die sich kurz verwundert umsahen, dann packten sie den Mann bei den Schultern und nahmen ihn gefangen. „A-Aroa?“, hauchte Kagome erschrocken und ihre Freundin wandte sich ihr zu, dann trat sie näher und ging in die Knie. Noch immer zeigte ihr Gesicht nichts als Kälte, doch als sich ihre Augen auf Hayato richteten gesellte sich auch Trauer mit dazu. „Wir sollten ihn hier weg bringen. Er muss versorgt werden.“, sagte sie dann unnatürlich distanziert und hob ihren Freund hoch. Hatte sie eben noch so enorme Probleme mit seinem Gewicht und seiner Größe gehabt, so fühlte es sich nun an, als würde sie ein Kind tragen. Erst ging sie langsam, dann schneller und schließlich rannte sie die Gänge hinunter auf der Suche nach jemandem, der ihnen helfen konnte und bereits nach wenigen Metern traf sie auf eine junge Frau, die sie sofort anwies ihr zu folgen.
 

„Was meinst du? Hat Hayato es geschafft?“, fragte Sango Miroku leise, der neben ihr lief und er nickte bestimmt. „Sicher. Hayato ist gut. Er weiß genau was er tun muss. Und selbst wenn er es dieses Mal nicht geschafft hat, Kagome, Aroa und die anderen waren ja nicht weit weg.“ Sango lächelte erleichtert, doch noch immer hatte sie das Gefühl das etwas schief gegangen war. „Miroku hat Recht.“, sagte Inu Yasha unerwartet sanft und wieder einmal konnte sie über seinen Wandel nur den Kopf schütteln. Sie wusste woher es kam, dass er versuchte ruhiger und besonnener zu sein, schließlich hatte er sie um Hilfe gebeten. Sie hatte ihm heimlich Nachhilfe gegeben, im Benehmen und auch wenn es ums Wissen ging. Es war für Kagome. Er wollte einzig und allein Kagome beeindrucken und das war es auch gewesen, was sie angespornt hatte, ihm zu helfen. Sie fand es irgendwie süß.
 

„Von hier aus müsst ihr alleine weiter.“, sagte die Wache und trat zur Seite, so dass das Ende des Tunnels sichtbar wurde. Draußen war

es mittlerweile Dunkel geworden, Sterne standen am Himmel und der volle Mond spendete angenehmes Licht. Die vier Krieger aus Sukai, Inu Yasha, Sango und Miroku traten hinaus auf eine Art Feld, es war von Felsen umwachsen und schloss direkt an den Berg an, durch welchen sie gerade gelaufen waren. In weiter Ferne waren die Lichter von Sukai zu erkennen, über allem prangte das Schloss. „Wo gehen wir nun lang?“, fragte Inu Yasha ungeduldig, verschränkte die Arme und sah sich seine Umgebung genauer an. „Ich schlage vor, wir gehen über die Berge?“, fragend sah Iseki seine Kammeraden an und die nickten nach kurzem Überlegen zustimmend. „Folgt mir.“, forderte Ribenji sie auf und ging los.

Kapitel 7.

Der Schatten huschte über den Nachthimmel, verschmolz geradezu mit der Dunkelheit auch wenn sein Gefieder weiß wie Schnee war. Die goldenen Augen suchten den Boden ab, hefteten sich dann wieder auf den großen Berg, erspähten die Höhle und die Gestalt die im Eingang stand und wartete. Ihr weißes Haar war zu einem sanften Zopf geflochten, wehte im Wind und zusammen mit dem blauen Kleid sah sie wunderschön aus. Sho hatte es ihr nie gesagt, doch für ihn war sie das schönste Geschöpf, welches auf Erden wandelte. Schon von weitem sah man ihre Anmut, die Kontrolle in ihren Bewegungen, sie war einfach perfekt. Mit einem kräftigen Schlag seiner Flügel ging er in den Sturzflug und bremste kurz vor der großen Plattform in der Luft ab. Menschenfüße setzen auf dem kalten Stein auf und vorsichtig strich er sich das Gewand glatt, unter welchem sein jugendlicher Körper verborgen war. Es war ein schönes Gefühl wieder festen Boden unter den Füßen zu haben, es gab ihm Sicherheit, doch noch schöner war die Freiheit, die er beim Fliegen empfand und die er nirgendwo sonst so spüren konnte. Er war zwar nur einen Tag und die halbe Nacht fort gewesen, doch es war befreiender als die lange Zeit zusammen mit seiner Herrin.
 

„Warst du erfolgreich?“, fragte Frozen leise und schritt die Stufen zu ihm hinunter, die Augen auf den Horizont gerichtet. „Ja. Ich sah, wie sich die Reiche Inori und Sukai für einen Krieg vorbereiten. Sie werden gegeneinander Kämpfen und noch ist nicht zu erkennen, wer siegen wird.“ Ihr Blick veränderte sich nur minimal, doch noch immer schwang die Kälte in ihren grauen Augen mit, die er so beeindruckend fand. „Sukai ist das stärkere Reich. Sie haben Dämonen. Inori lediglich Menschen und Halbdämonen, den einen oder anderen niederen Dämon vielleicht noch. Wie sollten sie siegen?“ Eine bittere Erkenntnis, doch sie hatte Recht. Wenn Sukai an die Macht kam, waren sie verloren. Inori hingegen würde ihre Existenz sichern, auch wenn sie nichts von ihnen wussten. „Sie haben einige Krieger an ihrer Seite, die den Worten der Dörfler nach zu urteilen sehr stark sind. Und sie haben Aroa.“, setzte er dann noch leise, aber lächelnd hinzu und die grauen Augen richteten sich sofort auf ihn. „Aroa?“, hauchte sie und Sho nickte zustimmend. „Ich sah sie mit eigenen Augen. Sie stand im großen Rosengarten von König Tsunas Schloss. Sie wirkte… glücklich.“ Ein Lächeln bildete sich auf ihren blassen Lippen und Sho verschlug es die Sprache. Frozen lächelte nie. Sie war immer die distanzierte, wunderschöne Frau, die jedoch nie glücklich oder froh war, sie war immer kalt und emotionslos, doch nun… lächelte sie.
 

