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Himmel oder Hölle?

Xemnas x Saix
von

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Nachtmahr

# Kapitel 2 # Nachtmahr #

Die Sonne war schon am Untergehen, als endlich der lang ersehnte Lichtstrahl auftauchte und niemand geringeres als Erzengel Michael selbst aus diesem Schritt. Sein Blick war einen Moment kalt, aber als er Isa erblickte, der auf einem Stein am Wasser saß und geradezu Trübsal zu blasen schien, hob er überrascht eine Augenbraue.

„Wo ist Meliel?“, fragte er sofort, da er ihn nicht antraf und wohl auch nicht spüren konnte.

„Tot.“, antwortete Isa nur, rutschte von dem Fels und lief vorsichtig in die Richtung seines Mentors, verstohlen aber die Gegend absuchend, als fürchtete er, der silberhaarige Krieger von vorhin könnte noch einmal auftauchen. Das war auch in den letzten Stunden des Wartens seine Angst gewesen.

Einerseits war er neugierig, denn der Höllenbewohner war auf eine gewisse Art und Weise interessant gewesen, so beängstigend seine Art und Kraft auch gewesen war.

Aber Isa war eben kein Krieger.

„Ein Dämon? Hier riecht es nach Hölle.“ Michaels Blick wurde finsterer, als der junge Engel nickte und er sah sich um, aber außer ein paar Vögel und dem Rauschen des Windes war nichts zu hören und ansonsten lag der Wald nur friedlich da.

„Wie kommt es, dass er dich am Leben ließ? Sie töten jeden, der ihnen über den Weg läuft, vor allem so wehrlose Engel wie dich.“ Der Erzengel musterte Isa, der mit den Schultern zuckte.

„Er hat mich wohl nicht bemerkt in seinem Triumpf. Ich war im Unterholz.“

Warum er gerade log, wusste er nicht, aber er erschrak über sich selbst deswegen. Engel logen nicht. Normalerweise. Aber Normalerweise hatten sie auch keine solch komischen Begegnungen mit Höllenkriegern.

Michael schien davon nichts zu merken, er nahm seinen Schützling stattdessen bei der Hand und führte ihn mit sich zum Lichtportal, welches sie beide wieder zurück nach Hause in den Himmel brachte.

Noch an diesem Abend lernte Isa, wie er solch ein Portal erschuf, das ihm auf die Erde oder zum Himmel brachte und es erforderte seine ganze Konzentration, denn immerzu hatte er die goldenen Augen dieses Höllenbewohners im Kopf, wie ein Gespenst, das ihm auf Schritt und Tritt folgte und ihn ablenken wollte.

Selbst Erzengel Michael merkte, dass der Junge nicht ganz bei der Sache war und tadelte ihn nicht nur einmal, schob es aber darauf, dass Isa wohl einfach neben der Spur war, da in seiner Nähe ein Engel getötet worden war und er ebenfalls fast von einem Krieger der Finsternis erwischt wurde.

„Die Grundlagen kannst du nun. Morgen früh machen wir weiter, für heute solltest du ruhen und diese Begegnung verarbeiten.“, seufzte er schließlich genervt und schickte Isa auf sein Zimmer im Palast zurück.

In der Regel lebten Engel nicht im Palast. Aktuell waren es nur die Erzengel und Isa, der ja keine wirkliche Familie hatte. Außerdem hatten die hohen Engel ihre eigenen Gründe, den Jungen zu separieren, von denen dieser aber nichts wusste.
 

Isas Träume in der Nacht waren seltsam durchwachsen. Er träumte von Schatten, von Blut, obwohl er keines gesehen hatte, von silbernen Haaren und vor allem von diesen goldenen Augen. Sie ließen ihn nicht  mehr los. Mehrmals erwachte er im Glauben, der Höllenbewohner sei ihm gefolgt und stehe nun an seinem Bett, strecke die Hand nach ihm aus, um ihn festzuhalten, aber als sich der Blauhaarige schweißgebadet umblickte, war da nur sein leeres, schlichtes Zimmer.

Sein Bücherregal stand ganz normal an der Wand, sein Himmelbett auf dem kleinen Podest in der einen Ecke des Raumes, sein Tisch mit den Stühlen, auf dem ein paar Unterlagen herumlagen war ebenso unberührt wie sein Schrank und die geschlossenen, hohen Fenster oder die Balkontür, die zu eben jenem führte.

Es war die erste Stunde der Dunkelheit. Unruhig schlief er wieder ein, erwachte bald darauf wieder, dieses Mal im Glauben, Schatten würden sich auf ihn stürzen und wieder meinte er, die goldenen Augen zu sehen.  Er beschloss, Kerzen anzumachen, um etwas Licht in sein Zimmer zu kriegen, aber erwischte sich dabei, dass er wie ein ganz junger Engel zu viel Angst hatte, aus dem Bett zu steigen. Wobei… das fiel Isa erst jetzt auf. Engel kannten keine Angst, solange sie keinen Grund dazu hatten.  Die Begegnung mit dem Höllenbewohner hatte ihm dieses Gefühl gelehrt und nun verarbeitete er es wohl auf diese Art. Eine neue Empfindung. Selbst Krieger kannten Angst nicht, wenn sie noch nicht in einer Schlacht gekämpft hatten oder sonstigen Grund dazu gehabt haben.

‚Angst‘ gab es im Himmel schlicht und ergreifend auf natürlichem Wege nicht. Man musste es durch andere lernen.

So sehr ihn diese Erkenntnis auch faszinierte, es half ihm im Moment nicht wirklich gegen seine Alpträume.

Er seufzte, legte sich wieder hin und rollte sich ein, um vielleicht doch noch etwas zu schlafen. Allerdings war er jetzt hellwach, lauschte auf jedes Geräusch, als könne dieser Krieger jeden Moment hier auftauchen.

>Dein Name?<

Jetzt hörte er schon die Stimme in seinem Kopf, das Echo dessen, was ihn der Silberhaarige so bedrohlich gefragt hatte.

Isa rollte sich auf die andere Seite, hielt sich die Ohren zu und kniff die Augen zusammen, aber vor seinem inneren Auge sah er immerzu die goldenen Augen. Unruhig rollte er sich wieder herum, fiel dann aus dem Bett und schrie erschrocken auf, fiel unsanft die eine Stufe hinunter und konnte ein verängstigtes Wimmern nicht unterdrücken, da er glaubte, eine dunkle Macht zu spüren.

Das war der Moment, indem er die Augen öffnete und seine Ängste abschüttelte, von einer Sekunde auf die Nächste einfach die Sorgen fallen ließ – jedenfalls für diesen Moment, denn er wusste nun sicher, dass er sich das alles gerade zusammen spann.

Der Krieger hatte keine Macht gehabt, da war nichts zu fühlen gewesen. Einfach nichts. Keine Aura, gar nichts. Dieses kleine Detail brachte den geplagten Engel zurück auf den Boden der Realität und beinahe schämte er sich dafür, dass er sich so von geistigen Bildern und Erinnerungen beeinflussen ließ.

So aber verarbeiteten Engel ihre Sorgen, wenn sie denn je mal welche hatten. Im Schlaf.
 

Tief atmete Isa ein und wieder aus. Sein Nachthemd klebte an seinem Körper und die Nacht war ohnehin für ihn vorbei. Viel Schlaf brauchten Engel zwar ohnehin nicht, vielleicht vier oder fünf Stunden um genau zu sein, aber dafür regenerierten sie ihre Kraft beinahe vollständig in dieser Schlafphase. Zu wenig Schlaf brachte jedoch rein gar nichts.

Er stand auf, zündete nun doch ein paar Kerzen an und ging in sein Badezimmer, um sich zu waschen und für den Tag anzuziehen. Als er dort in sein Spiegelbild im Spiegel blickte, glaubte er für eine Sekunde, er blicke in goldene Augen und erschrak sich davon erneut, stolperte zurück gegen die Wand, während sein Herz heftig gegen seine Brust hämmerte.

Nahm das gerade kein Ende? Verfolgten ihn die Augen dieses Kriegers jetzt dauernd? Es reichte! Es war ein Hirngespinst! Mehr nicht! Angst! Und Isa wollte eines gewiss nicht: angst haben!

Morgen würde er endlich mit seinem Training beginnen, was ja heute nicht mehr geklappt hatte, er würde dann eine Rüstung erhalten und wenn er erst eine Waffe in der Hand hielt und die Grundzüge des Kampfes kannte, ja, dann würde er auf die Erde zurückkehren und diesen Höllenkrieger suchen, der ihn nun so malträtierte, ohne überhaupt anwesend zu sein!

Das schwor er sich und mit dieser neuen, mutigen Einstellung machte er sich für den Tag fertig, der schon bald darauf anbrach.