Sie wandte den Blick ab und sah auf die Bergkette am Horizont, dann strich sie sich ihr langes Gewand glatt und nickte kaum merklich. „Ich denke, es ist Zeit, dass ich heimkehre.“, flüsterte sie, hob langsam beide Arme und schloss die Augen. Wind kam auf, ließ ihr Haar, ihr Kleid tanzen und brachte Kälte und Schnee mit sich. Sho hielt sich die langen, schwarzen Haare aus dem Gesicht und sah fasziniert dem Schauspiel zu, welches sich ihm bot. Der Wind entwickelte sich zu einem wahren Schneesturm und suchte sich seinen Weg rasend schnell in Richtung Berge und somit auch nach Inori und Sukai. Frozen öffnete die grauen Augen, richtete sie auf Sho und trat langsam näher, dann legte sie ihm beide Hände an die Wangen, und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn. „Bring mich heim.“, hauchte sie und im nächsten Moment spürte Sho die Magie durch seinen Körper wallen, wie die kalten Hände von seinen Wangen verschwanden und sein Körper begann sich zu verwandeln. Immer mehr Magie wurde freigesetzt und riesige, silber-weiße Schwingen schlugen durch die Luft. Sho war wieder in seinem Körper, auch wenn es nicht mehr der seine war. Er war größer, machtvoller und nicht mehr weiß sondern silbern wie die Strahlen des Mondes auf frisch gefallenem Schnee. Frozen lächelte ihn zaghaft an, dann schwang sie sich auf seinen Rücken und Sho stürzte sich zusammen mit seiner Herrin in die Tiefe nur um im nächsten Moment steil nach oben zu fliegen. Immer weiter den Bergen entgegen, bis sie beide vom Schnee des Sturmes verschluckt wurden.
 

„Wie geht es ihm?“, fragte Kagome vorsichtig, nachdem sie das Zimmer betraten und ihre Freundin neben dem Bett hatte sitzen sehen. Aroa sah auf und lächelte sie dankbar an, dann wandte sie ihren Blick wieder auf Hayatos blasses Gesicht, welcher im Bett lag. Die Ärzte des Königs hatte ihr Möglichstes getan und scheinbar war es wirklich knapp gewesen, doch jetzt mussten sie nur noch warten, bis er aufwachte. „Er hat viel Blut verloren aber Haru meint er kommt durch. Er muss sich nur ausruhen.“ Haru war die Frau gewesen, welche scheinbar das Sagen hatte, sie hatte die Mädchen auch ins Krankenzimmer geführt und sofort damit begonnen die Blutung zu stoppen. Ohne ihr schnelles Eingreifen wäre es wohl schief gegangen. Kagome atmete erleichtert aus. „Na dann ist ja gut.“, lächelte sie und ließ sich neben ihrer Freundin aus Fensterbrett fallen. Sie blickte gedankenverloren hinaus und kaute auf ihrem Fingernagel. „Hoffentlich geht es allen gut.“, murmelte sie dann und Aroa nickt. „Sicher. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die sich so schnell platt machen lassen.“ Kagome nickte zustimmend, war aber noch nicht so wirklich überzeugt, dann sah sie ihre Freundin forschend an. „Was war das eigentlich eben? Du wirktest wie eine andere Person.“
 

Aroa wandte den Kopf ab und presste die Lippen aufeinander, dann versuchte sie sich an einem entschuldigenden Lächelnd, welches jedoch scheiterte. „Ich wollte euch nicht erschrecken. Ich habe einfach rot gesehen als Hayato da so vor mir lag. Tut mir leid.“ Die Schwarzhaarige winkte ab. „Ah, ich hab mich auch erschrocken als Kenji plötzlich mit Tsuna teleportiert ist, also war das mit dir wohl eher nur, dass ich nicht wusste, wer da gerade vor mir steht.“ Aroa riss die Augen auf. „Kenji ist was?“, fragte sie dann etwas zu laut und Kagome nickte zustimmend. „Ja, er kann Teleportieren. Ich habe eben kurz mit ihm gesprochen, allerding hat er sich dann schlafen gelegt. König Tsuna erklärte mir, dass das ziemlich anstrengend für seinen Körper ist und da Kenji es scheinbar noch nicht so wirklich kontrollieren kann ist er danach immer ziemlich erschöpft. Scheinbar hatten wir Glück dass er nicht gleich zusammengebrochen ist.“ Die Violetthaarige dachte kurz nach, dann sah sie auf Hayato, stand auf und trat ans andere Fenster. „Naja, Hauptsache es ist alles so mehr oder weniger glatt gelaufen.“, murmelte sie und blickte auf die Landschaft hinter dem Glas. Wind kam auf, trug kleine Schneeflocken mit sich und in kürzester Zeit war ein wahrer Schneesturm entstanden, welcher die Wiesen, Wälder und die Stadt langsam in Weiß tauchte. „Wunderschön.“, flüsterte Kagome und begann zu lächeln, als sie die Faszination in Aroas Blick bemerkte.
 

„Seit wann bitte schneit es?“, kam eine leise Stimme vom Bett und die Mädchen fuhren herum. Hayato hatte den Kopf zu ihnen gedreht und sah sie aus müden Augen an. Aroa kam lächelnd näher und überlegte kurz ob sie ihn umarmen konnte, entschied sich dann aber aufgrund der Verletzungen dagegen. „Erst seit wenigen Minuten. Wie geht es dir?“ Er zuckte die Schultern, scheinbar eine Bewegung die wehtat, denn er verzog schmerzhaft das Gesicht. „Geht so.“, grinste er dann und lächelnd nahm Aroa seine Hand in ihre, was Kagome unwillkürlich erröten ließ. Irgendwie war sie fehl am Platz, oder? Mit einem vielsagenden Grinsen wollte sie sich zum Gehen wenden, da stellte ihre Freundin eine Frage, deren Antwort auch sie brennend interessierte. „Was ist passiert?“ Hayato schien kurz zu überlegen, dann fuhr er sich über die Augen und fixierte das Fenster während er sich so gut wie möglich zu erinnern versuchte. „Ich bin mir nicht mehr ganz sicher. Also wir waren kurz vor Ende des Ganges, da wurden wir angegriffen. Irgend so ein Typ ist an uns vorbei und ich bin ihm nach, die anderen sind weiter. Ich habe versucht ihn mit meinen Schatten zu erwischen, doch es war nur dunkel in diesem Gang, es gab keine natürlichen Schatten. Ich habe ihn zwar ziemlich deutlich vor mir gesehen, aber seine Messer kamen unerwartet und scheinbar wurde ich getroffen. Naja, dann hat irgendwas gebebt so als würde was explodieren und danach ist alles nur noch verschwommen.“ Er versuchte weiter sich zu erinnern, doch die Bilder wollten nicht wieder auftauchen. „Wie komme ich eigentlich hier her?“, fragte er dann verwundert und sah sich das Zimmer genauer an. Er kannte es nicht. „Ich habe dich gefunden und diesen Typen fertig gemacht, dann brachte wir dich hier her und du wurdest verarztet.“, erklärte Aroa, ließ aber bewusst Details über den Kampf weg, was dem Dämon aber scheinbar gar nicht auffiel. Er war schon wieder fast am Schlafen und mit einem Lächeln verabschiedeten sich die Mädchen und verließen das Zimmer.
 

Sie schlenderten einen Moment schweigend durch die Gänge des Schlosses, dann kamen sie am Thronsaal vorbei und sahen König Tsuna auf und abgehen. „Dürfen wir erfahren, was sie belastet, eure Hoheit?“, fragte Aroa mit einer Höflichkeit, die selbst Kagome im Moment nicht aufbringen konnte. „Ich mache mir Sorgen um das Gelingen dieser Mission. Und bitte, nennt mich doch Tsuna. Ich denke, wir sind uns langsam näher als König und Besuch es meist sind.“, fügte er noch hinzu, doch Aroa musst ihn korrigieren. „Krieger.“

„Was?“, fragte Tsuna und wandte sich ihr zu. „Genaugenommen sind wir als Krieger zu betrachten. Wir sind hier für euren Schutz und für den Sieg Inoris.“, erklärte Aroa, doch scheinbar gefiel weder Tsuna, noch Kagome die Richtung dieses Gesprächs, denn letztere wechselte schnell das Thema. „König Tsuna, dürfte ich eine Frage bezüglich Kenjis Kräften stellen?“ Er nickte nur zustimmend und wandte sich dem Feuer zu, welches im Kamin loderte, während die beiden Mädchen näher traten. „Ist Teleportation die einzige Kraft, die er besitzt?“, fragte das Mädchen aus einer anderen Zeit weiter, doch der König schüttelte den Kopf. „Nein, er ist ein guter Heiler. Im Dorf wird er nicht unbedingt als hoch angesehen und auch unter Dämonen ist er eher unbeliebt. Das liegt nicht etwa daran, dass er ein Halbdämon ist, sondern daran, dass er seine Kräfte nach so vielen Jahren noch immer nicht voll beherrscht. Doch dass er im Thema Heilmagie begnadet ist, können selbst hohe Dämonenfürsten nicht bestreiten.“, lächelte er und es war den Mädchen so, als würde Stolz in seiner Stimme mitschwingen. Er sah Kenji als seinen engsten Freund an und im Grunde hatte er ihn auch etwas mit groß gezogen. Die positive Entwicklung des Halbdämons machte ihn dementsprechend stolz.
 

„Ihr müsst verstehen, dass es sehr selten ist, als Halbdämon im Heilen erfolgreich zu sein.“, fügte er noch hinzu und Aroa nickte wissend. Sie selber hatte es anfangs versucht zu lernen, doch ihr fehlte sowohl die Veranlagung, als auch die Macht. Es war häufig auch vom Charakter abhängig. Aroa war freundlich, besonnen und auch nachdenklich. Doch sie konnte genauso gut aufbrausend, egoistisch und kaltherzig sein, so wie heute bei dem Kampf. Kenji jedoch schien diese negativen Eigenschaften nicht zu besitzen. Er war eine sanfte, überlegte und durch und durch freundliche Person und das schien sich auch auf seine Dämonischen Kräfte auszuwirken.
 

„König Tsuna?“, riss Kenjis Stimme Aroa aus ihren Gedanken und alle wandten sich ihm zu. „Kenji, du sollst im Bett liegen.“, beharrte Tsuna, doch als die Wache, die seine ‚Krieger‘ durch den Tunnel führen sollte herein trat, vergaß er die Bettruhe seines Beraters für einen Moment. „Sind sie erfolgreich durch?“, fragte er und als der man vor ihm sich verneigte und schließlich bestätigte fiel ihm fast ein Stein vom Herzen. „Darf ich erfahren, was mit dem jungen Dämon ist, der uns begleitete, aber für einen Kampf wieder verließ? Er kam mir nicht entgegen und auf dem Tunnelboden fand ich Blut. Ist es das seine?“, fragte die Wache dann vorsichtig, nicht wissend, ob sie überhaupt eine Antwort erhalten würde. „Es geht ihm gut. Ja es ist sein Blut, doch Haru konnte ihn rechtzeitig behandeln. Sein Gegner wurde von Miss Aroa hier besiegt und verweilt zurzeit schwer verletzt in den Kerkern.“ Der Mann nickte dankend, verneigte sich noch einmal vor allen Anwesenden und verließ den Raum.
 

Tsuna wandte sich wieder seinem Berater zu, welcher entschuldigend zu Lächeln begann. „Es geht mir bereits wieder blendend.“, versicherte er, doch der König bedachte ihn nur mit einem strengen Blick und deutete zurück zur Tür. „Leg dich hin Kenji. Im Moment sind wir sicher, wenn auch wahrscheinlich nicht für lange. Niemand weiß, ob wir dich später noch für eine Rettungsaktion brauchen, also ruh dich aus.“, setzte er noch sanft hinzu und sein Berater nickte. Er lächelte kurz zum Abschied und verließ, gefolgt von Aroa und Kagome den Raum. „Du kannst also heilen, ja?“, begann Aroa ein Gespräch und Kenji nickte, freundlich lächelnd.
 

„Kann ich es lernen?“ Nun blieb der Berater überrascht stehen und sah sie an, doch Aroa hielt seinem Blick stand, was die Ernsthaftigkeit ihrer Frage bestätigte. „Durchaus. Wenn man die Veranlagung dazu hat.“, erwiderte Kenji langsam und musterte sie noch einmal genau, dann begann er wieder zu lächeln. „Die du durchaus zu haben scheinst.“ Aroa strahlte ihn an, dann wurde ihr Blick wieder skeptisch. „Woher willst du das wissen?“, fragte sie vorsichtig, doch auch interessiert. Sie hatte zwar Jahre in einer Höhle verbracht, doch das hieß nicht, dass sie nicht wissbegierig war. Sie wusste im Grunde gar nichts über sich selbst und genauso wenig über Halbdämonen im Allgemeinen, so freute es sie, nun von so vielen umgeben zu sein. „Deine Aura.“, gab Kenji als Antwort und beide Mädchen hoben fragend eine Augenbraue. Ok, von Auren hatten sie zwar bereits gehört, doch sehen konnten sie sie nicht.
 

„Ich sehe schwach deine Aura und sie verrät mir, ob du eine sanfte, oder eher aufbrausende Persönlichkeit bist, doch wie mir scheint wallt mal das eine, mal das andere auf. Doch mit der durchaus vorhandenen Sanftheit kann man durchaus arbeiten. Es würde mich freuen es dir beizubringen.“, setzte er dann lächelnd hinzu und Aroa verneigte sich höflich und dankend. Kenji wandte sich seinem Zimmer zu und verabschiedete sich kurz von den Mädchen, dann trat er ein und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen. Er lehnte sich mit dem Rücken an das kühle Holz und schloss einen Moment die Augen, dann ließ er sich langsam zu Boden gleiten.

Kapitel 9.