„Isa, du konzentrierst dich wieder nicht richtig.“

Der höchste der Erzengel war nicht glücklich über seinen Schützling. Das mit den Portalen bekam er ja jetzt endlich hin, aber dann ließ er das Portal offen, starrte fast schon panisch in das Licht und wusste nicht, wie er es wieder schließen sollte.

In Wahrheit war Isa einfach geradezu in dem Moment zu Stein erstarrt. Er glaubte, jeden Augenblick könnte der silberhaarige Dämon daraus hervorkommen und er sah diese Augen schon wieder vor sich, wenn er in das Licht blickte. Außerdem verfolgten ihn die Stimme und das tiefe Lachen, was ihm eine dauerhafte Gänsehaut bescherte.

Der Blauhaarige seufzte, als Michael zum wiederholten Male das Portal verschwinden ließ, um zu vermeiden, dass etwas Ungewolltes hindurchschlüpfte, was durchaus möglich sein konnte. Menschen sahen das Licht zwar nicht, aber wenn sie zufällig genau in die Stelle liefen, so landeten sie hier und dann – tja, das wollte Michael nicht sagen, was dann war. Isa war niedergeschlagen, weil es nicht so funktionierte, wie man es erwartete und auch wie er es selbst wollte und diese Enttäuschung über sich selbst ließen ihn sich noch weniger anstrengen. Es war eine Art Teufelskreislauf. Der Erzengel tat aber auch nicht wirklich was dafür, um Isa die nötige Motivation zu schenken, was ja auch nicht dessen Aufgabe war, aber es war ein Moment, indem sich der Junge wünschte, nicht einfach nur ein Schüler zu sein, der keinen Vertrauten hatte, keine Familie. Er wollte sich irgendwem anvertrauen, er wollte hören, dass nichts passieren konnte und kein Dämon oder sonstiges Höllenwesen hier in den Himmel kommen konnte, obwohl Isa das selbst schon wusste.

Klar, die Erzengel waren sozusagen seine Familie, aber mit ihnen sprach Isa nicht über Sorgen. Mit ihnen teilte er auch nicht neue Erlebnisse, wie es junge Engel mit ihren Eltern taten. Sie waren seine Mentoren in Dingen, die zu erlernen waren, mehr nicht. Das war wohl der Grund, wieso Isa so ruhig war und wenig sprach.

„Wir belassen das für heute. Fangen wir mit dem Kampftraining an, vielleicht enttäuschst du mich damit nicht so sehr.“

Knallharte Worte, die nicht gerade dazu beitrugen, dass sich der junge Engel besser fühlte. Er biss sich auf die Unterlippe, nickte aber nur und folgte Michael schweigend.

Es stellte sich heraus, dass Isa ein Naturtalent war, was das Thema ‚Kampf‘ anging. Man konnte zwar durch ein paar Übungen nicht viel sagen, aber der Junge lernte schnell und er sah oftmals direkt die Angriffe und parierte oder blockte geschickt mit Schild und Schwert, ohne überhaupt Training darin zu haben. Michael testete ihn nur mit ein paar harmlosen Angriffen, aber Isa zeigte eben deutlich mehr Talent als jeder normale Engel. Nun, dafür war er auch erschaffen worden.

Trotzdem gab es Momente, in denen Isa wieder total abgelenkt war und einen Hieb voll abbekommen hätte, hätte Michael nicht inne gehalten und den Angriff abgebrochen.

Nach einigen Stunden des Trainings, als Isa immer unkonzentrierter wurde, rammte Michael geradezu wütend sein Schwert in den Boden und fauchte seinen Schüler an:

„Wenn du dich nicht etwas mehr konzentrierst, überlege ich mir, ob ich meine wertvolle Zeit weiterhin für dich opfere! Ist das dein Dank für die Behandlung, die wir dir zukommen lassen?! Wenn du deine Rüstung bekommen willst, dann will ich einen Fortschritt sehen, aber im Moment kämpft wohl sogar ein Mensch besser als du.“

Isa zuckte zusammen, sagte aber nichts. Wie sollte er erklären, dass er in manchen Momenten nicht Michael während einer Übung sah, sondern diesen Silberhaarigen? Es war kein Alptraum, aber die Bilder ließen ihn nicht los.  Hier hatte er nicht mal die Illusion von dunkler Macht, die ihn in der Nacht auf den Boden der Tatsachen zurück gebracht hatte, da er eine solche nicht gespürt hatte.

Auch wen er nichts über den Erdenbesuch gesagt hatte, so verstand Isa nicht, wieso Michael kein Verständnis aufbringen konnte, dass es eben nicht mal auf Anhieb so gut klappte.