Kenji war schwindelig. Es war, als würde sich die Welt um ihn drehen und die pochenden Kopfschmerzen halfen nicht unbedingt dabei, die Realität ein Stück zurück zu bringen. Immer wieder blinzelte er um das verschwommene Bild vor seinen Augen zu verdrängen, doch irgendwie hatte er damit keinen Erfolg. Aufstehen und zum Bett hinüber gehen schaffte er nicht, doch hier sitzen bleiben konnte er ja auch schlecht. Der Boden war kalt und unbequem. Solche Schwächeanfälle nach einer Teleportation oder manchmal sogar nach einer Heilung waren normal, doch Kenji hatte völlig irrsinnig gehandelt, als er aufstand um die Wache zum König zu führen. Er hätte wissen müssen, dass dies nur zu einem Zusammenbruch führen würde. Gut, er hatte es gewusst, doch für den Moment außer Acht gelassen.

Er spürte, wie die Dunkelheit von allen Seiten auf ihn zu gekrochen kam und er fuhr sich mit einer zittrigen Hand über das Ohr, welches merkwürdig kribbelte und surrte. Nicht weit hing eine Kordel, die in der Decke verschwand, doch irgendetwas in Kenji sträubte sich dagegen sie zu benutzen. Es war eine Art Klingel, mit der er dem König bei einem solchen Anfall Bescheid geben konnte, bevor er noch endgültig bewusstlos wurde. Einen Moment zögerte er noch, dann umfasste er das dicke Seil und zog einmal daran. Dann wurde ihm schwarz vor Augen.
 

König Tsuna fuhr herum, als er das leise Klingeln vernahm, welches von der Glocke an einer der Wände kam. Einen Moment noch starrte er das goldene Ding an und der Kling hallte in seinem Kopf nach, dann eilte er aus dem Thronsaal und den Gang hinunter. Vor Kenjis Tür stoppte er nur kurz und hielt sich nicht mit Klopfen aus, sondern versuchte gleich die Tür aufzudrücken, was mit dem Gewicht davor nicht unbedingt einfach war. „Kenji?“, fragte er vorsichtig und versuchte sich durch den entstandenen Spalt zu schieben, schaffte es jedoch nicht und drücke fester. Er erhielt keine Antwort, was ihn noch fester Drücken ließ. „Kenji!“, sagte er erneut, als er endlich den Raum betrat und seinen Berater auf dem Boden vorfand. Offensichtlich nicht bei Bewusstsein. Vorsichtig ging er in die Knie und rüttelte an seiner Schulter, doch als er keine Reaktion bekam, hob er ihn ächzend auf und legte ihn aufs Bett. Kenji war nicht schwer, ganz im Gegenteil, doch man musste bedenken, dass Tsuna auch nicht mehr der Jüngste war und sein Rücken sich bereits jetzt bemerkbar machte.
 

„Hey, Kenji.“, versuchte er es erneut und tätschelte seinem Freund leicht die Wange, was nun endlich Wirkung zeigte. Kenji kniff die Augen noch etwas fester zusammen, dann öffnete er sie vorsichtig und sah sich einen Moment desorientier um. „Du bist umgekippt.“, informierte Tsuna ihn langsam und sprach extra laut und deutlich. Sein Berater nickte leicht, dann legte er den Kopf zur Seite, lächelte kurz und war auch schon wieder eingeschlafen. Tsuna lächelte sanft und fuhr ihm mit einer Hand durch das weiße Haar, dann stand er leise auf und verließ den Raum.
 

*
 

Kagome und Aroa standen vor einem der großen Fenster und beobachteten die Flocken dabei, wie sie vom Himmel fielen und den Boden weiß färbten. Es war ein wunderschönes Schauspiel, vor allem wenn man die Schönheit des Gartens vor Augen hatte. Leise Schritte hinter ihnen ließen sie aufblicken und verwundert hob Aroa eine Augenbraue, als sich Prinzessin Midori zu ihnen gesellte. Sie stand einfach nur still neben ihnen, blickte hinaus auf den Schnee, dann wandte sich ihnen den Kopf zu und schien sich ihre Worte genau zu Recht zu legen. „Ich wollte mich bei ihnen beiden bedanken, dass sie bereit waren meinen Vater und mich zu schützen und es auch getan haben.“ Sie neigte leicht das Haupt und überfordert mit der Situation taten es ihr die Mädchen gleich.
 

„Äh nun… dafür sind wir ja her gekommen, nicht?“, fragte Kagome stotternd und ein Lächeln schlich sich auf Midoris Lippen. „Trotz allem danke. Ich denke nicht, dass es bei diesem einen Angriff bleiben wird.“, sprach sie dann weiter und Aroa nickte zustimmend. „Nein, wenn Mori merkt, dass ihr beide noch am Leben seid, wird er weitere Attentäter schicken. Und dann wird es nicht ein einziger sein, sondern eine unauffällige, kleine Armee.“
 

„Nun, ein Glück dass wir Kenji haben, der uns hier fortbringen kann, nicht?“, fragte Midori mit einem Lächeln, doch Kagome schüttelte traurig den Kopf. „Mit Verlaub, das bezweifle ich. Er schien nicht so, als sei er in der Lage mehr als nur eine Person in Sicherheit zu bringen, geschweige denn über eine längere Strecke.“ Es tat ihr ehrlich Leid diese Hoffnung zu zerstören, doch der Berater sah eben doch sehr müde und erschöpft aus. Das Lächeln der Prinzessin wurde breiter und echter. Fast schon so, als freue sie sich über ein Wissen, welches nur sie allein besaß. „Oh er ist stärker als ihr alle glaubt. Nicht nur was seine Macht angeht. Auch sein Geist. Er kann mehr als Vater denkt und er hält mehr aus, als ihr alle denkt. Das hat er bereits bewiesen, auch wenn ich es nur aus Erzählungen von Vater kenne, denn damals war ich noch nicht auf der Welt. Auch ihr werdet es bald noch merken.“, sagte sie leise, zwinkerte ihnen zu und verschwand den Gang hinunter.
 

„Komisches Kind.“, murrte Aroa und ignorierte Kagomes nachdenklichen Blick geflissentlich. Was auch immer Midori über Kenji wusste, sie wusste mehr als sie alle. Und dieses Wissen schenkte ihr Hoffnung. Vielleicht war ja noch nicht alles verloren. Mit einem Lächeln wandte sich Kagome wieder dem Fenster zu und bestaunte die Flocken des Schnees, welcher sich wohl schon bald rot färben würde.
 

*
 

Inu Yasha blickte auf das Feld, welches sich vor ihnen auftat. Groß und golden strahlte es in der Dunkelheit der Nacht und verschluckte jeden Versuch des Schnees es zu begraben. Es war fast schon so als wolle es standhaft bleiben und nicht verschwinden. Nicht vergehen. Die vier Krieger gingen voran und sprachen leise miteinander, schienen über den Weg zu diskutieren, denn sie gestikulierten immer wieder in eine Richtung. Dann nickten sie und machten sich an den Weg um das Feld herum. Iseki wandte sich ihnen nach Minuten des Schweigens zu und ließ sich auf Inu Yashas Höhe zurück fallen.
 

„Sagt, ist ihnen irgendetwas über König Tsunas Berater bekannt?“, fragte er leise und der Halbdämon hob überrascht eine Augenbraue. Die Frage kam jetzt etwas plötzlich und so völlig ohne Kontext. „Warum?“, erwiderte er also nur und Iseki wies mit einer Hand nach vorne. „Ribenji meinte, er sähe einem Bekannten hier aus Sukai sehr, sehr ähnlich. Wenn er nicht sogar eben dieser Bekannte ist.“ Der genannte Krieger ließ sich ebenfalls zurückfallen und nickte auf seine grimmige Art und Weise. „Ja, ich sah die Überraschung in seinen Augen, als er uns erblickte und auch wenn er seine Maske sofort wieder aufsetzte, er hat mich gekannt.“, stellte er klar und Inu Yasha hob eine Augenbraue, da mischte sich Sango ein.
 

„Kenji selbst erzählte uns er sei bereits seit sechzehn Jahren bei König Tsuna.“ Ribenji richtete sich zu seiner vollen Größe auf und blickte Iseki triumphierend an, welcher daraufhin missmutig den Mund verzog. „Was ist?“, fragte Miroku auf diese Reaktion hin und Iseki atmete tief durch. „Die Person, die wir meinen ist vor siebzehn Jahren aus Sukai verschwunden. Seit dem wurde sie kein einziges Mal mehr gesehen.“ Inu Yasha stöhnte genervt auf und stemmte die Hände in die Seiten. „Wer ist denn nun diese Person, die Kenji scheinbar ist.“, fragte er genervt und Ribenji grinste. „König Moris persönlicher Diener.“
 

Inu Yasha, Sango und Miroku blieben erschrocken nach Luft schnappend stehen und starrten die Krieger an. „Der Feind ist also bereits im Hause des Königs von Inori. Er war es all die Jahre über.“, stellte Iseki mit fester Stimme klar und blickte auf die weit entfernten Konturen des Schlosses König Tsunas, welche durch den Schnee gerade noch so zu sehen war.

Kapitel 10.

Kapitel 11.
 

Die Hallen waren hoch, dunkle und vor allem still. König Mori stand an einem der großen Fenster, durch welches kein Licht eindrang, doch es gab zumindest den Blick auf sein Reich frei. Es war Nacht, nirgendwo brannte ein Licht, denn niemand brauchte es. In der Nacht erwachte sein Land erst richtig zum Leben und das war der Grund, warum sie Inori überlegen waren. Sie konnten bei Dunkelheit schreiten, sie konnten bei Finsternis kämpfen und sie konnten bei Nacht siegen.
 

Mori musste lächeln, wandte sich um und sah zu seinem Thron hinauf, der auf einer Amphore stand. Er war groß und so vertraut, wie sein eigenes Gesicht. Früher einmal war er fast nie allein hier gewesen. Hatte immer seinen Diener um sich gehabt und war sich sicher gewesen, dass jemand seine Wünsche erfüllen würde. Jetzt, hatte er nur noch Rei, seine Dienerin, die mehr als nervig war. Er wusste nicht, was es war, doch dieses Mädchen hatte zu viel Energie, zu viel Spaß in seine, Reich. Im Grunde war sie nur ein albernes, kleines Kind, welches seine eigene Stärke noch nicht einschätzen konnte. Nun, die Frage war nur, würde sie es je können.
 

Die großen Türen gegenüber seines Thrones öffneten sich schwungvoll und ein kleines Mädchen, im weißen Gewandt und mit violettem Haar trat grinsend ein. Sie hüpfte von einem Bein auf das andere und hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt. „Mo-kun! Was machst du für ein komisches Gesicht. Es ist schönes Wetter, wir könnten raus gehen und was spielen!“, rief sie kichernd und Moris Miene verdunkelte sich noch weiter. „Es ist Krieg Rei. Da werden wir nicht spielen gehen. Und selbst wenn kein Krieg wäre, weder ich bin ein kleines Kind, noch du!“, schnaubte er wütend und Rei verzog den Mund zu einer Schnute. „Du bist gemein Mo-kun.“ Schmollend verschränkte sie die Arme vor der Brust und stampfte mit einem Fuß auf den Boden.
 

König Mori atmete tief durch, dann wandte er sich wieder dem Fenster und der dahinter liegenden Nacht zu. „Nicht mehr lange und sie sind hier.“, flüsterte er mehr zu sich selbst, als zu Rei, die ihm auch schon gar nicht mehr zuhörte. „Dieses Mal wirst du mich nicht aufhalten Shisui.“
 

*
 

Inu Yasha starrte auf die Dächer der Stadt, die sich in der Ferne vor ihnen aufbauten. Er war tief in Gedanken und bekam so nur wenig von seinem Weg über die Felder mit. Er wusste nicht genau, wie er die Worte von Ribenji und Iseki verdauen sollte. Vorstellen, dass Kenji einer von Sukais Spionen war, konnte er sich nur schlecht, doch was für ihn wirklich erschreckend war, war die Tatsache, dass Kagome im Moment unwissend bei ihm war. „Glaubst du das?“, fragte Sango neben ihm flüsternd und riss so Inu Yasha aus seinen Gedanken. „Ich weiß es nicht.“, antwortete er genauso leise und warf einen Blick auf die vier Krieger, die etwas weiter vor ihnen gingen.
 

„Kenji ist unauffällig, ich kann ihn nicht einschätzen, aber ich glaube nicht, dass er König Tsuna über Jahre hinweg täuschen konnte.“ Miroku war zu ihnen getreten und Sango nickte auf seine Worte hin. „Ich glaube, es steckt mehr hinter, oder eher in ihm, als wir alle denken, aber dass er der Feind oder ein Spion ist, das glaube ich nicht.“, stimmte sie ihm zu und Inu Yasha murmelte ebenfalls seine Zustimmung. Ja Kenji war etwas merkwürdig, aber er glaubte nicht, dass er fähig wäre, ein ganzes Königreich zu hintergehen und Tsuna in Sachen vertrauen und Freundschaft zu täuschen. Dafür war er zu sanft.
 