„Morgen will ich besseres von dir sehen. Du sollst das tun, wofür du geschaffen wurdest. Kämpfen! Richtig kämpfen!“

Dann ließ der Erzengel ihn einfach stehen.

Der junge Engel starrte ihm fassungslos hinterher, denn so kannte er den gütigen, einfühlsamen Erzengel nicht und die Worte trafen ihn mehr als nur hart. Es tat weh. Sein Herz schmerzte.

Er ließ einfach die Waffe und sein Schild fallen und flog zurück zu seinem Zimmer, das er durch seinen Balkon betrat und ließ sich dort aufs Bett fallen.

> Du sollst das tun, wofür du geschaffen wurdest. Kämpfen! <

War es das? War er für Michael nur ein Werkzeug, das im Moment nicht so funktionierte wie erwünscht und erwartet? Dabei sah der Anfang doch ganz gut aus, als Isa noch Konzentration gehabt hatte.

Nur später, als er diese goldenen Augen und die Stimme nicht mehr hatte ausblenden können, erst dann wurde es eben so chaotisch.

Das war doch nicht fair! Ihn deswegen so runterzuputzen, weil er sein erstes Training einerseits weitaus besser als der Durchschnitt, andererseits katastrophal am Ende absolviert hatte.

Isa hatte den Drang zu weinen. Aber er konnte nicht. Das hatte er noch nie gekonnt, denn auch das war eines der Dinge, die er nie gelernt hatte. Das konnten nur geborene Engel, denn sie bekamen bei der Geburt einen Schlag auf den Hintern, damit sie weinten.

Er aber war nun mal erschaffen. Bisher hatte er immer geglaubt, es sei ein Segen, langsam aber fragte er sich, ob er damit nicht sogar das härtere Los gezogen hatte.

Ob die in der Hölle auch so unfair waren wie Michael?
 

In dieser Nacht schlief Isa noch schlechter. Er wälzte sich im Bett herum, hatte dauernd Michaels Stimme im Kopf, wie er ihn runtermachte und enttäuscht von ihm war, gleichzeitig hatte er das amüsierte Lachen des Höllenbewohners im Kopf, das neben Michaels Worte gar nicht mehr so schlimm erschien.

Von diesen goldenen Augen schien Isa gar nicht mehr wegzukommen, sie waren ihm im Moment aber sogar willkommener als der Anblick des Erzengels, der ihn so abwertend angeschaut hatte, bevor er gegangen war.

Am Ende waren seine Gedanken so verdreht und verworren, dass er gar nicht mehr verstand, wieso er den Höllenbewohner eigentlich so furchteinflößend gefunden hatte. Die Enttäuschung und das Gefühl des Versagens saßen viel tiefer in ihm und obwohl es eigentlich der Antrieb sein sollte, sich mehr anzustrengen, so wollte Isa gar nicht mehr mit Michael trainieren.

Allein der Gedanke widerte ihn an, denn er wollte nicht nur ein erschaffenes Objekt sein, das genauso agierte, wie es erwartet wurde.

Er beschloss, sich am nächsten Morgen anzustrengen und die Reaktionen seines Mentors abzuwarten. Vielleicht hatte der ja heute genauso einen schlechten Tag gehabt wie Isa selbst.

Mit diesem Gedanken fand er wenigstens in den frühen Morgenstunden, als es schon wieder hell war, endlich ein wenig Schlaf, um etwas konzentrierter zu seiner Lektion mit Michael zu kommen.

 

# Kapitel 2  Ende #



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  TKTsunami
2014-06-08T09:11:36+00:00 08.06.2014 11:11
Xemnas was here~
Ich glaube selbst geschaffene Engel weinen, nur zeigen sie es ungern und heulen nur in sehr verzweifelten Situationen.
Ob Michael bei Lucifers Verrat geheult hat? immerhin blickte damals jeder zu dem Engel auf... Mhmh O_o
Möh jetzt will ich was über Michael schreiben... *drop*

TK was here
Antwort von:  Hallvalor
08.06.2014 11:16
Tu es, tu es , tu es ! =D

Saix könnte schon weinen, er war ja quasi nah davor (ich auch beim schreiben O.o), aber er sucht sich eben selbst Erklärungen, wieso etwas wie ist. Da ich aus Saix' Sicht schreibe, müssen diese Erklärungen ja nicht stimmen :)
Und was Xemnas und sein Besuch auf der Erde anging: Zufall? Oder vielleicht hat er unterbewusst gespürt, dass Isa eben dort ist.
Wieso? Kommt noch :)


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