Kenji war freundlich, zurückhaltend, unauffällig und wirte an manchen Stellen wirklich weiblicher, als man es vielleicht dachte. Doch vielleicht war es gerade das, was Vertrauen zu ihm aufbaute, denn er war nicht die Art von Person, die andere hinterging. Inu Yasha hatte nicht viel mit ihm zu tun gehabt, doch er hatte gesehen, wie König Tsuna ihn ansah und anlächelte. Und zwar nicht wie einen Freund, sondern wie einen Sohn. Und ein Sohn würde seinen Vater nicht hintergehen. Zumindest nicht, wenn es um Kenji und Tsuna ging. Sango schien seine Gedanken verfolgt zu haben und nickte mit einem Lächeln. Sie war zu dem gleichen Ergebnis gekommen. Iseki und Ribenji mussten sich also täuschen.
 

Shi blieb stehen und hob eine Hand, dann legte er sich den Finger an die Lippen und ging langsam in die Knie, die anderen folgten. „Hier ist etwas.“, flüsterte er und gleich darauf sah die Gruppe, wie sich das hohe Gras rechts von ihnen bewegte. Kirara auf Sangos Schulter begann zu fauchen, nur ganz leise, doch es schien das Wesen auf sie aufmerksam zu machen. Das Gras hörte auf sich zu bewegen, das Wesen hielt inne, schnüffelte und rannte plötzlich genau auf sie zu. Inu Yasha sprang auf, zurück und hielt abrupt inne, als er die Schlucht in seinem Rücken erblickte. Er war eben noch so tief in Gedanken gewesen, dass er diese gar nicht bemerkt hatte. Er zog Tesaiga, welches sich sogleich vergrößerte und holte aus zur Windnarbe.
 

Doch das Wesen war wieder stehen geblieben, das Gras bewegte sich nur noch schwach im Wind und die genaue Lage des Feindes war nicht auszumachen. Die vier Krieger standen etwas weiter entfernt, Rücken an Rücken und behielten ihre Umgebung im Auge, während Sango und Miroku zu Inu Yasha traten. Die ehemalige Dämonenjägerin nahm ihren Bumerang vom Rücken und kniff die Augen leicht zusammen um durch das Gras hindurch zu sehen. Alles, was sie erkannte war ein großer Schatten, der sich ihnen rasend schnell näherte. Inu Yasha riss Tesaiga in die Höhe und ließ die Windnarbe auf das Wesen nieder sausen, welches jedoch zur Seite sprang und so dem Angriff entkam. Der Schatten drehte eine kurze Kurve und hielt genau auf die drei Freunde zu. Rote Augen funkelten zwischen schwarzem Fell. Sango warf ihren Knochenbumerang, welcher jedoch über das Wesen hinweg sauste und in sogleich darauf setzte es zum Sprung an.
 

Miroku schützte sich selbst mit seinem Stab, wurde jedoch zu Boden gerissen und Inu Yasha sprang noch rechtzeitig zur Seite. Die Augen des Mönches weiteten sich und sein Mund öffnete sich zu einem Schrei, als er Sangos Körper zwischen den Zähnen des Monsters erblickte, welcher im nächsten Moment über die Klippe hinweg getragen wurde und fiel.

Kapitel 11.

Kenji stand vor dem großen Spiegel in seinem Badezimmer und hielt die Hände unter einen kühlenden Strahl Wasser. Abwesend starrte er sich selbst in die Augen und versuchte seine Gedanken zu ordnen. Eben erst war er aufgewacht, hatte einen Moment noch die Decke angestarrt und sich dann erhoben. Er sollte jetzt hier nicht in seinem Zimmer liegen, während es Tsuna und Inori mit einem Krieg zu tun hatten.
 

Als wirklich gute Hilfe konnte man ihn nur bezeichnen, wenn es um Politik ging. Doch Krieg war keine Politik mehr, das war Gewalt. Und davon verstand er nichts. Oder vielleicht eher zu viel, als dass er etwas damit zu tun haben wollte. Er wollte niemanden verletzten und auch selbst nicht verletzt werden. Dafür war er nicht stark genug. Körperlich, wie auch seelisch. Ein lilafarbener Schein zuckte über seine Augen. Es waren nur Sekundenbruchteile, doch Kenji zuckte erschrocken zurück und hob die nassen, jetzt jedoch zitternden Hände schützend vor den eigenen Körper.
 

Was war das gewesen. Wieder ging dieses Funkeln durch seine sonst so grauen Augen und Kenji wandte sich um, vergaß das laufende Wasser, sondern stürzte aus dem Raum. Er rannte den Gang hinunter, hetzte um die Ecken und die Treppe hinauf, stieß die Türen zum Thronsaal auf und blieb abrupt stehen. Tsuna, Kagome, Hayato und Aroa wandten sich im überrascht zu, doch die Augen des Königs spiegelten Besorgnis wieder, sobald er seinen Berater erblickte. „Kenji was…“
 

„I-irgendwas stimmt nicht!“, unterbrach ihn sein Berater laut und klammerte die feuchten Hände zitternd in seine eigenen Ärmel. Tsuna trat einen Schritt auf ihn zu, doch als Kenji zurück wich, hielt er besorgt inne. Sein Berater war schon immer jemand gewesen, der seinen Freiraum brauchte und es nicht gerne hatte, wenn man ihm ungefragt zu nahe kam, doch für gewöhnlich sah er das bei Tsuna nicht so eng. „Meinst du die Mission? Ist irgendwas geschehen?“, fragte der König vorsichtig, doch Kenji schüttelte heftig den Kopf und begann noch mehr zu zittern. „Nein… nein… mi-mi-mit mir… mit mir stimmt etwas nicht!“, hauchte er dann entsetzt und Aroa zuckte zurück, als sie die grauen Augen sah, welche für einen Wimpernschlag lila aufleuchteten.
 

Tsuna atmete tief durch. Er hatte das Leuchten nicht gesehen, doch Kenji hatte offensichtlich ziemliche Panik und wenn er wissen wollte, was los war, würde er ihm diese nehmen müssen. „Es ist alles in Ordnung Kenji. Komm her.“, sagte er sanft und hob die Arme, nickte seinem Berater lächelnd zu. Dieser zögerte einen Moment, dann trat er schnellen Schrittes vor und Tsuna schloss die Arme um ihn, drückte ihn fest an seine Brust. Aroa starrte nur mit zitterndem Atem auf das Schauspiel, welches sich ihr bot, während Kagome und Hayato nur verwirrt und doch etwas gerührt waren. Es war nicht selbstverständlich, dass man König und Berater in solch einer harmonischen Situation zu erleben. Sie hatten nicht das gesehen, was Aroa gesehen hatte. Und sie wussten nicht was sie wusste.
 

„Das ist nicht Kenji.“, flüsterte sie und trat einen Schritt vor, die entsetzten Blicke von ihren Freunden ignorierend, die ihre Worte gehört hatten. „Das ist NICHT KENJI!“, schrie sie dann und Tsuna hob erschrocken den Kopf, ließ den Weißhaarigen jedoch nicht los, welcher nach Aroas Worten noch mehr zu zittern begann. „Was… was sagst du da?“, fragte der König verwirrt und starrte die Violetthaarige an, die daraufhin noch einen Schritt näher kam. „Seine Augen leuchteten lila.“
 

Kenji hob leicht den Kopf, lächelte sie an. „Das ist es ja… was ich… was ich versuchte zu erklären.“, flüsterte er und Verwirrung trat in Tsunas Blick, doch noch immer ließ er Kenji nicht los. Von ihm schien keine Gefahr auszugehen, was nun auch Aroa verwirrt bemerkte. „Was war das?“, fragte sie vorsichtig und der Berater zuckte die Schultern. „Ich… ich habe keine Ahnung… Das war noch nie so.“ Er sprach leise und schien sich geradezu bei Tsuna zu verstecken. „Ich habe mich so unglaublich erschrocken, als… als meine Augen so geglüht haben.“ Aroa nickte und trat noch einen Schritt näher. Dieses Mal jedoch nicht um ihn anzugreifen, sondern um seine Worte verstehen zu können, so leise sprach er.
 

„Wann ist das…“ Aroa unterbrach sich selbst, als Kenjis Augen lila zu leuchten begannen und sein Zittern zunahm. Sie starrte ihn nur an, genau wie Tsuna, Kagome und Hayato auch, da begann Kenji plötzlich zu lächeln und hob wieder leise die Stimme. „Tretet zurück alter Mann.“, flüsterte er und Tsuna schreckte auf, wich zurück. Das Zittern wurde zu einem Beben und Kenji ging langsam in die Knie, krümmte sich zusammen und hielt die Hände vor der Brust verschränkt. „Zurück! Zurück!“, rief Hayato und zog Aroa am Arm zu sich, während Kagome zu Tsuna wich, der nur erstarrt dem Geschehen folgte.
 

Ein Leuchten löste sich von Kenjis Körper, schwebte einen Moment über ihm und manifestierte sich dann zu einer Gestalt. Es wirkte, als wäre Kenji aus seinem eignen Körper getreten, nur dass diese Person das weiße Haar bis auf die Schultern trug, leuchten lilafarbene Augen hatte und auch das Gesicht war nicht identisch. Der junge Mann wich zurück, bis er mit dem Rücken an die Tür gelehnt stand und auf Kenji hinunterblickte, der noch immer zitternd auf dem Boden saß. „Entschuldige bitte. Das war etwas abrupt.“, sprach er sanft und ein Lächeln schlich sich auf seine blass rosa Lippen.
 

Tsuna begann zu zittern, ignorierte jedoch Kagomes Hand auf seinem Arm und trat vor, ließ sich neben Kenji nieder. Sein Berater bebte noch immer, hatte die Augen fest geschlossen und versuchte scheinbar seine Umwelt auszublenden. Der König legte ihm eine Hand auf die Schulter und im nächsten Moment drückte sich Kenji wieder an ihn, atmete zittrig durch und versank schließlich in Dunkelheit. Aroa war in Kampfstellung gegangen und um Hayato wirbelten Schatten.
 

„Ich bin nicht euer Feind.“, sagte der Fremde und Aroa spannte sich an. „Was denn dann?“, fauchte sie, doch der Mann lächelte nur. „Wer seid ihr?“ Kagome hatte sich neben Kenji und Tsuna gekniet. „Mein Name ist Shisui.“, lächelte der Weißhaarige. „Ich gehörte einst zum Reich Sukai, doch vor siebzehn Jahren floh ich von dort und verbarg mich seit dem im Körper von Kenji. Er wusste nichts davon und eigentlich hatte ich auch nicht vor bereits so früh und dann auch noch mitten im Krieg in Erscheinung zu treten, doch genaugenommen hat er mich gerade rausgeworfen.“ Sein Lächeln wurde zu einem fast schon traurigen Grinsen und auf Tsunas Gesicht bildete sich ein triumphierender Ausdruck.
 

„Welchen Grund hätten wir dir zu vertrauen?“, fragte Aroa scharf und die lila Augen richteten sich auf sie. Es wirkte fast so, als würden sie durch sie hindurch blicken. „Hör auf dein eigenes Gefühl.“ Die Violetthaarige stockte. Ihr Gefühl schlug keinen Alarm und sonst tat es das immer, wenn ein Feind in der Nähe war. Es gab also zwei Möglichkeiten. Entweder war dieser Mann hier kein Feind, oder er beeinflusste ihre Wahrnehmung. Sie tippte auf letzteres.
 

„Er ist kein Feind.“, flüsterte da Kenji, der noch immer an Tsuna lehnte, jetzt jedoch wieder die Augen öffnete. Er setzte sich auf und streifte die helfenden Hände des Königs ab, erhob sich. „Er hat Angst.“ Seine grauen Augen hefteten sich in die lila des anderen Weißhaarigen, dann wandte er sich ihm völlig zu und stand im nächsten Wimpernschlag keine fünf Zentimeter mehr von ihm entfernt. Tsuna erhob sich ruckartig, doch Kenji zeigte keine Anzeichen von Schwäche. Es schlich sich sogar ein Lächeln auf seine Lippen.
 

„Du hast sie unterdrückt. Habe ich nicht Recht? All die Jahre hast du meine Kräfte unterdrückt. Warum.“ Seine Stimme klang trockener, kühler als sonst und das Lächeln auf Shisuis Lippen verschwand. „Du durftest nicht auffallen. Du siehst mir sogar ähnlich, wir denken ähnlich, wir handeln ähnlich. Hätten deine Kräfte das Ausmaß erreich, wie ich es erwartet hatte, hätte Mori sofort ein Auge auf dich geworfen. So bliebst du all die Jahre für ihn unsichtbar und mit dir auch ich. Genaugenommen habe ich deine Kräfte nur ein wenig unterdrückt. Die Teleportation war für dich zusätzliche Anstrengung, da wir ja genaugenommen zwei Personen waren. Nur beim Heilen habe ich dir freie Hand gelassen und war wirklich unglaublich beeindruckt.“
 

Sein Lächeln kehrte zurück und Kagome erhob sich langsam. Ja, er hatte Recht. Sie waren sich ähnlich. Sie hatten das gleiche Haar, von der Länge abgesehen, den gleichen Körperbau, die gleiche Größe und auch die Gesichter waren sich ähnlich. Das Lächeln war gleich, nur die Augen unterschieden sich. Kenjis waren grau, wirkten immer in Bewegung und doch so voller Ruhe. Sie wirkten tief und voll von Freude und Freundlichkeit und wirklich wie seine Seele gespalten in zwei Stücke. Shisuis waren lila, strahlend und doch irgendwie verblasst. Es war nicht die Farbe, sondern der Blick wirkte unstet, unfokussiert und unklar. Diese Augen strahlten etwas Trauriges und Verborgenes aus und wirkten wie ein Spiegel. Fälschlicherweise tief und doch bestehend aus einer fast unsichtbaren Mauer.
 

Durch diese Augen unterschieden sie sich und ergänzten sich irgendwie auch wieder.
 

Auf Kenjis Lippen schlich sich ein Lächeln, dann wandte er sich abrupt um. „Tsuna! Ich erbitte die Erlaubnis der Gruppe hinter zu reisen.“, sagte er laut und direkt und das Gesicht des Königs entglitt. „Du willst bitte was?“ Seine Stimme klang schrill und entsetzt. Nun ja, wer wollte es ihm verübeln. Sein Berater war ihm gerade völlig aufgelöst in die Arme gelaufen, dann war ein Fremder aus seinem Körper getreten und nun forderte er nach Sukai zu reisen und in den Kampf einzugreifen. „Ich will helfen. Ich habe die Macht zu heilen. Die habe ich nicht ohne Grund und nun kann ich auch zu ihnen reisen, ohne danach Tagelang zu schlafen. Ich glaube sie brauchen einen Heiler.“
 

„Das ist keine gute Idee.“, räumte Shisui ein und Kenjis Blick traf wieder seinen scheinbaren Doppelgänger. „Du warst bis jetzt so gut wie unsichtbar für König Mori. Du solltest dich auch weiter bedeckt halten und dann in Erscheinung treten, wenn du wirklich gebraucht wirst. Sie sind noch auf dem Weg. Solange Lady Midori keine beunruhigende Visionen hat, würde ich mich an deiner Stelle weiter hier aufhalten. Du kannst später noch wirklich nützlich sein, aber nicht, wenn der Feind deine Stärken und Schwächen kennt.“
 

Der Berater schien einen Moment zu überlegen, ob er Vertrauen und Glauben in die Worte des anderen setzten sollte, da trat Aroa vor und starrte Shisui misstrauisch an. „Ich traue dir kein Stück. Wenn du willst, dass wir dir deine Worte und deine Absichten glauben, so beweise es.“ Noch immer lag dieses verwirrende Lächeln auf seinen Lippen, doch es wirkte unecht. „Wie kann ich dies tun?“, fragte er dann und Aroa ging in Kampfstellung. „Greif mich an.“
 

„Bitte was?“ Das Lächeln schwankte einen Moment, dann war es wieder da, doch von Kagome kam ein unverständlicher Laut und auch Hayato trat verwirrt näher. „Aroa was soll das?“, fragte er flüsternd, doch sie warf ihm einen unmissverständlichen Blick zu. Sie wusste was sie tat und niemand, wirklich niemand sollte sie jetzt stören. „Tu es einfach. Oder verlass dieses Gebäude.“ Shisui schien einen Moment wirklich mit dem Gedanken zu spielen, zu gehen, dann jedoch atmete er kurz durch und schoss vor. Er drehte sich kurz vor Aroa, streckte die Hand aus und das Mädchen wurde von einem Windstoß zurück geschleudert.
 

Sie machte eine Rückwärtsrolle und kam galant wieder auf die Füße, wartete auf einen weiteren Angriff, der jedoch nicht erfolgte. Ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen, dann ließ sie ihre Kampfhaltung fallen und trat auf Shisui zu. „Ok, jetzt vertraue ich dir.“, sagte sie leise und Hayato neben ihr zog verwirrt die Augenbrauen zusammen. „Wieso das denn jetzt bitte? Er hat dich angegriffen.“ Sie nickte auf seine Worte hin, fixierte jedoch weiter den Weißhaarigen. „Ja das hat er. Aber nur dieses eine Mal. Er hat gewartet, dass ich wieder auf die Beine komme und wollte mir dann den nächsten Schlag lassen. Das tut kein Feind. Und außerdem schlägt mein Gefühl nicht Alarm und auf das ist immer verlass.“, erklärte sie geduldig, schien ihren Freund jedoch noch nicht überzeugt zu haben.
 

Shisui beobachtete die beiden Kinder mit einem Schmunzeln auf den Lippen, dann wanderten seine Augen zu Kenji hinüber, der sich gerade leise mit Tsuna zu beraten schien. Das Mädchen mit den braunen Haaren trat neben ihn und musterte ihn fast schon unverfroren, was ihm nun doch wieder ein Lächeln entlockte. „Kann ich ihnen helfen, Lady…?“ Auch sie zeigte ein schwaches aber sanftes Lächeln. „Kagome Higurashi.“, stellte sie sich dann selbst vor und verneigte sich kurz, was er ihr im Ansatz nach tat. „Ich…“, begann sie dann sich selbst zu erklären, oder versuchte es zumindest. „Ich finde es nur gerade etwas viel, nicht? Erst dieser Krieg, den keiner überblicken kann, dann kommt ihr plötzlich aus Kenjis Körper und verlangt, dass man euch vertraut und wie es scheint, tun wir das auch noch alle.“
 

„Nun, ich habe nie gesagt, dass ihr mir vorbehaltlos vertrauen sollt. Ihr sollt mir nur glauben, dass ich kein Feind mehr bin.“, schmunzelte er und Kagome nickte. Sie schien kurz zu überlegen, wie sie ihre nächsten Worte setzten sollte, dann fixierte sie wieder Shisuis Augen. „Ich hoffe, ihr habt Verständnis dafür, dass ihr von mir nur den Versuch von Vertrauen erhalten könnt.“ Sie versuchte gar nicht erst sich zu erklären, doch Shisui lächelte sie breit und fast schon ehrlich an. „Ein Versuch reicht mir völlig. Vielen Dank.“



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Lisanaund1
2015-11-20T14:36:15+00:00 20.11.2015 15:36
Echt super geworden und bitte schnell weiter schreiben
Von:  CheyennesDream
2014-08-18T20:37:11+00:00 18.08.2014 22:37
Gerade habe ich deine Geschichte entdeckt und gleich reingelesen.

Wenn ich das richtig interpretiere wird es eine Abenteuer FF ohne Romantik und ohne Paare ;) außer die , welche bereits zusammen sind.

ich freue mich endlich mal eine normale Geschichte wieder zu lesen.

Auf jeden Fall bin ich neugierig. Das Thema ist wirklich ausbaufähig und es steckt eine menge Potenzial drin.
Bin auf deine Umsetzung gespannt.

Chris


Antwort von:  Dankness-is-all
18.08.2014 23:09
Hey, danke. Jup, es wird vielleicht ein Paar geben, was wirklich jeder kennt aber ich glaube, dass ich es nur andeute. Ich hasse Romanzen. Ja, das Thema wird noch ziemlich auslaufen, schließlich ist Krieg keine leichte Sache, schon gar nicht, wenn dieser in der Welt von Inu Yasha statt findet. :) Schreibe bald weiter. Danke noch mal


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